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Springer-Lehrbuch

Manfred Filtz · Heino Henke

Übungsbuch
Elektromagnetische
Felder
Mit 162 Abbildungen

123
Dr. Manfred Filtz
Professor Dr.-Ing. Heino Henke
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Theoretische Elektrotechnik
Einsteinufer 17
D-10587 Berlin
E-mail: Filtz@tetibm1.ee.tu-berlin.de
Henke@tu-berlin.de

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Vorwort

Die vorliegende Aufgabensammlung ist aus den „Übungen zur Theoretischen


Elektrotechnik“ an der Technischen Universität Berlin hervorgegangen und
als Ergänzung zum ebenfalls in diesem Verlag erschienenen Lehrbuch „Elek-
tromagnetische Felder“ [Henke] gedacht. Insofern orientieren sich auch die
hier verwendeten Symbole und Bezeichnungen an [Henke].
Die Aufgabensammlung richtet sich sowohl an Studierende ingenieur- und
naturwissenschaftlicher Studiengänge als Hilfe für die Prüfungsvorbereitung
und Wissensvertiefung als auch an Ingenieure, die nach effektiven Lösungswe-
gen für elektromagnetische Problemstellungen suchen. Man findet eine große
Anzahl durchgerechneter Aufgaben aus den folgenden Teilgebieten:
E Elektrostatische Felder
S Stationäres Strömungsfeld
M Magnetostatische Felder
Q Langsam veränderliche (Quasistationäre) Felder
W Beliebig zeitveränderliche Felder (Wellen)
Jedem dieser Teilgebiete ist eine kurze Zusammenfassung der notwendigen
Formeln und Lösungsmethoden ohne Herleitungen vorangestellt. Dabei wird
aber vorausgesetzt, dass der Leser bereits mit dem Stoff einigermaßen ver-
traut ist und sich hier nur noch einmal einen zusammenfassenden Überblick
verschafft. Dieser Überblick erhebt außerdem nicht den Anspruch der Voll-
ständigkeit. Die Nummerierung der Übungsaufgaben erfolgt zur besseren Ori-
entierung durch Voranstellen der oben angegebenen Buchstaben für das je-
weils behandelte Teilgebiet.
Die ausführlich durchgerechneten Beispiele sollen die grundsätzliche Vor-
gehensweise bei der Lösung elektromagnetischer Problemstellungen aufzei-
gen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben variiert zum Teil deutlich. Es wur-
den nämlich absichtlich auch anspruchsvollere Probleme1 behandelt, um die
praktische Bedeutung aufzuzeigen, die das Gebiet der elektromagnetischen
Feldtheorie in ganz unterschiedlichen Situationen gewonnen hat. Wir werden
uns, um nur einige Beispiele zu nennen, u.a. mit
– der feldreduzierenden Wirkung eines Erdseils,
– elektrostatischen Linsen zur Fokussierung von Teilchenstrahlen,
– der Widerstandsmessung mit Hilfe der Vierspitzenmethode,
– transienten Vorgängen in einem Turbogenerator,
– der Verwendung magnetischer Wanderwellen in einer Wirbelstromkanone,
– der Abschirmung durch Wirbelströme,
1
diese sind mit einem Stern gekennzeichnet
VI Vorwort

– dem elektrodynamischen Schweben (Levitation),


– einem phased array zur Erzeugung gerichteter Strahlung,
– einer einfachen Anordnung zur Radarabschirmung,
– einem Beispiel für die Entstehung von Cerenkov-Strahlung
befassen, zumindest unter Verwendung einfacher Modelle. Genannt werden
soll an dieser Stelle auch noch die besonders für den Elektroingenieur wich-
tige Berechnung von Kapazitäten und Induktivitäten, wofür es zahlreiche
Beispielaufgaben gibt. Dabei stehen natürlich im Rahmen dieses Buches vor
allem die konkrete Berechnungsmethode und weniger technische Gesichts-
punkte im Vordergrund.
Gerade bei den anspruchsvolleren Aufgabenstellungen wird besonders die
Notwendigkeit der Modellbildung deutlich. Der Leser soll erkennen, wie durch
sinnvolle Vernachlässigungen ein Problem einer analytischen Lösung zugäng-
lich werden kann, ohne dass dabei die physikalischen Gegebenheiten zu stark
verfälscht werden.
Selbstverständlich bedarf es zuvor einiger „Fingerübungen“, um sich
schlussendlich an mehr praxisorientierte Probleme heranzuwagen. Dies hat
zur Folge, dass nicht alle Aufgaben einen sofort ersichtlichen Praxisbezug
aufweisen, sondern eher das Ziel verfolgen, eine bestimmte Arbeitsweise an
einem einfachen Beispiel einzuüben.
Im Anschluss an die durchgerechneten Beispiele werden dann noch spe-
ziell zur Kontrolle des eigenen Lernfortschrittes kurze Ergänzungsaufgaben
gestellt, bei denen nur das Resultat angegeben ist.
Im Gegensatz zur Mechanik wird bei Aufgaben zum Elektromagnetismus
häufig ein gewisser Mangel an Anschaulichkeit beklagt. Das ist durchaus ver-
ständlich, denn wenn man sich auch über die Auswirkungen elektromagne-
tischer Felder im Klaren ist, so ist das Feld selbst natürlich nur eine auf
Faraday zurückgehende Abstraktion. Dennoch hat man auch hier die Mög-
lichkeit der Veranschaulichung in Form sogenannter Feldlinien (Faradays
lines of force). Daher werden in diesem Übungsbuch auch immer wieder sol-
che Feldlinienbilder gezeigt. Sie illustrieren ein häufig unübersichtliches ma-
thematisches Resultat und geben darüber hinaus die Möglichkeit, Ergebnisse
auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen. Dazu gehört sicherlich etwas Erfah-
rung, welche sich aber nach einer gewissen Zeit der Beschäftigung mit den
Übungsaufgaben einstellen dürfte.
An dieser Stelle möchten wir den Tutoren des Fachgebietes Theoretische
Elektrotechnik Claudia Choi, Joel Alain Tsemo Kamga sowie Abdurrahman
Öz unseren besonderen Dank für das Korrekturlesen und Nachrechnen der
Aufgaben aussprechen.

Berlin, im Juli 2007 Manfred Filtz


Heino Henke
Inhaltsverzeichnis

1. Elektrostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Zusammenfassung wichtiger Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Grundgleichungen im Vakuum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Elementare Feldquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Superposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Materie im elektrischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Differentialgleichungen für das Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Rand- und Stetigkeitsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Elektrische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Elektrischer Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Kapazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Kräfte im elektrischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Spiegelungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
E1 Kraftberechnung mit dem Coulombschen Gesetz . . . . . . 7
E2 Superposition von Ladungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
E3 Unendlich lange, gerade Linienladungen . . . . . . . . . . . . . 8
E4 Kreisförmige Flächenladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
E5 Feldberechnung mit dem Gaußschen Gesetz . . . . . . . . . . 10
E6 Halbkugelförmige Raumladung, Ladungsschwerpunkt . 12
E7 Lineare Dipolverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
E8 Elektrischer Liniendipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
E9 Dipolverteilung auf einer Fläche (Doppelschicht) . . . . . 17
E10 Feldreduzierende Wirkung eines Erdseils . . . . . . . . . . . . 18
E11 Äquipotentialflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
E12 Kapazität zwischen zylindrischen Leitern . . . . . . . . . . . . 22
E13∗ Polarisierte Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
E14 Stetigkeitsbedingungen am dielektrischen Zylinder . . . . 28
E15 Spiegelung am dielektrischen Zylinder . . . . . . . . . . . . . . . 29
E16 Linienladung vor einem dielektrischen Halbraum . . . . . 30
E17 Energie einer kugelförmigen Raumladung . . . . . . . . . . . . 32
E18 Teilkapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
E19 Kräfte an metallischen Oberflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
E20 Elektrischer Dipol vor einer leitenden Kugel . . . . . . . . . 36
VIII Inhaltsverzeichnis

E21
Kapazität einer Stabantenne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
E22
Randwertproblem in kartesischen Koordinaten . . . . . . . 40
E23
Elektrostatische Linse (periodischer Fall) . . . . . . . . . . . . 45
E24∗
Elektrostatische Linse (aperiodischer Fall) . . . . . . . . . . . 49
E25
Homogen polarisierter Zylinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
E26
Ringladung über einem leitenden Halbraum mit
dielektrischer Halbkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
E27∗ Lösung einer Poisson-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Ergänzungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

2. Stationäres Strömungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Zusammenfassung wichtiger Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Grundgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Elementare Feldquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Rand- und Stetigkeitsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Stromwärmeverluste und Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Spiegelungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
S1 Kugelerder, Schrittspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
S2∗ Vierspitzenmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
S3 Elektrolytischer Trog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
S4 Widerstand einer leitenden Kreisscheibe . . . . . . . . . . . . . 82
S5 Luftblase im leitenden Volumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
S6∗ Strömungsfeld in einer Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Ergänzungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

3. Magnetostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Zusammenfassung wichtiger Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Grundgleichungen im Vakuum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Elementare Feldquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Magnetfeld verteilter Ströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Materie im magnetischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Differentialgleichungen für das Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Rand- und Stetigkeitsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Magnetischer Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Magnetische Feldenergie und Induktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Kräfte im magnetischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Spiegelungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
M1 Kraftberechnung mit dem Ampèreschen Gesetz . . . . . . 100
M2 Leiterschleife im Feld einer Doppelleitung . . . . . . . . . . . 102
M3 Feldberechnung mit dem Biot-Savartschen Gesetz . . . . 104
M4 Magnetischer Dipol vor einer Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
M5∗ Permanentmagnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Inhaltsverzeichnis IX

M6Gegeninduktivität zwischen einer Kreisschleife und ei-


ner Doppelleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
M7 Achsenfeld einer Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
M8 Selbstinduktivität einer Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
M9 Stromdurchflossene Bandleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
M10 Doppelleitung über einem permeablen Halbraum . . . . . 121
M11∗ Feldberechnung in einer elektrischen Maschine . . . . . . . 125
M12∗ Erzeugung eines magnetischen Wanderfeldes . . . . . . . . . 132
M13 Permeable Hohlkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Ergänzungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

4. Quasistationäre Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143


Zusammenfassung wichtiger Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Grundlegende Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Ohmsches Gesetz für bewegte Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Diffusionsgleichung und Eindringtiefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Komplexer Wechselstromwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Q1 Unipolarmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Q2 Induktion in einer bewegten Leiterschleife . . . . . . . . . . . 147
Q3 Induktion durch Rotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Q4 Lesespule über einem Magnetband (Skalarpotential) . . 150
Q5∗ Lesespule über einem Magnetband (Vektorpotential) . . 153
Q6 Stromverteilung in einem mehradrigen Kabel . . . . . . . . 155
Q7 Induktionsofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Q8 Diffusion im leitenden Block (Laplace-Transformation) 161
Q9 Diffusion im leitenden Block (Bernoulliansatz) . . . . . . . 164
Q10∗ Leitende Platten im transienten Magnetfeld . . . . . . . . . . 165
Q11 Abschirmung durch leitende Kugelschalen . . . . . . . . . . . 170
Q12 Schirmung einer HF-Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Q13 Dünnwandiger Rechteckzylinder im homogenen, ma-
gnetischen Wechselfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
Q14∗ Doppelleitung über einer leitenden Platte . . . . . . . . . . . . 177
Q15∗ Bewegte Doppelleitung über einer leitenden Platte
(Levitation) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Q16∗ Wirbelstromkanone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
Ergänzungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

5. Beliebig zeitveränderliche Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195


Zusammenfassung wichtiger Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Grundlegende Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Homogene Wellengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Komplexe Dielektrizitätskonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Poyntingscher Vektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Ebene Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
X Inhaltsverzeichnis

Retardierte Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198


Hertzscher Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Geführte Wellen in Hohlleitern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
W1 Anpassung von Leitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
W2 Ebene Welle, elliptische Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . 202
W3 Reflexion am geschichteten Medium . . . . . . . . . . . . . . . . 206
W4 Unterdrückung von Radarechos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
W5 Hertzscher Dipol vor einer leitenden Ecke . . . . . . . . . . . . 211
W6 Phased Array mit Hertzschen Dipolen . . . . . . . . . . . . . . . 213
W7∗ Gruppenstrahler mit λ/2-Dipolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
W8 Strahlung eines ringförmigen Stromes . . . . . . . . . . . . . . . 219
W9 Verluste in einer Parallelplattenleitung . . . . . . . . . . . . . . 221
W10 Parallelplattenleitung mit Dielektrikum . . . . . . . . . . . . . 223
W11 Rechteckhohlleiter mit Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
W12 Wellen im Koaxialkabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
W13 Rundhohlleiter mit dielektrischer Schicht auf der Wand 233
W14∗ Rechteckresonator mit Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
W15∗ Dielektrischer Resonator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
W16∗ Cerenkov-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
W17 Komplexer Energiesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
W18 Innerer Wechselstromwiderstand eines Leiters . . . . . . . . 248
Ergänzungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
1. Elektrostatische Felder E

Zusammenfassung wichtiger Formeln

Die Elektrostatik beschäftigt sich mit den Feldern zeitlich konstanter La-
dungsverteilungen. Die Grundlage dafür ist die Coulomb-Kraft
K = QE , (1.1)
welche die Kraft auf eine punktförmige Ladung Q im äußeren elektrischen
Feld E angibt. Handelt es sich bei der felderzeugenden Ladung ebenfalls um
eine Punktladung Q, dann ist deren elektrische Feldstärke
Q R As
E= , ε0 = 8.854 · 10−12 , (1.2)
4πε0 R3 Vm
wobei der Vektor R von der Punktladung zum betrachteten Aufpunkt weist.
(1.2) stellt eine Art Grundbaustein des elektrischen Feldes dar, da sich das
Feld jeder verteilten Ladungsanordnung daraus durch Superposition ergibt.

Grundgleichungen im Vakuum

Die Grundgleichungen der Elektrostatik stellen Spezialfälle der Maxwell-


schen Gleichungen dar und lauten in differentieller bzw. integraler Form

∇×E =0 , E · ds = 0
 S  (1.3)
qV
∇·E = , ε0 E · dO = qV dV = Qgesamt .
ε0 O V
qV ist die räumliche Dichte der Ladungsverteilung. Das Oberflächenintegral
in (1.3), das sogenannte Gaußsche Gesetz der Elektrostatik, steht für alle
möglichen Ladungen in V und kann in einigen hochsymmetrischen Fällen,
in denen E unabhängig von den Integrationsvariablen ist, direkt zur Feldbe-
rechnung verwendet werden (siehe z.B. Aufg. E5).
Das elektrostatische Feld ist konservativ und somit aus einer skalaren
Ortsfunktion, dem sogenannten Potential φ, bestimmbar
E = −∇φ . (1.4)
2 1. Elektrostatische Felder

Elementare Feldquellen

Zwei weitere wichtige Grundbausteine neben der Punktladung stellen der


Dipol (Dipolmoment pe ) sowie die unendlich lange, gerade Linienladung
(Dichte qL ) dar, Abb. 1.1.

a) P b) P c) qL
R +Q R

d pe = lim Q · d
Q Q→∞
−Q d→0
R
P
Abb. 1.1. Elementare Feldquellen. (a) Punktladung. (b) Elektrostatischer Dipol.
(c) Unendlich lange, gerade Linienladung

Die Potentiale dieser Elementarquellen sind


Q
φ= für die Punktladung , (1.5a)
4πε0 R
1 pe · R
φ= für den Dipol , (1.5b)
4πε0 R3
qL R
φ=− ln für die Linienladung , (1.5c)
2πε0 R0
und die entsprechenden Feldstärken ergeben sich nach (1.4) durch Differentia-
tion. Der bei der unendlich langen Linienladung eingeführte Referenzabstand
R0 sorgt für ein dimensionsloses Argument des Logarithmus und hat keinen
Einfluss auf das Feld. Analog zum räumlichen Dipol lässt sich auch ein „Li-
niendipol“ als zweidimensionale Elementarquelle einführen (siehe Aufg. E8).

Superposition

Das Feld einer gegebenen Ladungsverteilung lässt sich durch Überlagerung


der Beiträge infinitesimal kleiner Ladungselemente bestimmen. Dabei ist es
zweckmäßig, neben Raumladungen (Dichte qV ) auch Flächenladungen (Dich-
te qF ) und Linienladungen (Dichte qL ) zuzulassen, Abb. 1.2. Deren Potentiale
lauten:

  
 qL (r ) ds (Linienladung)
1 1  
φ(r) = dq , dq = qF (r ) dF  (Flächenladung) (1.6)

4πε0 R 

qV (r  ) dV  (Raumladung)
Das elektrische Feld folgt aus (1.4) und ∇(1/R) = −R/R3 .
Zusammenfassung wichtiger Formeln 3

a) b) c)
Linie S Fläche F Volumen V
qF
qL 
ds dF  qV dV 
R R R
 P P P
r
r r r r 
r
0 0 0
Abb. 1.2. Ladungsverteilungen. (a) Linienladung. (b) Flächenladung. (c) Raum-
ladung

Materie im elektrischen Feld


Bringt man materielle Körper in ein elektrisches Feld ein, so verändert sich
dieses in der Regel. Man unterscheidet grundsätzlich leitende und nichtlei-
tende (polarisierbare) Materie.
Leitende Materie: Im Leiter verschwindet die elektrische Feldstärke und
die Leiteroberfläche stellt eine Äquipotentialfläche dar. Die Ladungen sind
frei beweglich und nur auf der Oberfläche vorhanden.
Polarisierbare Materie: Der Einfluss eines polarisierbaren Mediums auf
das elektrische Feld hat seinen Ursprung in der atomaren Dipolverteilung des
Materials, die makroskopisch durch die Polarisation P (Dipolmomentendich-
te) beschrieben wird. Für polarisierbare Materie wird neben der elektrischen
Feldstärke zusätzlich die elektrische Verschiebung D eingeführt und es gilt

ε0 E + P
∇ · D = qV , D = (1.7)
ε0 εr E , wenn P ∼ E .
εr ist die relative Dielektrizitätskonstante eines linearen Mediums.
Ein polarisierter Körper kann alternativ auch durch sogenannte Polarisa-
tionsraum- und flächenladungen beschrieben werden

qV pol = −∇ · P , qF pol = n · P Oberfläche . (1.8)
Dabei ist n die Flächennormale des polarisierten Körpers.

Differentialgleichungen für das Potential


In Gebieten mit konstanter Dielektrizitätskonstanten ε erfüllt das elektrosta-
tische Potential φ die Poisson-Gleichung
qV
∇2 φ = − (1.9)
ε
bzw. bei Raumladungsfreiheit die Laplace-Gleichung
∇2 φ = 0 . (1.10)
Diese partiellen Differentialgleichungen bilden in Verbindung mit den Rand-
und Stetigkeitsbedingungen den Ausgangspunkt einer elektrostatischen Rand-
wertaufgabe.
4 1. Elektrostatische Felder

Rand- und Stetigkeitsbedingungen

Oberflächen leitender Körper sowie Sprungstellen der Dielektrizitätskonstan-


ten geben Anlass zu Unstetigkeiten der elektrischen Feldverteilung, Abb. 1.3.

E
a) E2 b)
n n
F F
ε
ε2 Leiter
E1 E=0
ε1

Abb. 1.3. (a) Sprungstelle der Dielektrizitätskonstanten. (b) Oberfläche eines


leitenden Körpers

Auf der Leiteroberfläche gelten die Randbedingungen


 
n × E F = 0 , εn · E F = qF (1.11)
und am Übergang ε1 /ε2 die Stetigkeitsbedingungen

n × E 2 − E 1 F = 0 , n · D2 − D1 F = 0 . (1.12)
Damit ist an der Grenzfläche die Tangentialkomponente der elektrischen Feld-
stärke stetig und die Normalkomponente unstetig. qF in (1.11) ist die influ-
enzierte Oberflächenladung des leitenden Körpers in Abb. 1.3b.
Befindet sich auf der Trennfläche in Abb. 1.3a zusätzlich eine freie Flä-
chenladung qF , so gilt anstelle von (1.12)

n × E 2 − E 1 F = 0 , n · D 2 − D 1 F = qF . (1.13)

Elektrische Feldenergie

Im elektrischen Feld ist die Energie We gespeichert. Sie lässt sich für ver-
schiedene Anordnungen folgendermaßen berechnen:
1

 E · D dV (allgemein)




2 V





1
 qV φ dV (räumliche Ladungsverteilung)
2 V
We = (1.14)

 1

 Qφ (Leiter mit Ladung Q und Potential φ)

 2



 Qφ (potentielle Energie einer Punktladung

im Potentialfeld φ)
Zusammenfassung wichtiger Formeln 5

Elektrischer Fluss
Der elektrische Fluss durch eine Fläche F ist als Flächenintegral

ψe = D · dF (1.15)
F
definiert. Nach dem Gaußschen Gesetz ist der von einer Ladungsverteilung
ausgehende Gesamtfluss identisch mit der Gesamtladung der Ladungsvertei-
lung.
Der Fluss spielt eine wichtige Rolle bei der Berechnung von Feldlinien, da
diese die Bewandung sogenannter Flussröhren bilden. Die prinzipielle Vorge-
hensweise wird u.a. in den Aufgaben E13∗ und E22 erläutert. Im Falle rota-
tionssymmetrischer Felder erhält man die Feldlinien im ladungsfreien Gebiet
durch Lösung der Gleichung ψe =const.. Handelt es sich dagegen um ebene,
d.h. von einer geradlinigen Koordinate unabhängige Felder, so hält man den
Fluss ψe pro Längeneinheit konstant.

Kapazität
Die Kapazität eines Kondensators bestehend aus zwei Elektroden, Abb. 1.4a,
ist
Q Q ψe
C= = = , (1.16)
φ1 − φ2 U U
wobei Q und φ1 Ladung und Potential der Elektrode 1 darstellen, während die
Elektrode 2 die entgegengesetzte Ladung −Q und das Potential φ2 aufweist.
ψe ist der von der Elektrode 1 ausgehende und in die Elektrode 2 einmün-
dende Gesamtfluss. Bei Mehrleitersystemen, Abb. 1.4b, bestimmt man die
Teilkapazitäten Cij aus den Kapazitätskoeffizienten kij
     
n Q1 k11 k12 · · · k1n φ1
Ci∞ = kij  Q2   k21 k22 · · · k2n   φ2 
     
,  . = . .. . . ..  ·  ..  . (1.17)
j=1
 ..   .. . . .   . 
Cij = −kij Qn kn1 kn2 · · · knn φn

a) b)
Ci∞ Cij φj
Qj
Q −Q
Qi φn
φ1 C φ2 φi
Qn
φ1 Q1
U = φ1 − φ2 φ=0

Abb. 1.4. (a) Kondensator. (b) Mehrleitersystem


6 1. Elektrostatische Felder

Kräfte im elektrischen Feld

Die Kraft auf vorgegebene Ladungen kann mit (1.1) berechnet werden. An-
sonsten kann auch das Prinzip der virtuellen Verrückung verwendet werden
δWe konstanter Ladung
Ks = ± bei (1.18)
δs konstanter Spannung ,
bei der ein Körper um eine virtuelle Strecke δs verschoben und die dabei
auftretende Energieänderung δWe ermittelt wird.
An leitenden Oberflächen bzw. dielektrischen Grenzflächen, Abb. 1.3, gilt
für die Flächendichte der Kraft
 2
 1 εE (Leiter)
K =n (1.19)
2 (ε1 − ε2 ) (E 1 · E 2 ) (Trennfläche ε1 /ε2 ) .

Spiegelungsverfahren

In einigen (leider nur wenigen) Fällen ist es möglich, das sekundäre Feld eines
leitenden oder dielektrischen Körpers bei Einwirkung eines primären elektri-
schen Feldes mit Hilfe von Ersatzladungen, sogenannten Spiegelladungen, zu
beschreiben.

a) b)
φ=0
a
a
Q
a Q∗ = − Q Q
c

c∗ = a2 /c
c c
Abb. 1.5. Spiegelung einer Punktladung an einer leitenden, geerdeten Kugel. (a)
Originalanordnung, (b) Ersatzanordnung

a) Q b) Q c) (1 − k)Q

h ε1 h ε1 h ε1

ε2 h ε1 ε1
ε2 − ε1
−kQ k=
ε2 + ε1
Abb. 1.6. Spiegelung einer Punktladung an einem dielektrischen Halbraum. (a)
Originalanordnung. (b) Ersatzanordnung für das Potential im oberen Halbraum.
(c) Ersatzanordnung für das Potential im unteren Halbraum
Aufgabe E1 7

Die Abbildungen 1.5 und 1.6 zeigen dies am Beispiel einer leitenden, geer-
deten Kugel und am dielektrischen Halbraum. Abb. 1.6 gilt im Grenzfall
ε2 → ∞ auch für den leitenden Halbraum. Am dielektrischen Zylinder ist
eine Spiegelung ebenfalls möglich, allerdings nur für unendlich lange, ebene
Quellen (siehe Aufg. E15).

Aufgaben

E1 Kraftberechnung mit dem Coulombschen Gesetz

Bestimme die Gleichgewichtslage zwischen zwei punktförmig anzunehmenden


Ladungen Q und q, wobei die Ladung Q fest im Raum angebracht ist, und
die Ladung q mit einer starren Verbindung der Länge b beweglich um den
Ursprung gelagert sein soll, Abb. 1.7. Auf die Ladung q wirke die Gewichts-
kraft G, die gleich sein soll der Coulombschen Anziehungskraft zwischen
zwei Ladungen Q und q im gegenseitigen Abstand a.

b
ϑ
a q
c
G Abb. 1.7. Anordnung der beiden Punktladungen Q
Q (fest) und q (beweglich)

Lösung: Im Gleichgewicht gilt für das Drehmoment b × (K + G) = 0 mit


Qq c Qq b − a
K= =
4πε0 c3 4πε0 c3
nach (1.1) und (1.2). Die Gewichtskraft zeigt in Richtung des Vektors a und
kann daher in der Form
Qq a
G=
4πε0 a3
geschrieben werden. Die Gleichgewichtsbedingung lautet jetzt
 
Qq b−a a
b × (K + G) = b× + =0.
4πε0 c3 a3
Nach Auflösen des Kreuzproduktes wird daraus
 
Qq ab ab
− 3 sin ϑ ez = 0
4πε0 c3 a
8 1. Elektrostatische Felder

mit den Lösungen ϑ = 0, ϑ = π und c2 = a2 .


Mit dem Kosinussatz c2 = a2 + b2 − 2ab cos ϑ ergibt sich daraus die stabile
Gleichgewichtslage ϑ = arccos(b/2a).

E2 Superposition von Ladungen

Welche Kraft wirkt auf eine Punktladung Q am Ort (x, y, z) = (0, a, 0), wenn
auf der x-Achse a) zwei gleichnamige, homogene, kugelförmige Raumladun-
gen der Dichte qV oder b) zwei ungleichnamige, homogene, kugelförmige
Raumladungen der Dichte ±qV in den Punkten x = ±a angeordnet sind?
Der Radius der Raumladungen sei r.

a Q

qV ±qV
r r x

2a Abb. 1.8. Punktladung im Felde zweier ku-


gelförmiger Raumladungen

Lösung: Da das Feld der Raumladungen nur außerhalb benötigt wird, kön-
nen diese wie Punktladungen betrachtet werden, die jeweils im Kugelmittel-
punkt anzuordnen sind und folgenden Betrag aufweisen:
4
Qk = qV π r3 .
3
Im Falle a) wird sich aus Symmetriegründen nur eine y-Komponente der Kraft
(a) (b)
ausbilden K (a) = Ky ey und im Falle b) eine x-Komponente K (b) = Kx ex .
Mit dem Abstandsvektor R = −a ex + a ey vom Mittelpunkt der rechten
Raumladung zur Punktladung wird dann nach (1.1) und (1.2)
QQk ey · R QQk
Ky(a) = 2 3
= √ , Kx(b) = Ky(a) .
4πε0 R 4 2πε0 a2

E3 Unendlich lange, gerade Linienladungen

Zwei unendlich lange, gerade, homogene Linienladungen qL1 und qL2 stehen
sich in allgemeiner Lage gegenüber. Ihre kürzeste Entfernung voneinander sei
h und die beiden Ladungen seien um den Winkel α = 0 aus einer parallelen
Ausrichtung heraus verdreht, Abb. 1.9. Bestimme die Kraft zwischen den
Ladungen.
Aufgabe E4 9

y
s
qL2
α

h x
qL1

z
Abb. 1.9. Zur Bestimmung der Kraftwirkung zwischen zwei unendlich langen,
geraden Linienladungen

Lösung: Die Linienladung qL1 erzeugt nach (1.4), (1.5c) das elektrische Feld
 
qL1 R qL1 R qL1 x ex + y ey
E 1 = −∇ − ln = = .
2πε0 R0 2πε0 R2 2πε0 x2 + y 2
Mit x = s sin α und y = h ergibt sich daraus für die aus Symmetriegründen
allein benötigte y-Komponente der Feldstärke am Ort der Linienladung qL2
qL1 h
E1y (s) = .
2πε0 s2 sin2 α + h2
Nach dem Coulombschen Gesetz (1.1) erhalten wir die Kraft auf die Li-
nienladung qL2 , indem die eben berechnete Feldstärke am Ort s mit dem
Ladungselement qL2 ds multipliziert und über die gesamte Länge integriert
wird, d.h.
∞ ∞
qL1 qL2 h ds
K = ey qL2 E1y (s) ds = 2 =
2πε0 s sin α + h2
2
−∞ −∞
a
qL1 qL2 s sin α  qL1 qL2 1
= ey lim arctan = ey .
πε0 sin α a→∞ h 0 2ε0 sin α

E4 Kreisförmige Flächenladung

Im kartesischen Koordinatensystem sei die Fläche x2 + y 2 ≤ a2 der Ebene


z = 0 homogen mit der Gesamtladung Q belegt, Abb. 1.10. Zu bestimmen ist
die Kraft auf eine Punktladung Q, die im Abstand c von der Flächenladung
auf der z-Achse angeordnet ist. Überprüfe das Ergebnis außerdem für den
Fall c  a.
10 1. Elektrostatische Felder

Q
qF
R
c

y
a Abb. 1.10. Punktladung über einer kreisför-
x migen Flächenladung

Lösung: Die vorliegende Anordnung ist rotationssymmetrisch, so dass die


Rotationsachse (z-Achse) naturgemäß eine Feldlinie darstellt und daher nach
(1.1) nur eine Kraft in z-Richtung auftreten wird, F = ez Fz = ez QEz . Der
elementare Kraftbeitrag am Ort der Punktladung infolge der differentiellen
Ladung dq = qF dF  beträgt zunächst nach (1.2)
qF dF  ez · R Q
dKz = Q , qF =
4πε0 R3 πa2
mit dF  =  d  dϕ und R = ez c − e  , so dass man für die resultierende
Kraft den Ausdruck
a 2π
Q2 1 c
Kz =  d  dϕ =
4πε0 πa2 (c2 + 2 )3/2
 =0 ϕ =0
a a
Q2 2 
c   Q c 
= d =   =
2πε0 a2 (c2 + 2 )3/2 2πε0 a2 c + 0
2 2
0
 
Q2 1
= 1− 
2πε0 a2 1 + a2 /c2
erhält, welcher wie zu erwarten stets positive Werte liefert.
Für große Entfernungen c  a muss die Kraft dem Wert zustreben, der
sich ergibt, wenn man die Flächenladung als Punktladung im Ursprung kon-
zentriert annimmt. Entwickelt man also den reziproken Wurzelausdruck in
eine Taylor-Reihe und bricht nach dem linearen Glied ab
1 1 a2 a
 ≈1− für
1 ,
1+ a2 /c2 2 c2 c

Q2
so erhält man schließlich Kz ≈ für c  a, q.e.d..
4πε0 c2

E5 Feldberechnung mit dem Gaußschen Gesetz

In einer Kugel vom Radius a herrsche eine homogene Raumladungsdichte


qV mit Ausnahme einer hohlkugelförmigen Region vom Radius b < a, deren
Aufgabe E5 11

Mittelpunkt vom Zentrum der Kugel den Abstand d aufweise, Abb. 1.11. Man
bestimme die elektrische Feldstärke innerhalb der hohlkugelförmigen Region.

P
r2
b
r1

a d

qV

Abb. 1.11. Kugelförmiger Hohlraum in


einer Raumladungskugel

Lösung: Nach dem Superpositionsprinzip kann man sich das elektrische Feld
im kugelförmigen Hohlraum als die Überlagerung E = E 1 − E 2 vorstellen,
wobei E 1 das Feld einer homogenen Raumladungskugel mit dem Radius a
und der Raumladungsdichte qV ist, während E 2 das Feld einer homogenen
Raumladungskugel ist, die den Bereich des Hohlraumes ausfüllt und eben-
falls die Raumladungsdichte qV aufweist. Die Anwendung des Gaußschen
Gesetzes, d.h. des Oberflächenintegrals in (1.3), für eine Kugeloberfläche mit
dem Radius r1 liefert

2ππ 2ππ r1


ε0 Er1 (r1 ) r12 sin ϑ dϑ dϕ = qV r2 sin ϑ dr dϑ dϕ .
0 0 0 0 0

Daraus folgt
4 qV
4πε0 r12 Er1 (r1 ) = qV π r13 → E1 = r1 .
3 3ε0
Der Beitrag der im Hohlraum angebrachten Raumladung kann dann sofort
in völlig analoger Weise gefunden werden
qV
E2 = r2 .
3ε0
Wie man dem Bild entnehmen kann, gilt r 1 − r 2 = d, wobei d ein Vektor
mit dem Betrag d ist, der vom Mittelpunkt der großen zum Mittelpunkt der
kleinen Kugel weist. Damit ergibt sich resultierend des Gesamtfeld
qV
E = E1 − E2 = d
3ε0
12 1. Elektrostatische Felder

und wir halten fest, dass im Hohlraum ein homogenes elektrisches Feld
herrscht, das in Richtung der Verbindungsachse der beiden Kugelmittelpunk-
te weist.

E6 Halbkugelförmige Raumladung, Ladungsschwerpunkt

Gegeben ist eine halbkugelförmige, homogene Raumladung mit dem Radius


a und der Gesamtladung Q, Abb. 1.12.
a) Wo liegt der Ladungsschwerpunkt der Anordnung?
b) Berechne die elektrische Feldstärke auf der Rotationsachse und überprüfe
das Ergebnis mit Hilfe der Feldstärke einer vollen Raumladungskugel.
c) Zeige, dass die Raumladung in großen Entfernungen z  a durch eine
Punktladung im Ladungsschwerpunkt ersetzt werden darf.

z
P

qV R dϑ

Abb. 1.12. Schnitt durch eine halbku-


dV r ϑ gelförmige, homogene Raumladung. Dar-
dr
gestellt ist außerdem das ringförmige Vo-
ϕ a  lumenelement zur Berechnung der elektri-
r sin ϑ schen Feldstärke

Lösung:
a) Aufgrund der rotationssymmetrischen Ladungsanordnung kann der Schwer-
punkt nur auf der Rotationsachse liegen. Seine z-Koordinate wird dabei
(ebenso wie der Masseschwerpunkt eines Körpers) in der Form
 π/2a
1 2π
zs = ez · r s = (ez · r) dV = (r cos ϑ)r2 sin ϑ dr dϑ
V V
0 0

ermittelt. Die radiale Integration gestaltet sich elementar, und die Integration
über den Winkel ϑ liefert mit der Substitution u = sin ϑ, du/dϑ = cos ϑ
π/2 1
1 3
cos ϑ sin ϑ dϑ = u du = → zS = a.
2 8
0 0

b) Zur Bestimmung des Achsenfeldes wird ein ringförmiges Volumenelement


betrachtet, Abb. 1.12. Das Feld im betrachteten Aufpunkt lautet dann
Aufgabe E6 13


1 Q ez · R dV = 2πr2 sin ϑ dr dϑ
Ez (P ) = dV ,
4πε0 V R3 V = 23 πa3 .
Aus dem Bild lassen sich die geometrischen
√ Zusammenhänge z  = r cos ϑ,

R = − e + (z − z ) ez und R = r2 + z 2 − 2rz cos ϑ ablesen, mit deren
Hilfe das angegebene allgemeine Integral in eine auswertbare Form gebracht
werden kann
π/2a
Ez (P ) 3 (z − r cos ϑ) sin ϑ Q
= r2 dr dϑ , E0 = .
E0 a (r2 + z 2 − 2rz cos ϑ)3/2 4πε0 a2
0 0

Substituiert man u = cos ϑ, so wird daraus


a 1  
Ez (P ) 3 zr2 r3 u
= − du dr
E0 a R3 R3
0 0

und nach Durchführung der Integration1 über u


 a 
  1 a  1
Ez (P ) 3  1 r r2 + z 2 
= r dr − R + dr .
E0 a  R u=0 2z 2 R u=0

0 0

Das Integral vereinfacht sich mit R(u = 0) = r2 + z 2 , R(u = 1) = |r − z|
zu
a  2 
Ez (P ) 3 r (z − r) r3
= 2 + √ dr .
E0 az |z − r| r2 + z 2
0

Die Integration des ersten Summanden ist elementar, erfordert aber eine sorg-
fältige Fallunterscheidung
z
  2 a 2

 r dr − r dr , 0 ≤ z ≤ a


a 2 
 0 a z
r (z − r)
dr = + r2 dr , z≥a
|z − r| 

 a

0
0


 − r2 dr , z≤0,
0

während die Integration des zweiten Summanden auf das Ergebnis



r3 1 2 3 
√ dr = r + z 2 − z 2 r2 + z 2
r2 + z 2 3

führt2 . Schlussendlich erhalten wir damit für das elektrische Feld auf der
gesamten Rotationsachse die Darstellung
1
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 136
2
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 195
14 1. Elektrostatische Felder


 z a2

 4 − 2 , 0≤z≤a
 
 a z
 2
 

Ez (z) z2 a z a2
= 1+ 2 −2 + 2 + , z≥a (1.20)
E0 a z 2 
 a z2



 2
 −2 z − a , z≤0.
a z2
Das elektrische Feld Ez,v einer vollen Raumladungskugel lässt sich nach
dem Superpositionsprinzip aus dem Feld zweier Halbkugeln zusammenset-
zen. Dann ergibt sich nach sorgfältigem Einsetzen des Resultates (1.20)
z
 
 , |z| ≤ a
1 a
Ez,v (z) = Ez (z) − Ez (−z) = E0 z
2 
 a2 3 , |z| ≥ a .
|z|
Zu diesem Ergebnis gelangt man selbstverständlich auch durch die übliche
Vorgehensweise mit Hilfe des Gaussschen Gesetzes.
c) Um zu zeigen, dass die Halbkugel in großen Entfernungen durch eine
Punktladung im Ladungsschwerpunkt ersetzt werden darf, wird die im Re-
sultat (1.20) auftretende Wurzel nach Taylor in eine Potenzreihe für a/z
entwickelt und nach dem 3. Glied abgebrochen
 z  
z2   1 a2 1 a4
1+ 2 =  1+ − + ... .
a a 2 z2 8 z4
Nach Einsetzen und Berücksichtigung von Gliedern bis zur Ordnung a3 /z 3
erhält man die Approximation
   −2
Ez (z  a) a2 6 a a2 3 a a2
≈ 2 1+ ≈ 2 1− = 2 , (1.21)
E0 z 8 z z 8 z (z − zS )
die dem elektrischen Feld einer im Ladungsschwerpunkt zS angebrachten
Punktladung entspricht.

2
Ez
E0
1
Ladungsschwerpunkt

0 Abb. 1.13. Elektrische Feld-


stärke entlang der Rotations-
achse. Die durchgezogene Kur-
−1 ve gibt den exakten Verlauf
wieder, die gestrichelte Kur-
z/a = 3/8 ve gilt für die Approximation
−2 durch eine im Ladungsschwer-
−3 −2 −1 0 1 2 3 punkt angebrachte Punktla-
z/a −→ dung
Aufgabe E7 15

Abb. 1.13 zeigt die Näherungslösung (1.21) im Vergleich zum exakten Verlauf
(1.20). Verständlicherweise ist die Approximation für z > a besser als für
z < 0.

E7 Lineare Dipolverteilung

Berechne die elektrische Feldstärke einer auf der z-Achse im Bereich |z| ≤ a
homogen mit der Dichte pL = pL ez verteilten Dipolanordnung. Wie kann
man das Ergebnis deuten?

z P
R1
a
R
dz 
R2


pL
Abb. 1.14. Lineare Dipolverteilung auf der
−a z-Achse und Festlegung eines Elementardipols
ϕ der Länge dz 

Lösung: Ein Element der Dipolverteilung hat das differentielle Moment


dpe = pL dz  ez und das Potential im Aufpunkt P ist somit nach (1.5b)
a
pL ez · R 
φ= dz .
4πε0 R3
−a

Mit R = (z − z  ) ez + e und R = (z − z  )2 + 2 wird daraus

a
pL z − z
φ= 3 dz 
4πε0 [(z − z  )2 + 2 ] 2
−a

oder nach Substitution u = (z − z  )2 + 2 , du = −2(z − z  )dz 


2 2
 +
(z−a) (z−a)2 +2
pL − 32 pL 1 
φ=− u du = √
8πε0 4πε0 u (z+a)2 +2
(z+a)2 +2

 
pL 1 1 
→ φ= − , R1,2 = (z ∓ a)2 + 2 .
4πε0 R1 R2
16 1. Elektrostatische Felder

Daraus ergibt sich das elektrische Feld mit E = −∇φ zu


 
pL R1 R2
E= − .
4πε0 R13 R23
Dies ist aber nichts anderes als das elektrische Feld zweier Punktladungen
±Q = ±pL an den Enden der Dipolverteilung!

E8 Elektrischer Liniendipol

Bestimme das Potential eines sogenannten Liniendipols, bestehend aus zwei


unendlich langen, homogenen Linienladungen ±qL , die sich im sehr klei-
nen Abstand δs parallel gegenüberstehen. Das Produkt qL · δs mit qL → ∞,
δs → 0 definiert dabei das Dipolmoment des Liniendipols

pL = q lim q · δs .
→∞ L
L
δs→0

P
R − δs
+qL
pL R Abb. 1.15. Zwei parallel zur z-Achse
δs
verlaufende Linienladungen im kleinen
−qL x Abstand δs zueinander

Lösung: Das Potential der beiden Linienladungen ist nach (1.5c)

qL R qL R + δR
φ(x, y) = ln − ln = φ1 − (φ1 + δφ1 ) = −δφ1 .
2πε0 R0 2πε0 R0
! "# $ ! "# $
φ1 φ1 + δφ1

Andererseits gilt, wenn δs klein ist,

φ1 (R − δs) ≈ φ1 (R) − ∇φ1 · δs → δφ1 ≈ −∇φ1 · δs .

Daraus folgt schließlich im Grenzfall δs → 0, qL → ∞


 
qL R 1 pL · R
φ(x, y) = δs · ∇ ln → φ= . (1.22)
2πε0 R0 2πε0 R2

Man beachte, dass die Beziehung für das Potential des Liniendipols koordi-
natenunabhängig ist.
Aufgabe E9 17

E9 Dipolverteilung auf einer Fläche (Doppelschicht)

In der Höhe h über der Erdoberfläche befinde sich eine langgestreckte Gewit-
terwolke der Breite 2a. Als Modell nehme man am Ort der Wolke Dipole an,
die gemäß Abb. 1.16b mit der Flächendichte pF homogen verteilt sind. Be-
rechne das elektrische Feld auf der Erdoberfläche für den Fall, dass die Länge
der Gewitterwolke sehr viel größer als die Breite 2a ist (ebenes Problem).

y y
a) b)
2a
dx
pF

h h R1

x −a a x
Erdboden h pF

Abb. 1.16. (a) Langgestreckte Gewitterwolke über dem Erdboden. (b) Homogene
Doppelschichten als Ersatzanordnung

Lösung: Der Einfluss des Erdbodens wird durch Spiegelung der Doppel-
schicht an der Ebene y = 0 erfasst, wodurch diese zur Äquipotentialfläche
φ = 0 wird, Abb. 1.16b. Der differentielle Potentialbeitrag eines infinitesima-
len Liniendipols des Momentes dpL = pF dx , der sich am Ort x = x und
y = h befindet, ist dann nach (1.22) mit R = (y − h) ey + (x − x ) ex
dpL ey · R dpL y−h
dφ(x, y) = = .
2πε0 R2 2πε0 (x − x )2 + (h − y)2
Das elektrische Feld besitzt auf der Erdoberfläche mit R = R1 , siehe Abb.
1.16b, nur eine y-Komponente. Sie ergibt sich durch Differentiation des Po-
tentials nach y
 
dpL 1 (h − y)2
dEy = − −2 =
2πε0 (x − x )2 + (h − y)2 [(x − x )2 + (h − y)2 ]
2

dpL (x − x )2 − (h − y)2
=− .
2πε0 [(x − x )2 + (h − y)2 ]2
Das resultierende Gesamtfeld der oberen Doppelschicht erhält man durch
Integration der differentiellen Feldbeiträge. Die gespiegelte Doppelschicht er-
zeugt aus Symmetriegründen denselben Feldbeitrag, so dass noch ein Faktor
2 zu berücksichtigen ist
a a
pF (x − x )2 − h2 pF x − x 
Ey (x, y = 0) = −  
 2 dx = − πε (x − x )2 + h2 
πε0 [(x − x ) + h ]
2 2 0 −a
−a
18 1. Elektrostatische Felder

 
pF x+a x−a
→ Ey (x, y = 0) = − .
πε0 (x + a)2 + h2 (x − a)2 + h2

3 h/a = 0.2
0.4
−→

2
Ey
E0 1 0.6
0

−1
Abb. 1.17. Elektrische
−2 Feldstärke auf dem Erdbo-
den. Aus Symmetriegründen
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 wurde nur der Verlauf im
x/a −→ Bereich x > 0 dargestellt

Abb. 1.17 zeigt die Feldstärke in der Ebene y = 0, während in Abb. 1.18
die Feldlinien dargestellt wurden. Dort gibt es zwei singuläre Punkte S auf
der Erdoberfläche, in denen die Feldstärke verschwindet und die Feldlinien
unter einem Winkel von 45o einmünden. Für die Berechnung der Feldlinien
kann man übrigens die Gleichung (3.44) in Aufg. M10 mit k = 1 verwenden.
Denn die elektrische Feldlinien einer elektrischen Doppelschicht entsprechen
vollkommen den magnetischen Feldlinien einer magnetischen Doppelschicht.

S S Abb. 1.18. Verlauf der


elektrischen Feldlinien

E10 Feldreduzierende Wirkung eines Erdseils


Freileitungen werden im besonderen Maße den hohen elektrischen Feldern
vorbeiziehender Gewitter ausgesetzt. Sie müssen also vor Überspannungen
Aufgabe E10 19

geschützt werden. Dies wird erreicht, indem an den Mastspitzen ein allseits
gut geerdeter Draht, das sogenannte Erdseil, aufgehängt wird.
a) Wie lässt sich qualitativ die feldreduzierende Wirkung eines geerdeten
Leiters erklären?
b) Berechne anhand eines idealisierten Modells den Feldverlauf zwischen Ge-
witterwolke und Erdboden. Das elektrische Feld wird dabei als homogen an-
genommen und das Erdseil durch einen unendlich langen, geraden, dünnen
Leiter mit dem Radius a approximiert, Abb. 1.19.

y y P
a) b)

R1
a E A
qL
r
A R2
h h
x

Erdboden x
h
−qL

Abb. 1.19. (a) Geerdeter Draht im homogenen Feld über einem leitenden Halb-
raum. (b) Spiegelung der Erdseilladung am leitenden Halbraum

Lösung:
a) Wir betrachten zunächst einen isolierten Leiter zwischen Wolke und Erde
Abb. 1.20a.

a) b)

E E

Abb. 1.20. (a) Isolierter Leiter zwischen Wolke und Erdboden. (b) Geerdeter
Leiter zwischen Wolke und Erdboden

Der Leiter konzentriert das Feld in seiner Umgebung und seine Oberflächen-
ladungen werden sich wie im Bild angedeutet polarisieren.
Erden wir nun den Leiter, Abb. 1.20b, so fließen negative Ladungen zur
Erde ab und es entsteht im unteren Bereich eine Zone verminderter elektri-
scher Feldstärke.
20 1. Elektrostatische Felder

b) Zunächst wird die Erdseilladung qL an der Erdoberfläche gespiegelt, so


dass die Ersatzanordnung nach Abb. 1.19b entsteht, bei der das Potential,
so wie es sein muss, für y = 0 verschwindet. Das resultierende Potential im
Aufpunkt P lautet
qL R1 
φ(x, y) = − ln − E0 y mit R1,2 = x2 + (y ∓ h)2 .
2πε0 R2
Soll das Potential im Punkt A der Oberfläche des Erdseils, Abb. 1.19b, ver-
schwinden, so erhält man daraus die bisher nicht bekannte Erdseilladung
qL a h−a
0=− ln − E0 (h − a) → qL = 2πε0 E0
2πε0 2h − a ln(2h/a − 1)
und auf der y-Achse stellt sich das elektrische Feld
   
∂φ(0, y) h−a 1 1
Ey (0, y) = − = E0 − +1
∂y ln(2h/a − 1) y − h y + h

Ey (0, y) 2 h(h − a)
→ = +1
E0 ln(2h/a − 1) y 2 − h2
ein. In Abb. 1.21 sieht man den Verlauf des Potentials und der elektrischen
Feldstärke auf der y-Achse der Anordnung. Deutlich ist die Feldüberhöhung
am Ort des Erdseils zu erkennen. Das bedeutet, dass ein Blitz ins Erdseil und
nicht in die darunter liegenden Leitungen einschlagen wird.

1.6 8

1.4 7

1.2 6
hom. Feld
1.0 5
−→
−→

0.8 4

|φ| 0.6 |E| 3


E0 h E0 hom. Feld
0.4 2

0.2 1

0.0 0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6
y/h −→ y/h −→
Abb. 1.21. (a) Potential und (b) elektrische Feldstärke entlang der y-Achse bei
einem Abmessungsverhältnis a/h = 0.05

Natürlich wird das Potential genaugenommen nur im Punkt A der Leiter-


oberfläche verschwinden. Die Äquipotentialfläche φ = 0 um die Linienladung
qL herum hat daher eine etwas andere Form als die Leiteroberfläche. So wird
Aufgabe E11 21

z.B. im Punkt A der Abb. 1.19b ein etwas von null verschiedenes Potential
auftreten. Diese Abweichung fällt aber nur bei dickeren Leitern ins Gewicht,
siehe Abb. 1.22.

A
idealer Kreis

Abb. 1.22. Abweichung der Äquipotenti-


A alfläche φ = 0 von der idealen Kreisform
für a/h = 0.05

E11 Äquipotentialflächen

Im ansonsten homogenen Gesamtraum befinden sich zwei unendlich lange,


homogene Linienladungen ±qL im Abstand 2a parallel zueinander, Abb. 1.23.
Zeige, dass die Äquipotentialflächen der Anordnung kreiszylindrische Flächen
sind und gib deren Radien und Mittelpunktslagen an.

y P

R2 R1

−qL qL Abb. 1.23. Zur Berechnung des Poten-


tials zweier unendlich langer Linienla-
−a a x dungen

Lösung: Das Gesamtpotential der Anordnung lautet nach (1.5c)


%
qL (x − a)2 + y 2 qL 1 x2 + y 2 + a2 + 2ax
φ(x, y) = − ln = ln .
2πε0 (x + a)2 + y 2 2πε0 2 x2 + y 2 + a2 − 2ax

Mit der Abkürzung


 
φ(x, y) qL
λ := exp , φ0 = (1.23)
φ0 4πε0
wird daraus die Gleichung der Äquipotentialflächen
22 1. Elektrostatische Felder

x2 + y 2 + a2 + 2ax
λ= = const.
x2 + y 2 + a2 − 2ax
und schließlich nach Umformen
 2  2
λ+1 λ+1 λ+1
y 2 + x2 − 2ax + a2 − a2 +a2 = 0
λ−1 λ−1 λ−1
! "# $
quadratische Ergänzung

→ y 2 + (x − xm )2 = R2 . (1.24)
Die gesuchten Äquipotentialflächen sind damit Kreiszylinder der Radien und
Mittelpunkte

2a λ λ+1
R= , xm = a mit R2 = x2m − a2 . (1.25)
|λ − 1| λ−1

Es handelt sich hier um sogenannte Apollonische Kreise.

E12 Kapazität zwischen zylindrischen Leitern

Berechne unter Verwendung des Ergebnisses in Aufgabe E11 den Kapazi-


tätsbelag einer Doppelleitung bestehend aus kreiszylindrischen Leitern der
Radien R1 und R2 im Abstand h > R1 + R2 , Abb. 1.24.

y φ = φ1 > 0
φ = φ2 < 0
R1
R2
−qL qL
−a a x

Abb. 1.24. Zwei kreiszy-


|x2 | x1
lindrische Leiter und deren
h Ersatzlinienladungen

Lösung: In Aufg. E11 wurde festgestellt, dass zwei parallele, unendlich lange
Linienladungen ±qL kreiszylindrische Äquipotentialflächen erzeugen. Auch
die Oberflächen leitender Körper stellen bekanntlich Äquipotentialflächen
dar. Das Feld zweier leitender Kreiszylinder mit den Potentialen φ1 und φ2
lässt sich also ersatzweise mit Hilfe zweier Linienladungen beschreiben, die
gemäß Abb. 1.24 auf der x-Achse angeordnet sind und auf den jeweiligen
Oberflächen ebenfalls die Potentiale φ1 und φ2 hervorrufen. Die Abb. 1.25
illustriert den eben dargestellten Sachverhalt noch einmal. Gezeigt werden
Aufgabe E12 23

dort die kreisförmigen Äquipotentialflächen nach (1.24), (1.25), wobei zwei


davon durch leitende Zylinder ersetzt wurden.

φ2 φ1

Abb. 1.25. Äquipo-


tentialflächen zweier
kreiszylindrischer Lei-
ter mit den Potentialen
φ1 und φ2

Die Kapazität pro Längeneinheit lautet

qL qL /φ0 4πε0
C = = = , (1.26)
φ1 − φ2 φ1 /φ0 − φ2 /φ0 ln(λ1 /λ2 )

wobei die Abkürzung (1.23) verwendet wurde. Hinsichtlich der Vorzeichen


gilt dabei
φ1 > 0 → λ1 > 1 → x1 > 0
φ2 < 0 → λ2 < 1 → x2 < 0 .
In der Aufgabenstellung sind jedoch nicht die Größen x1 und x2 vorgege-
ben, sondern nur die Leiterabmessungen h, R1 und R2 . Mit Hilfe von (1.25)
ergeben sich zunächst die Zusammenhänge

R12 = x21 − a2
→ x21 − x22 = R12 − R22
R22 = x22 − a2
x1 − x2 = h → x21 = x22 + h2 + 2hx2 ,
nach deren Subtraktion x1 und x2 durch h, R1 und R2 ausgedrückt werden
können
 
1 R22 − R12
x2 = − h+ , x1 = h + x2 . (1.27)
2 h
24 1. Elektrostatische Felder

Mit Hilfe von (1.25) lassen sich schließlich noch die zur Berechnung der Ka-
pazität (1.26) benötigten Werte λ1 und λ2 angeben
x1,2 + a &
λ1,2 = , a = x21,2 − R1,2 2 ,
x1,2 − a
womit das Problem gelöst wäre.

E13∗ Polarisierte Platte

a) Eine unendlich ausgedehnte Platte der Dicke d habe die konstante Po-
larisierung P 0 . Wie groß ist die elektrische Feldstärke und die dielektrische
Verschiebung innerhalb und außerhalb der Platte?
b) Dieselbe Platte habe nun eine endliche Breite a, sei aber immer noch un-
endlich lang, Abb. 1.26. Bestimme das resultierende Feld im gesamten Raum.
c) Gib die Gleichung der elektrischen Feldlinien sowie der dielektrischen Ver-
schiebungslinien an und diskutiere die jeweiligen Verläufe.

y P
a) b)
R+
+qF pol R−

d/2 x
P0 d
−qF pol d/2 x

a a/2 a/2
Abb. 1.26. (a) Polarisierte Platte. (b) Ersatz der polarisierten Platte durch
Polarisationsflächenladungen ±qF pol

Lösung:
a) Die polarisierte Platte kann nach (1.8) durch zwei Polarisationsflächenla-
dungen ±qF pol = ±P0 auf der Ober- bzw. Unterseite der Platte ersetzt wer-
den. Da diese Flächenladungen unendlich ausgedehnt sind, heben sich ihre
Beiträge zum Feld außerhalb der Platte gerade auf
Ea = 0 , D a = ε0 E a = 0 .
Das Feld innerhalb der Platte kann man sich mit Hilfe von (1.7) und der
Stetigkeitsbedingung (1.12) herleiten
D i = D a = ε0 E i + P 0 → E i = −P 0 /ε0 .
b) Die Platte wird gemäß Abb. 1.26b durch ihre Polarisationsflächenladun-
gen ±qF pol ersetzt. Da die Flächenladungen in z-Richtung unendlich aus-
gedehnt sind, entspricht ein herausgegriffenes Element der Breite dx einer
Linienladung dqLpol = qF pol dx . Das Potential dieser Linienladung sowie der
Aufgabe E13∗ 25

entsprechenden negativen Linienladung auf der gegenüberliegenden Seite ist


nach (1.5c) und Abb. 1.26b
%  2
P0 dx R+ 
d
dφ = − ln , R± = (x − x ) + y ∓
2
2πε0 R− 2
und damit das resultierende Potential der gesamten Platte

+a/2
E0 (x − x )2 + (y + d/2)2  P0
φ(x, y) = ln dx mit E0 = .
2 (x − x )2 + (y − d/2)2 2πε0
−a/2

Daraus folgen die Feldstärkekomponenten3 Ex = −∂φ/∂x und Ey = −∂φ/∂y


 
+a/2 
Ex x − x x − x
= 
− 
dx =
E0 (x − x ) + (y − d/2)
2 2 (x − x ) + (y + d/2)2
2
−a/2
 
1 (x − a/2)2 + (y + d/2)2 (x + a/2)2 + (y − d/2)2
= ln ·
2 (x − a/2)2 + (y − d/2)2 (x + a/2)2 + (y + d/2)2
 
+a/2 
Ey y − d/2 y + d/2
= − dx =
E0 (x − x )2 + (y − d/2)2 (x − x )2 + (y + d/2)2
−a/2

x − a/2 x − a/2 x + a/2 x + a/2


= arctan − arctan − arctan + arctan .
y + d/2 y − d/2 y + d/2 y − d/2
c) Die Feldlinien der dielektrischen Verschiebung (D-Linien) lassen sich mit
Hilfe des elektrischen Flusses berechnen. In Abb. 1.27 sind zunächst zwei be-
nachbarte Feldlinien eines zweidimensionalen elektrischen Feldes angedeutet.

P4 
ψe2

S2
P2

ψe1
P3
S1
Feldlinien Abb. 1.27. Zur Berechnung der D-
P1 Linien ebener, ladungsfreier, elektri-
scher Felder


Der Fluss pro Längeneinheit ψe1 durch die Verbindungslinie S1 zwischen den
Punkten P1 und P2 ist nach (1.15)
3
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 57 und 61
26 1. Elektrostatische Felder



ψe1 = D · n ds mit D = ε0 E + P ,
S1

wobei der Einheitsvektor n senkrecht auf S1 steht. Ist das von den beiden
Feldlinien sowie S1 und S2 begrenzte Gebiet wie in der vorliegenden Aufgabe
 
ladungsfrei, so ist in Abb. 1.27 ψe2 = ψe1 und folglich gilt allgemein

ψe = D · n ds = const. .
S
Die Berechnung der Feldlinien könnte dann so erfolgen, dass man für S eine
Linie wählt, die von einem festen Punkt P0 ausgeht und in einem variablen
Punkt P (x, y) endet. Bei der polarisierten Platte wissen wir, dass aus Sym-
metriegründen die y-Achse eine Feldlinie darstellt. Es ist daher sinnvoll, eine
gerade Linie S parallel zur x-Achse von einem Punkt der zu berechnenden
Feldlinie bis hin zur y-Achse zu wählen, so dass bei der Flussberechnung nur
über x zu integrieren ist. Beschränken wir uns dabei, wieder aus Symmetrie-
gründen, auf den ersten Quadranten des Rechengebietes, so erhalten wir die
Gleichung der D-Linien in der Form
 
 x  P0 x für y ≤ d/2 , x ≤ a/2 
ε0 Ey dx + P0 a/2 für y ≤ d/2 , x > a/2 = const. (1.28)
0  
0 für y > d/2
Die Feldlinien der elektrischen Feldstärke (E-Linien) können in ähnlicher Wei-
se ermittelt werden. Jedoch ist hier zu bedenken, dass die elektrische Feld-
stärke E im Gegensatz zur elektrischen Flussdichte D nicht quellenfrei ist.
Wir betrachten dazu die Abb. 1.28.

y
ψ2∗  Feldlinie
S2
P2
qF pol
d/2 ψ1∗ 
S1
P1

a/2 x Abb. 1.28. Zur Berechnung der E-Linien

Die Flüsse4
 
ψ1∗  = ε0 E · n ds , ψ2∗  = ε0 E · n ds
S1 S2

unterscheiden sich in diesem Fall, weil in dem markierten Gebiet, das durch
S1 , S2 , die y-Achse und die Feldlinie begrenzt wird, die Polarisationsladung
4
Für die E-Linien wird eine von (1.15) abweichende Flussdefinition verwendet und
durch einen Stern gekennzeichnet.
Aufgabe E13∗ 27

umschlossen wird. Folglich lautet die korrekte Gleichung der E-Linien


 x  
P0 a/2 für y ≤ d/2
ε0 Ey dx + = const. . (1.29)
0 0 für y > d/2
Wie man sieht, wurde für y ≤ d/2 der konstante Term P0 a/2 hinzugefügt. Er
sorgt dafür, dass ψ1∗  und ψ2∗  für die auf derselben Feldlinie liegenden Punkte
P1 und P2 identische Werte liefern.

a) b)

Abb. 1.29. (a) E-Linien und (b) D-Linien einer homogen polarisierten Platte für
das Seitenverhältnis a/d = 2

a) b)

Abb. 1.30. (a) E-Linien und (b) D-Linien einer homogen polarisierten Platte für
das Seitenverhältnis a/d = 0.5
28 1. Elektrostatische Felder

Für die Auswertung von (1.28) und (1.29) kann das Integral5

z z c
arctan dz = z arctan − ln(c2 + z 2 )
c c 2
verwendet werden. Auf das Einsetzen wird an dieser Stelle aber verzichtet. Die
Feldbilder Abb. 1.29a+b bzw. 1.30a+b unterscheiden sich nur im Innenraum.
Die D-Linien sind aufgrund der Abwesenheit freier Ladungen stets geschlos-
sen. Die E-Linien starten auf den positiven Polarisationsladungen und enden
auf den negativen Polarisationsladungen. Man erkennt außerdem deutlich,
dass die elektrischen Feldlinien im Gegensatz zu den Verschiebungslinien oh-
ne Knick durch die Seitenflächen der Platte verlaufen. Auf der oberen bzw.
unteren Fläche verhält es sich genau umgekehrt.

E14 Stetigkeitsbedingungen am dielektrischen Zylinder

Ein in z-Richtung unendlich ausgedehnter dielektrischer Kreiszlinder mit Ra-


dius a wird einem ebenen, d.h. nur von den Polarkoordinaten und ϕ abhän-
gigen, elektrischen Feld mit dem Potential φe = φe ( , ϕ) ausgesetzt. Für das
Potential innerhalb bzw. außerhalb des Zylinders lässt sich dann schreiben

φe ( , ϕ) − kφe (a2 / , ϕ) für > a
φ( , ϕ) = (1.30)
(1 − k)φe ( , ϕ) für < a .
Wie muss die Konstante k gewählt werden, damit die Stetigkeitsbedingungen
auf der Zylinderoberfläche exakt erfüllt werden?
Lösung: Auf der Oberfläche des Zylinders müssen die Tangentialkomponen-
te der elektrischen Feldstärke Eϕ sowie die Normalkomponente der dielektri-
schen Verschiebung D stetig übergehen
   
∂φ  ∂φ  ∂φ  ∂φ 
= , ε0 =ε . (1.31)
∂ϕ =a+0 ∂ϕ =a−0 ∂ =a+0 ∂ =a−0
Wie man durch Einsetzen von = a in (1.30) feststellt, verhält sich das Po-
tential φ( , ϕ) beim Durchgang durch die Zylinderoberfläche stetig, und da
dies für jeden Winkel ϕ gilt, folgt daraus sofort die Stetigkeit der Tangen-
tialableitung. Aus der Stetigkeit von D wird nach Einsetzen von (1.30) in
(1.31) und Anwenden der Kettenregel
   2 
∂φe ( , ϕ)  ∂φe ( , ϕ) a ∂φe (a2 / , ϕ)
ε(1 − k)  = ε 0 − k −
∂ =a ∂ 2 ∂(a2 / ) =a

ε − ε0
→ ε(1 − k) = ε0 (1 + k) → k= .
ε + ε0

5
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 498
Aufgabe E15 29

E15 Spiegelung am dielektrischen Zylinder

Berechne die Kraft auf den Zylinder in Aufg. E14, wenn sich im Mittelpunkts-
abstand c > a eine unendlich lange Linienladung qL parallel vor dem Zylinder
befindet, Abb. 1.31.
Hinweis: Bestimme zunächst aus dem allgemeinen Potentialansatz äquivalen-
te Spiegelladungen im Innern des Zylinders.

P
a)

b) ε − ε0
k=
R ε + ε0
a a
qL −kqL qL
ϕ
kqL
ε ε0 ε0
c∗ = a2 /c

c c
Abb. 1.31. (a) Linienladung vor einem dielektrischen Zylinder. (b) Ersatzanord-
nung für das Potential im Bereich  > a

Lösung: Die Linienladung vor dem Zylinder erzeugt nach (1.5c) mit der
willkürlichen Festlegung R0 = c das erregende Potential
qL R qL 2 + c2 − 2 c cos ϕ
φe ( , ϕ) = − ln = − ln . (1.32)
2πε0 c 4πε0 c2
Nach Ersetzen von durch a2 / wird daraus
 2   4 
a qL a 1 a2 1
φe ,ϕ = − ln +1−2 cos ϕ
4πε0 c2 2 c
oder etwas umgeformt und mit c∗ = a2 /c
 2 
a qL qL 2 + c∗ 2 − 2 c∗ cos ϕ
φe ,ϕ = ln − ln . (1.33)
2πε0 c 4πε0 c2
Der erste Term in (1.33) beschreibt nach (1.5c) das Potential einer Linien-
ladung −qL auf der Zylinderachse. Vergleicht man den zweiten Term mit
(1.32), so erweist sich dieser als das Potential einer Linienladung +qL in der
Entfernung c∗ = a2 /c von der Zylinderachse. Es ergibt sich also aus (1.30)
die Ersatzanordnung nach Abb. 1.31b.
Die Kraft pro Längeneinheit auf die felderregende Ladung qL ist dann
K  = qL E, wobei E das elektrische Feld der Spiegelladungen ±kqL darstellt
2
  2
k qL 1 1 kqL a2
K  = ex − = −e x .
2πε0 c c − a2 /c 2πε0 c c2 − a2
Wie es sein muss, wird die Ladung vom Zylinder angezogen.
30 1. Elektrostatische Felder

Zur Veranschaulichung sind in Abb. 1.32 die D-Linien dargestellt. Sie


verlaufen innerhalb des Zylinders geradlinig und ihre Verlängerungen treffen
sich alle am Ort der erregenden Linienladung.

Abb. 1.32. Verlauf der D-


Linien einer unendlich lan-
gen Linienladung vor ei-
nem dielektrischen Zylin-
der mit εr = 3

E16 Linienladung vor einem dielektrischen Halbraum

In der Höhe h über einem dielektrischen Halbraum befindet sich eine unend-
lich lange Linienladung qL , Abb. 1.33. Bestimme die Kraft auf den Halbraum.

y
qL

R

2 ε0 h

x

1 ε
Abb. 1.33. Unendlich lange Li-
nienladung über einem dielektri-
schen Halbraum

Lösung: Das elektrische Feld lässt sich im unteren Halbraum mit Hilfe des
Spiegelungsverfahrens durch eine Linienladung
ε − ε0
qL (1 − k) , mit k=
ε + ε0
Aufgabe E16 31

am Ort x = 0, y = h im ansonsten homogenen Gesamtraum der Dielektrizi-


tätskonstanten ε0 bestimmen, vgl.
√ Abb. 1.6c. Auf der Unterseite der Trenn-
fläche y = −0 ist dann mit R = x2 + h2
 
qL (1 − k) x h
E 1 = E(x, y = −0) = ex − e y .
2πε0 R2 R2
Aufgrund der Stetigkeitsbedingungen (1.12) gilt für das elektrische Feld auf
der Oberseite der Trennfläche
 
qL (1 − k) x ε h
E 2 = E(x, y = +0) = ex − ey .
2πε0 R2 ε0 R 2
Der auf das Dielektrikum wirkende Druck folgt aus (1.19)
1 ' q (2 k(1 − k)  x2 ε h2

L
p = (ε − ε0 ) (E 1 · E 2 ) ey = + ey
2 2π ε0 R4 ε0 R 4
und daraus die Kraft pro Längeneinheit
∞ ' q (2 k(1 − k) ∞ x2 + (ε/ε )h2
Ky =
L 0
py dx = dx . (1.34)
2π ε0 (x2 + h2 )2
−∞ −∞

Das uneigentliche Integral kann mit dem Residuensatz gelöst werden, indem
die reelle Variable x durch eine komplexe z = ξ + j η ersetzt und der Integra-
tionspfad wie in Abb. 1.34 in der oberen Halbebene (η > 0) mit unendlichem
Radius geschlossen wird. An der Stelle z = jh tritt in (1.34) ein zweifacher

jh

R→∞
Abb. 1.34. Zur Berechnung
des uneigentlichen Integrals
ξ in (1.34)

Pol auf, so dass das Residuum des Integranden die Gestalt


 
d z 2 + (ε/ε0 )h2 1 1
lim (z − jh)2 = ·
z→jh dz (z 2 + h2 )2 2jh 1 − k

annimmt. Da das Integral nach dem Residuensatz das 2πj–fache dieses Wertes
ist, ergibt sich daraus die Kraft pro Längeneinheit auf das Dielektrikum in
der Form
32 1. Elektrostatische Felder

2
k qL
Fy = .
4πε0 h
Zum selben Resultat gelangt man natürlich auch, wenn man die Cou-
lombsche Anziehungskraft pro Längeneinheit zwischen der Linienladung qL
und ihrer Spiegelladung −kqL an der Stelle y = −h im unteren Halbraum,
siehe Abb. 1.6b, berechnet.

E17 Energie einer kugelförmigen Raumladung

Berechne die elektrostatische Feldenergie einer homogenen, kugelförmigen


Raumladungswolke mit der Dichte qV 0 und dem Radius a
a) mit Hilfe der elektrischen Feldstärke
b) mit Hilfe des Potentials.
Lösung:
a) Das radialsymmetrische Feld der kugelförmigen Raumladungsverteilung
berechnen wir zunächst in gewohnter Weise mit Hilfe des Gaußschen Ge-
setzes der Elektrostatik
   3
4 r , r≤a
ε0 E · dO = 4πr ε0 Er = qV dV = qV 0 π
2
3 a3 , r ≥ a

qV 0 r für r ≤ a
→ Er =
3ε0 a3 /r2 für r ≥ a .
Aus (1.14) folgt dann die Feldenergie
 a 
  2  ∞
1 1 qV 0 a6 
We = ε 0 Er2 dV = ε0 4π r4 dr + dr =
2 2 3ε0  r2 
0 a
4π 2 5
= q a . (1.35)
15ε0 V 0
b) Das Potential ist nach (1.4) das Integral über die Feldstärke
 
qV 0 −r2 /2 + C für r ≤ a
φ = − Er dr + C =
3ε0 a3 /r für r ≥ a .
Die Integrationskonstante ist so zu wählen, dass das Potential eine stetige
Ortsfunktion wird, d.h.

qV 0 (3a2 − r2 )/2 für r ≤ a
φ=
3ε0 a3 /r für r ≥ a .
Die Energie kann nun nach (1.14) durch Integration über das raumladungs-
behaftete Volumen ermittelt werden
Aufgabe E18 33

 a
1 1 qV2 0 3a2 − r2 2 4π 2 5
We = qV 0 φ dV = 4π r dr = q a . (1.36)
2 2 3ε0 2 15ε0 V 0
0

Die auf unterschiedliche Weise erhaltenen Resultate (1.35) und (1.36) stim-
men also überein.

E18 Teilkapazitäten

Über dem Erdboden befinden sich in der Höhe h1 bzw. h2 zwei unendlich
lange, parallele Leiter mit der gegenseitigen Entfernung a, Abb. 1.35. Die
Radien r1 bzw. r2 der Leiter seien sehr viel kleiner als die übrigen Abmes-
sungen des Systems. Zu bestimmen sind die Teilkapazitäten der elektrostati-
schen Anordnung. Welche Betriebskapazität stellt sich ferner ein, wenn beide
Leiter den gleichen Radius und die gleiche Höhe über der Erde aufweisen und
im Gegentakt betrieben werden, d.h. entgegengesetzt gleiche Leiterpotentiale
aufweisen?

r2
r1 qL2
a) b) qL1 a
a h2 h2
h1 φ=0 h1 b

h1
h2

−qL1
−qL2
Abb. 1.35. (a) Zwei dünne Leiter über dem Erdboden. (b) Ersatzanordnung

Lösung: Zunächst können die beiden Leitungen aufgrund ihrer vorausge-


setzt kleinen Radien durch unendlich lange Linienladungen in ihren Mittel-
punkten ersetzt werden. Den Einfluss des Erdbodens erfassen wir wie üblich
durch Spiegelung. Es entsteht dann die Ersatzanordnung in Abb. 1.35b. Aus
der Abbildung lässt sich auch der diagonale Abstand b in der Form
b2 = a2 + 4h1 h2
ablesen. Ausgangspunkt bei der Berechnung von Teilkapazitäten eines Sys-
tems von n Leitern ist ein Gleichungssystem, das die Ladung auf den Leitern
mit den Leiterpotentialen verknüpft. Dieses Gleichungssystem hat in unserem
Fall analog zu (1.17) die Gestalt
             
qL1 k11 k12 φ1 φ1 p11 p12 q
=   · oder = · L1 (1.37)
qL2 k21 k22 φ2 φ2 p21 p22 qL2
34 1. Elektrostatische Felder


mit den Kapazitätskoeffizienten kik , aus denen nachher die gesuchten Teilka-
pazitäten bestimmt werden, und den Potentialkoeffizienten pik . Zuerst wer-
den die Potentialkoeffizienten berechnet. Dabei ist zu beachten, dass auf jeder
Leiteroberfläche die Beiträge aller vier Linienladungen zu superponieren sind.
Nach (1.5c) erhält man dann sofort
 
1 r1 2h1 a b
φ1 = − qL1 ln − qL1 ln + qL2 ln − qL2 ln
2πε0 R0 R0 R0 R0
 
1 r2 2h2 a b
φ2 = − qL2 ln − qL2 ln + qL1 ln − qL1 ln .
2πε0 R0 R0 R0 R0
R0 ist wieder irgendein Referenzabstand. Durch Vergleich mit (1.37) findet
man die Potentialkoeffizienten als
1 2h1,2 1 b
p11,22 = ln , p12 = p21 = ln .
2πε0 r1,2 2πε0 a
Um nun zu den Kapazitätskoeffizienten zu gelangen, brauchen wir nur die
Matrix der Potentialkoeffizienten in (1.37) zu invertieren. Dies gestaltet sich
bei einer 2 × 2 Matrix natürlich sehr einfach und man erhält
     
qL1 1 p22 −p12 φ1
= · .
qL2 p11 p22 − p12
2 −p 12 p 11 φ 2

Mit der Abkürzung


 
∆ 2h1 2h2 1 2 4h1 h2
p11 p22 − p212 = , ∆ = ln ln − ln 1 +
4π 2 ε20 r1 r2 4 a2

lauten die Kapazitätskoeffizienten


 
 2πε0 2h2,1   πε0 4h1 h2
k11,22 = ln , k12 = k21 =− ln 1 + .
∆ r2,1 ∆ a2
Die Teilkapazitäten pro Längeneinheit, Abb. 1.36, folgen schließlich aus der
Beziehung (1.17)
       
C12 = −k12 , C1∞ = k11 + k12 , C2∞ = k22 + k12 . (1.38)


C12

 
C1∞ C2∞
Abb. 1.36. Teilkapazitäten pro Längenein-
heit einer Doppelleitung über dem Erdboden

Wir kommen nun zur Berechnung der gesuchten Betriebskapazität. Bei sym-
metrischer Anordnung der Leiter wird aus den Potentialkoeffizienten
Aufgabe E19 35


r1 = r2 = r
→ p11 = p22 = p .
h1 = h2 = h

Außerdem ist im Gegentaktbetrieb

qL1 = −qL2 = qL , φ1 = −φ2 = (p − p12 )qL

und es ergibt sich als Betriebskapazität pro Längeneinheit der Ausdruck


) * % +
 qL h 1
CB = = πε0 ln 2 . (1.39)
φ1 − φ2 r 1 + 4h2 /a2

Hier bietet sich eine schöne Kontrolle der zuvor ermittelten Teilkapazitäten
an. Die Betriebskapazität ist nämlich nach Abb. 1.36 nichts anderes als die

Parallelschaltung der Kapazität C12 mit den in Reihe geschalteten Kapazi-
 
täten C1∞ und C2∞ , d.h.
 
  C1∞ C2∞ C1∞
CB = C12 +   = C12 + .
C1∞ + C2∞ 2
Nach Einsetzen von (1.38) ergibt sich wieder das Resultat (1.39).

E19 Kräfte an metallischen Oberflächen

Eine leitende, dünnwandige Kugelschale mit Radius a bestehend aus zwei


sich berührenden Hemisphären befinde sich in einem ursprünglich homogenen
elektrischen Feld der Stärke E0 , welches senkrecht auf der Trennebene der
beiden Hälften steht. Bestimme die erforderliche Kraft, um die Hemisphären
zusammenzuhalten.

d
a
ϑ
z
ϕ
Abb. 1.37. Leitende, in der Mitte durch-
trennte Hohlkugel im homogenen elektrischen
E0 Feld

Lösung: Zunächst erhebt sich die Frage, wie der Einfluss der leitenden Ku-
gel auf das resultierende Feld erfasst werden kann. Es ist leicht vorstellbar,
dass ein homogenes Feld dadurch erzeugt werden kann, dass man zwei ent-
gegengesetzte Punktladungen immer weiter voneinander entfernt und dabei
betragsmäßig größer werden lässt, so dass während dieses Grenzüberganges
36 1. Elektrostatische Felder

das Feld in einem endlichen Bereich zwischen den beiden Ladungen zuneh-
mend homogener wird. Bei Anwesenheit der leitenden Kugel erhalten die bei-
den Ladungen ihre entsprechenden Spiegelbilder innerhalb der Kugel. Diese
Spiegelladungen wandern im Zuge des erwähnten Grenzprozesses nach den
Spiegelungsgesetzen (siehe Abb. 1.5b) aufeinander zu und werden dabei eben-
falls immer größer. Mit anderen Worten: Es entsteht ein Dipol im Kugelmit-
telpunkt, der die Wirkung der physikalisch realen Influenzladung auf der
Kugeloberfläche beschreibt und wir machen daher den Potentialansatz
1 pe · r
φ = −E0 z + , pe = p0 ez .
4πε0 r3
Das Moment des Ersatzdipols bestimmen wir so, dass sich auf der Kugel-
oberfläche das Potential φ = 0 einstellt. Wegen pe · r = p0 z = p0 r cos ϑ folgt
p0
φ(r = a) = 0 → −E0 a + = 0 → p0 = 4πε0 E0 a3 .
4πε0 a2
Damit lautet das resultierende Potential eines durch eine leitende Kugel ge-
störten homogenen elektrischen Feldes
 3 
a
φ(r, ϑ) = E0 − r cos ϑ .
r2
Die Radialkomponente der elektrischen Feldstärke auf der Kugeloberfläche
folgt durch Differentiation

∂φ 
Er (r = a, ϑ) = − = 3 E0 cos ϑ . (1.40)
∂r r=a
Diese gibt nach (1.19) Anlass zu einer radial in Richtung der Flächennor-
malen wirkenden mechanischen Spannung. Deren Integration über die rechte
Halbkugelfläche liefert dann die aus Symmetriegründen allein z-gerichtete
Kraft
π/2
1
Kz = 2πa2 ε0 Er2 (a, ϑ) (ez · er ) sin ϑ dϑ
2
0

und nach Einsetzen von (1.40) sowie ez · er = cos ϑ


π/2
2 9
Kz = 9πε0 a E02 cos3 ϑ sin ϑ dϑ = π ε0 a2 E02 .
4
0

E20 Elektrischer Dipol vor einer leitenden Kugel


Vor einer isolierten, leitenden Kugel mit dem Radius a befinde sich im Ab-
stand c vom Mittelpunkt der Kugel ein elektrostatischer Dipol mit dem Mo-
ment pe . Der Dipol weist bezüglich der Kugeloberfläche radial nach außen.
Die Kugel sei ungeladen. Gesucht ist die auf den Dipol ausgeübte Kraft.
Aufgabe E20 37

d∗
a) leitende Kugel b)

q1 q2
a pe −q +q

c∗
c c d

Abb. 1.38. (a) Elektrischer Dipol vor einer leitenden, ungeladenen Kugel. (b)
Spiegelung der Dipolladungen an einer geerdeten Kugel

Lösung: Um das Spiegelungsgesetz eines Dipols an einer leitenden Kugel zu


finden, nehmen wir zunächst an, die Kugel sei geerdet. Außerdem wird der
Dipol aus zwei Punktladungen ±q im Abstand d zusammengesetzt, wobei
lim q · d
pe = q→∞
d→0

gilt. Spiegelt man nun die Ladungen des Dipols an der geerdeten Kugel, Abb.
1.38b, so entstehen die Spiegelladungen q1 und q2 mit den Abständen c∗ − d∗
bzw. c∗ . Es gilt nach dem Spiegelungsgesetz für eine Punktladung vor einer
geerdeten Kugel, siehe Abb. 1.5b,
a2 d
c · c∗ = a2 , (c + d) · (c∗ − d∗ ) = a2 → d∗ =
c(c + d)
sowie
a a
q1 = − q , q2 = q . (1.41)
c+d c
Im Grenzfall d → 0, q → ∞ bildet sich im Innern der Kugel ein Dipol mit
dem Moment
pe pe a3 a3
p∗e = lim q 2 · d ∗
= lim q d = pe . (1.42)
pe q→∞ pe q→∞ c2 (c + d) c3
d→0 d→0

Summiert man die Ladungen q1 und q2 in (1.41)


 
a a a
q1 + q 2 = − q= qd ,
c c+d c(c + d)
so stellt sich im Grenzfall d → 0, q → ∞ eine nicht verschwindende Gesamt-
ladung der Größe
pe a
Q∗ = (1.43)
c2
am Ort c∗ = a2 /c ein. Nun sollte die Kugel aber nicht geerdet, sondern un-
geladen sein. Wir müssen also im Mittelpunkt der Kugel eine weitere Punkt-
ladung der Größe
38 1. Elektrostatische Felder

QM = −Q∗ (1.44)

anbringen, um die Ladungsfreiheit sicherzustellen. Damit lautet das äußere


elektrische Feld aller Spiegelquellen (1.42), (1.43), (1.44) im Abstand z vom
Mittelpunkt der Kugel zu einem beliebigen Punkt auf der Verbindungsachse
zwischen Dipol und Kugelmittelpunkt
Q∗ pe QM pe 1 p∗e
E(z) = ∗
+ + .
4πε0 (z − c ) pe
2 2
4πε0 z pe 2πε0 (z − c∗ )3
Die gesuchte Kraft auf den Dipol lässt sich als Grenzübergang

, - dE 
lim − q E(z = c) + q E(z = c + d) = pe
K = q→∞
dz  z=c
d→0

berechnen. Nach Einsetzen und Differenzieren ergibt sich schließlich


 5 
pe pe a a5 c 3a7 c
K= − 2 − 2 .
2πε0 a4 c5 (c − a2 )3 (c − a2 )4

E21 Kapazität einer Stabantenne

Über einem leitenden Halbraum befinde sich senkrecht angeordnet eine homo-
gene Linienladung qL mit der Länge 2c. Ihr Mittelpunkt habe die Entfernung
m zum leitenden Halbraum, Abb. 1.39a.

a) z b) z
φA

qL 2c b
2a

m m
h

 
leitender Halbraum leitender Halbraum

Abb. 1.39. (a) Linienladung über einem leitenden Halbraum. (b) Äquipoten-
tialfläche φ = φA in unmittelbarer Umgebung der Linienladung als Oberfläche einer
dünnen Antenne

a) Berechne die Äquipotentialflächen der Anordnung.


b) Bestimme die Kapazität einer dünnen Stabantenne, die senkrecht über
Aufgabe E21 39

dem Erdboden angeordnet ist. Die Antenne habe die Länge b, den Durch-
messer 2a und ihr unteres Ende weise die Entfernung h zur Erdoberfläche
auf. Die Berechnung soll näherungsweise erfolgen, indem man sich die lei-
tende Oberfläche der Antenne als Äquipotentialfläche der zuvor betrachte-
ten Anordnung in unmittelbarer Umgebung der Linienladung vorstellt, Abb.
1.39b.
Lösung:

a) Nach (1.6) mit R = 2 + (z − z  )2 erhält man zunächst für das erre-
gende Potential der Linienladung im freien Raum, d.h. bei Abwesenheit des
leitenden Halbraumes,

m+c
Q dz 
φ(e) ( , z) =  =
8πε0 c 2 + (z − z  )2
m−c
 
 z − m + c +  2 + (z − m + c)2 
Q  
= ln    , (1.45)
8πε0 c  z − m − c + 2 + (z − m − c)2 

wobei Q = qL 2c die Gesamtladung der Linienladung ist.6 Den Einfluss des


leitenden Halbraumes erfassen wir nun mit Hilfe des Spiegelungsprinzips, d.h.
wir nehmen eine negative Linienladung −qL im unteren Halbraum an. Deren
Potentialbeitrag erhält man, wenn man in (1.45) z durch z + 2m ersetzt. Das
resultierende Potential ist also

φ( , z) = φ(e) ( , z) − φ(e) ( , z + 2m) . (1.46)

b) Die Äquipotentialflächen φ( , z) =const. sind in Abb. 1.40 zusammen mit


den elektrischen Feldlinien dargestellt.

Abb. 1.40. Äquipotenti-


allinien und Feldlinien ei-
leitender Halbraum
ner Linienladung über ei-
nem leitenden Halbraum
6
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 192
40 1. Elektrostatische Felder

Wie man dem Feldbild entnehmen kann, bilden die Äquipotentialflächen in


unmittelbarer Umgebung der Linienladung langgestreckte Rotationskörper.
Die Oberfläche einer Linearantenne wird im Folgenden näherungsweise als
ein solcher Rotationskörper angesehen. Die Antenne sei gegenüber der Erde
auf das Potential φA angehoben und trage die Gesamtladung Q, Abb. 1.39b.
Die Kapazität zwischen Antenne und Erdboden ist dann
Q
C= , (1.47)
φA
wobei das Antennenpotential φA durch Wahl des Aufpunktes = a, z = m
in (1.45) und (1.46) ermittelt wird
*√  +
Q a2 + c2 + c a2 + (2m − c)2 + 2m − c
φA = ln √ · .
8πε0 c a2 + c2 − c a2 + (2m + c)2 + 2m + c
Bei einer langgestreckten√Antenne gilt a
c und a
(2m ± c) und wir kön-
nen die Wurzeln wegen 1 + x ≈ 1 + x/2 für |x|
1 annähern
 1 a2  2 1 a2
a2 + c2 ≈ c + , a + (2m ± c)2 ≈ (2m ± c) + .
2 c 2 (2m ± c)

Das Potential lässt sich damit bei sehr kleinem Radius auf die vereinfachte
Form
  
2
Q 2c 2m − c
φA ≈ ln
8πε0 c a 2m + c

bringen und mit 2c ≈ b und m = h + b/2 folgt aus (1.47) die Kapazität
 * % +−1
b 4h/b + 1
C ≈ 2πε0 b ln .
a 4h/b + 3
Die Formel liefert für h → ∞ auch die Kapazität der Antenne im homogenen
Raum, die gleichzeitig die minimale Kapazität darstellt
 −1
b
Cmin = lim C = 2πε0 b ln .
h→∞ a

E22 Randwertproblem in kartesischen Koordinaten

Im kartesischen Koordinatensystem sind die Ebenen x = 0, x = a und y = 0


als leitende geerdete Beläge ausgeführt, während in der Ebene y = b das
Potential in der Form a) φ = φ0 cos πx/a bzw. b) φ = φ0 sin πx/a vorgegeben
ist. Zu bestimmen ist das elektrostatische Potential sowie der Verlauf der
elektrischen Feldlinien im Innenraum des Rechteckzylinders.
Aufgabe E22 41

y φ(x, b)

a Abb. 1.41. Rechteckzylinder mit drei ge-


erdeten Wänden und Potentialvorgabe auf
x einer Wand

Lösung: Es liegt ein hinsichtlich der Koordinate z ebenes Randwertproblem


erster Art in kartesischen Koordinaten vor. Das Potential erfüllt nach (1.10)
die zweidimensionale Laplace-Gleichung
∂2φ ∂2φ
∇2 φ = + 2 =0, (1.48)
∂x2 ∂y
für welche mit Hilfe der Separation nach Bernoulli der allgemeine Lösungs-
ansatz
φ(x, y) = (A0 + B0 x) · (C0 + D0 y) + (1.49)
. / . /
+ A(p) cos px + B(p) sin px · C(p) cosh py + D(p) sinh py
p=0

aufgestellt werden kann.7 Für den Fall, dass die Separationskonstanten p kei-
ne diskreten sondern kontinuierliche Werte annehmen, ist anstelle der Sum-
mation über den gesamten Wertebereich zu integrieren.
Eine Alternative zu den hyperbolischen Funktionen stellen Exponential-
funktionen exp(±py) dar, welche besser geeignet sind, wenn ein Rand des
Rechengebietes im Unendlichen liegt. Außerdem ist es prinzipiell möglich, in
(1.49) die Koordinaten x und y zu vertauschen, da die Differentialgleichung
(1.48) symmetrisch aufgebaut ist. Bei der vorliegenden Aufgabe stellt aber
die Wahl trigonometrischer Funktionen in x-Richtung und hyperbolischer
Funktionen in y-Richtung die günstigere Alternative dar, weil ansonsten mit
imaginären Separationskonstanten gerechnet werden müsste.
Bei der Bestimmung der noch unbekannten Konstanten in (1.49) beginnt
man am besten mit den homogenen Randbedingungen, um den allgemeinen
Lösungsansatz soweit wie möglich zu reduzieren
φ(0, y) = 0 → A0 = A(p) = 0

φ(a, y) = 0 → B0 = 0 , sin pa = 0 → p= , n = 1, 2, 3, . . .
a
φ(x, 0) = 0 → C(p) = 0 .
Kürzt man noch das Produkt der übriggebliebenen Konstanten mit En ab,
so lautet der auf das vorliegende Problem zugeschnittene reduzierte Lösungs-
ansatz
7
siehe z.B. [Henke], Elektrostatische Felder IV
42 1. Elektrostatische Felder


nπy nπx
φ(x, y) = En sinh sin . (1.50)
n=1
a a

a) Potentialvorgabe φ(x, y = b) = φ0 cos(πx/a)


Einsetzen in (1.50) liefert

nπb nπx πx
En sinh sin = φ0 cos . (1.51)
n=1
a a a
Um die an dieser Stelle noch unbekannten Konstanten En zu bestimmen,
werden beide Seiten von (1.51) mit sin(mπx/a) multipliziert und anschlie-
ßend über den Bereich 0 ≤ x ≤ a integriert. Diesen Vorgang nennt man
Orthogonalentwicklung.
a ∞ a
πx mπx nπb nπx mπx
φ0 cos sin dx = En sinh sin sin dx
a a n=1
a a a
0 0
! "# $
n
δm a/2
n
Durch das Auftreten des Kronecker-Symbols δm verbleibt lediglich das
Glied m = n in der Summe. Da der Index m jede beliebige natürliche Zahl
sein kann, liefert die beschriebene Prozedur tatsächlich alle unbekannten
Konstanten En . Die Integration auf der linken Seite ergibt8
a  
πx mπx a 1 − cos[(m + 1)π] 1 − cos[(m − 1)π]
cos sin dx = +
a a 2π m+1 m−1
0

und wegen
cos[(m + 1)π] = cos[(m − 1)π] = (−1)m+1
nimmt das Potential im Rechteckzylinder die endgültige Form

φ(x, y) 4 n sinh(nπy/a) nπx
= sin
φ0 π n=2,4,6 n2 − 1 sinh(nπb/a) a
an.
Bei der Berechnung der elektrischen Feldlinien genügt aus Symmetrie-
gründen die Betrachtung des Bereiches 0 ≤ x ≤ a/2. Die Feldlinien erhält
man durch Konstanthalten des elektrischen Flusses (1.15). Der Fluss durch
die Fläche F in Abb. 1.42 verändert sich nicht, wenn man den variablen
Punkt P (x, y) entlang einer Feldlinie verschiebt. Da das in Abb. 1.42 mar-
kierte Gebiet ladungsfrei ist, kann der Fluss ψe in die beiden Anteile ψe1 und
ψe2 zerlegt werden und die Feldliniengleichung lautet
ψe (x, y) = ψe1
 
(x, y) + ψe2 (a/2, y) = const.
8
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 408
Aufgabe E22 43

mit den Flüssen pro Längeneinheit


a/2 b 
 ∂φ  ∂φ 
ψe1 (x, y) = ε0 dx , ψe2 (a/2, y) = −ε0 dy .
∂y ∂x x=a/2
x y

y
P0
b
ψe
F ψe2
F2
P (x, y) F1 Abb. 1.42. Zerlegung des Ge-
ψe1 samtflusses durch F in zwei An-
0 teile zur Berechnung der elektri-
0 a/2 a x schen Feldlinien

Nach Differentiation, Integration und Addition wird aus dem Fluss


∞  
ψe (x, y) n cosh(nπy/a) nπx nπb
= cos − (−1)n/2
coth
ψ0 n=2,4,6
n2 − 1 sinh(nπb/a) a a

mit ψ0 = 4ε0 φ0 /π. Die Äquipotential- und Feldlinien sind in Abb. 1.43 dar-
gestellt.

Abb. 1.43. Feldlinien und


Äquipotentiallinien bei kosi-
nusförmiger Potentialvorgabe

Bemerkenswert ist dabei die Wirbelbildung der elektrischen Feldlinien in den


oberen Ecken des Zylinders. Tatsächlich sieht das Feld dort eher wie das
magnetische Feld eines Linienstromes aus und wir nähern es daher in unmit-
telbarer Umgebung der linken oberen Ecke in der Form
C 
E ≈ eϕ , = x2 + (y − b)2 . (1.52)

44 1. Elektrostatische Felder

1000

100

10
−→

|E|a
φ0 1

0.1
Abb. 1.44. Das elektri-
sche Feld entlang der y-
Achse. Der gestrichelte Ver-
0.01 lauf zeigt die Approximation
0.01 0.1 1 − y/b −→ 1
durch (1.52)

Die Konstante C folgt aus dem Wegintegral


π/2
2
φ0 = E( ) dϕ → C = φ0 .
π
0

Wie der Abb. 1.44 entnommen werden kann, wird das Feld in der Ecke durch
(1.52) gut approximiert.
b) Potentialvorgabe φ(x, y = b) = φ0 sin(πx/a)
Im Aufgabenteil a) haben wir gesehen, dass zur Anpassung des allgemeinen
Lösungsansatzes an die kosinusförmige Potentialvorgabe eine Orthogonalent-
wicklung erforderlich war. Wir betrachten jetzt eine sinusförmige Potential-
vorgabe, die also in Form der Eigenfunktion n = 1 unseres Problems gegeben
ist. Damit ist klar, dass in der allgemeinen Lösungssumme (1.49) nur das
Glied n = 1 zur Anpassung an die Potentialvorgabe zu berücksichtigen ist,
und die unbekannte Konstante E1 kann sofort bestimmt werden. Es ergibt
sich dann für das Potential das Ergebnis
φ(x, y) sinh(πy/a) πx
= sin .
φ0 sinh(πb/a) a
Ebenso einfach gestaltet sich die Flussberechnung, bei der diesmal zu berück-
sichtigen ist, dass die Linie x = a/2 zur Feldlinie wird, so dass ψe2 in Abb.
1.42 verschwindet. Damit lautet die Gleichung der Feldlinien
cosh(πy/a) πx
ψe (x, y) = ε0 φ0 cos = const. .
sinh(πb/a) a
Die Äquipotential- und Feldlinien sind in Abb. 1.45 dargestellt.
Aufgabe E23 45

Abb. 1.45. Feldlinien und


Äquipotentiallinien bei sinus-
förmiger Potentialvorgabe

E23 Elektrostatische Linse (periodischer Fall)

Koaxiale Strukturen, bestehend aus leitenden Ringen, die auf unterschiedliche


Potentiale angehoben wurden, Abb. 1.46a, treten in der Praxis bei Teilchen-
beschleunigern und Fokussierungseinrichtungen auf.
Gegeben ist eine periodische Anordnung solcher Ringe, an die alternierend
die Potentiale ±φ0 angelegt sind, Abb. 1.46b. Der Radius aller Ringe sei a,
ihre Breite h und der gegenseitige Abstand d
a, h. Bestimme das Potential
im Raum < a unter der Annahme, dass das Potential sich im Spalt zwischen
den Ringen in erster Näherung linear mit der Koordinate z ändert.

y
a)

x
b)
h d


ϕ
a
z
z
−φ0 +φ0 −φ0 +φ0

Abb. 1.46. (a) Periodische Anordnung leitender Ringe. (b) Betrachtung der
Anordnung in Zylinderkoordinaten und Festlegung der Potentiale
46 1. Elektrostatische Felder

Lösung: Es liegt ein rotationssymmetrisches Randwertproblem erster Art


in Zylinderkoordinaten vor. Das Potential erfüllt nach (1.10) die zweidimen-
sionale Laplace-Gleichung
∂ 2 φ 1 ∂φ ∂ 2 φ
∇2 φ( , z) = + + 2 =0, (1.53)
∂ 2 ∂ ∂z
für welche mit Hilfe der Separation nach Bernoulli der allgemeine Lösungs-
ansatz
φ( , z) = (A0 + B0 ln ) · (C0 + D0 z) + (1.54)
. / . /
+ Ap I0 (p ) + Bp K0 (p ) · Cp cos pz + Dp sin pz
p=0

mit periodischen Funktionen in z-Richtung oder alternativ


φ( , z) = (A0 + B0 ln ) · (C0 + D0 z) + (1.55)
. / . /
+ Ap J0 (p ) + Bp N0 (p ) · Cp cosh pz + Dp sinh pz
p=0

mit aperiodischen Funktionen in z-Richtung aufgestellt werden kann.9 Hierin


bezeichnen J0 (x) bzw. N0 (x) die Bessel-Funktion bzw. Neumann-Funktion
nullter Ordnung und I0 (x) bzw. K0 (x) die modifizierte Bessel-Funktion null-
ter Ordnung und erster bzw. zweiter Art.
Eine Alternative zu den Hyperbelfunktionen stellen Exponentialfunktio-
nen exp(±pz) dar, welche besser geeignet sind, wenn sich das Rechengebiet
in z-Richtung bis ins Unendliche erstreckt.
Die Periodizität der Anordnung erfordert hier einen periodischen Lösungs-
ansatz in z-Richtung, also (1.54).
Aufgrund ihres singulären Verhaltens auf der Achse = 0 scheiden der
natürliche Logarithmus sowie die modifizierte Bessel-Funktion zweiter Art
von vornherein aus. Ein linearer Term in z-Richtung ist aufgrund der Peri-
odizität der Anordnung ebenfalls nicht möglich.
Der zur Ebene z = 0 schiefsymmetrische Potentialverlauf lässt weiterhin
nur Sinusfunktionen im Ansatz zu. Zur Ebene z = (h + d)/2 dagegen wird
sich das Potential symmetrisch ausbilden, so dass damit auch die Separati-
onskonstanten p in der Form

p= , n = 1, 3, 5 . . .
L
bereits vorliegen und wir erhalten den reduzierten Potentialansatz
∞ ' nπ ( nπz
φ( , z) = An I0 sin mit L = h + d .
n=1,3,5
L L

Die Konstanten An ergeben sich aus dem Potentialverlauf auf der Fläche
=a
9
siehe z.B. [Henke], Elektrostatische Felder IV
Aufgabe E23 47



' nπa ( nπz 2z/d für 0 ≤ z ≤ d/2
An I0 sin = −φ0 (1.56)
L L 1 für d/2 ≤ z ≤ L/2 .
n=1,3,5

Dabei wurde nur ein Viertel der gesamten Periodenlänge betrachtet. Dies
ist aus Symmetriegründen auch vollkommen ausreichend, da die Funktionen
sin(nπz/L), mit n = 1, 3, 5 . . ., alle Symmetrieanforderungen erfüllen. Zwecks
Auffindung der noch unbekannten Konstanten An wird (1.56) im Zuge einer
Fourier-Analyse auf beiden Seiten mit sin(mπz/L) multipliziert und über
den Orthogonalitätsbereich 0 ≤ z ≤ L/2 integriert
' nπa ( 
L/2

nπz mπz
An I0 sin sin dz =
n=1,3,5
L L L
0
! "# $
n
δm L/4
d/2 
L/2
2 mπz mπz
= − φ0 z sin dz −φ0 sin dz .
d L L
0
! "# $ d/2
! "# $
I1m I2m
Mit den Integralen10
 d/2  L/2
sin(mπz/L) z cos(mπz/L) cos(mπz/L)
I1m = − , I2m = −
(mπ/L)2 mπ/L 0 mπ/L d/2
2
 
2 2 L mπd L mπd
→ I1m + I2m = sin = si
d d m2 π 2 2L mπ 2L
sin x
und der Spaltfunktion si(x) = ergibt sich schließlich das resultierende
x
Potential
∞  
φ( , z) 4 1 nπd I0 (nπ /L) nπz
=− si sin . (1.57)
φ0 π n=1,3,5 n 2L I0 (nπa/L) L

Da damit im Prinzip auch das elektrische Feld E = −∇φ in der Struktur


bekannt ist, kann die Bahnkurve eines geladenen Teilchens mit der Ladung q
und der Masse m in dem periodischen Potentialfeld berechnet werden. Dafür
sind die Newtonschen Bewegungsgleichungen
dv d2 dvz d2 z
K = qE = m = m 2 , Kz = qEz = m =m 2
dt dt dt dt
zu lösen. Für ein kleines Zeitintervall t0 ≤ t ≤ t0 + ∆t, in welchem angenom-
men werden kann, dass sich die elektrische Feldstärke nur unwesentlich än-
dert, liefert die Integration der Bewegungsgleichung zunächst die Geschwin-
digkeit in -Richtung
10
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 279
48 1. Elektrostatische Felder

t0+∆t
q q
v (t0 + ∆t) = v (t0 ) + E (t) dt ≈ E (t0 ) ∆t
m m
t0

und nach nochmaliger Integration den Ort


q
(t0 + ∆t) ≈ (t0 ) + v (t0 )∆t + E (t0 ) (∆t)2 .
2m
Analoges gilt natürlich für z und vz . Wenn also die Zeitspanne ∆t klein ge-
nug gewählt wird, ist es auf diesem Wege möglich die Bahnkurve auf iterative
Weise zu erhalten, indem die aus den Anfangswerten (t0 ) und vx (t0 ) berech-
neten aktuellen Werte und v als neue Startwerte verwendet werden, u.s.w..
Zur Normierung führen wir noch die Geschwindigkeit v0 ein, die dem kineti-
schen Energiezuwachs der Ladung q nach Durchqueren der Potentialdifferenz
∆φ = φ0 entspricht
1
m v02 = ±qφ0 für q ≷ 0
2
und erhalten den iterativen Algorithmus
i+1 i v,i E ( i , zi )
= + 2δ ± δ2 für q ≷ 0
a a v0 φ0 a
(1.58)
v,i+1 v,i E ( i , zi )
= ±δ für q ≷ 0 .
v0 v0 φ0 a
Die entsprechenden Gleichungen für die longitudinale Position z und Ge-
schwindigkeit vz lauten ganz analog.

0.9

/a
0

a)
0.9

/a
0

b)
1 z/a −→ 9
Abb. 1.47. Bahnkurven geladener Teilchen und Äquipotentiallinien des periodi-
schen Potentialfeldes der Anordnung in Abb. 1.46b für h = 2a und v (z = h/2) = 0.
(a) vz (z = h/2)/v0 = 0.2. (b) vz (z = h/2)/v0 = 0.4
Aufgabe E24∗ 49

Zur Abkürzung wurde in (1.58) die normierte Zeitschrittweite


1 v0 ∆t
δ=
2 a
eingeführt. Diese muss klein genug sein und sollte der am jeweiligen Ort herr-
schenden Feldstärke angepaßt werden, damit der Algorithmus stabile Ergeb-
nisse liefert. In Abb. 1.47 wurden neun radial versetzte Teilchen betrach-
tet, die in der Ebene z = h/2 mit v = 0 und vz /v0 = 0.2 bzw. vz /v0 = 0.4
starten. Im Falle der geringeren Anfangsgeschwindigkeit werden die Ladun-
gen zunächst fokussiert, aber die kinetische Energie der äußeren Teilchen
reicht offenbar nicht aus, um die nächste Potentialbarriere zu überwinden.
Die Coulombsche Abstoßungskraft der Ladungen untereinander blieb bei
der Berechnung unberücksichtigt.

E24∗ Elektrostatische Linse (aperiodischer Fall)


Anstelle der periodischen Anordnung in Aufg. E23 soll nun der aperiodische
Fall, d.h. zwei auf die Potentiale +φ0 bzw. −φ0 angehobene und einseitig ins
Unendliche laufende, leitende Zylinder betrachtet werden, Abb. 1.48. Dabei
darf der Abstand d diesmal als vernachlässigbar klein angesehen werden.
a) Berechne das Potential sowie die elektrische Feldlinien.
b) Leite zur Kontrolle das Potential der aperiodischen Anordnung aus dem
Resultat (1.57) der Aufg. E23 durch einen Grenzübergang mit L → ∞, d.h.
unendlicher Periodenlänge her.

ϕ a
z Abb. 1.48. In der Mitte
+φ0 −φ0 durchtrenntes, leitendes Rohr.
Die Hälften haben die Poten-
d→0 tiale ±φ0

Lösung:
a) Bei dieser aperiodischen Anordnung wählen wir den Lösungsansatz (1.55).
Aufgrund ihres singulären Verhaltens auf der Achse = 0 scheiden der na-
türliche Logarithmus sowie die Neumann-Funktion von vornherein aus. Ein
linearer Term in z-Richtung ist ebenfalls nicht möglich, da er für z → ∞ zu
einem unendlichen Potential führen würde. Dasselbe gilt auch für die Hyper-
belfunktionen, so dass wir stattdessen Exponentialfunktionen verwenden.11
11
Natürlich kann das korrekte Potentialverhalten im Unendlichen auch durch eine
Linearkombination von sinh und cosh erreicht werden, jedoch würde dies wegen
cosh x ± sinh x = exp(±x) letztendlich auch wieder auf Exponentialfunktionen
führen.
50 1. Elektrostatische Felder

Aufgrund des unstetigen Potentialverlaufs in z-Richtung, sind für die Berei-


che z < 0 und z > 0 getrennte Ansätze aufzustellen
 ∞ ' (



 −φ 0 + An J0 j0n e−j0n z/a für z > 0
n=1
a
φ( , z) = ∞
' ( (1.59)



 +φ0 + Bn J0 j0n e j0n z/a
für z < 0 .
n=1
a
Als Separationskonstante wurde hier p = j0n /a gesetzt, wobei j0n die Null-
stellen der Bessel-Funktion J0 sein sollen. Damit verschwinden die Summen
in (1.59) für = a und durch die konstanten Terme ±φ0 im Potentialansatz
sind die Randbedingungen auf dem leitenden Rohr bereits erfüllt. Einen ers-
ten Zusammenhang zwischen den Konstanten An und Bn erhalten wir, wenn
wir die Stetigkeit der Normalkomponente der elektrischen Feldstärke beim
Durchgang durch die Ebene z = 0 fordern
 
∂φ  ∂φ 
= → Bn = −An ,
∂z  z=+0 ∂z  z=−0

wohingegen der notwendige stetige Übergang des Potentials auf die Beziehung
∞ ' (
φ( , z = +0) = φ( , z = −0) → φ0 = An J0 j0n (1.60)
n=1
a
führt. Im Zuge der nun folgenden Fourier-Bessel-Entwicklung werden bei-
de Seiten von (1.60) mit J0 (j0m /a) multipliziert12 und über den orthogo-
nalen Bereich 0 ≤ ≤ a integriert
a ' a '
( ( ' (

φ0 J0 j0m d = An J0 j0n J0 j0m d .
a n=1
a a
0 0
! "# $ ! "# $
2 n 2 2
J1 (j0m ) a /j0m δm J1 (j0m ) a /2
In der Summe verbleibt dabei nur das Glied n = m und mit den dadurch
bekannten Konstanten Am lautet das resultierende Potential
 ∞

φ( , z) J0 (j0n /a) −j0n |z|/a
= sign(z) −1 + 2 e . (1.61)
φ0 j J (j )
n=1 0n 1 0n

Zur Veranschaulichung der Feldausbildung wurden in Abb. 1.49 sowohl die


Äquipotentiallinien als auch die elektrischen Feldlinien dargestellt. Dabei er-
hält man die Feldlinien durch Konstanthalten des elektrischen Flusses (1.15)
durch eine kreisförmige Fläche mit variablem Radius. Für z > 0 gilt dann
 ∞
∂φ J1 (j0n /a) −j0n z/a
ψe = −2πε0 d = 4πε0 aφ0 e = const..
∂z n=1
a j0n J1 (j0n )
0
12
dabei ist  die Gewichtsfunktion
Aufgabe E24∗ 51

Dabei wurde das Integral


 ' ( a2 ' (
J0 j0n d = J1 j0n
a j0n a a
verwendet.

+φ0 −φ0

Abb. 1.49. Äquipotential-


und Feldlinien am Übergang
zweier leitender Rohrhälften
mit den Potentialen ±φ0

b) Wir wollen jetzt versuchen, durch den Grenzübergang L → ∞ in der pe-


riodischen Potentiallösung (1.57) zur Lösung der aperiodischen Anordnung
(1.61) zu gelangen. Da der Abstand d verschwindend klein sein soll, nimmt
zunächst die Spaltfunktion in (1.57) den Wert 1 an

φ( , z) 4 1 I0 (nπ /L) nπz
=− lim sin .
φ0 π L→∞ n=1,3,5 n I0 (nπa/L) L

Im Verlauf des Grenzprozesses L → ∞ wird der Abstand zweier benachbarter


Eigenwerte pn = nπ/L infinitesimal klein und die Summe geht in ein Integral
über:
2π 1 1 L 2π 1 dp
pn+1 − pn = → dp , = →
L n 2 nπ L 2 p

∞
φ( , z) 2 I0 (p ) sin pz
→ =− dp .
φ0 π I0 (pa) p
0

Solche uneigentlichen Integrale lassen sich vorteilhaft mit dem Residuensatz


lösen. Dabei nutzen wir aus, dass der Integrand eine gerade Funktion hin-
sichtlich der Variablen p ist und schreiben mit sin x = (e jx − e−jx )/2j
 ∞ 
  ∞
φ( , z) 1 I0 (p ) jpz I0 (p ) −jpz 
=− e dp − e dp =
φ0 2πj  p I0 (pa) p I0 (pa) 
−∞ −∞
1
=− {I1 − I2 } . (1.62)
2πj
52 1. Elektrostatische Felder

Wie man sich leicht überzeugen kann, gilt I2 = −I1 . Wir fassen nun p als
komplexe Variable auf und schließen den Integrationspfad des Integrals durch
einen Halbkreisbogen mit unendlichem Radius in der oberen komplexen Ebe-
ne, Abb. 1.50. Für z > 0 liefert dieser Halbkreisbogen keinen zusätzlichen
Beitrag, so dass sich das Integral nicht verändert hat. Für z < 0 würde man
das Integral in der unteren komplexen Halbebene schließen, was hier aber
aufgrund der Symmetrie nicht nötig ist.

Im{p}

Polstellen
r→0
R→∞
Abb. 1.50. Zur Lösung
des uneigentlichen Integrals
Re{p} (1.62)

Da aus modifizierten Bessel-Funktionen mit imaginärem Argument gewöhn-


liche Bessel-Funktionen entstehen, erkennt man, dass die Polstellen des In-
tegranden auf der imaginären Achse liegen und in der Form
pa = j · j0n
durch die Nullstellen der Bessel-Funktion J0 gegeben sind. Eine weitere
Polstelle liegt im Ursprung der komplexen Ebene p = 0. Sie wird in Abb. 1.50
von einem Halbkreis mit Radius r → 0 umfahren. Nach dem Residuensatz
wird dann aus dem Integral I1 in (1.62)
  
j · j0n
I1 = f (p) e jpz dp = 2πj Res f (p); p = e−j0n z/a +
a (1.63)
+πj Res {f (p); p = 0} .
Die Berechnung der Residuen gestaltet sich wie folgt:
 
j · j0n pa − j · j0n I0 (p ) J0 (j0n /a)
Res f (p); p = = lim · =−
a pa→j·j0n I0 (pa) pa j0n J1 (j0n )

p − 0 I0 (p )
Res {f (p); p = 0} = lim =1. (1.64)
p→0 p I0 (pa)
Dabei wurden bei der Grenzwertberechnung die Regel von L’ Hospital sowie
die Zusammenhänge
dI0 (x)
= I1 (x) , I0 (jx) = J0 (x) , I1 (jx) = j J1 (x)
dx
Aufgabe E25 53

verwendet. Nach Einsetzen der Residuen (1.64) in (1.63) und danach von
(1.63) in (1.62) ergibt sich
 ∞

φ( , z) J0 (j0n /a) −j0n z/a
= −1 + 2 e ,
φ0 j J (j )
n=1 0n 1 0n

was für z > 0 vollständig mit (1.61) übereinstimmt.

E25 Homogen polarisierter Zylinder

Gegeben ist ein sehr langer, in x-Richtung homogen polarisierter Zylinder


vom Radius a, Abb. 1.51. Die Polarisation sei P = P0 ex . Berechne das Feld
im Innen- und Außenraum des Zylinders.

P ϕ
a x

1
z

2

a) b)

Abb. 1.51. (a) Homogen polarisierter Zylinder. (b) Feldlinien der dielektrischen
Verschiebung (D-Linien)

Lösung: Es liegt ein ebenes Randwertproblem in Polarkoordinaten vor. We-


gen ∇ · P = ∂P/∂x = 0 gilt (mit Ausnahme der Zylinderoberfläche) im ge-
samten Raum die zweidimensionale Laplace-Gleichung (1.10)
∂ 2 φ 1 ∂φ 1 ∂2φ
∇2 φ( , ϕ) = + + =0, (1.65)
∂ 2 ∂ 2 ∂ϕ2
für welche mit Hilfe der Separation nach Bernoulli der allgemeine Lö-
sungsansatz
φ( , ϕ) = (A0 + B0 ln ) · (C0 + D0 ϕ) +
∞  
1
+ An + Bn n · (Cn cos nϕ + Dn sin nϕ)
n
(1.66)
n=1

54 1. Elektrostatische Felder

aufgestellt werden kann.13 Auf der Oberfläche des Zylinders = a befindet


sich nach (1.8) die Polarisationsflächenladung

qF pol = n · P = e · ex P0 = P0 cos ϕ (1.67)

und es gelten die Stetigkeitsbedingungen (1.12). Die Stetigkeit der Tangen-


tialkomponente von E wird durch ein stetiges Potential gewährleistet. Mit
D = ε0 E + P = −ε0 ∇φ + P nach (1.4) und (1.7) lauten damit die entspre-
chenden Bedingungen für das Potential
 
∂φ1 ∂φ2 P0 cos ϕ
φ1 ( = a, ϕ) = φ2 ( = a, ϕ) , − = . (1.68)
∂ ∂ =a ε0
Das Potential muss für → ∞ abklingen, für = 0 endlich bleiben und die
gleiche ϕ-Abhängigkeit wie die Polarisationsflächenladung (1.67) aufweisen.
Die reduzierten Ansätze für das Potential in den Teilbereichen 1 und 2 lauten
also
a
φ1 = A cos ϕ , φ2 = B cos ϕ .
a
Einsetzen in (1.68) liefert
 
1 a  P0 aP0
A=B , A + = → A=
a 2 =a ε0 2ε0

und schließlich mit cos ϕ = x und 2 = x2 + y 2


aP0 x aP0 xa
φ1 = , φ2 = .
2ε0 a 2ε0 x + y 2
2

Das Potential im Innenraum steigt also linear mit der Koordinate x an, was
damit ein homogenes elektrisches Feld E = −ex P0 /2ε0 zur Folge hat. Das
Feld im Außenraum entspricht dem Feld eines x-gerichteten Liniendipols, vgl.
(1.22) in Aufg. E8. In Abb. 1.51b wurden die D-Linien dargestellt. Man be-
achte, dass die elektrische Flussdichte D im Innenraum wegen D = ε0 E + P
entgegengesetzt zur elektrischen Feldstärke, also in positive x-Richtung zeigt.

E26 Ringladung über einem leitenden Halbraum mit


dielektrischer Halbkugel

In der Höhe h über dem leitenden Halbraum z < 0 befinde sich eine kreis-
ringförmige Linienladung qL mit dem Radius b und dem Mittelpunkt auf der
z-Achse. Ferner sei der halbkugelförmige Bereich r ≤ a, 0 ≤ ϑ ≤ π/2 mit
homogener, dielektrischer Materie gefüllt, Abb. 1.52a. Zu bestimmen ist das
elektrostatische Potential im gesamten Raum. Ferner soll das Ergebnis für
den Spezialfall ε → ∞ überprüft werden.
13
siehe z.B. [Henke], Elektrostatische Felder IV
Aufgabe E26 55

z z
a) b)
b
Ringladung qL
P

2
ε0 r
h φ=0 h ε0 ϑ c
ε
a
ϑ
1

ϕ  ϕ 
qL
qF (ϑ) = δ(ϑ − ϑ )
c

Abb. 1.52. (a) Ringladung über einem leitenden Halbraum mit dielektrischer
Halbkugel. (b) Zur Berechnung des primären Potentials

Lösung: Wir bestimmen zunächst das erregende Potential φ(e) der Ring-
ladung im freien Raum und beschreiben diese nach Abb. 1.52b mit Hilfe
der Diracschen Deltafunktion δ(ϑ − ϑ ) als Flächenladung qF (ϑ) auf einer
Kugelschale mit dem Radius c. Aus dem Bild ergeben sich sofort die geome-
trischen Zusammenhänge
 h b
c = b2 + h2 , cos ϑ = =: u , sin ϑ = .
c c
Die so eingeführte Flächenladung trennt den Gesamtraum in die beiden Teil-
räume 1 und 2, in denen jeweils die Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten
   
∂ 2 ∂φ 1 ∂ ∂φ
∇ φ(r, ϑ) =
2
r + sin ϑ =0 (1.69)
∂r ∂r sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ
gilt, wobei hier schon die Rotationssymmetrie der Anordnung berücksichtigt
wurde. Der allgemeine Lösungsansatz14 lautet
∞   0 1
Bn
φ(r, ϑ) = An r + n+1 · Cn Pn (u) + Dn Qn (u)
n
(1.70)
n=0
r

mit der Abkürzung u = cos ϑ. Die Kugelfunktionen erster Art Pn (u), die
man in diesem Fall auch Legendre-Polynome nennt, sind überall regulär,
während die Kugelfunktionen zweiter Art Qn (u) an den Orten ϑ = 0 und
ϑ = π, also auf der Rotationsachse, singulär werden. Weil im vorliegenden Fall
die Rotationsachse Teil des Rechenvolumens ist, müssen also die Funktionen
zweiter Art von der Lösung ausgeschlossen werden.
Da das Potential im Ursprung r = 0 nicht unendlich werden darf und
für r → ∞ gegen null gehen muss, lassen sich in den beiden Teilräumen die
reduzierten Ansätze
14
siehe z.B. [Henke], Elektrostatische Felder IV
56 1. Elektrostatische Felder

 ∞ ' r (n



 An P n (u) für r ≤ c
c
φ(e) (r, ϑ) = n=0

' c (n+1 mit u = cos ϑ



 Bn Pn (u) für r ≥ c
n=0
r
aufstellen. Man beachte, dass die willkürlich vorgenommene Normierung des
Abstandes r auf den Kugelschalenradius c keine Beschränkung der Allge-
meingültigkeit darstellt. Solche Normierungen wirken sich hingegen günstig
auf die Erfüllung der Stetigkeitsbedingungen aus. Die erforderliche Stetigkeit
des Potentials am Kugelschalenradius r = c wird daher durch die Gleichheit
der Konstanten An und Bn erreicht
φ(e) (c + 0, ϑ) = φ(e) (c − 0, ϑ) → An = Bn .
Zur Bestimmung der verbleibenden Konstanten An wird das sprungarti-
ge Verhalten der Normalkomponente der dielektrischen Verschiebung beim
Durchgang durch eine Flächenladung (1.13) herangezogen
 
∂φ(e)  ∂φ(e)  qF (ϑ)
Er (c + 0, ϑ) − Er (c − 0, ϑ) =
(e) (e)
− =
∂r r=c−0 ∂r r=c+0 ε0

qL
→ (2n + 1)An Pn (u) = δ(ϑ − ϑ ) . (1.71)
n=0
ε0
Um nun nach den Konstanten auflösen zu können, verwenden wir die Or-
thogonalitätseigenschaft der Legendre-Polynome und multiplizieren beide
Seiten von (1.71) mit Pm (u) und integrieren über u im Bereich −1 ≤ u ≤ +1


+1 +1
qL
(2n + 1)An Pn (u)Pm (u) du = δ(ϑ − ϑ )Pm (u) du . (1.72)
n=0
ε 0
−1 −1
! "# $ ! "# $
n
δm 2/(2n + 1) sin ϑ Pm (u )

Im rechten Integral wurde von der Ausblendeigenschaft der Diracschen Del-


tafunktion

f (ϑ) δ(ϑ − ϑ ) dϑ = f (ϑ )
0

sowie von du = − sin ϑ dϑ Gebrauch gemacht. Damit lassen sich die Konstan-
ten An in (1.72) eliminieren und das erregende Potential lautet
 ∞ ' r (n

 
 P (u ) P (u) für r ≤ c
qL b n=0
n n
c
φ(e) (r, ϑ) = ∞
' c (n+1
2ε0 c 


 Pn (u ) Pn (u) für r ≥ c .
n=0
r
Aufgabe E26 57

Es gilt nun, den Einfluss der Inhomogenitäten, d.h. des leitenden Halbraumes
und der dielektrischen Halbkugel zu erfassen. Der Einfluss des leitenden Halb-
raumes lässt sich durch eine negative aber ansonsten gleichartige Ringladung
in der Ebene z = −h simulieren. Wegen

0 für gerade n
Pn (u ) − Pn (−u ) =
2P (u ) für ungerade n
n

ergibt sich für das Potential einer Ringladung vor einem leitenden Halbraum,
im Folgenden primäres Potential φ(p) genannt,
 ∞ ' r (n


 Pn (u ) Pn (u) für r ≤ c

(p) qL b n=1,3,5 c
φ (r, ϑ) = ∞ ' c (n+1 (1.73)

ε0 c 

 P (u 
) P (u) für r ≥ c .
 n n
r
n=1,3,5

Die sich in der dielektrischen Halbkugel als Folge des Potentials φ(p) einstel-
lende Polarisation wird durch ein sekundäres Potential φ(s) in der Form
 ∞ ' r (n


 für r ≤ a
 Cn Pn (u)
(s) qL b n=1,3,5 a
φ (r, ϑ) = ∞ ' a (n+1
ε0 c 

 C P (u) für r ≥ a
 n n
r
n=1,3,5

mit den noch unbekannten Konstanten Cn erfasst. Wie man sofort sieht,
garantiert der Ansatz für φ(s) ein stetiges Potential an der Trennfläche r = a.
Eben dort muss weiterhin die Normalkomponente der elektrischen Flussdichte
D stetig sein, d.h.



∂ φ(s) + φ(p)  ∂ φ(s) + φ(p) 
ε0  =ε 
∂r  ∂r 
r=a+0 r=a−0
 
n ' a (n n+1  n ' a (n n
→ ε0 Pn (u ) − Cn =ε Pn (u ) + Cn ,
a c a a c a
woraus die Konstanten Cn folgen
' a (n n(εr − 1) ε
Cn = − Pn (u ) , εr = .
c n(εr + 1) + 1 ε0
Das sekundäre Potential der polarisierten Halbkugel ist damit
 ∞ ' r (n


 ξn Pn (u ) Pn (u) für r ≤ a

qL b n=1,3,5 c
φ (r, ϑ) = −
(s)
∞  ∗ n
ε0 c a r



ξn Pn (u ) Pn (u) für r ≥ a
r c
n=1,3,5
58 1. Elektrostatische Felder

mit den Abkürzungen


a2 n(εr − 1)
r∗ = , ξn = .
r n(εr + 1) + 1
Zur Kontrolle betrachten wir den Spezialfall εr → ∞. Dann wird ξn = 1 und
wir erhalten durch Vergleich mit (1.73) den einfachen Zusammenhang
a
φ(s) (r, ϑ) = − φ(p) (r∗ , ϑ) für r > a .
r
Dies ist aber nichts anderes als die Bestätigung des Spiegelungsgesetzes an der
leitenden Kugel. Denn ein Körper mit unendlicher Permittivität verhält sich
im Außenraum wie ein leitender Körper. In beiden Fällen steht das elektrische
Feld senkrecht auf der Oberfläche des Kugel.
Abb. 1.53 zeigt zur Veranschaulichung des Feldes die Äquipotentiallinien
für zwei verschiedene Dielektrizitätskonstanten.

a) b)

Abb. 1.53. Äquipotentiallinien der betrachteten Randwertaufgabe in Kugelkoor-


dinaten für a = h = b. (a) εr = 3. (b) εr = 10

E27∗ Lösung einer Poisson-Gleichung

In den Aufgaben E22 bis E26 haben wir uns mit Randwertaufgaben beschäf-
tigt, denen die Laplace-Gleichung zugrunde lag. Wie wir gesehen haben,
kann man Punkt-, Linien- und Flächenladungen durch eine entsprechende
Raumaufteilung und über die Stetigkeitsbedingungen berücksichtigen, ohne
direkt die Poisson-Gleichung lösen zu müssen. Bei räumlichen Ladungsver-
teilungen könnte man das Potential eines infinitesimalen Elementes bestim-
men und dann das Ergebnis über das ladungsbehaftete Volumen integrieren.
Oftmals ist aber der direkte Weg über die Poisson-Gleichung einfacher. Die
folgende Aufgabe zeigt die prinzipielle Vorgehensweise.
Es soll das Potential eines endlich langen, homogen geladenen Hohlzy-
linders mit dem Innenradius a, dem Außenradius b und der Länge l als Lö-
sung der Poisson-Gleichung in Zylinderkoordinaten berechnet werden, Abb.
Aufgabe E27∗ 59

1.54a. Da die Anordnung weder in z- noch in -Richtung begrenzt ist, lässt


sich das Potential zunächst nicht mit Hilfe unendlicher Reihen darstellen. Um
dies dennoch zu ermöglichen, wird gemäß Abb. 1.54b eine künstliche Begren-
zung in Form eines leitenden, geerdeten Zylinders eingeführt. Bei genügend
großem Radius c ist der Einfluss dieses Zylinders vernachlässigbar.

l
a) b)
qV 0

c
ϕ b
a
a
z

1
2
b
qV 0
z φ=0 l

Abb. 1.54. (a) Homogen geladener Hohlzylinder. (b) Die Raumladung wird für
die Feldberechnung konzentrisch mit einem leitenden, geerdeten Zylinder umgeben

Lösung: Für das vorliegende rotationssymmetrische Potential φ( , z) lautet


die Poisson-Gleichung (1.9) in Zylinderkoordinaten

∂ 2 φ 1 ∂φ ∂ 2 φ qV 0 1 für a ≤ ≤ b, |z| ≤ l/2
+ + 2 =− (1.74)
∂ 2 ∂ ∂z ε0 0 sonst. .
Wir nehmen zunächst eine Aufteilung des Rechengebietes in den Teilraum 1
(|z| < l/2) und in den ladungsfreien Bereich 2 (|z| > l/2) vor. Dann kann
im Raum 2 der Lösungsansatz (1.55) verwendet werden. Dabei wird die
Neumann-Funktion aufgrund ihres singulären Verhaltens ausgeschlossen und
anstelle der Hyperbelfunktionen werden abklingende Exponentialfunktionen
verwendet. Da außerdem das Potential auf dem Zylinder = c verschwinden
muss, liegen auch die Separationskonstanten als p = j0n /a mit den Nullstel-
len j0n der Bessel-Funktion J0 bereits fest und man kann den reduzierten
Ansatz
∞ ' (  
|z − l/2|
(2)
φ ( , z) = Bn J0 j0n exp −j0n
n=1
c c
60 1. Elektrostatische Felder

aufstellen. Im Bereich 1 ist der Lösungsansatz (1.55) wegen der vorhande-


nen Raumladung jedoch nicht mehr gültig. Wenn wir dort ebenfalls Bessel-
Funktionen wählen, was im Hinblick auf die in der Ebene z = l/2 zu erfüllen-
den Stetigkeitsbedingungen sinnvoll ist, dann müssen in z-Richtung zunächst
noch unbekannte Funktionen Zn (z) angesetzt werden
∞ ' (
φ(1) ( , z) = J0 j0n Zn (z) . (1.75)
n=1
c
Zur Bestimmung der Funktionen Zn wird (1.75) in (1.74) eingesetzt
∞   2  ' ' (
d 1 d ( d2 Zn
Zn + J0 j0n + J0 j0n =
n=1
d 2 d c dz 2 c
∞  2  ' 
d Zn 2
j0n ( qV 0 1 für a ≤ ≤ b
= − 2 Zn J0 j0n =− (1.76)
n=1
dz 2 c c ε0 0 sonst.
Dabei wurde die Besselsche Differentialgleichung nullter Ordnung
1
f  (x) + f  (x) + f (x) = 0
x
angewendet. Ferner kann die Orthogonalitätseigenschaft der Bessel-Funk-
tionen
c '
( ' ( c2 2 n
J0 j0n J0 j0m d = J (j0n ) δm
c c 2 1
0

ausgenutzt werden. Multiplikation von (1.76) mit J0 (j0n /c) und Integra-
tion im Bereich 0 ≤ ≤ c liefert dann die inhomogene Differentialgleichung
d2 Zn 2
j0n
− Zn = Kn (1.77)
dz 2 c2
b ' (
qV 0 2 1
mit Kn = − J0 j0n d =
ε0 c2 J12 (j0n ) c
a
   
qV 0 2 1 b b a ' a(
=− J1 j0n − J1 j0n .
ε0 j0n J12 (j0n ) c c c c
Die Lösung von (1.77) setzt man wie üblich aus einem homogenen und einem
partikulären Anteil zusammen
' z( c2
Zn (z) = An cosh j0n − Kn 2
c j0n
und das Potential nimmt somit im gesamten Bereich < c die Form
 ' z(
 c2
∞ ' ( 
A cosh j − K für |z| ≤ l/2

n 0n
c
n 2
j0n
φ( , z) = J0 j0m  
c   |z − l/2|
n=1 Bn exp −j0n für |z| ≥ l/2
c
Aufgabe E27∗ 61

mit den noch zu bestimmenden Koeffizienten An und Bn an. Nun gibt es


am Übergang z = l/2 zwischen den Teilbereichen keinen Anlass zu Unste-
tigkeiten, weder für das Potential noch für die elektrische Feldstärke, d.h. es
gilt
 
l c2
φ( , l/2 − 0) = φ( , l/2 + 0) → An cosh j0n − Kn 2 = Bn
2c j0n
   
∂φ  ∂φ  l
= → An sinh j0n = −Bn .
∂z z=l/2−0 ∂z z=l/2+0 2c
Nach Auflösen sind die Konstanten und damit das gesuchte Potential voll-
ständig bekannt und man erhält für z ≥ 0 die Darstellung

qV 0 c ' ( b J1 j0n cb − a J1 j0n ac



φ( , z) = − J0 j0n 3 J 2 (j ) × (1.78)
ε0 n=1 c j0n 1 0n
    

 z − l/2 z + l/2
exp +j0n + exp −j0n − 2 für 0 ≤ z ≤ l/2
 c   c 
×

 z + l/2 z − l/2
exp −j0n − exp −j0n für z ≥ l/2 .
c c
Das Resultat soll nun anhand von Spezialfällen, für die einfachere Lösungen
existieren, überprüft werden. Dabei wird von einem Vollzylinder mit a = 0
ausgegangen.
Man kann z.B. das elektrische Feld auf der Rotationsachse15 = 0 ohne
weiteres mit Hilfe des Coulomb-Integrals (1.6) berechnen. Der Leser möge
sich zur Übung selbst davon überzeugen, dass auf der Stirnseite der Raum-
ladung die elektrische Feldstärke
*  +
qV 0 l b b2
Ez ( = 0, z = l/2) = 1+ − 1+ 2 (1.79)
2ε0 l l

herrscht. Für c → ∞ muss (1.78) mit Ez = −∂φ/∂z numerisch denselben


Wert liefern. Abbildung 1.55a zeigt die relative Abweichung vom exakten
Ergebnis (1.79) in Abhängigkeit vom Radius der geerdeten Hülle. Für das
gewählte Beispiel liegt der Fehler schon bei einem Radienverhältnis c/b = 3
unter 1%. Dabei ist zu bedenken, dass der Rechenaufwand mit größerem
Radius c ansteigt, da die Konvergenz der unendlichen Reihe in (1.78) erst
später einsetzt. Ein Hinweis darauf ist die leichte Welligkeit in der Fehlerkurve
bei größeren Radien. Bei der numerischen Auswertung wurden konstant 200
Summenglieder berücksichtigt.
Eine weitere gute Kontrolle lässt sich durch Betrachtung der elektri-
schen Feldstärke auf der Mantelfläche der Raumladung durchführen, wenn
es sich um einen sehr langen Zylinder, l  b, handelt. Dann nämlich kön-
nen die Randeffekte vernachlässigt werden und das Feld lässt sich mit dem
15
Außerhalb der Achse ist es nicht möglich, einen geschlossenen Ausdruck für die
Feldstärke anzugeben und es wäre eine numerische Integration erforderlich.
62 1. Elektrostatische Felder

Gaußschen Gesetz ermitteln. Auch hier überlassen wir es dem Leser zu zei-
gen, dass das Feld den Grenzwert
qV 0 b
E0 = lim E ( = b) =
l→∞ 2ε0
annimmt. In Abb. 1.55b wird deutlich, wie das aus (1.78) mit E = −∂φ/∂
numerisch gewonnene Feld bei zunehmender Zylinderlänge dem Wert E0 zu-
strebt.

10% 1
a) b)

8% 0.9

6% 0.8

∆Ez (0, l/2)/Ez E (b, 0)/E0


4% 0.7

2% 0.6

0 0.5
1 2 3 4 5 0 2 4 6 8 10
c/b −→ l/b −→
Abb. 1.55. (a) Relativer Fehler der elektrischen Feldstärke am Ort  = 0, z = l/2
für a = 0 und l = b. (b) Elektrische Feldstärke am Ort  = b, z = 0 bezogen auf
das elektrische Feld auf der Oberfläche eines unendlich langen Zylinders für a = 0
und c = 3b

Abb. 1.56. Äquipoten-


tiallinien eines homogen
geladenen Hohlzylinders
Ergänzungsaufgaben 63

Abschließend sind in Abb. 1.56 die Äquipotentiallinien eines geladenen Hohl-


zylinders dargestellt. Im Mittelpunkt stellt sich dabei ein singulärer Punkt S
mit verschwindender Feldstärke ein. Es lässt sich zeigen, dass in unmittelbarer
Umgebung dieses singulären Punktes die durch S verlaufende Äquipotential-

fläche durch einen Kreiskegel mit dem Öffnungswinkel α = 2 arctan 2 ≈ 109o
angenähert werden kann.

Ergänzungsaufgaben

Aufgabe E28: Gegeben ist eine kreis- Kn


förmige, dünne Scheibe vom Radius a, die ho-
mogen mit der Gesamtladung Q belegt ist.
Mit welcher Kraft senkrecht zur Scheibe wird a Q
eine Punktladung Q abgestoßen, die sich auf
dieser Scheibe befindet? Gesamtladung Q

Q2
Lösung: Kn =
2πε0 a2

Aufgabe E29: Gegeben ist eine kugelförmi- leitende


ge, homogene Flächenladung qF mit Radius a. Hohlkugel
a) Wie groß ist die elektrostatische Feldener- b
gie der Anordnung?
b) Wie groß ist die Feldenergie wenn die Flä- d
a qF
chenladung konzentrisch von einer leitenden,
ungeladenen Hohlkugel mit dem Innenradius
b > a und der Wandstärke d umhüllt wird?

„ «
2πa3 2πa4 1 1 1
Lösung: a) We = qF2 , b) We = qF2 − +
ε0 ε0 a b b+d

Aufgabe E30: Im Luftzwischenraum eines


ebenen Plattenkondensators (Plattenfläche
F , Abstand d und Randeffekte vernachlässig- F F F
bar) befinde sich isoliert eine weitere dünne
Platte gleicher Fläche, welche die gleichmä- φ=0 φ = U0
ßig verteilte Gesamtladung Q trägt. a b
a) Wie groß ist das elektrische Feld, wenn zwi-
schen den Platten die Spannung U0 liegt?
1
2
b) Welche Kraft wirkt auf die innere Platte?
x
64 1. Elektrostatische Felder

U0 b Q U0 a Q
Lösung: a) E1 = − − , E2 = − +
d d ε0 F d d ε0 F
Q
b) K= (E1 + E2 ) ex
2

Aufgabe E31: Der Bereich zwischen zwei


parallel angeordneten Elektroden mit der Flä-
che F und dem Abstand a sei homogen F F
mit einer Raumladung der Dichte qV gefüllt.
Die linke Elektrode habe das Potential φ = 0 φ=0 φ = U0
und die rechte Elektrode habe das Potential a
φ = U0 .
a) Bestimme das Potential im Raumladungs- Raumladung qV
bereich unter der Voraussetzung, dass das Po-
tential nur von der Koordinate x abhängig ist. x
b) Welche Ladung befindet sich auf der rech-
ten Elektrode?
„ «
x q V a2 x x2
Lösung: a) φ(x) = U0 + − 2
a 2ε0 a a
„ «
ε0 U0 qV a
b) Q= − F
a 2

Aufgabe E32: Eine Raumladung ist homo- y


gen mit der Dichte qV in einem unendlich lan- Q
gen Zylinder vom Radius R verteilt. In der
Höhe h darüber wird rechtwinklig zur Zylin-
derachse ein gleichmäßig mit der Gesamtla- h
dung Q geladener Stab der Länge 2a ange-
ordnet. Berechne die Kraft auf den Stab. −a a x
R

QqV R2 a qV
Lösung: K= arctan ey z
2ε0 a h

Aufgabe E33: Auf einem Ring mit dem Ra- z


dius a ist die Gesamtladung Q homogen ver-
teilt. Welche Kraft wirkt auf eine homoge-
ne Linienladung, die auf der z-Achse im Be- Q
reich 0 ≤ z ≤ h angeordnet ist und ebenfalls h Q
die Gesamtladung Q hat?
a y
2
» –
Q 1 1
Lösung: K= −√ ez x
4πε0 h a a2 + h 2
Ergänzungsaufgaben 65

Aufgabe E34: In der Ebene z = 0 befindet z leitende, geerdete


sich eine kreisförmige Linienladung mit der Kugel
Gesamtladung Q und dem Radius a. Man be-
rechne das elektrische Feld auf der z-Achse, Q
wenn sich eine leitende, geerdete Kugel mit
dem Radius b < a im Koordinatenursprung y
befindet.
x b
 ff a
Q z b z
Lösung: E= − ez
4πε (a2 + z 2 )3/2 a (b4 /a2 + z 2 )3/2

Aufgabe E35: Eine Punktladung (Masse m,


Ladung q) bewege sich geradlinig auf der z-
Achse. Konzentrisch um die z-Achse ist am Q
Ort z = 0 ein homogen geladener Ring mit R
dem Radius R und der Gesamtladung Q an- q, m v0
geordnet. Beide Ladungen haben das glei-
che Vorzeichen. Welche Mindestgeschwindig- z = −a z=0 z
keit v0 benötigt die Punktladung im Punkt
z = −a, um durch den Ring hindurchzuflie-
gen?
s  ff
qQ 1 1
Lösung: v0 > −√
2πε0 m R R2 + a2

Aufgabe E36: Eine Punktladung (Ladung


q, Masse m) befinde sich im Abstand a vor φ=0
einer unendlich ausgedehnten leitenden geer-
deten Platte. Welche Anfangsgeschwindigkeit
benötigt die Punktladung, um ins Unendliche q, m
befördert zu werden? v0
r
q 2 a
Lösung: v0 ≥
4 πε0 ma

Aufgabe E37: Gegeben sind drei homoge- y


ne, kugelförmige Raumladungen, die durch Q
Punktladungen Q, bzw. −2Q in ihren Mittel-
punkten ersetzt werden können. Die Ladun-
gen Q haben jeweils den Abstand a zur La- α
dung −2Q und die beiden Achsen zwischen Q
den positiven Ladungen und der negativen
Ladung bilden wie im Bild angegeben den x
Winkel α. Bestimme das äquivalente Dipol- −2Q a
moment der Anordnung.
66 1. Elektrostatische Felder

α
Lösung: pe = 2Qa cos
2

Aufgabe E38: Auf der z-Achse befindet sich y


mit Ausnahme des Ortes z = 0 eine unend-
lich lange Dipolkette. Die Dipole haben das
Moment pe und den gegenseitigen Abstand pe pe pe pe pe pe pe
a voneinander. Bestimme das elektrische Feld
im Koordinatenursprung. z
a
pe X 1

pe
Lösung: E= ≈ 1.202
πε0 a3 i=1 i3 πε0 a3

Aufgabe E39: Bestimme die Ladungsvertei- E0


lung qF (ϑ) auf einer leitenden Kugel, die in
ein ursprünglich homogenes elektrisches Feld
der Stärke E0 eingebracht wird. a
ϕ ϑ
Hinweis: Das Störfeld der Kugel kann propor-
tional zu einem Dipolfeld angesetzt werden. z

Lösung: qF (ϑ) = 3ε0 E0 cos ϑ

Aufgabe E40: Gegeben ist ein homogen po- z


larisierter Stab mit der Höhe 2h und dem Ra-
dius a. Die Polarisation sei P = P0 ez . Be- a
rechne die elektrische Flussdichte D auf der
z-Achse. h

P0 y
Lösung: Dz = [f (z + h) − f (z − h)] P
2 h
p
mit f (ζ) = ζ/ a2 + ζ 2 x

Aufgabe E41: Man bestimme die Kapazität ah


C  pro Längeneinheit eines unendlich langen,
dünnen, leitenden Drahtes vom Radius a, der
in der Höhe h über dem Erdboden verläuft. h

2πε0 Erdboden
Lösung: C =
ln(2h/a)
Ergänzungsaufgaben 67

Aufgabe E42: Vor einem leitenden, geerde-


ten Winkel befinde sich gemäß Abbildung eine
kleine, leitende Kugel mit dem Radius a  h. h a
Berechne die Kapazität der Anordnung.

h
„ «−1
1 1 1
Lösung: C = 4πε0 − + √
a h 2 2h

Aufgabe E43: Bestimme die Kapazität pro


Längeneinheit eines unendlich langen Zylin-
derkondensators mit Innenradius a und Au-
ßenradius b, der zur Hälfte mit Dielektrikum b
ε = ε0 gefüllt ist.
a
 ff−1
 b
Lösung: C = π(ε0 + ε) ln
a ε

Aufgabe E44: Ein Kugelleiter (Radius a,


z
Ladung Qa ) werde konzentrisch von einer lei-
ε α
tenden Hohlkugel (Radius b, Ladung Qb ) um-
schlossen. Der Bereich a ≤ r ≤ b, 0 ≤ ϕ ≤ 2π
und 0 ≤ ϑ ≤ α ist mit Dielektrikum gefüllt. Qb ε0 Qa
Berechne die Energieänderung des elektri- a
schen Feldes ∆We , wenn beide Elektroden lei- b
tend miteinander verbunden werden.
ϕ

Q2a b − a 1
Lösung: ∆We = −
4π ab ε(1 − cos α) + ε0 (1 + cos α)

Aufgabe E45: Gegeben ist eine sehr klei-


ne metallische Kugel mit Radius r1 und ei- r1
ne große mit Radius r2 . Der Abstand zwi- +Q −Q r2
schen den Kugelmittelpunkten sei d. Die Ku-
geln tragen entgegengesetzt gleiche Ladungen
±Q. Man bestimme die Kapazität der Anord-
nung.
d r1
4πε0
Lösung: C =
1 r2 − d r2 1 1
+ − 2 + −
r1 d2 d − r22 r2 d
68 1. Elektrostatische Felder

Aufgabe E46: Die Ebenen x = 0 und x = a y


sowie y = 0 und y = b bilden eine leitende φ=0
geerdete Bewandung. Der Bereich 0 < x < a,
0 < y < c sei in y-Richtung polarisiert:
a
πx ε0
2
P = ey P0 sin b
a

1 P c
Bestimme das Potential im Bereich 2.
ffi x
aP0 πx π(b − y) πc πb
Lösung: φ2 = sin sinh sinh sinh
πε0 a a a a

Aufgabe E47: Ein leitender Halbzylinder y


befindet sich isoliert in sehr kleinem Abstand P
über einem leitenden Halbraum. Der Halbzy- φ = φ0
linder habe das Potential φ0 , der Halbraum

das Potential φ = 0. Berechne das Potential
φ(, ϕ) der Anordnung. φ=0 a ϕ

x
∞ „ «2n−1
4X a sin(2n − 1)ϕ
Lösung: φ(, ϕ) = φ0
π n=1  2n − 1

Aufgabe E48: Gegeben ist ein unendlich 


langes, geerdetes Metallrohr vom Radius a. φ=0
Das Rohr ist für z > 0 mit Dielektrikum
εr = 1 gefüllt. In der Ebene z = 0 befinde sich ϕ a
die Flächenladung qF = qF 0 J0 (j01 /a), wobei
j01 die erste Nullstelle der Bessel-Funktion z
J0 sein soll. Bestimme das Potential innerhalb εr
des Rohres. qF

qF 0 a 1 “ ”
Lösung: φ(, z) = J0 j01 e−j01 |z|/a
j01 ε0 (1 + εr ) a

Aufgabe E49: Gegeben ist ein dielektrisches


Medium (εr ) mit einem kugelförmigen Hohl- z
raum vom Radius a. Im Mittelpunkt des ϑ P
Hohlraumes befinde sich ein elektrostatischer r
Dipol mit dem Moment pe
pe = ez p0 . ε0 a 
εr ε0
Bestimme das Potential im Hohlraum.

 ff
p0 a2 r 1 − εr
Lösung: φ(r ≤ a, ϑ) = +2 cos ϑ
4πε0 a2 r2 a 1 + 2εr
2. Stationäres Strömungsfeld S

Zusammenfassung wichtiger Formeln

Unter einem stationären Strömungsfeld versteht man ein Feld mit zeitlich
konstanten Feldgrößen, in welchem eine Strömung von Ladungen mit kon-
stanter Geschwindigkeit vorliegt.
Prinzipiell gilt der Erfahrungssatz von der Invarianz der Ladung, nach
dem die zeitliche Abnahme der Gesamtladung Q in einem Volumen V mit
dem Fließen eines Stromes I durch die Oberfläche O dieses Volumens ver-
bunden ist
dQ
I=− . (2.1)
dt
Diese integrale Gesetzmäßigkeit hat ihre differentielle Entsprechung in der
Kontinuitätsgleichung
∂qV
∇·J =− , (2.2)
∂t
wobei J die ortsabhängige Stromdichte im Volumen V ist.

Grundgleichungen

Im stationären Strömungsfeld mit ∂qV /∂t = 0 gelten die Grundgleichungen


in differentieller bzw. integraler Form

∇×E =0 , E · ds = 0
S (2.3)
∇·J =0 , J · dO = 0
O
sowie das Ohmsche Gesetz als Materialgleichung
J = κE (2.4)
mit der Leitfähigkeit κ des stromführenden Mediums.
70 2. Stationäres Strömungsfeld

Das stationäre Strömungsfeld verhält sich analog zum elektrostatischen


Feld in ladungsfreien Gebieten und kann wie dieses durch ein skalares Po-
tential φ, Gl. (1.4), beschrieben werden, welches in Gebieten mit konstanter
Leitfähigkeit κ die Laplace-Gleichung erfüllt
∇2 φ = 0 , E = −∇φ . (2.5)

Elementare Stromquellen

In Analogie zur Elektrostatik stellt die punktförmige Stromquelle die ein-


fachste Elementarquelle des stationären Strömungsfeldes dar. Deren Potential
und Stromdichte ist
I I R
φ= , J= , (2.6)
4πκR 4π R3
wobei R der vektorielle Abstand von der Punktquelle zum betrachteten Auf-
punkt ist. Punktförmige Stromquellen treten z.B. als tief im Erdreich ver-
grabene, gut leitende, kleine Kugelerder mit isolierter Zuleitung auf (s. z.B.
Aufg. S1).
Elementarquelle eines zweidimensionalen Strömungsfeldes ist eine Lini-
enquelle, aus welcher der Strom I  pro Längeneinheit radial in die leitende
Umgebung austritt. Das Potential im Abstand R von dieser Linienquelle ist
analog zu (1.5c)
I R
φ=− ln . (2.7)
2πκ R0
In Aufg. S2∗ werden wir eine solche Linienquelle verwenden.

Rand- und Stetigkeitsbedingungen

Sprungstellen der Leitfähigkeit κ geben Anlass zu Unstetigkeiten der elektri-


schen Feldverteilung, Abb. 2.1a.

a) E2 b)
n n κ=0
F F
E
κ2
E1
κ = 0
κ1

Abb. 2.1. (a) Sprungstelle der Leitfähigkeit. (b) Grenzfläche zwischen einem lei-
tenden und einem nichtleitenden Gebiet

Die Stetigkeitsbedingungen lauten:


Zusammenfassung wichtiger Formeln 71

n × E2 − E1 F = 0 , n · J2 − J1 F = 0 . (2.8)
Auf der Oberfläche eines Leiters verschwindet dagegen die Normalkomponen-
te der elektrischen Feldstärke, wenn der umgebende Raum nichtleitend ist,
Abb. 2.1b

n · E F = 0 . (2.9)

Stromwärmeverluste und Widerstand

Zwischen den Feldgrößen eines Strömungsfeldes E und J und der im strom-


durchflossenen Volumen V entstehenden Verlustleistung PV besteht der Zu-
sammenhang
 
1 2
PV = E · J dV = J dV = I 2 R , (2.10)
V V κ
wobei R der Ohmsche Widerstand des leitenden Volumens ist und I der
Gesamtstrom.

Spiegelungsverfahren

Aufgrund der schon erwähnten Analogie zum elektrostatischen Feld gibt es


auch im stationären Strömungsfeld die Möglichkeit der Spiegelung. Als Bei-
spiel sei der zur Abb. 1.6 analoge Fall zweier aneinander grenzender, leitender
Halbräume mit einer punktförmigen Stromquelle betrachtet, Abb. 2.2.

a) I b) I c) (1 − k)I

h κ1 h κ1 h κ1

κ2 h κ1 κ1
κ 2 − κ1
−kI k=
κ 2 + κ1
Abb. 2.2. Spiegelung einer punktförmigen Stromquelle an der Trennfläche zwi-
schen zwei leitenden Halbräumen. (a) Originalanordnung. (b) Ersatzanordnung
für das Potential im oberen Halbraum. (c) Ersatzanordnung für das Potential im
unteren Halbraum

Die angegebene Spiegelung gilt bei Verwendung des Potentials bzw. der elek-
trischen Feldstärke E. Zur Ermittlung der jeweiligen Stromdichten muss mit
den entsprechenden Materialkonstanten κ1 bzw. κ2 multipliziert werden.
Bei Hinzunahme einer weiteren Trennebene (Dreischichtenproblem) wird
ein unendlicher Spiegelungsprozess erforderlich (vgl. Aufg. S2∗ ).
72 2. Stationäres Strömungsfeld

Aufgaben

S1 Kugelerder, Schrittspannung

Um die Rückleitung vom Verbraucher zum Kraftwerk einzusparen, wird der


Rückstrom über einen Kugelerder ins Erdreich geleitet. Um Menschen und
Tiere an der Erdoberfläche nicht zu gefährden, darf die Schrittspannung bei
einer Schrittweite s einen vorgegebenen Maximalwert nicht überschreiten.
Ein sehr kleiner Kugelerder mit dem Radius a ist in der Tiefe T  a im
Erdreich vergraben und wird mit dem Strom I versorgt, Abb. 2.3. Berechne
die Schrittspannung am Ort . Gib ferner den Ort = m maximaler Schritt-
spannung für den Fall an, dass die Schrittweite wesentlich kleiner als die Tiefe
des vergrabenen Erders ist. Wie groß ist schließlich der Übergangswiderstand,
d.h. der Quotient aus dem Potential auf der Oberfläche des Erders und dem
Strom I?

r2 I T
r1 a
κ
s
Kugelerder


Abb. 2.3. Ein im Erdreich vergrabener, kleiner Kugelerder wird mit dem Strom I
gespeist.

Lösung: Nimmt man an, dass der Radius des Kugelerders sehr klein ist, so
stellt er eine punktförmige Stromquelle dar, die in einem homogenen, leitfä-
higen Gesamtraum nach (2.6) das primäre Potential
I
φ(p) (r) =
4πκr
hervorrufen würde, wobei r der Abstand zum Erder ist. Dieses radialhomoge-
ne Feld wird natürlich durch die Erdoberfläche beeinflusst, da die Stromlini-
en diese nicht durchdringen können, Abb. 2.4. Ein Blick auf das dargestellte
Strömungsfeld in Abb. 2.4 und ein Vergleich mit den elektrischen Feldlinien
Aufgabe S1 73

zweier gleichnamiger Punktladungen zeigt, dass der Einfluss der Erdober-


fläche durch eine fiktive, punktförmige Stromquelle I im oberen Halbraum
erfasst werden kann, die ebenfalls die Entfernung T vom Erdboden hat.

Abb. 2.4. Verlauf der


Äqupotentiallinien (gestri-
chelt) und Stromlinien bei
Speisung eines Kugelerders
mit dem Strom I. An der
Erdoberfläche existiert kei-
ne Normalkomponente der
Stromdichte

Die gespiegelte Stromquelle ruft auf der Erdoberfläche dasselbe Potential wie
die Quelle im unteren Halbraum hervor, so dass nur ein Faktor 2 hinzukommt.
Das resultierende Potential auf der Erdoberfläche ist daher
I 1
φ( ) =  . (2.11)
2πκ 2 + T 2
Daraus folgt die gesuchte Schrittspannung als Potentialdifferenz
U = φ( − s/2) − φ( + s/2) = (2.12)
 
T T I
= U0  & −&  , U0 = .
2 2 2πκT
T + ( − s/2)
2 2
T + ( + s/2)
Der Ort maximaler Schrittspannung entspricht näherungsweise dem Ort ma-
ximaler Feldstärke, denn bei kleinen Schrittweiten gilt U ≈ E · s. Anstatt
also das von der Schrittweite s abhängige Maximum von (2.12) zu ermitteln,
suchen wir besser das Maximum der elektrischen Feldstärke auf der Erd-
oberfläche. Dort ist aber E = −dφ/d und folglich muss am Ort maximaler
Feldstärke die Bedingung

d2 φ 
=0
d 2 =m

eingehalten werden. Zweimaliges Differenzieren von (2.11) liefert dann den


gesuchten Ort auf der Erdoberfläche
1 2m T
 3 − 3 5 =0 → m = √ .
2m + T 2 2m + T 2 2
Wie man in Abb. 2.5 erkennt, stimmt dieser Wert recht gut. Die Leitfähig-
keit des Erdbodens schwankt im Bereich 10−4 bis 10−2 (Ωm)−1 . Wir wäh-
len als Beispiel einen mittleren Wert κ = 10−3 (Ωm)−1 . Dann ergibt sich für
74 2. Stationäres Strömungsfeld

I = 10 A, T = 2 m und s = 1 m eine maximale Schrittspannung von etwa


150 V, was ein durchaus schon bedenklicher Wert ist.

0.4

T /s = 1
0.3
−→

U/U0
0.2

0.1
4
Abb. 2.5. Schrittspannung auf der
Erdoberfläche nach Gl. (2.12) in Ab-
0.0 hängigkeit vom Abstand  und für
0 1 2 3
/T −→ verschiedene Tiefen T

Zur Berechnung des Übergangswiderstandes benötigen wir das Potential auf


der Oberfläche des Kugelerders. Es setzt sich zusammen aus dem Beiträgen
der punktförmigen Stromquelle im Erdboden sowie der gespiegelten Strom-
quelle im oberen Halbraum. Daraus folgt
φErder 1 ' a (
RErder = ≈ 1+ für a
T .
I 4πκa 2T
Mit denselben Parametern wie oben und einem Kugelradius von 20 cm ergibt
sich ein Übergangswiderstand von etwa 400 Ω.

S2∗ Vierspitzenmethode

Zur Messung des spezifischen Widerstandes eines Materials wird gerne die
Vierspitzenmethode verwendet. Auf die ebene Oberfläche der Probe werden
dabei vier Spitzen entlang einer geraden Linie mit den definierten Abständen
s1 , s2 und s3 aufgesetzt, Abb. 2.6. An die äußeren Spitzen wird eine Spannung
angelegt, so dass ein Strom I durch das Material fließt. Über die mittleren
Spitzen wird die Messspannung abgegriffen. Aus dieser soll die Leitfähigkeit
des Materials bestimmt werden.
a) Berechne unter der Annahme eines sehr dicken Materials (d → ∞) die
Leitfähigkeit κ der Probe aus den gemessenen Strom- und Spannungswerten.
Außerdem ist von einer unendlich ausgedehnten Oberfläche auszugehen.
b) Wie lautet das Ergebnis für den Fall d
s, d.h. einer sehr dünnen, un-
endlich ausgedehnten Platte?
c) Berücksichtige nun die endliche Dicke der Platte mit Hilfe des Spiegelungs-
verfahrens.
Aufgabe S2∗ 75

Hinweis: Die Spitzen sind als punktförmige Stromquellen aufzufassen.

V Materialprobe

s1 s3 Abb. 2.6. Anordnung


s2
der vier Spitzen auf der
κ d Oberfläche eines leiten-
den Materials

Lösung:
a) Den Einfluss der Oberfläche der Materialprobe kann man sehr einfach
dadurch erfassen, dass man mit dem doppelten Strom rechnet, der dann aber
im Gesamtraum mit der Leitfähigkeit κ = 0 fließt, Abb. 2.7.

κ
Umess
2I −2I

s1 s2 s3 Abb. 2.7. Ersatzanordnung für den Fall eines


leitenden Halbraumes als Materialprobe

Aus dem Potential einer punktförmigen Stromquelle (2.6) ergibt sich nach
dem Superpositionsprinzip die Messspannung als Potentialdifferenz an den
inneren Spitzen
 
I 1 1 1 1
Umess = − − + .
2πκ s1 s1 + s2 s2 + s3 s3
Die gesuchte Leitfähigkeit ist also
 
I 1 1 1 1 1
κ= − − +
Umess 2π s1 s1 + s2 s2 + s3 s3
oder für den praktisch wichtigen Fall gleicher Spitzenabstände
I 1
κ= für s1 = s2 = s3 = s . (2.13)
Umess 2πs
76 2. Stationäres Strömungsfeld

b) Im Falle einer sehr dünnen Materialprobe verläuft die Strömung im we-


sentlichen tangential zur Oberfläche. Da es sich damit um ein zweidimensio-
nales Feld handelt, verwenden wir diesmal das logarithmische Potential (2.7)
mit I  = ±I/d und erhalten durch Superposition die Messspannung
 
I s1 s1 + s2 s2 + s3 s3
Umess = − ln − ln − ln + ln
2πκd R0 R0 R0 R0
und daraus die gesuchte Leitfähigkeit zu
I 1 s1 s3
κ=− ln
Umess 2πd (s1 + s2 )(s2 + s3 )
oder wieder bei gleichen Spitzenabständen
I ln 2
κ= für s1 = s2 = s3 = s . (2.14)
Umess πd
c) Soll die endliche Dicke des Materials berücksichtigt werden, so kann man
durch einen unendlichen Spiegelungsprozess der Stromquellen an den Ober-
flächen die dort erforderlichen Randbedingungen erfüllen, Abb. 2.8.

2I 2I 2I 2I

−2I −2I −2I −2I

d d d d d d

Abb. 2.8. Spiegelung der punktförmigen Stromquellen an den beiden Oberflächen


einer leitenden Platte endlicher Dicke

Bei gleichen Spitzenabständen lautet dann die Messspannung



 
I 1 1
Umess =  − .
πκ n=−∞ s2 + (2nd)2 (2s)2 + (2nd)2
Nach Zusammenfassen der positiven und negativen Indices in der Summe
lässt sich daraus die Leitfähigkeit in der Form
 
I 1 d
κ= F (2.15)
Umess 2πd s
Aufgabe S2∗ 77

mit dem von der Plattendicke abhängigen Faktor


6 ∞
 7
1 1
F (ζ) = ζ 1 + 2  − (2.16)
n=1 0.25 + (nζ)2 1 + (nζ)2
angeben. Wie immer bei etwas komplexeren Berechnungen erhebt sich an
dieser Stelle natürlich die Frage, ob das alles richtig ist. Wir unterziehen
daher das Ergebnis einer strengen Kontrolle. Es muss sich nämlich im Grenz-
fall d/s → 0 das Resultat (2.14) der dünnen Platte einstellen. Bei diesem
Grenzübergang wird ζ zu einer differentiell kleinen Größe, die wir dx nennen
wollen. Die Summe wird also zu einem Integral, wobei das Produkt nζ als
Integrationsvariable x aufgefasst werden kann
 ∞  
ζ → dx 1 1
→ F (ζ → 0) = 2 √ −√ dx .
nζ → x 0.25 + x2 1 + x2
0
1
Die Lösung des Integrals ist
√ ∞
x + 0.25 + x2 
F (ζ → 0) = 2 ln √  = 2 ln 2 .
x + 1 + x2  0
Nach Einsetzen in (2.15) erhält man so das für die dünne Platte gültige
Ergebnis (2.14).

10
−→

„ «
d
F
s

Abb. 2.9. Verlauf


1 der Funktion F (d/s),
0.01 0.1 1 d/s −→ 10 Gl. (2.16)

Abb. 2.9 gibt Aufschluss über den Verlauf der Funktion F (d/s). In der dop-
pelt logarithmischen Darstellung erkennt man sehr schön den Gültigkeitsbe-
1
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 192
78 2. Stationäres Strömungsfeld

reich der in den Aufgabenteilen a) und b) gefundenen Resultate (2.13) und


(2.14). Sie stellen die gestrichelt eingezeichneten Asymptoten dar. Bis zu ei-
nem Abmessungsverhältnis d/s = 0.1 ist die Annahme einer sehr dünnen
Platte durchaus berechtigt, während man ab einem Abmessungsverhältnis
d/s > 4 schon von einer unendlich dicken Probe ausgehen kann.

S3 Elektrolytischer Trog
Aufgrund der Äquivalenz zwischen den Verschiebungslinien einer Elektroden-
anordnung in einem Dielektrikum und den Stromlinien derselben Elektro-
denanordnung in einem Elektrolyten ist es möglich, Potentialfelder in einem
sogenannten elektrolytischen Trog auszumessen. Ein Trog aus isolierendem
Material wird zu diesem Zweck mit einem Elektrolyten gefüllt, in welchen die
auszumessende Feldanordnung eingebracht wird. Mit Hilfe einer bis auf die
Spitze isolierten Sonde können dann die Potentialwerte in irgendeinem Punkt
aufgenommen werden. Die Trogwände stellen bei dieser Methode eine willkür-
liche Begrenzung dar und erzwingen ursprünglich nicht vorhandene Randbe-
dingungen für das elektrische Feld. Um den daraus resultierenden Messfehler
klein zu halten, sind die Trogabmessungen möglichst groß zu wählen.
Als Beispiel soll hier als auszumessende Feldanordnung eine sehr lange
Doppelleitung, deren Stränge die gegenseitige Entfernung 2c und den Radius
a
c aufweisen, betrachtet werden. Sie wird mittig in einen elektrolytischen
Trog mit quadratischem Querschnitt der Kantenlänge 2b eingeführt, Abb.
2.10. Zu bestimmen ist die Potentialverteilung im Trog, wenn an die Leitung
eine Gleichspannung U angelegt wird und der Elektrolyt die Leitfähigkeit κ
besitzt.

y y
a) b)
∂φ/∂y = 0
Trogwand
b
∂φ/∂x = 0 ∂φ/∂x = 0
2b
a
2
qL
c

1
2b 2c
a x −b b x
φ=0
Elektrolyt

Abb. 2.10. (a) Elektrolytischer Trog mit Doppelleitung. (b) Analoges elektro-
statisches Randwertproblem und Raumaufteilung

Hinweis: Randeffekte aufgrund der endlichen Länge der Leitung sind zu ver-
nachlässigen (zweidimensionales Potentialproblem).
Aufgabe S3 79

Lösung: Die sich nach Anlegen einer Spannung ausbildenden Stromlini-


en können die Trogwände nicht durchstoßen. Damit verschwindet dort die
Normalableitung des Potentials, ∂φ/∂n = 0, und es liegt folglich ein Rand-
wertproblem zweiter Art des stationären Strömungsfeldes vor. Außerhalb der
Stromquellen gilt die Laplace-Gleichung (2.5) mit dem zweidimensionalen
Lösungsansatz (1.49). Die kleinen Radien der Leitungen erlauben es nun,
ersatzweise in deren Mittelpunkten linienförmige Stromquellen anzuordnen.
Derartige Stromquellen stellen Feldsingularitäten dar, da das Potential nach
(2.7) einen logarithmischen Pol aufweist. Im Folgenden wollen wir von der
schon in der Einleitung zur Aufgabenstellung erwähnten Analogie zum elek-
trostatischen Feld Gebrauch machen. Dann liegen anstelle der Stromquellen
im Elektrolyt jetzt Linienladungen ±qL im dielektrischen Medium ε0 vor. Da
diese Linienladungen wiederum unendlich große Raumladungsdichten bein-
halten, gilt an ihrem Ort die Laplace-Gleichung nicht mehr. In einem sol-
chen Fall behelfen wir uns damit, dass eine die Linienladung enthaltende
Trennfläche das Gebiet in Teilbereiche unterteilt, in denen die Laplace-
Gleichung gilt. Der Linienladung wird dann mit Hilfe der Diracschen Delta-
funktion eine Flächenladungdichte qF zugeordnet, für welche die Stetigkeits-
bedingungen (1.13) erfüllt werden müssen. In unserem Fall kann die Raum-
aufteilung wie in Abb. 2.10b vorgenommen werden, wobei auch eine andere
Aufteilung denkbar wäre. Aus Symmetriegründen genügt die Betrachtung
des oberen Halbraumes. Ebenfalls aus Symmetriegründen werden in der all-
gemeinen Lösungssumme (1.49) nur die Kosinusfunktionen und das konstante
Glied in x-Richtung auftreten. Aufgrund der homogenen Randbedingungen
zweiter Art auf den Flächen x = ±b ergeben sich die Eigenwerte p zu

sin pb = 0 → p = , n = 1, 2, 3, . . . .
b
In den Teilbereichen 1 und 2 lassen sich jetzt die reduzierten Potentialansätze


(1) nπx nπy
φ (x, y) = D0 y + Dn cos sinh
n=1
b b

(2.17)
nπx nπ(y − b)
(2)
φ (x, y) = E0 + En cos cosh
n=1
b b
aufstellen, die bereits garantieren, dass die Randbedingungen in den Ebe-
nen y = 0 und y = b erfüllt sind. Man beachte in diesem Zusammenhang die
Argumentverschiebung im Hyperbelkosinus.
In der Trennfläche y = c gelten die Stetigkeitsbedingungen (1.13). Die
Stetigkeit der Tangentialkomponente von E wird dabei durch ein stetiges
Potential gewährleistet
D0 c = E0
φ(1) (x, c) = φ(2) (x, c) → nπc nπ(c − b) (2.18)
Dn sinh = En cosh .
b b
80 2. Stationäres Strömungsfeld

Die Normalkomponente der dielektrischen Verschiebung erleidet dagegen


einen Sprung von der Größe
 
∂φ(1)  ∂φ(2)  qL
Dy(2) − Dy(1) = qF (x) → − = δ(x)
∂y y=c ∂y y=c ε0
mit der Diracsche Deltafunktion δ(x). Nach Einsetzen von (2.17) und Dif-
ferenzieren wird daraus

nπx qL
D0 + Fn cos = δ(x) (2.19)
n=1
b ε0
mit der Abkürzung
 
nπ nπc nπ(c − b)
Fn = Dn cosh − En sinh . (2.20)
b b b
Im Verlauf der nun erforderlichen Orthogonalentwicklung werden beide Seiten
von (2.19) mit cos(mπx/b) multipliziert und anschließend über den Bereich
−b ≤ x ≤ b integriert
b ∞ b
mπx nπx mπx
D0 cos dx + Fn cos cos dx =
b n=1
b b
−b −b
! "# $ ! "# $
2b δm0
(1 − δm
0 n
) δm b
b
qL mπx qL
= δ(x) cos dx = .
ε0 b ε0
−b

Als weitere Bestimmungsgleichung für die unbekannten Konstanten erhalten


wir also
qL qL
D0 = , Fn = . (2.21)
2ε0 b ε0 b
Aus (2.18), (2.20) und (2.21) lassen sich nun die unbekannten Konstanten
ermitteln. Nach kurzer Zwischenrechnung unter Zuhilfenahme der Additi-
onstheoreme der Hyperbelfunktionen ergibt sich
qL c qL cosh(nπ[c − b]/b) qL sinh(nπc/b)
E0 = , Dn = , En =
2ε0 b ε0 nπ cosh nπ ε0 nπ cosh nπ
und das Problem kann als gelöst betrachtet werden. Der Vollständigkeit hal-
ber sei noch auf die Bestimmung der ersatzweise in den Leitermittelpunkten
angebrachten Linienladungen ±qL eingegangen. Sie folgen aus der Bedingung
φ(1) (x = 0, y = c − a) = U/2 .
Nach Einsetzen liegt dann auch gleich die Kapazität pro Längeneinheit der
Anordnung vor, die für unendlich weit entfernte Trogwände die bekannte
Form
Aufgabe S3 81

 −1
 qL 2c − a
C = → πε0 ln für b → ∞
U a
anzunehmen hat. Hier bietet sich die Möglichkeit einer Kontrolle der Rech-
nung sowie einer Abschätzung des mittleren Messfehlers infolge der isolieren-
den Bewandung. Tabelle 2.1 gibt Auskunft über das Verhalten der Kapazität
in Abhängigkeit von der Dimension des Troges und über den relativen Fehler
im Vergleich zur Anordnung der Doppelleitung im freien Raum (b → ∞).

Tabelle 2.1. Messergebnisse für die Kapazität einer Doppelleitung in Abhängig-


keit der Größe des Troges und relativer Messfehler für a/c = 0.1

Abmessung b/c Kapazität C  /ε0 relativer Fehler


2 0.945 11.4%
4 1.033 3.2%
6 1.052 1.4%
8 1.058 0.81%
10 1.061 0.51%
12 1.065 0.33%
14 1.066 0.20%
∞ 1.067 0%

Abbildung 2.11 zeigt schließlich den Verlauf der Äquipotentiallinien. Es wurde


die Situation mit und ohne Einfluss der Bewandung untersucht.

a) b)

Abb. 2.11. (a) Äquipotentiallinien einer Doppelleitung in einem elektrolytischen


Trog. (b) Äquipotentiallinien ohne Beeinflussung durch die Trogwände
82 2. Stationäres Strömungsfeld

Deutlich ist die Verzerrung der Äquipotentiallinien an den Trogwänden zu


erkennen, wo sie ja senkrecht einmünden müssen. Da das elektrische Feld
aber offensichtlich in diesem Bereich im Vergleich zum mittleren Gebiet recht
schwach ist, ergibt sich für dieses Abmessungsverhältnis ein immer noch mä-
ßiger Fehler in der Kapazität von etwa 10%. Man kann also aufgrund die-
ser Ergebnisse allgemein den Schluss ziehen, dass zum Erreichen genauerer
Messergebnisse ganz erhebliche Trogabmessungen erforderlich sind. Daher ist
es sinnvoll sich zu überlegen, ob andere Maßnahmen zu einer Verbesserung
der Genauigkeit führen können. Das ist immer dann der Fall, wenn man
die natürlichen Symmetrieebenen einer gegebenen Anordnung ausnutzt und
die Trogwände genau dort hinein legt. In unserem Fall existieren zwei Sym-
metrieebenen. Damit lässt sich also die Genauigkeit eines viermal größeren
Troges erreichen, wenn man eine Wand auf die y-Achse und eine andere auf
die x-Achse legt und letztere mit einer geerdeten metallischen Beschichtung
versieht.

S4 Widerstand einer leitenden Kreisscheibe

Über zwei sich diametral gegenüberstehende Elektroden wird einer Kreis-


scheibe mit dem Radius a, der Dicke d und der Leitfähigkeit κ ein Gleich-
strom I0 zu- bzw. abgeführt. Zu bestimmen ist der elektrische Widerstand
der Kreisscheibe.
Hinweis: Es darf vorausgesetzt werden, dass der Strom sich über die Dicke d
der Kreisscheibe nicht verändert. Desweiteren soll angenommen werden, dass
die Radialkomponente der Stromdichte über die Bereiche = a, |ϕ| ≤ γ und
= a, π − γ ≤ ϕ ≤ π + γ der Einspeisung örtlich konstant verläuft.

P

I0  I0
ϕ
x

a
2b κ Abb. 2.12. Leitende Kreis-
scheibe mit Zuleitungen

Lösung: Es liegt ein zweidimensionales Randwertproblem zweiter Art des


stationären Strömungsfeldes in Polarkoordinaten vor. Als Lösung der La-
place-Gleichung (2.5) kann somit der allgemeine Lösungsansatz (1.66) ver-
wendet werden.
Zur Bestimmung der vielen unbekannten Konstanten ist es zunächst sinn-
voll Symmetrie- und Regularitätsüberlegungen anzustellen, da sich dadurch
Aufgabe S4 83

der umfangreiche Ansatz meist schon weitgehend reduzieren lässt. Da nämlich


am Ort = 0 kein unendliches Potential auftreten darf, können der Logarith-
mus sowie die reziproken Potenzen vom Abstand sofort ausgeschlossen wer-
den. Außerdem muss das Potential symmetrisch zur Ebene ϕ = 0 verlaufen,
so dass nur die Funktionen cos nϕ zu verwenden sind, wobei der Laufindex
n nur ungerade Werte annimmt, da das Potential aus Symmetriegründen für
ϕ = π/2 verschwinden muss. Es verbleibt damit der reduzierte Ansatz
∞ ' (2n−1
φ( , ϕ) = An cos[(2n − 1)ϕ] . (2.22)
n=1
a
Zur Bestimmung der Konstanten An betrachten wir den Rand der Kreis-
scheibe. Dort wissen wir, dass mit Ausnahme der Einspeisestellen die Nor-
malkomponente der Stromdichte allerorts zu verschwinden hat, da kein Strom
in den nichtleitenden Außenraum austreten kann. Von jetzt ab können wir
uns auf den ersten Quadranten 0 ≤ ϕ ≤ π/2 des Rechengebietes beschränken,
da durch den Ansatz (2.22) automatisch das richtige Potential in den übri-
gen Quadranten garantiert ist. Die Randbedingung zweiter Art lautet also
für = a, 0 ≤ ϕ ≤ π/2
 
∂φ  I0 1 für 0 ≤ ϕ ≤ γ
J (a, ϕ) = −κ  = (2.23)
∂ =a 2aγd 0 für γ < ϕ ≤ π/2 .
Dabei wurde die in der Aufgabenstellung gemachte Voraussetzung einer
konstanten Radialkomponente der Stromdichte am Einspeiseort berücksich-
tigt. Für die nun erforderliche Fourier-Entwicklung wird (2.23) mit der
Funktion cos[(2m − 1)ϕ] multipliziert und über den Orthogonalitätsbereich
0 ≤ ϕ ≤ π/2 integriert
∞ π/2
κ
− An (2n − 1) cos[(2n − 1)ϕ] cos[(2m − 1)ϕ] dϕ =
a n=1
0
! "# $
n
δm π/4

I0
= cos[(2m − 1)ϕ] dϕ . (2.24)
2aγd
0

Das Aufreten des Kronecker-Symbols in (2.24) erlaubt das Auflösen nach


den gesuchten Konstanten
2I0 sin[(2n − 1)γ]
An = −
γdπκ (2n − 1)2
und die resultierende Potentialverteilung in der leitenden Kreisscheibe lautet
2I0 ' (2n−1 sin[(2n − 1)γ]

φ( , ϕ) = − cos[(2n − 1)ϕ] . (2.25)
πκγd n=1 a (2n − 1)2
84 2. Stationäres Strömungsfeld

Um daraus den Verlauf der Stromlinien zu ermitteln, berechnet man die


Strommenge pro Längeneinheit, die einen Kreisbogen mit dem Radius im
Bereich 0 ≤ ϕ ≤ ϕ durchsetzt, und hält diesen Wert konstant

  ∂φ( , ϕ )
I ( , ϕ ) = −κ dϕ = const. .

0

Nach Einsetzen von (2.25) ergibt sich daraus die Stromliniengleichung


∞ ' (2n−1
sin[(2n − 1)γ]
sin[(2n − 1)ϕ] = const. .
n=1
a (2n − 1)2
Trotz der in Abb. 2.13 gewählten relativ breiten Zuleitungen fällt auf, dass
die Stromlinien einigermaßen glatt am Einspeiseort verlaufen. Das geringfü-
gige Abknicken ist auf die in der Aufgabenstellung vorausgesetzte konstante
Radialkomponente der Stromdichte zurückzuführen, was nur näherungsweise
der Fall ist.

Abb. 2.13. Verlauf der


Stromlinien in der leitenden
Kreisscheibe

Die ermittelte Potentialverteilung (2.25) gestattet die Berechnung des Poten-


tials an den Speisepunkten ( = a, ϕ = 0, π), so dass mit Ausnutzung der
Symmetrie und dem gegebenen Speisestrom I0 der gesuchte Widerstand in
der Form

U 2φ(a, π) 4 sin[(2n − 1)γ]
R= = → R = R0 (2.26)
I0 I0 π n=1 (2n − 1)2
berechnet werden kann. Zur Abkürzung wurde der Widerstand
1 1 1 a
R0 = ≈ = für γ
1
κγd κd sin γ κ bd
eingeführt, der in der angegebenen Form für kleine Winkel γ den Widerstand
eines Quaders der Länge 2a und des Querschnittes 2bd beschreibt.
Für kleine Werte des Öffnungswinkels γ lässt sich außerdem eine Nähe-
rungsrechnung durchführen. Mit Hilfe der bekannten Beziehung2
2
siehe z.B. [Gradshteyn] 1.442
Aufgabe S4 85


cos[(2n − 1)γ] 1 γ
= ln cot
n=1
2n − 1 2 2
sowie durch gliedweises Integrieren
 ∞ ∞
cos[(2n − 1)γ] sin[(2n − 1)γ]
=
n=1
2n − 1 n=1
(2n − 1)2

kann man die Summe in (2.26) für kleine Winkel γ geschlossen darstellen3
 
R 2 γ −2 γ 2γ ' γ(
= ln cot dγ ≈ ln dγ = 1 − ln . (2.27)
R0 π ! "# 2$ πκγd 2 π 2
≈ 2/γ
Eine eventuelle Integrationskonstante konnte zu null gesetzt werden, da
R/R0 → 0 für γ → 0. Abb. 2.14 zeigt die Güte der gefundenen Näherung
im Vergleich zur exakten Lösung. Sichtbare Abweichungen treten erst bei
großen Winkeln auf. Dann aber ist auch die Voraussetzung einer konstanten
Radialkomponente der Stromdichte an den Einspeiseorten sicherlich nicht
mehr sinnvoll.

1.4

1
−→

R
R0 2γ a

κ 2b Abb. 2.14. Widerstand


der leitenden Kreisschei-
be als Funktion des Öff-
nungswinkels γ und nor-
miert auf R0 ≈ a/(κbd).
0 Der gestrichelte Verlauf
0 1 1.4 zeigt die Näherung nach
γ/rad −→ (2.27)

3
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 465
86 2. Stationäres Strömungsfeld

S5 Luftblase im leitenden Volumen

Gegeben ist ein homogenes Medium der Leitfähigkeit κ mit einer homogenen
elektrischen Strömung der Dichte J = J0 ez . Es wird nun ein kugelförmiges
Stück Materie mit dem Radius a aus dem leitenden Volumen herausgeschnit-
ten, Abb. 2.15. Bestimme die Verteilung der Verlustleistungsdichte auf der
Oberfläche des isolierenden Einschlusses.

r P
κ=0 ϑ
κ = 0
a z

Abb. 2.15. Kugelförmige Luftblase in


J einem leitenden, stromführenden Medi-
um

Lösung: Das vorliegende rotationssymmetrische Randwertproblem zweiter


Art in Kugelkoordinaten wird mit dem allgemeinen Lösungsansatz (1.70)
analysiert. Da die Rotationsachse im betrachteten Volumen eingeschlossen
ist, werden nur die Legendre-Polynome Pn (u), mit u = cos ϑ, angesetzt.
Zweckmäßigerweise spalten wir das gesamte Potential in einen primären An-
teil φ(p) infolge des ungestörten, homogenen Strömungsfeldes sowie in einen
sekundären Anteil φ(s) auf, der die Verzerrung der Stromlinien aufgrund des
isolierenden Einschlusses wiedergeben soll. Das primäre Potential
1 J0 J0
φ(p) (r, ϑ) = − J0 z = − r cos ϑ = − r1 P1 (cos ϑ)
κ κ κ
enthält wie man sieht nur das Glied n = 1 der allgemeinen Lösungssumme
(1.70). Folglich darf mit Blick auf die zu erfüllende Randbedingung auf der
Oberfläche des isolierenden Einschlusses erwartet werden, dass auch das se-
kundäre Potential nur das Glied n = 1 aufweisen wird. Weiterhin müssen wir
sicherstellen, dass die Wirkung des nicht leitenden, kugelförmigen Bereiches
mit zunehmender Entfernung r > a abnimmt, so dass man zu dem reduzier-
ten Ansatz
1
φ(s) (r, ϑ) = A 2 cos ϑ
r
für das sekundäre Potential gelangt. Zur Bestimmung der noch unbekannten
Konstanten A wird nun gefordert, dass die Normalkomponente der Strom-
dichte auf der Kugeloberfläche r = a verschwindet

∂(φ(p) + φ(s) )  1
Jr (a, ϑ) = −κ  = 0 → J0 + 2κA 3 = 0 .
∂r r=a a
Aufgabe S6∗ 87

Damit liegt das gesamte Potential der Anordnung in der Form


 
J0 a r 1 a2
φ(r, ϑ) = − + cos ϑ (2.28)
κ a 2 r2
vor.
Die pro Volumeneinheit in einem leitenden Medium umgesetzten Verluste
erhält man nach (2.10) zu
 2
κ ∂φ(a, ϑ)
pV = κ |E| = 2
2
.
a ∂ϑ
Nach Einsetzen der Potentialverteilung (2.28) wird daraus
 2
J 2 a2 κ 1 9 J2
pV = 0 2 2
sin2
ϑ 1 + = pV 0 sin2 ϑ mit pV 0 = 0 .
κ a 2 4 κ
Am Ort ϑ = π/2 sind die Verluste mehr als doppelt so hoch wie im unge-
störten Fall der homogenen Stromverteilung. Dies wird auch in Abb. 2.16
deutlich, wo zur Veranschaulichung des Feldes die Äquipotential- und Strom-
linien dargestellt wurden.

Abb. 2.16. Äquipotential-


und Stromlinien für eine Luft-
blase in einem homogenen
Strömungsfeld

S6∗ Strömungsfeld in einer Kugel

a) Zu bestimmen ist das Potential in einer Kugel mit dem Radius a und der
Leitfähigkeit κ, welcher über zwei diametral gegenüberliegende Punkte der
Strom I zu- bzw. abgeführt wird, Abb. 2.17a.
b) Wie lässt sich das Problem unter Verwendung des Superpositionsprinzips
prinzipiell für den allgemeinen Fall beliebig angeordneter Zuleitungen, Abb.
2.17b, mit Hilfe rotationssymmetrischer Potentialsansätze lösen?
88 2. Stationäres Strömungsfeld

I I
a) I b)

κ κ

Abb. 2.17. Leitende Kugel mit (a) diametral gegenüberliegenden und (b) beliebig
angeordneten Zuleitungen

Lösung:
a) Als erstes betrachten wir das primäre Potential einer Stromquelle I am
Ort r = a, ϑ = 0 und einer Stromsenke −I am Ort r = a, ϑ = π, wobei der
gesamte Raum die Leitfähigkeit κ haben soll, Abb. 2.18.

κ = 0 P

r2
r1
r

−I +I z
a
κ = 0

Abb. 2.18. Punktförmige Strom-


quelle und -senke im homogenen
Gesamtraum der Leitfähigkeit κ

Das Potential ist Lösung der Laplace-Gleichung (2.5) in Kugelkoordinaten.


Da die Anordnung rotationssymmetrisch ist, gilt der allgemeine Lösungsan-
satz (1.70). Es sind außerdem keine Singularitäten (außer natürlich direkt
auf den punktförmigen Stromquellen) zu erwarten, so dass man sofort den
reduzierten Ansatz
 ∞ ' r (n


 für r ≤ a


An
a
Pn (u)
(p) n=1,3,5
φ (r, ϑ) = ∞ ' a (n+1 (2.29)



 An Pn (u) für r ≥ a
 r
n=1,3,5
Aufgabe S6∗ 89

mit u = cos ϑ aufstellen kann, der bereits einen stetigen Übergang des Poten-
tials auf der Fläche r = a garantiert. Es werden nur die Legendre-Polynome
ungerader Ordnung verwendet, da das Potential bezüglich der Ebene ϑ = π/2
eine ungerade Funktion sein wird. Die Legendre-Polynome erfüllen die Or-
thogonalitätsrelation4
1
1
Pn (u)Pm (u) du = δm mit n, m = 1, 3, 5, . . . . (2.30)
2n + 1 n
0

Nun stellen wir uns die punktförmigen Stromquellen als Grenzfall einer flä-
chenhaften Stromquellenverteilung5 iF (ϑ) vor, für die gilt
π/2
2πa 2
iF (ϑ) sin ϑ dϑ = I und iF (ϑ) = 0 für ϑ = 0, π. (2.31)
0

Dies verhält sich analog zu einer Flächenladung in der Elektrostatik und


aufgrund der Analogie des stationären Strömungsfeldes mit der Elektrostatik
ist dann auf der Fläche r = a die Stetigkeitsbedingung6
 
∂φ  ∂φ  iF (ϑ)
− + = (2.32)
∂r  ∂r 
r=a+0 κ
r=a−0
einzuhalten. Daraus lassen sich die noch unbekannten Koeffizienten An durch
Ausnutzen der Orthogonalitätsrelation (2.30) bestimmen. Nach Einsetzen
von (2.29) in (2.32) werden beide Seiten von (2.32) mit 2πa2 Pm (u) multi-
pliziert und über den Orthogonalitätsbereich integriert
∞  1
1 2

κ2πa An n + [n + 1] Pn (u)Pm (u) du =


a 1,3,5
0

1 π/2
2 2
= 2πa iF (ϑ)Pm (u) du = 2πa iF (ϑ)Pm (cos ϑ) sin ϑ dϑ = I .
0 0

Beim letzten Integral wurde berücksichtigr, dass der Integrand wegen (2.31)
nur für ϑ = 0, d.h. u = 1 von null verschieden ist, so dass das Legendre-
Polynom Pm (1) = 1 als Konstante vor das Integral gezogen werden kann. In
der Summe verbleibt lediglich das Glied n = m und die gesuchten Koeffizi-
enten sind
I
An = .
2πκa
4
Normalerweise sind die Legendre-Polynome im Bereich −1 ≤ u ≤ +1 orthogo-
nal, wenn der Index n eine beliebige natürliche Zahl ist. Bei Beschränkung auf
ungerade oder auch gerade Indices sind die Funktionen auch im halben Bereich
orthogonal.
5
nicht zu verwechseln mit einer Flächenstromdichte JF
6
vgl. (1.13) nach Ersetzen von D durch J und von qF durch iF
90 2. Stationäres Strömungsfeld

Das ist natürlich noch nicht die Lösung, denn wir hatten ja eingangs ange-
nommen, dass der gesamte Raum die Leitfähigkeit κ aufweist. Um zu be-
rücksichtigen, dass der Außenraum r > a nicht leitend ist, überlagern wir
innerhalb der Kugel ein sekundäres Potential
I ∞ ' r (n
φ(s) (r, ϑ) = Bn Pn (u) .
2πκa n=1,3,5 a

Die Koeffizienten Bn sind so zu wählen, dass der vom primären Feld herrüh-
(p)
rende Stromfluss aus der Kugel heraus, also Jr (r = a + 0), vom sekundären
Feld kompensiert wird, d.h. es muss gelten
 
∂ (s)  ! ∂ (p) 
φ (r, ϑ) =− φ (r, ϑ) .
∂r r=a ∂r r=a+0

Einsetzen liefert
1
n+1
− [n + 1] + nBn = 0 → Bn =
a n
und das gesuchte Potential innerhalb der Kugel ist schließlich
2n + 1 ' r (n


I
φ(r, ϑ) = Pn (u) .
2πκa n=1,3,5 n a

Manchmal gelingt es, solche unendlichen Summen durch einfache Funktionen


auszudrücken. Das Ergebnis lässt sich nämlich in zwei Terme aufspalten
1 ' r (n

I
φ(r, ϑ) = 2φ(p) (r, ϑ) + Pn (u) ,
2πκa n=1,3,5 n a

wobei aufgrund des Faktors 1/n der zweite Term durch Integration des pri-
mären Potentials (2.29) für r ≤ a darstellbar ist
r/a
1 ' r (n 'r(

I a (p)
Pn (u) = φ (r, ϑ) d .
2πκa n=1,3,5 n a r a
0
(p)
Der Vorteil, φ(r, ϑ) durch φ (r, ϑ) ausdrücken zu können, liegt darin, dass
man das primäre Potential nach (2.6) und Abb. 2.18 auch in der einfachen
Form
  
I a a r1,2 r2 r
(p)
φ (r, ϑ) = − mit = + 1 ∓ 2 cos ϑ
4πκa r1 r2 a a2 a
ohne Verwendung von Legendre-Polynomen berechnen kann. Mit dem In-
tegral7
 'r( ' r (
a a 1,2 a
d = − ln 2 + 2 ∓ 2 cos ϑ
r r1,2 a r r
7
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 258
Aufgabe S6∗ 91

erhalten wir schließlich den geschlossenen Ausdruck


 
I a a 1 r1 + a − r cos ϑ
φ(r, ϑ) = − − ln (2.33)
2πκa r1 r2 2 r2 + a + r cos ϑ
zur Berechnung der Äquipotentiallinien in der leitenden Kugel, Abb. 2.19a.

+I +I
a) b)

−I

−I
Abb. 2.19. Verlauf der Äquipotentiallinien in der leitenden Kugel. (a) Diametral
gegenüber liegenden Zuleitungen. (b) Die Einspeisepunkte liegen nicht mehr auf
einer gemeinsamen durch den Kugelmittelpunkt verlaufenden Achse

Das Resultat (2.33) ist übrigens nicht uninteressant. Man hätte ja vermu-
ten können, dass analog zur Elektrostatik eine Spiegelung möglich ist. Bei
einer punktförmigen Stromquelle vor einem nichtleitenden Halbraum kann
man z.B. mit einer gespiegelten Punktquelle gleichen Vorzeichens rechnen.
Im Falle einer Kugel geht das offensichtlich nicht mehr, wie man am dritten
Term des Ergebnisses (2.33) unschwer erkennt.
b) Den allgemeinen Fall beliebig auf der Kugeloberfläche angeordneter Zulei-
tungen kann man sich als Überlagerung von zwei jeweils für sich genommen
rotationssymmetrischen Anordnungen vorstellen, Abb. 2.20. In den Teilan-
ordnungen wurde jeweils eine punktförmige Stromquelle durch eine Strom-
quelle im Mittelpunkt der Kugel ersetzt, deren Zuleitung isoliert nach außen
geführt wird. Nach erfolgter Überlagerung heben sich diese Mittelpunktsquel-
len gegenseitig auf. In Abb. 2.19b wurden zur Veranschaulichung die Äquipo-
tentiallinien im nicht mehr rotationssymmetrischen Fall dargestellt. Es bleibe
dem Leser selbst überlassen als Übung den Beweis zu erbringen, dass in der
ersten Teilanordnung der Abb. 2.20 das Potential
 
I a a r1 + a − r cos ϑ
φ(r, ϑ) = 2 − − ln +C
4πκa r1 r a
92 2. Stationäres Strömungsfeld

mit r12 = r2 + a2 − 2ar cos ϑ herrscht. C ist dabei eine bei Randwertproble-
men zweiter Art nicht eindeutig bestimmbare Konstante, die aber keinen
Einfluss auf das Strömungsfeld hat.

I I I
I

= +

Abb. 2.20. Superposition zweier für sich genommen rotationssymmetrischer An-


ordnungen zur Berechnung des Strömungsfeldes in der Kugel bei beliebiger Lage
der Zuleitungen

Ergänzungsaufgaben

Aufgabe S7: Ein Hochspannungsmast sei


mit einem halbkugelförmigen Erder mit dem
Radius r geerdet. Die Leitfähigkeit des Erders
kann als unendlich angesehen werden. Durch
Berührung eines Leiters mit dem Mast fließe
I a
ein Strom I in den Erdboden mit der Leitfä-
higkeit κ, siehe Skizze.
a) Wie groß ist die Schrittspannung US im r P
Punkt P , der sich in einer Entfernung a von
der Einspeisestelle befindet? Dabei sollen die
Punkte zur Spannungsberechnung jeweils ei- κ
ne halbe Schrittlänge s/2 links bzw. rechts des
Punktes gewählt werden.
b) Wie groß ist der Übergangswiderstand R
zwischen dem Erder und einem unendlich weit
entfernten Punkt?
„ «
I 1 1 1
Lösung: a) US = − , b) R=
2πκ a − s/2 a + s/2 2πκr
Ergänzungsaufgaben 93

Aufgabe S8: Über zwei kleine, halbkugelför- y


mige Erder mit dem Radius r wird an der
I I
Erdoberfläche der Gleichstrom I zu- bzw. ab-
geführt, siehe Skizze. Die Leitfähigkeit der Er- x
der kann als unendlich angesehen werden. Der r r
Erdboden habe die Leitfähigkeit κ. Außerdem a a
sei a r. Bestimme die Stromdichte J in der
Symmetrieebene zwischen den Erdern. κ

Ia
Lösung: J = ex p 3
π a2 + y 2

Aufgabe S9: Auf ein dünnes Blech mit der z


Dicke d und der Leitfähigkeit κ, das in x- und y
y-Richtung unendlich ausgedehnt ist, wird
durch zwei Leitungen mit dem Abstand a I I
der Strom I zu- bzw. abgeführt. Berechne die κ x
Stromdichte J im Blech. Es darf zur Verein-
fachung angenommen werden, dass a d ist. d a
 ff
I (x + a/2) ex + y ey (x − a/2) ex + y ey
Lösung: J= −
2πd (x + a/2)2 + y 2 (x − a/2)2 + y 2

Aufgabe S10: Gegeben ist eine dünne qua-


dratische Probe der Leitfähigkeit κ (Kanten- y
d
länge 2a, Dicke d). An zwei sich gegenüber-
stehenden Kanten wird ein Gleichstrom I ho-
mogen und symmetrisch eingespeist bzw. ab- a/2
I I
geführt. Man berechne das Potential in der
Probe. −a a x
−a/2
κ
( )
−I X

sin (nπ/2) “ nπx ” “ nπy ”
Lösung: φ(x, y) = x + 4a sinh cos
2κad n=1
(nπ)2 cosh(nπ) a a

Aufgabe S11: Gesucht ist das Potential in


h I
einem leitenden Zylinder mit dem Radius a,
der Höhe h und der Leitfähigkeit κ, dem im
Zentrum der Stirnflächen der Gleichstrom I
punktförmig zu- bzw. abgeführt wird, siehe κ
Bild. Der Koordinatenursprung liege im a
Mittelpunkt des Zylinders. Verwende dabei I
die
Z a Orthogonalitätsrelation
` ´ ` ´ 2
J0 j1n a J0 j1m a  d = a2 J02 (j1n ) δm
n
.
0
( )
z X J0 (j1n /a) sinh (j1n z/a)

I
Lösung: φ(, z) = − +
πκa a n=1 j1n J02 (j1n ) cosh (j1n h/2a)
3. Magnetostatische Felder M

Zusammenfassung wichtiger Formeln

Magnetostatische Felder werden von konstanten Strömen oder Permanent-


magneten hervorgerufen. Das grundlegende physikalische Gesetz ist die Lo-
rentzkraft auf eine mit der Geschwindigkeit v im äußeren Feld der magne-
tischen Induktion B bewegte Punktladung Q
K = Q(v × B) . (3.1)
Bei einem Stromelement I der Länge dl wird aus der Lorentz-Kraft das
Ampèresche Gesetz
dK = I × B dl , (3.2)
das zur Kraftberechnung auf stromdurchflossene Leiter verwendet werden
kann (siehe z.B. Aufg. M1). Handelt es sich bei der felderzeugenden Anord-
nung um einen geraden, unendlich langen Stromfaden I, dann ist
µ0 I × R Vs
B= , µ0 = 4π · 10−7 , (3.3)
2π R2 Am
wobei der Vektor R vom Stromfaden zum betrachteten Aufpunkt weist und
sein Betrag die kürzeste Entfernung angibt.
(3.3) stellt eine Art Grundbaustein zweidimensionaler Magnetfelder dar,
aus dem sich durch Superposition das Feld einer beliebigen, ebenen Strom-
verteilung ergibt.

Grundgleichungen im Vakuum

Die Grundgleichungen der Magnetostatik lauten als Spezialfälle der Maxwell-


schen Gleichungen in differentieller bzw. integraler Form
 
∇ × B = µ0 J , B · ds = µ0 J · dF = µ0 Igesamt
S F
(3.4)
∇·B =0 , B · dO = 0 .
O
96 3. Magnetostatische Felder

Das Umlaufintegral in (3.4), der sogenannte Durchflutungssatz, steht für alle


möglichen Ströme, die von der Kontur S umschlossen werden und kann in
einigen hochsymmetrischen Fällen, in denen B unabhängig von den Integra-
tionsvariablen ist, direkt zur Feldberechnung verwendet werden.
Die quellenfreie magnetische Induktion B lässt sich durch die Wirbel eines
Vektorfeldes, des sogenannten magnetischen Vektorpotentials A bestimmen
B =∇×A. (3.5)

Elementare Feldquellen

Der einfachste räumliche Grundbaustein zum Aufbau magnetischer Felder ist


der magnetische Dipol, Abb. 3.1a. Der unendlich lange, gerade Stromfaden
bildet die elementare Feldquelle zweidimensionaler Magnetfelder, Abb. 3.1b.

a) P b) I
R
pm
F
I pm = lim I · F
I→∞ R
F →0 P
Abb. 3.1. Elementare Feldquellen. (a) Magnetischer Dipol. (b) Unendlich langer,
gerader Stromfaden

Die Vektorpotentiale dieser Elementarquellen sind


µ0 pm × R
A= für den magnetischen Dipol (3.6a)
4π R3
µ0 I R
A=− ln für den Linienstrom (3.6b)
2π R0
und die magnetische Induktion ergibt sich nach (3.5) durch Differentiation.
Der beim unendlich langen Stromfaden eingeführte Referenzabstand R0 sorgt
für ein dimensionsloses Argument des Logarithmus und hat keinen Einfluss
auf das Feld.

Magnetfeld verteilter Ströme

Man unterscheidet hier zwischen dünnen Leiterschleifen mit dem Strom I,


Stromverteilungen auf einer Fläche (Flächenstromdichte J F ) sowie räumli-
chen Stromverteilungen (Stromdichte J ), Abb. 3.2. Vektorpotential und ma-
gnetische Induktion im Falle der räumlichen Stromverteilung ergeben sich
aus dem Gesetz von Biot-Savart in der Form
 
µ0 J (r  )  µ0 J (r  ) × R
A(r) = dV , B(r) = dV  . (3.7)
4π V R 4π V R3
Zusammenfassung wichtiger Formeln 97

Im Falle einer flächenhaften Stromverteilung ist J (r  )dV  durch J F (r  )dF 


und im Falle einer dünnen Leiterschleife durch I ds zu ersetzen.

Kontur S
a) b) c) Volumen V
Fläche F
I ds JF dF  dV 
R R J R
 P P P
r
r r r r r
0 0 0
Abb. 3.2. Stromverteilungen. (a) Linienstrom. (b) Flächenstrom. (c) Räumliche
Stromverteilung

Materie im magnetischen Feld

Bringt man materielle Körper in ein magnetisches Feld ein, so erzeugt der
Körper in der Regel ein sekundäres Magnetfeld. Ursache dafür ist die Aus-
richtung atomarer Dipolmomente, welche makroskopisch durch die Magne-
tisierung M (Dipolmomentendichte) beschrieben wird. Für magnetisierbare
Materie wird neben der magnetischen Induktion B zusätzlich die magnetische
Feldstärke H eingeführt und es gilt



1
B−M

µ0
∇×H =J , H = (3.8)

 1
 B , wenn M ∼ B .
µ0 µr
µr ist die relative Permeabilitätskonstante eines linearen Mediums.
Ein magnetisierter Körper kann alternativ auch durch sogenannte Mag-
netisierungsströme und Magnetisierungsflächenströme beschrieben werden

J mag = ∇ × M , J F mag = M × nOberfläche . (3.9)
Dabei ist n die Flächennormale des magnetisierten Körpers.

Differentialgleichungen für das Potential

In Gebieten mit konstanter Permeabilität µ erfüllt das Vektorpotential A die


vektorielle Poisson-Gleichung
∇2 A = −µJ (3.10)
bzw. in stromfreien Gebieten die vektorielle Laplace-Gleichung
∇2 A = 0 . (3.11)
98 3. Magnetostatische Felder

Diese partiellen Differentialgleichungen bilden in Verbindung mit Rand- und


Stetigkeitsbedingungen den Ausgangspunkt einer magnetostatischen Rand-
wertaufgabe.
Bei ebenen Feldern mit einer Stromdichte, die nur eine geradlinige Kom-
ponente aufweist, ergeben sich wie in der Elektrostatik skalare Differential-
gleichungen. In Gebieten, die keinen Strom führen, ist es zusätzlich möglich
ein magnetostatisches Skalarpotential φm mit
∇2 φm = 0 , H = −∇φm (3.12)
zu verwenden. Von dieser Möglichkeit werden wir z.B. in Aufg. Q4 im Kapitel
über quasistationäre Felder Gebrauch machen.

Rand- und Stetigkeitsbedingungen

Sprungstellen der Permeabilitätskonstanten geben Anlass zu Unstetigkeiten


der magnetischen Feldverteilung, Abb. 3.3.

H
a) H2 b)
n n
F F
µ
µ2 µ→∞
H1 H =0
µ1

Abb. 3.3. (a) Sprungstelle der Permeabilitätskonstanten. (b) Oberfläche eines


hochpermeablen Körpers

Am Übergang µ1 /µ2 gelten die Stetigkeitsbedingungen



n × H 2 − H 1 F = 0 , n · B2 − B1 F = 0 . (3.13)
Im Grenzfall eines hochpermeablen Körpers, Abb. 3.3b, erhält man auf dessen
Oberfläche die Randbedingung

n × H F = 0 . (3.14)
Befindet sich auf der Trennfläche in Abb. 3.3a zusätzlich ein freier Flächen-
strom J F , so gilt anstelle von (3.13)

n × H 2 − H 1 F = J F , n · B2 − B1 F = 0 . (3.15)

Magnetischer Fluss

Der magnetische Fluss ψm , der eine Fläche F mit der Randkontur S durch-
setzt, kann mittels Flächen- bzw. Konturintegration bestimmt werden
Zusammenfassung wichtiger Formeln 99

 
ψm = B · dF = A · ds . (3.16)
F S
Im Falle rotationssymmetrischer Felder erhält man den Verlauf der magneti-
schen Feldlinien durch Konstanthalten des magnetischen Flusses ψm =const..
Handelt es sich um ebene, von geradlinigen Strömen hervorgerufene Magnet-

felder, so hält man den Fluss ψm pro Längeneinheit zur Bestimmung der Feld-
linien konstant. Nach (3.16) sind damit die Feldlinien ebener Magnetfelder
identisch mit den Äquipotentiallinien Az (x, y) =const., wenn man annimmt,
dass die Ströme in z-Richtung fließen.

Magnetische Feldenergie und Induktivität

Setzt man ein lineares Medium voraus, so ist im magnetischen Feld die Ener-
gie
 
1 1
Wm = B · H dV = A · J dV (3.17)
2 V 2 V
gespeichert. Bei einem System von N Leitern lässt sich die Energie auch in
der Form
1
N N
Wm = Lik Ii Ik (3.18)
2 i=1
k=1

schreiben, wobei die Koeffizienten Lik für i = k Gegeninduktivitäten bzw. für


i = k Selbstinduktivitäten heißen. Aus (3.17) lassen sich damit durch Ver-
gleich mit (3.18) die Induktivitäten eines Systems über eine Feldberechnung
ermitteln (siehe als Beispiel Aufg. M11∗ ).
Bei dünnen Leiterschleifen ermittelt man die Induktivitäten mit Hilfe des
magnetischen Flusses. Die Gegeninduktivität zwischen den Schleifen i und k
ist dann
ψm,ik ψm,ki
Lik = = Lki = . (3.19)
Ik Ii
ψm,ik sei dabei der Fluss durch Schleife i infolge des Stromes Ik in Schleife k.
Die Selbstinduktivität einer dünnen Leiterschleife zerlegt man üblicherweise
in zwei Anteile
ψ∗ µl
L = m + L0 , L0 = , (3.20)
I 8π

wobei ψm der Fluss ist, der die von der Leiterschleife nach innen begrenzte
Fläche durchsetzt und L0 den Beitrag der im Leiter mit der Gesamtlänge l
gespeicherten Feldenergie berücksichtigt (innere Selbstinduktivität). Die an-
gegebene Beziehung für L0 gilt dabei für Leiter mit kreisrundem Querschnitt
bei Vernachlässigung der Krümmung der Leiterachse und bei Annahme einer
gleichmäßigen Stromverteilung über den Leiterquerschnitt. Infolge der bei
höheren Frequenzen einsetzenden Stromverdrängung ist die innere Selbstin-
duktivität frequenzabhängig.
100 3. Magnetostatische Felder

Kräfte im magnetischen Feld


Die Kraft auf stromführende Leiter kann mit (3.1) berechnet werden. An-
sonsten kann auch das Prinzip der virtuellen Verrückung verwendet werden
δWm konstantem Strom
Ks = ± bei (3.21)
δs konstantem Fluss ,
bei der ein Körper um eine virtuelle Strecke δs verschoben und die dabei
auftretende Energieänderung δWm ermittelt wird.
An Oberflächen hochpermeabler Körper bzw. permeablen Grenzflächen,
Abb. 3.3, gilt für die Flächendichte der Kraft
 2
 1 µH (hochpermeabler Körper)
K =n (3.22)
2 (µ1 − µ2 )(H 1 · H 2 ) (Trennfläche µ1 /µ2 ) .

Spiegelungsverfahren
Auch in der Magnetostatik ist es möglich, das sekundäre Feld permeabler Ma-
terie mit einfacher Geometrie (z.B. Halbraum, Zylinder) durch Ersatzquellen
zu erfassen. Abb. 3.4 zeigt dies am Beispiel eines Linienstromes über einem
permeablen Halbraum.

a) I b) I c) (1 + k)I

h µ1 h µ1 h µ1

µ2 h µ1 µ1
µ2 − µ1
kI k=
µ2 + µ1
Abb. 3.4. Spiegelung eines Linienstromes an einem permeablen Halbraum. (a)
Originalanordnung. (b) Ersatzanordnung für das Vektorpotential im oberen Halb-
raum. (c) Ersatzanordnung für das Vektorpotential im unteren Halbraum

Die Ersatzanordnungen gelten für die Berechnung von A oder B. Bei der
Bestimmung der magnetischen Feldstärke H muss die jeweilige Permeabilität
µ1 bzw. µ2 des betrachteten Halbraumes berücksichtigt werden.

Aufgaben

M1 Kraftberechnung mit dem Ampèreschen Gesetz


Eine dünne, vom Strom I2 durchflossene Leiterschleife umschließt in der Ebe-
ne z = 0 einen z-gerichteten, unendlich langen Stromfaden I1 . Die Leiter-
schleife besteht aus geraden Leitersegmenten und einem Halbkreisbogen,
Aufgabe M1 101

Abb. 3.5. Berechne das Drehmoment auf die Leiterschleife, wenn diese dreh-
bar um die y-Achse gelagert ist.

2a
b I2
I1
x
Abb. 3.5. Drehbar um die y-Achse gelager-
te Leiterschleife im Magnetfeld eines unendlich
langen Stromfadens auf der z-Achse

Lösung: Zunächst kann festgestellt werden, dass auf den Kreisbogen keine
Kraft wirkt, da sich dieser direkt auf einer Feldlinie des magnetischen Fel-
des B des Stromfadens I1 befindet und folglich das Kreuzprodukt in (3.1)
verschwindet.
Das äußere Magnetfeld des Stromfadens lautet in kartesischen Koordina-
ten nach (3.3) und mit R = x ex + y ey
µ0 I1 ez × R µ0 I1 x ey − y ex
B= 2
= .
2π R 2π x2 + y 2
Der differentielle Kraftbeitrag auf ein Element dx des oberen Leiterstücks ist
also mit (3.2) und nach Ausführen des Kreuzproduktes
µ0 I1 I2 x
dK = ez dx .
2π x2 + b2
Somit wirkt auf das betrachtete Element ein differentielles Drehmoment
µ0 I1 I2 x2
dT 1 = (x ex ) × dK = − ey dx
2π x + b2
2

und das gesamte Drehmoment auf das obere Leiterstück folgt durch Integra-
tion1
a 2
µ0 I1 I2 x dx µ0 I1 I2 ' a(
Ty1 = − = − a − b arctan .
π x2 + b2 π b
0

Aus Symmetriegründen liefern beide Seitenstücke den gleichen Beitrag zum


Drehmoment. Wir betrachten daher nur das linke am Ort x = −a. Der dif-
ferentielle Kraftbeitrag auf ein Element dy dieses Seitenstücks ist mit (3.2)
nach Ausführen des Kreuzproduktes
1
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 65
102 3. Magnetostatische Felder

µ0 I1 I2 y
dK = ez dy .
2π y 2 + a2
und das differentielle Drehmoment wird zu
µ0 I1 I2 ya
dT 2 = (−a ex ) × dK = ey dy .
2π y + a2
2

Das gesamte Drehmoment auf das linke Seitenstück folgt wieder durch Inte-
gration2
b  
µ0 I1 I2 y dy µ0 I1 I2 a b2
Ty2 = a = ln 1 + .
2π y 2 + a2 2π 2 a2
0

Die Superposition der einzelnen Drehmomentbeiträge Ty = Ty1 + 2 · Ty2 er-


gibt das Resultat
   
1 b2 b a
Ty = T0 ln 1 + 2 − 1 + arctan ,
2 a a b
wobei zur Normierung T0 = µ0 I1 I2 a/π gesetzt wurde.

M2 Leiterschleife im Feld einer Doppelleitung

Im kartesischen Koordinatensystem verlaufen an den Orten (x = ±a, y = 0)


parallel zur z-Achse zwei vom Gleichstrom I1 entgegengesetzt durchflossene,
unendlich lange Linienleiter, Abb. 3.6.

I2

Abb. 3.6. Drehbar um die


I1 z-Achse gelagerte, quadrati-
z sche Leiterschleife im Ma-
I1 gnetfeld einer stromdurch-
flossenen Doppelleitung
2
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 61
Aufgabe M2 103

Welches Drehmoment wirkt auf eine um die z-Achse drehbar gelagerte qua-
dratische Leiterschleife mit der Seitenlänge 2b, wenn diese vom Gleichstrom
I2 durchflossen wird? Man vereinfache und interpretiere das Ergebnis für
kleine Leiterschleifen (b
a).
Lösung: Das äußere Magnetfeld der Linienleiter weist keine z-Komponente
auf. Aus dem Ampèreschen Gesetz (3.2) folgt, dass nur die zur z-Achse par-
allelen Leiterstücke der quadratischen Leiterschleife zum Drehmoment beitra-
gen werden. Wir können daher die Anordnung in der Ebene z = 0 betrachten,
Abb. 3.7.

R1 
I2 R2

ϕ α
I1 I1

x
a a
I2 2b

Abb. 3.7. Querschnitt der Anordnung in Abb. 3.6 in der Ebene z = 0

Das Drehmoment ist das Kreuzprodukt aus dem Hebelarm b e und der Kraft
(3.2)
T = 2b e × [2b I2 ez × B( = b, ϕ = α)] .
Der Faktor 2 berücksichtigt das Leitersegment am Ort = b, ϕ = α + π, auf
welches selbstverständlich dasselbe Drehmoment wirkt. B ist das Magnet-
feld der äußeren Linienleiter, welches nach (3.5) aus einem Vektorpotential
A = Az ez bestimmt werden kann. Da sich die Schleife nur um die z-Achse
drehen kann, wird nur die z-Komponente des Drehmomentes benötigt
' 0  1(
Tz = 2 b ez · e × 2b I2 ez × ∇ × A(=b,ϕ=α) =
0  1
= 2b (ez × e ) · 2b I2 ez × ∇ × A(=b,ϕ=α) =

= 4 b2 I2 eϕ · ∇Az (=b,ϕ=α) . (3.23)
Hier wurde einmal zyklisch vertauscht und dann die Regel
104 3. Magnetostatische Felder

a × (b × c) = b(a · c) − c(a · b)
verwendet. Das Vektorpotential der Linienleiter ist nach (3.6b) und Abb. 3.7
µ0 I1 R1 R12 = 2 + a2 + 2a cos ϕ
A = −ez ln ,
2π R2 R22 = 2 + a2 − 2a cos ϕ
und damit die ϕ-Komponente des Gradienten
µ0 I1 ∂ R2
eϕ · ∇Az = − ln 12 .
4π ∂ϕ R2
Nach Differenzieren und Einsetzen in (3.23) ergibt sich schließlich das Dreh-
moment
 
Tz a2 a2
= 2 sin α +
T0 a2 + b2 + 2ab cos α a2 + b2 − 2ab cos α
mit T0 = µ0 I1 I2 b2 /(πa). Für kleine Leiterschleifen, b
a, wird daraus
µ0 I1
Tz ≈ · I2 4b2 · sin α = |pm × B| .
πa ! "# $
! "# $ p
m
B
Hier ist B das Magnetfeld infolge der äußeren Linienleiter im Koordina-
tenursprung und pm das magnetische Dipolmoment der Leiterschleife. Kleine
Leiterschleifen verhalten sich also wie ein magnetischer Dipol.

M3 Feldberechnung mit dem Biot-Savartschen Gesetz

Gegeben sei eine in der y, z-Ebene liegende, halbkreisförmige Leiterschleife


mit dem Radius R, Abb. 3.8. Durch die Schleife fließe der Strom I.

I Abb. 3.8. Stromdurchflossene,


halbkreisförmige Leiterschleife in
y der y, z-Ebene

a) Berechne die magnetische Feldstärke auf der x-Achse.


b) Überlege, wie man mit Hilfe des Superpositionsprinzips die x-Komponente
der magnetischen Feldstärke auf der x-Achse einfacher aus dem Achsenfeld
einer vollständigen Kreisschleife berechnen kann.
Aufgabe M3 105

Lösung:
a) Die Berechnung erfolgt mit dem Gesetz von Biot-Savart (3.7), welches
im vorliegenden Fall einer dünnen Leiterschleife die Form
 
   x
I ds × (r − r ) 0
H(r) = mit r =
4π |r − r  |3
0
annimmt. Die gesamte Kontur wird dabei in zwei Wege S1 und S2 zerlegt
 
H(r) = dH 1 + dH 2 ,
S1 S2

wobei S1 der Halbkreis und S2 das Geradenstück sei. Grundsätzlich ließe


sich diese Aufgabe unter Zuhilfenahme von Zylinderkoordinaten lösen. Einen
allgemeineren Weg stellt aber die Parametrisierung der Leiterschleife dar.
Wir werden sie an diesem einfachen Beispiel anwenden und beginnen mit
dem Halbkreis. Aus der Parametrisierung
 
0
r  (u) =  R cos u  , u ∈ [0, π]
R sin u
folgt zunächst
   
x  0
dr
r − r  (u) =  −R cos u  , ds = du =  −R sin u  du
du
−R sin u R cos u
& 3  3
|r − r  (u)|3 = x2 + R2 (cos2 u + sin2 u) = x2 + R2
   
 ex ey ez  R
 
ds × (r − r  ) =  0 −R sin u R cos u  du =  x cos u  R du .
 x −R cos u −R sin u  x sin u
Daraus ergibt sich für die gesuchte magnetische Feldstärke das Integral
 
π R
IR  x cos u  du
H 1 (x, 0, 0) = √ 3
4π x2 + R2 0 x sin u
und nach Durchführung der elementaren Integration
I 2

H 1 (x, 0, 0) = √ 3 πR ex + 2xR ez . (3.24)


4π x2 + R2
Das gerade Leiterstück parametrisiert man in der Form
 
0
r  (u) =  u  , u ∈ [−R, R]
0
106 3. Magnetostatische Felder

   
x 0  3
r − r  (u) =  −u  , ds =  1  du , |r − r  (u)|3 = x2 + u2
0 0
   
 ex ey ez  0

ds × (r − r  ) =  0 1 0  du =  0  du
 x −u 0  −x
und es ergibt sich das Integral3
R
Ix du IR
H 2 (x, 0, 0) = −ez √ 3 =−
√ ez .
4π 2
x +u 2 2πx x2 + R2
−R

b) Wir können uns das Feld der halbkreisförmigen Schleife aus dem Feld
zweier gleich- bzw. gegensinnig vom Strom I/2 durchflossenen Schleifen zu-
sammengesetzt denken, Abb. 3.9.

a) I/2 b) I/2

I/2 I/2

I/2 I/2

I/2 I/2
Abb. 3.9. Die Überlagerung der beiden Anordnungen (a) und (b) ergibt die Leiter-
schleife in Abb. 3.8

Die geraden Leiterstücke in Abb. 3.9a heben sich in ihrer Wirkung auf, wäh-
rend die geraden Leiterstücke in Abb. 3.9b nur zu einer z-Komponte der
magnetischen Feldstärke auf der x-Achse Anlass geben. Auch die halbkreis-
förmigen Leiterstücke in Abb. 3.9b liefern auf der x-Achse nur einen Beitrag
zur z-Komponente, so dass lediglich die halbkreisförmigen Leiterstücke in
Abb. 3.9a resultierend für die x-Komponente verantwortlich sind. Das Ach-
senfeld einer kreisförmigen Leiterschleife mit dem Strom I/2 ist aber
IR2
Hx = √ 3 ,
4 x2 + R2
was natürlich vollständig mit der x-Komponente in (3.24) übereinstimmt.
3
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 206
Aufgabe M4 107

M4 Magnetischer Dipol vor einer Spule

Eine halbunendliche Spule erstrecke sich von z = −∞ bis z = 0. Die Spule


habe den Radius a und bestehe aus N  Windungen pro Längeneinheit, Abb.
3.10. Durch die Spule fließe der Strom I.
a) Bestimme das magnetische Feld auf der z-Achse.
b) Gib eine Näherungslösung in großen Entfernungen z  R an. Welche elek-
trostatische Anordung hat dann dasselbe Abstandsverhalten?
c) Betrachte den Fluss durch eine sehr dünne, kleine Scheibe der Dicke ∆z
und mit dem Radius
R. Die Rotationsachse der Scheibe sei die Spulen-
achse. Leite daraus eine Approximation für die Radialkomponente des ma-
gnetischen Feldes in unmittelbarer Umgebung der Achse her.
d) Berechne die Kraft auf einen magnetischen Dipol, der im Abstand c vor
der Spule auf der Achse angeordnet ist.

dz  c
d

a
P

R pm

Abb. 3.10. Magnetischer Dipol vor einer halbunendlichen Spule

Lösung:
a) Da die Wicklungsdicke zu vernachlässigen ist (d → 0), können wir von
einer Flächenstromdichte
J F = N  I eϕ
ausgehen. Das Feld ist auf der Rotationsachse gesucht, wo es naturgemäß nur
eine z-Komponente aufweist, die wir mit dem Gesetz von Biot-Savart (3.7)
in der Form
0 2π
µ0 N  I ez · (eϕ × R)
Bz = a dϕ dz 
4π R3
−∞ 0

mit R = −a e + (z − z  ) ez finden können. Nach Auflösen des Spatproduktes


ez · (eϕ × R) = a verbleibt das Integral
0
µ0 N  Ia2 dz 
Bz =  3 .
2 a2 + (z − z  )2
−∞
108 3. Magnetostatische Felder

Zur Lösung des Integrals wird an dieser Stelle üblicherweise auf [Bronstein]
verwiesen. Zur Abwechslung verwenden wir diesmal die Substitution
1
z − z  = a tan α → dz  = −a dα .
cos2 α
Dann wird aus dem Integral
 
1 1 1 tan α
. . . dz  → − 2 cos α dα = − 2 sin α = − 2 √
a a a 1 + tan2 α
und nach Rückkehr zur ursprünglichen Integrationsvariablen z 
0  
µ0 N  I z − z  µ0 N  I
 z
Bz = −   = 1− √ . (3.25)
2 a2 + (z − z  )2 −∞ 2 a2 + z 2
b) In großen Entfernungen z  R lässt sich das magnetischen Feld approxi-
mieren
  √ 
µ0 N  I z µ0 N  I a2 + z 2 − z
Bz = 1− √ ≈ ≈
2 a2 + z 2 2 z
 
µ0 N  I z(1 + a2 /[2z 2 ]) − z µ0 N  I a2 1
≈ = ∼ 2 .
2 z 4 z2 z
Das Feld nimmt also mit dem Quadrat des Abstandes ab, so dass sich die
halbunendliche Spule in großen Entfernungen wie eine Punktladung am Ort
x = y = z = 0 verhält.
c) Wir betrachten eine Scheibe mit der Dicke ∆z und dem Radius
a,
Abb. 3.11.

Abb. 3.11. Zur Herleitung der Approximation für die


Radialkomponente der Induktion in der Umgebung der
∆z Achse

Aufgrund der Quellenfreiheit der magnetischen Induktion ∇ · B = 0 ver-


schwinden sämtliche Oberflächenintegrale. Nehmen wir also die Oberfläche
der kleinen Scheibe, so wird aus dem Oberflächenintegral
Bz ( = 0, z + ∆z) π 2 − Bz ( = 0, z) π 2 + B ( , z) 2π ∆z = 0 .
Da die Scheibe klein sein soll, konnte hier angenommen werden, dass Bz in
der Scheibe konstant ist. Im Grenzfall ∆z → 0 erhält man daher

Bz ( = 0, z + ∆z) − Bz ( = 0, z) ∂Bz  2
lim = = − B
∆z→0 ∆z ∂z =0
Aufgabe M5∗ 109

und damit die Möglichkeit die Radialkomponente der Induktion aus dem
Achsenfeld (3.25) zu berechnen

∂Bz 
B ≈ − . (3.26)
2 ∂z  =0

d) Zur Kraftberechnung stellen wir uns den magnetischen Dipol als kleine
kreisförmige Leiterschleife mit dem Radius r vor, die vom Strom I1 durch-
flossen werde. Die Kraft ist dann nach (3.2)

K = I1 ds × B

und die allein zu erwartende z-Komponente ergibt sich mit Hilfe von (3.26)
2π 2π
Kz = I1 ez · (eϕ × B) r dϕ = −I1 B r dϕ =
0 0

∂Bz 
= −2πrI1 B ( = r, z = c) = pm mit pm = I1 πr2 .
∂z z=c
Wie man sieht, liefert nur der Feldgradient in Richtung des Dipols einen
Kraftbeitrag. Einsetzen von (3.25) und Differenzieren ergibt schließlich
µ0 N  Ipm a2
Kz = − √ 3 .
2 a2 + c2
Wie es sein muss, wird der Dipol von der Spule, in der ein Strom in positive
ϕ-Richtung angenommen wurde, angezogen.

M5∗ Permanentmagnet

Gegeben ist ein in achsialer Richtung homogen magnetisierter, zylindrischer


Stabmagnet mit dem Radius a und der Höhe 2h, Abb. 3.12.

a) z b) z
P R
a
dI
h
z
dz 
M y a 
h
x

Abb. 3.12. (a) Homogen magnetisierter Zylinder. (b) Zur Berechnung des Ach-
senfeldes durch Integration über die äquivalenten Magnetisierungsströme auf der
Mantelfläche
110 3. Magnetostatische Felder

a) Bestimme mit Hilfe der äquivalenten Magnetisierungsströme die magne-


tische Induktion sowie die magnetische Feldstärke auf der Rotationsachse.
b) Ausgehend vom Vektorpotential eines elementaren magnetischen Dipols
ist das Feld auf der Achse durch Volumenintegration zu berechnen.
c) Diskutiere die Unterschiede zum analogen elektrostatischen Fall eines po-
larisierten Stabes.
Lösung:
a) Ein magnetisiertes Volumen lässt sich nach (3.9) durch seine Magnetisie-
rungsstromdichte J mag und Magnetisierungsflächenstromdichte J F mag be-
schreiben. Da ein homogen magnetisierter Körper vorliegt, verschwindet die
Magnetisierungsstromdichte J mag , und es verbleibt nur eine ϕ-gerichtete Flä-
chenstromdichte J F mag = M0 eϕ . Der Magnet verhält sich also wie eine dicht
bewickelte Spule auf der Mantelfläche. Wir greifen zunächst eine in der Höhe
z  befindliche Elementarwindung mit dem differentiellen Strom dI = M0 dz 
heraus, Abb. 3.12b, und berechnen mit Hilfe des Biot-Savartschen Geset-
zes (3.7) den elementaren Feldbeitrag auf der Rotationsachse, der selbstver-
ständlich nur eine z-Komponente aufweist. Mit R = −a e + (z − z  ) ez und
ds = a dϕ eϕ ist dann

µ0 dI ez · (ds × R) µ0 M0 a2 
dBz = =  3 dz
4π R3 2 (z − z  )2 + a2
und die Integration über den Bereich −h ≤ z  ≤ h liefert4
 
µ0 M0 z+h z−h
Bz =  − . (3.27)
2 (z + h)2 + a2 (z − h)2 + a2
Dieses Resultat gilt auf der gesamten z-Achse, also auch im Innern des Ma-
gneten. Bei der Berechnung der magnetischen Feldstärke ist dagegen die Ma-
gnetisierung zu berücksichtigen

Bz für |z| > h
µ0 Hz =
Bz − µ0 M0 für |z| < h .
b) Ein elementarer magnetischer Dipol dpm am Ort r  ruft nach (3.6a) das
Vektorpotential
µ0 dpm × (r − r  )
dA = , dpm = ez M0 dV  (3.28)
4π |r − r  |3
und mit (3.5) die Induktion
  
µ0 M0 r − r
dBz = ez · ∇ × ez × dV 
4π |r − r  |3
hervor. Das mehrfache Vektorprodukt lässt sich umformen
4
siehe z.B. Aufg. M4 oder [Bronstein] Integral Nr. 206
Aufgabe M5∗ 111

     
r − r r − r
ez · ∇ × ez × = ∇ · ez × × ez
|r − r  |3 |r − r  |3
   
r − r ∂ ez · (r − r  )
= ∇· −
|r − r  |3 ∂z |r − r  |3
und nach Einsetzen der bekannten Beziehung5
  
r − r 
∇· = 4π δ(r − r ) , δ(r − r  ) dV  = 1
|r − r  |3 V

lautet die z-Komponente der Induktion


 
µ0 M0 ∂ ez · (r − r  )  µ0 M0 für |z| < h
Bz = − 
dV +
4π ∂z V |r − r | 3
0 für |z| > h .

Es sei dem Leser zur Übung überlassen, sich davon zu überzeugen, dass das
Ergebnis der Integration wieder auf (3.27) führt. Auch empfiehlt es sich,
in diesem Zusammenhang die Aufg. E40 zu lösen, da hier dasselbe Integral
auftaucht.
Es bietet sich aber noch eine alternative Vorgehensweise bei der Berech-
nung der magnetischen Induktion durch Volumenintegration an, die im Fol-
genden dargestellt werden soll. Auch wenn die Induktion nur auf der Achse
gesucht ist, genügt es wegen
1 ∂( Aϕ )
Bz = ez · ∇ × A =

nicht, das Vektorpotential nur auf der Achse zu kennen.6 Um es nach diffe-
renzieren zu können, benötigen wir das Vektorpotential also auch außerhalb
der Achse. Seine ϕ-Komponente ergibt sich aus dem Integral

µ0 M ×R
Aϕ = eϕ · dV  =
4π V R3
 
µ0 M0 eϕ · (ez × R)  µ0 M0 R
= 3
dV = e · 3 dV 
4π V R 4π V R
mit R = e −  e + (z − z  ) ez . Wichtig dabei ist, zwischen den Einheits-
vektoren e und e zu unterscheiden. Der Betrag des Abstandsvektors R
wird zu
√ 
R = R · R = 2 + 2 − 2  cos(ϕ − ϕ ) + (z − z  )2 (3.29)
und wir haben das Integral
5
Diesen Zusammenhang kann man sich sofort klar machen, indem man einer
Punktladung Q am Ort r  mit Hilfe der Diracschen Deltafunktion die Raumla-
dungsdichte qV = Q δ(r − r  ) zuordnet. Aus der Grundgleichung ∇ · E = qV /ε0
und dem elektrischen Feld einer Punktladung (1.2) mit R = r − r  folgt dann
die angegebene Differentialgleichung.
6
Die Rotationsachse ist naturgemäß eine Feldlinie, auf der das Vektorpotential
verschwindet.
112 3. Magnetostatische Felder

h 2πa
µ0 M0 −  cos(ϕ − ϕ )    
Aϕ = d dϕ dz
4π R3
−h 0 0

zu lösen. Dies führt im Allgemeinen auf elliptische Integrale. Da wir später


aber sowieso den Aufpunkt auf die Achse legen werden, ist es zweckmäßig,
eine Taylor-Reihe für das Vektorpotential anzusetzen

1 ∂( Aϕ ) 
Aϕ = f0 + f1 + f2 + . . . → Bz ( = 0, z) =
2
= 2 f1
∂ =0

∂Aϕ 
mit f0 = 0 und f1 = , d.h.
∂ =0
h 2πa    
µ0 M0 1  ∂ 1 

f1 = −  cos(ϕ − ϕ )  d  dϕ dz  .
4π R3 =0 ∂ R3 =0
−h 0 0

Nach Differentiation und Integration über ϕ wird daraus


a h  
µ0 M0  3
f1 = 2 − 3 d  dz  =
4 R3 |=0 R5 |=0
0 −h

a h  
µ0 M0  2 ∂ 1
= 2 3 + d  dz  .
4 R |=0 ∂  R3 |=0
0 −h

Der zweite Term im Integranden lässt sich partiell integrieren


 a h
µ0 M0 
f1 = 2 d  dz  +
4 R3 |=0
0 −h

h  a a h 
1 
+ 2 
dz − 2 d  dz 
R3 |=0 0 R |=0
3
−h 0 −h

und wir erhalten nach Einsetzen von (3.29) die Induktion


h
2Bz a2 z+h z−h
= dz  =  −
µ0 M0 R3 |=0 2
a + (z + h)2 a + (z − h)2
2
−h

also wieder (3.27). Zusammenfassend erweist sich also die Feldberechnung mit
Hilfe der Magnetisierungsflächenstromdichte auf dem Mantel als die optimale
Vorgehensweise. Andererseits gibt der aufwendigere Weg über die Volumen-
integration einen tieferen Einblick in die mathematischen und physikalischen
Zusammenhänge und kontrolliert obendrein das Ergebnis.
c) Der wesentliche Unterschied zwischen dem magnetischen Feld B eines
Aufgabe M6 113

Stabmagneten und dem elektrischen Feld E eines polarisierten Stabes be-


steht darin, dass aufgrund des Fehlens magnetischer Ladungen die B-Linien
stets geschlossen sind, während die elektrische Feldstärke an Orten unkom-
pensierter Polarisationsladungen Quellen aufweist.

M6 Gegeninduktivität zwischen einer Kreisschleife und einer


Doppelleitung

In der Ebene y = 0 sind an den Stellen x = 0 und x = c die Stränge einer


Doppelleitung angeordnet. In der Mittelpunktsentfernung m von der z-Achse
befindet sich zusätzlich eine Kreiswindung mit Radius a < c − m, deren ein-
geschlossene Fläche mit der Ebene y = 0 den Winkel ϕ bildet, Abb. 3.13.
Bestimme die Gegeninduktivität M der beiden Leiterschleifen für die Win-
kellagen ϕ = 0, ϕ = π und ϕ = arccos(m/c).

y
e
2a
P
Kreiswindung
m R
γ
ϕ
Abb. 3.13. Anordnung
x der Doppelleitung und der
1 2 Kreiswindung im Koordi-
c natensystem

Lösung: Der mit der Kreiswindung verkettete Fluss besteht aus einem vom
(1) (2)
Leiter 1 herrührenden Anteil ψm und einer Komponente ψm , die vom Lei-
ter 2 hervorgerufen wird. Wie unmittelbar einleuchten dürfte, wird nur der
zuletzt genannte Beitrag vom Winkel ϕ abhängig sein. Wir beginnen mit sei-
ner Bestimmung. Die ϕ-Komponente7 des magnetischen Feldes am Ort der
Kreisschleife infolge des Leiters 2, welcher in der in Abb. 3.13 angedeuteten
Richtung vom Strom I durchflossen wird, ist nach (3.3)
I (R × ez ) I (ez × eϕ ) I (e · R) I cos γ
Hϕ(2) = eϕ · =R· =− =− ,
2πR2 2πR2 2πR2 2πR
wobei γ den Winkel zwischen den Vektoren e und R darstellt. Nach dem
Kosinussatz ist
c2 = 2 + R2 − 2 R cos γ 2 + R2 − c2 − c cos ϕ
→ cos γ = =
R = + c − 2 c cos ϕ
2 2 2 2 R R
und folglich
7
nur diese ist für die Flussberechnung erforderlich
114 3. Magnetostatische Felder

I − c cos ϕ
Hϕ(2) = −
2π 2 + c2 − 2 c cos ϕ

m
p
2 a2 − ξ 2
 ξ a
Abb. 3.14. Zur Bestimmung des
magnetischen Flusses durch die
dξ Kreiswindung

Wir berechnen jetzt den Fluss durch die in Abb. 3.14 eingezeichnete Elemen-
tarfläche der Kreiswindung

(2)
dψm = µ0 Hϕ(2) ( = m − ξ, ϕ) 2 a2 − ξ 2 dξ =
µ0 I (m − ξ) − c cos ϕ 
=− a2 − ξ 2 dξ . (3.30)
π (m − ξ)2 + c2 − 2(m − ξ)c cos ϕ
Der Beziehung lässt sich jetzt schon entnehmen, dass im Falle ϕ = arccos(m/c)
eine ungerade Funktion in ξ vorliegt, deren Integration von −a bis a den Wert
null liefert8
' m(
(2)
ψm ϕ = arccos =0.
c
Für die Winkel ϕ = 0 und ϕ = π wird aus (3.30)
  a  2
(2) 0 µ0 I a − ξ2
ψm = dξ . (3.31)
π π ξ − (m ∓ c)
−a

Mit den Integralen9


 √ 2  
a − x2 dx
dx = a − x − b √
2 2 +
x−b a − x2
2

dx
+ (a2 − b2 ) √
(x − b) a2 − x2

dx x
√ = arcsin
a −x
2 2 a

dx 1 a2 − bx
√ =√ arcsin
(x − b) a2 − x2 b2 − a2 a|x − b|
8
Dies ist auch ohne Rechnung klar, da die Kreiswindung in Abb. 3.14 für
cos ϕ = m/c gerade eine symmetrische Lage zum Leiter 2 einnimmt.
9
siehe z.B. [Gröbner] 231.6+10 sowie [Bronstein] Integral Nr. 164
Aufgabe M7 115

lässt sich das Integral in (3.31) lösen


a  2   
a − ξ2 a+b a−b
dξ = b − a arcsin
2 2 − arcsin − bπ .
ξ−b |a + b| |a − b|
−a

Das Auftreten der Beträge |a ± b| macht für die beiden Winkellagen eine
Fallunterscheidung erforderlich
a−b>0
ϕ=0 → b = − (c − m) →
! "# $ a+b<0
>a
a−b<0
ϕ=π → b=c+m →
a+b>0
und die resultierenden Flüsse lauten
  
0 
ψm(2)
= µ0 I (±c − m) ∓ (c ∓ m)2 − a2 . (3.32)
π
(1)
Bei der Bestimmung des Flusses ψm nutzen wir die schon erwähnte Unab-
(2)
hängigkeit vom Winkel ϕ aus und verwenden ψm (0). Da Leiter 2 für ϕ = 0
den Abstand c − m vom Mittelpunkt der Kreisschleife hat und Leiter 1 den
Abstand m, brauchen wir in (3.32) nur c − m durch m zu ersetzen und er-
halten
'  (
ψm(1)
= µ0 I m − m2 − a2 .

Da die Flussverkettungen jetzt bekannt sind, kann schließlich auch die ge-
suchte Gegeninduktivität angegeben werden
1  (1) (2)
M (ϕ) = ψm + ψm (ϕ) .
I

M7 Achsenfeld einer Spule

Gegeben ist eine rotationssymmetrische Spule der Länge 2h, Abb. 3.15. Die
Spule besteht im Bereich a ≤ ≤ b aus N Windungen und M Windungsla-
gen und wird mit dem Strom I gespeist. Die Wicklungsdichte sei so groß,
dass mit einer homogenen ϕ-gerichteten Stromdichte gerechnet werden kann.
Bestimme die magnetische Induktion auf der z-Achse.
Lösung: Die hohe Wicklungsdichte erlaubt es uns, eine kontinuierliche Strom-
dichteverteilung
NMI
J0 = eϕ
2h(b − a)
anzunehmen. Anstatt also die Feldbeiträge diskreter Windungen zu summie-
ren, kann man eine elementare Kreiswindung mit differentiellem Querschnitt
116 3. Magnetostatische Felder

a) z b) z
b P
R
a dI

dz
z
2h
 d  

Abb. 3.15. (a) Dicht bewickelte Spule. (b) Zur Ermittlung des Feldbeitrages
einer Elementarwindung

am Ort (  , z  ) betrachten, Abb. 3.15b. Diese führt dann den differentiellen


Strom
dI = J0 d  dz  (3.33)
und liefert nach dem Gesetz von Biot-Savart (3.7) auf der z-Achse den aus
Symmetriegründen allein z-gerichteten Beitrag zum Magnetfeld

µ0 dI (eϕ × R) · ez  
dBz = dϕ , R = (z − z  ) ez −  e .
4π R3
Mit dem Spatprodukt (eϕ × R) · ez =  dϕ und dem Stromelement (3.33)
folgt für das Gesamtfeld der Spule auf der Achse das Doppelintegral
h b
µ0 J0 2
Bz =  3 d  dz  .
2 2 + (z − z  )2
−h a

Die Integration über z  ergibt10


b * +
µ0 J0 z−h z+h
Bz = −  − d 
2 2 + (z − h)2 2 + (z + h)2
a

und nach Integration über  erhalten wir schließlich das Resultat11


 
Bz z+h b a
2 = arsinh − arsinh
B0 b−a |z + h| |z + h|
 
z−h b a
− arsinh − arsinh .
b−a |z − h| |z − h|
Zur Normierung wurde das Feld einer unendlich langen Spule B0 eingeführt,
das sich in einfacher Form aus dem Durchflutungsgesetz berechnen lässt
10
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 206 oder Aufg. M4
11
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 192
Aufgabe M8 117


B 0 · ds = B0 2h = µ0 J0 2h (b − a) → B0 = µ0 J0 (b − a) .

Abb. 3.16 zeigt deutlich, wie das Achsenfeld mit steigender Spulenlänge im
mittleren Bereich immer flacher wird und dem Wert der unendlich langen
Spule zustrebt.

1.0
h/a = 4
−→

B
B0 2
0.5
1

Abb. 3.16. Magnetische Induk-


tion auf der Spulenachse bezogen
auf die Induktion einer unend-
0.0 lich langen Spule für verschiede-
−5 0 z/a −→ 5 ne Spulenlängen

M8 Selbstinduktivität einer Spule

Es ist die Selbstinduktivität der Spule in Aufg. M7 unter der Voraussetzung


2h  (b + a)/2 (Streufeld vernachlässigbar) zu bestimmen.
Lösung: Bei merklicher Wicklungshöhe ist für die Induktivitätsberechnung
das magnetische Feld im Wickelbereich zu berücksichtigen. Wir zerlegen da-
her die Selbstinduktivität L analog zu (3.20) in einen inneren Anteil L0 infol-
ge der im Wickelbereich gespeicherten Energie und in einen äußeren Anteil
gegeben durch den verketteten Fluss innerhalb der Spule. Versteht man al-
so unter V das von der Wicklung eingenommene Volumen und unter F den
Querschnitt der Spule im Luftbereich, so kann man mit (3.16), (3.17) und
(3.18) die Gesamtinduktivität als
∗  
wψm µ0 ∗
L= + L0 , L0 = 2 H 2 dV , ψm = µ0 H · dF (3.34)
I I V F
schreiben, wobei zur Abkürzung w = N · M gesetzt wurde. Das aufgrund der
großen Länge der Spule in achsialer Richtung homogen anzunehmende Feld
wird mit Hilfe des Durchflutungsgesetzes bestimmt


wI 1 für ≤ a
H · ds = Igesamt → H( ) = b−
2h  für a ≤ ≤ b .
b−a
118 3. Magnetostatische Felder


Daraus folgt sofort der Fluss ψm
∗ wI
ψm = πa2 µ0 . (3.35)
2h
Zur Bestimmung der inneren Selbstinduktivität muss das Integral
b b
µ0 h 4π 1 µ0 πw2 2

L0 = 2
H ( ) d = b − 2b 2 + 3 d (3.36)
I2 h (b − a)2
a a

gelöst werden. Nach Integration und Einsetzen von (3.35) und (3.36) in (3.34)
liegt die gesuchte Induktivität der Spule dann in der Form
µ0 π w2 b4 + 3a4 − 4ba3
L=
12h (b − a)2
vor, die man auch in elektrotechnischen Tabellenwerken wiederfindet.12

M9 Stromdurchflossene Bandleitung

Gegeben sind zwei unendlich lange Flachkupferschienen der Breite 2a, die
sich in der Entfernung b parallel und symmetrisch gegenüberstehen, Abb.
3.17. Die Dicke der Flachkupferschienen sei d
a. Die beiden Bandleiter
werden mit entgegengesetzt fließenden Strömen ±I gespeist.

y
dx
2 I
d
R12
b

1 I
Abb. 3.17. Zwei entge-
x gengesetzt stromdurchflosse-
a a ne Bandleiter

a) Berechne für den Fall a  b unter Vernachlässigung der Randeffekte die


Selbstinduktivität pro Längeneinheit der Anordnung.
b) Berechne für den Fall a  b unter Vernachlässigung der Randeffekte die
Kraft pro Längeneinheit zwischen den Bandleitern.
c) Die Selbstinduktivität pro Längeneinheit ist nun mit Hilfe des Vektorpo-
tentials ohne Vernachlässigung der Randeffekte zu bestimmen.
d) Verwende die in c) berechnete Selbstinduktivität, um mit Hilfe des Prin-
zips der virtuellen Verrückung zur Kraft pro Längeneinheit zwischen den
12
siehe z.B. [Philippow] Tafel 1.12
Aufgabe M9 119

Bandleitern ohne Vernachlässigung der Randeffekte zu gelangen.


e) Prüfe, ob im Falle a  b die Ergebnisse der Aufgabenteile c) und d) in die
Resultate der Aufgabenteile a) und b) übergehen.
Lösung:
a) Bei Vernachlässigung der Randeffekte stellt sich zwischen den Bandleitern
ein homogenes magnetisches Feld ein, welches direkt mit dem Durchflutungs-
satz bestimmt werden kann und aus dem nach (3.17) die pro Längeneinheit
gespeicherte Feldenergie folgt
I  1 b 1
H=− ex → Wm = µ0 |H|2 ab = µ0 I 2 = L I 2 .
2a 4 a 2
Die gesuchte Selbstinduktivität pro Längeneinheit ist dann
b
L = µ0 . (3.37)
2a
b) Die Kraft auf den oberen Bandleiter bestimmt man mit dem Ampère-
schen Gesetz (3.2)
µ0 µ0 I 2
K = I ×H = ey . (3.38)
2 4a
Man beachte den Faktor 1/2, denn es ist das äußere Feld des unteren Band-
leiters zu verwenden, das aus Symmetriegründen dem halben Gesamtfeld
entspricht. Wie es sein muss, stoßen sich die beiden entgegengesetzt strom-
durchflossenen Leiter ab.
c) Um nun die Selbstinduktivität pro Längeneinheit ohne Vernachlässigung
der Randeffekte zu bestimmen, verwenden wir zur Energieberechnung das
Vektorpotential A = A ez , welches aufgrund der Stromrichtung nur eine z-
Komponente aufweist. Beide Leiter liefern aus Symmetriegründen denselben
Beitrag zur Gesamtenergie und folglich ist nach (3.17)

 1
Wm = L I 2 = J1 (A1 + A2 ) dF .
2 F1

Dabei ist J1 die Stromdichte im Leiter 1


I
J1 = = −J2
2ad
und A1 bzw. A2 sind die von den Stromdichten J1 bzw. J2 nach (3.6b) her-
vorgerufenen Vektorpotentiale
 
µ0 I R11 µ0 I R12
A1 = − ln dF , A2 = ln dF . (3.39)
4πad F1 R0 4πad F2 R0
Mit R12 ist der Abstand zwischen einem Flächenelement des Leiters 1 zu
einem Flächenelement des Leiters 2 gemeint, Abb. 3.17, während R11 den
Abstand zweier Flächenelemente in Leiter 1 bezeichnet. R0 ist ein beliebig
120 3. Magnetostatische Felder

wählbarer Referenzabstand. Da die Bandleiter sehr dünn sein sollen, kann


man dF = d dx setzen, so dass schließlich der Ausdruck
a a   
 µ0 (x − x )2 + b2 |x − x |
L = ln − ln dx dx (3.40)
4πa2 R0 R0
−a −a

übrig bleibt. Wir betrachten zunächst den ersten Term im Integranden von
(3.40). Die Integration über x liefert13

a  
a−x
1
ln (x − x )2 + b2 dx = ln(u2 + b2 ) du =
2
−a −a−x
0u u 1a−x


= ln(u2 + b2 ) − u + b arctan =
2 b −a−x
x + a 
x − a 

= ln [x + a]2 + b2 − ln [x − a]2 + b2 +
2 2
x + a x − a
+ b arctan − b arctan − 2a .
b b
Mit den Integralen14

1 u2
u ln(u2 + b2 ) du = (u2 + b2 ) ln(u2 + b2 ) −
2 2

u u b
arctan du = u arctan − ln(u2 + b2 )
b b 2
lässt sich dann auch die Integration über x durchführen und wir erhalten
a a 
ln (x − x )2 + b2 dx dx =
−a −a (3.41)
0 1 b2  2 
4a 2a
= 2a2 ln(4a + b ) − 1 −
2 2
ln 2
+ 1 + 4ab arctan .
2 b b
Führt man in (3.41) den Grenzübergang b → 0 durch, ergibt sich damit auch
die Lösung des Doppelintegrals über den zweiten Term im Integranden von
(3.40)
a a
. /
ln |x − x | dx dx = 2a2 ln(4a2 ) − 1
−a −a

und die gesuchte Selbstinduktivität pro Längeneinheit wird


     
 µ0 b2 b2 4a2 b 2a
L = ln 1 + 2 − 2 ln 1 + 2 + 2 arctan . (3.42)
2π 4a 4a b a b
13
siehe z.B. [Gradshteyn] 2.733,2
14
siehe z.B. [Gradshteyn] 2.733,2 und [Bronstein] Integral Nr. 498
Aufgabe M10 121

d) Die aus Symmetriegründen nur in y-Richtung wirkende Kraft pro Län-


geneinheit erhält man mit Hilfe des Prinzips der virtuellen Verrückung (3.21)

δWm 1 ∂L
Ky = = I2 .
δs 2 ∂b
Man beachte das positive Vorzeichen, was daher kommt, dass das vorliegende
System nicht abgeschlossen ist (Energiezufuhr infolge der Stromquelle). Die
Differentiation führt zunächst auf den Ausdruck
  
µ0 I 2 4a2 2b b2 b2 4a2
Ky = − −2 −
4π 4a2 + b2 4a2 4a2 4a2 + b2 b3
 2   
b 4a 2 2a b b2 2a
− 2 ln + 1 + arctan + 2 −
2a b2 a b a 4a2 + b2 b2
und nach Vereinfachung
 
 µ0 I 2 2a b b
Ky = arctan + ln √ . (3.43)
2πa b 2a 4a2 + b2
e) Im Falle a  b können wir in (3.42) wegen
,
-
lim x · ln 1 + x−1 = − lim {x · ln x} = 0
x→0 x→0

die logarithmischen Terme vernachlässigen. Außerdem ist arctan ∞ = π/2


und aus der Selbstinduktivität wird
b
L (a  b) ≈ µ0 ,
2a
vgl. (3.37). Ersetzt man auch in (3.43) den arctan durch π/2 und vernach-
lässigt den logarithmischen Term, so erhält man wie in (3.38)
µ0 I 2
Ky (a  b) ≈ .
4a

M10 Doppelleitung über einem permeablen Halbraum

Eine aus dünnen Drähten (Radius r


a, Abstand 2a) bestehende Doppel-
leitung mit dem Ohmschen Widerstand R und der Länge l  a ist an einem
Ende kurzgeschlossen, während am anderen Ende die konstante Spannung U0
anliegt. Die Leitung befinde sich in der Höhe h0  r über einem permeablen,
nicht leitenden Halbraum, Abb. 3.18.
a) Berechne die äußere Selbstinduktivität der Leitung. Deren Länge l sei
wesentlich größer als alle übrigen Systemabmessungen, so dass Randeffekte
am Leitungsende unbeachtet bleiben dürfen. Außerdem berechtigt der kleine
Leiterquerschnitt zu der Annahme eines Linienstromes auf der Leiterachse.
b) Bestimme den transienten Strom in der Leitung, wenn diese zum Zeit-
punkt t = 0 ruckartig auf die Höhe h1 = h0 gebracht wird. Die innere Selbst-
induktivität der Leitung soll dabei vernachlässigt werden.
122 3. Magnetostatische Felder

c) Berechne die magnetischen Feldlinien der Anordnung.

y U0
a) l
b) y
2a r r
h0
x
µ0 2a h0
z
µ = µ0 , κ = 0 x

Abb. 3.18. Doppelleitung über einem permeablen Halbraum. (a) Räumliche Dar-
stellung. (b) Querschnitt in der Ebene z = 0

Lösung:
a) Zunächst wird die Doppelleitung am permeablen Halbraum gespiegelt.
Mit dem Spiegelfaktor (siehe Abb. 3.4)
µ − µ0
k=
µ + µ0
entstehen dann die Ersatzanordnungen in Abb. 3.19 für den oberen bzw.
unteren Halbraum.

a) y b) y

ψm
I (1 + k)I

µ0 h0 µ0 h0

−a a x −a a x
µ0 h0 µ0
kI
Abb. 3.19. Ersatzanordnungen für die Doppelleitung über einem permeablen
Halbraum in Abb. 3.18b. (a) Ersatzanordnung zur Bestimmung des Vektorpotenti-
als im oberen Halbraum. (b) Ersatzanordnung zur Bestimmung des Vektorpoten-
tials im unteren Halbraum

Die z-gerichteten Ströme haben ein Vektorpotential A = A(x, y) ez zur Folge.


Die äußere Selbstinduktivität lautet nach (3.20) und (3.16)
Aufgabe M10 123

∗ 
ψm 1 l∆A
La = = A · ds = ,
I I I

wobei der magnetische Fluss ψm , der die von der Doppelleitung nach innen
begrenzte Fläche durchsetzt, Abb. 3.19a, durch die Differenz der Vektorpo-
tentiale ∆A an der inneren Leiterkontur gegeben ist
∆A = A(−a + r, h0 ) − A(a − r, h0 ) = 2A(−a + r, h0 ) = 2A1 .
Hier wurde die Symmetrie zur Ebene x = 0 ausgenutzt. Mit (3.6b) erhält
man für das Potential A1 = A(−a + r, h0 ) durch Superposition der Beiträge
der vier Linienströme
*  +
µ0 I r 2a − r 2h0 − r 2 a2 + h20 − r
A1 = − ln − ln + k ln − k ln
2π R0 R0 R0 R0
und wegen a  r und h0  r folgt daraus die Induktivität
* % +
µ0 l 2a a2
La = ln + k ln 1 + 2 .
π r h0

b) Mit der ruckartigen Höhenänderung h0 → h1 geht eine plötzliche Ände-


rung der Selbstinduktivität
(0) (1)
La → La
einher und es wird nach dem Induktionsgesetz von Faraday ein Ausgleichs-
vorgang in Gang gesetzt. Nach der Kirchhoffschen Maschenregel setzt sich
die angelegte Spannung U0 aus einem Ohmschen und einem induktiven Span-
nungsabfall zusammen
d
U0 = i(t)R + La (t) i(t) .
dt
Wir zerlegen nun den Strom in einen Gleichanteil I0 = U0 /R und einen tran-
sienten Beitrag i1 (t)
i(t) = I0 + i1 (t)
und betrachten Zeiten t > 0, wenn sich die Induktivität nicht mehr verändert.
Dann ergibt sich für i1 (t)
 
di1 R R
− = (1) i1 → i1 (t) = I1 exp − (1) t für t > 0 .
dt La La
(1)
La ist dabei die Selbstinduktivität nach erfolgter Höhenänderung der Dop-
pelleitung. Um den an dieser Stelle noch unbekannten Anfangswert I1 zu
bestimmen, machen wir von der Lenzschen Regel Gebrauch. Nach dieser
versuchen die induzierten Ströme ihrer Ursache entgegen zu wirken. Anders
ausgedrückt heißt das, dass zum Zeitpunkt t = +0 der Strom i1 gerade so
groß ist, dass der Fluss durch die Schleife noch unverändert bleibt. Dies lässt
sich in der Gleichung
124 3. Magnetostatische Felder

0 1 (0)
La − La
(1)
L(0)
a I0 = L(1)
a I0 + i1 (t = +0) → I1 = (1)
La
zum Ausdruck bringen, mit welcher der gesuchte Anfangswert und damit der
transiente Stromverlauf in der Doppelleitung vorliegt
 * +  
(0)
U0 La R
i(t) = 1+ (1)
− 1 exp − (1) t
R La La
* % +
(0,1) µ0 l 2a a2
mit La = ln + k ln 1 + 2 .
π r h0,1

c) Bei ebenen Magnetfeldern stimmen die B-Linien mit den Äquipotentialli-


nien
A(x, y) = const.
überein. In vorliegenden Fall ergibt sich also für die Feldlinien im oberen
Halbraum, Abb. 3.19a,
(x − a)2 + (y − h)2 (x − a)2 + (y + h)2
ln + k ln = const. (3.44)
(x + a) + (y − h)
2 2 (x + a)2 + (y + h)2
bzw. im unteren Halbraum, Abb. 3.19b,
(x − a)2 + (y − h)2
(1 + k) ln = const. .
(x + a)2 + (y − h)2

µr = 3 µr → ∞

Abb. 3.20. Magnetische Feldlinien (B-Linien) einer stromdurchflossenen Doppel-


leitung über einem permeablen Halbraum

Abbildung 3.20 zeigt die Feldlinien im Falle geringer sowie unendlicher Per-
meabilität. Die im zuletzt genannten Fall gestrichelt gezeichnete Feldlinie be-
rührt den hochpermeablen Halbraum im sogenannten singulären Punkt. Dort
verschwindet die magnetische Feldstärke. Singuläre Punkte sind die einzigen
Orte auf hochpermeablen Oberflächen, wo die Feldlinien unter einem von 90o
Aufgabe M11∗ 125

verschiedenen Winkel einmünden. Bei ebenen Feldern beträgt dieser Winkel


gerade 45o . Im übrigen entsprechen die Feldlinien oberhalb des hochpermea-
blen Halbraumes vollkommen den elektrischen Feldlinien der in Aufg. E9
behandelten Doppelschicht, vgl. Abb. 1.18. Dies ist nicht verwunderlich, da
sich jede stromdurchflossene Leiterschleife wie eine homogene magnetische
Doppelschicht verhält, die mit konstanter Dipolmomentendichte I auf einer
beliebig über die Leiterkontur gespannten Fläche verteilt ist.15

M11∗ Feldberechnung in einer elektrischen Maschine


Turbogeneratoren sind Synchrongeneratoren mit Vollpolläufer, die von Dampf-
turbinen angetrieben werden, und dienen der Erzeugung elektrischer Energie.
Die Wicklung liegt in offenen Nuten auf der zylindrischen Oberfläche des aus
Elektroblechen zusammengeschichteten Ständers. In den Läuferzylinder sind
Nuten gefräst, in die die mit Gleichstrom gespeiste Erregerwicklung eingelegt
ist. Alle zusätzlichen konstruktiven Maßnahmen wie z.B. den obligatorischen
Dämpferkäfig lassen wir hier außer Acht. Desweiteren werden wir den Einfluss
der Nutung vernachlässigen, d.h. wir nehmen an, dass die Wicklung auf der
Zylinderoberfläche als Strombelag verteilt vorliegt. Da der Turbogenerator
außerdem relativ lang ist, kann von einem ebenen, d.h. von der Koordinate
z unabhängigen Problem, ausgegangen werden. Damit liegt das in Abb. 3.21
dargestellte Modell vor. Die Bereiche ≤ a und b ≤ ≤ c sind mit hochper-
meabler Materie µ → ∞ gefüllt und auf den Zylinderflächen = a und = b
fließen die Flächenströme
(a) (a) (b) (b)
J F = ez JF 0 cos(ϕ + α) , J F = ez JF 0 cos(ϕ) ,
die aus jeweils N dünnen und von den Strömen Ia bzw. Ib durchflossenen
Windungen bestehen.

µ→∞ (b)
JF

P

c ϕ
x
a
b µ→∞

µ0 Abb. 3.21. Zweidimensionales Mo-


dell eines Turbogenerators mit Flä-
(a)
JF chenströmen auf den Oberflächen
der hochpermeablen Bereiche
15
siehe [Henke], Magnetostatische Felder I
126 3. Magnetostatische Felder

a) Bestimme das magnetische Vektorpotential A im Bereich a ≤ ≤ b.


b) Aus der gespeicherten magnetischen Energie
1

Wm = La Ia2 + 2M Ia Ib + Lb Ib2
2
sind die Induktivitäten La , Lb und M der Anordnung zu berechnen.
c) Die Läuferwicklung führe nun eine Drehbewegung mit konstanter Winkel-
geschwindigkeit ω aus, d.h. α = ωt. Sie sei dabei an eine Gleichspannungs-
quelle angeschlossen. Zum Zeitpunkt t = 0 wird die Ständerwicklung kurzge-
schlossen, wobei sich der Läufer mit unverminderter Geschwindigkeit weiter-
drehen soll. Wie lauten die Differentialgleichungen für die in beiden Wick-
lungen durch den Kurzschluss induzierten Wechselströme? Die Ohmschen
Wicklungswiderstände seien Ra bzw. Rb . Löse die Differentialgleichungen
bei Vernachlässigung der Ohmschen gegenüber den induktiven Wechselspan-
nungsabfällen für den anfänglichen Zeitverlauf sowie den eingeschwungenen
Zustand und gib für beide Fälle die maximale Stromamplitude an.
d) Welches Drehmoment wird auf die Läuferwicklung ausgeübt?
e) Bestimme den Verlauf der magnetischen Feldlinien (auch in den hochper-
meablen Bereichen).
Lösung:
a) Aufgrund der nicht vorhandenen räumlichen Stromdichte gilt für das
magnetische Vektorpotential die Laplace-Gleichung (3.11). Da ferner ein
ebenes Problem mit allein z-gerichteten Strömen vorliegt, weist das Vektor-
potential auch nur eine z-Komponente auf, A = A( , ϕ) ez . Als Lösung der
Laplace-Gleichung in Polarkoordinaten dient damit der Ansatz (1.66), bei
dem aufgrund der kosinusförmigen Flächenströme als Anregung von vornher-
ein nur das Glied n = 1 der Lösungssumme berücksichtigt werden braucht.
Der reduzierte Ansatz für das Vektorpotential im Luftspalt lautet damit16
   
b a
A( , ϕ) = C + D cos(ϕ + α) + E + F cos ϕ . (3.45)
b a
Die Komponenten des magnetischen Feldes ergeben sich aus (3.5) zu
1 ∂A ∂A
µ0 H = ∇ × A → µ0 H = , µ0 Hϕ = − .
∂ϕ ∂
Auf dem Zylindermantel = b gilt die Bedingung (3.15)

∂A  (b)
Hϕ ( = b + 0) − Hϕ ( = b − 0) = = µ0 JF 0 cos ϕ (3.46)
∂ =b−0
und analog auf der Fläche = a
16
Die Normierung auf die Zylinderradien a und b ist zwar nicht notwendig, er-
weist sich aber im Hinblick auf die zu erfüllenden Randbedingungen als sehr
zweckmäßig.
Aufgabe M11∗ 127


∂A  (a)
= −µ0 JF 0 cos(ϕ + α) . (3.47)
∂ =a+0
Diese Bedingungen haben für jeden Winkel ϕ zu gelten, so dass Vektorpoten-
tial und Strombelag die gleiche ϕ-Abhängigkeit aufweisen, was wir durch den
Ansatz (3.45) schon gewährleistet haben. Nach Einsetzen von (3.45) in (3.46)
und (3.47) und Koeffizientenvergleich folgen vier Bestimmungsgleichungen
C Db (a) E Fa (b)
− 2 = −µ0 JF 0 , C = D , − 2 = µ0 JF 0 , E = F ,
b a a b
nach deren Auflösen alle Konstanten und damit das Vektorpotential im Luft-
spalt bekannt sind
1 ab 1 ab
C=D= µ0 N Ia 2 , E=F = µ0 N Ib 2 . (3.48)
2 b − a2 2 b − a2
(a) (b)
In (3.48) wurden die Flächenströme JF 0 und JF 0 auf die Ströme Ia und Ib
umgerechnet

+π/2
(b) (b) (a)
N Ib = b JF 0 cos ϕ dϕ = 2b JF 0 , N Ia = 2a JF 0 .
−π/2

b) Die Bestimmung der gespeicherten Feldenergie erfolgt mit (3.17). Für den
vorliegenden Fall ergibt sich pro Längeneinheit
2π 2π
 a (a) b (b)
Wm = JF A(a, ϕ) dϕ + JF A(b, ϕ) dϕ .
2 2
0 0

Mit den Potentialen


a2 + b2
A(a, ϕ) = C cos(ϕ + α) + 2E cos ϕ ,
ab
a2 + b2
A(b, ϕ) = E cos ϕ + 2C cos(ϕ + α)
ab
und den Integralen
2π 2π
2
cos ϕ dϕ = π , cos ϕ cos(ϕ + α) dϕ = π cos α
0 0

wird daraus
 2 
 π 2 b + a2 2 ab b2 + a2 2
Wm = µ0 N I + 4 cos α 2 Ia Ib + 2 I =
8 b2 − a2 a b − a2 b − a2 b
1  2

= La Ia + 2M  Ia Ib + Lb Ib2 (3.49)


2
und durch Vergleich ergeben sich die gesuchten längenbezogenen Induktivi-
täten
128 3. Magnetostatische Felder

π b2 + a2
La = Lb = µ0 N 2 2 =: L
4 b − a2 (3.50)
π 2ab
M  = µ0 N 2 2 cos α =: M0 cos α .
4 b − a2
c) Hat man erst einmal die Netzwerkelemente eines Systems (in unserem Fall
die Induktivitäten) bestimmt, so lassen sich mit den üblichen Methoden der
Netzwerktheorie transiente Vorgänge untersuchen. Die eigentliche elektroma-
gnetische Feldberechnung ist an dieser Stelle aber schon abgeschlossen und
die nachfolgende Untersuchung soll am Beispiel eines Kurzschlusses in der
Statorwicklung zeigen, welche Bedeutung die Resultate der Feldberechnung
in der Praxis haben können.
Da der Rotor sich nun mit der Winkelgeschwindigkeit ω drehen soll, erhält
man aus (3.50) mit α = ωt eine zeitabhängige Gegeninduktivität
M  (t) = M0 cos ωt .
Wir stellen zunächst die Spannungsgleichungen für t > 0 auf. Nach erfolg-
tem Kurzschluss der Statorwicklung wird sich dort ein zeitveränderlicher
Strom ib (t) einstellen, und in der Läuferwicklung wird sich dem Gleichstrom
I = U/Ra ein Wechselstrom ia (t) überlagern. Kirchhoffsche Spannungs-
umläufe für die Läufer- und Statorwicklung liefern ein gekoppeltes, lineares
Differentialgleichungssystem
. / d . /
U = Ra I + ia (t) + L I + ia (t) + M (t) ib (t)
dt
d
(3.51)
. /
0 = Rb ib (t) + M (t) I + ia (t) + L ib (t)
dt
mit den Anfangsbedingungen ia (t = 0) = ib (t = 0) = 0. Dieses lässt sich auf
numerischem Wege z.B. mit dem Runge-Kutta-Verfahren lösen. Abb. 3.22
zeigt die so ermittelten Stromverläufe. Am Anfang entstehen also sehr hohe
Stromspitzen, die nach einiger Zeit abklingen bis sich ein stationärer Zustand
mit geringerer Amplitude einstellt. Die anfänglichen Stromspitzen sowie die
Stromverläufe im stationären Zustand lassen sich näherungsweise bestimmen,
wenn man in (3.51) die transienten Ohmschen Spannungsabfälle Ra ia und
Rb ib vernachlässigt
d . /
0= L I + ia (t) + M (t) ib (t)
dt
d
(3.52)
. /
0= M (t) I + ia (t) + L ib (t) .
dt
Dann liefert nämlich die Integration von (3.52)
. /
ia (t) + k cos ωt ib (t) = c1 , ib (t) + k cos ωt I + ia (t) = c2 ,
bzw. nach Auflösen
c1 − c2 k cos ωt + Ik 2 cos2 ωt
ia (t) =
1 − k 2 cos2 ωt
Aufgabe M11∗ 129

c2 − (I + c1 )k cos ωt
ib (t) = ,
1 − k 2 cos2 ωt
wobei c1 und c2 noch zu bestimmende Integrationskonstanten sind und zur
Abkürzung der Koppelfaktor
M0 M 2ab
k= = 0 = 2
L L a + b2
eingeführt wurde.

40
−→

30
ia
I 20

10

−10
0 10 20 ωt/π −→ 30 40

40
−→

30
ib
I 20

10

−10
0 10 20 ωt/π −→ 30 40

Abb. 3.22. Verlauf der Ströme ia und ib nach erfolgtem Kurzschluss in der Sta-
torwicklung für a/b = 0.8 und Ra /(ωL) = Rb /(ωL) = 0.01

Für die Integrationskonstanten ergeben sich jeweils andere Werte, je nachdem


ob der Anfangsverlauf oder der eingeschwungene Zustand untersucht werden
soll.
Anfangsverlauf
Hier werden c1 und c2 aus den Anfangsbedingungen ia (t = 0) = ib (t = 0) = 0
bestimmt. Es ergibt sich dann c1 = 0 und c2 = kI und damit
130 3. Magnetostatische Felder

ia (t) k 2 cos2 ωt − cos ωt ib (t) k (1 − cos ωt)


= , = .
I 1 − k cos ωt
2 2 I 1 − k 2 cos2 ωt
Die Maximalwerte liegen bei ωt = π und lauten
ia,max 2k 2 ib,max 2k
= , = .
I 1−k 2 I 1 − k2
Eingeschwungener Zustand
Im eingeschwungenen Zustand werden die zeitlichen Mittelwerte der Strö-
me ia und ib verschwinden. Für c2 = 0 verschwindet der Mittelwert von ib .
Zusätzlich muss die Bedingung

+π/2

ia (t) d(ωt) = 0
−π/2

erfüllt sein, aus der man mit Hilfe des Integrals17



+π/2  
A + B cos2 x π Ab − aB
dx = B+√
a + b cos2 x b a2 + ab
−π/2

die Konstante c1 als


' (
c1 = I 1 − k2 − 1

erhält und in den Wicklungen stellen sich schließlich die stationären Ströme
√ √
ib (t) k 1 − k 2 cos ωt ia (t) k 2 cos2 ωt + 1 − k 2 − 1
=− , =
I 1 − k 2 cos2 ωt I 1 − k 2 cos2 ωt
ein. Wieder liegen die Maximalwerte bei ωt = π
ib,max k ia,max 1
=√ , =√ −1
I 1 − k2 I 1 − k2
und für a/b = 0.8 ergeben sich daraus die Zahlenwerte
ia,max ib,max
Anfangsverlauf → = 39.51 = 40.49
I I
ia,max ib,max
Eingeschwungener Zustand → = 3.56 = 4.44 .
I I
Vergleicht man diese Maximalwerte mit Abb. 3.22, so stellen sie offensichtlich
eine gute Näherung für kleine Wicklungswiderstände Ra und Rb dar.
d) Die Berechnung des Drehmomentes kann entweder mit dem Ampèreschen
Gesetz (3.2) oder mit dem Prinzip der virtuellen Verrückung (3.21) erfolgen.
Wir werden zur Übung beides tun.
17
siehe z.B. [Gradshteyn] 2.554,2. und 2.553,3.
Aufgabe M11∗ 131

Greift man sich ein elementares Segment der Läuferwicklung adϕ heraus,
so wirkt auf dieses im Felde B (b) der Ständerwicklung das Drehmoment pro
Längeneinheit
' (
dT  = a e × a dϕ J F × B (b) .
(a)

Mit B (b) = ∇ × A(b) und nach Ausführung der Kreuzprodukte findet man
für das resultierende Drehmoment
−α+π/2

∂A(b) (a, ϕ) ∂A(b) (a, ϕ)
Tz
(a)
= 2a JF 0 cos(ϕ + α) dϕ , = −2E sin ϕ .
∂ϕ ∂ϕ
−α−π/2

Man beachte, dass nur der vom Stator verursachte Anteil des Vektorpotentials
(3.45) verwendet wurde. Mit dem Integral
−α+π/2

π
sin ϕ cos(ϕ + α) dϕ = − sin α
2
−α−π/2

folgt nach Einsetzen


π ab
Tz = µ0 n2 Ia Ib sin α = M0 Ia Ib sin α .
2 b2 − a2
Beim Prinzip der virtuellen Verrückung betrachtet man analog zu (3.21) die
Energieänderung bei einer kleinen Drehung δα des Läufers, woraus sich dann
das Drehmoment durch Differentiation der Gegeninduktivität M  (3.50) nach
dem Winkel α bei konstantgehaltenen Strömen Ia und Ib ergibt

δWm ∂M 
Tz = − = −Ia Ib = M0 Ia Ib sin α . (3.53)
δα ∂α
Das negative Vorzeichen bei der Differentiation in (3.53) ist erforderlich, da
δα > 0 eine Drehung in negative ϕ-Richtung bedeutet.
e) Wie schon in Aufg. M10 erhält man die B-Linien durch Konstanthalten
des Vektorpotentials A( , ϕ) = const.. Da die Feldlinien die hochpermeablen
Bereiche durchdringen, ist es nötig auch dort das Vektorpotential zu bestim-
men. Wir machen hierfür die Ansätze


P cos(ϕ + α) + Q cos ϕ für ≤ a

 a a
A( , ϕ) =    

 c c

S − cos(ϕ + α) + T − cos ϕ für b ≤ ≤ c ,
c c
welche bereits garantieren, dass kein magnetischer Fluss in den Außenraum
austreten kann. Der Rand = c entspricht damit der Feldlinie A( , ϕ) = 0.
Da das Potential an den Bereichsgrenzen = a und = b stetig an das Luft-
spaltfeld (3.45) anknüpfen muss, liegen die Konstanten P , Q, S und T in der
Form
132 3. Magnetostatische Felder

 
a b 2E b/a + a/b
P =C + , Q = 2C , S= , T = E
b a b/c − c/b b/c − c/b
fest und die Feldlinien können im gesamten Bereich ermittelt werden, Abb.
3.23.

a) b)

Abb. 3.23. (a) Magnetische Feldlinien bei stromlosem Stator. (b) Magnetische
Feldlinien nach erfolgtem Kurzschluss der Statorwicklung zum Zeitpunkt ωt = π

M12∗ Erzeugung eines magnetischen Wanderfeldes

Wir betrachten eine konzentrische Anordnung wechselstromgespeister Spu-


len zur Erzeugung eines magnetischen Wanderfeldes18 , Abb. 3.24a. Auf der
Oberfläche eines kreiszylindrischen Spulenkörpers mit dem Radius a befinden
sich zwei örtlich versetzte, periodische Wicklungen mit alternierendem Wick-
lungssinn. Die einzelnen Spulen haben die Breite b und tragen jeweils N Win-
dungen, die von zeitlich um 90o verschobenen Wechselströmen i1 (t) = Iˆ cos ωt
und i2 (t) = Iˆ sin ωt durchflossen werden. Ersatzweise darf von Flächenströ-
men
N Iˆ N Iˆ
J F 1 = eϕ f1 (z) cos ωt und J F 2 = eϕ f2 (z) sin ωt
b b
ausgegangen werden, Abb. 3.24b. Zu bestimmen ist das Vektorpotential im
gesamten Raum sowie die Geschwindigkeit der Grundwelle des erzeugten
Wanderfeldes. Der Abstand zwischen den einzelnen Spulen sei vernachläs-
sigbar klein, d.h. c ≈ b.
18
Später, in der Aufg. Q16∗ wird gezeigt, wie dieses Wanderfeld analog zum Dreh-
feld eines Asynchronmotors zur Beschleunigung leitender Projektile verwendet
werden kann (Wirbelstromkanone).
yVufgabc M12* 133

^i 1

i2
b
1 1
- •

n r1 n 1 r 1
J 1 L J L
a
..[>. ._
y^

^ .

X X X X X X X X X X X X • e • « » e s e e ie s a X X X X X X X X X X X X

ll
b)
1 '
i 1 i 1
1 1 1 1
1 1 -
• 1 1 —

fvC^) -^

A b b . 3.24. (a) Aiiordnung der Wickluiig in Zylinderkoordinateii. (b) Ortliclier


Veiiaiifder Flachenstromdichte aiifder Hache Q = a

Lcisung: Zimachst bietet es sich an, eine FOURIER-Entwicklimg der tYmk-


tionen j\[z) unci pii^z) diirchzufiihren. Dabei treten aufgrund der Symmetrie
zur Ebene z 0 bei der Funktion j\{z) nur Kosinusfiinktionen und bei /2(^)
nur Siniisfunktionen aiif
, \^ (2«, - 1)71-2.
]\{Z} = 2_^a„ COS 26
n 1
5/2
5/2
2 f (2n - DTTZ sin([2'rt- 1]TT/4)
a.,, = ~~T I cos • dz =
0 \2n - 1]TT/4

(3.54)
f2i.z) = ^ 5 „ , m
n=l

2 / . (2n ~~ 1]TTZ COS (|2n — l|7r/4)


K = - / sm —
bJ 26 — dz = \2n ~~ l]TT/'d
b/"2

Das rnagnetische Fteld der A?orliegenden Spulenanordnung la,sst sich aus einern
(^-gcrichtcLcn Vckt.orpotcnLial in der Form
1 a(gAy)
P^OUQ
' dz MoH. Q do
bestimmen. Das Vektorpotential niiiss weiterhin die vektorielle FJAPLACR-
C.leichung
134 3. Magnetostatische Felder

∇2 {eϕ Aϕ ( , z)} = 0
erfüllen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Einheitsvektor eϕ ortsabhängig
ist und folglich mitdifferenziert werden muss.19 Dies geht am besten dadurch,
dass man ihn in seine kartesischen Komponenten zerlegt
−ex ∇2 {sin ϕ Aϕ ( , z)} + ey ∇2 {cos ϕ Aϕ ( , z)} = 0 .
Mit dem Laplace-Operator in Zylinderkoordinaten
∂2 1 ∂ ∂2 1 ∂2
∇2 = + + +
∂ 2 ∂ ∂z 2 2 ∂ϕ2
und dem Produktansatz Aϕ ( , z) = R( ) · Z(z) wird aus der x-Komponente20
 2 
d R 1 dR d2 Z 1
− sin ϕ Z 2
+ − sin ϕ R 2
+ 2 sin ϕ R Z = 0
d d dz
 
1 d2 R 1 dR 1 1 d2 Z
→ + − + =0.
R d 2 d 2 dz 2$
Z "#
!
! "# $
= +p2n = −p2n
Die Separation wurde so vorgenommen, dass in z-Richtung trigonometri-
sche Funktionen entstehen, wobei die Separationskonstanten pn durch die
Fourier-Entwicklung des Flächenstromes (3.54) bereits festgelegt sind
(2n − 1)π
pn = , n = 1, 2, 3, . . . .
2b
Die Differentialgleichung in radialer Richtung
 
d2 R 1 dR 1
+ − 1 + R = 0 mit u = pn
du2 u du u2
ist die modifizierte Besselsche Differentialgleichung erster Ordnung, so dass
wir für das Vektorpotential den Ansatz


Aϕ ( , z) = (Cn cos pn z + Dn sin pn z) ×
n=1  (3.55)
I1 (pn ) K1 (pn a) für ≤ a
×
K1 (pn ) I1 (pn a) für ≥ a

aufstellen können. Er wurde bereits so zugeschnitten, dass ein stetiger Über-


gang des Vektorpotentials durch die Fläche = a garantiert ist. Zur Bestim-
mung der unbekannten Konstanten Cn und Dn betrachten wir die Tangenti-
alkomponente der magnetischen Feldstärke Hϕ auf der Fläche = a, die dort
19
Daher können wir an dieser Stelle auch nicht den Lösungsansatz (1.54) verwen-
den, der nur für die skalare Laplace-Gleichung gilt.
20
Bei Verwendung der y-Komponente ergibt sich dasselbe Resultat.
Aufgabe M12∗ 135

aufgrund der Flächenströme J F 1 und J F 2 ein unstetiges Verhalten gemäß


(3.15) zeigt
*   +
1 ∂( Aϕ )  ∂( Aϕ ) 
− = JF 1 + JF 2 .
µ0 a ∂ =a−0 ∂ =a+0
Mit den Ableitungen
d( I1 ) d( K1 )
= pn I0 (pn ) , = −pn K0 (pn )
d d
und der Wronski-Determinante
1
I1 (pn ) K0 (pn ) + K1 (pn ) I0 (pn ) =
pn
wird daraus
pn {I1 (pn a) K0 (pn a) + K1 (pn a) I0 (pn a)} {Cn cos pn z + Dn sin pn z} =
! "# $
= (pn a)−1
µ0 N Iˆ
= (an cos pn z cos ωt + bn sin pn z sin ωt)
b
und wir erhalten durch Koeffizientenvergleich
a sin([2n − 1]π/4)
Cn = −µ0 N Iˆ cos ωt
b [2n − 1]π/4
a cos([2n − 1]π/4)
Dn = −µ0 N Iˆ sin ωt .
b [2n − 1]π/4
Mit dem Additionstheorem
√ cos α cos β + sin α sin β = cos(α − β) und wegen
sin π/4 = cos π/4 = 2/2 folgt für n = 1 der Ausdruck

ˆ a 2 2
C1 cos p1 z + D1 sin p1 z = −µ0 N I cos(ωt − p1 z) (3.56)
b π
und man erkennt, dass es sich um eine Welle handelt, die sich mit der Ge-
schwindigkeit
ω 2b
vp = =ω = 4bf
p1 π
entlang der z-Achse ausbreitet. Abbildung 3.25 zeigt zur Veranschaulichung
den Verlauf der magnetischen Feldlinien. Bei ebenen Feldern sind diese mit
den Äquipotentiallinien des Vektorpotentials identisch.21 Um zu erkennen,
wie es sich bei rotationssymmetrischen Feldern verhält, gehen wir von der
Differentialgleichung der Feldlinien dr × B = 0 aus, wobei dr ein Wegeleme-
ment der Feldlinie sei. Nach etwas Umformen
 
1 ∂( Aϕ ) ∂Aϕ
dr × B = dr × (∇ × A) = (d e + dz ez ) × ez − e
∂ ∂z
21
vgl. dazu die Aufgaben M10 und M11∗
136 3. Magnetostatische Felder

 
1 ∂( Aϕ ) ∂Aϕ
→ dr × B = −eϕ d + dz =0
∂ ∂z

∂( Aϕ ) ∂( Aϕ )
→ d + dz = d( Aϕ ) = 0 → Aϕ ( , z) = const.
∂ ∂z
stellt man fest, dass die Feldlinien mit den Höhenlinien der Funktion Aϕ ( , z)
übereinstimmen.

Abb. 3.25. Magnetische Feldlinien der Spulenanordnung in Abb. 3.24 zum Zeit-
punkt t = 0

M13 Permeable Hohlkugel

Gegeben ist eine permeable Hohlkugel mit dem Innenradius a, dem Außen-
radius b und der Permeabilität µ. Diese Kugel wird in ein ursprünglich ho-
mogenes, magnetostatisches Feld der Stärke H0 eingebracht. Bestimme das
magnetische Skalarpotential im gesamten Raum.

H0
P
µ
r
ϕ ϑ
b


1 a µ0 µ0 z

2 Abb. 3.26. Permeable Hohlkugel in

3 einem ursprünglich homogenen ma-
gnetischen Feld. Festlegung der Ko-
H0 ordinaten und Raumaufteilung
Aufgabe M13 137

Lösung: Da die freie Stromdichte J verschwindet und die Permeabilität ab-


schnittsweise konstant ist, gelten für die vorliegende Anordnung die Grund-
gleichungen ∇ × H = 0 und ∇ · H = 0 und wir können wie in der Elektro-
statik ein Skalarpotential in der Form
H = −∇φm mit ∇2 φm = 0
einführen. Als Lösung der Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten kann
für das rotationssymmetrische Problem der Ansatz (1.70) verwendet wer-
den. Da die Rotationsachse im betrachteten Volumen eingeschlossen ist,
werden nur die Legendre-Polynome Pn (u), mit u = cos ϑ, P0 (u) = 1 und
P1 (u) = u = cos ϑ angesetzt. Zweckmäßigerweise spalten wir das gesamte Po-
(p)
tential in einen primären Anteil φm infolge des ungestörten, homogenen Ma-
gnetfeldes
m = −H0 z = −H0 r cos ϑ = −H0 r P1 (cos ϑ)
φ(p) 1

(s)
sowie in einen sekundären Anteil φm auf, der die Verzerrung der Feldlinien
aufgrund der permeablen Hohlkugel wiedergeben soll. Wie man sieht, ent-
(p)
hält das Potential φm nur das Glied n = 1 der allgemeinen Lösungssumme.
Also darf aufgrund der zu erfüllenden Stetigkeitsbedingungen erwartet wer-
den, dass auch das sekundäre Potential nur das Glied n = 1 aufweisen wird.
Wegen der Materialsprünge müssen wir den Gesamtraum in drei Bereiche
unterteilen, Abb. 3.26, und wählen dort Ansätze der Form


 Ar für 0 ≤ r ≤ a

 1
φ(s)
m (r, ϑ) = cos ϑ
B r + C 2 für a ≤ r ≤ b

 r

D 1 für b ≤ r .
r2
Die Ansätze garantieren bereits ein Abklingen des sekundären Potentials im
Außenraum sowie ein endliches Verhalten im Koordinatenursprung. Zur Be-
stimmung der noch unbekannten Konstanten A, B, C und D wird die Ste-
tigkeit der Tangentialkomponente der magnetischen Feldstärke Hϑ sowie der
Normalkomponente der Induktion Br an den Bereichsgrenzen r = a und r = b
gefordert. Da Hϑ aus der tangentialen Ableitung des Potentials entsteht, ist
es ausreichend die Stetigkeit des Potentials zu fordern, woraus dann auch
eine stetige tangentiale Feldstärke folgt
1
m (a + 0, ϑ) = φm (a − 0, ϑ)
φ(s) → Aa = B a + C 2
(s)
a
1 1
φm (b + 0, ϑ) = φm (b − 0, ϑ) → B b + C 2 = D 2
(s) (s)
b b
   
∂φm  ∂φm  2C
= µ → A − H = µ B − − H
∂r r=a−0 ∂r r=a+0
r 0 r 0
a3
   
∂φm  ∂φm  2C 2D
 = µr → µr B − 3 − H0 = − 3 − H0 .
∂r r=b+0 ∂r r=b−0 b b
138 3. Magnetostatische Felder

In Matrizenform ergibt sich damit das lineare Gleichungssystem


     
1 −1 −a−3 0 A 0
0 1 b−3 −b−3     
  ·  B  = H0  0 
 1 −µr 2µr a−3
0  C   1 − µr 
0 µr −2µr b−3 2b−3 D µr − 1
und nach der (zugegebenerweise etwas mühevollen) Auflösung dieses Systems
erhält man die gesuchten Konstanten zu
2(b3 − a3 )(µr − 1)2
A = H0
b3 (2µr + 1)(µr + 2) − 2a3 (µr − 1)2
b3 (2µr + 1)(µr − 1) − 2a3 (µr − 1)2
B = H0 3
b (2µr + 1)(µr + 2) − 2a3 (µr − 1)2
−3a3 b3 (µr − 1)
C = H0 3
b (2µr + 1)(µr + 2) − 2a3 (µr − 1)2
b3 (b3 − a3 )(2µr + 1)(µr − 1)
D = H0 3 .
b (2µr + 1)(µr + 2) − 2a3 (µr − 1)2
Zur Veranschaulichung der Feldausbildung zeigt Abb. 3.27 die Äquipotential-
und Feldlinien für unterschiedliche Permeabilitäten. Deutlich ist der abschir-
mende Effekt einer ferromagnetischen Hohlkugel zu erkennen. Hochfrequente
Magnetfelder lassen sich auch mit einer unmagnetischen, leitenden Hülle ab-
schirmen. Wir werden das in Aufg. Q11 untersuchen.

a) b)

c)

Abb. 3.27. Verlauf der Induktions-


linien (durchgezogen) und der Lini-
en konstanten Skalarpotentials (gestri-
chelt) für eine relative Permeabilitäts-
konstante von (a) µr = 3, (b) µr = 10
und (c) µr = 1000
Ergänzungsaufgaben 139

Ergänzungsaufgaben

Aufgabe M14: Bestimme die Kraft zwi-


schen einem unendlich langen, vom Gleich- y
strom I durchflossenen, geraden Leiter und
einer quadratischen, ebenfalls vom Strom
I durchflossenen, dünnen Leiterschleife der x
Kantenlänge a. Leiter und Leiterschleife ha- I
ben gemäß Bild den Abstand a voneinander
und liegen in einer Ebene. I
a

µ0 I 2
Lösung: K = −ex a a

Aufgabe M15: Eine mit der Geschwindig- y


keit v = v0 ex im Abstand b parallel zur x-
Achse gleichförmig bewegte negative Punkt- H0
ladung −Q mit der Masse m trifft zum Zeit- −Q, m
punkt t = 0 in der Ebene x = 0 auf ein homo- v0
genes Magnetfeld der Stärke H 0 , siehe Abbil- b
dung. Nach welcher Zeit erreicht die Punktla- x
dung die x-Achse und welche Bedingung muss
für die Anfangsgeschwindigkeit v0 gelten, da-
mit sie die Achse überhaupt erreicht?
„ «
1 ωb
Lösung: t = arccos 1 − für v0 ≥ ωb/2 , ω = µ0 H0 Q/m
ω v0

y
Aufgabe M16: Ein unendlich langer kreis-
zylindrischer Massivleiter mit exzentrischer a
Bohrung wird in z-Richtung von einem
Gleichstrom I durchflossen. Berechne das b
Vektorpotential außerhalb des Leiters. x
Hinweis: Verwende das Superpositionsprin-
zip. I
d

( p p )
µ0 I 1 2 (x − d)2 + y 2 x2 + y 2
Lösung: A(x, y) = ez b ln − a ln
2
2π a2 − b2 R0 R0
140 3. Magnetostatische Felder

Aufgabe M17: Im Gesamtraum der Leitfä-



higkeit κ befinden sich zwei kleine, perfekt lei- κ
tende Kugeln vom Radius r. Die Kugeln ha-
r r
ben die Entfernung 2a r voneinander und
sind mit unendlich langen isolierten Zuleitun-
gen versehen, in die der Strom I zu- bzw. ab- I I
geführt wird. Berechne das magnetische Feld
in der Symmetrieebene zwischen den Kugeln. a a

( )
I a
Lösung: H () = eϕ 1− p
2π  + a2
2

Aufgabe M18: Durch einen unendlich lan- y


gen, dünnen und rechtwinklig geknickten
Draht auf der negativen x- bzw. y-Achse flie-
ße der Strom I. Bestimme die magnetische I P
Induktion B entlang der positiven x-Achse. x

µ0 I 1 I
Lösung: B = ez
4π x

Aufgabe M19: Gegeben sei ein unendlich


langer, in der x, y-Ebene liegender Stromfa-
y
den mit halbkreisförmiger Ausbuchtung. Der
Radius des Halbkreises sei a. Durch die Schlei-
fe fließe der Strom I. Man berechne die ma-
gnetische Feldstärke im Koordinatenursprung a
I I
mit dem Gesetz von Biot-Savart.
z
I
Lösung: H (0, 0, 0) = −ez
4a

Aufgabe M20: Bestimme die magnetische


Feldstärke H sowie die magnetische Induk-
tion B innerhalb und außerhalb einer unend- M
d
lich ausgedehnten und homogen magnetisier-
ten Platte.

Lösung: Ha = 0 , Ba = 0 (außerhalb)
Hi = 0 , B i = µ0 M (innerhalb)
Ergänzungsaufgaben 141

Aufgabe M21: Parallel in der Höhe h I y


über einem hochpermeablen Halbraum (µ →
h
∞) befinde sich ein unendlich langer, z- x
gerichteter Linienleiter mit dem Gleichstrom
I. Wie groß ist die Kraft pro Längeneinheit
auf den Linienleiter? µ→∞

µ0 I 2
Lösung: K = −ey
4πh

Aufgabe M22: Wie groß ist die Selbstinduk- z


tivität der im Bild zur Hälfte dargestellten N Windungen
Toroidspule, die mit N Windungen dicht be-
wickelt ist? Die Toroidspule habe einen recht-
eckigen Querschnitt, den Innenradius a, den
Außenradius b und die Höhe h.
h

2a
µ0 N b
Lösung: L= h ln 2b
2π a

Aufgabe M23: Berechne die Gegenindukti- 2a


vität zwischen einem unendlich langen, gera-
den Leiter und einer gleichschenkligen, dün-
nen, dreieckförmigen Leiterschleife, die sich h
gemäß Bild in symmetrischer Lage vor dem
geraden Leiter befindet.
d
»
„ «–
µ0 a d h
Lösung: M= 1 − ln 1 +
π h d

Aufgabe M24: Eine dünne Leiterschleife, y


bestehend aus einem Halbkreisbogen vom Ra-
dius a und ansonsten geraden Segmenten der
Länge a bzw. 2a umschließt gemäß Abbildung
a b
in der Ebene z = 0 eine sehr kleine kreisförmi-
ge Leiterschleife vom Radius b  a. Bestim-
me die Gegeninduktivität zwischen den bei- x
den Leiterschleifen.
a

 ff
b2 π 1
Lösung: M = µ0 +√
a 4 2
142 3. Magnetostatische Felder

Aufgabe M25: Es ist die Gegeninduktivität y


pro Längeneinheit zwischen einer Doppellei-
tung bestehend aus dünnen Einzelleitern der r r
Radien r und einer Doppelleitung bestehend d
aus dünnen bandförmigen Einzelleitern der
x
Breite w und der Dicke d  w zu berechnen.
a a
Die Leitungen sind wie im Bild dargestellt an-
geordnet und als unendlich lang aufzufassen. w b b w

Lösung:
˛ ˛
µ0 ˛ a+b b+w−a b + w − a ˛˛
M = ˛(a + b) ln + (b − a) ln + w ln
π ˛ a+b+w b−a a + b + w˛

Aufgabe M26: Die Ebenen x = 0, x = a y


sowie y = 0 bilden die Wände einer Nut µ→∞
im ansonsten hochpermeablen Gesamtraum.
Der Bereich 0 < x < a, 0 < y < b sei in y- a
Richtung magnetisiert:

2 µ0
πx
M = ey M0 sin
a
1 M b

Bestimme das magnetische Skalarpotential x


im magnetisierten Bereich 1.
aM0 πx πy −πb/a
Lösung: φm1 (x, y) = sin sinh e
π a a

Aufgabe M27: Gegeben sei ein sehr langer y


in x-Richtung homogen magnetisierter Zylin-
der (Magnetisierung M = ex M0 ) vom Radius 
a. Berechne das magnetische Vektorpotential
innerhalb des Zylinders. M ϕ
µ0 M0 a x
Lösung: A( ≤ a, ϕ) = ez y
2
1
2

Aufgabe M28: In den Zylinderkoordinaten µ→∞ JF


(, ϕ, z) sind die Bereiche  ≤ a und b ≤  mit
hochpermeabler Materie µ → ∞ gefüllt und y
stellen Läufer und Stator einer elektrischen b P
Maschine dar. Als Ersatz für die Statorwick- 
lung soll auf der Zylinderfläche  = b der Flä- a ϕ
chenstrom J F = JF 0 cos(2ϕ) ez angenommen µ→∞ x
werden. Bestimme das magnetische Vektorpo-
tential A im Bereich a ≤  ≤ b. µ0

A(, ϕ) 1 2 /a2 + a2 /2


Lösung: = ez 2 2 cos(2ϕ)
µ 0 JF 0 b 2 b /a − a2 /b2
4. Quasistationäre Felder Q

Zusammenfassung wichtiger Formeln

Im Gegensatz zu statischen Feldern weisen quasistationäre Felder zeitverän-


derliche Feldgrößen auf. Elektrische und magnetische Felder sind über das
Faradaysche Induktionsgesetz miteinander verkoppelt. Dieses lautet in in-
tegraler Form
 
d dψm
E  · ds = − B · dF = − , (4.1)
S dt F dt
wobei S der Rand der Fläche F ist und die Integrationsrichtung im Kon-
turintegral zusammen mit der Flächennormalen eine Rechtsschraube bildet.
(4.1) gilt in dieser Form auch für bewegte Systeme, wenn man unter E  das
elektrische Feld bezüglich des bewegten System versteht. Für v
c (Vaku-
umlichtgeschwindigkeit) gilt der Zusammenhang
E = E + v × B , (4.2)
wobei die Felder E und B sich auf das Laborsystem beziehen.
Bei der quasistationären Feldberechnung, die immer eine Approximation
darstellt, wird die Verschiebungsstromdichte in den Maxwellschen Glei-
chungen vernachlässigt. In leitenden Gebieten mit κ  ωε ist dies in der Re-
gel auch bei hohen Frequenzen zulässig. Es werden aber bei quasistationären
Berechnungen auch im nichtleitenden Gebiet keine Verschiebungsströme be-
rücksichtigt, was zumindest voraussetzt, dass die geometrischen Abmessun-
gen der am Feldaufbau beteiligten Anordnung deutlich kleiner als die im
betrachteten Frequenzbereich auftretenden Wellenlängen ausfallen.
Quasistationäre Magnetfelder entsprechen damit in nichtleitenden Gebie-
ten zu jedem Zeitpunkt t der magnetostatischen Feldverteilung, die instantan
aus der zum selben Zeitpunkt vorliegenden Stromverteilung J (r, t) folgt. In
leitenden Gebieten kommt es dagegen zu Diffusionserscheinungen.

Grundlegende Gleichungen
Die Grundgleichungen quasistationärer Felder sind die Maxwellgleichungen
bei Vernachlässigung der Verschiebungsstromdichte. Im Rahmen dieser Auf-
144 4. Quasistationäre Felder

gabensammlung beschränken wir uns auf lineare und abschnittsweise homo-


gene Materialkonstanten µ, κ. Dann lauten die Maxwellschen Gleichungen
für leitende Körper in differentieller Form
∂B
∇ × H = κE , ∇×E =− , ∇ · B = 0 , B = µH . (4.3)
∂t
Dabei wurde zusätzlich vorausgesetzt, dass der Leiter sich nicht bewegt und
es zu keinen Ladungsanhäufungen kommt (quasistationäres Strömungsfeld
mit ∇ · J = 0). Die Felder lassen sich aus einem Vektorpotential und Skalar-
potential über die Beziehungen
∂A
B =∇×A , E=− − ∇φ (4.4)
∂t
bestimmen.

Ohmsches Gesetz für bewegte Leiter

In einem bewegten Leiter wirkt die Lorentz-Kraft Q(v × B) ebenso strom-


treibend wie die Coulomb-Kraft QE. Dies führt bei nichtrelativistischen
Geschwindigkeiten auf das Ohmsche Gesetz für bewegte Leiter
J = κ(E + v × B) , (4.5)
in dem sich alle Größen auf das Laborsystem beziehen. Zusammen mit der
differentiellen Form des Faradaysche Induktionsgesetzes
∂B
∇×E =− , (4.6)
∂t
das in dieser Form auch für bewegte Leiter gilt, lassen sich damit einfache
Probleme der Bewegungsinduktion lösen ohne die integrale Form (4.1) zu
verwenden. In Aufg. Q2 werden wir beide Varianten behandeln.

Diffusionsgleichung und Eindringtiefe

Unter den für das System (4.3) gemachten Voraussetzungen ergibt sich die
Diffusionsgleichung
∂F (r, t)
∇2 F (r, t) = κµ , (4.7)
∂t
wobei das Vektorfeld F für die elektrische Feldstärke E, die magnetische
Feldstärke H oder auch für das Vektorpotential A steht. Durch Fourier-
Transformation
F (r, t) ◦—• F̃ (r, ω)
wird daraus die Helmholtz-Gleichung
2
∇2 F̃ = jωκµF̃ = j F̃ (4.8)
δS2
Aufgabe Q1 145

mit der Skineindringtiefe



2
δS = , δS ≈ 1 cm für Kupfer und 50 Hz. (4.9)
ωκµ
Bei harmonischer Anregung mit der Kreisfrequenz ω stellt F̃ den komplexen
Zeiger (Phasor) der zeitabhängigen Feldgröße dar. Grundsätzlich kann auf
die Kennzeichnung der Phasoren durch eine Tilde verzichtet werden, wenn
bei einer Aufgabe aufgrund harmonischer Anregung allein mit komplexen
Zeigern gerechnet wird.
(4.7) ist der Ausgangspunkt bei der Berechnung transienter Wirbelstrom-
probleme (siehe z.B. Aufg. Q8), während (4.8) die Grundlage zur Behandlung
von Aufgaben des stationären Skineffektes darstellt (siehe z.B. Aufg. Q7).

Komplexer Wechselstromwiderstand

Ein vom Wechselstrom Iˆ cos ωt durchflossener Massivleiter weist einen fre-


quenzabhängigen Ohmschen Widerstand Ri und eine frequenzabhängige in-
nere Induktivität Li auf. Man kann den komplexen Wechselstromwiderstand
dann in der Form
 ' (
1 ∗
Zi = Ri + jωLi = − Ẽ × H̃ · dO (4.10)
Iˆ2 O
durch Integration über die Leiteroberfläche berechnen, wobei Ẽ der Phasor

der elektrischen Feldstärke und H̃ der konjugiert komplexe Wert des Phasors
der magnetischen Feldstärke ist (zum Beweis siehe Aufgabe W18).

Aufgaben

Q1 Unipolarmaschine

Die üblicherweise als Gleichstrommaschinen bezeichneten Generatoren erzeu-


gen in Wirklichkeit Wechselspannungen, die erst durch sogenannte Strom-
wender gleichgerichtet werden. Eine echte Gleichstrommaschine, die zeitlich
unveränderliche Spannungen liefert, ist die Unipolarmaschine. Diese trägt ih-
ren Namen deshalb, weil über dem Umfang des Rotors immer der gleiche
Magnetpol (in Abb. 4.1a ein Nordpol) vorliegt. Der Aufbau der Unipolarma-
schine ist denkbar einfach. Auf dem Umfang des Rotors sind zwei Schleifringe
mit einem leitenden Stab verbunden. Auf den Ringen schleifen zwei Bürsten,
über welche die induzierte Spannung abgegriffen wird. Der Rotor mit dem
Radius r und dem Abstand l zwischen den Schleifringen rotiere mit der Win-
kelgeschwindigkeit ω in einem radialhomogenen Magnetfeld, welches auf der
Rotoroberfläche den konstanten Wert B habe, Abb. 4.1b.
146 4. Quasistationäre Felder

a) Berechne die induzierte Klemmenspannung U0 mit Hilfe der integralen


Form des Induktionsgesetzes von Faraday.
b) Berechne die Klemmenspannung U0 ausgehend von der Lorentz-Kraft
auf die Leiterelektronen.

a) U0 b)
B
Fluss
Stator B
B l d
Wicklung

Rotor e
Bürste c
ω r B
ω f
Schleifring B
b
ez
U0
a
Abb. 4.1. (a) Prinzipieller Aufbau einer Unipolarmaschine. (b) Rotor der Uni-
polarmaschine im radialhomogenen Magnetfeld

Lösung:
a) Wir beginnen mit dem Induktionsgesetz von Faraday in seiner integra-
len Form (4.1). Bei bewegten Systemen ist zunächst zu beachten, dass E 
diejenige Feldstärke ist, die ein mit dem System mitbewegter Beobachter re-
gistriert. Die Kontur, über die das Wegintegral in (4.1) zu erstrecken ist, kann
beliebig gewählt werden. Sie darf sich sogar bewegen und dabei verformen.
Letzteres ist der Fall, wenn wir als Kontur den Umlauf [abcdefa] in Abb. 4.1b
wählen. Im Leerlauf verschwindet in allen bewegten und ruhenden Leitertei-
len die Stromdichte und damit das elektrische Feld, so dass nur der zwischen
den Klemmen liegende Integrationspfad einen Beitrag liefert und gerade die
Klemmenspannung U0 ergibt
dψm
U0 = − .
dt
Die von der gewählten Kontur umschlossene Fläche besteht aus einem zeit-
lich unveränderlichen Teil F0 (Umlauf [abef]) und einem Teil F (t) (Umlauf
[bcde]), der mit der Zeit anwächst
F (t) = l ω r t .
Aufgrund des zeitlich und örtlich konstanten Magnetfeldes B erhält man
dann die Klemmenspannung
dF
U0 = −B · = −B l ω r . (4.11)
dt
Aufgabe Q2 147

b) Auf die Leitungselektronen im rotierenden Läuferstab wirkt die Lorentz-


Kraft (4.2), so dass die Leitungselektronen verschoben werden. Damit wird
der Stab elektrisch aufgeladen. Das dadurch entstandene elektrische Feld
wirkt der Lorentz-Kraft entgegen und im Gleichgewicht gilt
E+v×B =0 → E = −v × B .
E ist hier das elektrische Feld im Laborsystem! Das Faradaysche Indukti-
onsgesetz in differentieller Form (4.6) vereinfacht sich aufgrund des zeitlich
konstanten Magnetfeldes zu

∇×E =0 → E · ds = 0 ,

so dass also im Laborsystem ein konservatives elektrisches Feld vorliegt und


folglich geschlossene Wegintegrale für jeden beliebigen Umlauf verschwinden.1
Für den Umlauf [abcdefa] in Abb. 4.1b ergibt sich also
(−l ez ) · (−v × B) + U0 = 0
und nach Einsetzen von v = ω r eϕ und B = −Be erhalten wir wieder die
Klemmenspannung (4.11).
Das negative Vorzeichen in (4.11) zeigt an, dass die Spannung entgegen
der in Abb. 4.1b eingezeichneten Richtung induziert wird. Es bietet sich an,
diesen Sachverhalt mit Hilfe der Lenzschen Regel zu überprüfen. Bei der im
Bild gezeigten Drehung des Rotors vergrößert sich die eingeschlossene Fläche
des Umlaufs [abcdefa] und damit der magnetische Fluss. Bei Belastung der
Unipolarmaschine mit einem Widerstand muss dann ein Strom fließen, der
dieser Flusserhöhung entgegen wirkt. Das ist bei der gefundenen Spannungs-
richtung dann in der Tat auch der Fall.

Q2 Induktion in einer bewegten Leiterschleife

Gegeben ist ein sehr kleiner, zylindrischer Stabmagnet mit dem Radius a
und der Höhe h. Der Magnet habe die Magnetisierung M und darf nähe-
rungsweise als magnetischer Dipol aufgefasst werden. Entlang der Achse des
Magneten bewege sich mit konstanter Geschwindigkeit v 0 eine dünne kreis-
förmige Leiterschleife mit dem Radius b und dem Ohmschen Widerstand R,
Abb. 4.2. Die Schleife befinde sich zum Zeitpunkt t = 0 auf gleicher Höhe wie
der Stabmagnet. Berechne den induzierten Schleifenstrom in Abhängigkeit
von der Position der Leiterschleife
a) mit Hilfe der integralen Form des Faradayschen Induktionsgesetzes und
b) mit Hilfe der differentiellen Form des Faradayschen Induktionsgesetzes
und des Ohmschen Gesetzes für bewegte Leiter.
Das magnetische Feld des induzierten Stromes darf vernachlässigt werden.
1
Ein sekundäres Magnetfeld infolge des rotierenden geladenen Leiters wurde hier
vernachlässigt.
148 4. Quasistationäre Felder

N h
S

v0 r

b
Abb. 4.2. Bewegung einer Leiterschleife
entlang der Achse eines kleinen Stabmagne-
ds ten

Lösung:
a) Da es sich um einen kleinen Magneten handelt, ordnen wir ihm ein ma-
gnetisches Dipolmoment der Größe
pm = πa2 h M = pm ez
zu. Es sei nun r ein Vektor, der vom Dipol zu einem Punkt auf der Leiter-
schleife zeigt, Abb. 4.2, d.h. r = z(t) ez + b e mit z(t) = v0 t. Das Vektorpo-
tential des Dipols am Ort der Leiterschleife ist dann nach (3.6a)
µ0 pm × r µo pm b
A= 3
= eϕ  3 .
4π r 4π z 2 (t) + b2
Den induzierten Schleifenstrom erhält man aus dem Induktionsgesetz von
Faraday (4.1)
 
dψm d
E  · ds = i(t)R = − =− A · ds
dt dt

µ0 pm d b2 µ0 M 2 2 v0 z(t) 3
i(t) = −  = πa b h  5 2 . (4.12)
2R dt v 2 t2 + b2 3 R 2
z (t) + b 2
0

b) Da das magnetische Feld sich zeitlich nicht verändert, wird aus dem In-
duktionsgesetz in differentieller Form (4.6)

∂B
=0 → ∇×E =0 → E · ds = 0 ,
∂t
wobei E das elektrische Feld im Ruhesystem des Permanentmagneten ist.
Es handelt sich also im Laborsystem um ein konservatives elektrisches Feld,
welches hier nur eine ϕ-Komponente hat, da der Strom nur in ϕ-Richtung
Aufgabe Q3 149

fließen kann. Bilden wir das Ringintegral des elektrischen Feldes über die
Leiterschleife, so folgt
2π
Eϕ ( = b, z) b dϕ = 0 → Eϕ ( = b, z) = 0 ,
0
d.h. der ruhende Beobachter registriert kein elektrisches Feld! Wie aber
kommt dann der Stromfluss zustande? Die Antwort liefert das Ohmsche Ge-
setz für bewegte Leiter (4.5)
J = κ(E + v × B) = κ v0 ez × B = κ v0 B eϕ .
Stromtreibend wirkt hier nicht die Coulomb-Kraft sondern die Lorentz-
Kraft infolge der Bewegung der Ladungsträger der Leiterschleife im äußeren
Magnetfeld B. Mit B = ∇ × A, d.h. B = −∂Aϕ /∂z wird aus der Strom-
dichte im Leiter
i(t) µ0 pm 3 b
Jϕ = = κv0 2z(t)  ,
F 4π 2 z(t)2 + b2 5
wobei F der Leiterquerschnitt ist. Schreibt man dann noch den Widerstand
der Leiterschleife in der Form R = 2πb/(κF ), so ergibt sich wieder das Re-
sultat (4.12).

Q3 Induktion durch Rotation


In einem homogen magnetisierten und in z- und x-Richtung weit ausgedehn-
ten Materialblock befinde sich eine zylindrische Bohrung vom Radius a, in
der eine achsparallele Doppelleitung drehbar angeordnet ist, Abb. 4.3.

y α
M a M
d
x

2b Abb. 4.3. Doppelleitung in


der Bohrung einer magnetisier-
ten Platte

a) Wie groß ist die magnetische Induktion in der Bohrung?


b) Berechne die pro Längeneinheit induzierte Spannung, wenn die Doppel-
leitung mit der Winkelgeschwindigkeit ω rotiert.
c) Welches Drehmoment wirkt auf die Doppelleitung, wenn diese mit der x-
Achse den Winkel α einschließt und vom Gleichstrom ±I durchflossen wird?
Hinweis: Es wird empfohlen, zunächst die Ergänzungsaufgaben M20 und M27
zu lösen, da die Ergebnisse dieser Aufgaben zur Lösung der vorliegenden Pro-
blemstellung verwendet werden können (Superpositionsprinzip).
150 4. Quasistationäre Felder

Lösung:
a) Man kann sich das Feld in der Bohrung als die Überlagerung des Feldes
B 1 einer in x-Richtung magnetisierten Platte und des Feldes B 2 eines in
negative x-Richtung magnetisierten Zylinders vorstellen. Nach Aufg. M20 ist
die Induktion der magnetisierten Platte
B 1 = µ0 M0 ex
und aus dem Vektorpotential in einem homogen magnetisierten Zylinder,
Aufg. M27, ergibt sich die Induktion B 2
µ0 M0 ∂A2z µ0 M0
A2 = −ez y → B 2 = ∇ × A2 = ex = − ex
2 ∂y 2
und damit das Feld in der Bohrung durch Superposition
µ0 M0
B( < a) = B 1 + B 2 = ex .
2
b) Nach dem Induktionsgesetz von Faraday (4.1) gilt für die in der Dop-
pelleitung induzierte Spannung

dψm d
Ui = − =− B · dF .
dt dt F
Mit α = ωt und der Flächennormalen n = −ex sin α + ey cos α wird daraus
pro Längeneinheit
Ui = ω µ0 b M0 cos ωt .
c) Das Drehmoment pro Längeneinheit auf die gleichstromdurchflossene Dop-
pelleitung berechnen wir über die Beziehung
T  = 2 b e × K  ,
wobei K  die Kraft pro Längeneinheit auf den Leiter am Ort ϕ = α ist und der
Faktor 2 den anderen Leiter berücksichtigt. Mit dem Ampèreschen Gesetz
(3.2)
K  = ez I × B
wird daraus wegen e × (ez × ex ) = ez (e · ex ) = ez cos α
T  = µ0 M0 I b cos α ez .

Q4 Lesespule über einem Magnetband (Skalarpotential)

Eine magnetisierte Schicht der Dicke d bewege sich mit der Geschwindigkeit
v entlang der z-Achse. Die Magnetisierung sei y-gerichtet und in z-Richtung
periodisch, M = M0 cos βz ey . Die Ausdehnung der Schicht in x- und z-
Richtung kann als unendlich angesehen werden. Oberhalb der Schicht befinde
Aufgabe Q4 151

sich in der Höhe h eine ortsfeste Lesespule mit N dicht beieinander liegen-
den Windungen und rechteckiger Querschnittsfläche F = w · l, Abb. 4.4. Die
Anordnung diene als einfaches Modell für ein Magnetband mit Lesekopf. Es
soll die induzierte Spannung in der Lesespule unter Verwendung des magne-
tischen Skalarpotentials φm berechnet werden.

y
Lesespule
y
z

1 h l
v Abb. 4.4. Eine periodisch

2
magnetisierte Schicht bewegt
d
M z sich mit der Geschwindigkeit
v unterhalb einer rechteckigen

3 Spule

Lösung: Da das magnetische Feld nur von Magnetisierungsströmen erzeugt


wird, gilt ∇ × H = 0 und wir können ein magnetisches Skalarpotential in der
Form H = −∇φm einführen. Außerdem muss natürlich die Divergenzfreiheit
∂My
∇ · B = µ0 (∇ · H + ∇ · M ) = µ0 ∇ · H + µ0 =0
∂y
erfüllt sein. Da die Magnetisierung aber nur von der Koordinate z abhän-
gig ist, gilt ∇ · H = 0 für y = ±d/2 und das Skalarpotential genügt somit
der Laplace-Gleichung. Hingewiesen sei aber darauf, dass die Gültigkeit
der Laplace-Gleichung an den Bereichsgrenzen y = ±d/2 nicht gegeben ist,
was eine Aufteilung des Gesamtraumes in drei Teilgebiete erforderlich macht,
Abb. 4.4. Als Lösung der zweidimensionalen Laplace-Gleichung in karte-
sischen Koordinaten kann der allgemeine Ansatz (1.49) verwendet werden,
wenn man darin x durch z ersetzt. Die örtliche Abhängigkeit der erregenden
Magnetisierung von der Koordinate z führt zwingend auf dieselbe Abhängig-
keit für die y-Komponente der magnetischen Feldstärke und damit für das
Potential, so dass folglich die Separationskonstante p schon festgelegt ist
φm ∼ cos βz → p=β.
Da weiterhin das Skalarpotential in der Ebene y = 0 aus Symmetriegründen
zu verschwinden hat und für |y| → ∞ gegen null gehen muss, lässt sich der
allgemeine Ansatz (1.49) noch weiter reduzieren

±A e−β|y| cos βz für |y| ≥ d/2
φm (y, z) =
B sinh βy cos βz für |y| ≤ d/2 .
Die an dieser Stelle noch unbekannten Konstanten A und B werden aus den
Stetigkeitsbedingungen (3.13) an den Bereichsgrenzen y = ±d/2 bestimmt
152 4. Quasistationäre Felder

βd
By (d/2 − 0) = By (d/2 + 0) → A β e−βd/2 = M0 − B β cosh
2 (4.13)
βd
Hz (d/2 − 0) = Hz (d/2 + 0) → A β e−βd/2 = B β sinh .
2
Hierbei genügte die Betrachtung der Ebene y = +d/2, da aufgrund der An-
sätze dann auch automatisch die Bedingungen in der Ebene y = −d/2 einge-
halten werden. Nach Auflösen des Gleichungssystems (4.13) erhält man die
gesuchten Konstanten
M0 βd M0 −βd/2
A= sinh , B= e
β 2 β
und oberhalb des Magnetbandes herrscht demnach das Potential
M0 βd −βy
φ(1)
m = sinh e cos βz .
β 2
Im Ruhesystem der Lesespule ergibt sich daraus wegen z = z  − vt und
y = h + d/2 die y-Komponente der magnetischen Induktion als
βd −β(h+d/2)
By = µ0 M0 sinh e cos β(z  − vt)
2
und der mit der Spule verkettete Magnetfluss wird nach (3.16)
 l/2
ψm = B · dF = w By dz  =
F
−l/2

l/2
βd −β(h+d/2)
= wµ0 M0 sinh e cos β(z  − vt) dz  =
2
−l/2

βd sin(βl/2) −β(h+d/2)
= µ0 M0 lw sinh e cos βvt , (4.14)
2 βl/2
wobei das Additionstheorem
α+β α−β
sin α − sin β = 2 cos sin
2 2
verwendet wurde. Aus dem Induktionsgesetz (4.1) erhält man schließlich die
gesuchte induzierte Spannung
dψm
βl
Ui = −N = µ0 M0 vwN 1 − e−βd e−βh sin sin βvt .
dt 2
In Abb. 4.5 wurde der Betrag der Amplitude der mit der Frequenz ω = vβ
oszillierenden Spannung in Abhängigkeit von βl dargestellt. Wie man sieht,
ist die Amplitude des Ausgangssignals stark von der Länge der Spule und der
Frequenz abhängig. Um auch bei hohen Frequenzen noch genügend Signal zu
erhalten, sollte der Abstand der Spule vom Band so klein wie nur irgend
möglich gehalten werden.
Aufgabe Q5∗ 153

0.75
h/l = 0.1
−→

0.5
˛ ˛
˛ ˛
˛ Ûi ˛ 0.3
˛ ˛
˛ U0 ˛
0.25

0
0 1 2 3 4
βl/π −→

Abb. 4.5. Verlauf der Amplitude der in der Lesespule induzierten Spannung für
d/l = 1 und mit U0 = µ0 M0 lwN

Q5∗ Lesespule über einem Magnetband (Vektorpotential)

Die Aufg. Q4 ist noch einmal mit Hilfe des Vektorpotentials A zu lösen.
Lösung: Aus (3.8) und den Grundgleichungen des magnetostatischen Feldes
folgt für die zweifache Rotation des Vektorpotentials
∇ × B = ∇ × (∇ × A) = µ0 (∇ × H + ∇ × M ) = µ0 ∇ × M
und mit der Identität ∇ × (∇ × A) = ∇(∇ · A) − ∇2 A sowie der willkürli-
chen Festlegung ∇ · A = 0 erhalten wir diesmal die Poisson-Gleichung

∂ 2 Ax ∂ 2 Ax −µ0 M0 β sin βz für |y| ≤ d/2
+ =
∂y 2 ∂z 2
0 für |y| > d/2
für die allein auftretende x-Komponente des Vektorpotentials2 Ax (y, z). Für
|y| > d/2 gilt wieder der allgemeine Lösungsansatz (1.49), der sich mit einer
analogen Argumentationskette wie in Aufg. Q4 erheblich reduzieren lässt.
Für |y| ≤ d/2 dagegen wird die y-Abhängigkeit noch offen gelassen, ansons-
ten aber aufgrund der einzuhaltenden Stetigkeitsbedingungen ein Ansatz mit
gleicher z-Abhängigkeit gewählt. Der reduzierte Ansatz lautet also

f (y) sin βz für |y| ≤ d/2
Ax (y, z) =
C e−βy sin βz für |y| > d/2 .
2
Die Richtung des Vektorpotentials ist durch die Richtung der Magnetisierungs-
stromdichte J mag = ∇ × M nach (3.8) festgelegt.
154 4. Quasistationäre Felder

Setzt man diesen in die Poisson-Gleichung ein, so erhält man für die noch un-
bekannte Funktion f (y) eine inhomogene, gewöhnliche Differentialgleichung
zweiter Ordnung
d2 f
− β 2 f = −µ0 M0 β ,
dy 2
deren Lösung sich bekanntermaßen aus einem homogenen und einem parti-
kulären Anteil zusammensetzen lässt
µ0 M0
f (y) = D cosh βy + .
β
Hierbei wurde wiederum die Symmetrie zur Ebene y = 0 berücksichtigt. Auf-
grund gleicher Permeabilitäten der Teilräume müssen beide Ortsableitungen
des Vektorpotentials in der Ebene y = d/2 stetig ineinander übergehen
 
∂Ax  ∂Ax  βd
= → −β C e−βd/2 = β D sinh
∂y y=d/2+0 ∂y y=d/2−0 2
  (4.15)
∂Ax  ∂Ax  −βd/2 βd
= → βCe = β D cosh + µ0 M0 .
∂z y=d/2+0 ∂z y=d/2−0 2
Löst man das System (4.15) nach den Konstanten C auf, so erhält man das
Vektorpotential oberhalb des Magnetbandes
µ0 M0 βd −βy
Ax (y, z) = sinh e sin βz .
β 2
Die Berechnung des magnetischen Flusses gestaltet sich in diesem Fall be-
sonders einfach, da lediglich die Differenz der Vektorpotentiale am Ort der
x-gerichteten Leiterteile der Lesespule auszuwerten ist
 0 1
ψm = A · ds = w Ax (h + d/2, l/2 − vt) − Ax (h + d/2, −l/2 − vt) =
S
βd sin(βl/2) −β(h+d/2)
= µ0 M0 lw sinh e cos(βvt) .
2 βl/2
Dies stimmt mit dem Resultat (4.14) vollständig überein, so dass sich auch
dieselbe induzierte Spannung ergibt.
In Abb. 4.6 ist gut zu erkennen, wie das magnetische Feld nur schwach
in den Raum außerhalb des Magnetbandes einwirkt. Das zeigt ein weiteres
Mal, wie wichtig ein kleiner Abstand der Lesespule zum Magnetband ist.
Wie wir schon in den Aufgaben M10 und M11∗ gesehen haben, sind die
magnetischen Feldlinien mit den Äquipotentiallinien Ax (y, z) identisch. Hier
zeigt sich der große Vorteil bei der Verwendung des Vektorpotentials zur
Berechnung ebener Magnetfelder. Das magnetische Skalarpotential dagegen
wäre bei einer räumlichen Problemstellung in der Regel die richtige Wahl,
weil dann das Vektorpotential aus mehreren Komponenten bestehen würde.
Aufgabe Q6 155

Abb. 4.6. Magnetische Feldlinien eines periodisch magnetisierten Bandes

Q6 Stromverteilung in einem mehradrigen Kabel

Gegeben ist ein Bündelleiter bestehend aus drei parallel auf der x-Achse im
gegenseitigen Abstand a angeordneten, unendlich langen Einzelleitern der
Radien r
a, Abb. 4.7a. Durch die parallel geschalteten Leiter fließe der
Strom i(t) = Iˆ cos ωt. Die unendlich lange Rückleitung am Ort x = b hat den
Radius 2r. Bestimme die Ströme in den Strängen des Bündelleiters.

a) y b)

l
ψ12 ψ13
r r r 2r

x
a a i2 i1 i3 i
b
a a
b

Abb. 4.7. (a) Anordnung der drei parallel geschalteten Einzelleiter und des Rück-
leiters auf der x-Achse. (b) Festlegung der Flussrichtungen bei der Anwendung des
Faradayschen Induktionsgesetzes
156 4. Quasistationäre Felder

Lösung: Wir wenden das Faradaysche Induktionsgesetz (4.1) auf die bei-
den in Abb. 4.7b angedeuteten Umläufe an, deren eingeschlossene Flächen
von den magnetischen Flüssen ψ12 und ψ13 durchsetzt werden

dψ12
E · ds = (i1 − i2 )R = −
S dt
 12 (4.16)
dψ13 l
E · ds = (i1 − i3 )R = − mit R = .
S13 dt κπr2
R ist dabei der Ohmsche Widerstand der Einzelleiter. Bei der Flussberech-
nung im Falle einer durch dünne Leiter begrenzten Fläche ergibt sich ein
praktisches Problem: Ersetzt man die Leiter durch Stromfäden auf der Leiter-
achse, so wird der Fluss durch die von diesen Stromfäden begrenzten Fläche
∗ ∗
unendlich groß. Daher berechnet man zunächst den Fluss ψ12 bzw. ψ13 durch
die von den realen Leitern (mit endlichem Radius r) nach innen begrenzte
Fläche. Das magnetische Feld im Leiter selbst bleibt dabei unberücksichtigt,
was (speziell bei Leitern mit hoher Permeabilität) nicht immer zulässig ist.
Den vernachlässigten Flussanteil kann man aber durch die in (3.20) definierte
innere Selbstinduktivität in Rechnung stellen, d.h. man schreibt
∗ ∗ µl
ψ12 = ψ12 + L0 (i1 − i2 ) , ψ13 = ψ13 + L0 (i1 − i3 ) mit L0 = ,

wobei µ = µ0 µr die Permeabilität der Leiter ist. Aus (4.16) wird dann
d dψ ∗
(i1 − i2 )R + L0 (i1 − i2 ) = − 12
dt dt (4.17)

d dψ13
(i1 − i3 )R + L0 (i1 − i3 ) = − .
dt dt
Da es sich um unendlich lange Leiter handelt, ermittelt man die magnetischen
∗ ∗
Flüsse ψ12 und ψ13 durch Bildung der Differenz der Vektorpotentiale am Ort
der einzelnen Leiter und erhält durch Superposition der aus (3.6b) folgenden
Beiträge
ψ12∗
µ0  r a a b
=− i1 ln + i2 ln + i3 ln − i ln −
l 2π R0 R0 R0 R0
r a 2a b+a
−i2 ln − i1 ln − i3 ln + i ln
R0 R0 R0 R0
µ0  a b+a
= (i1 − i2 ) ln + i3 ln 2 − i ln
2π r b

ψ13 µ0  r a a b
=− i1 ln + i2 ln + i3 ln − i ln −
l 2π R0 R0 R0 R0
r a 2a b−a
−i3 ln − i1 ln − i2 ln + i ln
R0 R0 R0 R0
µ0  a b−a
= (i1 − i3 ) ln + i2 ln 2 − i ln .
2π r b
Aufgabe Q6 157

Die jeweiligen Abstände in (3.6b) wurden hierbei wegen r


a immer zwi-
schen den Leitermittelpunkten angenommen.
Bei der vorliegenden Anordnung handelt es sich im Grunde genommen um
ein lineares Netzwerk. Es empfiehlt sich daher bei harmonischer Anregung des
Systems mit Phasoren (komplexen Zeigern) zu rechnen, d.h. wir schreiben
i(t) = Re{I e jωt } , in (t) = Re{In e jωt } , In = |In | e jϕn
mit n = 1, 2, 3. Ersetzt man also in (4.17) die zeitabhängigen Ströme durch
ihre Zeiger und die Zeitableitung durch den Faktor jω, so wird daraus
Z(I1 − I2 ) = −Z0 I3 + Z1 I , Z(I1 − I3 ) = −Z0 I2 + Z2 I ,
wobei zur Abkürzung die Impedanzen
 
µ0 l a
Z = R + jω L0 + ln
2π r
(4.18)
µ0 l µ0 l b±a
Z0 = jω ln 2 , Z1,2 = jω ln
2π 2π b
eingeführt wurden. Mit I = I1 + I2 + I3 erhält man so das Gleichungssystem
     
−2Z −Z + Z0 I2 Z1 − Z
· =I . (4.19)
−Z + Z0 −2Z I3 Z2 − Z
Nach Inversion liegen die Ströme I2 , I3 und damit auch I1 = I − I2 − I3 vor.
Als Spezialfall nehmen wir an, dass der Rückleiter unendlich weit ent-
fernt ist, b → ∞. Dann verschwinden die Impedanzen Z1 und Z2 und aus
Symmetriegründen ist I2 = I3 . Aus (4.19) folgt damit sofort
I2,3 Z I1 I2
= , =1−2
I 3Z − Z0 I I
oder nach Einsetzen der Impedanzen (4.18)

I2,3 µr (δS /r)2 + j(0.25µr + ln a/r) 2
= mit δS = ,
I 3µr (δS /r)2 + j(0.75µr + 3 ln a/r − ln 2) ωµκ
wobei die Skineindringtiefe (4.9) verwendet wurde.

1.4 15
−→

12
−→

1.3
˛ ˛
˛ I2 ˛ ϕ/ o
9
˛ ˛
˛ I1 ˛ 1.2
6

1.1
3

1.0 0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
r2 /δS2 −→ r2 /δS2 −→
Abb. 4.8. Betrag und Phase des Stromverhältnisses I2 /I1 für a/r = 5, µr = 1 und
bei unendlich weit entferntem Rückleiter
158 4. Quasistationäre Felder

Der Abb. 4.8 ist zu entnehmen, dass der Strom sich mit steigender Frequenz
ω ∼ r2 /δS2 ungleichmäßig über die Stränge des Bündelleiters verteilt. Bei ei-
nem Leiterradius von 1 cm und einer Frequenz von 50 Hz (d.h. δS = 1 cm für
Kupfer) führen die Außenleiter fast 40% mehr Strom als der Innenleiter. Dies
ist ein erster Hinweis auf das Phänomen der Stromverdrängung (Skineffekt).
Man kann nun einen Schritt weiter gehen und die Anzahl der Stränge des
Bündelleiters erhöhen. Man erhält so ein brauchbares Modell zur Beschrei-
bung eines bandförmigen Leiters. Auch hier ist dann zu erwarten, dass der
Strom mit steigender Frequenz zu den Leiterkanten hin verschoben wird.3

a) b)

Abb. 4.9. Verlauf der magnetischen Feldlinien. (a) ωt = 0. (b) ωt = π/2.

Abb. 4.9 zeigt schließlich noch den Verlauf der magnetischen Feldlinien, die
zu den Zeitpunkten ωt = 0 und ωt = π/2 aufgenommen wurden. Während im
Gleichstromfall das Feldbild natürlich zu allen Zeitpunkten identisch ist, stel-
len wir hier fest, dass für ωt = π/2 ein völlig anderer Feldverlauf auftritt. Dies
liegt daran, dass zu dieser Zeit die Außenleiter den Strom in die entgegen-
gesetzte Richtung wie der Innenleiter transportieren, da der Generatorstrom
gerade einen Nulldurchgang hat.

Q7 Induktionsofen

Ein leitendes Rohr mit Innenradius a und Außenradius b habe die Höhe h  b
und die Leitfähigkeit κ. Es soll erwärmt werden. Dies kann mit einer soge-
nannten Induktionsheizung erfolgen. Dazu wird das Rohr dem magnetischen
Wechselfeld einer langen Zylinderspule mit N vom Strom i(t) = Iˆ cos ωt
durchflossenen Windungen ausgesetzt, Abb. 4.10. Zu bestimmen ist der zeit-
liche Mittelwert der im leitenden Rohr entstehenden Verlustleistung.
3
Natürlich wird sich bei hohen Frequenzen der Skineffekt auch in jedem Einzellei-
ter bemerkbar machen. Dies wurde bei der vorliegenden Rechnung, bei der die
Stromdichte im Leiter ortsunabhängig angesetzt wurde, nicht berücksichtigt.
Aufgabe Q7 159

Hinweise: Aufgrund der Länge des Rohres darf angenommen werden, dass nur
eine z-Komponente der magnetischen Feldstärke existiert. Außerdem kann
das Feld außerhalb der Spule vernachlässigt werden.

µ0
κ
N Windungen
h

b
Abb. 4.10. Leitendes Rohr innerhalb
a einer langen wechselstromdurchflosse-
nen Spule

Lösung: Bei der folgenden Rechnung sind alle Feldgrößen als komplexe Zei-
ger aufzufassen. Der Zeitfaktor exp(jωt) wird unterdrückt. Im leitenden Be-
reich a ≤ ≤ b gilt die Helmholtz-Gleichung (4.8)
d2 Hz 1 dHz 2
∇2 Hz = + = k 2 Hz mit k 2 = jωµ0 κ = j
d 2 d δS2
für die voraussetzungsgemäß allein z-gerichtete magnetische Feldstärke. Da
es sich um die modifizierte Besselsche Differentialgleichung handelt, machen
wir den Lösungsansatz
Hz = A I0 (k ) + B K0 (k ) (4.20)
mit den modifizierten Bessel-Funktionen I0 und K0 . Das elektrische Feld
ergibt sich dann aus ∇ × H = κE zu
∂Hz k
κEϕ = − → Eϕ = − AI1 (k ) − BK1 (k ) . (4.21)
∂ κ
Im nicht leitenden Bereich 0 ≤ ≤ a herrscht ein homogenes Magnetfeld
Hz = C für ≤ a
und es stellt sich wegen ∇ × E = −jωB das in radiale Richtung linear an-
steigende elektrische Feld
1 ∂( Eϕ )
= −jωµ0 C → Eϕ = −jωµ0 C für ≤ a
∂ 2
160 4. Quasistationäre Felder

ein.4 Eine erste Bestimmungsgleichung für die noch unbekannten komplexen


Konstanten A, B, C erhalten wir aus der Forderung, dass das Magnetfeld auf
der Fläche = b gleich dem Magnetfeld der Spule sein muss
N Iˆ
A I0 (kb) + B K0 (kb) = . (4.22)
h
Zwei weitere Bestimmungsgleichungen ergeben sich aus der Stetigkeit des
magnetischen und elektrischen Feldes auf der Fläche = a
1
A I0 (ka) + B K0 (ka) = C , A I1 (ka) − B K1 (ka) = ka C. (4.23)
2
Aus (4.23) kann man zunächst C eliminieren
A {ka I0 (ka) − 2 I1 (ka)} = −B {ka K0 (ka) + 2 K1 (ka)}

ka K0 (ka) + 2 K1 (ka)
→ A = −B =: B/λ
ka I0 (ka) − 2 I1 (ka)
und mit (4.22) lauten die für das Feld im Rohr erforderlichen Konstanten
N Iˆ 1 N Iˆ λ
A= , B= (4.24)
h I0 (kb) + λ K0 (kb) h I0 (kb) + λ K0 (kb)
mit der Abkürzung
ka I0 (ka) − 2 I1 (ka)
λ=− .
ka K0 (ka) + 2 K1 (ka)
Zur Bestimmung des zeitlichen Mittelwertes der im leitenden Material auf-
tretenden Verlustleistung kann man von (2.10) ausgehen und anstelle von J
den Effektivwert der induzierten Stromdichte einsetzen. Es wäre dann eine
Integration über das Rohrvolumen erforderlich. Alternativ bietet sich jedoch
(4.10) für die Verlustberechnung an. Multipliziert man dort den Realteil des
komplexen Wechselstromwiderstandes mit dem Quadrat des Effektivwertes
des induzierten Stromes, so erhält man die gesuchte mittlere Verlustleistung
in der Form
 
1
P V = − Re (E × H ∗ ) · dO =
2
1 

= − Re − 2πah Eϕ Hz∗ =a + 2πbh Eϕ Hz∗ =b


2
aus dem elektromagnetischen Feld auf der Oberfläche des leitenden Volumens.
Nach Einsetzen von (4.20), (4.21) und (4.24) kann nun die Verlustleistung
in Abhängigkeit der Frequenz berechnet werden. Abb. 4.11 zeigt den Verlauf
in doppelt logarithmischer Darstellung. Deutlich ist zu erkennen, dass bei
kleinen Frequenzen bis etwa 200 Hz eine quadratische Abhängigkeit von der
4
Die Integrationskonstante wurde zu null gesetzt, weil das elektrische Feld auf der
Rotationsachse  = 0 verschwinden muss.
Aufgabe Q8 161

Frequenz vorliegt, während bei höheren Frequenzen die Verlustleistung pro-


portional der Wurzel aus der Frequenz ist. Bei kleinen Frequenzen kann man
das Feld der induzierten Wirbelströme vernachlässigen, sofern die Eindring-
tiefe δS deutlich größer als die Rohrdicke b − a ist. Bei hohen Frequenzen
macht sich der Skineffekt bemerkbar, d.h. die Wirbelströme fließen vorzugs-
weise in einer dünnen Schicht
√ auf der Oberfläche mit dem Oberflächenwider-
stand Rw = 1/(κδS ) ∼ ω.

10M
∼ f2
1M

100k √
∼ f
−→

10k a = 10 cm
b = 15 cm
PV h=1m
W 1k N = 200
Ieff = 100 A
100

10
10 100 1k 10k 100k 1M
f /Hz −→
Abb. 4.11. Zeitlicher Mittelwert der im leitenden Rohr umgesetzten Wirkleistung.
Die gestrichelt eingezeichneten Asymptoten geben das Verhalten bei niedrigen und
hohen Frequenzen wieder

Q8 Diffusion im leitenden Block (Laplace-Transformation)

Gegeben ist ein in z-Richtung sehr weit ausgedehnter, leitender Block mit der
Breite 2a und der Höhe h  a, Abb. 4.12. Der Leiter ist auf seiner Oberflä-
che mit einer einlagigen, dicht bewickelten Spule mit N Windungen versehen.
Die Spule wird vom Gleichstrom I0 durchflossen, der zum Zeitpunkt t = 0
schlagartig eingeschaltet wird.
Berechne den transienten Verlauf des magnetischen Feldes innerhalb des
Blockes mit Hilfe der Laplace-Transformation. Dabei soll das Magnetfeld
zunächst im Bildbereich der Laplace-Transformation gefunden und an-
schließend mittels des komplexen Umkehrintegrals in den Zeitbereich trans-
formiert werden.
162 4. Quasistationäre Felder

a) y b)
i(t)
i(t)

µ, κ
I0
a

x t

Abb. 4.12. (a) Leitender Block mit dicht bewickelter Spule auf seiner Oberfläche.
(b) Zeitlicher Verlauf des Spulenstromes

Lösung: Eine zeitabhängige Funktion f (t) lässt sich bekanntlich mit Hilfe
der Laplace-Transformation
 ∞
L {f (t)} = f (t) e−st dt (4.25)
0
in den Bildbereich der Variablen s transformieren. Mit dem Differentiations-
satz
 
df (t)
L = s L {f (t)} − f (t = 0) (4.26)
dt
wird damit aus der Diffusionsgleichung (4.7) die inhomogene Helmholtz-
Gleichung
0 1
∇2 L {H} = κµ s L {H} − H(r, t = 0) (4.27)
für das magnetische Feld im Bildbereich der Variablen s. Die großen Abmes-
sungen des leitenden Blockes in y- und z-Richtung führen auf ein vorzugsweise
y-gerichtetes Magnetfeld, das annähernd nur von der Koordinate x abhängen
wird
H(r, t) ≈ H(x, t) ey .
Ferner muss nach der Lenzschen Regel die Anfangsbedingung H(x, t = 0) = 0
gelten und aus der inhomogenen Helmholtz-Gleichung (4.27) wird die ho-
mogene gewöhnliche Differentialgleichung
d2 H̃ sτ
2
− 2 H̃(x) = 0 , H̃(x) = L {H(x, t)} , τ = κµa2
dx a
mit der bezüglich der Symmetrie der Anordnung angemessenen Lösung

H̃(x) = A cosh( sτ x/a) .
Zur Abkürzung wurde die Diffusionszeitkonstante τ eingeführt. Da die strom-
durchflossene Spule als zeitabhängiger Flächenstrom J F (t) = N i(t)/h aufge-
fasst werden kann und außerhalb der Spule das Magnetfeld vernachlässigbar
ist, folgt aus (3.15) die Randbedingung
Aufgabe Q8 163

N i(t) N I0 1
H(x = a, t) = → H̃(x = a) = ,
h h s
aus der wir die Konstante A bestimmen können. Das transformierte Magnet-
feld lautet also

N I0 cosh( sτ x/a)
H̃(x) = √ .
h s cosh( sτ )
Um die Lösung im Zeitbereich zu erhalten, muss das komplexe Integral
 γ+j ∞ √
N I0 1 st cosh( sτ x/a)
H(x, t) = e √ ds (4.28)
h 2πj γ−j ∞ s cosh( sτ )
gelöst werden. Dies geschieht üblicherweise dadurch, dass der Integrationsweg
über einen Halbkreis mit unendlichem Radius so geschlossen wird, dass der
Halbkreis die negative reelle Achse schneidet. Sein Beitrag zum geschlossenen
Umlaufintegral verschwindet nach dem Jordanschen Lemma, so dass das
gesuchte Integral (4.28) durch die Summe der Residuen gegeben ist. Der
Integrand weist Polstellen an den Orten
√ π u2n
s0 = 0 , = ±j un
sn τ = ±j(2n − 1) → sn = −
2 τ
auf, so dass sich daraus die Residuen

st cosh( sτ x/a)
lim s e √ =1 (4.29)
s→s0 s cosh( sτ )
bzw.

cosh( sτ x/a)
lim (s − sn ) e st √ =
s→sn s cosh( sτ )
cos(un x/a) sn t s − sn
= e lim √ =
sn s→sn cosh( sτ )

cos(un x/a) sn t 2 s
= e lim √ √ =
sn s→sn κµ a sinh( sτ )
cos(un x/a) −u2n t/τ
= −2 e (4.30)
un sin un
ergeben. Hierbei wurden die L’ Hospitalsche Grenzwertregel sowie die
Identitäten cosh jx = cos x und sinh jx = j sin x verwendet. Summiert man
schließlich die gefundenen Residuen (4.29) und (4.30), so ergibt sich aus (4.28)
das zeitabhängige Magnetfeld
 ∞

N I0
n−1 cos(un x/a) −u2n t/τ
H(x, t) = 1−2 (−1) e . (4.31)
h n=1
un
Abschließend überprüfen wir noch, ob das Ergebnis der Anfangsbedingung
H(x, t = 0) = 0 genügt. Zum Zeitpunkt t = 0 lässt sich nämlich die Summe
in (4.31) geschlossen auswerten5
5
siehe z.B. [Gradshteyn] 1.442, 4
164 4. Quasistationäre Felder


(−1)n−1 (2n − 1)πx π
cos = für 0 ≤ x ≤ a
n=1
2n − 1 2a 4
und nach Einsetzen folgt, dass die Anfangsbedingung tatsächlich erfüllt ist.

Q9 Diffusion im leitenden Block (Bernoulliansatz)

Löse die Aufg. Q8 noch einmal unter Verwendung des Produktansatzes von
Bernoulli.
Lösung: Mit dem Produktansatz von Bernoulli wird aus der Diffusions-
gleichung (4.7)
1 d2 X κµ dT
H(x, t) = X(x) · T (t) →= = −p2 ,
X dx2 T dt
wobei p die an dieser Stelle noch unbekannte Separationskonstante ist. Die
Lösungen der so separierten gewöhnlichen Differentialgleichungen lauten

A0 + B0 x für p = 0
X(x) =
Ap cos px + Bp sin px für p = 0 (4.32)
2
T (t) = e−(pa) t/τ
, τ = κµa2 ,
wobei aufgrund der Symmetrie der Anordnung B0 = Bp = 0 gesetzt werden
kann. Der allgemeine Lösungsansatz entsteht daraus durch Summation über
alle möglichen Werte der Separationskonstanten p
 
N I0  2

H(x, t) = 1+ Ap cos px e−(pa) t/τ . (4.33)
h  
p=0

Man beachte, dass der zu p = 0 gehörende Lösungsanteil das Magnetfeld für


t → ∞ beschreibt, welches dem Feld der Spule N I0 /h nach Abklingen des
sekundären Feldes der induzierten Wirbelströme entspricht. Aus der Rand-
bedingung H(x = a − 0, t > 0) = N I0 /h ergeben sich zunächst die Separati-
onskonstanten
π un
p = (2n − 1) =
2a a
und aus der Anfangsbedingung H(x, t = 0) = 0 folgt

un x
An cos = −1 für 0 ≤ x ≤ a . (4.34)
n=1
a

Zur Bestimmung der Konstanten An in (4.34) führen wir eine Fourier-


Analyse durch. Dazu werden beide Seiten von (4.34) mit cos(um x/a) multi-
pliziert und über den Bereich 0 ≤ x ≤ a integriert
Aufgabe Q10∗ 165


a a
un x um x um x a
An cos cos dx = − cos dx = (−1)m .
n=1
a a a u m
0 0
! "# $
n
δm a/2
Dann sind also die Konstanten An = 2(−1)n /un bekannt und wir erhalten
nach Einsetzen in den Ansatz (4.33) das Resultat
 ∞

N I0
n−1 cos(un x/a) −u2n t/τ
H(x, t) = 1−2 (−1) e ,
h n=1
un

was natürlich mit (4.31) übereinstimmt. Abb. 4.13 zeigt schließlich zur Ver-
anschaulichung des Ergebisses den räumlichen und zeitlichen Verlauf des be-
trachteten Diffusionsvorganges.

H/H0
0,75

0,5

1
0,25
0,75
0 0,5
−→

0,25
0,5 0,25 t/τ Abb. 4.13. Magnetfeld
x/a − 0,75 im leitenden Block als
→ Funktion von Ort und
1 Zeit

Q10∗ Leitende Platten im transienten Magnetfeld

In den Bereichen −b < x < −a und a < x < b befinden sich zwei sehr weit
ausgedehnte, leitende Platten. Die Platten haben die Leitfähigkeit κ und die
Permeabilität µ0 , Abb. 4.14. Von außen wirke ein homogenes y-gerichtetes
magnetisches Feld H0 ein, welches zum Zeitpunkt t = 0 abgeschaltet wird.
166 4. Quasistationäre Felder

a) Diskutiere die physikalischen Konsequenzen, die das Abschalten des Ma-


gnetfeldes nach sich zieht.
b) Bestimme unter Vernachlässigung der Randeffekte an den Kanten der
Platten das magnetische Feld im gesamten Raum für t > 0.
Hinweise: Im Bereich der leitenden Platten ist die Diffusionsgleichung zu
lösen. Aufgrund der großen Abmessungen wird die magnetische Feldstärke
dabei nur von der Koordinate x abhängen. Im Bereich zwischen den Platten
setze man ein homogenes magnetisches Feld mit der gleichen Zeitabhängigkeit
wie im Bereich der leitenden Platten an.

y
H0 H0

Abb. 4.14. Anordnung der


−b −a a b x zwei leitenden, unmagne-
tischen Platten im karte-
µ0 µ0 sischen Koordinatensystem.
κ κ Die Platten sind einem ho-
mogenen Magnetfeld ausge-
setzt, das zum Zeitpunkt
t = 0 abgeschaltet wird

Lösung:
a) Beim Abschalten des äußeren Magnetfeldes passiert physikalisch folgen-
des: In den Platten werden Ströme in z-Richtung induziert. Zum Zeitpunkt
t = 0 fließen sie als Flächenstrombeläge auf den Flächen x = ±b. Der Flä-
chenstrom am Ort x = +b fließt dabei in negative z-Richtung, während der
Flächenstrom am Ort x = −b entgegengesetzt fließt. Die Ströme versuchen
nach der Lenzschen Regel das magnetische Feld im Bereich |x| < b aufrecht-
zuerhalten. Das gelingt ihnen mit fortschreitender Zeit immer schlechter, da
ein Diffusionsprozess einsetzt, bei dem sich die Flächenströme über die lei-
tenden Platten verteilen und dabei in ihrer Stärke nachlassen bis für t → ∞
der gesamte Raum feldfrei ist.
b) Bei Vernachlässigung der Randeffekte stellt sich im leitenden Bereich
der Anordnung ein magnetisches Feld H = H(x, t) ey ein, welches nur von
der Koordinate x und der Zeit t abhängig ist und die Diffusionsgleichung
(4.7) erfüllt. Die Separation dieser Gleichung mit Hilfe des Produktansatzes
H(x, t) = X(x) · T (t) führt auf die Lösungsfunktionen (4.32) und damit auf
den allgemeinen Ansatz
Aufgabe Q10∗ 167

2
H(x, t) = A0 + B0 x + (Ap cos px + Bp sin px) e−(pa) t/τ

p=0

mit der Zeitkonstanten


τ = µ0 κa2 .
Da das magnetische Feld zu allen Zeiten t > 0 am Ort x = b und für t → ∞
im gesamten Bereich verschwindet, lässt sich der Ansatz reduzieren
2
H(x, t) = Cp sin p(x − b) e−(pa) t/τ , a ≤ x ≤ b . (4.35)
p=0

Wegen ∇ × H = κE ist mit diesem Magnetfeld ein z-gerichtetes elektrisches


Feld E = E(x, t) ez verbunden
∂H 1 2
= κ E → E(x, t) = p Cp cos p(x − b) e−(pa) t/τ . (4.36)
∂x κ
p=0

Im nichtleitenden Bereich 0 ≤ x ≤ a stellt sich hingegen ein homogenes y-


gerichtetes Magnetfeld ein
2
Hi (t) = Dp e−(pa) t/τ , x ≤ a . (4.37)
p=0

Das damit einhergegende elektrische Feld im nichtleitenden Bereich folgt aus


∇ × E = −∂B/∂t durch Integration6
∂Ei ∂Hi 1 2
= µ0 → Ei (x, t) = −x Dp p2 e−(pa) t/τ . (4.38)
∂x ∂t κ
p=0

Zur Bestimmung der Separationskonstanten p wird die Stetigkeit des elek-


tromagnetischen Feldes an der Bereichsgrenze x = a gefordert
H(x = a, t) = Hi (t) , E(x = a, t) = Ei (x = a, t) .
Setzt man die Felder (4.35), (4.36), (4.37) und (4.38) ein, so ergeben sich die
beiden linearen Gleichungen
Cp sin p(a − b) = Dp , Cp cos p(a − b) = −pa Dp ,
nach deren Division die transzendente Gleichung
cot pd = pa , d=b−a (4.39)
für die gesuchten Separationskonstanten entsteht. Diese lässt sich z.B. gra-
fisch lösen, indem man die Schnittpunkte der Funktion cot pd mit der Ge-
raden pa ermittelt, Abb. 4.15. Für den Spezialfall a = 0, d.h. wenn aus den
beiden Platten eine einzige Platte mit doppelter Dicke wird, ist die Lösung
der Gleichung (4.39) einfach
6
Die im Prinzip mögliche Integrationskonstante entfällt, da das elektrische Feld
eine ungerade Funktion des Ortes sein muss.
168 4. Quasistationäre Felder

(2n − 1)π
pn = , n = 1, 2, 3, . . . .
2b
Diese Werte kann man dann als Startwerte verwenden, um die Separati-
onskonstanten im Falle a = 0 numerisch z.B. mit dem Newton-Verfahren
aufzufinden.

p4
p3

p2
p1

Abb. 4.15. Grafische


Bestimmung der Sepa-
rationskonstanten p aus
der transzendenten Glei-
chung (4.39) bei einem
Abmessungsverhältnis
0 pa −→ 20 von b/a = 1.5

Wie man sieht, gibt es unendlich viele diskrete Separationskonstanten, die von
nun an als pn , mit n = 1, 2, 3, . . ., bezeichnet werden. Ebenso schreiben wir
für die Konstanten Cp = Cn , Dp = Dn und fassen die magnetischen Felder
(4.35) und (4.37) in der Form

2
H(x, t) = Cn Sn (x) e−(pn a) t/τ
(4.40)
n=1

mit Hilfe der abschnittsweise definierten Funktion



sin pn (x − b) für a ≤ x ≤ b
Sn (x) = (4.41)
sin pn (a − b) für 0 ≤ x ≤ a
zusammen. Zur Bestimmung der Konstanten Cp = Cn ziehen wir die bei der
physikalischen Diskussion gefundene Anfangsbedingung


H(x, t = +0) = H0 → Cn Sn (x) = H0 (4.42)
n=1

heran, nach der das Feld im Bereich 0 ≤ x < b unmittelbar nach dem Ab-
schalten immer noch den Wert des äußeren Magnetfeldes hat. Um daraus die
Konstanten Cn zu gewinnen, wird eine Orthogonalentwicklung erforderlich.
Wir multiplizieren dazu die Anfangsbedingung (4.42) beidseitig mit Sm (x)
und integrieren über den Bereich 0 ≤ x ≤ b
Aufgabe Q10∗ 169


b b
Cn Sn (x) Sm (x) dx = H0 Sm (x) dx . (4.43)
n=1 0 0

Das Integral auf der linken Seite von (4.43) wird zu7
b
Sn (x) Sm (x) dx = a sin pn d sin pm d +
0
b
+ sin pn (x − b) sin pm (x − b) dx
a

b
mit sin pn (x − b) sin pm (x − b) dx =
a

 d 1

 2 − 4p sin 2pn d für pn = pm
n
=
 pm sin pn d cos pm d − pn cos pn d sin pm d

 für pn = pm .
p2n − p2m
Berücksichtigt man noch die Bestimmungsgleichung für die Separationskon-
stanten (4.39), so zeigt sich, dass das Integral für pn = pm verschwindet
b  
b a
Sn (x) Sm (x) dx = − cos2 pn d n
δm ,
2 2
0

d.h. die Funktionen Sn (x) in (4.41) sind orthogonal. Mit dem Integral auf
der rechten Seite von (4.43)
b b
1
Sn (x) dx = a sin pn (a − b) + sin pn (x − b) dx = −
pn
0 a

erhält man schließlich die gesuchten Konstanten


1 1
Cn = −2H0 ,
pn b − a cos2 pn d
womit dann das magnetische Feld (4.40) vollständig bekannt ist. In Abb. 4.16
wurde der Verlauf der magnetischen und elektrischen Feldstärke zu verschie-
denen Zeitpunkten dargestellt. Wie man sieht, sind die Felder am Übergang
x = a stetig, was ein sicherer Hinweis darauf ist, dass die transzendente Ei-
genwertgleichung (4.39) numerisch korrekt gelöst wurde. Im Gegensatz zum
Magnetfeld, das am Ort x = a einen Knick aufweist, ist das elektrische Feld
überall stetig differenzierbar.
7
siehe z.B. [Bronstein] Integrale Nr. 275 und 305
170 4. Quasistationäre Felder

1 0
H/H0 0.5 0.01 E/E0
−1
0.8 0.5
0.1 1 2
0.1
−2
0.6
1

−3
0.4
t/τ = 2 −4

0.2 0.01
−5

0 −6
0 0.4 0.8 1.2 1.6 2 0 0.4 0.8 1.2 1.6 2
x/a −→ x/a −→
Abb. 4.16. Magnetische und elektrische Feldstärke zu verschiedenen Zeitpunkten
mit E0 = H0 /(κa), τ = µ0 κa2 und für b/a = 2

Q11 Abschirmung durch leitende Kugelschalen

In der Hochfrequenztechnik werden Spulen von den metallischen Wänden


eines Spulentopfes umgeben. Einerseits will man dadurch die Spule vor äuße-
ren Feldern schützen und außerdem soll die übrige Schaltung nicht vom Feld
der Spule beeinflusst werden. Für den nach außen und innen abschirmenden
Effekt sind die im Spulentopf induzierten Wirbelströme verantwortlich. Die
Abschirmung wird in der Regel durch geschlossene Metallzylinder realisiert.
Dies erschwert allerdings die quantitative Analyse des Effektes. Man kann
aber statt dessen auch eine Hohlkugel gleicher Wandstärke betrachten, Abb.
4.17. Es erhebt sich dann die Frage nach dem Radius dieser Kugel. Bedenkt
man, dass der Hauptteil der induzierten Wirbelströme in der Mitte des Zy-
lindermantels fließt und damit der Zylinderradius und nicht seine Höhe den
entscheidenden geometrischen Einfluss haben wird, so wird klar, dass die
Ersatzkugel zweckmäßigerweise den Radius des Zylinders haben sollte. Ziel
dieser und der folgenden Übung soll sein, sowohl die Abschirmung von außen
einwirkender Magnetfelder als auch die Abschwächung des Spulenfeldes nach
außen hin zu untersuchen.
Zur Bestimmung der Abschirmung von außen einwirkender Felder sei die
Kugel mit dem Radius R und der Wandstärke d
R einem homogenen Ma-
gnetfeld mit der Zeitabhängigkeit

0 für t < 0
a) H = ez H0 bzw. b) H = ez H0 cos ωt
1 für t ≥ 0
Aufgabe Q11 171

ausgesetzt. Der gesamte Raum habe die konstante Permeabilität µ0 . Man


bestimme die magnetische Feldstärke innerhalb der Kugel.

z
ϑ
P
Spule
r
d
l
R

κ, µ0 a

Abb. 4.17. HF-Spule in einem lei-


tenden Spulentopf, der durch ei-
ne dünnwandige, leitende Hohlkugel
Spulenkapsel ersetzt werden soll

Lösung: Da im Rahmen der durchzuführenden quasistationären Feldberech-


nung Verschiebungsströme vernachlässigt werden, ist das magnetische Feld
im nichtleitenden Bereich wirbelfrei und folglich durch ein magnetisches Ska-
larpotential mit H = −∇φm darstellbar. φm erfüllt dabei die Laplace-
Gleichung in Kugelkoordinaten und aufgrund der Rotationssymmetrie der
Anordnung gilt der allgemeine Lösungsansatz (1.70). Wir gehen zunächst
ähnlich wie in Aufg. M13 vor und betrachten das primäre Potential des un-
gestörten homogenen Feldes

m = −H0 f (t) z = −H0 f (t) r cos ϑ = −H0 f (t) r P1 (cos ϑ) .


φ(p) 1

Der Zeitverlauf des anregenden Magnetfeldes wurde durch die Funktion f (t)
(p)
beschrieben. Wie man sieht, enthält das Potential φm nur das Glied n = 1
der allgemeinen Lösungssumme (1.70). Also darf aufgrund der zu erfüllenden
Stetigkeitsbedingungen erwartet werden, dass auch das sekundäre Potential
infolge der induzierten Wirbelströme nur das Glied n = 1 aufweisen wird und
wir können den reduzierten Ansatz

 R2
−H0 f (t) r + C(t) für r > R + d
φm (r, ϑ, t) = cos ϑ r2

 D(t) r für r < R
R
aufstellen, der bereits ein endliches Potential im Kugelmittelpunkt r = 0 ga-
rantiert und außerdem sicherstellt, dass für r → ∞ das sekundäre Feld der
Wirbelströme verschwindet.
172 4. Quasistationäre Felder

Zur Bestimmung der noch unbekannten zeitabhängigen Koeffizienten C(t)


und D(t) machen wir von den Stetigkeitsbedingungen (3.15) Gebrauch, wobei
die in der dünnen Kugelschale induzierten Wirbelströme als Flächenstrom
JF (ϑ, t) aufgefasst werden können. Es muss also gelten
 
∂φm  ∂φm  C(t) D(t)
= → −H0 f (t) − 2 = (4.44)
∂r r=R+0 ∂r r=R−0 R R
 
1 ∂φm (R − 0, ϑ, t) ∂φm (R + 0, ϑ, t)
− = JF (ϑ, t)
R ∂ϑ ∂ϑ

C(t) D(t) JF (ϑ, t)


→ H0 f (t) − + =− . (4.45)
R R sin ϑ
Die Bedingungen (4.44) und (4.45) müssen für jeden Winkel ϑ erfüllt sein.
Folglich wird die induzierte Flächenstromdichte die Winkelabhängigkeit
JF (ϑ, t) = JF 0 (t) sin ϑ
mit der noch unbekannten zeitabhängigen Amplitude JF 0 (t) aufweisen. Da
damit insgesamt drei unbekannte Größen auftreten, benötigen wir eine drit-
te Bestimmungsgleichung. Bisher wurde das Faradaysche Induktionsgesetz
noch nicht berücksichtigt. Wir wenden zunächst die integrale Form (4.1) auf
den in Abb. 4.18 gekennzeichneten ringförmigen Integrationspfad an.

z
F ψm

Integrationspfad

R ϑ
Abb. 4.18. Zur Anwendung der inte-
R sin ϑ gralen Form des Faradayschen Induk-
tionsgesetzes

Mit κE = J F /d und ds = eϕ R sin ϑ dϕ wird aus dem Umlaufintegral in (4.1)



2πR
E · ds = JF 0 (t) sin2 ϑ
κd
und der magnetische Fluss durch die in Abb. 4.18 angedeutete Kugelkappen-
fläche F ist mit dF = er R2 sin ϑ dϑ dϕ
 ϑ
ψm = B · dF = −2πRµ0 D(t) cos ϑ sin ϑ dϑ = −πRµ0 D(t) sin2 ϑ .
F
0
Aufgabe Q11 173

Damit haben wir die noch fehlende dritte Bestimmungsgleichung gefunden


κµ0 d dD
JF 0 (t) = . (4.46)
2 dt
Alternativ kann man auch die differentielle Form des Induktionsgesetzes (4.6)
innerhalb der leitenden Kugelschale verwenden
JF 0 (t) 1 ∂(sin2 ϑ) ∂Hr (R, ϑ, t)
(∇ × E)r = = −µ0
κd R sin ϑ ∂ϑ ∂t
Einsetzen von Hr (R, ϑ, t) = − cos ϑ D(t)/R führt dann wieder auf (4.46). Aus
(4.44), (4.45) und (4.46) ergibt sich für D(t) die Differentialgleichung
dD(t) 1
D(t) + τ = −RH0 f (t) mit τ = κµ0 Rd , (4.47)
dt 3
die wir nun für die beiden in der Aufgabenstellung vorgegebenen Zeitverläufe
lösen.
a) Wird das äußere Feld zum Zeitpunkt t = 0 eingeschaltet, so kann die
Lösung der Differentialgleichung (4.47) aus einem partikulären und einem
homogenen Anteil zusammengesetzt werden
D(t) = D(h) + D(p) = E e−t/τ − RH0 ,
wobei die Konstante E aus der Anfangsbedingung H(r < R, ϑ, t = 0) = 0
folgt. Die zum Zeitpunkt t = 0 in der Kugelschale induzierten Wirbelströme
wirken also nach der Lenzschen Regel ihrer Ursache in der Weise entgegen,
dass ihr sekundäres Magnetfeld das gerade eingeschaltete primäre für r < R
kompensiert. Damit ergibt sich im Innenraum das homogene Feld
' (
H = H0 1 − e−t/τ ez .

b) Bei einem zeitharmonischen äußeren Feld braucht in (4.47) nur die Zeit-
ableitung durch jω ersetzt zu werden und alle Feldgrößen sind als Phasoren
aufzufassen. Die Differentialgleichung (4.47) vereinfacht sich dann zu

RH0 2 Rd 2
D=− mit λ = und δS = .
1 + jλ 3 δS2 ωκµ0
Zur Abkürzung wurde der dimensionslose Parameter λ eingeführt, der alle
Geometrie- und Materialgrößen sowie die erregende Frequenz in sich verei-
nigt. Der Phasor des z-gerichteten Magnetfeldes im Innenraum lautet jetzt
H0
H(r < R) = ez = S H (p)
1 + jλ
mit dem Schirmfaktor S. Kupfer hat bei 50 Hz eine Skineindringtiefe δS
von etwa 1 cm. Nehmen wir also eine Kugelschale aus Kupfer mit 1 mm
Dicke und einem Radius von 10 cm und lassen ein Wechselfeld mit 100 Hz
einwirken, dann ist im Innern der Kugel noch 60% vom Betrag des äußeren
Feldes vorhanden. Bei einer Frequenz von 10 kHz sind es dagegen nur noch
174 4. Quasistationäre Felder

0.75%. Bei niedrigen Frequenzen ist die Abschirmung also wenig wirksam.
Hier würde man dann ferromagnetisches Material verwenden, siehe Aufg.
M13.

Q12 Schirmung einer HF-Spule

Eine vom Wechselstrom Iˆ cos ωt durchflossene Luftspule mit N Windungen,


dem mittleren Wicklungsradius a und der Länge l befinde sich innerhalb ei-
ner dünnwandigen, leitenden Hohlkugel mit dem Radius R, der Wandstärke
d
R sowie der Leitfähigkeit κ (siehe Aufg. Q11, Abb. 4.17). Das Außenfeld
der Spule darf ersatzweise durch das Feld eines äquivalenten magnetischen
Dipols ersetzt werden.
a) Berechne mit Hilfe des magnetischen Vektorpotentials das durch die lei-
tende Kugel im Außenraum abgeschwächte Feld der Spule.
b) Bestimme die durch die leitende Kugelhülle hervorgerufene zusätzliche
Spulenimpedanz ZK = RK + jω LK .
Lösung:
a) Da die Spule zeitlich harmonisch erregt sein soll, wird die folgende Rech-
nung mit Phasoren durchgeführt, wobei der allen Feldgrößen gemeinsame
Faktor exp (jωt) unterdrückt wird.
Wir ordnen der Spule das magnetische Dipolmoment pm zu, das aus den
bekannten Spulendaten in der Form
pm = πa2 N Iˆ ez
gegeben ist. Dieses Dipolmoment verursacht nach (3.6a) ein primäres Vek-
torpotential
µ0 pm × r µ0 pm sin ϑ
A(p) = = eϕ ,
4π r3 4π r2
das nur eine ϕ-Komponente aufweist. Wir machen uns nun einige Erkenntnis-
se aus Aufg. Q11 zunutze. Das primäre Vektorpotential gibt zunächst einmal
Anlass zu der Schlussfolgerung, dass sich in der Kugelhülle wieder eine sinus-
förmige Stromverteilung einstellen wird
JF (ϑ) = JF 0 sin ϑ .
Von einer solchen Stromverteilung wissen wir aber schon, dass ihr sekundäres
Magnetfeld im Innenraum homogen ist und im Außenraum ein Dipolfeld
darstellt. Daher setzen wir an

R2 /r2 für r ≥ R
(s)
A = eϕ C sin ϑ
r/R für r ≤ R .
In dieser Form ist die Stetigkeit des Potentials beim Durchgang durch die
Kugelhülle bereits gewährleistet. Das sprunghafte Verhalten der Tangential-
komponente der magnetischen Feldstärke nach (3.15)
Aufgabe Q12 175

(s) (s)
Hϑ (r = R + 0) − Hϑ (r = R − 0) = JF 0 sin ϑ
führt wegen
(s) 1 ∂ ' (s) (
B =∇×A → µ0 Hϑ = − rA
r ∂r
auf den Zusammenhang
1
2C + C = µ0 JF 0 R → µ0 JF 0 R .
C=
3
Die noch unbekannte Flächenstromdichte JF 0 erhalten wir aus dem Fara-
dayschen Induktionsgesetz (4.1) und dem Ohmschen Gesetz (2.4)
. /
∇ × E = −jω ∇ × A → JF (ϑ) = −jωκd A(p) (R, ϑ) + A(s) (R, ϑ)
zu
'µ p ( −j pm d 1
0 m
JF 0 = −jωκd + C → JF 0 =
4π R2 2πR2 δS2 1 + j λ
und die Konstante C lautet
µ0 pm j λ 2 Rd
C=− mit λ= .
4πR2 1 + j λ 3 δS2
Die Skineindringtiefe δS und den Parameter λ hatten wir bereits in Aufg. Q11
eingeführt. Im Außenraum der Kugel stellt sich damit ein um den Schirm-
faktor S reduziertes Magnetfeld ein
1
H(r > R) = H (p) = S H (p) .
1 + jλ
b) Das durch die Wirbelströme in der leitenden Hülle hervorgerufene homo-
gene Magnetfeld treibt einen zusätzlichen Fluss durch die abzuschirmende
Spule, dessen zeitliche Änderung gerade die gesuchte Zusatzimpedanz defi-
niert
(RK + jω LK )Iˆ = jω µ0 π a2 Hz(s) N .
Das sekundäre Magnetfeld innerhalb der Abschirmung ist mit = r sin ϑ
1 ∂( A(s) ) 2C
µ0 Hz(s) = → µ0 Hz(s) =
∂ R
und damit die Impedanz

2 2 1 jλ
(RK + jω LK ) = −j ω πa2 N 2 µ0 2
.
R 4πR 1 + j λ
Schließlich führen wir noch das Kugelvolumen VK = (4/3)πR3 sowie die mitt-
lere Spulenfläche F = πa2 ein und zerlegen nach Real- und Imaginärteil
4 1 (N F )2 λ 2 (N F )2 λ2
RK = 2 , LK = −µ0 .
3 κδS VK 1 + λ2 3 VK 1 + λ 2
176 4. Quasistationäre Felder

Der Verlustwiderstand ist, wie es sein muss, positiv. Die Gesamtinduktivität


als Summe der ungestörten Selbstinduktivität L0 und der Zusatzinduktivität
LK verringert sich durch den Einfluss der Kugelhülle. Auch dies ist nach der
Lenzschen Regel sofort plausibel.

Q13 Dünnwandiger Rechteckzylinder im homogenen,


magnetischen Wechselfeld
Gegeben ist ein unendlich langer, dünnwandiger, leitender Hohlzylinder mit
den Kantenlängen 2a und 2b sowie der Wandstärke d
a, b, Abb. 4.19. Be-
stimme die magnetische Feldstärke innerhalb des Zylinders, wenn dieser ei-
nem ursprünglich homogenen, quasistationären magnetischen Wechselfeld der
Stärke H 0 = ez H0 cos ωt ausgesetzt wird. Der gesamte Raum habe die kon-
stante Permeabilität µ0 . Verschiebungsströme dürfen vernachlässigt werden.
Außerdem soll die Skineindringtiefe sehr viel größer als die Leiterdicke sein.

y
H
2b
x
2a
κ, µ0 Abb. 4.19. Metallischer Rechteckzylinder
kleiner Wandstärke parallel zu einem ho-
mogenen, magnetischen Wechselfeld

Lösung: Die wirbelstromdurchflossene Bewandung verhält sich analog zu


einer stromdurchflossenen, unendlich langen Spule. Von einer solchen wis-
sen wir, dass sie in ihrem Inneren ein homogenes Feld erzeugt, während der
Außenraum feldfrei ist. Daher können wir davon ausgehen, dass auch bei
Anwesenheit des leitenden Rechteckzylinders im Außenraum die ungestörte
Feldstärke H0 herrscht, da das sekundäre Feld der Wirbelströme nur im In-
nenraum vorhanden ist. Dort stellt sich durch Überlagerung des primären
und sekundären Magnetfeldes das um den Schirmfaktor S geschwächte, orts-
unabhängige Feld
Hi = S H0
ein. Aufgrund der harmonischen Anregung stellen alle hier verwendeten Feld-
größen komplexe Zeiger dar, die wir mit dieser Festlegung nicht gesondert
kennzeichnen. Wegen der vorausgesetzt geringen Wandstärke fassen wir die
induzierte Wirbelstromdichte als Flächenstromdichte JF auf. Diese weist auf-
grund der Anregung keine z-Komponente auf. Den Zählpfeil der zirkulieren-
den Wirbelströme wählen wir im positiven Uhrzeigersinn. Mit dieser Verein-
barung folgt aus (3.15)
Aufgabe Q14∗ 177

H0 − Hi = H0 (1 − S) = JF . (4.48)
Da sowohl der Schirmfaktor als auch die induzierte Flächenstromdichte nicht
bekannt sind, benötigen wir eine weitere Gleichung. Es bietet sich an, das
Faradaysche Induktionsgesetz (4.1) in seiner integralen Form auf die Quer-
schnittsfläche F des Rechteckzylinders anzuwenden. Der Feldstärkeumlauf
geht dann durch die leitende Bewandung und wir erhalten mit Hinzunahme
des Ohmschen Gesetzes J = J F /d = κE
  
1 l
E · ds = J F · ds = JF = −jω B · dF = −jωµ0 Hi F
κd κd F

F
→ JF = jωκµ0 d S H0 . (4.49)
l
Nach Einsetzen von (4.49) in (4.48) ergibt sich der Schirmfaktor in der Form

1 2d F 2d ab 2
S= mit λ = 2 = 2 und δS = .
1 + jλ δS l δS a + b ωκµ0
Wie in den Aufgaben (Q11) und (Q12) ließ sich ein dimensionsloser Univer-
salparameter λ einführen, der alle Geometrie- und Materialgrößen sowie die
erregende Frequenz in sich vereinigt. Dies ist offensichtlich ein charakteristi-
sches Merkmal bei der Wirbelstromberechnung in dünnen Blechen.
Verfolgt man den Gang der Herleitung, so kann festgestellt werden, dass
das Ergebnis auch für anders geformte Zylinder verwendet werden darf. Es
braucht lediglich das Verhältnis aus Querschnittsfläche und Umfang F/l je-
weils neu berechnet zu werden.

Q14∗ Doppelleitung über einer leitenden Platte

Über einer dünnen leitenden Platte befinde sich in der Höhe h eine aus dünnen
Drähten bestehende Doppelleitung, Abb. 4.20. Der Abstand zwischen den
Strängen der Doppelleitung sei 2a
h.

i(t) 2a

h d

x Abb. 4.20. Anordnung der


h κ, µ0 leitenden Platte und der Dop-
pelleitungen im kartesischen
Messleitung Koordinatensystem

a) Bestimme den zeitlichen Verlauf des Vektorpotentials unter der Platte,


wenn zum Zeitpunkt t = 0 der Strom i(t) in der Doppelleitung vom Wert 0
178 4. Quasistationäre Felder

sprunghaft auf den konstanten Wert I0 ansteigt.


b) Welche Spannung wird dabei pro Längeneinheit in einer Messleitung in-
duziert, die im Abstand h unter der Platte angeordnet wird und ansonsten
die gleiche Gestalt wie die Doppelleitung oberhalb der Platte haben soll?
Lösung:
a) Das resultierende Vektorpotential wird in einen primären Anteil A(p) in-
folge der Doppelleitung im ansonsten ungestörten Raum sowie einen Beitrag
A(s) infolge der durch Induktion hervorgerufenen Wirbelstöme in der Form
0 1
A(x, y, t) = A(p) (x, y, t) + A(s) (x, y, t) ez

zerlegt. Für das primäre Potential gilt nach (3.6b) für t > 0
µ0 I0 (x + a)2 + (y − h)2 µ0 I0 1+u
A(p) (x, y) = − ln =− ln
4π (x − a) + (y − h)
2 2 4π 1−u
2xa 2xa
mit u= 2 ≈ 2 für a
h .
x + a2 + (y − h)2 x + (y − h)2
Wegen a
h können wir den Logarithmus näherungsweise als
1+u
ln ≈ 2u für |u|
1
1−u
schreiben, so dass das primäre Potential die etwas einfachere Gestalt
µ0 I0 a x
A(p) (x, y) ≈ − (4.50)
π x2 + (y − h)2
A(p) (x, y, t) = σ(t) A(p) (x, y)

annimmt. Infolge des durch die Sprungfunktion σ(t) beschriebenen Einschalt-


vorganges werden in der leitenden Platte z-gerichtete Wirbelströme induziert,
die wir, da die Platte dünn sein soll, als Flächenstromdichte JF auffassen
dürfen. Daraus folgt nach (3.15) ein unstetiges Verhalten der Tangentialkom-
ponente der magnetischen Feldstärke am Ort der Platte
. /
ey × H(x, y = +0) − H(x, y = −0) = ez JF .
Mit B = ∇ × A wird daraus unter Beachtung der Symmetrie des Vektorpo-
tentials der Wirbelströme A(s) zur Ebene y = 0

∂A(s) 
2 = µ0 JF . (4.51)
∂y y=−0
Aus dem Induktionsgesetz von Faraday folgt dagegen

∂(A(p) ) + A(s) )  1
−  = JF (4.52)
∂t y=0 κd
und nach Kombination der Gleichungen (4.51) und (4.52) erhält man schließ-
lich die Randbedingung
Aufgabe Q14∗ 179

 
∂(A(p) + A(s) )  2 ∂A(s) 
 =− . (4.53)
∂t y=0 κµ0 d ∂y y=−0
Da es sich hier um einen Einschaltvorgang handelt, bietet es sich an, die
Differentialgleichung (4.53) einer Laplace-Transformation zu unterziehen,
siehe (4.25). Nach Anwendung des Differentiationssatzes (4.26) lautet die
Randbedingung (4.53) dann im Bildbereich der Laplace-Transformation
, -
'   ( 2 ∂L A(s) 
s L A (p)
+L A (s)
=−  , (4.54)
y=0 κµ0 d ∂y 
y=−0

wobei nach der Lenzschen Regel angenommen wurde, dass der untere Halb-
raum unmittelbar nach dem Einschalten noch feldfrei ist
' (
A(p) + A(s) =0.
t=+0

Die Potentiale erfüllen die zweidimensionale Laplace-Gleichung in kartesi-


schen Koordinaten ∇2 A(p,s) (x, y) = 0, so dass der allgemeine Ansatz (1.49)
gültig ist. Damit das Potential für |y| → ∞ abklingt, verwenden wir anstel-
le der Hyperbelfunktionen Exponentialfunktionen und unter Beachtung der
Symmetrie zur Ebene x = 0 lassen sich die reduzierten Ansätze8

A(p) (x, y < 0, t) = σ(t) C(p) sin px e p(y−h) (4.55)
p

A(s) (x, y < 0, t) = D(p, t) sin px e py
p

oder nach Transformation


 1
L A(p) (x, y < 0, t) = C(p) sin px e p(y−h)
s p

L A(s) (x, y < 0, t) = E(p, s) sin px e py
p

aufstellen. Der Faktor 1/s im primären Potential stellt dabei die Laplace-
Transformatierte der Sprungfunktion σ(t) dar. Nach Einsetzen in die Rand-
bedingung (4.54) lassen sich die Konstanten des Potentials der Wirbelströme
durch die Konstanten des primären Potentials ausdrücken
1 2
E(p, s) = −C(p) e−ph mit η =
s+ηp κµ0 d
und das Potential der Wirbelströme lautet im Bildbereich der Laplace-
Transformation
8
Die Summe über die Separationskonstanten steht, wie schon in Aufg. E22 er-
wähnt, formal auch für eine Integration über p. Weil die Anordnung in x-Richtung
keine Begrenzung aufweist, liegen nämlich keine diskreten Werte für p vor, und
C(p) stellt eine kontinuierliches Spektrum dar. Dies ist aber für die weitere Rech-
nung ohne Bedeutung, da sich zeigen wird, dass C(p) nicht explizit ermittelt
werden muss.
180 4. Quasistationäre Felder

 1
L A(s) (x, y < 0, t) = − C(p) sin px e p(y−h) .
p
s+ηp
, −αt
- −1
Mit L e = (s + α) kommt man damit im Zeitbereich zu der Darstel-
lung

A(s) (x, y, t) = −σ(t) C(p) sin px e p(y−h−ηt) für y < 0 , (4.56)
p

die dieselbe prinzipielle Struktur wie das primäre Potential hat und man
findet durch Vergleich von (4.56) mit (4.55) den Zusammenhang
A(s) (x, y, t) = −σ(t) A(p) (x, y − ηt) für y < 0 .
Da das sekundäre Potential der Wirbelströme symmetrisch zur Ebene y = 0
ist, gilt schließlich für alle y
2
A(s) (x, y, t) = −σ(t) A(p) (x, −|y| − ηt) mit η = . (4.57)
κµ0 d
Dies ist ein bedeutsames Resultat, weil es einem gestattet für jede beliebige
erregende Anordnung mit dem primären Potential A(p) (x, y) das sekundäre
Potential der Wirbelströme durch die Substitution
y → −|y| − ηt
in A(p) (x, y) zu berechnen. Die Darstellung des primären Potentials durch
Lösungsfunktionen der Laplace-Gleichung diente dabei nur der Herleitung
von (4.57). Bei der praktischen Auswertung wird natürlich (4.50) verwendet,
d.h. C(p) braucht nicht explizit berechnet zu werden.
Bisher sind wir davon ausgegangen, dass das primäre Potential zum Zeit-
punkt t = 0 von null auf einen konstanten Wert angestiegen ist. Für den Fall
(p)
eines Potentialsprunges zum Zeitpunkt t = t0 vom Wert A1 auf den Wert
(p)
A2 lautet die Verallgemeinerung von (4.57)
A(s) (x, y, t) = −σ(t − t0 ) ∆A(p) (x, −|y| − η[t − t0 ])
(p) (p) 2 (4.58)
mit ∆A(p) (x, y) = A2 (x, y) − A1 (x, y) .
und η =
κµ0 d
Da man jeden zeitlichen Potentialverlauf in infinitesimale Elementarsprünge
zerlegen kann, bietet (4.58) die Möglichkeit, das Potential der Wirbelströme
bei beliebiger Zeitabhängigkeit des erregenden Feldes zu bestimmen. Wir
werden dies in Aufg. Q15∗ tun.
b) Das Vektorpotential unterhalb der Platte kann nun mit (4.50) und (4.57)
sofort angegeben werden
 
µ0 I0 a x x
A(x, y < 0, t) = −σ(t) − ,
π x2 + (y − h)2 x2 + (h − y + ηt)
2

woraus man wegen By = −∂A/∂x die magnetische Induktion am Ort der


Messleitung in der Form
Aufgabe Q15∗ 181

 
µ0 I0 a 1 1
By (x = 0, y = −h, t) = σ(t) − 2
4π h2 (h + ηt)
erhält. Nach dem Induktionsgesetz von Faraday wird dann die Spannung

dψ  ∂By 
Ui (t) = − m ≈ −2a
dt ∂t  x=0,y=−h

pro Längeneinheit induziert. Die Näherung ist hier wegen der vorausgesetzten
kleinen Abmessung 2a
h zulässig. Nach Durchführung der Differentiation
erhalten wir schließlich
1 I0 a2
Ui (t) = −U0 mit τ = κµ0 hd und U 0 = .
(1 + t/τ )3 κπ dh3
Die eingeführte Zeitkonstante τ gibt damit die Zeit an, nach welcher die
Spannung in der Messleitung auf 1/8 ihres Maximalwertes abgesunken ist,
Abb. 4.21.

0.8
−→

0.6
|Ui |
U0 0.4

0.2
Abb. 4.21. Zeitlicher
Verlauf der in der Mess-
0
0 0.4 0.8 1.2 1.6 2 leitung induzierten Span-
t/τ −→ nung

Q15∗ Bewegte Doppelleitung über einer leitenden Platte


(Levitation)

Eine Möglichkeit Magnetschwebebahnen zu realisieren ist die sogenannte


EDS-Technik (elektrodynamisches Schweben). Im Fahrzeug sind zu diesem
Zwecke gleichstromdurchflossene Spulen angebracht. Das Fahrzeug selbst be-
wegt sich dann z.B. über einem als leitende Platte ausgeführten Fahrweg.
Als Folge der Bewegung werden in diesem Wirbelströme induziert, die auf-
grund der Lenzschen Regel eine abhebende Kraft aber auch eine Bremskraft
verursachen. Die auftretenden Kräfte sollen in dieser Übung anhand eines
einfachen Modells analysiert werden, Abb. 4.22.
182 4. Quasistationäre Felder

y
2a
I v
h d

x Abb. 4.22. Anordnung der


µ0 , κ bewegten Doppelleitung und
der leitenden Platte im karte-
sischen Koordinatensystem

Im Abstand h über einer leitenden Platte der Dicke d


h bewege sich eine
unendlich lange Doppelleitung mit der Geschwindigkeit v. Sie besteht aus sehr
dünnen, vom Strom I durchflossenen Drähten, deren gegenseitiger Abstand
2a klein gegenüber der Höhe h sein soll. Zu bestimmen ist die abhebende und
die abbremsende Kraft auf die Doppelleitung.
Lösung: Aus Aufg. Q14∗ ist das primäre Vektorpotential einer ruhenden
Doppelleitung bekannt. Ersetzt man also in (4.50) die Koordinate x durch
x − vt, so lautet das Potential einer mit der Geschwindigkeit v bewegten
Doppelleitung
µ0 Ia x − vt
A(p) (x, y, t) ≈ − für a
h . (4.59)
π (x − vt)2 + (y − h)2
Den zeitlichen Verlauf des primären Potentials können wir uns nun aus klei-
nen Stufen zusammengesetzt vorstellen, Abb. 4.23, wobei das sekundäre Po-
tential infolge eines einzelnen Sprunges in (4.58) hergeleitet wurde.

∆t
A(p)
(p)
Ai+1
(p)
Ai

(k − i)∆t
Abb. 4.23. Stufenapproxi-
mation eines zeitlich beliebig
i∆t k∆t t variierenden Potentialverlaufs

Unter Berücksichtigung aller bis zum Zeitpunkt tk = k∆t stattgefundenen


Sprünge im primären Potential erhält man dann das sekundäre Potential im
unteren Halbraum y < 0 aus der allgemeinen Vorschrift (4.58) in Form der
Summe
Aufgabe Q15∗ 183


(p)
(p)

k
A(s) (x, y, tk ) = Ai x, y − η[tk − ti ] − Ai+1 x, y − η[tk − ti ] ,
i=−∞

oder nach Ersetzen von i durch k − i


∞ 
(p) (p)
A(s) (x, y, k∆t) = Ak−i (x, y − iη∆t) − Ak−i+1 (x, y − iη∆t) .
i=0

Jetzt kann der Grenzübergang ∆t → 0 durchgeführt werden. Mit



 
∆t → dt , k∆t → t , i∆t → t , →

und
(p) (p) A(p) (t = [k − i]∆t) − A(p) (t = [k − i + 1]∆t)
Ak−i − Ak−i+1 = ∆t
∆t
∂ (p) 
→ −∆t A (t − t )
∂t
erhält man die Darstellung
∞
∂ (p)
A (x, y, t) = −
(s)
A (x, y − ηt , t − t ) dt . (4.60)
∂t
0

Aus (4.59) ergibt sich die Ableitung


∂A(p) (x, y − ηt , t − t ) µ0 Iav (y − h − ηt )2 − (x − v[t − t ])2
= 0 12
∂t π
(x − v[t − t ])2 + (y − h − ηt )2

und die anschließende Integration9 über t in (4.60)


∞
µ0 Iav (y − h − ηt )2 − (x − v[t − t ])2 
0 12 dt =
π  
0 (x − v[t − t ]) + (y − h − ηt )
2 2

µ0 Ia 1 λ2 ξ + λ(y − h)
=− , (4.61)
π 1 + λ ξ 2 + (y − h)2
2

wobei zur Abkürzung


v κµ0 vd
ξ = x − vt und λ = =
η 2
gesetzt wurde. Unsere bisherigen Betrachtungen beschränkten sich auf den
unteren Halbraum y < 0. Da das Vektorpotential der induzierten Wirbelströ-
me A(s) jedoch symmetrisch zur Ebene y = 0 ist, braucht in (4.61) lediglich
y durch −|y| ersetzt zu werden und wir erhalten schließlich die im gesamten
Raum gültige Darstellung
9
siehe z.B. [Bronstein] Integrale Nr. 41, 45 und 48
184 4. Quasistationäre Felder

µ0 Ia 1 λ2 ξ − λ(|y| + h)
A(s) = .
π 1 + λ2 ξ 2 + (|y| + h)2
Bemerkenswert ist, dass Geschwindigkeit, Leitfähigkeit und Plattendicke nur
gemeinsam im Universalparameter λ vereinigt auftreten. Auf dieses für alle
Wirbelstromprobleme in dünnen Blechen typische Verhalten haben wir be-
reits in den Aufgaben Q12 und Q13 hingewiesen.
Für den Sonderfall λ → ∞, der entweder bei einer perfekt leitenden Platte
oder aber auch bei extrem hohen Geschwindigkeiten erreicht wird, lautet das
Potential der Wirbelströme
µ0 Ia ξ
A(s) = für λ → ∞ ,
π ξ 2 + (|y| + h)2
d.h. im unteren Halbraum verschwindet das Gesamtfeld und im oberen Halb-
raum entspricht das Feld der induzierten Wirbelströme dem Feld einer mit
dem Strom −I durchflossenen Doppelleitung am gespiegelten Ort y = −h.
Da nun das Feld der Anordnung bekannt ist, können auch die auf die
bewegte Doppelleitung einwirkenden Kräfte untersucht werden. Die Kraft
pro Längeneinheit im äußeren Feld B (s) ist nach (3.2)
0 1
K  = I ez × B (s) (x = vt − a, y = h) − B (s) (x = vt + a, y = h) .

Mit B (s) = ∇ × A(s) wird daraus


0 1
K  = I ∇ A(s) (x = vt − a, y = h) − A(s) (x = vt + a, y = h) . (4.62)

Die Gradientenbildung des Vektorpotentials der Wirbelströme ergibt



 µ0 Ia 1
∇A(s)  = (ex fx + ey fy )
y=h π 1 + λ2
mit
λ2 (4h2 − ξ 2 ) + 4λhξ λ(4h2 − ξ 2 ) − 4λ2 hξ
fx = , fy = .
(ξ 2 + 4h2 )2 (ξ 2 + 4h2 )2
Die in ξ geraden Anteile von fx und fy liefern beim Einsetzen in (4.62) keinen
Beitrag und es verbleibt
µ0 I 2 a2 −λ ex + λ2 ey
K ≈ für a
h . (4.63)
πh h2 1 + λ2
Erstaunlich ist die Kompaktheit der Kraftbeziehung (4.63) vor dem Hinter-
grund der doch recht anspruchsvollen Herleitung. Die Näherung a
h ist
keine wirkliche Einschränkung. Sie wurde nur deshalb eingeführt, um die
erforderliche Integration analytisch durchführen zu können. Nur so haben
wir dieses überschaubare Resultat für die Kraftwirkung erhalten und kön-
nen damit ohne großen Aufwand die Aussage machen, dass die Hubkraft
eine mit der Geschwindigkeit monoton ansteigende Funktion ist, während
die Bremskraft bis zum Parameter λ = 1 ansteigt und dann wieder abfällt.
Die in Abb. 4.24 dargestellten charakteristischen Kraftverläufe findet man im
Aufgabe Q15∗ 185

0.8
Ky /K0
0.6

0.4
Kx /K0
0.2 Abb. 4.24. Verlauf der
Hub- und Bremskraft auf
0 die Doppelleitung in Ab-
0 2 4 6 8 10 hängigkeit des Universalpa-
λ −→ rameters λ ∼ v

übrigen bei allen elektrodynamischen Schwebesystemen, unabhängig davon,


wie diese konstruktiv realisiert wurden.

a) b)

c)

Abb. 4.25. Verlauf der magneti-


schen Feldlinien. (a) λ = 0.1. (b)
λ = 1. (c) λ = 10

Den Feldbildern in Abb. 4.25 ist schließlich zu entnehmen, wie mit zuneh-
mender Geschwindigkeit der untere Halbraum durch die induzierten Wirbel-
ströme abgeschirmt wird.
186 4. Quasistationarc Fcldcr

Q16* Wirbelstromkanone

Dem in Aiifg. M12* berechneten rnagnetischen '\'\'^,nderfeld einer periodischen


Spulenanordnung wird n u n ein sehr langer, diinnwandiger Ilohlzylinder mit
dem Radius r < o. der Wandstarke ri <C r, der Leitfahigkeit K und der Per-
mcabililat (Uo ausgcscLzt, Abb. 4.26. Der k;itcndc Zylindcr bikJc iniL den Spu-
len eine konzentrische Anordnung und be\vege sich mit der Gesct«vindigkeit
V in positive 2-Iliclitung. Zu bestimmen ist die Kraft pro Langeneinlieit auf
den Hohlzylinder sowie die in i h m entstehenden Verliiste. Dabei soil nur die
Grundvvelle des erregenden Wanderfeldes beriieksiehtigt werden und Versehie-
bungsstrome diirfen ^^ernaclilassigt v/erden.

• • •• . • x x xx x x x x x x x x * • • • • • • • • •
I 1 •~iri p

{)- .k K,/'l>

xxxxxxxxxxxxj xxxxxxxxxxxx
A b b . 4.26. Diinnwandiger, leitender kfohlzylinder irinerlialb der periodisclieri Spu-
lenanordnung von Abb. 3.24

L o s u n g : In Aufg. M12* wurde bereits das erregende Feld der Spulen berech-
net. Wir verwenden bier nur die (irundwebe, d.h. das d i e d n = 1 der L6-
sungssunime (3.55). E s handelt sich dann u m eine harnionische Anregung mit
der kYequenz uj, so dass ab jetzt alle J^'eldgrofien als komplexe Zeiger aufzufas-
sen sind. Der Phasor des Vektorpotentials, im Folgenden •prirnares Potent/ial
Aip' genannt, lautet dann nacli Vervvendung der KoefSzienten (3.56)

Iiipig) ll'i(pia) fiir g < a,


Af{e,z)=Aoe (4.64)
KI(PIQ) Ii{pia) fiir g > a ,

rnit P I = 7r/(25) und der Abkiirzung An = —f.ii-)Nr2\^a/{bTr). Durch dieses


primare F'eid werden irn bewegten, leitenden .Holiizyiinder (^-gerichtete Wir~
belstrorne induziert, die aufgrund der geringen Wandstarke als Flachenstrorn
(w)
Jp' auf der Zylinderflache g = r aufgefasst werden diirfen. D a wir bereits
die Spulen durch Flachenstrome ersetzt liatten, ist es n u n prinzipiell mog-
lich, einen zum primaren Potential (4.64) analogen Ansatz fiir das sekundare
Potential Al^' aufzustellen, welches selbstverstandlich dieselbe Abhangigkeit
von der .Koordinate z aufweisen muss
Aufgabe Q16∗ 187


I1 (p1 ) K1 (p1 r) für ≤ r
−jp1 z
A(s)
ϕ ( , z) = A0 E e (4.65)
K (p ) I (p r) für ≥ r .
1 1 1 1

Dieser Ansatz garantiert bereits einen stetigen Übergang des Potentials an


der Trennfläche = r. Zur Bestimmung der noch unbekannten komplexen
Konstanten E ziehen wir die differentielle Form des Faradayschen Indukti-
onsgesetzes (4.6) heran
∇ × E = −jωB = −jω(∇ × A) → E = −jωA . (4.66)
Für die induzierte Wirbelstromdichte J (w) gilt weiterhin das Ohmsche Gesetz
für bewegte Leiter (4.5)
(w)
JF = κd eϕ · (E + v × B) (4.67)
mit
∂Aϕ v
eϕ · (v × B) = vB = −v = jvp1 Aϕ = jω (A(p) + A(s)
ϕ ).
∂z vp ϕ
vp ist die Geschwindigkeit des primären Wanderfeldes und v die Geschwin-
digkeit des Hohlzylinders. Kombiniert man nun (4.66) und (4.67), so ergibt
sich in der leitenden Bewandung des Hohlzylinders die Bedingung
' (
(w)
µ0 rJF = −jλs A(p) ϕ + A(s)
ϕ
=r

mit den Abkürzungen


2rd v
λ= und s = 1 − ,
δS2 vp

wobei δS = 2/(ωκµ0 ) die Skineindringtiefe ist und s (analog zum Schlupf
beim Asynchronmotor) als relative Abweichung von der synchronen Ge-
schwindigkeit eingeführt wurde. Einsetzen der Potentiale (4.64) und (4.65)
liefert die Beziehung
A0 jλs 
I1 (p1 r) K1 (p1 a) + E I1 (p1 r) K1 (p1 r) e−jp1 z .
(w)
JF = − (4.68)
µ0 r
(w)
Da an dieser Stelle die induzierte Flächenstromdichte JF noch nicht bekannt
ist, benötigen wir eine weitere Gleichung. Wir betrachten dazu das Verhal-
ten der Tangentialkomponente der magnetischen Feldstärke nach (3.15) und
erhalten
*   +
1 ∂( Aϕ )  ∂( Aϕ )  (w)
− = JF .
µ0 r ∂ =r−0 ∂ =r+0
Mit den Ableitungen
d( I1 ) d( K1 )
= p1 I0 (p1 ) , = −p1 K0 (p1 )
d d
188 4. Quasistationäre Felder

und der Wronski-Determinante


1
I1 (p1 ) K0 (p1 ) + K1 (p1 ) I0 (p1 ) =
p1
wird daraus
(w) A0 E −jp1 z
JF = e . (4.69)
µ0 r
Durch Gleichsetzen der Bedingungen (4.68) und (4.69) folgt schließlich die
unbekannte Konstante E zu
−jλs I1 (p1 r) K1 (p1 a)
E= . (4.70)
1 + jλs I1 (p1 r) K1 (p1 r)
Aus der Kraft pro Flächeneinheit
 , -
K  = Re J F e jωt × Re B( = r) e jωt ,
(w)

die auf den Hohlzylinder wirkt, wird nach Umformung und zeitlicher Mitte-
lung die Kraft pro Längeneinheit
 1  . (w) / 
K z = 2πr Re ez · J F × B ∗ ( = r) = −πr Re JF B∗ ( = r) =
(w)
2 
∗ 
(w) ∂Aϕ 
= πr Re JF .
∂z =r
Mit (4.69) und der Ableitung
 
∂A∗ϕ 
 = jp A I1 (p1 r) K1 (p1 a) + E ∗ I1 (p1 r) K1 (p1 r) e+jp1 z
∂z =r
1 0

folgt daraus
 π π 1
Kz = p1 A20 Re{jE} I1 (p1 r) K1 (p1 a) = p1 A20 |E|2 . (4.71)
µ0 µ0 λs
Die im Hohlzylinder pro Längeneinheit umgesetzten Wärmeverluste erhält
man aus der Beziehung
 1 1 (w) 2
P V = 2πrd |J | .
2κ d2 F
Einsetzen des induzierten Wirbelstrombelags (4.69) führt auf
 1 πr π 2 ω π 2 p 1 vp
PV = A2 |E|2 = A |E|2 = A |E|2 (4.72)
(µ0 r)2 0 κd µ0 0 ωκµ0 rd µ0 0 λ
und es ergibt sich nach Vergleich von (4.72) mit (4.71) der zu erwartende
Zusammenhang
 
P V = K z (vp − v) .
Nach Einsetzen der komplexen Konstante E, Gl. (4.70), lässt sich die für die
Kraft gefundene Formel (4.71) auch in die zweckmäßigere Form
Aufgabe Q16∗ 189

 2
K z = Kk
s/sk + sk /s
mit
1 π I1 (p1 r) K12 (p1 a)
sk = und Kk = p1 A20
λ I1 (p1 r) K1 (p1 r) 2µ0 K1 (p1 r)
bringen. Dies ist die von der Asynchronmaschine her bekannte Klosssche
Formel. Bei s = sk , dem sogenannten Kippschlupf, nimmt die Schubkraft
den maximalen Wert Kk an. Dieser ist unabhängig von der Leitfähigkeit des
Projektils, während der Kippschlupf linear mit dem spezifischen Widerstand
des Projektils zunimmt. Abb. 4.27 zeigt den normierten Verlauf der Kraft
in Abhängigkeit von s/sk . Es ergibt sich also eine Schubkraft für s > 0, d.h.
v < vp . Das Zustandekommen einer Schubkraft lässt sich auch sehr schön
mit der Lenzschen Regel erklären. Die Ursache der Wirbelströme ist ja of-
fensichtlich die Relativgeschwindigkeit zwischen dem Wanderfeld und dem
Hohlzylinder. Dieser Ursache wirken die Wirbelströme entgegen, indem sie
versuchen mittels der Schubkraft die Relativgeschwindigkeit zu verkleinern.

1
−→


Kz
Kk

Abb. 4.27. Kraft auf den lei-


−1 tenden Hohlzylinder in Abhän-
−5 0 s/sk −→ 5 gigkeit vom Schlupf

Abbildung 4.28 zeigt zur Veranschaulichung die Veränderung der magneti-


schen Feldlinien der periodischen Spulenanordnung in Abb. 3.25 durch die
induzierten Wirbelströme. Es ist deutlich zu erkennen, wie die Wirbelströ-
me bei zunehmender Relativgeschwindigkeit vp − v dazu neigen, den Bereich
< r abzuschirmen. Für v/vp = 1, d.h. verschwindender Relativgeschwindig-
keit, verlaufen die Feldlinien natürlich wie in Abb. 3.25. Die Kreuzungspunk-
te der magnetischen Feldlinien auf der Rotationsachse = 0 sind singuläre
Punkte, in denen das Magnetfeld verschwindet.
190 4. Quasistationäre Felder

v/vp = 0 r a

v/vp = 0.5

Abb. 4.28. Verlauf der magnetischen Feldlinien bei unterschiedlichen Geschwin-


digkeiten

Ergänzungsaufgaben

Aufgabe Q17: Auf perfekt leitenden Schie-


nen bewegen sich in entgegengesetzter Rich-
tung mit konstanter Geschwindigkeit v zwei R R
leitende Stäbe mit dem Widerstand R. Senk-
recht zu der Anordnung wirkt ein homogenes v B v
statisches magnetisches Feld B ein. Die Schie- a
nen haben die Entfernung a voneinander. Be-
rechne den induzierten Strom in den Stäben.
Das Magnetfeld infolge des induzierten Stro-
mes soll dabei vernachlässigt werden.

vaB
Lösung: i(t) = (entgegen dem Uhrzeigersinn)
R
Ergänzungsaufgaben 191

Aufgabe Q18: Zwei sehr lange Linienleiter


im Abstand a bilden die Stränge einer Dop-
pelleitung. Diese ist an einem Ende an eine
Wechselspannungsquelle u(t) = Û cos ωt an- 2r
geschlossen und am anderen Ende mit dem
Ohmschen Widerstand R abgeschlossen. Der
Radius der Leiter r sei sehr viel kleiner als der u(t) a R
Leiterabstand, r  a, und die Länge der Lei-
ter l sei sehr viel größer als der Leiterabstand,
l a. Weiterhin seien die Leiter ideal leitend
und ihre innere Induktivität ist vernachläs- l a
sigbar klein. Berechne den Spitzenwert Iˆ des
Stromes i(t) durch den Widerstand unter qua-
sistationären Voraussetzungen.
" „ «2 #−1/2
ˆ 2 ωµ0 l a
Lösung: I = Û R + ln
π r

Aufgabe Q19: In der Ebene x = 0 befinden


sich an den Orten y = ±2h die Stränge ei-
y y
ner unendlich langen, vom Strom I durch- I
flossenen Doppelleitung. Entlang der x-Achse 2h I
wird eine rechteckförmige Leiterschleife mit i(t)
der Höhe 2h, der Länge l und dem Ohmschen
v 2h
Widerstand R mit konstanter Geschwindig- x z
keit v bewegt. Bestimme den Strom in der
bewegten Leiterschleife in Abhängigkeit von l
−2h I
ihrer Position x. Das magnetische Feld infolge I
des induzierten Stromes ist dabei zu vernach-
lässigen.
 ff
µ0 Ilxv 1 1
Lösung: i(x) = − −
πR x2 + 9h2 x2 + h2

Aufgabe Q20: Eine Leiterschleife, beste-


hend aus einem ideal leitenden U-förmigen F
Teil und einem dünnen Stab (Querschnitt A,
Länge l, Leitfähigkeit κ) befindet sich im Feld i(t)
eines unendlich langen, geraden, stromdurch- κ l
flossenen Leiters. Der Strom steigt langsam
mit der Zeit t an i(t) = I0 t/T , wobei T eine a
Zeitkonstante ist. Welche Kraft wirkt auf den b
Stab? Das Magnetfeld infolge des induzierten
Stromes soll dabei vernachlässigt werden.

I02 t b
Lösung: K = µ20 κF l ln (anziehend)
4π 2 b T 2 a
192 4. Quasistationäre Felder

Aufgabe Q21: Ein magnetischer Dipol z


pm = pm ez befindet sich im Abstand h0 auf
der Achse einer dünnen, runden Leiterschlei-
fe. Die Schleife habe einen Widerstand R. pm
Welcher Strom i(t) wird in der Schleife indu-
ziert, wenn der Dipol eine kleine harmonische
Bewegung h(t)
i(t)
h(t) = h0 + δ · cos ωt , δ  h0

um die Ruhelage h0 ausführt und das sekun- y


däre Feld des induzierten Stromes vernachläs- r
sigt werden kann?
x
3 µ0 pm r 2 h0 δ
Lösung: i(t) ≈ − p 5 ω sin ωt
2 R r2 + h20 + 2h0 δ cos ωt

Aufgabe Q22: Gegeben ist ein unendlich


langer, dünnwandiger, leitender, gleichseitiger
Dreieckzylinder mit der Kantenlänge a und
der Wandstärke d  a. Bestimme den Pha-
sor der magnetischen Feldstärke innerhalb κ = 0, µ0
des Zylinders, wenn dieser einem ursprüng- H0
lich homogenen, quasistationären magneti- d a
schen Wechselfeld der Stärke H0 cos ωt par-
allel zur Zylinderachse ausgesetzt wird. Der
gesamte Raum habe die konstante Permeabi-
lität µ0 . Verschiebungsströme dürfen vernach- κ = 0, µ0
lässigt werden und außerdem soll die Skinein-
dringtiefe sehr viel größer als die Leiterdicke
sein.

4 3
Lösung: H i = H 0 √
4 3 + jωκµ0 ad

Aufgabe Q23: Der Halbraum y < 0 ist y


nichtleitend und hochpermeabel. Der Halb-
raum y > h ist leitend und hat die Permeabili-
tät µ0 , während der Zwischenraum 0 < y < h κ = 0, µ = µ0
nichtleitend ist und ebenfalls die Permeabili-
tät µ0 aufweist. Auf der Oberfläche des hoch- κ = 0, µ = µ0 h JF
permeablen Halbraumes y = 0 fließt zusätz-
lich der Flächenstrom J F = ez JF 0 cos ωt. x
Bestimme den Phasor der induzierten Wirbel- κ = 0, µ → ∞
stromdichte im leitenden Halbraum y > h bei
Vernachlässigung der Verschiebungsströme.
 ff r
1+j 1+j 2
Lösung: J = −ez JF 0 exp − (y − h) , δS =
δS δS ωκµ0
Ergänzungsaufgaben 193

Aufgabe Q24: In der Ebene y = 0 befin- y


de sich ein homogener, zeitlich veränderli-
cher Flächenstrom J F = JF 0 cos ωt ez . Der
Gesamtraum habe die Leitfähigkeit κ und die κ = 0
Permeabilität µ0 . Berechne den Phasor der µ = µ0
Spannung, die in einer unendlich langen, par- h2
h1
allel zum Flächenstrom verlaufenden Doppel- JF
leitung pro Längeneinheit induziert wird. Der x
Radius der Doppelleitungstränge sei vernach-
lässigbar klein.

r
1 + j JF 0 “ −(1+j)h1 /δS ” 2
Lösung: Ui = e − e−(1+j)h2 /δS , δS =
δS 2κ ωκµ0

Aufgabe Q25: Zwei unendlich in z-Richtung y


ausgedehnte, parallele Leiter der Leitfähigkeit
κ mit rechteckigem Querschnitt (Dicke d, Hö-
he h a) stehen sich im Abstand 2a gegen- d d
über und werden entgegengesetzt vom Wech-
selstrom i(t) = Iˆ cos ωt durchflossen. Berech- h
ne den Phasor der y-Komponente des magne- i(t) i(t)
tischen Feldes Hy innerhalb der Leiter. Ver- a a
schiebungströme sind zu vernachlässigen. Au- κ, µ κ, µ
ßerdem kann aufgrund der Höhe der Leiter
näherungsweise davon ausgegangen werden, x
dass Hy nur von der Koordinate x abhängig
ist.
ˆ ˜ r
Iˆ sinh (1 + j)(x − a − d)/δS 2
Lösung: Hy (x) = − ˆ ˜ , δS =
h sinh (1 + j)d/δS ωκµ

Aufgabe Q26: Ein sehr langer, leitender Zy-  Iˆ cos ωt


linder (Radius a, Länge l a, Leitfähigkeit
κ, Permeabilität µ) ist außen mit einer dicht
gepackten Spule mit N Windungen bewi- a
ϕ
ckelt. Durch die Spule fließt ein Wechselstrom
i(t) = Iˆ cos ωt. Berechne den Phasor der Wir- z
belstromdichte im Zylinder unter Vernach- µ, κ
lässigung der Randeffekte und der Verschie-
bungsströme.

r
ˆ I1 (k)
IN 1+j 2
Lösung: J = −k eϕ , k= , δS =
l I0 (ka) δS ωκµ
5. Beliebig zeitveränderliche Felder W

Zusammenfassung wichtiger Formeln

Elektromagnetische Felder mit beliebiger Zeitabhängigkeit werden durch die


vollständigen Maxwellschen Gleichungen beschrieben. Das bedeutet, dass
im Gegensatz zu den quasistationären Feldern des vorangegangenen Kapi-
tels nun die Maxwellsche Verschiebungsstromdichte berücksichtigt wird
und damit die magnetische Feldstärke auch außerhalb leitender Körper den
zeitlichen Stromdichteänderungen nicht mehr instantan folgt. Als Lösungen
der Maxwell-Gleichungen treten elektromagnetische Wellen auf, sei es in
Form von Strahlungsfeldern, hervorgerufen durch vorgegebene zeitveränderli-
che Stromverteilungen (Antennen), oder in der Gestalt von z.B. in Hohlleitern
geführten Wellen und nicht zuletzt auch als stehende Wellen in Resonatoren.

Grundlegende Gleichungen

Im Rahmen dieser Aufgabensammlung beschränken wir uns auf lineare und


abschnittsweise homogene Materialkonstanten ε, µ, κ. Dann lauten die Max-
wellschen Gleichungen
∂D ∂B
∇ × H = κE + +J , ∇×E =−
∂t ∂t (5.1)
qV
∇·D = , ∇ · B = 0 , D = εE , B = µH .
ε
Die Stromdichte J sowie die Raumladungsdichte qV sollen hier als eingepräg-
te Quellen aufgefasst werden. Die Felder lassen sich aus einem Vektorpotential
und Skalarpotential über die Beziehungen
∂A
B =∇×A , E=− − ∇φ (5.2)
∂t
bestimmen.1
1
Für µ =const. ließe sich auch (wie in [Henke], Zeitlich beliebig veränderliche
Felder IV) ein Vektorpotential mit H = ∇ × A verwenden.
196 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Homogene Wellengleichung

Unter den für das System (5.1) gemachten Voraussetzungen folgt außerhalb
der eingeprägten Quellen und für ein verlustfreies Medium mit κ = 0 die
homogene Wellengleichung
∂ 2 F (r, t)
∇2 F (r, t) = εµ , (5.3)
∂t2
wobei das Vektorfeld F durch die elektrische Feldstärke E, die magnetische
Feldstärke H oder auch das Vektorpotential A ersetzt werden kann. Durch
Fourier-Transformation
F (r, t) ◦—• F̃ (r, ω)
wird daraus die Helmholtz-Gleichung
∇2 F̃ = −k 2 F̃ (5.4)
mit der Freiraumwellenzahl
2π √ ω m ε = ε0
k= = ω εµ = , c ≈ 3 · 108 für (5.5)
λ c s µ = µ0 .
Bei harmonischer Anregung mit der Kreisfrequenz ω stellt F̃ den komplexen
Zeiger (Phasor) der zeitabhängigen Feldgröße dar. Grundsätzlich kann auf
die Kennzeichnung der Phasoren durch eine Tilde verzichtet werden, wenn
bei einer Aufgabe aufgrund harmonischer Anregung allein mit komplexen
Zeigern gerechnet wird.

Komplexe Dielektrizitätskonstante

Gleichung (5.4) beschreibt die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in


einem verlustfreien Medium. Auftretende Verluste (κ = 0) lassen sich mit
Hilfe einer komplexen Dielektrizitätskonstanten
' κ(
εk = ε 1 − j (5.6)
ωε
in Rechnung stellen, indem in (5.4) εk anstelle von ε eingesetzt wird. Dadurch
erhält die Wellenzahl einen Imaginärteil, was einer exponentiellen Dämpfung
in Ausbreitungsrichtung entspricht.

Poyntingscher Vektor

Mit Hilfe des Poyntingschen Vektors


S =E×H (5.7)
lässt sich die Energieerhaltung im elektromagnetischen Feld in der Form
  

− S · dO = pV dV + (we + wm ) dV (5.8)
O V ∂t V
Zusammenfassung wichtiger Formeln 197

mit der Verlustleistungsdichte


pV = J · E (5.9)
und der elektrischen bzw. magnetischen Energiedichte
1 1
we = E · D , wm = B · H (5.10)
2 2
schreiben. Bei zeitlich harmonischen Feldgrößen mit der Kreisfrequenz ω lau-
tet der Energiesatz in komplexer Form
  
− S k · dO = pV dV + 2jω (wm − we ) dV (5.11)
O V V
mit dem komplexen Poyntingschen Vektor
1' ∗
(
Sk = Ẽ × H̃ (5.12)
2
und den zeitlichen Mittelwerten
1 ∗ 1 ∗ 1 ∗
pV = J̃ · Ẽ , we = Ẽ · D̃ , wm = B̃ · H̃ . (5.13)
2 4 4

Ebene Wellen

Die einfachste Lösung von (5.4) ist die harmonische, ebene Welle. Es han-
delt sich dabei um ein elektromagnetisches Feld, das keine Feldkomponente
in Ausbreitungsrichtung hat und transversal zur Ausbreitungsrichtung keine
Ortsabhängigkeit aufweist, Abb. 5.1.

k · r =const.

E
k
H
S =E ×H

r
Abb. 5.1. Ausschnitt aus der Phasenfront ei-
ner ebenen Welle. Die Vektoren E, H und k
0 bilden ein Rechtssystem

Für die Phasoren des elektromagnetischen Feldes einer ebene Welle gilt

−jk·r k µ
Ẽ = E 0 e , Z H̃ = × Ẽ , Z = , (5.14)
k ε
198 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

wobei k der in Ausbreitungsrichtung zeigende Vektor der Wellenzahl und Z


der Wellenwiderstand des freien Raumes ist. Für ε = ε0 und µ = µ0 wird
Z ≈ 120π Ω.

Retardierte Potentiale

Die Felder zeitabhängiger Strom- und Ladungsverteilungen J (r, t) und qV (r, t),
Abb. 5.2a, breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit im Raum aus.

a) J (r, t) b)
qV (r, t) R
r P
dV  R 0 r
P
r 
r r  · r/r
0
Abb. 5.2. (a) Zeitabhängige Strom- und Ladungsverteilung in einem Volumen
V und Festlegung der Abstandsvektoren zur Berechnung der retardierten Poten-
tiale im Aufpunkt P . (b) Projektion des Ortsvektors r  auf den Ortsvektor r zur
Verwendung in der Fernfeldnäherung

Die zugehörigen in (5.2) definierten Potentiale heißen dann retardierte Po-


tentiale und errechnen sich aus der zum früheren Zeitpunkt tret = t − R/c
vorliegenden Quellenverteilung in der Form

1 qV (r  , tret )
φ(r, t) = dV 
4πε V R
 (5.15)
µ J (r  , tret )
A(r, t) = dV 
4π V R
bzw. nach Fourier-Transformation
φ(r, t) , qV (r  , t) φ̃(r, ω) , q̃V (r  , ω)
◦—•
A(r, t) , J (r  , t) Ã(r, ω) , J̃ (r  , ω)

1 e−jkR
φ̃(r, ω) = q̃V (r  , ω) dV 
4πε V R
 (5.16)
µ e−jkR
Ã(r, ω) = J̃ (r  , ω) dV  .
4π V R
φ̃ und à sind die Phasoren der elektrodynamischen Potentiale bei einer mo-
nochromatischen Feldanregung mit der Kreisfrequenz ω.
Im häufig allein interessierenden Fernfeld mit kr  1, Abb. 5.2b, führt
man die Näherungen
Zusammenfassung wichtiger Formeln 199

1 1 
≈ , e−jkR ≈ e−jk(r−r ·r/r) (5.17)
R r
ein, die zu einer drastischen Vereinfachung der Integration führen.

Hertzscher Dipol

Handelt es sich bei der strahlenden Stromverteilung um ein kleines Linienele-


ment ∆s mit einem zeitharmonischen Strom i(t) = Iˆ cos ωt, so spricht man
von einem Hertzschen Dipol, Abb. 5.3.

z
P

ϑ r
Iˆ cos ωt
∆s

y
ϕ
Abb. 5.3. Hertzscher Di-
x pol im Ursprung des Koor-
dinatensystems

Die Phasoren der elektrischen und magnetischen Feldstärke ergeben sich im


Fernfeld, kr  1, zu
ˆ
I∆s e−jkr k = ω/c
 ,
H̃ ≈ jk sin ϑ eϕ , Ẽ ≈ Z H̃ϕ eϑ , (5.18)
4π r Z = µ/ε .

Geführte Wellen in Hohlleitern

Bei geführten Wellen unterscheidet man transversal elektrische Wellen (TE-


oder H-Wellen) und transversal magnetische Wellen (TM- oder E-Wellen)
mit der Eigenschaft
EzH = 0 , HzH = 0 für H-Wellen
HzE = 0 , EzE = 0 für E-Wellen ,
wenn die Wellenausbreitung in z-Richtung stattfindet und das wellenführen-
de Medium ein in z-Richtung homogen verlaufender, idealer Hohlleiter ist.
Liegen mindestens zwei parallel verlaufende Leiter vor (z.B. Parallelplatten-
leitung oder Koaxialkabel), so gibt es auch eine elektrisch und magnetisch
transversale Welle (TEM-Welle), die keine Feldkomponenten in Ausbrei-
tungsrichtung aufweist.
200 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Die Phasoren von H- und E-Wellen lassen sich aus z-gerichteten Vektor-
potentialen bestimmen
H H E E
H-Wellen: Ẽ = ∇ × Ã , E-Wellen: H̃ = ∇ × Ã
H,E
à = ez AH,E
t (u, v) e±jkz z . (5.19)
Der nur von den transversalen Koordinaten u und v abhängige Faktor
AH,E
t (u, v) erfüllt dabei die zweidimensionale Helmholtz-Gleichung
2π ω 2π ω
∇2 AH,E
t = (kz2 − k 2 )AH,E
t , k= = , kz = = . (5.20)
λ c λz vph
Die Wellenlänge λz bzw. Phasengeschwindigkeit vph der geführten Wellen ist
im Hohlleiter stets größer als die Freiraumwellenlänge λ bzw. Lichtgeschwin-
digkeit c.

Aufgaben

W1 Anpassung von Leitungen

Gegeben ist eine Parallelplattenleitung mit der Breite a und dem Platten-
abstand b. Sie ist an ihrem Ende mit einem leitfähigen Block der Dicke d
abgeschlossen, Abb. 5.4. Vernachlässigt man die Feldverzerrung an den Plat-
tenrändern y = 0 und y = a, so können sich entlang einer solchen Leitung
ebene Wellen ausbilden. Der leitende Block soll nun so dimensioniert werden,
dass die gesamte Energie einer einfallenden ebenen Welle vollständig absor-
biert wird (Anpassung). Dabei sei die Eindringtiefe sehr viel größer als die
Blockdicke, δS  d, so dass die Stromdichte im Block als homogen angesehen
werden darf.

z
κ

x d  δS

b Abb. 5.4. Parallelplatten-


leitung mit leitendem Block
E y als Abschlusswiderstand
Aufgabe W1 201

Lösung: Das elektromagnetische Feld innerhalb der Parallelplattenleitung


folgt aus (5.14) mit k · r = kz

E0 −jkz µ0
Ex = E0 e−jkz , Hy = e , Z=
Z ε0
und der im zeitlichen Mittel transportierte Energiestrom pro Flächeneinheit
ist nach (5.12)
1 1 2
S = Re{Sk } = Re{Ex Hy∗ } = E .
2 2Z 0
Dieser Energiestrom soll nun im leitenden Block vollständig in Wärme um-
gesetzt werden. Der zeitliche Mittelwert der dort entstehenden Verluste ist
nach (5.13)
1 1
PV = J · E ∗ abd = κ E02 abd .
2 2
Bei vollständiger Energieumsetzung in Wärme muss also gelten

! 1 µ0
S ab = P V → =Z= .
κd ε0
In der Praxis verwendet man bei Leitungen anstelle des Wellenwiderstandes
Z den sogenannten Leitungswellenwiderstand ZL als Verhältnis von Strom
und Spannung in einer Ebene z =const.. Im vorliegenden einfachen Fall einer
ebenen Welle mit örtlich konstanten Feldern in einer Querschnittsebene lassen
sich Strom und Spannung leicht aus dem magnetischen bzw. elektrischen Feld
berechnen
U Ex b Ex b b
ZL = = = = Z.
I JF a Hy a a
Führt man noch den Ohmschen Abschlusswiderstand des leitenden Blockes
ein
1 b
R= ,
κ da
so ergibt sich als Bedingung für vollständige Absorption
R = ZL .
Dieses Prinzip, die Leitung zur Anpassung mit einem Abschlusswiderstand
gleich dem Leitungswellenwiderstand zu versehen, gilt bemerkenswerterweise
ganz generell für beliebige Zweidrahtleitungen. Als praktischer Anwendungs-
fall sei die Vernetzung von Computern mittels Koaxialkabeln genannt. Man
verwendet hier Kabel mit einem Leitungswellenwiderstand von 50 Ω. Da Re-
flexionen am Leitungsende eine sichere Datenübertragung unmöglich machen
würden, muss jede Leitung an ihrem Ende mit einem 50 Ω Abschlusswider-
stand versehen werden.
202 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

W2 Ebene Welle, elliptische Polarisation

In der Ebene z = 0 fließen zwei phasenverschobene, harmonische Flächen-


ströme
J F 1 = JF 0 cos ωt ex , J F 2 = p · JF 0 cos(ωt + δ) ey .
Der Gesamtraum habe die Leitfähigkeit κ und ansonsten die Materialeigen-
schaften von Vakuum (ε0 , µ0 ), Abb. 5.5.
a) Bestimme das elektromagnetische Feld, das sich in Form einer gedämpften
ebenen Welle ausbreiten wird.
b) Zeige, im Falle κ = 0, dass die Spitze des elektrischen Feldvektors in Ab-
hängigkeit von der Zeit auf Ellipsenbahnen umläuft und bestimme die Lage
und die Halbachsen dieser Ellipsen.
c) Berechne Phasen- und Gruppengeschwindigkeit für κ = 55 · 106 Ω−1 m−1
und f = 50 Hz.

κ, µ0 , ε0
x

JF 2
κ, µ0 , ε0 y
Abb. 5.5. Erzeugung ge-
JF 1 dämpfter, ebener Wellen
x durch Flächenströme in der
Ebene z = 0

Lösung:
a) Aufgrund der zeitharmonischen Anregung können wir die Aufgabe mit
Hilfe komplexer Zeiger lösen, d.h. alle auftretenden Feldgrößen seien von nun
an Phasoren. Die Ströme J F 1 und J F 2 rufen elektromagnetische Felder E 1 ,
H 1 und E 2 , H 2 hervor, welche nach (5.4) die eindimensionalen Helmholtz-
Gleichungen
d2 Hy1 d2 Hx2
= −k 2 Hy1 , = −k 2 Hx2 (5.21)
dz 2 dz 2
 
κ
mit k 2 = ω 2 µ0 εk , εk = ε0 1 − j
ωε0
erfüllen. Die Felder weisen jeweils nur eine Komponente auf und hängen nur
von der Koordinate z ab, da der Flächenstrom homogen über die Ebene
Aufgabe W2 203

z = 0 verteilt ist. Die Lösungen von (5.21) sind ebene Wellen, für die wir mit
Berücksichtigung der Diskontinuität am Ort des Strombelages die Ansätze
Hy1 = −sign(z)A1 e −jk|z| , Hx2 = sign(z)A2 e −jk|z|
mit den noch unbekannten Amplituden A1 und A2 aufstellen können. Diese
lassen sich aus der Stetigkeitsbedingung (3.15) am Ort der Flächenströme
bestimmen
1
−Hy1 (z = +0) + Hy1 (z = −0) = JF 1 → A1 = JF 0
2
1
−Hx2 (z = −0) + Hx2 (z = +0) = JF 2 → A2 = p JF 0 e jδ
2
und das Magnetfeld ist damit bekannt
JF 0 −jk|z| JF 0
Hy1 = −sign(z) e , Hx2 = sign(z) p e jδ e−jk|z| .
2 2
Das elektrische Feld erhält man aus dem magnetischen durch Multiplikati-
on mit dem Wellenwiderstand. Die Richtung überlegt man sich anhand des
Poyntingschen Vektors, der in Ausbreitungsrichtung zu weisen hat, d.h.
in positive z-Richtung im oberen Halbraum und in negative z-Richtung im
unteren Halbraum. Man erhält dann die Ausdrücke
JF 0 −jk|z| JF 0
Ex1 = −Zk e , Ey2 = −Zk p e jδ e−jk|z|
2 2

mit dem komplexen Wellenwiderstand Zk = Z/ 1 − j κ/(ωε0 ), und das ge-
samte elektromagnetische Feld wird schließlich
E ges = Ex1 ex + Ey2 ey , H ges = Hy1 ey + Hx2 ex .
b) Um die elliptische Polarisation des elektrischen Feldvektors zu zeigen,
benötigen wir das zeitabhängige elektrische Feld

E ges (z, t) = Re (Ex1 ex + Ey2 ey ) e jωt = E0 (fx ex + fy ey ) =
0 1
= E0 cos(ωt − k|z|) ex + p cos(ωt − k|z| + δ) ey

mit den Abkürzungen


E0 = −ZJF 0 /2 , fx = cos(ωt − k|z|) , fy = p cos(ωt − k|z| + δ) .
Mit Hilfe des Additionstheorems cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y lässt
sich fy umformen
fy = p cos(ωt − k|z|) cos δ − p sin(ωt − k|z|) sin δ
0 12 0 12
fy − p cos(ωt − k|z|) cos δ = − p sin(ωt − k|z|) sin δ
! "# $ ! "# $

fx 1 − fx2
und es ergibt sich die Gleichung eines Kegelschnittes
204 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

p2 fx2 − 2p cos δ fx fy + fy2 − p2 sin2 δ = 0 .


Sie stellt in der angegebenen Form eine Ellipse mit dem Mittelpunkt im
Ursprung fx = fy = 0 dar. Die Halbachsen dieser Ellipse sind gegenüber der
fx - bzw. fy -Achse um einen Winkel ϕ verdreht, Abb. 5.6.

fy

E ges fξ

fx
Abb. 5.6. Umlauf der Spitze des elek-
trischen Feldvektors auf einer um den
Winkel ϕ verdrehten Ellipse

Nachdem die elliptische Polarisation nachgewiesen ist, wollen wir noch ver-
suchen, die Halbachsen der Ellipse explizit als Funktion von p und δ zu be-
stimmen. Dazu ist es zweckmäßig, die Gleichung des Kegelschnittes in die
Matrizenform
xT · A · x + a0 = 0 (5.22)
mit
   
fx p2 −p cos δ
x= , A= , a0 = −p2 sin2 δ
fy −p cos δ 1
zu überführen, wobei ein hochgestelltes T für die Transponierte einer Matrix
steht. Bei der Matrix A handelt es sich um eine reelle, symmetrische Matrix
mit orthogonalen Eigenvektoren. Wir führen jetzt eine sogenannte Haupt-
achsentransformation durch, d.h. wir gehen vom Koordinatensystem (fx , fy )
über in das System (fξ , fη ), siehe Abb. 5.6. In diesem Koordinatensystem
enthält die Ellipsengleichung natürlich nur quadratische Terme fξ2 , fη2 und
keinen gemischten Term fξ fη . Im System (fξ , fη ) lautet dann die zu (5.22)
analoge Ellipsengleichung
 
T   fξ
x · C · x + a0 = 0 mit x = ,

wobei die Matrix C wegen des Fehlens des gemischten Terms fξ fη eine Dia-
gonalmatrix sein muss. Der Zusammenhang zwischen x und x lässt sich mit
Hilfe einer Drehmatrix D beschreiben
Aufgabe W2 205

* +
 T
cos ϕ − sin ϕ
x=D·x , T
x =x ·D T
, D=
sin ϕ cos ϕ
und nach Einsetzen in (5.22) erhalten wir
 
T  λ1 0
x · C · x + a0 = 0 mit C =D ·A·D = T
.
0 λ2
Die Matrix A wurde also mit Hilfe der Drehmatrix D auf Diagonalform
transformiert. Aus der linearen Algebra ist bekannt, dass dann die Elemente
der Matrix C gerade die Eigenwerte λi der Matrix A darstellen. Im gedrehten
Koordinatensystem lautet jetzt die Ellipsengleichung
 
λ1 0
xT · · x + a0 = 0
0 λ2
oder explizit ausgeführt
   
λ1 2 λ2
fξ + fη2 = 1 .
p2 sin2 δ p2 sin2 δ
Um daraus die Halbachsen ablesen zu können, müssen nur noch die Eigen-
werte λ1 und λ2 bestimmt werden
 2 
 p −λ −p cos δ  !

det {A − λ1} =  =0
 −p cos δ 1 − λ

1 1
→ λ1,2 = (1 + p ) ± 2
(1 − p2 )2 + p2 cos2 δ .
2 4
Der noch nicht bekannte Winkel ϕ, der die Orientierung der Ellipse bestimmt,
verbirgt sich in der Drehmatrix D. Wir betrachten dazu noch einmal die
Matrizengleichung
 
λ1 0
D ·A·D =
T
,
0 λ2
welche explizit in vier einzelne Gleichungen zerfällt. Der Einfachheit halber
wählen wir eine mit verschwindender rechter Seite
−p2 sin ϕ cos ϕ + p sin2 ϕ cos δ − p cos2 ϕ cos δ + sin ϕ cos ϕ = 0 ,
aus der sich wegen sin 2x = 2 sin x cos x und cos 2x = cos2 x − sin2 x der Dreh-
winkel in der Form
2p cos δ
tan 2ϕ =
1 − p2
berechnen lässt.
c) Zur Ermittlung der Phasen- und Gruppengeschwindigkeit ist der funk-
tionale Zusammenhang ω(β) zwischen der Kreisfrequenz ω und der Phasen-
konstanten β = Re{k} erforderlich
206 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

 ' (
ω 1  2cβ 2
β= 1 + 1 + (κ/ωε0 )2 → ω(β) =  .
c 2 4β 2 + (κZ)2
Einsetzen und Differenzieren liefert
ω(β) 2βc
vph = =
β 4β + (κZ)2
2

dω(β) 4βc 8β 3 c
vgr = = − 3 .
dβ 4β 2 + (κZ)2 4β 2 + (κZ)2
Zahlenmäßig ergeben sich bei der in der Aufgabenstellung genannten Leitfä-
higkeit und Frequenz für die Geschwindigkeiten die Werte
vgr ≈ 2 · vph ≈ 6 m/s .
Die geringe Phasengeschwindigkeit kann man sofort überprüfen. Bei der ge-
gebenen hohen Leitfähigkeit und geringen Frequenz ist es mit sehr guter Ge-
nauigkeit zulässig, die Verschiebungsstromdichte zu vernachlässigen und aus
der komplexen Wellenzahl wird k ≈ (1 + j)/δS . Dann erhält man die Phasen-
geschwindigkeit aus der einfachen Beziehung vph ≈ ωδS , was auf den Wert
≈ 3 m/s führt. Festzuhalten bleibt, dass sich in einem leitenden Medium
auch ohne Verschiebungströme Wellen ausbreiten, die man Diffusionswellen
nennt.

W3 Reflexion am geschichteten Medium

Eine aus dem Vakuum (Raum 1) einfallende ebene Welle treffe in z-Richtung
senkrecht auf ein System aus mehreren Schichten, Abb. 5.7. Dieses besteht
aus einer leitenden Schicht der Dicke d2 (Raum 2), einer isolierenden Schicht
der Dicke d3 (Raum 3) sowie einem ideal leitenden Belag auf der Rückseite
des Systems. Berechne den Reflexionsfaktor R12 an der Trennfläche zwischen
Vakuum und dem Mehrschichtensystem.

E

1
2
3 κ→∞

S
H d2 d3

ε0 ε2 ε3
x
µ0 µ2 µ3
Abb. 5.7. Senkrechter Einfall
κ2 einer ebenen Welle auf ein ge-
z schichtetes Medium
Aufgabe W3 207

Lösung: Das elektromagnetische Feld in den einzelnen Teilräumen setzt sich


aus vor- und rücklaufenden Wellen zusammen. Wir verwenden die Phasoren-
schreibweise, wobei auf eine gesonderte Kennzeichnung komplexer Größen
verzichtet wird. Beachtet man, dass ein positives Vorzeichen im Argument
der Exponentialfunktion eine Welle in negative z-Richtung beschreibt, so
lauten die Feldansätze nach (5.14) mit k · r = kz
, -
Raum 1: H 1 (z) = H0 e−jk1 z + R12 e jk1 z ey
E 1 (z) , -
= H0 e−jk1 z − R12 e jk1 z ex
Z1
, -
Raum 2: H 2 (z) = H0 A e−jk2 z + B e jk2 z ey
E 2 (z) , -
= H0 A e−jk2 z − B e jk2 z ex
Z2
, -
Raum 3: H 3 (z) = H0 C e−jk3 z + D e jk3 z ey
E 3 (z) , -
= H0 C e−jk3 z − D e jk3 z ex .
Z3
Dabei sind die Wellenwiderstände Zi und Freiraumwellenzahlen ki material-
abhängig
  
µ0 µ2 µ3
Z1 = , Z2 = , Z3 =
ε0 εk2 ε3
√ √ √
k1 = ω ε0 µ0 , k2 = ω εk2 µ2 , k3 = ω ε3 µ3 .

Die Leitfähigkeit im Raum 2 wurde durch eine komplexe Dielektrizitätskon-


stante (5.6) berücksichtigt. Man beachte auch das negative Vorzeichen vor
den rücklaufenden Wellentermen bei der elektrischen Feldstärke. Dieses hat
seine Ursache in der Forderung, dass der Poyntingsche Vektor bei den rück-
laufenden Wellen in negative z-Richtung zu zeigen hat.
Die noch unbekannten Konstanten Ai , Bi und R12 können aus den Rand-
und Stetigkeitsbedingungen an den Bereichsgrenzen ermittelt werden. Expli-
zit sind wir dabei nur am Reflexionsfaktor R12 interessiert. Wir beginnen mit
der perfekt leitenden Ebene und legen dort willkürlich den Koordinatenur-
sprung z = 0 fest. Dann muss gelten
E3 (0) = 0 → C=D.
Damit ergeben sich stehende Wellen im Raum 3
H3 (z) = 2H0 C cos k3 z , E3 (z) = −2jZ3 H0 C sin k3 z .
Die Stetigkeitsbedingungen in der Ebene z = −d3 lauten
H2 (−d3 ) = H3 (−d3 ) → A e jk2 d3 + B e−jk2 d3 = 2C cos k3 d3
Z3
E2 (−d3 ) = E3 (−d3 ) → A e jk2 d3 − B e−jk2 d3 = 2j C sin k3 d3 .
Z2
208 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Bilden wir Summe und Differenz der beiden letzten Gleichungen, so wird
daraus
 
jk2 d3 Z3
Ae = C cos k3 d3 + j sin k3 d3 (5.23)
Z2
 
Z3
B e−jk2 d3 = C cos k3 d3 − j sin k3 d3 . (5.24)
Z2
Auch in der Ebene z = −d3 − d2 =: −d müssen die elektrische und magneti-
sche Feldstärke stetig übergehen
H1 (−d) = H2 (−d) → A e jk2 d + B e−jk2 d = e jk1 d + R12 e−jk1 d
Z1 jk1 d

E1 (−d) = E2 (−d) → A e jk2 d − B e−jk2 d = e − R12 e−jk1 d .


Z2
Auch hier bilden wir Summe und Differenz der beiden letzten Gleichungen
und erhalten
   
Z1 Z1
e jk1 d 1 + + R12 e−jk1 d 1 − = 2A e jk2 d (5.25)
Z2 Z2
   
Z1 Z1
e jk1 d 1 − + R12 e−jk1 d 1 + = 2B e−jk2 d . (5.26)
Z2 Z2
Mit dem Ziel den Reflexionsfaktor zu isolieren erfolgt nun eine Division der
Gleichungen (5.23) und (5.24)
Z2 cos k3 d3 + j Z3 sin k3 d3
A = B e−2jk2 d3 F mit F= . (5.27)
Z2 cos k3 d3 − j Z3 sin k3 d3
Wir können dann in (5.25) A durch B ausdrücken und die Gleichungen (5.25)
und (5.26) durcheinander dividieren. Das Resultat ist
(Z2 + Z1 ) + R12 (Z2 − Z1 ) e−2jk1 d
= F e 2jk2 d2
(Z2 − Z1 ) + R12 (Z2 + Z1 ) e−2jk1 d
oder nach dem gesuchten Reflexionsfaktor umgestellt
(Z1 − Z2 ) F e 2jk2 d2 + (Z1 + Z2 ) 2jk1 d
R12 = e . (5.28)
(Z1 + Z2 ) F e 2jk2 d2 + (Z1 − Z2 )

W4 Unterdrückung von Radarechos

Objekte mit leitenden Oberflächen (Flugzeuge, Schiffe, etc.) erzeugen ein


deutliches Radarecho. Durch geeignete Beschichtung des Objektes lässt sich
das Echo zumindest in einem engen Frequenzbereich deutlich herabsetzen.
Prinzipiell können senkrecht auf eine leitende Oberfläche einfallende, mo-
nochromatische ebene Wellen mit einer Beschichtung wie in Aufg. W3 fast
vollständig absorbiert werden.
Man dimensioniere die Anordnung in Aufg. W3 so, dass der Reflexions-
faktor R12 verschwindet. Dabei sollen folgende Annahmen gemacht werden:
Aufgabe W4 209

1. Die Dicke des Raumes 3 entspricht gerade einem Viertel der Wellenlänge
in diesem Medium, d3 = λ3 /4.
2. Verschiebungsströme im Raum 2 dürfen vernachlässigt werden, d.h.
ωε2
κ.
3. Die Eindringtiefe im Gebiet 2 ist sehr viel größer als die Schichtdicke,
δS  d2 .
Lösung: Wegen der ersten Voraussetzung vereinfacht sich zunächst der Aus-
druck F in (5.27)
d3 = λ3 /4 → k3 d3 = π/2 → F = −1
und wir erhalten mit (5.28) als Bedingung für die Absorption einer Radarwelle
R12 = 0 → (Z2 + Z1 ) + (Z2 − Z1 ) e 2jk2 d2 = 0 . (5.29)
Für den komplexen Wellenwiderstand im Raum 2 kann man zusammen mit
der zweiten Voraussetzung schreiben
  
µ2 µ2 ωµ2
Z2 = = ≈ j .
εk2 ε2 [1 − jκ2 /(ωε2 )] κ2
√ √
Mit j = ±(1 + j)/ 2 und der Skineindringtiefe δS wird daraus

1 1+j 2
Z2 ≈ , δS = ,
κ2 δS ωκ2 µ2
wobei das Vorzeichen der Wurzel so gewählt wurde, dass sich ein positiver Re-
alteil für den Wellenwiderstand ergibt. Ähnlich gehen wir bei der Berechnung
der Wellenzahl im Raum 2 vor:
%   
√ κ2 κ2 µ2 √
k2 = ω εk2 µ2 = ω ε2 µ2 1 − j ≈ ω −j = κ2 Z2 −1 .
ωε2 ω

Wegen −1 = ±j ist das Resultat zunächst nicht eindeutig. Wir setzen das
Vorzeichen der Wurzel so fest, dass eine ebene Welle, die sich in einem Medi-
um mit den Materialeigenschaften des Raumes 2 ausbreitet, gedämpft wird
e−jk2 z → 0 für z → ∞ → k2 ≈ −jκ2 Z2 .
Schließlich können wir noch wegen der dritten Voraussetzung δS  d2 , d.h.
|k2 d2 |
1, die Exponentialfunktion in (5.29) durch eine nach dem linearen
Glied abgebrochene Taylor-Reihe ersetzen
e 2jk2 d2 ≈ 1 + 2j k2 d2
und die Bedingung für verschwindende Reflexion nimmt nun die Form
(Z2 − Z1 )(1 + 2j k2 d2 ) + Z2 + Z1 = 2Z2 (1 + j k2 d2 ) −2Z1 j k2 d2 = 0
! "# $ ! "# $
≈1 ≈ κ2 d2 Z2
an. Daraus folgt als Dimensionierungsvorschrift für das Medium 2
210 5. Beliebig zeitveränderliche Felder


1 ε0
κ2 d2 ≈ = (5.30)
Z1 µ0
und die Frequenz der absorbierten Radarwelle ergibt sich aus der ersten Vor-
aussetzung
√ π 1
k3 d3 = ω ε3 µ3 d3 = → f= √ . (5.31)
2 4d3 ε3 µ3
Für µ2 = µ3 = µ0 , ε3 = ε0 εr und mit der Bedingung für verschwindende Re-
flexion (5.30) lässt sich der Betrag des Reflexionsfaktors (5.28) in der verein-
fachten Form
 
 (1 − η)F e 2η + (1 + η) 
|R12 | =   (5.32)
(1 + η)F e 2η + (1 − η) 
mit

εr η cos ζ + j sin ζ Z2 d2
F=√ , η= = (1 + j) , ζ = k3 d3
εr η cos ζ − j sin ζ Z1 δS
berechnen, Abb. 5.8. Bei einer Schichtdicke d2 = δS /10 sind die Voraussetzun-
gen der durchgeführten Rechnung sehr gut erfüllt, so dass der Reflexionsfak-
tor bei der Frequenz (5.31) tatsächlich fast verschwindet. Mit abnehmender
Eindringtiefe verschiebt sich das Minimum von R12 zu höheren Frequenzen.

0.4

0.3
−→

0.9
R12
0.2

0.5

0.1
d2
= 0.1
δS Abb. 5.8. Frequenz-
gang (5.32) des Refle-
0 xionsfaktors für ver-
1 1.2 1.4 1.6 1.8 2 schiedene Eindringtie-
k3 d3 ∼ ω −→ fen und εr = 1

Die Bedingung (5.30) ist uns schon in Aufg. W1 bei der Anpassung einer
Parallelplattenleitung begegnet. Dies ist eigentlich nicht verwunderlich, denn
man kann ja senkrecht zu den elektrischen Feldlinien perfekt leitende Platten
einfügen, ohne das Feld zu beeinflussen. Allerdings sind diese Platten dann
am Ende der dritten Schicht kurzgeschlossen. Durch die spezielle Länge der
dritten Schicht wird dieser Kurzschluss vom rechten Rand der zweiten Schicht
Aufgabe W5 211

aus gesehen zu einem Leerlauf. In der Leitungstheorie spricht man hier von
einem λ/4-Transformator.

W5 Hertzscher Dipol vor einer leitenden Ecke

Berechne die horizontale Strahlungscharakteristik für einen z-gerichteten


ˆ
Hertzschen Dipol I∆s, der sich am Ort r 1 der Ebene z = 0 befindet, Abb.
5.9. Die Ebenen x = 0 und y = 0 seien als perfekt leitende Beläge ausgeführt.

a) y b) y P

r
ˆ
I∆s ˆ
I∆s ˆ
I∆s

r1 −r 2 r1
α α
ϕ
x x
κ→∞
−r 1 r2

ˆ
I∆s ˆ
I∆s

Abb. 5.9. (a) Anordnung eines Hertzschen Dipols vor den perfekt leitenden
Ebenen x = 0 und y = 0. (b) Ersatzanordnung mit gespiegelten Dipolen

Lösung: Wie in der Elektrostatik können wir das Verschwinden der Tan-
gentialkomponente des elektrischen Feldes auf den ideal leitenden Wänden
durch Spiegelung erfassen, Abb. 5.9b. Die magnetische Fernfeldstärke in der
Ebene ϑ = π/2 ist dann nach (5.18) die Superposition aller Dipolbeiträge
ˆ  e−jk|r−r1 |
I∆s e−jk|r+r1 | e−jk|r−r2 | e−jk|r+r2 |

Hϕ ≈ jk + − − .
4π |r − r 1 | |r + r 1 | |r − r 2 | |r + r 2 |
Wir machen außerdem von der Fernfeldnäherung (5.17) Gebrauch
|r ± r 1,2 |−1 ≈ r−1 , e−jk|r±r1,2 | ≈ e−jk(r±r·r1,2 /r)
und erhalten für die magnetische Feldstärke
ˆ
I∆s k −jkr 0 jker ·r1 1
Hϕ ≈ j e e + e−jker ·r1 − e jker ·r2 − e−jker ·r2 =
4π r
ˆ
I∆s k −jkr 0 1
=j e cos(ker · r 1 ) − cos(ker · r 2 ) .
2π r
212 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Mit Hilfe des Additionstheorems


α+β α−β
cos α − cos β = −2 sin sin
2 2
wird daraus
ˆ
I∆s k −jkr ker · (r 1 + r 2 ) ker · (r 1 − r 2 )
Hϕ ≈ −j e sin sin .
π r 2 2
Nach einer einfachen Geometriebetrachtung, siehe dazu Abb. 5.9b,
er · r 1 = r1 cos(ϕ − α) , er · r 2 = r2 cos(ϕ + α) , r1 = r2 = a

er · (r 1 + r 2 ) = a[cos(ϕ − α) + cos(ϕ + α)] = 2a cos ϕ cos α

er · (r 1 − r 2 ) = a[cos(ϕ − α) − cos(ϕ + α)] = 2a sin ϕ sin α


lässt sich das magnetische Feld in der Horizontalebene schließlich in der über-
sichtlichen Produktform
ˆ
I∆s k −jkr
Hϕ ≈ −j e sin(ka cos ϕ cos α) sin(ka sin ϕ sin α)
π r
darstellen. Nach (5.12) lautet dann die Energieflussdichte
1 1
Skr = er · (E × H ∗ ) = Z|Hϕ |2 =
2 2
* +2
1 ˆ k
I∆s
= Z sin2 (ka cos ϕ cos α) sin2 (ka sin ϕ sin α)
2 π r ! "# $
f (ϕ)
und das gesuchte horizontale Strahlungsdiagramm ist durch die Funktion
f (ϕ)/fmax gegeben, Abb. 5.10.

a/λ = 0.5 a/λ = 1 a/λ = 2

Abb. 5.10. Horizontales Strahlungsdiagramm eines Hertzschen Dipols vor einer


leitenden Ecke für unterschiedliche Wellenlängen und α = π/4

Eine Animation der magnetischen Feldlinien zu dieser Aufgabe findet man


auf der Internetseite [www-tet].
Aufgabe W6 213

W6 Phased Array mit Hertzschen Dipolen

Das horizontale Richtdiagramm eines Hertzschen Dipols weist keine ge-


richtete Strahlung auf. Oft ist aber eine starke Bündelung der Strahlung
gewünscht. Dies erreicht man durch eine geometrische Anordung mehrerer
Strahlungselemente, sogenannte arrays. Um eine Bündelung der Strahlung
zu erzielen, ist es notwendig, dass die Felder der einzelnen Elemente in der
gewünschten Richtung konstruktiv und ansonsten destruktiv interferieren. In
der vorliegenden Aufgabe werden wir sehen, dass man die Richtung der ma-
ximalen Strahlungsleistungsdichte durch die Phasenverschiebung der anre-
genden Antennenströme zueinander beeinflussen kann. Man erhält so eine
elektronisch schwenkbare Hauptstrahlungskeule und spricht von einem pha-
sed array.
Auf der x-Achse seien im Abstand d voneinander N z-gerichtete Hertzsche
Dipole angeordnet, Abb. 5.11. Die Dipole der Länge ∆s werden von den pha-
senverschobenen Wechselströmen

in (t) = Iˆ cos(ωt + [n − 1]β) , n = 1, 2, 3 . . . , N

durchflossen. Berechne das horizontale Strahlungsdiagramm der Anordnung.

P
y

r − rN
r

ϕ
i1 i2 i3 i4 iN

x
d d d
Abb. 5.11. Äquidistante Anordnung von Hertzschen Dipolen auf der x-Achse

Lösung: Bezeichnet man mit r n = (n − 1)d ex die vektorielle Entfernung


der einzelnen Dipole vom Koordinatenursprung, so ergibt sich aus (5.18) mit
sin ϑ = 1 nach Superposition der Beiträge aller phasenverschobenen Ströme
der Phasor des resultierenden Magnetfeldes in der Ebene z = 0
ˆ
I∆s N
e−jk|r−rn |+j[n−1]β
Hϕ ≈ jk .
4π n=1 |r − r n |
Mit der Fernfeldnäherung (5.17)
1 1
≈ , e−jk|r−rn | ≈ e−jk(r−r·rn /r) (5.33)
|r − r n | r
214 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

und dem Skalarprodukt


r · r n = r(n − 1)d cos ϕ
wird daraus
e−jkr j(n−1)ψ
ˆ N
I∆s
Hϕ ≈ jk e , ψ = kd cos ϕ + β . (5.34)
4π r n=1

An dieser Stelle sei besonders darauf hingewiesen, dass nach (5.33) im Argu-
ment der Exponentialfunktion eine genauere Näherung durchgeführt wird als
in der reziproken Abstandsfunktion |r − r n |−1 . Eine gröbere Näherung in der
Exponentialfunktion wäre fatal, denn auch kleine Abweichungen, z.B. in der
Größenordnung einer halben Wellenlänge, führen zu nicht vernachlässigbaren
physikalischen Effekten, wie z.B. die Auslöschung oder Verstärkung einzelner
Beiträge. Es sind aber gerade diese Effekte, die dem zu berechnenden Strah-
lungsdiagramm seine charakteristischen Eigenschaften verleihen. Mit Hilfe
der geometrischen Reihe

N
qN − 1
q n−1 =
n=1
q−1

lässt sich schließlich noch die Summe in (5.34) geschlossen darstellen



N
e jN ψ − 1 e jN ψ/2 sin(N ψ/2)
e j(n−1)ψ = =
n=1
e jψ − 1 e jψ/2 sin(ψ/2)
und das Magnetfeld des Dipolarrays nimmt die Form
ˆ
I∆s e−jkr j(N −1)ψ/2 sin(N ψ/2)
Hϕ ≈ jk e
4π r sin(ψ/2)
an. Aus (5.12) folgt dann die Energieflussdichte
* +2  2
1 1 1 ˆ
I∆s k sin(N ψ/2)

Skr = er · (E × H ) = Z|Hϕ | = Z 2
2 2 2 4π r sin(ψ/2)
! "# $
f (ϕ)
bzw. das Strahlungsdiagramm
 2
f (ϕ) 1 sin(N ψ/2)
= 2 .
fmax N sin(ψ/2)
Will man nun das Maximum des Strahlungsdiagramms bei einem Winkel
ϕ = ϕ0 erreichen, so muss die Phase zwischen zwei Array-Elementen so ein-
gestellt werden, dass
ψ = kd cos ϕ0 + β = 0 → β = −kd cos ϕ0
gilt. Soll das Array eine „Breitseite abfeuern“, so spricht man von einem
Aufgabe W6 215

π
Broadside-Array: ϕ0 = → β=0 .
2
Strahlt das Array dagegen hauptsächlich in Längsrichtung, so nennt man es
auch
End-Fire-Array: ϕ0 = 0, π → β = ∓kd .
Als Beispiel wird ein Array mit 10 Elementen gewählt, wobei die Dipole den
Abstand d = λ/4 voneinander aufweisen sollen, d.h. kd = (2π/λ)(λ/4) = π/2.
Die Diagramme in Abb. 5.12 zeigen die Strahlungsleistungsdichte in linearer
Darstellung, während sie in Abb. 5.13 logarithmisch skaliert wurde. Der äu-
ßere Kreis entspricht dabei 0 dB, der darunter liegende -10 dB, u.s.w.. Durch
die logarithmische Skalierung sind die Nebenkeulen besser zu erkennen. Sie
liegen aber immer deutlich unter der -10 dB Marke.

a) b) c)

Abb. 5.12. Strahlungsdiagramme eines Dipolarrays mit 10 Elementen in linearer


Skalierung. (a) ϕ0 = 0o . (b) ϕ0 = 60o . (c) ϕ0 = 90o

a) b) c)

Abb. 5.13. Strahlungsdiagramme eines Dipolarrays mit 10 Elementen in logarith-


mischer Skalierung. (a) ϕ0 = 0o . (b) ϕ0 = 60o . (c) ϕ0 = 90o
216 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

W7∗ Gruppenstrahler mit λ/2-Dipolen

Gegeben sind drei dünne, lineare Antennen der Länge l, die in gleichem Ab-
stand d parallel zueinander auf einer Linie angeordnet sind, Abb. 5.14. Die
Antennen werden in der Mitte von harmonischen Strömen ii (t) = Iˆi cos ωt,
mit i = 1, 2, 3 gespeist. Es kann in guter Näherung davon ausgegangen wer-
den, dass sich der Strom als Sinushalbwelle mit dem Maximum am Speise-
punkt und Stromknoten an den Antennenenden über die jeweilige Antenne
verteilt, d.h. die Antennenlänge soll gerade der halben Freiraumwellenlänge
l = λ/2 mit λ = 2πc/ω entsprechen (λ/2-Dipole). Für den Fall d = λ/2 und
Iˆ3 = Iˆ1 bestimme man das Vektorpotential im Fernfeld sowie die azimuthale
Verteilung der magnetischen Feldstärke in der Ebene z = 0.

z
er

R1 P
d d

dz  r
λ/2
i1 i2 ϑ i3
z
r 1

ϕ y

 eϕ
x
e

Abb. 5.14. Anordnung der λ/2-Antennen im Koordinatensystem und Kennzeich-


nung des laufenden Integrationspunktes sowie der relevanten Abstandsvektoren

Lösung: Das Vektorpotential berechnet man mit der Formel (5.16) nach
Ersetzen von J dV  durch Iˆi sin kz  dz  ez


3 λ/2
µ0 ˆ e−jkRi
A= Ai , Ai (r) = ez Ii sin kz  dz 
i=1
4π Ri
0

Ri ist dabei der Abstand des Integrationspunktes der jeweiligen Antenne zum
betrachteten Aufpunkt P .
Da das Potential nur in großen Entfernungen von der Antenne, kr  d,
interessiert, verwenden wir die Fernfeldnäherung (5.17), die davon ausgeht,
dass die Vektoren r und Ri für sehr weit entfernte Punkte P annähernd
Aufgabe W7∗ 217

parallel verlaufen und sich in ihrer Länge in erster Näherung nur durch die
Projektion des Quellpunktsvektors r i auf den Ortsvektor r unterscheiden
1 1 
≈ , e−jkRi ≈ e−jk(r−ri ·r/r) .
Ri r
Damit wird aus den Vektorpotentialen Ai
λ/2
µ0 ˆ e−jkr 
Azi (r) ≈ Ii e jk(ri ·r)/r sin kz  dz  , i = 1, 2, 3 .
4π r
0

Führt man noch die Quellpunktsvektoren


λ λ
r 1 = z  ez −
ey , r 2 = z  ez , r 3 = z  ez + ey
2 2
sowie den Ortsvektor in Kugelkoordinaten ein
r = r er = r(sin ϑ cos ϕ ex + sin ϑ sin ϕ ey + cos ϑ ez ) ,
so lauten die Skalarprodukte im Argument der Exponentialfunktionen
r 1 · r λ r 2 · r
= z  cos ϑ − sin ϑ sin ϕ , = z  cos ϑ
r 2 r
r 3 · r λ
= z  cos ϑ + sin ϑ sin ϕ .
r 2
Mit dem Integral2
λ/2 6 
7λ/2
 jkz  cos ϑ  e jkz cos ϑ
sin kz e dz = (jk cos ϑ sin kz  − k cos kz  )
k 2 − k 2 cos2 ϑ
0 0
1 jπ cos ϑ

=− e cos π − 1
k sin2 ϑ
2 cos ([π/2] cos ϑ) j [π/2] cos ϑ
= e
k sin2 ϑ
erhalten wir schließlich nach Einsetzen und Summieren das resultierende Vek-
torpotential
µ0 e−j(kr−[π/2] cos ϑ) cos ([π/2] cos ϑ)
Az (r, ϑ, ϕ) = ×


kr sin2 ϑ
× Iˆ2 + 2 Iˆ1 cos(π sin ϑ sin ϕ) .

Das magnetische Feld ergibt sich aus den Wirbeln des Vektorpotentials
1 1
H= ∇×A= ∇Az × ez .
µ0 µ0
Mit dem Gradienten in Kugelkoordinaten
2
siehe z.B. [Bronstein] Integral Nr. 459
218 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

∂Az 1 ∂Az 1 ∂Az


∇Az = er + eϑ +eϕ
∂r r ∂ϑ
! "# $ r sin ϑ ∂ϕ
! "# $
−2
∼r ∼ r−2
und dem Kreuzprodukt
er × ez = − sin ϑ eϕ
erhält man im Fernfeld unter Vernachlässigung aller Terme, die schneller als
r−1 abklingen, den Ausdruck
j −j(kr−[π/2] cos ϑ) cos ([π/2] cos ϑ)
Hϕ (r, ϑ, ϕ) ≈ e ×
2πr  sin ϑ
× Iˆ2 + 2 Iˆ1 cos(π sin ϑ sin ϕ) .

In der Ebene z = 0 wird daraus


j −jkr  ˆ
Hϕ (r, ϑ = π/2, ϕ) = e I2 + 2 Iˆ1 cos(π sin ϕ) .
2πr

a) b) c)

d) e) f) Iˆ1

λ/2
x Iˆ2
ϕ
F (ϕ) λ/2

Iˆ1
y

Abb. 5.15. Normierte Verteilung der magnetischen Feldstärke F (ϕ) in der Ebene
z = 0. (a) Iˆ2 = 0. (b) Iˆ2 = Iˆ1 . (c) Iˆ2 = 2Iˆ1 . (d) Iˆ2 = 3Iˆ1 . (e) Iˆ2 = 10Iˆ1 . (f)
Anordnung der λ/2-Dipole

In Abb. 5.15 wurde die Feldstärkeverteilung in der normierten Form


Hϕ (r, ϑ = π/2, ϕ) Iˆ2 + 2 Iˆ1 cos(π sin ϕ)
F (ϕ) = = (5.35)
Hϕ (r, ϑ = π/2, 0) Iˆ2 + 2 Iˆ1
Aufgabe W8 219

grafisch dargestellt. Es bilden sich im Allgemeinen vier Maxima aus, deren


Winkellage man auch durch Differentiation nach dem Winkel ϕ findet:
∂Hϕ (r, ϑ = π/2, ϕ) ! !
= 0 → cos ϕ · sin(π sin ϕ) = 0
∂ϕ
ϕ = 0, π („Hauptkeulen“)

ϕ = ±π/2 („Nebenkeulen“)
Der Abb. 5.15 ist außerdem zu entnehmen, dass für Iˆ2 = 2 Iˆ1 keine Nebenkeu-
len entstehen. Dann nämlich treten in (5.35) für ϕ = ±π/2 Nullstellen auf,
weil die Strahlungsbeiträge der drei Antennen in dieser Richtung vollständig
destruktiv interferieren.

W8 Strahlung eines ringförmigen Stromes


Berechne das Fernfeld eines auf einem Ring mit dem Radius a fließenden
Wechselstromes I = Iˆ cos ωt, Abb. 5.16. Überprüfe das Ergebnis für a
λ
durch Vergleich mit dem Fernfeld eines magnetischen Dipolstrahlers.

P
ϑ
r

a R

y
ϕ r
I

x ϕ

Abb. 5.16. Festlegung der relevanten Abstandsvektoren zur Berechnung des Strah-
lungsfeldes einer kreisförmigen Stromschleife

Lösung: Zur Berechnung des Phasors des Vektorpotentials verwenden wir


die Formel (5.16) nach Ersetzen von J dV  durch eϕ Ia
ˆ dϕ
2π
µ0 aIˆ 1 −jkR
A(r) = e eϕ dϕ .
4π R
0
Wichtig dabei ist, genau zwischen den gestrichenen Koordinaten des Quell-
punktes r = a, ϕ , ϑ = π/2 und den ungestrichenen Koordinaten des Auf-
punktes r, ϑ, ϕ zu unterscheiden. Für sehr weit entfernte Punkte P mit
kr  a können wir im Integranden die Fernfeldnäherung (5.17) anwenden
220 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

1 1
≈ , e−jkR ≈ e−jk(r−aer ·er ) .
R r
Der betrachtete Ringstrom produziert ein rotationssymmetrisches Feld, wes-
halb wir uns im Folgenden zunächst auf die Ebene ϕ = 0 beschränken wollen.
Dort gilt
er = sin ϑ ex + cos ϑ ez
→ er · er = sin ϑ cos ϕ .
er = cos ϕ ex + sin ϕ ey
Zerlegt man das Wegelement in seine kartesischen Komponenten, erhält man
ds = a dϕ eϕ = a dϕ (− sin ϕ ex + cos ϕ ey )
und die Zusammenfassung gegenüberliegender Wegelemente in der Form
ds (ϕ ) + ds (−ϕ ) = 2a cos ϕ dϕ ey
zeigt, dass das Vektorpotential in der Ebene ϕ = 0 nur eine y-Komponente
aufweist, d.h.
ˆ e−jkr 
π
µ0 Ia 
Ay ≈ e jka cos ϕ sin ϑ cos ϕ dϕ .
2π r
0

Mit der Integraldarstellung der Bessel-Funktion3


 π
e jx cos ϕ cos nϕ dϕ = jn π Jn (x)
0
wird daraus
ˆ e−jkr
µ0 Ia
Aϕ ≈ j J1 (ka sin ϑ) ,
2 r
wobei aufgrund der Rotationssymmetrie eϕ für ey gesetzt wurde, um wieder
ein für alle Winkel ϕ gültiges Resultat zu erhalten. Mit dem nun bekannten
Potential kann das elektromagnetische Feld ermittelt werden, wobei wir, da
es sich um eine Fernfeldberechnung handeln soll, Terme, die schneller als
mit r−1 abklingen, unberücksichtigt lassen. Aus µ0 H = ∇ × A folgt dann in
Kugelkoordinaten für das magnetische Feld
1 1 ∂(Aϕ sin ϑ) 1
Hr = ∼ 2 ≈0
µ0 r sin ϑ ∂ϑ r
1 1 ∂(r Aϕ ) ˆ
Ika e−jkr
Hϑ = − ≈− J1 (ka sin ϑ) ,
µ0 r ∂r 2 r
und weil sich das Strahlungsfeld einer beliebigen Stromverteilung bekanntlich
in großen Entfernungen lokal wie eine ebene Welle (5.14) verhält, wird das
elektrische Feld
ˆ
Ika e−jkr
Eϕ ≈ −ZHϑ ≈ Z J1 (ka sin ϑ)
2 r
3
siehe z.B. [Abramowitz] 9.1.21
Aufgabe W9 221


mit Z = µ0 /ε0 . Soll nun die Freiraumwellenlänge wesentlich größer als der
Radius a sein, kann wegen ka
1 die Näherung der Bessel-Funktion für
kleine Argumente4 J1 (x
1) ≈ x/2 benutzt werden und das Resultat ver-
einfacht sich zu
pm e−jkr
Eϕ ≈ −ZHϑ ≈ Zk 2 sin ϑ für a
λ ,
4π r
wobei pm = Iπaˆ 2 das magnetische Dipolmoment des Ringstromes angibt.
Dies aber ist das bekannte Feld eines magnetischen Dipolstrahlers.5

W9 Verluste in einer Parallelplattenleitung

Eine senkrecht polarisierte Welle (x-unabhängige TE-Welle) breite sich in


z-Richtung der in Abb. 5.17 dargestellten Parallelplattenleitung aus. Man
berechne die Verluste pro Flächeneinheit, die in der Bewandung entstehen,
wenn diese eine endliche Leitfähigkeit κ aufweist.

y
∆z
H =0
δS
I Abb. 5.17. Verlust-
d ε0
J H · ds behaftete Parallelplat-
x tenleitung mit Wand-
strömen, die bis zur
z Skintiefe δS in die
H =0 Platten eindringen

Lösungshinweis: Die Verlustberechnung soll näherungsweise mit der soge-


nannten Power-Loss Methode durchgeführt werden, bei welcher zunächst die
verlustfreien Felder (bei Annahme perfekter Leitfähigkeit der Bewandung)
und daraus die induzierten Wandströme bestimmt werden. Dabei wird vor-
ausgesetzt, dass der Wandstrom mit konstanter Dichte über die Eindringtiefe
δS verteilt ist und danach sprungartig auf null absinkt.
Lösung: Das elektrische Feld einer senkrecht polarisierten Welle weist nur
eine x-Komponente auf, deren Phasor die Helmholtz-Gleichung (5.4)
∂ 2 Ex ∂ 2 Ex
E = Ex (y, z) ex , + = −k 2 Ex
∂y 2 ∂z 2
mit k 2 = ω 2 ε0 µ0 erfüllt. Da nur Wellen in z-Richtung betrachtet werden sol-
len, steht damit die z-Abhängigkeit Z(z) = exp(∓jkz z) bereits fest und der
4
siehe z.B. [Abramowitz] oder [Henke]
5
vgl. [Henke], Zeitlich beliebig veränderliche Felder IV
222 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

übliche Produktansatz nach Bernoulli Ex = Y (y) · Z(z) führt bei idealen


Wänden mit κ → ∞ auf die Lösung
Exn = An sin(kyn y)e∓jkzn z
nπ & (5.36)
kyn = , kzn = k 2 − kyn 2 , n = 1, 2, 3, . . . ,
d
die das Verschwinden der elektrischen Feldstärke auf den Wänden y = 0 und
y = d garantiert. Das positive Vorzeichen in der Exponentialfunktion be-
schreibt dabei Wellen in negative z-Richtung und das negative Vorzeichen
Wellen in positive z-Richtung. Es entsteht also für jedes n ein unterschied-
licher Wellentyp, eine sogenannte Eigenwelle, die sich mit der Wellenzahl
kzn = 2π/λzn im Wellenleiter ausbreitet. Das magnetische Feld erhalten wir
aus der Maxwellschen Gleichung
∂Ex ∂Ex
∇ × E = −jωµ0 H = ey − ez
∂z ∂y
durch Differentiation des elektrischen Feldes
kzn
Hyn = ± An sin(kyn y)e∓jkzn z
ωµ
(5.37)
kyn
Hzn = −j An cos(kyn y)e∓jkzn z .
ωµ
Man beachte den Vorzeichenwechsel bei Hyn , der die korrekte Richtung des
Poyntingschen Vektors garantiert. Gemäß den in der Aufgabenstellung ge-
machten Voraussetzungen können wir die Wandstromdichte aus den verlust-
freien Feldern durch das in Abb. 5.17 angedeutete Umlaufintegral ermitteln

H · ds = −Hz ∆z = Jx δS ∆z → Hz |y=d = −Jx δS .

Dabei sind wir davon ausgegangen, dass die stromführende Schicht sehr dünn
ist (etwa 2 µm für Kupfer bei einer Frequenz von 1 GHz), so dass nur z-
gerichtete Wegelemente einen Beitrag zum Konturintegral liefern. Der zeitli-
che Mittelwert der Verlustleistungsdichte ist nach (5.13)
1 1
pV = Re {E · J ∗ } = Jx Jx∗
2 2κ
und damit die gesuchte Verlustleistung pro Flächeneinheit
2
 δS 1 kyn 1
PV = 2 Jx Jx∗ = (Hz Hz∗ )y=d = A2n 2 2 .
2κ κδS ω µ κδS
Durch den Faktor 2 wurde dabei der zusätzliche Beitrag der unteren Platte
erfasst. Bemerkenswert ist, dass die Verlustleistung mit zunehmender Fre-
quenz abnimmt. Setzt man konstante in z-Richtung transportierte Wirkleis-
tung voraus
1 , ∗
- A2n
Skz = Re Exn Hyn ∼ ,
2 ω
Aufgabe W10 223


so muss die Amplitude An mit ω zunehmen und die Verlustleistung nimmt
mit zunehmender Frequenz ab
 A2n 1
PV ∼ ∼√ .
ω 2 δS ω
Dies ist eine allgemeine Eigenschaft von Wellentypen, bei welchen elektrische
Feldlinien nicht auf der Leiterwand enden.

W10 Parallelplattenleitung mit Dielektrikum

Eine Parallelplattenleitung mit perfekt leitenden Wänden sei für z > 0 mit
Dielektrikum εr gefüllt, Abb. 5.18. Bestimme Reflexion und Transmission bei
Einfall einer senkrecht polarisierten Welle.

y
Abb. 5.18. Verlust-
freie Parallelplatten-

1
2 leitung mit dielektri-
d ε0 ε = εr ε0 schem Stoffeinsatz. Von
x z < 0 her fällt eine
senkrecht polarisierte
z Welle ein

Lösung: Das elektromagnetische Feld wird sich im Raum z ≤ 0 aus einer ein-
fallenden und einer reflektierten Welle zusammensetzen und im Raum z ≥ 0
breitet sich eine transmittierte Welle in positive z-Richtung aus. Damit lauten
die Wellenansätze in den Teilräumen 1 und 2 unter Verwendung der Felder
(5.36) und (5.37)
 (1) (1)
(1)
Exn (y, z) = An sin(kyn y) e−jkzn z + Rn e jkzn z
 (1) (1)
(1)
kzn
(5.38)
(1)
Hyn (y, z) = An sin(kyn y) e−jkzn z − Rn e jkzn z
ωµ0
(2)
(2)
Exn (y, z) = An Tn sin(kyn y) e−jkzn z
(2)
(2)
kzn (5.39)
(2)
Hyn (y, z) = An Tn sin(kyn y) e−jkzn z .
ωµ0
Rn bzw. Tn sind dabei die gesuchten Reflexions- bzw. Transmissionsfaktoren.
An Trennflächen zwischen Räumen unterschiedlicher Materialeigenschaften
müssen die Tangentialkomponenten der magnetischen und der elektrischen
Feldstärke stetig ineinander übergehen6
6
vorausgesetzt natürlich, dass dort keine freie Flächenladungsdichte und kein frei-
er Flächenstrom anzutreffen ist
224 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

(1) (2) (1) (2)


Exn (y, 0) = Exn (y, 0) , Hyn (y, 0) = Hyn (y, 0) .
Nach Einsetzen der Feldstärkeansätze (5.38) und (5.39) erhält man zwei Be-
stimmungsgleichungen für Rn und Tn
1 + R n = Tn , (1)
kzn (1 − Rn ) = kzn
(2)
Tn
und schließlich nach Auflösen
(1) (2) (1)
kzn − kzn 2 kzn
Rn = (1) (2)
, Tn = (1) (2)
kzn + kzn kzn + kzn
mit den Ausbreitungskonstanten
& & nπ ω
(1)
kzn = k 2 − kyn
2 , (2)
kzn = εr k 2 − kyn
2 , , k= .
kyn =
d c
Abb. 5.19 zeigt zur Veranschaulichung den Verlauf der magnetischen Feld-
linien in einem zeitlichen Ablauf über eine viertel Periodendauer. Deutlich
zu erkennen ist die Verkürzung der Wellenlänge im dielektrischen Bereich.
Außerdem kommt es durch die Überlagerung von einfallender und reflek-
tierter Welle im vorderen Bereich zu einer pulsierenden Feldintensität. Noch
anschaulicher ist natürlich ein kontinuierlicher zeitlicher Ablauf in Form ei-
nes Filmes. Hier sei auf die Internetseite [www-tet] verwiesen. Dort findet
man kleine Animationen für zahlreiche Anordnungen, die auch z.T. in die-
sem Übungsbuch behandelt werden.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie diese Feldbilder entstanden sind.
Grundsätzlich gilt, dass das Wegelement ds einer Feldlinie parallel zum Feld
steht und damit das Kreuzprodukt ds × B verschwindet. Da wir an einem
zeitlichen Ablauf interessiert sind, bisher aber mit zeitunabhängigen Phaso-
ren gearbeitet haben, müssen diese in den Zeitbereich transformiert werden
und die Feldliniengleichung lautet

Re ds × B e jωt = 0 .
Mit der Maxwellschen Gleichung ∇ × E = −jωB sowie der Tatsache, dass
das elektrische und magnetische Feld senkrecht aufeinander stehen, d.h.
ds · E = 0, wird dann daraus
   
1 1
−Re ds × (∇ × E) e jωt = Re (ds · ∇)E e jωt = 0 .
jω jω
Berücksichtigt man, dass der Ausdruck (ds · ∇)E = ex (ds · ∇)Ex = ex dEx
das totale Differential der elektrischen Feldstärke dEx enthält, so gelangt
man schließlich zu der skalaren Gleichung
 
1
f (y, z, t) = Re Ex (y, z) e jωt = const. (5.40)

für die magnetischen Feldlinien. Mathematisch sucht man also die Höhenlini-
en einer örtlich zweidimensionalen Funktion f (y, z, t). Dafür stehen heutzuta-
ge zahlreiche Programme zur Verfügung, mit deren Hilfe die Suche numerisch
erfolgen kann.
Aufgabe W10 225

a)

b)

c)

d)

e)

f)

Abb. 5.19. Verlauf der magnetischen Induktionslinien des Wellentyps n = 1 zu


verschiedenen Zeitpunkten und für kd = 1.2, εr = 2. (a) t/T = 0. (b) t/T = 0.05.
(c) t/T = 0.1. (d) t/T = 0.15. (e) t/T = 0.2. (f) t/T = 0.25
226 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

W11 Rechteckhohlleiter mit Anregung

In einem ideal leitenden Rechteckhohlleiter, der in der Ebene z = 0 abge-


schlossen ist, befindet sich an der Stelle x = c, z = h ein y-gerichteter Strom-
faden i(t) = Iˆ cos ωt, Abb. 5.20. Bestimme das elektromagnetische Feld der
Anordnung.

a
y

i(t) Abb. 5.20. Stromfaden im


c Rechteckhohlleiter. Die mar-
x b
kierte Fläche unterteilt den
h
Hohlleiter in zwei separate
z Bereiche

Lösung: Der Phasor des vom y-gerichteten Stromfaden hervorgerufenen


elektrischen Feldes wird nur eine y-Komponente aufweisen und erfüllt die
zweidimensionale Helmholtz-Gleichung (5.4)
∂ 2 Ey ∂ 2 Ey
E = Ey (x, z) 2
,+ = −k 2 Ey , k 2 = ω 2 ε0 µ0 .
∂x ∂z 2
Dabei genügt es, nur die von der Koordinate y unabhängigen Felder zu be-
trachten, da der Stromfaden aufgrund seiner Homogenität in y-Richtung kei-
ne anderen anregen wird. Das Feld im Rechteckhohlleiter entspricht damit
vollkommen dem eines unendlich langen Linienstromes zwischen zwei leiten-
den Platten in den Ebenen x = 0 und x = a. Die Felder einer Parallelplat-
tenleitung sind uns aber schon aus Aufg. W9 bekannt. Wir können daher den
Ansatz (5.36) verwenden, wobei d durch a zu ersetzen ist und die Koordi-
naten (x, y) zu vertauschen sind. Der Ansatz gilt jedoch nur in stromfreien
Gebieten. Wir sind daher gezwungen, den Hohlleiter wie in Abb. 5.20 in zwei
Teilgebiete 0 ≤ z < h (Raum 1) und z > h (Raum 2) zu zerlegen. Den in der
Trennfläche fließenden Strom fassen wir dabei als Flächenstromdichte JF auf,
die über eine gegen null gehende Breite 2δ verteilt ist. Bedenkt man noch,
dass es im Raum 0 ≤ z < h aufgrund von Reflexionen am ideal leitenden Ab-
schluss in der Ebene z = 0 sowohl vor- als auch rücklaufende Wellen geben
wird, dann kann man schließlich die Ansätze

nπx + −jkzn z

Ey(1) (x, z) = sin Cn e + Cn− e jkzn z


n=1
a

(5.41)
nπx −jkzn z
Ey(2) (x, z) = Bn(2) sin e
n=1
a
Aufgabe W11 227

für die elektrische Feldstärke in den beiden Teilräumen aufstellen. Jedes Glied
der Summe beschreibt eine Welle mit der Ausbreitungskonstanten
 ' nπ (2
kzn = k 2 − , (5.42)
a
aber nur für k > nπ/a handelt es sich tatsächlich um ausbreitungsfähige Wel-
len. Die anderen, nicht ausbreitungsfähigen Feldanteile in der Summe sind nur
in der Umgebung der Anregung signifikant und, wie wir später noch sehen
werden, zur Erfüllung der Stetigkeitsbedingungen unerlässlich. Bezeichnet
man mit λ die Wellenlänge einer Freiraumwelle mit der Kreisfrequenz ω, so
erhält man aus (5.42) die Wellenlängen der ausbreitungsfähigen Hohlleiter-
wellen in der Form
λ 2a
λzn = & nλ
2 , λ < n . (5.43)
1 − 2a
Will man z.B., dass sich nur der Wellentyp n = 1 ausbreitet (Monomode-
Betrieb mit der H10 -Welle), so lautet die Bedingung dafür
a
0.5 < < 1 → Monomode-Betrieb. (5.44)
λ
Durch das notwendige Verschwinden der elektrischen Feldstärke an der Wand
z=0
Ey(1) (x, 0) = 0 → Cn+ + Cn− = 0
lässt sich der Ansatz im Raum 1 weiter reduzieren

nπx
Ey(1) (x, z) = Bn(1) sin sin kzn z ,
n=1
a

wobei 2jCn− =: Bn gesetzt wurde. Zur Bestimmung der jetzt noch unbe-
(1)
(1) (2)
kannten Koeffizienten Bn und Bn fordern wir zunächst die Stetigkeit der
elektrischen Feldstärke an der Trennstelle z = h
Ey(1) (x, h) = Ey(2) (x, h) → Bn(1) sin kzn h = Bn(2) e−jkzn h
(1)
und mit der Abkürzung Fn = Bn e jkzn h wird aus den Ansätzen (5.41)

nπx
Ey(1) (x, z) = Fn e−jkzn h sin sin kzn z
n=1
a

nπx −jkzn z
Ey(2) (x, z) = Fn sin kzn h sin e .
n=1
a
Wegen des Stromes in der Trennfläche z = h ist das Magnetfeld dort nicht
stetig und muss die Bedingung (3.15) erfüllen
Hx(2) (x, h) − Hx(1) (x, h) = JF (x) . (5.45)
228 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Den eigentlich unendlich dünnen Linienstrom stellen wir uns dabei, wie schon
erwähnt, als einen über die endliche Breite 2δ „verschmierten“ Flächenstrom
JF vor.7 Die benötigte x-Komponente der magnetischen Feldstärke erhält
man aus der Maxwellschen Gleichung
∂Ey ∂Ey
∇ × E = ∇ × (ey Ey ) = −ex + ez = −jωµ0 H
∂z ∂x
durch Differentiation nach z, und nach Einsetzen in (5.45) folgt

j nπx
kzn Fn e−jkzn h (j sin kzn h + cos kzn h) sin = JF (x) . (5.46)
ωµ0 n=1 ! "# $ a
=1
Somit läuft also das Auffinden der Konstanten Fn auf die Bestimmung der
Fourier-Koeffizienten der Stromverteilung JF (x) hinaus. Zu diesem Zweck
wird (5.46) mit sin(mπx/a) multipliziert und über den Orthogonalitätsbe-
reich 0 ≤ x ≤ a integriert
∞ a 
c+δ
j nπx mπx Iˆ mπx
kzn Fn sin sin dx = lim sin dx .
ωµ0 n=1 a a δ→0 2δ a
0 c−δ
! "# $
n
δm a/2
Das Integral auf der rechten Seite führt auf den Ausdruck
 
a mπ(c − δ) mπ(c + δ) 2a mπc mπδ
cos − cos = sin sin
mπ a a mπ a a
und wegen
sin x
lim =1
x→0 x
ergeben sich so die gesuchten Konstanten
ˆ 
k nπc IZ µ0
Fn = −2jE0 sin mit E0 = , Z=
kzn a a ε0
und damit das elektrische Feld im Rechteckhohlleiter

k nπc nπx −jkzn h
Ey(1) (x, z) = −2j E0 sin sin e sin kzn z
n=1
kzn a a

(5.47)
k nπc nπx
Ey(2) (x, z) = −2j E0 sin sin sin kzn h e−jkzn z .
n=1
kzn a a
Der zeitliche Verlauf der magnetischen Feldlinien, Abb. 5.21, ergibt sich, wenn
man analog zu (5.40) die Funktion
 1 2π
f (x, z, t) = Re j Ey (x, z) e j2πt/T , T = =
f ω
7
Alternativ kann man natürlich auch gleich eine Delta-Distribution ansetzen.
Aufgabe W12 229

konstant hält. Warum dies so ist, wurde bereits in Aufg. W10 erläutert. In
den Feldbildern wurde λz1 = 2.8a gewählt. Aus (5.43) folgt dann für n = 1

a a
= 0.25 + = 0.779 ,
λ λz1
d.h. es ist nach (5.44) kein anderer Wellentyp als n = 1 ausbreitungsfähig,
was in den Feldbildern deutlich wird. In Abb. 5.21f ist ωt = π/2, so dass der
anregende Strom zu diesem Zeitpunkt gerade einen Nulldurchgang hat. Sehr
gut erkennt man hier, dass die Trennfläche den Abstand h = λz1 /4 aufweist.
Auch zu dieser Aufgabe existiert eine Animation der Feldlinien im Internet,
siehe [www-tet].

a) b)

c) d)

e) f)

Abb. 5.21. Magnetische Feldlinien zu verschiedenen Zeitpunkten für c/a = 0.25,


h/a = 0.7 und λz1 /a = 2.8. (a) t/T = 0. (b) t/T = 0.05. (c) t/T = 0.1. (d)
t/T = 0.15. (e) t/T = 0.2. (f) t/T = 0.25

W12 Wellen im Koaxialkabel

Gegeben ist ein unendlich langes Koaxialkabel. Der perfekt leitende Innenlei-
ter habe den Radius a, der ebenfalls perfekt leitende Außenleiter den Radius
b. Das Medium zwischen den Leitern sei verlustfrei und habe die Dielektri-
zitätskonstante ε0 und die Permeabilität µ0 , Abb. 5.22a. Auf der Leitung
können sich sowohl TEM-Wellen als auch Hohlleiterwellen ausbreiten, wobei
230 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

letztere in der Regel unerwünscht sind.


a) Berechne die Felder der magnetisch transversalen Wellenmoden (E-Wellen)
und stelle eine Gleichung zur Berechnung der Ausbreitungskonstanten kz auf.
b) Für welches kz ergibt sich ein elektrisch und magnetisch transversales Feld
(TEM-Welle)? Man bestimme für diesen Fall die Felder mit der zusätzlichen
Randbedingung, dass in der Ebene z = 0 eine Wechselspannung Û cos ωt zwi-
schen Innen- und Außenleiter anliegt.
c) Für den in b) betrachteten Sonderfall einer TEM-Welle berechne man den
ortsabhängigen Ladungs- und Strombelag auf den Leiteroberflächen und ve-
rifiziere damit die bekannte Beziehung L · C  = ε0 µ0 = 1/c2 zwischen dem
Kapazitätsbelag C  und Induktivitätsbelag L der Leitung. Dabei brauchen
die Größen C  und L nicht explizit berechnet zu werden.

a) b)
y
b
P

ϕ
ε0 , µ0
x
a

At = 0
At = 0

Abb. 5.22. a) Koaxialkabel und Randbedingung für den transversalen Anteil des
Vektorpotentials. b) Magnetische Feldlinien der E11 -Welle

Lösung:
a) Magnetisch transversale Wellen können nach (5.19) durch ein z-gerichtetes
Vektorpotential
A = At ( , ϕ) e−jkz z ez mit H =∇×A (5.48)
beschrieben werden. Wir betrachten hier der Einfachheit halber nur in po-
sitive z-Richtung fortschreitende Wellen. Das transversale Feld At ( , ϕ) ist
Lösung der zweidimensionalen Helmholtz-Gleichung (5.20)

∇2 At + K 2 At = 0 mit K = k 2 − kz2 . (5.49)
Die Separation der partiellen Differentialgleichung (5.49) in Polarkoordina-
ten führt auf die Schwingungsdifferentialgleichung in ϕ und die Besselsche
Aufgabe W12 231

Differentialgleichung in , so dass eine magnetisch transversale Eigenwelle im


Koaxialkabel allgemein durch den Ansatz
' (' (
At ( , ϕ) = C Jm (K ) + D Nm (K ) E cos mϕ + F sin mϕ (5.50)

mit der Bessel-Funktion Jm und der Neumann-Funktion Nm beschrieben


werden kann.8 Dabei ist kz die an dieser Stelle noch unbekannte zur jeweili-
gen Eigenwelle gehörende Ausbreitungskonstante. Mit (5.48) und Maxwells
Gleichung ∇ × H = jωε0 E erhält man
1 ∂At −jkz z ∂At −jkz z
H = e , Hϕ = − e , Hz = 0
∂ϕ ∂
∂Hϕ ∂H (5.51)
jωε0 E = − = jkz Hϕ , jωε0 Eϕ = = −jkz H
0 ∂z 1 ∂z
jωε0 Ez = ∇ × (∇ × A) = ez · ∇(∇ · A) − ∇2 A = K 2 At e−jkz z .
z

Hier wurde ∇ · A = −∂A/∂z und ∇2 A = −k 2 A verwendet.


Die allgemeine Lösung (5.50) ist noch an die Randbedingungen auf den
Leiteroberflächen anzupassen. Dort muss naturgemäß das tangentiale elek-
trische Feld verschwinden, d.h. es muss gelten
Ez (a, ϕ, z) = Ez (b, ϕ, z) = Eϕ (a, ϕ, z) = Eϕ (b, ϕ, z) = 0 .
Für das transversale Potential bedeutet dies
 
∂At  ∂At 
= = 0 und At (a, ϕ, z) = At (b, ϕ, z) = 0 ,
∂ϕ =a ∂ϕ =b
wobei das Verschwinden des Potentials auf den Leiteroberflächen offensicht-
lich hinreichend ist, da damit die Ableitungen nach ϕ ebenfalls verschwinden.
Es ergibt sich somit das homogene Gleichungssystem
* + * + * +
Jm (ξ) Nm (ξ) C 0
b
b
· = mit ξ = Ka ,
Jm ξ a Nm ξ a D 0
das nur dann nichttriviale Lösungen hat, wenn die Koeffizientendeterminante
verschwindet, d.h.
     
b b b
fm ξ, = Jm (ξ) Nm ξ − Jm ξ Nm (ξ) = 0 . (5.52)
a a a
Die Nullstellen der Funktion fm , Abb. 5.23, √liefern dann die gesuchten K
und damit die Ausbreitungskonstanten kz = k 2 − K 2 . Da für jeden Wert
von m, der die azimuthale Feldverteilung bestimmt, unendlich viele Lösungen
von (5.52) existieren, werden die zugehörigen Wellen doppelt indiziert und
heißen Emn -Wellen. Die transversale Potentialverteilung lautet also für die
Eigenwelle m, n
8
siehe [Henke], Zeitlich beliebig veränderliche Felder II
232 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

 
Atmn ( , ϕ) = (Emn cos mϕ + Fmn sin mϕ) ×
 
Nm (Kmn )
× Jm (Kmn ) − Jm (Kmn a) ,
Nm (Kmn a)
 
wobei CE = Emn und CF = Fmn gesetzt wurde. Die magnetischen Feldlinien
in einer Querschnittsebene des Koaxialkabels sind durch die Äquipotentialli-
nien At ( , ϕ) =const. gegeben. Es sei dem Leser an dieser Stelle zur Übung
selbst überlassen, den Beweis dafür zu erbringen. Wie man dabei prinzipiell
vorgeht, kann in Aufg. W10 nachgelesen werden. Das Feldbild der E11 -Welle
ist in Abb. 5.22b dargestellt. Der zur Berechnung erforderliche Eigenwert K11
kann der Abb. 5.23 entnommen werden, K11 a = 1.636.

1
−→

f1

−0.2 Abb. 5.23. Verlauf der


0 1 2 3 4 5 Funktion fm in (5.52) für
K11 a ξ −→ m = 1 und b/a = 3

b) In (5.51) erkennt man, dass für K = 0, d.h. kz = k, auch die z-Komponente


des elektrischen Feldes verschwindet, so dass ein TEM-Feld entsteht. Die
Helmholtz-Gleichung (5.49) entartet in diesem Fall zur zweidimensionalen
Laplace-Gleichung
∇2 At ( , ϕ) = 0 für kz = k ,
deren allgemeine Lösung in Polarkoordinaten in (1.66) gegeben wurde
At ( , ϕ) = (A0 + B0 ln ) · (C0 + D0 ϕ) +
∞  
1
+ An + Bn n · (Cn cos nϕ + Dn sin nϕ) .
n

n=1

Die Randbedingungen
 
∂At  ∂At 
Eϕ (a, ϕ) = Eϕ (b, ϕ) = 0 → = =0
∂ϕ =a ∂ϕ =b
lassen sich nur mit An = Bn = D0 = 0 befriedigen. Mit der beliebigen Fest-
legung A0 = 0 und B0 C0 = F0 folgt dann für das transversale Feld
Aufgabe W13 233


At ( ) = F0 ln für kz = k .
a
Mit der Forderung, dass in der Ebene z = 0 die Spannung Û zwischen Innen-
und Außenleiter anliegt, lässt sich F0 bestimmen
b
kz 0 1 kz b
U (z = 0) = Û = E d = − At (b) − At (a) = − F0 ln
ωε0 ωε0 a
a

Û 1 µ0
→ F0 = − mit Z= ≈ 120 π Ω .
Z ln b/a ε0
und die Felder der TEM-Welle ergeben sich mit (5.51) und kz = k zu
Û 1
E = ZHϕ = e−jkz . (5.53)
ln b/a
c) Durch Anlegen der Spannung Û wird sich auf den Leiteroberflächen eine
Flächenladung qF = qF (z) und ein Flächenstrom J F = JF (z) ez einstellen.
Beide breiten sich, ebenso wie die Felder, mit der Ausbreitungskonstanten
kz = k entlang der Leitung aus. Auf dem äußeren Leiter gilt für den La-
dungsbelag nach (1.11)
qF (z) = ε0 E ( = b, z)
und aus der Kontinuitätsgleichung (2.2) folgt der Strombelag
dJF (z)
∇ · JF = = −jkJF (z) = −jωqF (z) → JF = c qF .
dz
Mit dem jetzt bekannten Ladungs- und Strombelag sowie den TEM-Feldern
(5.53) lassen sich Kapazitäts- und Induktivitätsbelag in der allgemeinen Form
b
 2πbqF (z)  µ0 a Hϕ ( , z) d
C = b , L =
E ( , z) d 2πbJF (z)
a
angeben, und die Multiplikation ergibt

  qF (z) µ0 1 µ0 µ0 ε0 1
C ·L = = = = 2 q.e.d. .
JF (z) Z c Z c µ0 c
Abschließend sei noch erwähnt, dass das elektromagnetische Feld in (5.53)
für = 0 singulär wird. Es ist daher keine TEM-Welle mehr möglich, wenn
der Innenleiter entfernt wird. Die Existenz einer TEM-Welle erfordert immer
mindestens zwei parallele Einzelleiter.

W13 Rundhohlleiter mit dielektrischer Schicht auf der Wand


Gegeben ist ein Rundhohlleiter vom Radius a. Auf der Innenseite der Be-
wandung ist eine dielektrische Schicht mit ε = εr ε0 , µ = µ0 und der Dicke
d aufgetragen. Wie lautet die Gleichung zur Bestimmung der Ausbreitungs-
konstanten für rotationssymmetrische H-Wellen?
234 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Lösung: H-Wellen können nach (5.19) durch ein z-gerichtetes Vektorpoten-


tial
A = At ( , ϕ) e−jkz z ez mit E =∇×A (5.54)
beschrieben werden. Das transversale Feld At ( , ϕ) ist Lösung der zweidimen-
sionalen Helmholtz-Gleichung (5.20) und es gilt der allgemeine Lösungsan-
satz (5.50). Da nur rotationssymmetrische Wellen betrachtet werden sollen,
kann dort m = 0 gesetzt werden

At ( ) = C J0 (K ) + D N0 (K ) , K = k 2 − kz2 .
Zu beachten ist, dass die Wellenzahl k und damit auch K vom Material
abhängig ist. Wir definieren daher in den beiden Bereichen 1 (0 ≤ < a − d)
bzw. 2 (a − d ≤ ≤ a)
K12 = k12 − kz2 , K22 = εr k12 − kz2 , k12 = ω 2 ε0 µ0 .
Im Hinblick auf die Erfüllung von Rand- und Stetigkeitsbedingungen sind
weiterhin nur die tangentialen Komponenten von E und H von Interesse.
Sie folgen aus (5.54) und der Maxwellschen Gleichung ∇ × E = −jωµ0 H
zu
∂At −jkz z 1
Eϕ ( , z) = − e , Hz ( , z) = − K 2 At e−jkz z .
∂ jωµ0
Man erhält sie auch durch eine Analogiebetrachtung aus (5.51), wenn man
dort das elektrische und magnetische Feld vertauscht und jωε0 durch −jωµ0
ersetzt.
Wir benötigen nun im Dielektrikum Lösungen, die für = a das Ver-
schwinden des tangentialen elektrischen Feldes garantieren. Dies funktioniert
nur mit einer Linearkombination aus Bessel- und Neumann-Funktionen.
Im Raum 0 ≤ ≤ a − d dagegen kann die Neumann-Funktion aufgrund ih-
res singulären Verhaltens auf der Achse = 0 nicht auftreten. Nach Definition
der Linearkombinationen
S0 (K2 ) = N0 (K2 ) J1 (K2 a) − J0 (K2 ) N1 (K2 a)
S1 (K2 ) = −S0 (K2 ) = (5.55)
= N1 (K2 ) J1 (K2 a) − J1 (K2 ) N1 (K2 a) ,
in denen durch einen Strich die Differentiation nach dem Argument gekenn-
zeichnet wurde, lautet dann der Potentialansatz für H-Wellen

A S0 (K2 ) für a − d ≤ ≤ a
At ( ) =
B J (K ) für 0 ≤ ≤ a − d
0 1

und die Ableitung nach



dAt ( ) A K2 S1 (K2 ) für a − d ≤ ≤ a
=−
d B K J (K ) für 0 ≤ ≤ a − d .
1 1 1
Aufgabe W14∗ 235

Die Funktion S0 in (5.55) wurde gerade so gewählt, dass ihre Ableitung −S1
und damit Ez auf der Fläche = a verschwindet. Außerdem wurde in beiden
Teilräumen davon ausgegangen, dass die Felder sich mit gleicher Phasenge-
schwindigkeit also gleicher Wellenzahl kz ausbreiten, da ansonsten die nun
folgende Erfüllung der Stetigkeitsbedingungen für alle Werte von z nicht
möglich wäre. Die Stetigkeit der Tangentialkomponenten von E und H
Eϕ ( = a − d − 0, z) = Eϕ ( = a − d + 0, z)
Hz ( = a − d − 0, z) = Hz ( = a − d + 0, z)
liefert mit den Abkürzungen
ξ = K1 (a − d) , η = K2 (a − d)
das homogene Gleichungssystem
* + * + * +
η S1 (η) −ξ J1 (ξ) A 0
· = ,
η 2 S0 (η) −ξ 2 J0 (ξ) B 0
welches natürlich nur bei verschwindender Koeffizientendeterminante von null
verschiedene Lösungen aufweist. Dies führt auf die gesuchte Bestimmungs-
gleichung für die Ausbreitungskonstanten kz
f (kz ) = ξ S1 (η) J0 (ξ) − η S0 (η) J1 (ξ) = 0 .
Die Nullstellen der Funktion f (kz ) müssen dann numerisch ermittelt werden.

W14∗ Rechteckresonator mit Anregung

Der Hohlleiter in Aufg. W11 wird nun in der Ebene z = 2h mit einer perfekt
leitenden Platte kurzgeschlossen und zusätzlich mit Teflon gefüllt, so dass
ein verlustbehafteter Resonator mit anregendem Stromfaden i(t) = Iˆ cos ωt
entsteht, Abb. 5.24.

a
y

b
i(t)
c
x

1
2 Abb. 5.24. Stromfaden in einem mit
verlustbehaftetem Dielektrikum ge-
h 2h z füllten Rechteckresonator

Teflon hat eine komplexe Dielektrizitätskonstante

εk = εr ε0 (1 − j tan δ) mit εr = 2.3 und tan δ = 2 · 10−4 .


236 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

a) Berechne die erzwungenen elektromagnetischen Schwingungen im Reso-


nator unter Verwendung des in Aufg. W11 ermittelten Feldes.
b) Führe eine Näherungsrechnung für den Fall durch, dass die Frequenz des
anregenden Stromes nur wenig von der ersten Resonanzfrequenz des Resona-
tors abweicht.
Lösung:
a) Wir verwenden das in Aufg. W11 berechnete Feld (5.47) als primäres Feld
(p) (p)
Ey1 im Raum 1 (0 ≤ z < h) bzw. Ey2 im Raum 2 (h ≤ z < 2h)
ˆ ∞
(p) IZ k nπc nπx −jkzn h
Ey1 (x, z) = −2j sin sin e sin kzn z
a n=1 kzn a a
ˆ ∞
IZ k nπc nπx
sin kzn h e−jkzn z
(p)
Ey2 (x, z) = −2j sin sin
a n=1 kzn a a
mit den Ausbreitungskonstanten
 ' nπ (2
kzn = k 2 − . (5.56)
a
Da der Hohlleiter nun in der Ebene z = 2h geschlossen wurde, kommt es
(s)
dort zu Reflexionen. Dies berücksichtigen wir durch ein sekundäres Feld Ey ,
welches in der Ebene z = 0 verschwinden muss
ˆ ∞
IZ k nπc nπx
Ey(s) (x, z) = −2j Dn sin sin sin kzn z .
a n=1 kzn a a
Die Konstanten Dn werden dann so bestimmt, dass das resultierende elektri-
sche Feld auch in der Ebene z = 2h verschwindet
(p)
Ey2 (x, 2h) = Ey2 (x, 2h) + Ey(s) (x, 2h) = 0

e−j2kzn h
Dn sin 2kzn h + sin kzn h e−j2kzn h = 0 → Dn = − .
2 cos kzn h
Hierbei wurde sin 2x = 2 sin x cos x verwendet. Damit ergibt sich im Bereich
1, auf den wir uns aus Symmetriegründen beschränken können, das elektro-
magnetische Feld
ˆ ∞
IZ k nπc nπx sin kzn z
Ey1 (x, z) = −j sin sin
a n=1 kzn a a cos kzn h

(5.57)
1 ∂Ey1 Iˆ nπc nπx cos kzn z
Hx1 (x, z) = =− sin sin .
jωµ0 ∂z a n=1 a a cos kzn h

b) Das elektromagnetische Feld der Grundschwingung in einem Rechteckre-


sonator ohne Anregung9 lautet
9
siehe [Henke], Zeitlich beliebig veränderliche Felder II
Aufgabe W14∗ 237

 πx πz jωr t
Ey (x, z, t) = Re A sin sin e
 a 2h 
A π πx πz jωr t (5.58)
Hx (x, z, t) = Re sin cos e
jωµ0 2h a 2h
mit der wegen des verlustbehafteten Dielektrikums komplexen Resonanzfre-
quenz ωr , die sich aus der Beziehung
' π ( 2 ' π (2
kr2 = ωr2 εk µ0 = + (5.59)
a 2h
ergibt. Liegt also die Frequenz des Stromfadens nahe der Resonanzfrequenz,
so wird im Wesentlichen nur die Grundschwingung angeregt. Um die Ampli-
tude A zu bestimmen, bilden wir zunächst die Rotation der zweiten Max-
wellschen Gleichung
∇ × (∇ × E) = −jωµ0 ∇ × H = −jωµ0 (J + jωεk E) .
Die eingeprägte Stromdichte J ist nur an der Stelle x = c und z = h vorhan-
den und mit ∇ × (∇ × E) = ∇(∇ · E) − ∇2 E erhält man die inhomogene
Wellengleichung
∇2 Ey + k 2 Ey = jωµ0 Iˆ δ(x − c) δ(z − h) , k 2 = ω 2 εk µ0
und nach Einsetzen von Ey
πx πz
(k 2 − kr2 )A sin sin ≈ jωµ0 Iˆ δ(x − c) δ(z − h) . (5.60)
a 2h
Diese Gleichung kann natürlich niemals exakt erfüllt sein, denn wir haben ja
näherungsweise (5.58) als elektrisches Feld verwendet. Dieses erfüllt aber die
homogene und nicht die inhomogene Wellengleichung. Speziell in der unmit-
telbaren Umgebung des Linienstromes sind daher Abweichungen zu erwarten.
Um nun die Konstante A zu eliminieren, gehen wir so wie bei der Orthogo-
nalentwicklung vor und multiplizieren (5.60) mit sin(πx/a) sin(πz/2h) und
integrieren über das Resonatorvolumen. Mit der Ausblendeigenschaft der Di-
racschen Deltafunktion ergibt sich dann für die Amplitude
2Iˆ 1 πc
A ≈ jωµ0 sin
ah k − kr
2 2 a
und für das Magnetfeld die Näherung
Iˆ π ω2 πc πx πz
Hx (x, z) ≈ sin sin cos . (5.61)
a (kh) ω − ωr
2 2 2 a a 2h
Es zeigt sich nach Abb. 5.25 eine gute Übereinstimmung mit dem exakten
Resultat (5.57), wenn man nicht zu nahe an die Anregung heran geht und
die Frequenz dicht bei der Resonanzfrequenz liegt.
Die Approximation kann man auch aus (5.57) direkt ableiten. Offenbar
wird Hx1 für kzn h = (2p − 1)π/2 mit p = 1, 2, 3, . . . unendlich. Dies bestimmt
die Resonanzfrequenzen des Resonators. Bei kleiner Dämpfung wird in der
238 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Umgebung der ersten Resonanzfrequenz ωr im Wesentlichen nur das Glied


n = 1 in der Lösungssumme beitragen, d.h.
Iˆ 1 nπc πx πz
Hx1 (x, z) ≈ sin sin cos . (5.62)
a cos kz1 h a a 2h
Hier wurde, außer in der sonst unendlich werdenden Kosinusfunktion im Nen-
ner, kz1 ≈ π/2 eingesetzt. Aus (5.56) und (5.59) folgt außerdem für ω → ωr ,
d.h. k → kr
' π (2 ' π (2
2
kz1 = k2 − = k 2 − kr2 +
' (a 2h
π 2 π 1
kz1 h = + (k 2 − kr2 )h2 ≈ + h2 (k 2 − kr2 )
2 2 π
und damit
h2
cos kz1 h ≈ − (k 2 − kr2 ) für ω → ωr .
π
Setzt man dies in (5.62) ein, erhält man wieder die Näherung (5.61).

23.9 118.5
↑ ↑
Hx a Hx a
Iˆ Iˆ
0 0

1.38 GHz 1.395 GHz

−23.9 −118.5
0 5 z/cm −→ 10 0 5 z/cm −→ 10
71.13 20.8
↑ ↑
Hx a Hx a
Iˆ Iˆ
0 0

1.405 GHz 1.42 GHz

−71.13 −20.8
0 5 z/cm −→ 10 0 5 z/cm −→ 10
Abb. 5.25. Magnetische Feldstärke zum Zeitpunkt t = 0 in der Ebene x = c für
a = 10 cm und c = h = 5 cm. Die gestrichelten Kurven zeigen den angenäherten
Verlauf (5.61). Die Resonanzfrequenz beträgt ca. 1.4 GHz

Abschließend soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass sowohl die
Wellenzahl k als auch die Resonanzkreisfrequenz ωr komplex sind. Wegen
tan δ
1 gelten die Näherungen
Aufgabe W15∗ 239

 1 1 1
1 − j tan δ ≈ 1 − j tan δ , √ ≈ 1 + j tan δ
2 1 − j tan δ 2
und damit
 
√ ω√ 1
k = ω εk µ0 ≈ εr 1 − j tan δ
c0 2
  
c0 1 1 1
fr ≈ √ + 2 1 + j tan δ .
2 εr 4h2 a 2
Für das in Abb. 5.25 gewählte Beispiel a = 10 cm und h = 5 cm liegt der
Realteil der komplexen Frequenz bei 1.39876 GHz.

W15∗ Dielektrischer Resonator

Innerhalb einer verlustfreien Parallelplattenleitung mit dem Plattenabstand d


sei der Bereich |z| ≤ a mit Dielektrikum εr = 1 gefüllt, Abb. 5.26. Die Anord-
nung stellt einen dielektrischen Resonator für parallel polarisierte elektroma-
gnetische Felder (x-unabhängige TM-Felder) dar. Gesucht ist die Gleichung
zur Bestimmung der Resonanzfrequenzen.

y
κ→∞

d ε0 ε
1 ε0
2
z Abb. 5.26. Parallelplatten-
leitung mit dielektrischem
κ→∞ Stoffeinsatz und Raumauftei-
2a lung

Lösungshinweis: Man stelle sich das Feld im Dielektrikum aus vor-und rück-
laufenden Wellen vor, die sich zu einer stehenden Welle überlagern. Damit
die Energie in diesem Bereich auch „gefangen“ bleibt, muss die Frequenz un-
terhalb der cut-off Frequenz der homogenen Parallelplattenleitung liegen, so
dass außerhalb des Dielektrikums exponentiell abklingende Felder entstehen.
Lösung: Das magnetische Feld einer senkrecht polarisierten Welle weist nur
eine x-Komponente auf, deren Phasor die Helmholtz-Gleichung (5.4)
∂ 2 Hx ∂ 2 Hx
H = Hx (y, z) ex , + = −k 2 Hx
∂y 2 ∂z 2
mit k 2 = ω 2 εµ erfüllt. Wie schon bei der Betrachtung parallel polarisierter
Wellen in Aufg. W9 wird die Helmholtz-Gleichung mit dem Bernoulli-
Ansatz Hx = Y (y) · Z(z) mit Z(z) = exp(∓jkz z) gelöst. Wir sind aber dies-
mal an resonanten Feldern und nicht an ausbreitungsfähigen interessiert und
240 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

machen daher, wie im Lösungshinweis angedeutet, einen Stehwellenansatz in


Raum 1 und einen nach außen hin abklingenden Feldansatz im Raum 2
 
nπy cos(kz1 z)/ cos(kz1 a)
Hx1 (y, z) = A cos
d sin(kz1 z)/ sin(kz1 a) (5.63)
nπy −jkz2 |z−a|
Hx2 (y, z) = B cos e
d
mit den Wellenzahlen
 ' nπ (2  ' nπ (2
kz1 = εr k2 −
2 , kz2 = k22 −
d d (5.64)
Re {kz2 } = 0 , Im {kz2 } < 0 , k2 = ω ε0 µ0 .
2 2

Die Ansätze garantieren das notwendige Verschwinden des tangentialen elek-


trischen Feldes Ez ∼ ∂Hx /∂y auf den leitenden Wänden y = 0 und y = d.
Außerdem wurden bereits die beiden möglichen Symmetrien bezüglich der
Ebene z = 0 mit eingearbeitet. So beschreibt der obere Term in den geschweif-
ten Klammern eine gerade und der untere Term eine ungerade Verteilung des
magnetischen Feldes. Die Normierung auf cos(kz1 a) bzw. sin(kz1 a) ist zwar
an dieser Stelle nicht notwendig, erleichtert aber die spätere Erfüllung der
Stetigkeitsbedingungen. Die noch benötigte y-Komponente des elektrischen
Feldes errechnet sich unter Verwendung von
1 ∂Hx
∇ × H = jωεE → Ey =
jωε ∂z
zu
 
kz1 nπy − sin(kz1 z)/ cos(kz1 a)
Ey1 = A cos
jωε0 εr d cos(kz1 z)/ sin(kz1 a) (5.65)
−jkz2 nπy −jkz2 |z−a|
Ey2 = B cos e .
jωε0 d
An der Trennfläche z = a müssen die Tangentialkomponenten von H und E
stetig sein, d.h. es muss gelten
Hx1 (y, a) = Hx2 (y, a) , Ey1 (y, a) = Ey2 (y, a) .
Aufgrund der vorgenommenen Normierung wird das Magnetfeld (5.63) durch
die Wahl A = B stetig, so dass das elektrische Feld (5.65) bei Erfüllung der
transzendenten Eigenwertgleichung
 
kz1 − tan(kz1 a)
= −jkz2 (5.66)
εr cot(kz1 a)
stetig wird. Da kz2 negativ imaginär sein muss, um ein „Herauslecken“ der
Wellen aus dem Resonator zu vermeiden, lässt sich (5.66) nur mit reellen
Werten von kz1 erfüllen. Führt man noch den frequenzproportionalen Para-
meter
Aufgabe W15∗ 241

k2 d 1
λ= mit √ <λ<1
nπ εr
ein, für dessen angegebenen Wertebereich die Ausbreitungskonstante kz1 re-
ell bleibt, dann nimmt die Eigenwertgleichung (5.66) zusammen mit (5.64)
schließlich die Gestalt
 ' a (
 √ 
 tan nπ εr λ 2 − 1 
εr λ − 1
2
d
1 − λ2 = ' a ( (5.67)
εr 
 − cot nπ 
εr λ 2 − 1 
d
an. Bezeichnet man jetzt die linke Seite von (5.67) mit f1 (λ) und die rech-
te mit f2 (λ), so liegt eine grafische Lösung nahe. Die gesuchten Resonanz-
frequenzen findet man als Schnittpunkte der Kurven f2 (λ) mit dem Kreis
f12 + λ2 = 1. Abb. 5.27 zeigt an einem speziellen Beispiel die Ausbildung von
vier Schwingungsmoden.

1
f1

f2

Abb. 5.27. Zur grafischen


Lösung der Eigenwertgleichung
(5.67) am Beispiel εr = 5, a/d = 1
und n = 1. Die Eigenwerte λ1 und
λ3 korrespondieren mit symme-
trischem Hx und die Eigenwerte
0 λ2 und λ4 mit symmetrischem Ey
0 λ1 λ2 λ3 λ4 1 bezüglich z = 0

Wie man sieht, genügt es die Kurven f2 mit nur wenigen Punkten zu skizzie-
ren, um gute Schätzwerte für die normierte Frequenz zu erhalten. Allerdings
fällt besonders beim ersten Schnittpunkt auf, dass man sich schon bei einer
geringfügigen Abweichung vom Wert λ1 relativ weit vom Schnittpunkt ent-
fernt. Die Ablesegenauigkeit reicht daher nicht aus, um auch die Felder kor-
rekt zu berechnen. Die abgelesenen Werte müssen also noch verfeinert werden,
was z.B. mit dem Newton-Verfahren geschehen kann. In Abb. 5.28 wurden
zur Veranschaulichung die zu den vier Eigenwerten gehörenden Feldprofile
und in Abb. 5.29 die Verschiebungstromlinien dargestellt. Diese ergeben sich
dabei aus der Gleichung
, -
Re Hx (y, z) e jωt = const. ,
242 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

was sich völlig analog zu Aufg. W10 beweisen lässt, in der wir die magneti-
schen Feldlinien senkrecht polarisierter Felder aus dem elektrischen Feld Ex
ermittelt hatten.

Hx λ1 Hx λ2 Hx λ3 Hx λ4

Ey λ1 Ey λ2 Ey λ3 Ey λ4

−a z → a −a z→ a −a z→ a −a z→ a
Abb. 5.28. Feldverläufe der vier Eigenschwingungen in der Ebene y = 0 für εr = 5,
a/d = 1 und n = 1

Abb. 5.29. Verschiebungstromlinien der vier Eigenschwingungen für εr = 5,


a/d = 1 und n = 1

W16∗ Cerenkov-Strahlung

Die Cerenkov-Strahlung verhält sich analog zum akustischen Überschall-


knall von Düsenjets, die sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen. Die
Aufgabe W16∗ 243

nacheinander entlang der Flugrichtung emittierten kugelförmigen Schallwel-


len bilden als Einhüllende den sogenannten Machschen Kegel. Der Öffnungs-
winkel des Kegels ist umso kleiner, je schneller sich das Objekt mit superso-
nischen Geschwindigkeiten durch die Luft bewegt. Ein vergleichbares Phäno-
men tritt ein, wenn ein geladenes Teilchen ein Medium mit einer Geschwin-
digkeit durchläuft, die höher als die Lichtgeschwindigkeit in diesem Medium
ist. Dann emittiert es (analog zum obigen Beispiel der Kugelschallwellen) die
Cerenkov-Strahlung. Auch hier bildet sich als Einhüllende der Machsche
Kegel aus, Abb. 5.30a.

Teilchentrajektorie
Cerenkov-Strahlung
y
b)

ε0 εr
Cerenkov-
Winkel
ε0 a v = v0 ez

a qF 0 cos kz z
Machscher Kegel

a) ε0 εr

Abb. 5.30. (a) Emission von Cerenkov-Strahlung bei der Bewegung eines gela-
denen Teilchens mit Überlichtgeschwindigkeit v0 > cMedium . (b) Zweidimensionale
Modellanordnung zur Erzeugung von Cerenkov-Strahlung

Abbildung 5.30b zeigt eine vereinfachte zweidimensionale Anordnung, in der


Cerenkov-Strahlung auftritt:
Im ansonsten homogenen Gesamtraum mit der Dielektrizitätskonstanten ε0 εr
herrsche im Bereich |y| ≤ a ein Vakuum. In der Ebene y = 0 befinde sich eine
örtlich kosinusförmig verteilte Flächenladung qF (z, t = 0) = qF 0 cos kz z, die
mit der konstanten Geschwindigkeit v0 entlang der z-Achse bewegt wird.
a) Berechne die magnetische Feldstärke im gesamten Raum.
b) Unter welcher Bedingung wird von der Ladung Energie abgestrahlt? Be-
stimme in diesem Fall den Winkel der abgestrahlten Wellenfront zur z-Achse.
c) Betrachte nun eine unendlich lange Linienladung qL parallel zur x-Achse,
die sich in z-Richtung mit der konstanten Geschwindigkeit v0 bewegt und
bestimme das Feld mit Hilfe einer zeitlichen Fourier-Transformation. Zur
Vereinfachung soll diesmal von einem homogenen Gesamtraum der Dielektri-
zitätskonstanten ε0 εr , d.h. a = 0, ausgegangen werden.
Lösung:
a) Die bewegte Flächenladung lässt sich zunächst in der komplexen Form
244 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

 
qF (z, t) = Re qF 0 e−jkz (z−v0 t) = Re qF 0 e j(ωt−kz z)

schreiben, aus der wir den Phasor


ω
qF (z) = qF 0 e−jkz z mit kz = (5.68)
v0
ablesen können. Das von der Flächenladung erzeugte elektromagnetische Feld
hat dann dieselbe Zeitabhängigkeit und aufgrund der Homogenität der An-
ordnung in z-Richtung auch dieselbe z-Abhängigkeit. Von nun an sind daher
alle Feldgrößen als komplexe Zeiger aufzufassen. Die bewegte Flächenladung
ist mit einer Flächenstromdichte
J F (z) = v0 qF (z) ez
verbunden. Die Ladung ruft x-unabhängige TM-Felder mit H = Hx (y, z) ex
hervor und es gilt wie in Aufg. W15∗ die zweidimensionale Helmholtz-
Gleichung

2
∂ Hx 2
∂ Hx 1 für |y| < a, y = 0 ω
+ = −k 2
H x mit k = .
∂y 2 ∂z 2 ε für |y| > a c
r

Sie wird wie üblich mit dem Bernoulli-Ansatz Hx = Y (y) · Z(z) gelöst.
Die feldanregende Flächenladung (5.68) erzwingt dabei die z-Abhängigkeit
Z(z) = exp(−jkz z). Somit können wir im oberen Halbraum y ≥ 0, auf den
man sich aus Symmetriegründen beschränken kann, den Lösungsansatz

(A cos ky1 y + B sin ky1 y) für 0 < y ≤ a
Hx (y, z) = e−jkz z
 C e−jky2 (y−a) für y ≥ a
mit
 & &
ω ω
ky1 = k 2 − kz2 = 1 − c2 /v02 = j c2 /v02 − 1
c
  c
 √
 ω εr − c2 /v02 für v0 > c/ εr (5.69)
ky2 = εr k 2 − kz2 = 
c −j c2 /v 2 − ε für v < c/√ε
0 r 0 r

aufstellen. Der Ansatz garantiert, dass das Magnetfeld im Dielektrikum für



v0 < c/ εr mit steigenden Entfernungen y abklingt. Mit Hilfe der Bedingung
(3.15) kann man zunächst die Konstante A bestimmen
−2 Hx (y = +0, z) = JF (z) → A = −v0 qF 0 /2 .
In der Ebene y = a ist die Stetigkeit der Tangentialkomponenten von E und
H zu fordern
Hx (y = a − 0) = Hx (y = a + 0)
 
∂Hx  1 ∂Hx 
Ez (y = a − 0) = Ez (y = a + 0) → = ,
∂y y=a−0 εr ∂y y=a+0
Aufgabe W16∗ 245

woraus sich die Bestimmungsgleichungen


A cos ky1 a + B sin ky1 a = C
1
ky1 (−A sin ky1 a + B cos ky1 a) = −j ky2 C
εr
ergeben. Nach Auflösen erhält man dann für B und C die Ausdrücke
v0 qF 0 ky1 εr sin ky1 a − jky2 cos ky1 a
B=−
2 ky1 εr cos ky1 a + jky2 sin ky1 a
v0 q F 0 ky1 εr
C=− .
2 ky1 εr cos ky1 a + jky2 sin ky1 a
Damit ist das Magnetfeld vollständig bekannt und wir können, wie in Aufg.
W15∗ , die Verschiebungsstromlinien über die Gleichung
, -
Re Hx (y, z) e jωt = const.
berechnen, siehe Abb. 5.31.

√ √
v0 = 0.9 c/ εr v0 = c/ εr


v0 = 1.1 c/ εr

Abb. 5.31. Verlauf der Verschie-


bungsstromlinien für verschiedene Ge-
schwindigkeiten der Flächenladung
und εr = 10, kz a = 1


b) In Abb. 5.31 erkennt man, wie sich für v0 > c/ εr eine ebene Welle im Di-
elektrikum unter einem gewissen Winkel ϑ zur Teilchentrajektorie ausbreitet.
Dann nämlich wird ky2 in (5.69) reell, so dass ein Energietransport auch in
y-Richtung stattfindet. Bezeichnet man mit n den Normalenvektor auf einer
Wellenfront, dann gilt für den Winkel ϑ zwischen der Wellennormalen und
der z-Achse
246 5. Beliebig zeitveränderliche Felder


ky2 ey + kz ez c/ εr
cos ϑ = n · ez = & · ez = . (5.70)
2 + k2
ky2 v0
z

Der in Abb. 5.30a eingezeichnete Cerenkov-Winkel wäre dann π/2 − ϑ.


c) Wir betrachten nun anstelle der Flächenladung eine bewegte Linienladung
qL im homogenen Gesamtraum mit der relativen Dielektrizitätskonstanten
εr . In diesem Fall wird sicherlich keine monochromatische Welle abgestrahlt,
weshalb sich eine Fourier-Transformation anbietet. Wir gehen aus von der
Wellengleichung (5.3)
∂ 2 Hx ∂ 2 Hx ∂ 2 Hx
+ = ε 0 ε r µ0 .
∂y 2 ∂z 2 ∂t2
Durch Anwendung der Fourier-Transformation


+∞

H̃x (y, z, ω) = Hx (y, z, t) e−jωt dt (5.71a)


−∞

+∞
1
Hx (x, z, t) = H̃x (y, z, ω) e+jωt dω (5.71b)

−∞

geht die Wellengleichung über in die Helmholtz-Gleichung


∂ 2 H̃x ∂ 2 H̃x
+ = −ω 2 ε0 εr µ0 H̃x ,
∂y 2 ∂z 2
für die wir, analog zum Aufgabenteil a), den Ansatz
ω2
H̃x (y, z, ω) = A e−j(ky y+kz z) mit ky2 + kz2 = εr
c2
machen können. Der Linienladung kann mit Hilfe der Diracschen Deltafunk-
tion die Flächenladungsdichte
qF (z, t) = qL δ(z − v0 t)
zugeordnet werden und wegen
1 −jkz z ω
δ(z − v0 t) ◦—• e mit kz =
v0 v0
stellt sich im Frequenzbereich die Flächenstromdichte
J˜F (z, ω) = qL e−jkz z
ein. Auch für die transformierten Feldgrößen gilt natürlich (3.15)
−2 H̃x (y = +0, z, ω) = J˜F (z, ω) → A = −qL /2
und das zeitabhängige Magnetfeld lautet nach (5.71b)
Aufgabe W16∗ 247


+∞
qL
Hx (y, z, t) = − e jωt−jky y−jωz/v0 dω (5.72)

−∞

mit
  √
1  ω εr − c /v0
2 2 für v0 > c/ εr
ky =  √
c −j |ω| c2 /v 2 − ε für v0 < c/ εr .
0 r

Man beachte insbesondere die Betragszeichen bei der Kreisfrequenz ω, die



notwendig werden, damit auch bei negativen Frequenzen für v0 < c/ εr ein
in positive y-Richtung abklingendes Feld entsteht.

Wir beginnen mit der Lösung des Integrals (5.72) für v0 > c/ εr . Da
sich in diesem Fall die Frequenz ω im Argument der Exponentialfunktion
ausklammern lässt, folgt mit der Integraldarstellung der Diracschen Delta-
funktion

+∞ “ √ ”  & 
jω t−z/v0 − εr −c2 /v02 y/c
e dω = 2πδ t − z/v0 − εr − c2 /v02 y/c .
−∞

Für das Feld ergibt sich dann mit (5.70), dem Ortsvektor r = y ey + z ez
sowie der Wellennormalen n = sin ϑ ey + cos ϑ ez die Darstellung
 
qL n·r √
Hx (y, z, t) = − δ t − √ für v0 > c/ εr . (5.73)
2 c/ εr
(5.73) ist die mathematische Formulierung eines Dirac-förmigen, ebenen
Wellenpulses, der sich unter dem in (5.70) festgelegten Winkel ϑ ausbreitet.

Im Falle v0 < c/ εr muss das Integral (5.72) wegen der Betragszeichen
aufgespalten werden

+∞
√2 2 
+∞

e jω(t−z/v0 )−|ω| c /v0 −εr y/c dω = e jωτ −|ω|η dω =


−∞ −∞
0 
+∞
1 1 2η
= e jωτ +ωη
dω + e jωτ −ωη dω = + = 2
η + jτ η − jτ η + τ2
−∞ 0

und mit τ = ω(t − z/v0 ) und η = c2 /v02 − εr y/c lässt sich das magnetische
Feld in der Form
γqL v0 y √
Hx (y, z, t) = − für v0 < c/ εr
2π y 2 + γ 2 (z − v0 t)2
schreiben, wobei zur Abkürzung der relativistische Faktor
1 v0
γ= mit β= √
1− β2 c/ εr
eingeführt wurde.
248 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

W17 Komplexer Energiesatz


Man zeige mit Hilfe des komplexen Energiesatzes, dass in einem verlustfrei-
en Hohlraum mit perfekt leitender Bewandung die zeitlichen Mittelwerte der
elektrischen bzw. magnetischen Energien einer elektromagnetischen Schwin-
gung gleich sind.
Lösung: Im komplexen Energiesatz (5.11)

1

(E × H ∗ ) · dO + P V = 2jω W e − W m (5.74)
O 2

verschwindet zunächst für den zu betrachtenden verlustfreien Hohlraum der


Term P V . Das Oberflächenintegral über den komplexen Poyntingschen Vek-
tor lässt sich mit dO = n dO und zyklischem Vertauschen im Spatprodukt
umformen zu
 
1 1
(E × H ∗ ) · dO = H ∗ · (n × E) dO .
O 2 2 O

Da aber die tangentiale Komponente n × E auf der gesamten ideal leitenden


Oberfläche des Resonators verschwindet und die zeitlichen Mittelwerte der
Feldenergien stets positiv sind, folgt damit aus (5.74) W m = W e , q.e.d..

W18 Innerer Wechselstromwiderstand eines Leiters


Beweise, dass der innere Wechselstromwiderstand eines massiven Leiters aus
dem komplexen Poyntingschen Vektor in der Form

1
Zi = Ri + j ω Li = − 2 S k · dO
Ieff O
durch Integration über die Leiteroberfläche O berechnet werden kann.
Lösung: In einem guten Leiter können bei technischen Frequenzen die Ver-
schiebungströme gegenüber den Leitungsströmen vernachlässigt werden
jωD
J → jωwe
pV .
Dann wird aus dem komplexen Energiesatz (5.11)

S k · dO + P V = −2jω W m . (5.75)
O

Fließt durch einen Massivleiter ein Wechselstrom mit dem Effektivwert Ieff ,
dann lässt sich der Widerstand bzw. die innere Induktivität analog zu den
für Gleichstrom geltenden Definitionen (2.10) und (3.18) aus dem zeitlichen
Mittelwert der Verlustleistung bzw. der magnetischen Energie berechnen
PV 2Wm
Ri = 2 , Li = 2 . (5.76)
Ieff Ieff
Nach Einsetzen in (5.75) ergibt sich dann der in der Aufgabenstellung gege-
bene innere Wechselstromwiderstand Zi .
Ergänzungsaufgaben 249

Ergänzungsaufgaben

Aufgabe W19: Eine Gleichspannungsquelle l


speist über ein sehr langes Koaxialkabel (Ab-
r r3 r2
messungen siehe Bild) den Widerstand R. Be- 1
stimme den Poyntingschen Vektor in einer
zur Kabelachse senkrechten Ebene sowie den
Energiefluss durch diese Ebene bei Annahme R
eines idealen Innen- und Außenleiters. Rand-
effekte am Kabelende sind dabei zu vernach-
lässigen. U0

Z
U02 1 1 U02
Lösung: S = ez , Energiefluss = S · dF =
R ln(r2 /r1 ) 2π2 F R

Aufgabe W20: Eine senkrecht polarisierte y


ebene Welle mit dem Einfallswinkel α E
E(r, t) = E0 cos(ωt − k · r) ex

k = ω ε0 µ0 k
α
wird an einem ideal leitenden Halbraum re-
flektiert. z
Zu bestimmen ist der zeitliche Mittelwert der
Energieflussdichte. κ→∞

r
2E02 µ0
Lösung: S = Re {S k } = ez sin2 (kx cos α) sin α , Z=
Z ε0

Aufgabe W21: Eine harmonische, ebene


Welle trifft gemäß Abbildung auf eine dielek- κ→∞
E
trische Schicht der Dicke a auf, welche auf der
rechten Seite (Ebene z = 0) mit einer perfekt
leitenden Folie belegt ist. Das Magnetfeld der S a
einfallenden Welle sei H
H (z, t) = H0 cos(ωt − kz) ey

k = ω ε0 µ0 . ε0 ε0 εr
Berechne die Amplitude des magnetischen µ0 µ0
Feldes auf der leitenden Folie.

√ √
2H0 εr cos(ka εr )
Lösung: |H(z = 0)| = q √ √
εr cos2 (ka εr ) + sin2 (ka εr )
250 5. Beliebig zeitveränderliche Felder

Aufgabe W22: Gegeben ist ein z-gerichteter y


Hertzscher Dipol der Länge ∆s und mit dem P
Strom Iˆ cos ωt, der sich in der Ebene z = 0 im
Abstand a vor der perfekt leitend ausgeführ- ˆ
I∆s 
ten Ebene y = 0 befindet.
Berechne mit Hilfe der Spiegelungsmethode a
ϕ
den zeitlichen Mittelwert der Energiefluss- x
dichte im Fernfeld in der Ebene z = 0.

κ→∞

r !2
1 µ0 ˆ
Ik∆s √
Lösung: S = Re {S k } = sin2 (ka sin ϕ) e , k = ω ε0 µ0
2 ε0 2π

Aufgabe W23: Eine Parallelplattenleitung y


ist für z > 0 mit Dielektrikum gefüllt. Von
z = −∞ her falle eine TEM-Welle ein. Für
welches εr wird die Hälfte der Leistung der
d µ0 , ε0 µ0 , ε0 εr z
einfallenden Welle ins Dielektrikum transmit- x
tiert?

Lösung: εr = 17 + 12 2 = 33.97

Aufgabe W24: Gegeben ist eine ideale Pa- y


rallelplattenleitung mit dem Plattenabstand
d. Bestimme die Resonanzfrequenzen senk-
recht polarisierter Felder, wenn in den Ebenen
d µ0 , ε0 z
z = −l/2 und z = l/2 der Parallelplattenlei- x
tung zusätzlich ideal leitende Platten einge-
führt werden, so dass ein Resonator entsteht.
l/2 l/2
r
c “ n ”2 “ m ”2
Lösung: fnm = + , n, m = 1, 2, 3 . . . , c = 3 · 108 m/s
2 d l

Aufgabe W25: Ein ideal leitender Halb- y


raum ist mit einer dielektrischen Schicht µ0 , ε0
der Dicke d belegt. Gesucht ist die räum-
liche Verteilung des Phasors der magneti-
d µ0 , ε0 εr z
schen Feldstärke einer von x unabhängigen x
E-Welle, die sich
√ mit der Phasengeschwindig-
keit vph = c/ εr in z-Richtung ausbreitet. c
ist dabei die Vakuumlichtgeschwindigkeit.
(
√ 1 , 0≤y≤d ω
−j εr kz
Lösung: H (y, z) = ex H0 e √
−k εr −1(y−d)
, k=
e , d≤y c
Ergänzungsaufgaben 251

Aufgabe W26: Gegeben ist ein zur Hälfte y


mit Dielektrikum gefüllter Rechteckhohlleiter
der Kantenlängen 2a und b.
Es ist die Gleichung zur Bestimmung der Aus-
breitungskonstanten kz für die Hm0 -Wellen b
aufzustellen.
µ0 , ε0 εr

0 a 2a x
`√ ´ `√ ´
tan εr k2 − kz2 a tan k2 − kz2 a
Lösung: √ =− √ , k2 = ω 2 ε0 µ0
εr k2 − kz2 k2 − kz2

Aufgabe W27: Gegeben ist ein unend- J F (x, t)


lich langer Rechteckhohlleiter mit den Kan-
tenlängen a und b. In der Ebene z = 0 y
befinde sich zusätzlich ein Flächenstrom
J F (x, t) = ey JF 0 sin(πx/a) cos ωt.
Berechne die vom Flächenstrom hervorgeru-
fene elektrische Feldstärke im Rechteckhohl- a x b
leiter.
z
r
JF 0 ωµ0 πx −jkz |z| π2
Lösung: E(x, z) = −ey sin e , kz = ω 2 ε0 µ0 −
2 kz a a2

Aufgabe W28: Ein Rundhohlleiter mit Ra- z


dius a und der Länge l sei an seinen Enden
mit perfekt leitenden Wänden abgeschlossen a z=l
und bildet einen Hohlraumresonator.
Berechne die Wandströme auf der Mantelflä-
che des Resonators für den Fall zylindersym-
metrischer TM-Schwingungsmoden. Das elek- µ, ε
trische Feld auf der Zylinderachse soll dabei
eine maximale Schwingungsamplitude E0 ha-
ben.
z=0
r
E0 ka mπz √ µ
Lösung: JF z = −j J1 (j0n ) cos , k = ω εµ , Z=
Z j0n l ε
Literaturverzeichnis

[Henke] Henke, H.: Elektromagnetische Felder, Theorie und Anwendung. Springer,


Berlin, 2007.
[Abramowitz] Abramowitz, M., Stegun, I. A.: Handbook of Mathematical Functi-
ons. Dover Publications, Inc., New York, 1970.
[Bronstein] Bronstein, I. N., Semendjajew, K. A.: Taschenbuch der Mathematik.
Verlag Harri Deutsch, 1978.
[Gradshteyn] Gradshteyn, I. S., Ryzhik I. M.: Table of Integrals, Series and Pro-
ducts. Academic Press, New York, 1965.
[Gröbner] Gröbner, W., Hofreiter, N.: Integraltafel. Springer, 1965.
[Philippow] Philippow, E.: Taschenbuch Elektrotechnik, Band 1. VEB Verlag Tech-
nik Berlin, 1981.
[www-tet] Homepage des Fachgebietes Theoretische Elektrotechnik an der TU Ber-
lin: http://www-tet.ee.tu-berlin.de/ (die in einigen Aufgaben angesprochenen
animierten Feldbilder findet man unter dem Eintrag „Animationen“)
Sachverzeichnis

Abschirmung – komplexe, 196, 235


– durch leitende Kugelschalen, 170 Differentiationssatz der Laplace-
– einer HF-Spule, 174 Transformation, 162
Absorption einer Welle, 208 Diffusion
Äquipotentialflächen – im leitenden Block, 161, 164
– einer Doppelleitung im elektrolyti- – in zwei leitenden Platten, 165
schen Trog, 81 Diffusionsgleichung, 144
– einer Linienladung über einem – in kartesischen Koordinaten, 164, 166
leitenden Halbraum, 39 Diffusionswellen, 206
– einer Ringladung über einer Dipol
dielektrischen Halbkugel, 58 – elektrischer, 2
– eines geladenen Hohlzylinders, 62 – – lineare Verteilung, 15
– in einer elektrostatischen Linse, 48, – – vor einer leitenden Kugel, 36
50 – Hertzscher, 199
– zweier Linienladungen, 21 – magnetischer, 96, 107
Ampèresches Gesetz, 95, 100 Dipolmoment
Anpassung von Leitungen, 200 – eines magnetischen Dipolstrahlers,
Apollonische Kreise, 22 221
Asynchronmaschine, 189 – elektrisches, 2
Ausblendeigenschaft, 237 – magnetisches, 104
Diracsche Deltafunktion, 55
Bündelleiter, 155 – Ausblendeigenschaft, 237
Bandleitung, 118 – Integraldarstellung, 247
Bernoulli, Produktansatz von, 41, 46, Doppelleitung, 113
53 – über einem permeablen Halbraum,
Bessel-Funktion, 46 121
– Integraldarstellung, 220 – über einer leitenden Platte, 177
– Orthogonalitätsrelation, 60 – – Levitation, 181
Besselsche Differentialgleichung, 60 – bandförmige, 118
– modifizierte, 134
Doppelschicht
Betriebskapazität, 34
– elektrische, 17
Biot-Savartsches Gesetz, 96, 104
– magnetische, 125
Broadside-Array, 215
Drehmoment
Cerenkov-Strahlung, 242 – auf eine Doppelleitung, 150
Coulomb-Kraft, 1, 7 – auf eine Leiterschleife, 101, 103
– in einer elektrischen Maschine, 131
Dielektrischer Halbraum, 30
Dielektrischer Resonator, 239 E-Welle, 199
Dielektrischer Zylinder, 28 – im Koaxialkabel, 230
– Spiegelung, 29 – in der Parallelplattenleitung, 239
Dielektrizitätskonstante, 3 Ebene Welle, 197
256 Sachverzeichnis

– Absorption, 208 – einer permeablen Hohlkugel im


– elliptisch polarisierte, 202 homogenen Feld, 138
– gedämpfte, 202 – einer polarisierten Platte, 27
– Reflexion am geschichteten Medium, – eines Bündelleiters, 158
206 – eines magnetischen Wanderfeldes,
Eigenwelle, 222 136
– im Koaxialkabel, 231 – eines periodisch magnetisierten
Eigenwert Bandes, 155
– einer Matrix, 205 – eines polarisierten Zylinders, 53
Eigenwertgleichung – eines Stromfadens im Rechteckhohl-
– eines dielektrischen Resonators, 240 leiter, 229
Elektrische Doppelschicht, 17 – im dielektrischen Resonator, 242
Elektrische Energie, 4 – in einer elektrischen Maschine, 132
Elektrische Energiedichte, 197 – in einer elektrostatischen Linse, 50
Elektrische Feldstärke, 1 – in einer Parallelplattenleitung, 225
Elektrische Maschine, 125 – in einer Wirbelstromkanone, 190
– Drehmoment, 131 Feldstärke
– Induktivitäten, 127 – elektrische, 1
Elektrische Verlustleistung, 71 – magnetische, 97
Elektrische Verschiebung, 3 Fernfeldnäherung, 198, 211, 213, 216,
Elektrischer Dipol, 2 219
– vor einer leitenden Kugel, 36 Flächenladung, 2
Elektrischer Fluss, 5 – kreisförmige, 9
Elektrischer Liniendipol, 16 Flächenstromdichte, 96
Elektrischer Strom, 69 Fluss
Elektrolytischer Trog, 78 – elektrischer, 5
Elektrostatische Felder, 1 – magnetischer, 98
– Grundgleichungen, 1 Fourier-Bessel-Entwicklung, 50
Elektrostatische Linse, 45, 49 Fourier-Entwicklung, 47, 133, 164
Elliptische Polarisation, 202 Fourier-Transformation, 144, 196, 198,
End-Fire-Array, 215 246
Energie
– einer kugelförmigen Raumladung, 32 Gaußsches Gesetz
– elektrische, 4 – der Elektrostatik, 1, 10, 62
– magnetische, 99
Gegeninduktivität, 99
Energiedichte, 197
– zwischen einer Kreisschleife und einer
Energiesatz, 196
Doppelleitung, 113
– komplexer, 197, 248
Geometrische Reihe, 214
Erdseil, 18
Gewichtsfunktion, 50
Faradaysches Induktionsgesetz, 143 Gruppengeschwindigkeit, 205
– differentielle Form, 144 Gruppenstrahler
Feldlinien, 5, 42, 135, 224 – mit λ/2-Dipolen, 216
– der E11 -Welle im Koaxialkabel, 230 – mit Hertzschen Dipolen, 213
– einer über einer leitenden Platte
bewegten Doppelleitung, 185 H10 -Welle, 227
– einer bewegten Flächenladung, 245 H-Welle, 199
– einer Doppelleitung über einem – im Rechteckhohlleiter, 226
permeablen Halbraum, 124 – in der Parallelplattenleitung, 221
– einer elektrischen Doppelschicht, 18 Hauptachsentransformation, 204
– einer Linienladung über einem Helmholtz-Gleichung, 144, 196, 200
leitenden Halbraum, 39 – in kartesischen Koordinaten, 221,
– einer Linienladung vor einem 226, 239, 244
dielektrischen Zylinder, 30 – in Polarkoordinaten, 230, 234
Sachverzeichnis 257

– in Zylinderkoordinaten, 159 – in Polarkoordinaten, 53, 82, 126, 232


Hertzscher Dipol, 199 – in Zylinderkoordinaten, 46
– Phased Array, 213 Laplace-Transformation, 162, 179
– vor einer leitenden Ecke, 211 Legendre-Polynome, 55, 86, 89
HF-Spule – Orthogonalitätsrelation, 56, 89
– geschirmte, 174 Leiterschleife
– – Zusatzimpedanz, 175 – Dipolmoment einer, 104
Hohlleiter, 199 – kreisförmige, 113
– koaxialer, 229 – quadratische, 101
– rechteckiger, 226 Leitfähigkeit, 69
– runder, 233 Leitungswellenwiderstand, 201
Lenzsche Regel, 123, 147, 173, 179, 189
Induktion Levitation, 181
– durch Rotation, 149 Liniendipol
– in einer bewegten Leiterschleife, 147 – elektrischer, 16
Induktionsgesetz, 143 Linienladung, 2, 38
– differentielle Form, 144 – ringförmige, 54
Induktionsofen, 158 – unendlich lange, 2, 8, 29, 30
Induktivität, 99 Linienstrom, 96
– einer Maschinenwicklung, 127 Lorentz-Kraft, 95

Kapazität, 5 Machscher Kegel, 243


– einer Stabantenne, 38 Magnetband, 150, 153
– zwischen zylindrischen Leitern, 22 Magnetische Doppelschicht, 125
Kapazitätskoeffizienten, 5, 34 Magnetische Energiedichte, 197
Kegelschnitt, 203 Magnetische Feldstärke, 97
Kloss’sche Formel, 189 Magnetische Induktion, 95
Koaxialkabel, 229 Magnetischer Dipol, 96
Komplexe Dielektrizitätskonstante, – vor einer Spule, 107
196, 235 Magnetischer Dipolstrahler, 221
Komplexer Energiesatz, 197, 248 Magnetisierter Zylinder, 109
Komplexer Poyntingscher Vektor, 197, Magnetisierung, 97
248 Magnetisierungsflächenstromdichte, 97,
Komplexer Wellenwiderstand, 203 110
Kontinuitätsgleichung, 69 Magnetisierungsstromdichte, 97, 110
Kraft Magnetostatische Felder, 95
– an dielektrischen Grenzflächen, 6 – Grundgleichungen, 95
– an leitenden Oberflächen, 6, 35 Materie
– an Oberflächen hochpermeabler – im elektrischen Feld, 3
Körper, 100 – im magnetischen Feld, 97
– an permeablen Grenzflächen, 100 – leitende, 3
– auf eine bewegte Doppelleitung, 184 – magnetisierbare, 97
– auf einen elektrischen Dipol, 38 – polarisierbare, 3
– auf einen magnetischen Dipol, 109 Maxwellsche Gleichungen, 195
– im elektrischen Feld, 6 Mehrleitersysteme, 5
– im magnetischen Feld, 100 Monomode-Betrieb, 227
Kronecker-Symbol, 42, 83
Kugelerder, 70, 72 Neumann-Funktion, 46
Newton-Verfahren, 241
L’ Hospital, Regel von, 52, 163 Newtonsche Bewegungsgleichung, 47
Ladungsschwerpunkt, 12
Laplace-Gleichung, 3, 70, 97 Oberflächenwiderstand, 161
– in kartesischen Koordinaten, 41, 79 Ohmscher Widerstand, 71
– in Kugelkoordinaten, 55, 88, 137 – einer leitenden Kreisscheibe, 82
258 Sachverzeichnis

Ohmsches Gesetz, 69 – Grundschwingung, 236


– für bewegte Leiter, 144, 149, 187 Reflexion
Orthogonalitätsrelation – ebener Wellen, 206
– der Bessel-Funktionen, 60 Residuensatz, 31, 51, 163
– der Legendre-Polynome, 56, 89 Resonator
– dielektrischer, 239
Parallelplattenleitung, 200 – quaderförmiger, 235
– mit Dielektrikum, 223, 239 Retardierte Potentiale, 198
– mit Wandverlusten, 221 Rundhohlleiter, 233
Permanentmagnet, 109 Runge-Kutta-Verfahren, 128
Permeabilitätskonstante, 97
Permeable Hohlkugel, 136 Schirmfaktor
Phased Array, 213 – einer leitenden Kugelschale, 173, 175
Phasengeschwindigkeit, 205 – eines leitenden Rechteckzylinders,
Phasor, 145, 196 177
Poisson-Gleichung, 3, 97 Schlupf, 187
– in kartesischen Koordinaten, 153 Schrittspannung, 72
– in Zylinderkoordinaten, 58
Selbstinduktivität, 99
Polarisation
– einer Bandleitung, 119, 120
– einer Welle
– einer langen Spule, 117
– – elliptische, 202
– innere, 99
– – parallele, 239
Singulärer Punkt, 18, 63, 124, 189
– – senkrechte, 221, 223
Skalarpotential
– elektrische, 3
– elektrodynamisches, 144, 195
Polarisationsflächenladung, 3, 24, 54
– elektrostatisches, 1
Polarisationsraumladung, 3
Polarisierte Platte, 24 – magnetisches, 98, 137, 151
Polarisierter Zylinder, 53 – retardiertes, 198
Potential Skineffekt, 158, 161
– elektrostatisches, 1 Skineindringtiefe, 145
– retardiertes, 198 Spaltfunktion, 47
– skalares, magnetisches, 98, 137, 151 Spiegelung
Potentialkoeffizienten, 34 – am dielektrischen Halbraum, 6, 30
Power-Loss Methode, 221 – am dielektrischen Zylinder, 29
Poyntingscher Vektor, 196 – am permeablen Halbraum, 100, 122
– komplexer, 197, 248 – an einer leitenden Kugel, 6, 37
Produktansatz von Bernoulli, 41, 46, 53 – einer punktförmigen Stromquelle, 71,
76
Quasistationäre Felder, 143 Spiegelungsverfahren, 6, 71, 100
– Grundlegende Gleichungen, 143 Spule
– Achsenfeld, 115, 117
Randwertproblem erster Art – Selbstinduktivität, 117
– in kartesischen Koordinaten, 41 Stationäres Strömungsfeld, 69
– in Zylinderkoordinaten, 46 Stetigkeitsbedingungen
Randwertproblem zweiter Art – im elektrischen Feld, 4
– in kartesischen Koordinaten, 79 – im magnetischen Feld, 98
– in Kugelkoordinaten, 86, 88 – im Strömungsfeld, 70
– in Polarkoordinaten, 82 Strahlung
Raumladung, 2 – einer kreisförmigen Stromschleife,
– halbkugelförmige, 12 219
– kugelförmige, 8, 11, 32 – eines Hertzschen Dipolarrays, 213
– zylindrische, 59 – eines Hertzschen Dipols, 199
Rechteckhohlleiter, 226 – eines Hertzschen Dipols vor einer
Rechteckresonator, 235 leitenden Ecke, 211
Sachverzeichnis 259

– von λ/2-Dipolen, 216 Vektorpotential, 96


Strahlungsdiagramm – elektrodynamisches, 144, 195
– eines Dipolarrays, 215 – für E- und H-Wellen, 200
– eines Hertzschen Dipols, 212 – retardiertes, 198
Stromdichte, 69 Verlustleistung, 71
Stromlinien Verlustleistungsdichte, 197
– eines vergrabenen Kugelerders, 73 Vierspitzenmethode, 74
– in einem leitenden Medium mit Virtuelle Verrückung, 6, 100, 121, 130
Luftblase, 87
– in einer leitenden Kreisscheibe, 84
Stromquelle, 70 Wanderfeld, 132
– linienförmige, 70 Wechselstromwiderstand, 145, 248
– punktförmige, 70, 72, 75 Welle
Superposition – ebene, 197
– von Ladungen, 8 – elektrisch transversale, 199, 221
– elektrisch und magnetisch transver-
TE-Welle, 199 sale, 199
– im Rechteckhohlleiter, 226
– geführte, 199
– in der Parallelplattenleitung, 221
– im Koaxialkabel, 229
Teilkapazitäten, 5
– einer Doppelleitung über Erde, 34 – magnetisch transversale, 199, 230,
TEM-Welle, 199, 232 239
TM-Welle, 199 Wellengleichung
– im Koaxialkabel, 230 – homogene, 196
– in der Parallelplattenleitung, 239 – inhomogene, 237
Turbogenerator, 125 Wellenwiderstand, 198
– komplexer, 203
Übergangswiderstand, 74 Wirbelstromkanone, 186
Unipolarmaschine, 145 Wronski-Determinante, 135, 188

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