Das Stille Dorf

AUTOR*INNEN

HYDRABERG & GREIFENSTEIN DAS STILLE DORF

Dominic Hladek Michael Masberg

FROSTHÜGEL DIE SCHMIEDE DER AHNEN

Felix Hensell Stefan Küppers

HECKENHEIM & DER JUNGBRUNNEN DER YEFELA DIE KLAMM DES DRACHEN

Lars Reißig Stefan Unteregger

SAVISTIA K ALLIANAS TAL

Mháire Stritter, Nicolas Mendrek Tilman Hakenberg

HERAUSGEBER
Patric Götz

REDAKTION
Felix Hensell

ILLUSTRATIONEN
Don Kringel, Vincent Modler

GRAFIKDESIGN
Christian Granath

LEKTORAT
Felix Hensell, Elena Roller

KORREKTORAT
Felix Hensell, Vincent Modler

LAYOUT
Victoria Woywodt

PRINTED IN THE EU ISBN: 978-3-95867-260-4  ART.-NR.: 6209

INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG4

DAS STILLE DORF 5

HYDRABERG & GREIFENSTEIN 19

HECKENHEIM &
DER JUNGBRUNNEN DER YEFELA 36

SAVISTIA50

DIE SCHMIEDE DER AHNEN 67

DIE KLAMM DES DRACHEN 81

KALLIANAS TAL 95

FROSTHÜGEL110

inhalt
 EINLEITUNG
E
s ist schon eine Weile her, dass die
ersten Abenteurerinnen ins Raben-
land aufgebrochen sind, um Burgen,
Dörfer und Verliese zu erforschen. Im März
2019 ist das Crowdfunding für die deutsche
Übersetzung von Die Verbotenen Lande ge-
startet. Unter den verschiedenen Bonuszielen,
die im Laufe der Kampagne erreicht wurden,
waren auch sieben Abenteuerschauplätze, die
von deutschen Autor*innen geschrieben wer-
den sollten und in einem gedruckten Band zu-
sammengefasst werden sollten. Eine Insolvenz
und eine Pandemie haben den Weg zu diesen
Abenteuerschauplätzen steinig und gewunden
werden lassen, aber auch solche Pfade wollen
wir bis zum Ende beschreiten. Und jetzt ist
es soweit: Nach langer Wartezeit ist der Band
jetzt endlich vollendet und ist auf dem Weg
sogar noch um einen weiteren Schauplatz an-
gewachsen.
Acht Abenteuerschauplätze warten also dar-
auf, von euch erkundet zu werden:
✥ Das Stille Dorf führt die Charaktere
in eine Gemeinde von Halblingen, die
im tiefsten Frieden leben, aber niemals
sprechen.
✥ In Hydraberg & Greifenstein gibt es gleich
zwei Festungen zu entdecken, deren Bewoh-
ner in einem ewigen Streit gefangen sind.
einleitung
✥ Heckenheim & Der Jungbrunnen der
Yefela lockt mit einer legendären magi-
schen Quelle, die hinter den Ranken und
Dornen eines Labyrinths verborgen liegt.
✥ Savistia präsentiert einen Kult, der auf
einer seltsamen Insel vor der Küste Raben-
lands entstanden ist und dem Festland
begehrte Waren anbietet.
✥ Die Schmiede der Ahnen soll eine legendä-
re Axt in ihren Tiefen verbergen, die den
Kampf um das Rabenland entscheidend
beeinflussen könnte.
✥ Die Klamm des Drachen war einst die
Heimstatt einer großen Heldin, doch
heute ist sie verlassen und verfallen.
✥ Kallianas Tal soll einst eine magische Zu-
flucht vor den dämonischen Horden gewe-
sen sein. Vielleicht können Charaktere hier
noch immer einen sicheren Ort finden…
✥ Das Fort auf dem Frosthügel war bis vor
kurzem der Ausgangspunkt von Überfäl-
len und Plünderungen. Jetzt wird der Ort
von seltsamen Pilzen überwuchert.
Wir wünschen euch viel Spaß und reichlich
Beute. Das Rabenland erwartet euch!
 DA S S TILLE
DOR F
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Dorf
Zwischen sanft geschwungenen Hügeln breitet
sich südlich eines Mühlenteichs ein Dorf aus.
Offensichtlich wird es überwiegend von Halb-
lingen bewohnt: Bis auf ein größeres Gebäude
sind alle Häuser für Wesen gebaut, die nur halb
so groß wie Menschen sind. Zudem entdeckt ihr
in mancher Hügelflanke die typischen, fein her-
ausgeputzten Eingänge zu den unterirdischen
Behausungen. Es ist ein wunderbarer Anblick –
wären da nicht zwei Merkwürdigkeiten. Zum
einen mangelt es dem Dorf an jeglicher Befes-
tigung. Frei und ungeschützt liegt es da, ohne
Mauern oder Palisaden, wie der Traum aus
einem friedlicheren Teil der Welt. Und noch et-
was anderes fehlt: Stimmengewirr, Lieder und
Lachen. Heißt es nicht, Halblinge seien unverbes-
serliche Frohnaturen? Davon ist nichts zu hören.
Rundlich und gesund sehen sie aus, doch ihrem
Tagwerk gehen die Dörfler mit verschlossenen
Lippen und gesenktem Blick nach.
das stille dorf
HINTERGRUND
Das Halblingdorf Goldwies blieb während
der Erlenkriege von allen Verwerfungen un-
berührt. Zu unbedeutend war es, zu weit abge-
legen von allen Schlachten und Eroberungen.
So war es der Zufall, der vor knapp 300 Jahren
den Dämon Alukchom Goldwies heimsuchen
ließ. Er war mit der Dämonenflut in die Welt
gekommen und darbte nach der Versiegelung
des Nexus nach neuer Kraft. Die Dorfvorste-
herin Londilla erkannte Alukchoms Not und
gewann die Höllengrille für einen Handel: Sie
besorgte dem Dämon, was er benötigte, wenn
er das Dorf verschonte. Es war ein blutiges
Geschäft, doch Goldwies war gerettet. Und
nebenbei war man ein paar Querulanten und
unliebsame Verwandte losgeworden.
Bis auf Londilla wusste niemand, dass die
Höllengrille keinesfalls weitergezogen war,
sondern sich unter einem Hügel des Dorfes ein-
gerichtet hatte. Die Halblingfrau trieb nämlich
die Sehnsucht, mit Hilfe des Dämons den Tod
zu überwinden, den sie so sehr fürchtete.
Schließlich kam der Blutnebel über das
Land. Londilla, bereits vom Alter gebeugt
und von Todesangst gequält, wandte sich an
Alukchom. Sie bot ihm abermals blutige Opfer
an, gar die Hälfte des Dorfes war sie bereit zu
opfern, doch die Höllengrille verlangte nach
etwas anderem: den Stimmen der Goldwieser.
Fast ein Vierteljahrhundert hatte Alukchom
gelauscht, wie die Halblinge mit Liedern und
vergnüglichen Geschichten sich selbst ein
glückliches Leben vorspielten. Nun wollte der
Dämon diese Stimmen sammeln. Losgelöst
von ihren Körpern würden sie nur für ihn hör-
bar klagen, was die Seelen loswerden wollten:
ein kakophonischer Chor unausgesprochener,
nicht geteilter Ängste und Träume.
Die Motive des Dämons verstand Londil-
la freilich nicht. Sie verschwendete allerdings
auch keinen Gedanken daran, denn Alukchom
verführte sie mit einem weiteren Angebot. Er
lehrte sie, wie sie ihren Geist in einen ande-
ren, jüngeren Körper übertragen konnte, um
so dem Tod zu entrinnen. Alles, was er dafür
verlangte, war, dass ihm einmal im Jahr die
Stimmen aller Kinder, die das siebte Lebens-
jahr erreicht hatten, geopfert wurden.
Londilla schloss den Handel. Schlagartig ver-
loren alle Goldwieser, auch sie selbst, ihre Stim-
me. Doch gleichzeitig wich der Blutnebel zu-
rück. Bald merkten die Goldwieser, dass andere
Gefahren ebenfalls fernblieben. Sie fügten sich
in ihr Schicksal, ohne die Ursachen zu kennen.
So blieb es bis zum heutigen Tag. Londilla,
die erst den Körper ihrer Tochter und später
anderer Nachfahren übernahm, formte einen
schweigenden Kult. Die heutigen Generationen
– die weder den Namen des Dorfes noch Na-
men füreinander kennen – glauben, dass es die
Stille ist, die ihre Heimat vor Unbill bewahrt.
kapitel 2
Jedes Jahr werden die siebenjährigen Kinder
des Dorfes in einem stummen Ritual initiiert,
um sich dem Schweigen anzuschließen. Die
Älteren spüren, dass die Unfähigkeit, auch nur
einen Laut äußern zu können, sie innerlich
zerreißt. Aber ist es nicht ein kleiner Preis für
etwas Frieden in dieser schrecklichen Zeit?
EMPFOHLENE LEKTÜRE
Bevor du das stille Dorf spielst,
empfehlen wir, dass du dich mit
der Kultur und Lebensweise der
Halblinge vertraut machst.​Lies
dazu die entsprechenden Ab-
schnitte im Spielleiter-Handbuch
ab Seite 70. Zwar sind die Dorf-
bewohner anders, aber gerade
um den Unterschied zu zeigen,
hilft es, das Übliche zu kennen.
DER WEG ZUM
STILLEN DORF
Das stille Dorf lädt zum Ausruhen ein: eine
willkommene Abwechslung nach gefährlichen
Abenteuern und Reisen. Zumindest gilt das
solange, bis die Abenteurergruppe das dunkle
Geheimnis hinter der friedlichen Fassade ent-
deckt. Du kannst sie zufällig auf das Dorf sto-
ßen lassen oder sie mit einer Legende locken.
Seit sich der Blutnebel gelichtet hat, haben
vereinzelte Händler und Reisende Kontakt mit
dem stillen Dorf und können ihre eigene Erklä-
rung liefern, warum es blüht und gedeiht. Die
Aussicht auf ein schützendes Artefakt mag die
Abenteurergruppe ebenso neugierig machen
wie das Mysterium des Schweigens an sich.
Bitte beachte, dass das stille Dorf fernab
größerer Siedlungen oder wichtiger Festungen
liegt. Es befindet sich zudem nicht im Wald,
Gebirge oder Marschland. Wähle daher ein
Hexfeld mit Ebene oder Hügel als Gelände.
LEGENDE
Jenseits der Hügel liegt ein Halblingdorf, das
völlig unbehelligt gedeiht. Kein Krieg, kein Schre-
cken suchte es je heim. Während im gesamten
Rabenland die Glücklichen peinvoll starben und
die Hinterbliebenen lauthals klagten, blieb es
still in diesem Dorf. Niemals kannten die Halb-
linge Hunger, Entbehrungen oder andere Pein.
Und so ist es noch immer: Die Felder gedeihen
und das Übel verschont ihre Hütten. Wie das
kommt? Ein mächtiges Artefakt soll es schützen,
das jedoch so unscheinbar ist, dass niemand es
je gesehen hat. Wie das Dorf heißt? Fragt mich
doch so etwas nicht! Mein Vetter ist einmal dort
gewesen. Gesagt hat es ihm niemand. Denn das
ist das Seltsame: Kein Wort kommt über die Lip-
pen der Halblinge. Deswegen nennt man es nur
das stille Dorf …

DAS SCHWEIGEN: Alukchoms Raub sorgt dafür, dass die Dorfbewohner keinen einzigen
Ton von sich geben können. Keine Worte, kein Stöhnen oder Grunzen, kein Schluchzen.
Selbst ihr Weinen ist tonlos. Mit den Jahren verhärten sich ihre Gesichtszüge und eine
tiefe Traurigkeit überkommt sie. Sie sehen ihr eigenes Leiden im Anderen gespiegelt
und spenden sich trotzdem keinen Trost. Selbst Ehepartner halten Abstand. Kinder
sind bis zu ihrer Initiation häufig sich selbst überlassen, weil die Älteren ihr Lachen und
ihre Stimmen nicht ertragen.

DIE SPRACHE DER FINGER: Die Dorfbewohner kennen keine Worte. Trotzdem haben sie
Begriffe für Dinge. Die ersten Generationen, die ihre Stimme opferten, kannten noch
Worte und haben eine Zeichensprache entwickelt, um sich zu verständigen. Diese Zei-
chensprache wird heute noch benutzt. Da die Dörfler aus Scham nur das Nötigste mit-
einander austauschen, ist sie jedoch verkümmert.
Sie zu verstehen und anwenden zu können, erfordert einen SCHWIERIGEN (–2) Wurf
auf MENSCHENKENNTNIS. Denke bei der Darstellung der Dorfbewohner daran, dass sie
nicht taub sind. Die Worte der Abenteurergruppe ergeben bloß keinen Sinn für sie.
DIE SPRACHE DER KINDER: Kinder haben bis zum Initiationsritual Stimmen. Sie lernen
jedoch schnell, dass ihre Eltern auf Abstand gehen, wenn sie sie nutzen. Da sie aller-
dings meist sich selbst überlassen sind, sobald sie keine Säuglinge mehr sind, pflegen
sie ein eigenes Kauderwelsch, das sie sich untereinander beibringen. Initiierte Kinder
und Erwachsene unterbinden das, wann immer sie es hören. Daher sind die Kinder des
Dorfes scheu gegenüber Erwachsenen und der Abenteurergruppe. Die Ausnahme ist
das wilde Mädchen.

das stille dorf

5B
5A 4

6B
6C

2
6A
1

8
6D
7

10
9

DA S S TILLE
DOR F

ORTE
Das Dorf ist eine reine Halblingsiedlung und er-
streckt sich zwischen und unter sanften Hügeln.
Im Norden liegt der Mühlteich, der von einem
Bach gespeist wird, im Südwesten beginnt ein
kleines Wäldchen. Ansonsten umgeben Felder
und Wiesen das Dorf. Die Wege, die in die Welt
hinausführen, werden bald zu Trampelpfaden
und verschwinden schließlich ganz.
1. DORFPLATZ
Die Wege, die zwischen den Hügeln entlangfüh-
ren, vereinen sich in der Mitte des Dorfes zu
einem Platz, um den sich oberirdische Häuser
sammeln. Zwischen zwei alten Buchen befindet
sich ein Steinbrunnen mit einem Ziegeldach.
Früher war der Platz das lebendige Herz des Dor-
fes, heute verweilt hier kaum jemand. Die Er-
wachsenen und initiierten Kinder überqueren ihn
mit gesenkten Blicken. Manchmal spielen jünge-
re Kinder hier oder verstecken sich in den Bäu-
men, bis sie von den Älteren vertrieben werden.
2. MUSIKPAVILLON
Auf der westlichen Seite des Dorfplatzes bietet ein
kreisrunder Pavillon einer gezimmerten Bühne
Schutz. Er hat bessere Zeiten gesehen. Das Dach
ist löchrig und das Holz morsch. Zwischen den
Holzdielen wuchert Unkraut und um das hüftho-
he Geländer klammert sich dorniges Gewächs.
Auf dieser Bühne haben schon lange keine Mu-
sikanten mehr gespielt. Als die Stimmen ver-
stummten, verklang auch die Musik.
3. SCHENKE UND GASTHAUS
Ein zweistöckiges Gebäude am nördlichen Rand
des Dorfplatzes überragt alle anderen. Seine bei-
10
kapitel 2
den Stockwerke sind höher als bei anderen Bau-
werken. Rauch ringelt sich aus einem gemauerten
Schornstein empor. Vor dem Haus stehen Tische
und Sitzbänke aus halben Baumstämmen, die po-
liert und geölt im Sonnenlicht glänzen. Alles macht
einen sauberen, freundlichen Eindruck, wie es sich
für ein ordentliches Gasthaus gehört – außer, dass
die Gäste und die üblichen Geräusche fehlen.
Die Schenke hat keinen Namen. Das Schild ist
in einem Winter vor über 170 Jahren herunter-
gefallen und wurde nie ersetzt. Die Wirtin führt
und pflegt ihr Haus mit penibler Sauberkeit. Gäs-
te hat sie selten. Reisende verschlägt es kaum in
das Stille Dorf, und die Halblinge haben schon
vor Generationen ihre Geselligkeit verloren.
Die Wirtin ist einfältig, aber warmherzig.
Heimlich übt sie auf der Laute, für die sie ein
erstaunliches Geschick besitzt. Allerdings traut
sie sich nicht, vor anderen zu spielen.
Die Wolfsfrau Garlini hat mit ihrer Meute
hier Quartier bezogen. Die Räuber sind hier
vor allem am Abend anzutreffen und beginnen
sich zu langweilen. Bisher ist ihnen noch nicht
aufgefallen, dass der Goblin Hematul Schand-
maul, der sonst alle quält, jeden Übergriff auf
die Wirtin und ihre Familie verhindert hat.
✥ KREATUREN: die Wirtin, ihre zwei
jugendlichen Kinder, Garlinis Meute, W3
Gäste am Abend
4. BRAUEREI
Aus dem Schornstein des fensterlosen Gebäudes
schwängert ein malziger Geruch die Luft. In
dem umzäunten Hinterhof stehen zwei Dut-
zend schwere Fässer.
Die hiesige Brauerei verkauft nur die wenigsten
Fässer an die Schenke. Die meisten Halblinge
betrinken sich daheim und holen sich die Fäs-
ser direkt von der Brauerei nach Hause.
✥ KREATUREN: der Braumeister und seine
Familie, W3 Gehilfen
5. MÜHLE UND BACKSTUBE
Ein Bach fließt rauschend in den großen Teich.
Dabei treibt er ein schweres Holzrad an, das sich
knarrend in der Strömung dreht. Hinter ihm er-
hebt sich ein helles Steinhaus mit wenigen, winzi-
gen Fenstern. Auf seinem Dach thront ein Stor-
chennest. Aus einem angrenzenden Gebäude weht
euch der Duft frisch gebackenen Brotes entgegen.
In der Mühle (5A) wird das Getreide von den
Feldern gemahlen und entweder direkt in der
angrenzenden Backstube (5B) verarbeitet oder
zur Brauerei (4) transportiert.
Müllerin und Bäcker sind Eheleute und die
Eltern des wilden Mädchens. Bevor ihnen die-
ses Kind in einer Vollmondnacht geboren wurde
– Zeichen eines besonderen Schicksals –, brach-
te die Müllerin zwei Goblins zur Welt. Diese
wurden wie hier üblich im Wald ausgesetzt.
Die rebellischen Anwandlungen ihrer Tochter
betrachten die Eltern mit Sorge und ersehnen
den baldigen Tag ihrer Initiation herbei, der das
Mädchen endlich zum Schweigen bringen wird.
✥ KREATUREN: die Müllerin, der Bäcker,
das wilde Mädchen
6. PONYZUCHT UND SCHMIEDE
Ein breiter Pfad führt den Hügel hinauf und
endet vor einem Stall. Hinter einem niedrigen
Zaun seht ihr die Koppel, die sich über den gan-
zen Hügel erstreckt. Einige Ponys grasen auf der
Wiese oder dösen zwischen den Bäumen. Rich-
tung Dorfplatz befindet sich eine Schmiede, de-
ren Feuer in jüngster Zeit nicht entfacht wurden.
Die hiesige Ponyzucht mit Stallungen (6A)
und Koppel (6B). Letztere wird von einem
11
das stille dorf
Holzzaun eingefasst. Am nordöstlichen Ende
befinden sich ein kleiner Teich sowie einige
Bäume. Die Tiere werden vor allem auf den
Feldern eingesetzt. Die nahe Schmiede (6C), in
der bis vor zwei Jahren die ältere Schwester des
Ponyzüchters am Amboss stand, ist nur noch
selten im Betrieb.
Der Ponyzüchter, der nun auch der Schmied
des Dorfes ist, wohnt in einer Höhle (6D) am
Fuße des Hügels. Er ist ein grimmiger Tier-
schinder, pflegt jedoch hingebungsvoll die
Beete in seinem Vorgarten. Die Beschäfti-
gung lenkt ihn von seiner untoten Schwester
ab, die in ihrem alten Zimmer eingeschlossen
verrottet. Er hat es noch nicht über das Herz
gebracht, sie in die Moderhöhle (8) zu bringen.
✥ KREATUREN: der Ponyzüchter, die untote
Schmiedin, 2W6 Ponys
✥ SCHÄTZE: Peitsche des Ponyzüchters (+2,
Schaden 1, NAH, 2H, Stumpf)
7. ERDTEMPEL
Ein steinerner Rundbogen schmückt den offenen
Eingang zu einer tiefliegenden Erdhöhle. Reliefs
zeigen den Wandel des Mondes von der Helmsi-
chel über den verhüllten Mond bis zum empfange-
nen Kelch. Nur der Vollmond ist nicht dargestellt.
In der ersten Nacht nach Vollmond versam-
meln sich die Dörfler hier zum stummen Ge-
bet. Sie schicken ihre sündhaften Gedanken zur
Mondgöttin Eor, damit sie sie mit sich nimmt,
wenn sie erneut aus Scham ihr Antlitz verhüllt.
Einmal im Jahr zu Neumond werden hier zu-
dem alle Kinder initiiert, die im vergangenen
Jahr das siebte Lebensjahr erreicht haben. Nur
der Dorfvorsteher weiß, dass jedes Mal nicht
die Göttin Eor, sondern der Dämon Alukchom
über alles wacht.
Neben dem Eingang befindet sich ein Regal
mit Laternen und Kerzen. Ein flach abfallender
Gang führt in das Heiligtum. Auf einem halb-
mondförmigen Altar steht ein versilbertes
Jagdhorn. Ansonsten ist der unterirdische Tem- KEIN HORT?
pel schmucklos und schlicht. Ein Teil der Wand Normalerweise suchen schwan-
ist eine Geheimtür, die zu Alukchoms Grotte gere Halblingfrauen zum Gebä-
unter dem Haus des Dorfvorstehers (9) führt. ren einen sogenannten Hort auf,
da sie nie wissen, ob ein Neu-
✥ SCHÄTZE: W3 Laternen, 2W6 Talgkerzen, geborenes Halbling oder Goblin
Horn des letzten Klangs – wer hineinbläst, ist. In Goldwies hat man sich je-
verliert seine Stimme an Alukchom. So- doch immer schon um “Reinheit”
bald er gebannt ist, hat es diese Wirkung bemüht. Schwangere begeben
nicht mehr, ist aber immer noch wertvoll sich zur Niederkunft in das nahe
(4W6 Silber). Wäldchen. Entweder kehren sie
mit einem Kind zurück oder al-
leine. Darüber wurde schon vor
8. DIE MODERHÖHLE
dem Schweigen nicht gesprochen.
Eine schwere, eisenbeschlagene Eichentür mit
gleich drei Schlössern versperrt den Zugang. Ob-
wohl die Behausung direkt am Dorfplatz liegt,
scheint sich niemand um die Wiesen davor zu
kümmern.
9. HAUS DES
Wenn ein Familienmitglied stirbt, wird es so- DORFVORSTEHERS
lange Zuhause versteckt, bis man den Dorf- An der Flanke des höchsten Hügels entdeckt ihr
ältesten verständigt hat, der als einziger die das schönste Haus des Dorfes. Efeu und bunte Blu-
Schlüssel für die schwere Tür besitzt. Bei men wachsen am Gemäuer des Erdgeschosses. Da-
Nacht und Nebel wird die untote Verwandt- rüber erhebt sich kunstvoll verziertes Fachwerk.
schaft in diese Höhle gesperrt, wo sie langsam Obwohl es zwei Stockwerke hat, ist es kleiner als
mitsamt anderen wandelnden Toten verfällt. die Schenke, da es für Halblinge erbaut wurde.
Dies ist ganz im Sinne Alukchoms: Solange der Ein kleinerer Anbau führt direkt in den Hügel,
Körper wandelt, bleibt die Stimme, die einst wo sich der Rest der Behausung befinden muss.
dazu gehörte, in seinem Chor. Das Haus war schon immer da. Stets wohnten
hier die Dorfvorsteher, stets entstammten sie
✥ KREATUREN: 4W6 Untote; die Werte derselben Familie. Nur weiß niemand, dass
findest du im Spielleiter-Handbuch auf dies letztlich stets dieselbe Person in anderen
Seite 120 Körpern gewesen ist.
✥ SCHÄTZE: 1W6 EINFACHE getragene Funde, Das repräsentative Außengebäude dient zum
1W3 WERTVOLLE getragene Funde, 1 KOST- Empfang von Bittstellern und Gästen. Alle,
BARER getragener Fund – allesamt zumeist die größer als Halblinge, Goblins oder Zwer-
an untoten Körpern, die sich zur Wehr ge sind, müssen das Haupt tief einziehen. Die
setzen. hinteren Räume, die sich weit unter dem Hü-
gel erstrecken, gehören dem Dorfvorsteher und

12

kapitel 2
seiner Familie. Nur er selbst kennt den gehei-
men Zugang von seiner Schreibstube hinunter
in Alukchoms Grotte, die ebenfalls mit dem
Erdtempel verbunden ist.
✥ KREATUREN: der Dorfvorsteher (Londil-
la), seine Frau, drei Kinder und zwei Enkel.
Die Höllengrille Alukchom im geheimen
Verlies
10. SINLETTAS WAGEN
Das Wäldchen ist so dicht, dass ihr kaum Pfade fin-
det, die durch das Gestrüpp zwischen den Baum-
stämmen hindurchführen. Umso überraschter seid
ihr, als sich der Wald unvermittelt lichtet. Zwi-
schen überwucherten Monolithen hat sich jemand
eingerichtet. Ihr seht einen ziemlich mitgenomme-
nen Kastenwagen, von dem allerlei Firlefanz und
getrocknete Kräuter hängen. Weitere Pflanzen
trocknen an einer gespannten Schnur. Und am Ran-
de der Lichtung grast träge ein Maultier.
Auf der Lichtung hat sich die Kräuterfrau Sin-
letta niedergelassen. Bisher hat das Dorf kaum
Notiz von ihr genommen. Normalerweise
ziehen sich schwangere Dörflerinnen hierhin
zur Niederkunft zurück. Ansonsten ist der Ort
tabu. Vor einem Monat hat das wilde Mädchen
beim verbotenen Spielen im Wald die Raben-
schwester entdeckt und sich schließlich mit ihr
angefreundet.
Wenn Sinletta sich nicht bei ihrem Wagen
aufhält, ist sie meistens in der Nähe unter-
wegs und gräbt nach Klagewurz, aus dem sie
einen potenten Trank gegen geistige Traumata
brauen will. Dabei hat sie unlängst zahlreiche,
teils uralte Gräber mit Leichen neugeborener
Goblins entdeckt.
✥ KREATUREN: die Kräuterfrau Sinletta,
das Maultier Tretta
13
das stille dorf
✥ SCHÄTZE: Die Abenteurergruppe kann
hier allerlei Komponenten für Zauber der
Disziplinen Heilung und Drittes Auge fin-
den sowie 2W6 EINFACHE getragene Funde.
MONSTER UND
NSC
Im Folgenden werden die wichtigsten Bewoh-
ner des Dorfes beschrieben, ebenso wie die
Rabenschwester Sinletta und die Wolfsfrau
Garlini mit ihrer Meute. Eine anschließende
Tabelle listet die anderen Bewohner auf. Da die
Halblinge bereits seit Generationen ihre Stim-
men opfern, haben sie keine Namen.
DAS WILDE MÄDCHEN
Ein wild aussehendes Halblingmädchen von
sieben Jahren. Man könnte meinen, eine Gob-
linseele wäre als Halbling geboren worden.
Ihre dunkelbraunen Locken widersetzen sich
jeder Bändigung, ihre Kleider bleiben selten
lange sauber, und die Schrammen an Knien
und Ellbogen trägt sie mit Stolz. Die Tochter
der Müllerin hatte vor zwei Wochen Geburts-
tag – und sie weiß, dass der Tag naht, an dem
sie verstummen wird. Ihre Eltern sehnen es
herbei, weil sie hoffen, dass das Mädchen sich
dann endlich fügen wird. Sie selbst hofft, dass
sie dem Schicksal entrinnen kann.
Vor einem Monat hat sie im Wald die Raben-
schwester Sinletta entdeckt und sich mit der
Menschenfrau angefreundet. Durch sie hat sie
ein paar Worte gelernt, was sie den Halblingen
aus dem Dorf verheimlicht. Jetzt möchte sie
umso weniger ihre Stimme verlieren. Die an-
deren Fremden, die jüngst in das Dorf gekom-
men sind, sind vielleicht ihre Rettung!
 STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 3, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Heimlichkeit 2, Auskund-
schaften 1, Fernkampf 1, Fingerfertigkeit 1
TALENTE: Schwer zu fassen
AUSRÜSTUNG: Schleuder, Bronzemedaillon
DER DORFVORSTEHER
Der Dorfvorsteher ist ein alter Halbling mit
grauem Haarkranz und buschigem Backen-
bart. Er ist sehr viel agiler, als man annehmen
würde. Seinem Blick mangelt es zudem an der
Apathie der anderen Dörfler.
Tatsächlich handelt es sich bei ihm um Lon-
dilla im Körper eines Nachfahren. Seit drei
Jahrhunderten bildet sie ihre Nachfolger aus.
Wenn das Alter sie zu sehr plagt, übernimmt
sie den jüngeren Körper. Den alten Körper –
der nun die jüngere Seele in sich trägt – ver-
giftet sie und bringt ihn in die Moderhöhle.
So lenkt sie ununterbrochen seit dem Vierten
Erlenkrieg die Geschicke des Dorfes.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 5, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Menschenkenntnis 5, Ma-
nipulation 3, Wissen 3, Fingerfertigkeit 2,
Heimlichkeit 2, Nahkampf 1
TALENTE: Schwer zu fassen, Weg der Lü-
gen 3, Giftmischer 2
AUSRÜSTUNG: Dolch, 2 Anwendungen töd-
liches Gift (Wirksamkeit 6), Medaillon mit
einem Körperstich von Londilla in jungen
Jahren
SINLETTA DIE KRÄUTERFRAU
Eine Menschenfrau unbestimmten Alters mit
schlohweißen Haaren. Ihr dünner Körper ver-
schwindet fast vollständig unter mehreren
14
kapitel 2
Schichten dunklen, müffelnden Stoffes. Die
Kräuterfrau hinkt leicht und führt Selbstge-
spräche mit einem ausgestopften Eichhörnchen
namens Lukter. Wenn sie sich alleine wähnt,
singt sie selbst ausgedachte Lieder mit holpri-
gen Schüttelreimen und schiefen Melodien.
Die Rabenschwester Sinletta ist schon länger
alleine in den Verbotenen Landen unterwegs,
als es gut für sie ist. Sie hat sich entschieden,
im Augenblick zu leben. Die verschrobene Art,
die sie sich einst zulegte, um die Rostbrüder
und ihre Schergen zu täuschen, ist ihr ins Blut
übergegangen.
Vor einem Monat kam sie zufällig in die Ge-
gend und ließ sich im nahen Wäldchen nieder,
da hier Klagewurz wächst, den sie für einen
bestimmten Trank braucht. Dadurch weckte
sie das Interesse des wilden Mädchens. Kur-
zerhand nahm sie es unter ihre Fittiche und
bringt ihr mehr und mehr Worte bei. Sie freut
sich über die schnelle Auffassungsgabe des
Mädchens und überlegt, es als Schülerin anzu-
nehmen. Allerdings spürt Sinletta auch seine
wachsende Unruhe. Langsam lenkt das ihre
Aufmerksamkeit auf das Dorf, das sie bisher ig-
noriert hat.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 4, EMPATHIE 4
FERTIGKEITEN: Heilen 3, Menschenkennt-
nis 3, Wissen 3, Nahkampf 2, Überleben 2,
Bewegen 1, Heimlichkeit 1, Manipulation 1
TALENTE: Weg der Heilung 2, Weg der Hell-
sicht 2, Furchtlos 1, Kräuterkundler 1
AUSRÜSTUNG: Stab, Dolch, Kräuter, W6
Kupfer
GARLINIS MEUTE
Die Wolfsfrau Garlini führt eine wild gemisch-
te Räuberbände an. Ihr folgen so viele Hals-
abschneider wie SC in der Gruppe sind. Unter
 ANDERE DORFBEWOHNER

NAME ATTRIBUTE FERTIGKEITEN SONSTIGES

Der Stärke 4, Geschicklichkeit 4, Handwerk 3, Wurfaxt
Braumeister Verstand 3, Empathie 2 Kraft 3, Fernkampf 2,
Nahkampf 2
Der Förster Stärke 3, Geschicklichkeit 4, Fernkampf 3, Hand- Kurzbogen,
Verstand 3, Empathie 2 werk 3, Tierkunde 2, Messer
Überleben 2
Die Müllerin Stärke 3, Geschicklichkeit 3, Handwerk 3 -
Verstand 3, Empathie 2
Der Pony- Stärke 4, Geschicklichkeit 3, Tierkunde 3, Hand- Peitsche
züchter/ Verstand 2, Empathie 3 werk 2, Heilen 2,
Schmied Kraft 2
Die Wirtin Stärke 3, Geschicklichkeit 3, Handwerk 2, Ausdau- Laute
Verstand 2, Empathie 4 er 1, Darbietung 1
Dorfbewohner Stärke 3, Geschicklichkeit 4, Handwerk 2, Heim- Messer,
Verstand 3, Empathie 2 lichkeit 1, Nahkampf 1 Keule oder
Stab

ihnen befindet sich der Goblin Hematul. Die
anderen Mitglieder der Meute kannst du frei
ausgestalten oder die Werte für Räuber (Spiel-
leiter-Handbuch S. 183) verwenden.
einen Namen machen und eines Tages Rache
an ihrem Rudel nehmen. Ihre Meute erträgt
ihre gewalttätigen Launen vor allem aus Angst
– bis auf den Goblin Hematul, der sich einen
Spaß daraus macht, die Wolfsfrau zu reizen.

GARLINI
Die gedrungene Wolfsfrau mit dem gescheck-
ten Fell hat nie den Tod ihres Rudelbruders
Jabaa verkraftet. Sie forderte ihren Anführer,
den sie dafür verantwortlich machte, erfolglos
heraus und wurde vertrieben. Seit diesem Tag
ziert eine hässliche Narbe das Fleisch um ihr
blindes linkes Auge. In den letzten Monaten
hat sie andere Ausgestoßene um sich geschart.
Garlini will sich in den Verbotenen Landen
STÄRKE 6, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 2, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 3, Nah-
kampf 3, Ausdauer 2, Kraft 2, Überleben 2
TALENTE: Jagdinstinkte, Bedrohlich 2, Weg
des Waldes 1
AUSRÜSTUNG: Breitschwert, Messer,
Lederrüstung, bronzenes Trinkhorn, W6
Silbermünzen

15

das stille dorf

 HEMATUL SCHANDMAUL
Der schlaksige Goblin hat die Späße seiner
Sippe nicht mehr ertragen – zu öde, zu fad!
Tatsächlich war niemand traurig, als Hematul
ging, denn sein zynischer Sadismus geht selbst
vielen Goblins zu weit. Garlini schloss er sich
in der Hoffnung an, dass die Wolfsfrau mehr
Biss hat. Da er sie in einem Verlies vor einer
tödlichen Falle bewahrt hat, kann er sich Frei-
heiten erlauben, für die sie anderen Räubern
längst die Kehle rausgerissen hätte.
Im stillen Dorf geschieht jedoch etwas Selt-
sames mit Hematul: Es empfindet Mitleid
und Verantwortung für die Halblinge, vor
allem für die Kinder. Wenn die SC dies be-
merken, könnten sie Hematul auf ihre Seite
ziehen – für den Preis, seinen beißenden Spott
erdulden zu müssen.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 4, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Heimlichkeit 3, Nahkampf 3,
Manipulation 2, Menschenkenntnis 2, Über-
leben 2, Bewegen 1, Fernkampf 1
TALENTE: Nachtaktiv, Scharfe Zunge 2,
Weg des Meuchlers 2
AUSRÜSTUNG: Dolch, 3 Wurfmesser, Leder-
rüstung, Mondamulett, 2W6 Kupfermünzen
ALUKCHOM DIE HÖLLENGRILLE
Ein flirrender Fiebertraum, wie etwas, dass sich
aus deinen Urängsten einen Weg in die Wirklich-
keit hackt. Schwer zu fassen und doch mit be-
klemmender Gewissheit anwesend. Die Ahnung
eines vielgliedrigen Körpers aus Chitin und Ver-
zweiflung. Gezähnte Beine, die sich aneinander
reiben und eine Kakophonie stummer Pein er-
klingen lassen.
Die Höllengrille Alukchom, Chormeister der
geraubten Klagen, kam mit der Dämonenflut
16
kapitel 2
in die Welt und strandete hier, als der Nexus
versiegelt wurde. Die Heucheleien und ver-
schwiegenen Verbrechen lockten den Dämon
in das Halblingdorf. Seit dem Pakt mit der
Dorfvorsteherin Londilla sammelt Aluk-
chom die Stimmen der Dorfbewohner und
genießt die Qual jedes unausgesprochenen Ge-
dankens. Sie sind die Töne eines Liedes, mit
dem Alukchom ein Weibchen seiner Art anlo-
cken und beeindrucken will. Da es sich in der
Dämonenwelt befindet, muss das Lied mäch-
tig genug sein, um die Grenzen der Wirklich-
keit zu durchdringen. Doch in den letzten
dreihundert Jahren hat er einen beachtlichen
Chor der Qualen angesammelt. Bald wird
Alukchoms Lied erklingen und die Lande die-
ser jämmerlichen Sterblichen in Verzweiflung
stürzen.
STÄRKE 12, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 4, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Manipulation 5, Wissen 4,
Bewegen 2, Menschenkenntnis 2,
Schleichen 2
RÜSTUNGSSCHUTZ: 6 (Chitinpanzer)
DURCHSICHTIG: Alukchom verschmilzt
teilweise mit seiner Umgebung, als wäre
er nicht ganz in dieser Welt. Alle Angriffe
gegen ihn sind IRRSINNIG (–3).
DER KLANG DER UNSCHULD: Kinderstim-
men erzeugen Alukchom fürchterliche
Qualen. Jede Runde, die er sie hören muss,
erleidet er W3 Punkte Schaden. Aufrichtig
heitere Lieder können ihm ebenfalls zuset-
zen. Dies entspricht einem Angriff mit DAR-
BIETUNG, dem Alukchom einen Rüstungs-
schutz von 3 entgegensetzen kann.
 MONSTERANGRIFFE
W6 ANGRIFFE
1 KLAUENANGRIFF! Alukchom schlägt mit seinen messerscharfen Klauen nach
einer Abenteurerin in ARMESLÄNGE. Führe einen Angriff mit 8 Basiswürfeln und
Waffenschaden 2 (SCHNITTWUNDE) aus.
2 SCHALLSTOSS! Der Dämon stößt einen konzentrierten Schallstrahl gegen
eine Abenteuerin in NAHER Reichweite aus. Führe einen Angriff mit 10 Basis-
würfeln und Waffenschaden 2 (STUMPFER SCHLAG) aus. Ist der Angriff erfolg-
reich, wird das Opfer zudem zu Boden geworfen.
3 STARR UMD STUMM! Die hypnotische Kraft Alukchoms lähmt eine Abenteurerin
in NAHER Reichweite. Der Angriff wirkt wie der Zauber LÄHMEN mit Machtstufe 2.
4 FOLGE MEINER STIMME! Alukchom wispert mit einer geraubten Stimme im
Kopf einer Abenteurerin in NAHER Reichweite. Das verführerische Wispern
macht sie zu seiner Marionette: Der Angriff wirkt wie der Zauber PUPPEN-
SPIELER mit Machtstufe 3.

5 EWIGE VERZWEIFLUNG! Eine Abenteurerin in NAHER Reichweite fällt in einen

Strudel qualvoller Erfahrungen. Sie durchlebt binnen weniger Herzschläge die
ganze Pein einer seit Jahrhunderten ungehört klagenden Seele. Führe einen
Furchtangriff mit 12 Basiswürfeln aus.
6 KLAGELIED! In KURZER Reichweite erklingt ein schrecklicher Chor seit Jahr-
hunderten wehklagender Stimmen. Führe gegen jede Abenteurerin in Reich-
weite einen Furchtangriff mit 10 Basiswürfeln aus.

leichte Opfer. Was Garlini auf gar keinen Fall

EREIGNISSE
Abenteurerinnen können im Stillen Dorf eine
Vielzahl an Ereignissen verwickelt werden. Im
Folgenden findest du eine Auswahl an mögli-
chen Geschehnissen.
DIE ANDEREN FREMDEN
Zwei Tage vor der Abenteurergruppe ist die
Wolfsfrau Garlini mit ihrer Meute ins stille
Dorf gekommen und hat sich in der Schenke
einquartiert. Sie können der gleichen oder ei-
ner ähnlichen Legende folgen. Vor allem sind
sie auf Beute aus und sehen in den Halblingen
mag, ist Konkurrenz.
Die Räuber können zähe Widersacher sein.
Doch in dem Goblin Hematul Schandmaul
kann die Abenteurergruppe einen unerwarte-
ten Verbündeten finden. Für ihn selbst überra-
schend entwickelt er seit seiner Ankunft einen
Beschützerinstinkt für die Halblinge und will
herausfinden, was hier vor sich geht.
DIE MODERNDE SIPPSCHAFT
Garlinis Meute bricht auf der Suche nach Beu-
te in die Moderhöhle ein und setzt die Untoten
frei, die nun verwirrt durch das Dorf wandern

17

das stille dorf

und ihre lebenden Verwandten suchen. Ver-
wende für sie die Werte für Untote auf Seite 120
im Spielleiter-Handbuch.
Eine größere Gruppe von Untoten, überwie-
gend nicht mehr als klappernde Skelette, hat es
dabei auf den Dorfvorsteher abgesehen. Das ist
wenig verwunderlich: Es sind jene Halblinge,
deren junge Körper er gestohlen hat und die
Rache an Londilla nehmen wollen.
DAS SPRECHENDE MÄDCHEN
Das wilde Mädchen ist nicht nur die Anfüh-
rerin und selbsternannte Beschützerin der
Kleinsten, dank der Rabenschwester Sinletta
kann sie sogar ein paar einfache Wörter spre-
chen. Allerdings hat sie sich noch nicht für
einen Namen entschieden. In den Fremden
– Garlinis Meute wie die Abenteurergruppe –
sieht sie eine Chance, ihrem stillen Schicksal
zu entkommen. Sie wird dabei vorsichtig vor-
gehen, da sie nicht das Misstrauen der Erwach-
senen und initiierten Kinder wecken will.
DIE HEXE IM WALD
Bei ihren Erkundungen, weil sie dem wilden
Mädchen gefolgt sind oder weil sie sein Ver-
trauen gewonnen haben, kann die Abenteurer-
gruppe auf Sinletta die Kräuterfrau treffen. Sie
hat das Mädchen ins Herz geschlossen und in-
teressiert sich für das unnatürliche Schweigen.
Hilft die Abenteurergruppe ihr, das Geheim-
nis zu lösen und den Fluch zu brechen, erhält
jedes Mitglied einen potenten Trank aus ihrer
Hexenküche (verleiht einmalig einen W8 Arte-
faktwürfel für einen Wurf auf HEILEN).
Wenn eine Abenteurerin ihr hilft, ausrei-
chend Klagewurz zu finden, wird sie eine Por-
tion ihres Geisttrankes (W10 Artefaktwürfel
auf DARBIETUNG-Würfe zur Erholung) mit ihr
teilen. Dazu muss ein SCHWIERIGER (–2) Wurf
auf ÜBERLEBEN gelingen.
18
kapitel 2
DER INITIATIONSRITUS
Das wilde Mädchen ist vor zwei Wochen sie-
ben Jahre alt geworden. Und wie die Launen
der Götter es wollen, steht das jährliche In-
itiationsritual kurz bevor. Wenn es durchge-
führt wird, wird sie ebenso wie zwei andere
Kinder ihres Alters für immer ihre Stimme
verlieren. Bei dem Ritual im Erdtempel sind
neben den Kindern nur der Dorfvorsteher
und drei enge Vertraute anwesend. Du kannst
frei entscheiden, ob das andere Dörfler sind,
die bis dahin eine größere Rolle gespielt ha-
ben, oder einfache Handlanger (Werte wie
Dorfbewohner). Wenn die Abenteurergruppe
das Ritual stört, wird die Höllengrille Aluk-
chom eingreifen.
DAS VERSTUMMEN
DES DÄMONS
Wenn die Abenteurergruppe mehr über das
Schweigen herausfinden will, ist eine Konfronta-
tion mit dem Dorfvorsteher (in Wirklichkeit Lon-
dilla) und dem Dämon Alukchom unvermeidlich.
Beide werden alles unternehmen, um ihre Agenda
zu schützen. Das Finale kann entweder im Erd-
tempel oder den verborgenen Kammern unter
dem Haus des Dorfvorstehers stattfinden.
Die gefangenen Stimmen sind an Aluk-
choms Essenz und an kein Artefakt gebunden.
Wird er vernichtet, kehrt er kreischend zurück
in seine Welt – die Stimmen folgen ihm jedoch
nicht. Der Knechtschaft entrungen kehren sie
in die Körper der Lebenden zurück oder gehen
mit einem befreienden Seufzen in das Toten-
reich ein. Das Dorf wird fortan nicht mehr
still sein, doch die Halblinge müssen lernen,
ihre Stimmen zu benutzen. Wenn sie noch
leben, werden Sinletta und Hematul im Dorf
bleiben und die Halblinge unter ihre Fittiche
nehmen. Vielleicht will die Abenteurergruppe
ebenfalls hier oder in der Nähe einen Stütz-
punkt errichten.
 A BERG &
H Y DR
IFENS TEIN
GR E
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Burg
Von der verfallenen Zwergischen Passstraße
aus seht ihr deutlich die merkwürdig geform-
ten Zwillingsberge, die man als Hydraberg und
Greifenstein kennt. Wie zwei gigantische Ver-
treter ihrer Art aus dunklem Gestein ragen die
Bergspitzen empor. Es wirkt so, als fauchten sie
sich gegenseitig an. Nur eine tiefe Kluft trennt
sie voneinander. Auf beiden Seiten wimmelt sich
jeweils ein steiler Pfad bis nach oben, vorbei an
verwitterten Vorburggebäuden. Oben schließlich
enden sie vor dunklen Eingängen, bei denen ihr
kaum zu sagen vermögt, ob sie in den Berg oder in
dunkle Burghöfe führen. Hinter einigen Fenstern
der Gebäude, die wie aus dem Felsen gehauen
scheinen, seht ihr flackernden Feuerschein.
HINTERGRUND
Beim Hydraberg und Greifenstein handelt es
sich um zwei einander gegenüberliegende und
hydraberg
von einem tiefen Graben getrennte Burgen, die
aus der Frühzeit des Landes stammen. Sie ent-
standen offenbar aus der natürlichen Form ei-
nes Berges, der in zwei Teile gerissen wurde, so
dass sie nun einem adlerköpfigen Greif und ei-
ner mehrköpfigen Hydra ähneln. Der Riss ent-
stand in den Geteilten Jahren um das Jahr 250,
als Steinsinger im Auftrag des Zwergenfürsten
Gordor die Konstruktion von Straßen voran-
trieben und dabei Steinplatten aus der Erde
hoben. Eine solche uralte Straße verläuft noch
heute nahe des Berges. Die Urgewalten bei ihrer
Erstellung sprengten den Berg unbeabsichtigt.
Später wurden in beide Teile des Berges Bur-
gen gebaut, die die Form des Greifen und der
Hydra als Basis nutzten und weiter herausar-
beiteten. Über die Jahrhunderte hatten sie viele
verschiedene Besitzer, aber stets wurden auf
kurz oder lang die Bewohner der einen Burg zu
Feinden der anderen. Zwerge und Erlenländer
19
& greifenstein
standen sich hier einst ebenso gegenüber wie
Zygofers Dämonenberührte und Elfen. Heu-
te bewohnen zwei Zauberkundige je einen Teil
der Doppelfestung: Eine halbelfische Zauberin
residiert mit ihrem Gefolge aus unterwürfigen
Goblinsöldnern im Kopf des Greifen, während
ein Wolfsmensch-Druide mit seinen Tieren die
Türme der Hydra durchstreift. Sie hassen sich
gegenseitig und wünschen dem jeweils anderen
den Untergang. Doch nie gelang es einem von
ihnen, die Oberhand im Kampf gegen den ver-
hassten Kontrahenten zu gewinnen.
DER WEG ZUM
HYDRABERG
Aufgrund ihrer auffälligen Erscheinung, aber
auch ihrer Bewohner, ranken sich eine Reihe
von Gerüchten und Legenden um die unge-
wöhnliche Burg, die die Abenteurer vielleicht
neugierig machen. Ansonsten können auch fol-
gende Einstiege gewählt werden:
DIE WILDE MEUTE
Das zerklüftete Land rund um die Burg wird
von den Tieren Borkhaans unsicher gemacht. Sie
gehen dort auf Jagd, reißen Gebirgsböcke und
Wild, aber auch Ziegen und Schafe der örtlichen
Hirten. Diese berichten, dass die wilden Tiere als
Meute jagen, was seltsam ist, da es sich um un-
terschiedliche Tierarten handelt (Wölfe, Füchse,
Luchse, Wildschweine, sogar Bären und ein Ad-
ler). Nach ihren nächtlichen Jagden sieht man sie
stets in Richtung des Hydraberges verschwinden.
Es heißt, sie dienen dort einem Meister, der gro-
ße magische Macht und Artefakte besitzt. Die
Hirten zahlen eine kleine Belohnung, wenn je-
mand diese Jagden beenden kann.
20
kapitel 3
EMPFOHLENE LEKTÜRE
Mehr über Gordors Straßenbau
findest du auf S. 19 im Spielleiter-
Handbuch. Es ist auch ratsam,
die Texte über die Götter Wyrm
und Rabe (siehe Seite 36–37 im
Spielleiter-Handbuch) sowie die
Kreaturen Greif und Hydra (Sei-
te 94–95 und 100–101 im Spiel-
leiter-Handbuch) zu lesen.
GOBLINFALLEN
Die Handlanger von Alamat sind von hinter-
listiger Art und haben an vielen Orten rund
um die Burg Fallen, wie z. B. Fallgruben und
Baumnetze, aufgestellt. Sie hoffen, auf diese
Weise Tiere der verfeindeten Wilden Jagd zu
fangen, um sie ihrer Meisterin als Beute zu
präsentieren. Es geht aber auch immer wieder
Wild in die Falle, das sie dann verzehren ­­– oder
auch Abenteurerinnen, denen ein AUSKUND-
SCHAFTEN nicht gelingt (ein Sturz aus W6+3
Metern bzw. Hochschleudern in ebendiese
Höhe für einen oder alle Abenteurerinnen;
danach sind die Betroffenen gefangen und die
Goblins alarmiert). Es ist auch möglich, die
Goblins zu überraschen. In jedem Fall können
die Abenteurerinnen so zur Herrin auf den
Greifenstein gelangen.
LEGENDE
In den frühesten Jahren unserer Geschichte, nicht
lange nach der Ankunft der Menschen und nach-
dem Wyrm Erlenland und Rabenland vonein-
ander getrennt hatte, kam es zum Streit zwischen Ein gewundener Pfad führt entlang der Berg-
zwei riesigen Bestien, die im Glaube einiger als flanke und teilweise durch Felstunnel in
Urväter ihrer Art gelten: Ein gigantischer Greif einen Burghof. Der Burghof wirkt auf den
und eine nicht minder gewaltige Hydra. In ihrem ersten Blick einsam und vernachlässigt und
Kampf verheerten sie das Land. Wyrm und Rabe gleicht eher einer Ruine. Ein verlassener Pa-
aber sahen ihr unheilvolles Treiben und wollten es las und wenige Gebäude, einst Stallungen oder
beenden. Rabe schlug vor, den Greifen zum Sieger Schmieden, befinden sich türlos und mit ein-
zu küren und die Hydra zu vernichten. Wyrm gestürzten Dächern um den Hof. Die einzigen
hingegen wählte Hydra zu ihrem Favoriten und Bewohner sind die Tiere von Borkhaans Wil-
wollte den Greifen tot sehen. Da sich die Götter der Jagd, die sich in Nischen und verfallenen
nicht einigen konnten, wer diesen Kampf zweier Gebäuden Schlafplätze und Unterschlupfe ge-
Giganten gewinnen solle, er aber auf absehbare sucht haben. Auf dem Hof liegen Knochen und
Zeit auch nicht ruhen würde, schlugen sie eine tiefe Essensreste verteilt: Jagdbeute, um die sich die
Bresche zwischen die Kontrahenten und verstei- Tiere regelmäßig in Revierkämpfen streiten.
nerten deren Leiber, um ihre Entscheidung später
zu fällen. Über die Jahrhunderte aber vergaßen ✥ KREATUREN: Die Wilde Jagd
sie den Streit der Ungetüme und kümmerten sich
nicht weiter um sie, waren sie doch versteinert und
keine Gefahr mehr für die Lande. Doch es heißt, 2. HYDRAKÖPFE
unter dem Fels schlummere der brennende Zorn Verwittert und finster ragen einige Felsen in
beider Wesen, die sich stets gegenseitig im Blick schwindelerregende Höhen wie die gewaltigen
haben, nach wie vor und werde jeden Tag stärker. Köpfe einer Hydra. Sie wurden mit gemauerten
Dereinst wird er den kalten Fels schmelzen, und Türmen bebaut, doch oft ist kaum erkennbar, wo
die Bestien werden wiedererwachen. Dann wird der natürliche Fels aufhört und wo die gemauer-
nichts mehr ihrem verheerenden Kampf Einhalt ten Teile beginnen, denn sie wirken wie zusam-
gebieten können – nicht einmal die Götter. mengewachsen. Steile, schmale Treppen winden
sich um und durch die Felsen nach oben. Aus ein-
zelnen, schmalen Fenstern leuchtet flackernder
ORTE Lichtschein.
Nachfolgend sind die wichtigsten Orte der Fes-
tung beschrieben. Die Burg Hydraberg ist auf drei Felsen errich-
tet, die wie die Köpfe einer Hydra aussehen. Es
handelt sich um Felsformationen, die mit Ge-
1. HOF DER HYDRA bäuden ausgebaut wurden.
Durch einen aus dem Fels geschlagenen Tortun-
nel gelangt man in einen engen Innenhof, der von A – FAUCHENDER HALS: Dieser Fels ragt über
Felswänden, Türmen und einem Palas umgeben dem Abgrund auf Burg Greifenstein zu. Ein von
ist. Schießscharten blicken finster auf den Hof. der Wilden Jagd scharf bewachter Weg über den
Der Boden ist felsig und unregelmäßig, jeder „Hals“ führt bis auf den Schädel hinauf, wo ein
Schritt hallt durch diesen beklemmenden Kessel, verwittertes Bollwerk nicht nur einen hervorra-
der für einen Angreifer schnell zur Todesfalle genden Aussichtsposten zur rivalisierenden Burg
werden könnte. bildet, sondern auch als Wohnstatt Borkhaans

21

hydraberg & greifenstein

 5 2A
2C

2B
4

2
6
3

B
H Y DR A ERG &
7

ENS TEIN
GR EIF
dient. Über Schießscharten kann Burg Greifen-
stein von hier aus gut beobachtet und unter Be-
schuss genommen werden. Die übrigen Gebäude
auf diesem Felsen dienen als Lagerräume, Waf-
fenkammern und Wachräume. Von der äußers-
ten Kante dieses Felsens werden Tote und zum
Tode Verurteilte in den Abgrund und sicheren
Tod gestürzt.
Im „Maul“ dieses Kopfes, tief unter den Ge-
bäuden, liegt ein zu mehreren Seiten hin offener
Hohlraum, der windumtost und eisig kalt ist.
Dies ist die Lieblingsstelle von Borkhaan, der sich
hier eine Schlafstatt inmitten der wütenden Ele-
mente eingerichtet hat. Abends leuchtet oft ein im
Wind flackerndes Lagerfeuer aus diesem Maul.
B – LAUERNDER HALS: Auf dem gedrungenen,
parallel zur Kluft blickenden Hydrakopf sind
Bauten für die seltenen Gäste errichtet. Wie auf
einem Plateau stehen sie auf dem Schädel der Hy-
dra und bieten halbwegs bewohnbare Kammern.
Doch an einigen Stellen sind geheime Falltüren
platziert, über die Borkhaan ungeliebte Gäste auf
eine letzte Reise in die mit scharfen Felsen gespick-
te Maulhöhle unter diesem Turm schicken kann.
C – SPÄHENDER HALS: Der am weitesten nach
hinten verlagerte Fels ist sehr verwittert. Ihm
vorgelagert steht ein Gebäude mit hohen Türmen,
die selten genutzt werden. Der weitere Aufstieg
auf den Felsen ist gefährlich, denn tückische Win-
de und bröckelndes Gestein können Unvorsichtige
schnell in die Tiefe stürzen lassen. Der Felsen bie-
tet Weitblick über die Passstraße und wird von
der Wilden Jagd als Spähposten eingesetzt. Die
Adler um Im haben im zur Straße hin geöffneten
‚Maul‘ ihren Horst.
✥ KREATUREN: Borkhaan Wildherz, Die
Wilde Jagd
✥ SCHÄTZE: W6 Silber, vier EINFACHE und
zwei WERTVOLLE Funde in einem Versteck
24
kapitel 3
3. GREIFENTUNNEL
In die Seite des Greifenkopfes führt ein Tor, hin-
ter dem ein Gewirr dunkler Gänge liegt. Feuer-
schalen spenden ein wenig Licht und lassen den
Blick auf Tunnel zu, die tief in die Eingeweide
des Berges führen.
Etwas abseits des Serpentinenweges, vom Hy-
draberg abgewandt hinter dem Greifenkopf,
liegt eine kleine Hochebene, von der aus eine
Pforte in den Berg führt. Dahinter liegt ein
Labyrinth aus Gängen, die auf- und absteigend,
bisweilen über Treppen, durch das Innere des
Greifenkopfes führen. Nach oben hin führen
sie auf das Plateau mit der Burg, nach unten
hin in höhlenartige Vorratskeller. Noch tiefer
werden sie zu Stollen in den tiefen Berg hinein.
Aus der Tiefe sind Geräusche zu hören, einer-
seits vom Lärm der Goblinschergen, die hier
Wache halten und Vorräte holen, andererseits
vom Klopfen und den rhythmischen Bergar-
beitergesängen von Bergmännchen, die in den
Stollen nach Schätzen graben. Die Bergmänn-
chen werden von Alamat geduldet, weil sie ihr
als Tribut Edelsteine abgeben. So kommt es
nur gelegentlich zu Zwist zwischen ihnen und
Alamats Goblin-Schergen.
✥ KREATUREN: Goblin-Schergen, Berg-
männchen
✥ SCHATZ: In den Stollengängen kann man
einfache Edelsteine im Wert von 6W6
Silber + 6W6 Kupfer finden.
4. GREIFENMAUL
Wie im Maul eines Greifen liegt diese zur
Klamm hin offene Höhle. Der zwischen den Gip-
feln hindurchwehende Wind pfeift kreischend
wie Adlergeschrei durch sie hindurch. Die Platt-
form erlaubt einen Blick hinab in die Tiefe der
Klamm und hinauf zu den Hydraköpfen des
gegenüberliegenden Gipfels.
Diese offene, helle Höhle dient als Wachpos-
ten, von dem man die Hydraköpfe gut im Blick
hat und selbst sichtgeschützt ist. Die Winde
jedoch sind tückisch und ändern oft ihre Rich-
tung, schwellen ab und nehmen dann ruckartig
wieder zu.
Hier Wachdienst verrichten zu müssen, ist
eine gefürchtete Strafe für die Goblin-Scher-
gen, denn unter der Höhlendecke hat ein Paar
Greifen ein Nest. Die meiste Zeit über jagt ein
Elternteil im Gebirge der Umgebung, während
das andere das Nest nicht verlässt, sondern
Anwesende nur sehr aufmerksam beobachtet.
Nähert man sich dem Nest aber, erfolgt nach
einem schrillen Schrei als erste und letzte
Warnung der Angriff. Hat man das Pech, gera-
de anwesend zu sein, während der andere Greif
ohne Beute von seinem Raubzug zurückkehrt,
kann man ebenfalls zum Opfer der Bestien und
Nahrung für ihre Brut werden.
✥ KREATUREN: Greifenpaar mit ihrer
Brut (Seite 94–95 im Spielleiter-Hand-
buch)
✥ SCHÄTZE: EINFACHER Fund, W6 Kupfer
5. GREIFENHAUPT
Wie eine Krone ist eine Festung auf dem Gipfel
des Greifenkopfes errichtet. Der Weitblick in
alle Richtungen über die schroffe Umgebung ist
atemberaubend schön. In den Gebäuden liegen
helle, erhabene Wohnräume, die eines Königs
würdig sind.
Die höchsten Räume der Burg Greifenhaupt
sind Alamat vorbehalten. Grix, der Anführer
ihrer Goblin-Schergen, sowie ihre Gäste ha-
ben als einzige außer ihr die Erlaubnis, sie zu
betreten. Die Räume sind verschwenderisch
eingerichtet: samtbezogene Möbel, seidene
Vorhänge, vergoldete Schränke, Utensilien aus
Kristallglas und mit Edelsteinverzierungen.
hydraberg
Neben ihren Privatgemächern umfasst der
Trakt auch einen Audienzsaal, Alamats Labor
und die Turmkrone auf dem Berggipfel. Ala-
mats Leibwächter, eine Statue aus Alabaster,
folgt der Halbelfe stets in jeden dieser Räume
und stellt sich dort wie eine Statue in eine Ecke.
Die übrige Burg ist deutlich karger und dient
den Goblin-Schergen als Wohnstatt.
✥ KREATUREN: Alamat die Gelehrte, der
Alabastermann, Grix und seine Goblin-
Schergen
✥ SCHÄTZE: W6 Gold, Handelswaren im
Wert von 2W6 Gold sowie zwei WERTVOL-
LE und ein KOSTBARER Fund
6. GREIFENSCHWINGE
In einen zurückgelagerten Gipfel des Greifen-
steins sind geradezu winzige, enge Kammern
eingemeißelt, deren Verwendungszweck rätsel-
haft ist.
Erklimmt man die von der Klamm fortwei-
sende natürliche Felsformation, erreicht man
am höchsten Punkt einige kleine Zellen, die
mit groben Schlägen in den Fels getrieben
wurden. Sie sind äußerst krude und karg. Ihr
Zweck hat sich im Laufe der Zeit mehrfach
gewandelt, von Zellen über Wachposten bis
zu Meditationsräumen wurden sie schon für
alles verwendet. Derzeit lümmeln sich hier
ab und zu Goblin-Schergen herum, wenn sie
sich ihrem Dienst entziehen wollen. Man
kann sie beim Kartenspielen oder Schlafen
überraschen.
Es soll hier spuken, und so kann die Spiel-
leiterin Geister erscheinen lassen oder geis-
terhafte Botschaften an die Wände kritzeln,
um den Abenteurerinnen Warnungen vor
Ankassia zukommen zu lassen, denn bei den
ruhelosen Toten handelt es sich um Opfer der
Riesenspinne.
25
& greifenstein
✥ KREATUREN: Goblin-Schergen, even-
tuell ein Geist (Seite 90–91 im Spielleiter-
Handbuch)
✥ SCHÄTZE: W6 Kupfer, ein EINFACHER
Fund mit einem vor Ankassia warnenden
Hinweis
7. ABGRUND
Der Abgrund trennt die Berggipfel voneinander.
Er ist tief, so tief, dass er bis ins Innere der Erde
zu reichen scheint. Nach unten hin wird der
Spalt immer enger und dunkler, ein Boden ist
nicht auszumachen.
Der Spalt, der den Berg durchteilt, entstand
vor einem Jahrtausend durch zwergische
Steinsinger beim Bau der nahen Straße. Durch
einen Unfall wurden unterirdische Kräfte ak-
tiviert, die den Berg sprengten. Der Schlund
wirkt, als reiche er unendlich in die Tiefe: Ein
Blick hinab lässt keinen Boden erkennen, her-
untergeworfene Gegenstände verschwinden ir-
gendwann einfach im Dunkel und bald darauf
sind auch keine Geräusche mehr von ihnen zu
hören. Die wenigen Expeditionen, die es wag-
ten hinabzuklettern, kehrten nie zurück.
Tatsächlich ist der Abgrund zwar tief, aber
nicht bodenlos. Grund für die Anzeichen
dazu ist eine Illusion der Riesenspinne An-
kassia, die tief in der Klamm ihr Netz ge-
woben hat. Die Illusion lässt die Grube bei
Blicken bodenlos erscheinen und dämpft alle
Geräusche, die hinaufdringen. Wer aber in die
Klamm stürzt, landet – tot oder schlimmer
noch: lebendig! – in ihrem durch den Spalt
gespannten Netz und wird zur Nahrung des
Monsters. Seit Urzeiten werden die Toten bei-
der Burgen in die Gruft geworfen, ebenso ist
ein Sturz in die Tiefe die traditionelle Strafe
für Verrat und schlimme Vergehen an den
Burgherrinnen.
26
kapitel 3
✥ KREATUREN: Ankassia
✥ SCHATZ: Im Netz sind neben Knochen
und Kleiderresten W6 Kupfer, drei zu-
fällige, EINFACHE getragene Funde und ein
zufälliger WERTVOLLER getragener Fund
zu finden.
8. HYDRAHÖHLE
Ein großer Höhleneingang im unteren Bereich
des Abgrunds ist je nach Blickwinkel zu sehen.
Ihn aber zu erreichen scheint nur schwer möglich.
Wohin mag diese Höhle im Berge wohl führen?
Die Geräusche daraus jedenfalls wirken wie ein
schlangenhaftes Zischen.
Tief in der Klamm liegt ein vor allem vom
Greifenstein aus sichtbarer Zugang zu einer
Höhle. Sie ist die Brutstätte Ankassias, und
ihre Wände und Decke sind mit Spinneneiern
und halbfertigen Spinnenkindern bedeckt, die
hier in genügsamer Starre liegen. Als Schutz
hat Ankassia ein MAGISCHES SIEGEL sowie eine
Illusion über die Höhle gelegt: Warnende,
zischelnde Geräusche und – wenn die Abenteu-
rerinnen tiefer in die dunkle Höhle eindrin-
gen – das illusionäre Bild einer fürchterlichen,
vierköpfigen Hydra, sollen Eindringlinge ab-
schrecken. Höhlenwände und -decke sind in
Dunkelheit gehüllt, so dass die Spinnenbrut
unsichtbar bleibt.
✥ KREATUREN: Ankassias Brut, Illusio-
näre Hydra (Seite 100–101 im Spielleiter-
Handbuch)
 von Wissen bereit, behält aber immer Geheim-
MONSTER UND nisse für sich zurück. Sie ist sich selbst stets am

NSC wichtigsten. Ihr Ziel ist es, durch ihre Magie

Reichtümer anzuhäufen, vor allem aber Macht
Im Folgenden sind die Monster und NSC be- über andere zu erlangen. Sie schreckt dabei
schrieben, denen die Abenteurerinnen in Hy- nicht vor der Nutzung alter dämonologischer
draberg und Greifenstein begegnen können. Geheimnisse zurück.

ALAMAT DIE GELEHRTE
Die halbelfische Zauberin ist eine Gelehrte,
die sich dem Studium der Magie gewidmet
hat. Sie ist wunderschön, charismatisch und
manipulativ. Sie gewandet sich in teure Kleider
und umgibt sich mit Luxus. Auf die meisten
anderen Personen sieht sie herab und nutzt sie
für ihre Machtspiele als nützliche Werkzeuge;
dabei zeigt sie sich großzügig und zum Teilen
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 6, EMPATHIE 5
FERTIGKEITEN: Manipulation 4, Wissen 4,
Menschenkenntnis 3, Fingerfertigkeit 2,
Heimlichkeit 2, Nahkampf 1
TALENTE: Die Macht des Geistes, Weg der
Zeichen 3, Weg des Blutes 2, Scharfe Zunge 1
AUSRÜSTUNG: Edle Kleidung, Dolch,
Kampfstab, W8 Gold

SCHATZ
Alamat die Gelehrte trägt die folgenden Gegenstände:

ALMATS GRIMOIRE: Ein Zauberbuch (Seite 122 im Spieler-Handbuch), das W6 zufällige

Zauber der Zeichen- und Blutmagie enthält. Wird es von jemand anderem als Alamat
geöffnet und vorher kein MAGIE BANNEN gewirkt, so wird der Öffnende von einem
ENTFLAMMEN (Seite 139 im Spieler-Handbuch) mit Machtstufe 3 getroffen.

DIADEM DER MACHT: Ein Diadem, das mit einer eingravierten RUNE DER MACHT (siehe
Seite 134 im Spieler-Handbuch) mit vier Willenskraft-Punkten versehen ist. Zauberwe-
ber, die in der Kunst der Runen bewandert sind, können diesen Gegenstand benutzen.

ULLOM, DIE LEIER DES WANDELS: Dieses magische Artefakt wurde in den Tiefen der
Burg gefunden. Es hat die Fähigkeit, Materie wie unter den Zaubern STEINSCHMIED und
VERWITTERN (Seite 137 im Spieler-Handbuch) zu formen oder zu beschädigen, aller-

dings nicht nur Gestein, sondern auch Holz und Erdboden. Dies macht es zu einem Ob-
jekt der Begierde für Borkhaan. Auch der Alabastermann wurde mit diesem Instrument
geschaffen. Dem Geschaffenen liegt stets der Makel des Rebellischen, Entgleitenden
inne, so dass sich jede Schöpfung irgendwann gegen den Zaubernden richten wird.

27

hydraberg & greifenstein

 BORKHAAN WILDHERZ
Bei diesem großen und starken Wolfsmen-
schen handelt es sich um einen Druiden, der
dank seiner Magie große Macht über die Tiere
der Umgebung hat. So befehligt er auch ein
eigenes Rudel, die Wilde Jagd. Die Hydratür-
me dienen ihm als Basis dazu, seine Rivalin
Alamat zu bekämpfen und die Umgebung zu
einem Reich der wilden Tiere und ungebän-
digten Natur zu formen. Er will alle Hu-
manoiden von hier vertreiben und die Pass-
straße unzugänglich machen. Natürlich will
er selbst die Macht in diesem druidischen
Utopia innehaben und sie einzig nach seinem
Willen gestalten. Dieses Ziel setzt er auch mit
Gewalt durch.
STÄRKE 5, GESCHICKLICHKEIT 5,
VERSTAND 4, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Ausdauer 3, Tierkunde 3,
Überleben 3, Bewegen 2, Nahkampf 2, Aus-
kundschaften 1, Menschenkenntnis 1
TALENTE: Jagdinstinkte, Weg der Gestalt-
wandlung 3, Weg der Hellsicht 2, Bedroh-
lich 1, Berserker 1
AUSRÜSTUNG: Bändiger (siehe unten),
Lederrüstung, W8 Silber
DIE WILDE JAGD
Dieses aus verschiedenen Tieren zusammen-
gewürfelte Rudel sieht Borkhaan als ihr Alpha-

SCHATZ
Borkhaan Wildherz trägt die folgenden Gegenstände:

BÄNDIGER, MAGISCHER FLEGEL: Bändiger ist ein Flegel mit sich verlängernder Kette,
Waffenbonus +3, Schaden 2 und Artefaktwürfel W8. Statt Schaden anzurichten, kann
sich der Träger vor dem Wurf entscheiden, den Getroffenen zu fesseln. Dazu würfelt er
eine vergleichende Probe mit FINGERFERTIGKEIT gegen BEWEGEN des Gegners. Bei Ge-
lingen ist das Opfer FESTGEHALTEN und kann erst wieder handeln, wenn ihm eine Pro-
be mit KRAFT -1 gelingt (langsame Aktion). Die Fesselung weckt bei der Angreiferin den
Wunsch, der Gefangenen zu schaden. Nur durch eine EMPATHIE-Probe kann verhindert
werden, dass sie die Wehrlose angreift. Wird eine Gefesselte gebrochen, erleidet die
Nutzerin 1 Punkt EMPATHIE-Schaden.

HORN DES LEBENS: Ein Füllhorn, um Getränke daraus zu trinken. Das Trinken erhöht
je nach Getränk darin STÄRKE (Bier), GESCHICKLICHKEIT (Säfte), VERSTAND (Wein) oder
EMPATHIE (Kräutertee) für einen Tag um 1 Punkt, auch über natürliche Grenzen hinaus.

Füllt man Wasser von großer Reinheit, direkt aus einem Fels entsprungen, hinein, so
heilt es sofort kritische und tödliche Verletzungen. Ist die Reinheit absolut pur, so wie
nur die wenigsten (magischen) Bergquellen es hergeben, ist sogar eine WIEDERBELE-
BUNG (Seite 126 im Spieler-Handbuch) möglich. Trinkt man aber ungekochtes Wasser,

das nicht rein genug ist, beispielsweise aus einem Fluss, See oder Bach, so wirkt der
Trunk wie ein tödliches Gift mit Wirksamkeit 8.

28

kapitel 3
Tier und gehorcht ihm. Instinktiv spüren sie,
was er von ihnen verlangt und welche Freiräume
er ihnen lässt. Sie beschützen und achten ihn.
BROM
Brom ist ein gewaltiger Graubär (Seite 92–93
im Spielleiter-Handbuch), dem ein Auge fehlt.
Er steht Borkhaan besonders nah, lässt nie-
manden an ihn heran und beschützt ihn mit
seinem Leben. Innerhalb des Rudels ist er nach
Borkhaan der unumstrittene Anführer, sozu-
sagen dessen rechte Tatze. Er erhält stets die
besten Stücke einer Beute.
IM UND SEIN SCHWARM
Im ist ein Adler mit gewaltiger Spannweite und
exzellenten Augen. Er und sein Schwarm sind
die Späher der Wilden Jagd. Einige von ihnen
kreisen fast immer über der Burg und sichten
Neuankömmlinge und auffällige Bewegungen
auf Greifenstein. Lediglich in die Klamm wa-
gen sie sich niemals zu tief hinab. Erblicken sie
berichtenswerte Dinge, fliegt Im zu Borkhaan
und teilt sie ihm mit.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 5
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 5,
Bewegen 3, Nahkampf 3
SCHWARM: Die Adler bilden einen
Schwarm und jeder Angriff gegen sie ver-
ursacht immer nur einen Punkt Schaden.
Klauen: 1 Schaden (SCHNITTWUNDE)
DIE WILDE JAGD
Die wilde Jagd besteht aus weiteren wilden
Tieren, die wie ein Rudel zusammen jagen. Es
handelt sich um Wölfe, Füchse, Luchse, Wild-
schweine und andere Vierbeiner von besonders
stattlichem Wuchs. Einzelwerte für verschie-
hydraberg
dene Tiere sind auf S. 126 im Spielleiter-Hand-
buch zu finden. Für gewöhnlich treten sie aber
als Meute mit den Schwarm-Regeln auf:
STÄRKE 4, GESCHICKLICHKEIT 4
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 5, Nah-
kampf 4, Bewegen 2
SCHWARM: Die Wilde Jagd bildet einen
Schwarm und jeder Angriff gegen sie ver-
ursacht immer nur einen Punkt Schaden.
Biss: 2 Schaden (SCHNITTWUNDE)
GOBLIN-SCHERGEN
Alamat hat eine Gruppe von Goblin-Söldnern
angeworben, die ihr kriecherisch unterge-
ben sind. Sie schätzen ihre Belohnungen und
fürchten ihren Zorn.
GRIX
Der Anführer der Söldnerbande ist auch ihr
Sprecher. Er ist ein geübter Kämpfer mit vie-
len Narben, krummer Nase und spitzen, gel-
ben Zähnen. Seinen Söldnern gegenüber ist er
auf launische Weise mal gesellig, mal grob und
streng. Seiner Meisterin Alamat gegenüber
stellt er sich stets als möglichst schuldlos an
Fehlern dar und gibt sich kriecherisch und un-
terwürfig. Er ist skrupellos bei der Ausführung
ihrer Befehle, was ihn für Alamat sehr wertvoll
macht.
STÄRKE 5, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 3, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Nahkampf 3, Bewegen 2,
Fernkampf 2, Kraft 2, Überleben 1
TALENTE: Nachtaktiv, Weg des Feindes 2,
Weg der Klinge 1
AUSRÜSTUNG: Breitschwert, Kurzbogen,
Verstärkte Lederrüstung, W6 Silber
29
& greifenstein
 GOBLIN-SCHERGE
Grix' Leute sind ein zusammengewürfelter
Haufen rauer Gesellen und Schurken. Sie blei-
ben wegen des Geldes und aus Furcht vor Grix
und dessen Meisterin Alamat.
STÄRKE 4, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 2, EMPATHIE 1
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 2, Nah-
kampf 2, Fernkampf 1
AUSRÜSTUNG: Kurzschwert, Schleuder,
Lederrüstung, W6 Kupfer
DER ALABASTERMANN
Bei dieser belebten Statue handelt es sich um
den Leibwächter und Diener Alamats, der ihr
stets folgt und im Hintergrund bleibt, aber
blitzschnell auf ihre Befehle reagiert. Auf den
ersten Blick kann man ihn für eine schmücken-
de Alabasterstatue eines gut gebauten Mannes
mit langem Haar, makellosem Körperbau
und einem Schwert halten. Ihre Muskeln und
Gesichtszüge wirken wie in hervorragender
Handwerkskunst fein und nach Idealmaßen
herausgearbeitet. Erst wenn die Statue Alamat
automatisch in andere Räume folgt oder auf
ihre Befehle reagiert und sich plötzlich bewegt,
erkennt man seine wahre Natur. Seine Mimik
bleibt dabei aber kalt und gefühllos. Da er von
Alamat mit der Leier Ullom erschaffen wurde,
wird er sich irgendwann gegen Alamat wenden
und einen ihrer Befehle bewusst fehlinterpre-
tieren und ihr damit schaden.
STÄRKE 8, GESCHICKLICHKEIT 4
FERTIGKEITEN: Ausdauer 3, Kraft 3, Nah-
kampf 3
RÜSTUNGSSCHUTZ: 5 (Alabasterhaut)
AUSRÜSTUNG: Langschwert
30
kapitel 3
BERGMÄNNCHEN
Im Felsen des Greifensteins hausen diese klei-
nen Männlein mit Greisengesichtern und
typischer Bergmannskleidung (Kapuzenkit-
tel, Bergmanns-Werkzeuge und Arsleder). Sie
sind sehr schüchtern, lichtscheu und friedlich.
Meist hört man sie deshalb nur in den Stollen
der Greifentunnel hämmern, welche sie auch
stetig erweitern. Sie verschwinden schnell in
den Wänden, wenn man sich nähert, und zei-
gen sich nur selten. Die Bergmännchen sind ge-
gen die Telepathie Ankassias immun und ahnen
zumindest von ihrer Existenz und ihren Zielen.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 6,
VERSTAND 2, EMPATHIE 4
FERTIGKEITEN: Handwerk 4, Fingerfertig-
keit 3, Heimlichkeit 3, Bewegen 2
AUSRÜSTUNG: einfache Bergmannsklei-
dung, Edelsteine im Wert von 2W6 Silber
ANK ASSIA
Tief in der Klamm wohnt inmitten ihrer Net-
ze die wohl eigentliche Herrscherin dieser Burg.
Es handelt sich um eine intelligente Riesen-
spinne mit bleichweißem Chitinleib und acht
haarigen Beinen, jedes davon dreimal so lang
wie ein Mensch. Die zaubermächtige Spinne
manipuliert die Bewohner der Burg mittels
TELEPATHIE (Seite 132 im Spieler-Handbuch)
dahingehend, dass sie in ständigem Konflikt
zueinanderstehen: Traumbilder, Halluzinatio-
nen und Gefühle voller Hass, Misstrauen und
Paranoia bestimmen subtil den Geist und die
Träume der Burgherren. Ankassia sichert sich
damit ihre Nahrung, denn die Toten dieser
Konflikte werden in der Klamm entsorgt, lan-
den also in ihrem Netz. Bisweilen stürzt auch
eine arme Kreatur lebend hinab und muss er-
kennen, dass ein harter, knochenbrechender
Aufprall an einer Felswand das bessere Los
gewesen wäre. So hingegen wird es als besonde-
rer Festschmaus lebend von Ankassia verspeist.
Die Spinne tut darüber hinaus alles, um nie-
mandem aufzufallen. Ihre Telepathie ist sub-
til, und ihr Netz tief in der Klamm durch eine
Illusion geschützt, die die Klamm bodenlos
wirken lässt.
STÄRKE 10, GESCHICKLICHKEIT 6,
VERSTAND 7, EMPATHIE 5
FERTIGKEITEN: Manipulation 5, Heimlich-
keit 3, Menschenkenntnis 3
RÜSTUNGSSCHUTZ: 5 (Chitinpanzer)
AUSRÜSTUNG: Weg der Hellsicht 3

MONSTERANGRIFFE
W6 ANGRIFF
1 TRITT! Die Spinne tritt mit mehreren ihrer acht Beine auf zwei Abenteure-
rinnen in NAHER Reichweite. Führe einen Angriff mit sechs Basiswürfeln und
Waffenschaden 1 (stumpfer Schlag) aus. Die Opfer werden zudem zu Boden
geworfen.
2 BISS! Ankassia schnappt und beißt mit ihrem Maul nach einer Abenteurerin
auf ARMESLÄNGE. Führe einen Angriff mit sieben Basiswürfeln und Waffen-
schaden 2 (SCHNITTWUNDE) aus. Bei einem Treffer erleidet die Abenteurerin
zusätzlich die Auswirkungen eines lähmenden Giftes mit Wirksamkeit 8.
3 ZANGENKLEMME! Ankassia packt mit ihren scharfen Mandibeln eine Abenteu-
rerin. Führe einen Angriff mit acht Basiswürfeln und Waffenschaden 2 (SCHNITT-
WUNDE) aus. Ist der Angriff erfolgreich, ist die Abenteurerin FESTGEHALTEN (siehe

Seite 93 im Spieler-Handbuch) und die Spinne greift sie in der nächsten Runde
mit einem zusätzlichen Basiswürfel an. Dies wiederholt sich einmal pro Runde,
bis sie Abenteurerin GEBROCHEN ist, die Spinne besiegt ist oder die Abenteurerin
sich LOSREISSEN kann.
4 SEIDENFADEN! Die Riesenspinne spuckt einen klebrigen Faden aus Spinnen-
seide, der eine Abenteurerin in KURZER Reichweite trifft. Würfle für den Angriff
mit sieben Basiswürfeln und Schaden 1 auf Geschicklichkeit. Bei einem Treffer
wird das Opfer zudem FESTGEHALTEN.
5 TELEPATHISCHES GRAUEN! Ankassia sendet Gedanken von Schmerz, Grauen
und Leid. Alle Ziele in NAHER Reichweite erleiden einen Furchtangriff mit acht
Basiswürfeln.
6 EINSPINNEN! Ankassia webt ein Ziel in NAHER Reichweite in einen Kokon aus
Seidenfäden ein. Würfle für den Angriff mit acht Basiswürfeln und Schaden 2
auf Geschicklichkeit. Bei einem Treffer erleidet die Abenteurerin zusätzlich die
Auswirkungen eines lähmenden Giftes mit Wirksamkeit 8. Eine durch diese
Effekte GEBROCHENE Abenteurerin ist komplett eingesponnen und gelähmt.

31

hydraberg & greifenstein

 ANAK ASSIAS BRUT
Ankassia versorgt in der Hydrahöhle eine Brut
von aberhunderten fast durchsichtigen Spin-
nen in verschiedenen Brutstadien, jede davon
groß wie ein Hund. Die Spinnen sind noch im
Wachstum und hängen eingesponnen von der
Höhlendecke und den Wänden. In dieser Starre
sind sie äußerst genügsam. Erwachen einzelne
oder sogar alle, ist die Gier nach Nahrung aber
ihr primärer Antrieb, der alles in den Schatten
stellt, auch den Selbsterhaltungstrieb.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 6
SCHWARM: Die Brut bildet einen Schwarm
und jeder Angriff gegen sie verursacht
immer nur einen Punkt Schaden.
Biss: 1 Schaden (SCHNITTWUNDE), lähmen-
des Gift mit Wirksamkeit 2
EREIGNISSE
Am Hydraberg können sich viele gefährliche
und spannende Ereignisse abspielen. Im Mit-
telpunkt steht der Konflikt zwischen der Zau-
berin Alamat im Greifenstein und dem Drui-
den Borkhaan vom Hydraberg sowie deren
Manipulation durch Ankassia. Die Abenteurer
können sich auf eine Seite schlagen, neutral
bleiben oder beide gegeneinander ausspielen.
Hier einige Vorschläge für Ereignisse:
ELFISCHE SEIDENZUNGEN
Wenn die Abenteurer auf Alamat treffen, bei-
spielsweise weil deren Goblinschergen sie zu
ihr schleppen, weil sie sich selbst zu ihr auf-
gemacht haben oder sie auf Geheiß Borkhaans
berauben wollen, versucht die Halbelfe mit
schmeichlerischen Mitteln und MANIPULA-
TION, die Abenteurer gegen ihren Rivalen
32
kapitel 3
Borkhaan aufzubringen. Sie gibt sich als kul-
tivierte, friedliche Gelehrte aus, der das Leben
durch den brutalen, tierhaften Druiden von
der anderen Seite des Berges zur Hölle gemacht
wird. Handlanger wie die Goblin-Söldner be-
nötige sie leider als Schutz gegen den boshaften
Wolfsmenschen. Sie entschuldigt sich für alle
Unannehmlichkeiten, die den Abenteurern da-
durch entstanden sind. Wenn nötig, greift sie
auf ihre Zeichen-Magie zu, versucht aber, als
„die Gute“ dazustehen, die ihrerseits Hilfe be-
nötigt. Sie behauptet, Borkhaan habe etwas aus
ihrem Besitz gestohlen: Das Horn des Lebens.
Sie schickt die Abenteurer los und bietet ihnen
eine reiche Belohnung an, wenn sie ihr diesen
Gegenstand bringen. Sie weiß im Gegensatz
zu Borkhaan um die Wirkung der Wiederbele-
bung, aber auch des tödlichen Giftes, das dieses
Artefakt verleiht.
Eine vorherige Aufgabe zur Bewährung
könnte darin bestehen, ein Greifenei aus dem
Nest im Greifenmaul für ihre Forschungen zu
besorgen. Eine gefährliche Aufgabe, die sich
ihre feigen Goblin-Schergen nicht zutrauen.
IM ZEICHEN DER MEUTE
Wenn die Abenteurer auf Borkhaan treffen,
zum Beispiel, weil sie seinem Rudel bis zu ihm
gefolgt sind oder auf Alamats Geheiß gegen
ihn vorgehen, gibt er sich zwar als rau und hart,
aber ehrlich und gerecht. Er beschütze und be-
wahre die Natur der Umgebung, während die
manipulative Zauberin von der anderen Burg-
seite versuche, alles nach ihrem Willen zu
formen. Besonders schlimm ist dabei ein altes,
magisches Steinsinger-Werkzeug, Ullom, eine
Leier, die Materie nach dem Willen des Spie-
lenden formen und verwittern kann. Könnten
die Abenteurer sie ihm bringen, würden sie
seiner Sache sehr helfen und er wird sich mit
einer großzügigen Belohnung erkenntlich zei-
gen. Borkhaan will das Instrument für seine
eigenen Zwecke einsetzen, die Passstraße unzu-
gänglich und die Umgebung zu einem Urwald
machen, so dass lästige Menschen von hier
fortbleiben.
Eine vorherige Aufgabe zur Bewährung
könnte darin bestehen, ein Greifenei aus dem
Nest im Greifenmaul für sein Rudel zu besor-
gen. Eine Aufgabe, die seine Wilde Jagd schon
aus anatomischen Gründen nicht ausführen
kann.
DAS GREIFENNEST
Die Abenteurerinnen erleben mit, wie am Grei-
fenmaul ein Elternteil des Greifenpaares ohne
Beute zurückkehrt, nähern sich dem Nest oder
haben den Auftrag, ein Greifenei für einen der
Burgherren zu stehlen. Über HEIMLICHKEIT
können sie womöglich zum Nest vordringen.
Fehler werden jedoch mit wildem Gekreische
der Brut bestraft, woraufhin ein oder beide
Elternteile alarmiert werden und die Abenteu-
rerinnen angreifen. Bei einem Kampf kann es
durch Monsterangriffe der Greifen dazu kom-
men, dass eine Abenteurerin aus der Höhe fal-
lengelassen wird. Sie stürzt dabei in die Gruft
und landet in der Klamm (siehe ABSTIEG /
STURZ IN DIE KLAMM).
ANGRIFF DES RIVALEN
Während des Aufenthalts der Abenteurerinnen
kommt es irgendwann zu einem Angriff eines
der Rivalen auf den anderen. Entweder hetzt
Borkhaan seine Wilde Jagd über die Greifen-
tunnel und das Greifenmaul als Ablenkungs-
manöver gegen die Goblin-Schergen Alamats,
um sich ihrer magischen Leier zu bemächti-
gen. Oder Alamat schickt ihre hinterhältigen
Goblin-Schergen auf die Jagd nach den wilden
Tieren Borkhaans, um ihm zu schaden und zur
Herausgabe des Horns zu zwingen. Die Aben-
teurerinnen können dabei auf einer der Seiten
hydraberg
eingreifen oder neutral bleiben (und womög-
lich zwischen die Fronten geraten). Sollten sie
das Kampfglück zugunsten einer der beiden
Seiten wenden, gibt es sehr unvermittelt einen
Rückzug, notfalls sogar unter Zurücklassen
der Abenteurerinnen. Am Ende mag es zwar
Verluste in den Reihen beider Seiten geben
(die Toten werden in die Klamm geworfen),
aber keiner hat sein Ziel, den Diebstahl des
Artefaktes der anderen Seite, erreichen kön-
nen. Hintergrund ist, dass Ankassia plötzlich
telepathische Befehle ausgesandt hat, um das
Gleichgewicht der beiden Seiten zu wahren.
BESUCH BEI DEN
BERGMÄNNCHEN
Falls die Abenteurerinnen in den Greifentun-
neln dem Klopfen nachgehen, können sie auf die
Bergmännchen treffen. Da sie sehr schüchtern
und lichtscheu sind, huschen sie erst einmal
fort (ihre HEIMLICHKEIT und BEWEGEN helfen
ihnen dabei). Wenn man sich ohne Lichtquel-
len mit HEIMLICHKEIT nähert, kann man eine
Gruppe von ihnen am sanften Glitzern der
geförderten Edelsteine entdecken. Außerdem
lieben sie Geschichten und Lieder, so dass sie
eher verweilen, wenn die Abenteurerinnen bei
ihrem Abstieg in die Stollen mit DARBIETUNG
etwas erzählen oder singen. Sie sind fasziniert
von fremder Dichtkunst jeder Art, da sie nur
ihre eigenen, immer gleichen und eintönigen
Gesänge kennen, und verehren Wortschöpfer
geradezu ehrfürchtig. Gewinnen die Abenteure-
rinnen auf diesem Wege und durch friedliches
Verhalten das Vertrauen der Bergmännlein, so
laden diese sie als Gäste ein. Als Belohnung für
das Erzählen oder Singen erhalten sie einen sel-
tenen Edelstein (2W6 Gold). Außerdem warnen
die Bergmännlein sie vor „Etwas, das tief in
der Klamm ist, ihre klebrigen Fäden um den
Geist aller Bewohner spinnt und sie entzweit,
so dass sie auch weiter Nahrung kriegt“. Die
33
& greifenstein
Bergmännlein meinen damit Ankassias Tele-
pathie, gegen die sie zwar immun sind, die sie
aber durchaus wahrnehmen und vor der sie die
Abenteurerinnen warnen.
EXPEDITION IN DIE
HYDRAHÖHLE
Wollen die Abenteurerinnen die Hydrahöhle
erkunden, müssen sie dazu hinabsteigen oder
auf andere Weise dorthin gelangen, was eine
durchaus gefährliche Expedition darstellt.
Unten angekommen, kann die Spielleiterin am
Höhleneingang einen Furchtangriff mit acht
Basiswürfeln auf alle Abenteurerinnen durch-
führen. Stellen sie sich dennoch dem – schein-
baren – Feind, kommt es zu einem Kampf
gegen die illusionäre Hydra (Werte siehe S.
100-101 im Spielleiter-Handbuch), bei dem die
Köpfe immer und immer wieder nachwachsen.
Doch anhand des Schadens, der wie ein Furcht-
angriff auf Verstand statt Stärke abzielt, oder
mit MAGIE ENTDECKEN, können die Abenteu-
rerinnen feststellen, dass es sich nur um eine
Illusion handelt. Mit MAGIE BANNEN kann sie
aufgelöst werden (dabei ist aber jeweils die Wir-
kung des MAGISCHEN SIEGELS zu beachten, die
die Machtstufe der Zauber um 4 senkt). Wird
die Illusion aufgelöst oder durchschaut, hat die
Illusion keine Macht mehr auf den Geist der
Abenteurerinnen und löst sich auf. Die Spin-
nenbrut wird in diesem Moment sichtbar. Dies
könnte Ankassia aus ihrem Netz tiefer in der
Klamm zur Höhle locken oder sogar das „DAS
ERWACHEN“ auslösen.
ABSTIEG / STURZ IN DIE KLAMM
Ein Abstieg in die Klamm führt zur Begeg-
nung mit Ankassia. Die Riesenspinne streckt
ihre geistigen Fühler nach jedem aus, der
bis zu den Hydrahöhlen oder tiefer in die
Schlucht hinabsteigt. Sie will auf keinen Fall
34
kapitel 3
entdeckt werden, weshalb sie über Telepathie
Ängste und Halluzinationen hervorruft, die
die Abenteurer am weiteren Abstieg hindern
sollen. Alle Abenteurerinnen erleiden je einen
Furchtangriff mit acht Basiswürfeln. Klettern
sie dennoch tiefer, überwinden sie schließ-
lich die Illusion, die die Schlucht bodenlos
erscheinen lässt und erblicken darunter das
Netz Ankassias. Über MAGIE ENTDECKEN bzw.
MAGIE BANNEN kann die Illusion ab einigen
Metern unterhalb der Hydrahöhlen ebenfalls
entdeckt und kurzzeitig entzaubert werden.
Kommt es soweit, greift die Riesenspinne an
und versucht die Eindringlinge einzuspinnen
und zu fressen. Sie tut alles, um niemanden
entkommen zu lassen, der ihre Existenz ver-
raten könnte.
Nach einem Sturz in die Klamm (ob bei
misslungenen Aktionen, durch die Greifen, als
Strafe etc.) findet sich eine Abenteurerin nach
einem ungeahnt sanften FALLSCHADEN mit nur
sechs Basiswürfeln (Metallrüstung schützt
nicht) plötzlich im Netz wieder.
DAS ERWACHEN
Falls die Abenteurerinnen die Existenz Ankas-
sias aufdecken und mit diesem Wissen aus der
Klamm entkommen konnten, greift die Spin-
ne zu verzweifelten Maßnahmen:
Zum einen weckt sie ihre Brut, so dass sich
von den Hydrahöhlen aus aberhunderte hunde-
große Spinnen über die Burgen verteilen. Sie
kriechen die Felswände hinauf, dringen durch
Fenster, Tunnel und Spalten in die Burgen ein
und greifen in ihrer Fressgier alles und jeden an.
Weiterhin flutet Ankassia die Gedanken der
Anwesenden mit Halluzinationen vom Erwa-
chen der beiden Giganten. Auf die Burgherren
und die Abenteurerinnen wirkt es, als verwan-
delten sich der versteinerte Greif und die Hydra
wieder zurück in die gewaltigen Wesen, die sie
laut der LEGENDE einst waren. Die Illusionen
können zu Flucht- und anderen Reaktionen
führen, die wiederum Unfälle in Form von Ab-
stürzen in die Tiefe zur Folge haben. So fliehen
Abenteurerinnen womöglich kopflos vor der
erwachenden Hydra und stürzen in einen Ab-
grund. Oder sie versuchen sich auf den Rücken
des scheinbar in die Lüfte abhebenden Riesen-
greifen zu schwingen und springen stattdessen
in die Tiefe. Die Spielleiterin kann dies über
Fallschaden aus großen Höhen darstellen.
Hilfreich könnten hier jedoch die Berg-
männchen sein, die weiterhin gegen den Zauber
hydraberg
Ankassias immun sind. Sind die Abenteure-
rinnen ihnen in der Vergangenheit freundlich
begegnet, greifen sie helfend ein und bewahren
sie vor Gefahren durch Abstürze, Einstürze
und Unfälle aufgrund der Halluzinationen.
Ziel Ankassias ist es, alle Anwesenden zu
töten, damit niemand von ihrer Existenz er-
fährt. Bestenfalls sollen sie ob der Illusionen
alle in die Klamm stürzen. Ihre Leichen lagert
sie dann als Vorräte ein, bis irgendwann neue
Burgherren einziehen und sie ihr Netz der
Zwietracht erneut weben kann.
35
& greifenstein
 HECK EN HEIM &
J U NGBRU N N EN
DER
DER Y EFEL A
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Burg
Die knorrigen, verdrehten Bäume scheinen die
ganze Welt zu bedecken und sind seit einer ge-
fühlten Ewigkeit eure allgegenwärtigen Begleiter.
Grau und krank säumen sie euren Weg, recken
wie in stummer Klage oder wie zum Angriff
die Äste gen Himmel, zum kargen Boden und
zu euch, als wollten sie euch die Schuld an ihrem
Elend geben oder als solle wenigstens euer Blut
ihre Wurzeln nähren.
Was für ein trostloser Flecken Wildnis!
Und doch sind noch immer die Reste einer Stra-
ße zwischen Dickicht und Unterholz erkennbar,
auf der sich einst bequem wandern und fahren
ließ. Sie bilden einen beschwerlichen Pfad und
zeigen euch, dass ihr euch nicht hoffnungslos in die-
sem traurigen, verfluchten Wald verlaufen habt.
Dann endlich scheint es, als hätte der Wald
aufgegeben, euch erschöpfen und entmutigen zu
wollen. Die Bäume scheinen sich nicht länger
wie unter Schmerzen in alle Richtungen zu
36
kapitel 4
krümmen, sondern sich in Reih und Glied vor
euch zu verneigen. Ihre Kronen bilden vor euch
so etwas wie ein Spalier, ein Dach, ein Tor. Einst
muss es imposant und wunderschön gewesen sein,
wie der Eingang zu einem lebendigen Palast aus
Bäumen. Aber jetzt ist es grau, kahl und abwei-
send, wie ein gähnendes Maul, das die Reisenden
verschlingen will.
HINTERGRUND
Seit undenklichen Zeiten hütet die Najade
Yefela einen Brunnen, dessen Wasser selbst zu-
recht als Quelle magischer Jugend und Vitali-
tät galt. Die Macht des Wassers wurde je nach
Legende der göttlichen Kraft Lehms oder
Stroms oder der magischen Präsenz seiner
Hüterin zugeschrieben. Das Sanktum der Na-
jade lockte Pilger von überall aus den Raben-
landen an, und ein kleiner Orden von Druiden
machte es sich zur Aufgabe, die Fee und den
Jungbrunnen zu beschützen, wobei böse Zun-
gen freilich behaupteten, dass sie das kostbare
Nass vor allem für sich selbst bewahren und
es ganz nach eigenem Gutdünken teilen oder
zurückhalten wollten.
Gemeinsam legten Yefela und die Druiden
vom Orden der smaragdenen Quelle natürliche
Barrieren zum Schutz des Ortes an und schu-
fen so über viele Jahrzehnte nach und nach ein
verzaubertes Heckenlabyrinth, das freundli-
chen Pilgern und Bittstellern Einlass gewäh-
ren, dreiste Eroberer aber abweisen oder, falls
nötig, vernichten sollte. Die Druiden riefen die
Tiere der Umgebung als Wächter in das Laby-
rinth, und das Wasser des Brunnens erhielt sie
alle, ob Elfenabkömmling, Mensch oder Tier,
weit über eine gewöhnliche Lebensspanne hin-
aus jung und kräftig.
Heckenheim, wie der Orden seinen Sitz und
sein Heiligtum nannte, gedieh. Doch mit
den Erlenkriegen begann der Niedergang, der
schließlich in der Dämonenflut besiegelt wer-
den sollte. Konnten sich die Druiden aus den
Streitigkeiten der Sterblichen noch weitest-
gehend heraushalten und allzu aufdringliche
Trupps von Orks, Ogern oder Söldlingen ab-
wehren, überfielen die aus dem Nexus strömen-
den Dämonen Heckenheim mit einer Wut und
einer Bösartigkeit, denen weder der Orden noch
die Najade lange standzuhalten vermochten.
Ob die Dämonen den Jungbrunnen erobern
wollten, um ihn in eine Quelle für die dämo-
nische Substanz Mog zu verwandeln oder ob
sie das Naturheiligtum schlicht als magische
Beleidigung ihrer grotesken Existenz begrif-
fen, hat kein Sterblicher je erfahren. Fakt ist,
dass das Wasser und mit ihm das lebendige
Labyrinth von Heckenheim in den Kämpfen
zwischen Yefela und den Dämonen verdor-
ben wurden. Bis auf einige wenige, denen die
Flucht gelang, gingen die Druiden unter, und
Yefela geriet in dämonische Gefangenschaft.
37
heckenheim & der jungbrunnen der yefela
Heute ist der Ort eine Falle für Glücksritter
und Druiden, die von ihm gehört haben und
ihn zu neuem Leben erwecken wollen oder zu-
fällig über ihn stolpern und in die Fänge der
bösartigen Tier- und Pflanzenwesen unter der
Herrschaft des Dämons Wrastoch fallen, der
nach all den Jahrhunderten noch immer hier
haust und die gefangene Najade quält.
EMPFOHLENE LEKTÜRE
Bevor du Heckenheim spielst,
empfehlen wir, dass du dir die
Abschnitte zu Dämonen, Würge-
ranken und Tieren im Bestiarium
durchliest. Auch die Kenntnis der
Zauber Dämonen Bannen, Dämo-
nen Binden und Last der Jahre ist
nützlich.
DER WEG NACH
HECKENHEIM
Die Abenteurerinnen können entweder von
der Legende Heckenheims gehört haben und
sich gezielt auf die Suche nach dem Jungbrun-
nen machen oder auf ihren Reisen zufällig auf
den Ort stoßen, nachdem sie zuvor einige Zeit
durch eine auffällig karge und lebensfeind-
liche Region gezogen sind. Der dämonische
Schatten, der sich in den letzten Jahrhunder-
ten auf den Brunnen Yefelas gelegt hat, hat
mit der Zeit die Umgebung nach und nach in
Mitleidenschaft gezogen und ihr „die Jugend
geraubt“. Pflanzen in der Nähe Heckenheims
neigen heutzutage zu spärlichem oder verdreh- verscheuchen, und gingen selbst in Bestiengestalt
tem Wachstum, bringen wenig Ertrag, bilden um, witterten Eindringlinge und brachten sie
aber umso häufiger dicke Rinden oder Borken, zur Strecke, so grausam, dass auch das Zauber-
Dornen oder brüchige Ästchen aus, an denen wasser ihnen nicht mehr geholfen hätte.
man sich im Vorbeigehen oder beim Sammeln Doch wer die Gunst der Druiden genoß, dem
von Vorräten ärgerliche Schrammen zuziehen gewährten sie ihren Segen. Elfen gaben ihren
kann. Es leben Tiere in der Gegend, aber sie menschlichen Liebhabern vom Wasser des Brun-
vergreisen frühzeitig, sind entweder sehr scheu nens, um ihr Dahinscheiden hinauszuzögern.
oder ungewöhnlich gereizt und aggressiv. Das Weise Zauberkundige erhielten weitere kostbare
ist einer der Gründe, warum das Naturheilig- Jahre für ihre Studien, gerechte Herrscher einen
tum nicht längst durch Zufall wiederentdeckt Aufschub des Todes, um die Angelegenheiten
wurde: Die Umgebung ist im Augenblick nicht ihrer Ländereien zu regeln und Ersatz für ihre
besonders attraktiv. unfähigen Erben zu finden. Und jene, die von bö-
Im Hexfeld des Schauplatzes erhalten die sen Flüchen geplagt waren, gewannen durch das
Aktivitäten JAGEN, SAMMELN und FISCHEN Wasser des Jungbrunnens eine Zukunft zurück,
einen Modifikator von –1, solange die Najade die ihnen schon genommen schien.
Yefela gefangen und das Wasser des Jungbrun- Als die Dämonenflut kam und die Blutnebel
nens verdorben ist. sich senkten, da ging das Wissen um Yefelas Brun-
nen fast verloren, wurde abermals ein Geheimnis.
Aber so ist das nun mal mit Geheimnissen: Sie
LEGENDE wollen ans Tageslicht, wie Wasser eben, das aus
Einst war der Brunnen der Yefela, ein Geschenk einer Quelle sprudelt! Und so kann es doch nur
der Gottheiten Lehm und Strom an die Sterbli- noch eine Frage der Zeit sein, bis erneut jemand
chen, ein wohl gehütetes Geheimnis der Druiden. Anspruch auf den Jungbrunnen erhebt.
Doch hat wohl irgendwann ein Gott verfügt, dass
kein Geheimnis für immer verborgen bleiben
kann. Früher oder später plaudert es jemand aus, ORTE
der hätte schweigen sollen, oder ein anderer ent- Heckenheim besteht zum größten Teil aus
deckt es, der es nicht hätte kennen dürfen. Sei es dem namensgebenden Labyrinth aus lebendi-
wie es sei, bald wussten die, die es wissen konnten, gen Pflanzen – Bäume, Büsche und Ranken,
dass es in den Wäldern einen Brunnen oder eine knorrig und so dicht miteinander verwoben,
Quelle gab, deren Wasser dem Alter und damit dass sie undurchdringlich wie Mauern ge-
dem Tod selbst ein Schnippchen schlagen mochte, worden sind. Die Gänge des Labyrinths sind
wenn man nur jeden Tag davon trank – einen unregelmäßig nach oben hin geschlossen, wo
Blütenkelch voll, wie es die Sage will, aber ein die Baumkronen und Ranken zusammen-
goldener Pokal oder ein schlichter Tonbecher hat wachsen, und somit auch bei Tag in Zwielicht
es wohl sicherlich auch getan. Jedenfalls erfreu- getaucht. Selbst in Vogelgestalt könnte man
ten sich die Kundigen eines langen und gesunden das Labyrinth durch dieses „Dach“ nicht voll-
Lebens, wenn sie das magische Wasser des Jung- ständig auskundschaften (wohl aber sein Zen-
brunnens ihr Eigen nennen konnten. trum erkennen und dort landen). Kleine Tiere
Die Druiden aber wachten eifersüchtig über wie Ratten, Marder oder Schlangen können
ihren Schatz und verbargen ihn hinter Dornen- durch die „Wände“ des Labyrinths schlüp-
hecken, riefen wilde Tiere herbei, um Diebe zu fen, sind dessen Gefahren aber freilich auch

38

kapitel 4
stärker ausgesetzt als gerüstete Orks, Men-
schen oder Halblinge.
Abkürzungen sind prinzipiell denkbar, aber
sie kosten Kraft und Zeit. Die Axt an die ur-
alten, von Magie genährten Pflanzen zu legen,
dauert Stunden und Tage, und obwohl nach der
Verseuchung des Jungbrunnens die blühende
Vitalität der Pflanzen einer grauen, dornigen
und borkigen Tristesse gewichen ist, haben sie
nichts von ihrer Widerstandskraft eingebüßt
und widerstehen sogar Feuer erstaunlich lange.
Außerdem wird jeder Versuch, die Heckenwän-
de zu durchbrechen, den dämonischen Wäch-
ter des Labyrinths auf den Plan rufen.
DIE WANDERNDEN HECKEN
Unter dem Einfluss des Dämons Wrastoch ha-
ben sich einige jüngere Pflanzen des Hecken-
labyrinths monströs verändert und ein tücki-
sches Eigenleben entwickelt. So sind einige der
Büsche und Bäume in der Lage, ihren Platz zu
verlassen, sich auf ihren Wurzeln wie auf Ten-
takeln ein kurzes Stück weit zu bewegen und
dort erneut in den Boden einzugraben. Für die
Orientierung im Labyrinth stellt das eine zu-
sätzliche Erschwernis dar, denn die „wandern-
den Hecken“ haben eine wahrhaft dämonische
Freude daran, Eindringlinge zu verwirren und
sie vom Jungbrunnen fernzuhalten.
EINEN WEG SUCHEN: Um sich zum Zen-
trum des Labyrinths zu bewegen, muss ein
Charakter die Führung übernehmen und auf
ÜBERLEBEN würfeln, um sich zurechtzufin-
den. Jeder Vorstoß ins Innere des Schauplat-
zes nimmt einen ganzen Tagesabschnitt in
Anspruch. Ein erfolgreicher Wurf führt die
Charaktere tiefer ins Labyrinth und näher an
die Quelle heran. Die Spielleiterin würfelt mit
einem W6 auf der Tabelle ERFOLGREICHE
ORIENTIERUNG, um zu bestimmen, welchen
Ort die Gruppe erreicht. Für jede erfolgreiche
39
heckenheim & der jungbrunnen der yefela
Orientierung nach der ersten erhält der Wurf
auf der Tabelle einen Modifikator von +1.
Sollte der Wurf auf ÜBERLEBEN misslingen,
wird die Gruppe von den wandernden Hecken
in die Irre geführt. Die Spielleiterin würfelt
mit einem W6 auf der Tabelle MISSLUNGENE
ORIENTIERUNG, um zu bestimmen, was dies für
die Charaktere bedeutet.
GEWALTSAME BEWEGUNG: Wenn die
Charaktere die Hecken aufmerksam beobach-
ten und erfolgreich auf AUSKUNDSCHAFTEN
würfeln, können sie erkennen, dass die Pflan-
zen ein Eigenleben führen und gezielt versu-
chen, die Orientierung zu erschweren. Um dies
zu unterbinden, können die Charaktere mit Äx-
ten, Sägen oder auch Feuer gegen die Hecken
vorgehen. Die Spielleiterin würfelt dann auf der
Tabelle ERFOLGREICHE ORIENTIERUNG, egal, ob
der Wurf auf ÜBERLEBEN erfolgreich war. Aller-
dings birgt dieses rabiate Vorgehen das Risiko,
den Dämon Wrastoch zu alarmieren. Nach je-
der gewaltsamen Bewegung würfelt die SL mit
einer Anzahl an Basiswürfeln, die dem Doppel-
ten der bisher erfolgten gewaltsamen Bewegun-
gen entspricht. Sollte einl gewürfelt werden,
bemerkt Wrastoch das Vorgehen der Charaktere
und weiß, wo sie sich im Labyrinth befinden.
ORIENTIERUNG IM
LABYRINTH
ERFOLGREICHE ORIENTIERUNG
W6 Ort
1–2 Druidenhaus (Ort 3a)
3–4 Druidenhaus (Ort 3b)
5 Druidenhaus (Ort 3c)
6–7 Die toten Abenteurer (Ort 4)
8+ Yefelas Brunnen (Ort 6)
 HECK EN HEIM
3C
4

2
6
3B

3A

1
 MISSLUNGENE ORIENTIERUNG
W6 Auswirkung
1 Die Charaktere stoßen auf einen Trichterschlund (s. Ort 2: Schlünde im Boden).
2 Die Charaktere erreichen den alten Garten (Ort 5).
3 Die Gruppe geht im Kreis. Alle Charaktere müssen Nahrung oder Wasser ver-
brauchen (Die SL entscheidet, welche Ressource betroffen ist).
4 Ein wildes Tier kreuzt den Weg der Abenteurerinnen. Die SL würfelt auf der
Tabelle Tiere (s. Ort 3), um zu bestimmen, um was für ein Tier es sich handelt.
5 Die Abenteurerinnen verspüren plötzlich die Angst, das Labyrinth nie wieder
verlassen zu können. Alle Charaktere erleiden einen Furchtangriff mit fünf
Basiswürfeln.
6 Eine zufällige Abenteurerin wird das Opfer hinterhältiger Dornenranken und
erleidet einen Angriff mit sechs Basiswürfeln (Waffenschaden 2, STICHWUNDE).
Mit einem Wurf aus AUSKUNDSCHAFTEN kann sie die Falle rechtzeitig bemerken
und den Angriff vermeiden.

1. DAS TOR NACH HECKENHEIM
Das Tor ins Labyrinth muss einst wunder-
schön ausgesehen haben. Blühende Blumen-
ranken schlängelten sich um wohlgeformte,
durch Zauber in Form gebrachte Zweige. Von
den Blumen ist nichts geblieben und das Tor
hat nichts Einladendes mehr an sich. Hinter
ihm herrscht graues Zwielicht, so dass man
auch bei Tage Fackeln und Laternen mit sich
führen muss, um die Schatten zu erhellen.
2. SCHLÜNDE IM BODEN
Zu den monströsen neuen Bewohnern Hecken-
heims zählen die Trichterschlünde, tückische
Kreaturen, die sich in den Gängen des Laby-
rinths eingenistet haben und dort verborgen
auf Beute lauern. Der Boden über ihnen ist
stark aufgelockert und gibt nach, wenn ein
Lebewesen ihn betritt (mit AUSKUNDSCHAFTEN
kann man jedoch die Unregelmäßigkeiten in
der Beschaffenheit des Bodens rechtzeitig er-
kennen, um die Falle zu bemerken). Der Trich-
terschlund versucht dann, seine Beute mit einer
langen Fangzunge zu packen und weiter hinab-
zuziehen, während durch die Erschütterungen
des Kampfes vom Rand des Trichters bereits
wieder Erde nachrutscht. Für einzelne Späher
ist ein Trichterschlund eine gefährliche Falle.
In der Gruppe hingegen können die Gefährtin-
nen einer bedrohten Abenteurerin beistehen.
Bei diesem wie bei allen anderen Kämpfen
im Heckenlabyrinth besteht außerdem die
Chance, dass der Dämon Wrastoch durch den
Lärm auf die Gruppe aufmerksam wird und
sich auf einen Angriff vorbereitet.

42

kapitel 4
 TRICHTERSCHLUND
STÄRKE 7, GESCHICKLICHKEIT 2
W6 MONSTERANGRIFF
1 ERSCHÜTTERN! Die Kreatur er-
schüttert den Boden und lässt Opfer
straucheln. Abenteurerinnen in
NAHER Reichweite müssen auf
BEWEGEN würfeln, um nicht zu Boden
geworfen zu werden.
2 HAB DICH! Die Greifzunge des Mons-
ters packt eine Abenteurerin in NA-
HER Reichweite. Führe einen Angriff
mit fünf Basiswürfeln und Waffen-
schaden 1 (STUMPFER SCHLAG) aus. Ist
die Attacke erfolgreich, wird das Ziel
außerdem FESTGEHALTEN.
3 GIFT UND GALLE! Die Kreatur speit
ihre Verdauungssäfte aus. Abenteu-
rerinnen in NAHER Reichweite sind
dem Effekt eines tödlichen Giftes mit
Wirksamkeit 5 ausgesetzt, können
aber auf AUSDAUER würfeln, um die
begrenzte Wirkung zu erleiden.
4 EIN HAPPEN FÜR ZWISCHENDURCH!
Der Trichterschlund versucht, eine
Abenteurerin in NAHER Reichweite
zu beißen. Führe einen Angriff mit 8
Basiswürfeln und Waffenschaden 2
(SCHNITTWUNDE) aus.
5 GRABESERDE! Die Kreatur versucht,
den Trichter kollabieren zu lassen, um
Abenteurerinnen in NAHER Reich-
weite zu behindern. Führe einen
Angriff mit acht Basiswürfeln und
Schaden 1 auf GESCHICKLICHKEIT aus.
6 RÜLPS! Der Gestank aus dem Maul
wirkt auf die Abenteurerinnen in
NAHER Reichweite wie ein lähmendes
Gift (Wirksamkeit 8). Sie können auf
AUSDAUER würfeln, um die begrenzte
Wirkung zu erleiden.
43
heckenheim & der jungbrunnen der yefela
3. DRUIDENHÄUSER
Die alten Wohnstätten des Druidenordens wur-
den mit Yefelas Hilfe auf magischem Wege grö-
ßenteils aus lebendigen Pflanzen „erbaut“. Viele
Gebäude wurden beim Kampf um Heckenheim
zerstört oder sind seitdem ohne die Pflege ihrer
Bewohner oder der Najade dem Zahn der Zeit
zum Opfer gefallen. Die meisten sind schlicht-
weg zugewuchert. Einige bieten wilden Tieren
Unterschlupf, die durch den dämonischen
Hauch des Ortes extrem aggressiv reagieren,
wenn sie aufgeschreckt werden.
Da Heckenheim seit der Dämonenflut nicht
geplündert wurde, lassen sich aber auch noch
einige metallene Schätze der unglücklichen Ver-
teidiger finden, neben bis zur Nutzlosigkeit ver-
rosteten Waffen vor allem einige Schmuckstücke
aus angelaufener Bronze, Gold oder Silber.
Würfle an jedem dieser Orte mit vier (Ort 3a),
sechs (Ort 3b) oder acht (Ort 3c) Basiswürfeln.
Jedes gewürfelte x bedeutet einen Wurf auf der
Tabelle SCHÄTZE, l bedeuten einen Wurf auf
der Tabelle TIERE.
TIERE
W6 TIERISCHE „BEWOHNER“
1–2 Ein Schwarm aggressiver Ratten.
3–4 Eine bissige Schlange.
5 Ein Schwarm Fledermäuse.
6 Eine verärgerte Krähe, die auf-
fliegt und mit ihrem lauten Kräch-
zen den Dämon Wrastoch auf die
Anwesenheit und ungefähre Po-
sition der Abenteurerinnen auf-
merksam machen kann.
Werte siehe jeweils Spielleiter-
Handbuch, S. 127

SCHÄTZE
W6 FUND
1–3 Ein EINFACHER getragener Fund
4 Ein WERTVOLLER getragener Fund
5 Ein KOSTBARER getragener Fund.
6 Würfle zweimal.
4. DIE TOTEN ABENTEURER
Wenige Abenteurer haben Heckenheim in jünge-
rer Zeit entdeckt, und sie alle haben es bislang be-
reut. Die Überreste einer dieser Gruppen können
die Abenteurer im Labyrinth finden. Obwohl
sich inzwischen Tiere an ihnen gelabt haben und
ihre Verwesung fortschreitet, lässt sich an den
Leichen noch erkennen, dass sie von etwas Gro-
ßem und Kräftigem erschlagen wurden (nämlich
dem Dämon Wrastoch, der sie überfallen hat).
Während zwei der Körper, die Rüstungen
tragen, nur wenige, aber todbringende Verlet-
zungen aufweisen, ist der dritte besonders übel
zugerichtet worden, weit über das Maß eines ge-
wöhnlichen Kampfes und wahrscheinlich auch
über den Tod hinaus. Dieser unglückliche Aben-
teurer war seiner Statur und den Resten seiner
Ausrüstung nach zu urteilen allem Anschein
nach nicht der mächtigste Kämpfer von den
dreien. Er lässt sich anhand der Überreste einer
Laute als wandernder Barde identifizieren. Dies
bietet einen Hinweis auf Wrastochs Schwäche,
den Klang von Musik nicht ertragen zu können.
✥ SCHÄTZE: Eine beschädigte Lederrüstung
in Menschengröße, eine gut erhaltene
Kettenrüstung in Zwergengröße, ein Kurz-
schwert, drei Gegenstände von der Liste der
Handelswaren (Spieler-Handbuch S. 126)
nach Wahl der SL, W6 Kupfermünzen
44
kapitel 4
5. DER ALTE GARTEN
Ein einst blühender Garten, in dem die Drui-
den Gemüse und Heilkräuter gezogen haben
und der von den Wassern des Jungbrunnens
genährt wurde. Nach der Dämonenflut wach-
sen hier nur noch giftige Pilze (bei Einnahme:
tödliches Gift mit Wirksamkeit 4) und grausi-
ge Würgeranken (siehe Spielleiter-Handbuch S.
122 f.), die allen Lebewesen nach dem Leben
trachten. Die Ranken versuchen, ihre Opfer zu
erdrosseln und an den Stamm zu ziehen, wo
sie zersetzt und verdaut werden sollen.
6. YEFELAS BRUNNEN
UND GEFÄNGNIS
Die Najade Yefela wird von Wrastoch in einem
an einem Galgen aufgehängten Dornenruten-
käfig direkt über ihrem Brunnen gefangen ge-
halten. Das einst lebensspendende Wasser ihres
Sanktuariums ist für sie seit Jahrhunderten
zum Greifen nah und liegt doch außerhalb ih-
rer Reichweite. Alterslos und von Wrastoch aus
Grausamkeit am Leben gelassen, ist ihre Qual
beinahe grenzenlos. Yefelas Blut tropft aus un-
zähligen winzigen Schnitten und Stichen, die
ihr die Dornen des aufgehängten Käfigs bestän-
dig zufügen, sporadisch in den Brunnen, ebenso
wie die eitrigen Absonderungen des Dämons,
mit denen er den Brunnen bewusst vergiftet.
Über lange Zeit hat beides den Jungbrunnen
entweiht und seine Wirkung verkehrt. Seine
direkte Nähe weckt in lebenden Humanoiden
(außer Elfen, denen das Alter fremd ist) die Ur-
angst des Alterns und Dahinsiechens und richtet
einmalig bei der ersten Annäherung Schaden an
EMPATHIE und VERSTAND in Höhe von 1 an. Der
Zauber Magie Bannen schützt vor diesem Fluch.
Yefela ist seit dem Kampf mit den Dämonen,
den sie und die mit ihr verbündeten Druiden ver-
loren haben, gebrochen. Wenn die Abenteurerin-
nen sie befreien, kann sie in den Brunnen einfah-
ren und ihn von der dämonischen Verseuchung
reinigen, was gleichzeitig den ersten Schritt in
ihrem eigenen Heilungsprozess markiert.
Der Brunnen selbst ist ein gemauertes Be-
cken mit einst liebevoll angebrachten Verzie-
rungen in Form tönerner Blüten und Blätter,
die jedoch größtenteils abgeschlagen und
verschandelt wurden. Der Wasserspiegel liegt
etwa auf Armeslänge eines Menschen unter-
halb der Einfassung. Das einst kunstvoll aus
lebendigen Pflanzen über dem Becken verwo-
bene Brunnendach wurde zerstört und durch
Yefelas Käfig ersetzt.
MONSTER UND
NSC
Im Folgenden sind die Monster und NSC be-
schrieben, denen die Abenteurerinnen in He-
ckenheim begegnen können.
DER DÄMON WRASTOCH
Wrastoch ist der letzte Dämon, der nach den
Ereignissen kurz nach der Dämonenflut an
Yefelas Brunnen verblieben ist. Er hat die Jahr-
hunderte, die seither vergangen sind, genutzt,
um die Najade und die Gegend um Hecken-
heim unter seine Herrschaft zu bringen und
zu peinigen. Der Preis, den er dafür zahlt, ist,
dass er selbst den Ort längst nicht mehr ver-
lassen kann und mit all seiner Macht an ihn
gebunden ist. Er durchstreift immer wieder
rastlos die Gänge seines Reiches und Gefäng-
nisses, hält sich jedoch am liebsten bei seiner
Gefangenen auf, der einzigen Gesellschaft, die
ihm geblieben ist und deren beständige Qual
ihm eine widerwärtige Freude bereitet.
Der neue Meister des Labyrinths von Hecken-
heim erscheint in der Gestalt eines Minotaurus.
Die mythen- und weltenübergreifende Ironie
45
heckenheim & der jungbrunnen der yefela
dieses Umstands ist an ihn vollkommen ver-
schwendet.
Wrastoch ist die magische und physische Ur-
sache für die Verseuchung des Jungbrunnens.
Seine Haut ist von eitrigen Geschwüren über-
sät, die bei Berührung platzen und einen an-
steckenden Pesthauch freisetzen. Es sind diese
Ausscheidungen, mit denen er seit seinem Sieg
über Yefela deren Brunnen verschmutzt, und
magische Rituale haben das Übrige zu seiner
Verseuchung beigetragen.
Etliche der Geschwüre am Leib des Dämons
sind bis zu armlang, hängen wie fleischige
Ranken an ihm herab und geben ihm ein gro-
tesk zotteliges Aussehen. Überdies erschweren
sie es auch, Wrastochs Leib gezielt zu attackie-
ren, was dem Dämon einen zusätzlichen Vor-
teil im Kampf verschafft.
Wrastoch reagiert mit Schmerz und Abscheu
auf den Klang von Instrumenten oder Gesang.
Offensichtliche Musikantinnen werden rasch
zu seinen bevorzugten Zielen im Kampf, selbst
wenn andere Gegnerinnen gefährlicher erschei-
nen mögen. Darüber hinaus können ihm na-
türlich besonders die Zauber Dämon Binden
und Dämon Bannen gefährlich werden.
STÄRKE 10, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 3, EMPATHIE 3
RÜSTUNG: 6
ANGRIFFE: Hörner (10 Basiswürfel, Scha-
den 2, STICHWUNDE (Armeslänge)), Brüllen
(Furchtangriff mit 4 Basiswürfeln (Nah))
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 4,
Wissen 4, Bewegen 3, Menschenkenntnis 2,
Schleichen 2, Manipulation 1
FÄHIGKEIT: Von Geschwüren bedeckt (An-
steckende Berührung, Ansteckungsgefahr
9), Rankenbehangen (Rüstung +3, oben
bereits eingerechnet), Lähmung (lähmen-
des Gift, Wirksamkeit 6)
 SCHWÄCHE: Kann den Klang von Musik
und Melodien nicht ertragen und muss
sich davon entfernen. Falls dies nicht mög-
lich ist, erleidet der Dämon jede Runde W3
Schaden.
DIE DRUIDIN SALSIVA
Salsiva ist die letzte noch lebende Schülerin
des Ordens der smaragdenen Quelle. Die üb-
rigen Nachfahren der wenigen seinerzeit ge-
flohenen Druiden sind in den Jahrhunderten
unter dem Blutnebel gestorben oder in anderen
Orden aufgegangen, weil sie die Hoffnung auf
eine Rückkehr zu Yefelas Brunnen aufgegeben
hatten. Nicht so Salsiva.
Die Halbelfe ist 72 Jahre alt, eine kundige
Heilerin und Kämpferin. Sie sieht sich selbst
als Verkörperung der gebenden und nehmen-
den Seite der Natur und kann eine wichtige
Verbündete der Abenteurerinnen sein, ebenso
wie eine harsche Kritikerin und Rivalin, wenn
dies in ihren Augen nötig sein sollte.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 4, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Tierkunde 3, Überleben 3,
Auskundschaften 2, Fernkampf 2,
Nahkampf 2, Wissen 2
TALENTE: Weg der Heilung 2
AUSRÜSTUNG: Kurzbogen, Lederrüstung,
Dolch
DIE NAJADE YEFELA
Yefela ist eine Fee, die seit undenkbarer Zeit ihr
Heim in jenem Brunnen hat, um den herum
vor Jahrhunderten Heckenheim errichtet wor-
den ist. Manche sagen, sie sei eine Dienerin
der Gottheiten Lehm oder Strom, die ihr die
46
kapitel 4
Wacht über den Jungbrunnen aufgetragen ha-
ben, was stimmen mag oder auch nicht. Yefela
selbst zeigt sich weder besonders religiös noch
verächtlich gegenüber den Göttern, aber allem
Lebendigen zugewandt. Mit dem Orden der
Druiden von der smaragdenen Quelle verband
sie tiefe Zuneigung, und sein Untergang eben-
so wie ihre eigene jahrhundertelange Gefangen-
schaft in Wrastochs Klauen haben tiefe Spuren
in ihrem einst sorglosen und fröhlichen Wesen
hinterlassen.
Die Najade kennt Wrastochs Schwäche, sei-
ne Verwundbarkeit durch Musik, hat jedoch in
ihrer langen Gefangenschaft längst nicht mehr
die Kraft und den Willen aufgebracht, ihrem
Peiniger ein Lied entgegen zu schleudern.
Wenn ein Angriff der Abenteurerinnen auf den
Dämon ihr neuen Mut verleiht, kann sie aber
zumindest den entscheidenden Hinweis auf die
ungewöhnliche Waffe gegen ihn geben.
Wenn die Abenteurerinnen sie befreien, ist
sie ihnen in tiefer Dankbarkeit verbunden.
Wenn die Gruppe dies ebenfalls wünscht,
wird sie versuchen, mit ihr gemeinsam He-
ckenheim zu neuem Leben erblühen zu lassen
und die Schatten der Dämonenplage ein für
alle Mal zu vertreiben. Aber selbst ein alters-
loses, unsterbliches Wesen schüttelt Jahrhun-
derte der Folter nicht einfach ab. Yefela wird
viel Zeit benötigen, um ganz zu ihrem alten
Selbst zurückzufinden.

EREIGNISSE
Das Labyrinth von Heckenheim und der darin
befindliche Brunnen können der Schauplatz
einiger spannender Ereignisse sein.
ALTE ANSPRÜCHE
Die Druidin Salsiva, ein Elfenabkömmling
und die letzte der ohnehin nicht zahlreichen
Schüler der seinerzeit entkommenen Druiden
vom Orden der smaragdenen Quelle, erreicht
Heckenheim etwa zu der gleichen Zeit, wäh-
rend die Abenteurerinnen sich dort aufhalten.
Sie kann mit ihrer Heilmagie eine wertvolle
Gefährtin und Verbündete gegen den Dämon
Wrastoch sein und auch die Legende des Ortes
wiedergeben, wenn die Gruppe diese noch nicht
gehört hat und nur zufällig nach Heckenheim
gelangt ist. Insbesondere durch den Zauber
Dämon Bannen kann sie wertvolle Hilfe leisten,
wenn die Abenteurerinnen selbst Schwierigkei-
ten haben, gegen Wrastoch vorzugehen. Dabei
sollte Salsiva jedoch nicht allein den Tag ret-
ten: Sie ist allein den Gefahren Heckenheims
und der Konfrontation mit dem Dämon nicht
gewachsen und wäre ohne die Hilfe der Aben-
teurerinnen ihrerseits verloren.
Allerdings erhebt Salsiva als letzte lebende
Nachfahrin des alten Ordens auch einen ge-
wissen Anspruch auf Heckenheim, sollte es
ihr und der Gruppe gemeinsam gelingen, den
Brunnen zu reinigen. Sie möchte sich künftig
hier niederlassen und die Wacht ihrer Vorfah-
ren über den Jungbrunnen wieder aufnehmen.
Wird man sich einig, haben die Abenteurerin-
nen mit der Druidin vielleicht ihren ersten
Mietling für eine mögliche neue Festung für
sich gewonnen. Salsiva ist loyal, solange sie die
Ziele der Abenteurerinnen als mit denen der
Gottheit Lehm und dem Gleichgewicht der
Natur in Einklang befindlich ansieht.
47
heckenheim & der jungbrunnen der yefela
Wenn die Ansichten darüber auseinander ge-
hen, wie in Zukunft mit dem Jungbrunnen und
der Najade verfahren werden soll, kann Salsiva
aber auch zur Rivalin der Gruppe werden, sich
in die Wildnis absetzen und den Abenteurerin-
nen künftig das Leben in Heckenheim schwer
machen, indem sie die Tiere der Wildnis gegen
sie aufbringt, gezielt umherziehende Unruhe-
stifter in ihre Richtung lenkt oder dergleichen
mehr. Sie kann für einige unliebsame Ereig-
nisse an der Festung sorgen, bis die Gruppe
sich entweder mit ihr einigt oder sie aufspürt
und sich ihrer entledigt.
Wenn die Abenteurerinnen es mit diesem
Schauplatz eher etwas schwerer haben sollen,
kommt Salsiva erst dann nach Heckenheim,
wenn der Kampf um den Jungbrunnen bereits
geschlagen ist. Sie kann dann nicht mehr hilf-
reich eingreifen, allerdings immer noch als
Mietling angeheuert werden oder der Gruppe
Schwierigkeiten bereiten.
REINIGUNG DES JUNGBRUNNENS
Die dämonische Korruption des Jungbrun-
nens lässt sich nur auf magischem Wege rück-
gängig machen. Über Jahrhunderte haben die
Essenz des Dämons, das Opferblut der Najade
und böser Zauber das lebensspendende Was-
ser vergällt. Doch ist der ursprüngliche Se-
gen nicht verloren und den Göttern sei Dank
deutlich leichter wieder hervorzulocken als zu
unterdrücken, wenn die aktive Vergiftung des
Brunnens gestoppt und Wrastoch vernichtet
oder gebannt wird.
Die Najade aus ihrer Pein zu erlösen, damit
sie die nötigen magischen Rituale zu ihrer
eigenen und der Heilung des Jungbrunnens
durchführen kann, ist etwas, das auch Sterb-
liche bewirken können. Sei aufgeschlossen
gegenüber den Ideen der Abenteurerinnen. Ye-
felas Martyrium durch DARBIETUNG oder den
Zauber Seelenheilung zu lindern, ist ein sehr
guter Anfang. Vielleicht haben die Abenteu-
rerinnen Zugang zu passenden Ritualkom-
ponenten aus anderen Quellen oder nehmen
deren Fehlen zum Anlass für weitere Erkun-
dungen in der Umgebung?
Jedenfalls sollte es ihnen mit einer gewissen
Beharrlichkeit und Gewitztheit gelingen, den
Fluch von Yefelas Brunnen, der durch ihre Be-
freiung allein bereits gelindert wird, vollends
zu brechen und Heckenheim im Bund mit der
Najade vielleicht sogar künftig selbst zu bean-
spruchen.

HECKENHEIM ALS FESTUNG

Wenn die Abenteurerinnen Heckenheim von den Dämonen befreien und den
Jungbrunnen reinigen, kann es gut sein, dass sie den Ort fortan selbst als eine
recht ungewöhnliche Festung beanspruchen.
Die folgenden Anlagen (S. 168 ff. im Spieler-Handbuch) und Mietlinge (S. 175 ff.)
sind automatisch oder unter erleichterten Bedingungen verfügbar:

✥ Yefelas Sanktuarium zählt wenig überraschend als vorhandener BRUNNEN, so-

fern es gereinigt wurde.
✥ Das Heckenlabyrinth zählt als vorhandener SCHUTZWALL.
✥ Yefela kann, wenn sie den Abenteurerinnen durch ihre Befreiung zu Dank ver-
pflichtet ist, sowohl als BAUMEISTERIN als auch als HAUSWARTIN für alle Anlagen
Heckenheims agieren, die geeignet sind, aus lebendigen Pflanzen (sprich: mit
HOLZ) errichtet zu werden, deren Wachstum sie magisch kontrolliert. Sie kann
innerhalb Heckenheims einen oder mehrere GÄRTEN anlegen und auf magi-
schem Wege das Heckenlabyrinth ausbauen und instand halten. Diese Diens-
te hat sie vor Jahrhunderten schon für den Druiden-Orden der smaragdenen
Quelle geleistet. Anlagen, die überwiegend aus STEIN oder EISEN bestehen,
kann Yefela nicht errichten oder instand halten.
✥ Wenn die Abenteurerinnen eine gute Beziehung zu der Najade aufrechterhal-
ten (die Qualität der Beziehung beurteilt die SL anhand des Verhaltens der
Gruppe Yefela gegenüber), kann das Band zu ihr sowie ihre wohltuende magi-
sche Präsenz regeltechnisch wie ein SCHREIN gewertet werden, was den Erhalt
von zusätzlicher Willenskraft bei der Rückkehr in die Festung betrifft.
✥ Wenn die Abenteurerinnen sich mit Salsiva gutgestellt haben, kann sie auf der
Stelle als WACHE angeheuert werden. Die Druidin hat großes Eigeninteresse
daran, Heckenheim gegen Feinde zu verteidigen.

48

kapitel 4
 DAS WASSER DES JUNGBRUNNENS
Das Wasser aus Yefelas gereinigtem Brunnen ist ein kostbarer Schatz. Tatsächlich
hat es bereits von sich aus geringe magische Eigenschaften, die durch den Zauber
der Najade (oder, wie in den letzten Jahrhunderten, durch den des Dämons) er-
heblich verstärkt werden können.

✥ Das dämonisch verseuchte Wasser des Bunnens kann ersatzweise als Kom-
ponente in den nekromantischen Zaubern Verderben, Seelenqual und Last der
Jahre verwendet werden. Es eignet sich nicht als Trinkwasser, sondern wirkt
als ein lähmendes Gift mit Wirksamkeit 3 (wobei Geruch und Aussehen wohl
nur Verdurstende überhaupt auf die Idee brächten, es zu trinken). In großen
Mengen oder regelmäßig genossen, beschleunigt das verseuchte Wasser den
Alterungsprozess wie der Zauber Last der Jahre.
✥ Das gereinigte Wasser des Jungbrunnens kann ersatzweise als Komponente
für im engeren Sinne heilende Zauber und Rituale der Disziplin Heilung ver-
wendet werden (nicht aber z.B. für Herr des Wetters). Es verdirbt zudem nicht
auf natürlichem Wege, wenn es als Proviant mitgeführt wird.
✥ Wenn man täglich vom Wasser des gereinigten Brunnens trinkt, verlangsamt
man den Alterungsprozess. Es dauert allerdings ein Jahr und einen Tag, um
auf diese Weise den Übergang in die nächste Altersstufe um 10 Jahre zu ver-
schieben.
✥ Yefelas Zauberkraft potenziert die heilsame Wirkung des Jungbrunnens. Sie
kann ein Ritual durchführen, mit dessen Hilfe sein Wasser einen Sterblichen
augenblicklich um eine Altersklasse verjüngt – allerdings nur für ein Jahr und
einen Tag. Nach dieser Zeit muss der Sterbliche entweder zu Yefela zurück-
kehren und den Zauber erneut empfangen, oder sein wahres Alter holt ihn mit
allen entsprechenden Konsequenzen ein. Das Ritual benötigt das Wasser von
Yefelas Brunnen zwingend als Komponente und kann von ihr nicht mit ande-
ren Zutaten durchgeführt werden.

Vom Nutzen für das eigene Wohl abgesehen, ist das Wasser des Jungbrunnens
ein Schatz, der den Abenteurerinnen Gold und Einfluss einbringen kann. Reiche
und Mächtige würden eine Menge dafür geben, ihre Lebenszeit verlängern zu kön-
nen. Die skrupellosen unter ihnen würden jedoch auch allzu bereit sein, für diesen
Schatz töten zu lassen, sofern es ihnen als günstigere Alternative erscheint, so
dass die Gruppe damit auch unliebsame Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann.
Jener Teil des Wesens Zytera etwa, der einst der Nekromant Zygofer war, würde
ganz eindeutig in diese Kategorie fallen.

49

heckenheim & der jungbrunnen der yefela

 SAVIS TI A
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Burg
Savistia ist von Wind und Wasser geformt und
stets von Meeresvögeln umkreist. Hier, wo die
Stürme aus dem Osten ins Land fegen und die
Nadeln und Türme von Felsen sich entgegen-
stemmen, haben sich Priester eingenistet, die
von einem neuen Gott sprechen. Es wird jemand
kommen, der neue Siedler bringt – oder sie von
hier fortholt, wenn sie nur rein genug sind. Die
Kleider der Priester erstrahlen in leuchtenden
Farben, mit denen die Diener der Priesterschaft
Handel betreiben. Die Priester selbst blicken
sehnsuchtsvoll nach Osten. Immer wieder geben
einzelne von ihnen, überkommen von ihrer Hin-
gabe an den Glauben, ihr Leben in einem Sturz
von den Felsnadeln.
HINTERGRUND
Savistia ist eine kleine, abgelegene, karge Insel
im Meer, die sich ungefähr eine Meile von
50
kapitel 5
der Küste entfernt befindet. Die Insel besteht
im Grunde nur aus bizarr geschichteten Kalk-
steinformationen, die in alle Richtungen zu
wuchern scheinen und kaum Bewuchs aufwei-
sen. Sie ist Heimat für den „Kult des Alabaster-
vogels“, eine Gruppe von Priestern und Sehern,
die sich hier niedergelassen hat und die Höhlen
sowie einige Holzkonstruktionen auf den Fel-
sen bewohnt.
Die Insel kann bei Ebbe zu Fuß erreicht wer-
den und wird vor allem von den Fischern des
kleinen Ortes Geest an der Küste versorgt – an-
sonsten ernähren sich die Priester von Vogel-
eiern und dem, was das Meer ihnen bietet.
Die im Wind flatternden Banner des Kults
zeigen ebenso wie überdimensionale Malereien
auf den Kalkfelsen einen weißen Vogel, dessen
genaue Spezies nicht zu bestimmen ist. Ist es
ein Albatros? Ein weißer Rabe? Oder doch eine
Schleiereule?
 Der Kult des Alabastervogels ist eine Split-
tergruppe des Kults des Raben (Spielleiter-
Handbuch S. 37) und seine Anhänger glauben,
dass ein weiterer göttlicher Bote in Gestalt
eines weißen Vogels aus dem Osten kommen
wird und mit ihm eine „Wiedervereinigung“,
die Frieden und Wohlstand für die Verbote-
nen Lande bringen soll. Savistia soll der Ort
sein, an dem dieser geweissagte Vogel erschei-
nen wird, um die Ära der Dunkelheit zu be-
enden. Doch das soll erst geschehen, wenn die
Menschen der Insel sich als würdig erweisen
– durch vorbildliches Verhalten und religiöse
Entrückung.
Entsprechend ist die Insel ein Wallfahrtsort
in der Region – der von den anderen Kulten der
Verbotenen Lande nur deswegen geduldet wird,
weil sie größtenteils nichts von ihm wissen.
Verzweifelte Menschen und Angehörige ande-
rer Völker pilgern hierher, um sich dem Kult
anzuschließen oder den Rat der Priester zu su-
chen. Alle Bewohner der Insel und des nahen
Fischerorts sind extrem religiös und Außenste-
henden zwar durchaus aufgeschlossen – neue
Adepten sind immer willkommen – aber nicht
sehr kommunikativ.
Außerdem ist Savistia in der näheren Umge-
bung für das „Savistia-Rot“ bekannt, einen be-
gehrten Farbstoff, der nur hier gewonnen wird,
und Stoffen eine besondere, seltsam leuchten-
de rotbraune Farbe verleiht.
Nur die Priester des Kults wissen, dass Sa-
vistia-Rot aus den nur auf der Insel vorkom-
menden, giftigen Schnecken gewonnen wird
und damit ebenfalls giftig ist. Tatsächlich sind
fast alle Teile der Nahrungskette auf der Insel
und um sie herum leicht toxisch und gleichzei-
tig auch leicht rot gefärbt. Priester deuten dies
als Zeichen dafür, dass ein Segen auf diesem
Ort liegt. Das Gift und die Farbe stammen
von Absonderungen der gigantischen Schne-
cke, die sich in den Meeresboden gegraben hat
51
savistia
und deren wuchernde Schale und die darauf
verendete Nachkommenschaft die gesamte
Insel ausmacht. Das halluzinogene Gift durch-
dringt das ganze Ökosystem und wird von den
Kultisten genutzt, um sich in Trancezustände
zu versetzen. Das Gift macht schnell abhän-
gig und Neuankömmlinge werden erst in die
Geheimnisse des Ortes eingeweiht, wenn sie
sich dem Kult anschließen und das Schnecken-
gift – bekannt als das „Blut der Insel“ und die
Reinform von Savistia-Rot - zu sich nehmen.
Kaum jemand, der davon gekostet hat, verlässt
Savistia freiwillig wieder. Es kommt zudem
nicht selten vor, dass sich die Kultisten in hei-
liger Trance von den Felsen in den Tod stürzen,
was von ihren Glaubensgeschwistern als heili-
ger Akt der Reinigung verstanden wird.
Dass das Gift tatsächlich das Blut der Insel
ist – das Blut der Meeresschnecken, die auf der
Insel leben, aber auch das Blut aus dem Leib
der gigantischen Mutterschnecke selbst, die
von den Priestern geschröpft wird, um beson-
ders potentes Gift zu erlangen – ist die große
Erkenntnis, die die Charaktere hier erlangen
können. Die Visionen, die das Blut auslöst,
sind jedoch nicht nur reine Wahnfantasien.
Das leidende Muttertier sendet darüber tat-
sächlich Hilferufe und das Verlangen, weiter
ins Meer hinauszuziehen – um auf dem Ost-
kontinent eine unbekannte Bestimmung zu
erfahren. Fast unmerklich wandert die Insel
so einige Schritt pro Jahr nach Osten und
wird eines Tages im Ozean versinken. Daher
rührt eine weitere Prophezeiung, die davon
spricht, dass die Insel selbst die reinherzigen
Menschen auf ihr eines Tages an einen besse-
ren Ort tragen wird.

ANKUNFT
GIER EINES HÄNDLERS
Die Abenteurerinnen treffen auf Blotzok, ei-
nen durchtriebenen zwergischen Händler, der
schlechte Erfahrungen mit den Priestern ge-
macht hat. Er hat versucht, ihnen große Men-
gen Savistia-Rot abzukaufen, war aber nicht
bereit, den geforderten Preis zu bezahlen. Wäh-
rend der Verhandlungen auf der Insel hat er be-
merkt, wie viele Schätze die Priester über die
Jahre angehäuft haben. Er vermutet, dass sie
noch viel reicher sind als vermutet und in den
Höhlen unter der Oberfläche einen immensen
Schatz horten, den sie durch den Handel mit
dem Farbstoff angehäuft haben. Blotzok bittet
die Heldinnen, mit den Kultisten zu verhan-
deln – oder direkt ihren Schatzhort zu plün-
dern, von dem er glaubt, dass unterseeische
Tunnel zu ihm führen könnten. Letzteres
ist eine reine Vermutung des Zwergs, die aber
nahe an der Wahrheit ist.
NEUGIERDE EINER PRIESTERIN
Auf dem Weg entlang der Küste treffen die
Abenteurer auf die halbefische Lehm-Priest-​
erin Kayonne. Sie hat von den Prophezeiungen
des Kults gehört und ist diesen gegenüber auf-
geschlossen. Sie bittet die Charaktere, sie nach
Savistia zu begleiten. Sollten mehr Siedler aus
dem Osten ankommen, wäre das eine Chance,
aber vielleicht auch eine Gefahr für das Gleich-
gewicht der Rabenlande.
ZORN EINES HERRSCHERS
Der Herrscher in einem größeren Ort, den die
Charaktere passieren, ist wütend auf einen Pries-
52
kapitel 5
ter der Insel. Dieser wurde in jener Stadt geboren
und ist nach dem Verschwinden des Blutnebels
nach Savistia gezogen. Der Priester war zuvor
ein Geistlicher der in der Stadt praktizierten Re-
ligion und hat den Sohn des Herrschers zu sei-
nem Glauben bekehrt, was letztlich dazu führte,
dass der Adelsspross dem Priester nach Savistia
folgte, wo beide dem Kult verfallen sind. Für
den Herrscher wurde das vor allem deswegen
zum Problem, weil sich sein Sohn damit aus ei-
ner politischen Eheschließung zurückgezogen
hat. Die Charaktere sollen den Sohn zurück-
holen und den Priester zur Rechenschaft ziehen.
Die Namen der beteiligten Personen und Orte
kannst du frei an eure Kampagne anpassen. Der
fragliche Sohn hat bereits schweren geistigen
Schaden durch das Schneckengift davongetra-
gen, falls er überhaupt noch lebt.
DIE VISIONEN DES
ALABASTERVOGELS
In diesem Abenteuer können
die Charaktere mit einer Sekte
in Kontakt kommen, die ent-
weder völlig fehlgeleitet ist
oder tiefere Wahrheiten über
die Welt erkannt hat. Die Aben-
teurerinnen können auch leicht
selbst in den Genuss dieser Vi-
sionen kommen. Ob sie mit den
Mysterien eurer Kampagne und
den anderen Gottheiten zu tun
haben und wie sich diese Vi-
sionen genau äußern, kannst du
frei entscheiden.

LEGENDE
„Es heißt, ein Ort an der Küste ist auserkoren,
einen weiteren göttlichen Boten aus dem Osten
zu empfangen und zur neuen Heimat von könig-
lichen Siedlern zu werden, die Reichtum und
Gnade über die Verbotenen Lande bringen wer-
den. Ein Orden von Priestern dieses kommenden
weißen Vogels ist überzeugt davon, in der Insel
Savistia diesen geweissagten Ort gefunden zu
haben. Aber erst wenn die Seelen der Menschen
und der heilige Ort vorbereitet und rein sind,
wird der Weiße Vogel erscheinen. Rechtes Leben,
Sprechen und Handeln, heilige Farben und hei-
lige Trancen sollen den Weg dafür ebnen. Eine
andere, seltener ausgesprochene Prophezeiung
spricht davon, dass die Insel Savistia selbst, wenn
die Menschen auf ihr rein und ihre Seelen für den
Weißen Vogel bereit sind, aufbrechen und nach
Osten reisen wird, anstatt neue Siedler in die Ver-
botenen Lande zu locken.
Tatsächlich scheint die Insel sich jedes Jahr we-
nige Handbreit von der Küste fort zu bewegen
– oder die Küste wird durch Erosion abgetragen.
Wer weiß das schon?“
ORTE
Die Insel erstreckt sich über ein Gebiet von
etwa zwei mal anderthalb Meilen – allerdings
sind die Felsen so dermaßen erratisch verteilt,
mit steilen Kliffs und teilweise auch an den
Flanken des Kalksteins mit Holzkonstruk-
tionen bebaut, dass die Ausmaße zunächst
schwer zu erfassen sind. Von der höchsten
Plattform bis zum Wasserspiegel sind es etwa
120 Schritt. Teilweise sind die Felsen durch
Hängebrücken verbunden, teilweise durch na-
türlich gewachsene Arme aus Kalkstein. Der
Stein selbst erscheint wie geschichtet. Etwa
alle 30 Zentimeter finden sich fast perfekt
ebene Rillen im Gestein, wodurch die ganze
Insel aussieht, als bestünde sie aus Stapeln
53
savistia
von dicken Steinplatten. Niemand kann sich
dieses Phänomen erklären.
Um sich einigermaßen sicher zwischen den
Plattformen und Höhlen zu bewegen, haben
die Priester Wege und Treppen ins Gestein ge-
schlagen – wo das nicht möglich war, wurden
Halteseile angebracht. An vielen Stellen ist es
jedoch dennoch nicht völlig ungefährlich, sich
auf den Graten der Felsen fortzubewegen.
Der Fels ist weich genug, um tiefe Tunnel in
ihn hineinzutreiben, die die natürlichen Höh-
lungen erweitern. Verborgene Höhlen und Zu-
gänge kann es überall geben – auch unter der
Wasseroberfläche, was es guten Schwimmern
ermöglicht, ungesehen von unten in die Insel
zu gelangen. Die Felsen sind im Grunde leicht
zu erklettern, jedoch teilweise scharfkantiger
und steiler, als es den Anschein hat. Der Wind,
die Gischt und aggressive Meeresvögel können
rasch dafür sorgen, dass eine Kletterpartie in
einem Absturz endet.
Der Fels ist an vielen Stellen zudem extrem
porös und kann unter schweren Abenteurerin-
nen brechen – jedoch lassen sich so auch mit
etwas Glück neue Zugänge schaffen.
1. DAS DORF GEEST
Das erste, was die Abenteurerinnen von Savistia
wahrnehmen, ist der kleiner Fischerort Geest.
Hier leben um die 100 Menschen, deren Aufga-
be es ist, die Priester zu versorgen. Neben Fisch
aus dem Meer bringen sie den Kultisten Frisch-
wasser. Sie betreiben auch in geringem Maße
Ackerbau und züchten Ziegen. Eine Handvoll
der Dorfbewohner ist Taucher und sucht zwi-
schen den Felsen nach den großen Meeres-
schnecken, die die Priester so sehr begehren.
Warum das so ist, wissen die Dorfbewohner
nicht. Für ihre Dienste werden die Dorfbewoh-
ner mit Gold bezahlt, das sie wiederum nutzen,
um sich und teils auch die wandernden Priester
in den umliegenden Städten zu versorgen.
 3

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9 12

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2

1 SAVIS TI A
 Wenn die Abenteurerinnen hier ankommen,
kommen gerade zwei Taucher mit Körben voll
Schnecken aus dem Wasser. Einer davon, Pom-
gakos, ist knapp einem Haiangriff entronnen
und wirkt etwas verstört. Dennoch ist er bereit,
die Charaktere bei Ebbe zur Insel zu führen
oder sie sogar mit einem Boot überzusetzen.
Die Taucher müssen wegen ihrer Lieferung
ohnehin nach Savistia.
Generell ist die Stimmung gegenüber den
Priestern neutral. Der Ort profitiert von ihrer
Anwesenheit, dass jedoch immer wieder junge
Männer und Frauen auf die Insel ziehen und
nicht wiederkehren, sorgt für Misstrauen, das
mit Gold nicht immer zum Schweigen zu brin-
gen ist.
✥ KREATUREN: Pomgakos
2. DER WEG ZUR INSEL
Die Abenteurerinnen können warten, bis das
Wasser sich genug zurückgezogen hat, was
ihnen ein schmales Zeitfenster bietet, um die
Insel trockenen Fußes über den Meeresboden
zu erreichen. Eine unsichere Reise von etwa
einer Meile, während der das Wasser jeder-
zeit zurückkehren kann (zumindest mag es
für unerfahrene Abenteurerinnen so wirken)
und schwere Charaktere in Schlammlöchern
einsinken können. Alternativ können sie die
Strecke mit einem Fischerboot bestreiten. Sie
erreichen dann einen kleinen Anleger, der
bei Ebbe mit einer glitschen Leiter bestiegen
werden kann. Nastebias, einer der frisch ein-
geweihten Priester, empfängt die Abenteuerin-
nen hier freundlich und fragt nach ihrem Be-
gehr. Wenn es Sinn ergibt, können noch andere
Reisende, wie fahrende Händler, den gleichen
Weg nehmen.
✥ KREATUREN: Nastebias
56
kapitel 5
3. DER AUSGUCK
Schon vom Weitem ist diese Holzplattform
zu erkennen, die auf dem höchsten Felsbogen
der Insel errichtet wurde. Hier steht immer ein
Adept des Kults und starrt in der Hoffnung auf
ein neues Schiff mit Siedlern oder den geweis-
sagten weißen Vogel nach Osten. Der Adept hat
damit aber auch die Region auf der östlichen
Seite der Insel jederzeit gut im Blick.
✥ KREATUREN: Handlanger des Kults
4. DIE TRANCE-PLATTFORM
Der Pfad führt zu einer großen Holzplattform,
die über den Rand des Felsen hinausragt, auf
dem sie thront. Darunter brandet gut 100 Me-
ter tiefer auf einer Seite das Meer gegen die
Insel, auf der anderen ragen in 50 Meter Höhe
scharfkantige Felsen empor, die ein wahres
Labyrinth aus Graten und Höhlen bilden.
Einer der Priester steht zu fast jeder Tages-
und Nachtzeit hier und schreit seine Orakel-
sprüche ins Meer hinaus. Was genau er von
sich gibt und was ihm geschieht, entnimmst
du der Tabelle auf Seite 65.
✥ KREATUREN: Priester des Kults, eventuell
Handlanger des Kults
5. DER TEMPEL
Hier ist auf dem zweithöchsten Punkt der Insel
ein Tempel halb ins Gestein gehauen und halb
aus leichtem Holz errichtet. Die Banner des
Kults flattern unstet im Wind. Der Tempel
hat eine Grundfläche von etwa zwanzig mal
zehn Metern und ist zur Küste hin offen. Eine
Steintreppe führt zu dieser Plattform empor.
Vor dem Tempel auf der Plattform können die
Abenteurerinnen Priester beobachten, die Kin-
der in Lesen, Schreiben und Rechnen unter-
richten oder mit ihnen singen. Im Tempel
selbst wird etwa einmal die Stunde ein Gebet
zum Alabastervogel gesprochen. Er wird hier
von einem kruden Standbild repräsentiert, das
aus dem Kalkstein gehämmert wurde. Die
Steinwand ist braunrot gefärbt, wodurch der
grauweiße Vogel im Kontrast erstrahlt. Zu den
Füßen der Statue sind Opfergaben niederge-
legt: Fisch, Holzpuppen, aber auch Schmuck-
stücke von beträchtlichem Wert (nutze hier
die Zufallstabelle zu WERTVOLLEN getragenen
Funden im Spielleiter-Handbuch auf S. 188).
Das Gebet wird entweder vom Obersten Pries-
ter Galdaryn oder einem anderen Priester ge-
sprochen. Zu fast jeder Tageszeit können die
Abenteurer hier andere Gäste vom Festland an-
treffen, die entweder schon tagelang hier sind
oder mit ihnen gemeinsam angekommen sind.
Sie sind in zähe Verhandlungen mit der Pries-
terin Amathia verstrickt. Die Charaktere kön-
nen leicht mitbekommen, dass diese für kleine
Mengen des begehrten Farbstoffs Unsummen
verlangt – und dass die Summe je nach Bitt-
steller schwankt. Wird dies angesprochen, wird
es mit dem Willen des Alabastervogels erklärt.
An einer der Seitenwände wird gerade ge-
arbeitet. Die Wand muss komplett erneuert
werden. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass sie
wegen eines Erdbebens eingestürzt ist.
✥ KREATUREN: Galdaryn, Amathia, Hand-
langer des Kults
6. WOHNBEREICHE DER
ADEPTEN UND
GÄSTEQUARTIERE
In einer Höhle nahe beim Tempel, die über eine
Steintreppe im größten Felsen des Inselkom-
plexes erreicht werden kann, befinden sich die
Quartiere der Adepten. Hier werden außerdem
alle Gäste untergebracht, weswegen Nastebias
57
savistia
die Abenteurerinnen hierher führen wird. Es
handelt sich um eine große Höhle mit einigen
Dutzend Verschlägen und einfachen Stroh-
matten auf dem Boden, die insgesamt keiner-
lei Privatsphäre erlaubt. Wasserbecken wurden
in einigen Nischen aufgestellt, kleine Fenster
wurden in die Wände gehauen, sie lassen genug
Licht in den Raum und dienen auch der Not-
durft. Insgesamt wirkt es nicht erstrebenswert,
hier längere Zeit zu verbringen.
Die Abenteurerinnen können hier – oder
auch auf anderen Ebenen – Zeuge eines weite-
ren kleinen Bebens werden. Möwen verlassen
die Fenstersimse. Dann rieseln Steine von der
Decke, die ganze Insel bebt. Die Adepten neh-
men es gelassen.
✥ KREATUREN: Handlanger des Kults
7. WOHNBEREICHE DER
PRIESTER UND SCHATZHORT
Etwas schwerer zu erreichen als die Unter-
künfte der Adepten sind die Wohnungen der
Priester. Sie sind ebenfalls ins Gestein gehau-
en, jedoch nur durch einen seitlichen Eingang
im Felsen und eine Holztreppe zu erreichen.
Der Eingang wird zu jeder Zeit von einem der
Priester bewacht, der im Zweifel leicht weitere
Adepten hinzurufen kann. Nur eingeweihte
Priester, erkennbar an ihren braunroten Roben,
sind hier gestattet. Diese Quartiere sind etwas
komfortabler, weisen kleinere Seitenhöhlen
für die hochrangigen Priester mit echten Bet-
ten auf und sind mit dem Schatzhort der Insel
verbunden. In diesem stapeln sich noch deut-
lich mehr Schätze als im Tempel. Du kannst
beliebig aus den Tabellen für WERTVOLLE Fun-
de im Spielleiter-Handbuch auf den Seiten 188
und 189 auswählen.
✥ KREATUREN: Hellard
 8. DIE UNTEREN EBENEN
Diese Ebenen sind über die Wohnquartiere der
Adepten zu erreichen. Sie beherbergen Werk-
stätten wie Webereien, ein simples Alchemie-
labor und Lagerräume für Farbstoffe, Stoffe
und aus den Giften hergestellte Alchemika.
Diese verwinkelten Ebenen ragen durch enge,
natürliche Tunnel recht tief in den Felsen hi-
nein. Diese Tunnel sind begehbar, jedoch nur
für schmale Abenteurerinnen, die Gefahr lau-
fen, sich die Haut aufzureißen (mit Rüstung
ist es nicht möglich, sie zu passieren). Einer
der Tunnel führt letztlich zu einer unterseei-
schen Kaverne.
KREATUREN: Olistad
9. DIE KRYPTA
Um diesen Ort zu erreichen, müssen meh-
rere Holzleitern genutzt werden, die von der
Trance-Plattform aus nach unten führen. Es
handelt sich um eine natürliche Grotte, die
bei Flut mit Meerwasser gefüllt ist. In dieser
„sammeln“ die Priester all die Leichen ihrer
Brüder und Schwestern, die sich von der Platt-
form gestürzt haben und nicht direkt im Meer
gelandet sind. Die Leichen werden hier aufge-
bahrt, sodass die Flut (und somit die Tiere des
Meeres) sie sich holen kann. Nicht alle Toten
erwartet jedoch dieses Schicksal. Diejenigen,
die vor ihrem Tod eine Vision empfangen ha-
ben, die der Hohepriester als wichtig einstuft,
werden zum Schneckenschlund verbracht, wo
sie direkt an die große Schnecke „verfüttert“
werden.
Folglich existiert von der Grotte aus auch ein
Zugang zum Schneckenschlund. Den Zugang
zur Grotte bewachen die Priester bei Ebbe, je-
doch nicht bei Flut. Nastebias kann die Aben-
teurerinnen hierherführen, er lässt sie jedoch
nicht alleine umherwandern.
58
kapitel 5
GEFAHR AUS DEM MEER
Bei Tauchgängen und auch beim
Waten in der halb mit Wasser ge-
füllten Grotte, den umliegenden
Tunneln und beim Schnecken-
schlund, laufen die Abenteu-
rerinnen Gefahr, sich mit wild
gewordener Meeresfauna her-
umschlagen zu müssen, die re-
lativ blindwütig auf sie losgeht.
Die Haie, Rochen, Riesenkrebse
und anderen Tiere sind durch die
Beeinflussung durch das Schne-
ckengift wahnsinnig geworden
– möglicherweise schickt die
Schnecke sie aber auch direkt
gegen die Zweibeiner, die sie für
ihre Peiniger hält.
10. ZUGANG ZUM
SCHNECKENSCHLUND
Dieser Tunnel ist bei Flut teilweise mit Wasser
gefüllt und dann nur durch einen Tauchgang
zu erreichen. Er kann über die Krypta-Grotte
oder einen versteckten Zugang am Rand der
Insel erreicht werden.
11. SCHNECKENSCHLUND
Tief unter der Insel liegt eine Kaverne mit einer
geschützten Luftblase. Sie ist der einzige Zu-
gang zum eigentlichen Leib der gigantischen
Schnecke, deren Haus die ganze Insel bildet.
Aus dem Meer ragen in dieser dunklen Kaver-
ne nur Teile des schleimigen Leibs, der sich
unendlich langsam durch den Meeresboden
gräbt. Die Priester haben diese fleischige Mas-
se von der Größe eines Wals vor einigen Jahren
entdeckt und nutzen sie jetzt, um besonders
reines Schneckengift und somit besonders
hochwertigen Farbstoff zu ernten. Dafür ha-
ben sie scharfkantige Metallrohre tief in den
Leib der Schnecke getrieben und versucht, die
Masse mit Ankern und Ketten zu fixieren. Das
Fleisch sieht an dieser Stelle krank und schwä-
rig aus. Die Priester ahnen, dass dies der Ur-
sprung ihrer Visionen und ihres Reichtums
ist und um dieses Wesen gnädig zu stimmen,
bringen sie ihm ab und an Blutopfer in Form
der vom Felsen gesprungenen Kultisten dar,
die sie über dem Gewebeklumpen ausbluten las-
sen oder direkt ganz in der halbdurchlässigen
Masse versenken.
Das Wasser, das den Leib umgibt, wimmelt
von giftigen Schnecken und anderen kleineren
Meereslebewesen. Sie alle nehmen die reinste
Form des Giftes über das Wasser zu sich und
sind daher besonders aggressiv und tödlich.
KREATUREN: Verschiedenes Meeresgetier, da-
runter giftige Meeresschnecken

DIE GEHEIMNISSE DES KULTS

Dass der Kult tief unter der Insel eine gigantische Schnecke schröpft, um seine
Macht und seinen Wohlstand zu mehren, ist eine Information, die nur den ein-
geweihten Priestern bekannt ist. Sie wird erst weitergegeben, wenn ein Adept
bereits vom Blut der Insel gekostet hat und süchtig nach dessen Wirkung und
damit dem Kult verfallen ist. Sie halten die große Schnecke für eine Art Widerpart
zum Alabastervogel – rot und weiß, Macht und Tugend. Seit die Priester den Leib
der Schnecke vor einigen Jahren entdeckt haben, begannen sie mehr und mehr,
diesen direkten Zugang zu ihrer Ressource auszubeuten, und ihr Reichtum ist ex-
ponentiell gewachsen. Eigentlich brauchen sie die Taucher aus Geest nicht mehr
und ebenso wenig die kleinen Schnecken aus dem Meer. Sie machen vorerst aber
weiter wie bisher, um kein Misstrauen zu erregen. Der ursprünglich vielleicht ernst
gemeinte Glaube an eine Erlösung durch den Alabastervogel ist bei einigen Pries-
tern, allen voran Galdaryn, schon seit einiger Zeit Macht- und Goldgier gewichen.
Allerdings versucht die Schnecke, sich zu wehren. Ihr Blut verbindet alle We-
sen, die davon gekostet haben und sie kann diesen Visionen schicken. So hetzt
sie die Tierwelt gegen die Priester, die davon jedoch weniger betroffen sind als
die Taucher aus dem Dorf. Die Schnecke kann nicht zwischen den Zweibeinern
unterscheiden. Auch die Visionen, die sie schickt, enthalten einen vagen Hilferuf,
den ein menschlicher Verstand nicht ohne Weiteres zu fassen im Stande ist. Elfen
hingegen sollten eine Ahnung bekommen, dass ein großes Wesen unter der Insel
versklavt wurde und sich nach Freiheit sehnt. Andere können die Vision teilen, die
auch einige der Priester erlebt haben: Die Insel bewegt sich und sehnt sich nach
einem Land im Osten – wo jemand oder etwas Großes wartet.

59

savistia
 Gleichzeitig versucht die Schnecke, sich loszureißen und schickt immer wieder
„Erdbeben“ durch die Insel. Diese haben vor Kurzem den halben Tempel zerstört.
Die Priester versuchen, ihren dunklen Gott zu beruhigen, indem sie ihm mehr Op-
fer darbringen und vermehrt gerade die jüngeren Kultisten zu einer Überdosis
zwingen – oder sie gar selbst in den Tod stürzen.

12. UNTERWASSERZUGÄNGE 13. DER SCHNECKENKOPF

An diesen Stellen können die AbenteurerinnenDer eigentliche Kopf der Schnecke ragt gen Os-
über unterseeische Tunnel in die Höhlen unter
ten unter der Meeresoberfläche aus der Insel und
der Insel eindringen. Auch diese wimmeln vorist zu groß und zu langsam, um einfach als Teil
giftigen Schnecken und anderem Meeresgetier,eines lebenden Wesens erkannt zu werden. Vor der
das sich seltsam aggressiv verhält. Insel kreist immer ein Schwarm großer Fische
und scheint gegen die Felsen zu schwimmen. So-
KREATUREN: Verschiedenes Meeresgetier, da- gar Haie und Wale schwimmen gegen den Kopf
runter giftige Meeresschnecken – und verschwinden. Die Schnecke nutzt ihr Ge-
dankengift, um Beute zu ihrem Maul zu locken.

KREATUREN: Verschiedene Fische, darunter

Wahnsinnige Haie

MIT DEM KOPF DURCH DIE WAND

Auch wenn hier nicht alle Orte miteinander verbunden sind, ist es für die Abenteu-
erinnen theoretisch möglich, sich durch „den Felsen zu hacken“. Die Wände sind ex-
trem porös und es ist auch denkbar, dass sie weitere Hohlräume entdecken, nach
einer gescheiterten Kletterpartie in einer Felsspalte landen, die nach einer unan-
genehmen Kriecherei mit einem Tunnel verbunden ist, egal aus welcher Richtung,
eventuell auch von oben. Es kann genauso gut sein, dass ein Charakter im Wasser
liegende neue Zugänge entdeckt. Die Anlage ist somit beliebig erweiterbar.
An diversen Stellen auf der Insel können sich Kammern befinden, die nicht Teil
des täglichen Lebens der Priester sind. Hier kann sich ein Meeresungeheuer ein-
genistet haben, einer der Priester nutzt eine Kaverne als persönlichen Schatzhort
oder eine freche Möwe hat über mehrere Monate lauter funkelnde Gegenstände
gestohlen und in ihrem Nest verbaut.

60

kapitel 5

MONSTER UND
NSC
Im Folgenden sind die Monster und NSC be-
schrieben, denen die Abenteurerinnen begeg-
nen können.
WICHTIGE PERSONEN
Die meisten NSC in diesem Abenteuer sind
Priester vom Kult des Alabastervogels oder
deren Adepten. Die Abenteurerinnen können
diese leicht auseinanderhalten. Die Adep-
ten tragen weiße Roben, die der Priester sind
braunrot-leuchtend und schimmernd gefärbt.
Nur Priester haben Zugang zu den für das Ge-
heimnis des Kults relevanten Örtlichkeiten.
GALDARYN,
DER OBERSTE PRIESTER
Galdaryn ist ein Mensch in seinen Fünfzigern,
in dessen Leben es auf den ersten Blick nichts
anderes gibt als den Dienst am Alabastervogel
und seine Gemeinde von Kultisten. Er ist wie
alle auf der Insel distanziert, was Fremde an-
geht, strahlt aber gegenüber seinen Anhängern
eine authentische Wärme aus. Dies ist aller-
dings seit Jahren nur noch eine Maske. Die
Macht und der Reichtum, die er durch die
Geheimnisse des Kults erlangt hat, haben ihn
gierig werden lassen. Seine Hauptsorge ist es,
diese Macht zu wahren und die immer schlim-
mer werdenden Erdbeben zu beenden. Er kennt
deren Ursprung, er weiß nur nicht, wie er die
Mutterschnecke besänftigen soll. Bisher hat er
es mit immer mehr Menschenopfern versucht,
aber auch, indem er immer mehr Blut der Insel
zu sich genommen hat – in der Hoffnung, die
Gedanken der Schnecke so ergründen oder sie
sogar kontrollieren zu können. Das Gift hat
61
savistia
ihn gebrechlich gemacht, was er aber niemals
offen zeigen würde. Sein Geist ist jedoch so
stark wie eh und je und er ist in ein ewiges men-
tales Ringen mit der Kreatur im Meeresboden
verstrickt. Für seinen Größenwahn und die
Kälte gegenüber seinen Mitmenschen ist dies
nur allzu förderlich und er ist gerne bereit, die
Abenteurerinnen in den Kult zu initiieren, nur
um sie möglichst bald von der Klippe werfen
zu können.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 2,
VERSTAND 4, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Manipulation 3, Wissen 3,
Nahkampf 2, Heilen 1
TALENTE: Weg der Hellsicht 3
REPUTATION: 2
AUSRÜSTUNG: Dolch, Schneckengift
POMGAKOS,
VERUNSICHERTER TAUCHER
Pomgakos ist einer der Taucher aus Geest, ein
junger, athletischer Mann mit gesunder Bräu-
ne, aber einem etwas leeren Blick. Den Charak-
teren gegenüber ist er freundlich und offen ein-
gestellt und er kann ihnen viel über das Leben
auf der Insel erzählen. Er ist bei seinem letzten
Tauchgang knapp einem Haiangriff entkom-
men, verschweigt aber, solange die Abenteurer-
innen ihn nicht MANIPULIEREN, warum das
passiert ist. Er war abgelenkt, weil er glaubte,
in den Tiefen östlich der Insel ein riesiges We-
sen gesehen zu haben. Tatsächlich war dies der
Kopf der Schnecke, der sich am Meeresgrund
unendlich langsam gehoben hat. Pomgakos ist
ebenfalls für die Visionen empfänglich, die die-
se sendet, da er so viel Zeit in ihrem verdünn-
ten Blut verbringt. Sollte sich die Lage zuspit-
zen, kann der leicht beeinflussbare Mann die
Abenteurerinnen auch willenlos attackieren.
 STÄRKE 4, GESCHICKLICHKEIT 3, geschickt worden sein, kannst du Hellard
VERSTAND 2, EMPATHIE 2 durch dessen Sohn austauschen. Verwende für
FERTIGKEITEN: Nahkampf 2 Hellard die Werte eines Dorfbewohners (Spiel-
leiter-Handbuch S. 184). Er besitzt außer sei-
AUSRÜSTUNG: Dolch
ner Kleidung aber keine Ausrüstung.

NASTEBIAS, EIN PRIESTER

Nastebias ist wahrscheinlich der erste Kultist,
den die Abenteurerinnen treffen. Er ist ein
freundlicher, aber wortkarger Mensch um die
40, der Neuankömmlinge bereitwillig über die
Insel führt. Er hegt die Hoffnung, neue Adep-
ten rekrutieren oder wenigstens gut zahlende
Kunden zum Tempel bringen zu können. Nas-
tebias ist absoluter Pazifist und wird die Cha-
raktere niemals angreifen. Er wird sie jedoch
davon abhalten, in die gesperrten Bereiche vor-
zudringen, und dafür aggressivere Priester zu
Hilfe rufen. Er macht sich Sorgen um die Stra-
tegie Galdaryns und die Tatsache, dass immer
mehr seiner Priesterfreunde zu Tode kommen.
Verwende für Nastebias die Werte eines Pries-
ters (Spielleiter-Handbuch S. 184). Er besitzt
allerdings keinen WERTVOLLEN Fund.
OLISTAD, DER HEILER
Der kräftige und fast zwei Meter große
Mensch Olistad ist Heiler und Giftmischer. Er
kennt das Geheimnis des Kults und ist nicht
glücklich darüber. Er verbringt die meiste Zeit
eingepfercht in seinem Labor in den unteren
Ebenen, um das Gift zu verdünnen oder ande-
re Wirkstoffe daraus herzustellen. Er ist Galda-
ryn gegenüber treu ergeben, diskutiert aber viel
mit ihm, wenn er sich unbeobachtet wähnt.
Die Charaktere können dies belauschen.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 2,
VERSTAND 4, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Heilen 3, Nahkampf 2
TALENTE: Weg der Heilung 3
AUSRÜSTUNG: Dolch, Schneckengift

HELLARD, DER NEUZUGANG

Hellard ist ein junger Priester Mitte Zwanzig.
Er wurde erst vor kurzem initiiert und kennt AMATHIA,
noch nicht alle Geheimnisse des Kults. Jedoch DIE SCHATZMEISTERIN
beginnt das Gift langsam, seinen Verstand Diese blonde Halblingsfrau verwaltet den
aufzufressen, und er ist für Galdaryn immer „Tempelschatz“ und verhandelt mit allen poten-
weniger nützlich. Sind die Charaktere länger tiellen Käufern vom Festland. Sie ist mit einem
als eine Nacht auf der Insel, wird Hellard ih- Mund gesegnet, der niemals lächelt – und eben-
nen seine Sorgen anvertrauen: Er glaubt, dass so mit einem starren, vorwurfsvollen Blick, der
mit Galdaryn etwas nicht stimmt und dass er immerzu sagt: „Willst du meine Zeit wirklich
den Kult in Gefahr gebracht hat. Sollten die mit diesem albernen Angebot verschwenden?“
Abenteurerinnen darauf nicht reagieren, wird Sie ist absolut auf der Seite ihres Obersten
der Oberste Priester misstrauisch und Hellard Priesters und glaubt, dass die Anhäufung eines
mit einer Überdosis auf die Trance-Plattform gewaltigen Tempelschatzes genau das ist, was
stellen, wo er in den Tod stürzt. Hellard wird sich der Alabastervogel von seinen Jüngern
die Charaktere nicht angreifen. Sollten die wünscht. Immerhin segnet er die Eifrigen
Abenteurerinnen von einem nahen Herrscher und Reinen auf diese Weise besonders mit

62

kapitel 5
weltlichen Gaben. Entsprechend hat Amathia STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 3,
für ärmlich auftretende Reisende auch nur VERSTAND 2, EMPATHIE 2
Verachtung übrig und Mitleid ist ihr generell FERTIGKEITEN: Nahkampf 2
fremd. Die Schnecke hat sie als Widerpart des
AUSRÜSTUNG: Holzkeule
Alabastervogels als notwendiges Übel akzep-
tiert, würde sie aber am liebsten tot sehen.

STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 2,
VERSTAND 4, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Manipulation 3,
Nahkampf 2
TALENTE: Weg der Hellsicht 2
AUSRÜSTUNG: Dolch, Schneckengift
HANDLANGER DES KULTS
Der Kult verfügt natürlich auch über junge und
tatkräftige Adepten, die für die groben Aufga-
ben auf der Insel zuständig sind. Dazu kann es
auch gehören, einen entrückten Priester auf
Kommando Galdaryns von der Plattform zu
stoßen – oder später seine zerschmetterten
Überreste aufzusammeln. Einige der Adepten
sind mit dieser Aufgabe sehr unglücklich, an-
dere hingegen haben sich damit angefreundet.
GIFTIGE MEERESSCHNECKEN
Die braunen Schnecken sind die Quelle für den
teuren Farbstoff der Priestergewänder und für
das rituell verwendete Gift. Sie kommen in al-
len Größen vor und tragen graubraune Panzer.
Die Schnecken, die groß genug werden, um den
Abenteurern gefährlich zu werden, besitzen die
Werte einer Schlange (Spielleiter-Handbuch S.
127). Du kannst aber auch größere Exemplare
auftauchen lassen, die die Werte einer See-
schlange besitzen.
WAHNSINNIGER HAI
Durch das Gift der Schnecke noch aggressiver
geworden, stürzt sich ein mittelgroßer Hai auf
die Abenteurerinnen, falls sie in der Nähe der
Insel schwimmen.
Die Werte entsprechen denen des Krokodils
(Spielleiter-Handbuch S. 126)

SCHNECKENGIFT
Das Gift der Schnecken wird den Adepten bei der Initiation eingeflößt, wodurch sie
eine Toleranz aufbauen. Es ist die Quelle für diverse Alchemika und ist stark ver-
dünnt auch im Farbstoff enthalten, der die Insel so reich gemacht hat. Die meisten
örtlichen Bewohner besitzen inzwischen eine hohe Toleranz. Das Gift löst Visionen
aus und ermöglicht in sehr hohen Dosen Kontakt mit dem Geist der Schnecke. Bei-
spielvisionen findest du auf Seite 66. Außerdem verursacht jede Dosis einen Punkt
Schaden auf Empathie. Die Visionen sind eine schwache Version dieses Kontakts.
Der Schnecke erlaubt das, Kreaturen, die vom Gift gekostet haben, in gewissem
Maße zu beeinflussen. Galdaryn mutmaßt hingegen, dass er vielleicht die Mutter-
schnecke kontrollieren kann, wenn er nur genug von ihrem Blut getrunken hat.

63

savistia
 Du kannst Unterwasserbegegnungen belie-
big durch passende Kreaturen aus dem Bes-
tiarium wie den Riesenkraken oder die See-
schlange ergänzen.
EREIGNISSE
Abenteurerinnen können in Savistia in eine
Vielzahl an Ereignissen verwickelt werden. Im
Folgenden findest du eine Auswahl an mögli-
chen Geschehnissen.
VERUNSICHERTE PRIESTER
Erweisen die Abenteurerinnen sich als hilfsbe-
reit und redlich, oder kommen sie nicht weiter,
nehmen verunsicherte Adepten oder Priester
Kontakt mit ihnen auf. Je nach Rang können
sie den Charakteren mehr oder weniger von
den Geheimnissen der Insel berichten. Sie ha-
ben Sorge, weil die Erde immer öfter bebt und
immer öfter nachgeholfen wird, wenn sich ein
Priester in den Tod stürzt. Sie bitten die Aben-
teurerinnen, unauffällig zu ermitteln.
DER ABTRÜNNIGE SOHN
Sind die Abenteurerinnen im Auftrag des
Herrschers einer nahen Stadt hier, können sie
versuchen, dessen Sohn (der den NSC Hellard
ersetzt) von der Flucht zu überzeugen oder ihn
gewaltsam entführen. Dabei ist Timing wich-
tig, da die Insel nicht so einfach verlassen wer-
den kann und sich unter Galdaryns Führung
alle Priester gegen sie stellen werden.
AUF DER SUCHE NACH
SCHÄTZEN
Die Abenteurerinnen können ihren Aufenthalt
auf der Insel auch nur als Erkundungsbesuch
64
kapitel 5
nutzen, um im Schutz der Nacht zurückkeh-
ren und über eine Kletter- oder Tauchpartie
heimlich in die verborgenen Räume vorzu-
dringen. Gespräche mit den Tauchern und den
älteren Priestern können hier Geheimwissen
liefern. Trinken die Charaktere vom Blut der
Insel, können sie ebenfalls Erkenntnisse über
deren Struktur gewinnen – darauf könnte sie
auch zufällig einer der Priester stoßen.
INITIATION DER HELDEN
Je länger die Abenteurerinnen auf der Insel sind
und je mehr Fragen zum Kult sie stellen, ohne
etwas zu kaufen, umso mehr werden die Pries-
ter sie drängen, sich der Sache anzuschließen.
Das kann auch zwangsweise geschehen, indem
sie des Nachts überwältigt werden. Dann wird
ihnen das Blut der Insel eingeflößt und sie
durchleben einen Fiebertraum mit Visionen
aus der Tabelle auf Seite 66. Danach wissen
sie, dass ein Wesen unter der Insel schläft und
nach einigen Tagen unter Aufsicht erhalten
sie auch Zugang zu den Bereichen, die ihnen
vorher verwehrt waren. Von jetzt an sind die
Abenteurerinnen empfänglich für die Visio-
nen der Mutterschnecke und da sie über einen
stärkeren Willen verfügen, vernehmen sie de-
ren Hilfeschreie. Sich aus der Trance zu lösen,
erfordert allerdings noch mehr Willensstärke
– was du am Spieltisch mit schwierigen (-2) Pro-
ben auf MENSCHENKENNTNIS darstellen kannst.
Galdaryn wird jedoch auffallen, wenn die neu-
en Priester sich wehren, also wird er bald ihren
Tod anordnen.
DAS GEHEIMNIS DES KULTS
AUFDECKEN
Finden die Charaktere die Wahrheit heraus,
liegt es in ihren Händen, was sie damit anstel-
len. Sie können sich dazu entscheiden, den Kult
auszulöschen, die Priester mit diesem Wissen
zu erpressen oder zu versuchen, die Schnecke schneller vom Festland wegbewegen. Es dau-
zu töten oder gar zu befreien. Entscheiden sie ert allerdings noch Jahrhunderte, bevor sie zu
sich für Letzteres, wird sich die Insel wieder einer schwimmenden Insel wird.

W6 WAS PASSIERT DEM PRIESTER AUF DER PLATTFORM?

1 Der Priester gibt eine der Visionen aus der untenstehenden Tabelle (S. 66) von
sich
2 Der Priester ist entrückt und starrt schwankend ins Meer.
3 Der Priester wird klar und starrt die Heldinnen an, zeigt dann auf einen von ihnen
und murmelt etwas Unverständliches, an das er sich später nicht erinnert.
4 Der Priester wird klar und grüßt die Heldinnen freundlich.
5 Der Priester taumelt und stürzt ins Meer oder auf die Felsen. Er ist sofort tot.
6 Der Priester brabbelt ewig vor sich hin und erhält nach vielen Stunden einen
„unabsichtlichen“ Stoß von einem Schergen, der ihn über den Rand der Platt-
form katapultiert.

W6 EREIGNISSE BEI KLETTER-MISSGESCHICKEN

1 Die Abenteurerin rutscht aus und landet im Wasser, das tiefer ist, als erwartet.
Sie findet einen unterseeischen Tunnel.
2 Die Abenteurerin rutscht aus und fällt in eine Felsspalte, die zu einer größeren
Höhle führt. Diese kann wieder zurück zu bekannten Räumen oder völlig neuen
Regionen führen.
3 Die Abenteurerin wird von wütenden Möwen attackiert und mit Vogelkot und
Kratzern bedeckt, kommt aber glimpflich davon.
4 Der Fels unter der Abenteurerin bricht ein und sie stürzt in eine Höhle, wo sie
von Schutt begraben wird.
5 Die Abenteurerin stürzt ins Meer und wird von einer Strömung erfasst, die sie
direkt zum Kopf der Riesenschnecke treibt.
6 Die Abenteurerin rutscht aus und schlittert mehrere Dutzend Schritt in die Tie-
fe, wo sie gegen den harten Felsen prallt. Sie nimmt so viel Schaden auf Stärke,
dass sie gebrochen ist.

65

savistia
W6 VISIONEN UNTER EINFLUSS DES SCHNECKENGIFTS

1 Eine Frau in rotem Gewand sitzt an der Küste und sieht aufs Meer hinaus. An
ihren Armen trägt sie Flügel aus Seide, die im Wind flattern. Auf ihren Schultern
und ihrem Haupt sind Steine aufgetürmt, zu kleinen Festungen zusammenge-
schnürt. Ameisen leben darin und laufen auf ihr auf und ab, stechen in ihre Haut.
„Ich würde gerne fliegen“, sagte sie und sieht dich mit einem Gesicht ohne Au-
gen an. „Aber es ist so schwer.“
2 Ein Kalb liegt auf dem Opferaltar, mit Steinen beschwert. Priester tauchen
Schalen in sein Blut und wenden sich dann der Menge zu, um die Schalen über
ihnen auszuleeren. Statt Blutstropfen fallen goldene Münzen herab. „Nicht!“,
schreit das Kalb. „Hört auf!“ Die Priester und die Menge jubeln.
3 Mehrere der Fischer haben einen riesigen Hai gefangen, der mit schnappendem
Maul im flachen Wasser zappelt, in das Netz verstrickt. Die Fischer halten gegen,
aber ziehen ihn auch nicht vollends an Land. „Vorsichtig“, ruft einer und nähert
sich mit einer Schale und einem Messer. „Wir wollen nicht, dass es stirbt. Noch
wollen wir, dass es uns entgleitet. Aber am ehesten wollen wir, dass es stillhält!“
4 Die Höhle ist nur von einem Hauch roten Lichts erhellt, das durch Spalten
im Boden dringt. Mit dem Licht kommt eine Stimme, kaum wahrnehmbar. Du
neigst dich herab, um in das rote Licht zu blinzeln und zu lauschen. „Helft mir!“,
haucht jemand dort unten. „Oder ich bringe euch dazu, mir zu helfen!“
5 Ein weißer Vogel liegt tot am Strand. Als du dich herabneigst, siehst du, dass
unter ihm etwas anderes ist, etwas, das mit der Last der Leiche zum Wasser
strebt. Aber die langsamen Bewegungen dieses Wesens werden beinahe er-
stickt, als kleine Krabben herbeieilen und mit ihren scharfen Zangen an dem
toten Vogel und dem Tier darunter reißen, bis sie sich Höhlungen geschaffen
haben, um darin zu sitzen – und mit ihrem Gewicht die Flucht des verborgenen
Wesens zu stoppen.
6 Ein Riese erhebt sich über dir aus dem Sand der Untiefen. Meerwasser strömt
von ihm herab, sein Gesicht besteht aus unzähligen Tentakeln, jeder mit einem
eigenen Mund an der Spitze. Alle Münder öffnen sich und schreien dich an, wäh-
rend Haie und Schildkröten neben dir gestrandet zappeln. Der Riese blutet und
ein rotes, leuchtendes Meer brandet um dich auf, belebt die Haie und du stehst
in einer Flut von Zähnen, Wut und Schmerz.

66

kapitel 5
 H MIEDE
DIE SC
DER A HN EN
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Gewölbe
Durch eine finstere Klamm führt der Weg hinauf
auf den Berg. Sorgsam hat man den Zugang ge-
wählt: Aus hunderten Schießscharten könnten
Bolzen fliegen, gegen die es keine Deckung gibt.
Daneben finden sich nur unwegsamer Fels, Ge-
röllhalden und Plattformen mit trutzigen
Mauern – Vorposten einer gefallenen Festung.
Der Wind pfeift durch die Kamine und Schieß-
scharten der trutzigen Zwergenfestung. Sie er-
streckt sich tief hinein in das Gebein des Berges,
hinab in ein Dunkel, das nie ein Licht erreicht.
Zauberklingen und Königskronen wurden hier
einst geschmiedet, doch jetzt hämmert nur noch
der Wind die Überreste der geborstenen Pforten
gegen den Stein. Dazwischen liegen die Knochen
und schartigen Klingen von Angreifern – oder
Verteidigern. Doch es ist seltsam, nirgendwo zwi-
schen den bleichen und angenagten Knochen sieht
man ihre Schädel liegen.
67
die schmiede der ahnen
HINTERGRUND
Neramsborga war einst eine Zwergenschmiede,
legendär wegen der hier geschmiedeten Waffen
und Artefakte. Helden und Recken erhielten
hier ihre Waffen und so war der Ort der Zwer-
ge einer der ersten, der den Angriffen Zygo-
fers zum Opfer fiel. Dämonen und lebendige
Finsternis verschlangen die Schmiede und was
nicht zerstört wurde, verbargen die Zwerge in
den Tiefen ihrer Schmiede. Noch immer zieht
es mutige Recken hierher, in der Hoffnung,
eine kostbare Waffe zu finden, die gegen Zygo-
fer und seine Kreaturen helfen kann. Doch nur
die wenigsten kehren zurück.
Die Siedlung Neramsborga bestand aus eini-
gen tausend Zwergen, die alle in der unterirdi-
schen Stadt lebten – solange sie nicht „über Tage“
als Wachen, Feldarbeiter oder auf andere Weise
mit der Versorgung der unterirdischen Siedlun-
gen betraut waren. Die Schmiede entstand, weil
es hier gute Kohlevorkommen gab, die es den
Zwergen erlaubten, ihre Kunstwerke zu schmie-
den. Leider ist davon nach langer Zeit fast nichts
mehr übriggeblieben.
DER WEG ZUR
Waffen schmiedeten, wie es sie nirgendwo sonst gab.
Fürsten und Könige sandten ihre Boten und ließen
in ihrem Auftrag schmieden. Ebenso brachten sie
Gold und Silber, auf dass ihnen daraus Kronen
und Zepter geschmiedet würden, um ihre Herr-
schaft zu bezeugen. Die mächtigsten Waffen
entstanden jedoch aus dem schwarzen Eisen der
Tiefe. Auch wenn die Alten davor warnten, so ge-
langen damit die größten Werke: Rüstungen, die
Drachenfeuer standhielten und Äxte, die Bäume
fällten, als wären sie Grashalme. Doch die mäch-

SCHMIEDE DER tigste Waffe ruht noch immer in der Schmiede;

eine Axt, geschmiedet, um Stein zu schneiden.
AHNEN
Vermutlich haben die SC von den Schätzen der ORTE
Zwergenschmiede gehört und suchen den Ort Nachfolgend sind die wichtigsten Orte der
in eigenem Interesse auf. Alternativ dazu könn- Schmiede beschrieben.
ten sie auch den Begleitschutz für eine Gelehrte
oder einen Zauberer stellen, die diesen Ort er-
forschen wollen. Es wäre gut, wenn die Spieler 1. DAS GASTHAUS
die unten genannte Legende kennenlernen. Als es Nacht wird, kommt das Gasthaus in Sicht,
Seitdem die Zwerge tot sind, gibt es kaum von dem ein Wanderer erzählt hat. Neben einem
noch jemand, der die Straße gen Neramsbor- rauchenden Meiler steht ein kleines Fachwerk-
ga bereist, denn sie führt nirgendwo sonst hin. haus, dass sich in den Schatten der Berge zu
Umso erstaunter werden die Charaktere sein, ducken scheint. Alles hier ist dreckig und rußver-
dass es noch immer ein Gasthaus am Weges- schmiert: Die Fassade, das fast unlesbare, Bier
rand gibt. Auch wenn die Gastleute heutzutage und Brot zeigende Schild, genauso wie der Vorhof.
ihren Broterwerb als Köhler sicherstellen – wo- Im Inneren sieht es nur ein wenig besser aus,
von ein großer Meiler neben dem Haus zeugt allerdings bemühen sich die Wirtsleute, einen
– so haben sie dennoch einen „Nebenerwerb“ in Tisch für die Gäste sauber zu wischen und einen
der Bewirtung und gelegentlichen Ausplünde- bestmöglichen Eindruck zu machen.
rung ihrer Gäste gefunden.
Nach dem Überwinden dieser Gefahr kön- Die SC werden bestmöglich bewirtet, man
nen die SC ihren Weg fortsetzen und in die alte kümmert sich, falls nötig, um ihre Tiere, wird
Zwergenschmiede vordringen, wo sie es mit ihnen helfen, das Gepäck abzuladen und in den
Orks, Geistern und Relikten der Vergangenheit Schlafraum zu bringen, der frisch gefegt wird.
zu tun bekommen. Letztendlich dient die Fürsorge vor allem
dazu, die SC in Sicherheit zu wiegen. Denn
in einem vermeintlich guten Moment werden
LEGENDE die Köhler die Charaktere angreifen, um sie zu
Aus den Tiefen der Berge brachen die Zwerge von töten und ihrer Ausrüstung zu berauben. Um
Neramsborga das Erz, mit dem sie Rüstungen und die Gefahr zu verringern, erst recht, wenn die

68

kapitel 6
SC offensichtlich kampfstark sind, wird man Ihre Hände sind leer, ihre Prunkwaffen schon
ihnen ein starkes Schlafgift (Wirksamkeit 6) vor langer Zeit geraubt.
ins Essen mischen.

DIE OBEREN STOLLEN

Ein kalter Wind fährt durch eine gewaltige Hal-
DIE KÖHLERFAMILIE
le, in der eure Schritte hallen. Der Luftzug spielt
Die Köhlerfamilie besteht aus
mit Laub und vertrockneten Zweigen und trägt
sieben Personen:
einen eigenartigen Modergeruch herbei.
Die einst prächtigen Mosaike sind von Unrat,
Mareibe (Wirtin, 52 Jahre),
Schmutz und Flechten bedeckt. Wo früher kostba-
Orib (Wirt, 44 Jahre), Welusine
re Verzierungen angebracht waren klaffen nun
(25 Jahre), Ortnit (20 Jahre),
Löcher. Zahlreiche Gänge führen von hier fort in
Murmel (17 Jahre), Melu (7 Jah-
einsame lichtlose Stollen.
re), Ono (1 Jahr)
Die oberen Bauten dienten vor allem zur Vertei-
Alle Familienmitglieder au-
digung und Repräsentation, es gibt jedoch eini-
ßer Melu und Ono (die nicht
ge alte längst ausgebeutete Bergwerksgänge und
kämpfen) verwenden die Wer-
-schächte. Hier wurde früher die Kohle abgebaut,
te für Dorfbewohner (Spiellei-
die die Zwerge für ihre Schmiede brauchten.
ter-Handbuch S. 184), ergänzt
um Messer und Holzkeulen.
2. DIE VERTEIDIGUNGS-
KAMMERN
✥ SCHÄTZE: W6 Silbermünzen, W6 Gold- Diese Kammern sind zweckmäßig ausgestattet
münzen und 4 Dosen des Schlafgifts und immer noch ruhen in Felsnischen hun-
(Wirksamkeit 6), das eingenommen derte Bolzen, Wurfgeschosse und Krüge mit
werden muss. Zwei EINFACHE Funde in Pech. Die Waffen sind jedoch alle zerstört oder
einem Versteck. Sofern die SC nicht über geraubt worden.
magische Ausrüstung verfügen, können
sie hier noch ein Breitschwert mit bläulich
leuchtender Klinge finden: Seine Zauber- 3. REPRÄSENTATIONSHALLEN
klinge vermag auch Geister und nicht UND -GÄNGE
materielle Wesen zu verletzen und bietet Diese Räume sind groß, durch Lichtschächte
einen W8-Artefaktwürfel. und Fenster hell erleuchtet und waren einst
reich geschmückt. Nun jedoch ist das Gold von
den Reliefs gekratzt und die Edelsteine und
DIE SCHMIEDE Halbedelsteine wurden schon lange aus Mosai-
Zwischen Ruinen, geborstenen Steinsäulen und ken und den Augen der Statuen gebrochen.
schwarzen, von Gebüsch überwucherten Balken
führt ein breiter Pfad auf ein großes Portal zu. ✥ SCHATZ: Die Splitter von Halbedel-
Aus starren Steinaugen schauen übergroße Zwer- steinen, verborgen unter Moos und Laub;
genkönige auf euch hinab, die den Pfad flankieren. Wert W6 Kupfermünzen.

69

die schmiede der ahnen

 M
DIE SCH IEDE
3 DER A HN EN
2

7
 4. ALTE GÄNGE
Die tauben Schächte wurden selbst nach Zwer-
genstandard schon vor Generationen verschlos-
sen – und von neugierigen Schatzgräbern wie-
der geöffnet. Als Fundstätten für Schätze sind
sie unergiebig, man trifft hier jedoch auf die
Orkin Grazz und ihre Bande (S. 76).
Die Orkinnen leben hier verhältnismäßig ru-
hig, ab und zu gehen sie in der Umgebung auf
Raubzug oder schnappen sich einen Trupp un-
vorsichtiger Schatzsucher. Zum letzten Trupp
dieser Art gehörte der Barde Oswin, der nun
angekettet zu Füßen von Grazz sitzt, wenn
diese in ihrer Halle (einer ehemaligen zwergi-
schen Latrine) residiert. Durch das Gewirr der
alten Schächte und Gänge können die SC die
Orkinnen umgehen und müssen sie nicht kon-
frontieren. Das bedeutet aber, Oswin seinem
Schicksal zu überlassen.
Die Orkinnen trauen sich nicht weiter hinab,
nachdem sie schlechte Erfahrungen mit dem
Zwergengeist (siehe unten) in den abwärtsfüh-
renden Schächten gemacht haben.
✥ SCHÄTZE: Neben der Ausrüstung der
Orkinnen sind hier zwei EINFACHE und ein
WERTVOLLER Fund in einem Versteck zu
erbeuten.
5. SCHÄCHTE IN DIE TIEFE
Von der oberen Ebene führen mehrere Schäch-
te hinab in das Bergwerk zu den Schmieden
und den Behausungen der Zwerge. Die auf-
wändigen mechanischen Aufzüge sind leider
alle zerstört. Einige der Schächte sind sogar
durch das herabgestürzte Stückgut versperrt.
Es bleibt nur eine anstrengende Klettertour
durch einen der Aufzugschächte oder einen der
Luft- oder Lichtschächte. Um in den Schäch-
ten zu klettern, sind Würfe auf Bewegen von-
nöten. Charaktere, die besonders große Waffen
72
kapitel 6
oder Ausrüstungsgegenstände bei sich tragen,
legen fordernde Würfe ab (Modifikator von -1).
Misserfolg kann Schaden oder Erschöpfung
zur Folge haben, oder die Ausrüstung der Cha-
raktere in Mitleidenschaft ziehen. Überzählige
x können eingesetzt werden, um Gefährten zu
unterstützen.
Früher waren die unteren Hallen durch ein
Konstrukt erleuchtet, das über Spiegel und
Linsen Tageslicht durch die Lichtschächte in
die Tiefe ließ. Inzwischen sind die Metallspie-
gel durch Angriffe der Rostschwärmer (siehe
unten) blind oder verdreckt und die Schächte
teilweise zerstört. Mit ein wenig Mühe und
einem Wurf auf Handwerk können sie jedoch
instand gesetzt werden.
Egal welchen Weg die SC nehmen, bei der
Rast auf einem Absatz oder in einem Querstol-
len werden sie vom Geist einer Zwergin (siehe S.
76) angegriffen.
DIE UNTEREN STOLLEN
Auch hier gibt es große repräsentative Räu-
me, vor allem Schmieden, Kohlelager, Gräber,
Waffenkammern und den Tempel des Ersten
Feuers. Die Verbindungsgänge und die Wohn-
räume der Zwerge sind jedoch auf die Körper-
größe von Zwergen zugeschnitten. Daher
kommt es zu Behinderungen beim Kampf in
engen und niedrigen Räumen – vor allem wenn
man Waffen führt, die länger als ein Dolch
sind. Besondere Räume hier sind:
6. DAS ERSTE FEUER
Im Zentrum eines zerstörten und entweihten
Tempels glimmt in einer gewaltigen Steinscha-
le ein unlöschbares Feuer. Es war der Quell für
die Schmiedefeuer und Zentrum diverser Ritu-
ale der Zwerge. Mit genügend Brennholz und
auch dem Pech aus den Verteidigungskammern
kann es geschürt werden und wird dann zu ei-
ner alleszerstörenden Flamme, die auch gegen
die LEBENDIGE FINSTERNIS (siehe unten) helfen
wird. Wenn man diese hierher lockt, die Aus-
gänge des Raumes mit Feuer oder Licht „blo-
ckiert“ und gleichzeitig das Erste Feuer schürt,
ist dies die effektivste Methode die Finsternis
zu bekämpfen.
7. DIE AXT IM STEIN – DER
STEINGIGANT
Über euch scheint noch einer der vielen Licht-
schächte erhalten zu sein, denn ein winziger Licht-
strahl hat sich in die Tiefe verirrt und fällt auf
einen großen Granitstein, in dem eine Axt steckt.
Den SC sollte die Legende von der Axt im Stein
bereits begegnet sein und vielleicht setzen sie
ihre Hoffnungen in diese zweifellos magische
Waffe. Leider ist dies jedoch ebenfalls eine Fal-
le von Zygofers Schergen, die diese Legende
bewusst in Umlauf brachten. Zieht man die
Axt aus dem Stein, so zerfällt sie augenblick-
lich zu Staub. Der Fels formt sich jedoch zu
einem den Raum ausfüllenden Steinriesen, der
die SC sofort angreift. Leider hilft auch keine
Flucht in niedrigere Räume, denn der Steingi-
gant verändert rumpelnd seine Körpergröße …
Schlauere SC könnten mit einem erfolg-
reichen Wurf auf Wissen bereits ahnen, dass
etwas mit der Legende nicht stimmt: Es gibt
keine anderen Waffen aus schwarzem Eisen
und auch keine Bergwerkstollen in die Tiefe,
aus der man schwarzes Eisen gewinnen könnte.
Die einzigen Bergwerkstollen hier führen zu
einem Kohlebergwerk.
STÄRKE 10, GESCHICKLICHKEIT 2
FERTIGKEITEN: Bewegung 1
RÜSTUNGSSCHUTZ: 8

MONSTERANGRIFFE
W6 ANGRIFF
1 VERNICHTENDER SCHLAG! Der Gigant schwingt seine Arme über den Kopf
und lässt sie mit aller Macht auf eine Abenteurerin niedersausen. Würfle für
den Angriff mit acht Basiswürfeln und Waffenschaden 2 (STUMPFER SCHLAG).
Bei einem Treffer wird das Opfer zudem zu Boden geworfen.
2 BRÜLLEN! Der Gigant gibt ein tiefes, durchdringendes Brüllen von sich, das alle
Abenteurerinnen in NAHER Reichweite erschreckt. Würfle einen Furchtangriff
mit sechs Basiswürfeln.
3 STAMPFANGRIFF! Der Gigant versucht, eine Abenteurerin in NAHER Reichweite
zu treten. Würfle für den Angriff mit zehn Basiswürfeln und Waffenschaden 1
(STUMPFER SCHLAG). Ein getroffenes Opfer wird außerdem zu Boden geworfen.

73

die schmiede der ahnen

 4 UMREISSENDER SCHLAG! Der Gigant schwingt seine Steinfäuste gegen alle
Abenteurerinnen NAHER Reichweite. Würfle für jeden Angriff mit acht Basis-
würfeln und Waffenschaden 1 (STUMPFER SCHLAG). Alle getroffenen Opfer wer-
den zudem zu Boden geworfen.
5 SCHMETTERBALL! Der Gigant hat genug von einer Abenteurerin in NAHER
Reichweite und versucht, sie von sich zu schleudern. Würfle für den Angriff mit
acht Basiswürfeln und Waffenschaden 2 (STUMPFER SCHLAG). Bei einem Treffer
wird das Opfer in KURZE Reichweite geschleudert und landet liegend.
6 ZERQUETSCHEN! Voller Wut stampft und schlägt der Gigant wild um sich.
Alle in NAHER Reichweite werden mit acht Basiswürfeln und Waffenschaden
1 (STUMPFER SCHADEN) angegriffen. Alle getroffenen Opfer werden außerdem
zu Boden geworfen.

Überall auf der untersten Ebene – oder wenn

MONSTER UND sie die Charaktere erst einmal erspürt hat und

NSC verfolgt, auch auf den oberen Ebenen – kann

Im Folgenden sind die Monster und NSC be-
schrieben, denen die Abenteurerinnen begeg-
nen können.
DIE LEBENDE FINSTERNIS
Eure Fackeln scheinen nicht mehr so hell zu bren-
nen wie zuvor, dabei habt ihr sie vor kurzem
noch erneuert. Ihr Licht reicht nicht mehr so weit
wie zuvor, als die Dunkelheit um euch herum im-
mer dichter wird, die Schatten tiefer werden und
miteinander zu verschmelzen beginnen. Dann
greifen Schattententakel und -arme nach euch …
Als Wächter, und um die Zwergenstätte für
immer unbewohnbar zu machen, wurde von
Zygofers Schergen die Lebende Finsternis her-
aufbeschworen. Man bemerkt sie erst, wenn die
Finsternis dichter zu werden scheint und das
Licht einer Fackel weniger weit reicht und zu
einem kleinen Lichtpunkt verkümmert. Dann
verzerren die Schatten und beginnen zu greifen.
man der Finsternis begegnen. Die effektivste
Waffe gegen sie ist starkes Licht – die beste
Wirkung zeigen magisches Feuer oder Tages-
licht. Geschickt eingesetzt können den Cha-
rakteren die Linsensysteme der Beleuchtung in
Zusammenhang mit dem Ersten Feuer helfen,
die Finsternis zu besiegen.
Eigentlich ist die Finsternis körperlos, erst
in dem Moment, wenn sie angreift, wird
sie körperlich: Dies ist gleichzeitig auch ihr
Schwachpunkt. Dadurch, dass sie sich zu-
sammenzieht, kann sie nur in einem Radius
von etwa 30 Metern agieren und dadurch,
dass sie halb materiell wird, kann sie verletzt
werden.
STÄRKE 24, GESCHICKLICHKEIT 5
FERTIGKEITEN: Heimlichkeit 5, Bewegung 3
RÜSTUNGSSCHUTZ: 4 gegen magische
Waffen, 8 gegen profane Waffen
NACHTSICHT: Die Lebende Finsternis kann
ohne Schwierigkeiten im Dunkeln sehen.

74

kapitel 6
SCHNELLIGKEIT: Die Lebende Finsternis
zieht bei Kampfbeginn zwei Initiativekar-
ten und kann in beiden Zügen handeln.
LICHTSCHEU: Die Lebende Finsternis
kann kein helles Licht (Magie, Sonne etc.)
ertragen und muss sich davon entfernen.
Falls das nicht möglich ist, erleidet die
Kreatur in jeder Runde W3 Punkte Schaden
von jeder einzelnen Lichtquelle, W6 Punkte
Schaden bei großen Lichtquellen. Beim
Kampf in der Schmiede zählt das entfache
Erste Feuer als GROSSE Lichtquelle (W6
Schaden). Von den Charakteren gelenkte
Tageslichtstrahlen zählen als KLEINE Licht-
quellen (W3 Schaden). Normale Fackeln,
Öllampen und Ähnliches können als impro-
visierte Waffe eingesetzt werden. Nutze
die Werte der Holzkeule, der Angriff zählt
gegen die Lebende Finsternis als magisch.
Nach jedem Angriff muss allerdings der
Ressourcenwürfel für Fackeln gewürfelt
werden.
MONSTER: Die Finsternis zählt im Kampf
als Monster (Spielleiter-Handbuch S. 73)

MONSTERANGRIFFE
W6 ANGRIFF
1 ZERQUETSCHEN! Die Finsternis packt eine Abenteurerin und versucht, sie zu
Brei zu zerquetschen. Führe einen Angriff mit zwölf Basiswürfeln und Waffen-
schaden 1 (STUMPFER SCHLAG) durch.
2 SCHATTENTENTAKEL! Die Finsternis peitscht mit einem Tentakel nach einer
Abenteurerin innerhalb NAHER Reichweite. Führe einen Angriff mit sieben
Basiswürfeln und Waffenschaden 1 (STUMPFER SCHLAG) durch. Falls der Angriff
trifft, wird das Opfer zu Boden geworfen.
3 GEFANGEN IN DEN SCHATTEN! Jede Abenteurerin in NAHER Reichweite wird von
Schatten umgeben, die ihre Gedanken mit Angst erfüllen. Führe einen Furcht-
angriff mit acht Basiswürfeln gegen alle Opfer durch.
4 SCHATTENSCHLAG! Ein Schatten unter einer Abenteurerin versucht, sie zu
Fall zu bringen. Dies ist ein Angriff mit zehn Basiswürfeln und Waffenscha-
den 1 (STUMPFER SCHLAG). Falls der Angriff trifft, wird die Abenteurerin auf NAHE
Reichweite geworfen und ist liegend.
5 KLAUENSCHLAG! Ein Schattenarm formt sich zu einer messerscharfen Klaue.
Würfle für den Angriff mit zehn Basiswürfeln und Waffenschaden 2 (SCHNITT-
WUNDE).

6 SCHATTENFAUST! Eine schwarze Faust trifft eine Abenteurerin, die ein Licht
trägt oder bewacht, mit voller Wucht. Führe einen Angriff mit zwölf Basiswür-
feln und Waffenschaden 2 (STUMPFER SCHLAG) durch.

75

die schmiede der ahnen

 GRAZZ
Nach der Verbannung durch ihren Bruder, dem
sie im Kampf um die Vorherrschaft in der Sippe
unterlegen war, scharte Grazz einige Kriegerin-
nen um sich. Auch sie hörte von der Legende
von Neramsborga. Schätze fand sie bei ihrer
Suche nicht, aber einen sicheren und trockenen
Unterschlupf für ihre Raubzüge. Nachdem der
Kampf gegen die Geister-Zwergin (siehe unten)
und andere Gefahren der Tiefe drei ihrer Krie-
gerinnen das Leben kostete, beschränkt sie sich
darauf, die alte Zwergenfeste als Unterschlupf
zu nutzen.
STÄRKE 5, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 4, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Nahkampf 5, Fernkampf 3,
Heimlichkeit 3, Manipulation 3, Auskund-
schaften 2, Menschenkenntnis 2
TALENTE: Verteidiger 2, Weg des Feindes 2,
Blitzschnell 1, Fester Griff 1, Schmerzresis-
tent 1, Standfest 1
AUSRÜSTUNG: Schwert, Kettenhemd, klei-
ner Schild, Kurzbogen
ORKKRIEGERIN
Grazz hat andere ausgestoßene Orkinnen um
sich geschart, Ork-Männer duldet sie nicht bei
ihren Kriegern. Alle Kriegerinnen sind mit
dem Besten ausgerüstet, was sie in den letzten
Jahren zusammengeraubt haben.
STÄRKE 4, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 2, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Nahkampf 3, Ausdauer 2,
Auskundschaften 2
AUSRÜSTUNG: Lederrüstung, Krummsäbel
76
kapitel 6
DIE GEISTER-ZWERGIN
Ein Wind weht durch den Gang und trägt den
Geruch längst verloschener Schmiedefeuer mit
sich. Aus den Schatten formt sich der leicht glü-
hende Geist einer zornigen Zwergin. Mit einer
durchschimmernden Axt in den Händen stürzt
sie sich auf die nächste Abenteurerin.
Der Geist einer Zwergin greift nur weibliche Aben-
teurerinnen an, männliche Abenteurer werden
von ihr verschont, weil sie in ihnen keine Gefahr
sieht. Denn in ihrem eifersüchtigen Wahn wacht
sie noch immer über das Grab ihres Liebsten,
eines Zwergenschmieds, in den Unteren Stollen.
STÄRKE 8, GESCHICKLICHKEIT 6,
VERSTAND 3, EMPATHIE 2
BEWEGUNG: 1
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 4, Heim-
lichkeit 4, Bewegen 3
KÖRPERLOS: Die Zwergin kann nur durch
Magie verletzt werden. Selbst wenn sie
besiegt ist, wird sie nur für einen Tages-
abschnitt verbannt und kehrt dann wieder
zurück. Sie wird jedoch die Unteren Hallen
nicht verlassen. Nur der Zauber Untote
Bannen kann sie dauerhaft zerstören.
SCHWÄCHE HEILIGE SYMBOLE: Kann den
Anblick von heiligen Symbolen des Gottes
Hüne nicht ertragen und muss sich von ih-
nen entfernen. Wenn dies nicht möglich ist,
verursacht ein Zeichen oder eine Statue
Hünes jede Runde W3 Stärkeschaden.
MONSTERANGRIFFE: Wie Geist (Spielleiter-
Handbuch S. 91)
BELEBTE STATUEN
Grimmig und gleichzeitig erhaben schaut die
Statue eines zwergischen Schmiedes zu euch auf.
Noch immer ist die Steinfigur intakt und steht
am Rand einer Kreuzung, als würde sie darauf
warten, dass wieder Zwerge die Stollen mit Le-
ben erfüllen. Doch plötzlich hebt die Gestalt knir-
schend ihre Steinaxt und tritt auf euch zu.
Es gibt an vielen Orten Statuen die, von uralter
zwergischer Zauberei erfüllt, jeden angreifen,
der kein Zwerg ist. Einst waren sie die Wäch-
ter der Mine, doch der Übermacht der Feinde
unterlegen. Ihrem alten Auftrag folgen sie im-
mer noch und stellen nicht zu unterschätzen-
de Gegner dar. Ihr Angriff gilt als Magische
Waffe. Mithilfe des Zaubers Stimme des Ber-
ges kann man mit den Statuen kommunizie-
ren oder sie durch den Zauber Steinschmied
direkt kontrollieren. So können die Statuen im
Kampf gegen die Lebende Finsternis genutzt
werden. Wenn sie zerstört werden, regenerieren
sie sich innerhalb von W6 Wochen.
STÄRKE 6, GESCHICKLICHKEIT 2
FERTIGKEITEN: Nahkampf 3, Kraft 2
RÜSTUNGSSCHUTZ: 5 (Steinhaut)
ROSTSCHWÄRMER
An der Felswand lehnt ein uralter zwergischer
Rundschild aus Eisen. Auf seiner Oberfläche
ist kein Wappen mehr zu erkennen, es ist voll-
kommen mit Rost überzogen. Plötzlich läuft ein
Kräuseln über die Schildoberfläche und der Rost
erhebt sich und wird zu einem Schwarm rostfar-
bener Falter, der sich in die Luft erhebt.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 3
BEWEGUNG: 2
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 4,
Bewegen 3
SCHWARM: Die Rostschwärmer bilden
einen Schwarm und jeder Angriff gegen sie
verursacht immer nur einen Punkt Schaden.
77
die schmiede der ahnen
KORROSION: Die Rostschwärmer lassen
sich auf metallischen Waffen, Rüstungstei-
len und Ausrüstungsgegenständen eines
Abenteurers nieder. Bei Gegenständen aus
Kupfer oder Bronze bewirkt dies nur eine
oberflächliche Korrosion, die mit einer auf-
wändigen Politur wieder behoben werden
kann. Bei Gegenständen aus Eisen bedeu-
tet dies aggressiver Rost, der dafür sorgt,
dass Klingen stumpf werden, Schnallen
durchrosten und so weiter. Jeder erfolg-
reiche Angriff des Schwarms lässt einen
getragenen Gegenstand mit Ausrüstungs-
bonus, der teilweise oder vollständig aus
Eisen besteht, korrodieren. Wenn dieser
Gegenstand für eine Probe eingesetzt wird
senken l auf den Ausrüstungswürfeln
den Bonus des Gegenstands auch dann,
wenn der Wurf nicht strapaziert wird. Ma-
gische Gegenstände sind von den Atta-
cken des Schwarms nicht betroffen.,
EREIGNISSE
Abenteurerinnen können in der Schmiede der
Ahnen und ihrer Umgebung in eine Vielzahl
an Ereignissen verwickelt werden. Im Folgen-
den findest du eine Auswahl an möglichen Ge-
schehnissen.
SUPPE MACHT MÜDE
Wenn die SC auf dem Weg zur Schmiede der
Ahnen oder auch nur auf der Durchreise im
Gasthaus der Köhlerfamilie einkehren, werden
sie die Gier der Gastleute erwecken. Die Wirtin
Mareibe wird die Abenteurer herzlich willkom-
men heißen und bereitwillig mit Suppe bewirten.
Da die Suppe mit Schlafgift versetzt ist, wird
niemand aus der Köhlerfamilie an der Mahl-
zeit teilnehmen. Aufmerksame Abenteurer
können mit einer Probe auf Menschenkenntnis
erahnen, dass etwas nicht stimmt. Charaktere,
die über eines der Talente WEG DES GIFTS oder
GIFTMISCHER verfügen, können den Geruch des
Giftes mit einem Wurf auf HANDWERK identi-
fizieren.
Sollte keiner der Charaktere das Gift bemer-
ken, werden vermutlich schon bald alle Aben-
teurer das Bewusstsein verlieren. Einige Zeit
später erwachen sie im Keller des Gasthauses.
Die Gastleute haben die Tür von außen ver-
riegelt und sind damit beschäftigt, die Habe
der Gruppe zu durchsuchen. Können die Cha-
raktere ihre Gastgeber überrumpeln und sich
befreien?
SPIELMANN AUF ABWEGEN
Vielleicht sind die Charaktere beauftragt wor-
den, den Barden Oswin zu finden, der in der
Umgebung der Schmiede der Ahnen auf Rei-
sen war. Vielleicht haben sie Oswin in der Ver-
gangenheit auch selbst kennen und schätzen
gelernt. Spuren weisen darauf hin, dass Oswin
überfallen wurde und in die Stollen der Mine
verschleppt worden ist.
Wenn die Abenteurer in den Gängen nach
dem Barden suchen, kommen sie schon bald
mit Grazz und ihren Orkinnen in Kontakt.
Grazz findet Gefallen an den Liedern und
Geschichten Oswins. Sie möchte ihn daher
ungern gehen lassen. Andererseits fürchtet sie
den Geist, der in den tiefergelegenen Gängen
umgeht. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit,
eine Abmachung zu treffen …
AUCH WENN DER TOD UNS
SCHEIDET
Der Geist der Zwergin bewacht seit den letz-
ten Tagen der Schmiede der Ahnen das Grab
78
kapitel 6
eines Schmiedes, ihres toten Gatten. Von
krankhafter Eifersucht zerfressen, wird der
Geist alle weiblichen Charaktere angreifen,
die dem Grab zu nah kommen. Männliche
Charaktere können, wenn sie sich respektvoll
verhalten, mit dem Geist ins Gespräch kom-
men. Ob sie der toten Zwergin zur ewigen
Ruhe verhelfen können, kannst du als SL frei
entscheiden.
INS DUNKEL HINAB
Sobald die Abenteurerinnen einmal tief genug
in die Stollen der Schmiede hinabgestiegen
sind, wird die Lebende Finsternis auf sie auf-
merksam. Die dämonische Entität wird von da
an Jagd auf die Charaktere machen und versu-
chen, sie am Verlassen der Gänge zu hindern.
Die Wesenheit versucht nicht sofort, ihre Op-
fer zu töten, sondern möchte noch etwas mit
ihnen spielen, bevor sie eine arme Seele nach
der anderen auslöscht.
Die Abenteurerinnen dürften ernsthafte
Probleme bekommen, wenn sie einfach blind-
lings in den Kampf gegen das Monster stür-
men. Ziehen sie sich stattdessen zurück und su-
chen zunächst nach Möglichkeiten, der Bestie
beizukommen, können sie einige Möglichkei-
ten entdecken, die ihre Chancen erhöhen, die
Schmiede lebend zu verlassen.
Das Spiegelsystem in den Stollen kann ge-
reinigt und zu Teilen instandgesetzt werden,
um Tageslicht bis zur Lebenden Finsternis
zu leiten. Außerdem können die Charaktere
das Erste Feuer anfachen und das dämonische
Schattenwesen für ein letztes Gefecht in die
Schmiede locken. Darüber hinaus könnten
sich Grazz und ihre Bande, der Geist der Zwer-
gin, die belebten Statuen oder sogar der Stein-
gigant als Verbündete oder zumindest als Feind
des Feindes erweisen.
 ENTDECKUNGEN IN schiedenste Phänomene stoßen. Würfle alle ein
DEN STOLLEN bis zwei Züge (15 Minuten) auf der folgenden
Wenn die Charaktere das Gewirr der Gänge Tabelle, um zu sehen, was die Abenteurerinnen
und Stollen durchsuchen, können sie auf ver- entdecken.

MONSTERANGRIFFE
W66 ANGRIFF
11–14 Etwas Bekanntes: Das Amulett eines verschollenen Freundes, der Wap-
penschild der gleichen Familie. Ein Pfeil mit den Farben der gleichen Sippe.
15–23 Überreste eines Lagers: Lagerfeuer, ausrangierte Ausrüstung, ein verlore-
ner Gegenstand (Würfle auf der Tabelle für EINFACHE getragene Funde).
24–33 Überreste eines Kampfes: Knochen, frische Leichen, eine geborstene Waffe…
34–42 Höhlenbewohner (W6): 1–3 würfle auf der Tabelle Monster, 4–6 würfle auf
der Tabelle Tiere
43–48 Ausgelöste Falle, zur Inspiration siehe Tabelle Fallen
49–52 Noch aktive Falle, siehe Tabelle Fallen
53–56 Ein zwergisches Relikt (W8): 1 Statue, 2 Wandbild, 3 Rüstungen, 4 Waffen,
5 Grab, 6 Artefakt (Amulett, Statuette), 7 Kleidung, 8 Werkzeug,
57–62 Ein Grab.
63–66 Etwas Unerklärliches: Ein geschmolzenes Schwert, ein absurd verformtes
Skelett, ein verknoteter Pfeil

W6 MONSTER W6 TIERE
1–2 Belebte Statue (S. 76) 1–2 Bleiche Ratten (wie Ratten-
3 Lebendige Finsternis (S. 74). schwarm)
4 Geist (Spielleiter-Handbuch S. 90) 3–4 Fledermäuse (Schwarm)
5 Ruheloser Toter (Spielleiter- 5–6 Steinmaden (gruselig, aber für
Handbuch S. 120) Wesen aus Fleisch und Blut
harmlos)
6 Skelett (Spielleiter-Handbuch S.
120)

79

die schmiede der ahnen

 FALLEN
Die Zwergenschmiede weist noch immer
Fallen der Erbauer auf, doch diese stammen
aus dem Abwehrkampf der Zwerge gegen die
Eindringlinge und waren seinerzeit sehr im-
provisiert. Allerdings ließen auch Zygofers
Schergen hier magische Fallen zurück, um zu
verhindern, dass jemand in die Schmiede zu-
rückkehrt. Zum Glück für die SC wurden viele
der Fallen schon ausgelöst oder ihre Zauber-
kraft ist erloschen, manche sind jedoch immer
noch aktiv.

W6 FALLE EFFEKTE BETROFFENE

1 Herabfallende Angriff mit sechs Basiswürfeln, Waffenscha- Zufällige
Steinplatte den 1 (STUMPFER SCHLAG) Abenteurerin
2 Gas Halluzinogenes Gift mit Wirksamkeit W6+4 Alle Abenteure-
rinnen
3 Pfeile Angriff mit fünf Basiswürfeln, Waffenscha- Die zwei Aben-
den 1 (STICHWUNDE) teurerinnen, die
vorangehen
4 Klingen aus Angriff mit sieben Basiswürfeln, Waffenscha- Alle Abenteure-
der Wand den 2 (SCHNITTWUNDE) rinnen
5 Schreckens- Furchtangriff mit sechs Basiswürfeln Alle Abenteure-
vision rinnen
6 Fallgrube Um zu entkommen muss ein Wurf auf Bewe- Diejenige, die
über Wasser gen abgelegt werden. Dieser Wurf kann vorne geht
jede Runde abgelegt werden. Bei Misserfolg
schwimmt die Abenteurerin weiterhin im
Wasser. Wende die Regeln für Ertrinken (Spie-
ler-Handbuch S. 115) an, falls nötig. Andere
Abenteurerinnen können mit einem Wurf auf
Kraft aus der Grube heraushelfen. Seile bie-
ten hierbei einen Ausrüstungsbonus von +1.

80

kapitel 6
 DIE K L A M M
DR ACHEN
DES
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Verlies
Still liegt die Siedlung vor euch, die noch vor weni-
gen Jahren eines der wichtigsten Dörfer der Um-
gebung gewesen sein soll. Die Häuser, dicht neben-
einander an den Wasserlauf geschmiegt, sind zum
Großteil aus Stein und künden von Wohlstand.
Kein äußerer Feind hat diesen Ort erstürmt, kei-
ne Naturkatastrophe hinterließ Spuren der Ver-
wüstung – aber alles Lebende hat diese Mauern
verlassen. War da eben ein Geräusch? Das Tosen
des Baches übertönt alles. Seine schäumende Flut
strömt aus einer engen Klamm, die vom Rand der
Siedlung steil bergan führt, schroff, verwinkelt
und tief eingeschnitten. Der kühle Wind, der das
Wasser talwärts begleitet, trägt eine beißende, bit-
tere Ahnung von Tod und Leid mit sich, die euch
Tränen in die Augen treibt.
HINTERGRUND
Das Dorf Weißenbrück, an einer Handelsstraße
am Fuß der Berge gelegen, war vor der Zeit des
81
die klamm des drachen
Blutnebels berühmt für die Heilkräfte seiner
Bäder. Es heißt, die Göttin Strom hätte den
Bach gesegnet, der in jenen Bergen entspringt
und durch eine Klamm ins Tal fließt. Zahlrei-
che Kranke pilgerten nach Weißenbrück, um
sich der Pflege von Stroms Anhängerinnen
anzuvertrauen. Nachdem der Blutnebel ver-
schwunden war, hätte Weißenbrück wieder
zum Ziel kranker Pilger werden können, doch
es sollte anders kommen. Der Drachenwyrm
Khorak erwählte die Berge oberhalb des Dorfs
als sein Revier. Seine Beutezüge, bei denen er
Reisenden, Vieh und den Bewohnern des Dor-
fes nachstellte, wurden innerhalb kürzester Zeit
immer schlimmer, und so brach schließlich die
bekannte Kämpferin Kara mit einigen Getreu-
en auf, um die Bestie zu bekämpfen. Niemand
weiß, was an jenem Tag geschah, denn der ein-
zige Überlebende, der Tage später nach Weiß-
enbrück zurückgekrochen kam, war entstellt,
halb wahnsinnig und verstarb kurz darauf.
 Weder von Kara und ihren anderen Mitstrei-
tern noch von dem Drachenwyrm sah man je
wieder auch nur eine Spur, und die Dorfbewoh-
ner dachten, da die Bestie nun bezwungen war,
würde auch ihr altes Glück zurückkehren. Doch
stattdessen begannen sich in den folgenden Mo-
naten Krankheit, Wahnsinn und Tod in Weiß-
enbrück auszubreiten – erst schleichend, dann
immer schneller. Stroms Segen schien sich in
einen Fluch verkehrt zu haben, und wer konnte,
packte seine Sachen und zog fort. Ein paar der
Anwohner, die zu arm oder zu stur waren, um
ihr Glück anderswo zu versuchen, errichteten
ein Lager in der Nähe der Handelsstraße, wo-
hin der Fluch sie nicht zu verfolgen schien, und
fristen dort seitdem ein kärgliches Dasein.
Niemand weiß, was wirklich hinter dem
Fluch steckt: Im Kampf gegen Khorak fielen
die meisten Angreifer in den engen Spalten und
Höhlen der Klamm dem Drachenwyrm zum
Opfer. Kara, der allein es gelungen war, bis zum
Nest des Wyrms vorzudringen, musste erken-
nen, dass sie dem Monster nicht gewachsen war.
Sie schaffte es, sich in eine Felsspalte zurückzu-
ziehen und den Drachenwyrm mit ihrem Speer
Blutdorn schwer zu verwunden, doch dann er-
lag sie in ihrem Versteck dem Säureatem des
Ungeheuers. Khorak schwebt seitdem zwischen
Tod und Leben, und nur die Heilkräfte der
Quelle, die durch seine Wohnhöhle fließt, ver-
hindern seinen Tod. Sein giftiges Blut aber ver-
seucht seitdem die Klamm und das Wasser des
Wildbachs, sodass die einst gesegneten Fluten
nun Krankheit und Leid bringen. Khorak kann
sich nicht für längere Zeit von der heilkräfti-
gen Quelle entfernen und lebt von den wenigen
Tieren, die er in den Bergen erlegen kann. Der
Schmerz seiner Wunden und quälender Hunger
haben ihn halb wahnsinnig werden lassen, aber
bis zum heutigen Tag klammert sich der Wyrm
an seine Existenz, und solange sein grün-gelbes
Blut in den Weißenbach trieft, bleibt auch der
„Fluch“ bestehen.
82
kapitel 7
DER WEG ZUR
DRACHENKLAMM
Durch die recht verbreitete Legende ist es
möglich, die Abenteurerinnen von nahezu
überall her nach Weißenbrück zu locken, aber
genauso gut können sie auf ihren Reisen zufäl-
lig auf die Siedlung stoßen. Beachte bitte, dass
Weißenbrück auf einem Kartenhexfeld in einer
bergigen Region oder am Rand einer Bergkette
liegen muss.
FLÜCHTLINGSBERICHTE
Viele Bewohner verließen Weißenbrück, als
Siechtum und Wahnsinn sich auszubreiten
begannen. Die Flüchtlinge, denen mancher-
orts nachgesagt wurde, den Fluch des Ortes
mit sich zu tragen, verteilten sich weit über die
Lande, sodass man vielerorts die Geschichte
vom Fluch von Weißenbrück hören kann. Er-
zählungen vom einstigen Reichtum des Dorfes
locken Schatzsucher an und mancher Macht-
haber hat großes Interesse daran, die Ursache
des Fluchs herauszufinden, um vielleicht eines
Tages die heilenden Wasser des Ortes wieder
nutzbar zu machen.
SPUREN DES NEUEN LAGERS
Zu seiner Hochzeit lag Weißenbrück an einer
brauchbar befestigten Straße, die inzwischen
zwar überwachsen ist, aber Reisenden immer
noch als Orientierungshilfe dienen kann. Wer
auf dem Pfad unterwegs ist, erspäht leicht den
Rauch der Kochfeuer des neuen Lagers (Ort 1),
sobald er sich der Drachenklamm auf eine hal-
be Wegstunde nähert.

LEGENDE
Die heilenden Quellen in Weißenbrück, geseg-
net von der Kraft der Göttin Strom, verhießen
einst Kranken Genesung, und von nah und fern
kamen Leidende, um in den Wassern zu baden.
Das Dorf wuchs und gedieh. Doch dann stieg ein
grässlicher Drache aus den Bergen hinab und
begann die Gegend unsicher zu machen. Er riss
Vieh, überfiel Reisende und nichts und niemand
war vor ihm sicher. Da machte sich die Kriege-
rin Kara von Weißenbrück auf, die Bestie zu
bezwingen. Sie gürtete ihre silbernen Beinschie-
nen und ergriff ihren Speer Blutdorn, dem kein
Feind gewachsen war, und gemeinsam mit ihren
Getreuen stieg sie in die Klamm, die der Weißen-
bach in den Berg gegraben hat. Der Kampf zwi-
schen Kara und dem Drachen ließ die Berge er-
zittern, und auch wenn es ihr gelang, die Bestie
zu erschlagen, bezahlte sie für ihren Heldenmut
doch mit ihrem Leben, ebenso wie ihre Mitstrei-
ter. Nur ein Einziger kehrte zurück, entstellt
und halb verrückt vor Angst, und nach wenigen
Tagen raffte der Tod ihn dahin. In Weißenbrück
feierte man das Verschwinden der Bestie, doch
neues Unheil traf den Ort: Der Drache hatte mit
seinem letzten Atemzug die Menschen verflucht,
und Krankheit, Hass und Wahnsinn breiteten
sich im Dorf aus. So ist der einst so stolze und
reiche Ort heute verlassen und das Klagen der
rastlosen Toten mischt sich mit dem Tosen des
Weißenbachs.
ORTE
In diesem Abschnitt werden die wichtigsten
Orte des verlassenen Dorfes, des neuen Lagers
und der Drachenklamm beschrieben.
1. DAS NEUE LAGER
An der Flanke des Berges steigt Rauch eines
Kochfeuers auf. Als ihr euch nähert, erkennt
83
die klamm des drachen
ihr eine kleine Ansiedlung an einem Bach: Eine
behelfsmäßige Palisade aus roh zugehauenen
Stämmen umgibt fünf ärmliche Hütten aus
Holz, Lehm und Zweigen. An einem großen
Feuer in der Mitte der Siedlung rösten Fleisch-
streifen an Spießen. Einige Menschen, von Ent-
behrungen gezeichnet, blicken euch misstrauisch
entgegen.
Etwa 25 Weißenbrücker – kaum ein Fünftel der
einstigen Bevölkerung – waren zu stur oder zu
arm, um weit entfernt ein neues Leben aufzu-
bauen. Stattdessen errichteten diese Unglückli-
chen, hin- und hergerissen zwischen der Trau-
er um die verlorene Heimat und der Hoffnung,
der Fluch würde eines Tages aufgehoben, ein
behelfsmäßiges Lager, das über die Jahre zu
einem ärmlichen Hüttendorf wurde.
Die Bewohner des neuen Lagers sind nicht
sehr gastfreundlich, aber durchaus bereit, mit
Fremden zu sprechen, vor allem, um sie vor
dem Fluch von Weißenbrück zu warnen: Zu
den Symptomen gehören Schwächeanfälle, Er-
innerungslücken, Auszehrung, Wahnvorstel-
lungen, blutiger Husten, Ausbrüche von Ra-
serei und schließlich Krämpfe, die zum Tode
führen. Dass diese Symptome in der Regel erst
nach ein paar Tagen Aufenthalt im Dorf auf-
treten, verschweigen die Dorfleute, solange sie
befürchten, dass es sich bei den Charakteren
um Schatzsucherinnen handelt, die vorhaben,
die Häuser zu plündern.
Unterredungen mit Fremden führt meist die
alte Bäckerin Ylsa, die durch ihre entschlosse-
ne, pragmatische Art zur Anführerin der Sied-
lung geworden ist. Die beiden Jäger Brenn und
Thelia (die Tochter der Kriegerin Kara) sind
tagsüber meist unterwegs, um Fleisch aufzu-
treiben.
✥ KREATUREN: Wortführerin Ylsa, etwa 20
Dorfbewohner, abends/nachts Jäger Brenn
und Thelia
 12

10

9 8

11

8
7

4
6

3
DIE K L A M M
2 5

DES DR ACHEN
 2. DAS TOR VON WEISSENBRÜCK
Eine fast mannshohe Mauer umgibt jenen Teil
des Dorfes, der auf der dem Berg abgewandten
Seite des Wildbachs liegt. Von der alten Straße
aus erreicht man ein Tor in der Mauer, breit ge-
nug, dass ein Fuhrwerk es bequem passieren kann.
Die wuchtigen Flügel des Tors hängen schief in
den Angeln, die breiten Metallbeschläge sind ver-
rostet. In das Holz wurden grobe Buchstaben ein-
geritzt: „Hütet euch vor dem Fluch!“
Das Tor wurde schon vor Jahren von Plünde-
rern aufgebrochen und ist beschädigt, lässt sich
aber mit vertretbarem Aufwand behelfsmäßig
verbarrikadieren und stellt dann eine solide
Barriere gegen Gefahren von außen dar.
Innerhalb der Mauer fällt auf, dass sich
im Dorf nichts Lebendes regt: Kleintiere wie
Mäuse oder Ratten scheinen das Areal ebenso
zu meiden wie Insekten. Das ständige Tosen
des Wildbachs schafft eine unruhige Geräusch-
kulisse, ohne die vollkommene Grabesstille
herrschen würde.
3. DIE TAVERNE AM BACH
Ein schmuckes Steinhaus mit einem festen Schin-
deldach, kleinen Fenstern im Erdgeschoss und
größeren, von hölzernen Läden geschützten Fens-
tern im ersten Stock ist dicht an den Bach gebaut.
Ein im Wind knarrendes Schild mit gemaltem
Bierkrug, Brotlaib und Schinken kündet von eins-
tiger Gastlichkeit, während die Tür unter dem
Schild unübersehbar Spuren gewaltsamen Ein-
dringens trägt und fast gänzlich zertrümmert ist.
Die Taverne bot nicht nur den Besuchern von
Weißenbrück Unterkunft, sie war auch das so-
ziale Zentrum des Dorfes, wo man sich abends
gern traf und Neuigkeiten austauschte. Den
Großteil des Untergeschosses nimmt die Gast-
stube ein, von der die kleine Küche durch eine
Bretterwand abgetrennt ist. Im Obergeschoss
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kapitel 7
befinden sich die Kammern der Wirtsleute so-
wie vier Zimmer, die an Auswärtige vermietet
werden konnten. Als die Wirtsfamilie Weiß-
enbrück verließ, hatte sie die Hoffnung, eines
Tages wieder zurückzukehren, und so sind alle
Läden sorgfältig verschlossen.
Sobald man die Gaststube betritt, fallen
einem zwei auf dem Boden liegende, fast gänz-
lich verweste Leichen auf. Beide weisen schwere
Kampfverletzungen auf, wozu auch umgestürz-
te Möbel passen. In der Nähe der Tür stehen
zwei größere Bündel zum Abtransport bereit.
Vor knapp zwei Jahren kamen drei Glücksrit-
ter nach Weißenbrück und quartierten sich in
der Taverne ein, nachdem sie die Eingangstür
aufgebrochen hatten. Spuren ihrer Suche nach
wertvollen Gegenständen finden sich überall im
Haus und anderswo im Dorf. Doch die Drei, die
den Fluch als Ammenmärchen verlacht hatten,
fielen dem Gift zum Opfer, das Weißenbrück
durchdringt: Während einer der drei von schwe-
rer Auszehrung betroffen krank in einer Kam-
mer im Obergeschoss lag (wo man heute seine
ebenfalls fast skelettierte Leiche finden kann),
wollten die anderen beiden sich aus dem Staub
machen. Doch die Wahnvorstellungen, die das
Gift auslöst, brachten sie dazu, sich gegenseitig
anzugreifen und schließlich umzubringen – die
derzeit letzten Opfer des Fluchs.
✥ SCHÄTZE: Bei den Leichen der Plünde-
rer finden sich drei Kurzschwerter (rostig,
aber intakt). Die Bündel mit ihrer Beute
enthalten im ganzen Dorf zusammenge-
sammelte Gegenstände (6 EINFACHE Funde,
zwei WERTVOLLE Funde).
4. DIE ABSEITIGEN HÄUSER
Unweit der Taverne führt eine Holzbrücke über
den schäumenden Bach. Die Häuser am anderen
Ufer sind kleiner und ärmlicher, und auch sie
wirken verlassen.
In den abseitigen Häusern, wie die Weißenbrü-
cker den Dorfteil jenseits des Bachs nannten,
wohnten ärmere Leute und Außenseiter, dar-
unter der ehemalige Henker Bakaro, in dessen
Häuschen man heute noch eine beunruhigende
Sammlung von Schädeln in einer Wandnische
hinter einem Vorhang findet. Bei den abseiti-
gen Häusern befindet sich auch die Mühle des
Dorfes, die allerdings durch ein leckes Dach in
einem eher schlechten Zustand ist.
✥ SCHÄTZE: Ein altes, aber liebevoll gepfleg-
tes Richtbeil (4W6 Kupfer) an einer Wand
in Bakaros Haus.
5. DAS BADEHAUS
Am Rand des Dorfes, nahe am Aufgang zur
Klamm, wo das Wasser des Weißenbachs schäu-
mend das Tal erreicht, steht ein langgestrecktes Ge-
bäude aus Stein, dessen Mauern mit Wellenreliefs
und dem dreispitzigen Symbol der Göttin Strom
verziert sind. Die Strahlen der Sonne fallen durch
hohe, schmale Fenster mit grünlichen Butzenschei-
ben ins Innere und tauchen die Räume in ein sanftes,
grün-goldenes Licht. Das Wasser des Baches wird
in steinernen Rinnen durch das Haus geleitet, füllt
kleine und größere Badebecken und fließt durch
armdicke Röhren ab. In der Mitte des Badehauses
befindet sich ein offener Innenhof mit einem hüft-
tiefen Badeteich, um den zwischen dicht wuchern-
dem Unkraut prächtige violette Blüten erstrahlen.
Das Badehaus, einst das prächtige Zentrum von
Weißenbach, wurde mehrfach geplündert, seit
das Dorf verlassen wurde. Es ist gefährlich, hier
zu baden, denn anstelle der einstigen Heilkraft
des Wassers wird jetzt das Gift des Drachen-
wyrms in den flachen Becken durch Verdunstung
konzentriert. Längerer Kontakt mit dem Was-
ser in den Becken löst sofort die ersten Sympto-
me des Fluches (siehe S. 93) aus. Untersucht eine
Abenteurerin die Badebecken genauer, erkennt
87
die klamm des drachen
sie getrocknete, grünliche Rückstände an der
Wasserlinie, die einen unangenehm stechenden
Geruch verströmen – ein erstes Indiz dafür,
dass das Wasser vergiftet sein könnte.
Die Blüten am Rand des Badeteichs gehören
zu einer Würgeranke, der das Gift des Wassers
nichts ausmacht und die hier hervorragende
Bedingungen findet, um zu gedeihen.
✥ KREATUREN: Eine Würgeranke (S. 122 im
Spielleiter-Handbuch)
✥ SCHÄTZE: Nahe des Stamms der Würge-
ranke liegt unter Unkraut das Skelett einer
Strom-Priesterin, die vor fünf Jahren den
Zustand der Heilquelle überprüfen wollte.
Sie trägt ein silbernes Amulett mit dem
Zeichen der Wassergöttin (4W6 Silber).
6. DIE UNTERE KLAMM
Die schäumenden Wasser des Wildbachs haben
sich im Lauf der Zeit tief in den Berg gegraben.
Zu beiden Seiten des Baches ragen sechs bis zehn
Meter hohe, gezackte und zerfurchte Felswände
auf, an vielen Stellen von Spalten durchzogen.
Dort, wo Sonnenlicht in die Klamm fällt, glit-
zern die nassen Steine, und kleine Regenbögen bil-
den sich in der Gischt des Baches, aber am Grund
der Klamm herrschen tiefe Schatten. Moos, loses
Geröll und Pfützen machen den Aufstieg schwie-
rig und zwingen euch, gut nachzudenken, wohin
ihr euren nächsten Schritt setzt.
Direkt hinter dem Badehaus beginnt der Ein-
stieg in die vom Weißenbach durchbrauste
Klamm. Hier ist sie noch nicht so steil wie in
ihrem oberen Teil, und vom Wasser mitgerisse-
ne Bäume und größere Felsen bilden zwar Hin-
dernisse, dienen aber auch als Kletterhilfen
oder schaffen Stellen, an denen man den Bach
überqueren kann. Dies ist auch notwendig, da
der Aufstieg mal an dem einen, dann wieder
am anderen Ufer einfacher ist.
 7. DIE WASSERFÄLLE
Mit jedem Schritt wird die Klamm steiler, und
das Brausen des Baches ist inzwischen ein wüten-
des Tosen, das euch zwingt, die Stimmen zu er-
heben, wenn ihr miteinander sprechen wollt. Das
schäumende Wasser schießt zwischen riesigen
Felsen hindurch, quillt aus Spalten, bildet Strudel
und stürzt an manchen Stellen mehrere Meter
krachend in von der Wucht des Baches rund und
glatt ausgeschliffene Höhlungen. Längst seid ihr
alle von einem kühlen, nassen Film bedeckt und
die Feuchtigkeit sickert in eure Kragen, in eure
Schuhe und eure Ohren.
Nach etwa einer Stunde Aufstieg durch die
Klamm wird sie deutlich steiler und unwegsa-
mer. An manchen Stellen sind kurze Kletter-
abschnitte notwendig (Wurf auf BEWEGEN), um
unbeschadet voranzukommen (jedes Scheitern
verursacht einen Punkt GESCHICKLICHKEIT-
Schaden). Am oberen Ende des Steilstücks be-
finden sich hintereinander zwei Wasserfälle (vier
bzw. sechs Meter hoch). Der obere Wasserfall
markiert das Ende der Klamm, denn hier tritt
der Weißenbach aus dem Berg an die Oberfläche.
Da die Abenteurerinnen beim Weg durch die
Klamm dem vergifteten Wasser ständig ausge-
setzt sind, beginnen spätestens in diesem Ab-
schnitt erste, leichte Symptome des „Fluchs“
zu wirken. Sollte die Gruppe durch einen län-
geren Aufenthalt im Dorf oder stärkeren Kon-
takt mit dem Wasser bereits unter den Auswir-
kungen der Vergiftung stehen, verstärken sich
die Symptome um eine Stufe (siehe S. 93, Der
Fluch von Weißenbach).
8. DER HÖHLENEINGANG
Sechs Meter über euch schießt der Weißenbach
aus einem Loch in der Bergflanke, donnert in
den kleinen, natürlichen Teich, an dessen Rand
ihr steht, füllt gurgelnd zwei tiefe Spalten und
stürzt unter euch weitere vier Meter in die Tiefe,
88
kapitel 7
um sich von dort an zornig und unermüdlich sei-
nen Weg ins Tal zu bahnen. Die Stelle, an der der
Bach aus dem Berg tritt, sieht groß genug aus, als
könnte man hineinsteigen, ohne sofort vom Was-
ser mitgerissen zu werden.
Sobald man seitlich am unteren Wasserfall
vorbeigeklettert ist, entdeckt man den Höh-
leneingang, aus dem der Bach entspringt. Bei
einer genaueren Untersuchung der Wände der
Klamm (oder auch einfach beim Weiterklet-
tern) findet man Stellen, an denen vor Jah-
ren grobe Tritthilfen in den Felsen gehauen
wurden. An zwei Stellen stecken sogar noch
verrostete Eisennägel – Hinterlassenschaf-
ten von Kara und ihren Kämpfern, als diese
sich den Weg zur Höhle bahnten. Durch die
Kletterhilfen ist trotz des feuchten und moo-
sigen Steins der Aufstieg mit einem einfachen
Wurf auf BEWEGEN zu bewältigen. Ein Schei-
tern dabei führt zu einem Sturz aus fünf Me-
tern Höhe und entsprechendem Fallschaden
(S. 114 im Spieler-Handbuch), wenn die Aben-
teurerin nicht durch ein Seil oder Ähnliches
gesichert ist (in diesem Fall erleidet sie nur
einen Punkt STÄRKE-Schaden durch Abschür-
fungen).
9. DIE VORDEREN SPALTEN
Sobald ihr euch durch den Eingang gezwängt
habt, lässt das Tosen des Wasserfalls etwas
nach. Nass glänzender Fels umgibt euch. Links
und rechts neben dem Bachlauf gibt es schmale
Streifen, die vom Wasser nicht überspült werden,
aber ihr müsst die Köpfe einziehen, denn die
Höhlendecke ist niedrig. Nach wenigen Metern
erweitert sich der Durchgang, gabelt sich dann
in drei Richtungen. Der Boden zu eurer Linken
ist etwas höhergelegen, und dementsprechend
fließt das Wasser, das euch entgegenströmt, aus
dem mittleren und dem rechten der drei Höh-
lengänge.
Der vordere Teil der Höhle besteht aus einem
Gewirr von schmalen Gängen und Felsspalten,
die Sackgassen bilden. Drei Gänge führen tiefer
in die Höhle, wobei zwei davon von knöchel-
bis knietiefem Wasser durchflossen werden. An
manchen Stellen sind die Gänge durch quer
verlaufende Spalten verbunden, während an
anderen Punkten solche Querspalten zwar ab-
zweigen, aber dann blind enden. Khorak kennt
jeden Zentimeter der Höhle und kann in den
schmalen Gängen auch mühelos die Decke ent-
langklettern – sollte er die Abenteurerinnen
hier stellen (etwa, weil sie durch Lärm auf sich
aufmerksam machen), nutzt er dies zu seinem
Vorteil, um immer wieder in ihren Rücken zu
gelangen, schnell und brutal anzugreifen und
sich dann sofort zurückzuziehen, um aus einer
neuen Richtung zu attackieren. Sollte Khorak
den Ort des Kampfes bestimmen können, sind
die vorderen Spalten sein bevorzugtes Terrain.
✥ KREATUREN: Der Drachenwyrm Khorak,
wenn er die Abenteuerinnen bei ihrer An-
kunft hört oder er sie hierher verfolgt.
10. DER HÖHLENSEE
Ein modrig-beißender Geruch schlägt euch ent-
gegen. Der Gang, dem ihr folgt, erweitert sich in
eine große Höhle, die fast zur Gänze von einem
acht bis zehn Meter durchmessenden Höhlensee
eingenommen wird. Das Licht eurer Fackeln
spiegelt sich schillernd auf der glatten, nacht-
schwarzen Wasseroberfläche. Mehrere Zugänge
führen in diesen Bereich. Der See hat zwei Ab-
flüsse an der euch zugewandten Seite und einen
Zufluss an der gegenüberliegenden Seite.
Diese große offene Höhle stellt für Khorak ei-
nen eher ungünstigen Kampfplatz dar, da ihm
hier seine Ortskenntnis keinen Vorteil bietet,
während Angreifer in den zahlreichen Gängen
Deckung suchen und ihn von mehreren Sei-
89
die klamm des drachen
ten angreifen können. Deshalb vermeidet das
Monster es, hier zu kämpfen. Der See ist so tief,
dass der Drachenwyrm zur Gänze untertauchen
kann, was ihn im dunklen Wasser praktisch un-
sichtbar macht. Dies nutzt Khorak wenn nötig,
um ahnungslose Schatzsucher vorbeigehen zu
lassen und ihnen dann in den Rücken zu fallen.
✥ KREATUREN: Der Drachenwyrm Khorak,
wenn es den Abenteurerinnen gelingt, ihn
hierher zu locken und in der großen Höhle
zum Kampf zu stellen, oder wenn er sich
im Wasser verbirgt, um einen Hinterhalt
zu legen. Der Geist Karas, wenn sie einen
Grund hat, der Gruppe zu erscheinen.
11. DER LETZTE RÜCKZUGSORT
Zu eurer Rechten zweigt eine enge Felsspalte ab,
an deren Rändern man die Spuren gewaltiger
Klauen erkennen kann. Der Fels an den Wänden
der Spalte ist brüchig und von einer grau-gelben,
übelriechenden Schicht bedeckt. Etwas weiter im
Inneren der Engstelle, gerade noch vom Licht eu-
rer Fackeln erhellt, glänzt etwas Helles, Längli-
ches – poliertes Holz, oder doch bleiche Knochen?
In diese Felsspalte zog Kara sich zurück, als sie
erkannte, dass sie und ihre Krieger dem Dra-
chenwyrm in den verzweigten Höhlen nicht
gewachsen waren. Khoraks Klauen konnten sie
nicht erreichen, und es gelang ihr, ihren Speer
tief in die Brust der Bestie zu stoßen, aber der
Säureatem des Wyrms tötete sie kurz darauf.
Ihr Skelett, mit Stoffresten, einer zerfallenen
Lederrüstung und schwarz angelaufenen Bein-
schienen bekleidet, befindet sich im hintersten
Teil der Spalte, den berühmten Speer Blutdorn
noch in der knochigen Hand.
Kara hat im Tod keine Ruhe gefunden; ihr
Geist spukt noch heute in den Höhlen. Spätes-
tens wenn die Abenteurerinnen das Skelett er-
reichen, erscheint ihnen die Kriegerin.
✥ KREATUREN: Der Geist von Kara.
✥ SCHÄTZE: Karas versilberte Beinschienen
(4W6 Silber), der Speer Blutdorn (siehe
Seite 92). Wenn sich Thelia bei der Gruppe
befindet, beansprucht sie beides als Erbe
ihrer Mutter, wobei es ihr vor allem um
den Speer geht und sie notfalls auf die
Beinschienen verzichtet.
12. DAS STERBEBETT
DES WYRMS
Der beißende Gestank ist nun so stark, dass er
eure Augen tränen lässt und auf eurer Haut krib-
belt. Durch einen schmalen Gang erreicht ihr eine
weitere, kleinere Höhle. Sie ist zum Großteil von
Wasser geflutet, das an der hinteren Wand aus
mehreren Spalten quillt, sich in einem dunklen
Teich sammelt und von dort in Richtung des gro-
ßen Höhlensees abfließt. Ein Teil der Grotte liegt
höher und ist mit Kies und Geröll bedeckt, auf
denen eine grünliche, übelriechende Flüssigkeit
klebt. Zwischen den Geröllbrocken ist hier und da
ein metallisches Glänzen zu erkennen.
In dieser Grotte, nah am Ursprung der Heil-
quelle, deren Kraft hier am stärksten ist, ver-
bringt Khorak den Großteil seiner Existenz,
indem er entweder in dem Teich badet oder auf
dem steinernen Bett am Ufer ausruht, in dem
er auch seine mit der Zeit gesammelten Schätze
verteilt hat. Wenn er Eindringlinge nahen hört,
versucht er, durch einen der beiden Gänge in
den vorderen Teil der Höhle zu kriechen und so
den Schatzsuchern in den Rücken zu fallen oder
im vorderen Teil der Höhle auf sie zu lauern.
✥ KREATUREN: Der Drachenwyrm Khorak,
wenn die Abenteurerinnen unbemerkt bis
hier vordringen oder sie die Bestie bis in
ihr Lager verfolgen.
✥ SCHÄTZE: Der Hort des Drachenwyrms,
der wie alle seiner Art funkelnde Gegen-
90
kapitel 7
stände liebt (sechs WERTVOLLE Funde, vier
KOSTBARE Funde, zusätzlich ein Ring
aus Silber mit Rankenverzierungen (2W6
Silber), der Ylsas Mann Perik gehörte).
MONSTER UND
NSC
Im Folgenden sind die Monster und NSC be-
schrieben, denen die Abenteurerinnen rund
um die Klamm des Drachen begegnen können.
Monster und Kreaturen, die hier nicht genauer
beschrieben werden, haben dieselben Werte wie
in den Kapiteln zu Völkern und im Bestiarium
des Spielleiter-Handbuchs.
YLSA, WORTFÜHRERIN
DES NEUEN LAGERS
Die alte Bäckerin Ylsa ist die Sprecherin und in-
offizielle Anführerin des neuen Lagers. Sie hat
über 50 Jahre in Weißenbrück gelebt und will
sich von dem Fluch nicht zur Gänze aus ihrer
Heimat vertreiben lassen. Ihr Mann Perik war
einer der ersten, die dem Fluch zum Opfer fie-
len (er wurde wahnsinnig und verschwand eines
Nachts spurlos aus dem Haus), und bis heute
quält es Ylsa, dass sie nie von ihm Abschied neh-
men konnte. Da die alte Frau schon viele Schatz-
sucher kommen und gehen sah, ist sie Fremden
gegenüber zunächst misstrauisch. Sollte man in
ihr die Hoffnung schüren, der Fluch von Weiß-
enbrück könnte aufgehoben werden, verbessert
ihre Einstellung sich deutlich.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 2,
VERSTAND 3, EMPATHIE 4
FERTIGKEITEN: Handwerk 3, Menschen-
kenntnis 3, Manipulation 2
 AUSRÜSTUNG: Ein Ring aus Silber mit
Rankenverzierungen (2W6 Silber), den Perik
ihr einst schenkte.
BRENN, DER JÄGER
Der hochgewachsene, sehnige Brenn ist ein
Waldläufer, der schon früher in den Bergen
der Gegend unterwegs war. Als Kara nach dem
Kampf gegen den Drachen verschwunden war,
nahm Brenn ihre Tochter Thelia unter seine
Fittiche und wurde schließlich im neuen La-
ger sesshaft. Auch wenn niemand es mit Be-
stimmtheit weiß, gehen die Leute im Lager
davon aus, dass er der Vater der jungen Frau ist.
Brenn spricht nicht über dieses Thema.
Brenn und Thelia tragen durch ihre Jagdaus-
flüge, die manchmal mehrere Tage dauern, er-
heblich zur Versorgung des Lagers bei. Brenn
kennt die Berge gut, hält sich aber seit Karas
Verschwinden von der Drachenklamm fern. Er
weiß, dass es hinter den Wasserfällen in der
Klamm eine Höhle gibt, hat davon aber schon
seit Jahren niemandem erzählt, weil er nicht
will, dass Thelia auf die Idee kommt, dort nach
Karas Überresten zu suchen.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 3, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Fernkampf 3, Bewegen 2,
Nahkampf 2, Überleben 2
TALENTE: Scharfschütze 1, Weg des Pfeils 1
AUSRÜSTUNG: Langbogen, Kurzschwert.
THELIA, K ARAS TOCHTER
Die neuzehnjährige Thelia, von der jeder sagt,
wie ähnlich sie ihrer verschollenen Mutter
sieht, lebt im Schatten von Karas Legende, seit
sie sich erinnern kann. Die junge Frau eifert
ihrer Mutter nach, übt regelmäßig den Kampf
mit dem Speer und hofft, eines Tages das Erbe
91
die klamm des drachen
Karas antreten zu können oder zumindest he-
rauszufinden, was vor fünf Jahren in der Dra-
chenklamm geschah. Brenn konnte sie bislang
davon abhalten, die Klamm auf eigene Faust
zu erkunden, aber Thelias Ungeduld wächst
mit jedem Tag.
Je nachdem, wie die Gruppe sich ihr gegen-
über verhält, kann Thelia eine Verbündete oder
eine Konkurrentin sein. Die junge Frau ist im
Lager beliebt und kann auf die Unterstützung
der Lagerbewohner zählen.
Wie jeder im neuen Lager kennt Thelia die
Legende von Weißenbrück, aber sie weiß darü-
ber hinaus ein paar für die Gruppe interessante
Details: Seinerzeit belauschte sie die Beratun-
gen ihrer Mutter mit ihren Kampfgefährten
vor dem Aufbruch in die Klamm und hör-
te, dass der Kundschafter des Trupps immer
von einem „Wurm“ statt von einem Drachen
sprach. Außerdem schnappte sie auf, dass The-
lia und ihre Leute Seile, Pickel und Kletterha-
ken mit sich führten. Thelia kann außerdem
den Speer ihrer Mutter beschreiben (und bean-
sprucht ihn natürlich für sich).
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 4,
VERSTAND 3, EMPATHIE 2
FERTIGKEITEN: Nahkampf 4, Bewegen 2,
Fernkampf 2, Heimlichkeit 2
TALENTE: Weg der Klinge 1, Speerkämpfer 1,
Sturmangriff 1
AUSRÜSTUNG: Langbogen, Speer
K ARA, DIE TOTE HELDIN
Kara von Weißenbrück war eine in Weißen-
brück hochgeschätzte Kriegerin, die mit einer
kleinen Truppe Gleichgesinnter jahrelang
im Dorf und der Umgebung für Frieden und
Ordnung sorgte. Sie rief ihre alten Gefährten
zusammen, als Weißenbrück von einer Bestie
bedroht wurde. Der Kampf in der Drachenk-
lamm wurde ihr letzter, aber der Geist der
Kriegerin findet keine Ruhe und spukt bis
heute in der Klamm. Mitunter erscheint sie
dem verwundeten Wyrm und quält ihn, was
Khoraks Geisteszustand nicht wirklich ver-
bessert.
Kara kann der Gruppe bereits vor dem Höh-
leneingang, in der Höhle oder spätestens beim
Auffinden ihres Skeletts (Ort 11) erscheinen.
Gegenüber Abenteurerinnen, die versuchen
wollen, Khorak zu töten (am besten gemein-
sam mit Thelia), ist sie freundlich gesonnen
und kann sie unterstützen, indem sie ihnen
Hinweise zum Aufenthaltsort und den Ange-
wohnheiten des Drachenwyrms gibt, Khorak
ablenkt, an einen bestimmten Ort lockt oder
in einer verzweifelten Situation vielleicht so-
gar angreift. Sollte die Gruppe allerdings gegen
Thelia arbeiten oder versuchen wollen, dem
verletzten Wyrm zu helfen, haben sie in Karas
Geist eine zusätzliche Feindin.
STÄRKE 8, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 3, EMPATHIE 2
BEWEGUNG: 1
AUSRÜSTUNG: Als körperloser Geist kann
Kara nur von Feuer oder Magie verwundet
werden. Wird sie besiegt, ist sie nur für
einen Tagesabschnitt verbannt und kehrt
danach zurück. Mit dem Zauber UNTOTE
BANNEN kann sie zerstört werden; erlöst
wird sie durch den Tod des Drachenwyrms
oder dadurch, dass man ihre Knochen
bestattet und ihren Speer ihrer Tochter
übergibt.
Eine genaue Beschreibung von Geistern,
ihren Fähigkeiten sowie die Monsterangrif-
fe findest du im Spielleiter-Handbuch auf
Seite 91.
92
kapitel 7
KARAS SPEER BLUTDORN
Blutdorn hat einen mattschwar-
zen Schaft und eine breite, drei-
kantige Klinge aus rötlich schim-
merndem Stahl. Blutdorn ist ein
Speer mit einem W8 Artefakt-
würfel. Bei einem erfolgreichen
Treffer wird ein W6 geworfen.
Fällt eine 1, heilt die vom Speer
verursachte Wunde nicht auf
natürlichem Weg, sondern muss
magisch behandelt werden.
KHORAK,
DER DRACHENWYRM
Seit seinem Kampf mit Kara liegt Khorak im
Sterben, aber durch das heilkräftige Wasser der
Quelle und bloße Sturheit wird der Wyrm am
Leben gehalten und klammert sich an seine
Existenz. Die Schmerzen der nicht verheilen-
den Speerwunde in seiner Brust, der rasende
Hunger und die Tatsache, dass Karas Geist ihn
verfolgt und verhöhnt, haben Khorak in den
Wahnsinn getrieben, was ihn unberechenbar
macht, ihn aber auch zu unüberlegten Hand-
lungen verleiten mag (er reagiert auf Nahrung
so wie ein normaler Drachenwyrm auf fun-
kelnde Gegenstände). Wenn man seinen Hun-
ger stillt (wozu mindestens ein Rind oder Pferd
notwendig ist), kann man ihn so weit beruhi-
gen, dass er nicht sofort angreift – Verhand-
lungen mit der Bestie sind aber immer noch
schwierig und können jederzeit in einem Blut-
bad enden. Letztendlich könnte man Khorak
aber sogar überzeugen, die Berge zu verlassen,
wenn man seine Wunde heilt und den Geist Ka-
ras dauerhaft bannt.
STÄRKE 22, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 5, EMPATHIE 2
BEWEGUNG: 2
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 3
RÜSTUNGSSCHUTZ: 8
Eine genaue Beschreibung eines Dra-
chenwyrms, seiner Fähigkeiten sowie die
Monsterangriffe findest du im Spielleiter-
Handbuch auf Seite 88
EREIGNISSE
EIN HAUCH VON ROST
Ein Trupp von Rostbrüdern erreicht das neue
Lager. Die Brüder sind an Informationen über
den Fluch interessiert, da sie von einem Hohe-
priester gesandt wurden, der ergründen möch-
te, ob Weißenbrück unter Rosts Segen wieder
besiedelt werden könnte. Die eher grobschläch-
tigen Ordenskrieger beschränken sich darauf,
die verängstigten Dörfler zu drangsalieren und
zu befragen, statt sinnvolle Nachforschungen
in Weißenbrück oder gar in der Drachenklamm

DER FLUCH VON WEISSENBACH

Das im Wasser des Bachs enthaltene Wyrmblut bewirkt eine schleichende Vergif-
tung, deren Auswirkungen davon abhängen, wie sehr man der schädlichen Substanz
bereits ausgesetzt war. Die Stufe 1 des „Fluchs“ beginnt nach einem ein- bis zwei-
tägigen Aufenthalt im Dorf, nach dem Trinken von etwas Bachwasser oder den Auf-
stieg durch die Klamm. Durch zwei weitere Tage Aufenthalt oder weiteren, stärkeren
Kontakt mit dem Gift erreicht man die nächsthöhere Stufe:
STUFE 1: Kurze Anfälle von Atemnot, Sehstörungen, ein stechendes Brennen in der
Brust und erhöhte Reizbarkeit, aber noch keine spieltechnischen Auswirkungen.
STUFE 2: Vergleichender Wurf nach den Vergiftungsregeln (S. 115 im Spieler-Hand-
buch); die Wirksamkeit beträgt 3. Tritt die VOLLE WIRKUNG ein, erleidet die Abenteu-
rerin 1 Punkt Schaden auf Stärke und Verstand. Bei BEGRENZTER WIRKUNG werden die
Symptome der Stufe 1 deutlicher, ziehen aber weiterhin keine spieltechnischen Aus-
wirkungen nach sich.
STUFE 3: Vergleichender Wurf wie oben; die Wirksamkeit beträgt 6. Tritt die VOLLE
WIRKUNG ein, erleidet die Abenteurerin ab sofort alle 6 Stunden 1 Punkt Schaden auf

Verstand, bis sie Gebrochen ist oder ein Gegengift zu sich nimmt. Die kritische Verlet-
zung äußert sich automatisch in der Wahnvorstellung, von Feinden und Ungeheuern
umgeben zu sein. Bei BEGRENZTER WIRKUNG erleidet sie nur einen Punkt Schaden auf
Stärke, aber jeder weitere Tag Aufenthalt löst einen neuen vergleichenden Wurf aus.

93

die klamm des drachen

anzustellen, können aber durch ihre bloße An-
wesenheit die Aktivitäten der Gruppe behin-
dern. Der Anführer des Trupps, der Eisengar-
dist Versik, versucht, die Abenteurerinnen in
seine Dienste zu pressen, damit sie ihm unbe-
queme Arbeiten wie die Erkundung der Klamm
abnehmen und betrachtet sie, falls das nicht
gelingt, als Störfaktor, den es zu beseitigen gilt.
STURZFLUT
Heftige, mehrere Tage andauernde Regenfälle
lassen den Weißenbach anschwellen. In dieser
Zeit ist die Drachenklamm unzugänglich, da die
Pfade am Rand des Bachs von reißendem Wasser
überspült werden, das immer wieder ganze Bäu-
me mit sich reißt. Der Regen treibt auch Khorak
aus seinem Nest, und er macht in den Bergen
Jagd auf Beute. Die dort lebenden Goblins fliehen
talwärts, nachdem einige von ihnen dem hungri-
gen Wyrm zum Opfer fielen, und umschleichen
nun das neue Lager, in dem sie leichte Beute ver-
muten. Gefangene Goblins können als Informa-
tionsquelle dienen: Sie berichten von einem Un-
tier in den Bergen, dass sie als riesige Schlange
mit Klauen und Reißzähnen beschreiben – ein
Hinweis darauf, dass es hier um einen Drachen-
wyrm, nicht um einen Drachen geht. Außerdem
wissen sie von der Höhle hinter dem Wasserfall,
haben aber niemals gewagt, sie zu betreten – und
diejenigen Goblins, die das vielleicht einmal ge-
tan haben, sind nie wiedergekehrt.

WEISSENBACH ALS FESTUNG

Gelingt es, das Wyrmproblem auf die eine oder andere Art zu lösen und so Weißenbach
von seinem „Fluch“ zu befreien, eignet sich das Dorf sehr gut als Festung. Die folgenden
Anlagen (S. 168 ff. im Spieler-Handbuch) und Mietlinge (S. 175 ff.) sind automatisch oder
unter erleichterten Bedingungen verfügbar:

✥ Außerhalb des Dorfes gibt es zwei Äcker und eine Weide. Der durch das Dorf strö-
mende Bach zählt als Brunnen.
✥ Die Bäckerei von Ylsa ist unbeschädigt und kann den Betrieb aufnehmen, sobald es
Mehl gibt. Ylsa steht als Mietling (Bäckerin) in Weißenbach zur Verfügung, wenn sie
nicht aktiv vertrieben wird.
✥ Die Schenke am Bach benötigt nur geringe Ausbesserungsarbeiten (25 Holz, Säge,
Hammer, drei Tage), allerdings muss ein neuer Schankwirt aufgetrieben werden.
✥ Um die Mühle wieder instand zu setzen, ist etwas mehr Aufwand nötig (Talent Bau-
meister, 100 Holz, 5 Stein, Säge, Hammer, eine Woche), und auch hier braucht man
einen neuen Müller.
✥ Brenn kann als Jäger angeheuert werden, Thelia als Wache.

Wird das Badehaus von Grund auf renoviert, gereinigt und von giftigen Rückständen be-
freit (Talent Baumeister, 50 Holz, 50 Stein, Säge, Hammer, drei Wochen), wird es als Anlage
mit folgenden Auswirkungen verfügbar: alle Würfe zur Erholung (HEILEN, DARBIETUNG) er-
halten einen Bonus von +1, Würfe gegen Vergiftung oder Erkrankung einen Bonus von +2.

94

kapitel 7
 LI A NA S TA L
K AL
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Burg
Es ist bereits dunkel, als ihr die Hecke endlich
hinter euch lasst, deren Dornen euch Kleidung
und Haut zerkratzt haben. Sie endet wie mit
dem Messer abgeschnitten, und mit einem Mal
erstreckt sich vor euch ein breites Tal, das auf al-
len Seiten von hohen Bergflanken eingerahmt ist.
Gräser und Farne wiegen sich sanft in einer Brise
und haben das gesamte Tal überwuchert.
Beherrscht wird der Ort von einem Baum, grö-
ßer als alle die ihr je gesehen habt. Wie der Turm
einer Kathedrale streckt sich der Stamm mit
der silbrigen Rinde in die Höhe und verzweigt
sich dort zu einem ausladenden Blätterdach, in
dessen Schatten eine ganze Armee rasten könnte.
Hinter ihm liegt, ruhig und vom Wind unbewegt,
ein See, in dem sich der Baum und die umliegen-
den Berge widerspiegeln.
Kaum habt ihr das Tal betreten, als die Baum-
krone in Bewegung gerät. Mit einem Krächzen
aus tausend Kehlen erhebt sich ein gewaltiger
Schwarm pechschwarzer Vögel in die Höhe. Vor
95
kallianas tal
dem rötlich schimmernden Sichelmond scheinen
sie kurz ein Muster zu bilden, fast wie ein Ant-
litz, dessen Augen streng auf euch herabblicken.
Dann stieben sie in alle Richtungen davon, und
das Tal liegt wieder so ruhig da wie zuvor.
HINTERGRUND
Als Zygofers Armee die Rabenlande mit Tod
und Schrecken überzog, scharte die elfische
Weise Kalliana Fliehende und Freunde um sich.
Die Menschen sollten sie später eine Königin
nennen, aber das ist nur eine Missachtung der
Gebräuche der Elfen. Kalliana sah in sich nie
mehr als die Erste unter Gleichen.
Mit jedem Vorrücken der Heerscharen des
Zauberers zogen sich Kalliana und ihre Be-
gleiter weiter zurück, bis sie die Bergkette er-
reichten und nicht weiter flüchten konnten.
Erschöpft ließen sich die Fliehenden in einem
kleinen Tal nieder und erwarteten ihr Ende.
 Kalliana war ihres Lebens längst überdrüs-
sig geworden, sah aber noch einen Weg, wie
sie die Fliehenden retten konnte. Sie schritt
zu dem jungen Nebelbaum, der in der Mitte
des Tals wuchs, nahm den Rubin aus ihrer
Brust und versenkte ihn im Stamm des Bau-
mes. Ihr Körper schied dahin, aber ihr Geist in
dem Rubin ergriff Besitz von dem Baum. Äste
streckten sich knarrend, Rinde knackte, und
eine mächtige Baumhirtin erhob sich an seiner
Stelle. Kalliana breitete die Arme aus, versenk-
te die hölzernen Zehen tief im Boden und gab
sich ganz der Macht der Erde hin.
Staunend sahen Kallianas Begleiter dabei
zu, wie der Baum heranwuchs, seine prächtige
Krone gen Himmel reckte und sich schützend
über ihnen ausbreitete. Die Rinde barst, und
Öffnungen erschienen in ihr. Ein Pochen wie
von einem gewaltigen Herzschlag erfüllte das
Tal. Dornenranken schossen in die Höhe und
verschlossen den Eingang.
Nach wenigen Stunden war Kalliana zu ei-
nem gewaltigen Baum herangewachsen, dessen
Stamm und Äste mit Öffnungen und Platt-
formen versehen waren, eine Zuflucht vor den
Grauen des Krieges. Ein Schwarm Krähen ließ
sich in seiner Krone nieder, und aus ihrem
Krächzen schien Kallianas Stimme zu klin-
gen. Dankbar nahmen die Fliehenden die Zu-
flucht an. Kalliana bettete sie in ihrem Leib,
ließ Früchte wachsen, um sie zu nähren, und
schloss sie in ihre liebevolle Umarmung.
Aber nichts Gutes ist von Dauer. Während
der Krieg anhielt, veränderte sich auch die Zu-
flucht. Während ihrer Flucht waren in Kallia-
na Abscheu und Hass auf Zygofer immer grö-
ßer geworden. Schon bald verdarb das pochende
Rubinherz des Baumes, tränkte das Harz der
Zuflucht. Die arglosen Bewohner aßen weiter
von den dargebotenen Früchten, und so ging
die Verderbnis auch auf sie über. Als schließlich
der Blutnebel herabsank, war das Tal bereits
von einer schwärenden, wachsenden Finsternis
96
kapitel 8
erfüllt, die mit jedem pochenden Herzschlag
in die Nacht hinausgetragen wurde.
DER WEG IN
K ALLIANAS TAL
Kallianas Tal liegt verborgen in einem Ausläu-
fer einer großen Bergkette. Ein Irrgarten aus
winddurchtosten Schluchten muss auf dem
Weg dorthin durchquert werden. Über den Köp-
fen all jener, die sich nähern, kreisen Krähen-
schwärme, die mit rauer Stimme krächzen.
Wer ihren Flug zu deuten versteht, dem kön-
nen sie den Weg weisen. Alle anderen sind auf
Ausdauer und Glück angewiesen.
Bitte beachte, dass Kallianas Tal nur auf
einem Hexfeld an einem Berghang platziert
werden kann.
RUBINJAGD
In Siedlungen in der Nähe der Bergkette kur-
siert die Legende, dass irgendwo in einem ver-
steckten Tal ein Baum um einen riesenhaften
Rubin herumgewachsen sein soll, den nur jene
erlangen können, die wahre Liebe im Herzen
tragen.
Zahlreiche junge Liebende sind bereits
aufgebrochen, um den Rubin zu finden. or
kurzem kehrte Sila, die junge Tochter eines
Schmiedes, verwundet und fiebrig zurück,
nachdem sie wochenlang verschwunden gewe-
sen war. Sie stammelte von einem Rubin, grö-
ßer als ihr Kopf, von einem Baum, der in den
Himmel ragte, und von „dem Herzschlag, der
den Kopf zerspringen lässt“. Ihre Kleidung lag
in Fetzen, sie hatte Wunden am ganzen Kör-
per, ein Gift färbte ihre Adern schwarz – und
schien eine Karte zu bilden. Wenig später ver-
starb sie.
 Ihr Leichnam liegt nun aufgebahrt und war- Doch zu jedem Sichelmond erheben sich die
tet auf wärmeres Wetter, um bestattet zu wer- Krähen in einem großen Schwarm, und schauer-
den. Wer ihren Leib betrachtet, kann darauf liches Geschrei ist zu hören – es heißt, dies sei die
einen Weg zum Tal finden. Nur wer in längst Stimme Kallianas, der Königin der Krähen, die
vergessenem Wissen bewandert ist, kann aber Zygofer und jeden, der sie hört, herausfordert, das
auch Schriftzeichen auf ihrer Haut erkennen, Rätsel des Tals zu lösen.
die eine höhnische Herausforderung an Zygo-
fer sind, sich Kalliana zu stellen.
ORTE
Nachfolgend sind die wichtigsten Orte im Tal
MYS HOFFNUNG beschrieben.
Irgendwo zieht ein kleiner Treck aus Hoff-
nungslosen auf der Suche nach Kallianas Tal
durch die Rabenlande. Es sind Arme, Bauern, 1. DIE HECKENMAUER
die ihr Land verloren haben, entlaufene Leib- Am Eingang des Tals erhebt sich eine Dornen-
eigene und Versehrte, die keine Heimat mehr hecke mehr als zehn Meter in die Höhe. Die inein-
haben. Angeführt werden sie von der Raben- ander verschlungenen Ranken und handlangen
schwester My, die ihnen eine abgewandelte Dornen scheinen sich regelrecht in eure Richtung
Legende von Kallianas Tal erzählt hat. My ist zu recken. Die herzförmigen Blätter rascheln be-
davon überzeugt, ihr Gott selbst leite sie an ständig. An einigen Stellen wurden Breschen in
diesen Ort, wo ein Sanktuarium der „Raben- die Hecke geschlagen, die mit jungen Ranken und
königin“ für ihre Schutzbefohlenen liegen Dornen zugewuchert sind.
soll. Tatsächlich aber ist der Rabe, der in ihren
Träumen zu ihr spricht und ihr den Weg weist, Die Dornenhecke erhob sich zeitgleich mit dem
Kallianas Stimme in Krähengestalt, schwan- Zufluchtsbaum und ist durch ein unterirdi-
kend zwischen Klarheit und Wahnsinn. sches Netzwerk aus Wurzeln mit ihm verbun-
den – es handelt sich also im Grunde um eine
Erweiterung des Baumes. Sie wuchs von Jahr
zu Jahr und erstreckt sich mittlerweile mehre-
re Dutzend Meter in die Tiefe, so dass es eine
LEGENDE echte Herausforderung ist, sie zu durchqueren.
Versteckt zwischen Bergen liegt das Tal der Kal- Der Weg durch die Hecke dauert einen Tagesab-
liana, in seinem Zentrum ein See so glatt wie ein schnitt, wenn man dafür geeignetes Werkzeug
Spiegel. Ein riesiger Baum erhebt sich an seinem wie Beile und Haumesser benutzt. Ohne solche
Ufer, der fast das ganze Jahr über mit Krähen Werkzeuge, wenn man sich etwa mit Schwertern
bedeckt ist. einen Weg zu bahnen versucht, dauert es dop-
Einst stand das Tal leer, bis die Elfenkönigin pelt so lange. Gewaltlos kann ein Charakter
Kalliana ihre Getreuen auf der Flucht vor Zygo- mit einem schwierigen (–2) Wurf auf ÜBERLE-
fers Heerscharen dorthin führte. Geschützt von BEN einen Weg durch die Hecke suchen, den

Bergen und einer verzauberten Hecke errichtete die Gruppe nehmen kann. Dies dauert zwei
sie eine Zuflucht für all jene, die vor Krieg und Tagesabschnitte. Ist einmal ein Weg mit Ge-
Leid flohen. Noch heute steht die Zuflucht dort, walt gebahnt, wächst er innerhalb etwa einer
unbehelligt von Blutnebel und Schlachten. Woche wieder zu.

97

kallianas tal
 I A NA S TA L
K A LL

10

3
9

8
4
6
2
7

1
 Wer sich mit Gewalt durch die Hecke schlägt,
erweckt die Aufmerksamkeit der Hecke und bleibt
häufig in verschlungenen Ranken und Dornen-
gestrüpp hängen. Dies äußert sich in einem An-
griff mit sechs Basiswürfeln (Waffenschaden 2)
gegen jeden Charakter. Charaktere, die sich mit
ÜBERLEBEN einen Weg suchen, sind ebenfalls
einem solchen Angriff ausgesetzt, allerdings be-
trägt der Waffenschaden dann nur 1 und der An-
griff erfolgt lediglich mit vier Basiswürfeln.
✥ SCHATZ: In der Hecke finden sich die Lei-
chen von 1W3 Unglücklichen, die den Weg
nicht überlebt haben. Bei jeder sind 2W6
Kupfermünzen und 1W3 Silbermünzen zu
finden, außerdem getragene FUNDE nach
Maßgabe der Spielleiterin.
2. DER SEE
Der See ist trotz der leichten Brise spiegelglatt.
Das Wasser wirkt klar, aber der Himmel und
die Berge spiegeln sich so deutlich darin, dass man
nicht in die Tiefe blicken kann.
Der See diente den Bewohnern der Zuflucht als
Ort der Erholung und als Lieferant für Fische.
Am Fuß des Baumes befinden sich an einem
alten Steg noch die Überreste von Booten, von
denen einige noch intakt sind.
Die Wurzeln des Baumes reichen bis in
den See, und das im Laufe der Jahrhunderte
hineingelangte Baumharz hat auch das kris-
tallklare Wasser verändert. Es hat einen ange-
nehmen, süßlichen Geschmack, erfrischt und
heilt 1W6 Punkte Schaden an STÄRKE und/oder
GESCHICKLICHKEIT (bis zu einmal pro Tag). Es
trägt aber dieselbe Verderbnis in sich wie die
Früchte in den Gärten (siehe S. 105).
✥ KREATUR: Im See leben Welse, die mit
den Jahren zu gigantischen Ungetümen
angewachsen sind. Wer den See einige
100
kapitel 8
Stunden beobachtet, kann sehen, wie ihre
riesigen Leiber sich unter der Wasser-
oberfläche wälzen und gelegentlich Enten
oder große Pelikane gänzlich verschluckt
werden. Die Welse schrecken auch vor grö-
ßerer Beute nicht zurück. Um den See mit
einem der Boote zu befahren ist ein Wurf
auf HEIMLICHKEIT oder ÜBERLEBEN nötig,
sonst zieht der Charakter die Aufmerk-
samkeit der Fische auf sich.
3. DAS WALDSTÜCK
Hinter dem See wächst ein kleines Waldstück
den Berghang hinauf, größtenteils dunkle Nadel-
bäume, gelegentlich durchbrochen von helleren
Laubkronen. Im Wald ist es stickig, und die Rin-
de der Bäume hat eine seltsame gräuliche Farbe
angenommen. Vereinzelt haben die Stämme ge-
fallener Bäume Schneisen in den Wald gerissen,
die mit Pilzen und Gräsern überwuchert sind.
Der Zufluchtsbaum entzieht seiner Umgebung
die Kraft und lässt sie schneller altern. Dies
ist im Baum selbst bemerkbar, aber vor allem
in dem Waldstück. Details finden sich im Ab-
schnitt „Verfall der Jahre“ auf S. 108.
✥ KREATUR: Im Waldstück besteht eine
Chance (1–2 auf W6 für jeden Tagesab-
schnitt), einem Grauen Baumhirten (S.
107) zu begegnen.
✥ SCHATZ: Im Wald wachsen zahlreiche
Kräuter und Pflanzen, die geerntet und
als Nahrung verwendet werden können.
Sie sind zwar von der schnellen Alterung
betroffen, der Verzehr ist aber völlig un-
gefährlich.
4. KRÄHENNESTER
Die Flanken der Berge sind mit weißen Sprit-
zern bedeckt, offensichtlich der Kot von unzähli-
gen Vögeln. In Nischen und Felsspalten sind zahl-
lose Krähennester zu erkennen. Hier und dort
blitzen gestohlene Gegenstände auf.
Ein Krähennest kann mit einem Wurf auf
BEWEGEN erreicht werden. Scheitert die Probe,
erleidet der kletternde Charakter 1 Punkt Scha-
den auf GESCHICKLICHKEIT. Gegebenenfalls
können die Abenteurerinnen auf die Nester
aufmerksam werden, weil ihnen Krähen einen
glitzernden Gegenstand stehlen.
✥ KREATUREN: 1W6 Krähen (Werte wie
Raben)
✥ SCHATZ: Wird das Nest durchsucht, würf-
le mit 1W6, um die Tabelle zu bestimmen,
und anschließend 1W6 für den genauen
Fund.

1-3: DIES UND DAS

W6 FUND
1 Eier: 1W6 Kräheneier. Sie schmecken nicht besonders gut.
2 Federn: Eine große Handvoll Krähenfedern, die sich hervorragend für die Her-
stellung von Pfeilen eignen (+1 auf den HANDWERK-Wurf zur Herstellung).
3 Küken: Die Krähenküken sind frisch geschlüpft, nackt, und außerordentlich häss-
lich anzusehen. Sie betteln mit weit aufgerissenen Schnäbeln nach Nahrung.
4 Münzen: 1W6 Kupfermünzen
5 Tand: Alte Kämme, Holzamulette und anderer nutzloser, teilweise aber recht
hübscher Tand
6 Harzei: Das Krähenei ist über und über von Baumharz überzogen. Es pulsiert
leicht in der Hand, wie ein pochendes Herz.

4-5: UNGEWÖHNLICHES
W6 FUND
1 Alte Pfeile: Die Pfeile reichen aus, um den Pfeilvorrat um einen Würfel aufzu-
werten.
2 Liebesbrief: Der Liebesbrief einer Person, die das Tal suchte und der Verderbnis
anheimfiel. Der Leichnam der schreibenden Person steckt in der Hecke fest.
3 Waffe: Eine kleine Waffe, die von den Krähen nach oben geschleppt wurde, etwa
ein Messer oder ein Dolch.
4 Münzen: 1W6 Silbermünzen
5 Baumfrucht: Die Frucht ist golden und hat in etwa die Form eines großen
Granatapfels. Sie stammt aus den Gärten (siehe S. 105).
6 Harzküken: Das Küken hat eine klebrige, goldfarbene Haut. Es liegt ruhig da
und betrachtet die Charaktere mit großen Augen. Es bettelt nicht um Futter
wie die anderen Küken.

101

kallianas tal
 6: SELTENES
W6 FUND
1 Maske: Eine weiße Porzellanmaske mit blauen Verzierungen darauf. Es ist das
Eigentum eines von Kallianas Begleitern. Bei einem Treffen mit einem Grauen
Baumhirten oder einem Harzdiener kann das Wiedererkennen der Maske da-
bei helfen, Gewalttätigkeiten zu vermeiden.
2 Insignium: Ein Siegelring oder ein ähnliches Schmuckstück mit einem Fami-
lieninsignium darauf. Das Schmuckstück ist 1W6 Silbermünzen wert, wenn es
aber zur richtigen Familie zurückgebracht wird, könnte die Belohnung weit
höher sein.
3 Kallianas Krone: Ein silbernes Diadem, das von der Zeit bereits schwärzlich an-
gelaufen ist. Einige Türkise sind in das Diadem eingelassen. Es hat einen Wert von
3 Goldmünzen, kann aber auch dazu verwendet werden, zu Kalliana durchzudrin-
gen (siehe S. 109). Wenn die Krone bereits gefunden wurde, wiederhole den Wurf.
4 Münzen: 1W3 Goldmünzen
5 Herzfleisch: Einige Brocken gräuliches, faulendes Fleisch, das einen scharfen
Gestank ausstößt. Es pulsiert leicht, als würde es noch leben. Wer es berührt,
hört das dumpfe, tiefe Pochen des Baumherzes und kann sich davon zur Herz-
kammer leiten lassen.
6 Bernsteinkrähe: Die ausgewachsene Krähe trägt tiefgoldene Federn und hat
silberfarbene Augen. Sie ist sehr zutraulich und eignet sich hervorragend als
Begleiter.

5. DER EINGANG Der Baum ist ein Nebelbaum, eine seltene

Es ist unmöglich zu bestimmen, zu was für einer
Art der gewaltige Baum gehört. Er hat die abblät-
ternde, silbrig-graue Rinde einer Platane, die
ausladende Krone einer riesigen Eiche, aber an
seinen Ästen scheinen hoch in der Luft prächtige
Früchte zu hängen, als ob das Gewächs die Eigen-
schaften mehrerer Bäume in sich vereint.
Die Rinde klafft an einer Stelle auf und führt
in das hohle Innere des Baumes, wie ein Portal,
das eigens hierfür geöffnet wurde. Sogar die Wur-
Baumart, die eigentlich nur im Friednebel im
Norden der Rabenlande vorkommt. Elfen (oder
andere Personen), die schon einmal den Fried-
nebel besucht haben, können ihn möglicher-
weise als solchen erkennen. Der Baum ist aber
größer als jeder Nebelbaum, und normalerweise
tragen Nebelbäume keine Früchte dieser Art.
Sobald man den Eingang durchschreitet,
kann man mit einer erfolgreichen Probe auf
AUSKUNDSCHAFTEN ein dumpfes, langsames

zeln haben sich hier verformt und bilden eine Pochen hören, wie das Schlagen eines gewalti-
Art natürliche Treppe. Bis auf das Krächzen der gen Herzens. Es lässt sich jedoch nicht näher
Krähen herrscht drückende Stille. bestimmen, von wo das Pochen kommt.

102

kapitel 8
 FALLEN FÜR ZYGOFER
Im Laufe der Jahrhunderte ist Kallianas Hass so sehr angeschwollen, dass sich
der einstmals als Zuflucht gedachte Baum in eine große Falle für Zygofers Heer-
scharen verwandelt hat, die auch Abenteurerinnen gefährlich werden kann.
Wann immer die Gruppe sich in dem Baum von einem Abschnitt in den nächs-
ten bewegt, würfle mit 1W6. Bei 1 – 4 geschieht nichts. Bei 5 – 6 würfle mit 1W6
und sieh auf der Tabelle für Falleneffekte nach. Fallen betreffen immer alle Aben-
teurerinnen.

DIE FALLEN ERKENNEN: Eine Falle kündigt sich durch ein kaum wahrnehmbares
Schmatzen des Baumharzes an, und dadurch, dass der Herzschlag des Baumes ein
wenig schneller zu werden scheint. Da es sich nicht um „typische“ Fallen handelt,
kann gezieltes Suchen die erste Falle dieser Art nicht erkennen, es sei denn, die
Abenteurerinnen halten aktiv nach entsprechenden Signalen Ausschau.
Nach der ersten Falle können sie die Hinweise deuten und Fallen wie gewohnt
mit einer AUSKUNDSCHAFTEN-Probe rechtzeitig genug erkennen, um ihnen aus-
zuweichen.

W6 FALLE
1 Aus Astlöchern ergießt sich ätzendes Baumharz auf die Eindringlinge (töd-
liches Gift mit Wirksamkeit W6+2).
2 Spalten im Boden öffnen sich. Wem nicht sofort eine Probe auf BEWEGEN gelingt,
dessen Füße rutschen in die Spalte und werden dort umklammert. Mit einer Pro-
be auf BEWEGEN (-2, eine Probe pro Runde möglich) kann man sich befreien. Nach
2W6 Runden tauchen 1W6 Harzdiener auf. Wer zu diesem Zeitpunkt noch fest-
steckt, erleidet einen Malus von -2 auf alle Proben während des Kampfes.
3 Ein lautes Knarren ertönt, dann beginnt der Gang zu schrumpfen. Jede Aben-
teurerin muss eine Probe auf BEWEGEN ablegen, um rechtzeitig in einen ande-
ren Gang zu entkommen, bevor sie zerquetscht wird. Eine gescheiterte Probe
verursacht 1 Punkt Schaden auf STÄRKE, außerdem erleidet die nächste BEWE-
GEN-Probe zum Entkommen einen Malus von -1 (kumulativ).

4 Durch Öffnungen stürzt sich ein krächzender Krähenschwarm auf die Ein-
dringlinge und hackt einige Sekunden lang nach ihnen (Angriff mit fünf Basis-
würfeln, Waffenschaden 1, STICHWUNDE).

103

kallianas tal
 W6 FALLE
5 Ranken schießen aus dem Holz und peitschen wuchtig nach den Eindring-
lingen (Angriff mit 6 Basiswürfeln, Waffenschaden 1, STUMPFER SCHLAG).
6 Ein lautes Donnern geht durch den Baum. Der Herzschlag wächst zu einem röh-
renden Crescendo, Äste knarren und zucken. Dann öffnen sich überall Spalten,
und eine gewaltige Welle aus pechschwarzem Harz überflutet die Abenteurerin-
nen. Das Harz stinkt, brennt auf der Haut und… tut sonst nichts. Das Harz schadet
einzig und allein dem Mog, der dämonischen Substanz. Gewöhnliche Sterbliche
haben nichts zu befürchten. Sollte eine Abenteurerin in irgendeiner Weise vom
Mog korrumpiert sein, erleidet sie auf der Stelle 2W6 Punkte Schaden auf STÄRKE.
Gegenstände, die von Mog durchzogen sind, werden restlos vernichtet.

6. DER VERSAMMLUNGSSAAL 7. DIE HERZKAMMER

Der gewaltige Saal ­umfasst beinahe die gesamte
Breite und Länge des Baumstamms. In den Wän-
den haben sich breite Spalten aufgetan, die von
einem Netz aus filigranen Zweigen geschützt
werden und durch die man Blick auf das Tal hat.
Aus dem Holz sind Bänke und Tische gewachsen.
An einer Seite des Saals erhebt sich ein breites Po-
dest, fast wie eine Bühne, das über und über von
Ranken überwuchert ist. Ein schwacher Geruch
von Fäulnis liegt in der Luft.
In der Anfangszeit der Zuflucht war dieser Saal
von Leben erfüllt. Hier fand das tägliche Le-
ben statt – gemeinsame Mahlzeiten, gesellige
Abende und Versammlungen, in denen die
Herausforderungen des Zusammenlebens be-
sprochen wurden. Je mehr Kallianas Hass auf
Zygofer und die Welt außerhalb des Tals auf die
Bewohner überging, desto seltener wurde der
Saal genutzt.
✥ KREATUR: 1W6 Harzdiener.
Eine Öffnung unter dem Podest führt über eine
schmale, gewundene Rampe in die Tiefe. Das
ständige Pochen eines riesigen Herzens ist jetzt
deutlich zu hören, und der Fäulnisgeruch wird
stärker. Die Rampe führt in eine Kammer, die
von rötlichem Licht erfüllt ist. Eine Seite der
Kammer ist von einem gewaltigen Klumpen aus
Muskelfleisch überzogen, der träge im Rhythmus
des schlagenden Herzens pulsiert. Mit jedem
Pochen wird schwärzliches Baumharz in die
Adern des Baumes getrieben. Das Baumherz
leuchtet schwach von innen heraus.
Die Öffnung unter dem Podest ist nur zu fin-
den, wenn man gezielt die Ranken entfernt
und dort sucht. Wer im Besitz von Herzfleisch
ist (zum Beispiel aus einem der Krähennester)
oder von den Früchten im Garten gegessen hat,
kann das Schlagen deutlicher hören und sich
von ihm leiten lassen.
Eingewachsen in den Baum ist Kallianas
Rubinherz, umgeben von verhärtetem Harz
in der Form faulenden Muskelfleisches. Als die
Zuflucht noch rein war, schlug das Herz stark,

104

kapitel 8
aber die Finsternis, die von Kalliana Besitz er-
griffen hat, hat das Fleisch verdorben.
✥ KREATUR: Dies ist Kallianas Herz. Wer
das Herzfleisch oder ihren Rubin berührt
und sie anspricht, ist in der Lage, mit der
alten Elfe zu kommunizieren (siehe S. 107).
✥ SCHATZ: Wird das Herzfleisch entfernt,
kommt Kallianas Rubin zum Vorschein.
Er ist im Laufe der Jahre tatsächlich auf
mehr als Kopfgröße angewachsen, wird
aber von dunklen Schlieren durchzogen.
Es ist möglich, den Rubin zu zerschlagen
und nur die „reinen“ Trümmer mitzuneh-
men. Diese haben einen Wert von 4W6
Goldmünzen. Sobald der Rubin zerschla-
gen wird, geht ein Zittern durch Kalliana,
und Blätter beginnen zu rieseln. Krähen
stürzen tot vom Himmel. Innerhalb weni-
ger Stunden stirbt Kalliana und lässt nur
einen modernden Baumriesen zurück.
8. WOHNQUARTIERE
Die Quartiere, die aus dem Baum herausgewach-
sen sind, müssen einmal hübsch anzusehen gewe-
sen sein, mit kleinen Fensteröffnungen und hölzer-
nen Möbeln. Jetzt sind sie wie vieles andere an
diesem Ort mit Ranken und Moos überwuchert.
Angrenzend finden sich Küchen, in denen einst
für hunderte Personen gekocht worden sein muss.
An diesen Orten lebten früher die Geflohenen.
Mit genug Anstrengung und ein paar Werkzeu-
gen können sie leicht wieder hergerichtet werden.
✥ KREATUR: 1W3 Harzdiener
✥ SCHATZ: Hier und dort finden sich noch
Besitztümer der früheren Flüchtenden.
Jeder Tagesabschnitt Suche (maximal 7)
fördert 2W6 Silbermünzen und einen
WERTVOLLEN getragenen FUND zu Tage.
105
kallianas tal
9. DIE GÄRTEN
Hoch oben, knapp unter der Baumkrone, haben
sich einige Äste zu mächtigen Plattformen ausge-
bildet, über die ein leichter Wind fegt. Auf diesen
Plattformen wurden große Gärten angelegt. Ob-
wohl sie von Unkraut und Ranken überwuchert
sind, ist heute noch zu sehen, dass hier einst Nutz-
pflanzen wuchsen. Faustgroße, goldene Früchte
hängen von der Baumkrone bis dicht über den
Boden herab.
Die Gärten dienten einst dem Heranziehen
von Lebensmitteln, aber auch der Erholung
umgeben von Blumen und Blüten.
✥ KREATUR: Elidyr, ein Grauer Baumhirte,
streift durch den Garten und kümmert
sich um die Pflanzen. Er ignoriert die
Abenteurerinnen, solange er nicht ange-
griffen wird.
✥ SCHATZ: Die herabhängenden Früchte
sind leicht zu erreichen und schmecken
köstlich. Eine einzige Frucht stillt Hunger
und Durst für zwei volle Tage. Sie sind
leicht verderblich, weshalb sie sich schlecht
als Reiseproviant eignen, aber für die
Dauer des Aufenthaltes eine verlockende
Mahlzeit. Leider sind sie vom verderbten
Herz geradezu durchtränkt. Für jede
Frucht, die ein Charakter verzehrt, erhält
er 1 Punkt Verderbnis. Wann immer ein
Charakter Verderbnis erhält, wird ein Ver-
derbnisangriff mit Basiswürfeln in Höhe
der doppelten aktuellen Verderbnis des
Charakters ausgeführt. Für jedes l
erleidet der Charakter einen Punkt
Schaden auf Empathie. Ein Charakter,
der durch solchen Schaden gebrochen
wird, verwandelt sie sich innerhalb von
2W6 Wochen in einen Harzdiener. Dieser
Prozess kann nur durch den Zauber
Medizin der Natur (Ansteckungskraft 9)
 aufgehalten werden. Die Auswirkungen der
Verderbnis enden mit Kallianas Tod oder
ihrer Bekehrung.
10. DIE KAMMER DER KRÄHEN
Direkt unter der Baumkrone verbreitert sich der
Stamm zu einem halboffenen Raum. Durch die
Lücken in den Außenwänden hat man einen
atemberaubenden Blick über das umliegende
Land, den See und die Schluchten jenseits der
Dornenhecke. Hier ist das Krächzen der zahl-
losen Krähen im Wipfel sehr nahe, und auf dem
Boden liegt eine knirschende Schicht getrockneten
Vogelkots. In der Mitte des Raumes ragt eine höl-
zerne Säule etwa einen Meter aus dem Boden.
Sie ist über und über mit Baumharz überströmt,
der zu Bernstein gehärtet ist. In den Bernstein
eingeschlossen sind Dutzende von Krähen.
Die Kammer der Krähen befindet sich dort, wo
einst der Kopf der Baumhirtin war. Der riesige
Krähenschwarm ist jetzt ein Teil von ihr, und
die Säule kann genutzt werden, um mit Kal-
liana zu kommunizieren oder eine Verbindung
mit dem Krähenschwarm aufzunehmen.
Hierzu muss ein Charakter den Bernstein
berühren und einen schwierigen (–2) Wurf auf
WISSEN oder MANIPULATION ablegen. Bei Erfolg
spürt er, wie das Bewusstsein aus seinem Kör-
per gerissen wird und sich auf Tausende von
Krähen aufteilt. Auf einmal sieht er die Welt
aus unzähligen Augen hoch in der Luft. Die-
ses Erlebnis richtet 2 Punkte Schaden auf das
für die Probe verwendeten Attribut an. Falls
der Charakter hierdurch nicht GEBROCHEN
wird, kann er den Krähenschwarm lenken.
Einen Tagesabschnitt lang kann er durch sei-
ne Augen die Welt erkunden, dann kehrt sein
Bewusstsein erschöpft in die Kammer zu-
rück. Gleichzeitig spürt er aber auch Kallianas
Präsenz und kann mit ihr reden, anstatt den
Schwarm zu lenken.
106
kapitel 8
Eine Kontaktaufnahme mit Kalliana oder
dem Schwarm durch die Kammer der Krähen
ist nur einmal pro Tag möglich.
✥ SCHATZ: Der Bernstein kann abgeschla-
gen werden, was es unmöglich macht, die
Kammer der Krähen weiter zu verwenden,
aber Bernsteinstücke im Wert von 2W6
Goldstücken einbringt. Direkt nach dem
Abschlagen tritt wieder Baumharz aus,
aber bis es zu Bernstein gehärtet ist, ver-
gehen selbst an diesem Ort Jahre.
MONSTER UND
NSC
K ALLIANA
Als Kalliana sich ihren Rubin aus der Brust riss
und ihn in den Baum gab, ging ihre gesamte
Persönlichkeit, ihr ganzes Wesen auf ihn über.
Ihr Baumhirtinnen-Körper ist zu der Zuflucht
geworden, ihr Geist ist verstreut über den
Baum und eine große Anzahl von Krähen, und
es fällt ihr schwer, einen klaren Gedanken zu
fassen. Aber sie ist noch dort.
Kalliana ist im Innersten zerrissen. Sie
kam mit hehren Absichten ins Tal, aber ihr
eigener Hass hat diese zerstört. Jene, die sie
liebte und in Sicherheit bringen wollte, sind
tot oder verdorben, und sie weiß nicht, was
in den vergangenen Jahrhunderten außer-
halb des Tals geschehen ist. Sie stand vor der
Wahl, sich ganz ihrer Dunkelheit hinzugeben
oder sich der Tatsache zu stellen, dass sie die
Schuld am Schicksal ihrer Begleiter trägt.
Sie hat sich für die Dunkelheit entschieden.
Sämtliche Eindringlinge hält sie für Zygofers
Diener, jedes Zureden zunächst für eine Täu-
schung.
 Aber sie war einst weise, großzügig und gut.
Solange ihr Herz verdorben ist, gibt es kaum
eine Chance, sie daran zu erinnern. Befreit
man es aber von der Verderbnis und spricht zu
ihr, hat man vielleicht die Gelegenheit, diese
Last von ihr zu nehmen und die Zuflucht zu
dem zu machen, was sie sein sollte. Details
sind im Ereignis „Ein Herz aus Fleisch und
Stein“ beschrieben (siehe S. 108).
Kalliana manifestiert sich entweder in der Kam-
mer der Krähen, wenn eine Abenteurerin über
den Bernstein Kontakt mit ihr aufnimmt, oder
in der Herzkammer. In der Kammer der Krähen
nimmt man sie als riesigen Krähenschwarm war,
in dessen rauem Krächzen der Nachhall einer
weiblichen Stimme zu hören ist. In der Herzkam-
mer ist ihre Stimme deutlicher zu hören, eine
tiefe, dunkle Frauenstimme, die unvorhersagbar
zwischen Hass und Trauer schwankt, solange das
Herz noch nicht befreit wurde.
HARZDIENER
Die Harzdiener sind das, was von Kallianas
Begleitern blieb. Sie erscheinen als Humano-
ide, die aber keinem Volk mehr zugeordnet wer-
den können, abgesehen von ihrer Körpergröße.
Heute sehen sie aus wie grob menschenähn-
liche Brocken aus teilweise flüssigem, teilweise
getrocknetem Baumharz. Solange Kallianas
Geist verdorben ist, betrachten sie alle Außen-
stehenden als Eindringlinge und greifen auf
Sicht an. Falls Kalliana geheilt wird, vergeht
auch in den Harzdienern der Hass. Einige zer-
fließen einfach, andere stehen künftig reglos
da, bis sie zu Bernstein erstarren, wieder an-
dere können sogar hilfreich sein und die Abenteu-
rerinnen mit kleineren Arbeiten unterstützen.
STÄRKE 7, GESCHICKLICHKEIT 4
BEWEGUNG: 2
RÜSTUNGSSCHUTZ: 3
107
kallianas tal
ANGRIFF: Schlag: Waffenschaden 2 (STUMP-
FER SCHLAG). Wer mehr als dreimal von
einem Harzdiener getroffen wurde, erhält
aufgrund des klebrigen Harzes -1 auf sämt-
liche Proben auf STÄRKE und GESCHICKLICH-
KEIT, bis das Harz gründlich abgewaschen
werden kann.
RIESENWELS
Die Welse im See haben im Laufe der Jahrhun-
derte gewaltige Größen erreicht. Sie sind nicht
böse, nur sehr hungrig.
STÄRKE 12, GESCHICKLICHKEIT 6
BEWEGUNG: 3
RÜSTUNGSSCHUTZ: 2
ANGRIFF: Biss: Waffenschaden 2 (SCHNITT-
WUNDE)
GRAUE BAUMHIRTEN
Einige der elfischen Begleiter Kallianas folg-
ten ihrem Beispiel und betteten ihre Rubine in
junge Bäume ein, kurz nachdem Kalliana zu
der Zuflucht geworden war. Als Baumhirten
waren sie nicht der gleichen Verderbnis aus-
gesetzt wie jene im Gefolge, die von Kallianas
Früchten aßen. Dafür setzte ihnen der Verfall
der Jahre (siehe S. 108) besonders zu: Kallianas
Baum entzog auch ihnen ihre Lebenskraft,
ihre Wurzeln fraßen die wertvollen Nährstof-
fe, und die Baumhirten siechten dahin, bis sie
zu Grauen Baumhirten wurden.
Graue Baumhirten sehen ähnlich aus wie
gewöhnliche Baumhirten, aber ihre Rinde ist
grau und ihre Krone blattlos. Sie sind wortkarg
und phlegmatisch, bewegen sich nur wenig und
ignorieren Außenstehende meist. Gelegentlich
(1 auf W6 pro Begegnung) kann es vorkommen,
dass ein Grauer Baumhirte ohne ersichtlichen
Grund wütend wird, 1W3 Runden lang mit
aller Kraft angreift und dann plötzlich ablässt,
um fortzufahren, als wäre nichts geschehen.
Wer hartnäckig genug ist, kann mit einem
Grauen Baumhirten sprechen. Als Zeitzeugen
von Kalliana können sie Aufschluss über die
Hintergründe der Zuflucht geben.
Ihre Werte entsprechen gewöhnlichen Baum-
hirten (Spielleiter-Handbuch, S. 76).
EINIGE GRAUE BAUMHIRTEN: Elidyr (Gärt-
ner, besonders wortkarg), Ialantha (ehemalige
Jagdmeisterin, liegt halb überwuchert in den
Wäldern), Sharian (steht in Form einer Trauer-
weide am Seeufer und beobachtet die Welse),
Solana (schreitet stoisch einen riesigen Pilz-
kreis in den Wäldern ab)
EREIGNISSE
VERFALL DER JAHRE
Kalliana wuchs in wenigen Tagen nicht nur zu
einer Baumhirtin, sondern auch zu einem rie-
sigen Baum heran. Seit mehreren Jahrhunder-
ten hält sie diesen Zyklus aufrecht. Das ist nur
möglich, weil die Wurzeln des Baumes dem
Tal und der Umgebung die Lebenskraft ent-
ziehen. Nach einer Weile stellten die Bewohner
fest, dass Feldfrüchte besonders schnell wuch-
sen, aber auch schnell verdarben, dass der nahe
Wald in Windeseile wucherte, nur um bald dar-
auf zu verfallen, und dass auch sie selbst immer
schneller alterten.
Kallianas Begleiter wurden bald zu Grauen
Baumhirten oder Harzdienern, weshalb die
Alterung für sie kaum noch eine Rolle spielte.
Aber auch heute noch hält dieser Verfall der
Jahre an, da Kalliana beständig weiter Harz
produziert, um ihre Früchte wachsen zu lassen
und ihre Fallen zu unterhalten.
108
kapitel 8
Mittlerweile ist dieser Verfall so stark, dass
man für jede Woche, die man in dem Zu-
fluchtsbaum oder in den Wäldern des Tals ver-
bringt, um ein Jahr altert. Nach drei Tagen an
einem solchen Ort kann dies mit einer schwie-
rigen (–2) Probe auf HEILEN oder ÜBERLEBEN
auffallen. Nach zwei Wochen ist die Probe nur
noch fordernd (–1), nach vier Wochen einfach.
Außerhalb des Baumes und der Wälder ist
dieser Zustand wesentlich weniger fokussiert –
hier altert man für jede Woche einfach zwei
Wochen. Sobald Kalliana bekehrt (indem man
ihr Herz heilt und sie überzeugt) oder getötet
ist (indem man ihren Rubin zerschlägt), hört
der Verfall der Jahre auf.
EIN HERZ AUS FLEISCH
UND STEIN
Kallianas Herz ist wortwörtlich verdorben.
Aber nicht das gesamte Herz ist von Fäulnis
durchzogen, und das ist tatsächlich eine Chan-
ce: Es ist möglich, das verderbte Fleisch sorg-
fältig fortzuschneiden und vom gesunden zu
trennen. Dies erfordert einen schwierigen (–2)
Wurf auf HEILEN oder die Zauber WUNDEN HEI-
LEN oder WIEDERBELEBUNG. Prinzipiell können
die Abenteurerinnen es beliebig oft versuchen,
aber jeder Fehlschlag sorgt für eine heftige
Gegenreaktion: Würfle auf der Tabelle für zu-
fällige Falleneffekte.
Wird das Herz auf diese Weise geheilt, ist
ein tiefes, fast erleichtertes Seufzen zu hören.
Künftig greifen die Harzdiener die Eindring-
linge nicht mehr an, und auch die Fallen wer-
den nicht mehr ausgelöst.
Nehmen die Abenteurerinnen nach der Hei-
lung Kontakt mit Kalliana auf, hat sich ihre
Persönlichkeit vollständig verändert. An die
Stelle des Hasses ist Verzweiflung getreten.
Das Abtrennen des faulenden Teils ihres Her-
zens hat ihr die Möglichkeit genommen, vor
ihren Taten die Augen zu verschließen, und sie
verzweifelt an ihnen. Sie fleht die Abenteure-
rinnen an, sie zu erlösen, indem sie den Rubin
zerschlagen.
Einfühlsame Abenteurerinnen können je-
doch auch versuchen, Kalliana davon zu über-
zeugen, dass der Tod keine Lösung ist, und dass
ihre Hoffnung einer sicheren Zuflucht noch
immer in die Tat umgesetzt werden kann.
Dies erfordert einen irrsinnigen (–3) Wurf auf
MANIPULATION. Der Modifikator verringert für
jede der folgenden Herangehensweisen um eins:
✥ Die Abenteurerinnen haben Kallianas Dia-
dem in einem der Krähennester gefunden
und nutzen es, um sie daran zu erinnern,
was sie einst war.
✥ Die Abenteurerinnen erzählen von Zygo-
fers Fall, wie die Blutnebel sich lichteten
und dass es langsam wieder Hoffnung in
der Welt gibt.
✥ Die Abenteurerinnen bringen einen der
109
kallianas tal
Grauen Baumhirten, die alte Freunde
Kallianas sind, mit sich.
✥ Die Abenteurerinnen gehen besonders mit-
fühlend mit Kalliana um.
Sind alle vier Voraussetzungen erfüllt (oder
nach Maßgabe der Spielleiterin) kann die Pro-
be auch vollständig entfallen. Schlägt die Pro-
be fehl, bricht Kalliana den Kontakt ab. Die
Abenteurerinnen können es am nächsten Tag
erneut versuchen. Nach drei misslungenen
Proben verschließt sich Kalliana vollständig.
Mit der Zeit wird die Verderbnis zurückkehren.
Bei Erfolg sieht Kalliana ein, dass die Hoff-
nung noch nicht verloren ist. Mit einem letz-
ten erleichterten Seufzen gibt sie ihre Bindung
an die Welt vollständig auf und geht endgültig
in dem Baum auf. Der Krähenschwarm wird
zu normalen Vögeln, der Verfall der Jahre en-
det, und die Baumzuflucht erwartet ihre neuen
Bewohner.
 FROS TH ÜGEL
ABENTEUERSCHAUPLATZ: Burg
Das Konzept dieses Abenteuerschauplatzes ist
in einem Workshop auf der Online-Conven-
tion Conspiracy IV am 29.11.2020 entstanden.
Mein Dank gilt allen Beteiligten dieses Work-
shops, die ihre Ideen zum Frosthügel beigetra-
gen haben.
Schon seit Stunden schleppt ihr euch Hügel um
Hügel hinauf. Immer wenn ihr gehofft habt, den
letzten Anstieg dieser Art hinter euch gebracht
zu haben, seid ihr enttäuscht worden. Aber jetzt
liegt euer Ziel endlich in Sichtweite. Auf der
nächsten Hügelkuppe könnt ihr die Überreste ei-
ner einstmals stattlichen Palisade erkennen, die
mehrere Holzgebäude umschließt. Weite Teile
des Forts und des Hügels sind von weißen Pilzen
überwuchert, die den Boden bedecken wie Schnee,
der den warmen Temperaturen aus unerklärli-
chen Gründen trotzt. Während ihr noch überlegt,
ob das Fort tatsächlich verlassen ist, bemerkt ihr
mehrere kleine Gestalten, die sich zwischen den
110
kapitel 9
verfallenen Gebäuden bewegen. Auf diese Ent-
fernung könnt ihr nicht sicher sein, aber es scheint
sich um Orks zu handeln, auch wenn sie dafür
eigentlich zu klein sind…
HINTERGRUND
Die Abneigung des Isir-Clans der Orks gegen-
über Elfen, Zwergen und Menschen und die
Überfälle der Orks auf ebendiese Völker sind
ein bekanntes Problem im Rabenland. Seit der
Blutnebel sich gelichtet hat, ziehen die Isir in
Gruppen plündernd und brandschatzend um-
her. Sie sind ständig unterwegs und können nur
wenige Rückzugsorte ihr Eigen nennen. Einer
dieser Stützpunkte war bis vor einigen Mona-
ten der Ort, der in den umliegenden Siedlun-
gen Frosthügel genannt wird.
Aslor, ein direkter Untergebener von Eldag
dem Verwüster, errichtete und verwaltete hier
ein hölzernes Fort, das als Ausgangspunkt von
Plünderungs- und Eroberungszügen dienen
sollte. Zusätzlich sollten hier die Krieger zu-
künftiger Generationen großgezogen werden.
Ein solcher Stützpunkt hätte die Isir und ihre
Pläne gestärkt, aber Aslor stieß schon bald auf
ein Problem: Es war ihm nicht möglich, die
Bewohner des Forts ausreichend zu ernähren.
Aslor stand vor der Wahl, das Fort aufzugeben
und in Schande zum Clan zurückzukehren oder
einen Weg zu finden, die Mäuler zu stopfen. Zu
dieser Zeit suchte ihn der geisterhafte Dämon
Buliza auf und schlug ihm einen Handel vor:
Er würde nicht nur die Bewohner des Forts er-
nähren, sondern Aslors Krieger sogar stärker
und wilder machen als je zuvor. Alles, was Aslor
dafür tun müsste, wäre, den Dämon in seinem
Körper zu tragen. Es ist unklar, ob Aslor die Ge-
fahr nicht erkannte oder nicht erkennen wollte,
in jedem Fall nahm er den Handel an.
Sobald er den Dämon in sich trug, begannen
überall im Fort weiße Pilze zu sprießen, die
nicht nur nahrhaft zu sein schienen, sondern
auch die Wildheit und Zähigkeit der Orks stei-
gerten. Krieger, die von den Pilzen gegessen hat-
ten, konnten trotz furchtbarster Verletzungen
weiterkämpfen und Aslors Kriegszüge waren für
einige Zeit äußerst erfolgreich. Lediglich die
Kinder im Fort schienen von den Pilzen nicht
beeinflusst zu werden, für sie waren sie ledig-
lich eine nahrhafte Speise. Dann zeigte sich die
Schattenseite des Handels mit Buliza: Immer
häufiger brachen die Orks auch außerhalb des
Kampfes in Raserei aus und fielen über alles und
jeden her. Gleichzeitig wucherten die Pilze und
begannen, sich auch außerhalb des Forts auszu-
breiten. Aslor erkannte, dass der Dämon in ihm
an Stärke gewann und dass er ihn früher oder
später gänzlich kontrollieren würde. Und dann
wären seine Krieger zu nichts anderem mehr als
zur Vernichtung fähig. Er entschloss sich daher,
dem Plan des Dämons zuvorzukommen.
Eines Nachts stürzte er sich in den Brun-
nen des Forts. Er wollte sich und damit den
111
frosthügel
Dämon töten und Buliza so Einhalt gebieten.
Sein Plan ging auf, allerdings nur zum Teil.
Der Sturz in den Brunnenschacht zerschmet-
terte Aslors Körper, doch Buliza hielt ihn un-
ter größter Anstrengung am Leben. Dadurch
geriet sein Einfluss auf die anderen Orks außer
Kontrolle und die Krieger fielen in irrsinniger
Raserei übereinander her. Als die Sonne über
dem Hügel aufging, waren nur noch die Kin-
der des Isir-Clans am Leben. Seit jener Nacht
leben sie allein in den Überresten des Forts und
ernähren sich von den Pilzen, deren Wachstum
sich wieder auf den Hügel beschränkt. Und tief
unter dem Brunnen klammert sich Buliza an
seine körperliche Existenz …
DER WEG NACH
FROSTHÜGEL
Die Charaktere können auf ihren Reisen zufäl-
lig oder durch die entsprechende Legende auf
das Fort auf dem Frosthügel stoßen. Es ist aber
auch möglich, dass sie anderweitig auf den Ort
aufmerksam gemacht werden. Im Folgenden
sind mehrere solcher Möglichkeiten aufgeführt.
NAHRUNGSMANGEL
Die Charaktere bekämpfen eine Hungersnot
in einem Dorf oder schlagen sich mit der Er-
nährung ihrer eigenen Festung herum. Als der
Hunger besonders groß wird, erzählt jemand
die Legende von der nie erschöpften Versor-
gung des Frosthügels. Was auch immer die
Orks gesättigt hat, könnte doch auch jetzt wie-
der hungrige Mäuler stopfen …
DIE HÄNDLERIN
Die Charaktere begegnen auf ihren Reisen der
Händlerin Unolis, die Geschichten über das
orkische Fort gehört hat. Sie hat sich genug
Informationen zusammengereimt, um den
Plan zu schmieden, die Pilze zu sammeln und
als Kampfdroge zu verkaufen. Sie versucht, die
Abenteurerinnen als Geleitschutz für dieses
Unterfangen anzuheuern. Je nachdem, wie sie
den moralischen Kompass der Charaktere ein-
schätzt, wird sie die aufputschende Wirkung
der Pilze verschweigen.
EIN GERAUBTER SCHATZ
Die Abenteurerinnen schnappen Gerüchte
über ein mächtiges Artefakt auf, das in den
Wirren des sich lichtenden Blutnebels von den
Isir-Orks geraubt wurde. Angeblich wurde es
ins Fort auf dem Frosthügel gebracht. Sollten
die Charaktere bereits nach einem oder mehre-
ren Artefakten suchen (die vier Artefakte aus
Der Zorn des Raben bieten sich an), könnte sich
das Gerücht um eben jene Objekte drehen. Ob
das Artefakt tatsächlich im Fort zu finden ist,
kann die SL entscheiden.
2 1
112
kapitel 9
LEGENDE
Es ist noch nicht lange her, dass diese Landstri-
che von Rotten furchtbarer Orks heimgesucht
wurden. Sie zogen durch die Gegend, plünderten,
wo sie nur konnten, und machten keine Gefan-
genen, wenn du verstehst, was ich meine. Ihren
Stützpunkt hatten sie in den Hügeln, wo sie eine
gewaltige Festung errichtet hatten. Und darin
stellten sie eine Armee zusammen, die groß ge-
nug war, um das gesamte Rabenland zu erobern.
Jeder ihrer Krieger war stark wie drei Männer
und kämpfte auch dann noch, wenn er tödlich
verwundet war. Nichts und niemand hätte sie
aufhalten können… bis sie von einem Tag auf den
anderen plötzlich alle verschwanden. Ihre Fes-
tung ist verfallen und mit weißen Pilzen über-
wuchert. Ein paar Narren halten die Pilze für
Schnee, der niemals schmilzt und glauben, die
Orks wären alle erfroren. Deshalb nennen sie
den Ort Frosthügel. Obwohl sie sich offensichtlich
irren, hat sich der Name eingebürgert. Aber nie-
mand weiß, was es wirklich mit den Pilzen und
den verschwundenen Orks auf sich hat.

ORTE
Im Folgenden sind die wichtigen Orte im Fort
beschrieben. Dabei weisen alle diese Orte (mit
Ausnahme von Ort 5) den allgegenwärtigen
Pilzbewuchs auf.
1. DAS TORHAUS
Dieses von zwei Wachtürmen flankierte Tor
muss einmal eine formidable Verteidigung für
das Fort gebildet haben. Jetzt hängen die Torflü-
gel zerschmettert in den Angeln und geben den
Weg ins Innere widerstandslos frei.
Charaktere, die sich die zerstörten Torflügel
näher ansehen, können erkennen, dass das Tor
nicht von außen durchbrochen wurde. An-
scheinend wurde es stattdessen durch wuchtige
Axthiebe von innen beschädigt und ist danach
vermodert. In ihrer Raserei haben die Torwa-
chen in der Nacht von Aslors Opfer erst auf die
Torflügel und dann aufeinander eingeschlagen.
Die Kinder des Forts wissen, dass das Tor
schon lange keinen Schutz vor Eindringlingen
mehr bieten kann. Trotzdem hält sich immer
mindestens eins der Kinder auf den Wachtür-
men auf, um Ausschau nach näherkommenden
Wanderern zu halten. Sie halten den Pfad zum
Tor frei von jeglichem Bewuchs, so wie es auch
ihre Eltern getan haben. Dadurch ist es ohne
den Einsatz von Magie faktisch unmöglich,
auf dem Pfad zum Tor hinaufzugehen, ohne be-
merkt zu werden.
✥ KREATUREN: Ein oder zwei Orkkinder.
2. DIE PALISADEN
Die fast vier Meter hohen Palisaden weisen
Wachtürme in regelmäßigen Abständen auf
und sind zusätzlich mit angespitzten Pfählen
113
frosthügel
gesichert, die potentiellen Angreifern entgegen-
ragen. Im Südwesten ist der hölzerne Ring aller-
dings von den weißen Pilzen durchbrochen wor-
den, die einen ganzen Abschnitt der Palisade
zum Einsturz gebracht haben.
Als das Lager noch von orkischen Kriegern
bewacht wurde, boten die Palisaden effektiven
Schutz vor allen Angriffen. Mittlerweile sind
sie selbst an den Stellen, die nicht von den Pil-
zen zersetzt wurden, in schlechtem Zustand.
Abenteurerinnen, die von den Kindern unbe-
merkt ins Fort eindringen wollen, können mit
HEIMLICHKEIT über den Holzwall klettern.
Im Südwesten des Lagers müssen die Charak-
tere nicht klettern, um ins Innere des Forts zu
gelangen, da die Palisade vollständig unter den
Pilzen zusammengebrochen ist. Ein Wurf auf
HEIMLICHKEIT ist dennoch nötig, da in diesem
Bereich abgesehen von den Pilzen nichts wächst
und schleichende Personen entsprechend wenig
Deckung finden. Wenn die Orkkinder die Grup-
pe bemerken, werden sie ihrerseits versuchen,
sich zu verstecken und abzuwarten, bis die
Fremden wieder verschwinden.
3. DAS VERMODERTE GEBÄUDE
Diese Ruine ist so sehr von Pilzen zersetzt wor-
den, dass es nicht mehr möglich ist, zu erkennen,
welchem Zweck sie einmal gedient haben mag.
Ein süßlich-fauliger Geruch steigt von den Über-
resten der Wände auf.
In diesem Haus lagerten die Vorräte und Werk-
zeuge des Forts. Als Buliza mit dem Tod rang,
hat der Dämon seine Pilze gezielt auf den Le-
bensmitteln wuchern lassen, um sich von ihnen
zu nähren. Das Gebäude und alles, was sich im
Inneren befand, sind dadurch bis zur Unkennt-
lichkeit vermodert. Abenteurerinnen, die die
Reste des Lagerhauses betreten, nehmen über
den Geruch die Todesangst wahr, der Buliza aus-
gesetzt war. Diese äußert sich als Furchtangriff
mit acht Basiswürfeln. Charaktere, die durch
diesen Angriff Gebrochen werden, reagieren mit
einem gewaltsamen, emotionalen Ausbruch.
4. DER STALL
Das Dach dieses Stalls ist zum Teil eingestürzt.
Auch der Rest des Gebäudes hat augenscheinlich
unter dem Befall durch die weißen Pilze gelitten.
Hier haben die Orks früher Reit- und Nutztiere
gehalten. Buliza hat die armen Tiere in seinem
Todeskampf von den Pilzen aufzehren lassen.
Charaktere, die den Stall erkunden, können die
Knochen von Pferden und Rindern finden. Ein
Wurf auf WISSEN oder HEILEN offenbart, dass
die armen Tiere in Panik zu fliehen versuchten,
aber innerhalb von Sekunden von den Pilzen
verschlungen wurden, die überall auf ihren
Körpern sprossen.
✥ SCHATZ: Zwischen den Knochen finden
sich die Überreste edlen Zaumzeugs. Die
Metallteile sind aus angelaufenem Silber
gefertigt. Wenn sie gereinigt werden, sind
sie 3W6 Silber wert.
5. DAS LAGER DER KINDER
Die beiden Hütten sind deutlich neuer als der
Rest des Forts. Sie scheinen ohne große Kenntnisse
zusammengezimmert worden zu sein, sind aber
auch frei vom Pilzbewuchs. Aus einer der Hüt-
ten ist leises Gackern zu hören.
Die Orkkinder haben aus Teilen der Palisade
und des Haupthauses zwei kleine Hütten ge-
baut. Eine dient ihnen als Schlaf- und Wohn-
raum, in der anderen halten sie einige Hühner,
deren Eier und Fleisch für etwas Abwechslung
114
kapitel 9
in der Ernährung der Kinder sorgen. Es ist
leicht erkennbar, dass die Kinder sich aus der
Not heraus eingerichtet haben und eigentlich
nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügen,
ihr kleines Lager effektiv zu unterhalten.
Da Bulizas Pilze nicht in der Nähe von Kin-
dern wachsen können, ist der gesamte Bereich
auffällig frei vom sonst allgegenwärtigen Be-
wuchs. Wenn die Abenteurerinnen Kontakt
mit den Kindern aufnehmen wollen, werden
diese nach Möglichkeit Mirna vorschicken, da
nur sie eine andere Sprache als Orkisch spricht.
✥ KREATUREN: 3W6 Orkkinder, Mirna.
6. DAS HAUPTHAUS
Dieses Langhaus muss einst, obwohl nur aus Holz
erbaut, eindrucksvoll in seiner Größe gewirkt ha-
ben. Heute ist das Stroh des Daches verfault und
die allgegenwärtigen Pilze haben die Balken und
Bohlen der Wände in Mitleidenschaft gezogen.
Hier schliefen und aßen die Krieger und ande-
ren Bewohner des Forts und Aslor nutze es zu-
dem für den Kriegsrat mit seinen Untergebenen.
Die vorderen Bereiche des großen Raums sind
von den rasenden Orks in ihrem Todeskampf
komplett verwüstet worden. Zwischen den
Trümmern und Fetzen von Schlaf- und Koch-
stätten finden sich die sterblichen Überreste
von Kriegern, die furchtbaren Verletzungen er-
legen sind. Ein erfolgreicher Wurf auf HEILEN
offenbart, dass die Orks auch dann noch aufein-
ander eingeschlagen haben, als ihre Wunden
längst tödlich waren. Die überlebenden Kinder
haben alle Leichen vom Tor und von den Pa-
lisaden hierhergebracht. Sie wollten die toten
Körper ihrer Eltern nicht sehen müssen, waren
aber auch nicht in der Lage, sie angemessen zu
bestatten. Jetzt halten sie das Haupthaus ge-
schlossen und meiden das Gebäude.
 Im hinteren Bereich der Halle ist auf einer
hölzernen Plattform ein Thron aus Knochen
und Horn errichtet worden, auf dem räudige
Felle liegen. Neben dem Sitz liegt wie achtlos
hingeworfen eine offene Truhe, aus der Mün-
zen und Schmuckstücke auf den Boden gerollt
sind. Diesen Schatz zu heben, ist allerdings
nicht ungefährlich: Der Boden der Plattform
ist von Pilzen durchwuchert und morsch. Eine
Abenteurerin, die die Plattform betritt, muss
auf BEWEGEN würfeln, um zu vermeiden, dass
das faule Holz unter ihr zerbricht. Sollte die-
ser Wurf fehlschlagen, stürzt die Abenteurerin
sechs Meter tief in einen Tunnel, der in die
Höhle unter dem Brunnen (Ort 7) führt. Sie
findet sich nach dem Sturz direkt vor Aslors
Körper wieder.
✥ SCHATZ: Aslors Kriegskasse enthält 2W6
Kupfermünzen, 2W6 Silbermünzen und
zwei EINFACHE und einen WERTVOLLEN
getragenen Fund. Sollte die Gruppe auf
der Suche nach einem Artefakt zum Fort
gekommen sein, könnte dieses sich eben-
falls hier befinden.
7. DER BRUNNEN UND
DIE HÖHLE
Der einfache gemauerte Brunnenschacht scheint
sich im Zentrum des Pilzbewuchses zu befin-
den. Es wirkt sogar so, als wären die Pilze aus
dem Brunnen herausgequollen und hätten von
dort aus das Fort übernommen. Die Eimer und
Seile neben dem Brunnen deuten darauf hin,
dass trotzdem jemand weiterhin das Wasser der
Quelle trinkt.
Der Brunnenschacht führt gut zehn Meter
in die Tiefe, bevor er sich zu einer natürli-
chen Höhle weitet, die knietief unter Wasser
steht. Nur im hinteren Bereich gibt es einen
115
frosthügel
kleineren trockenen Abschnitt, der vollstän-
dig von weißen Pilzen bewachsen ist. An der
Decke über den Pilzen führt ein unregelmäßi-
ger Tunnel nach oben. Charaktere, die diesen
Tunnel hinaufklettern, können das Haupt-
haus erreichen.
Zwischen den Pilzen können die Abenteu-
rerinnen den Körper von Aslor erkennen, der
fast zur Gänze mit der weißen Masse verwach-
sen ist. Um ihn herum wuseln unzählige Rat-
ten umher, die einander anfauchen und an den
Pilzen knabbern. Obwohl der Körper des Orks
deutliche Zeichen der Verwesung zeigt, be-
wegt er sich noch immer langsam und spricht
mit heiserer Stimme. Diese Stimme gehört
allerdings dem Dämon Buliza. Aslor ist beim
Sturz in den Brunnenschacht umgekommen
und nur Bulizas Einfluss hält den geteilten
Körper am Leben.
✥ KREATUR: Buliza, Unmengen von Ratten.
✥ SCHATZ: Buliza hält noch immer den
Morgenstern Bleifaust, den Aslor einst
gegen seine Feinde schwang. Obwohl er
krude und klobig wirkt, ist der Morgen-
stern eine mächtige Waffe. Er verfügt
nicht nur über einen W8-Artefaktwür-
fel; ein Charakter, der ihn trägt, kann
außerdem einen Gegner als schnelle
Aktion STOSSEN, obwohl die Waffe die
Voraussetzungen dafür nicht erfüllt. Um
einen Gegner auf diese Weise zu Boden zu
werfen, genügt ein X, unabhängig von der
Stärke des Gegners.
 DIE DÄMONISCHEN PILZE
Die Charaktere können problemlos so viele der weißen Pilze auf dem Frosthügel
ernten, wie sie tragen können. Eine einzelne Dosis entspricht einem winzigen Ge-
genstand, zwanzig Dosen einem leichten Gegenstand. Die Pilze bleiben über Wo-
chen genießbar, oder sogar über Jahre, falls sie getrocknet werden. Auch wenn sie
eher fad schmecken, sind sie äußerst nahrhaft und verleihen denen, die sie verzeh-
ren, geradezu legendäre Kampfkraft. Schon eine Dosis deckt den Tagesbedarf eines
Charakters an Nahrung. Gleichzeitig verfügt der Charakter für diesen Tag über das
Talent BERSERKER auf Stufe 1. Jede weitere Dosis, die während dieses Tages verzehrt
wird, erhöht die Stufe des Talents um 1 bis zu einem Maximalwert von 3.
Die Pilze zu verzehren, birgt allerdings ein furchtbares Risiko: Der Verzehr einer
Dosis setzt den Charakter der Wirkung eines halluzinogenen Gifts mit Wirksam-
keit 3 aus. Weitere Dosen am selben Tag erhöhen die Wirksamkeit auf 6 (zweite
Dosis) beziehungsweise 9 (dritte Dosis). Wenn der Charakter durch den Schaden
des Gifts Gebrochen wird, steht ihm nur die Option eines gewaltsamen emotio-
nalen Ausbruchs zur Wahl.
Alle Auswirkungen der Pilze, ob positiv oder negativ, enden sofort, sobald Buliza
vernichtet wurde. Sämtliche Pilze, egal ob sie noch im Boden wachsen oder schon
geerntet wurden, verschrumpeln und verfärben sich gelblich. Sie sind dann nicht
mehr genießbar und eignen sich höchstens noch dazu, gezielt Erbrechen herbei-
zuführen.

116

kapitel 9

MONSTER UND
NSC
Im Folgenden sind alle Personen und Kreatu-
ren beschrieben, denen die Charaktere auf dem
Frosthügel begegnen können.
BULIZA DER PILZDÄMON
Als die geisterhafte Kreatur Buliza durch den
dämonischen Nexus kam, hatte sie nur ein
Ziel: Zu wachsen und zu wuchern, bis die gan-
ze Welt von ihr bedeckt wäre. Um dieses Ziel zu
erreichen, musste der Dämon sich mit einem
Körper verbinden, der es ihm ermöglichen
würde, seine Sporen zu verbreiten. Aslor mit
seinen Eroberungsambitionen kam ihm gera-
de recht. Der Ork brauchte Nahrung für sei-
ne Truppen und plante, auf seinen Feldzügen
quer durchs Land zu reisen. Dadurch spielte er
Buliza in die Hände. In Aslors Körper würde
der Dämon die Gelegenheit haben, seine Pilze
überall im Rabenland wachsen zu lassen, um
so stärker und stärker zu werden.
Der Dämon unterschätzte seinen Wirt aller-
dings und wurde von dessen recht nobler Ges-
te der Aufopferung überrascht. Jetzt ist er an
einen versehrten Körper gebunden, der seinen
Plänen nicht mehr dienen kann. Er giert daher
nach einer Gelegenheit, einen neuen Wirt zu be-
kommen und wird versuchen, alle potentiellen
Kandidaten mit Versprechungen zu umgarnen.
Dabei erweist er sich trotz seines widerwärti-
gen Aussehens als überraschend charismatisch.
STÄRKE 7, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 3, EMPATHIE 4
FERTIGKEITEN: Ausdauer 5, Manipulation 3,
Nahkampf 3, Kraft 2
RÜSTUNGSSCHUTZ: 5 (Pilzbewuchs und
Reste von Kettenrüstung)
117
frosthügel
PARASIT: Buliza kann die Kontrolle über ein
Opfer erlangen, indem er es berührt. Dies
funktioniert wie der Zauber PUPPENSPIELER
mit Machtstufe 3. Eine Person, die sich die-
ser Fähigkeit freiwillig aussetzt, kann den
Dämon in sich aufnehmen und sein neuer
Träger werden.
GIFTIG: Wenn Buliza ein Opfer berührt,
kann er anstelle der Kontrolle durch die
Fähigkeit Parasit, dieses einem tödlichen
Gift mit Wirksamkeit 6 aussetzen.
SCHWÄCHE: Kinder. Buliza kann den An-
blick von Kindern nicht ertragen und muss
sich von diesen entfernen. Falls dies nicht
möglich ist, erleidet der Dämon jede Run-
de W3 Schaden. Auch die Pilze des Dämons
ziehen sich ins Erdreich zurück, wenn sich
ihnen Kinder nähern, nur um kurze Zeit
später wieder zu sprießen.
AUSRÜSTUNG: Bleifaust (orkischer Mor-
genstern mit W8-Artefaktwürfel)
MIRNA
Wenn man Mirna aus einiger Entfernung sieht,
könnte man sie für ein menschliches Mädchen
an der Schwelle zum Erwachsenenalter halten.
Sobald man aber ihre goldenen Augen und die
spitzen Zähne sieht, besteht kein Zweifel, dass
man es mit einer jungen Orkin zu tun hat. Sie
trägt Lederkleidung, die an mehreren Stellen
notdürftig geflickt worden ist, und einen Speer.
Da Mirna nicht nur die Älteste unter den
Orkkindern ist, sondern auch die Sprache der
Menschen versteht und gebrochen spricht,
wird sie wahrscheinlich die Person sein, mit
der die Abenteurerinnen in Kontakt treten.
Sie ist Fremden gegenüber misstrauisch und
stellt den Schutz der jüngeren Kinder über
alles andere. Wenn die Charaktere ihr aber
freundlich begegnen, wird sie nach und nach
Vertrauen fassen.
 Mirna ist sich nicht bewusst, dass sie beinahe
alt genug ist, um der Wirkung der Pilze zu er-
liegen. Sollten die Abenteurerinnen diesen Um-
stand erkennen und ihr glaubhaft versichern
können, dass sie schon bald eine Gefahr für
die anderen Kinder darstellen könnte, wird sie
alles unternehmen, um diese Entwicklung zu
verhindern. Sie kann dabei helfen Buliza zu be-
seitigen, zeigt sich aber auch bereit, gemeinsam
mit den Kindern ein neues Zuhause zu suchen.
STÄRKE 3, GESCHICKLICHKEIT 5,
VERSTAND 3, EMPATHIE 4
FERTIGKEITEN: Auskundschaften 2,
Fernkampf 2, Bewegen 1, Heimlichkeit 1,
Menschenkenntnis 1, Nahkampf 1
TALENTE: Unbezwingbar, Wurfarm 1
AUSRÜSTUNG: Speer, Lederrüstung, Steine
ORKKINDER
Keines der orkischen Kinder, die in den Über-
resten des Forts leben, dürfte älter als vierzehn
Jahre sein, aber Angehörige anderer Völker tun
sich meistens recht schwer, das Alter der Kin-
der einzuschätzen. Ihnen allen ist anzusehen,
dass sie eher schlecht als recht mit dem Leben
ohne Erwachsene zurechtkommen. Ihre Klei-
dung ist abgerissen und sie wirken ungepflegt.
Trotzdem sind sie überraschend gesund und
gut genährt.
Ihren Gesichtern ist anzusehen, dass sie
die Erinnerungen an die Raserei ihrer Eltern
nicht überwunden haben und dass sie sich vor
allen Fremden, die ins Fort kommen, fürchten.
Entsprechend werden sie stets versuchen, Mir-
na zu holen, wenn die Abenteurerinnen mit
ihnen sprechen wollen. Die jüngeren Kinder
neigen sogar dazu, sich hinter Mirnas Rücken
zu verstecken. Sollten orkische Charaktere zur
118
kapitel 9
Gruppe gehören, sind die Kinder etwas aufge-
schlossener, aber immer noch vorsichtig. Sie
verweisen die Orks dann an Mirna, „weil sie
schon eine Kriegerin ist“.
STÄRKE 2, GESCHICKLICHKEIT 3,
VERSTAND 2, EMPATHIE 3
FERTIGKEITEN: Heimlichkeit 2, Auskund-
schaften 1, Bewegen 1, Fernkampf 1
AUSRÜSTUNG: Steine
PILZBERSERKER
Diese zusammengewürfelte Truppe aus Söld-
lingen und Halsabschneidern besteht aus Men-
schen der verschiedenen Völker. Sie verdingen
sich in guten Zeiten als Söldner und Karawa-
nenwachen, aber wenn sie nicht angeheuert
werden, halten sie sich mit Überfallen und
Wegelagerei über Wasser. Vor einiger Zeit sind
sie durch Zufall über den Frosthügel und seine
Pilze gestoßen.
Sie haben schnell erkannt, wie sehr die Pilze
ihre Kampfkraft steigern. Seitdem kommen
sie immer wieder her, um ihre Vorräte aufzu-
stocken. Da sie Stück für Stück der Raserei ver-
fallen, die mit dem Verzehr der Pilze einher-
geht, sind ihre Methoden brutaler geworden
und sie nehmen keine Aufträge mehr an, son-
dern sind zu wandernden Plünderern geworden.
Die Orkkinder haben es bisher geschafft, den
Pilzberserkern aus dem Weg zu gehen und sich
verborgen zu halten. Die Menschen halten das
Fort daher für verlassen.
Die Spielwerte der Pilzberserker entsprechen
denen von Räubern und Soldaten (Spielleiter-
Handbuch S. 183). Aufgrund ihres Pilzkon-
sums verfügen sie aber zusätzlich jeweils über
das Talent BERSERKER auf Stufe 1 bis 3.

EREIGNISSE
Während eines Besuchs des Forts auf dem
Frosthügel können die Abenteurerinnen in
verschiedene Ereignisse verwickelt werden. Im
Folgenden sind einige Beispiele beschrieben.
PILZE FANGEN
Wenn die Charaktere die Überreste des Forts
erkunden, werden sie vermutlich früher oder
später auf die orkischen Kinder aufmerksam,
die hier leben. Wenn sie sich freundlich ver-
halten und zeigen, dass keine Bedrohung von
ihnen ausgeht, können die Abenteurerinnen
Kontakt mit Mirna und den anderen Kindern
aufnehmen. Sobald sie das Vertrauen der jun-
gen Orks gewonnen haben, wird Mirna sich
mit der etwas befremdlichen Bitte an sie wen-
den, die Kinder bei der Jagd auf die Pilze zu
unterstützen, von denen sie sich ernähren.
Was zunächst wie ein Missverständnis auf-
grund der Sprachbarriere erscheint, erweist
sich schnell als tatsächliches Problem der Ork-
kinder. Da Buliza die Nähe von Kindern nicht
ertragen kann, ziehen sich seine Pilze ins Erd-
reich zurück, sobald die Kinder ihnen zu nah
kommen, nur um kurz darauf wieder zu sprie-
ßen. Sie müssen deshalb schnell sein, wenn sie
die Pilze ernten wollen, bevor sie verschwinden.
Sobald die Pilze einmal gepflückt sind, können
die Kinder sie verspeisen. Die erwachsenen
Charaktere haben dieses Problem nicht und
können die Pilze problemlos ernten.
Wenn die Abenteurerinnen sich an der „Jagd“
beteiligen, können sie bemerken, dass auch
Mirna gut zurechtkommt. Die Pilze weichen
kaum noch vor ihr zurück. Diese Tatsache ist
ein Hinweis darauf, dass sie beinahe alt genug
ist, um von der Wirkung der Pilze betroffen zu
werden. Wenn die Abenteurerinnen die rich-
tigen Schlüsse ziehen und Mirna darauf an-
sprechen, wird sie versuchen, ihre Ernährung
119
frosthügel
umzustellen, um dem Schicksal ihrer Eltern
zu entgehen. Wenn die Charaktere nichts
unternehmen, verfällt die junge Orkin früher
oder später in Raserei. Welche Folgen dies hat,
entscheidet die SL.
PILZBERSERKER IM ANMARSCH
Während sich die Gruppe im Fort aufhält,
schlagen die Orkkinder plötzlich Alarm. Der
Wachtposten in den Türmen am Tor hat eine
Gruppe bewaffneter Menschen entdeckt, die
sich dem Hügel nähert. Wie viele Personen
zu dieser Gruppe gehören obliegt der SL, die
Entscheidung sollte der Kampfkraft der Cha-
raktere angepasst werden. Die jungen Orks
können den Charakteren erzählen, dass diese
Menschen in der letzten Zeit schon mehrfach
hier aufgetaucht sind und dass sie nicht sehr
freundlich wirken. Ein Wurf auf MENSCHEN-
KENNTNIS lässt die Charaktere erkennen, dass
die Kinder, Mirna eingeschlossen, sich vor den
Neuankömmlingen fürchten. Sie werden ver-
suchen, sich zu verstecken, so wie sie es bisher
immer getan haben.
Wie sich die Angelegenheit von da an entwi-
ckelt, hängt sehr vom Verhalten der Charaktere
ab. Sie können versuchen, sich mit HEIMLICH-
KEIT vor den Räubern zu verbergen. Wenn dies
gelingt, können sie beobachten, wie die Berser-
ker Pilze ernten und in Beuteln verstauen. Ei-
nige von ihnen beginnen sofort damit, große
Mengen der Pilze zu essen. Kurze Zeit später
beginnen sie damit, zu brüllen und zu streiten.
Einige von ihnen hacken und treten auch auf
die Überreste der Gebäude ein.
Sollten die Charaktere von den Berserkern
bemerkt werden oder ohnehin offen auftreten,
werden diese sofort auf Konfrontationskurs
gehen. Sie benehmen sich, als würde das Fort
ihnen gehören und fragen, was die Charaktere
hier zu suchen haben. Egal wie die Antwort
auf diese Frage ausfällt, werden sie auf äußerst
plumpe Weise versuchen, Streit oder besser
gleich eine Schlägerei vom Zaun zu brechen.
Wenn die Abenteurerinnen darauf eingehen
und sich mit Gewalt zur Wehr setzen, besteht
eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Ange-
legenheit eskaliert. Die Berserker greifen dann
zu den Waffen und einige von ihnen sind bereit
bis zum Tod (und dank der Pilze in gewisser
Weise auch darüber hinaus) zu kämpfen.
DAS DING IM BRUNNEN
Früher oder später werden die Charaktere
vermutlich Aslors Körper und damit auch
den Dämon Buliza in der Höhle unter dem
Brunnen entdecken. Ein Charakter könnte im
Haupthaus durch den Boden brechen oder die
Gruppe entschließt sich, den Brunnenschacht
hinabzusteigen. Egal, auf welche Weise sie den
Dämon entdecken, Buliza wird sich zunächst
freundlich geben und versuchen, mit den
Abenteurerinnen ins Gespräch zu kommen.
Er versucht nicht, seine dämonische Natur
zu leugnen, aber er verzerrt die Wahrheit und
stellt sich als einen Helfer dar, der einer Per-
son, die sich mit ihm verbindet, große Stärke
gewähren kann. Dass er sich als Parasit in sei-
nen Wirt einnistet und früher oder später die
Kontrolle übernimmt, verschweigt er geflis-
sentlich. Sollte ein Charakter auf den Handel
eingehen und den Dämon in sich aufnehmen,
verschafft er sich damit einen nahezu uner-
schöpflichen Vorrat an Pilzen, die ab sofort in
seiner unmittelbaren Umgebung zu wachsen
beginnen. Gleichzeitig versucht Buliza insge-
heim die Kontrolle über seinen Wirtskörper
zu übernehmen. Jedes Mal, wenn der Cha-
rakter durch Schaden an EMPATHIE Gebrochen
wird, darf Buliza mit MANIPULATION gegen die
MENSCHENKENNTNIS des Charakters würfeln,
wobei der volle Empathiewert des Charakters
verwendet wird. Wenn Buliza mehr x erzielt
als der Charakter, übernimmt er die Kontrolle
120
kapitel 9
über dessen Körper und der Charakter wird
zum NSC. Ob es eine Möglichkeit gibt, die-
se Kontrolle zu überwinden, kann die SL frei
entscheiden.
Sollten die Abenteurerinnen seine Ver-
lockungen ablehnen und versuchen, seinem
Dasein ein Ende zu bereiten, setzt sich der
Dämon zur Wehr, indem er pilzbefallene
Rattenschwärme auf sie hetzt. Diese Schwär-
me haben dieselben Spielwerte wie auf S. 127
im Spielleiter-Handbuch angegeben, verfügen
aber, weil sie ständig von den Pilzen fressen,
über das Talent BERSERKER auf Stufe 1. Da As-
lors Körper durch den Sturz in den Brunnen
schwer in Mitleidenschaft gezogen worden ist,
kann Buliza kaum auf körperliche Angriffe zu-
rückgreifen. Im Kampf wird zu Beginn jeder
Runde ein Basiswürfel geworfen. Nur wenn
ein x erzielt wird, kann Buliza mit seinem
Morgenstern angreifen. Andernfalls steht ihm
nur seine giftige Berührung zur Verfügung.
Der Dämon ist außerdem mit der Pilzmasse
im trockenen Bereich der Höhle verwach-
sen und kann sich nicht vom Fleck bewegen.
Dementsprechend ist er nur dann in der Lage,
Charaktere anzugreifen, wenn sich diese auf
ARMESLÄNGE zu ihm bewegen. Wenn der Dä-
mon bemerkt, dass die Abenteuerinnen diesen
Umstand ausnutzen und ihn aus der Ferne an-
greifen, versucht er, sich loszureißen. Er kann
eine langsame Aktion nutzen, um auf KRAFT
zu würfeln. Wenn er erfolgreich ist, kann er
sich ab sofort frei bewegen, verliert aber auch
drei Punkte seines Rüstungsschutzes, da die
Pilze nicht länger Attacken auf seinen Körper
abfangen.
Wenn es den Abenteurerinnen gelingt Aslors
Körper zu töten, vernichten sie damit auch
Buliza. Die weißen Pilze verschrumpeln in-
nerhalb von Augenblicken und verfärben sich
gelblich. Charaktere und NSC, die durch den
Konsum der Pilze das Talent BERSERKER be-
kommen haben, verlieren es sofort.
 EIN NEUER WIRT FÜR BULIZA
Dieses Ereignis tritt im eher unwahrscheinli-
chen Fall ein, dass die Charaktere weder Buliza
töten, noch mit den Pilzberserkern aneinan-
dergeraten. Die Banditen werden dann bei ei-
nem späteren Besuch im Fort die Höhle unter
dem Brunnen entdecken und Buliza finden.
Einer der von den Pilzen benebelten Berserker
wird sich dem Dämon bereitwillig als neuer
Wirtskörper anbieten und Buliza kann Aslors
Leib endlich hinter sich lassen. Er schafft es
schneller, die vollständige Kontrolle über sei-
nen Wirtskörper zu übernehmen, als es bei As-
lor der Fall war und beginnt von Neuem damit,
seinen Plan von unendlichem Wachstum in
die Tat umzusetzen.
Die Charaktere werden schon bald Gerüch-
te über grausame Plünderungen durch über-
121
frosthügel
menschlich zähe Krieger in der Gegend rund
um den Frosthügel hören. Zusätzlich erzählt
man ihnen, dass an immer mehr Orten sehr
plötzlich weiße Pilze zu wachsen beginnen.
Buliza schart nach und nach immer mehr Ge-
folgsleute um sich und wird zunehmend zur
Bedrohung für den Landstrich und auf Dau-
er sogar das Rabenland. Wenn die Charaktere
sich entschließen sollten, gegen den Dämon
vorzugehen, steht ihnen nicht nur eine Armee
von Pilzberserkern gegenüber, sondern sie stel-
len auch fest, dass die Verteidigungsanlagen
des Frosthügels instandgesetzt worden sind
und man die Orkkinder verjagt hat. Außer-
dem verfügt Buliza jetzt über einen gesunden,
starken Körper. Der SL steht es daher frei, die
Spielwerte des Dämons zu verbessern und ihn
so zur größeren Gefahr zu machen.
 Zwischen sanft geschwungenen Hügeln breitet sich südlich eines Mühlenteichs ein Dorf aus. Of-
fensichtlich wird es überwiegend von Halblingen bewohnt: Bis auf ein größeres Gebäude sind alle
Häuser für Wesen gebaut, die nur halb so groß wie Menschen sind. Zudem entdeckt ihr in man-
cher Hügelflanke die typischen, fein herausgeputzten Eingänge zu den unterirdischen Behau-
sungen. Es ist ein wunderbarer Anblick – wären da nicht zwei Merkwürdigkeiten. Zum einen
mangelt es dem Dorf an jeglicher Befestigung. Frei und ungeschützt liegt es da, ohne Mauern oder
Palisaden, wie der Traum aus einem friedlicheren Teil der Welt. Und noch etwas anderes fehlt:
Stimmengewirr, Lieder und Lachen. Heißt es nicht, Halblinge seien unverbesserliche Frohnatu-
ren? Davon ist nichts zu hören. Rundlich und gesund sehen sie aus, doch ihrem Tagwerk gegen die
Dörfler mit verschlossenen Lippen und gesenktem Blick nach.

Dieser Band enthält acht Abenteuerschauplätze für das Rollenspiel Die Verbotenen Lande.
Eure Abenteurerinnen können ein Dorf besuchen, in dem niemand spricht, zwei verfeindete
Festungen entdecken, sich auf die Suche nach dem Jungbrunnen begeben oder einen rätsel-
haften Kult kennenlernen. Außerdem können sie in den Fußspuren einer Heldin wandeln, in
alte Zwergenminen hinabsteigen, eine magische Zuflucht aufsuchen und ein orkisches Fort
erforschen. Der Band enthält:

✥ Das Stille Dorf von Michael Masberg

✥ Hydraberg & Greifenstein von Dominic Hladek
✥ Heckenheim & Der Jungbrunnen der Yefela von Lars Reißig
✥ Savistia von Mháire Stritter, Nicolas Mendrek
✥ Die Schmiede der Ahnen von Stefan Küppers
✥ Die Klamm des Drachen von Stefan Unteregger
✥ Kallianas Tal von Tilman Hakenberg
✥ Frosthügel von Felix Hensell

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