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Buhr
DOI 10.1007/s00104-003-0761-0
Chirurgische Klinik I,Allgemein-,Gefäß- und Thoraxchirurgie,Charité,
Freie und Humboldt-Universität zu Berlin
Redaktion
J.Bauch, Hannover
M.Betzler, Essen
P.Lobenhoffer, Hannover
Laparoskopische Kolonchirurgie
Die Beiträge der Rubrik „Weiterbildung · Indikation und Technik
Zertifizierte Fortbildung“ sollen dem
Facharzt als Repetitorium dienen und dem
Wissens-stand der Facharztprüfung für den Willkommen zur Zertifizierten
Arzt in Weiterbildung entsprechen.Die Fortbildung bei Springer!
Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Mehr Information finden Sie unter
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Aussagen zum Thema. am Ende dieser Fortbildungseinheit
Schlüsselwörter Zusammenfassung
Kolonresektion · Sigmadivertikulitis · Laparoskopische Operationstechniken zur Behandlung von benignen Erkrankungen des Kolons
Kolonkarzinom · haben in den letzten 10 Jahren einen festen Stellenwert erlangt.Hinsichtlich Morbidität und Letali-
Entzündliche Darmerkrankungen · tät unterscheiden sich konventionelle und laparoskopische Operationsverfahren nicht signifikant.
Laparoskopische Operationstechnik Vorteile des laparoskopischen Eingriffs sind eine frühe postoperative Rekonvaleszenz sowie eine
geringere Inzidenz von Narbenhernien und Dünndarmobstruktionen.Nachteilig ist die fehlende
taktile Sensation,die schwierigere komplette Exploration des Bauchraums und der technisch und
zeitlich höhere Aufwand.Die Sigmadivertikulitis stellt die am häufigsten laparoskopisch operierte
Kolonerkrankung dar.Auch andere entzündliche Darmerkrankungen,endoskopisch nicht abtrag-
bare Kolonadenome und bestimmte funktionelle Störungen des Kolorektums können laparosko-
pisch operiert werden.Bei zurzeit noch kontroversen Diskussionen über die Wertigkeit des laparo-
skopischen Vorgehens sollten kolorektale Karzinome nur innerhalb kontrollierter Studien laparo-
skopisch operiert werden.Die Operationstechnik für die wichtigsten laparoskopischen Kolonein-
griffe ist weitestgehend standardisiert.Speziell bei laparoskopischer Operation von Malignomen
müssen die onkologischen Standards der konventionellen Chirurgie ebenso wie Maßnahmen zur
Verhinderung von Tumorzellverschleppung und Trokarmetastasen eingehalten werden.
Keywords Abstract
Colon resection · Colorectal cancer · Laparoscopic surgical techniques have earned a firm place in the treatment of benign colon disea-
Sigmoid diverticulitis · ses in the past 10 years.There is no significant difference between conventional and laparoscopic
Laparoscopic technique surgical methods regarding morbidity and lethality.The advantages of the laparoscopic interventi-
on include early postoperative convalescence and a lower incidence of incisional hernia and ob-
structions of the small intestine.The disadvantages involve the lack of tactile sensation,difficult
complete exploration of the abdominal cavity,greater technical complexity,and the longer time
expended.Sigmoid diverticulitis is the most frequent colon disease treated by laparoscopic surge-
ry,which can also be performed for other inflammatory colon diseases,colon adenoma refractory
to endoscopic ablation,and certain functional disorders of the colorectum.Due to the current con-
troversy regarding the value of the laparoscopic method,colorectal carcinomas should only be
treated by laparoscopic surgery in controlled studies.The surgical technique for the most impor-
tant laparoscopic interventions in the colon is standardized to the greatest extent.Especially in
laparoscopic operations for malignant tumors,oncologic standards of conventional surgery and
measures to prevent spreading of tumorous cells and trocar site metastases should be observed.
◗ die Eingriffe können sich auf alle 4 Quadranten des Abdomens ausbreiten, mit der
Notwendigkeit, den gesamten Dünndarm aus dem Operationsgebiet zu verlagern,
◗ größere Gewebeflächen müssen exponiert und disseziert werden,
◗ schließlich muss in der Regel ein großes bakterien- und ggf. tumorbeladenes
Organ reseziert und geborgen werden,
◗ zusätzlich ist in aller Regel die Herstellung einer Anastomose notwendig [50].
Laparoskopische Koloneingriffe sind Laparoskopische Koloneingriffe sind in den letzten Jahren zu einem festen Bestand-
fester Bestandteil der Therapie benigner teil der minimal-invasiven Operationsmethoden in der Behandlung benigner Er-
Kolon- und Rektumerkrankungen krankungen des Kolons und Rektums geworden. Dagegen wird der Einsatz laparosko-
pischer Techniken beim Kolon- und Rektumkarzinom kontrovers diskutiert. Im Fol-
genden soll auf die wichtigsten Indikationen und Kontraindikationen zum Einsatz la-
paroskopischer Operationstechniken in der Kolonchirurgie eingegangen werden. Im
Anschluss werden die Operationstechniken für die häufigsten resezierenden laparo-
skopischen Operationsverfahren dargestellt.
Definitionen
Prinzipiell werden vollständig laparoskopische von laparoskopisch-assistierten und
laparoskopisch-konventionell kombinierten Koloneingriffen unterschieden, wobei
in der Literatur keine Einigkeit bezüglich der Definitionen besteht [41].
Vollständig laparoskopische Bei vollständig laparoskopischen Eingriffen erfolgt definitionsgemäß neben
Eingriffe den Trokarinzisionsstellen keine weitere Bauchdeckeninzision. Die gesamte Opera-
tion inklusive Mobilisation, Skelettierung des Mesenteriums sowie ggf. Resektion und
Anastomosierung des Kolons werden laparoskopisch intraabdominell ausgeführt.
Bei Anfallen eines Resektats wird dieses durch ein 33-mm-Trokar oder durch das Lu-
men des Rektums geborgen [12, 41].
Laparoskopisch-assistierte Bei laparoskopisch-assistierten Eingriffen erfolgen die Mobilisation des Ko-
Eingriffe lons und die Skelettierung des Mesenteriums ebenfalls laparoskopisch.Anschließend
wird über eine umschriebene Bauchdeckeninzision (3–6 cm) der zu resezierende Ko-
lonanteil vor die Bauchdecke verlagert und reseziert. Die Anastomosierung erfolgt
entweder extrakorporal als Handnaht oder intrakorporal maschinell [7, 41]. Eine Son-
Handassistiertes derform dieser Eingriffe stellt das sog. handassistierte laparoskopische Vorgehen
laparoskopisches Vorgehen dar. Hierbei wird eine Hand des Operateurs in die Abdominalhöhle eingeführt, um
das taktile Gefühl zurückzugewinnen und die Exploration, Mobilisation und Resek-
tion schneller und sicherer durchführen zu können.
Laparoskopisch-konventionell Unter laparoskopisch-konventionell kombinierten Eingriffen werden solche
kombinierte Eingriffe Techniken verstanden, die beide Vorgehensweisen verbinden. Als Beispiel sei die ab-
Ein Beispiel hierfür ist die dominoperineale Rektumexstirpation genannt, bei der Sigma und Rektum laparosko-
abdominoperineale Rektumexstirpation pisch mobilisiert, skelettiert und durchtrennt werden, während der perineale Teil der
Operation auf konventionelle Weise ausgeführt wird [41].
Laparoskopisch-endoskopisch Laparoskopisch-endoskopisch kombinierte Resektionen (LAER) verbinden
kombinierte Resektionen den Einsatz von laparoskopischen und endoskopischen Instrumenten, z. B. zur Loka-
lisation von Polypen, die dann im Sinne einer Keilresektion abgetragen werden kön-
Konversion zum offenen Vorgehen nen. Unter Konversion zum offenen Vorgehen wird in der Regel eine nicht geplan-
te Laparotomie oder die Notwendigkeit, die geplante Bauchdeckeninzision deutlich
zu verlängern bzw. zu einem früheren Zeitpunkt anzulegen als vorgesehen verstan-
den [7].
Indikationen
Die Indikation zu einem operativen Grundsätzlich gilt, dass die Indikation zu einem operativen Vorgehen nicht durch die
Vorgehen wird von Art und Ausmaß Wahl des Zugangswegs beeinflusst wird, sondern von Art und Ausmaß einer Erkran-
der Erkrankung bestimmt kung bestimmt bleibt. Um Entscheidungskriterien für die Wahl des geeigneten Zu-
gangswegs zu erhalten, müssen die prinzipiellen Vor- und Nachteile des offenen bzw.
laparoskopischen Vorgehens berücksichtigt werden. Hinsichtlich Morbidität und Le-
Entzündliche Darmerkrankungen
Divertikulitis. Die Indikation für die Behandlung der Sigmadivertikulitis wird vom
Stadium der Erkrankung bestimmt [18]. Speziell für die Indikation zum laparosko-
Empfehlungen der European pischen Vorgehen bei Divertikulitis liegen Empfehlungen der European Associa-
Association for Endoscopic Surgery tion for Endoscopic Surgery vor [30]. Laut diesem Konsensus wird die elektive lapa-
roskopische Sigmaresektion bei der chronisch rezidivierenden Sigmadivertikulitis
als Alternative zum konventionellen Vorgehen empfohlen. Dies gilt ebenso für die
Behandlung der Komplikationen des chronischen Krankheitsverlaufs wie Fistelbil-
dung oder Stenose. Für die perforierten Stadien mit lokaler Abszessbildung (Hin-
Bei einer diffusen purulenten oder chey I und II) wird geraten, über das Vorgehen nach diagnostischer Laparoskopie zu
kotigen Peritonitis besteht keine entscheiden und ggf. auf eine offene Operation umzusteigen. Dagegen besteht laut
Indikation zum laparoskopischen Konsens bei Vorliegen einer diffusen purulenten oder kotigen Peritonitis (Hinchey III
Vorgehen und IV) keine Indikation zum laparoskopischen Vorgehen. Die Entscheidung für oder
Erfahrung des Operateurs gegen ein laparoskopisches Vorgehen hängt jedoch wesentlich von der Erfahrung
des Operateurs ab. Für laparoskopisch versierte Chirurgen kann eine Sigmaresekti-
on auch in fortgeschrittenen komplizierten Stadien sinnvoll durchführbar sein. Be-
lege für einen Vorteil dieses Vorgehens fehlen jedoch bislang in der Literatur.
Voraussetzung für die richtige operative Verfahrenswahl ist daher eine möglichst
sorgfältige präoperative Patientenselektion, um eine stadiengerechte chirurgische
Therapie zu ermöglichen [18]. Die Computertomographie des Abdomens mit Kon-
Präoperative Stadieneinteilung trastfüllung des Darmes ist ein geeignetes Mittel, diese präoperative Stadieneintei-
lung durchzuführen und die Verfahrenswahl festzulegen. Die Letalität der laparosko-
pischen Sigmaresektion wird zwischen 0 und 1,8%, die Morbidität zwischen 7,3 und
37,8% und die Konversionsrate zum offenen Vorgehen zwischen 0 und 38,9% ange-
geben, wobei die hohe Schwankungsbreite am ehesten als Ausdruck der Patienten-
selektion in den unterschiedlichen Serien gewertet werden muss [23].
OP-Notfallindikationen Colitis ulcerosa. Bei der operationspflichtigen Colitis ulcerosa werden OP-Notfallin-
Dringliche OP-Indikationen dikationen (freie oder gedeckte Perforation, vital bedrohliche Blutung), dringli-
che OP-Indikationen (medikamentös therapierefraktärer fulminanter Schub, thera-
Funktionelle Störungen
Funktionelle Störungen wie z.B.Rektum- Funktionelle Störungen des Kolons und Rektums wie Rektumprolaps, Outletobstruk-
prolaps oder chronische Obstipation tion oder chronische Obstipation können bei gegebener Operationsindikation auch
können mittels laparoskopischer mittels laparoskopischer Operationstechniken behandelt werden. Prinzipiell gilt auch
Techniken behandelt werden für diese Krankheitsbilder, dass sich die Operationsindikationen zur laparoskopi-
schen Vorgehensweise nicht von der zu konventionellen Operation unterscheiden.
Minimal-invasive Therapie des Die meisten Daten liegen zur minimal-invasiven Therapie des Rektumprolaps
Rektumprolaps vor, wobei prinzipiell einfache Nahtpexien von Fixationen mittels nichtresorbierba-
ren Kunststoffnetzen und rektosigmoidale Resektionen mit und ohne Pexie unter-
schieden werden. Bei einer Letalität von 0% wird die Morbididtät zwischen 0 und
16% und die Konversionsrate zum offenen Vorgehen ebenfalls zwischen 0 und 16%
angegeben [23]. Kurz- und mittelfristig bestehen keine signifikanten Unterschiede
Abb. 2 Positionierung
des Operationsteams und
der Laparoskopieeinheit
für die laparoskopische
Hemikolektomie rechts
(1: Operateur, 2:
1. Assistent, 3: 2. Assistent,
4: Instrumentierende(r))
Technik
Im Folgenden wird die Operationstechnik der am häufigsten durchgeführten la-
paroskopischen Koloneingriffe dargestellt. Im Einzelnen wird dabei auf die He-
mikolektomie rechts, die Hemikolektomie links, die Sigmaresektion und die ante-
riore Rektumresektion bzw. abdominoperineale Rektumexstirpation eingegan-
Einzelne Arbeitsschritte gen. Die einzelnen Arbeitsschritte sind tabellarisch in den Tabellen 3, 4, 5 auf-
gelistet.
Die Technik sollte sich eng am konven- Auch bei der Technik unterscheidet sich die Vorgehensweise der einzelnen Ar-
tionellen Vorgehen orientieren beitsgruppen, sodass eine allgemeine Standardisierung bisher nicht erfolgt ist [3, 4,
17, 37, 56]. Prinzipiell gilt, dass sich die Technik so eng wie möglich am konventionel-
len Vorgehen orientieren sollte, um sie einfach, reproduzierbar und leicht erlernbar
zu machen [56]. Dabei dürfen die Grundprinzipien des chirurgischen Vorgehens –
atraumatisches anatomiegerechtes und morphologiegerechtes Operieren – nicht von
der Wahl des Zugangswegs abhängig gemacht werden.
Speziell bei laparoskopischer Operation von Malignomen müssen die onkologi-
schen Standards wie radikuläre Gefäßligatur,„No-touch-isolation-Technik“, Lumen-
unterbindung und Lymphadenektomie eingehalten werden. Darüber hinaus werden
Verhinderung spezielle Maßnahmen zur Verhinderung von Trokarmetastasen empfohlen. Hier-
von Trokarmetastasen zu zählen die gesonderte Fixation der Trokare, der Peritonealverschluss der Trokarin-
zisionsstellen und die Spülung der Trokare und Instrumente mit zytotoxischen Lö-
sungen wie z. B. Taurolidin (Übersicht in [28]).
Vorbereitung der Patienten Die Vorbereitung der Patienten für laparoskopische kolorektale Eingriffe ent-
spricht der für die konventionelle Kolonchirurgie inklusive orthograder Darmlava-
Pathologische Befunde sollten ge und perioperativer Antibiotikaprophylaxe [22]. Nach Möglichkeit sollten patholo-
präoperativ kolonoskopisch lokalisiert gische Befunde präoperativ kolonoskopisch lokalisiert und mit Farbstoff markiert
und mit Farbstoff markiert werden werden, um die intraoperative Lokalisation zu erleichtern. Die Einlage eines trans-
urethralen Dauerkatheters ist nur vor geplanter abdominoperinealer Rektumexstir-
pation erforderlich, alle anderen Patienten können intraoperativ eine suprapubische
Harnableitung erhalten.
Die Lagerung des Patienten erfolgt in Rückenlage, Beine gespreizt, mit Schulter-
Trendelenburg-Lagerung und Seitenstützen, Oberkörper zunächst abgesenkt (Trendelenburg-Lagerung)
und Linkskippung des Operationstischs (Abb. 1 und 2; Tabelle 3). Zur Mobilisati-
Anti-Trendelenburg-Lagerung on der rechten Flexur ist dann die Fußtieflagerung notwendig (Anti-Trendelen-
burg-Lagerung). Der Operateur steht auf der linken Patientenseite, der kamera-
führende Assistent links vom Operateur, der 2. Assistent steht auf der rechten Pa-
tientenseite, die OP-Pflegekraft und der Instrumententisch am linken Fußende
des Patienten. Laparoskopieeinheit und Monitor stehen auf der rechten Patien-
tenseite.
Trokarpositionierung
Exploration
Der erste Schritt ist die systematische Der erste Schritt ist die systematische Exploration aller 4 Quadranten der Abdomi-
Exploration aller 4 Quadranten der nalhöhle unter Lageveränderung des Patienten (Trendelenburg-Lagerung, Links- und
Abdominalhöhle Rechtskippung, Anti-Trendelenburg-Lagerung) sowie die Überprüfung der laparo-
skopischen Operabilität. Bei Vorliegen eines Kolonkarzinoms sollte die Leberober-
fläche inspiziert und bei Diagnose eines T4-Karzinoms oder Konglomerattumors auf
die konventionelle offene Operation konvertiert werden.
Ist keine Lokalisierung möglich, erfolgt Bei fehlender Lokalisationsmöglichkeit erfolgt die intraoperative Kolonoskopie
die intraoperative Kolonoskopie mit sparsamer Insufflation von CO2-Gas. Bei einem M. Crohn muss grundsätzlich der
gesamte Dünndarm vom Treitzschen Band bis zur Bauhinschen Klappe vollständig
exploriert werden.
Mobilisation
Cave: A.mesenterica sup., Iliakalgefäße, Die Mobilisation des Zökums und Colon ascendens kann primär von medial nach
rechter Ureter, Duodenum und Pankreas! lateral nach zentraler Unterbindung des lymphovaskulären Abflusses (Cave: A. me-
sentrica superior!) oder von laterokaudal beginnend
(Cave: Iliakalgefäße und rechter Ureter!) nach kranial
und medial zur Mesenterialwurzel reichend (Cave: Duo-
denum und Pankreas!) erfolgen. Bei Karzinomen sollte
„No-touch-isolation-Tech- zur Einhaltung des Prinzips der “No-touch-isolation-
nik“ Technik“ vor Beginn der Mobilisation primär eine zen-
trale Unterbindung (Clip oder linearer Vaskulärstapler)
des lymphovaskulären Abflusses (A. colica dextra,
A. ileocolica, ggf. A. colica media) erfolgen, wobei die
große Variabilität der Gefäßversorgung zu beachten ist.
Ebenso sollte bei malignem Befund das Darmlumen
oral und aboral des Tumors mit einem Mersilenebänd-
chen verschlossen werden.
Mobilisation Anschließend erfolgt die Mobilisation der rechten Flexur durch Absetzen des
der rechten Flexur Lig. gastro- bzw. duodenocolicum und des rechten Anteils des Mesocolon transversum
sowie des Lig. hepatocolicum. Bei benignen Erkrankungen und schlanken Patienten
kann die Gefäßskelettierung des Colon ascendens nach ausreichender Mobilisation
auch nach Anlage der Minilaparotomie vor der Bauchdecke erfolgen.
Nach Ablassen des Pneumoperitoneums wird die am weitesten kranial liegende Tro-
karinzisionsstelle zur Minilaparotomie (4–6 cm) erweitert, eine Ringschutzfolie ein-
gebracht und das rechte Hemikolon vor die Bauchdecke verlagert. Falls intraabdomi-
nell noch keine Skelettierung durchgeführt wurde, erfolgt diese vor der Bauchdecke.
Ileotransversostomie Anschließend wird der Darm über Klemmen reseziert. Die Herstellung der Ileo-
transversostomie wird ebenfalls extrakorporal als Handnaht (fortlaufend einreihig,
allschichtig) ausgeführt. Nach Verschluss des Mesenterialschlitzes wird der Darm in
die Bauchhöhle zurückverlagert, die Minilaparotomie verschlossen, erneut ein Pneu-
moperitoneum hergestellt und die Abdominalhöhle auf Bluttrockenheit inspiziert.
Abschließend werden die verbliebenen Trokarinzisionsstellen inklusive Peritoneum,
Faszie und Hautnaht verschlossen.
7 8
Abb. 7 Intraoperativer Situs bei der laparoskopischen Hemikolektomie links bei Karzi-
nom.Primäre Darstellung der A. mesenterica inferior (Pfeil) unmittelbar distal ihres Ab-
gangs aus der Aorta abdominalis vor Mobilisation des Darmes
Abb. 8 Intraoperativer Situs bei
der laparoskopischen Hemikolektomie links bei Karzinom. Darstellung der V. mesenterica
inferior (Pfeil) laterokranial der zuvor verschlossenen A. mesenterica inferior
Abb. 9 Verlegen des Darmlumens mit einem Mersilenebändchen aboral des Tumors vor
9 Beginn der Mobilisation des Darmes bei laparoskopischer Hemikolektomie links
Abb. 10 Ablösen der fetalen Verklebungen des Colon descendens zur lateralen Bauch-
wand mit der Ultraschallschere unter Schonung der Gerota-Faszie
Abb. 11 Identifikation des linken Ureters dorsal der Gerota-Faszie
Abb. 12 Mobilisation der linken Kolonflexur: Eröffnen der Bursa omentalis durch Ablö-
12 sen des Omentum majus vom Colon transversum oral der linken Kolonflexur
Lagerung des Patienten und Position des Operationsteams entsprechen dem Vorge-
hen bei der Hemikolektomie links (Abb. 4 und 5).
Der Ersteinstich des 10/12-mm-Trokar erfolgt in offener Technik 2–4 Querfinger
oberhalb des Nabels, anschließend Anlage eines Pneumoperitoneums (12–14 mmHg;
Weitere Trokare Abb. 6). Die Platzierung der weiteren Trokare folgt unter Sichtkontrolle. Zur tiefen
Rektumresektion bzw. -exstirpation sind in der Regel 3 weitere Trokare erforderlich, die
im linken und rechten Unterbauch (10/12-mm-Trokar) bzw. suprapubisch (10/12 mm)
platziert werden (Tabelle 5).
Die Exploration entspricht dem dargestellten Vorgehen bei der laparoskopisch assis-
tierten Hemikolektomie rechts.
Bei Rektumkarzinom wird vor Die operativen Schritte zur Mobilisation des Sigmas, Colon descendens entspre-
Mobilisation des Darmes zunächst chen bis zur pelvinen Präparation dem dargestellten Vorgehen bei der Hemikolekto-
die A.mesenterica inferior abgesetzt mie links. Im Falle des Vorliegens eines Rektumkarzinoms erfolgt primär das radiku-
und der lymphovaskuläre Abfluss mobi- läre Absetzen der A. mesenterica inferior und die Mobilisation des lymphovaskulä-
lisiert ren Abflusses vor Beginn der Mobilisation des Darms. Die Mobilisation der linken
Kolonflexur kann im gleichen Arbeitsschritt oder aber erst nach der pelvinen Präpa-
ration durchgeführt werden.
Bei geplanter Bei primär geplanter Rektumexstirpation ist die Mobilisation der linken Flexur
Rektumexstirpation ist die Mobilisation in der Regel nicht notwendig. In diesem Fall wird das Kolon vor der pelvinen Präpa-
der linken Flexur meist nicht notwendig ration am Übergang vom Colon descendens zum Sigma mit dem linearen Endostap-
ler durchtrennt und gleichzeitig verschlossen (Cave: linker Ureter!; Abb. 11). Die Im-
Laparoskopische pelvine plantation des oralen Kolonstumpfs in die Bauchdecke als endständiges Kolostoma
Präparation erfolgt erst nach der pelvinen Präparation. Bei der laparoskopischen pelvinen Prä-
Die Grundsätze der total mesorektalen paration sind die bewährten Grundsätze der total mesorektalen Exzision aus der kon-
Exzision aus der konventionellen ventionellen Chirurgie streng einzuhalten [21]. In aller Regel ist dies aufgrund der
Chirurgie sind streng einzuhalten ausgezeichneten laparoskopischen Sichtverhältnisse im kleinen Becken sehr gut rea-
lisierbar.
Zunächst erfolgt nach Eröffnen des Peritoneums rechts lateral des Mesosigmas
kurz unterhalb des Promontoriums das Eingehen in das avaskuläre Spatium retrorec-
tale ventral der Waldeyerschen Faszie (Abb. 14; Cave: Plexus hypogastricus superi-
or!). Die dorsale Mobilisation erfolgt in diesem Spatium scharf mit der Ultraschall-
schere. Auf diese Weise wird unter gleichzeitigem Anspannen des Sigmas bzw. Rek-
tums nach ventral der mesorektale Fettkörper unter Schonung der Fascia pelvis
visceralis nach Durchtrennen des rektosakralen Ligaments bis zum Beckenboden
mobilisiert (Abb. 15).Anschließend erfolgt die weitere Mobilisation bds. lateral unter
Einhaltung der Dissektionsebene der Fascia pelvis visceralis. Die Präparation vent-
ral erfolgt nach Durchtrennen des Peritoneums in der aus mehreren Blättern beste-
Cave: neurovaskuläres Bündel henden Denonvillier’schen Faszie (Cave: neurovaskuläres Bündel der Harn- und Ge-
der Harn- und Geschlechtsorgane! schlechtsorgane!). Auch hier bietet das laparoskopische Vorgehen aufgrund der op-
tischen Vergrößerung und der Ausleuchtung des kleinen Becken in aller Regel sehr
Tumore im obereren Rektumdrittel gute Sichtverhältnisse.
erfordern eine Präparation bis 5 cm Bei Tumoren im obereren Rektumdrittel erfolgt die Präparation bis 5 cm unter-
unterhalb des aboralen Tumorrandes halb des aboralen Tumorrandes, alle anderen Tumorlokalisationen erfordern eine
TME mit hoher intersphinktärer Rektumresektion oder bei noch weiter aboral gele-
Genaue Tumorlokalisation genen Tumoren ein tiefe intersphinktäre Rektumresektion. Die genaue Tumorlo-
kalisation ist daher intraoperativ rektoskopisch oder palpatorisch von transanal her
zu verifizieren. Nach Spülen des Rektums von transanal her mit PVP-Jodlösung und
Verlegen des Darmlumens mit einer Klemme, wird das Rektum mit einem winkelba-
ren oder nicht abwinkelbaren Endostapler in ventrodorsaler Richtung durchtrennt.
Im Fall einer notwendigen Rektumexstirpation erfolgt die Präparation ebenfalls
bis auf Levatorebene, ohne dass abschließend der Darm durchtrennt wird.Vielmehr
erfolgt in diesem Fall vor der perinealen Präparation das Ablassen des Pneumoperi-