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Chirurg 2016 · 87:793 O. Strobel · M. W. Büchler


DOI 10.1007/s00104-016-0271-5 Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universität Heidelberg, Heidelberg,
Online publiziert: 8. August 2016 Deutschland
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016

Intraoperative ERCP vs.


laparoskopische
Gallengangsexploration zur
Behandlung der
Choledocholithiasis

Originalpublikation Y-Roux) und Patienten mit schwerer insgesamt (110 vs. 112 min; 0,590). Die
Pankreatitis oder Cholangitis. Bei allen postoperative Verweildauer war kürzer
Poh BR, Ho SP, Sritharan M et al (2016) Patienten erfolgte eine intraoperati- in der ERCP-Gruppe (2 vs. 3 Tage;
Randomized clinical trial of intraoperative ve Cholangiographie mit Flushen des p = 0,015). Es war ein Trend für mehr
endoscopic retrograde cholangiopancrea-
Gallengangs. Patienten mit Nachweis schwere Komplikationen in der LGGE-
tography versus laparoscopic bile duct
exploration in patients with choledocholi- einer persistierenden Choledocholithia- Gruppe zu beobachten (21 vs. 10 %
thiasis. Br J Surg 103(9):1117–1124. sis wurden intraoperativ randomisiert. Clavien-Dindo Grad ≥III; p = 0,173).
doi:10.1002/bjs.10207 Die LGGE wurde von 12 Chirurgen
mit einer Erfahrung von mindestens Diskussion. Die Autoren folgern, dass
Hintergrund und Fragestellung. Für 40 LGGE entweder transzystisch oder die intraoperative ERCP effektiver ist
die Behandlung der Choledocholithia- über eine Choledochotomie mit an- als die LGGE hinsichtlich der Rate ver-
sis im Rahmen einer laparoskopischen schließender Stenteinlage durchgeführt. bliebener Gallensteine bei Patienten mit
Cholezystektomie (lapCCE) stehen ver- Die intraoperative ERCP wurde von 4 er- Choledocholithiasis. Eine mögliche Er-
schiedene Techniken zur Verfügung. fahrenden Endoskopeuren im Anschluss klärung hierfür ist die Durchführung
Prinzipiell konkurrieren laparoskopische an die CCE jeweils mit Sphinkteroto- einer Sphinkterotomie im Rahmen der
Verfahren der Gallengangsexploration mie durchgeführt. Primäre Endpunkte ERCP (nicht aber bei LGGE), die einen
(LGGE) mit der endoskopischen retro- waren Gallengangsclearance und die postoperativen Abgang übersehener ver-
graden Cholangiopankreatikographie Rate verbliebender Steine (innerhalb bliebener Gallensteine begünstigt. Wäh-
(ERCP), die prä-, intra- oder postopera- von 2 Jahren postoperativ). Sekundäre rend eine intraoperative ERCP sicher
tiv durchgeführt werden kann. Für die Endpunkte waren Komplikationsraten, nicht in jeder Klinik zur Verfügung
Überlegenheit eines dieser Verfahren postoperative Verweildauer, Konversi- steht, favorisieren die Ergebnisse dieser
gibt es bisher keine Evidenz. Poh et al. onsraten und Operationsdauer. unizentrischen Studie prinzipiell auch
führten eine unizentrische randomisiert bei Patienten mit Indikation zur notfall-
kontrollierte Studie zum Vergleich von Ergebnisse. Es wurden jeweils 52 Pati- mäßigen CCE die Durchführung einer
LGGE und intraoperativer ERCP bei enten in die Gruppen ERCP und LGGE ERCP gegenüber der laparoskopischen
Patienten mit notfallmäßiger laparosko- randomisiert und in die Intention-to-tre- Gallengangsexploration.
pischer Cholezystektomie durch. at-Analyse eingeschlossen. Die Rate der
Gallengangsclearance war nach ERCP Korrespondenzadresse
Methoden. Es wurden Patienten mit der tendenziell höher als nach LGGE (87 vs.
Indikation für eine lapCCE bei biliärer 69 %; p = 0,057). Die Rate verbliebender Prof. O. Strobel
Kolik, Choledocholithiasis, akuter Cho- Steine war nach ERCP signifikant niedri- Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Trans-
plantationschirurgie, Universität Heidelberg
lezystitis, aszendierender Cholangitis ger als nach LGGE (15 vs. 42 %; p = 0,004). Im Neuenheimer Feld 110, 69120 Heidelberg,
und biliärer Pankreatitis eingeschlossen. Die LGGE dauerte signifikant länger als Deutschland
Zu den Ausschlussgründen gehörten die intraoperative ERCP (28 vs. 20 min; Oliver.Strobel@med.uni-heidelberg.de
Elektivpatienten, Schwangere, Patienten p = 0,003). Dies hatte jedoch keinen rele-
mit postchirurgischer Anatomie (BII, vanten Einfluss auf die Operationsdauer Interessenkonflikt. O. Strobel und M. W. Büchler
geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Der Chirurg 9 · 2016 793

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