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Positionspapier

Kardiologe 2009 · 3:199–206 H.R. Figulla · J. Cremer · T. Walther · U. Gerckens · R. Erbel · A. Osterspey · R. Zahn
DOI 10.1007/s12181-009-0183-4
© Deutsche Gesellschaft für Kardiologie -
Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Published by Springer Medizin Verlag -
all rights reserved 2009
Positionspapier zur
kathetergeführten
Aortenklappenintervention

Positionspapier zur kathetergeführten Einleitung Die Deutsche Gesellschaft für Kardiolo-


Aortenklappenintervention gie-, Herz- und Kreislaufforschung sieht
im Auftrag der DGK Warum ein Positionspapier zu Aorten- es deswegen als ihre Aufgabe an, diese
in Zusammenarbeit mit der Deutschen klappeninterventionen? neue Therapieform durch ein nationales
Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäß- Die erfreuliche Zunahme der Lebens- Positionspapier zu begleiten und Stan-
chirurgie erwartung in Deutschland geht einher dards für die Anwendung zu erarbeiten,
Korrespondenzadresse: mit einer zunehmenden Prävalenz von ergänzend zu europäischen und US-ame-
Prof. Dr. H.R. Figulla signifikanten Aortenklappenstenosen [1]. rikanischen Positionspapieren [17, 18].
Klinik für Innere Medizin I,
Der zunehmenden Inzidenz dieser Klap-
Universitätsklinikum Jena,
Erlanger Allee 101, 07740 Jena, penerkrankungen steht seit 2002 ein neu- Methodik
Hans.Figulla@med.uni-jena.de es Therapiekonzept gegenüber, welches
kathetergeführte Aortenklappenimplan- Der Erstellung des Positionspapiers liegen
tation (Kath-AKI) genannt wird und seit zugrunde:
Dieses Positionspapier ist eine Stel- 2005 in Deutschland eingesetzt wird [2, 1. Informationen aus der veröffentlich-
lungnahme der Deutschen Gesell- 3]. Diese neue Therapieform wird gegen- ten Literatur,
schaft für Kardiologie – Herz- und wärtig weltweit am häufigsten in Deutsch- 2. Informationen von Kongressen (ins-
Kreislaufforschung (DGK), die den ge- land angewandt. Die Therapie ist einzig- besondere TCT in Washington vom
genwärtigen Erkenntnisstand wieder- artig, da sie 10.10. bis 12.10.2008),
gibt und allen Ärzten und ihren Pati- 1. den Klappeneingriff bzw. die Klap- 3. Angaben der Industrie Stand Oktober
enten die Entscheidungsfindung er- penimplantation für Patientengrup- 2008 (CoreValve, Edwards).
leichtern soll. Es werden bisher pu- pen ermöglicht, die bislang wegen
blizierte, relevante Studien herange- Komorbiditäten nicht in Betracht ka- Für die Empfehlungs- und Evidenzgrade
zogen, gelöste Fragen beantwortet men, der Therapieverfahren wird die Klassifika-
und ungelöste aufgezeigt. Es wird ei- 2. eine ganz neue und viel engere In- tion der Präambel benutzt (. Tab. 2, 3).
ne Empfehlung abgegeben, für welche teraktion zwischen Kardiologen und
Patienten das vorgestellte (diagnosti- Herzchirurgen erfordert, Hauptteil
sche und/oder therapeutische) Verfah- 3. besondere postinterventionelle Kom-
ren infrage kommt. Der Zusammen- plikationsquoten aufweist, die ein Welche kathetergeführten
hang zwischen der jeweiligen Empfeh- spezielles Komplikationsmanagement Herzklappenimplantationen
lung und dem zugehörigen Evidenz- erfordern (. Tab. 1; [4, 5, 6, 7, 8, 9, gibt es gegenwärtig?
grad ist gekennzeichnet. 10, 11, 12, 13, 14, 15]),
Das Positionspapier ersetzt nicht die 4. eine Geräteausstattung verlangt, die 1. Die Pulmonalklappenimplantati-
ärztliche Evaluation des individuellen am besten in den sog. Hybrid-OP’s on Melody-Prothese® (Medtronic)
Patienten und die Anpassung der Di- realisiert werden kann (d. h. OP-Stan- oder Edwards-Sapien-Prothese® (Ed-
agnostik und Therapie an dessen spe- dards hinsichtlich Sterilität, Herz- wards) bei Jugendlichen und jungen
zifische Situation. Lungen-Maschinen-Einsatz möglich Erwachsenen mit voroperierten Pul-
sowie Herzkatheterlaborstandard hin- monalklappen [19].
sichtlich Bildgebung) [16],
5. ein intensives interventionelles Trai-  Der Einsatz der Edwards-Sapien-Klappe in Pul-
ning erfordert, um die Einarbeitung monalposition, Mitralposition oder in degene-
Prof. Dr. H.R. Figulla ist federführender Autor zu beschleunigen und die Lernkurve rierten Bioprothesen ist nicht zertifiziert und
dieses Positionspapiers. flach zu halten [15]. entspricht einem sog. „off-label-use“.

Der Kardiologe 3 · 2009 | 199


Zusammenfassung · Abstract

Kardiologe 2009 · 3:199–206 DOI 10.1007/s12181-009-0183-4 2. Die transapikale oder retrograde


© Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. transfemorale Aortenklappenimplan-
Published by Springer Medizin Verlag - all rights reserved 2009
tation bei Aortenklappenstenosen
H.R. Figulla · J. Cremer · T. Walther · U. Gerckens · R. Erbel · A. Osterspey · R. Zahn oder degenerierten Bioprothesen1 (in
Positionspapier zur kathetergeführten Aortenklappenintervention Aorten- oder Mitralpositionen).

Zusammenfassung Aufgrund der Bedeutung der Erkrankung


Aufgrund der zunehmenden Verbreitung der Zur Durchführung. Der Eingriff sollte in Zu- und der bereits vorhandenen mehrjährigen
kathetergeführten Aortenklappenimplanta- sammenarbeit von Kardiologen und Herz- Erfahrung konzentriert sich das vorliegende
tion (Kath-AKE) wird im Folgenden die Posi- chirurgen nach einem ausreichendem Trai-
Positionspapier auf die Kath-AKI.
tion der DGK und der DGHTG zu dieser Inter- ning durchgeführt werden im Bereich einer
vention dargelegt. Herzkatheteranlage oder in einem Hybrid-OP,
Zur Indikationsstellung. Diese sollte unbe- da das Management von Komplikationen die Indikationsstellung
dingt in einer gemeinsamen Konferenz zwi- sofortige fachliche Kompetenz beider Fach-
schen Kardiologen und Herzchirurgen erfol- disziplinen erfordert. Alle Eingriffe einschließ- Die Indikationsstellung zur Kath-AKI
gen. Kath-AKE’s sind gegenwärtig mit einer lich Aortenballonvalvuloplastien, die nur pal- sollte in einer gemeinsamen Konferenz
ca. 10% 30-Tage-Mortalität verbunden und liativ durchgeführt werden, sollen in das „Aor-
zwischen Kardiologen und Herzchir-
sind deswegen nur indiziert bei: inoperab- tenklappenregister“ eingegeben werden (ht-
len Patienten, Patienten >75 Jahre mit einer tp://www.herzinfarktforschung.de/Projekte/ urgen erfolgen (. Tab. 4). Diese gemein-
STS >10 ≤20 oder eines Euroscore >20 ≤40. RegisterN/Aortenklappenregister.html). same Indikationsstellung ist erforderlich,
Bei Patienten mit höherem STS oder Euros- da konventionelle operative Herzklappen-
core bzw. bei Patienten mit einer Lebenser- Schlüsselwörter eingriffe standardisiert und mit gutem Er-
wartung <1 Jahr, Patienten mit Aorteninsuf- Kathetergeführte Aortenklappeninter- folg durchgeführt werden können [20].
fizienz >II. Grades oder Klappendurchmesser vention · Aortenballonvalvuloplastien ·
<18 >27 mm ist der Eingriff eher nicht oder Aortenklappenregister · DGK · DGHTG Kath-AKI kommen somit nach dem ge-
kontraindiziert (Empfehlungsgrad IIb, III). genwärtigen Kenntnisstand insbesondere
infrage bei Patienten, bei denen operative
Herzklappeneingriffe, wenn überhaupt,
Position paper on catheter-based aortic valve surgery nur mit sehr hohem Risiko durchgeführt
werden können, z. B.:
Abstract
Due to the increasing number of percutane- gitation, or patients with a valve diameter of 1. Patienten mit schweren Malformati-
ous aortic valve replacements carried out, <18 or >27 mm. At present, the average 30- onen des Thorax oder einer Porzella-
particularly in Germany, the position adopted day mortality rate following PAVR is approxi- naorta,
by the German Cardiac Society (DGK) and the mately 10%. 2. voroperierte Patienten mit bedeut-
German Society of Thorax, Heart and Vessel Procedure. The procedure should be per- samer Komorbidität oder Patienten
Surgery (DGTHG) is set out below: formed by cardiologists together with heart
mit starken Verwachsungen im Tho-
Indication. In a joint meeting between car- surgeons in either a hybrid operation theater
diologists and heart surgeons, the indications or in a cardiac cath lab after an intense train- rax aufgrund einer Radiatio,
for a percutaneous aortic valve replacement ing program. The latter management of com- 3. ältere Patienten, bei denen ein hohes
(PAVR) should be reviewed. At present, PAVR plications requires the experience of both dis- Operationsrisiko anhand des STS-
seems to be indicated in patients who can- ciplines. All procedures, including aortic bal- oder Euroscores antizipiert werden
not be operated on (due to malformation of loon valvuloplasty, are only performed as pal- kann,
the thorax, porcelain aorta, etc.) or in patients liative procedures should be registered in the
older than 75 years in combination with an aortic valve registry (http://www.herzinfark- 4. alte oder sehr alte Patienten mit einer
STS (Society of Thoracic Surgeons) score of tforschung.de/Projekte/RegisterN/Aorten- degenerierten Bioprothese1.
more than 10 but no more than 20, or a lo- klappenregister.html).
gistic EuroSCORE (European System for Car- Gegenwärtig sollten deswegen nur Pati-
diac Operative Risk Evaluation) of more than Keywords enten der Kath-AKI zugeführt werden,
20 but no more than 40. PAVR is not recom- Catheter-based aortic valve replacement ·
die eine erwartete Operationsletalität von
mended or is contraindicated (recommen- Aortic balloon valvuloplasty · Aortic valve
dation level II b, III) in patients with a high- registry · German Cardiac Society (DGK) · >10% entsprechend einem STS-Score >10
er STS score or EuroSCORE, patients with a German Society of Thorax, Heart and Vessel oder einem logistischen Euroscore von
life expectancy of less than 1 year, patients Surgery (DGTHG) >20 (Empfehlungsgrad IIa, Evidenz C)
with more than second-degree aortic regur- erwarten lassen. Berücksichtigt werden
muss allerdings, dass die Risiko-Scores
bislang für dieses Patientenkollektiv nicht
validiert worden sind, da die bisherigen
Scoringsysteme zur Risikoabschätzung
im Wesentlichen an Koronarkranken va-
lidiert wurden und für Klappenerkrankte
nicht immer zutreffend sind. Insbesonde-
re der Euroscore überschätzte die antizi-

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pierte Letalität der chirurgischen Aorten- ographie oder CT erfasst werden. Eventu-
klappenimplantation erheblich. elle Koronarstenosen können vorher, d. h.
Die Einschränkung des Verfahrens auf in einer ersten Sitzung, durch PCI behan-
diese Patientengruppe ist sinnvoll, da alle delt werden. Da eine relativ hohe Letalität
bislang vorliegenden Register zum Kath- und Morbiditäten (Apoplexrisiko 0,6–9%)
AKI eine Letalität in dieser Patientengrup- zu erwarten sind, ist eine ausführliche Auf-
pe von ca. 10% gezeigt haben, sodass eine klärung des Patienten ggf. auch mit den An-
Ausweitung der Kath-AKI auf Patienten- gehörigen anzuraten. Es sollten Letalitätsri-
gruppen mit niedrigerem Risiko gegen- siken von ca. 10% in den ersten 30 Tagen an-
wärtig nicht zu rechtfertigen ist, aber bis- gegeben werden (. Tab. 4).
her auch nicht getestet wurde (. Tab. 1). Anzuraten ist deswegen auch die Be-
Eine Änderung der gegenwärtigen Indi- sprechung des therapeutischen Vorgehens
kationsstellung, sollte von den Ergebnis- mit dem Patienten durch den Operateur
sen randomisierter Studien abhängig ge- persönlich.
macht werden. Die Entscheidung, welches der im
Das gegenwärtig rekrutierende US Markt befindlichen Systeme beim indi-
Partner Trial randomisiert diejenigen Pa- viduellen Patienten zum Einsatz kommt,
tienten, die die oben genannten Voraus- ist patienten- und untersucherabhängig.
setzungen für die klassische Operation So eignen sich für das selbstexpandie-
und für Kath-AKI erfüllen. Darüber hin- rende System Patienten, die kleinere Be-
aus werden Patienten, die als inoperabel ckengefäße haben, während sich bei Ver-
angesehen werden, z. B. bei einer Porzella- schluss der Beckengefäße die transapikale
naorta, oder die als zu gebrechlich gelten, ballonexpandierende Klappe bewährt hat,
randomisiert in eine konservative Thera- die auch bei Beckengefäßen >7 mm ein-
piegruppe mit eventueller Ballonvalvulo- gesetzt werden kann. In Ausnahmefällen
plastie und eine Kath-AKI-Gruppe [21]. kann auch ein Zugang über die A. axillaris
Für den kathetergeführten Aorten- erwogen werden (. Tab. 5). Eine verglei-
klappenersatz ist eine unbedingte Vor- chende Bewertung für den transapikalen
aussetzung: und transfemoralen Zugang ist aufgrund
1. der Nachweis einer symptomatischen von fehlenden Studien nicht möglich.
degenerativen Aortenklappenstenose,
2. die Evaluation der oben genannten Kathetergeführter
Risiko-Scores, Aortenklappenersatz
3. die Prüfung der Möglichkeiten eines
kathetergeführten Aortenklappener- Gegenwärtig haben 2 Systeme in Deutsch-
satzes anhand von Klappenringgröße land eine CE-Zulassung:
mittels TEE oder Computertomogra- 1. ein ReValving® System der Firma
phie (≥18 mm, ≤27 mm), CoreValve (Irvine, CA, USA), beste-
4. die Erfassung weiterer technischer hend aus einem selbstexpandierenden
Details wie Anatomie der Aorten- Nitinolstent in Kombination mit einer
wurzel, Abstand der Koronararterien Schweineperikardklappe, welches nur
von der Klappe, der Winkel zwischen transfemoral oder axillar (18 F) zur
Ausflussbahn und Aorta, Anatomie Verfügung steht,
des Aortenbogens und der Aorta de- 2. ein Edwards SAPIEN® System der Fir-
scendens, der Durchmesser der peri- ma Edwards (Irvine, CA, USA), wel-
pheren Arterien oder des Ventrikel- ches sowohl transfemoral als auch
septums (. Tab. 5). transapikal eingesetzt werden kann
und einen ballonexpandierenden
Die Indikation sollte zurückhaltend gestellt Stahlstent in Kombination mit ei-
werden bei Patienten, deren Lebenserwar- ner Rinderperikardklappe besitzt.
tung aufgrund von Multimorbidität nied- Der transapikale Zugangsweg emp-
riger als 1 Jahr ist. Hier empfiehlt sich even- fiehlt sich bei Patienten, bei denen ei-
tuell der Einsatz der Ballonvalvuloplastie ne pAVK vorliegt, die die Implantati-
in einem palliativen Ansatz [22]. Die Grö- on der notwendigen 22 und 24 French
ße des Klappenringes kann am genaues- großen Implantationsschleusen un-
ten mit der transösophagealen Echokardi- möglich macht (. Tab. 4).
Tab. 1 Kathetertechnische Aortenklappenimplantation: Übersicht klinischer Studien
Autor Jahr Zugang System Patienten Logistischer 30-Tages- Apoplex Studiendesign, [Referenzen]
(n) Euroscore (%) Letalität (%) (%)
Cribier et al. 2006 TF CE 27 ~27 22,2 3,7 SC [3]
Grube et al. 2006 TF CV 25 11 20 12 SC [5]
Lichtenstein et al. 2006 TA CE 7 35 14 Kein SC, Schwerstkranke [6]
Grube et al. 2007 TF CV 86 21.5 12 10 MC [7]
Webb et al. 2007 TF ES 50 28 12 4 SC, selektierte Patienten [8]
Walther et al. 2007 TA ES 30 27 10 Kein SC, s. g. „all comers“ Pat. [9]
Walther et al. 2007 TA ES 59 27 13,6 3,4 MC [10]
Walther et al. 2008 TA ES 50 28 8 Kein SC, s. g. „all comers“ Pat. [11]
Svensson et al. 2008 TA ES 40 35,5 17,5 Kein MC, US Durchführbarkeitsstudie
[12]
Piazza et al. 2008 TF CV 646 23 8 0,.6 MC, Registerdatei [13]
TF transfemoral, TA transapikal, CE Cribier EdwardsTM, CV CoreValve, ES Edwards SapienTM, SC „single center“, MC „multicenter“

Erste klinische Erprobungen hat es in Tab. 2 Empfehlungsgrade


Deutschland mit 3 weiteren Systemen ge- I Evidenz und/oder allgemeine Übereinkunft, dass eine Therapieform oder eine diagnostische
geben (Stand Oktober 2008): Maßnahme effektiv, nützlich oder heilsam ist
F Sadra Medical Inc., Campbell, CA, II Widersprüchliche Evidenz und/oder unterschiedliche Meinungen über den Nutzen/
USA, Effektivität einer Therapieform oder einer diagnostischen Maßnahme
F Direct Flow Medical Inc., Santa Rosa, IIa Evidenzen/Meinungen favorisieren den Nutzen bzw. die Effektivität einer Maßnahme
CA, USA, IIb Nutzen/Effektivität einer Maßnahme ist weniger gut durch Evidenzen/Meinungen belegt
F Ventor Technologies Ltd., Netanya, III Evidenz und/oder allgemeine Übereinkunft, dass eine Therapieform oder eine diagnostische
Israel. Maßnahme nicht effektiv, nicht möglich oder nicht heilsam und im Einzelfall schädlich ist

Die letzten Systeme befinden sich in kli- Tab. 3 Evidenzgrade


nischer Erprobung und haben bisher kei- A Daten aus mehreren ausreichend großen, randomisierten Studien oder Metaanalysen
ne CE-Zertifizierung. Die gegenwärtig B Daten aus einer randomisierten Studie oder mehreren großen nicht randomisierten Studien
vorliegenden Daten erlauben keinen di- C Konsensus-Meinung von Experten
rekten Vergleich der Systeme, da die Pati-
entenauswahl zu verschieden ist. nicht adäquat erachtet, da das Manage- sonst durch die Kontraktionen des Her-
ment von peripheren, vaskulären, aorta- zens erfolgen kann. Bei der Implantati-
Technik der Implantation len oder koronaren Komplikationen die on des selbst expandierenden Systems ist
sofortige fachliche Kompetenz von Gefäß- dieses nicht nötig.
Unabdingbare Voraussetzung für die chirurgen, Herzchirurgen oder interven- Der Verschluss der Punktionsstelle
Kath-AKI ist der Einsatz einer adäquaten tionellen Kardiologen erforderlich macht. nach transfemoralem Zugang erfolgt mög-
Röntgentechnik, wie sie nur bei Herzka- Darüber hinaus ist die enge Zusammenar- lichst erst nach einer Angiographie, um
theteranlagen vorliegt. Der Einsatz nur beit mit einem in der Herzchirurgie aus- Gefäßverletzungen aufzudecken. Even-
eines C-Bogens ist abzulehnen, da erstens gewiesenen Anästhesisten notwendig. tuell kann der Blutdruck an der Punkti-
die Koronargefäßabgänge nur schlecht Für die Ausmessung des Aortenklappen- onsstelle durch einen Ballon in der Aor-
visualisiert werden können und zweitens, ringes haben sich das TEE gefolgt vom CT ta oder A. iliaca vorübergehend reduziert
falls es zu koronaren Komplikationen als beste Methoden erwiesen. Aortenan- werden. Dieses erleichtert den operativen
kommt, diese nicht an Ort und Stelle mit nulusdurchmesser <18 mm >27 mm sind oder interventionellen Verschluss [23].
einer PCI angegangen werden können. gegenwärtig nicht durch eine Kath-AKI Am Ende der Intervention sollte insbe-
Die transfemorale Kath-AKI kann in angehbar und sollten unterlassen werden. sondere bei selbstexpandierenden Klap-
ITN-Narkose oder Analgosedierung, die Gleiches gilt meistens für bikuspide Aor- pen auf AV- und intraventrikuläre Lei-
transapikale Kath-AKI unter ITN-Nar- tenklappen. tungsverzögerungen geachtet werden. Die
kose durchgeführt werden. Eventuelle Während der Implantation der bal- Indikation zur temporären Implantation
koronare Stenosen können in einer Sit- lonexpandierenden Klappe hat es sich eines Schrittmachers sollte insbesondere
zung oder zweizeitig vorher durch eine bewährt, das Schlagvolumen durch bei selbstexpandierenden Klappen groß-
PCI behandelt werden. Der Eingriff er- schnelles Pacing oder durch Adenosin- zügig gestellt werden, da auch späte AV-
fordert eine gemeinsame Arbeit von Kar- gabe mit kurzfristigem AV-Block herab- Blockierungen durch septale Irritationen
diologen und Herzchirurgen. Der Ein- zusetzen. Eine exakte Positionierung der auftreten können. Eine Intensivüberwa-
griff ohne diese enge Zusammenarbeit ballonexpandierbaren Systeme ist nur so chung über 24 Stunden ist in jedem Falle
wird von der DGK und der DGHTG als möglich, da eine Klappendislokalisation anzuraten, da Nachblutungen im Bereich

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Positionspapier

Tab. 4 Indikation zur Kath-AKI bei signifikanten Aortenstenosen Wegen des hohen Gefährdungspoten-
Empfehlungs- Evi- zials von Patienten bei Fehlfunktionen
grad denz von Kath-AKI sollten vor der Einführung
Patienten mit sehr hohem OP-Risiko aufgrund von IIa C dieser Systeme am Patienten unbedingt
Porzellanaorta Benchtests zur Überprüfung der Dauer-
Schwere Thoraxdeformität belastbarkeit vorliegen. Die Ergebnisse
Zustand nach Radiatio mit schwerer Verwachsung
dieser Tests sollten den Erstanwendern
Patienten >75 Jahre mit STS-Score >10 <20 oder logistischem IIa C
bekannt sein.
Euroscore >20 <40
Dem Haltbarkeitstest müssen Tier-
Patienten >75 Jahre mit STS-Score >20 oder Euroscore >40 IIb C
Bikuspide Aortenklappe IIb C versuche mit mindestens 10 Tieren (z. B.
Patienten mit Lebenserwartung <1 Jahr aufgrund von Multimorbidität III C Schafen) folgen. Erst danach ist eine sog.
Patienten mit Aorteninsuffizienz >Grad II ohne Verkalkung III C „Feasibility-Studie“, welche die Sicherheit
Patienten mit Klappendurchmesser zurzeit <18 mm, >27 mm III C an Patienten prüft, zu rechtfertigen [25].

Tab. 5 Vergleich der CE-zugelassenen Kath-AKI


Aortenklappenregister
Produkte ReValving (CoreValve) Edwards-Sapien-Klappe
(Edwards)
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiolo-
Technik Selbstexpandierender Nitinol- Ballonexpandierender Stahl­
gie (DGK) und die Deutsche Gesellschaft
stent mit Schweineperikard- stent mit Rinderperikardklappe für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
klappe (DGTHG) haben zum 01.01.2009 die Ein-
Implantationswege Transfemoral (A. axillaris) Transapikal und transfemoral richtung eines Aortenklappenregisters re-
Durchmesser geschlossen 18 F 22 F oder 24 F – je nach alisiert, welches erstmalig in Deutschland
Klappengröße alle Aortenklappenoperationen und In-
Besonderheiten Leichtere periphere Bei Patienten mit schwerer terventionen, einschließlich Ballonvalvu-
Implantation PAVK Implantation von apikal loplastien, zusammenführt, um
möglich 1. umfassende Daten über die Kurz-
Klappendurchmesser des >20, <27 mm >18, <25 mm und Langzeitergebnisse der verschie-
Patienten nach TEE oder CT
denen Systeme und Verfahren (es
Narkose Keine ITN-Narkose oder Analgose-
ist ein Beobachtungsintervall bis zu
dierung
5 Jahren vorgesehen) zu erhalten,
Anzahl der Implantationen Ca. 2000 Ca. 2000
weltweit, Oktober 2008
2. einen Device-Vergleich zu ermögli-
chen und
3. die Scoring-Systeme, welche das ope-
der Inguinalregion oder transapikal vor- pe, Mitralklappe und Aortenklappe ange- rative Operationsrisiko antizipieren
kommen können. wandt werden. sollen, auf ihre Tauglichkeit zu testen.
Die meisten Therapeuten empfehlen Aortenklappenvalvuloplastien sind
für 4–24 Wochen eine duale Plättchen- palliativ aufgrund des hohen Resteno- Die Teilnahme am Register wird drin-
hemmung, welche von einer lebenslan- sierungsrisikos nur noch als temporäres gend empfohlen und sollte verpflichtend
gen ASS-Behandlung gefolgt wird (Do- Therapieverfahren bei inoperablen Pa- sein (Institut für Herzinfarktforschung
sierung 100–300 mg). Bei einer zusätz- tienten indiziert, die sich einem großen Ludwigshafen, E-Mail: oezdemir@herz-
lichen Indikation zur Antikoagulation ist nichtkardialen Eingriff unterziehen müs- infarktforschung.de).
ggf. eine Tripletherapie (<3 Monate) zu sen (z. B. Tumoroperationen) oder die
empfehlen. sowohl für einen operativen Aortenklap- Zusammenfassung
Da das Verfahren eine steile Lernkur- penersatz oder kathetergestützten Aor-
ve ausweist, ist es zwingend angeraten, die tenklappenersatz nicht infrage kommen, Die Einführung des kathetergeführten
ersten Kath-AKI (ca. 5–10) nur im Beisein allerdings noch eine gute Lebensquali- Aortenklappenersatzes kommt der zuneh-
eines Erfahrenen durchzuführen. Außer- tät aufweisen (Empfehlungsgrad IIb, Evi- menden Erkrankungsinzidenz von Aor-
dem wird die Teilnahme am unten ge- denzgrad C) [22, 24]. tenstenosen bei alten und multimorbiden
nannten Register dringend angeraten. Patienten entgegen. Die Anwendung der
Entwicklung von neuen Kath-AKI ist aber gegenwärtig mit einem
Indikationsstellung kathetergeführten Aortenklap- im Vergleich zu anderen perkutanen In-
und Durchführung der peninterventionssystemen terventionen hohen Risiko verbunden, so-
Ballonvalvuloplastie dass eine sorgfältige Patientenauswahl
Gegenwärtig befinden sich weitere kathe- notwendig ist, um nur solche Patienten
Grundsätzlich können Ballonvalvuloplas- tergeführte Aortenklappeninterventions- diesem Verfahren zuzuführen, die nach
tien bei Stenosierung der Pulmonalklap- systeme in der Entwicklung. Einschätzung der Herzchirurgen und Kar-

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Fachnachrichten

diologen ein hohes Operationsrisiko er- 9. Webb JG, Pasupati S, Humphries K et al (2007) Per- August Wilhelm und Lieselotte
cutaneous transarterial aortic valve replacement in
warten lassen. Die Indikationsstellung und selected high-risk patients with aortic stenosis. Cir- Becht-Forschungspreis 2009
Durchführung des Eingriffes einschließlich culation 116:755–763 der Deutschen Stiftung für Herz­
der Geräteausstattung erfordern eine en- 10. Walther T, Falk V, Borger MA et al (2007) Minimally forschung
invasive transapical beating heart aortic valve im-
ge Zusammenarbeit zwischen Kardiolo- plantation – proof of concept. Eur J Cardiothorac
gen und Herzchirurgen, die Durchführung Surg 31:9–15 Die Deutsche Stiftung für Herzforschung
und Indikationsstellung ohne die beteilig- 11. Walther T, Simon P, Dewey T et al (2007) Transapi- vergibt auch 2009 den August Wilhelm und
cal minimally invasive aortic valve implantation:
ten Partner ist nicht im Interesse der Pati- multicenter experience. Circulation 116 (Suppl-I): Lieselotte Becht-Forschungspreis. Ausgezeich-
entensicherheit. I240–I245 net wird eine wissenschaftlich hochwertige
Aufgrund der Lernkurve bei dieser Inter- 12. Walther T, Falk V, Kempfert J et al (2008) Transa- und zugleich patientennahe Forschungsarbeit
pical minimally invasive aortic valve implantati-
vention sollten die ersten Fälle nur in Zu- on – the initial 50 patients. Eur J Cardiothorac Surg auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Krankheiten.
sammenarbeit mit einem Erfahrenen 33:983–988 Teilnahmeberechtigt sind in Deutschland täti-
durchgeführt werden. Zur Beurteilung 13. Svensson LG, Dewey T, Kapadia S et al (2008) Uni- ge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
ted States feasibility study of transcatheter inserti-
der Sicherheit und des Langzeiterfolges on of a stented aortic valve by the left ventricular die das 40. Lebensjahr noch nicht überschritten
der Verfahren sollten alle Eingriffe in das apex. Ann Thorac Surg 86(1):46–54, discussion 54– haben. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert. Die
neu eingerichtete Aortenklappenregister 55 Arbeiten dürfen einen Gesamtumfang von 25
14. Piazza N, Grube E, Gerckens U et al (2008) Proce-
eingegeben werden. dural and 30-day outcomes following transcathe- Seiten nicht übersteigen und in dieser Form
ter aortic valve implantation using the third gene- noch nicht veröffentlicht sein.
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor ration (18F) CoreValve ReValving system: results Die Bewerbungsunterlagen mit tabella-
weist auf folgende Beziehungen hin: Hans R. Figulla: from the multicentre, expanded evaluation re-
Beratervertrag mit JenaValve, Patente und Beteiligung gistry 1-year following CE mark approval. EuroIn- rischem Lebenslauf und der Einverständniser-
bei JenaValve. Jochen Cremer: keine. Thomas Walther: terv 4:242–249 klärung der Co-Autoren sowie deren Angabe
Vortragshonorare für Fachvorträge Edwards Lifesci- 15. Walther T, Dewey T, Borger MA et al (2009) Trans- zu ihren Arbeitsanteilen müssen bis zum
ences. Ulrich Gerckens: Vortragshonorare für Vorträge apical aortic valve implantation (TA-AVI): Step by
zum Thema Klappenimplantation und Symposien. Rai- step. Ann Thorac Surg 87:276–283 18. Juli 2009 (Poststempel) der
mund Erbel: keine. Ady Osterspey: keine. 16. Bonatti J et al (2007) How to build a cath-lab ope-
Ralf Zahn: keine. rating room? Heart Surg Forum 10:E344–E348 Deutschen Stiftung für Herzforschung
17. Vahanian A et al (2008) Transcatheter valve im-
plantation for patients with aortic stenosis: a po- Vogtstraße 50,
Literatur sition statement from the European Association 60322 Frankfurt am Main,
of Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) and the Euro-
 1. Lindroos M, Kupari M, Heikkilä J, Tilvis R (1993) Pre- pean Society of Cardiology (ESC), in collaborati-
on with the European Association of Percutaneous vorliegen.
valence of aortic valve abnormalities in the elderly:
an echocardiographic study of a random populati- Cardiovascular Interventions (EAPCI). Eur Heart J Der Bewerber verpflichtet sich, im Falle der
on sample. J Am Coll Cardiol 21:1220 29:1463–1470 Prämierung eine für die Veröffentlichung in der
2. Cribier A, Eltchaninoff H, Bash A, Borenstein N 18. Vassiliades TA, Block PC, Cohn LH et al (2005) The
clinical development of percutaneous heart valve Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung HERZ
(2002) Percutaneous transcatheter implantation
of an aortic valve prosthesis for calcific aortic ste- technology. J Am Coll Cardiol 45:1554–1560 HEUTE allgemeinverständliche Kurzfassung
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206 | Der Kardiologe 3 · 2009

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