Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Originalien
Bauchwandhernien und Narbenher- der Herniamed-Daten zu den Trends in Technik kann auf eine Fixation der Net-
nien sind häufig. Die Verbreitung der Narbenhernienchirurgie über eine ze verzichtet werden. 2018 wurde von
robotischer Operationssysteme signifikante Abnahme des laparoskopi- Belyansky eine robotische Adaption die-
eröffnet aufgrund exzellenter Sicht- schen IPOM-Verfahrens im Zeitraum ser Technik beschrieben [11]. Muysoms
verhältnisse und zusätzlicher Bewe- von 2010 bis 2019 von 33,8 auf 21,0 % [6]. et al. [12] stellten 2018 eine robotische
gungsgrade der Instrumente neue 2019 wurden bereits 10 % der Eingriffe Adaption der laparoskopischen Technik
Perspektiven in der Bauchwand- minimal-invasiv mit extraperitonealer von Schröder vor, welche als „robotic
chirurgie. Die vier Grundprinzipien Netzplatzierung durchgeführt. transabdominal retromuscular umbili-
der Hernienversorgung Netzver- Miserez [7] und Schröder [8] be- cal prosthetic hernia repair“ (TARUP)
stärkung, retromuskuläre Netzlage schrieben erstmals minimal-invasive bezeichnet wird. Gemeinsam sind all
ohne Netzfixation, primärer Faszi- extra- und transperitoneale Techniken diesen Operationsmethoden die Nahtre-
enverschluss und minimal-invasive mit retromuskulärer Netzplatzierung. konstruktion der Mittellinie und die
Technik können in der robotischen Aufgrund der schwierigen Präparation Netzposition im Retromuskulärraum.
Technik vereint werden. mit starren Instrumenten auf engem Wie in der Leistenhernienchirurgie bei
Raum haben sich diese Techniken bis TEP („total extraperitoneal plasty“) und
Hintergrund heute nicht als Standardverfahren etab- TAPP („transabdominal preperitoneal
liert. Die Vorteile der minimal-invasiven plasty“) unterscheidet sich lediglich der
Die ersten Berichte über minimal-inva- „Sublay-Versorgung“ konnten von Rein- Zugangsweg.
sive Ventralhernienchirurgie in IPOM- pold in einer großen Fallserie des von Durch den Einsatz der Robotik wer-
Technik (intraperitoneales Onlay-Mesh) ihm entwickelten Mini/Less-open-Sub- den die bisherigen Schwierigkeiten des
stammen aus dem Jahr 1993 von Karl lay-Verfahrens (MILOS) eindrücklich Nahtverschlusses auf engem Raum mit
Le Blanc [1]. Auch wenn der zwischen- gezeigt werden [9]. Die 2017 von Belyans- z. T. ungünstigen Winkeln deutlich er-
zeitlich etablierte Ansatz mit Bauch- ky zunächst endoskopisch beschriebene leichtert. So vereinen die Methoden al-
wanddefektverschluss (IPOM plus) das eTEP(„enhanced view total extraperito- le von Santos et al. [13] in ihrer Meta-
Anwachsen des Netzes verbessern konn- neal plasty“)-Technik unterscheidet sich analyse der bisherigen Literatur zur ro-
te [2], bleiben die bekannten Probleme hiervon nicht in der Netzposition, son- botischen retromuskulären Hernienver-
des intraabdominellen Fremdkörpers dern im Zugangsweg. Im Gegensatz zur sorgung kürzlich geforderten Prinzipien
und der traumatischen Fixation be- transhernialen Präparation bei MILOS der Hernienchirurgie: Netzverstärkung,
stehen, die zu Netzmigration, Fisteln, wird bei der eTEP fernab der Hernie retromuskuläre Netzlage ohne Netzfixa-
Erosionen, Adhäsionen und Infektionen der retromuskuläre Raum vor dem hin- tion, primärer Faszienverschluss und mi-
sowie chronischen Schmerzen und einer teren Rektusscheidenblatt eröffnet [10]. nimal-invasive Technik.
erhöhten Morbidität bei Reeingriffen Die beiden Retrorektalräume werden Auch in unserer Klinik hat sich die ro-
führen können [3, 4]. Mehrere systema- durch mediale Inzision des hinteren botisch assistierte Technik bei der Ver-
tische Übersichtsarbeiten ergaben, dass Rektusscheidenblattes mit dem präpe- sorgung komplexer Bauchwandhernien
die retromuskuläre Netzplatzierung die ritonealen Fettgewebe der Mittellinie etabliert. Ziel unserer Arbeit ist daher,
ideale Netzposition ist und die besten verbunden. Bei Bedarf kann der Präpa- die Erfahrungen im eigenen Kranken-
Ergebnisse bezüglich Rezidiv- und Kom- rationsraum durch einen „transversus gut nach 50 Fällen robotisch assistierter
plikationsrisiko zeigt [5]. Köckerling et al. abdominis release“ (TAR) nach lateral Ventralhernienchirurgie im Rahmen ei-
berichteten in einer aktuellen Analyse erweitert werden. Wie bei der MILOS- ner Machbarkeitsstudie zu berichten.
maximale Anzahl der implantierten Net- rationen wurden in transperitonealer transperitoneal (r-IPST) mit einem intra-
ze war 3, insgesamt wurden 59 Netze Technik operiert, davon 11 mit prä- peritonealen Netz (IPST-R) versorgt. Die
implantiert. In allen Fällen war ein kom- peritonealer Netzplatzierung (r-vTAPP, Operationszeit betrug durchschnittlich
pletter Bruchlückenverschluss möglich. „robotic ventral TAPP“), 7 mit retromus- 234 min (80–598 min). Der stationäre
Insgesamt 22 Operationen wurden in kulärer Netzplatzierung (TARUP), 7 mit Aufenthalt betrug im Schnitt 4,48 Tage
extraperitonealer Technik („robotic en- transperitonealem „transversus abdomi- (2–13). Der durchschnittliche DRG-Er-
hanced view total extraperitoneal plasty“, nis release“ (r-TAR) und 1 Operation lös pro Fall betrug 4844 € (4045–9537 €).
r-eTEP) mit retromuskulärer Netzplat- mit intraperitonealer Netzplatzierung (r- In einem Fall musste umgestiegen
zierung durchgeführt, davon 3 mit trans- IPOM). In 98 % konnte wie geplant eine werden, um das hintere Rektusschei-
versus abdominis release („robotic ven- extraperitoneale Netzplatzierung erfol- denblatt spannungsfrei zu verschließen,
tral TAPP“, r-vTAPP; . Tab. 3). 26 Ope- gen. Die 2 Parastomalhernien wurden da zu diesem Zeitpunkt noch kein ro-
komplexe Hernien
laterale Hernien
Narbenhernien
primäre
Ventralhernien
Abb. 1 9 Ätiologische Auf-
teilung der Hernien, Herni-
ÄTIOLOGIE LOKALISATION KOMPLEXITÄT enlokalisation und Anteil
komplexer Hernien
a b c
Abb. 2 8 a „Enhanced view total extraperitoneal plasty“ (eTEP), Nahtverschluss Oberbauch, b Schema eTEP, Nahtverschluss
Oberbauch, c Trokarpositionierung und Aufbau eTEP, Nahtverschluss Oberbauch. DV Patient Cart Da Vinci X
a b c
Abb. 3 8 a „Transversus abdominis release“ links, b Schema „transversus abdominis release“ links, c Trokarpositionierung und
Aufbau „transversus abdominis release“ links. DV Patient Cart Da Vinci X
botischer TAR durchgeführt wurde, der diger, teils mehrstündiger Adhäsiolyse Bakterien kultivieren. Eine Patientin
einen spannungsfreien Verschluss er- trat keine Darmverletzung auf. Insgesamt musste am 1. postoperativen Tag auf-
möglicht hätte. Wegen multipler Löcher wurden 6 Komplikationen beobachtet grund eines Ileus revidiert werden, da
im präparierten Peritoneallappen wurde (. Tab. 4): Ein Hämatom der Bauch- der Dünndarm im Rahmen der Seitlage-
bei einer Operation statt des geplanten wandmuskulatur wurde nach 42 Tagen rung durch einen bei der Voroperation
präperitonealen ein intraperitoneales aufgrund eines Infektionsverdachts aus- nicht verschlossenen Mesenterialschlitz
Netz eingebracht. Auch bei oft aufwen- geräumt; im Abstrich ließen sich keine herniert war. Eine oberflächliche Wund-