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Müller
vasiven Ausbreitung viraler Bestandtei-
le im Körper führen.
Klinik und Poliklinik für HNO,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
I n den letzten Jahren entwickelte sich
die Versorgung ertaubter oder resthö-
riger Patienten mit einem Cochlear-
„Die Gentherapie bei onkologi- Implant (CI) mehr und mehr zum
schen Fragestellungen im Cochlear- Standard. Im Zusammenwirken der
unterschiedlichen, daran beteiligten
Kopf-Hals-Bereich wird
als sicher und realisierbar Implant-Versor- Spezialdisziplinen wurden erfreuliche
Fortschritte erreicht. Den Betroffenen
eingeschätzt.“ gung heute ermöglichen CI's die Rückkehr in die
Gemeinschaft der Hörenden und taub-
Im Bereich der Onkologie wird die ge- geborene Kinder können mit einem
zielte Einschleusung eines Gens in den Cochlear-Implant Sprache auf kindge-
Patientenorganismus als mögliche neue Während Ende der 1970er Jahre Cochle- mäße Weise lernen, indem sie diese hö-
adjuvante Strategie in der multimodalen ar-Implante in erster Linie das Erkennen ren und nachahmen.
Behandlung von Tumorerkrankungen und Differenzieren von Umweltge-
im Kopf-Hals-Bereich angesehen. Dabei räuschen ermöglichten, ist heute für vie- Operationstechniken
werden derzeit verschiedene experi- le Patienten ein früher kaum für mög-
mentelle Strategien verfolgt. lich gehaltenes, offenes Sprachver- Weitgehend hat sich eine standardisierte
ständnis Realität geworden. Eine binau- Operationstechnik etabliert, die in den
◗ Gentherapie mit Genen für Cytokine rale Cochlear-Implant-Versorgung mit verschiedenen Zentren geringfügigen
und kostimulierende Moleküle der modernen Implantaten erlaubt eine Variationen unterliegt. Diese betreffen
Immunantwort, weitere Verbesserung des Sprachver- z. B. den Hautschnitt oder die Würzbur-
◗ Gentherapie mit Substitution von ständnisses und die Wiederherstellung ger „Doppellappentechnik“ zur sicheren
Tumorsuppressorgenen, des räumlichen Hörens. Entsprechend Implantatbedeckung. Im Allgemeinen
◗ Gentherapie mit Blockierung von hat sich das Indikationsspektrum mehr wird die Cochlear-Implant-Elektrode
Onkogenen über z. B. Antisense- und mehr in Richtung Resthörigkeit ver- über eine Mastoidektomie mit Eröffnung
Konstrukte, schoben. des Recessus facialis in der funktionslo-
◗ Gentherapie mit Suizidgenen, Technische Weiterentwicklungen sen Cochlea platziert. Operative Kompli-
◗ andere Ansätze z. B. Antiangiogenese. betrafen die implantierbare Elektronik, kationen sind selten.Allerdings sollte der
die Elektroden selbst oder die verwen- N. facialis dargestellt und identifiziert
Studien mit den aufgeführten therapeu- deten Sprachkodierungsstrategien. Aus werden, damit eine unbeabsichtigte
tischen Strategien belegen, dass die Gen- der Vielzahl der modifizierbaren Para- Schädigung vermieden wird.
therapie bei onkologischen Fragestel- meter ergibt sich oft eine komplexe
lungen im Kopf-Hals-Bereich sicher und Wechselwirkung.Weiterentwicklungen „Der suprameatale Zugang
realisierbar ist. Durch die gute Zugäng- vom erreichten, hohen Standard aus un-
lichkeit von HNO-Karzinomen und die terliegen grundsätzlich natürlich auch bietet einen mäßigen
damit verbundene Möglichkeit der visu- dem Risiko, die gewünschten Ziele nicht Zeitvorteil, birgt aber auch
ellen Verlaufsbeobachtung ist die Tumo- im erhofften Umfang zu erreichen. potentielle Risiken.“
rentität im Kopf-Hals-Bereich für diese Anlässlich der Sitzungen „Cochlear
Strategien prädestiniert. Technische Ver- Implants“ im Rahmen des Deutsch- Als Alternative zum bewährten, her-
besserungen der derzeit verwendeten Österreichischen HNO-Kongresses 2002 kömmlichen Zugang stellte Baumgart-
Vektorsysteme mit der Applikation ge- in Baden-Baden soll ein kurzer Überblick ner (583) eine auf Kronenberg zurückge-
eigneter Gene lassen daher hoffen, dass zum Stand der Thematik gegeben und hende Modifikation, den sog. „supra-
in Zukunft eine Verbesserung der The- gegenwärtige Entwicklungen bzw. Ent- meatalen Zugang“ (SMA = Supra Meatal
rapieverfahren möglich sein wird. wicklungsmöglichkeiten kritisch be- Approach) vor. Dieser verzichtet auf eine
leuchtet werden. Mastoidektomie. Beim SMA wird ein su-
prameataler Tunnel hinter der Gehör-
gangswand, im Prinzip eine Antrotomie,
angelegt und die Cochlear-Implant-
Elektrode an den Gehörknöchelchen
vorbei in die Pauke vorgeschoben. Der
Hinweis:
© Springer-Verlag 2002
Die in Klammern angegebenen
Ziffern entsprechen den Priv. Doz. Dr. Joachim Müller
Vortragsnummern des Tagungs- Klinik und Poliklinik für HNO,
Julius-Maximilians-Universität,
programms.
Josef-Schneider-Straße 11, 97080 Würzburg
E-Mail: joachim.m@mail.uni-wuerzburg.de