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Anpassungslehrgang für MTRA

Modul STR 6 – Session 3


(Pflichtmodul Fachkunde im Strahlenschutz)

Thema: Grundlagen Therapieeinrichtungen,


Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Agenda

• Nebenwirkungen im Bereich der • Arten der Strahlentherapie


-Teletherapie
Röntgendiagnos7k
-Brachytherapie
• Dosismanagement und MPE - Orthovol5herapie

• Wirkung kleiner Dosen • Anwendungen der Tele- und Brachytherapie

• Allgemeiner Strahlenschutz für Pa@ent und


• Geschichte der Radiotherapie
Personal
• Ziele der Radiotherapie • Baulicher Strahlenschutz

• Anwendungen der Strahlentherapie • Störfall/ Vorkommnisse/ Unfall

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Strahlenschäden bei diagnos2schen Strahlenanwendungen

• Auch bei röntgendiagnos@schen Strahlenanwendungen können


in seltenen Fällen akute Strahlenschäden auIreten

• Bei Hochdosisverfahren mit sehr langen Durchleuchtungszeiten,


z.B. TAVI, EVAR, Kyphoplas@e, Thrombektomien,
Chemoembolisa@onen

• Cave bei DFP-Werten über 50.000 cGy * cm2

• Dokumenta@on von Vorkommnissen nach Strahlenschutzrecht


vorgeschrieben – Meldepflicht an Behörde

• Cave: Pa@ent ist vorbehandelt, ha5e schon viele Interven@onen


oder CT in der untersuchten Region

Bei welchen Interven2on können hohe Pa2entendosen


au9reten?

Quelle: Empfehlung der SKK: Hinzuziehung eines Medizinphysik-Experten bei medizinisch-radiologischen TäBgkeiten
–Umsetzung der Anforderungen der Richtlinie 2013/59/Euratom

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Strahlenschäden bei diagnostischen Strahlenanwendungen

Fall aus 2011 nach Mitralklappenanuloplas5e


mit GDS-Accucinch™ System.
Fall aus 2006 nach 7-maliger Quelle: Andreas Ernst-Elz, Leiter des Referates Strahlenschutz
Sten5mplanta5on, darunter eine
4-stündige Prozedur

Strahlenschäden bei diagnos2schen Strahlenanwendungen


Datum: 20.09.2011
Dauer des Eingriffs: 8 h 30 min
verabreichte Hautdosis
31 Gy in Ebene A
44 Gy in Ebene B

Hautdosis gesamt: 75 Gy!

Hohe Strahlenbelastung nicht auf DL-gestützter Katheterführung, sondern auf


intraprozedural angefer<gten Aufnahmesequenzen (833 Aufnahmesequenzen mit
durchschniClich 50 (12 bis 184) Bildern) zurückzuführen.

Quelle: Andreas Ernst-Elz, Leiter des Referates Strahlenschutz


Ministerium für Energiewende, LandwirtschaR, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

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Strahlenschäden bei diagnos2schen Strahlenanwendungen
Befund am 06.12.2011 (nach 3 Monaten) Befund am 22.09.2012 (nach 1 Jahr)

Quelle: Andreas Ernst-Elz, Leiter des Referates Strahlenschutz


Ministerium für Energiewende, LandwirtschaR, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Strahlenschäden bei diagnos2schen Strahlenanwendungen

Elektrophysiologische Interven3on AV-Fistel Neurointerven3on Uterusembolisa3on


Abla3on

Quelle: Biomed Imaging Interv J 2007; 3(2):e22


doi: 10.2349/biij.3.2.e22 © 2007 Biomedical Imaging and Intervention Journal

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Dokumenta2on der Pa2entendosis

• Jede Strahlenanwendung muss dokumen7ert werden Quelle: Gebhardt Oestreicher

• Zur Iden7fizierung von möglichen Vorkommnissen, Dosis dokumen7eren und

mit Diagnos7schen Referenzwerten (DRW) abgleichen

• DFP = Dosis x Fläche in der Einheit: cGy*cm² oder µGy*m²

• DLP in der CT = Dosis x Scanlänge in der Einheit mGy *cm

• Cave! Rich7ge Einheit dokumen7eren!

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Aktuelles Strahlenschutzrecht – Meldepflichten bei


Vorkommnissen

Vorkommnis: Was muss gemeldet werden?


Ereignis in einer geplanten Exposi<onssitua<on, • Dosisüberschreitungen von Meldegrenzen (siehe

das zu einer unbeabsich*gten Exposi*on Anlage 14 zu § 108 StrlSchV )

geführt hat oder führen könnte. • Jede Personen- oder Körperteilverwechslung


• Jedes AuWreten einer determinis<schen Wirkung, die
für die festgelegte Interven<on nicht zu erwarten war.

Ausnahme von der Meldepflicht : konventionelle Projektionsradiographie und DVT der Zähne und des Kiefers

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Beispiele für Meldekriterien bei Interven2onen

• Der StrahlenschutzbeauWragte Arzt oder der


Medizinphysik-Experte meldet ein Vorkommnis an die
zuständige Behörde
• Eine Meldung bedeutet nicht, dass Sie „bestraW“
werden
• In Deutschland sollen solche Vorkommnisse
dokumen<ert und in einem zentralen Register erfasst
werden
• man soll aus seine Fehlern lernen

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Meldeschwellen bei Vorkommnissen

1. Erst prüfe ich den Einzelfall


2. Wenn dort eine 3-fache Überschreitung
des DRW erkennbar ist, dann schaue ich
mir die letzten 20 Untersuchungen an
3. Wenn dort auch eine 2-fache
Überschreitung des DRW erkennbar ist –
muss ich an die Behörde melden

Kriterien für bedeutsame Vorkommnisse in der Röntgendiagnos7k nach Anlage 14 StrlSchV

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Beispiele für Meldekriterien bei Interven2onen
DRW

Cave! Diagnostik oder Therapie?

• Meldeschwelle diagnostische
Durchleuchtung
>20.000 cGy*cm2

• Meldeschwelle therapeutische
Durchleuchtung/Intervention
>50.000 cGy*cm2

Quelle: h2ps://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/fachinfo/ion/drw-
roentgen.pdf;jsessionid=22AE0FB4C418663BDB92D7D50BCB75D2.1_cid391?__blob=publicaRonFile&v=9

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Dosiswerte bei typischen Interven2onen in der Radiologie

Nur eine
Überschreitung
des DRW oder
Vorkommnis?

Quelle: Dr. Svenja Hennigs, Chefärz7n, Radiologie des KnappschaKskrankenhauses BoMrop


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Meldeschwellen bei Vorkommnissen
Gültigkeit auch für CT:
Für einzelne Personen:

Jede Überschreitung des CTDIvol

• Gehirn >120 mGy


• Körper > 80 mGy

Gültigkeit auch für Nuklearmedizin:


Für einzelne Personen:
DeterminisBscher Strahlenschaden: 53jährige PaBenBn mit teilweisem
Haarausfall in Folge von mehrfacher DSA und CT • Überschreitung der Deff um mehr als 20 mSv
Quelle: Imanishi Y, Fukui A, Niimi H, Itoh D, Nozaki K, Nakaji S, et al. RadiaBon- Überschreitung einer Organdosis um mehr als
induced temporary hair loss as a radiaBon damage only occurring in paBents 100 mSv
who had the combinaBon of MDCT and DSA. Eur Radiol. 2005;15(1):41-6.

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Aktuelles Strahlenschutzrecht – Dosismanagement

• Dosismanagement-SoWware kann helfen,


Vorkommnisse zu erkennen und zu evaluieren
• Meldung an Behörde erfolgt durch Medizin-Physik-
Experte (MPE) und Strahlenschutzverantwortlichen
(SSV) der Abteilung
• MTRA/RT kontrolliert ebenfalls die Dosis und arbeitet
mit dem MPE zusammen
Quelle: Radimetrics (Bayer): Demonstra7on des Effekts von großer Scanlänge
am Beispiel Schilddrüse (Thyroid): oranger Balken = Originalscan, roter Balken =
wenn Scanlänge gering vergrößert.

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Medizinphysik-Experten (MPE)
• Müssen ein Master-Abschluss in Medizinphysik haben
• Können an Kliniken angestellt sein, oder freiberuflich tä<g sein
• sind Voraussetzung, um eine Strahlentherapie oder Nuklearmedizinische Behandlung/Diagnos<k
durchführen zu können
• Seit 01.01.2019 durch das neue Strahlenschutz-Gesetz (StrlSchG) auch für die Röntgendiagnos<k bei
Durchführung von Hochdosisverfahren verpflichtend
• Müssen an Hochdosisarbeitsplätzen „hinzugezogen“ werden, z.B. bei:
- Angiographie
- Interven<on
- Computertomographie
- Herzkatheterlabor, (Urologie, Gastroenterologie)

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Was machen Medizinphysik-Experten?

Bei Hochdosis-Diagnos*k und Behandlung von Menschen gilt:

• Zusammenarbeit mit MPE verpflichtend bei der Neuanschaffung

solcher Geräte (ab 31.12.2022 auch für Altgeräte Pflicht)

• Müssen nicht zwingend in der Klinik angestellt sein, aber

vertragliche Regelung über die Zusammenarbeit

• Steht den SSB beratend zur Seite und unterstützt bei

Strahlenschutz-Op<mierung und Dosis-Dokumenta<on

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Aufgaben von Medizinphysik-Experten

• Dosimetrie und Exposi<onsberechnung bei Pa<enten und Personal

• Op<mierung von Bildqualität und Exposi<on

• Strahlenschutz des Personals

• Management von Abnahmeprüfung und Qualitätssicherung

• Überwachung medizinisch-radiologischer Anlagen

• Schulung von medizinischen FachkräWen

• Beratung zur medizinisch-radiologischen Ausrüstung

• Bearbeitung der „besonderen Vorkommnisse“

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Strahlenrisiko bei kleinen Dosen? - Was sind kleine Dosen?

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Strahlenrisiko bei kleinen Dosen? – Ungeklärte Phänomene

• Stammzellen im Tumor scheinbar strahlenresistenter

• Stammzellen im Normalgewebe scheinbar

strahlenempfindlicher

• Im Bereich sehr niedriger Dosen wird nicht jeder

Doppelstrangbruch repariert

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Strahlenrisiko bei kleinen Dosen? – Wirkung kleiner Dosen

• Kleine Dosen verursachen keine determinisHschen Strahlenschäden

• Erhebliche Latenzzeit zwischen Strahlenbelastung und möglichen Folgen

• Kausalbeweis der Verursachung strahleninduzierter Tumore ist nicht möglich

• Beobachtungsstudien für Strahlenbelastungen < 100 mSv notwendig

• Bisher keine Belege für eine Erhöhung des Erkrankungsrisikos

• dafür wären Epidemiologische Studien mit extrem großem Umfang notwendig

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Zusammenfassung Strahlenwirkungen in der
Röntgendiagnos2k

• auch bei diagnostischen Strahlenanwendungen sind in Einzelfällen deterministische Hautschäden

möglich, z.B. bei langwierigen Interventionen

• deshalb Dokumentation der Patientendosis und Abgleich mit DRW

• Wenn 3-fache Überschreitung eines DRW vorliegt, dann immer auch etwa 20 Untersuchungen des

gleichen Typs anschauen

• Wenn bei allen Untersuchungen eine 2-fache Erhöhung des DRW vorliegt muss an die Behörde

gemeldet werden

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Zusammenfassung Strahlenwirkungen in der


Röntgendiagnos2k
• Bei Dosisüberschreitung immer prüfen, ob op<miert werden kann (Röntgenparameter, Scan-

Protokolle, Arbeitsweise) prüfen

• MPE müssen bei der Strahlentherapie, Nuklearmedizin oder Röntgendiagnos<k unmiCelbar

mitarbeiten oder hinzugezogen werden

• MPE op<mieren gemeinsam mit MTRA die Dosis bzw. Protokolle

• Ein Dosismanagement-System ist beim Erkennen von Dosisüberschreitungen/Vorkommnissen hilfreich

• Die Strahlenwirkung von kleinen Dosen ist nicht abschließend geklärt – deshalb gilt im Strahlenschutz:

keine Dosis ohne Wirkung

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Geschichte der Radiotherapie

• 1897 erster mit Röntgen-Strahlen behandelter Fall von


Naevus pigmentosus piliferus durch den Österreicher
Leopold Freund
• 1903 erstes Lehrbuch der Strahlentherapie
• Ab 1910 erste Brachytherapien mit Einbringung von Radium
in Körperhöhlen - vorzugsweise innerhalb der Gynäkologie
• 1925 erste Strahlentherapieanlage, die eine Röntgenröhre
um den Pa@enten herumschwenken und das Ziel aus
Erste Strahlenbehandlung eines kleinen Mädchens mit mehreren Richtungen bestrahlen konnte
Neavus pigm. pilif.
Bestrahlungszeit: über 7 Wochen/ insgesamt 42 Stunden • 1949 Kleinraumbestrahlung mit Radium im „Siemens-
Links: vor Strahlenbehandlung, rechts: 3 Wochen nach
Strahlenbehandlung Körperhöhlenrohr“ - Vorläufer des AIerloadings

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Geschichte der Radiotherapie

• In der Teletherapie wurden die Röntgenröhren bis


1960 überall durch Strahlenkanonen mit Quellen aus
radioka@vem Kobalt-60 oder Cäsium-137 ersetzt.
• ab 1970 Einsatz von Linearbeschleunigern
• Ab 1984 erste Protonentherapien am Paul Scherrer
Ins@tut (PSI) in Villigen (Schweiz)
• Ab 1990 AIerloading-Systeme mit künstlicher
Iridium-192 Strahlenquelle

hMps://www.helios-gesundheit.de/fileadmin/_processed_/2/f/csm_H03_191a707d56.jpg

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Ziel der Strahlentherapie/ Radioonkologie

• Gezieltes Abtöten aller Tumorzellen


• Maximale Schonung des
umliegenden Normalgewebes
• Konflikt zwischen Strahlennutzen und
Strahlenrisiko

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Anwendung der Strahlentherapie

Anwendung von ionisierender Strahlung am Menschen zur


Heilung/ Linderung von Krankheiten (kuraHv oder palliaHv)

Maligne Benigne
Erkrankungen = Erkrankungen =
Tumore/„Krebs“ Entzündungen/
Fersensporn etc.

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Anwendung der Strahlentherapie

Eine Strahlentherapie kann erfolgen:


• Vor einer OP (präopera<v oder neoadjuvant)
• Nach einer OP (postopera<v oder adjuvant)
• Während einer OP (intraopera<v)
• StaC einer OP (stereotak<sche Radiochirurgie)

Das ist immer individuell von der Tumorart und der individuellen Situa<on des Pa<enten abhängig.
Therapeu<sche Entscheidungen müssen also immer individuell und interdisziplinär getroffen werden –
und sollten stets die Wünsche der Pa<enten und deren Familien berücksich<gen.

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Arten der Strahlentherapie


Teletherapie: Brachytherapie:
aus der Enfernung durch die Haut direkt am Tumor in Körperhöhlen
hindurch (perkutan) oder Körpereingängen

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Arten der Strahlentherapie
Linearbeschleuniger Schwerionentherapie

Teletherapie:

aus der Enfernung


durch die Haut
hindurch (perkutan) Gammaknife Cyberknife Röntgen-/OrthovolSherapie

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Strahlenarten in der Teletherapie

Linearbeschleuniger Schwerionentherapie Röntgen-/OrthovolCherapie

Photonen = ultraharte Harte Röntgenstrahlung


Elektronen Neutronen, Protonen
Röntgenstrahlung (100 – 400 kV)

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Strahlenarten in der Teletherapie

• Verwendung der Strahlenart ist abhängig von Lage/ Größe/ Art der Erkrankung

• Physikalische EigenschaWen bes<mmen die Eindring<efe und die mögliche Dosis im Gewebe.

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Strahlenarten in der Teletherapie

• 90% der Standard-Tumortherapie erfolgt durch teletherapeu<sche Bestrahlungen, mit

hochenerge<schen Röntgen- bzw. Photonenstrahlen in Energiebereichen von 50 keV bis 20 MeV

• Ein kleiner Prozentsatz der Strahlentherapie erfolgt mit Par*kel-(Teilchen-)Strahlung, z.B. Protonen

oder Schwerionen

• Protonen werden z.B. bei lokalisierten Hirntumoren und Sarkomen bei Kindern eingesetzt

• Schwerionentherapie (Kohlenstoffionen) z.B. bei Chordomen und Chondrosarkomen bei Erwachsenen

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Teletherapie – Funk2onsweise Linearbeschleuniger

hMps://www.varian.com/de/products/radiotherapy/treatment-delivery/truebeam

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Teletherapie – Funk2onsweise Linearbeschleuniger

• Linearbeschleuniger (engl. Linac) erzeugt meist Elektronen oder


Photonen, selten auch Protonen oder Schwerionen
• Erzeugt Photonenenergien von 4-25 MeV und Elektronenenergien
zwischen 4-25 MeV
• Beschleunigung der Teilchen i.d.R. durch Bewegung im
elektromagne@schen Feld (Wechselspannung)
• Beschleunigung der Elektronen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit
• AuIreffen der Elektronen auf ein „Target“ = Metallkörper
https://www.varian.com/de/products/radiotherapy/treatment-
delivery/truebeam • Wechselwirkungen mit Target = Entstehung Photonen oder
Elektronen (vgl. Entstehung Rö.-Strahlung)

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Teletherapie – Funk2onsweise Linearbeschleuniger

Funk<onsweise
Linac
(Video 8 Minuten)

hMps://www.youtube.com/watch?v=jSgnW]Ex1A
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Teletherapie – Funk2onsweise Linearbeschleuniger- IGRT

Verifika<on des Bestrahlungsfeldes durch Bildgebung • Qualitätskontrolle der Bestrahlung erfolgt über
integrierte Bildgebung (IGRT = Image Guided
Radiotherapy)
• Die Lagerung des Patienten wird anhand von 2D-
und/oder 3D-Röntgenbildern verifiziert
• Detektor-Panel zur Bildgebung ebenfalls an der Gantry
gegenüber des Beschleunigerkopfes angebracht
• Der Strahlengang für die Verifikation durch das
ConeBeam-CT (CBCT) verläuft senkrecht zum
hMps://i.y7mg.com/vi/mjZarlAt83o/maxresdefault.jpg Therapiestrahl

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Teletherapie – Protonentherapie

• präzise Form der Strahlentherapie zur


Behandlung von Krebserkrankungen,
besonders schonend und wirksam
• seit Jahrzehnten weltweit eingesetzt
• wird immer flächendeckender
verfügbar und für immer mehr
Indika@onen eingesetzt
• bislang wurden weltweit bereits
mehr als 200.000 Pa@enten mit
Protonen behandelt.
hfps://www.youtube.com/watch?v=2_Y0laMBAqs.
(Video 3 Minuten)

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Teletherapie – Technik der Protonentherapie

hfps://www.youtube.com/watch?v=dO48rc5eNHQ&t=184s
Video 3 Minuten

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Teletherapie – OthovolXherapie/Röntgenreizbestrahlung

• Harte Röntgenstrahlung (100 – 400 kV)


• meist in radiologischen Praxen, weniger in Strahlentherapien
• Strahlentherapie zur Schmerzbehandlung bei Behandlung entzündlicher
Erkrankungen der Gelenke und des Bewegungsapparats (Arthrose):
- schmerzhaIe Schulterbeschwerden
- Tennisarm, Golfarm
- Kniegelenkarthrose
- schmerzhaIer Fersensporn
- Arthrose des Daumengrundgelenks und der Fingergelenke
• sechs Bestrahlungen, die zwei- bis dreimal wöchentlich
• Einzeldosis 0,5 Gy, Gesamtdosis 3 Gy

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Brachytherapie

• besondere Form der Strahlentherapie

• interne Strahlentherapie

• Therapie mit umschlossenen radioak<ven Strahlern oder auch Kurzdistanztherapie

• eine umschlossene radioak<ve Strahlenquelle wird innerhalb oder in unmiCelbarer Nähe zum Tumor

im Körper platziert

• Anwendung bei: Prostatakarzinom, Mammakarzinom, Bronchialkarzinom, Tumoren im HNO-Bereich,

gynäkologischen Tumoren, Ösophaguskarzinom

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Funktionsprinzipien der Brachytherapie
Inters**ell Intrakavitär

Implanta<on umschlossener Strahler oder Einführen umschlossener Strahler unter


unter Verwendung von Hohlnadeln direkt in Verwendung starrer Applikatoren (z. B.
das Tumorbe` (z. B. in Form einer Edelstahl, Plexiglas) in natürliche
Prostataspickung) Körperöffnungen (z. B. in die GebärmuCer)

Intraluminal Intravaskulär

Einführen umschlossener Strahler unter = endovasal - innerhalb eines Blutgefäßes


Verwendung flexibler Plas<kelemente durch oder über die Kontak`herapie durch das
eine künstliche Öffnung in ein natürliches Auflegen von Flabs/ Moulagen auf die
Hohlorgan oder eine Körperhöhle (z.B. in innere oder äußere Körperoberfläche (z.B.
den Ösophagus, die Trachea oder den Haut, Auge)
Bronchus)

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Funk2onsprinzipien der Brachytherapie

Afterloadingverfahren Seed-Implantaion

Prostata-Behandlung mit A@erloadingverfahren Prostata-Behandlung mit Seed-ImplantaDon

Nachladeverfahren der HDR-Brachytherapie (High-Dose-Rate), bei der


üblicherweise eine Gamma-Strahlungsquelle temporär über einen
Führungsschlauch in die zu bestrahlende Körperregion gefahren wird.

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Funk2onsprinzipien der Brachytherapie- A9erloading

• = Temporäre Brachytherapie
• Tumor-Gewebe wird bei invasivem Eingriff mit nicht-strahlenden Führungen
(Schläuche, Hohlröhren oder Hohlnadeln) "gespickt" (z.B. Mamma-Ca 17
Schläuche)
• Schläuche werden an einen Quellentresor (Strahlungsquelle) angeschlossen
• Automa@siert fahren Strahlenquellen über die Führungen in den Tumor
• verbleiben dort für bes@mmten Zeitraum und werden danach wieder
ensernt
Afterloading-Arbeitsplatz mit C-Bogen zur
Durchleuchtungskontrolle • Strahlungs-Gerät ist z.B. ein Ir-192-HDR-AIerloader (kompaktes und
mobiles Gerät mit Gammastrahler)

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Beispiele für die Anwendung des A9erloadings

OperaBon zur ImplantaBon der PlasBkschläuche


für das ARerloading bei Mamma-Ca (Strahler: Iridium-192) OperaBon zur ImplantaBon der PlasBkschläuche
für das ARerloading bei Postata-Ca (Strahler: Iridium-192)

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Funk2onsprinzipien der Brachytherapie- Seeds

• Verwendung strahlender "Seeds" (Implantate, ca. 4,5 mm groß)


• unter Ultraschall-Kontrolle in den Tumor eingepflanzt und ihn von innen
zerstören
• "Low Dose Rate" (LDR)
• zum Schutz vor ihrer Wanderungstendenz im Gewebe sind die Seeds in
Vicrylfäden eingewebt (z.B. "Rapid Strand")
• Nuklide sind Isotope von Palladium (Pd-103) oder Jod (J-125).

Bsp. ISOSEED® I25.S17PLUS-SLH


umschlossenes I-125 Quellenmodell zur
effektiven Behandlung von Hirntumoren

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Beispiele für die Anwendung von Seeds/Applikatoren


Applikatoren

Seeds

Spickung der Prostata Spickung bei Hirntumoren IntraoperaBves Bild mit Ruthenium-
Applikator (Ru-106) nach Auoringung
auf der Tumorbasis bei
Aderhautmelanom

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Funktionsprinzipien der Brachytherapie - Dosiskonzepte

• Dosisleistung (Gray pro Stunde (Gy/h)) bezieht sich auf die Intensität der Strahlung, die in das

umgebende Medium abgegebenen wird

• Angegeben LDR-Brachytherapie (Low-Dose-Rate-Brachytherapie): niedrige Dosisleistung (2 Gy/h)

• MDR-Brachytherapie (Medium-Dose-Rate-Brachytherapie): miClere Dosisleistung (2–12 Gy/h)

• HDR-Brachytherapie (High-Dose-Rate-Brachytherapie): hohe Dosisleistung (>12 Gy/h)

• PDR-Brachytherapie (Pulsed-Dose-Rate-Brachytherapie): kurze Strahlungsimpulse, normalerweise

einmal in der Stunde; Nachahmung der Gesam<ntensität und Effek<vität einer LDR-Behandlung

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Für den Pa*enten


• Abwägung von Nutzen und Risiko – rechzer<gende Indika<on
• Au{lärungsgespräch und Einwilligung – nicht delegierbare, ärztliche Tä<gkeit
• Individueller Bestrahlungsplan
• Ruhigstellung mit Lagerungshilfen
• Feldkontrollen/Verifika<on
• Op<male Dosisverteilung
• Frak<onierung
• Risikoanalysen (Vermeidung von Verwechslungen)

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Für den Patienten PaDentenvalidierung auf Basis biometrischer Gesichtserkennung

• Erfassung der biometrischen Patientendaten vor der


Bestrahlung
• Direkte Freigabe, bzw. Rückmeldung an das Personal
bei Unstimmigkeiten
• Ausschluss von Patientenverwechselungen
• Vorteil: Einbeziehung des Patienten in den
Behandlungsprozess Quelle: https://www.opasca.com/patient-safety-suite-de

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Weitere Schutzmaßnahmen für den Pa<enten

• Raumlaser zur op<malen Posi<onierung


• Lagerungshilfen / -masken
• Doppel – Monitoring der Dosis
• Lautsprecher/ Kamera
• Kontrollsystem für Lagerungshilfen/ Tischhöhe /Gantrywinkel
• Atemtriggerung

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

AutomaZsiertes PaZentenmonitoring während der Farblich differenzierte Darstellung der Körper-Lagerung im


Strahlentherapie mit mehreren Tracking- Bestrhlungsraum. Die Werte werden rechts auch noch mal in
Technologien – Oberfläche, Wärme und Röntgen Zahlen dargestellt.
Quelle: hfps://mednic.de/sichere-bestrahlung-mifels- Quelle: https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/wuppertal/unser-
tracking/14487 angebot/unsere-fachbereiche/strahlentherapie-und-radio-
onkologie/patienten-identifizierungssystem/

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

hfps://opasca.com/safety-suite-de/#patval
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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Für das Personal


• technische Sicherheitskreise (z.B. Last men out Verfahren,
Raumüberwachung)
• bauliche Strahlenschutzmaßnahmen (Abschirmung,
Bestrahlungsbunker)
• organisatorische Maßnahmen (VorschriIen, Einhaltung der
Weisungen)
• Informa@onen (Unterweisungen, Schulung des Personals)
Quelle: www.opasca.com/patient-safety-suite-
• Medizin-Physik-Experte (MPE) zur Gewährleistung der de/#pschutz

technischen Gerätesicherheit

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Allgemeiner Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Für das Personal


• Strahlungsdetektor: Direktes Feedback an das Personal
(poten<elle gefährdenden Strahlendosen im Raum)
• Bei Überschreitung des Schwellenwertes der Ortsdosis à
manuelle Freigabe nö<g
• Auswertung möglich
Quelle: https://opasca.com/portfolio-items/strahlungsdetektion/?portfolioCats=135 • Schutz des Personals vor gesundheitsgefährdender
Strahlung
• Erleichterung der Arbeitsprozesse

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Baulicher Strahlenschutz in der Strahlentherapie

Grundriss und Bauart der Wände des Bunkers /Labyrinthes Innenansicht mit Blick auf das Labyrinth

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Baulicher Strahlenschutz in der Strahlentherapie


Strahlenschutztore

• Mehrere Tonnen schwer (25 – 40 Tonnen)


• Muss einen Quetschschutz besitzen
• Muss auch bei Stromausfall zu öffnen sein und Strahlung abschalten sobald die Türe geöffnet wird
• Ggf. mit Lichtschranke / Anwesenheitssensor/ akus@sches Signal bei Strahlung

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Der Störfall/ Vorkommnisse in der Strahlentherapie
Störfall: Defini<on nach § 3 der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV)
• Störfall = Ereignisablauf, bei dessen Eintreten der Betrieb der Anlage oder die Tä*gkeit aus
sicherheitstechnischen Gründen nicht fortgeführt werden kann und für den die Anlage
auszulegen ist oder für den bei der Tä<gkeit vorsorglich Schutzvorkehrungen vorzusehen sind.“
en
• z.B. Probleme mit dem Quellenverschluss bei AWerloading ß n ah m
a
tz m ln !
• Blende von Hand schließen bzw. Quelle in Parkposi<on zurückführen n s ch u h an d e
h le –
Stra rgreifen
• Klare Handlungsanweisungen vorbereiten und üben e

Vorkommnisse in der Strahlentherapie müssen auch an die Behörde gemeldet werden:


• z.B. Jede Personen- oder Bestrahlungsplanverwechslung.
• z.B. Jede Abweichung der Gesamtdosis im Zielvolumen um mehr als 10 % , sofern die
Abweichung mindestens 4 Gy beträgt.

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Der Unfall in der Strahlentherapie

• Personen betroffen/ verletzt


• Unfall = Ganzkörperbestrahlung mit Dosen größer als 0,25 Sv, die zur Schädigung des blutbildenden Systems oder
anderer kri@scher Organsysteme führt
• lokale Organ- und Gewebebestrahlung sowie Hautbestrahlung mit Dosen größer als 6 Sv (einschließlich
Kontamina@onsunfälle)
• lokale Bestrahlung von Organen (außer der Haut) durch externe Quellen mit Dosen größer als 0,4 SV
• Inkorpora5on, bei der die HälIe der von der ICRP beschrieben "Maximum Permissible Organ Burden" (das heißt,
der maximalen zulässigen Organbelastung) erreicht, beziehungsweise überschri5en wird, r
u n d de
• medizinische Unfälle, soweit eines der oben genannten Kriterien erfüllt ist m en h!
E r y th e m ö g lic
vo n h e it
W reten nkrank
Au rahle
St

62
Zusammenfassung Grundlagen Therapieeinrichtungen,
Strahlenschutz in der Strahlentherapie

• Ziel der Strahlentherapie: Gezieltes Abtöten aller Tumorzellen bei gleichzeitiger maximaler Schonung des
umliegenden Normalgewebes
• Strahlentherapeutische Verfahren werden zur Heilung/ Linderung von Krankheiten (kurativ oder palliativ)
eingesetzt
• Teletherapie gängige Bestrahlungsmethode von meist tiefliegenden Tumoren, Bestrahlung im Abstand und durch
die Haut
• Brachytherapie als interne Therapie mit umschlossenen radioaktiven Strahlern (Kurzdistanztherapie)
• In der Strahlentherapie gelten besondere Schutzmaßnahmen für den Patienten und das Personal
(Patientenverifikation, Last man out, Strahlungsdetektor, Bunker-Türe)
• Bestrahlungsräume unterliegen besonderem baulichen Strahlenschutz (Labyrinth, sehr dicke Wände)
• Bei Störfällen oder Unfällen muss sofort gehandelt werden, Manöver üben

63

Hausaufgabe – Abgabe bis zum 09.08.22

Hausaufgabe und Fachar<kel


finden Sie im Ordner
Hausaufgabe

64
Hausaufgabe – Abgabe bis zum 09.08.22

Datei hier hochladen

Bi`e die Hausaufgabe


in MS Word oder Open
Office erstellen und als
PDF-Datei hochladen.

65

Hausaufgabe – Abgabe bis zum 09.08.22

66
Hausaufgabe – Abgabe bis zum 09.08.22

Nur die markierten Ar<kel


lesen und Frage beantworten.
Mit eigenen Worten
schreiben, kein copy and
paste aus dem Internet oder
dem Ar<kel.

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Hausaufgabe – Abgabe bis zum 09.08.22

68
Vielen Dank und einen schönen Abend!

69

Literatur

• Bundesamt für Strahlenschutz: h5p://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-


medizin/strahlentherapie/technik/technik_node.html. 01.08.2019
• Strodl, T. (2004): Sterne.Kerne.Teilchen: h5p://www.teilchen.at/kdm/17. 01.08.2019
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