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Erdbebensicherung von Bauwerken I FS 09 Erdbebensicherung von Bauwerken I FS 09

7.3 Stahlbetontragwände 7.3.2 Querschnittsformen von Stahlbetontragwänden

7.3.1 Arten von Stahlbetontragwänden

a) b) c) d)
[Bac02] Bild 7.6
[Bac02] Bild 7.7

• Schlanke Tragwände (Bild links): hw /lw ≥ 3 a) langes schmales Rechteck


Biegung dominierend b) mit ein- oder beidseitigen Endverstärkungen
• Gedrungene Tragwände (Bild rechts): hw /lw < 3 c) mit ein- oder beidseitigen Flanschen
Querkraft dominierend d) Querschnitte von Kernen

• Zusammenwirkende Tragwände
Verbindung durch biege- und schubweiche Decken • Bemerkungen
• Gekoppelte Tragwände • Hohe Schubbeanspruchung bei Wänden mit Endverstärkungen
Koppelung durch gedrungene biege- und schubsteife Riegel • Unsymmetrische Querschnitte sorgfältig analysieren (Eigenschaf-
ten und Verhalten sind von der Beanspruchungsrichtung abhän-
gig)

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7.3.3 Versagensarten von Stahlbetontragwänden 7.3.4 Kapazitätsbemessung einer schlanken


Stahlbetontragwand

Vorgehen in Schritten

1) Festlegung des plastischen Mechanismus und der Höhe des


plastischen Bereichs
2) Biegebemessung im plastischen Bereich
3) Sicherstellung der Krümmungsduktilität im plastischen Be-
reich
4) Stabilisierung der Vertikalbewehrung im plastischen Bereich

[Bac02] Bild 7.8


5) Schubbemessung im plastischen Bereich
6) Konstruktive Durchbildung der Querbewehrung im plasti-
a) Kräfte und Reaktionen schen Bereich

b) Biegung 7) Bemessung und konstruktive Durchbildung der elastisch


bleibenden Bereiche
c) Schrägzug 8) Bemessung der Fundation

d) Gleitschub Sehr wichtige Bemerkung

• Ziel der Bemessung und der konstruktiven Durchbildung: [Bac02], [PP92], [SIA02], [CEN04] und [SIA03c] weisen
ähnliche Schritte auf.
Möglichst grosses Verformungsvermögen und
Die Formeln zur Verifizierung der Schritte sind hingegen
möglichst grosses Energiedissipationsvermögen
teilweise unterschiedlich.
gewährleisten.

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Schritt 1: Wahl des plastischen Mechanismus Schritt 2: Biegebemessung im plastischen Bereich

• Am Wandfuss soll ein plastisches Biegegelenk entstehen kön- • Biegebemessung


nen.
Bemessung des Querschnitts für den Schnittkräften M d und N d
• Höhe lp des plastischen Bereichs: infolge des Lastfalls “Erdbeben”. Die Bemessung kann anhand
des vereinfachten Verfahrens von Abschnitt 7.1.3 durchgeführt
l p ≥ max (l w,h w ⁄ 6) ≤ 2l w werden.
• Über die Höhe lp ist die Querbewehrung besonders sorgfältig • Kontrolle der Anordnung der vertikalen Bewehrung (z.B. an-
zu gestalten für: hand von [PP92])
• die Stabilisierung der Vertikalbewehrung s max ≤ 200 – 250mm (im Umschnürungsbereich) (7.26)
• die Erhöhung der Krümmungsduktilität (Umschnürung, falls not-
wendig) s max ≤ min ( 3b w, 450mm ) (im Stegbereich) (7.27)
• die Übertragung der Querkraft
bw
∅ l, max ≤ ------ (7.28)
10
• Bemerkung s max : Horizontaler Abstand der vertikalen Bewehrungsstäbe
∅ l, max : Maximalen Stabdurchmesser der Vertikalbewehrung
In [SIA03c] Abschnitt 5.7.1.1 wird folgende Vereinfachung vorgeschla-
gen:
• Kontrolle der Bewehrungsgehalte (Empfehlung, siehe
2l [SIA02] Abschnitt G.6.7)
l p ≥ max (-------w-,h w ⁄ 9) ≤ 1.5l w
3
• Stegbewehrungsgehalt ρ w : 0.30% ≤ ρ w ≤ 0.50%
Dies weil vor allem infolge des kleineren Verfestigungsverhältnisses
• Endbewehrungsgehalt ρ e : ρ e ≤ 4%
R m ⁄ R p bei der Verwendung von typischen europäischen Bewehrungs-
stahl eine kleinere Ausdehnung des plastischen Bereichs zu erwarten • Gesamter Bewehrungsgehalt ρ t : 0.30% ≤ ρ t ≤ 1%
ist.

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• Kontrolle der Wandstabilität Schritt 3: Sicherstellung der Krümmungsduktilität im


plastischen Bereich
1) Phänomen und Nachweismöglichkeit
A -A
Ziel dieses Schritts ist zu Gewährleisten, dass der Querschnitt
im plastischen Bereich ein ausreichendes Krümmungsduktilität-
vermögen besitzt, um die angenommene Verschiebeduktilität
B B der Wand sicherzustellen (siehe Vorlesungsunterlagen 7.1.5).
B re ite R is s e

In diesem Schritt werden zwei Tätigkeiten durchgeführt:


g e z o g e n e r R a n d g e d rü c k te r R a n d
B -B B e u lv e rfo rm u n g • Berechnung der Überfestigkeit des Querschnitts Φ o (oder ε ge-
a u s d e r E b e n e
mäss SIA 262) gemäss Vorlesungsunterlagen 7.1.6.
A
b w

x • Eigentliche Sicherstellung der Krümmungsduktilität.


A

lw

[SIA02] Bild G.24, nach [PP92] Ein ausreichendes Krümmungsduktilitätvermögen wird in der
Regel sichergestellt indem, falls notwendig, die Endebereiche
2) Vereinfachtes Vorschlag gemäss [Bac02]: des Querschnitts umschnürt werden. Die Gleichungen, die zur
In Wänden mit Rechteckquerschnitt ist zu überprüfen, ob Berechnung der Umschnürungsbewehrung zur Anwendung
x ≤ 4b . Falls nicht der Fall, ist die Wandstärke b über minde- kommen sind starkt von den gewählten Bemessungsunterlagen
stens x ⁄ 2 auf b ≥ l n ⁄ 12 zu vergrössern. abhängig.
3) Es ist zu bemerken, dass in [SIA03c] keine Hinweise bezüg- • Sicherstellung der Krümmungsduktilität nach SIA 262
lich Wandstabilität enthalten sind.
Gemäss SIA 262 ist die Krümmungsduktilität gewährleistet,
wenn der Querschnitt umschnürt ist. Es ist dabei kein spezielles
Duktilitätsnachweiss erforderlich.
Zur Berechnung der Umschnürungsbewehrung von Stützen wird
in SIA 262 Ziffer 5.7.2.2 Gleichung (94) angegeben. Gemäss Zif-
fer 5.7.1.2 sollte Gleichung (94) auch zur Berechnung der Um-
schnürungsbewehrung bei Wände zur Anwendung kommen.
Dies führt aber zu unvernünftigen Bewehrungsmengen.

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Aus diesem Grund wird es empfohlen Gleichung (7.32) auf Seite • Sicherstellung der Krümmungsduktilität nach [NZS95]
254 dieser Vorlesungsunterlagen zu verwenden.
Wenn Gleichung (7.30) erfüllt ist, dann ist das vorhandende
• Sicherstellung der Krümmungsduktilität nach [Bac02] Krümmungsduktilitätsvermögen des Querschnitts ausreichend
und keine Umschnürung ist notwendig:
In Fällen beschränkter Bemessungsduktilität ( μ Δ ≈ 3 ) schlägt
[Bac02] folgendes vereinfachtes Nachweis des Krümmungsduk- Φo
x ≤ xc wobei x c = § 0.3 ⋅ -------· ⋅ l w (7.30)
tilitätsvermögen: © μΔ¹
• Ein Mass für die Krümmungsduktilität ist die relative länge x ⁄ l w x: Lage der neutralen Achse berechnet unter Berücksichtigung
der Druckzone x im Verhältnis zur Wandlänge l w ; der Überfestigkeit der Bewehrung
• Wenn Gleichung (7.29) erfüllt ist, dann ist das vorhandende Krüm-
Wenn Gleichung (7.30) nicht erfüllt ist, soll der Beton umschnürt
mungsduktilitätsvermögen ausreichend und keine Umschnürung
ist notwendig: werden, der innerhalb der Läge α ⋅ x liegt, wobei:

x ⁄ l w ≤ 0.2 (7.29) xc
α min = 1 – 0.7 ----- ≥ 0.5 (7.31)
x
und die Umschnürungsbewehrungsmenge beträgt:

A sh μΔ A g* f' c § x
-------------- = ------ + 0.1 ⋅ ------- ⋅ ------- ⋅ ----- – 0.07·
§ · (7.32)
s h ⋅ h'' © 40 ¹ A * f yb © l w ¹
c
A sh : Querschnittsfläche der Umschnürungsbewehrung in der be-
trachteten Richtung
sh : Vertikaler Abstand der Umschnürungsbewehrung
h'' : Seitenlänge des umschnürten Betonkerns senkrecht zur be-
trachteten Richtung
[Bac02] Bild 7.14
A g* : Brutto-Fläche des Umschnürungsbereichs: A g* = b w ⋅ ( α ⋅ x )
• Wenn Gleichung (7.29) nicht erfüllt ist, dann muss eine Ümschnü- A c* : Fläche des umschnürten Betonkerns: A c* = h'' quer ⋅ h'' längs
rungsbewehrung verlegt werde und für deren Bemessung wird es f yb : Fliessgrenze der Umschnürungsbewehrung
auf [PP92] verwiesen.

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• Definition der Bezeichnungen, die im Umschnürungsbereich Schritt 4: Stabilisierung der Vertikalbewehrung im plasti-
verwendet werden schen Bereich
A s h ,lä n g • Phänomen
A * g

Unter zyklischer Beanspruchung müssen die vertikalen Stäbe


zuerst auf Druck fliessen, bevor sich die Betonrisse schliessen.
s h = v e rtik a le r A b s ta n d d e r
U m sc h n ü ru n g sb e w e h ru n g
Gefahr des Ausknickens!
lä n g s

A *
w

c
b
h "

A s h ,q u e r • Stabilisierungszone:
Dort wo der Längsbewehrungsgehalt

h " q u e r
U m s c h n ü ru n g s b e re ic h ρ l ≥ ( 3MPa ) ⁄ f y ≈ 0 .6% ( ρ l = lokales Bewehrungsgehalt)
= x
sind die Vertikalstäbe zu stabilisieren.
[SIA02] Bild G.25
ρl > 3/fy < 200
< 200 Nicht gehalten > 200

Müssen nicht
gehalten werden

> 75
Geschlossener
Bügel
Ab sv
ρl > 3/fy

b
[Bac02] Bild 7.15

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• Stabilisierungsbewehrung Schritt 5: Schubbemessung im plastischen Bereich


• Alle Stäbe der Längsbewehrung, die an der Betonoberfläche pla- 1) Bemessungswert der Querkraft (SIA 262, 4.3.9.4.3)
ziert sind, sollen entweder mit einer 90°-Abbiegung oder mit einem
+
135°-seismischen Haken stabilisiert werden. Erhöhter Bemessungswert der Querkraft V d (Überfestigkeit):
• Vertikaler Abstand s h der Stabilisierungsbewehrung
+
Vd = ε ⋅ κ ⋅ Vd (7.35)
s h ≤ min ( 6∅ l, 150mm ) (7.33)
Vd : Bemessungswert der Querkraft
• Minimaler Durchmesser ∅ sl der Stabilisierungsbewehrung
ε: Vergrösserungsfaktor (Überfestigkeit)
∅ sl ≥ 0.35∅ l (7.34) +
ε = M Rd ⁄ M d (7.36)
∅l : Maximal vorhandener Durchmesser der Längsbewehrung
κ: Vergrösserungsfaktor (Dynamischer Vergrösserungsfaktor
für die Querkraft zur Berücksichtigung des Einflusses höhe-
rer Eigenschwingungsformen)

n
κ = 0.9 + ------ ≤ 1.5 (7.37)
10
n: Anzahl Geschosse

2) Druck-Schubbruch (z.B. gemäss SIA 262)


+
V d ≤ V Rd, c = b w ⋅ z ⋅ k c ⋅ f cd ⋅ sin α ⋅ cos α (7.38)
bw : Wanddicke
z: Hebelarm der inneren Kräfte
kc : Beiwert zur Bestimmung der Betonfestigkeit (Plastischer
Bereich: k c = 0.4 , elastische Bereiche: k c = 0.6 )
f cd : Bemessungswert der Betondruckfestigkeit
α: Druckfeldneigung 25° ≤ α ≤ 65°

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3) Zug-Schubbruch (z.B. gemäss SIA 262) Schritt 6 Konstruktive Durchbildung der Querbewehrung
im plastischen Bereich
+ As
V d ≤ V Rd, s = ------ ⋅ z ⋅ f sd ⋅ cot α (7.39)
s Aufgabe der Querbewehrung ist:
As : Querschnittsfläche des Betonstahls
• die Längsbewehrung zu stabilisieren
s: Stababstand
• die Endbereiche zu umschnüren
z: Hebelarm der inneren Kräfte
• Querkraft zu übertragen
f sd : Bemessungswert der Fliessgrenze von Betonstahl
α: Druckfeldneigung 25° ≤ α ≤ 65°
Die gleiche Querbewehrung kann für alle drei Zwecke
4) Gleit-Schubbruch (z.B. gemäss [PP92]). gleichzeitig eingesetzt werden; somit entspricht der erforder-
Bemerkung: Eurocode 8 wesentlich konservativer! For- liche Stahlquerschnitt dem Maximum und nicht der Summe
schungsbedarf besteht noch. der Stahlquerschnitte der einzelnen Zwecke (gemäss
[PP92]).
+
Vd – ( μ ⋅ Nd )
A sl ≥ -------------------------------- (7.40)
μ ⋅ f sk Im Detail, sollen bei der Anordnung der Querbewehrung folgen-
A sl Querschnittsfläche der Längsbewehrung de vertikale Abstände eingehalten werden (jeweils kleinster
μ: Reibungsbeiwert der Rissoberfläche. Normalerweise μ = 1 Wert massgebend).
f sk : Charakteristischer Wert der Fliessgrenze von Betonstahl
• Stabilisierung und Umschnürung
5) Mindestbewehrung
sh ≤ bw ⁄ 2 oder s h ≤ 6∅ l oder s h ≤ 150mm (7.41)
Die Mindest-Bügelbewehrung soll nicht zu klein gewählt werden, und
ein absoluter unterer Grenzwert dafür ist ρ min ≥ 0.2% . • Schubbewehrung
s ≤ 2.5b w oder s ≤ 450mm (7.42)
Im Allgemeinen wird aber empfohlen ρ min ≥ 0.3% vorzusehen.

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• Mögliche Anordnungen der Querbewehrung im Wandendbe- Schritt 7: Bemessung und konstruktive Durchbildung der
reich elastisch bleibenden Bereiche

• Biegebemessung
lw
D
Biegewiderstand
der Mindestbewehrung 10

Erforderlicher 8
Biegewiderstand

lw
5

[SIA02] Bild G.26 4


Momente infolge
der Ersatzkräfte
3

lw
E

Biegewiderstand am Wandfuss

[Bac02] Bild 7.16

• Schubbemessung
+
Konventionelle Bemessung für V d = ε ⋅ κ ⋅ V d .

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Schritt 8: Bemessung der Fundation • Kontrolle der Bodenpressungen

Konventionelle Bemessung für Schnittkräfte mit Überfestigkeit:


+ +
M Rd , V d , N d

• Anforderungen an die Fundation


• Die Fundation soll als integrales Ganzes wirken. Differentielle Ver-
schiebungen zwischen Fundationsteilen vermeiden.
• Eine Fundation auf stark inhomogenen Böden vermeiden
• Kein Fliessen in der Fundation (Kapazitätsbemessung der Funda-
mente)
• Kräfte bis in den Baugrund verfolgen und sicher abtragen
- Kippen
- Gleiten
- Bodenpressung
• Fundationen für Stahlbetontragwände
• Das Verhalten der Fundation beeinflusst das dynamische Verhal-
ten des Bauwerks und muss deshalb sehr sorgfältig untersucht
werden.
• Stahlbetontragwände sind sehr effizient und stellen riesige Anfor-
derung an die Fundation

Kastenfundationen meistens erforderlich

nach [SIA02] Bild 12.1

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• Kontrolle des Fundationskastens 7.3.5 Kapazitätsbemessung einer schlanken


Stahlbetontragwand anhand der Norm SIA 262

Vorgehen in Schritten mit Bemessungshinweisen

1) Festlegung des plastischen Mechanismus und der Höhe des


plastischen Bereichs
• Die Ausdehnung (Höhe) des potentiellen plastischen Bereichs
wird anhand von SIA 262 Ziffer 5.7.1.1 bestimmt.

2) Biegebemessung im plastischen Bereich


• Die Biegewiderstand des Querschnitts wird gemäss SIA 262 Ziffer
4.3.2 bestimmt.
• Die anordnung der Längsbewehrung soll die Vorschriften nach
SIA 262 Ziffer 5.7.1.2 und 5.7.1.3 erfüllen.
• SIA 262 gibt keine spezielle Hinweise bezüglich Wandstabilität.
Aus diesem Grund wird es empfohlen das Diagramm auf Seite 251
dieser Vorlesungsunterlagen zu verwenden.

3) Sicherstellung der Krümmungsduktilität im plastischen Be-


reich
• Zur Bestimmung der Überfestigkeit nach SIA 262 können die glei-
che Annahmen, wie im Abschnitt 2.2 der Veröffentlichung [Daz04],
getroffen werden.
nach [SIA02] Bild 9.7
• Gemäss SIA 262 ist die Krümmungsduktilität gewährleistet, wenn
a) Mitwirkende Zwischendecke der Querschnitt umschnürt ist. Es ist dabei kein spezielles Duktili-
tätsnachweiss erforderlich. Zur Berechnung der Umschnürungs-
b) Nicht-Mitwirkende Zwischendecke bewehrung von Stützen wird in SIA 262 Ziffer 5.7.2.2 Gleichung
(94) angegeben. Gemäss Ziffer 5.7.1.2 sollte Gleichung (94) auch
zur Berechnung der Umschnürungsbewehrung bei Wände zur An-

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wendung kommen. Dies führt aber zu unvernünftigen Beweh- schen Belastungen. Die Bemessungsschnittkräfte in jedem
rungsmengen. Aus diesem Grund wird es empfohlen Gleichung Stockwerk sollen aber gemäss SIA 262 Ziffer 4.3.9.4 bestimmt
(7.32) auf Seite 254 dieser Vorlesungsunterlagen zu verwenden. werden. Eine weitere Diskussion der Bemessung von Bauteilen ist
im Abschnitt 4 der Veröffentlichung [Daz04] zu finden.
4) Stabilisierung der Vertikalbewehrung im plastischen Bereich
8) Bemessung der Fundation
• Die Stabilisierungsbewehrung soll gemäss SIA 262 Ziffer 5.7 be-
+ +
messen werden. Eine weitere Diskussion der Stabilisierungsbe- • Die Fundation soll für die Schnittkräfte bei Überfestigkeit ( M Rd , V d
wehrung ist im Abschnitt 5.1 der Veröffentlichung [Daz04] zu und N d ) konventionell wie für nicht-seismischen Belastungen be-
finden. messen werden.

5) Schubbemessung im plastischen Bereich


• Für die Schubbemessung im plastischen Bereich soll zuerst die
+
Querkraft bei Überfestigkeit V d gemäss SIA 262 Ziffer 4.3.9.4.4
bestimmt werden.
• Die Bemessung der Schubbewehrung erfolgt dann wie üblich an-
hand der Gleichungen aus SIA 262 Ziffer 4.3.3.
• SIA 262 gibt keine spezielle Hinweise bezüglich Nachweis der
Gleit-Schubbruch von Wände. Aus diesem Grund wird es empfoh-
len Gleichung (7.40) auf Seite 259 dieser Vorlesungsunterlagen zu
verwenden.

6) Konstruktive Durchbildung der Querbewehrung im plasti-


schen Bereich
• Die Querbewehrung soll gemäss SIA 262 Ziffer 5.7 verlegt wer-
den.

7) Bemessung und konstruktive Durchbildung der elastisch


bleibenden Bereiche
• Die Bemessung und konstruktive Durbildung der elastisch blei-
benden Bereiche geschieht konventionell wie für nicht-seismi-

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7.3.6 Entstehung der Bewehrung einer Tragwand am • Bewehrung in den elastisch bleibenden Bereichen aus Schritt 7
Beispiel der Wand W11 aus [SIA02]
Z G u n d 1 . O G 2 . O G
• Längsbewehrung im plastischen Bereich aus Schritt 2 6 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 Ø 1 2 s= 3 0 0 6 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 Ø 1 2 s= 3 0 0

8 Ø 3 0 2 x 2 6 = 5 2 Ø 1 0 8 Ø 3 0
Ø 1 0 s= 3 0 0 Ø 1 0 s= 1 5 0 Ø 1 0 s= 3 0 0 Ø 1 0 s= 1 5 0

.3 0 m
.0 6 1 6 x .1 5 .1 8 1 6 x .1 5 .0 6 8 Ø 3 0 6 Ø 3 0
Ø 1 2 s= 3 0 0 Ø 1 2 s= 3 0 0
5 .1 0 4 Ø 2 6
3 . O G 4 . O G
• Querbewehrung im plastischen Bereich aus Schritten 4 bis 6 6 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 6 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0
Ø 1 2 s= 3 0 0 Ø 1 2 s= 3 0 0

Ø 1 0 s= 3 0 0 Ø 1 0 s= 1 5 0 Ø 1 0 s= 3 0 0 Ø 1 0 s= 1 5 0

6 Ø 2 6 4 Ø 2 6
Ø 1 2 s= 3 0 0 Ø 1 2 s= 3 0 0

Ø 1 4 s = 3 0 0 m m

Ø 1 0 s = 1 5 0 m m

Ø 1 0 s = 1 5 0 m m

Ø 1 4 s = 3 0 0 m m

Alessandro Dazio Seite 269 Alessandro Dazio Seite 270


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• Bewehrung der Fundation aus Schritt 8 7.3.7 Kapazitätsbemessung gekoppelter Tragwände für
S c h n itt B -B
volle und beschränkte Duktilität
8 Ø 3 0 v o n o b e n Ø 1 4 s= 3 0 0
• Zahlreiche plastische Bereiche in den Koppelungsriegeln zu-
sätzlich zu den beiden plastischen Bereichen am Wandfuss:
D e c k e ü b e r Ø 1 0 v o n o b e n Redundanz in der Energiedissipation
1 . U G

• Querkräfte der Koppelungsriegel bewirken Umverteilung der


Normalkraft infolge Schwerelasten in den Tragwänden.

re ic h lic h e V e ra n k e ru n g s lä n g e
(z u m B e is p ie l 8 0 Ø ) v o rs e h e n
• Steifere Druckwand übernimmt mehr Momente als weichere
Zugwand
A A

umverteilte Biegemomente Δu
1 2 Ø 3 0 v o n u n te n
m it W in k e lh a k e n o b e n
Ø 1 4 s= 1 5 0

Ø 1 2 v o n u n te n
m it W in k e lh a k e n
o b e n

re ic h lic h e V e ra n k e ru n g s lä n g e d e r S tä b e Ø 3 0
( z u m B e is p ie l 8 0 Ø = 2 .4 0 m ) v o r s e h e n
S c h n itt A -A

Ø 1 0 v o n o b e n
1 2 Ø 3 0 v o n u n te n 6 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 6 0 9 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0 1 5 0
Ø 1 2 v o n u n te n M1
8 Ø 3 0 v o n o b e n M2 1 2
B Ø 1 0 s= 1 5 0 B M'1 M'2
Ø 8 s= 1 5 0
5 0 0

3 0 0

0.3 M1 0.3 M1

Ø 1 4 s= 1 5 0
S te c k b ü g e l W a n d q u e rs c h n itt im E G
Ø 1 2 s= 1 5 0 5 7 0 [Bac02] Bild 7.17

Alessandro Dazio Seite 271 Alessandro Dazio Seite 272


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• Konstruktive Durchbildung eines Koppelungsriegels 7.3.8 Gedrungene Stahlbetontragwände (hw /lw < 3)

A 40 mm

30
Überdeckung
1000 200
90

Cb 00
01 00
10 14
310

α R 6, s=100
800

800
25 mm Überdeckung
310

R 10, s=180 [Bac02] Bild 7.6


4-D 24
Tb
90

5-D 10 beidseits Drei Arten unterschiedlichen Verhaltens:


350
A
• Elastisch bleibende gedrungene Wände
Ansicht Schnitt A-A
• Abhebende gedrungene Wände
[Bac02] Bild 7.18
• Duktile gedrungene Wände:
Hauptproblem Gleitschub
Es kann eventuell besser sein die Wände kürzer zu gestalten, da
damit auch die enormen Kräfte, die auf dem Fundament und auf
dem Baugrund wirken, verkleinert werden.

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