Juni 2022

Krankenhäuser

Informationen zum Pflegebonus

Bundestag und Bundesrat haben den sogenannten Pflegebonus beschlossen. Damit sollen die besonderen Leis-
tungen und Belastungen von Beschäftigten im Gesundheitswesen während der Corona-Pandemie gewürdigt
werden. Das ist absolut berechtigt. Doch leider springt die Bundesregierung zu kurz: Die zur Verfügung gestellte
Summe ist zu gering, um allen in der Pandemie geforderten Beschäftigten eine angemessene finanzielle Aner-
kennung zu geben. Zudem ist klar: Die Bedingungen in den Gesundheitseinrichtungen müssen sich grundlegend
und dauerhaft verbessern. Eine Einmalzahlung reicht dafür nicht.

InEure Forderungen
welchen Kliniken gibt es den Bonus? So hoch ist der Bonus – Beispiele
Der Bonus wird nur in Krankenhäusern gezahlt, auf deren Inten-


sivstationen im Jahr 2021 mindestens zehn Corona-Patient*innen Pflegekraft auf bettenführender Station: 500 Euro
für jeweils mindestens 48 Stunden beatmungspflichtig waren. Laut
Bundesgesundheitsministerium sind das bundesweit 837 Kliniken. Pflegekraft auf bettenführender Station
Offen bleibt, wie hoch der Pflegebonus genau ist, der für in Teilzeit (50 Prozent): 250 Euro
Beschäftigte in Krankenhäusern ausgezahlt wird. Das hat die
Bundesregierung nicht konkret festgelegt. Die absolute Summe Pflegekraft auf Intensivstation
wird individuell anhand der Gesamtzahl der Bonusberechtigten be- mit Fachweiterbildung: 750 Euro
stimmt. Die betriebliche Interessenvertretung ist an der Verteilung
nicht beteiligt. Pflegekraft auf Intensivstation
Grundsätzlich profitieren Pflegepersonen in der unmittelbaren ohne Fachweiterbildung: 500 Euro
Patientenversorgung auf bettenführenden Stationen, die 2021
mindestens 185 Tage beschäftigt waren. Intensivpflegekräfte
erhalten den anderthalbfachen Betrag, allerdings nur wenn sie eine
Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie abgeschlossen
haben. ver.di kritisiert, dass diese Regelung nicht für Pflegekräfte
ohne Fachweiterbildung gilt, die auf einer Intensivstation dieselbe
Arbeit machen und denselben Belastungen ausgesetzt sind. Teil-
zeitkräfte erhalten den Bonus anteilig.

Gesundheit,
Soziale Dienste, Bildung
gesundheit-soziales. und Wissenschaft
verdi.de/coronavirus
 V.i.S.d.P.: Sylvia Bühler; Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, Bearbeitung: Grit Genster; Foto: argum / Falk Heller
Krankenhäuser

Was ist mit anderen Berufsgruppen? verfahren erfolgreich eingesetzt. Positiv ist auch, dass der Kreis
der Berechtigten weit gefasst ist. Neben Beschäftigten in Kran-
Den Bonus erhalten ausschließlich Pflegekräfte. Alle anderen
kenhäusern und Pflegeeinrichtungen können Kolleg*innen aus
Berufsgruppen sind außen vor, obwohl auch sie in der Pande-
Einrichtungen für ambulantes Operieren, Vorsorge- und Reha-Kli-
mie oft an ihre Grenzen und darüber hinausgehen. Die politisch
niken, Dialyseeinrichtungen sowie Arzt- und Zahnarztpraxen von
Verantwortlichen haben alle Proteste dagegen ignoriert. Das ist
der Steuerfreiheit profitieren. Das gilt auch für Beschäftigte, die
ein völlig falsches Signal, denn Krankenhäuser funktionieren nur
über Leiharbeits- oder Werkvertragsfirmen in den Einrichtungen
in Teamarbeit – alle Berufsgruppen werden für eine gute Ver-
tätig sind.
sorgung gebraucht. Ebenfalls kritisch sieht ver.di, dass nur die
Kranken- und Altenpflege berücksichtigt wird. Die Beschäftigten Was muss noch passieren?
in Rettungsdiensten, psychiatrischen Kliniken, Einrichtungen der
Der Pflegebonus ist – für diejenigen, die ihn bekommen – eine
Behindertenhilfe und anderen Bereichen hätten ebenfalls eine
einmalige finanzielle Anerkennung. Nicht weniger, aber auch nicht
finanzielle Anerkennung verdient gehabt.
mehr. Die Bedingungen im Gesundheitswesen werden dadurch
Wann wird der Bonus ausgezahlt? nicht verbessert. In den Krankenhäusern braucht es endlich be-
darfsgerechte Personalvorgaben. Die Pflegepersonaluntergrenzen
Nachdem das InEK-Institut eine Liste der berechtigten Kranken-
sind bei Weitem unzureichend. Deshalb muss die Bundesregierung
häuser veröffentlicht hat, melden diese die berechtigten Beschäf-
im ersten Schritt die PPR 2.0, das von der Deutschen Kranken-
tigten den Krankenkassen. Diese überweisen den Bonus bis Ende
hausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und ver.di entwickelte
August an die Kliniken. Danach soll das Geld innerhalb von zwei
Instrument zur Personalbemessung für die Krankenhauspflege
Wochen auf den Konten der Beschäftigten landen.
schnellstens umsetzen. Mit Verweis auf den Pflegebonus darf sie
sich nicht herausreden.
Ist der Bonus steuerfrei?
Prämien wegen der Corona-Pandemie sind bis zu einer Gesamt- Wir machen weiter Druck für grundlegende Verbesserungen. Setz
summe von 4.500 Euro pro Person steuer- und abgabenfrei. dich mit deiner Gewerkschaft ver.di ein für eine gute Bezahlung,
Neben dem staatlichen Pflegebonus sind daher auch Corona- bessere Arbeitsbedingungen und eine auskömmliche Finanzierung
Sonderzahlungen von der Steuer befreit, die ver.di in Tarifver- im Gesundheitswesen.
trägen ausgehandelt hat. Dafür hat sich ver.di im Gesetzgebungs- Mach mit! mitgliedwerden.verdi.de

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