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Klassifikation nach ICD-10

B35.3 Tinea pedis


ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Fußpilz (interdigitale Form)


Fußpilz ist eine Pilzinfektion der Füße durch Fadenpilze (Dermatophyten), die
Hornsubstanz befallen, beispielsweise Haut, Haare und Nägel. Nach dem Infektionsort
unterscheidet man beim Fußpilz die Erkrankungsformen

zwischen den Zehen (Interdigitalmykose, Tinea pedis interdigitalis), als häufigste


Form meist zwischen den Zehen vier und fünf,
auf der Fußsohle (schuppig-hyperkeratotische Tinea pedis) und
im Fußgewölbe (blasig-dyshidrotische Tinea).[1]

Inhaltsverzeichnis
1 Ursachen
2 Übertragung
3 Symptome
4 Diagnose
5 Therapie
5.1 Wirkstoffe gegen Hautpilze
6 Vorbeugung
7 Forschung
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise
Ursachen
Verursacht wird Fußpilz durch Fadenpilze (Dermatophyten), welche die keratinhaltige
Hornsubstanz von Nägeln, Haaren und Hornhautschichten befallen. Bevorzugter Ort am
Fuß ist der warme und feuchte Raum zwischen den Zehen (Interdigitalraum). Häufigste
Verursacher sind Epidermophyton floccosum sowie in letzter Zeit zunehmend
Trichophyton rubrum und Trichophyton interdigitale,[2][3] seltener auch Candida-
Arten.[4]

Bei der Entstehung und Ausbreitung von Fußpilz spielen individuelle Faktoren eine
große Rolle.[1] So haben beispielsweise Patienten mit Diabetes mellitus und
Durchblutungsstörungen ein erhöhtes Risiko für Fußpilz oder Nagelpilz. Neben
endogenen Dispositionsfaktoren wie Stoffwechselerkrankungen und Immundefekten kann
auch eine längere Antibiotikatherapie der Auslöser sein.[5]

Auch wenn die Fußpilzerreger im Grunde für Menschen ungefährlich sind, kann doch
der unbehandelte Befall die natürliche Abwehr der Haut derart schwächen, dass es
zusätzlich zu einer Streptokokkeninfektion kommt, die sich durch eine Wundrose
bemerkbar macht. In diesem Fall handelt es sich um eine ernste Hautinfektion, die
eventuell von hohem Fieber begleitet werden kann und dann stationärer Behandlung
bedarf. Des Weiteren begünstigt ein Fußpilz auch einen Nagelpilz und umgekehrt,
wenn sich zum Zeitpunkt des Befalls Risse oder offene Stellen am Fuß befinden.

Übertragung
Die Übertragung der Fußpilzerreger erfolgt von Mensch zu Mensch direkt durch
Kontakt mit einem infizierten Fuß einer anderen Person oder indirekt per Kontakt-
oder Schmierinfektion über mit den Erregern infizierte Laufflächen und Gegenstände.

Eine indirekte Ansteckung ist überall dort möglich, wo Menschen in feucht-warmen


Umgebungen barfuß laufen, so in Schwimmbädern, öffentlichen Duschen oder Saunen.
Eine feuchte Umgebung im getragenen Schuhwerk – bedingt durch mangelndes
Abtrocknen, Fußschweiß, zu enge und unbelüftete Schuhe – fördert die
Fußpilzinfektion. Neben Diabetikern sind insbesondere Menschen mit einer
Fehlstellung von Fuß und Zehen, die zu besonders engen Zehenzwischenräumen führt,
gefährdet.

Symptome
Typische Symptome des Fußpilzes sind Rötung, Nässen, Schuppung, Blasenbildung und
Juckreiz, oft begleitet von Entzündungen.

Diagnose
Fußpilzinfektionen sind im Allgemeinen leicht durch den Krankheitsverlauf und das
Erscheinungsbild der Füße zu erkennen und diagnostizieren. Dennoch sollte nicht nur
die Erkrankung an sich erkannt, sondern auch die genaue Erregerart identifiziert
werden, um eine angemessene Behandlung zu sichern. Dazu wird eine Hautprobe
genommen, die der Arzt mithilfe eines Spatels oder Skalpells am betroffenen Areal
abschabt. Diese kann mit einer Kaliumhydroxidlösung versetzt werden, die die
Hautzellen auflöst und nur die Hyphen zurücklässt. Durch eine mikroskopische
Untersuchung der Probe kann der Arzt eine mögliche Pilzinfektion erkennen. In
seltenen Fällen kann das Anlegen einer Pilzkultur oder eine histologische
Untersuchung nötig sein. Zur Abgrenzung von anderen Infektionen kann eine Wood-
Lampe zum Einsatz kommen.[6]

Therapie
Liegt eine Entzündung vor, wird diese zuerst behandelt, anschließend der Pilz mit
einem Antimykotikum lokal in Form von Spray, Salbe, Creme oder Puder. Die Dauer der
lokalen Behandlung sollte nach Verschwinden klinischer Symptome noch etwa 3–4
Wochen betragen.[1] Bei anhaltenden Beschwerden oder zu großer Ausbreitung können
Antimykotika auch systemisch zur Anwendung kommen. Nach der Behandlung empfehlen
sich vorbeugende Maßnahmen, wie etwa die Füße stets sauber und trocken zu halten
sowie getragene Strümpfe und Schuhe zu desinfizieren.

Wirkstoffe gegen Hautpilze


Zu den Wirkstoffen, die bei Fußpilzerkrankungen eingesetzt werden, gehören:

Clotrimazol
Miconazol
Terbinafin
Bifonazol
Ketoconazol
Econazol
Sertaconazol
Miconazol
Tioconazol
Amorolfin
Naftifin
Benzoesäure
Undecylensäure
Ciclopirox bzw. dessen Ethanolaminsalz Ciclopiroxolamin
Portugiesische Forscher konnten zeigen, dass Lavendelöl bereits in geringen
Konzentrationen verschiedene Hefe- (Candida-Spezies) und Fadenpilze abtötet, die
beim Menschen Haut- und Nagelpilzerkrankungen verursachen können.[7][8][9] Auch
andere ätherische Öle werden in der Alternativmedizin verwendet.[5] Bei äußerlicher
Anwendung von Teebaumöl ist aufgrund dessen auch fungizider Wirkung von guten
Behandlungserfolgen berichtet worden.[10][11] Vom Auftragen auf entzündete Haut ist
aber abzuraten.

Vorbeugung
Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist, die Füße nach dem Duschen, Baden, einem
Besuch im Schwimmbad und ähnlichem vollständig – auch zwischen den Zehen –
abzutrocknen, bevor man wieder Schuhe anzieht.
Für Menschen, die dauerhaft oder überwiegend in trockener Umgebung barfuß gehen,
ist es nahezu unmöglich, sich Fußpilz zuzuziehen, da das erforderliche feuchte
Fußklima fehlt. Auf Textilien sind Fußpilzsporen nach einer 60°-Wäsche nicht mehr
nachweisbar.[12]

Forschung
Die Anwendung von Niedertemperaturplasma (TTP) ist eine Technologie zur
Desinfektion mit kaltem Plasma, die bei einer Temperatur von unter 100 °C
zeitsparend auch antibiotikaresistente Erreger sogar durch die Kleidung abtöten
kann. Sie eignet sich zum Beispiel zur Desinfektion von Luft, Oberflächen,
Gegenständen, zur Händedesinfektion und zur Behandlung von schlecht heilenden
chronischen Wunden.[13] Bei In-vitro-Versuchen konnte nicht nur eine abtötende
Wirkung gegenüber Bakterien, sondern auch gegenüber Viren und Pilzen beobachtet
werden. Eine Behandlung mit TTP bei Mykosen wie auch bei Fußpilz erscheint daher
möglich, was jedoch noch durch weitere Studien bestätigt werden muss.[14][15]

Literatur
Peter Altmeyer, Martina Bacharach-Buhles: Enzyklopädie der Dermatologie,
Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin. Band 2: M – Z. 2., vollständig
überarbeitete Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-89543-5,
Kapitel: Tinea pedum (online).
Herbert Gebler, Gerd Kindl (Hrsg.): Pharmazie für die Praxis: ein Lehrbuch für den
3. Ausbildungsabschnitt; ein Handbuch für die Apotheke. 6., vollständig
überarbeitete Auflage. Deutscher-Apotheker-Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-7692-
4790-9, Kapitel: Mittel gegen Pilzerkrankungen.
Weblinks
Wiktionary: Fußpilz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Athlete's foot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Leitlinie Tinea der freien Haut. (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive;
PDF; 209 kB) Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Irene Weitzman, Richard S. Summerbell: Dermatophytes. In: Clinical Microbiology
Revies. Nr. 8, April 1995, S. 240–259, PMC 172857 (freier Volltext).
Medizin – Das verpilzte Volk. In: Der Spiegel. Nr. 1, 2000 (online).
Peter Heeg: Zur Verwendung von Tuchspendersystemen in Bereichen mit besonderem
Infektionsrisiko. In: Mitteilung der Desinfektionsmittel-Kommission im VAH. Band
39, Ausgabe 9, S. 360.
Siegfried Bäumler: Heilpflanzenpraxis heute. Band 2: Rezepturen und Anwendung. 2.
Auflage. Elsevier/ Urban & Fischer, München 2013, ISBN 978-3-437-57273-9, S. 409
(eingeschränkte Buchschau bei Google-Books).
Muhannad Al Hasan, S. Matthew Fitzgerald, Mahnaz Saoudian, Guha Krishnaswamy:
Dermatology for the practicing allergist: Tinea pedis and its complications. In:
Clinical and Molecular Allergy. Band 2, Nr. 5, 29. März 2004, ISSN 1476-7961,
doi:10.1186/1476-7961-2-5, PMID 15050029, PMC 419368 (freier Volltext).
M. Zuzarte, M. J. Goncalves u. a.: Chemical composition and antifungal activity of
the essential oils of Lavandula viridis L’Her. In: Journal of Medical Microbiology.
Band 60, 2011, S. 612–618, doi:10.1099/jmm.0.027748-0.
A. Angioni, A. Barra, V. Coroneo, S. Dessi, P. Cabras: Chemical composition,
seasonal variability, and antifungal activity of Lavandula stoechas L. ssp.
stoechas essential oils from stem/leaves and flowers. In: Journal of agricultural
and food chemistry. Band 54, Nr. 12, Juni 2006, S. 4364–4370,
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M. Zuzarte, M. J. Gonçalves, C. Cavaleiro, A. M. Dinis, J. M. Canhoto, L. R.
Salgueiro: Chemical composition and antifungal activity of the essential oils of
Lavandula pedunculata (Miller) Cav. In: Chemistry & biodiversity. Band 6, Nr. 8,
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Peter Altmeyer, Martina Bacharach-Buhles: Enzyklopädie der Dermatologie,
Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin. Band 2: M–Z. Kapitel: Tinea pedum.
Andrew C. Satchell, Anne Saurajen u. a.: Treatment of interdigital tinea pedis
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Lauert Fußpilz auch im Wäschekorb? (PDF; 20 kB) Hohenstein Institute,
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G. E. Morfill, M. G. Kong, J. L. Zimmermann: Focus on Plasma Medicine. In: New
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Martin C. Klebes: Dermatologische Anwendung eines körperwarmen elektrischen
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J. Heinlin, G. Isbary, W. Stolz, G. Morfill, M. Landthaler, T. Shimizu u. a.:
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