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Händehygiene
Diese wichtige Maßnahme wurde bereits im „Hygienischen Arbeiten Skript 3“ ausführlich beschrieben.
Schutzhandschuhe
• Schutzhandschuhe dienen dem Eigenschutz und/oder dem Schutz der Patienten
• zur Verhinderung einer Keimübertragung, wenn ein Kontakt mit Sekreten, Exkreten oder
erregerhaltigem Material zu erwarten ist
• Handschuhe sollen nur kurz getragen werden
• wenn Handschuhe lange getragen werden, kann dies zu Hautirritationen und zur
Kontaktdermatitis führen
• Handschuhe dürfen i.d.R. (in der Regel) nicht desinfiziert werden, das bedeutet, dass
Handschuhe nach einer Kontamination gewechselt werden müssen, teilweise auch während
der Patientenversorgung
• Einmalhandschuhe dürfen nur patientenbezogen und nicht immer zimmerbezogen verwendet
werden
• während der Pflege eines Patienten müssen die Handschuhe gewechselt werden, wenn von
einem kontaminierten Bereichen zu einem sauberen Bereich gewechselt wird, z.B. um
Material aus dem Schrank zu nehmen oder beim Griff in den Wäschewagen
• Handschuhe sollen nicht in der Kitteltasche mitgeführt werden
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• das Tragen von Handschuhen ist kein Ersatz für Desinfektion, da kleine Mikroperforationen
vorhanden sein können und diese nicht wahrgenommen werden können
• beim Ausziehen der Handschuhe müssen immer die Hände desinfiziert werden
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Schutzanzug
• bei neuen und unbekannten Krankheitserregern, z.B. beim Coronavirus, wird ein
Ganzkörperoverall eingesetzt
• dieser Schutzanzug ist virenundurchlässig als auch flüssigkeitsundurchlässig
• der Schutzanzug gehört nicht zur Standardsausrüstung einer Station
Augenschutz/Schutzbrille
• ein Augenschutz muss getragen werden, wenn mit erregerhaltigen Aerosolen von
Körperflüssigkeiten zu rechnen ist, z.B. beim Absaugen eines Patienten
Mund-Nasen-Schutz/OP-Mund-Nasen-Schutz
• der (OP) Mund-Nasen-Schutz hält größere Tröpfchen zurück, bietet aber keinen Schutz vor
feinen Aerosolen, die aerogen über die Luft übertragen werden
• der Mund-Nasen-Schutz muss nach dem Tragen entsorgt werden und darf nicht mehrfach
benutzt werden
• muss spätestens nach 2 Std. oder Durchfeuchtung gewechselt werden
Spezielle Atemschutzmasken
• bei Krankheiten, die über Aerosole übertragen werden, wie z.B. Tuberkulose, sind spezielle
Atemschutzmasken (FFP2 oder FFP3) zu tragen
• Atemschutzmasken bieten einen höheren Schutz, sofern die Maske gut an das Gesicht
angepasst ist
Reinigung/Sanitation
• Entfernung von Schmutz und Reduktion der Mikroorganismen um ca. 50-80%
• „…umfasst jede Maßnahme mit keimzahlmindernder Wirkung, außer Desinfektion und
Sterilisation. Die Wirkung der Sanitation ist von begrenzter Dauer und muss deshalb ständig
wiederholt werden. Die Sanitation bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen des AR.“
• Beispiele: Körperpflege, Wäsche waschen, Boden wischen, Geschirr spülen, Lüften,
Händewaschen u.a.
• Händewaschen
➢ mechanische Ablösung situationsbedingter Verschmutzungen
➢ Entfernung gewisser Mengen kontaminierter oberflächlicher Hautfette
➢ übermäßige Entfernung der Hautfette fördert das Austrocknen
➢ pH-Wert Veränderungen bewirken eine Veränderung des physiologischen
Keimspektrums
➢ gesteigertes Risiko an Irritationen und Hauterkrankungen
Desinfektion
• Desinfektion ist eine Maßnahme, bei der die Zahl der Krankheitserreger so weit reduziert
wird, dass keine Infektion bzw. Übertragung von ihnen ausgehen kann → Antisepsis
• 100%ige Keimreduzierung findet nicht statt → Reduktion der Keime um den Faktor log 5, d.h.
von 100.000 Keimen bleibt 1 Keim übrig
• bei einer Desinfektion werden Sporen nicht zwingend abgetötet, z.B. Clostridium
• Desinfektionsverfahren kann physikalisch oder chemisch stattfinden
o Physikalisch
▪ Thermisch (Verbrennen, Abkochen, Spülen mit heißem Wasser, Behandeln
mit Wasserdampf)
▪ Strahlung (UV-Strahlung)
o Chemisch
▪ Aldehyd (Formaldehyd)
▪ Alkohole (Ethanol, Propanol)
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▪ Halogene (Chlor, Jod)
▪ Oxidationsmittel (Wasserstoffperoxid, Peressigsäure)
Flächendesinfektion
• Besondere Bedeutung haben hierbei „Flächen“, die durch einen häufigen Hand- oder
Hautkontakt gekennzeichnet sind:
o Bettgestelle
o Nachtschränke
o Sanitärbereiche für Patienten
o medizinische Geräte
o Toilettenstuhl
o Tragen, Rollstühle
o Arbeitsflächen (Verbandwagen, Dienstzimmer)
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• eine Desinfektion des Fußbodens bringt gegenüber einer Reinigung keine Vorteile, außer in
Risikobereichen wie z.B. bei Patienten mit multiresistenten Keimen oder großen infizierten
Wunden
• „nebelfeuchtes“ Wischen ist nicht ausreichend!
• desinfizierte Flächen können nach sichtbarer Trocknung wieder genutzt werden
Methoden:
Wischdesinfektion
• Desinfektionsmittel muss in ausreichender Menge und Handschuhen mit einem Tuch auf die
Fläche aufgebracht werden
• die Fläche muss mit leichtem Druck abgerieben werden
• konsequente Beachtung der Konzentration und der Einwirkzeit
• die Flächen sind im Normalfall benutzbar, wenn sie sichtbar trocken sind, außer …
➢ bei gezielter Desinfektion von Flächen mit Blut, Eiter, Ausscheidungen und anderen
Körperflüssigkeiten von Patienten mit Verdacht/oder gesicherter Infektion
➢ bei der Aufbereitung von Medizinprodukten • bei der Desinfektion von Badewannen
Sprühdesinfektion
• alkoholische Desinfektionsmittel
• Wirksamkeit ist unzuverlässig (Benetzungslücken)
• nur, wenn Wischdesinfektion nicht möglich ist
Sterilisationsverfahren
• Wahl des Sterilisationsverfahrens hängt von der Beschaffenheit des Materials ab
• Dampfsterilisation/physikalische Sterilisation
➢ durch „feuchte Hitze“ (gesättigter Wasserdampf), z.B. bei mindestens 134 °C für 5
Minuten
➢ geeignet für alle thermostabilen Materialen, z.B. Textilien, Glas, Metall, Gummi
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➢ das am häufigste angewandte Verfahren
• Sterilisation mit Strahlen
➢ da nicht alle Geräte die feuchte Hitze der Dampfsterilisation vertragen, werden diese
mit ionisierenden Strahlen genutzt
➢ z.B. Verwendung durch Verbandmaterialhersteller
• Heißluftsterilisation
➢ Anwendung trockener Hitze (160 – 180 °C) für 60- 120 Minuten
➢ geeignet für Glas, Metall, Porzellan
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Umgang mit Klinikwäsche und Pflegeutensilien
Klinikwäsche
• benutzte Wäsche wird umgehend in einen Wäschesack entsorgt
• benutzte Wäsche darf nicht auf den Boden abgelegt werden
• je nach Verschmutzungsgrad gibt es unterschiedliche Wäschesäcke, die farblich
gekennzeichnet sind
• Klinikwäsche mit desinfizierenden Waschverfahren gereinigt
• Saubere Klinikwäsche wird in verschlossenen Schränken oder Wagen gelagert
• Vor der Entnahme der Wäsche müssen die Hände desinfiziert werden
➔ Niemals mit benutzten Händen in den sauberen Schrank fassen, um etwas zu entnehmen
➔ Möglichkeit der Kontamination von Wäsche und Bereitung des Weges für eine
Schmierinfektion
Pflegeutensilien
• Hilfsmittel wie Waschschüssel, Rasierapparat, Toilettenstuhl, Steckbecken u.a.
• Pflegeutensilien müssen nach Gebrauch aufbereitet werden, bevor sie für den nächsten
Patienten benutzt werden
• die jeweilige Anwendung und Durchführung ist auf dem Desinfektionsplan festgeschrieben
• die Desinfektionsmittel und Einwirkzeit sind einzuhalten
• Steckbecken und Urinflaschen werden in der Steckbeckenspüle mit einer thermisch-
chemischen Desinfektion desinfiziert
• Angebrochene Zahnpasta, Hautlotion dürfen nur für einen Patienten benutzt werden, wenn
diese im Zimmer des Patienten waren und nicht klar ist, wie diese Utensilien entnommen
wurden
• Bei isolierten Patienten werden immer eigene Pflegeutensilien benutzt, die beim Patienten
verbleiben (Ausnahme: Steckbecken und Urinflasche)
Isolationsmaßnahmen
• In der Regel werden Patienten in Einzelzimmern mit Nasszelle oder zumindest einem
Toilettenstuhl untergebracht
• Kohortenisolierung = gemeinsame Isolation von Patienten mit derselben Infektion
• Zimmer werden als Isolationszimmer gekennzeichnet
• aus Datenschutzgründen darf der jeweilige Keim aber nicht genannt werden
• zur Einhaltung der Maßnahmen kann dem Keim eine bestimmte Farbe, z.B. für MRSA,
zugeordnet werden
• für Besucher wird ein Schild angebracht, das auf die bestimmten Hygienemaßnahmen
hinweist und Besucher auffordert, sich beim Pflegepersonal zu melden
• Isolationszimmer werden bei der Pflege und Reinigung als letzte versorgt, um eine
Weiterverbreitung zu verhindern
• Isolationspatienten werden am Ende des OP-Programms oder Untersuchung versorgt
• Nach der Isolation wird eine Schlussdesinfektion durchgeführt
• Wäsche und Abfall werden im Zimmer gesammelt und täglich entsorgt
• Geschirr wird direkt in den Essenswagen entsorgt
• Der Pflegewagen darf nicht mit in das Zimmer genommen werden
• Jeden Tag Wischdesinfektion von Nachttisch, Rufanlagen, Türgriffe und Nasszelle
• Patienten und Bezugspersonen über Isolationsmaßnahmen informieren und in den Umgang
mit Schutzkleidung und Händehygiene einweisen
➔ Das RKI hat auf seiner Homepage eine Übersicht über alle Infektionskrankheiten und
dementsprechend erforderlichen zusätzlichen Hygienemaßnahmen (www.rki.de,
Infektionskrankheiten von A-Z)
• Die Isolationsunterbringung ist für den Patient und seine Bezugspersonen eine belastende
Situation
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➢ Zeit für den Patient nehmen, wenn sie den Patient versorgen
➢ die Möglichkeit zum Reden geben
➢ versuchen, Wünsche zu erfüllen, z.B. Wunschkost, evtl. Ermöglichung eines
Internetzugangs
➢ sofern das Krankheitsbild es erlaubt, sollte der Patient den Außenbereich nutzen
dürfen, natürlich unter Einhaltung der Hygiene, z.B. Händedesinfektion, Mund-
Nasen-Schutz → vor allem wichtig, wenn es sich um eine längeren Isolationszeit
handelt
➢ Bezugspersonen sollten aufgeklärt sein, dass Besuche für den Patient wichtig sind
Standardisolierung
• leichtere Form der Isolation bei meldepflichtigen Erkrankungen, die nur durch direkten
Kontakt und Kontakt mir infektiösen Sekreten übertragen werden können
• Zimmer auf Normalstation reicht aus
• Patienten dürfen Zimmer nur mit ärztlicher Genehmigung verlassen
Strikte Isolierung
• strengste Isolationsmaßnahmen
• bei Erkrankungen mit hohem Infektionsrisiko (Übertragung durch Kontakt mit Patienten,
Sekreten, Ausscheidungen, über kontaminierte Luft und Gegenstände)
Umkehrisolierung
• Schutzisolation für Patienten welche durch Immunsuppression besonders infektgefährdet
sind
• Ziel: möglichst alle Krankheitserreger vom Patienten fernzuhalten (auch apathogene und
körpereigene Keime)
• Reduktion der Keime in der Umgebung des Patienten
• Verminderung der körpereigenen Keime des Patienten
Kohortenisolierung/Gruppenisolierung
• Unterbringung Infizierter mit gleichem Krankheitserreger
• Voraussetzung: Krankheitserreger wurde mikrobiologisch/virologisch nachgewiesen oder
Ausbruch einer Krankheit bei dem der gleiche Erreger angenommen wird (dies insbesondere
bei typisch saisonalen Ausbrüchen z.B. Influenza oder virale Gastroenteriden)
• Vorteile: weniger Einzelzimmer, für Einrichtungen ökonomischer
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Literatur:
Bundesgesundheitsblatt (2016), Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Empfehlung
der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut
(RKI), Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
I care Pflege (2015), 2. Auflage Thieme Verlag.
Robert Koch-Institut, Infektionskrankheiten von A-Z,
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/InfAZ_marginal_node.html?cms_lv2=3544250&cms_box=1
(Zugriff am 01.04.2020).
Thiemes Pflege, Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich (2017), 13. Auflage Thieme Verlag.
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