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5.

Erwärmung und Kühlung


• Kühlverfahren
• Verlustquellen
• Thermische Überschlagsrechnungen
• Thermische Modellbildung

Erwärmung und Kühlung bestimmen:


• Maximale Leistung einer Maschine
• Erreichbaren Wirkungsgrad
• Lebensdauer
• Konstruktive Gestaltung
• Werkstoffauswahl

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Grundsätzliche Kühlverfahren

Kühlungsvarianten bei elektrischen Maschinen

Kühlung mit Gasen Flüssigkeitskühlung Nutzung von


Phasenübergängen

Wasser/ Öle Wasser/ Heatpipe


Luft H2 N2 , He Glykol Wasserdampf

• Offenes Maschinengehäuse -> In der Regel nur ein Kühlmedium


• Geschlossene Maschine -> Jeweils ein Medium für inneren und
äußeren Kühlkreislauf

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Einteilung der Kühlarten
IC 1. Kennziffer 2. Kennziffer (3. für zweiten Kreisl.)
(International 0 Offenes Gehäuse mit freiem Luftein- 0 Selbstkühlung (ohne Lüfter)
Cooling nach und austritt
IEC 60034-6)
1 Maschine mit Einlasskanal für 1 Eigenkühlung (z.B. Lüfter auf Welle)
Kühlmedium
2 Maschine mit Auslasskanal für 2 Eigenkühlung durch nicht auf der Welle
Kühlmedium angebrachten aber mechan.
gekoppelten Lüfter
IC 4A1A1
= IC 411 3 Maschine mit Ein- und Auslasskanal 3 Fremdkühlung durch angebauten Lüfter,
für Kühlmedium Antrieb vom Motor abhängig
A - Luft (wird oft
weggelassen) 4 Oberflächengekühlte Maschine 4
3. Kennziffer für geschlossenes Gehäuse
sekundären 5 Maschine mit eingebautem 5 Fremdkühlung durch in den Motor
Kühlkreislauf Wärmetauscher (Umgebungsluft) eingebauten Lüfter, Antrieb vom Motor
unabhängig

IC 31W 6 Maschine mit aufgebautem 6 Fremdkühlung durch angebauten Lüfter,


Wärmetauscher (Umgebungsluft) Antrieb vom Motor unabhängig
W - Wasser
7 Motor mit eingebautem 8 Verdrängungskühlung (z.B. Fahrtwind
Wärmetauscher (nicht Umgebungsluft) bei bewegtem Motor)

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Ausführungsbeispiele

Oberflächengekühlte
Geschlossener PMDC Motor mit
geschlossene ASM,
Getriebe, Selbstkühlung
Eigenkühlung

Durchzugsbelüfteter BLDC Motor Direkte Leiterkühlung PMSM mit


Eigenkühlung, offenes Gehäuse Synchronmaschine Wassermantelkühlung

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Verlustquellen
• Stromwärmeverluste in Wicklungen 𝑃𝑣𝐶𝑢 = 𝑅(𝜗) ∙ 𝐼 2

• Ummagnetisierungsverluste
𝑃𝑣𝐹𝑒 = 𝑃𝑣𝐻 + 𝑃𝑣𝑊 + 𝑃𝑣𝐸𝑥
(Hysterese-, Wirbelstrom-, Zusatzverluste)

• Reibungsverluste (Lager, Ventilation, Bürsten) 𝑃𝑣𝑅 = 2𝜋𝑛 ∙ 𝑀𝑅 (𝑛)

• Weitere Verluste:
𝑅𝐴𝐶 = 𝑘𝑉 ∙ 𝑅𝐷𝐶
– Stromverdrängungseffekte in Wicklungen
– Wirbelströme und Arbeitspunktwechsel in Dauermagneten
– Pulsationsverluste in Zahnköpfen und Poloberflächen
– Durch zusätzliche Harmonische, Stromwelligkeiten im Umrichterbetrieb
– Wirbelströme in passiven Komponenten
– Ausgleichsströme in Wicklungen
– Verluste im Kontaktsystem Bürsten-Kommutator 𝑃𝑣𝐵ü = 𝑈𝐵ü ∙ 𝐼𝐵ü + 𝑃𝑣𝑅𝐵ü
– Wechselflüsse durch magnetische Unsymmetrien

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Ummagnetisierungsverluste
Elektroband M470-50A 𝑃𝑣𝐹𝑒 = 𝑃𝑣𝐻 + 𝑃𝑣𝑊 + 𝑃𝑣𝐸𝑥

𝑝𝑣𝐹𝑒 = 𝑘ℎ 𝐵2 𝑓 + 𝑘𝑤 𝐵2 𝑓 2 w 4𝐻𝐶
𝑝𝑣𝐻 ≈ 𝑘𝑓 𝐵 𝑓
kg 𝜌𝐹𝑒 𝑚𝑎𝑥
W
𝑘ℎ = 0,027 𝜋²𝜅𝐹𝑒 𝑑𝐵𝑙𝑒𝑐ℎ ²
kg
𝑝𝑣𝑊 ≈ 𝐵𝑚𝑎𝑥 ²𝑓²
W 6𝜌𝐹𝑒
𝑘𝑤 = 0,0002
kg
𝑃𝑣𝐹𝑒 = 𝑚𝐹𝑒 (𝑘ℎ 𝐵2 𝑓 + 𝑘𝑤 𝐵2 𝑓 2 +𝑘𝑒 𝐵1,5 𝑓 1,5 )

Hysterese- und
Wirbelstromverlustkoeffizienten

• Genormte Messung der Verluste (Epsteinrahmen mit Sinuserregung)


• Fitten der Messdaten mit geeigneter Funktion (nach Steinmetz, Bertotti, …)
• Für eindeutige Aufteilung der Verlustanteile mindestens zwei Frequenzen
• Zuschlagsfaktoren für Bearbeitungseffekte und nichtsinusförmige Vorgänge

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Stromverdrängung in Wicklungen
Skin-Effekt
Stromverdrängung zu den Rändern des Leiters durch das selbst generierte
magnetische Wechselfeld

Stromdichteverteilung Eindringtiefe
Rechteckleiter = Abnahme der Stromdichte
1 auf 1/e ~ 0,37
𝛿𝑠𝑘𝑖𝑛 =
𝜋𝑓𝜅𝐶𝑢 𝜇
𝛿𝑠𝑘𝑖𝑛 < 𝑟𝐿𝑒𝑖𝑡𝑒𝑟 Sinusform
𝑅𝐴𝐶
= 𝑟𝐿𝑒𝑖𝑡𝑒𝑟 ∙ 𝜋𝑓𝜅𝐶𝑢 𝜇
𝑅𝐷𝐶

• Unterteilung und verdrillen von Einzelleitern


-> reduzierter Nutfüllfaktor (Roebelstab)
• Ziel: gleiche Impedanz je Teilleiter 𝑍 = 𝑅 + 𝑗𝜔𝐿

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Proximity-Effekt
Stromverdrängung zwischen zwei benachbarten Leitern durch das sich
ändernde Magnetfeld des jeweils gegenüberliegenden Leiters

• Skin-Effekt tritt immer gleichzeitig auf


• Vergrößerung des wirksamen Leiterwiderstandes
und Verlustanstieg in der Wicklung
• Größenordnung wie Skin-Effekt

𝑅𝐴𝐶 = 𝑘𝑉 ∙ 𝑅𝐷𝐶
𝑘𝑉 - Stromverdrängungsfaktor

Unterteilung und Verdrillen der Einzelleiter


Abstandsvergrößerung zwischen benachbarten Leitern
-> reduzierter Nutfüllfaktor

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Stromverdrängung durch Nutquerfeld
Ankernut • Stromverdrängung zum Nutschlitz
• Effekt kann schon bei niedrigen
Flusslinien Stromdichte Spulenseiten
Frequenzen relevant werden
• Abhängig von Auslastung
Magnetkreis und Nutform

Unterteilung, Verdrillen und


Permutation der Windungen

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Abschätzung der Stromverdrängung
Massiver Einzelleiter in Nut
Senkrechtes homogenes
Nutquerfeld
𝑏𝑁
ℎ𝐿
ℎ𝐿 𝑑𝐸

H 𝑏𝐿

𝐽𝐷𝐶 𝐽𝐴𝐶

Einseitige Stromverdrängung

1 𝑏𝑁 • Berücksichtigung der Stromverdrängung


𝑑𝐸 = ∙ Eindringtiefe
𝜋𝑓 ∙ 𝜅𝐶𝑢 ∙ 𝜇 𝑏𝐿 ab Teilleiterhöhe > 0,5 ∙ 𝑑𝐸
ℎ𝐿 • Kritische Leiterhöhe (Minimalwert der
𝑘𝐿 = Bezogene Leiterhöhe
𝑑𝐸 Summe aus AC- und DC- Verlusten)
𝑅𝐴𝐶 sinh 2𝑘𝐿 + sin 2𝑘𝐿 1,32
= 𝑘𝑉 = 𝑘𝐿 ℎ𝑘𝑟𝑖𝑡 ≈ 1,57 ∙ 𝑑𝐸 ℎ𝑘𝑟𝑖𝑡 ≈ ∙ 𝑑𝐸 m- Anzahl
𝑅𝐷𝐶 cosh 2𝑘𝐿 − cos 2𝑘𝐿 𝑚 Teilleiter
Einzelleiter

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Thermische Überschlagsrechnungen
Kühlart q in W/cm² 𝑃𝑣
𝑞ሶ =
Indirekte Luftkühlung (natürliche Konvektion) 0,1 𝐴𝐾𝑜
Luftkühlung Rotorbewegung 0,4
Durchzugsbelüftete Maschinen 0,3…1
Aktive Luftkühlung Gehäuse 0,15…0,25
Wassermantelkühlung Stator 4…6
Direkte Luftkühlung Leiter 3
Direkte Wasserkühlung Leiter 9
Herdplatte ~6

1. Bestimmung der Verluste


2. Abschätzung der wirksamen Kühloberfläche
3. Abgleich mit Wärmestromdichten je nach Kühlart
-> Verringerung Verluste oder Oberflächenvergrößerung
Effektivität der Kühlung nimmt mit Entfernung zum Entstehungsort der Verluste ab

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Thermische Modellbildung
Analogien zur Elektrodynamik Bauteilbeschreibung &
Diskretisierung (1D)
Thermische Größen Elektrische Größen
Wärmestrom 𝑄ሶ 𝑊 → 𝑃𝑉 Elektrischer Strom 𝐼 [𝐴]
Temperatur 𝑇 [𝐾] Elektrische Spannung 𝑈 𝑉
T
Rth,λ
Thermischer Widerstand 𝑅𝑡ℎ
𝐾
Elektrischer Widerstand 𝑅𝑒𝑙 Ω
PV Cth
𝑊
∆𝑇 𝑈
𝑅𝑡ℎ = 𝑅𝑒𝑙 =
𝑄ሶ 𝐼
𝑊 1
Wärmeleitfähigkeit 𝜆 Elektrische Leitfähigkeit 𝜅
𝑚∙𝐾 Ω∙𝑚
T
𝐽 ½ Rth,λ ½ Rth,λ
Wärmekapazität 𝐶𝑡ℎ Elektrische Kapazität 𝐶𝑒𝑙 𝐹 PV Cth
𝐾
𝑑(∆𝑇) 𝑑𝑈
𝑞ሶ 𝐶 = 𝐶𝑡ℎ ∙ 𝑖𝐶 = 𝐶𝑒𝑙 ∙
𝑑𝑡 𝑑𝑡

∆𝜗 𝐶𝑡ℎ ∙ 𝑑𝜗
𝑃𝑣 = 𝑄ሶ = + 𝐶𝑡ℎ = 𝑐𝑠𝑝𝑒𝑧 ∙ 𝑚
𝑅𝑡ℎ 𝑑𝑡
Bestimmt Kapazität bestimmt
Dauerleistung Kurzzeitleistung

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Wärmeübertragungsmechanismen
Wärmeleitung Konvektion Wärmestrahlung
Bedingt durch einen Nicht stoffgebundene
Bedingt durch einen
Temperaturunterschied an Abgabe von Wärme
Temperaturgradienten
der Grenzfläche zwischen mittels
in einem festen Körper
einem festen Körper und elektromagnetischer
einem bewegten Fluid Strahlung

𝐴𝐾 𝑣

𝐴𝑂
𝑑 1 𝑇1 − 𝑇2
𝑅𝑡ℎ𝐿 = 𝑅𝑡ℎ𝐾 = 𝛼𝐿𝑢𝑓𝑡 ≈ 𝛼0 + 𝑘 ∙ 𝑣 0,78 𝑅𝑡ℎ𝑆 =
λ ∙ 𝐴𝐾 𝛼 ∙ 𝐴𝑜 𝜀𝜎𝐴𝜀 (𝑇14 − 𝑇24 )

Wärmeleitfähigkeit Wärmeübergangszahl ist Strahlungsanteil in der Regel


Stoffabhängig experimentell zu bestimmen vernachlässigbar

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Wärmetransport aus der Nut
2 ∆𝜗 𝐶𝑡ℎ ∙ 𝑑𝜗
𝑃𝑣𝑊 = 𝑅𝑒𝑙 (𝜗) ∙ 𝐼𝑁𝑢𝑡 𝑃𝑣 = +
𝑅𝑡ℎ 𝑑𝑡

∆𝜗 = 𝑄𝑡ℎ ∙ 𝑅𝑡ℎ = 𝑃𝑣𝑊 ∙ 𝑅𝑡ℎ

𝑙𝑖
𝑅𝑒𝑙 =
𝜅𝐶𝑢 (𝜗) ∙ 𝐴𝐶𝑢
𝑑
𝑅𝑡ℎ =
𝜆 ∙ (𝑙𝑖 ∙ 2ℎ𝑛 + 𝑙𝑖 𝑏𝑛 )

σ 𝐼 𝐼𝑁𝑢𝑡 𝐽𝑍𝑢𝑙 ∙ ℎ𝑛 ∙ 𝑏𝑛 ∙ 𝜑𝑐𝑢


𝐴= = 𝐴 =
𝜋𝐷 𝜏𝑁 𝜏𝑁
Annahmen:
• Eingeschwungener Zustand dt->0 𝐽𝑍𝑢𝑙 ∙ 𝐴 𝜏𝑁 ∙ 𝑑
∆𝜗 = ∙
• Wicklungsverluste werden nur über 𝜅𝐶𝑢 (𝜗) 𝜆 ∙ (2ℎ𝑛 +𝑏𝑛 )
Wärmeleitung transprotiert
• Kein Wärmetransport über Wickelköpfe Temperaturerhöhung der Wicklung
und Nutenverschluss gegenüber der Umgebung

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Vereinfachte Einkörpermodelle

Annahmen und Vereinfachungen


• Radiale Ausbreitung der Wärmeströme 𝑄ሶ
• Konzentrierte Wärmequellen und -kapazitäten
• Keine Wärmestrahlung
• Kein Wärmeaustausch über Welle und Aufhängung

Rth,λ Rth,c Rth,λ Rth,α Rth,λ Rth,c Rth,λ


PV Cth PV Cth Cth PV Cth Rth,α

Verlust
Verlust Körper Kontakt Eisen + Körper Konvektion Körper Kontakt Verlust Körper Konvekt.
Kupfer Wicklung Isolation Reib. Blechpaket Luftspalt Magnete Klebverbindung Reib. Motorgehäuse Umgeb.

Für stationäre Betrachtungen (d/dt->0) können die Kapazitäten entfallen

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Typische Stoffwerte
Material λ in W/mK c in kWs/kgK
Elektrokupfer 380 In Leiterrichtung 0,38
Aluminiumlegierung 160...220 Legierungsabhängig 0,9
Stahl 12…75 Legierungsabhängig 0,45
Siliziumelektrobleche in Längsrichtung 20…50 Hochlegiert…Niedriglegiert
Blechpaket in Stapelrichtung 3…10 Isolierschichtabhängig
Dauermagnetwerkstoffe gesintert 5…8,5 Ferrit…NdFeB 0,4…0,8
Papierisolierung 0,05…0,3 Trocken…Imprägniert 1,2
Tränkharze und Vergussmassen 0,5…1,5...(6) Füllstoffabhängig 1…3
Kunststoffe und Isolierlacke 0,2…0,5 1...2,1
Luft 0,026 Normaldruck 1
Wasser 0,6 4,19
Öl ~0,12 ~1,7
Stoffwerte sind temperaturabhängig

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Numerische Verfahren
Thermisches Netzwerk -Mehrkörpersystem 2D FEM

Beispiel PMSM 12N8P mit


eingebetteten Magneten

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