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IN DIR

Gewerbesteuer
Stand des Dokumentes: 28.02.2018
Rechtsstand 2018
Gliederung: Gewerbesteuer

1. Einführung
2. Hinzurechnungen §8 GewStG
3. Kürzungen §9 GewStG
4. Besonderheiten, §8 Nr. 1/§9 Nr. 2a GewStG
5. Maßgebender Gewerbeertrag §10 GewStG
6. Gewerbeverlust §10a GewStG
7. Zerlegung der Gewerbesteuer
8. Steuermesszahl und Steuermessbetrag §11 GewStG
9. Steuerfestsetzung und Abrechnung
10. Fallbeispiele
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Gliederung: 1. Einführung Gewerbesteuer

1. Einführung Gewerbesteuer
1. Allgemeines
2. Gewerbeertrag
3. Schema zur Ermittlung der Gewerbesteuer

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1. Einführung Gewerbesteuer

1.1. Allgemeines

• Die Gewerbesteuer ist neben der Grundsteuer die zweite Realsteuer (=


Objektsteuer), da sie die Leistungspflicht an ein Objekt (die Grundsteuer an den
Grundbesitz, die Gewerbesteuer an den Gewerbebetrieb) knüpft.
• Das Aufkommen der Gewerbesteuer, steht nach Art. 106 Abs. 6 Satz 1 des
Grundgesetzes (GG) den Gemeinden zu. Die Gewerbesteuer gehört also zu der
Gruppe der Gemeindesteuern.
• Sinn und Zweck der Gewerbesteuer ist, die Ertragskraft des Gewerbebetriebs zu
besteuern, losgelöst von den Beziehungen zum jeweiligen Inhaber
• Besteuert werden soll der objektive Ertrag des Gewerbebetriebs.
• Daher werden bestimmte den Gewinn aus Gewerbebetrieb mindernde Beträge zur
Ermittlung des Gewerbesteuermessbetrages wieder hinzugerechnet.
• Die Summe des Gewinns und der Hinzurechnungen, wird dann um bestimme Beträge
gemäß dem GewStG gekürzt.

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1. Einführung Gewerbesteuer

1.2. Gewerbeertrag §7 GewStG

§7 Satz 1 GewStG: „der Gewerbeertrag ist der nach den Vorschriften des EStGs oder des
KStGs zu ermittelnde Gewinn aus Gewerbebetrieb, der bei der Ermittlung des
Einkommens für den dem Erhebungszeitraum (§14) entsprechenden Veranlagungs-
zeitraum zu berücksichtigen ist, vermehrt und vermindert um die in den §§8 und 9
bezeichneten Beträge“.
Gewinn aus Gewerbebetrieb:
• Einzelunternehmer: steuerliche Gewinn (§15 Abs. 1 Nr. 1 EStG)
• Personengesellschaft: steuerliche Gewinn (§15 Abs. 1 Nr. 1 EStG)
• Kapitalgesellschaft: zu versteuernde Einkommen (zvE)

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1. Einführung Gewerbesteuer

1.2. Gewerbeertrag §7 GewStG

§7 Satz 2 GewStG: „Zum Gewerbeertrag gehört auch der Gewinn aus der Veräußerung
oder Aufgabe
1. des Betriebes oder eines Teilbetriebs einer Mitunternehmerschaft,
2. des Anteils eines Gesellschafters, der als Unternehmer (Mitunternehmer) des
Betriebs einer Mitunternehmerschaft anzusehen ist
3. des Anteils eines persönlich haftenden Gesellschafters einer
Kommanditgesellschaft auf Aktien
soweit er nicht auf eine natürliche Person als unmittelbar beteiligter Mitunternehmer
entfällt“.

Der Verkauf von Einzelunternehmen oder MU- Anteile wird nicht der GewSt
unterzogen, soweit eine natürliche Person daran beteiligt ist.

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1. Einführung Gewerbesteuer

1.3. Schema zur Ermittlung der Gewerbesteuer


Gewinn aus Gewerbebetrieb (§7 GewStG)
+ Hinzurechnungen (§8 GewStG)

- Kürzungen (§9 GewStG)

= maßgebender Gewerbeertrag (§10 GewStG)

- Gewerbeverlust Vorjahre (§10a GewStG)

= verbleibender Gewerbeertrag, Abrundung (§11 GewStG)

- Freibetrag (§11 Abs. 1 GewStG)

= verbleibender Gewerbeertrag

x Steuermesszahl nach dem Gewerbeertrag (§11 Abs. 2 GewStG)

= Steuermessbetrag nach dem Gewerbeertrag (§14 GewStG)


x Hebesatz der Gemeinde (§16 GewStG) 7
= Gewerbesteuerschuld
- Gewerbesteuer
Gewerbesteuervorauszahlung www.karrieretutor.de
= Abschlusszahlung oder Erstattung (§20 Abs. 2, Abs. 3 GewStG)
2. Hinzurechnungen §8 GewStG

§8 Nr. 1
a) 100%
b) 100%
c) 100%
d) 20%
e) 50%
f) 25%
Summe
- 100.000€ Freibetrag
Summe · 25% Hinzurechnungsbetrag §8 Nr. 1 GewStG

a) Schuldzinsen/Vorfälligkeitsentschädigungen/Kontoführungsgebühren
nicht: Auf- und Abzinsung H8.1 Abs. 1 „Aufzinsungsbeträge“ GewStH
b) Veräußerungsrenten (Leibrente) – Zinsanteil
e) Ladenlokal, GruBo, Gebäude
f) immaterielle Wirtschaftsgüter
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3. Kürzungen §9 GewStG

Die Summe des Gewinns und der Hinzurechnungen wird gekürzt um:
§9 Nr. 1 GewStG: „1,2% des Einheitswerts des zum Betriebsvermögen des
Unternehmers gehörenden und nicht von der Grundsteuer befreiten
Grundbesitzes; maßgebend ist der Einheitswert“.

140% des auf den Wertverhältnissen vom 01.01.1964


beruhenden Einheitswerts

§121a BewG und R9.1 Abs. 2 GewStR

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4. Besonderheiten, §8 Nr. 1/§9 Nr. 2a GewStG

Beispiel: Peter ist Einzelunternehmer und ist seit Jahren an der Anton GmbH
beteiligt.
a) mit 5% b) mit 50%
oGA (ordentliche Gewinnausschüttung) 60.000€ 60.000€
außerhalb der Bilanz, §3 Nr. 40 EStG (TEV) - 24.000€ - 24.000€
§15 Abs. 1 Nr. 1 EStG 36.000€ 36.000€

§7 GewStG 36.000€ 36.000€


§8 Nr. 5 GewStG + 24.000€ -
§9 Nr. 2a GewStG - - 36.000€
60.000€ -
alles wird nichts wird
versteuert versteuert
nur bei Einzelunternehmern!
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4. Besonderheiten, §8 Nr. 1/§9 Nr. 2a GewStG

Beispiel: Die Alt GmbH ist seit Jahren an der Anton GmbH beteiligt.
a) mit 5% b) mit 11% c) mit 60%
oGA 100.000€ 100.000€ 100.000€
§8b Abs. 4 KStG -
§8b Abs. 1 KStG - 100.000€ - 100.000€
§8b Abs. 5 KStG +5.000€ +5.000€
zvE 100.000€ 5.000€ 5.000€

§7 GewStG 100.000€ 5.000€ 5.000€


§8 Nr. 5 GewStG - + 100.000€ -
- 5.000€
§9 Nr. 2a GewStG - - -1)
100.000€ 100.000€ 5.000€

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ganz oder 5%
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1) da 100% steuerfrei und §9 Nr. 2a Satz 4 GewStG
5. Maßgebender Gewerbeertrag §10 GewStG

Gewinn aus Gewerbebetrieb (§7 GewStG)


+ Hinzurechnungen (§8 GewStG)

- Kürzungen (§9 GewStG)

= maßgebender Gewerbeertrag (§10 GewStG)

§10 Abs. 1 GewStG: „Maßgebend ist der Gewerbeertrag, der in dem


Erhebungszeitraum bezogen worden ist für den der Steuermessbetrag (§14)
festgesetzt wird“.
§10 Abs. 2 GewStG: „ Weicht bei Unternehmen, die Bücher nach den Vor-
schriften des Handelsgesetzbuchs zu führen verpflichtet sind, das Wirtschafts-
jahr, für das sie regelmäßig Abschlüsse machen, vom Kalenderjahr ab, so gilt
der Gewerbeertrag als in dem Erhebungszeitraum bezogen, in dem das
Wirtschaftsjahr endet“.

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6. Gewerbeverlust §10a GewStG

§10a Satz 1 GewStG: Gewerbeverluste vorangegangener Jahre sind bis zu


einem Betrag von 1 Million € unbegrenzt abzugsfähig.
§10a Satz 2 GewStG: Der übersteigende Betrag kann in Höhe von 60% des
verbleibenden positiven Gewerbeertrags verrechnet werden.
§10a Satz. 6 GewStG: Die vortragsfähigen Verluste werden in einem Verlust-
feststellungsbescheid gesondert festgesellt.

Voraussetzungen – beide müssen erfüllt sein:


Unternehmensidentität R10a.2 Satz 1 GewStR
Unternehmeridentität R10a.3 Abs. 1 Satz 1 GewStR

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Gliederung: 7. Zerlegung der Gewerbesteuer

7. Zerlegung der Gewerbesteuer


1. Verfahren bei der Zerlegung
2. Zerlegungsmaßstab

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7. Zerlegung der Gewerbesteuer

Allgemeines
• Gemäß §4 Abs. 1 Satz 1 GewStG unterliegen Gewerbebetriebe der
Gewerbesteuer in der Gemeinde, in der sie eine Betriebsstätte zur
Ausübung des stehenden Gewerbes unterhalten.
• Hat ein Betrieb mehrere Betriebstätte und befinden sich diese in
unterschiedlichen Gemeinden oder eine Betriebsstätte die sich über
mehrere Gemeinden erstreckt, so wird die Gewerbesteuer in jeder
Gemeinde nach dem Teil des Steuermessbetrags erhoben, der auf
sie entfällt; §§28-34 GewStG.
• Der Begriff Betriebsstätte wird in §12 AO erläutert.

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7. Zerlegung der Gewerbesteuer

7.1. Verfahren bei der Zerlegung

Schritt 1: Übermittlung einer Gewerbesteuererklärung und einer Zerlegungs-


erklärung gem. §14a GewStG nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz
durch Datenfernübertragung an das Finanzamt des Steuerschuldners.
Schritt 2: Das Finanzamt stellt den einheitlichen Gewerbesteuermessbetrag
fest und zerlegt diesen nach den Grundsätzen der §§28-34 GewStG.
Schritt 3: Der einheitliche Gewerbesteuermessbetrag und der Zerlegungsbescheid
werden sofort an den Steuerpflichtigen bekannt gegeben und den hebe-
berechtigten Gemeinden wird eine Mitteilung über den jeweiligen Anteil
an dem Gewerbesteuermessbetrag gemacht.
Schritt 4: Die Gemeinden erlassen jeweils einen eigenen Gewerbesteuerbescheid,
in dem die Gewerbesteuer für ihren Anteil festgesetzt wird.

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7. Zerlegung der Gewerbesteuer

7.2. Zerlegungsmaßstab

Gemäß §29 Abs. 1 Nr. 1 GewStG i.V.m. R29.1 GewStR ist der Zerlegungsmaßstab das
Verhältnis der Arbeitslöhne.
Arbeitslohn gemäß §29 GewStG: Kein Arbeitslohn gemäß §29 GewStG:
laufender Arbeitslohn an Arbeitnehmer i.S.d. §19 Vergütungen für Auszubildende
Abs. 1 Nr. 1 EStG -> §31 Abs. 1 Satz 1 GewStG -> §31 Abs. 2 GewStG

Zuschläge für Mehrarbeit und für Sonntags-, Arbeitslohn für Leiharbeiter


Feiertags- und Nachtarbeit i.S.d. §3b EStG -> §31 -> R29.1 GewStR
Abs. 1 Satz 2 GewStG
Nach dem Gewinn berechnete einmalige
Vergütungen (z.B. Tantiemen,
Einmalbetrag von 25.000€ für die im Betrieb
Gratifikationen) -> §31 Abs. 4 Satz 1
tätigen Unternehmer (MU) -> §31 Abs. 5 GewStG
GewStG
Bei der Ermittlung der Verhältniszahl sind die Arbeitslöhne auf
volle 1.000€ abzurunden => §29 Abs. 3 GewStG. Sonstige Vergütungen, soweit sie bei
einem einzelnen Arbeitnehmer 50.000€
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übersteigen -> §31 Abs. 4 Satz 2 GewStG
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8. Steuermesszahl und Steuermessbetrag §11 GewStG

maßgebender Gewerbeertrag (§10 GewStG)

- Gewerbeverlust Vorjahre (§10a GewStG)

= verbleibender Gewerbeertrag, Abrundung (§11 GewStG)

- Freibetrag (§11 Abs. 1 GewStG)

= verbleibender Gewerbeertrag

x Steuermesszahl nach dem Gewerbeertrag (§11 Abs. 2 GewStG)

= Steuermessbetrag nach dem Gewerbeertrag (§14 GewStG)

Abrundung: „Der Gewerbeertrag ist auf volle 100̇€ nach unten abzurunden“.
Freibetrag: „bei natürlichen Personen sowie bei Personengesellscha6en um
einen Freibetrag in Höhe von 24 500 Euro, höchstens jedoch in
Höhe des abgerundeten Gewerbeertrags, zu kürzen“.
Steuermesszahl: „Die Steuermesszahl für den Gewerbeertrag beträgt 3,5 Prozent“

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8. Steuermesszahl und Steuermessbetrag §11 GewStG

Beispiel:

99.106€ (§10 GewStG)

- 32.812€ (§10a GewStG)

= 66.200€ => Abrundung 66.294€ (§11 GewStG)

- 24.500€ (§11 Abs. 1 GewStG)

= 41.700€

x 3,5% (§11 Abs. 2 GewStG)

= 1.459,50€ (§14 GewStG)

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9. Steuerfestsetzung und Abrechnung

= Steuermessbetrag nach dem Gewerbeertrag (§14 GewStG)


x Hebesatz der Gemeinde (§16 GewStG)
= Gewerbesteuerschuld
- Gewerbesteuervorauszahlung
= Abschlusszahlung oder Erstattung (§20 Abs. 2, Abs. 3 GewStG)

Der Steuermessbetrag wird für den Erhebungszeitraum nach dessen Ablauf


festgesetzt.
Beispiel:
= 8.592,50€ (§14 GewStG)
x 275% (§16 GewStG)
= 23.629,38€
- 16.000€ (§20 Abs. 1 GewStG)
= 7.630€ Abschlusszahlung (§20 Abs. 2 GewStG)

Es ist eine Gewerbesteuer Rückstellung zu bilden => §249 Abs. 1 Satz 1 HGB.

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Gliederung: 10. Fallbeispiele

10. Fallbeispiele
1. Aufgabe 1: Gewerbeertrag (8 Minuten)
2. Aufgabe 2: Gewinn aus Gewerbebetrieb und
Gewerbesteuermessbetrag (15 Minuten)
3. Aufgabe 3: Ermittlung und Zerlegung
Gewerbesteuermessbetrag (12 Minuten)
4. Hausaufgaben (15 Minuten)

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10. Fallbeispiele

10.1. Aufgabe 1

Einzelunternehmer Reich mit Sitz in Bonn erklärt zutreffend einen Gewinn aus
Gewerbebetrieb von 267.876€ für das Kalenderjahr 2010.
Folgende Betriebsausgaben haben den Gewinn gemindert:
a) 34.321€ Zinsen für das betriebliche Girokonto
b) 49.357€ Zinsen für ein betriebliches Hypothekendarlehen
c) 80.000€ Leasingraten für bewegliche Wirtschaftsgüter
d) 200.000€ Pacht für ein betrieblich genutztes Grundstück
Bearbeitungshinweis: Ermitteln Sie nachvollziehbar den steuerpflichtigen
Gewerbeertrag für 2010.

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10. Fallbeispiele

10.2. Aufgabe 1:

Gewinn aus Gewerbebetrieb (§7 GewStG) 267.876€


§8 GewStG Hinzurechnungen
a) Entgelte für Schulden (Kontokorrentzinsen), §8 Nr. 1a GewStG 34.321€
b) langfristige Zinsen, §8 Nr. 1a GewStG 49.357€
c) Zinsanteil in den Leasingraten, §8 Nr. 1d GewStG: 20% 16.000€
d) Zinsanteil in der Grundstückspacht, §8 Nr. 1e GewStG: 50% 100.000€
Summe 199.678€
abzüglich Freibetrag nach §8 Nr. 1 GewStG 100.000€
Verbleiben 99.678€
davon 25% 24.919€ +24.919€
Gewerbeertrag §7 GewStG abgerundet, §11 Abs. 1 Satz 3 GewStG 292.700€
- Freibetrag, §11 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 GewStG - 24.500€
Summe = steuerpflichtiger Gewerbeertrag 268.200€
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10. Fallbeispiele

10.2. Aufgabe 2

Die Gewinn- und Verlustrechnung zum 31. Dezember 2016 des Einzeluntergewerbebetreibenden Friedrich Hell (Firmensitz Bonn) stellt sich
wie folgt dar:

Umsatzerlöse 1.000.000€
Erträge aus Beteiligung Meier GmbH 100.000€

Löhne und Gehälter - 200.000€


Materialaufwand - 200.000€
Abschreibungen - 100.000€
Miete Bürogebäude - 100.000€
Fahrzeugkosten - 50.000€
Leasingaufwand LKW - 20.000€
nicht abzugsfähige Betriebsausgaben (§4 Abs. 5 EStG) - 10.000€
langfristige Zinsaufwendungen - 100.000€
Betriebsausgaben im Zusammenhang mit der Beteiligung Meier GmbH -5.000€
Gewerbesteuervorauszahlung für Erhebungszeitraum 2011 - 20.000€

Jahresüberschuss (§275 Abs. 2 Nr. 17 HGB) 295.000€


Bei den in der GuV ausgewiesenen Erträgen aus Beteiligungen handelt es sich um die zutreffend gebuchte Dividende aus der 1% Beteiligung
an der Meier GmbH mit Sitz in Bonn, die seit Jahren in dieser Höhe besteht. Die Dividende betrug 100.000€. Im Zusammenhang mit der
Beteiligung sind Betriebsausgaben in Höhe von insgesamt 5.000€ angefallen.

Aus Mitteln des Einzelunternehmers hat Hell dem Deutschen Roten Kreuz einen Betrag i.H.v. 5.000€ gespendet. Die Spendenzahlung wurde
in der Buchhaltung zutreffend als Privatentnahme gebucht.

Bearbeitungshinweis:

Beurteilen Sie den vorliegenden Sachverhalt für den Erhebungszeitraum 2016 und ermitteln Sie dabei jeweils nachvollziehbar
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a) den Gewinn aus Gewerbebetrieb,
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b) den Gewerbesteuermessbetrag
10. Fallbeispiele

10.2. Aufgabe 2

a) Gemäß §3 Nr. 40 Buchst. d EStG sind 40% der Dividenden der Meier GmbH
steuerfrei (TEV). Die mit der Dividende im Zusammenhang stehende
Betriebsausgaben sind gemäß §3c Abs. 2 EStG zu 40% nicht abziehbar.

Die gemäß §4 Abs. 5 EStG nicht abzugsfähigen Betriebsausgaben sind dem Gewinn
aus Gewerbebetrieb wieder hinzuzurechnen.

Die Gewerbesteuervorauszahlungen für den Erhebungszeitraum 2011 sind nicht als


Betriebsausgaben abzugsfähig (§4 Abs. 5b EStG).

Gewinn laut GuV 295.000€


steuerfreier Anteil Dividende Meier GmbH, §3 Nr. 40 Buchst. d EStG - 40.000€
nicht abziehbare Betriebsausgaben im Zusammenhang
mit der Dividende, §3c Abs. 2 EStG + 2.000€
nicht abzugsfähige Betriebsausgaben, §4 Abs. 5 EStG + 10.000€
Gewerbesteuervorauszahlung 2016, §4 Abs. 5b EStG + 20.000€
Gewinn aus Gewerbebetrieb, §7 GewStG 287.000€
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10. Fallbeispiele

10.2. Aufgabe 2

b) Hinzurechnungen
Im Rahmen der Hinzurechnungen nach §8 Nr. 1 GewStG sind folgende Beträge zu berücksichtigen:
Zinsen, §8 Nr. 1a GewStG 100.000€
Leasingrate Firmen LKW, §8 Nr. 1d GewStG; 20% 4.000€
Miete Bürogebäude, §8 Nr. 1e GewStG; 50% 50.000€
Summe 154.000€
abzüglich Freibetrag nach §8 Nr. 1 GewStG 100.000€
übersteigender Betrag 54.000€
davon 25% 13.500€
Der Hinzurechnungsbetrag nach §8 Nr. 1 GewStG beträgt 13.500€.
Da die Beteiligung an der Meier GmbH am 01. Januar 2016 weniger als 15% betrug, ist der steuerfreie Anteil
der Dividende hinzuzurechnen. Die mit diesem im Zusammenhang stehenden Betriebsausgaben sind
entsprechend zu berücksichtigen. Der Hinzurechnungsbetrag nach §8 Nr. 5 GewStG beträgt somit 38.000€.
Die Hinzurechnungen betragen insgesamt:
§8 Nr. 1 GewStG 13.500€
§8 Nr. 5 GewStG 38.000€
Summe 51.500€
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10. Fallbeispiele

10.2. Aufgabe 2

Kürzungen
Der Gewinn aus Gewerbebetrieb ist um die aus den Mitteln des Gewerbebetriebes geleisteten
Spenden zu kürzen, §9 Nr. 5 GewStG.
Zur Ermittlung des höchstmöglichen Kürzungsbetrages ist eine Höchstbetragsberechnung
durchzuführen:
20% des Gewinnes aus Gewerbebetrieb von 287.000€ = 57.400€.
Eine alternative Höchstbetragsberechnung ist nicht erforderlich.
Der Kürzungsbetrag für die Spenden beträgt 5.000€, da die geleisteten Spenden unter dem
Höchstbetrag von 57.400€ liegen.
Gewinn aus Gewerbebetrieb, §7 GewStG 287.000€
+ Hinzurechnungen, §8 GewStG 51.500€
- Kürzungen, §9 GewStG 5.000€
maßgebender Gewerbeertrag 333.500€
abzüglich Freibetrag nach §11 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 GewStG 24.500€
steuerpflichtiger Gewerbeertrag 309.000€
x Messzahl, §11 Abs. 2 GewStG 3,5%
= Gewerbesteuermessbetrag 10.815€

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10. Fallbeispiele

10.3. Aufgabe 3

Die Friedrich & Friedrich OHG (Gesellschafter: Fritz Friedrich und Willi Friedrich) betreibt sowohl in
Bonn als auch in Köln einen Baustoffhandel. Der Gewinn des Wirtschaftsjahres 2013 betrug
176.500€.
In der GuV wurden insgesamt 300.000€ Schuldzinsen als Betriebsausgaben abgezogen.
Der Gesamtumsatz im Wirtschaftsjahr 2013 betrug 5.000.000€.
Die Summe der gezahlten Löhne und Gehälter betrug bei beiden Betriebsstätten insgesamt
800.000€. Hiervon entfielen auf die Betriebsstätte in Bonn 500.000€ und auf die Betriebsstätte in
Köln 300.000€. Die fünf Auszubildenden der Friedrich & Friedrich OHG waren ausschließlich in Bonn
beschäftigt. Die Vergütung an die Auszubildenden im Wirtschaftsjahr 2013 betrugen insgesamt
50.000€.
Die Betriebsstätte in Bonn wurde von Fritz Friedrich und die Betriebsstätte in Köln von Willi Friedrich
geleitet.
Bearbeitungshinweis:
a) Ermitteln Sie den einheitlichen Gewerbesteuermessbetrag für den Veranlagungszeitraum 2013.
b) Führen Sie die Zerlegung des einheitlichen Gewerbesteuermessbetrages durch. Die
Verhältniszahlen sind auf volle Prozent kaufmännisch zu runden.
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10. Fallbeispiele

10.3. Aufgabe 3

a) Der Gewinn aus Gewerbebetrieb ist noch um die Hinzurechnungen gemäß §8 Nr. 1
GewStG zu erhöhen.
Schuldzinsen, §8 Nr. 1a GewStG 300.000€
abzüglich Freibetrag 100.000€
übersteigender Betrag 200.000€
davon 25% 50.000€
Ermittlung des Gewerbesteuermessbetrags:

Gewinn aus Gewerbebetrieb, §7 GewStG 176.500€


Hinzurechnung gemäß §8 Nr. 1 GewStG 50.000€
Gewerbeertrag 226.500€
abzüglich Freibetrag, §11 Abs. 1 Nr. 1 GewStG 24.500€
Gewerbeertrag 202.000€
Steuermesszahl, §11 Abs. 2 GewStG, 3,5%
Gewerbesteuermessbetrag 7.070€

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10. Fallbeispiele

10.3. Aufgabe 3

b) Gesamt Bonn Köln


Arbeitslöhne, §29 Abs. 1 Nr. 1 GewStG 800.000€ 500.000€ 300.000€
abzüglich Ausbildungsvergütungen, §31 Abs. 2 GewStG -50.000€ - 50.000€
Mitunternehmer, §31 Abs. 5 GewStG +25.000€ +12.500€ +12.500€
Summe 775.000€ 462.500€ 312.500€
Verhältnis 100,00% 59,68% 40,32%
Auf-/Abrundung 60,00% 40,00%
Gewerbesteuermessbetrag 7.070€ 4.242€ 2.828€

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10. Fallbeispiele

10.4. Hausaufgaben

Der Einzelunternehmer Anton Freitag betreibt in Bonn in gemieteten Geschäftsräumen (monatliche


Nettomiete: 4.000€) einen Elektroeinzelhandel. Er hat den Gewerbebetrieb zum 1. Januar 2015 von
seinem Vater Fritz Freitag übernommen.
Die Steuerbilanz zum 31. Dezember 2015 weist einen Gewinn von 75.000€ aus. Darin sind nicht
abzugsfähige Betriebsausgaben, §4 Abs. 5 Nr. 1 EStG, in Höhe von 20.000€ und im Jahr 2015
geleistete Gewerbesteuervorauszahlungen i.H.v. insgesamt 10.000€ als Betriebsausgaben abgezogen.
Die als Betriebsausgaben abgezogenen Zinsaufwendungen betrugen im Wirtschaftsjahr 2015
96.000€.
Den Fuhrpark des Elektroeinzelhandelsgeschäftes hat Anton Freitag geleast. Die monatliche
Leasingraten betragen insgesamt 3.000€.
Aus Mitteln des Gewerbebetriebs hat Anton Freitag im Wirtschaftsjahr 2015 20.000€ an das
Deutsche Rote Kreuz gespendet und zutreffend als Privatentnahme gebucht. Der Umsatz im
Wirtschaftsjahr 2015 betrug 4.000.000€, die Summe der Löhne und Gehälter 800.000€.
Das Finanzamt hat für den Gewerbebetrieb Elektroeinzelhandel Fritz Freitag zum 31. Dezember 2014
einen vortragsfähigen Gewerbeverlust in Höhe von 25.000€ festgestellt.

Bearbeitungshinweis: Ermitteln Sie den Gewerbesteuermessbetrag für den Erhebungszeitraum


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2015.
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10. Fallbeispiele

10.4. Hausaufgaben

Grundlage für die Berechnung des Gewerbeertrags ist der nach einkommensteuerlichen Vorschriften
ermittelte Gewinn aus Gewerbebetrieb, §7 GewStG. Der Gewinn aus der Steuerbilanz ist
außerbilanziell nach um die nicht abzugsfähigen Betriebsausgaben i.H.v. 20.000€, §4 Abs. 5 Nr. 1
EStG, und die Gewerbesteuervorauszahlung i.H.v. 10.000€, §4 Abs. 5b EStG, zu erhöhen.
Gewinn laut Steuerbilanz 31.12.2015 75.000€
+ nicht abzugsfähige Betriebsausgaben, §4 Abs. 5 Nr. 1 EStG 20.000€
+ Gewerbesteuervorauszahlung, §4 Abs. 5b EStG 10.000€
Gewinn aus Gewerbetrieb gemäß §7 GewStG 105.000€

Zur Ermittlung des Gewerbeertrags ist der Gewinn noch um folgende Hinzurechnungen zu erhöhen:
Zinsen, §8 Nr. 1a GewStG 96.000€
Leasingraten, §8 Nr. 1d GewStG, 20% 7.200€
Mietzahlungen, §8 Nr. 1e GewStG, 50% 24.000€
Summe 127.200€
abzüglich Freibetrag 100.000€
übersteigende Betrag 27.200€
davon 25% = Hinzurechnungsbetrag, §8 GewStG 6.800€

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10. Fallbeispiele

10.4. Hausaufgaben

Die Summe des Gewinns und der Hinzurechnungen ist um die aus den betrieblichen Mitteln
geleistete Spende zu kürzen, §9 Nr. 5 GewStG.
Berechnung des Abzugsbetrags:
20% des Gewinns = 20% von 105.000€ = 21.000€ = >20.000€ => die Spende ist in voller Höhe
abzuziehen
Der Gewerbeverlust nach §10a GewStG ist nicht zu berücksichtigen, da keine Unternehmeridentität
gegeben ist, R10a.3 Abs. 1 GewStR.

Gewinn 105.000€
Hinzurechnungen, §8 GewStG 6.800€
Kürzungen, §9 GewStG -20.000€
91.800€
abzüglich Freibetrag, §11 Abs. 1 Nr. 1 GewStG 24.500€
Gewerbeertrag 67.300€
Steuermesszahl 3,5%, §11 Abs. 2 GewStG 2.355€

Der Gewerbesteuermessbetrag für den Erhebungszeitraum 2015 beträgt 2.355€.

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Offene Punkte

Höchstbetrag Ermittlung beim Spendenabzug §9 Nr. 5


GewStG
• Option 1: insgesamt 20 Prozent des um die Hinzurechnungen nach §8 Nummer 9
erhöhten Gewinns aus Gewerbebetrieb (§7) oder
• Option 2: 4 Promille der Summe der gesamten Umsätze und der im Wirtschaftsjahr
aufgewendeten Löhne und Gehälter.

Der höhere der beiden ermittelten Beträge repräsentiert den Höchstbetrag


• Wenn also der zuerst nach Option 1 ermittelte Wert > der Wert der Spende ist

dann muss Option 2 nicht mehr berechnet werden, da der Spendenbetrag bereits
vollständig abzugsfähig ist
Es greift der höhere der ermittelten Werten

Das gleiche gilt wenn man die Berechnung zuerst nach Option 2 vornimmt.

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