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Skalen zur

SEL
(Kurzversion, 1997)
Erfassung der
Lebensqualität
Averbeek, M.; Leiberich, P.; Grote-Kusch, M.T.; Olbrich, E.; Schröder, A.; Brieger, M.; Schumacher, K.

Universität Potsdam 14.06.23 1


GLIEDERUNG

Ø Theoretischer Hintergrund
Ø Konstruktion
§ Theoretische Überlegungen
§ Konstruktion der Kurzform
Ø Anwendungsbereiche/ -felder
Ø Aufbau
§ Skalen und Bereiche
§ Beispiele
§ Krankheitsspezifische Beschwerdemodule
§ Antwortformat & Zeitbezug
Ø Durchführung/ Anwendung
Ø Auswertung & Interpretation
Ø Fallbeispiel: Gustav
Ø Gütekriterien
Ø Fazit

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Theore&scher Hintergrund

Ø Im Kontext von Forschungen zum Bewäl2gungsverhalten nach schweren/chronisch verlaufenden


Krankheiten entwickelt
Ø Zu Beginn: Lebensqualitätsmessung unabhängig von Bewäl<gungsweisen betrachtet
Ø ABER: unterliegt subjek<ven Bewäl<gungsprozess (à gerontopsychologische Forschungsergebnisse)

Ø Bezugsrahmen: Lebensqualität als Kriterium der medizinischen Behandlung à Gesundheitsbezogene LQ


Ø Diskussion: Bewertung des Erfolg medizinischer Maßnahmen à Ausweitung der Zielkriterien
à Interesse an subjek<v wahrgenommener Seite wuchs

Ø Zielsetzung:
Ø Wie schwer/chronisch erkrankte Personen ihre Erkrankung bewäl<gen?
Ø Ob & falls ja, wo sich Unterscheide im Bewäl<gungsverhalten finden lassen?
Ø Wie sind diese Unterschiede (güns<ge vs. Ungüns<ge Bewäl<gung) zu bewerten?

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KONSTRUKTION

Ø Ausgangspunkt der Skalenkonstruk1on:


Pa#enten zeigen trotz anscheinend vergleichbarer körperlicher Beeinträch#gungen sehr
unterschiedliche Reak#onen & Bewäl#gungsmuster

Ø Stress- & Bewäl#gungsforschung à Anstoß den Krankheitsverlauf NICHT nur


körperlichen Rehabilita1on + Wiedergenesung, sondern
folgende weitere Dimensionen auch zu betrachten
Ø Psychisch-emo+onales Befinden
Ø Kontaktpflege
Ø Integra+on

Ø Ziel = diagnos#sches Verfahren entwickeln, das als Statusdiagnos1k & bei der
Entscheidungsfindung für medizinisch-therapeu1sche Strategien einsetzbar ist

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KONSTRUKTION:
Theore&sche Überlegungen

3 Grundthesen: Lebensqualität ist ein…


1. POPULATIONSUNSPEZIFISCHES Konstrukt
(unabhängig vom Gesundheitszustand/ anderen Popula9onsmerkmalen)

2. DYNAMISCHES Konstrukt
(Ausdruck eines Anpassungsprozesses)

3. GLOBALES Konstrukt 3B: Dimension des subjek1ven Relevanzgrades


(umfasst 3 Dimensionen) BetrachterperspekIve à objekIv gegeben vs. SubjekIv wahrgenommen

3C: Dimension der Zeit


à Konzeptualisierung von LQ in dreidimensionalen zeitlichen Raum:
3A: Inhaltliche Dimension • aktuelle kurzfrisIg veränderbare SImmung
körperliche, kognitiv-emotionale, • miOelfrisIg stabile GrundsImmung
sozialökologische und ökologische Aspekte • langfrisIg internalisierte Lebenserfahrung

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Konstruktion der Kurzform

SEL-KurzformkonstrukOon: Aus 68 Items (Langform) à 26 Items für die Kurzform

• Brauchbarkeit der Auswahl teststatisch überprüft durch Vergleich der Skalenwerte


der Lang- und Kurzfassung
Ø Mittelwertsvergleiche ergaben keine signifikanten Unterscheide

à Items der Kurzfassung repräsentieren also auf der Skalenebene


fast exakt die Items der Langfassung
• 5 Skalen und 3 Bereiche
• Zusätzlich 1 Globalitem: KOEQUA (allgemeines körperliches Befinden)

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Anwendungsfelder & -bereiche

§ Testung von TherapiealternaIven à kurzes, im klinischen Alltag einsetzbares Instrument


(LQ als Kriterium für medizinische Interven9onsvergleiche)

§ DokumentaIon des Erfolgs einer gegebenen Maßnahme à kurz & im klinischen Alltag einsetzbar
(Maßnahme der Qualitätssicherung, Op9mierung der Behandlung)

§ Verbesserte Betreuung des PaIenten à Differenziertes Bild des Pa9enten


(Psychosoziale Betreuung & psychotherapeu9sche Interven9onen)

§ Individuelle EvaluaIon des Therapieverlaufs à Differenziertes Bild des Pa9enten


(Krankenbereich, Reha- & Wiedereingliederungsmaßnahmen)
§ Kostendämpfung im Gesundheitswesen à Instrument ohne zeitlichen Mehraufwand
(Berücksich9gung des pa9entenbezogenen Outcomes in Kosten-Nutzen-Analysen)

Anwendungsbereiche:
§ Klinische Psychologie à Diagnos<k § Gesundheitspsychologie à Intervention
§ Medizinische Psychologie à Beratung § Medizinische Forschung + Praxis
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AuAau

• Mehrdimensionaler Fragebogen
à nicht nur Globaleinschätzung der LQ
• Immer 5 Antwortmöglichkeiten (von 1 bis 5)
• Darbietung der Items erfolgt skalenweise
• Reihenfolge der Skalen nach unterschiedlich langen Retrospek&ven
(Skalen mit kurzem Zeitbezug stehen zu Beginn des Fragebogens)

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AuAau: Bereiche & Skalen

KOERPER = Körperliche Verfassung (Skalen: OBKOER + SUKOER)


§ OBKOER = OBJEKTIVE BESCHWERDEN à Objek9ve körperliche Situa9on/ Beeinträch9gungen &
Veränderungen, gemessen mithilfe von Symptomlisten (die für verschiedene Krankheitsbilder
spezifisch sind)
§ SUKOER = SUBJEKTIVE BESCHWERDEN à subjek9v wahrgenommene körperliche Verfassung, erfasst
durch Fragen über erlebte Beeinträch9gungen

KOGEMO = Kognitiv-emotionale Befindlichkeit (Skalen: STIMM + GRUSTI + LEBOR)


§ STIMM = STIMMUNG à kurzfristige Interaktion zwischen Individuum & Umwelt, stark beeinflusst
durch aktuelle situationsbezogene Faktoren am Tag des Ausfüllens; gemessen mit 4 Items aus den
Befindlichkeitsskalen (BFS)
§ GRUSTI = GRUNDSTIMMUNG à mittelfristig stabile Skala, besteht aus affektiven + kognitiven Fragen
zur Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Lebenssituation
§ LEBOR = LEBENSEINSTELLUNG à Fragen über die langjährig gewonnen Einstellungen + Erfahrungen

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Aufbau: Bereiche & Skalen

SUSOZ = Soziale Verfassung (Skala SUSOZ)


• Reduziert auf „subjek9ves soziales Umfeld/ Soziale Integra9on“
= Fragen zur subjek9ven Bewertung der sozialen Unterstützung + Integra9on
• Objek9ve Parameter des sozialen Netzwerks in Kurzfassung weggelassen
(geringe Trennschärfen + niedrige Reliabilitäten der Items der Skala „Objek9ve soziale Befindlichkeit“)

Globalitems:
• LEQUA = Globaleinschätzung Lebensqualität

• KOEQUA = Globaleinschätzung körperliche Befindlichkeit

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AuAau

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AuAau: Beispiel

7. LEBENSORIENTIERUNG (LEBOR) à erfasst längerfris1ge Lebenseinstellungen


Hohe Werte = Rückblick aufs bisherige Leben im Guten
• insgesamt eher ruhig & gelassen
• akzeptieren sich & ihr Leben auch mit
Rückschlägen, Fehlern, Schwächen
• zuversichtlich für die Zukunft, erwarten Positives

Niedrige Werte = umfassende Unzufriedenheit mit bisherigem Leben


• würden im Nachhinein Leben anders gestalten
• eigene Vorstellungen nicht verwirklicht
• gebeutelt von Rückschlägen, eigenen Fehlern, Schwächen
• fühlen sich missverstanden
• düstere Zukunftsaussicht

• Item 24: „Schon sehr lange verspüre ich in meinem innersten Kern Ruhe und Gelassenheit.“

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Krankheitsspezifische Beschwerdemodule für OBKOER

à Items 5-9 der Skala spezifisch für verschiedene Krankheiten angepasst:


Alle relevanten Körperbereiche abgedeckt; Nebenwirkungen berücksichtigt
à Grundfrage, Antwortmöglichkeiten & Item 10 (Allgemeinzustand) = in allen Modulen unverändert

Spezifische Module:
1. Diverse Krebserkrankungen (hämatologische Erkrankungen, solide + gynäkologische Tumore)
à 3 Versionen für verschiedene Tumorarten

2. HIV-InfekIon bzw. AIDS-Erkrankung

3. SLE = SystemaIscher Lupus Erythematodes

4. Unspezifisches Beschwerdemodul
à ermöglicht Lebensqualitätmessung auch für Pa;enten mit Erkrankungen durchzuführen, für die keine
spezifischen Module vorhanden sind

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Skalen: AntworIormat + Zeitbezug

1. Stimmung (STIMM) à „wie Sie sich heute fühlen“ 2. Körperliche Beschwerden (OBKOER) à „in den letzten 2-3 Monaten“
„1-5 bedeutet: Trifft für mein augenblickliches Befinden … zu“ „1-5 würden Sie ankreuzen, wenn solche Beschwerden … auftreten“
• 1 = gar nicht • 1 = nie/ nicht
• 2 = wenig • 2 = selten
• 3 = in einem mittleren Maß • 3 = manchmal
• 4 = ziemlich stark • 4 = häufig
• 5 = sehr stark • 5 = immer/ stark

3. Körperliches Befinden (SUKOER) à „In den vergangenen/ letzten Wochen…“


7. Körperlicher Zustand insgesamt
(KOEQUA) 4. Vorherrschende Stimmung (GRUSTI) à “In den letzten Monaten/ Tagen und Wochen…“
8. Lebensqualität Ganz allgemein
5. Ihre Umgebung (SUSOZ) à „In den vergangenen/ letzten Wochen / in letzter Zeit…“
(LEQUA)
6. Erfahrungen, die man im Leben machen kann (LEBOR) à „Schon sehr lange“
• 1 = „schlecht/ nicht
zufriedenstellend“ • 1 bedeutet „trifft gar nicht zu“
• 5 = „sehr gut/ vollauf
• 5 bedeutet „trifft voll zu“
zufriedenstellend“ • Zahlen 2, 3, 4 stehen für den Zwischenbereich
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Durchführung (Anwendung)

Ø Testinstruktion erfolgt im Fragebogen schriftlich und skalenweise

Ø Antwortschema wird vor dem 1. und bei Änderung des Antwortmodus erläutert

Ø Basisinstruk#on:
„Wir sind an einigen Angaben interessiert, die Sie und Ihre Gesundheit betreffen. Bi?e beantworten
Sie die folgenden Fragen selbst, indem Sie der Reihe nach die Antwort ankreuzen, die am besten auf Sie
zutriE. Bi?e kreuzen Sie bei jeder Frage eine Antwortmöglichkeit an.
Es gibt keine „richHgen“ oder „falschen“ Antworten.
Ihre Antworten werden streng vertraulich behandelt.“

Ø Nach den Basisinstruktionen folgen für jeden Abschnitt genauere Erläuterungen


der Antwortmöglichkeiten

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Durchführung (Anwendung)

Ø Wich#g für die Testdurchführung ist eine posi1ve Einstellung des Probanden zur Untersuchung

Ø Testdurchführung allein und ungestört vom Probanden selbst

Ø Braucht ein Proband sichtlich sehr lange für die Beantwortung der Items:
à hinweisen, dass das anzukreuzen ist was ihm als erstes in den Sinn kommt

Ø Wenn Proband nicht ein Item nicht für 100% beantwortbar oder auf ihn zutreffend ansieht:
à Hinweis, dass er sich für die Antwort die am ehesten auf ihn zutri[ entscheiden sollte

Ø Sehbeeinträch#gung à Vorlesen der Items

Ø Keine Zeitliche Einschränkung à Kurzform sollte ca. 5-10 min dauern

à Durchführungsobjektiviät
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Fallbeispiel

Gustav, 38 Jahre alt, homosexuell, lebt mit seinem Partner Markus seit 5 Jahren glücklich zusammen.
Zwei Jahre vor dem Beginn ihrer Beziehung wurde Markus durch einen sexuellen Kontakt – unwissentlich –
mit dem HIV-Virus infiziert.
Seine anfänglichen Symptome (Fieber, Hautausschlag, Müdigkeit oder Kopfschmerzen) und auch die
späteren Symptome (andauernde Lymphknotenschwellungen, starker Nachtschweiß) wurden vom Hausarzt
nur als leichte Grippe bzw. als Stresserscheinungen eingestun, sodass kein HIV-Test durchgeführt wurde.
Als Markus plötzlich an einer schweren Lungenentzündung erkrankte, wurde auch die AIDS-Erkrankung erkannt.
Unglücklicherweise verstarb Markus wenige Wochen später an den Folgen dieser Lungenentzündung.
Auch Gustav wurde inzwischen posi9v auf HIV getestet.
Damit brach für Gustav die Welt zusammen: Erst verstarb sein Partner und jetzt weiß er, dass auch er selbst
mit dieser potenziell tödlichen Krankheit infiziert ist.
Da ihm sein Leben aussichtslos erschien, begab er sich in medizinische und psychotherapeu9sche Behandlung.
Zu Beginn dieser Therapie wurde u.a. der SEL zur Erfassung Gustavs Lebensqualität durchgeführt und ein Jahr
später erneut.

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Auswertung & InterpretaOon

2 Möglichkeiten der Auswertung:

• Manuelle Übertragung der Antworten auf den


Auswertungsbogen
(Inversionen bereits berücksich1gt)
à Durchführung der dort festgelegten
Rechenopera#onen
• Werte des Probanden in das
Auswertungsprogramm eingeben

à Auswertungsobjek6viät

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Fallbeispiel: Auswertung Gustavs Werte

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Auswertung & Interpretation

1. Abschätzung der Gül&gkeit des Fragebogenergebnisses durch die Globalitems

à Übereinstimmung zwischen Fragebogengesamtwert (SEL) & Item LEQUA prüfen:


• keine oder kleine Differenz zwischen den beiden Werten = Adäquate Abschätzung der LQ durch den Fragebogen
à Ergebnisse können ohne Einschränkungen interpretiert werden
• Überschreitet der Differenzbetrag einen aus den KI berechneten kritischen Wert (1,5) sollten die
Testergebnisse der Skalen nur unter Vorbehalt und mit äußerster Vorsicht behandelt werden!

SEL-Kurzform: LEQUA & KOEQUA


zusätzliche Absicherung des körperlichen Bereichs durch das Item KOEQUA
(Vorgehen entspricht dem wie bei LEQUA)
à Übereins9mmung zwischen KOERPER-Bereichswert & Item KOEQUA prüfen
(Größere Abweichungen weisen auf eine mögliche Fehlerbehanung der Messung hin)

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Auswertung & InterpretaOon

2. Interindividueller Vergleich mit Referenzstichproben


à Individuellen Testwerte können mit spezifizierten Referenzstichproben verglichen werden

3. Intraindividueller Vergleich der Skalen- & Bereichswerte


à Bilden von Konfidenzintervallen um die jeweils erzielten Skalenwerte
• Überschneiden sich die KI zweier Skalenwerte = gleichen LQ-Niveau
• Überschneiden sich die KI nicht = unterschiedlich hohe LQ

4. Intraindividueller Vergleich im Zeitverlauf


à Vergleich von Scores derselben Skala, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhoben wurden

à Interpretationsobjektiviät

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GÜTEKRITERIEN

• Objek&vität (bereits bei Durchführung, Anwendung, InterpretaHon erläutert)

• Normierung

• Reliabilität
- Innere Konsistenz
- Retest-Reliabilität

• Beziehungen zu soziodemografischen Variablen

• Validität
• ÄnderungssensiIvität und Extremgruppenvergleiche als Validitätsbelege
• Faktorenstruktur à Konstruktvalidität
• Kriteriumsvalidität:
• Konvergente Validität: Vergleich mit EORTC

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Normierung à AnalysesOchproben (1990)

Gesamtstichprobe: N = 2305 à 51% männlich & 49% weiblich, durchschnittliches Alter = 38 Jahre (SD = 16.34)

NICHTKLINISCHE Stichprobe: (ERW) à „gesunde“ Normalpopulation (N = 1683)


• In verschiedenen nicht-klinischen Settings rekrutiert (keine Krankenhäuser) per Zufallsauswahl

KLINISCHE S9chproben:

(TUMOR) à Tumorpa*enten (N = 239) (HIV) à HIV-Infizierte (N = 161; M > W)


• HIV-Infizierte in allen CHC-Stadien (von symptomfrei bis Vollbild AIDS)

(KHK) à Pa*enten mit Herzopera*on (N = 122; M > W) (SLE) à SLE-Pa*enten (N = 100; M < W)
• Messung während Nachfolgeuntersuchungen, • Im Rahmen einer Studie zur Evalua+on einer
teilweise erst einige Jahre später Pa+entenschulung für Pa+enten mit SLE befragt
• OBKOER mit unspezifischem Beschwerdemodul erfasst • Pa+enten in allen ECLAM-Stadien

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Reliabilität: Innere Konsistenz

STIMM à klinische Popula/onen haben höhere


Reliabilitäten als nichtklinische
(wich/ge Zielpopula/on hat gute Reliabilität)

SUKOER à Höhere Trennschärfen in den klinischen Pop.

SUSOZ à Niedrige Werte, weil weitgestrecktes +


differenziertes Feld
• Aber: Verzicht auf diesen Bereich schien den Autoren
nicht vertretbar
• 1 Item ergänzt à höhere Skalenreliabilität (α = .58)
& bessere Trennschärfen
à SUSOZ von 3 auf 4 Items verlängert

Fazit der Autoren:


„SEL weist hohe bis miOelhohe Reliabilitäten und
gute Trennschärfen auf (mit wenigen Ausnahmen)
à gelungene KonstrukIon der SEL-Kurzfassung“

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Retest-Reliabilität (Stabilität)

N = 124 TUMOR Patienten wiederholt gemessen: N = 65 Pa9enten der SLE-S9chprobe


• Antritt einer Rehabilitationsmaßnahme (T1), nach 5 Wochen erneut untersucht bzw. gemessen
• 6 Wochen später (T2), à Vor & nach der Teilnahme an einer PaIentenschulung
• 40 Wochen nach Beginn (Follow-Up = T3)
SLE (5 Wochen)
TUMOR T1-T2 (6 Wochen) • „Hohe Stabilität“: SEL- Gesamtwert à r = .71
• „Hohe Stabilität“: SEL-Gesamtwert à r = .73 • „Niedrige Stabilität“: STIMM à r = .28
• „Befriedigende Stabilität“: SUSOZ à r = .60 (ist aber per Defini9on ein kurzfris9g
fluktuierender Wert)
TUMOR T2-T3 (34 Wochen)
= interventionsfreier Nachmessungszeitraum
• „Hohe Stabilität“: SEL-Gesamtwert à r = .70
à Je länger der Zeitraum zwischen den Messungen,
desto niedriger die Korrela9onen
TUMOR T1-T3 (40 Wochen)
= längerer Zeitraum à niedrigere Retest-Reliabilitäten à „Insgesamt weisen die Ergebnisse auf eine recht hohe bzw.
• SEL-Gesamtwert à r = .62 miielhohe Stabilität der Lebensqualitätsmessung hin“

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Beziehungen zu soziodemografischen Merkmalen
à Alter & Geschlecht

Skalen & Bereiche Korrelationen berechnet Alter & Geschlecht

ALTER
GESCHLECHT
• 3 signifikante Korrela#onen • 3 ähnlich schwache (nicht stärker als r = .15)
(nicht stärker als r = .15)
aber signifikante Korrela#onen
à für 2 Skalen und 1 Globalitem • Frauen: tendenziell etwas schlechtere
schwache Zusammenhänge mit dem Alter Gesamt-LQ, OBKOER und KOERPER

à KorrelaOonskoeffizienten so niedrig, dass von einer weitgehenden Unabhängigkeit


der Skalen- & Bereichswerte von Alter & Geschlecht ausgegangen werden kann

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Änderungssensitivität & Extremgruppenvergleiche
à Validitätsbelege
ÄnderungssensiMvität à Mittelwertsunterschiede der
Skalen + Bereiche auf Extremgruppenvergleiche
Signifikanz (α = .05) analysiert
SLE-SIchprobe (6 Wochen)
à zeigen Veränderungen nach Teilnahme an Pa;entenschulung à Beleg, dass es das Krankheitsgeschehen ist,
welches die Skalen & Bereiche beeinflusst
• Signifikante Erhöhung des SEL-Gesamtwerts
von M = 3.28 à 3.44 • Anhand der Skala OBKOER Extremgruppen gebildet
• In allen Skalen & Bereichen höhere Werte nach der Schulung • 3 Gruppen
(davon 4 Skalen signifikant) (mit niedrigen, mittleren und hohen
Objektiven Beschwerden)
TUMOR-SIchprobe (T1-T2) à Anhand dieser Gruppen:
• signifikante (leichte) Veränderungen in SUKOER und GRUSTI Mittelwerte der Skalen & Bereiche auf
signifikante Unterschiede getestet
TUMOR-SIchprobe (T2-T3) à ALLE Gruppen unterschieden sich
• durchgehend hochsignifikante Verschlechterungen (hoch)signifikant in den Einzelvergleichen
Gute Änderungssensi1vität
à SEL erlaubt differenzierte Erfassung
von Veränderungen der Lebensqualität
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Konstruktvalidität: Faktorenstruktur

à Faktorenanalysen durchgeführt (Varimax-Rotation/ Kaiser-Kriterium)


• Gesamts1chprobe à Zweifaktorenlösung
1. Faktor (55.1% Varianzauwlärung) = SUSOZ + KOGEMO (STIMM, GRUSTI, LEBOR)

2.Faktor (14.4% Varianzauwlärung) = KOERPER (OBKOER + SUKOER)


o auch STIMM lädt deutlich auf diesen Faktor
à konform mit der Skalenkonstruk9on zugrundeliegenden Hypothese, dass sich die
aktuelle, zeitlich instabile S9mmung sich stark nach dem körperlichen Befinden richtet
o GRUSTI lädt auch auf diesen Faktor (aber wesentlich geringer als auf den 1. Faktor)

• Nichtklinische Population (ERW)


à ähnliche Struktur (wie Gesamtstichprobe), nur STIMM lädt auch auf den 2. Faktor
• Klinische Stichproben (HIV, TUMOR, KHK, SLE)
à Gemeinsamkeit, dass KOERPER als Hauptfaktor (höhere Varianzaufklärung)
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Konvergente Validität:
Vergleich mit einem anderem Messinstrument

à 2 Teilstichproben bearbeiteten die SEL (Kurzfassung) und den EORTC QLQ-30


(N = 63 mit HIV/ AIDS und N = 118 der nichtklinischen Stichprobe)
anderer weitverbreiteter Fragebogen
zur Messung der Lebensqualität
Ergebnisse:
à Auf der Ebene der Skalenmiielwerte ergibt sich eine durchgehend hohe ÜbereinsImmung
à Hohe Korrela9onen
• „Beschwerden“ (EORTC) und „KOERPER“ (SEL) à r = .77 & .79
• „Physischer Bereich“ (EORTC) und „KOGEMO“ (SEL) à r = .73 & .67

à Miielmäßige Korrela9on Hohe Korrelationen der Gesamtwerte


• Sozialer Bereich à (r = .47 & .50) [r = .76 (HIV) & r = .81 (ERW)] gemessen an der
Unterschiedlichkeit der Herangehensweisen
hinreichend gute Übereinstimmung

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Fazit/ Bewertung

Vorteile Nachteile
• „Fragebogen à hohe Standardisierung, Ökonomie, • „Isomorphie der Abbildung & Repräsenta9on“
Durchführungs- & Auswertungsobjek+vität“ (Gegenteil von Homomorphie = methodischer Idealfall, den
Untersuchungsgegenstand möglichst verzerrungsfrei und unverfälscht
• Kurz und Langform à vielsei+ge Anwendungen abzubilden) à Nachweis der Validität sehr wichCg!


Was denkt
VIELE (plausible) Validitätsbelege
ihr:
Gute Veränderungssensi+vität & Reliabilität
• Normierungss+chproben (1990/95) veraltet
• Fehlende Altersbegrenzung

Welche Vorteile & Nachteile
40 Seiten Referenzs+chprobenwerte
haben die SEL?
• Keine Übersetzungen vorhanden
• Fehler in Auswertungsblad der Kurzform?
• Ausführliche & sinnvolle theore+sche Überlegungen
• Ermöglicht intra- & interindividuelle Vergleiche • Beschönigend à Teilweise posi+ve Bewertung
schlechter/midelmäßiger Werte (z.B: Trennschärfen)
• (rela+v) einfache & schnelle Auswertung
• Diskriminante Validität fehlt
• Sehr ausführliche Beschreibung & Interpreta+on
sta+s+scher Kennwerte • Keine Defini+onen der Zeitbezüge (was ist „häufig“?)

Fazit der Testautoren:


„Insgesamt betrachtet liegt mit dem SEL ein Lebensqualitätsfragebogen mit sehr guten Messeigenschapen vor, der es
erlaubt das subjek9ve Wohlbefinden chronisch oder akut erkrankter Menschen zuverlässig und differenziert zu erfassen.“
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DISKUSSION

• Wie gut repräsen-eren die SEL eurer Meinung nach das Konstrukt
Lebensqualität? (schlecht, mi;elmäßig, gut, perfekt...)
• Würdet ihr etwas ändern, wenn ja was?
• Sind die SEL veraltet? (1995 veröffentlicht)
• Diskussion von Item 25 (letztes Item aus LEBOR):
„Ich habe Halt in einem festen Glauben/ einer festen Lebensorien7erung“
à Glaubt ihr, dass ein „fester Glauben“ tatsächlich etwas über die
Lebensqualität eines Menschen aussagt ?
• Andere Ideen/ Meinungen/ Gedanken/ Unklarheiten ?

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Quellen

Testmanual
- Averbeck, M., Leiberich, P., Grote-Kusch, M.T., Olbrich, E., Schröder, A., Brieger, M. & Schumacher, K.
(1997). SEL: Skalen zur Erfassung der Lebensqualität. Frankfurt am Main: Sets & Zeitlinger B.V..

Informa*onen zu HIV und der AIDS-Erkrankung


- hdps://livlife.com/de-de/die-hiv-broschure/ubertragung-vermeiden/?cc=google_paidsocial_2023-
6_de_de_na_general_hivunbranded_plhiv_SEA__na__&gclid=CjwKCAjwhJukBhBPEiwAniIcNWJvBYFZbsaXTMjXYUYqtzx
U9OSMdRMqPq6oQR_d7X7OLmBEocvQoxoCIFsQAvD_BwE (18.06.2023)
- hdps://aids.ch/de/leben-mit-hiv/medizinische-aspekte/verlauf-der-infek+on/ (12.06.2023)

Cronbachs Alpha, Trennschärfe und Korrela*onskoeffizient


- Blanz, M. (2015). „Forschungsmethoden und Statistik für die Soziale Arbeit. Grundlagen und Anwendungen“.
W. Kohlhammer Verlag
- Weise G (1975). Psychologische Leistungstests. Göttingen: Hogrefe.
- https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/effektstaerke/3796 (19.6.2023)

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Bildquellen

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