Sie sind auf Seite 1von 6

Skriptum

Themenfeld: Pflegeprozess I (einschl. EDV)

Gegenstand: BeoProz / Beobachten als Prozess

Lehrperson: Edeltraud Landeck, MA MSc

PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc


Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024
Inhaltsverzeichnis
Inhalt der kompletten Lehrveranstaltung ............................................................................... 2
Definitionen ......................................................................................................................................... 2
Sinne der Wahrnehmung ........................................................................................................... 3
Der kinästhetische Sinn ............................................................................................................. 3
Die Wahrnehmung beeinflussende Faktoren ..................................................................... 3
Wahrnehmungstäuschungen / Wahrnehmungsverzerrungen ................................. 3
Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler ........................................................................................ 4
Beobachten geht über „Wahrnehmen“ .............................................................................................. 5
Wahrnehmen und Beobachten in der Pflege .......................................................................................... 5
Beobachtungsarten ............................................................................................................................. 6
Quellennachweis ..................................................................................................................................... 6

Inhalt der kompletten Lehrveranstaltung


2

Anmerkung

Das vorliegende Skript bildet den übernommenen Unterricht vom 06.02.2024 ab.
Weitere Inhalte zu Unterrichtsinhalten „Beobachten als Prozess“ folgen.

Definitionen
Wahrnehmen
Unter den Begriff „Wahrnehmen“ wird ein aufälliges, nicht absichtliches Erkennen
und Verarbeiten von Sinneseindrücken verstanden.

Beobachten
PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc
Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024
Wird eine Sache, eine Situation oder eine Empfindung genau betrachtet und auf
unterschidliche Art eingeschätzt spricht man von Beobachten. Anders
ausgedrückt ist es die gezielte Aufnahme von Informationen um Entscheidungen
zu treffen.

Sinne der Wahrnehmung


Damit Lebewesen im Stande sind etwas wahrnehmen zu können werden intakte
Sinnesorgane benötigt:
Sehsinn = visuelle/optische Wahrnehmung
Hörsinn = auditive/akustische Wahrnehmung
Gleichgewichtssinn = vestibuläre Wahrnehmung
Geruchssinn = olfaktorische Wahrnehmung
Geschmackssinn = gustatorische Wahrnehmung
Tastsinn = taktile Wahrnehmung, haptische (aktives Erfühlen) Wahrnehmung,
Tiefensinn, Sensibilität = kinästhetische Wahrnehmung („erleben und spüren des
eigenen Körpers in der Umwelt“)

Der kinästhetische Sinn


Einteilung in vier Dimensionen:
• Stellungssinn = visuelle Kontrolle
(Wahrnehmung mit geschlossenen Augen)
• Bewegungssinn = Richtung, Geschwindigkeit
3
• Kraftsinn = Ausmaß der Muskelkraft für eine Bewegung
• Spannungssinn = willentliche Beeinflussung des Spannungsgrades der
Muskulatur

Die Wahrnehmung beeinflussende Faktoren

Die unbewusst, beilläufig und zufällig wahrgenommenen Ereignisse liefern


Informationen, die individuell verarbeitet und beurteilt werden. Beeinflussende
Faktoren sind z.B. momentane Stimmung, Umfeld, Vorurteile,
Tageszeit, Beruf.

Wahrnehmungstäuschungen / Wahrnehmungsverzerrungen
Es liegt in der Natur des Menschen, dass Irrtümer, Täuschungen oder
Missverständnisse entstehen. Diese können durch genauere, wiederholte
Beobachtung korrigiert oder durch Kommunikation (z.B. Nachfragen, solange bis
man verstanden hat) geklärt werden.

PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc


Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024
Beispiel einer optischen Täuschung

Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler

Halo Effekt : einzelne Eigenschaften einer Person (Leistung, sozialer Status,


Kompetenzen oder Einschränkungen) verursachen eine positive oder negative
Wahrnehmung, die jede weitere Wahrnehmung beeinflusst.
https://www.youtube.com/watch?v=SI6DFpYztPs

Der erste positiver oder negativer Eindruck wird in wenigen Sekunden


entschieden. Siehe auch „Primacy-Effekt“.
https://www.youtube.com/watch?v=6z1REQyl8UY

Kontrastfehler : mit der ersten Wahrnehmung (z.B. Personen) werden weitere


verglichen und als „negativer“ eingestuft.
4
Logische Fehler : scheinbar logisch zusammengehörende Merkmale werden
verknüpft

Milde Fehler : aus Angst, dem anderen nicht „wehtun“ zu dürfen, wird zu milde
beurteilt und offensichtliche Schwächen und Defizite übersehen. Je enger die
persönlichen Kontakte, umso größer der milde Fehler.

Fehler durch zeitliche oder räumliche Nähe : werden Beobachtungen in zeitlicher


Nähe oder Abfolge gemacht, besteht die Gefahr, dass ein nicht gegebener
Zusammenhang gesehen wird.

Projektionsfehler : eigene nicht akzeptierte und demzufolge abgewehrte


Persönlichkeitsanteile oder Wünsche werden auf Andere übertragen.

Sich selbst erfüllende Prophezeiung : Die Erwartung an das Verhalten des


Gegenübers führt dazu, dass sich diese Erwartung (Prophezeiung) erfüllt.

Stereotypen : Personen, die Mitglieder einer bestimmten Gruppe sind, werden


mit Attributen assoziiert, welche man selber mit der Gruppe assoziiert.

PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc


Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024
Vor-urteile
Sind unvermeidlich, da das Gehirn aus der Summe aller bereits gemachten
Erfahrungen einen Durchschnitt bildet und einen „Eindruck“ vermittelt. Diese
Leistung des Gehirns macht den Menschen überlebensfähig und führt
zu schnellerer Reaktionsfähigkeit. Menschen wären ohne diese Fähigkeit
reizüberflutet und würden vor lauter Denken und Reflektieren „krank“.
Sobald Zeit zum Reflektieren und genaueren Hinschauen da ist, wird das „Vor-
Urteil“ ggf. revidiert.

Gruppendruck: stille Übernahme des Vorurteils, konformes Verhalten der Gruppe


gegenüber
https://www.youtube.com/watch?v=I40g6U3K7hc

Soziale Ungleichheit: Vorurteile aus Gruppen unterschiedlicher ökonomischer


Verhältnisse

Kategorisierung: schnelle, einfache Zuweisung von Beobachtungen in


„Schubladen“ statt genau aufzupassen.

Erhöhung des eigenen Status durch Bildung von Vorurteilen

Sündenbocksuche: Suche nach Ersatzobjekte wenn die wahren Ursachen der


Frustration unbekannt oder nicht erreichbar sind. 5

Fokussierung: Personen werden nach ihren auffälligsten Merkmal


wahrgenommen und kategorisiert. Weitere Verhaltensweisen werden beobachtet
und dieser Kategorie ebenfalls zugeordnet.

Beobachten geht über „Wahrnehmen“

Da es:
• Absicht voraussetzt
• Aktivität voraussetzt
• Aufmerksamkeit verlangt
• Anwendung fester Kriterien umfasst (und somit Fachwissen erfordert!)
• Auswertung erfordert

Wahrnehmen und Beobachten in der Pflege

Zweck
• Einschätzen von Ressourcen, Bedürfnissen und Veränderungen im Zustand des zu
Pflegenden.
• Wahrnehmen von Daten und Emotionen
PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc
Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024
• Unterstützung bei der Pflegeplanung (DGKP) und Diagnoseerstellung (Arzt)
• Beitrag zur gelungenen Pflege

Beobachtungsarten
Grundsatz:
Die Beobachtung ist abhängig vom Beobachter
Eine Beobachtung ist somit:
Subjektiv: individuelle Maßstäbe werden angesetzt
Objektiv: genormte Maßstäbe / Skalen sollen „neutral“ verwendet werden
Selbstbeobachtung / Fremdbeobachtung: Situationen können selbst beobachtet werden
oder die Beobachtung wird von einer anderen Person gemacht und geschildert
Teilnehmende Beobachtung: Pflegende beobachten während der Durchführung von
Pflegemaßnahmen, auch ohne dass Patienten / Kunden realisieren, dass sie beobachtet
werden.
Nicht teilnehmende Beobachtung: Beobachtung einer Situation „von Außen“. Die/der
Beobachter:in ist nicht in die Situation einbezogen.

Umfassende und genaue Beobachtung ist die Grundlage professioneller Pflege: Sie erfasst
nicht nur den Zustand eines Menschen sowie möglich Komplikationen, sondern belegt auch
die Wirksamkeit durchgeführter Maßnahmen.
6

Quellennachweis
Köther Ilka (Hrsg.), Altenpflege, Stuttgart 2011: Kriesten Ursula
Wahrnehmen und Beobachten
Pflege Heute, München 2014:
Keller Christine Beobachten, Beurteilen und Intervenieren
Lehmann Yvonne, Pflegewissenschaft
Internet
Kinästhetischer Sinn:
https://www.auva.at/cdscontent/load?contentid=10008.618132
https://www.duden.de/rechtschreibung
https://de.wikipedia.org/wiki/NortonSkala

PPR 1-BeoProz Edeltraud Landeck, MA MSc


Schule für Gesundheits- und Krankenpflege – Schlachthausgasse 37
Erstellt am 07.02.2024

Das könnte Ihnen auch gefallen