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Karl Georg Büchner (1813-1837) – Vormärz

• 1813 im Großherzogtum Hessen geboren, 1837 in Zürich gestorben


• Schriftsteller, Mediziner, Naturwissenschaftler und Revolutionär, Vorreiter der Psychosomatik
(ganzheitliche Betrachtungsweise der Krankheitslehre)
• erstgeborener Sohn eines Arztes
• 1816 Umzug der Familie nach Darmstadt
• ab 1821 Besuch einer privaten Erziehungs- und Unterrichtsanstalt eines Theologen (Carl
Weitershausen): Unterricht in zahlreichen Fächern, auch Fremdsprachen
• 1825 Wechsel aufs neuhumanistische Pädagogium (weiter Fremdsprachenunterricht)
• Abschluss der Schule mit „guten Anlagen“ und „klaren und durchdringenden Verstand“
• 1831 – 1833 Studium in Straßburg in medizinischer Fakultät (vergleichende Anatomie)
• erlebte dort die Rückkehr der Generäle des Aufstandes der unterdrückten Polen
→ trat immer öfter für politische Freiheiten ein
• 1832 Verlobung mit Pfarrerstochter Wilhelmine Jaeglé (bei ihrem Vater wohnte er)
• nennt später Jahre in Straßburg seine glücklichste Zeit, denn das politische Klima war zur zeit der
Juli-Revolution sehr viel offener als in Darmstadt
• zum Wintersemester 1833 wechselt Büchner an die Universität Gießen (es waren maximal 2 Jahre
Auslandsstudium erlaubt)
• erlebt unmittelbar die Gewalt im Staat und die Schikanen der Obrigkeit
→ kann Ungerechtigkeiten nicht mehr aus nüchterner Distanz beobachten
• (gesundheitliche) Probleme: Trennung von seiner Verlobten, Unterforderung (in Bereichen
Philosophie und Medizin)
• ein Dozent aus seiner Zeit in Gießen, der Mediziner Johann Bernhard Wilbrand, dient als Vorlage für
den bornierten und inhumanen Doktor in Woyzeck
• Unzufriedenheit mit Kommilitonen: oppositionelle Bestrebungen waren ihm nicht radikal genug;
kritisiert Reserviertheit der Studenten → gründet Gesellschaft für Menschenrechte:
Geheimorganisation nach französischem Vorbild, deren Ziel Umsturz der politischen Verhältnisse
war (geringe Reichweite)
• 1834 Bekanntschaft mit Friedrich Ludwig Weidig, einem der führenden Opposutuinellen aus
Hessen-Darmstadt
→ Differenzen: Weidig eher gemäßigter Kurs, während Büchner die materielle Ungleichheit und die
Armut der Landbevölkerung für das Grundproblem hielt → wandte sich gegen Koalition mit den
Wohlhabenden
• 1834 illegaler Druck des Hessischen Landbotens: Flugschrift, die hessische Landbevölkerung zur
Revolution gegen die Unterdrückung aufruft
→ wurde trotz Abschwächungen durch Weidig von liberalen Oppositionellen kritisiert
→ positive Resonanz bei Landbevölkerung → zweite Auflage im September
• 1835 verfasst er Dantons Tod, um sich seine Flucht nach Straßburg zu finanzieren
→ Dantons Tod beschreibt das Scheitern der Französischen Revolution
• Büchner wird steckbrieflich gesucht, nachdem er Vorladung eines Untersuchungsrichters nicht Folge
geleistet hat
• Dantons Tod erscheint nicht schnell genug, um damit Flucht zu bezahlen → vertraut sich seiner
Mutter an, die ihm Geld gibt → Vater bricht Kontakt zu ihm ab (aber erlaubt Mutter, Sohn weiter
finanziell zu unterstützen)
• übersetzt im Sommer zwei Dramen Victor Hugos ins Deutsche (Lucretia Borgia, Maria Tudor)
• Rückkehr zur Wissenschaft i Winter 1835/36: erforscht Nervensystem der Fische
• vollendet seine Dissertation → Mitglied in der Gesellschaft für Naturwissenschaft in Straßburg
• Juli 1836 Promotion zum Doktor der Philosophie
• Oktober 1836 Umzug nach Zürich, dort Privatdozent
• Beginn der Arbeit an Woyzeck in Straßburg, Weiterführung in Zürich → bleibt Fragment
• Februar 1837 Erkrankung an Typhus (Infizierung bei der Arbeit an seinen Präparaten?)
• Nachbarspaar Schulz (deutsche Flüchtlinge) pflegt ihn und benachrichtigen Verlobte

• unbekannter Perspektivenwechsel: unmittelbarer Übergang von der Ich- zur Er-Erzählung


• als Mediziner erlernte er die Kunst der Beobachtung
• als Rebell erlernte er die Kunst des Widerstands
• seiner Zeit voraus (vor Entdeckung der Psychoanalyse)
• als Dichter des Vormärz ist Büchner ein politisch kritischer Autor
• Gegner der wirklichkeitsfremden romantischen Dichtung
• beschäftigt sich in Werken mit zerrissenen, zwischen Gegensätzen schwankenden Personen, die
nicht in der Lage sind, konsequente Entscheidungen zu treffen
• dabei besonders: Stoffwahl und psychologische Zeichnung der Charaktere
→ Woyzeck: aus untersten Gesellschaftsschicht (ungewöhnliches Milieu in deutscher Literatur)
→ genaue Beschreibung der psychologischen Seite seiner Figuren
→ Umgangssprache als Stilmittel (neu!)

Werke: z.B. Dantons Tod (Drama), Lenz (Erzählung), Woyzeck (Dramenfragment)


→ Drei Theaterstücke, eine Novelle, eine politische Streitschrift, dazu ein paar Briefe und eine Handvoll
wissenschaftliche Texte

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