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Sitzung 4

Gliederung
1. Zwischen Klassik und Romantik
2. Einführung Romantik
3. Merkmale der Romantik
4. Arbeit mit romantischen Gedichten
2 Zwischen Klassik und Romantik
1793-1811
• es gab um 1800 nicht nur die “Klassiker” Goethe
und Schiller, sondern auch Autoren, die nicht
eindeutig einer Epoche zugeordnet werden können
• Grund: ihre Werke sind zu komplex und von
gegensätzlichen Einflüssen bestimmt
• zu den wichtigsten gehören Friedrich Hölderlin,
Jean Paul und Heinrich von Kleist
2.1 Friedrich Hölderlin
• 1770 in Lauffen
• 1794/95 Besuch der Uni in Jena
 Bekanntschaft mit Herder,
Goethe und Schiller
• 1796 Hauslehrer, verliebt sich
in die verheiratete Susette
Gontard  Erfahrungen fließen
ein in seinen Briefroman
Hyperion (1799)
• 1806 psychische Probleme
nehmen zu  Einlieferung in
eine Klinik
• 1843 in Tübingen gestorben
2.2 Jean Paul
• 1763 in Wunsiedel als Johann Paul
Friedrich Richter geboren
• Benutzte das Pseudonym Jean Paul aus
Bewunderung für Jean Jaques
Rousseau (“Zurück zur Natur!”)
• Abbruch des Studiums der Theologie
und freier Schriftsteller
• 1795 erscheint Hesperus oder 45
Hundsposttage  größter Erfolg seit
Werther
• typisch in seinen Werken ist das
Bewusstsein von Tod und
Vergänglichkeit
• 1798 Umzug nach Weimar 
distanzierte Beziehung zu Goethe und
Schiller
• 1825 in Bayreuth gestorben
2.3 Heinrich von Kleist
• 1777 in Frankfurt geboren
• 1799 Studium der Mathematik, Physik,
Kulturgeschichte, Latein
• 1800 Studienabbruch
• 1801 berufliche, soziale und
individuelle Problematik + Studium der
Werke von Kant =Lebenskrise: Die
Wahrheit ist in der Welt nicht zu finden
• suchte die absolute Wahrheit und den
Sinn des menschlichen Daseins in der
Welt
• 1811 erschoss er sich zusammen mit
seiner Lebensgefährtin Henriette Vogel
in Berlin
• Bekannteste Werke: Die Marquise von
O., Michael Kohlhaas, Das Käthchen
von Heilbronn, Der zerbrochene Krug
Romantik

(1798-1830)
Wortbedeutung
Der Begriff romantisch bzw. Romantik hat (so wie auch Aufklärung und
Klassik) mehrere Bedeutungen:
1 im 18. Jh.
a) im Roman vorkommend (Romane wurden in den romanischen Volkssprachen
verfasst, nicht im Latein der Gelehrten), wunderbar, phantastisch,
abenteuerlich, erfunden
b) wild-schöne Landschaft und die Empfänglichkeit des Menschen dafür
c) im Gegensatz zu "klassisch": mittelalterlich, neuzeitlich
2 im 19. Jh.
a) Bezeichnung der kunstgeschichtlichen Epoche
b) "Poesie", "poetisch

Die romantische Bewegung hat drei Phasen:


Frühromatik, Hochromantik, Spätromantik
Das 18. Jahrhundert
• rational
• aufgeklärt
• vernünftig
• moralisch
• nutzenorientiert
• Wissenschaft und Welterkenntnis
• Der Mensch war ein tätiger/ handelnder Mensch
• Das Ziel war seine und die gesellschaftliche
Verbesserung
An welche 2 Epochen denkt man
dabei ?
• Aufklärung
• Weimarer Klassik
Wie könnte die nächste Epoche
sein?
• Empfindung / Gefühl
• Irrationalität
• Geheimnis
• Melancholie
• Natur
• Sehnsucht
• Abenteuer
Was ist passiert?
• trotz Klassik keine Verbesserung
• Im Gegenteil: der Gegensatz zwischen
Wunsch und Realität ist gewachsen
 Enttäuschung
Warum Enttäuschung?
Was wissen Sie über das 19. Jahrhundert?
1 Wirtschaft und
Gesellschaft
• Industrialisierung
• Maschinen
• Verstädterung
• Landflucht
• Gewinnstreben
• Verschlechterung der Lebensverhältnisse
• Dominanz der Naturwissenschaften
2 Politisch
• weiter autoritäre Fürsten
• zunehmende Kriege (Napoleon)
• keine Reformen
3 Philosophisch
• rational-idealistischer Mensch achtet nur
auf Nutzen und Moral
• er beherrscht/unterdrückt jedoch seine
Gefühle
Folgen:
• Die Menschen waren desillusioniert nach der
Revolution
• Abwendung von der politischen Szene
• Vollendung konnte nicht mehr in der endlichen
Wirklichkeit erreicht werden, sondern nur in einer
poetisch gestalteten unendlichen Welt
• Enge der realen Verhältnisse vs. Weite der
Fantasie
• nicht der graue Alltag, sondern das bunte Reich
der Fantasie sind darstellenswert
I Frühromantik (1797-1804)
• Vertreter: Wilhelm Wackenroder und Ludwig Tieck
• beide wurden auf einer Wanderung durch Franken zu Betrachtungen
über mittelalterliche Kunst angeregt  italienische Renaissance
• Wackenroder verfasste Herzenergießungen eines kunstliebenden
Klosterbruders (1797)  der Künstler hat das besondere Talent, die
Natur als Sprache Gottes zu verstehen
• das, was er verstanden hat, versucht er durch Kunst auszudrücken
• der Künstler ist ein Vermittler zwischen Gott und Menschen, zwischen
Ideal und Wirklichkeit
• Tieck verfasst unter Wackenroders Einfluss Franz Sternbalds
Wanderungen (1798)  zentrales Thema ist die Kunst, das Motiv:
Wandern, das Ziel: unbestimmt und unerreicht
• in beiden Werken: Bevorzugung des Mittelalters statt der Antike, die
Nähe der Kunst zur Religion, unruhiges Wandern
I Frühromantik (1797-1804)
• Zentrum: erst Berlin, dann Jena
• Kreis um den Philosophen Johann Gottlieb Fichte
• seine Wissenschaftslehre ist eine Weiterentwicklung von Kants
Philosophie
• Thema: Ich (Subjekt) und Nicht-Ich (Objekt)
• dazwischen muss es eine Vermittlung geben
• das ist die Einbildungskraft, das schöpferische Ich, das Grenzen
denkend überwinden kann
• zu dem Jenaer Kreis gehörten auch die Brüder August Wilhelm und
Friedrich Schlegel
• sie gründeten die Zeitschrift Athenäum
• Mitarbeiter: Wackenroder, Tieck, Novalis u.a.
• darin zeigte sich das Experimentieren mit Fragmenten 
charakteristische Form dieser Zeit
 romantische Ironie, romantische Poesie
I Frühromantik (1797-1804)
Novalis (Friedrich von Hardenberg):
Blüthenstaub-Fragmente
• der Leser wird durch die unabgeschlossene Form des Fragments
efordert, den Inhalt nachzuvollziehen und weiter zu gestalten
• sein Roman Heinrich von Ofterdingen ist eine Synthese von Poesie und
Philosophie,
• im Traum erblickt die Hauptfigur Heinrich die Blaue Blume
 das zentrale Motiv der Romantik
• mit August Wilhelm Schlegels Vorlesungen über schöne
Literatur und Kunst (1802-04) klang die erste Phase der Romantik aus
II Hochromantik (1804-1815)
• hatte zwei Zentren: Heidelberg und Berlin
• die Vertreter waren viel konservativer,
volkstümlicher und heimatverbundener als
ihre Vorgänger
• wandten sich der Vergangenheit zu 
geschichtliche Besinnung
Vorbild: die mittelalterliche Einheit und
Geborgenheit der Menschen in ihren Werten und
Traditionen
II Hochromantik (1804-1815)
• große Aufmerksamkeit wurde der
Wiederentdeckung,Sammlung und Überarbeitung
von Volksbüchern, Volksliedern und besonders
Volksmärchen geschenkt
• Interesse an Zeugnissen der Vergangenheit
 Übersetzungen von Weltliteratur (Calderon,
Petrarca, Dante, Shakespeare etc.)
• Vertreter: Clemens Brentano, Achim von
Arnim, Jacob und Wilhelm Grimm,
Wilhelm Hauff
II Hochromantik (1804-1815)
Brentano und von Arnim
Des Knaben Wunderhorn
(1806-08)
Sammlung von alten
deutschen Liedern und
Gedichten, die die beiden
Freunde teilweise
umgedichtet oder ergänzt
hatten
II Hochromantik (1804-1815)
Brüder Grimm:
Kinder- und Hausmärchen
(1812, 1815)

mündliche Überlieferungen,
Schwanksammlungen und
andere Quellen seit dem
Mittelalter waren die
Fundgrube für die Brüder
Grimm
 wurden nach Luthers Bibel zum
meistgedruckten deutschen Buch

“…Wir haben uns bemüht, diese


Märchen so rein als möglich war
aufzufassen (…). Kein Umstand ist
hinzugedichtet oder verschönert oder
abgeändert worden.”
II Hochromantik (1804-1815)
Wilhelm Hauff
Kunstmärchen

unterhaltsame
Gestaltung
orientalischer und
deutscher Sagenstoffe
III Spätromantik (1815-1848)
• Zentren der Spätromantik waren Berlin, Wien, Nürnberg,
Karlsberg (Karlów, Polen) und Heidelberg
• Kennzeichen der spätromantischen Literatur:
-Hervorhebung der Schattenseite der menschlichen Psyche
-Hinwendung zu Religion und Spiritualität
-Sehnsucht nach der “alten (aristokratischen) Ordnung” und
eine Abrechnung mit dem Gedankengut der Aufklärung
• Wichtige Vertreter: E.T.A. Hoffmann (Der Sandmann,
1816), Joseph von Eichendorff (Das Marmorbild, 1818),
Adalbert von Chamisso (Peter Schlemihls wundersame
Geschichte, 1814), Bettina von Arnim (Goethes
Briefwechsel mit einem Kinde, 1835)
4 Die Ziele der Romantik
• den Riss durch die Welt heilen, den die
Aufklärung verursacht hat
• die Flucht aus der grauen, bürgerlichen
Wirklichkeit
• neuer Subjektivismus
5 Merkmale der Romantik
5.1 Mittelalterbegeisterung
• Interesse für Mittelalter statt der Antike
• Fokus auf die traditionelle nationale Volks-
und Kulturtradition (schön, wild, echt,
ursprünglich)
• die Sehnsucht nach einer harmonischen
heilen Welt (Idealisierung des MA)
• Sammlung alter Märchen, Sagen, Lieder,
Volkstänze
5.2 Sehnsuchtsmotiv
• Fernweh/Reiselust: Flucht in Phantasiewelten
• Sehnsucht nach Mythos, Geheimnis,
Dunkelheit
• Bewusstseinserweiterung (Nacht, Traum,
Tod, Jenseits , Unterbewusstsein,
Unheimliches)
• Kindlichkeit als Ideal: Naivität, Einfachheit,
Spontaneität, Ursprung, Unschuld
5.3 Poetisierung der Welt
• die Poetisierung der Welt soll den Riss durch
die Welt (zwischen Wissenschaft und Poesie,
zwischen Verstand/Intellekt und Gefühl,
zwischen Traum und Wirklichkeit) schließen
• durch Phantasie wird der Alltag geheimnisvoll
dargestellt = „poetisiert“
• das vernünftig-rationale Verstehen der Welt
verliert seine Kraft
6 Motive der Romantik
• Sehnsucht  Wandern, Reisen, Fernweh
• Verbundenheit mit der Natur
• die Nacht
• das Unheimliche, Geheimnisvolle
• Verehrung / Idealisierung des deutschen
Mittelalters
• alte Mythen und Märchen
• fantastische, unwirkliche, idyllische Welten
7 Schauplätze der Romantik
• Friedhöfe
• Ruinen
• alte Burgen
• dunkle Wälder
• Höhlen
• Naturlandschaften
8 Symbol der Romantik
Die Blaue Blume • „[…] Was ihn aber mit voller Macht anzog,
war eine hohe lichtblaue Blume, die […] ihn
mit ihren breiten, glänzenden Blättern
berührte. Rund um sie her standen unzählige
- sie steht für unerfüllbare Sehnsucht nach dem Blumen von allen Farben, und der köstliche
Unendlichen, nach Liebe, nach “Weltkraft” Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die
blaue Blume, und betrachtete sie lange mit
unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er
- wurde als erstes von Novalis in seinem sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu
Roman Heinrich von Ofterdingen bewegen und zu verändern anfing; die
verwendet Blätter wurden glänzender und schmiegten
sich an den wachsenden Stengel, die Blume
neigte sich nach ihm zu, und die
Blütenblätter zeigten einen blauen
ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes
Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs
mit der sonderbaren Verwandlung, als ihn
plötzlich die Stimme seiner Mutter weckte
[…]“
Joseph von Eichendorff

SEHNSUCHT
Das Posthorn
Die Laute
Weitere Lexik
• Geselle, der = junger Mann
• schwindelnde Felsenschlüfte = tiefes, enges, in
Felsen eingeschnittenes Tal; steile, hohe Felsen
• Quelle, die = aus der Erde tretendes fließendes
Wasser; Ursprung eines Baches, Flusses
• Kluft, die = Spalte im Gestein; Abgrund; tiefes
Loch
• Laube, die = Gartenhäuschen
• Laute, die= Zupfinstrument mit bauchigem
Resonanzkörper
Aufgaben
1. Welche Adjektive geben in dem Gedicht
die romantische Stimmung wieder?
2. Findet im Gedicht Symbole für:
- Reise/Ferne
- Geheimnisvolles
3. Welcher Teil des Gedichts ist nur eine
Phantasie?
4. Wo kommt im Gedicht die Natur vor?
5. Womit wird in diesem Gedicht Sehnsucht
ausgedrückt?

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