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Mozart,
– Ersteindruck: kleingliedriges Stück, bestehend aus 10 Teilen, die mit Ausnahme des
letzten alle wiederholt werden und je 8 bzw. 16 Takte aufweisen; die
Sonatenhauptsatzform als großflächige, entwicklungshafte Form scheidet damit
bereits als Möglichkeit aus!!
–
– bei etwas näherer Betrachtung zeigt sich, dass alle drei 16-Takter zweiteilig sind,
wobei die zweite Hälfte jeweils eine Variante des vorangehenden 8-Takters bildet
=> das Stück besteht aus 13 Teilen, die folgendes Schema bilden:
ABA‘-C-DED‘-C-ABA‘-C‘-Coda
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=> es handelt sich folglich um eine zusammengesetzte dreiteilige Liedform, wie sie
bei Märschen allgemein üblich ist; diese Form ist hier dadurch modifiziert, dass ein
zusätzlicher 8-taktiger C-Teil eingeschoben ist, der durch seine zweimalige
Wiederkehr einen refrain-ähnlichen Charakter erhält (wenn man den Satz als Rondo
deutet, wäre dieser Teil und nicht der erste 8-Takter als Refrain zu betrachten!); da
dieser Refrain allerdings erst in der Mitte des Stücks zum ersten Mal auftaucht, ist die
Deutung des Satzes als Rondo weniger überzeugend als die als zusammengesetzte
dreiteilige Liedform
– der C-Teil hat außerdem eine Überleitungsfunktion in harmonischer Hinsicht: seine
Tonart A-Dur vermittelt zwischen den a-Moll-Rahmenteilen und dem fis-Moll-
Mittelteil
Detailanalyse:
A (T. 1-8): 4+4 Takte: keine Periode, weil harmonisch offen; Grundtonart: a-Moll (t); das 1-
taktige Kopfmotiv wird dreimal aufwärts sequenziert und einmal wiederholt; der zweite 4-
Takter ist in der Bewegungsrichtung dazu entgegengesetzt und endet auf der Molldominante
(d) e-Moll, nicht E-Dur!! (die Mollterz im vorletzten Takt bewirkt, dass auch der Schlusstakt
als Moll betrachtet wird, obwohl es sich um einen Unisonoklang auf e handelt)
B (T. 9-16): 4+4 T.: wiederum keine Periode, da offen: ein mit T. 5-8 motivisch verwandter
2-Takter in C-Dur (tP) wird einmal wiederholt und dann nach a-Moll sequenziert (offenes
Ende auf der Dominante E-Dur)
A‘ (T. 17-24): 4+4 T.: der zweite 4-Takter endet diesmal geschlossen auf der Tonika a-Moll
(t)
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C (T. 25-32): 4+4 T.: schulmäßige Periode mit Vorder- und Nachsatz; kontrastiert mit dem
Rahmenteil in der Tonart (A-Dur = T), Dynamik (forte) und im Satz (Oktavparallelen), ist
jedoch motivisch mit A und B durch den „Terzzug“ a-h-cis verwandt
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D (T. 33-40): 4+4 T.: keine Periode, da Modulation von der (Dur-)Tonika-Parallele (Tp) fis-
Moll zur (Dur-)Dominantparallele (Dp) cis-Moll (fis => cis analog zu a => e im A-Teil!); die
von Sekundschritten geprägten Drehbewegungen erinnern vor allem an den A-Teil, aber auch
an die Terzzugmotive der anderen Teile; von einer „Durchführung“ oder „Verarbeitung“ des
Materials von A zu sprechen, wäre aber angesichts der syntaktischen und tonalen Stabilität,
Regelmäßigkeit und Kleingliedrigkeit dieses Teils falsch; eher könnte man von
„Fortspinnung“ sprechen
E (T. 41-48): 4+4 T.: Periode in A-Dur; verwandt mit D, aber großräumigere Skalenmelodik
D‘ (T. 49-56): 4+4 T.: zweiter 4-Takter endet diesmal geschlossen in fis-Moll, der
Grundtonart des Mittelteils (analog zu A‘)
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C (T. 57-64): tongetreue Wiederkehr von T. 25-32
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C‘ (T. 89-96): variierte Wiederkehr von C: die Oktaven der Oberstimme werden gebrochen
(Steigerung der Virtuosität)
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insgesamt lässt der Satz somit trotz seiner klaren, marschmäßig starren Gliederung eine
gewisse Entwicklung erkennen, die von Moll nach Dur und von strenger quadratischer Syntax
zu einer freieren Struktur führt; die Bereicherung des Formschemas der „zusammengesetzten
dreiteiligen Liedform“ durch den refrain-ähnlichen Übergangsteil ist sehr selten und originell