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Laura Miggiano 7a

Textanalyse: Sind wir alle Voyeure?

Ernst Sittingers Essey ,, Sind wir alle Voyeure?‘‘, wurde am 11.02.2018 in der Online-
Ausgabe, der Tageszeitung ,,Kleine Zeitung‘‘, veröffentlicht. Darin befasst sich der Autor mit
der Problematik der Schaulust von den Menschen und wie sich das Filmen und
Fotografieren mit Smartphones darauf auswirkt.

Ernst Sittinger erklärt, dass es in letzter Zeit immer öfter zu Problemen an Einsatzorten
kommt. Gaffer filmen mit ihrem Handy ungeniert, während Einsatzkräfte versuchen den
Betroffenen zu versorgen, wenn nicht sogar das Leben zu retten. Genau diese Verhalten
behindert die Einsatzkräfte und gefährdet das Leben von Beteiligten. Der Autor führt auch
an, dass die Videos und Fotos schneller auf den Sozialen Netzwerken seien als das Opfer
im Krankenhaus, da sich die Helfer zuerst durch eine Masse voller Gaffer durchzwängen
müsse, bevor sie Hilfe leisten können.

Betrachtet man den äußeren Aufbau des Textes, so lassen sich eine Überschrift und eine
Zwischenüberschrift erkennen. Die Überschrift besteht aus der Frage ,,Sind wir alle
Voyeure?‘‘, deren Funktion ist, den Menschen zum denken anzuregen. Das Lead besteht
aus zwei Zeilen. Der Text ist in 15 Absätze gegliedert und unterteilt sich nochmals in
Sinnesabschnitte.

Zu Beginn macht der Autor die menschlichen NutzerInnen für Probleme mit dem Gebrauch
von Techniken verantwortlich. Der Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Phänomen
der Schaulust ist das vermehrte Auftreten der Behinderung von Helfenden bei Unfällen durch
Schaulustige, welche die Opfer filmen, statt zu helfen.

Von Zeile 43-54 weist Sittinger auf die Maßnahmen gegen das Gaffen hin und spricht sich
für Deutschland aus, denn in Deutschland gibt es das Anti-Gaffer-Gesetz, das Strafen für
Behinderung von Rettungskräften und für das Filmen von Unfallopfern vorsieht.

Der Autor stellt sich anschließend in Zeile 55-75 die Frage, warum der Mensch gafft.

In Zeile 76-75 führt Sittinger Gründe für voyeuristisches Verhalten vor. Der Voyeurismus ist
ein angeborener Trieb, den die Menschen früher zum Überleben brauchten. Außerdem
verspüren viele Menschen in solchen Situationen die sogenannte ,,Angstlust‘‘, bei der die
Menschen froh sind, nicht selbst vom Unglück betroffen zu sein. Anschließend wird
der ,,bystander effect‘‘ näher erläutert. Es geht darum, dass die Menschen nicht helfen,

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Laura Miggiano 7a

besonders dann, wenn viele andere Menschen dabei sind. In diesem Fall neigen sie dazu
zuzuschauen, statt aktiv einzugreifen. Des Weiteren übt der Autor Kritik der Allgegenwart
von Kameras an, die nur zur Überwachung dienen. Zudem erwähnt Sittinger, dass die
Medien eine Mitverantwortung tragen für solche unschönen Situationen, da sie mit
Sensationsgier spielen.

Nicht zuletzt, spricht sich der Autor abschließend für Mitmenschlichkeit aus und äußert die
Hoffnung, dass die ,,Gaffer‘‘ in Zukunft ihr Verhalten ändern.

Der Autor verwendet in seinem Text das Personalpronomen ,, wir‘‘ und weist so darauf hin,
dass es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt, das alle betreffen kann(,,Sind wir
alle Voyeure?‘‘, Titel). Über Adjektive und Nomen bringt Sittinger eine starke Wertung zum
Ausdruck (,,sensationslüsterne Gaffer‘‘, Z.16; ,,seelenlose Voyeure‘‘, Z.70; ,,übelste
Facetten‘‘, Z.60). Durch Alltagssprache wie z.B.: ,,Gaffer‘‘ (Z.16), ,,glotzdende Massen‘‘
(Z.38-39), versucht der Autor die LeserInnen zu gewinnen. Aber auch Bildungssprachliche
Ausdrücke wie ,,rudimentäre Pietät‘‘ (Z.40) erklären das Phänomen der Schaulust.

Mit Metaphern wie ,,das Leben ist ein Bilderbuch‘‘(Z.160-161), möchte der Autor auf die
Allgegenwart von Bildern hinweisen. Zahlreiche Oxymora ,,Angstlust‘‘(Z.115-
116), ,,interessierte Ignoranz‘‘(Z.136-137), veranschaulicht das Fehlverhalten der
Schaulustigen. Weiters wird die Betonung der starken Neugier der Menschen durch
Alliterationen ,,Nackte Neugier‘‘(Z.60) hervorgehoben. Stilmittel wie eine
Aufzählung ,,Zusammenhalt, Mitgefühl, gegenseitige Hilfe‘‘(Z.208-210), verstärkt die
Forderung nach Solidarität.

Sittinger führt viele Hypotaxen an, die komplexer zu verstehen sind wie z.B.: ,,Bekanntlich ist
meistens nicht die Technik das Problem, sondern ihr Gebrauch durch den Menschen‘‘(Z.1-3)
oder ,,Wenn in deinem Blickfeld etwas Überraschendes passiert, musst du hinsehen, um die
Gefahr zu bewerten‘‘(Z.84-87). Durch zahlreiche rhetorischen Fragen ,, Sind wir ein Volk der
Voyuere? Ist für Anstand niemand mehr zuständig?‘‘(Lead) regt der Autor die LeserInnen zur
Reflexion an.

In diesem Essey übt Sittinger Kritik am Verhalten von Schaulustigen und schafft so ein
Problembewusstsein für das Phänomen der Schaulust. Dieses Aufzeigen von der
Auswirkung von Schaulust, regt zur Reflexion des eigenen Verhaltens an. Abschließend
appelliert der Autor an die Menschen, dieses Verhalten zu ändern.

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