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2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

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2.1 Allgemeines Der Träger der ständig entsprechend dem Stand
der Technik weiterentwickelten Normungsarbeit
Die gesetzliche Grundlage für das Bauen in in Deutschland ist als gemeinnütziger einge-
Deutschland sind die Landesbauordnungen der tragener Verein das DIN (Deutsches Institut für
einzelnen Bundesländer (LBO), die auf der Basis Normung e.V.). Es erarbeitet mit Beteiligung aller
der Musterbauordnung (MBO) des Bundes erlas- Betroffenen die deutschen DIN-Normen. Sie
sen wurden. Sie gelten für bauliche Anlagen ins- dienen (z. B. als Baustoffnormen) als Verstän-
gesamt aber auch für Bauprodukte, Baustoffe digungsgrundlage und für den „Regelfall“ als
und Bauteile mit dem Ziel, auch die Bauprodukte Empfehlung für eine einwandfreie technische
den Anforderungen der Bauordnungen zu unter- Ausführung von Bauleistungen (Ausführungs-
werfen. normen). Wichtige Ausführungsnormen für das
Für die Ausführung moderner Bauwerke ist das Bauwesen sind zusammengefasst in der „Verga-
Zusammenwirken einer oft großen Anzahl ver- be- und Vertragsordnung für Bauleistungen“
schiedener spezialisierter Unternehmen und Lie- (VOB), Teil C.
feranten erforderlich. Die unterschiedlichsten Mit den DIN-Normen kann zum Zeitpunkt ihres
Bauteile und Bauteilgruppen müssen kombinier- Erscheinens der gebräuchliche, jedoch juristisch
bar sein. nicht definierte Begriff der „Anerkannten Regeln
Mit dem Zusammenwachsen der Wirtschaftssys- der Baukunst oder auch Bautechnik“ beschrieben
teme ist über den nationalen Rahmen hinaus die werden.
Festlegung von Qualitätsbegriffen und Ausfüh-
rungskriterien unabdingbar. Maßsysteme und Zustandekommen und Bezeichnungen
die Koordinierung von Maßen sowie produk- von Normen
tions- oder ausführungsbedingte unvermeidli- E DIN Grundsätzlich darf jedermann einen
che Maßabweichungen werden daher zuneh- Normungsantrag stellen. Nach Prüfung
mend nicht nur innerhalb der einzelnen Staaten, durch spezielle Normungsausschüsse
sondern auch innerhalb Europas und internatio- kann daraus ein Normentwurf erarbei-
nal definiert. In Europa werden die national gülti- tet werden, der als Entwurf („Gelb-
gen Normen zunehmend durch EU-Normungen druck“) der Öffentlichkeit zur Stellung-
ersetzt. nahme vorgelegt wird (E DIN …).
Einen monatlich aktualisierten Stand der gelten- DIN Nach Klärung von Einsprüchen, der
den internationalen, europäischen und deut- Einarbeitung von Änderungsvorschlä-
schen Normen, Normentwürfe und darüber hin- gen und schließlicher Übereinkunft
ausgehender anderer technischen Regeln, der Beteiligten kann eine neue Norm
Rechts- und Verwaltungsvorschriften einschl. der als DIN … in das allgemeine Normen-
EU-Richtlinien stellt das Deutsche Institut für werk aufgenommen werden.
Normung e.V. (DIN) mit der Datenbank PERI- DIN-Bbl. DIN-Normen können durch „Beiblät-
NORM zur Verfügung. ter“ ergänzt werden, in denen Erläute-
rungen, Beispiele, Anwendungshilfs-
mittel usw. enthalten sind (DIN …, Bbl.
2.2 Normen …). Beiblätter mit eigenem Ausgabe-
datum gehören nicht zwingend zu ei-
2.2.1 Deutsche Normung ner Ausgabe einer Norm hinzu.
Wie auch auf anderen Wirtschaftsgebieten hat DIN V Eine „Vornorm“ (DIN V…) ist in Aus-
sich im Bauwesen in Übereinkunft der betroffe- nahmefällen das Ergebnis einer Nor-
nen Hersteller, des Handels, der Verarbeiter, der mungsarbeit, die z. B. wegen be-
Verbraucher usw. seit mehr als 80 Jahren in de- stimmter Vorbehalte zum Inhalt vor-
mokratischer Selbstverwaltung die technische erst nicht als Norm herausgegeben
Normung entwickelt. werden kann. Mit der Anwendung ei-

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1,


DOI 10.1007/978-3-8348-2565-0_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
22 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

ner Vornorm sollen notwendige Er- Regel der Bautechnik“. Diese sind basierend auf
fahrungen als Grundlage zur Erstel- mehreren Gerichtsurteilen folgendermaßen defi-
lung einer regulären Norm gesammelt niert:
werden. Sie gilt nicht als eingeführter Ɣ Richtige Lösungen für die Planung und Aus-
2 Teil des Deutschen Normenwerkes. führung einer bautechnischen Aufgabe, die
DIN EN Europäische Norm, die in das Deut- dem jeweiligen neuesten Entwicklungsstand
sche Normenwerk übernommen ist (s. der Bautechnik entsprechen und allgemein
Abschn. 2.2.2). als richtig anerkannt sind.
DIN SPEC Eine DIN SPEC stellt keine eigentliche Ɣ Die Lösungen müssen zudem theoretisch
Norm dar, sondern eine sog. Spezifika- richtig, d. h. von der Bauwissenschaft über-
tion. Im Gegensatz zu einer Norm, de- prüft und anerkannt sein und sich darüber hi-
ren Erstellung häufig umfangreich naus in den Baupraxis bewährt haben.
und langwierig ist, mit dem Ziel, einen
Konsens aller betroffenen Parteien zu Das bedeutet, dass die bloße Anwendung von
erzielen und alle Gegenargumente bestimmten Ausführungsarten ohne gesicherte
auszuräumen, können nicht zwingend wissenschaftliche Begründung ebenso wenig
konsensorientiert erstellte Spezifika- ausreicht wie die theoretisch-wissenschaftliche
tionen wesentlich schneller heraus- Anerkennung einer Lösung ohne Bewährung in
egeben, erprobt und angewandt der Praxis.
werden. Die Anwendung von Normen Beachtet werden muss andererseits, dass für die
und Spezifikationen ist freiwillig. Aus- Ausführung einer Bauleistung oder eines Bau-
genommen hiervon sind lediglich Nor- werkes die genaue Erfüllung bestimmter, für den
men, die als bauaufsichtlich einge- „Regelfall“ entwickelter Normen nicht allein ein
führte Technische Baubestimmungen einwandfreies Ergebnis garantieren kann. So-
zu beachten sind. wohl Planer als auch Bauausführende haben in
eigener Verantwortung zu überprüfen, ob im
Zur Arbeitserleichterung gibt es ferner „Über- Einzelfall sogar Abweichungen von Festsetzun-
sichtsnormen“, in denen unter einer eigenen gen der Normen geboten sein können.
DIN-Nummer verschiedene einschlägige DIN-
Normen (ohne Änderungen oder Zusätze) zu-
sammengefasst sind. 2.2.2 Europäische Normung
Normen sind keine rechtsverbindlich bindenden Als gemeinsame europäische Normungsinstitu-
Bestimmungen, Gesetze oder Verordnungen, tion wurde das Europäische Komitee für Nor-
und ihre Anwendung ist grundsätzlich freige- mung (CEN = Comité Européen de Normali-
stellt. Sie entstehen auch unter Mitwirkung von sation) mit Sitz in Brüssel gegründet. Seine
Branchen, Unternehmungen und interessierten Mitglieder sind die nationalen Normungs-
Kreisen, die jeweils ihre Standpunkte vertreten organisationen der EU- und EFTA-Staaten. Die
und eine gewisse Einflussnahme auf das Markt- Normungsorganisationen der diesen Verbänden
geschehen anstreben. Bei Streitigkeiten werden noch nicht angegliederten mittel- und osteuro-
DIN-Normen jedoch weitgehend als Beurtei- päischen Staaten werden vom CEN anerkannt
lungsmaßstab herangezogen. Denjenigen, der und haben Beobachterstatus. Deutsches Mit-
eine Abweichung von einer Norm zu vertreten glied im CEN ist das DIN (Deutsches Institut für
hat, trifft in solch einem Fall in besonderem Maße Normung e.V.).
die Beweislastpflicht.
Aufgabe des CEN ist es, die bestehenden natio-
Allgemein anerkannte Regeln der Bautechnik: nalen Normungen zu harmonisieren und lang-
Bestimmte grundlegende Normen sowie Regeln fristig ein europäisches Normenwerk zu schaffen.
und bauaufsichtliche Richtlinien aus den Berei- Die bereits geschaffenen Europäischen Normen
chen Baurecht und Anlagensicherheit werden (EN) sind das Ergebnis recht komplizierter Bera-
von den Behörden der Bundesländer als Techni- tungs- und Beschlussvorgänge, auf die hier nicht
sche Baubestimmungen „bauaufsichtlich einge- besonders eingegangen werden kann.
führt“. (s. Musterlisten der technischen Baube- Entsprechend den unterschiedlichen geographi-
stimmungen, Teil I bis III des DIBt – Dt. Institut für schen, klimatischen und lebensgewohnheitli-
Bautechnik; www.dibt.de) In diesem Fall sind sie chen Bedingungen sowie unterschiedlichen
verbindlich und gelten als „Allgemein anerkannte Schutzniveaus in den einzelnen Mitgliederlän-
2.2 Normen 23

dern können europäische Normen verschiedene Ɣ Geotechnik, Gründungen und für Bauten in
Anforderungsstufen oder -klassen enthalten. Erdbebengebieten.
Bei der europäischen Normung wurden von der
Europäischen Kommission verschiedene Katego- Für den Bereich Stahlbau ist z. B. der Eurocode 3
rien festgelegt: – Teil 1-1 erschienen: „Bemessung und Konstruk- 2
tion von Stahlbauten; Allgemeine Bemessungs-
A-Normen betreffen Entwurf, Bemessung und regeln und Regeln für den Hochbau“; dieser ist
Ausführung von Bauwerken oder Bauteilen (Last- als DIN EN 1993-1-1 in das Deutsche Normen-
annahmen, Bemessungen, Berechnungs- und werk übernommen worden. Für diesen Eurocode
Planungsvorschriften). Hierzu zählen die soge- sind noch weitere Teile sowie nationale Anhänge
nannten „Eurocodes“ (s. u.). über Feuerwiderstand sowie für spezielle Bauten
zu berücksichtigen.
B-Normen legen Produkteigenschaften fest.
Bh-Normen („horizontale Normen“) sind zwi- 2.2.3 Internationale Normung
schen A- und B-Normen eingestuft. Sie gelten für ISO-Normen. Mit Sitz in Genf wurde 1947 die In-
ganze Produktfamilien und regeln z. B. Messver- ternationale Organisation für Standardisierung
fahren oder bestimmte Produkteigenschaften. (ISO) gegründet mit dem Ziel, die Normung welt-
EN-Normen. Ähnlich wie bei den deutschen weit zu fördern und um dadurch weltweit die
Normen wird bei der europäischen Normung wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Aus-
nach dem Bearbeitungsstand unterschieden: tausch von Waren und Dienstleistungen zu er-
prEN Europäischer Norm-Entwurf (pr = Projekt leichtern. In dieser Organisation arbeiten ca. 150
EN) nationale Normungsgremien bzw. Länder zu-
sammen. Deutsches Mitglied in der ISO ist das
EN Europäische Norm DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.). Von
hEN Harmonisierte europäische Norm der ISO wurden seither auf vielen Gebieten zahl-
prENV Europäischer Vornorm-Entwurf reiche Normen und Normentwürfe erarbeitet.
ENV Europäische Vornorm, ersetzt durch Diese internationalen Normen sind teilweise in
Technische Spezifikation das Deutsche Normenwerk übernommen wor-
den (DIN ISO…).
Europäische Normen (EN) müssen nach be-
stimmten Fristen von den CEN-Mitgliedern in die Qualitätssicherungssysteme. Mit dem Ziel ei-
nationale Normung übernommen werden. Sie ner weltweiten internationalen Qualitätssiche-
werden nicht als solche veröffentlicht, sondern rung wurde die Reihe der teilweise nicht mehr
erscheinen im Deutschen Normenwerk unter gültigen ISO-Normen 9000–9004 geschaffen. In
DIN EN mit derselben Zählnummer, die auch die den folgenden Normen werden als Vorausset-
Europäische Norm hat (z. B. EN 196-4 = DIN EN zung für eine „Zertifizierung“ (d. h. für den Nach-
196-4). Sie erlangen mit ihrer Veröffentlichung weis eines Qualitätssicherungssystems) die fol-
Verbindlichkeit auf nationaler Ebene. genden QS- Nachweisstufen festgelegt:
Europäische Vornormen (ENV) können für maxi- Ɣ DIN ISO 9001: 2008 Qualitätsmanagementsys-
mal 3 Jahre probeweise angewendet werden, tem zur Sicherung von Qualitätsanforderun-
und parallel zu entgegenstehenden nationalen gen in allen Phasen
Normen beibehalten werden. Eine als technische Ɣ DIN ISO 9004: 2009 Leiten und Lenken für den
Baubestimmung eingeführte europäische Norm nachhaltigen Erfolg einer Organisation (TQM
gilt als „Allgemein anerkannte Regel der Technik“ – Total Quality Management)
auf nationaler Ebene.
Eurocodes (EC). Entsprechend der Kategorie der Für die weltweite Vereinheitlichung auf dem Gebiet der
Elektrotechnik arbeitet die Internationale Elektrotechni-
A-Normen werden vom CEN zunächst neun Eu- sche Kommission (IEC) mit Sitz in Genf.
rocodes mit jeweils mehreren Teilen erarbeitet:
Für die Definition allgemeiner Einwirkungen, den Die Zertifizierung wird durch anerkannte, akkre-
Entwurf, die Berechnung und die Bemessung ditierte Stellen zuerkannt. Mit dem Zertifikat wird
von Bauwerken aus einem Unternehmen oder einem Teilbereich ei-
Ɣ Beton, Stahl, Verbundbauweisen, Holz, Mauer- nes Unternehmens auf Grund einer vertraglichen
werk, Aluminium sowie für Regelung die „Qualitätsfähigkeit“ bestätigt.
24 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Mit der Zertifizierung wird allerdings nichts über produktengesetzes entsprechen. Die Landes-
die tatsächliche Qualität eines Produktes ausge- bauordnungen unterscheiden zwischen geregel-
sagt, sondern lediglich bestätigt, dass eine Ver- ten, nicht geregelten und sonstigen Bauproduk-
pflichtung zur Einhaltung bestimmter betriebsei- ten, die in Bauregellisten Teil A, B und C aufge-
2 gener Qualitätsansprüche besteht1). führt sind. Bauregellisten enthalten:
Ɣ Bezeichnung des Bauproduktes bzw. der Bau-
2.2.4 Bauprodukte art
Ɣ Technischen Regeln für das Bauprodukt bzw.
Der nationalen Umsetzung der EU-Bauproduk-
die Bauart
tenrichtlinie (1988) diente bis 1.7.2013 das Bau-
produktengesetz (BauPG v. 10.8.1992/28.4.1998). Ɣ Erforderlichen Übereinstimmungsnachweis
(Ü-Zeichen)
Die EU-Richtlinie 89/106/EWG wurde 2013 durch
die Verordnung (EU) Nr. 305/2011 (Bauproduk- Ɣ Notwendigen Verwendbarkeits- bzw. An-
tenverordnung – BauPVO) „zur Festlegung har- wendbarkeitsnachweis (z. B. allg. bauaufsicht-
monisierter Bedingungen für die Vermarktung von liches Prüfzeugnis oder allg. bauaufsichtliche
Bauprodukten und zur Aufhebung der Richtlinie Zulassung (AbZ))
89/106/EWG des Rates“ abgelöst. In der Folge Ɣ Bei nicht geregelten Bauprodukten bzw. Bau-
wurde das deutsche Bauproduktengesetz in arten das anerkannte Prüfverfahren
12/2012 an die neue EU-Bauproduktenverord-
Die Bauregelliste A Teil 1 enthält für geregelte Pro-
nung angepasst.
dukte in tabellarischen Aufstellungen die techni-
Diese gesetzlichen Grundlagen sowie die auf Ba- schen Regeln, die erforderlichen Übereinstim-
sis der Musterbauordnung (MBO 11/2002 bzw. mungs- und ggf. Verwendbarkeitsnachweise, die
09/2012) seit 1994 novellierten Landesbauord- zur Erfüllung der bauaufsichtlichen Anforderun-
nungen sichern die nationale Umsetzung des gen nötig sind (Technische Baubestimmungen).
EU-Rechtes. Sie regeln den freien Warenverkehr
Übereinstimmungs- und Verwendbarkeitsnach-
mit Bauprodukten innerhalb der Europäischen
weise können sein: Übereinstimmungserklärun-
Union durch Abbau von Handelshemmnissen in-
gen des Herstellers (ggf. nach vorheriger Prüfung
folge unterschiedlicher technischer Vorschriften,
des Bauproduktes durch eine anerkannte Prüf-
Normen, Zulassungen usw.
stelle), Übereinstimmungszertifikat einer aner-
Produkte, die mit den „harmonisierten“ europäi- kannten Prüfstelle, die allgemeine bauaufsichtli-
schen Normen bzw. Zulassungen übereinstim- che Zulassung (AbZ) oder ein bauaufsichtliches
men und damit einem geregelten Mindestsicher- Prüfzeugnis.
heitsstandard entsprechen, werden durch das
Ɣ Geregelte Produkte sind Bauprodukte, für die
„Europäische Konformitätszeichen“ (CE) kennt-
in einer Bauregelliste die technischen Regeln
lich gemacht. Das CE-Zeichen ist zwingend vor-
bekannt gemacht sind (z. B. DIN-Normen,
geschrieben, wird auf längere Sicht teilweise
VDE- bzw. VDI-Regelungen u. A.) und die da-
noch gültige Gütekennzeichen wie das VDE-
von nicht wesentlich abweichen. Die veröf-
oder GS-Zeichen ersetzen.
fentlichten Regeln gelten dabei als „Allgemein
Nach Artikel 4 der BauPVO ist es (vorbehaltlich anerkannte Regeln der Technik“. Für Baupro-
möglicher Ausnahmen und Befreiungen) nur dukte, die diesen Regeln entsprechen, gilt die
dann gestattet, ein Bauprodukt in den Verkehr zu Verwendbarkeit als nachgewiesen.
bringen, wenn es mit dem CE-Zeichen gekenn-
zeichnet ist. In Teil 2 der Bauregelliste A werden nicht geregel-
te Bauprodukte (für die Sicherheit baulicher An-
Bauregellisten lagen untergeordnete Bauprodukte) und in Teil 3
nicht geregelte Bauarten aufgeführt.
Nach den Landesbauordnungen dürfen Baupro-
Ɣ Nicht geregelte Produkte sind Bauprodukte, für
dukte und Bauarten (Zusammenfügung von Bau-
die es keine allgemein anerkannten Regeln
produkten zu baulichen Anlagen) nur eingesetzt
gibt bzw. die von den bekanntgegebenen Re-
werden, wenn sie den Anforderungen des Bau-
geln der Bauregelliste erheblich abweichen.
Für diese Produkte muss die Verwendbarkeit
1) Eine Zertifizierung ist bei Nachweis eines nach DIN EN ISO entsprechend den Bauordnungen der Länder
9001 ff. vorhandenen Qualitätsmanagement-Systems nachgewiesen werden. Dies geschieht durch
(QMS) auch für Architektur- und Ingenieurbüros möglich. Prüfung und allgemeine bauaufsichtliche Zu-
2.3 Maßordnung nach DIN 4172 25

Tabelle 2.1 Übersicht: Bauprodukte, Verwendbarkeitsnachweis, Übereinstimmungsnachweis


Bauprodukte Verwendbarkeitsnachweis Übereinstimmungsnachweis
Geregelte Bauprodukte Ausführung nach DIN-Norm
= Bauprodukte, die den technischen
Regeln der Bauregelliste A, Teil 1
Feststellung der Übereinstimmung
mit den technischen Regeln nach der
Nachweis der Übereinstimmung
durch Kennzeichnung mit dem Über-
2
entsprechen. Bauregelliste A, Teil 1 einstimmungszeichen (Ü-Zeichen)
Nichtgeregelte Bauprodukte Verwendung von geprüften Baupro-
dukten
= Bauprodukte, die von den techni- Feststellung der Übereinstimmung Nachweis der Übereinstimmung mit
schen Regeln der Bauregelliste A, mit Ɣ allgem. bauaufs. Zulassung
Teil 1 wesentlich abweichen oder für Ɣ allgem. bauaufs. Zulassung Ɣ allgem. bauaufs. Prüfzeugnis
die es allgemein anerkannte Regeln Ɣ allgem. bauaufs. Prüfzeugnis Ɣ Zustimmung im Einzelfall durch
der Technik nicht gibt. Ɣ Zustimmung im Einzelfall Kennzeichnung mit dem Überein-
stimmungszeichen (Ü-Zeichen)
Sonstige Bauprodukte Ausführung nach den allgemein
anerkannten Regeln der Technik
= Bauprodukte, für die es allgemein Kein Verwendbarkeitsnachweis Kein Übereinstimmungsnachweis
anerkannte Regeln der Technik zwar erforderlich erforderlich
gibt, die jedoch in die Bauregelliste
A, nicht aufgenommen sind.
Bauprodukte nach Liste C
= Bauprodukte, die für die Erfüllung Kein Verwendbarkeitsnachweis Kein Übereinstimmungsnachweis
öffentlich-rechtlicher Anforderun- erforderlich erforderlich
gen von untergeordneter Bedeu-
tung sind.

lassung (Deutsches Institut für Bautechnik 2.3 Maßordnung nach DIN 4172
(DIBt), Berlin) oder durch eine Zustimmung im
Einzelfall (Oberste Bauaufsichtsbehörde des Seit langer Zeit bildeten die Abmessungen von
jeweiligen Bundeslandes). Ziegeln als einem der ältesten Baumaterialien die
In die Bauregelliste B sollen geregelte Produkte Grundlage für die Vereinheitlichung von Bau-
aufgenommen werden, die weiteren Europäi- maßen.
schen Richtlinien entsprechen und die eine CE- Das Breitenmaß von Ziegeln betrug überall ent-
Kennzeichnung tragen. sprechend dem Greifmaß der Hand regional un-
Die Bauregelliste C enthält Produkte, für die es we- terschiedlich etwa 10 bis 15 cm. Somit ergaben
der technische Baubestimmungen noch allgemein sich unter der Berücksichtigung der erforderli-
anerkannte Regeln der Technik gibt und die bauauf- chen Mörtelfugen beim Vermauern ungeteilter
sichtlich von untergeordneter Bedeutung sind. Steine bestimmte Maßsprünge für die Abmes-
Bei der Verwendung aller Bauprodukte trifft im sungen von Wanddicken, Pfeilerbreiten, Mauer-
Übrigen den Hersteller und ggf. auch den Teileher- öffnungen usw.
steller das Produkthaftungs-Gesetz. Kann der Her- Nach Einführung des metrischen Systems fand
steller nicht festgestellt werden, kann auch der Lie- der Vorschlag, das „Achtelmeter“ (am) = 12,5 cm
ferant haftbar gemacht werden. zur Grundlage einheitlicher Steinmaße zu ma-
Darüber hinaus wurde seit Nov. 2003 herstellerseitig zur Verein- chen, rasche Verbreitung und führte zu einer der
fachung und Beschleunigung der Normierungsverfahren zu- frühesten Normen im Bauwesen, der „Maßord-
sätzlich ein mittlerweile nicht mehr gültiges weiteres Klassifika- nung im Hochbau“, DIN 4172 von 1955. Sie wird
tionssystem für Baustoffe (PAS 1026 = Publicly Available Speci-
fication) als Vorstufe zur DIN-Normung als Basis für den
bis heute vor allem bei gemauerten Bauwerken
elektronischen Austausch von Produktinformationen einge- angewendet und bildet auch derzeit noch die
führt. Es stellte eine freiwillige Übereinkunft unter den Verfas- Grundlage für Abmessungen vieler Bauelemente
sern dar, ohne den verbindlichen Status einer DIN zu haben. und Ausbauteile (s. a. Abschn. 14.2.5).
Nachfolger der PAS sind die ab 2009 eingeführten DIN SPEC
(Spezifikationen = Entwicklungsbegleitende Normung). Die Maßverhältnisse von Ziegeln, Kalksandstei-
Gültige PAS werden bis zur Zurückziehung beibehalten. nen o. ä. künstlichen Bausteinen (s. Abschn. 6.2.2)
26 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Tabelle 2.4 Dickenmaße gemauerter Wände


l
f2 cm Steinlänge Mauerstein NF Achtelmeter
(DIN 105, 106, 398, 771) (am)
11,5 1/2 Stein dicke Wand 1er Wand
2 f1 17,5 – 1 1/2er Wand
h 24 1 Stein dicke Wand 2er Wand
s 30 – 2 1/2er Wand
f2
36,5 1 1/2 Stein dicke Wand 3er Wand
b

2.2 Maßverhältnisse beim Mauerziegel nach DIN 105


bzw. DIN EN 771-1 und KS nach DIN EN 771-2 Tabelle 2.5 Wanddicken
f 1 = horizontale Lagerfuge
f 2 = vertikale Stoßfuge Wanddicken mit Verwendung des Mauerziegels DF nach
l = Länge DIN EN 771 mit den Abmessungen 240 × 115 × 52 mm
b = Breite
h = Steinhöhe
s = Schichthöhe (Steinhöhe einschl. einer Lagerfuge)
23,8

23,8

23,8

23,8
15,5

17,5

11,3
7,1

5,2

Wanddicken mit Verwendung des Mauerziegels NF nach


2.3 Gegenseitige Abhängigkeit der Ziegel-Höhenmaße. DIN EN 771 mit den Abmessungen 240 × 115 × 71 mm
Auf 1 m Höhe gehen 16 Schichten DF oder 12
Schichten NF

unter Berücksichtigung der erforderlichen Mör-


telfugen zeigt Bild 2.2.
Dementsprechend sind als Nennmaße (Bauteil-
maße ohne Fugen) festgelegt:
Ɣ Länge bzw. Breite: 115, 175, 240, 300, 365, 490
mm
Ɣ Höhe: 52 mm (DF, „Dünnformat“), 71 mm (NF,
„Normalformat“), 113 mm (2 DF), 238 mm Vollmauerwerk 30 cm und 36,5 cm dick aus Mauersteinen
NF nach DIN EN 771
Diese Maße sind wie folgt errechnet:

Beispiel Baurichtmaß – Fuge = Nennmaß


Steinlänge 25 cm – 1 cm = 24 cm
Steinbreite 25/2 cm – 1 cm = 11,5 cm
Steinhöhe (NF) 25/3 cm – 1,23 cm = 7,1 cm
(12 Schichten je m)
Steinhöhe (DF) 25/4 cm – 1,05 cm = 5,2 cm
(16 Schichten je m)

Die gegenseitige Abhängigkeit der Höhenmaße


zeigt Bild 2.3
Mauerdicken können ausgedrückt werden in
Steinlängen oder Achtelmeter (am) (Tab. 2.4 und
2.5).
Beim Vermaßen von Bauwerken nach DIN 4172
muss bei den Einzelmaßen (Baurichtmaße = the-
2.4 Maßordnung nach DIN 18 202 27

Tabelle 2.6 Maße in cm nach DIN 4172 2.4 Maßordnung nach DIN 18 202
Baugesamtmaße, Bauvorsprünge, Rauminnen-
Wanddicken, freie Mauerenden maße, Modulordnung1). Vielfach erfolgen Festlegun-
Pfeiler (A) (V) Öffnungen (Ö) gen von Maßsystemen heute noch nach der im
11,5 12,5 13,5 Juni 2008 zurückgezogenen DIN 18 000, deren 2
24 25 26 wesentliche Grundlagen in die neue DIN 18 202
36,5 37,5 38,5 (s. Abschn. 2.5) übernommen wurden.
49 50 51
61,5 62,5 63,5 Im Skelettbausystemen und Bauweisen mit vor-
74 75 76 gefertigten Bausystemen erweist sich die An-
86,5 87,5 88,5 wendung der Regelungen der nicht mehr gülti-
99 100 101 gen DIN 18 000 zur Koordination unterschiedli-
111,5 112,5 113,5 cher Bauelemente nach wie vor als sinnvoll.
124 125 126
  
1) Modulordnung. Für Bauwerke, bei denen die hand-
werkliche Bauausführung, z. B. von Maurerarbeiten, eine
untergeordnete Bedeutung hat, ist die international
üblichere Maßkoordination auf der Basis des Dezimal-
systems sinnvoll. Insbesondere bei Verwendung vorge-
fertigter Bauteile sind eindeutig definierte Maßordnungen
und die Begrenzung von Maßabweichungen unerlässlich.
Seit langem wird daher auch auf internationalen Ebenen
eine entsprechende Normung angestrebt. Zahlreiche An-
sätze zur Klärung von Grundbegriffen, Anwendungsgrund-
lagen, zeichnerischer Darstellung usw. wurden gemacht,
doch stehen verbindliche Festlegungen noch aus, obwohl
sie im Hinblick auf den europäischen Gemeinsamen Markt
sicher dringend erforderlich wären.
Vielfach erfolgen Festlegungen von Maßsystemen heute
2.7 Bauwerksabmessungen nach DIN 4172 noch nach der im Juni 2008 zurückgezogenen DIN 18 000,
Außenmaß A = n · 12,5 – 1, Rohbaumaß in cm deren wesentliche Grundlagen in die neue DIN 18 202
(Wanddicken, Pfeiler, Außenmaße) übernommen wurden. Mit der bis Juni 2008 gültigen DIN
Öffnungsmaße Ö = n · 12,5 + 1, Rohbaumaß in cm 18 000 „Modulordnung im Bauwesen“ werden als Hilfsmit-
(Öffnungen, Wandnischen, Rauminnenmaße) tel zur Abstimmung von Maßen rechtwinklig im Raum auf-
Vorsprungmaß V = n · 12,5, Rohbaumaß in cm einander stehende Bezugsebenen als Koordinationssys-
(Pfeilervorlagen, freie Mauerenden) teme festgelegt.
Sie haben in der Regel untereinander Abstände („Koordi-
nationsmaße“) von einem Vielfachen des Grundmoduls
M = 100 mm.
oretische Maße von Bauteilen einschl. ihrer Fu- Neben dem Grundmodul M gibt es als ausgewählte Viel-
gen) jeweils das Fugenmaß von 1 cm für die fache davon die Multimoduln 3 M = 300 mm, 6 M = 600 m,
Stoßfugen bzw. 1,2 cm für die Lagerfugen zwi- 12 M = 1200 mm.
Die Koordinationsmaße sollen aus den Modulen bzw. Mul-
schen den Steinen berücksichtigt werden. timodulen in begrenzten Folgen mit als Vorzugsmaßzahlen
Es ergeben sich dabei für Außen- bzw. Bauge- gebildet werden: 1, 2, 3 bis 30 x M, 1, 2, 3 bis 30 x 3 M, 1,
samtmaße, Pfeiler und Wanddicken (A = Außen- 2, 3 bis 30 x 6 M, 1, 2, 3 bis 30 x 12 M.
maß), für Bauvorsprünge und freie Mauerenden Vorzugsweise sollen hierbei die Möglichkeiten der Vorzugs-
maße der Reihe 12 M (1,2 m, 2,4 m, 3,6 m, 4,8 m usw.) ver-
(V = Vorsprungsmaß) und für Rauminnenmaße wendet werden. Sind diese Maßsprünge zu groß, verwen-
und Öffnungen (Ö = Öffnungsmaß) die in Tabelle det man die Maße der Reihe 6 M (0,6 m, 1,2 m, 1,8 m, 2,4 m
2.6 aufgeführten typischen Maßreihen. usw.) oder der Reihe 3 M (0,3 m, 0,6 m, 0,9 m, 1,2 m usw.).
Ein schematisiertes Beispiel für Bauwerksabmes- Weiterhin können Dezimetermaße Anwendung finden.
Als Ergänzungsmaße für notwendige Maße, die kleiner sind
sungen im Mauerwerksbau zeigt Bild 2.7 als M, sind ferner festgelegt: 25, 50 und 75 mm. Damit soll
jeweils auf volle M-Werte ergänzt werden.
Koordinationsräume. In Weiterführung der in Planungen
vielfach üblichen Grundriss-Koordinationsraster werden
durch die Regelungen der ehem. DIN 18 000 dreidimen-
sionale Koordinationsräume gebildet.
Dabei können das ganze Bauwerk, Bauteile oder Räume
maßlich in verschiedener Weise auf die Koordinationssys-
teme bezogen sein.
28 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

2.8 Bezugsarten im Koordinierungssystem nach DIN 18202

Rohbau- und Ausbauraster. Vielfach ist es Unterschieden werden (Bild 2.8):


sinnvoll, dass das Konstruktionsraster (Rohbau- Ɣ Grenzbezug. Das Maß wird auf die äußere Be-
raster) und das Ausbauraster nicht zusammen- grenzung eines Bauwerks, Bauteils oder Raumes
fallen. Sie können möglichst um ein modulares bezogen.
Maß gegeneinander versetzt angeordnet wer-
Ɣ Achsbezug. Die Bauteilachse eines Bauwerks,
den. Hierdurch kann erreicht werden, dass z. B.
Bauteils oder Raumes bildet den Maßbezug.
großformatige Stützenquerschnitte nicht inner-
halb von Außen- und Innenwänden angeordnet Ɣ Randlage. Bauwerk, Bauteil oder Raum schließen
sind. mit ihrer äußeren Begrenzung (z. B. an die Koordi-
nationsachse) an.
Die in der Modulordnung enthaltenen Festle-
gungen zum Bezug (maßlicher Bezug von Bautei- Ɣ Mittellage. Bauwerk, Bauteil oder Raum werden
len untereinander, Definition von Bezugspunk- mittig (z. B. zwischen zwei Koordinationsachsen)
ten) wurden als wesentliche Grundlage in die ausgerichtet.
neue DIN 18 202 übernommen, da hierauf das
Prinzip der nennmaß- bzw. messpunktabhängi-
gen Abweichung beruht. 2.5 Toleranzen
Bezugsarten Geringfügige Abweichungen von den bei der
Die Lage von Bauwerken, Bauteilen und Räumen Planung festgelegten Längen-, Höhen- usw. so-
wird mit einer festgelegten Bezugsart dem Koor- wie von Winkelmaßen müssen ebenso wie klei-
dinierungssystem zugeordnet. Vor der Bauaus- nere Unebenheiten nicht unbedingt Einschrän-
führung sind die notwendigen Bezugsarten und kungen für die Funktion oder Gestaltung von
-punkte festzulegen. Zur Vermeidung bezugsbe- Bauteilen oder ganzen Bauwerken bedeuten.
dingter Messfehler soll bei der Ausführung und Von Bauleistungen, die in handwerklicher Einzel-
bei der Prüfung von Maßen vom gleichen Mess- leistung bei unterschiedlichsten Witterungsbe-
bezug ausgegangen werden. dingungen als Prototyp hergestellt werden, kann
2.5 Toleranzen 29

nicht dieselbe Exaktheit und Fehlerfreiheit er-


wartet werden, wie diese von industriell herge-
stellten Gebrauchsgütern erwartet wird.
In welchem Umfang derartige Abweichungen
von den Nennmaßen (Sollmaßen) durch unver- 2
meidliche Ungenauigkeiten beim Messen, bei
der Fertigung und bei der Montage akzeptiert
werden können, bedarf für jede Baumaßnahme
der vorherigen Definition. Es sind hierfür in DIN
18 202 Grundsätze und Toleranzmaße für Bau-
werke und Bauteile festgelegt. Diese Festlegun-
gen lassen teilweise sehr großzügige Abwei-
chungen zu, da das Ziel der DIN nicht die Si- 2.9 Maßabweichung, Grenzabweichung
cherstellung optischer Akzeptanz, sondern die
Sicherstellung der Funktionalität und Passgenau-
igkeit (funktionsgerechtes Zusammenfügen von
Bauteilen des Rohbaus und des Ausbaus ohne
Anpass- und Nacharbeiten) von Bauwerken und
Bauteilen ist. Bestandsbauwerke fallen nicht in
den Anwendungsbereich der DIN 18202.
Die in der DIN 18202 angegebenen Toleranzen
stellen die im Rahmen üblicher Sorgfalt zu errei-
chende Genauigkeit für Standardleistungen bzw. 2.10 Stichmaß (Ebenheitsabweichung)
Bauteile und Bauwerke durchschnittlich üblicher
Ausführungsart und Abmessung dar. Sie sind an-
zuwenden, soweit nicht andere Genauigkeiten
vereinbart werden. Änderung sollten nach wirt-
schaftlichen Maßstäben vereinbart werden, so-
fern für Bauteile oder Bauwerke andere Genauig-
keiten erforderlich sind.
Bei den meisten heute üblichen Baumethoden 2.11 Stichmaß (Winkelabweichung)
werden gewisse Maßabweichungen vielfach in
Kauf genommen, weil erhöhte Anforderungen
an die Maßgenauigkeit in der Regel mit erheblich
höherem technischem Aufwand und damit auch
höheren Herstellungskosten verbunden wären.
Es wird unterschieden zwischen Abweichungen
(Grenzabweichungen) absoluter Abmessungen
(z. B. von Raumhöhen, Raum- und Bauteilabmes-
sungen) und Abweichungen von Bauteilen in
Winkel, Ebenheit oder Flucht.
Eine Überprüfung von Maßen soll nur im Falle 2.12 Toleranzen bei Fluchtabweichungen
von Streitigkeiten erfolgen, etwa um festzustel-
len, ob für einen Folgeunternehmer die Vorleis-
mung verwendeten Begriffe für Maße zeigen die
tungen anderer am Bau Beteiligter ausreichend
Bilder 2.9 bis 2.12.
genau sind.
Nennmaß (Sollmaß) ist das in der Zeichnung ein-
Weil in der Normung zeit- und lastabhängige getragene Maß zur Kennzeichnung von Größe,
Verformungen von Bauteilen (z. B. Durchbiegun- Gestalt und Lage eines Bauteils oder Bauwerks.
gen) nicht erfasst sind, müssen Prüfungen so früh
wie möglich erfolgen. Wenn erforderlich, muss Istmaß ist das durch Messung festgestellte Maß.
festgelegt werden, in welchem Umfang etwa Maßabweichung ist die Differenz zwischen Ist-
vorhandene Ungenauigkeiten bei nachfolgen- maß und Nennmaß.
den Arbeiten auszugleichen sind. Die in der Nor- Höchstmaß ist das größte zulässige Maß.
30 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Tabelle 2.13 Grenzabweichungen für Maße gem. DIN 18202, Tab. 1


Spalte 1 2 3 4 5 6 7
Zeile Bezug Grenzabweichungen in mm bei Nennmaßen in m
2 bis 1 über 1 über 3 über 6 über 15 über 30a)
bis 3 bis 6 bis 15 bis 30
1 Maße im Grundriss, z. B. Längen, Breiten, Achs- ±10 ±12 ±16 ±20 ±24 ±30
und Rastermaße
2 Maße im Aufriss, z. B. Geschosshöhen, Podest- ±10 ±16 ±16 ±20 ±30 ±30
höhen, Abstände von Aufstandsflächen und
Konsolen
3 Lichte Maße im Grundriss, z. B. Maße zwischen ±12 ±16 ±20 ±24 ±30 –
Stützen, Pfeilern usw.
4 Lichte Maße im Aufriss, z. B. unter Decken und ±16 ±20 ±20 ±30 – –
Unterzügen
5 Öffnungen, z. B. für Fenster, Außentürenb), ±10 ±12 ±16 – – –
Einbauelemente
6 Öffnungen wie vor, jedoch mit oberflächen- ±8 ±10 ±12 – – –
fertigen Leibungen
a) Diese Grenzabweichungen können bei Nennmaßen bis etwa 60 m angewendet werden. Bei größeren Abmessungen sind
besondere Überlegungen erforderlich.
b) Innentüren siehe DIN 18100.

Mindestmaß ist das kleinste zulässige Maß. Stichmaß ist der Abstand eines Punktes von ei-
Grenzabweichungen für Maße werden gebildet ner Bezugslinie als Hilfsmittel zur Ermittlung der
aus der Differenz zwischen Höchstmaß und Winkel-, Ebenheits- oder Fluchtabweichung (Bil-
Nennmaß oder Mindestmaß und Nennmaß. der 2.10 bis 2.12).
Maßtoleranz ist die Differenz zwischen Höchst- Winkelabweichungen ist die Differenz zwischen
maß und Mindestmaß Ist- und Nennwinkel, angegeben als Stichmaß
bezogen auf ein Nennmaß (Tab. 2.17)

2.14 Prüfung einer Breite in einem rechtwinkligen Raum, 2.15 Prüfung einer Höhe, Lage der 4 Messpunkte und
Lage der 4 Messpunkte und 2 Messstrecken 2 Messstrecken
http://www.springer.com/978-3-8348-2564-3

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