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PT Neurologie
Marcel Kroth, M.Sc.
Ziel der standardisierten Untersuchung ist es, den neurologischen Status des Patienten
festzustellen. Die therapeutische Untersuchung unterscheidet sich zum Teil von der
ärztlichen Untersuchung, da akutmedizinische Parameter in der Regel bereits abgeklärt
wurden. Der Fokus der Untersuchung liegt darin, die therapeutisch relevanten Aspekte
herauszufinden.
Die Untersuchungen sind mit großer Sorgfalt und Präzision durchzuführen, um ein valides
Ergebnis zu erreichen.
1. Anamnese
Kopfschmerzen
Schwindel
Sehstörungen (z.B. Doppelbilder…)
Lähmungen
Sensorische Störungen (z.B. Parästhesien)
Vigilanz
Konzentration
Topographie der Symptome (z.B. um periphere vs. zentrale Schädigungen zu
differenzieren)
Diese Untersuchungen sind für die Testung der Hirnhäute und des Rückenmarks
geeignet. Unterschieden werden hier zentrale Ursachen und z.B. radikuläre Symptome
Die Testung der Optomotorik und des Visius geschieht über die Hirnnerven II (N.opticus),
III (N. oculomotorius), IV (N. trochlearis) und VI (N.abducens). Ziel ist es, mögliche
Störungen der Augenbewegungen, des Sehens und des Gesichtsfeldes zu erkennen.
Diese Störungen können deutliche Auswirkungen auf den Alltag haben. So folgen z.B.
Gleichgewichtsstörungen, Störungen der Koordination oder Schwindelsymptome.
Gesichtsfeld – Der Therapeut bringt den Zeigefinger oder einen Stift mittig vor
das Gesichtsfeld. Der Finger wird nach links, rechts, oben und unten geführt. Der
Patient soll diesen mit den Augen verfolgen. Er gibt an, wenn der Gegenstand aus
dem Gesichtsfeld verschwindet.
Bei diesem Test können verschiedene Symptome auftreten:
o Gesichtsfeldeinschränkungen
o Doppelbilder
o Schwindel
o Blickparesen
o Nystagmus (vertikal, horizontal, undifferenziert)
5. Motorische Untersuchungen
Trophik – Man achtet auf eingefallene Stellen und sichtbare Veränderungen, die
auf Lähmungen zurückzuführen sind
Tonus:
o Widerstandstest (passive Bewegung mit Geschwindigkeit)
o Spastizität (Standardassessment, z.B. Tardieu-Skala)
o Kontraktur (über Gelenkmessung, Endgefühl)
o Rigidität (z.B. bei Morbus Parkinson)
o Hebetest gegen die Schwerkraft
o Placing / Holding
Grobe Kraft:
o Die Muskelkraft wird mittels MFP geprüft
Es ist darauf zu achten, dass bei angeborenen Behinderungen die MFP Stufen ins
Verhältnis zur Person gesetzt werden müssen und nicht vom Zustand „Normal“
ausgegangen werden kann.
6. Muskelreflexe
- Muskeleigenreflexe
o Bizepssehnenreflex
o Patellarsehnenreflex
o Achillissehnenreflex
- Fremdreflexe
o Cremasterreflex (Periphere Läsion)
o Bauchhautreflexe
o Infantile Reflexe bei Kindern (AtNR)
- Pathologische Reflexe
o Babinski-Reflex
o Greifreflex
Es können auftreten:
Geprüft werden:
Oberflächensensibilität:
o Parästhesien(Kribbeln, allgemeine Empfindung…)
o Kompletter Ausfall der Sensibilität (Anästhesie)
o Verminderte Wahrnehmung (Hypästhesie)
Tiefensensibilität
o Propriozeption mittels „Mirroring“
o Vibrationsempfinden mittels Stimmgabel
o 2-Punktdiskrimination
o Temperaturempfinden
Bei der Erstuntersuchung ohne Diagnose kann man zwischen peripheren und zentralen
Schäden unterscheiden. Läsionen der Nervenwurzel können durch Dermatome bestimmt
werden, sind aber in der Regel ohne vegetative Symptome. Bei peripheren Ausfällen
kommen meist vegetative Störungen hinzu, z.B. trophische Störungen.
Für die Koordination spielen vor allem das Kleinhirn (Cerebellum), der Vestibularapparat
und spinale Afferenzen eine wichtige Rolle. Zu prüfen sind:
Zielbewegungen
o Finger-Nase-Versuch
Beurteilt werden die Qualität der Bewegung
Treffsicherheit
Wird die Nase verfehlt oder die Bewegung nicht gleichmäßig
ausgeführt spricht man von einer
Dysmetrie oder
Endstückattaxie
o Knie-Hacken-Versuch
Beurteilung siehe F-N-V
o Bárány-Zeigeversuch
Patient zielt mit dem Zeigefinger auf die vom Untersucher
vorgehaltene Fingerspitze
Zeigt er daneben ist eine cerebelläre Läsion oder eine
Vestibularisläsion anzunehmen
Feinmotorik
o Diadochokinese
Beurteilt werden die Symmetrie der Hände
Bei zu langsamer Bewegung
Bradydiadochokinese
Asymmetrie
9. Kognitive Funktionen
Neuropsychologische Störungen
o Aphasie, Apraxie, Alexie, Agraphie, Akalkulie, Agnosie, Neglect
o Diese werden z.B. von Neurologen, Neuropsychologen, Logopäden und
Ergotherapeuten erhoben und behandelt
Psychopathologische Befunde
o Vigilanzstörungen, Orientierungsstörungen, Gedächtnisstörungen und
sonstige Auffälligkeiten können auch als Freitext beschrieben werden
Literatur:
Schädler, S., Kool, J., Lüthi, H., Marks, D., Pfeffer, A., Oesch, P. & Wirz, M. (2012).
Assessments in der Rehabilitation, Band 1: Neurologie. Verlag Hans Huber.