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Musik Klasse 12 Thema: Die Moderne Impressionismus

Claude Debussy: Les Préludes Band I, Nr. 10: La Cathédrale engloutie

Quelle: https://www.jochenscheytt.de/debussy/debussywerke/cathedrale.html

Préludes Band I
Die Skizzen zum Band I der Préludes stammen aus den Jahren 1907/08. Das Manuskript ist auf Ende
Dezember 1909, bzw. Januar und Februar 1910 datiert, erschienen ist der erste Band bei Durand am
14.04.1910. Als kompletter Zyklus wurden die Préludes allerdings nie aufgeführt, sondern nur einzeln;
durch Debussy selbst, Ricardo Viñes und Franz Liebich.

Musikgeschichtlicher Hintergrund
Die Préludes Claude Debussys stehen in der Tradition zweier musikgeschichtlich bedeutender
Sammlungen von Präludien:

• Präludien aus Johann Sebastian Bachs Zyklus "Das Wohltemperierte Klavier" Band I und II
(1722 und 1739/42)

jeweils 24 Stücke in allen Tonarten als Vorspiele zu den jeweiligen Fugen


Tonartenanordnung: C-Dur, c-Moll, Cis-Dur, cis-Moll usw.

• Préludes bei Frédéric Chopin, op. 28 (1836-39)

24 eigenständige Stücke, zyklisch nach Tonarten geordnet (im Quintenzirkel)

• Préludes bei Claude Debussy (1910 und 1913)

Bei Debussy bestehen die Préludes aus zwei Bänden mit jeweils 12 Stücken. Die beiden
Bände besitzen keine Tonartenordnung. Jedes Stück (außer Band II, Nr.11) hat einen
außermusikalischen Titel, der in den Noten am Ende des Stückes aufgeführt ist. Dass der
Titel erst am Ende des Stücks genannt wird, heißt, dass man den Titel nicht kennen muss, um
das Stück zu verstehen. Die absolute Musik ist also wichtiger und der Titel soll nur als
Anregung oder Hilfe dienen.

Titel
Die Titel gehen auf literarische Eindrücke, Erinnerungen, Gegenstände und ähnliches zurück.
Teilweise hat Debussy diese Einfälle in Skizzenbüchern notiert.

1. Worum geht es bei La cathedrale engloutie?


Es geht um die alte bretonische Legende der versunkenen Stadt Ys, die im 4. oder 5. Jahrhundert
wegen der Pietätlosigkeit und des unmoralischen Lebenswandels ihrer Bewohner im Meer versank.
Die sagenumwobene, in der Bucht von Duarnenez in der Bretagne gelegene Stadt Ys wurde von
großen Fluttoren vor den Fluten des Atlantik geschützt. Den goldenen Schlüssel zu den Toren
bewahrte König Gradlon bei sich auf. Im Laufe der Jahre kam die Stadt zu immensem Reichtum, der
die Bewohner zu einem immer ausschweifenderen Lebenswandel verleitete. Auch die Tochter des
Königs Gradlon, Dahut, ließ sich davon anstecken und ließ sich auf einen fremden Liebhaber ein.
Dieser Liebhaber, der sich als der Satan persönlich entpuppen sollte, überredete die Königstochter,
ihrem Vater den Schlüssel zu stehlen und ihn ihm auszuhändigen. Kaum im Besitz des Schlüssels
öffnete der Teufel in einer Sturmnacht die Tore und die Stadt versank in den Fluten des Atlantik. Der
König Gradlon konnte sich nur mit Hilfe des heiligen Gwenolé auf einem Pferd retten, musste aber
dafür seine Tochter den Fluten übergeben.
Musik Klasse 12 Thema: Die Moderne Impressionismus

2. Welche Elemente der Legende kann man in der Musik


wiederfinden?
Das Prélude stellt natürlich keinen Handlungsablauf in dem Sinne dar, sondern evoziert mit seinen
Klängen bestimmte Stimmungen, Vorgänge oder Elemente aus der Legende. Debussy konzentriert
sich in seinem Prélude auf die Darstellung der Kathedrale der Stadt Ys. Die Glocken der Kathedrale
sind dabei ein zentrales Element, das im ganzen Prélude zu hören ist. An zentraler Position (Takt 28
ff.) findet sich ein mächtiges, wie eine Orgel klingendes Thema, das am Ende des Prélude in einer
tiefen, wie unter Wasser klingenden Version noch einmal wiederkehrt. Ein weiteres, sanft fließendes
Thema (Takt 7 ff.) könnte den Gesang der Mönche oder der Priester darstellen.
Man interpretiert sicher nicht zu viel in die Musik hinein, wenn man sich folgenden Ablauf vorstellt:

• Beginn: Die Glocken der Kathedrale klingen von fern.


• Ab Takt 18: Die Kathedrale steigt unter lauter werdendem Glockengeläut aus den Fluten auf.
• Ab Takt 28: Die Kathedrale ist aus den Fluten aufgetaucht, die Orgel spielt in vollem Register.
• Ab Takt 72: Die Kathedrale ist hinabgesunken, das Orgelthema klinget unter Wasser weiter,
ist aber nur noch eine von tiefem Wasser umspülte Erinnerung an die einstige Größe
• Takt 84 bis Schluss: Die fernen Glocken des Anfangs beenden das Prélude.

Analyse:

Notenbsp. 1

Notenbsp. 2

Notenbsp. 3

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