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Chemie Ingenieur Technik 2008, 80, No. 8 DOI: 10.1002/cite.

200800036 Flüssigkeitsabtrennung 1035

Mechanische Flüssigkeits-
abtrennung in der Lebens-
mittelverfahrenstechnik
Harald Anlauf* und Hermann Nirschl
In memoriam H. G. Kessler (1932 – 1998)

In der Lebensmitteltechnologie findet sich eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Aufgaben-


stellungen für die mechanische Flüssigkeitsabtrennung. Dies ist durch die stark differieren-
den Produkteigenschaften, die zulässigen Prozessbedingungen und die Forderungen an
das Verfahrensergebnis begründet. Zur Lösung dieser Trennaufgaben kann im Prinzip auf
die ganze Breite der mechanischen Trenntechnik zurückgegriffen werden, welche auch in
anderen Branchen Anwendung findet. Die speziellen Eigenschaften der hier zu behandeln-
den Produkte und die Anforderungen zur Gewährleistung der geforderten Produktqualitä-
ten machen meist eine entsprechende Anpassung der trenntechnischen Apparate an diese
Erfordernisse notwendig. Dies betrifft insbesondere den hygienischen Umgang mit den zu
trennenden Stoffen oder auch die Sensorik, welche durch den Verarbeitungsprozess nicht
negativ beeinflusst werden darf. Insbesondere im Bereich der Abtrennung von Kolloiden
und gelöst vorliegenden Makromolekülen erobern sich mechanische Membrantrennverfah-
ren immer weitere Anwendungsfelder, welche traditionell thermischen Verfahren vorbehal-
ten waren.
Schlagwörter: Filtration, Flüssigkeitsabtrennung, Hygiene, Lebensmittelverfahrenstechnik,
Sedimentation
Eingegangen: 2. Februar 2008; akzeptiert: 14. Mai 2008

1 Einführung von Produkten zeigt. Als Regel könnte also for- Die Abtrennung von
muliert werden, dass mechanische Flüssig-
Flüssigkeit aus Sus-
Die Abtrennung von Flüssigkeit aus Suspen- keitsabtrennung dort eingesetzt werden sollte,
sionen kann auf mechanischem oder thermi- wo es möglich und thermische Trocknung pensionen kann auf
schem Wege erfolgen. Der thermische Weg dort, wo es nötig ist. mechanischem oder
erfordert eine Erhöhung der Suspensionstem- Mindestens ein unumgänglicher Prozess- thermischem Wege
peratur bis zum Siedepunkt der Flüssigkeit schritt zur mechanischen Flüssigkeitsab-
und den Übergang von der flüssigen in die trennung lässt sich aber in praktisch jedem erfolgen.
Dampfphase. Dieses Verfahren ist im Ver- Verfahren der lebensmitteltechnischen Pro-
gleich zur mechanischen Flüssigkeitsabtren- duktaufarbeitung finden. Von der Getränke-
nung wesentlich energieintensiver und birgt klärung über die Entrahmung von Milch und
durch die höheren Temperaturen bei der Ver- andere Anwendungen in der Molkereitechnik,
arbeitung von Lebensmitteln häufig die Gefahr die Dreiphasenseparierung von pflanzlichen
einer Qualitätsminderung des Produktes. Speiseölen, die Bleicherdeentfettung bei der
Demgegenüber erlauben die Verfahren der Margarineherstellung, das Auspressen und
mechanischen Flüssigkeitsabtrennung, wie Entsaften von Gemüseschnitzeln und Obst-
Filtration oder Sedimentation, eine wesentlich maische, die Abtrennung von Hefe aus Fer-
energiesparendere und häufig produktscho- mentationsbrühen und Trub aus Gärprozessen
nendere Arbeitsweise. Dies schließt thermi- der Wein- und Bierherstellung, die Gewin-
sche Verfahren aber keineswegs aus, wie das nung von Stärke, Gelatine, Pektinen oder all-
Beispiel der im Lebensmittelbereich häufig gemein von Biopolymeren in Form von Poly-
eingesetzten Sprühtrocknung zur gezielten sacchariden und Proteinen bis hin zu
Einstellung von Instantisierungseigenschaften parenteralen Nährstoffen existiert hier eine

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schier unendlich große Zahl stofflich extrem Der Umgang mit verderblichen Lebensmit-
unterschiedlicher Produkte. Meist müssen so- teln, Nährstoffen und Getränken erfordert zur
gar mehrere Fest/Flüssig-Trennaufgaben auf Gewährleistung ausreichender Produktqualität
dem Weg zur Herstellung eines einzigen Pro- und -sicherheit die Erfüllung mehr oder weni-
duktes gelöst werden. So erfordert etwa die ger hoher hygienischer Standards. Dies betrifft
Gewinnung von Kristallzucker unter anderem sowohl die Reinigung und Reinigbarkeit der
die Aufbereitung des Rübenwaschwassers, das Trennapparate als auch die Bewahrung des
Auslaugen und Auspressen der Rübenschnit- Produktes vor oder seine Befreiung von Verun-
zel, die Trennung und Absüßung (Waschung) reinigungen. Die Prinzipien zur reinigungs-
der Karbonatationsschlämme, die Zentrifugati- freundlichen konstruktiven Apparategestal-
on der Zuckerkristalle und die Abtrennung der tung umfassen vielfach in Normen geregelte
Melasse. Allgemein formuliert liegt hier eine Aspekte, wie die Auswahl geeigneter Werkstof-
extreme Variabilität in Hinblick auf Partikel- fe, die mögliche Vermeidung von verschmut-
größe, -form und -festigkeit, Konzentration, zungsanfälligen Einbauten, horizontalen Flä-
Viskosität und Physikochemie der Suspension, chen oder schwer zugänglichen Winkeln im
prozesstechnische Randbedingungen und An- Verfahrensraum und werden unter dem Stich-
forderungen an das Trennergebnis vor. Allein wort „Hygienic Design“ zusammengefasst [6,
die Partikelgröße variiert von Zentimetern bis 7]. Nach diesen Prinzipien gestaltete Trennap-
Der Umgang mit Nanometern im Bereich von sieben Zehner- parate besitzen in der Regel durch geeignet im
verderblichen potenzen! Verfahrensraum angeordnete Düsensysteme
Lebensmitteln, Zur Lösung derartiger Trennaufgaben kann die Möglichkeiten des CIP (Cleaning In Place)
vom Prinzip her auf nahezu die gesamte weit und/oder des SIP (Sterilization In Place) [8 –
Nährstoffen und gegliederte Palette physikalisch ganz unter- 10]. Für jeden Trennapparat kann eine Strate-
Getränken erfordert schiedlich arbeitender Trennverfahren und Ap- gie zur optimalen Reinigung, Desinfektion
zur Gewährleistung parate zurückgegriffen werden, welche auch in und/oder Sterilisation entwickelt werden [11].
der Chemie, der Pharmazie, dem Umwelt- Zur Validierung des Reinigungserfolges ste-
ausreichender Pro-
schutz oder der Aufbereitung mineralischer hen diverse Methoden zur Verfügung und wer-
duktqualität und Rohstoffe eingesetzt [1] und fortlaufend weiter- den ständig erweitert [12, 13]. Dem Verarbei-
-sicherheit die Erfül- entwickelt werden [2 – 4]. Noch erweiterte tungsprozess zugeführte Gase oder im Prozess
Möglichkeiten für die Anpassung der Trenn- behandelte Flüssigkeiten müssen häufig einer
lung mehr oder we-
methode an die konkrete Aufgabenstellung Entkeimung unterzogen werden. Die klassi-
niger hoher hygieni- werden durch Suspensionsvorbehandlung schen thermischen und chemischen Metho-
scher Standards. oder durch Kombination mehrerer Trennappa- den werden dabei immer mehr durch mecha-
rate eröffnet. Vorbehandlungsmethoden zur nische Verfahren ersetzt bzw. ergänzt. So lässt
Verbesserung der Trennbarkeit einer Suspen- sich z. B. die Haltbarkeit und die geschmack-
sion bestehen unter anderem in der Partikel- liche Qualität von Milch durch eine produkt-
agglomeration, ihrer Vorkonzentrierung und schonende Kombination aus Membranmikro-
dem Einsatz von festen Filterhilfsmitteln, wie filtration und thermischer Behandlung
Kieselgur oder Zellulose. Apparatekombina- verbessern [14]. Die Querstromultra- und -mik-
tionen können beispielsweise zur Funktionen- rofiltration mit Membranen sind inzwischen
trennung, zur Verstärkung der Trennwirkung sowohl für die Entkeimung als auch für die
durch Reihenschaltung, zur Kapazitätserweite- Klärung und Aufkonzentrierung von Flüssig-
rung durch Parallelanordnung oder zur voll- keiten in weiten Teilen der Lebensmitteltech-
ständigeren Trennung durch Kreuzschaltung nik unverzichtbar [15].
gebildet werden. Die Wahl des bestgeeigneten Neben den gesundheitlichen Aspekten bei
Trennverfahrens ist zudem immer im Zusam- der Verarbeitung von Lebensmitteln spielen
menhang mit der ganzen Prozesskette, also schließlich für die Produktqualität auch Ausse-
auch den vorhergehenden und den nachge- hen und Geschmack eine wichtige Rolle. Hier-
schalteten Prozessen, wie etwa einer vorge- bei sind nicht nur eventuelle Beeinträchtigun-
schalteten Zerkleinerung oder einer abschlie- gen durch mangelnde Hygiene und damit
ßenden thermischen Trocknung zu treffen. mikrobiell verursachte Veränderungen zu ver-
Weiterhin spielen bezüglich der Apparateaus- meiden. Auch die beim Trennprozess unbeab-
wahl neben der primären Trennung der Pha- sichtigte Entfernung erwünschter oder die An-
sen auch die Anforderungen an die zu errei- reicherung unerwünschter Geschmacks- oder
chende Produktreinheit, die Partikelfreiheit Farbstoffe muss ausgeschlossen werden. So
der Flüssigkeit und die Restfeuchte des Fest- wurden etwa ausführliche analytisch-sensori-
stoffes eine wichtige Rolle. Für die „Wa- sche Vergleiche verschiedener Filtrationsver-
schung“ von dispersen Feststoffen stehen bei- fahren bezüglich der Qualität von Rotwein
spielsweise sehr unterschiedlich intensive angestellt [16], um die Eignung diverser Filter-
Möglichkeiten zur Verfügung [5]. hilfsmittel zur Anschwemmfiltration und die

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Eignung von Membranfilterverfahren zu prü-


fen. Die mechanische Beanspruchung von Par-
tikeln beim Trennprozess kann dabei nicht
nur im Produkt unerwünschte Stoffe freiset-
zen, sondern auch das Produkt selbst schädi-
gen. Beispielsweise sollte Backhefe nach dem
Trennprozess noch ihre volle Aktivität besit-
zen, was nicht selbstverständlich ist, wenn
man bedenkt, dass an den außen liegenden
Feststoffaustragsdüsen von Tellerseparatoren
durchaus Drücke von bis zu 25 MPa (250 bar)
entstehen können.

2 Systematik der Trenntechniken


und ihr Einsatz in der Lebens-
mittelindustrie

2.1 Physikalische Grundprinzipien


Abbildung 1. Systematik der Verfahren zur mechanischen Fest/Flüs-
sig-Trennung.
Für die mehr oder weniger vollständige Auf-
trennung einer Suspension in ihre kontinu-
ierliche flüssige und ihre disperse feste Phase
mentation und -flotation meist im Bereich
stehen gemäß Abb. 1 physikalisch sehr unter-
der Abwasseraufbereitung eingesetzt werden,
schiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.
spielt die Zentrifugalsedimentation in der le-
In der Lebensmittelverfahrenstechnik wer-
bensmitteltechnischen Produkterzeugung eine
den hauptsächlich Dichtetrenn- und Filtra-
sehr wichtige Rolle. In erster Linie sind hierbei
tionsverfahren praktisch genutzt. Technische
kontinuierlich arbeitende Dekantierzentrifu-
Trennungen im elektrischen oder magneti-
gen und Tellerseparatoren zu nennen.
schen Feld sind technisch dagegen nur im An-
Abb. 2 zeigt exemplarisch eine Dekantier-
satz vorhanden und bisher im Wesentlichen
zentrifuge zur Trennung von drei Phasen, wie In der Lebensmittel-
auf den Laborbereich beschränkt [17]. Bei eini-
sie vorzugsweise in der Speiseölproduktion
gen Anwendungen der Tiefenfiltration wird
(Olivenöl, Palmöl, ...) eingesetzt wird.
verfahrenstechnik
dem Filtermaterial ein positives elektrisches werden hauptsäch-
Der Feststoff wird mit Hilfe einer Transport-
Potenzial (Zetapotenzial) aufgeprägt, um die
schnecke über den Konus der Vollmanteltrom- lich Dichtetrenn-
Abscheidung der in Flüssigkeit meist negativ
mel ausgetragen. Die schwere Flüssigkeit
geladenen Partikel zu erleichtern. Jedes der in und Filtrationsver-
(Wasser) läuft über ein Wehr drucklos ab und
Abb. 1 dargestellten Grundprinzipien kann fahren praktisch ge-
die leichte Flüssigkeit wird mittels einer Schäl-
durch unterschiedliche treibende Drücke, wie
statischen Druck im Erdfeld, Zentrifugaldruck,
scheibe unter Druck abgezogen. Derartige nutzt.
Zentrifugen arbeiten mit ca. 2000 – 5000facher
Gasunter- oder -überdruck, mechanischen oder
Erdbeschleunigung (Z-Wert = 2000 – 5000).
hydraulischen Druck realisiert werden. Jede
Deutlich höhere Z-Werte bis zu etwa 14000
dieser Varianten fächert sich wiederum in eine
können Tellerseparatoren realisieren. Das in
Vielzahl diskontinuierlich oder kontinuierlich
der Zentrifugentrommel angeordnete mitrotie-
arbeitender Apparate mit jeweils an die kon-
rende Tellerpaket mit Spaltweiten von < 1 mm
krete Aufgabenstellung angepassten konstruk-
verkürzt den Sedimentationsweg der abzu-
tiven Details auf.
scheidenden Partikel drastisch und rein rech-
nerisch kann eine derartige Zentrifuge ein sta-
tisches Klärbecken von mehr als 300000 m2
2.2 Dichtetrennung

Die Dichtetrennverfahren nutzen einen Unter-


schied im spezifischen Gewicht der zu tren-
nenden Phasen durch Sedimentation in und
durch Flotation gegen die Richtung des Erd-
schwere- oder eines Zentrifugalfeldes. Auf
diese Weise können nicht nur Feststoff und
Flüssigkeit sondern auch molekular nicht
mischbare Flüssigkeiten, wie Öl und Wasser, Abbildung 2. Dreiphasendekanter (Flottweg GmbH, Vilsbi-
getrennt werden. Während Schwerkraftsedi- burg, D).

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15 Vol.-%) und Wein (bis ca. cv = 5 Vol.-%) wird


zur Klärung den Tellerseparatoren zugeordnet.

2.3 Tiefenfiltration

Die Verfahren der Tiefenfiltration sind da-


durch gekennzeichnet, dass die abzuscheiden-
den Partikel nicht an der Oberfläche, sondern
im Inneren eines porösen Filtermediums ab-
geschieden werden. Dies ist insbesondere
Abbildung 3. Düsenseparator dann vorteilhaft, wenn es sich um sehr kleine
(Westfalia Separator Industry Partikel (x < 1 lm) und sehr geringe Feststoff-
GmbH, Oelde, D).
konzentrationen handelt. Die kleinen Partikel
würden bei Abscheidung an der Oberfläche
eines Filtermediums eine Schicht sehr hohen
Fläche ersetzen („äquivalente Klärfläche“).
Durchströmungswiderstandes erzeugen, wel-
Abb. 3 zeigt eine spezielle Variante dieses Zen-
cher eine wirtschaftliche Filtration vergleichs-
trifugentyps mit selbstregulierendem Düsen-
weise großer Flüssigkeitsmengen nicht mehr
austrag zur Abtrennung von Hefe oder ande-
erlaubt. Tiefenfilter werden vorwiegend zur
ren, mechanisch noch empfindlicheren
Klärung bzw. zur Polierfiltration aber auch zur
Produkten.
Entkeimungs- bzw. Sterilfiltration von Flüssig-
Die hier gezeigte Konstruktion behandelt
keiten eingesetzt.
Die Verfahren der das Produkt besonders schonend. Durch einen
Tiefenfiltermedien können aus losen Schüt-
„hydrohermetischen“ Zulauf wird die Suspen-
Tiefenfiltration sind tungen von Filtermaterialien, wie Sand, Aktiv-
sion nicht abrupt beschleunigt und durch Po-
dadurch gekenn- kohle, Kieselgur, Zellulose u. a. aufgebaut wer-
sitionierung der Austragsdüsen nahe der Rota-
den. Derartige Schüttschichtfilter werden
zeichnet, dass die tionsachse erfolgt der Feststoffauswurf bei
vorzugsweise in der Wasserfiltration einge-
geringem Druck. Die Düsen (VisCon®) regu-
abzuscheidenden setzt.
lieren ihre Durchflussmenge entsprechend
Partikel nicht an Tiefenfilter mit formstabilen flächigen oder
dem Feststoffgehalt des Zulaufes selbsttätig,
kerzenförmigen Filterschichten finden vielfa-
der Oberfläche, son- so dass immer genug Feststoff an den Düsen
che Anwendung in der Lebensmittel- und Ge-
dern im Inneren ansteht. Nimmt einmal die Zulaufkonzentra-
tränketechnologie.
tion ab, so erhöhen sich infolge geringerer
eines porösen Filter- Schlammviskosität die Wirbelzahl und damit
Abb. 4 zeigt exemplarisch für die Gruppe
der Schichtenfilter den typischen Aufbau eines
mediums abgeschie- der Druckverlust durch Reibung in der Düse.
diskontinuierlich arbeitenden Filters mit
den werden. Als Folge davon verringert sich ihr Durchsatz.
flächigen Filterschichten, wie es in der Geträn-
Am Beispiel der Weinerzeugung kann ge-
kefiltration eingesetzt wird.
zeigt werden, dass Dekantierzentrifugen eher
Die hier gezeigte Doppelfiltration ermög-
feststofforientiert sind, während Tellersepara-
licht es, zunächst etwas gröbere Verunreini-
toren tendenziell bei geringeren Feststoffkon-
gungen aus der Flüssigkeit zu entfernen und
zentrationen eingesetzt werden. Die Trennung
in einer zweiten Feinfilterstufe dann vollstän-
von Gelägern (Süß-, Hefe-, Schönungs- und
dige Klärung zu erreichen. Die Filterschichten
Entsäuerungstrub) mit Feststoffvolumenkon-
sind nicht regenerierbar und müssen nach Er-
zentrationen von ca. cv = 10 – 60 % kann mit
schöpfung ihrer Schmutzaufnahmekapazität
dem Dekanter erfolgen. Most (bis ca. cv =
ausgetauscht werden. Schichtenfilter lassen
sich je nach Anforderungen auch unter steri-
len Bedingungen betreiben. Abb. 5 zeigt dies
am Beispiel eines modular aufgebauten Tie-
fenfilters in einem hermetisch abgeschlosse-
nen Gehäuse, das mit Dampf oder chemisch
sterilisiert werden kann. Durch die Beimi-
schung von Zusatzstoffen kann dem Filterma-
terial ein positives Zetapotenzial aufgeprägt
werden, sodass die Abscheidung der in der Re-
gel negativ geladenen Trubpartikel durch elek-
trokinetische Effekte zusätzlich verbessert
wird. Das Filtermaterial hält je nach Filterfein-
Abbildung 4. Schichtenfilter mit Doppelfiltration (Strassburger Fil- heit Bakterien, Kolloide, Pyrogene und andere
ter GmbH, Westhofen, D). Submikronpartikel zurück. Derartige Filter

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kommen häufig als Vorfilter zum Schutz von


nachgeschalteten Membranfiltern zum Ein-
satz.
Tiefenfilter werden zur Sicherstellung abso-
luter Abscheidegrenzen auch mit mikroporö-
sen Membranen kombiniert. Derartige Filter
Abbildung 5. Geschlossenes
werden häufig in Kerzenform konfektioniert Modul-Schichtenfilter (Seitz-
und der diskontinuierliche Betrieb dieser Filter-Werke, Bad Kreuznach,
Membrankerzen wird im Gegensatz zur dyna- D).
mischen Querstromfiltration als „dead-end“
Filtration bezeichnet. Abb. 6 gibt ein Beispiel
für eine Variante dieses Filtertyps. Die Faltung
(Plissierung) der Filterschicht vergrößert die
Filterfläche und damit den Durchsatz im Ver-
gleich zur rein zylindrischen Anordnung. Eine
asymmetrische Porenstruktur der Filterschicht
mit in Flussrichtung abnehmender Porengrö-
ße steigert die Schmutzaufnahmekapazität der
Filterkerze.
Eine weitere und häufig in der Lebensmittel-
technologie eingesetzte Variante ist die An-
schwemm-, Hilfsschicht- oder Precoat-Filtra-
tion, bei der die Tiefenfilterschicht zunächst in
Form eines Filterkuchens gebildet und dann
mit der zu trennenden Suspension beauf-
schlagt wird. In den letzten Jahren zeichnet
sich für Anschwemmschichten ein deutlicher
Abbildung 6. Großflächen-
Trend weg von mineralischen Stoffen, wie Kie- Membranfilterkerzen (Pall
selgur und hin zu organischen Substanzen GmbH, Dreieich, D).
aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Zellulo-
se ab. Hervorragende Abscheideeigenschaften,
geringes Gewicht, wenig Asche und immer
kostengünstigere Produkte sind einige der
Gründe hierfür.
In Abb. 7 ist eine klassische Variante dieses
Apparatetyps dargestellt, wie er z. B. zur dis-
kontinuierlichen Tiefenfiltration und von Wür-
ze und Bier eingesetzt wird.

2.4 Verstopfungsfiltration
Abbildung 7. Anschwemmfil-
Bei den zuvor dargestellten Varianten der Tie-
ter zur Tiefenfiltration
fenfiltration für sehr gering konzentrierte Sus- (Schenk Filterbau, Waldstet-
pensionen mit sehr kleinen Partikeln stellte in ten, D).
aller Regel die Flüssigkeit das Wertprodukt dar,
weil sich Tiefenfilterschicht und eingelagerte
Partikel nur sehr schwer oder nicht wieder von- fen die abzutrennenden Partikel die obersten
einander trennen lassen. Wenn nun entweder Schichten des etwa 10 cm dicken Precoats und
der Feststoff das Wertprodukt ist oder die Sus- es bildet sich ein sehr dünner Filterkuchen.
pensionskonzentration zu groß wird, um ein Um das System filtrierfähig zu halten, muss
oberflächliches Verstopfen der Tiefenfilter- die verstopfte Precoat-Schicht mitsamt des Fil-
schicht zu vermeiden, kann gemäß Abb. 8 eine terkuchens nach jeder Trommelumdrehung
kontinuierliche Precoat-Filtration auf der Basis mit einem scharfen und langsam vorrücken-
von Vakuumtrommelfiltern eingesetzt werden. den Messer abgeschnitten werden. Auf diese
Derartige Filter dienen neben der Flüssigkeits- Weise taucht jeweils wieder frische Hilfs-
klärung auch der Gewinnung von schwerstfil- schichtoberfläche in die Suspension ein. Bei
trierbaren Feststoffen, wie etwa Backhefe. der hier dargestellten modernen Ausführung
In diesem Fall wird als Precoat-Material Stär- kann der Messervorschub bis auf 25 lm pro
ke eingesetzt. Während der Filtration verstop- Trommelumdrehung justiert werden, was die

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Die auf der Membran zurückgehaltenen Par-


tikel können keinen Filterkuchen bilden, son-
dern werden durch die Querströmung von der
Membranoberfläche wieder abgelöst. Auf diese
Weise wird das Konzentrat mit den zurückge-
haltenen Stoffen immer mehr angereichert.
Die Freihaltung der Membran von Partikeln
gelingt in der Regel nicht vollständig, sodass
man die Ausbildung einer stationären Grund-
schicht auf der Membran anstrebt und akzep-
tieren muss. Membranen müssen periodisch
Abbildung 8. Vakuumtrommelfilter in Precoatausfürung (BO-
KELA GmbH, Karlsruhe, D). durch Rückspülung oder durch chemische
Reinigung regeneriert und gegebenenfalls ste-
rilisiert werden. Die Querstromfiltration mit
unterbrechungsfreie Filtration über einen gan-
mikroporösen Membranen aus Polymeren
Bei der Querstrom- zen Arbeitstag ohne weiteres möglich macht.
oder Keramik wurde in den letzten Jahrzehn-
filtration wird die ten in der Lebensmitteltechnik erfolgreich ein-
zu trennende Sus- geführt und erlebt eine stetige Ausweitung ih-
2.5 Querstrom-Mikro- und -Ultrafiltra-
rer Anwendung. Besonders attraktiv ist diese
pension im Filter- tion Verfahrensgruppe infolge der Vermeidung von
modul unter Druck Filterhilfsmitteln, wie sie bei den Tiefen- und
Bei der Querstromfiltration wird die zu tren-
parallel zu einem Precoat-Filterverfahren benötigt werden, we-
nende Suspension im Filtermodul unter
gen der sehr genau definierbaren Trenn-
flächigen oder zy- Druck parallel zu einem flächigen oder zylind-
schnitte (Entkeimungs-, Sterilfiltration) und
lindrischen Memb- rischen Membranfiltermedium geführt. Infol-
wegen der Möglichkeit, mechanisch bis in den
ge des Druckunterschiedes zwischen Ober-
ranfiltermedium ge- molekularen Bereich hinein zu trennen. So
und Unterseite der Membran (Transmembran-
wird die Membranfiltration zur Klärung von
führt. druck) wird Filtrat (Permeat) abgezogen. Abb. 9
Essig, Wein, Bier und Säften, zur Entkei-
veranschaulicht dies am Beispiel von kerami-
mungsfiltration von Milch oder Molke, zur
schen Mehrkanalmodulen.
Aufkonzentrierung von Flüssigkeitsinhalts-
stoffen, wie etwa die Konzentrierung des
Milchproteingehaltes vor der Käseherstellung,
zur Entalkoholisierung von Bier u. a. m. einge-
setzt. Während Mikrofilter Porenweiten von
ca. 1070.1 lm aufweisen, trennen Ultrafilter
von etwa 10075 nm. Daran schließen sich
nach unten porenlose Diffusionsmembranen
für die Nanofiltration und Umkehrosmose an,
die z. B. zur Meerwasserentsalzung genutzt
wird oder zur Abtrennung anderer kleiner Mo-
leküle, wie Ethanol.
Bei der einfachen druckgetriebenen Memb-
Abbildung 9. Keramik-Mehr- ranüberströmung hängen Zulaufdruck, Über-
kanalmodule (Westfalia Sepa- strömgeschwindigkeit und Transmembran-
rator Membraflow, Essingen, druck miteinander zusammen. Um die
D).
Scherkräfte an der Membran unabhängig von
den Zulaufbedingungen vergrößern zu kön-
nen, müssen sich Membranoberfläche und
Flüssigkeit separat relativ zueinander bewegen
können. Dies ist bei den sog. Scherspaltfiltern
möglich. Abb. 10 zeigt hierfür ein Beispiel mit
sich gegenläufig drehenden und überlappen-
den Membranscheiben.
Im Überlappungsbereich werden hohe und
von der Scheibendrehzahl abhängige Scher-
spannungen an der Membranoberfläche
erzeugt. Die Art der Überlappung erzeugt
gleichgroße Scherung im gesamten Überlap-
pungsbereich.
Abbildung 10. Scherspaltfilter (Andritz AG, Graz, Au).

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2.6 Kuchenfiltration

Die Kuchenfiltration ist dadurch gekennzeich-


net, dass sich die abzuscheidenden Partikel
als poröses Haufwerk auf dem Filtermedium
ablagern, während die Flüssigkeit durch die
bereits gebildete Partikelschicht und das Filter-
medium hindurch abgeführt werden muss.
Dies setzt eine gewisse Mindestkonzentration
der Suspension voraus, damit sich über den
Poren des Filtermediums Partikelbrücken auf-
bauen und auf diesen der weitere Kuchen auf-
wachsen kann. Weiterhin muss der Filter-
kuchen eine ausreichende Permeabilität
besitzen, um einen wirtschaftlichen Betrieb
des Filters zu ermöglichen. Der große Vorzug
dieses Filtrationsverfahrens besteht darin, dass
der abgeschiedene Feststoff intensiv nachge- Abbildung 11. Hängependelzentrifuge (BWS Technologie GmbH,
waschen und vor allem mechanisch weitestge- Grevenbroich, D).
hend entfeuchtet werden kann. Für die Ku-
chenfiltration steht eine sehr breite Palette Gasdifferenzdrücke bis ca. 0.8 MPa realisiert
unterschiedlicher Möglichkeiten in Form von werden. Je nach Provenienz und pflanzlichem Die Kuchenfiltration
Zentrifugen, Vakuum-, Druck- und Pressfil- Ursprung besitzt Stärke ein unterschiedliches ist dadurch gekenn-
tern zur Verfügung, welche diskontinuierlich Kornspektrum und damit ein unterschied-
oder kontinuierlich betrieben werden können. zeichnet, dass sich
liches Filtrationsverhalten. Werden die Partikel
Um optimale Prozessergebnisse zu erzielen, immer kleiner, werden die gebildeten die abzuscheiden-
gilt wie für alle Filtrationsvarianten auch für Filterkuchen immer kompressibler und ten- den Partikel als
die Kuchenfiltration, dass Apparatekonstruk- dieren bei der Untersättigung zur Schrumpf-
tion, Betriebsparameter und Filtermedium
poröses Haufwerk
rissbildung. Eine Gasdifferenzdruckfiltration
sorgfältig aufeinander abgestimmt werden stößt dann an ihre physikalischen und wirt- auf dem Filterme-
müssen [18]. schaftlichen Grenzen. Eine geeignete Alter- dium ablagern,
Als Beispiel für die Familie der diskontinu- native zum Hyperbarfilter kann dann eine während die Flüs-
ierlich arbeitenden Filterzentrifugen gibt die Membranpressfiltration mit einem Pressfilter-
in Abb. 11 dargestellte Hängependelzentrifuge automaten sein (vgl. Abb. 13).
sigkeit durch die
zur Abtrennung von Kristallzucker. Hier kann der Filterkuchen nach seiner Bil- bereits gebildete
Die gesättigte Zuckersuspension wird ab- dung gewaschen und flächig mit einer hydrau- Partikelschicht und
satzweise in die Filtertrommel geleitet. Ein lisch angepressten Membran entfeuchtet wer-
dichtender Konus am unten offenen Ende der das Filtermedium
den.
Trommel verhindert Füllspritzer in den Fest- Stark kompressible aber dennoch relativ gut hindurch abgeführt
stoffaustragsschacht. Der gebildete Filterku- filtrierende Stoffe, wie sie bei der Obst- und werden muss.
chen wird durch Untersättigung weitgehend Gemüseverarbeitung (Kernobst, Karotten, ...)
entfeuchtet und anschließend mit Hilfe eines als Maische anfallen, können effektiv und pro-
Schälmessers aus der rotierenden Trommel duktschonend mittels kontinuierlich arbeiten-
ausgeschält. Der Konus muss dazu natürlich
nach unten verschoben werden, um die Aus-
tragsöffnung freizugeben. Durch Aufdüsen
von Waschflüssigkeit kann der Filterkuchen
nach seiner Bildung gegebenenfalls noch ge-
reinigt werden.
Schwerer filtrierbare Suspensionen, wie et-
wa Stärke, können zwar auch mit diskontinu-
ierlichen Filterzentrifugen abgetrennt werden,
doch haben sich hier neben der weit ver-
breiteten Zentrifugalsedimentation in Teller-
separatoren mit Düsenaustrag (vgl. Abschnitt
2.2) kontinuierliche Drucktrommelfilter ge-
mäß Abb. 12 bewährt.
Diese Technik beruht auf der Installation
Abbildung 12. Hyperbar-
des kompletten Filters in einem für Wartungs- Trommelfilter (BOKELA
arbeiten begehbaren Druckbehälter. Es können GmbH, Karlsruhe, D).

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durch tauchen sowohl die große Profilwalze


als auch die Bänder permanent in die Reini-
gungslösung ein. Gleichzeitig werden die Bän-
der über Düsenrohre besprüht. Nach ca.
30 min wird mit Frischwasser nachgespült
und die Reinigung ist beendet.

3 Verfahrensalternativen und
Apparatekombinationen

Abbildung 13. Turmfilter- Wie am Beispiel der Stärkeabtrennung gezeigt


presse (Larox Oy, Lappeenran- wurde, finden sich für ein einziges Stoffsys-
ta, FIN). tem oft mehrere trenntechnische Alternativen
und die letztlich Entscheidung für einen spe-
ziellen Apparat muss durch eine Detailanalyse
der Prozessbedingungen und der Anforderun-
gen an das Prozessergebnis getroffen werden.
Für die relativ gut abtrennbare Stärke wären
das demnach Kuchenfilter, wie Schälzentrifu-
Abbildung 14. Doppelband- gen, Vakuum- und Druckdrehfilter oder Sedi-
presse (Flottweg GmbH, Vils- mentationszentrifugen, wie Tellerseparatoren
biburg, D). oder Dekanter.
Für deutlich schwieriger abzutrennende
der Doppelbandpressen getrennt werden. Stoffe, wie etwa Hefe kämen hier entspre-
Abb. 14 gibt hierfür ein maschinelles Beispiel. chend Abb. 15 Tellerseparatoren, Precoat-
Die aufbereitete Maische wird über einen Trommelfilter oder Querstrom-Mikrofilter in
Aufgabetrichter gleichmäßig auf dem Unter- Betracht.
band verteilt und zwischen die Filterbänder Geht man im Partikeldurchmesser noch
eingezogen. Durch fortlaufende Verringerung deutlich weiter herunter und in den kolloida-
der Walzendurchmesser werden die Druck- len oder makromolekularen Bereich hinein, so
und Scherkräfte auf den Filterkuchen kontinu- eröffnet sich durch die Querstrom-Ultrafiltra-
ierlich erhöht. Eine CIP-Reinigung der Ma- tion eine filtrationstechnische Alternative zu
schine ist möglich. Bei der Maschinen- Verfahren, wie Eindampfung, Chromatografie,
reinigung wird der Abfluss der zentralen Adsorption oder Fällung.
Saftsammelwanne verschlossen und die Bis hierher wurde mechanische Trenntech-
Wanne mit Reinigungsflüssigkeit gefüllt. Da- nik immer am Beispiel einzelner Apparate be-
handelt. In der Praxis erfordert eine optimale
Lösung trenntechnischer Aufgaben aber in der
Regel eine Kombinationsschaltung verschiede-
ner Trenngeräte. Wie in Abschnitt 2.5 bereits
ausgeführt wurde, haben sich in den letzten
Jahren Membranverfahren zur Klärung und
Entkeimung von flüssigen Lebensmitteln und
Getränken als Alternative zu klassischen Ver-
fahren mit steigender Tendenz verbreitet.
Abb. 16 zeigt hierzu schematisch alternative
Anlagenschaltungen.
Abbildung 15. Apparative Alternativen zur Hefeabtrennung. Das Membranfilter ersetzt hier die Pasteuri-
sation als thermisches Verfahren komplett.
Auch eine Verringerung der thermischen Pro-
duktbelastung durch Kombination aus Memb-
ranfiltration und Pasteurisation hat sich bei
der Haltbarmachung von Milch (vgl. Ab-
schnitt 1) bewährt.
Wie aus Abb. 16 ersichtlich, wird dem
Membranfilter als Schutz ein Tiefenfilter vor-
geschaltet. Derartige Schutzmaßnahmen wer-
Abbildung 16. Alternative Schaltung von Trennapparaten zur Klärung von Flüssig- den z. B. auch bei Tellerseparatoren oder
keiten. Hydrozyklonen ergriffen, wo durch ein gro-

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Chemie Ingenieur Technik 2008, 80, No. 8 Flüssigkeitsabtrennung 1043

bes Siebfilter (Strainer) Düsenverstopfungen


durch zu große Partikel verhindert werden.

4 Hygienische Aspekte

Wie bereits an verschiedenen Beispielen ge-


zeigt wurde, prägt der im Lebensmittelbereich
erforderliche hygienische Umgang mit den zu
verarbeitenden Produkten auch die Anforde-
rungen an die Apparate- und Prozesstechnik
für die mechanische Flüssigkeitsabtrennung.
Daher müssen bereits bei der konstruktiven Abbildung 17. Vollautomati-
Anpassung der einzusetzenden Trennapparate sierte CIP-Anlage (Westfalia
und der Auswahl der dafür notwendigen Bau- Separator Industry GmbH,
Oelde, D).
elemente die erforderlichen hygienischen Be-
lange berücksichtigt werden. Alle produktbe-
rührten Apparateteile müssen grundsätzlich
lebensmitteltauglich sein. Die in der Regel aus 80 °C zur Auflösung organischer Ablagerun-
Edelstahl gefertigten metallischen Apparate- gen verwendet. Für die Entfernung anorgani-
teile müssen leicht zu reinigende, ausreichend scher Verunreinigungen wird oft eine 0,5 %ige
glatte Oberflächen besitzen. Dichtungen und Salpetersäure mit einer Temperatur von eben-
Verbindungen durch Schweißnähte müssen falls bis ca. 80 °C eingesetzt. Ein letzter Spül-
definierten Anforderungen genügen. Tot- schritt erfolgt dann mit reinem Wasser. CIP-
räume im Verfahrensraum, Blindstutzen, hori- Anlagen können als vollautomatisierte Einheit
zontale Flächen und Rohrleitungen sind zu eingesetzt werden, wie Abb. 17 an einem Bei-
vermeiden. Die reinigungsgerechte Gestaltung spiel zeigt.
verfahrenstechnischer und hier trenntechni- Ist eine Sterilisation des Apparates erforder-
scher Anlagen wird unter dem Begriff „Hygie- lich, wird die SIP (Sterilization In Place) ange-
nic Design“ zusammengefasst und stellt strebt. Diese wird mit Heißdampf bei Über-
inzwischen eine eigene systematisierte inge- druck und einer Temperatur von über 121 °C
nieurtechnische Teildisziplin dar. vorgenommen. Die Einwirkungsdauer des
Eine reinigungsgerechte Konstruktion er- Dampfes richtet sich nach der Keimart und
leichtert die periodisch auszuführende Säube- der Keimanzahl. Ein steriler Betrieb erfordert,
rung der Trennapparate. Als Reinigungsme- dass die Anlage nach der Dampfsterilisation
thode wird das CIP (Cleaning In Place) mit Sterilluft beaufschlagt werden muss.
bevorzugt, welches die Säuberung von Pro- Die behördlichen Richtlinien (z. B. Richtli-
zesslinien ohne Zerlegung oder Öffnung der nie der amerikanischen Food and Drug Admi-
einzelnen Apparate ermöglicht. Hierzu wer- nistration (FDA)) bezüglich hygienisch bzw.
den die Apparate mit Reinigungslösungen ge- steril auszuführender Prozesse, die auch für
flutet bzw. durch ein geeignet angeordnetes die Lebensmitteltechnik gelten, schreiben eine
Düsensystem ausgespült. Als Reinigungsflüs- Validierung des Reinigungserfolges vor. Damit
sigkeit wird neben heißem Wasser oft eine wird der dokumentierte Nachweis geführt,
2 %ige Natronlauge mit einer Temperatur von dass ein Prozess oder ein Apparat die vorher

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1044 Übersichtsbeiträge Chemie Ingenieur Technik 2008, 80, No. 8

spezifizierten Anforderungen im praktischen weitere Anwendungsfelder, welche traditionell


Einsatz auch erfüllt. Hierzu haben sich vielfäl- thermischen Verfahren vorbehalten waren.
tige Testprozeduren entwickelt, welche die spe-
zifischen Besonderheiten des jeweiligen An- Dr.-Ing. Harald Anlauf
wendungsfalles berücksichtigen. (harald.anlauf@mvm.uka.de),
Prof. Dr.-Ing. Hermann Nirschl,
Universität Karlsruhe (TH), Institut für
5 Zusammenfassung Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik,
D-76128 Karlsruhe, Germany.
Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass
in der Lebensmitteltechnologie eine Vielzahl
sehr unterschiedlicher Aufgabenstellungen für Literatur
die mechanische Flüssigkeitsabtrennung be-
stehen. Zur Lösung dieser Trennaufgaben [1] H. Anlauf, in Mechanische Verfahrenstechnik (Ed:
kann auf die ganze Breite der trenntechni- M. Bohnet), Wiley-VCH Verlag, Weinheim
2004.
schen Möglichkeiten zurückgegriffen werden,
[2] H. Anlauf, Drying Technol. 2006, 24, 1235. DOI:
welche auch in anderen Branchen Anwendung
10.1080/07373930600838066
finden. Im Wesentlichen sind dies Verfahren [3] H. Anlauf, Sep. Purif. Technol. 2007, 58, 242.
In der Lebensmittel- der Dichtetrennung im Erd- oder Zentrifu- DOI: 10.1016/j.seppur.2007.05.012
technologie wird galfeld, Tiefenfilterverfahren und die Ober- [4] H. Anlauf, Chem. Ing. Tech. 2006, 78 (10), 1492.
im Wesentlichen flächenfiltration in Form der Kuchen, Quer- [5] H. Anlauf, Aufbereit. Tech. 2006, 47 (6), 2.
strom- oder Verstopfungsfiltration. Die [6] J. Hofmann, K. Sommer, Chem. Ing. Tech. 2006,
auf Verfahren der speziellen Eigenschaften der hier zu behan- 78 (11), 1605. DOI: 10.1002/cite.200600089
Dichtetrennung im delnden Produkte und die Anforderungen zur [7] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep. 2004, 18 (6), 272.
Gewährleistung der geforderten Produktquali- [8] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep.2004, 18 (3), 110.
Erd- oder Zentrifu- [9] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep.2004, 18 (4), 162.
täten machen meist eine Anpassung der trenn-
galfeld, Tiefenfilter- [10] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep.2004, 18 (5), 218.
technischen Apparate notwendig. Dies betrifft
verfahren und die [11] S. Stahl, J. Ruland, H. Nirschl, Chem. Ing. Tech.
insbesondere den hygienischen Umgang mit
2007, 79 (11), 1959. DOI: 10.1002/
Oberflächenfiltra- den zu trennenden Stoffen. Dies muss durch cite.200700134
die konstruktive Gestaltung der Apparate und [12] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep. 2006, 20 (6), 282.
tion in Form der
die Realisierbarkeit validierbarer Reinigungs- [13] S. Stahl, S. Siggelkow, H. Nirschl, Eng. Life Sci.
Kuchen, Querstrom- prozeduren berücksichtigt werden Ein beson- 2007, 7 (2), 136. DOI: 10.1002/elsc.200620183
oder Verstopfungs- derer Aspekt im Umgang mit Lebensmitteln [14] V. Kaufmann, U. Kulozik, Chem. Ing. Tech.
ist die Sensorik, welche durch den Verarbei- 2006, 78 (11), 1647. DOI: 10.1002/
filtration zurück- cite.200600094
tungsprozess nicht negativ beeinflusst werden
gegriffen. darf. So dürfen Geschmack, Aussehen und Ak- [15] S. Ripperger, F&S Filtr. Sep. 2007, 21 (5), 278.
[16] J. Galli et al., F&S Filtr. Sep. 2006, 20 (5), 230.
tivität der Lebensmittel nicht negativ beein-
[17] R. Hofmann, T. Käppler, C. Posten, Sep. Purif.
flusst werden. Apparatetechnisch erobern sich
Technol. 2006, 51, 303. DOI: 10.1016/j.sep-
insbesondere zur Abtrennung von Kolloiden pur.01.015
und gelöst vorliegenden Makromolekülen [18] H. Anlauf, Chem. Ing. Tech. 2007, 79 (11), 1821.
mechanische Membrantrennverfahren immer DOI: 10.1002/cite.200700093

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