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Erwartungshorizont Übungsklausur

Einführung in die Philosophie der Gefühle

1) Erläutern Sie, was formale Objekte sind. Welche Funktionen haben sie?
Die mit Emotionen verbundenen Werteigenschaften heißen „formale Objekte“ (oder auch „core
relational themes“) Das formale Objekt definiert den jeweiligen Emotionstyp. Es legt die Klasse der
Gegenstände fest, auf die ein bestimmter Emotionstyp gerichtet sein kann:
z.B. Die Eigenschaft des Furchteinflößenden ist das formale Objekte von Furcht. Die Eigenschaft
des Ärgerlichen ist das formale Objekte von Ärger. Die Eigenschaft des Traurigen ist das formale
Objekte von Trauer usw.

2) Welche Vorzüge hat die Wahrnehmungstheorie der Emotionen gegenüber der


Urteilstheorie?
Problem a.: Urteile sind nicht hinreichend für Emotionen
→ Peter und Anton beurteilen den Hund beide als gefährlich. Aber während Peter von Furcht erfüllt
ist (sein Herz rast, er schwitzt usw.), bleibt Anton kühl und gelassen.

Problem b.: Urteile sind nicht notwendig für Emotionen. Wir können eine Emotion erleben, ohne
ein entsprechendes Urteil zu fällen; manchmal fällen wir sogar widersprechende Urteile.
→ Peter findet heraus, dass es sich bei dem Hund, vor dem er sich fürchtet, um das alte, zahnlose
und stark an Arthritis leidende Haustier Fido seines Nachbarn handelt. Er urteilt und weiß, dass der
Hund nicht gefährlich ist und trotzdem bleibt seine Furcht hartnäckig bestehen.
Solche „widerspenstige“ Emotionen, kann die Urteilstheorie nur schwer erklären:
Da: S urteilt, dass O gefährlich ist, und urteilt gleichzeitig, dass O ungefährlich ist (S urteilt also,
dass p und dass non-p).
Alternativ kann man Emotionen als Wahrnehmungen von Werten und nicht als Werturteile
verstehen: S nimmt O als gefährlich wahr und urteilt gleichzeitig, dass O ungefährlich ist.

3) Erläutern Sie Jesse Prinz‘ „Embodied Appraisal“-Theorie. Auch diese Theorie


wird manchmal als „Wahrnehmungstheorie“ bezeichnet: Ist das angemessen?
Bei Jesse Prinz soll die repräsentationale Funktion (die Repräsentation von formalen Objekten) der
Emotionen mit ihrer Körperlichkeit verbunden werden. Emotionen beinhalten notwendigerweise
Repräsentationen von Organismus-Umwelt-Relationen mit Blick auf subjektives Wohlergehen,
welche unauflöslich mit Zuständen verbunden sind, die Körperveränderungen registrieren

Der Begriff der Wahrnehmungstheorie ist irreführend, da Emotionen in der Embodied Appraisal-
Theorie keine Wahrnehmungen (Repräsentationen) körperlicher Veränderungen darstellen. Sie
repräsentieren stattdessen formale Objekte bzw. core relational themes. Körperveränderungen
werden nicht repräsentiert, sondern registriert.
4) Aus welchen Gründen hat Jesse Prinz seinen ursprünglichen Ansatz verworfen?
Jesse Prinz geht nun davon aus, dass der emotionale Inhalt nicht repräsentational ist.

Einwand 1: Die informationale Semantik setzt voraus, daß der repräsentationale Inhalt von
Emotionen unabhängig von emotionalen Reaktionen existieren kann.
Einwand 2: Die Embodied Appraisal-Theory scheitert daran zu erklären, wie körperliche Zustände
Bedeutungsträger sein können und verfehlt damit ihr zentrales Ziel. Mentale Zustände sind
beliebige (nicht notwendigerweise verkörperte) Symbole. Daher ist es irrelevant, dass core
relational themes durch Körperzustände und Wahrnehmungen realisiert werden. Ferner kann z.B.
Gefahr ganz verschiedene Körperreaktionen und entsprechende Wahrnehmungen von Flucht bis zur
Erstarrung auslösen. Wenn Bedeutung bzw. emotionaler Inhalt durch zuverlässige Konkurrenz
erklärt wird, kann solchen Unterschieden semantisch nicht Rechnung getragen werden

5) Erläutern Sie den repräsentationalen Neo-Sentimentalismus Christine


Tappolets.

x hat die affektive Werteigenschaft V gdw. x so beschaffen ist, dass Emotion E als Reaktion auf x
korrekt wäre, würde x betrachtet.
1. RNS ist eine begriffliche (und keine ontologische) These.
2. RNS beschreibt die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand über einen affektiven
Wertbegriff verfügt.

Dagegen setzt sich der RNS vom normativen Neo-Sentimentalismus ab, der eine These über
Normen darstellt, denen Emotionen zu unterwerfen seien:
Normativer Neo-Sentimentalismus (NNS): x hat die affektive Werteigenschaft V gdw. x so
beschaffen ist, dass Emotion E als Reaktion auf x gefordert (oder gesollt) wäre (oder es normative
Gründe für E gäbe), würde x betrachtet.

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