Technik im Detail

▴▴Schöne, historisch
korrekte Ortgang-
ausführung mit Hilfe
spezieller 3/4 und
1 1/4 Biberschwänze
Steildach

Ortgang mit Bibern

Biberschwanzziegel kommen vor allem in süddeutschen
Städten und in der Denkmalpflege zum Einsatz. Die
Verarbeitung der Ziegel ist anspruchsvoll – wir zeigen,
wie der Abschluss am Ortgang gelingt.
Text: Paul Zielinski | Fotos: Erlus

E r ist viele hundert Jahre alt

und auf unseren Dächern zu Hause: der Bi-
berschwanzziegel – oder kurz: Biber. Der
glatte Ziegel löste vermutlich im späten Mit-
telalter die Holzschindel ab – vor allem we-
Größen und Profilierungen gedeckt. Doch
es gibt nach wie vor Bauherren, die sich
für eine Biberschwanzdeckung entschei-
den. Häufig sind Denkmalschutzauflagen
der Grund, doch bisweilen wird der kleine
schnitt, Geradschnitt oder auch Rechteck-
schnitt – erlaubt der Biber die Gestaltung
ansprechender Dächer, die vor allem in Süd-
deutschland viele Städte bis heute prägen.

gen seiner Feuerfestigkeit. Seitdem erfreut Ziegel auch wegen des schönen Schuppen- Herausforderung Dachabschluss
er sich bis heute großer Beliebtheit. Zwar musters der Doppel- und Kronendeckung Biber werden mit geringem Seitenabstand
werden mittlerweile die meisten Dächer gewählt: Gemeinsam mit den verschiedenen im Halbverband verlegt, da sie – sofern es
mit verfalzten Ziegeln in unterschiedlichen Schnittformen – Rundschnitt, Segment- sich nicht um spezielle Falzbiber handelt –

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▾▾Liegt die Lattung auf dem Giebelmauerwerk auf, so empfiehlt sich der
Einsatz von Blechlatten

▴▴Traditionelle Ausführung: Denkmalgerechter Biberortgang, der auf einer

sogenannten Zahnleiste aufliegt

nicht verfalzt sind. Deswegen muss jede Zie-
gelreihe die jeweils darunterliegende Reihe
so überdecken, dass in der Fläche der dritte
Ziegel den ersten Ziegel überdeckt. In Keh-
len oder bei flachen Dachneigungen finden
sich auch Varianten, bei denen der vierte
Ziegel den ersten Ziegel überdeckt. Was
in der geraden Fläche noch recht einfach
gelingt, wird jedoch an Kehlen, Abschlüs-
sen, Anschlüssen und Ortgängen oftmals
schwierig. Hier müssen die Dachdecker die
Regendichtheit meist mit Schichtstückchen
herstellen, die auch als Nockenbleche be-
zeichnet werden.
Mit Ortgangziegeln lässt sich ein saube-
rer Dachabschluss aber auch ohne unterge-
deckte Zahnleisten und Nocken erreichen;
hierfür gibt es verschiedene Varianten. Die
klassische Ausführung besteht darin, den
Ortgangziegel im Halbverband mit ganzen
und halben Ortgängen einzudecken. Hier-
bei sieht jeder Ortgangziegel wie eine nach
unten abgekantete Nocke aus und deckt
den Rand, der sich beim Dach ohne Dach-
überstand zwischen Giebelmauerwerk und
Dachstuhl ergibt, sauber ab. Diese Kon-
struktion ist kleinformatig schuppig und
passt daher sehr gut zum Deckbild des Bi-
bers – aber mit drei ganzen und drei hal-
ben Ortgangziegeln pro laufendem Meter
ist sie auch sehr aufwendig und damit teu-
er. Ziegelhersteller mit hoher Biber-Kom-
petenz bieten deshalb auch Ortgänge mit
drei Stück pro laufenden Meter an. Diese
„großen halben Ortgänge“ werden lediglich
in jeder zweiten Reihe eingesetzt und von
einem Flächenbiber abgedeckt.
Denkmalgeschützter Ortgang
Die Ausführung des Ortgangs mit Ortgang-
ziegeln ist aber erst seit etwa hundert Jahren
möglich, weshalb gerade im Denkmalschutz
noch immer die zwei althergebrachten
Ortgangvarianten vor-
herrschen: Bei Dächern
mit Biberdeckung und »Die Ausführung mit Ortgangziegeln
Dachüberstand wird die ist erst seit hundert Jahren möglich.«
Deckung mit nach au-
ßen geführt und nur von
einer Zahnleiste unterdeckt, die entweder
aus Lärchenholz besteht oder eingeblecht
ist. Bei dieser Ausführung wird der Ortgang
üblicherweise mit einer Schweifung ange-
hoben, denn: Dachüberstände haben die
Tendenz, ein wenig zu hängen. Die Schwei-
fung sorgt dafür, dass dennoch kein Was-
ser auf die Ortgangkante geführt wird. Die
Schweifung des Ortgangs lässt sich am ein-
fachsten mit dem Ausstellen der äußersten
Konterlatte erreichen, also mit dem Einbau
als stehende anstatt als liegende Latte. Dies gangkante verbinden, die später allerdings
erhöht den Ortgang um rund 2 cm.
Mehr handwerkliches Geschick verlangt
der im Mörtel verlegte, auf dem Giebelmau-
erwerk endende Ortgang mit Standardbi-
bern. Weil die Lattung nicht unmittelbar
auf dem Giebelmauerwerk aufliegen darf,
werden hier meist feuerverzinkte U-Profile
über die Traglattung gesteckt und im Mörtel
eingebettet. In diesen U-Profilen werden die
Biber am Ortgang mit selbstschneidenden
Blechschrauben verschraubt – so sollten sie
selbst dann befestigt werden, wenn sie in
Mörtel verlegt werden. Diese Ausführung
ist jedoch nicht ohne Weiteres möglich,
wenn der 3-cm-Überstand nach der Fach-
regel eingehalten werden soll: Der Ortgang-
biber hat nur eine Deckbreite von 9 cm, und
wenn er 3 cm über die fertige Putzkante
hinaus überstehen soll, lässt er sich kaum
befestigen. Deshalb empfiehlt sich für diese
Ortgänge eine mit 1 1/4 und 3/4 Bibern aus-
geführte Deckung. So kann der Dachdecker
eine fachlich saubere Ziegelbefestigung mit
der Ästhetik einer extrem schmalen Ort-
noch eingeputzt werden muss. ■

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