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MEDIZINISCHE CHEMIE
Handbuch für Seminare
und Laborübungen
UNIVERSITÄT JOSIP JURAJ STROSSMAYER OSIJEK
MEDIZINISCHE FAKULTÄT OSIJEK
Ljubica Glavaš-Obrovac
und Mitarbeiter*innen
MEDIZINISCHE CHEMIE
Handbuch für Seminare und
Laborübungen
Redakteurin:
Technische Redakteurin:
Doc. Dr. sc. Barbara Viljetić
Autoren*innen:
Prof. Dr. sc. Ljubica Glavaš-Obrovac
Doc. Dr. sc. Marijana Jukić
Doc. Dr. sc. Saška Marczi
Doc. Dr. sc. Katarina Mišković
Doc. Dr. sc. Teuta Opačak-Bernardi
Doc. Dr. sc. Stana Tokić
Doc. Dr. sc. Barbara Viljetić
Fachübersetzer*innen:
Korrekturlesen:
Adrijana Kordić
3
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Übung 5. Stofftrennung - 2 ................................................................................................................ 150
Übung 6. Analyse der organischen Stoffe .......................................................................................... 157
LITERATUR ......................................................................................................................................... 162
Da die Stöchiometrie auf Berechnungen basiert, ist es wichtig die Einheiten (Maßeinheiten),
in denen einzelne physikalische Größen bestimmt werden, zu definieren und zu kennen. Die
1971 verabschiedete aktuelle Version des SI (Internationales Einheitensystem) basiert auf
sieben Basiseinheiten für sieben Basisgrößen, die voneinander unabhängig sind (Tabelle 1.1).
Beispiel 1.
Berechnen Sie die relative Molekülmasse von Glukose.
Die Summenformel für Glukose lautet C6H12O6
𝑀𝑀" = 6 ∙ 𝐴𝐴" (𝐶𝐶) + 12 ∙ 𝐴𝐴" (𝐻𝐻) + 6 ∙ 𝐴𝐴" (𝐻𝐻) = 6 ∙ 12,01 + 12 ∙ 1,01 + 6 ∙ 16 = 𝟏𝟏𝟏𝟏𝟏𝟏, 𝟏𝟏𝟏𝟏
Stoffmenge wird mit n bezeichnet und die Maßeinheit ist mol. Ein Mol ist, definitionsgemäß,
die Menge (Mehrzahl) eines Stoffes in einem System, das so viele Elementareinheiten
enthält, wie es Atome in 0,012 Kilogramm des Kohlenstoff-Isotops 12C gibt. Bei der
Verwendung von Molen müssen die elementaren Einheiten angegeben werden, die
Moleküle, Atome, Ionen, Elektronen und andere Partikel oder einzeln spezifizierte Gruppen
solcher Partikel sein können.
Die Anzahl der Moleküle oder Einheiten mit einer definierten chemischen Formel pro Mol
eines Stoffes wird als Avogadro-Konstante und mit den Symbolen L oder NA bezeichnet, L =
6,022 · 1023 mol-1. Wenn wir so viele Gramm einer Substanz mit definierter chemischer
Formel wie ihre relative Molekülmasse (Mr) wiegen, haben wir genau 1 Mol dieser Substanz 7
oder 6,022 · 1023 Individuen dieser Formel gewogen.
7
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Daher wird die Molmasse (M) durch den Ausdruck: M = Mr g mol-1 definiert. Das ist
𝑚𝑚
𝑀𝑀 =
𝑛𝑛
6 8
Formel für Stoffmenge: 𝑛𝑛 = 7
= 9
Beispiel 2.
Eine Mutter kommt mit einem Neugeborenen mit Windelausschlag in die Klinik. Sie empfehlen
ihr Babybäder in einer milden Lösung von Kaliumpermanganat (KMnO4), der in einer Packung
von 5 g in der Apotheke verpackt ist. Wie viele Mol KMnO4 sind in diesen 5 g enthalten?
Beispiel 3.
Wie viel Gramm Natriumsulfat entsteht bei der Reaktion von 15 g Natriumhydroxid und
Schwefelsäure?
1.2. LÖSUNGEN
Stoffe kommen in der Natur als Reinstoffe oder in der Zusammensetzung eines Gemisches
vor. Stoffgemische können gasförmig, fest und flüssig sein. Lösungen sind homogene
Gemische reiner Stoffe. Sie enthalten zwei oder mehr Stoffe (Komponenten), die in
molekulardispersem Zustand vermischt sind. Die Komponente, die in einer größeren Menge
als die anderen in der Lösung enthalten ist, wird als Lösungsmittel bezeichnet, und die
anderen Komponenten werden als gelöste Stoffe bezeichnet. Hervorzuheben ist, dass das
Lösungsmittel selbst ein Stoffgemisch sein kann.
Die quantitative Zusammensetzung der Lösung kann ausgedrückt werden durch:
Konzentration, Anteil, Molalität und Verhältnis (Tabelle 1.4.)
ppm (engl. parts per milion) – der millionste Teil (10-6); es wird verwendet, um Gemische
auszudrücken, in denen ein Stoff in Spuren vorhanden ist
9
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
• Stoffmengenkonzentration gibt das Verhältnis der Stoffmenge (n) eines gelösten
Stoffes A und dem Volumen (V) der Lösung:
𝑛𝑛Z
𝑐𝑐Z =
𝑉𝑉
SI-Einheit ist mol/m3, aber die an der häufigsten verwendeten Einheit ist mol/dm3.
Beispiel 4.
Welche Konzentration hat die Lösung, die durch Auflösen von 40 g Natriumcarbonat in 5 L
Lösung erhalten wird? M (Na2CO3) = 106 g mol-1
40 𝑔𝑔
𝑛𝑛8BF lCm = = 0,3774 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚
106 𝑔𝑔/𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚
0,3774 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚
𝑐𝑐8BF lCm = = 0,0755 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚/𝑑𝑑𝑑𝑑W
5 𝑑𝑑𝑑𝑑W
• Massenkonzentration gibt das Verhältnis der Masse des gelösten Stoffes (mA) und
Volumen der Lösung:
𝑚𝑚Z
𝛾𝛾Z =
𝑉𝑉
SI-Einheit ist kg/m3, aber die an der häufigsten verwendeten Einheit ist g/dm3.
Beispiel 5.
10 Kochsalzlösung (0,9% NaCl-Lösung oder 0,15 mol/dm3) ist eine notwendige Elektrolytlösung
zum Ausgleich des intravaskulären Volumens bei verschiedenen pathologischen Zuständen
(Dehydratation, Erbrechen, starker Durchfall usw.). Wie hoch ist die Massenkonzentration von
Kochsalzlösung?
V (Lösung) = 100 cm3
𝑚𝑚 0,9 𝑔𝑔
𝛾𝛾 = = = 0,009 𝑔𝑔/𝑐𝑐𝑐𝑐W = 9 𝑔𝑔/𝑑𝑑𝑑𝑑W
𝑉𝑉 100 𝑐𝑐𝑐𝑐W
• Molalität des gelösten Stoffes ist das Verhältnis der Menge des gelösten Stoffes (nA)
und der Masse des Lösungsmittels:
𝑛𝑛Z
𝑏𝑏Z =
𝑚𝑚𝐿𝐿ö𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠
SI-Einheit ist mol/kg.
Beispiel 6.
Was ist die Molalität von Saccharose Lösung mit einer Konzentration von 0,4 mol/dm3 und
einer Dichte von 1,05 g/cm3? Mr (C6H22O5) = 342,3 g/mol
• Massenanteil eines Stoffes in einem Gemisch oder einer Lösung ist das Verhältnis
der Masse dieses Stoffes zur Gesamtmasse aller Stoffe in dem Gemisch oder der
Lösung: 11
𝑚𝑚Z 𝑚𝑚GyNx
𝑤𝑤 = =
𝑚𝑚Z + 𝑚𝑚~ 𝑚𝑚9östQK
11
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel 7.
Berechnen sie den Massenanteil an Natriumchlorid in der Kochsalzlösung, die durch Auflösen
von 0,9 g NaCl in 100 ml Wasser erhalten wird?
100 mL Wasser = 100 g
𝑚𝑚Z 0,9 𝑔𝑔
𝑤𝑤 = = = 0,0089 = 0,89%
𝑚𝑚Z + 𝑚𝑚~ 0,9 𝑔𝑔 + 100 𝑔𝑔
• Beim Verdünnen einer Lösung ändern sich Konzentration und Volumen der Lösung,
aber Stoffmenge (n1 = n2) und Masse des gelösten Stoffes (m1 = m2) bleiben gleich.
6Ä
𝑚𝑚I = 𝑚𝑚V ; 𝛾𝛾 = Þ 𝑉𝑉I ∙ 𝛾𝛾I = 𝑉𝑉V ∙ 𝛾𝛾V
Å
Beispiel 8.
Wie würden Sie 800 mL 0,9% NaCl-Lösung (0,15 mol/L) herstellen, aus einer NaCl-
Stammlösung mit der Konzentration von 6,0 mol/L?
c1 = 2 mol/L
V1 = 100 cm3 = 0,1 L
c2 = 3 mol/L
V2 = 150 mL = 0,15 L
V3 = 0,1 L + 0,15 L = 0,25 L
c3 = ?
𝑐𝑐I ∙ 𝑉𝑉I + 𝑐𝑐V ∙ 𝑉𝑉V = 𝑐𝑐W ∙ 𝑉𝑉W
• Wenn wir Lösungen mischen, und wenn deren Stoffe miteinander reagieren und die
Mengen dieser Stoffe nicht äquivalent sind, berechnen wir die Konzentration der
Lösung in Bezug auf die verbleibende Substanz aus der Differenz zwischen der
Molzahl der Edukte und dem Gesamtvolumen der Lösung.
Beispiel 10.
Mischen Sie in einem Becherglas 15 cm3 0,25 mol/L Natronlauge und 5 cm3 0,3 mol/L
Salzsäurelösung. Bestimmen Sie, was für eine Lösung entsteht - sauer oder alkalisch.
Berechnen Sie die Konzentration der Lösung in Bezug auf das verbleibende Alkali.
Wir sehen, dass die Lösung alkalisch ist, weil NaOH im Überschuss ist.
Wir berechnen die Konzentration der Lösung in Bezug auf überschüssiges NaOH:
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MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Das Verhältnis zwischen Stoffmengenkonzentration und Massenkonzentration und
Massenanteil und Dichte der Lösung ergibt sich aus dem Ausdruck:
𝛾𝛾 𝜌𝜌 ∙ 𝑤𝑤
𝑐𝑐 = =
𝑀𝑀 𝑀𝑀
Übungsaufgaben:
1. Wie viele Erythrozyten gibt es im 100 ml Blut, wenn es bekannt ist, dass 1 Liter 4,5 ·
1010 Erythrozyten enthält? (L: N = 4,5 · 109)
2. Wie viele Milligramm Sauerstoff reagiert mit 24 g Kohlenstoff zu Kohlendioxid? (L: m
= 64000 mg)
3. Wie viele Milliliter 96%ige Schwefelsäure mit einer Dichte von 1,83 g/mL sollten Sie
nehmen, um 100 mL einer Lösung mit einer Konzentration von 0,15 mol/L
herzustellen? (L: V = 0,838 mL)
4. Wie viel Gramm Eisen enthält das Hämoglobin eines Medizinstudenten mit einem
Körpergewicht von 75 kg und einem Blutvolumen von etwa 5,25 Liter? Die
Massenkonzentration von Hämoglobin im Blut beträgt 160 g/L, während der
Massenanteil von Eisen im Hämoglobin 0,33% beträgt. (L: m = 2,77 g)
5. Sie haben eine Natronlösung hergestellt, indem Sie 35 g Natriumbicarbonat in 40 g
Wasser aufgelöst haben, berechnen Sie den Massenanteil und die
Massenkonzentration, wenn die Dichte der Lösung 0,998 g/mL beträgt. (L: w =
46,47%, γ = 464,8 g/L)
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2.1. pH-WERT
2.1. pH-WERT
2.1.1. Konzentration von Wasserstoffionen (Wasserstoffexponent, pH)
2.1.1. Konzentration von Wasserstoffionen (Wasserstoffexponent, pH)
Numerische Werte der Konzentrationen von Hydronium- (Wasserstoff-) und
Numerische
Hydroxid-Ionen Werte der
in wässrigen Konzentrationen
Lösungen reichen von von1x10Hydronium-
-14 (Wasserstoff-)
mol dm-3 bis 1 mol dm-3. undDie
Hydroxid-Ionen in wässrigen Lösungen
+ reichen
– von 1x10
-3-14
mol dm -3
bis 1 mol dm
Zahlen, die wir verwenden, um [H ] und [OH ] in mol dm auszudrücken, sind extrem klein,
-3
. Die
Zahlen, die wir
daher wird dieverwenden, um [H
Konzentration von] und
+
[OH–]OH
H+ und in –mol
ausdm
-3
auszudrücken,
praktischen sind als
Gründen extrem klein,
negativer
daher wird Logarithmus
dekadischer die Konzentration von H undausgedrückt,
+
der Konzentration OH aus praktischen
–
Gründen als negativer
oder mit dimensionslosen Größen
dekadischer
pH und pOH: Logarithmus der Konzentration ausgedrückt, oder mit dimensionslosen Größen
pH und pOH:
[H+] / mol dm-3 = 10-pH [OH-] / mol dm-3 = 10-pH
[H+] / mol dm-3 = 10-pH [OH-] / mol dm-3 = 10-pH
pH= -log ([H+] / mol dm-3 pOH= -log ([OH-] / mol dm-3
pH= -log ([H+] / mol dm-3 pOH= -log ([OH-] / mol dm-3
Logarithmiert man den Ausdruck für das Ionenprodukt des Wassers,
Logarithmiert
𝐾𝐾 á Éman
Ö = [𝐻𝐻 ][𝑂𝑂𝑂𝑂 ] = 10
den
ÉIL
𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 VAusdruck fürmultipliziert
/𝑑𝑑𝑑𝑑Éä und das Ionenprodukt des
mit -1 ergibt sich: Wassers,
á É ÉIL V
𝐾𝐾Ö = [𝐻𝐻 ][𝑂𝑂𝑂𝑂 ] = 10 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 /𝑑𝑑𝑑𝑑 Éä
und multipliziert mit -1 ergibt sich:
𝒑𝒑𝒑𝒑 + 𝒑𝒑𝒑𝒑𝒑𝒑 = 𝒑𝒑𝒑𝒑𝒘𝒘 = 𝟏𝟏𝟏𝟏
𝒑𝒑𝒑𝒑 + 𝒑𝒑𝒑𝒑𝒑𝒑 = 𝒑𝒑𝒑𝒑𝒘𝒘 = 𝟏𝟏𝟏𝟏
Der Begriff pH wurde vom dänischen Chemiker P.L. Sörensen vorgestellt, und er hat es als
Der
den Begriff pH wurde
negativen vom dänischen
Logarithmus Chemiker P.L.von
der Konzentration Sörensen vorgestellt, und
Wasserstoffionen er hat es
definiert. als
Diese
den negativen
Einstellung Logarithmus
gilt für sehr verdünnteder Lösungen.
Konzentration von Wasserstoffionen
Die pH-Werte können von 0 bis definiert. Diese
14 reichen. Je
Einstellung
höher die Hgilt-Konzentration,
+ für sehr verdünnte
destoLösungen.
niedriger Die
der pH-Werte
pH-Wert der können vonDie
Lösung. 0 bis 14 reichen.
neutrale Je
Lösung
höher
hat die pH-Wert
einen H -Konzentration,
+
desto niedriger
von 7. pH-Werte von 0 - 7der pH-Wert der säurige
repräsentieren Lösung.Lösungen
Die neutrale undLösung
Werte
hat einen
von 7 - 14 pH-Wert vonLösungen.
basische 7. pH-Werte von Säuren
Starke 0 - 7 repräsentieren
werden selbst säurige Lösungen pH-Werten
bei niedrigen und Werte
von 7 - 14inbasische
vollständig Lösungen.
Anionen und Kationen Starke Säurenwährend
dissoziiert, werdenschwache
selbst bei niedrigen
Säuren pH-Werten
bei niedrigen pH-
Bedingungen nur teilweise dissoziiert werden. Starke Basen dissoziieren, im GegensatzpH-
vollständig in Anionen und Kationen dissoziiert, während schwache Säuren bei niedrigen zu
Bedingungen
schwachen nur teilweise
Basen, bei hohem dissoziiert
pH-Wert werden. Starke Basen dissoziieren, im Gegensatz zu
vollständig.
schwachen Basen, bei hohem pH-Wert vollständig.
Im menschlichen Körper finden wir unterschiedliche pH-Werte in Geweben und
Im menschlichen Körper
Körperflüssigkeiten. In einemfinden wir Organismus
gesunden unterschiedliche pH-Werte
sollte der pH-Wert indesGeweben und-
Speichels 6,5
Körperflüssigkeiten.
6,8 und des Urins 6,5In- einem gesunden
7,0 betragen. DerOrganismus
pH-Bereich sollte der pH-Wert
von venösem des Speichels
Blut liegt zwischen 6,5
7,30-
6,8
undund
7,35,des
undUrins 6,5 - 7,0 von
der pH-Wert betragen. Der pH-Bereich
arteriellem von venösem
Blut sollte zwischen Blut7,45
7,4 und liegtliegen.
zwischen 7,30
Normale
15
und 7,35, undhaben
Magensäfte der pH-Wert von arteriellem
einen pH-Wert Blut sollte
von 1,0–3,5. zwischen 7,4haben
Pankreassekrete und 7,45
einenliegen. Normale
pH-Wert von
Magensäfte
8,0 - 8,3 und haben einen pH-Wert von 1,0–3,5. Pankreassekrete haben einen pH-Wert von
so weiter.
8,0 - 8,3 und so weiter.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der pH-Wert logarithmisch mit der H+ -
Es ist wichtig, sich daran Konzentration
zu erinnern, dass der pH-Wert logarithmisch mit der H+ -
zusammenhängt.
Konzentration zusammenhängt.
15
15
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel 1.
Der gemessene pH-Wert einer Lösung beträgt 3. Dies bedeutet, dass die Konzentration von H+
in der Lösung 0,001 mol dm-3 beträgt, während pH=4 bedeutet, dass die Lösung 0,0001 mol
dm-3 Wasserstoffionen enthält. Daher enthält eine Lösung mit pH=3 zehnmal mehr
Wasserstoffionen als eine Lösung mit pH=4.
Dieses Beispiel hilft uns zu verstehen und uns daran zu erinnern, dass selbst die kleinste
Änderung des pH-Werts eine signifikante Zunahme oder Abnahme der Anzahl von
Wasserstoffionen bedeutet!
Beispiel 2.
Berechnen Sie das pH und pOH für jede der Lösungen: (a) 1,00 M HNO3; b) 0,306 M Ba(OH)2.
a) Lösung:
Aus dem Beispiel 1. wissen wir, dass für HNO3 [H+] = 1,00 mol dm–3 und [OH–] = 1,00 ·
10-14 ist. Dementsprechend folgt:
1 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚/𝑑𝑑𝑑𝑑W
𝑝𝑝𝑝𝑝 = −𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙 = −𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙 (10M ) = −(−0) = 0,00
1 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚/𝑑𝑑𝑑𝑑W
1 ∙ 10ÉIL 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚/𝑑𝑑𝑑𝑑W
𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝𝑝 = −𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙 = −𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙 (10ÉIL ) = −(−14) = 14,00
1 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚/𝑑𝑑𝑑𝑑W
b) Lösung:
Basierend auf Beispiel 2. wissen wir, dass für 0.306 M Ba(OH)2, [H+] = 1.63 · 10–14 mol
dm–3 and [OH–] = 6.12 · 10–1 mol dm–3. Gemäß:
Beispiel 3.
Berechnen Sie den pH-Wert der Lösung, die durch Auflösen von 3,53 g NaOH in 10 dm3 H2O
erhalten wird.
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MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Pufferlösungen bestehen aus einer schwachen Säure und ihrem entsprechenden Salz, die
durch Reaktion mit einer starken Base gebildet wird, oder einer schwachen Base und ihrem
entsprechenden Salz, durch Reaktion mit einer starken Säure gebildet wird.
Zur Herstellung von Puffern im sauren Teil des pH-Bereichs nehmen wir Stoffe mit pKa < 7,
und zur Herstellung von Puffern im alkalischen pH-Bereich Stoffe mit pKa > 7. Die am
häufigsten verwendeten Puffer in medizinisch-biochemischen und molekularbiologischen
Laboratorien sind Phosphat, Citrat, Glycin, Carbonat und Tris-Puffer.
Wir verwenden die Henderson-Hasselbach-Gleichung, wenn wir den pH-Wert eines Puffers
oder das Verhältnis der Pufferkomponenten, die den pH-Wert einer Lösung bestimmen,
berechnen wollen.
Für einen Puffer, der eine Mischung aus einer schwachen Säure (HA) und ihren Salzen ist,
lautet die Gleichung:
[𝐴𝐴É ]
𝑝𝑝𝑝𝑝 = 𝑝𝑝𝐾𝐾B + 𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙
[𝐻𝐻𝐻𝐻]
pH = - log[H+], Konzentration von Hydronium-Ionen;
pKa = – logKa, Säuredissoziationskonstante (niedrigerer pK-Wert entspricht stärkerer
Säure);
[A-] - Konzentration der konjugierten Base einer schwachen Säure;
[HA] – Konzentration von schwache Säure.
Für einen Puffer, der eine Mischung aus einer schwachen Base und ihrem Salz ist, lautet die
Gleichung:
[𝐵𝐵 á ]
𝑝𝑝𝑝𝑝 = 𝑝𝑝𝐾𝐾ï + 𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙
[𝐵𝐵𝐵𝐵𝐵𝐵 ]
pOH = - log [OH-], Konzentration von Hydroxid-Ionen;
pKb = -log Kb, Basendissoziationskonstante
[B+] – Konzentration der schwachen Base der konjugierten Base;
[BOH] – Konzentration der schwachen Base.
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2.2.2. Pufferkapazität
Pufferkapazität ist die Fähigkeit eines Puffersystems, pH-Änderungen zu mildern, die durch
die Zugabe einer Säure oder Base verursacht werden. Sie wird durch die Menge an
Wasserstoffionen ausgedrückt, die der Lösung zugesetzt oder abgezogen werden muss, um
Die quantitative grafische Darstellung der Pufferkapazität kann durch eine Titrationskurve
dargestellt werden.
Beispiel 4.
Titrationskurve von Essigsäure (schwache Säure) titriert mit einer starken Base – NaOH.
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Beispiel 5.
Die optimale Pufferkapazität von Bicarbonatpuffer ist höher, wenn der pH-Wert nahe am
pK-Wert liegt, aber niedriger bei normalem Blut-pH-Wert. Warum?
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MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Lösung: Die Antwort findet man in Form einer Puffertitrationskurve:
Gelegter Teil der Kurve: pH der Lösung = pK Puffer - hier ist die Pufferkapazität am größten,
da die Änderung der relativen Konzentrationen von Bicarbonat und Kohlendioxid nur zu einer
geringen pH-Änderung der Lösung führt. Beim pH-Wert über 7,1 ist die Steigung der Kurve
jedoch viel höher. Hier bewirkt eine Änderung der relativen Konzentrationen von Bicarbonat
und Kohlendioxid eine starke Änderung des pH-Werts der Lösung.
Daher müssen beim physiologischen Blut-pH von 7,4 andere Organe helfen, die Menge an
HCO3- und CO2 im Blut zu kontrollieren, um den pH-Wert relativ konstant zu halten.
Beachten Sie, dass der pH-Wert des Blutes außerhalb der normalen Kapazität des Puffers
liegt!
Der menschliche Körper verfügt über mehrere Puffersysteme, die den pH-Wert im Körper
konstant halten:
a) Bicarbonat-Puffer (H2CO3 und NaHCO3)
b) extrazellulärer Phosphat- und Ammoniakpuffer
20 c) interzellulärer Protein-Puffer (Glutathion, Hämoglobin, Methionin, Taurin)
d) Puffersystem von Kohlenstoffsalzen - Calcium, Natrium, Kalium, Magnesium, Eisen
e) hormonelles Puffersystem - antidiuretisches Hormon (Wasserregulation), Aldosteron
(Natrium- und Kaliumregulierung)
f) Fett-Puffer - LDL (Low Density Lipoprotein) - bindet Säuren und speichert sie im
Fettgewebe bei ungenügender Ausscheidung über die Nieren
Alle oben genannten Systeme werden von Blut, Atmungssystem, Lymphe, Gewebeflüssigkeit,
Nieren und Knochen, die die Hauptorgane der Säure-Basen-Regulation sind, verwendet.
Die wichtigsten Puffersysteme unseres Körpers sind Hämoglobin-, Protein-, Phosphat- und
Bicarbonat-Puffer. Die Grundeigenschaften von jedem von ihnen sind in der Tabelle 2.1
angegeben.
(Protonensekretion abhängig
von Bicarbonat-Puffer)
notwendig. Das Verhältnis von
H2CO3 und NaHCO3 in diesem
Puffer beträgt 1:20, was einem
pH-Wert von 7,4 entspricht.
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MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel 6.
100 cm3 einer 0,1 mol dm-3 Glycinlösung wurden mit 2 mol dm-3 NaOH titriert. Der pH-Wert
und der Alkaliverbrauch wurden aufgezeichnet und die Ergebnisse sind in der Abbildung
dargestellt. Die wichtigsten Titrationspunkte sind mit I - V markiert.
Bestimmen Sie für jede der folgenden Behauptungen den wichtigsten Titrationspunkt der
Kurve und begründen Sie Ihre Wahl:
Behauptung Begründung
a) Glycin wird hauptsächlich gefunden I; - maximal protoniert beim niedrigsten pH (höchste
als: +H3N-CH2-COOH [H+]).
b) Die durchschnittliche Nettoladung II; bei pK1 (2,34) wird die Hälfte des Protons von der
von Glycin beträgt +1/2 α-Carboxylgruppe entfernt (½ deprotoniert) und seine
Ladung ändert sich von 0 auf -1/2. Daher ist die
durchschnittliche Nettoladung von Glycin (-1/2) + (+1)
= +1/2.
c) ½ die Hälfte der Aminogruppe ist IV; die α-Aminogruppe ist in ihrem pKa halb
ionisiert deprotoniert (pK2 = 9,60).
d) Der pH ist gleich dem pKa der II; nach der Henderson-Hasselbalch-Gleichung:
22
Carbonsäure pH = pKa + log([A-]/[HA]).
Wie [A-]/[HA] = 1; [A-] = [HA] ist, daraus folgt pH =
pKa.
e) Der pH-Wert entspricht dem pKa der IV; siehe Antworten (c) und (d).
protonierten Aminogruppe
h) Carbonsäure ist vollständig titriert III; es ist der erste Äquivalenzpunkt, d.h. ein
(Äquivalenzpunkt 1) Äquivalent OH- wird verbraucht. Dies liegt bei 5,97,
was 3,6 pH-Einheiten von jedem pKa entfernt ist.
i) Glycin ist vollständig titriert V; pH 11,3 (1,7 pH-Einheiten über pK2).
j) Schlechtester pH-Bereich für Puffer I, III, V; jeder dieser Bereiche ist einige pH-Einheiten
vom pKa entfernt, d.h. der Bereich mit der besten
Pufferkapazität.
Übungsaufgaben:
1. Bei 37 °C beträgt die Konzentration von H+ im Blut 4 · 10-8 mol dm-3. Berechnen Sie die
Konzentration von OH-, wenn Sie wissen, dass das Ionenprodukt von Wasser bei dieser
Temperatur 2,39 · 10-14 mol2 dm-6 beträgt. (L: 5,98 10-7 mol dm-3).
2. Berechnen Sie den pH-Wert der Lösung, die durch Mischen von 16 cm3 0,16 mol dm-3
NaOH, 15 cm3 0,32 mol dm-3 NaOH und 95 cm3 0,08 mol dm-3 HCl erhalten wird. (L: pH
= 2,72).
3. Berechnen Sie die Konzentration von OH- in 0,01 M wässriger Ammoniaklösung. Die
Konzentrationskonstante von NH3OH beträgt 1,79 · 10-5 mol dm-3. (L: 4,1 · 10-5 mol
dm-3)
4. Berechnen Sie [H+] und [OH-] der Lösung mit einem pH-Wert von 10,33. (L: [H+] = 4,7
· 10-11 mol dm-3; [OH-] = 2,4 · 10-4 mol dm-3)
5. Zu 15,00 cm3 Ameisensäurelösung mit einer Konzentration von 0,03 mol dm-3 werden
12,00 cm3 Kaliumformiatlösung mit einer Konzentration von 0,15 mol dm-3
zugegeben. Berechnen Sie den pH-Wert der resultierenden Mischung. (L: pH = 4,35)
6. Wie viele Gramm Natriumacetat sollten zu 200,00 cm3 Salzsäurelösung mit einer
Konzentration von 0,2000 mol dm-3 hinzugefügt werden, um eine Lösung mit pH = 4,5 23
zu erhalten? (L: m (CH3COONa) = 5,148 g)
7. Berechnen Sie den pH-Wert der Lösung, die durch Mischen von 30,00 cm3
Essigsäurelösung mit einer Konzentration von 0,10 mol dm-3 und 50,00 cm3
Kaliumacetatlösung mit einer Konzentration von 0,30 mol dm-3 erhalten wird. (L: pH
= 5,44)
23
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
8. Wie viele Gramm NaOH sollten in 1 Liter Glycinhydrochlorid-Lösung c = 0,1 M
zugegeben werden, um eine vollständig deprotonierte Form von Glycin zu erhalten,
und wie viele? Mr (NaOH) = 40; pKa1=2,3; pKa2=9,6 (L: m (NaOH) = 4.8 g)
24
3.1. THERMOCHEMIE
Die Umwandlung von Wärmeenergie in andere Energieformen wird im
Gleichgewichtszustand über drei physikalische Größen untersucht: Druck (p), Temperatur (T)
und Volumen (V). Der Zustand des Systems wird außerdem durch die Menge der Moleküle
beschrieben. Um die Zustandsänderungen und die mit der Zustandsänderung verbundenen
chemischen Prozesse besser untersuchen zu können, müssen wir im Stande sein, die
Energiebedingungen dieser Änderungen vorherzusehen. Die Grundvoraussetzung dafür, ist
die Kenntnis der Gesetze der Thermodynamik, die sich mit der Untersuchung von
energetischen Zustandsänderungen und dem Verhältnis thermischer Energie zu anderen
Energiearten befassen.
Die Temperatur ist eine skalare Größe, die für die thermodynamischen Systeme im
Gleichgewicht bestimmt ist. Temperatur ist per Definition ein Maß für die Intensität des
thermischen Zustands eines Stoffes, oder nach der kinetischen Theorie ein Maß für die mittlere
kinetische Energie der Translationsbewegung von Teilchen in einem idealen Gassystem.
Das Nullgesetz der Thermodynamik besagt, dass mehrere, sich selbst überlassene Systeme
nach einiger Zeit dazu neigen, ein thermisches, chemisches oder mechanisches Gleichgewicht
zu erreichen.
Energie kann nicht aus dem Nichts erschaffen oder zerstört werden, sondern kann nur von 25
einer Form in eine andere oder von einem Körper in einen anderen übertragen werden.
25
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Wärme (Q) geht spontan von einem Körper
höherer Temperatur zu einem Körper niedrigerer
Temperatur über, bis sich ein thermisches
Gleichgewicht einstellt. Durch die Wärmeänderung
ändert sich auch die innere Energie (U) des
Systems, die vom thermischen Zustand des Stoffes
abhängt und alle Energieformen eines gegebenen
Systems umfasst. Durch das Zuführen jeglicher
Energieform in ein System erhöht sich dessen
innere Energie, das heißt (d.h.), durch die Abgabe
von Energie nimmt die innere Energie ab. Es
wurde vereinbart, dass jede Arbeit (W) und Abbildung 3.1. Änderung im System
Wärme, die die innere Energie erhöht, ein aufgrund der durchgeführten Arbeit
positives Vorzeichen (+) hat und oder der Wärmezufuhr
dementsprechend das negative Vorzeichen (-) die
geleistete und verrichtete Arbeit bezeichnet (Schema Nr. 1). In einem isolierten System ist
die innere Energie konstant und sie ist eine Funktion des Zustands, d.h. sie wird nur durch
den Zustand des Systems bestimmt, unabhängig davon, auf welchem Weg der Zustand
hergestellt wurde.
Nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik kann in einem System mit dem konstanten
Volumen eine isochore Änderung des Gaszustands auftreten, wenn die zugeführte Wärme
nur zur Erhöhung der inneren Energie (ΔU) ohne Arbeit (W = 0) verwendet wird, denn es gibt
keine Volumenänderung und die mathematische Relation gilt:
Nach dem gleichen Gesetz tritt, wenn wir dem System bei Pkonst Wärme zuführen, eine isobare
Zustandsänderung des Gases auf und aufgrund der Erwärmung nimmt das Volumen zu und
das System funktioniert:
𝑄𝑄𝑝𝑝 = 𝑈𝑈2 − 𝑈𝑈1 + 𝑝𝑝𝑉𝑉2 − 𝑝𝑝𝑉𝑉1 = (𝑈𝑈2 + 𝑝𝑝𝑉𝑉2 ) − (𝑈𝑈1 + 𝑝𝑝𝑉𝑉1 ) = 𝐻𝐻2 − 𝐻𝐻1 = ∆𝐻𝐻
𝑯𝑯 = 𝑼𝑼 + 𝒑𝒑𝒑𝒑
Absolute Werte für Enthalpie und innere Energie können nicht bestimmt werden, da diese
eine Funktion des Zustands sind. Es wurde vereinbart, dass die Standardbildungsenthalpie
der Materie (HΘ) unter Standardbedingungen (S.U.) gleich null ist: p = 101325 Pa (1 atm; 1
bar), t = 25 °C (298,15 K). Die Enthalpie ändert sich während der chemischen Reaktion. Dank
der Existenz des Hessschen Satzes, der besagt: Die Gesamtenthalpieänderung (ΔH) einer
Reihe chemischer Reaktionen ist gleich der Gesamtenthalpieänderung jeder anderen Reihe
chemischer Reaktionen, wenn wir in beiden Fällen von den gleichen Komponenten ausgehen
und die gleichen Produkte erhalten.
Abbildung 3.2. Bestimmung der Enthalpie der N2O4-Bildung. Die Reaktion erfolgt in
zwei Schritten, wobei im ersten Schritt NO2 in elementaren Sauerstoff und Stickstoff
zerfällt, die im zweiten Schritt der Reaktion das N2O4-Molekül bilden. Die Enthalpie
27
dieser Reaktion ist die Summe aller Enthalpieänderungen in den Schritten 1 und 2.
Je nachdem, ob Wärme freigesetzt oder gebunden wird, spricht man von exothermen und
endothermen Reaktionen. Ein Beispiel für eine exotherme Reaktion ist die Verbrennung von
Kohlenstoff oder die Auflösung von NaOH. Bei einer exothermen Reaktion hat die Enthalpie
27
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
ein negatives Vorzeichen, d.h. bei einer endothermen Reaktion ein positives Vorzeichen, wie
wir im folgenden Beispiel sehen:
Δ H– Enthalpieänderung
f – Reaktionsart - Bildung
r – Reaktionsenthalpie
Wärmekapazitäten geben an, wie viel Wärme einem System zugeführt werden muss, um
seine Temperatur um 1 K zu ändern. Sie hängt von der Zusammensetzung und Größe des
Systems sowie den Bedingungen der Wärmezufuhr ab. Wir unterscheiden zwischen der
Wärmekapazität beim konstanten Druck (Cp, m) und der Wärmekapazität beim konstanten
Volumen (Cv, m). Bei reinen Stoffen werden Wärmekapazitäten pro Mengeneinheit (n)
beobachtet und dann molare Wärmekapazitäten (Cp, Cv) genannt. Wenn ihre Werte pro
Masseneinheit ausgedrückt werden, nennen wir sie spezifische Wärmekapazitäten (Cp, Cv).
ª
Wärmekapazität: 𝐶𝐶 = / J/K
Ƽ
28
ª ª
Molare Wärmekapazität: 𝐶𝐶§ = Ω ø ; 𝐶𝐶• = Ω ø
ºF Éºæ § ºF Éºæ •
l I ƻ
Spezifische Wärmekapazität: 𝐶𝐶§,• = Ω 6¿,¡ø = Ω ø
• 6 ∆º §,•
Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik erlaubt es uns, die Möglichkeit der thermischen
Umwandlung in andere Energieformen quantitativ zu untersuchen. Zur Untersuchung der
Umwandlung von Wärme in mechanische Arbeit werden Maschinen verwendet, die auf
verwandten Reaktionen basieren. Diese Reaktionen werden auch Carnotscher Kreisprozess
genannt. Das System kehrt nach einer Reihe von Umwandlungen in seinen Ausgangszustand
zurück. Ein Wärmegerät in einem solchen System kann nur dann arbeiten, wenn ein
Unterschied in der Erwärmung der beiden Wärmetanks (T1 ≠ T2) besteht, bei denen die
Wärme vom wärmeren zum kälteren Tank übergeht. Je größer die Temperaturdifferenz,
desto größer die Effizienz der Reaktion. Basierend auf den Erkenntnissen des Carnotschen
Kreisprozess definiert Clausius den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik:
Wärme kann nicht allein von einem kälteren zu einem wärmeren Körper übergehen, weder
direkt noch indirekt.
Carnots Kreisprozess läuft spontan ab, da Wärme von einem wärmeren auf einen kälteren
Körper übertragen wird, was dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik entspricht und
keine zusätzliche mechanische Arbeit erforderlich macht. Wenn jedoch zur Durchführung
eines Prozesses mechanische Arbeit aufgewendet werden muss, dann spricht man von nicht-
spontanen und/oder irreversiblen Prozessen. Ein Beispiel dafür ist der Betrieb eines
Kälteaggregats, bei dem mechanische Arbeit erforderlich ist, um die Raumtemperatur
abzusenken.
Bei der Umwandlung von Wärme in eine andere Energieform geht ein Teil der Wärme
verloren oder bleibt ungenutzt, so dass wir von Wärmeabbau sprechen. Die
thermodynamische Zustandsgröße, die uns über den Wärmeabbau bei verschiedenen
Prozessen informiert, bezeichnen wir als Entropie (S). Entropie ist, wie Enthalpie und innere
Energie, eine Funktion des Zustands, d.h. sie entspricht beim Übergang des Systems vom
Anfangszustand in den Endzustand einer eindeutig bestimmten Entropieänderung (ΔS). Die
Entropie des Systems informiert uns über die Nutzung der thermischen Energie und zeigt die 29
29
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass mit jedem spontanen Prozess die
Gesamtentropie des Systems und der Umgebung zunimmt. Bei isothermen reversiblen
Prozessen findet keine Entropieänderung statt. Bei einem irreversiblen Prozess, der bei
unterschiedlichen Temperaturen (T1 ≠ T2) mit gleicher Stoffmenge in den Systemen abläuft,
kommt es zu einer Entropieänderung des Systems.
Nimmt das System Wärme auf, nimmt die Entropie des Systems zu, und hat ein positives
Vorzeichen (Q> 0). Daher kann Entropie als Maß für die Unordnung in einem System definiert
werden.
Tabelle 3.2. Molare Entropie (Sm) bei 25°C für einige Verbindungen, Elemente und Ionen
Die freie Energie (A), die ein System verwenden kann, um bei einem konstanten Volumen zu
arbeiten, wird als Helmholtz-Energie genannt. Sie stellt die Differenz zwischen der inneren
Energie des Systems (U) und der nicht nutzbaren gebundenen Energie (TS) dar.
𝐴𝐴 = 𝑈𝑈 − 𝑇𝑇𝑇𝑇
Erfolgen die Änderungen bei konstantem Druck und konstanter Temperatur mit einer
Volumenänderung, wird die freie Energie, die von einer Form in eine andere umgewandelt
wird, die Gibbssche freie Energie (G) genannt:
𝐺𝐺 = 𝐻𝐻 − 𝑇𝑇𝑇𝑇
𝐺𝐺 = 𝐴𝐴 + 𝑝𝑝∆𝑉𝑉
30
Beziehungsweise, die Veränderung der Gibbsschen Energie (ΔG) nach dem Prinzip:
Tabelle 4. Der Einfluss der Temperatur auf die Spontaneität der Reaktion
ΔGΘ ΔGΘ Spontaneität der
ΔHΘ ΔSΘ
(hohe T) (niedrige T) Reaktion
- + - - alles T
+ - + + ohne T
+ + - + hohe T
- - + - niedrige T
ΔHΘ – Änderung der Standardenthalpie; ΔSΘ - Änderung der Standardentropie; ΔGΘ – Änderung der
freien Standardenergie
Wenn die Unordnung im System minimal ist, ist die Entropie des Systems null. Dieses Gesetz
besagt, dass ein reiner Kristall bei 0 K keine Entropie besitzt (SΘ = 0). Bei 0 K ist jeder reine
perfekte Kristall vollständig geordnet und seine Entropie beträgt 0 J/mol. Bei minimaler
Temperaturerhöhung nimmt die Unordnung zu und die Entropie dieses Systems nimmt zu,
d.h. sie ist nicht mehr null.
3.2. GASGESETZE 31
Zwei oder mehr chemisch nicht reaktive beliebige Gase können in beliebigen Anteilen
gemischt werden, um eine vollkommen gleichförmige, homogene Mischung zu bilden. Da die
Gasmoleküle extrem weit voneinander entfernt sind, können die Moleküle eines anderen
Gases leicht in diesen leeren Raum eingefügt werden. Mit diesem Molekülmodell lässt sich
erklären, warum Gase leicht komprimierbar sind, d.h. die Annäherung der Moleküle
31
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
verringert ihren Abstand voneinander, erhöht die Interaktionsmöglichkeit bei gleichzeitiger
Form- und in erheblichem Maße Volumenänderung bei Druckänderungen und Temperatur.
Gerade wegen dieser Eigenschaften sind die physikalischen Gesetze bei Gasen einfacher als
bei den anderen beiden Aggregatzuständen. Die Gasgesetze werden am einfachsten durch
die Anwendung des idealen Gasmodells erklärt, das durch die chaotische Bewegung von
Molekülen gekennzeichnet ist, zwischen denen Van-der-Wals-Kräfte infinitesimal klein, d.h.
gleich null sind, was für ein ideales Gas charakteristisch ist. Dieses Gas kann nicht verfestigt
oder verflüssigt werden. In dem Moment, in dem die Van-der-Wals-Kräfte beträchtlicher
werden, verliert das Gas die Eigenschaften eines idealen Gases und wird zu einem realen Gas,
das als solches in einen flüssigen oder festen Zustand überführt werden kann. Es gibt kein
ideales Gas, aber bei sehr niedrigem Druck, sowie Temperaturen, die deutlich über dem
Siedepunkt liegen, nähern sich reale Gase dem idealen Gaszustand an.
Bei der Untersuchung von Gasen sind die Größen, die den Zustand des Gases bestimmen, von
Bedeutung, nämlich: Druck (p), Temperatur (T) und Volumen (V).
Unabhängig voneinander fanden R. Boyle und E. Mariotte heraus, dass das Produkt aus Druck
und Volumen eines Gases bei einer gegebenen Gasmenge konstant ist, und definierten den
ersten Gassatz, der lautet:
„Das Gasvolumen ändert sich bei konstanter Temperatur in umgekehrter Proportionalität mit
dem Druck” (Abbildung 3.3.).
p1 + V1 = p2 + V2 = Konstant
Bedingung: T1 = T2 ; n1 = n2
32
„Bei konstantem Druck und konstanter Gasmenge nimmt das Gasvolumen bei 0 °C um
1/273,15 Volumen zu oder ab, wenn die Temperatur um 1°C steigt oder fällt“ – das Gesetz
von Gay-Lussac.
Eine analoge Änderung gilt auch für die Druckänderung unter konstanten Druckbedingungen,
wie es das Charles-Gesetz beschreibt. Mathematisch lassen sich die Beziehungen schreiben
als:
VXW,IJáy º VXW,IJáy º
𝑉𝑉 = 𝑉𝑉M + = 𝑉𝑉M 𝑃𝑃 = 𝑃𝑃M + = 𝑃𝑃M
VXW,IJ º“ VXW,IJ º“
Bzw.: V : V0 = T : T 0 P : P0 = T : T0
Åæ Å §æ §F
= ºF =
ºF æ ºæ ºF
Abbildung 3.4. Grafische Darstellung des Gesetzes von Gay-Lussac und Charles, 33
angewendet auf einem idealen Gas. Lineare Abhängigkeit von Volumen oder Druck,
von der Temperatur beim konstanten Druck (isobar) und konstanten Volumen
(isochor).
33
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Bei beiden beobachteten Änderungen schneiden die Richtung der Temperaturachse im
negativen Teil der Temperaturachse bei einem Wert von - 273,15 °C. Dieser Wert ist als
absoluter Nullpunkt bekannt und wird thermodynamisch in Grad Kelvin (K) ausgedrückt. Am
absoluten Nullpunkt ist der in Grad Kelvin ausgedrückte Temperaturwert null. Wäre ein Gas
im Bereich des absoluten Nullpunkts, wären auch die Werte von Druck und Volumen null.
Durch die Verbindung aller drei Gasgesetze mit der Veränderung der Variablen (p, V und T)
kommen wir zum Ausdruck für die allgemeine Gasgleichung (OPJ) bzw. die Zustandsgleichung
eines idealen Gases:
§æ ∙ Åæ §F ∙ ÅF §æ ∙ Åæ §F ∙ ÅF
= /*n = = 𝑅𝑅
ºæ ºF ºæ ∙ Q ºF ∙ Q
p·V=n·R·T
„Der Gesamtdruck des Gasgemisches ist gleich der Summe der Partialdrücke der
Komponenten” mit anderen Worten, der Partialdruck eines einzelnen Gases ist proportional
zu seinem quantitativen Anteil an der Mischung wie gezeigt:
Partialdruck ist der Druck, den eine Gaskomponente hätte, wenn sie sich allein im selben
Raum bei derselben Temperatur befände. Ein Beispiel für ein Gasgemisch, auf das das
Daltonsche Gesetz angewendet werden kann, ist die Luft, die wir atmen, deren Gesamtdruck
101325 Pa (Pascal) oder 1 Atmosphäre beträgt (Abbildung 3.5.).
Abbildung 3.5. Die Zusammensetzung der Luft und die Anteile der einzelnen
34 Gaskomponenten, aus denen das von uns eingeatmete Gasgemisch besteht. Die
Werte der Partialdrücke jeder Komponente werden in Kilopascal (kPa) ausgedrückt.
Beispiel 2.
Berechnen Sie die Entropieänderung während der 6J-Wärmeübertragung von einem auf 60°C
erhitzten Block zu einem Block mit einer Temperatur von 20°C. Aufgrund der Größe der Blöcke
hat der Wärmeübergang von 6J einen vernachlässigbaren Einfluss auf die
Temperaturänderung der Blöcke.
t1 = 60°C → T1 = 333,15 K
t2 = 20°C → T2 = 293,15 K
Q=6J
ª
ΔS = ? ∆𝑆𝑆 =
º
ª Éä◊
Veränderung im wärmeren Block: (∆𝑆𝑆)I = = = −0,018 𝐽𝐽/𝐾𝐾
ºæ WWWÿ
ª ä◊
Veränderung im kälteren Block: (∆𝑆𝑆)V = = = 0,020 𝐽𝐽/𝐾𝐾
ºF V{Wÿ
Gesamtveränderung der Entropie: ∆𝑆𝑆 = (∆𝑆𝑆)I + (∆𝑆𝑆)V = −0,018 + 0,020 = 0,002 𝐽𝐽/𝐾𝐾
Beispiel 3.
Berechnen Sie die Entropieänderung beim Schmelzen von 5 Gramm Eis bei 0°C. Die
Schmelzenthalpie beträgt 6,01 kJ/mol.
m=5g
35
t1 = 0°C → T1 = 273,15 K
ΔHtal = 6,01 kJ/mol
ΔS = ?
35
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel 4.
Bei einem Druck von 400 mmHg hat ein Gas ein Volumen von 50 dm3. Berechnen Sie den
Gasdruck in Atmosphären und Pascal, wenn das Gas bei unveränderter Temperatur auf ein
Volumen von 1 dm3 komprimiert wird.
p = 400 mmHg
V = 50 dm3
V1 = 1 dm3
p1 = ?
pV = p1V1
𝑝𝑝 ∙ 𝑉𝑉 400 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 ∙ 50𝑑𝑑𝑑𝑑W
𝑝𝑝I = = = 20000 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚
𝑉𝑉I 1𝑑𝑑𝑑𝑑W
20000
𝑝𝑝I = = 26,32 𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎
760
26,32 ∙ 101325
𝑝𝑝I = = 2666874 𝑃𝑃𝑃𝑃 = 2666,8 𝑘𝑘𝑘𝑘𝑘𝑘
1
VMMMM ∙IWW,WVV
(oder 1 mmHg = 133,322 Pa Þ 𝑝𝑝I = = 2666440 𝑃𝑃𝑃𝑃 = 2666,4 𝑘𝑘𝑘𝑘𝑘𝑘)
I
Beispiel 5.
Der Gasdruck im geschlossenen Gefäß bei 50 °C beträgt 110 kPa. Auf welche Temperatur
(°C) sollte das Gas abgekühlt werden, damit der Druck 100 kPa beträgt?
T = 273,15 + 50 = 323,15 K
p = 110 kPa
p1 = 100 kPa
§ p1
=T
T 1
Berechnen Sie ΔHΘ und ΔSΘ für die gegebene Reaktion anhand der gegebenen
thermodynamischen Daten.
Substanz 𝑪𝑪𝟑𝟑 𝑯𝑯𝟔𝟔(𝒈𝒈) 𝑵𝑵𝑯𝑯𝟑𝟑(𝒈𝒈) 𝑶𝑶𝟐𝟐(𝒈𝒈) 𝑪𝑪𝟑𝟑 𝑯𝑯𝟑𝟑 𝑵𝑵(𝒍𝒍) 𝑯𝑯𝟐𝟐 𝑶𝑶(𝒍𝒍)
ΔfHΘ (kJ/mol) 20,41 -46,11 0 172,9 285,83
SΘ (J/molK) 226,9 192,45 205,14 188 69,91
37
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Hinweis: Verwenden Sie die Daten aus der Tabelle in der vorherigen Aufgabe. (L: ΔGΘ
= -1122 kJ)
7. Bestimmen Sie die Änderung der freien Gibbschen-Energie für die Calcium(II)Sulfat-
Dihydrat-Bildungsreaktion bei 300 K und 450 K. Mit Werten für ∆𝑆𝑆 ´ = 290,2 𝐽𝐽/
𝐾𝐾; ∆𝐻𝐻´ = 104,9 𝑘𝑘𝑘𝑘
38
Enthalpie H [kJ/mol]
Entropie S [J/K]
Gibbssche Energie G [J/mol]
Molare Wärmekapazität Cp, v, mol [J/Kmol]
Druck P [Pa]
Wärme Q [J]
Wärmekapazität C [J/K]
Volumen V [m3]
39
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Tabelle 7. Spezifische Wärmekapazität ausgewählter Flüssigkeiten
4.1.
4.1. CHEMISCHES GLEICHGEWICHT
4.1. CHEMISCHES
CHEMISCHES GLEICHGEWICHT
GLEICHGEWICHT
Chemische
Chemische Reaktionen
Reaktionen können
können homogen
homogen seinsein (alle
(alle Edukte
Edukte undund Produkte
Produkte befinden
befinden sichsich
im Chemische
gleichen Zustand) Reaktionen
und können
heterogen homogen
(Edukte sein
und (alle
Produkte Edukte und
befinden Produkte
sich nichtbefinden
im sich
gleichen
im gleichen Zustand) und heterogen (Edukte und Produkte befinden sich nicht im gleichen
im gleichen Zustand)
Zustand). und heterogen (Edukte und Produkte befinden mansich nichtirreversiblen
im gleichen
Zustand). Wenn
Wenn Reaktionen
Reaktionen nur nur in
in eine
eine Richtung
Richtung ablaufen,
ablaufen, spricht
spricht man vonvon irreversiblen
Zustand).
Reaktionen, Wenn Reaktionen nur in eine Richtung ablaufen, spricht man von irreversiblen
Reaktionen, undund wenn
wenn sie sie in
in beide
beide Richtungen
Richtungen ablaufen,
ablaufen, spricht
spricht man
man von
von reversiblen
reversiblen
Reaktionen,
Reaktionen, und wenn sie in und
beide Rückreaktionen
Richtungen ablaufen, sprichtGleichzeitig
man von reversiblen
Reaktionen, die aus Hin- und Rückreaktionen bestehen. Gleichzeitig sind
die aus Hin- bestehen. sind diedie
Reaktionen, die aus
Reaktionsgeschwindigkeiten Hin-sehrund Rückreaktionen
unterschiedlich, und bestehen.
sind von Gleichzeitig
momentan bis sind die
langfristigen,
Reaktionsgeschwindigkeiten sehr unterschiedlich, und sind von momentan bis langfristigen,
Reaktionsgeschwindigkeiten
die sehr unterschiedlich, und sind von momentan bis langfristigen,
die über
über Jahre
Jahre andauern
andauern kann.
kann.
die
Bei über Jahre andauern kann.
Bei reversiblen
reversiblen Reaktionen
Reaktionen verbleiben
verbleiben die die Edukte
Edukte im
im System
System und und irgendwann
irgendwann stellt
stellt sich
sich ein
ein
Bei reversiblen
Gleichgewicht Reaktionen
ein. Die verbleiben
fortgeschrittenedie Edukte im
Reaktion, System
bei und
der irgendwann
die Edukte stellt
in sich ein
Produkte
Gleichgewicht ein. Die fortgeschrittene Reaktion, bei der die Edukte in Produkte
Gleichgewicht ein. Diefindet
umgewandelt fortgeschrittene Reaktion, bei der die Edukte in Produkte
umgewandelt werden,
werden, findet mit mit einer
einer sich
sich ändernden
ändernden Geschwindigkeit
Geschwindigkeit statt,
statt, da
da Produkte
Produkte
umgewandelt
gebildet werden, findet mit einer sich ändernden Geschwindigkeit statt, da Produkte
gebildet werden,
werden, diedie sich
sich dann
dann mit
mit einer
einer gewissen
gewissen Geschwindigkeit
Geschwindigkeit in in Edukte
Edukte zersetzen.
zersetzen. Im Im
gebildet
Laufe der werden,
Zeit die
nimmt sich
die dann mit einer
Geschwindigkeit gewissen
der Geschwindigkeit
fortgeschrittenen in Edukte
Reaktion ab zersetzen.
und die Im
von
Laufe der Zeit nimmt die Geschwindigkeit der fortgeschrittenen Reaktion ab und die von
Laufe der Zeit nimmt
Rückreaktionen die Geschwindigkeit der fortgeschrittenen Reaktion ab und die von
Rückreaktionen zu, zu, bis
bis zum
zum Moment
Moment des des Ausgleichs
Ausgleichs (𝑣𝑣 = 𝑣𝑣← ).
→ = 𝑣𝑣← ).
(𝑣𝑣→
Rückreaktionen zu, bis zum Moment desper
Gleichgewichtskonzentrationen Ausgleichs (𝑣𝑣→ = 𝑣𝑣← ).
Gleichgewichtskonzentrationen werden werden per Konvention
Konvention durch
durch spitze
spitze Klammern
Klammern angegeben,
angegeben,
Gleichgewichtskonzentrationen
um werden per Konvention durch spitze Klammern angegeben,
um sie von Nichtgleichgewichtskonzentrationen zu unterscheiden. Die Abhängigkeit der
sie von Nichtgleichgewichtskonzentrationen zu unterscheiden. Die Abhängigkeit der
um sie von Nichtgleichgewichtskonzentrationen
Konzentrationszunahme eines Stoffes von der zu unterscheiden.
Konzentration Die Stoffes
eines Abhängigkeit
bei der
einer
Konzentrationszunahme eines Stoffes von der Konzentration eines Stoffes bei einer
Konzentrationszunahme
chemischen eines Stoffes von derGuldberg
Konzentration eines Stoffes bei einer
chemischen Reaktion
Reaktion wurde wurde 1864 1864 von von Guldberg und und Waage
Waage definiert.
definiert. Ihr Ihr
chemischen Reaktion
Massenwirkungsgesetz wurde
besagt: 1864
Die von Guldberg
Konzentrationszunahme und vonWaage definiert.
Produkten in Ihr
einer
Massenwirkungsgesetz besagt: Die Konzentrationszunahme von Produkten in einer
Massenwirkungsgesetz
chemischen besagt: Die Konzentrationszunahme von ProduktenEdukte. in einer
chemischen Reaktion
Reaktion ist ist proportional
proportional zum zum Produkt
Produkt der
der Konzentrationen
Konzentrationen der der Edukte. Im Im
chemischen Fall,
einfachsten Reaktion
wenn ist
A + proportional
B → C gilt: zum Produkt der Konzentrationen der Edukte. Im
einfachsten Fall, wenn A + B → C gilt:
einfachsten Fall, wenn A + B → C gilt:
𝑣𝑣
𝑣𝑣 = 𝑘𝑘 ∙ [[𝐴𝐴]] ∙∙ [[𝐵𝐵 ]]
𝑣𝑣 =
= 𝑘𝑘
𝑘𝑘 ∙∙ [𝐴𝐴
𝐴𝐴] ∙ [𝐵𝐵 𝐵𝐵 ]
v- Reaktionsgeschwindigkeit
v- Reaktionsgeschwindigkeit
kk ––Reaktionsgeschwindigkeit
v- Proportionalitätskonstante
Proportionalitätskonstante
k[A],– Proportionalitätskonstante
[A], [B][B] –– Konzentrationen
Konzentrationen von
von Edukten
Edukten
[A], [B] – Konzentrationen
Anwendung des Gesetzes auf die von Edukten Reaktionsgleichung:
allgemeine
Anwendung des Gesetzes auf die allgemeine Reaktionsgleichung:
Anwendung des Gesetzes auf die allgemeine Reaktionsgleichung:
𝑎𝑎𝑎𝑎
𝑎𝑎𝑎𝑎 + + 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏 ↔
↔ 𝑐𝑐𝑐𝑐
𝑐𝑐𝑐𝑐 +
+ 𝑑𝑑𝑑𝑑
𝑑𝑑𝑑𝑑
𝑎𝑎𝑎𝑎 + 𝑏𝑏𝑏𝑏 ↔ 𝑐𝑐𝑐𝑐 + 𝑑𝑑𝑑𝑑
erhalten
erhalten wir
wir 𝑣𝑣
𝑣𝑣I =
= 𝑘𝑘
𝑘𝑘I ∙∙ 𝑐𝑐𝑐𝑐ZBBB ∙∙ 𝑐𝑐𝑐𝑐~ïïï ;; 𝑣𝑣𝑣𝑣 V =
= 𝑘𝑘
𝑘𝑘 V ∙∙ 𝑐𝑐𝑐𝑐lvvv ∙∙ 𝑐𝑐𝑐𝑐©©© ;;
erhalten wir 𝑣𝑣I = 𝑘𝑘I ∙ 𝑐𝑐Z ∙ 𝑐𝑐~ ; 𝑣𝑣V = 𝑘𝑘V ∙ 𝑐𝑐ll ∙ 𝑐𝑐Â
I I Z ~ V V
Â;
𝑣𝑣
𝑣𝑣 I = 𝑣𝑣
𝑣𝑣II =
= 𝑣𝑣
V
𝑣𝑣VV
[l] Ê Á
} [l]ÊÊ ∙∙ [Â]
[Â]Á
gilt::
Im 𝐾𝐾 = }ææ = 41
Im Gleichgewicht
Gleichgewicht gilt 𝐾𝐾
𝐾𝐾v = }}}æFF =
=
v [l] Á
} S ∙∙ [Â] Ë
Im Gleichgewicht gilt: v = [Z]
[Z]S ∙
[~]
[~] Ë
F [Z] ∙ [~]Ë
S
K
Kcc –– konstant
konstant bei bei 25
25 °C;
°C; der
der Ausdruck
Ausdruck ist
ist für
für eine
eine gegebene
gegebene Reaktion
Reaktion bei
bei einer
einer genau
genau
K – konstant
bestimmten
c bei 25 °C;
Temperatur der Ausdruck
konstant ist für eine gegebene Reaktion bei einer genau
bestimmten Temperatur konstant
bestimmten
a, Temperatur konstant
a, b,b, c,
c, d
d -- stöchiometrische
stöchiometrische Koeffizienten
Koeffizienten
a, b,B,c,C,dD]
[A, - stöchiometrische Koeffizienten Edukten und Produkten
[A, B, C, D] – Stoffmengenkonzentration von
– Stoffmengenkonzentration von Edukten und Produkten
[A, B, C, D] – Stoffmengenkonzentration von Edukten und Produkten
41 41
41
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Der Zahlenwert der Konstanten bestimmt die Gleichgewichtslage. Je höher der Zahlenwert
der Konstanten ist, desto mehr verschiebt sich das Gleichgewicht in Richtung der Bildung der
Reaktionsprodukte. Der Wert der Konstanten, ausgedrückt in mol/dm3, reicht von 10-50 bis
1050.
Bei Reaktionen mit a + b = c + d (Mengenkonstanz) beeinflusst die Volumenänderung das
Gleichgewicht der chemischen Reaktion nicht.
Bei Reaktionen mit unterschiedlichen Koeffizienten beeinflusst eine Zustandsänderung die
Gleichgewichtskonstante. So wird das Gleichgewicht in Gasen durch die Druckänderung
beeinflusst, während in Lösungen die Verdünnung denselben Effekt hat.
Bei hohen Verdünnungen fa = 1 also a = c nähert sich die thermodynamische Konstante der
Konzentrationskonstante.
[BÈ ]Ê ∙ [BÍ ]Á
Thermodynamische Konstante: 𝐾𝐾 = [BÄ ]S ∙ [BÎ ]Ë
Bei Gasen ersetzen wir Konzentrationen durch Drücke, da Konzentration und Druck eines
Gases bei einer bestimmten Temperatur proportional zueinander sind:
𝑛𝑛
𝑝𝑝 = 𝑅𝑅𝑅𝑅 = 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅 = 𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝐾𝑡𝑡𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎𝑎 ∙ 𝑐𝑐
𝑉𝑉
Bei Gasen ist das System homogen, daher wird der Ausdruck für gasförmige Reaktionen
verwendet:
𝑝𝑝lv ∙ 𝑝𝑝©
𝐾𝐾§ = B
𝑝𝑝Z ∙ 𝑝𝑝~ï
Das Gleichgewicht einer Reaktion wird unter bestimmten Bedingungen erreicht. Ändern sich
die Bedingungen, unter denen das Gleichgewicht hergestellt wird, verschiebt sich das
Gleichgewicht in die Richtung, die der Herstellung der vorherigen Bedingungen förderlich ist.
Das ist eine Beziehung, die als Prinzip von Le Chatelier bekannt ist. Ein Anstieg des
Partialdrucks oder der Konzentration der Edukte verursacht einen Anstieg des Partialdrucks
oder der Konzentration von Produkten, der folglich den Partialdruck oder die Konzentration
der Edukte verringert.
42 In heterogenen Systemen finden wir Stoffe in unterschiedlichen Aggregatzuständen. Aus
diesem Grund unterscheiden wir zwischen Fest-Gas-, Fest-Flüssig-, Flüssig-Gas- und Flüssig-
Flüssig-Systemen. In einem Fest-Flüssig-System befindet sich der Feststoff im Gleichgewicht
mit seiner gesättigten Lösung und dies sind meist Systeme, die aus Salzen bestehen.
𝐵𝐵 á 𝐴𝐴É á É
(s) ↔ 𝐵𝐵(BÏ) + 𝐴𝐴(BÏ) → 𝐾𝐾v = [𝐵𝐵 á ] ∙ [𝐴𝐴É ]
Das Löslichkeitsprodukt (Kpt) hängt von der Löslichkeit des Salzes selbst ab. Je besser das Salz
löslich ist, desto höher ist das Löslichkeitsprodukt. Durch Volumenvergrößerung, d.h.
Verdünnung der Lösung, sinkt die Konzentration des gelösten Salzes und das Gleichgewicht
verschiebt sich nach rechts. Erhöhen wir die Salzkonzentration durch Verdunstung,
verschiebt sich das Gleichgewicht nach links, d.h. das Salz wird aus der Lösung ausgeschieden.
In einem flüssig-gasförmigen System stellt sich ein Gleichgewicht zwischen zwei Phasen ein,
und für ein solches System gilt das Henry-Gesetz, das besagt, dass der Partialdruck eines
Gases über einer Flüssigkeit direkt proportional zur Konzentration des Gases in der Flüssigkeit
ist. Eine Erhöhung des Partialdrucks des gasförmigen Stoffes A über seiner Lösung erhöht die
Konzentration dieses Stoffes A in der Lösung. Das Henry-Gesetz gilt nur für ideale
Gaslösungen, d.h. Lösungen, in denen Gasmoleküle nur von Lösungsmittelmolekülen
umgeben sind. Dies sind Lösungen, in denen keine chemische Aktivität zwischen Gas und
Lösungsmittel besteht.
[𝐴𝐴]
𝐾𝐾 =
𝑝𝑝Z
In Flüssig-Flüssig-Systemen, in denen sich die beiden Phasen nicht vermischen, stellt sich an
der Grenze der beiden Flüssigphasen, in denen der Stoff A getrennt wird, ein Gleichgewicht
ein. Die Gleichgewichtskonstante wird durch eine Beziehung namens Nernstsches
Teilungsgesetz (Verteilungsgesetz) gegeben. Das Verteilungsgesetz sagt, dass bei einer
gegebenen Temperatur das Konzentrationsverhältnis der geteilten Substanz konstant ist.
Voraussetzung ist, dass der molekulare Zustand des gelösten Stoffes A in beiden Phasen
gleich ist. Die Gleichgewichtskonstante im Flüssig-Flüssig-System wird auch als
Verteilungskoeffizient bezeichnet. Das Nernstsche Gesetz wird häufig bei
Extraktionsreaktionen in der organischen Chemie angewendet.
[𝐴𝐴](ówBsxQV)
𝐾𝐾 =
[𝐴𝐴](ówBsxQI)
43
43
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
4.1.1. Einfluss der Temperatur auf das Gleichgewicht des Systems
Chemische Reaktionen gehen mit einer gewissen Energieänderung einher, die in Richtung
einer Erhöhung oder Verringerung der Reaktionswärme erfolgen kann. Exotherme
Reaktionen sind solche, bei denen Wärme frei wird und die Enthalpieänderung negativ ist
(ΔrH < 0). Bei wärmeabsorbierenden endothermen Reaktionen ist die Enthalpieänderung
positiv (ΔrH > 0). Nach dem Prinzip von Le Chatelier verschiebt sich das
Reaktionsgleichgewicht, wenn wir einem im Gleichgewicht befindlichen System Wärme
zuführen oder abführen. Bei endothermen Reaktionen verschiebt die Wärmezufuhr das
Gleichgewicht von links nach rechts, was bedeutet, dass eine Temperaturerhöhung
endotherme Reaktionen begünstigt. Analog begünstigt die Wärmeableitung exotherme
Reaktionen. Bei solchen Reaktionen wird das Gleichgewicht durch Wärmeableitung von links
nach rechts verschoben. Daher kann gesagt werden, dass bei hohen Temperaturen
endotherme Reaktionen, und bei niedrigen Temperaturen, exotherme Reaktionen
überwiegen. Ein Beispiel ist die Bildungsreaktion von Ammoniak, die ein Beispiel für eine
exotherme Reaktion ist, die bei einer Temperatur von 500°C abläuft, während die
Stickstoffmonoxid-Bildungsreaktion ein Beispiel für eine endotherme Reaktion ist, die
optimal bei 2000°C abläuft.
Abbildung 4.1. Energiediagramm. Dargestellt ist die Reaktion, bei der die
Aktivierungsenthalpie der Anfangsreaktion geringer ist als die der
Rückkopplungsreaktion. Die folgende Beziehung gilt: 𝛥𝛥𝑟𝑟 𝐻𝐻 = 𝛥𝛥𝐻𝐻𝑟𝑟 − 𝛥𝛥𝐻𝐻𝑝𝑝
44
Neben der Enthalpie wird die Gleichgewichtskonstante (K) auch von der Temperatur
beeinflusst. Eine Temperaturerhöhung bei einer exothermen Reaktion führt zu einer
Wertabnahme der Gleichgewichtskonstante, während bei einer endothermen Reaktion der
Wert der Konstante mit steigender Temperatur zunimmt.
Elektrolytlösungen sind von großer Bedeutung in der Chemie und wenn wir von
Elektrolytlösungen sprechen, ist die Gleichgewichtseinstellung von größter Bedeutung, da sie
zwischen entgegengesetzt geladenen Teilchen (Ionen) hergestellt wird. Aufgrund der
vorhandenen Ionen wirken in den Elektrolytlösungen starke Anziehungskräfte, nämlich
Coulomb-Kräfte. Sie sind der Grund für das Auftreten einer effektiven Konzentration, d.h. der
Ionenaktivität (ai):
𝑎𝑎` = 𝑦𝑦` ∙ 𝑐𝑐` / mol dm-3
ai – Ionenaktivität
yi – Ionen Aktivitätskoeffizient
ci– Ionenkonzentration
In sehr verdünnten und schwachen Elektrolytlösungen können wir statt der Aktivität
Ionenkonzentrationen schreiben. Interionische Anziehungskräfte können in schwachen
Elektrolyten bei einer Konzentration von weniger als 0,1 mol/dm3 vernachlässigt werden,
während in echten Elektrolyten die Vernachlässigungsgrenze bei einer Konzentration von
weniger als 0,001 mol/dm3 liegt. Wenn die Konzentrationen der ionischen Spezies über den
angegebenen Grenzwerten liegen, müssen wir die Aktivitäten der ionischen Teilchen in den
Ausdruck für die Gleichgewichtskonstante einbeziehen. In diesem Fall wird die
Gleichgewichtskonstante (Kc) durch die Standardgleichgewichtskonstante (KΘ) ersetzt, die
eine dimensionslose Größe und eine reine Zahl ist, z.B. 4.
In Elektrolytlösungen dissoziieren die vorliegenden ionischen Spezies und umgeben sich mit
Wassermolekülen, d.h. ihre Hydratation findet statt, und wir schreiben:
Im Anschluss an das Obige schreiben wir den Ausdruck für die Gleichgewichtskonstante:
[𝐴𝐴á ] ∙ [𝐷𝐷 É ]
𝐾𝐾v = / 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 𝑑𝑑𝑑𝑑ÉW
𝐴𝐴𝐴𝐴
Das heißt, wenn die Werte über dem Grenzwert liegen, definieren wir die Konstante mit dem
Ausdruck:
𝑎𝑎Z ∙ 𝑎𝑎ÂÒ
𝐾𝐾 ´ =
𝑎𝑎ZÂ 45
45
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Dissoziationsgrad (α), der uns sagt, wie viele Moleküle in Ionen dissoziiert sind. Alpha (α) hat
einen Wert von 0 - 1 und ist in vollständiger Dissoziation 1.
0 ≦ 𝛼𝛼 ≦ 1
Das Gleichgewicht in Wasser und wässrigen Lösungen wird durch das ionische Produkt von
Wasser (KW) und die Ionisationskonstanten bzw. Dissoziationskonstanten von Säuren (KA)
und Basen (KB) (die in den Tabellen zu finden sind) beschrieben.
Das ionische Produkt von Wasser (Kw) ist das Ergebnis der Multiplikation der Konzentration
von Wasserstoff (H +) und Hydroxidionen (OH-), die in Wasser dissoziieren, und je nach ihren
Anteilen, ist die Lösung mehr oder weniger sauer oder basisch. Die Vermehrung von
Wasserstoff- und Hydroxidionen bei 25 °C beträgt 10-14 mol2/dm6.
ÿÙ ÿÙ
[𝐻𝐻á ] = [𝑂𝑂𝐻𝐻É ] =
[CD Ò ] [D ]
Wenn Säure in Wasser dissoziiert wird, stellt sich das durch die Gleichung gegebene Gleichgewicht
ein:
𝐻𝐻𝐻𝐻 + 𝐻𝐻V 𝑂𝑂 ⇆ 𝐻𝐻W 𝑂𝑂á + 𝐴𝐴É bzw. 𝐻𝐻𝐻𝐻 ⇆ 𝐻𝐻á + 𝐴𝐴É
Daraus folgt der Ausdruck für die Säurebilanzkonstante (KA):
[𝐻𝐻á ] ∙ [𝐴𝐴É ]
𝐾𝐾Z =
[𝐻𝐻𝐻𝐻]
Die KA-Konstante wird auch Ionisierungs- oder Dissoziationskonstante der Säure genannt
und ist ein Maß für die Stärke der Säure. Mit anderen Worten, je höher die Konstanten ist,
desto stärker ist die Säure und desto mehr dissoziiert sie, sodass die Konzentration von
Wasserstoffionen in der Lösung im Vergleich zu undissoziierten Molekülen höher ist. Die
Säuren werden nach dem KA-Wert in vier Gruppen eingeteilt (Tabelle 4.1):
Tabelle 4.1. Aufteilung der Säuren nach dem Wert der Ionisationskonstante (KA)
46
Ionisationskonstante (KA)
/mol/dm3
Sehr schwache Säuren KA ≤ 10-7
Schwache Säuren 10-7 ≤ KA ≤ 10-2
Starke Säuren 10-2 ≤ KA ≤ 10-2
Sehr starke Säuren KA > 103
Die bekannten Werte der Konstanten KA und KB unter der Bedingung der bekannten
Konzentration der Säure- oder Basenlösung ermöglichen die Bestimmung der Konzentration
von Wasserstoff- und Hydroxidionen, d.h. die Bestimmung des pH-Wertes einer gegebenen
Lösung.
Beispiel 1.
Die Dissoziationskonstante von Essigsäure beträgt 1,75 · 10-5 mol/dm3. Berechnen Sie die
Gleichgewichtskonzentrationen von Wasserstoff-Ionen, Acetat-Ionen und Essigsäure in
wässriger Lösung, wenn die Konzentration von Essigsäure 0,5 mol/dm3 beträgt.
Lösung:
K = 1,75 · 10-5 mol/dm3 CH3COOH ⇆ CH3COO- + H+
ckis = 0,5 mol/dm3 - die Reaktion ist homogen
47
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel 2.
Wie hoch ist die Konzentration von Essigsäure in wässriger Lösung, wenn 3 % der Säure
dissoziiert sind? Die Dissoziationskonstante beträgt 1,75 · 10-5 mol/dm3
Beispiel 3.
Was ist die Gleichgewichtsmolzahl von Edukten und Produkten, wenn die dynamische
Gleichgewichtskonstante von der Reaktion der Veresterung von Essigsäure mit Ethanol 4 ist.
Anfangskonzentrationen (Molzahl) sind:
X1 = 0,127
Indem wir x in die obigen Gleichungen aufnehmen und überprüfen, erhalten wir:
6,873 ∙ 3,873
𝐾𝐾 = = 4,002
2,127 ∙ 3,127
Übungsaufgaben:
1. Eine bei 500 °C entnommene Probe des Gasgemisches enthielt 0,37 mol/dm3
Ammoniak, 1 mol/dm3 Stickstoff und 2 mol/dm3 Wasserstoff. Berechnen Sie die
Gleichgewichtskonstante (Kc). (L: Kc = 0,071 mol2/dm6)
2. Eine bei 500 °C entnommene Probe des Gasgemisches enthielt 0,37 mol/dm3
Ammoniak, 1 mol/dm3 Stickstoff und 2 mol/dm3 Wasserstoff. Berechnen Sie die
Konstante (Kp) unter Verwendung von Partialdrücken. (L: 4,139 ·10-6 bar-2)
3. Wie ändert sich die Geschwindigkeit der Konzentrationserhöhung der Stoffe in der
Reaktion: N2 (g) + 3 H2 (g) ⇆ 2 NH3 (g) wenn der Druck um das 8-fache steigt?
(L: 4096 x)
4. Die thermische Dissoziation von Phosgen erfolgt nach den Gleichungen:
COCl2 ⟶ CO + Cl2. Bei 400 °C und einem Druck von 1 bar stehen 2,2 g Phosgen im
Gleichgewicht, wenn das Gefäßvolumen 1500 cm3 beträgt. Berechnen Sie die
Gleichgewichtskonstante Kp. (L: Kp = 0,85 kPa = 8,5 x 10-3 bar)
49
49
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
S5 SEMINAR 5.
5.1. CARBONSÄUREN
Carbonsäuren sind organische Verbindungen der allgemeinen Formel RCOOH mit
einer charakteristischen Carboxylgruppe. Für ihre sauren Eigenschaften ist die
Carboxylgruppe (-COOH) verantwortlich. Diese Verbindungen verlieren bei Reaktion mit der
Base leicht das Proton unter Bildung des Carboxylat-Ions. Aufgrund der starken Polarität der
Carboxylgruppe, können Carbonsäuren mit anderen polaren Molekülen (z.B. Wasser,
Alkoholen und anderen Carbonsäuren) Wasserstoffbrückenbindungen bilden. Das
Vorhandensein von Wasserstoffbrücken trägt zur Wasserlöslichkeit von Carbonsäuren mit
einer kurzen Kohlenwasserstoffkette und einem relativ hohen Schmelzpunkt und Siedepunkt
bei. Die Löslichkeit von Carbonsäuren mit längerer Kohlenwasserstoffkette wird in unpolaren
Lösungsmitteln unter Bildung von Dimeren erreicht.
Die Dissoziation von Carbonsäuren ist unvollständig, daher sind diese Säuren schwächer als
starke anorganische Säuren, aber viel stärker als Alkohol und Phenol. Durch Ersetzen einer
Hydroxylgruppe durch ein Atom oder eine andere Gruppe (-Z, Substituent) entstehen
verschiedene Carbonsäurederivate (Tabelle 5.1).
Carbonsäuren spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau biologischer Makromoleküle und
Strukturen und sind an anderen Prozessen beteiligt, die für das normale Funktionieren des
Organismus wichtig sind. Die Hauptbestandteile biologischer Membranen sind Lipide, die aus
Monocarbonsäuren mit einer geraden Anzahl von C-Atomen (Fettsäuren) aufgebaut sind.
Neben ihrer Rolle beim Aufbau biologischer Membranen dienen Lipide im Körper als
Stoffwechselbrennstoff, Energiequelle, Signalmoleküle und Botenstoffe bei der
50
Signalübertragung. Einige der wichtigsten Lipide sind Phospholipide, Glykolipide,
Sphingolipide und Cholesterin.
Die systematische Benennung erfolgt analog zur bekannten Systematik der Alkane oder der
Alkohole. Zu dem Stammnamen, der sich aus der Kettenlänge ergibt, wird die Endung "-
Der Abstand der Kohlenstoffatome von der Carboxylgruppe wird mit griechischen
Buchstaben bezeichnet. Das an die Carboxylgruppe gebundene Kohlenstoffatom wird mit α-
(Alpha) bezeichnet, wobei jedes nachfolgende C-Atom einer Reihe griechischer Alphabete
folgt (β-, γ- , δ- …).
Pentansäure
Cyclische Verbindungen mit einer an den Ring gebundenen -COOH-Gruppe werden durch das
Anhängen des Suffixes -carbonsäure benannt. Das an C1 gebundene Kohlenstoffatom von -
COOH ist nicht nummeriert.
3-Chlorcyclohexancarbonsäure
51
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Alkanoylhalogenide oder Carbonsäurehalogenide werden derart benannt, sodass man an den
Namen des Stammalkans der Carbonsäure, von der sie sich ableiten, die Endung -
oylhalogenid anhängt. In der noch meistverwendeten Nomenklatur wird der Name aus der
Bezeichnung des Stamms der Säuregruppe und der Endung-halogenid gebildet.
Propionylbromid Cyclohexancarbonylfluorid
Symmetrische Carbonsäureanhydride werden so genannt, wie die Carbonsäure, aus der sie
theoretisch durch Dehydratisierung entstanden sind, mit dem Zusatz -anhydrid.
Unsymmetrisches Carbonsäureanhydrid wird erst die eine und dann die andere Säure
genannt und die Endung -anhydrid angefügt.
Benzoesäureanhydrid Benzoesäure-propionsäureanhydrid
Der systematische Name von Carbonsäureester wird nach dem Prinzip „Rest des Alkohols +
Grundkörper der Säure + oat“ gebildet.
Propilethanoat
Systematisch bezeichnet man Amide als Alkanamide, bei den Trivialnamen wird an den
Wortstamm der Säure die Endung -amid angehängt. Substituenten am Stickstoff werden
durch den Vorsatz N- oder N,N-, je nach Anzahl der gebundenen Gruppen gekennzeichnet. Je
nach Anzahl der an den Stickstoff gebundenen Gruppen unterscheidet man primäre,
sekundäre und tertiäre Amide. Cyclische Amide nennt man Lactame.
52
Heptanamid N-ethylpropanamid
Essigsäure Trichloressigsäure
Hydroxysäuren
Ein Substituent ist eine Hydroxylgruppe (-OH), die aufgrund ihrer Elektronegativität die
Acidität relativ zur Stammsäure erhöht. Hydroxysäuren sind Alkohole und Säuren, die dazu
neigen, einen zyklischen Ester, nämlich Lacton, zu bilden. Lactone können durch
intramolekularen Wasserverlust gebildet werden, wobei γ- oder δ-Hydroxysäure einen
stabilen fünf- oder sechsgliedrigen Ring bildet. Die Hydrolyse von Lacton erzeugt
Hydroxysäuren. Die Oxidation von Zucker kann auch Lactone erzeugen. Gluconolacton wird
aus Glucose gebildet, die durch Hydrolyse Gluconsäure ergibt.
Im Körper wird Priruvat durch die Wirkung des Enzyms Laktatdehydrogenase zu Laktat
reduziert. Diese Reaktion findet in Muskeln mit erhöhter Muskelaktivität oder in Erythrozyten
statt, die keine Mitochondrien haben, um Pyruvat zu CO2 zu oxidieren. Lactat kann als Nicht-
Kohlenhydrat-Vorstufe leicht durch Oxidation wieder in Pyruvat umgewandelt werden
(Abbildung 5.1).
53
Pyruvat L-Laktat
53
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Oxocarbonsäuren
Oxocarbonsäuren weisen neben der sauren Carboxyl-Gruppe wenigstens eine weitere
Carbonylgruppe (Keto-Gruppe oder Aldehyd-Gruppe) auf. Einer der wichtigsten Vertreter der
α-Ketosäuren ist die Brenztraubensäure (Pyruvat), die durch den Kohlenhydratstoffwechsel
gebildet wird. Die Hydratation von α-C-Atomen in Pyruvat ergibt die Enolform von Pyruvat.
Der Fettstoffwechsel produziert β-Ketosäure, Acetessigsäure, die in Keto- und Enolform
vorliegt.
Acetoacetatsäure (Acetessigsäure)
Ketoform Enolform
5.2. AMINOSÄUREN
Aminosäuren, die durch Peptidbindungen miteinander verbunden sind, stellen den
Grundbaustein von Proteinen dar. An das asymmetrische α-C-Atom sind die Aminogruppe (-
NH2), die Carboxylgruppe (-COOH), das Wasserstoffatom (-H) und der Seitenzweig (R-Gruppe)
gebunden (Abbildung 5.2.).
Freie Aminosäuren, mit Ausnahme von Glycin, besitzen ein asymmetrisch substituiertes α-C-
Atom, das chirale Zentrum, weshalb wir in der Natur von jeder Aminosäure 2 Stereoisomere
finden. Stereoisomere unterscheiden sich in der Richtung, in der sie polarisiertes Licht
drehen. Basierend auf diesem Kriterium unterscheiden wir zwischen linksdrehenden (-) und
rechtsdrehenden (+) Isomeren-Konfigurationen. Unter Verwendung anderer Kriterien, wie
der Konfiguration der Substituenten um das Chiralitätszentrum, können wir R (Substituenten
54
um α-C sind im Uhrzeigersinn angeordnet) und S-Konfiguration (Substituenten sind gegen
den Uhrzeigersinn angeordnet) unterscheiden.
Die Priorität der Substituenten wird durch Regeln bestimmt, die auf der Ordnungszahl der
einzelnen Substituenten basieren (O > N > C > H). Die Konfiguration der Stereoisomeren von
Aminosäuren wird üblicherweise durch das Fisher-Modell gezeigt, wonach die
Aminosäuren zeigen eine amorphe Eigenschaft. Da sie eine Amino- und eine Carboxylgruppe
enthalten, können sie sich sowohl als Säuren und auch als Basen verhalten. In Lösungen mit
neutralem pH-Wert liegen die Aminosäuren in dipolarer Form oder in Form von Zwitterionen
vor, wobei die Aminogruppe protoniert (-NH3+) und die Carboxylgruppe deprotoniert (-COO)
ist. In saurer Umgebung wirkt die Aminosäure als Base, da die Aminogruppe H+ aufnimmt,
während in alkalischer Umgebung die Carboxylgruppe H+ freisetzt, weshalb sie ein negativ
geladenes Molekül ist und als Anion wirkt (Abbildung 5.4.).
𝑝𝑝𝑝𝑝I + 𝑝𝑝𝑝𝑝V
𝑝𝑝𝑝𝑝 =
2
2,36 + 9,6
𝑝𝑝𝑝𝑝 = = 5,98
2
55
55
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Der pH-Wert, bei dem die Nettoladung der Aminosäure neutral oder als Zwitterion vorliegt,
repräsentiert den isoelektrischen Punkt (pI) der Aminosäure. Die chemische Natur der
Aminosäuresubstituenten beeinflusst den pK-Wert, der letztendlich den isoelektrischen
Punkt (pI) der Aminosäure definiert.
𝑝𝑝𝑝𝑝I + 𝑝𝑝𝑝𝑝V
𝑝𝑝𝑝𝑝 =
2
Glycin (Gly) G Alanin (Ala) A Valin (Val) V Leucin (Leu) L Isoleucin (Ile) I
Aromatische Aminosäuren
Prolin (Pro) P Methionin (Met) M Phenylalanin (Phe) F Tyrosin (Tyr) T Tryptophan (Trp) W
Polare ungeladene Aminosäuren
Serin (Ser) S Threonin (Thr) T Cystein (Cys) C Asparagin (Asn) N Glutamin (Gln) Q
Positiv geladene Aminosäuren Negativ geladene Aminosäuren
56
NH
OH
HO
a) Die Peptidbindung entsteht bei der Reaktion der Carboxylgruppe einer Aminosäure
und der Aminogruppe einer anderen Aminosäure unter Freisetzung eines
Wassermoleküls (Abbildung 5.7.). Durch die Verknüpfung von Aminosäuren über
Peptidbindungen werden Polypeptidketten gebildet, die mit einer Aminogruppe
beginnen und mit einer Carboxylgruppe enden. Die Peptidbindung stabilisiert
Polypeptidketten aufgrund ihrer Hydrolysebeständigkeit und begrenzt
Konformationsänderungen im Peptidrückgrat, da sie den Charakter einer
Doppelbindung besitzt.
b) Die Disulfidbindung entstehet durch die Oxidation von zwei Cysteinresten und ein
Disulfid Cystin wird gebildet. Es gibt keine anderen kovalenten Quervernetzungen in
Proteinen (Abbildung 5.8). 57
57
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Abbildung 5.8. Bildung einer Disulfidbrücke zwischen Cysteinresten
Histidin Histamin
f) Die Aminogruppe der Aminosäure kann durch Umsetzung der Aminogruppe mit
einem Alkylhalogenid in alkalischem Milieu alkyliert werden (Abbildung 5.12.). Es
findet eine Substitution von stickstoffgebundenem Wasserstoff durch Alkylgruppen
statt. So zum Beispiel, Methylierung von Glycin ergibt N-Methylglycin oder Sarcosin,
eine Aminosäure, die in Muskeln und langen Geweben des Körpers vorkommt. Das
Endprodukt der Methylierung ist Betain, eine quartäre Ammoniumverbindung.
59
Glycin Methyglycin
59
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Übungsaufgaben:
Cl
b)
c)
d)
e)
b) Butyrylchlorid
c) Cis-Ölsäure
d) Linolsäure
60
e) Ethanpropanoat
a) b) c)
6. Um welche Säure handelt es sich und wie ist die Anwendung der gezeigten Säure?
61
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
a) Methionin
–
OH (Äquivalent)
b) Asparaginsäure
–
OH (Äquivalent)
c) Arginine
–
OH (Äquivalent)
62
63
63
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
S6 SEMINAR 6.
Elektrochemie ist der Teil der Chemie, der sich mit der Untersuchung der Reaktionen von
geladenem Teilchen, Ionen und Elektronen, an der Grenze zwischen zwei Phasen befasst,
meistens festem Metall und einer leitfähigen Lösung oder einem leitfähigen Elektrolyten.
Die galvanische Zelle ist die einfachste elektrochemische Zelle, die aus zwei Metallelektroden
besteht, die in Lösungen ihrer Salze eingetaucht sind (Abbildung 6.1.). Die Lösungen wurden
durch eine semipermeable Membran oder Salzbrücke (mit konzentrierter KCl-Lösung gefüllte
Kammer) getrennt. Die Rolle der Brücke besteht darin, den Ionenaustausch ohne das Mischen
von Lösungen sicherzustellen. Wenn wir die Elektroden mit einem Leiter verbinden, kommt
es zu einer Reaktion.
Zur Beschreibung der elektrochemischen Zelle wurden spezielle Symbole eingeführt. Somit
wird die elektrochemische Zelle aus dem obigen Bild durch den Ausdruck beschrieben:
𝐸𝐸 = 𝐸𝐸} − 𝐸𝐸B
Neben den aus einer Metallelektrode und einer Elektrolytlösung bestehenden Zellen gibt es
auch:
a. Ionen-Ionen-Elektroden: Elektrodenreaktionen beinhalten nur ionische Spezies,
während der Metallleiter eines der inerten Metalle wie Platin ist.
b. Gaselektroden: Reaktionen mit Gasen wie Wasserstoff oder Sauerstoff und sie
müssen auch an der Oberfläche eines inerten Leiters durchgeführt werden.
6.1.2. Nernst-Gleichung
𝑅𝑅𝑅𝑅
𝐸𝐸 = 𝐸𝐸 N − 𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙
𝑛𝑛𝑛𝑛
oder
0.059
𝐸𝐸 = 𝐸𝐸 N − 𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙𝑙
𝑛𝑛
Die Nernst-Gleichung dient zur Messung von pH-Wert und Ionenkonzentration in der Lösung
sowie zur Bestimmung von Löslichkeitsprodukten und potentiometrischen Titrationen.
65
6.1.3. Faradays Gesetze
Die Faradayschen Gesetze beschreiben die Abhängigkeit der Elektrolyseprodukten von der
Ladungsmenge. Demnach ist die durch die Reaktion an den Elektroden erzeugte
Substanzmenge proportional zur Ladungsmenge, die durch den Gegenstand gegangen ist (I.
Faradaysches Gesetz).
65
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
𝑄𝑄 = 𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛
F ist die Faraday-Konstante, definiert als die Ladung, die ein Mol Elektronen trägt, und beträgt
96 467 C oder 96 500 C, und z ist die Anzahl der bei der Reaktion verbrauchten Elektronen.
Beispiel 1.
Zeigen Sie durch Gleichungen die Reaktionen, die bei der Elektrolyse von
Kaliumchloridschmelze an den Elektroden ablaufen.
2K+ + 2e- à 2K
2Cl- à Cl2 + 2e-
2K+ + 2e- + 2Cl- à 2K + Cl2 + 2e-
2K+ + 2Cl- à 2K + Cl2
Beispiel 2.
Welche Ladung ist erforderlich, um bei der Elektrolyse von CuSO4 0,11 g Kupfer zu extrahieren?
Beispiel 3.
Welches Potenzial hat die zu Beginn des Seminars beschriebene klassische galvanische Zelle?
66 𝐸𝐸 = 𝐸𝐸} − 𝐸𝐸B = 𝐸𝐸(𝐶𝐶𝐶𝐶Vá /𝐶𝐶𝐶𝐶) − 𝐸𝐸(𝑍𝑍𝑍𝑍Vá /𝑍𝑍𝑍𝑍) = 0,345 𝑉𝑉 − (−0,762 𝑉𝑉) = 1,107 𝑉𝑉
67
67
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
S7 SEMINAR 7.
die Änderung der Reaktionsgeschwindigkeit für jeden Reaktanten wird durch den Ausdruck:
1 Δ𝐶𝐶' 1 Δ𝐶𝐶∆ 1 Δ𝐶𝐶Õ
𝑣𝑣 = − × =− × = ×
a Δ𝑡𝑡 b Δ𝑡𝑡 p Δ𝑡𝑡
angegeben.
Um das Zielprodukt zu erzeugen, sollte die Anzahl der reagierenden Partikel so groß wie
möglich sein und die Moleküle sollten die richtige räumliche Orientierung haben, das heißt,
ihre reaktiven Teile sollten sich berühren und die Energie der Moleküle beim Stoß sollte gleich
oder höher als die Aktivierungsenergie (Ea) sein. Wir definieren die Aktivierungsenergie als
die Energiemenge, die ein Molekül haben muss, um mit einem anderen Molekül reagieren zu
können. Die Aktivierungsenergie ist die Energiebarriere, die die Moleküle überwinden
müssen, damit sich das Produkt bildet, wie in Abbildung 7.1. gezeigt ist.
68
Bei der Untersuchung der Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion ist es notwendig,
neben dem Mechanismus der Umwandlung von Reaktanten in Produkte, die Molekularität
der Reaktion zu kennen, die durch die Anzahl der reagierenden Moleküle bestimmt wird. Wir
unterscheiden:
A → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
2 A → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
A + B → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
3 A → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
2 A + R → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
A + B + R → 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑘𝑘𝑘𝑘
69
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Die Molekularität der Reaktion hängt von der Reaktionsordnung ab, die von der Anzahl der
reagierenden Partikel und deren Konzentration abhängt, und es wird eine
Reaktionsgeschwindigkeitskonstante (k) eingeführt. Die Reaktionsordnung ist definiert als die
Anzahl der reagierenden Partikel, deren Konzentration sich aufgrund einer chemischen
Reaktion ändert. Nach der Reihenfolge der Reaktion unterscheiden wir:
§ Reaktionen nullter (0.) Ordnung – sie zeichnen sich durch eine konstante
Geschwindigkeit und Unabhängigkeit von der Konzentration der Reaktanten aus.
Beispiele sind fotochemische Reaktionen.
𝑑𝑑𝐶𝐶' 𝑑𝑑𝐶𝐶∆
− =− = 𝑘𝑘𝐶𝐶' 𝐶𝐶∆
𝑑𝑑𝑑𝑑 𝑑𝑑𝑑𝑑
𝑑𝑑𝑑𝑑
= 𝑘𝑘 𝑥𝑥 (𝑎𝑎 − 𝑥𝑥)V
𝑑𝑑𝑑𝑑
§ Reaktionen höherer Ordnung – die gesamte chemische Änderung ist das Ergebnis
mehrerer aufeinanderfolgender Reaktionen und die Gesamtgeschwindigkeit und
Reihenfolge der Reaktion wird durch die langsamste Reaktion bestimmt.
70
2A 1 𝑥𝑥 1
𝑘𝑘 = 𝑥𝑥 𝑡𝑡I- =
→ 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅 𝑡𝑡 𝑎𝑎(𝑎𝑎 − 𝑥𝑥) V 𝑘𝑘𝑘𝑘
2.
3A 1 1 1 3
𝑘𝑘 = . − V/ 𝑡𝑡I- =
→ 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅 2𝑡𝑡 (𝑎𝑎 − 𝑥𝑥) V 𝑎𝑎 V 2𝑘𝑘𝑎𝑎V
2A+B
3.
→ 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
A+B+C
→ 𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅𝑅
a, b – Anfangskonzentrationen der Stoffe A und B; (a-x) und (b-x) – Konzentrationen der Stoffe A und
B zum Zeitpunkt t; § - Anfangskonzentrationen sind gleich
Da die meisten chemischen Reaktionen komplex sind und aus mindestens zwei oder mehr
einfachen Reaktionen bestehen, unterscheiden wir nach Art der Entwicklung:
§ Reversible Reaktionen – bei dieser Art von Reaktion stellt sich ein Gleichgewicht ein,
wenn die Geschwindigkeit der fortgeschrittenen und der Umkehrreaktion
71
ausgeglichen ist.
71
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
§ Sequenzielle Reaktionen – Reaktionen laufen durch die Bildung mehrerer
Zwischenprodukte ab und die Geschwindigkeit einer solchen Reaktion wird durch die
langsamste Reaktion bestimmt.
Die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion hängt von einer Reihe von Faktoren wie
Konzentration, Temperatur, Art des Reaktionspartners, vorhandene Katalysatoren und Druck
(bei gasförmigen Reaktionspartnern) ab. Alle Faktoren, die die Möglichkeit von
Partikelkollisionen erhöhen, wirken sich positiv auf die Reaktionsgeschwindigkeit aus.
§ Einfluss der Konzentration – Eine Erhöhung der Konzentration des Reaktanten erhöht
die Kollisionswahrscheinlichkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit ist proportional
zur Konzentration. Die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante ist
konzentrationsunabhängig, aber doch temperaturabhängig.
§ Die Natur des Reaktanten – Der Einfluss der Natur des Reaktanten ist noch nicht
vollständig bekannt. Der Elektronen- oder Protonentransfer ist eine einfache und
schnelle Reaktion, während komplexe, sedimentäre und heterogene Reaktionen
72 normalerweise viel langsamer sind.
Ein Beispiel ist die Reaktion von Wasserstoff bei Raumtemperatur (RT) mit Fluor oder
Stickstoff.
§ Einfluss von Katalysatoren – Katalysatoren sind Stoffe, die die chemische Reaktion
beschleunigen, dabei aber am Ende unverändert bleiben und das chemische
Gleichgewicht nicht beeinflussen. Das Prinzip ihrer Wirkung besteht darin, die
Aktivierungsenergie zu reduzieren, die erforderlich ist, um den Übergangszustand und
den Übergang von Reaktanten in Produkte herzustellen. In Gegenwart eines
Katalysators hat eine größere Anzahl von Molekülen genügend Energie, um die
Energiebarriere zu überwinden, was die Reaktion beschleunigt (Abbildung 7.2.).
Die Katalyse kann homogen, heterogen und Autokatalyse sein. Bei der homogenen Katalyse
befinden sich alle Teilnehmer im gleichen physikalischen Zustand, wodurch der
thermodynamische Reaktionspfad geändert und Ea reduziert wird. Die heterogene Katalyse
ist durch einen physikalischen Prozess, die Adsorption, gekennzeichnet, da sich die
Aggregatzustände von Katalysatoren und Reaktanten unterscheiden. Bei dieser Art der
Katalyse sollte die Oberfläche des Katalysators möglichst groß sein. Die Autokatalyse ist eine
spezielle Form der Beschleunigung einer chemischen Reaktion, bei der im Verlauf der
Reaktion ein Katalysator gebildet wird.
73
Abbildung 7.2.: Energiereaktionsdiagramm für katalysierte und nicht-katalysierte
Reaktion. In Gegenwart eines Katalysators ist die Energie des Übergangszustands
niedriger, was einer größeren Anzahl von Molekülen ermöglicht, die
Energiebarriere zu überwinden und die Reaktanten in Produkte umzuwandeln.
73
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispel 1.
Wenn ganz am Anfang (erste Zehntelsekunde) die Reaktionsgeschwindigkeit für
N2 + 3 H2 ® 2 NH3 0,1 mol dm–3 s–1 beträgt, wie groß ist die
Wasserstoffkonzentrationsänderung in der ersten Zehntelsekunde?
v = 0,1 mol dm–3 s–1
Δt = 0,1 s
Δc(H2) = ?
1 ∆𝑐𝑐 (𝐻𝐻V )
𝑣𝑣 = −
3 ∆𝑡𝑡
∆𝑐𝑐 (𝐻𝐻V )
0,1 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 𝑑𝑑𝑑𝑑ÉW 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 ÉI = −0,3
0,1 𝑠𝑠
0,1 ∙ 0,1
= ∆𝑐𝑐 (𝐻𝐻V )
−0,3
∆𝑐𝑐 (𝐻𝐻V ) = −0,03 𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚𝑚 𝑑𝑑𝑑𝑑ÉW
Beispiel 2.
Die Zersetzung von Trioxan beträgt 3,05 × 10–4 s–1 bei einer Temperatur von 519 K. Die
Zersetzung erfolgt als Reaktion erster Ordnung. Bestimmen Sie die Halbwertszeit von Trioxan-
Zersetzung in Sekunden und Stunden.
0,6933
𝑡𝑡I- =
V 𝑘𝑘
0,6933
𝑡𝑡I- = = 2,27 × 10W s
V 3,05 × 10ÉL s ÉI
2,27 × 10W s
𝑡𝑡I- = = 0,631 h
V 3600 hÉI
Übungsaufgaben:
1. In einem Behälter mit einem Volumen von 0,5 dm3 werden 0,03 mol NO2 komprimiert.
Berechnen Sie die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante für die Gleichung: 2 NOV ⇆
NV OL die mit einer Geschwindigkeit von 1,08 mol dm–3 s–1 nach rechts Fortschritt
macht. (L: k = 300 s–1)
2. Berechnen Sie, wievielmal sich die chemische Reaktion beschleunigt, wenn die
74
Temperatur um 50 °C steigt, wenn sich die Geschwindigkeit für jede 10 °C um das
Zweifache erhöht. (L: 32 mal)
3. Berechnen Sie die Halbwertszeit für die H2O2-Zersetzung, wenn nach einer halben
Stunde noch 3,81 mol H2O2 übrig ist und nach 60 Minuten noch 0,576 mol H2O2 bleibt.
Der Zerfall erfolgt als Reaktion erster Ordnung. (L: t 1/2 = 11 min)
8.1. Trennverfahren
Die bioanalytische Chemie beruht auf der Fähigkeit, ein Biomolekül aus einem komplexen
Gemisch zu extrahieren. Damit ein Stoff aus einem Stoffgemisch isoliert werden kann, muss
es mindestens eine physikalische oder chemische Eigenschaft geben, die ihn von anderen
Stoffen im Gemisch unterscheidet. In Tabelle 8.1. werden verschiedene Methoden zur
Trennung von Stoffen nach physikalischen oder chemischen Eigenschaften vorgestellt.
75
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
8.1.1. Filtration ist ein Verfahren zur Trennung eines Feststoffs von einer Flüssigkeit, indem
eine Suspension durch einen Filter mit einer bestimmten Porengröße geleitet wird. Partikel,
die die Poren nicht passieren können (Rückstand, Präzipitat), verbleiben auf dem Filter, und
die Flüssigkeit mit Partikeln kleiner als der Porendurchmesser, ein sogenanntes Filtrat,
passiert den Filter. Ultrafiltration ist ein Verfahren, das auf dem Durchgang einer Lösung
durch eine poröse (semipermeable) Membran unter einem bestimmten Druck basiert und
dies ermöglicht den selektiven Durchgang bestimmter Moleküle oder Ionen. Dieses
Verfahren kann verwendet werden, um gelöste Biomoleküle zu konzentrieren, Lösungen zu
sterilisieren (Bakterien werden in der Membran zurückgehalten), um Salze und
Verunreinigungen aus Puffern zu entfernen, usw.
8.1.2. Die Dialyse wird häufig in Laboratorien eingesetzt und beruht auf dem gleichen Prinzip
wie die medizinische Dialyse, die Nierendialyse. Sie bezieht sich auf die Trennung einer
Substanz aus einer Lösung auf der Grundlage von Unterschied in der Fähigkeit, durch eine
semipermeable Membran zu diffundieren (Pergament, Nitrozellulose, Tiermembranen und
dergleichen). Gelöste Stoffe können eine solche semipermeable Membran passieren, aber
große Biomoleküle wie Proteine, Nucleinsäuren und Polysaccharide können nicht passieren,
da sie größer als die Poren der Membran sind und im Dialysebeutel zurückbleiben. Auf diese
Weise können niedermolekulare und hochmolekulare Verbindungen aus der Lösung
abgetrennt werden, zum Beispiel durch das Entfernen von Salzen aus der Proteinlösung. Der
Prozess ist sehr langsam, daher wird er durch das Anlegen eines elektrischen Feldes
beschleunigt und dieser Prozess wird dann Elektrodialyse genannt.
8.1.3. Zentrifugation ist der Prozess der Abtrennung von Partikeln aus einer Flüssigkeit
basierend auf ihrer Dichte und Größe oder Form. Die Viskosität, Temperatur, Dichte und
Zusammensetzung der Lösung beeinflussen die Fähigkeit der Partikel, die Lösung unter dem
Einfluss der Zentrifugalkraft zu passieren. Daher ist die Zentrifugation eigentlich eine
beschleunigte Sedimentation einer Substanz. Die zum Trennen der Phasen in einer Zentrifuge
erforderliche Kraft wird als relative Zentrifugalkraft (RCF, relative centrifugal force)
bezeichnet und die Kraft, die auf die Probe einwirkt, wird als g (zum Beispiel 500 g)
bezeichnet, was bedeutet wie oft die Kraft größer als die Gravitationskraft ist. Wir verwenden
Zentrifugen zum Zentrifugieren (Abbildung) und wir können sagen, dass es drei Haupttypen
von Zentrifugen gibt - Zentrifugen mit niedriger Drehzahl, Zentrifugen mit hoher Drehzahl
und Ultrazentrifugen. Niedrigtourige Zentrifugen, die in fast jedem bioanalytischen Labor zu
76 finden sind, können Geschwindigkeiten von bis zu 6000g erreichen und werden
normalerweise bei Raumtemperatur betrieben. Sie werden verwendet, um relativ schwere
Partikel oder Zellen auszufällen. Hochgeschwindigkeitszentrifugen verfügen oft über
eingebaute Kühleinheiten, um die Konservierung der Probe zu unterstützen, was besonders
bei biologischen Proben wichtig ist. Sie erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 50000g und
werden häufig zur Ablagerung von Zellbestandteilen und Mikroorganismen verwendet.
Bei der Differenzzentrifugation wird der Prozess der Zentrifugation von Proben aufgrund der
unterschiedlichen Sedimentationsgeschwindigkeit der Moleküle wegen ihrer
unterschiedlichen Größe, Form und Dichte mehrmals wiederholt. So werden beispielsweise
Zellorganellen üblicherweise aus homogenisiertem Gewebe isoliert (Abbildung 8.1.).
8.1.4. Die Durchflusszytometrie ist eine nützliche Methode zur Zelltrennung, aber auch für
zahlreiche Messungen physikalischer und biochemischer Eigenschaften, die für einzelne
77
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Zellen charakteristisch sind. Das Hauptmerkmal
dieser Methode ist die gleichzeitige Messung
mehrerer Parameter jeder einzelnen Zelle in
Suspension und nicht die Messung von
Durchschnittswerten der gesamten Population.
Einzelne Zellen oder Partikel, die in einer Flüssigkeit
suspendiert sind, passieren ein Gerät (Abbildung
8.3.), das Lichtsignale misst, die durch das
Beleuchten von Zellen mit fokussiertem Laserlicht
einer bestimmten Wellenlänge erzeugt werden.
8.2. Spektroskopie
Die Spektroskopie ist ein analytisches Verfahren, das auf der Analyse der Absorption und
Emission elektromagnetischer Strahlung basiert. Das elektromagnetische Spektrum umfasst
einen großen Bereich unterschiedlicher Wellenlängen/Frequenzen (Abbildung 8.4.). Die
Energie wird in Form von Wellen einer bestimmten Wellenlänge (λ) und Frequenz (ν)
absorbiert, emittiert oder gestreut. Aus Quantensicht wird Licht in Form von Energiepaketen,
den sogenannten Photonen, übertragen.
78
Die Photonenenergie der Strahlung kann durch die allgemeine Gleichung der Quantenphysik
dargestellt werden:
ℎ ∙ 𝑐𝑐
𝐸𝐸 = ℎ ∙ 𝜈𝜈 =
𝜆𝜆
E = Strahlungsenergie
h = Planck-Konstante (6,022 · 10–34 J s–1)
ν = Strahlungsfrequenz
λ = Strahlungswellenlänge
c = Lichtgeschwindigkeit (3 · 10–8 m s–1)
79
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Aus dieser Gleichung ist sichtbar, dass die Elektronen bei größeren Energieänderungen das
Licht höherer Frequenzen absorbieren müssen, das heißt je höher die Frequenz, desto höher
die Energie.
Die Ultraviolett- und Sichtbarspektroskopie (UV/VIS) basiert auf der Absorption von Licht
nach Anregung von Elektronen und deren Übergang in einen höheren Energiezustand.
Absorption tritt nur auf, wenn die Photonenenergie der Energie entspricht, die zum Übergang
in einen höheren Zustand erforderlich ist (ΔE = hν). Die Moleküle, die in ihrer Struktur UV/VIS-
Strahlung absorbieren, enthalten absorbierende Gruppen, sogenannte Chromophore. Die
Gruppen, die Atome enthalten, die durch eine kovalente Doppel- oder Dreifachbindung
verbunden sind, sind typische Beispiele für Chromophore (zum Beispiel Ethylen-, Carbonyl-,
Nitril- und Acetylengruppen). Diese Messungen werden bei Wellenlängen von 200 bis 300 nm
(UV-Bereich) und von 330 bis 700 nm (sichtbares Spektrum) durchgeführt. Sie werden für
Strukturanalysen (zum Beispiel Testosteron enthält C=C und C=O Doppelbindungen, die
typischerweise bei 240 nm absorbiert werden), für quantitative Analysen (zum Beispiel zur
Erstellung von Kalibrierlinie durch serielle Messung von Extinktionen bekannter
Konzentrationen einer Lösung) und für pharmazeutische Analysen (zur Quantifizierung einer
bestimmten Substanz in Arzneimitteln) verwendet.
Die Fluoreszenzspektroskopie ist eine Art der elektromagnetischen Spektroskopie, die die
charakteristische Fluoreszenz misst, um ein Fluoreszenzspektrum zu erzeugen. Diese
Spektroskopie verwendet einen Lichtstrahl (normalerweise UV-Licht), der
Elektronenchromophore (die in diesem Fall Fluorophore genannt werden) anregt, was zu
Emissionsstrahlung oder Fluoreszenz führt. Wenn ein Fluorophor das UV-Licht absorbiert,
geht es in einen Zustand höherer Energie über, und wenn es in seinen Grundzustand
zurückkehrt, emittiert es fluoreszierendes Licht, und dieses Phänomen wird als Fluoreszenz
bezeichnet. Die Fluoreszenzspektroskopie hat zahlreiche Anwendungen in der Biomedizin
und Chemie bei der Analyse organischer Biomoleküle. Verursacht beispielsweise die Bindung
eines Moleküls an ein Protein die Veränderungen in seiner dreidimensionalen Struktur, die
zu einer Veränderung des Fluoreszenzspektrums führen, kann dies mit der beschriebenen
Methode untersucht werden.
8.2.3. Die Interferenzspektroskopie basiert sich auf der Tatsache, dass elektromagnetische
Strahlung neben Absorption und Emission noch andere Wechselwirkungen mit Stoffen hat.
Diese Wechselwirkungen erzeugen andere messbare Größen wie Streuung von polarisiertem
Licht und Änderungen der spektralen Eigenschaften der chemischen Bindung (Raman-
Spektroskopie).
8.3. Chromatografie
81
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Zeigen
Zeigen siesie dagegen
dagegen eine größere Affinität
zurzur mobilen Phase, wandernsiesie schneller durch das
Zeigen sie dagegen eineeine größere
größere Affinität
Affinität mobilen
zur mobilen Phase,
Phase, wandern
wandern schneller
sie schneller durchdurch
das das
System.
System.
System.
Abbildung
Abbildung 8.5. Die Aufteilung der chromatografischen Methoden
Abbildung 8.5. 8.5. Die Aufteilung
Die Aufteilung der der chromatografischen
chromatografischen Methoden
Methoden
8.3.1.
8.3.1. Die Papierchromatographie wird häufigzurzur Trennung und Identifizierung von farbigen
8.3.1. Die Die Papierchromatographie
Papierchromatographie wirdwird häufig
häufig Trennung
zur Trennung undund Identifizierung
Identifizierung von von farbigen
farbigen
Substanzen,einschließlich
Substanzen, einschließlichPigmenten,
Pigmenten,verwendet
verwendet undbasiert basiert aufder derVerteilung
Verteilungvon von
Substanzen, einschließlich Pigmenten, verwendet undund basiert auf auf der Verteilung von
Molekülenzwischen
Molekülen zwischen derstationären
stationären undder dermobilen
mobilenPhase.Phase. DieProbe Probe wirdauf auf
Molekülen zwischen der der stationären undund der mobilen Phase. Die Die Probe wirdwird auf
Chromatographiepapier aufgetragen,
Chromatographiepapier aufgetragen, getrocknetgetrocknet und und dann dann in in einen einen
Chromatographiepapier aufgetragen, getrocknet und dann in einen
Chromatographiebehälter
Chromatographiebehälter gegeben,
gegeben, der eine kleine Menge Lösungsmittel enthält, das sich in
Chromatographiebehälter gegeben, der der
eineeine kleine
kleine MengeMenge Lösungsmittel
Lösungsmittel enthält,
enthält, das das
sichsich
in in
der stationären Phase bewegt. Das Lösungsmittel bewegt sich aufgrund von Kapillarkräften,
der der stationären
stationären Phase Phase bewegt.
bewegt. Das Das Lösungsmittel
Lösungsmittel bewegtbewegt
sichsich aufgrund
aufgrund von von Kapillarkräften,
Kapillarkräften,
diediedurch
die durch
durchdiedieAnziehung
Anziehung vonLösungsmittelmolekülen
die Anziehung von von
Lösungsmittelmolekülen undChromatographiepapier
Lösungsmittelmolekülen undund
Chromatographiepapiererzeugt
Chromatographiepapier erzeugt
erzeugt
werden.
werden. DieDie Bestandteile
Bestandteile der
der Probe
Probe wandern
wandern unterschiedlich
unterschiedlich mitmit dem
dem Lösungsmittel,
Lösungsmittel, weil sie
werden. Die Bestandteile der Probe wandern unterschiedlich mit dem Lösungsmittel, weilweil
sie sie
unterschiedlich
unterschiedlich löslich
löslich sind und unterschiedliche Affinitäten zum Papier haben. Das erhaltene
unterschiedlich löslich sindsind
undund unterschiedliche
unterschiedliche Affinitäten
Affinitäten zumzum
PapierPapier haben.
haben. Das Das erhaltene
erhaltene
Chromatogrammwird
Chromatogramm wird ausdemdem Tankentnommen,
entnommen,getrocknet
getrocknetund undanschließend
anschließendentweder
entweder
Chromatogramm wird aus aus dem TankTank entnommen, getrocknet und anschließend entweder
chemisch
chemisch oder unter UV-Licht entwickelt, und die Rf-Werte werden berechnet, aus denen diedie
chemisch oderoder
unter unter UV-Licht
UV-Licht entwickelt,
entwickelt, undunddie Rdie Rf-Werte werden berechnet,
f-Werte werden berechnet, aus denen die
aus denen
Durchtrittsgeschwindigkeitder
Durchtrittsgeschwindigkeit derSubstanz
Substanzauf auf derPlatte
Platteersichtlich
ersichtlichist.ist.Rf Rkann
f kann verwendet
Durchtrittsgeschwindigkeit der Substanz auf der derPlatte ersichtlich ist. Rf kann verwendet verwendet
werden,
werden, um Substanzen unter streng definierten Bedingungen zu identifizieren. Häufig
werden, um um Substanzen
Substanzen unterunter
strengstreng definierten
definierten Bedingungen
Bedingungen zu identifizieren.
zu identifizieren. HäufigHäufig
verwendetechemische
verwendete chemischeReagenzien
Reagenziensind sindNinhydrin
Ninhydrinfürfürden denAminosäurenachweis
Aminosäurenachweisund und
verwendete chemische Reagenzien sind Ninhydrin für den Aminosäurenachweis und
Rhodamin
Rhodamin B für den Lipidnachweis.
Rhodamin B fürB den
für den Lipidnachweis.
Lipidnachweis.
8.3.2.Die
8.3.2. DieDünnschichtchromatographie
Dünnschichtchromatographiehat hateinen
einensehr
sehrähnlichen
ähnlichenAnsatz
Ansatz wiediedie
8.3.2. Die Dünnschichtchromatographie hat einen sehr ähnlichen Ansatz wie wie die
Chromatografie
Chromatografie auf Papier.
auf Papier. Der Unterschied liegt in der Trennung der Moleküle, die in diesem
82 Chromatografie auf Papier. Der Der Unterschied
Unterschied liegtliegt in Trennung
in der der Trennung der Moleküle,
der Moleküle, diediesem
die in in diesem
Fall
Fall auf
auf Teilung
Teilung und/oder
und/oder Adsorption
Adsorption beruht.
beruht. DieDie stationäre
stationäre Phase
Phase istist eine
eine dünne
dünne Schicht
Schicht (0,10
(0,10
Fall auf Teilung und/oder Adsorption beruht. Die stationäre Phase ist eine dünne Schicht (0,10
- 0,25
- 0,25 mm) aus Adsorptionsmaterial (Kieselgel, Aluminiumoxid, Zellulose) auf einem festen
- 0,25 mm)mm) aus aus Adsorptionsmaterial
Adsorptionsmaterial (Kieselgel,
(Kieselgel, Aluminiumoxid,
Aluminiumoxid, Zellulose)
Zellulose) auf auf
einemeinemfestenfesten
Glas-,Aluminium-
Glas-, Aluminium- oderKunststoffträger.
Kunststoffträger. Alsmobile mobilePhase
Phasewerden
werdenKombinationen
Kombinationenaus aus
Glas-, Aluminium- oderoder Kunststoffträger. Als Als mobile Phase werden Kombinationen aus
polarenund
polaren undunpolaren
unpolarenLösungsmitteln
Lösungsmittelnverwendet.
verwendet.Das DasVerfahren
VerfahrenzurzurProbenaufgabe,
Probenaufgabe,
polaren und unpolaren Lösungsmitteln verwendet. Das Verfahren zur Probenaufgabe,
Trennungund
Trennung undDetektion
Detektionististdas
dasgleiche
gleichewiewie beider derPapierchromatographie.
Papierchromatographie.Die DieVorteile
Vorteile
Trennung und Detektion ist das gleiche wie bei beider Papierchromatographie. Die Vorteile
82
82 82 Ljubica Glavaš-Obrovac und Mitarbeiter*innen
dieser Methode sind eine erhöhte Trenngeschwindigkeit, eine größere Auswahl von
Adsorbentien und eine einfachere Isolierung von Punkten auf dem Chromatogramm, wenn
es für weitere Analysen verwendet werden soll.
8.3.3. Die Gelfiltrationschromatographie ist ein Verfahren zur Trennung von Substanzen
basierend auf der Größe von Molekülen. Bei diesem Verfahren wird die Säule mit einer
inerten Substanz (Gel) gefüllt, die eine stationäre Phase darstellt. Dieses Gel enthält Poren
einer bestimmten Größe, die von der Art der Partikel abhängt, aus denen das Gel besteht,
und wird in Abhängigkeit von der Größe der von der Probe abzutrennenden Moleküle
ausgewählt. Durch das Auftragen der Mischung auf die Säule und das Spülen erscheinen
zunächst größere Moleküle im Eluat, da kleinere Moleküle (die kleiner sind als die Poren des
Gels) in die Poren eindringen und dort verbleiben (Abbildung). Gele, die am häufigsten in
wässrigen Lösungen verwendet werden, enthalten Dextran, Agarose oder Polyacrylamid. Die
mobile Phase ist ein Lösungsmittel, das organisch oder wässrig sein kann.
83
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
8.3.5. Die Affinitätschromatografie hängt von
der sehr spezifischen Wechselwirkung oder
Affinität eines Moleküls für eine bestimmte
chemische Gruppe ab. Die stationäre Phase sind
wiederum die Kügelchen, an die einige
funktionelle Gruppen gebunden sind, die die
Möglichkeit haben, irreversibel an ein
bestimmtes Makromolekül zu binden. Diese
Technik wird hauptsächlich zur
Proteinisolierung und Proteinreinigung
verwendet, zum Beispiel zur Isolierung von
Transkriptionsfaktoren. Die Probe wird durch
eine Säule geleitet, die eine spezifische DNA- Abbildung 8.7. Schematische Darstellung
Sequenz enthält, die an eine stationäre Phase der Affinitätschromatografie
gebunden ist, wodurch Proteine mit hoher
Bindungsaffinität zu dieser Sequenz auf der Säule zurückbleiben. Der Transkriptionsfaktor
wird mit einer Lösung eluiert, die eine hohe Salzkonzentration enthält.
Legende: A = Eluentenreservoirs; B =
Elektromagnetische Mischventile mit
Doppelhubkolbenpumpe; C = 6-Wege-Ventil D =
Druckkompensationsschleife, um Pumpimpulse
der Pumpe zu egalisieren; E = Mischkammer; F =
84 Manuelles Einspritzventil; G = Trennsäule; H =
HPLC-Einheit; I = Detektor-Einheit; J = Computer-
Interface; K = PC; L = Drucker zur Ausgabe der
Ergebnisse.
8.4. Elektrophorese
Die Grundlage der Elektrophorese ist die Fähigkeit, geladene Moleküle durch ein elektrisches
Feld zu trennen. Wenn eine Mischung geladener Moleküle in ein elektrisches Feld einer
bestimmten Stärke gebracht wird, wandern sie zu den gegenüberliegenden geladenen
Elektroden. Ein bestimmtes Molekül in einer Mischung hat eine Nettoladung (z), und die
Geschwindigkeit (v), mit der sich dieses Molekül in einem elektrischen Feld bewegt, nimmt
mit der Nettoladung und der Stärke des elektrischen Felds zu und ist von der Reibungskraft
abhängig. Der Reibungskoeffizient (f) hängt von der Masse und Form des Moleküls sowie von
den physikalischen Eigenschaften des Trägers ab. Die Teilchengeschwindigkeit kann durch
diese Gleichung dargestellt werden: 𝑣𝑣 = 𝐸𝐸 ∙ 𝑧𝑧-𝑓𝑓
Die Elektrophorese findet auf einem Träger statt, der meistens ein vernetztes Polymer ist und
basierend auf Zusammensetzung und Porosität ausgewählt wird. Die Träger für die
Elektrophorese können Stärke, Celluloseacetat, Polyacrylamid und Agarosegel sein.
Trennungen durch Elektrophorese finden fast immer in einem Gel statt, da das Gel als
Molekularsieb dient, das die Trennung verbessert. Moleküle, die im Vergleich zu den Poren
des Gels klein sind, bewegen sich leicht durch das Gel, während Moleküle, die viel größer als
die Poren des Gels sind, fast inert sind. Mittelgroße Moleküle bewegen sich mit
unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch das Gel. Durch eine solche Trennung werden
getrennte Zonen (Bande) gebildet, in denen sich eine oder mehrere Komponenten mit
gleichem Ladungsverhältnis und Partikelgröße befinden. Aus diesem Grund wird diese
Methode auch als Zonenelektrophorese bezeichnet.
8.4.1. Die Agarose-Elektrophorese ist für die Trennung von Nucleinsäuren äußerst wichtig.
Agarose selbst ist ein hochreines natürliches Polysaccharid, das aus unverzweigtem
Polysaccharid-Agar gewonnen wird, das aus Algen isoliert wurde. Die Agarose besteht aus
einer Einheit von Galaktose und 3,6-Anhydrogalaktose (Abbildung 8.9.), ist neutral, hat eine 85
geringe chemische Komplexität und hat relativ große Poren, wodurch sie für die Trennung
großer Moleküle wie DNA gut geeignet ist.
85
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Nucleinsäuren sind aufgrund des
Phosphatrückgrats negativ geladen und
wandern im elektrischen Feld zur positiven
Elektrode. Ihre Mobilität während der
Elektrophorese hängt von ihrer Größe und
Abbildung 8.9. Agarose Monomer Konformation sowie von der
Agarosekonzentration im Gel ab (typischerweise
0,3 - 2,0 %). Ethidiumbromid, ein Fluoreszenzfarbstoff, der in das DNA-Molekül eingebaut
wird, wird am häufigsten verwendet, um Proben sichtbar zu machen. Aufgrund seiner
Fähigkeit, in DNA eingebaut zu werden, ist dieser Farbstoff potenziell gefährlich. Als Ersatz
für Ethidiumbromid werden zunehmend weniger schädliche und empfindliche Farbstoffe wie
Nilblau oder Cyanin (SYBR) entwickelt. Jede Zone auf dem Gel stellt verschiedene DNA-
Moleküle dar, die bei Bedarf zur weiteren Analyse aus dem Gel isoliert werden können.
Außerdem können zusätzliche Analysen des Gels mit getrennten Proben durchgeführt
werden, und am häufigsten ist es Blotten, nämlich Southern blotting, das die Identifizierung
von DNA-Sequenzen mithilfe von Hybridisierungsassays ermöglicht.
8.4.3. Die Isoelektrische Fokussierung (IEF) ist eine hochauflösende Methode, bei der
Moleküle basierend auf ihrem relativen Gehalt an sauren und basischen Resten in einem pH-
Gradientengel getrennt werden, das durch Elektrophorese einer Mischung von
Polyampholiten (kleine mehrfach geladene Polymere) mit unterschiedlichen pI-Werten
erreicht wird (Abbildung 8.12.). Diese Methode wird verwendet, um Proteine zu trennen, da
Proteine aufgrund ihrer Ladung unter dem Einfluss von elektrischem Strom durch das Gel 87
wandern, bis sie eine pH-Zone erreichen, in der sie keine Nettoladung haben (das heißt ihren
isoelektrischen Punkt), wo sie auf engen Zonen stoppen und sich konzentrieren oder
fokussieren. Mit der IEF-Technik ist es möglich, Proteine zu trennen, deren pI-Werte sich nur
um 0,01 unterscheiden, was bedeutet, dass Proteine mit einer Differenz von deren
Nettoladung getrennt werden können.
87
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Abbildung 8.12. Isoelektrische Fokussierung
8.4.4. Die zweidimensionale Elektrophorese (2D) ist, wie der Name schon sagt, eine
Methode, bei der Proben in zwei Dimensionen getrennt werden. Die isoelektrische
Fokussierung kann mit SDS-PAGE kombiniert werden, um eine sehr hohe Trennauflösung zu
erzielen (Abbildung 8.13.). Die Probe wird zuerst durch isoelektrische Fokussierung basierend
auf dem pI-Wert getrennt, und dann wird der Gelstreifen auf eine SDS-PAGE-Gelplatte gelegt,
entlang der die Proteine in vertikaler Richtung wandern und sich je nach ihrer Größe trennen.
Die Verknüpfung von 2D-Elektrophorese mit Massenspektrometrie ermöglicht eine sehr gute
Proteinidentifizierung.
8.4.6. Mittels Kapillarelektrophorese werden die Proben in einer dünnen Kapillare getrennt,
die entweder mit Puffer oder Gel gefüllt werden kann. Durch die Einführung von Kapillaren
in die Elektrophorese wurde ein hohes Auflösungsvermögen aus einer kleinen Probenmenge
erhalten, und die Trennung von Molekülen ist viel schneller. Die Trennung basiert auf dem
Verhältnis der Größe und der Ladung, und fluoreszenzmarkierte Moleküle werden am
Ausgang der Kapillare nachgewiesen. Die Ergebnisse dieser Analyse werden
Elektropherogramme genannt, in denen getrennte Moleküle als Signale mit
unterschiedlichen Retentionszeiten erscheinen (ähnlich der HPLC). Eine der
Hauptanwendungen dieser Methode ist die DNA-Sequenzierung oder die Trennung von DNA-
Segmenten.
89
89
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
S9 SEMINAR 9.
9.1. ISOMERIE
Isomere sind chemische Verbindungen der gleichen Summenformel, jedoch mit
unterschiedlichen Eigenschaften. Wir unterscheiden zwei grundlegende Gruppen von
Isomeren: Strukturisomere und Stereoisomere.
9.1. Strukturisomere
Die Strukturisomere (Konstitutionsisomere) sind Verbindungen mit gleicher Anzahl und Art
von Atomen, aber unterschiedlicher Strukturformel, d.h. unterschiedlicher Anordnung der
Atombindungen. Die Zahl der möglichen Konstitutionsisomere nimmt mit der Zahl und Art
der Atome zu.
Ethanol Dimethylether
c) Stellungsisomere (Position)
Propan-1,2-diol Propan-1,3-diol
Tautomerie ist eine reversible Umwandlung zwischen zwei Strukturisomeren, die sich in der
90
Position eines Atoms oder einer Atomgruppe (Tautomer) unterscheidet, z. B. Keto-Enol-
Tautomerie.
9.2.1. Enantiomere
Als Enantiomere (optische Isomere) bezeichnet man ein Objekt und dessen Spiegelbild, das
sich nicht überlappen kann (griech. enantio - gegenüber). Enantiomere werden daher als
chirale Moleküle bezeichnet (griechisch cheír - Hand).
Die Eigenschaft der Unfähigkeit zur Überlappung beruht auf der Asymmetrie des
Enantiomers, d.h. dem Fehlen einer Symmetrieebene. Im Allgemeinen ist ein organisches
Molekül chiral, wenn vier verschiedene Gruppen (Substituenten), die auf die Ecken des
Tetraeders gerichtet sind, an das zentrale Kohlenstoffatom (chirales Zentrum,
asymmetrisches C) gebunden sind.
91
91
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Die physikalische Eigenschaft, nach der sich Enantiomere voneinander unterscheiden, ist die
Drehung der Ebene des polarisierten Lichts. Eine Mischung im Molverhältnis 1 : 1 der
rechtsdrehenden (d, +) und linksdrehenden (l, - )-Isomere, nennt sich racemische Mischung
(±), und zeigt keine optische Aktivität. Die einzige chemische Eigenschaft, durch die sich
Enantiomere unterscheiden, ist ihre Reaktion in Kontakt mit Molekülen, die ebenfalls chiral
(asymmetrisch) sind.
(S)-butan-2-ol (R)-butan-2-ol
Fischer-Projektion (R) -Butan-2-ol (horizontale
Absolute Konfiguration des chiralen Zentrums
Links "verlassen" die Seite und vertikale
des Butan-2-ol-Enantiomers.
"betreten" die Seite).
Absolute Strukturen des Chiralitätszentrums sind mit R (lat. rectus - rechts) bzw. S (lat. sinister
- links) bezüglich der Anordnung der Prioritätsgruppen um das Chiralitätszentrum
gekennzeichnet:
In lebenden Zellen spielt die optische Isomerie eine bedeutende Rolle. Fast alle
Kohlenhydrate und Aminosäuren sind optisch aktive Moleküle, aber nur eines der Isomere ist
9.2.2. Diastereoisomere
Diastereoisomere mit chiralen Zentren sind Stereoisomere mit zwei oder mehr chiralen
Zentren, die an mindestens einem chiralen Zentrum die gleiche Konfiguration und an den
anderen entgegengesetzte Konfigurationen aufweisen.
Cis-trans-Diastereoisomere:
Cis-trans-Isomere von Cycloalkanen und anderen cyclischen Molekülen sind durch zwei
mögliche Bindungspositionen von Atomen oder Gruppen an C-Ringatome "oberhalb" und
"unterhalb" der Bezugsebene des Rings gekennzeichnet.
cis-1,2-Dimethylcyclopropan trans-1,2-Dimethylcyclopropan
(beide Substituenten befinden sich auf der (Substituenten befinden sich auf
gleichen Seite der Ringebene) gegenüberliegenden Seiten der Ringebene)
93
Cis-trans-Isomere von Molekülen, bei denen an jedem C-Atom der Doppelbindung zwei
unterschiedliche Gruppen angelagert sind, zeichnen sich durch unterschiedliche
Orientierungen der Gruppen um die C-C-Doppelbindung aus. Aufgrund der fehlenden
Rotation um die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung können disubstituierte Alkene als
cis-trans-Isomere vorliegen.
93
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
cis-Pent-2-en trans-Pent-2-en
Die Konfiguration drei- und tetrasubstituierterten Alkenen wird anhand von Sequenzregeln
(Cahn-Ingold-Prelog-System oder CIP-System) bestimmt:
(a) Wenn die höherrangigen Gruppen beider C-Atome auf derselben Seite der
Doppelbindungsebene liegen, hat das Alken die Z-Konfiguration (zusammen)
(b) in der E-Konfiguration (entgegen - entgegengesetzt) befinden sich die Gruppen höherer
Priorität auf gegenüberliegenden Seiten der Doppelbindungsebene.
(Z)-2-Brompent-2-en (E)-2-Brompent-2-en
2,3-Butandiol
9.2.3. Konformationsisomere
Schattierte Schattierte
Sternkonformation Sternkonformation
Konformation von Konformation von 1-
von Ethan. von 1-Chlorpropan.
Ethan. Chlorpropan
9.2.1. Additionsreaktionen
Bei den Additionsreaktionen verbinden sich die beiden Reaktanten zu einem Produkt, das alle
Reaktantenatome enthält. An den Bindungen zwischen zwei Kohlenstoffen (C=C und CºC)
und zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff (C=O) finden Additionsreaktionen statt.
95
95
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
• Zugabe zu Alkenen
Die Addition von Halogensäuren (HX) an Alken-Wasserstoff bindet an das C-Atom mit einer
kleineren und X an das C-Atom mit einer größeren Anzahl von Alkylsubstituenten
(Markownikow-Regel).
2-Methylprop-1-en 2-Brom-2-methylpropan
• Addition an Alkine
Die Additionsreaktion, bei der Alkin und Halogen in einem äquimolaren Verhältnis vorliegen,
erzeugt ein Halogenalken.
pent-2-in (E)-2-3-dibromo-2-penten
Die nukleophile Addition, d.h. die Bindung von Nukleophilen (Wasser, Metallhydride,
Alkohole, Amine etc.) an die polare C-O-Bindung ist ein allgemeines Merkmal der chemischen
Eigenschaften von Aldehyden und Ketonen.
Formaldehyd Methandiol
96
9.2.2. Eliminierungsreaktionen
Eliminationsreaktionen sind durch die Spaltung des organischen Reaktanten in zwei Produkte
bezeichnet, um Mehrfachbindungen oder in einigen Fällen einen Ring und kleine Moleküle
wie H2O oder HCl zu bilden.
Ein gutes Beispiel für diese Art von Reaktion ist die Bildung von Propen durch Dehydrierung
von Propan bei hoher Temperatur.
Propan Propen
Die Wirkung einer starken Base auf ein Alkylhalogenid erzeugt ein Alken. Diese Reaktionen
folgen der Zaitsev-Regel, dass das dominante Produkt ein mehrfach substituiertes Alken ist.
In lebenden Zellen wird die Dehydrierung von Succinat zu Fumarat durch das Enzym Succinat-
Dehydrogenase katalysiert.
97
Bernsteinsäure Fumarsäure
97
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
9.2.3. Substitutionsreaktionen
Reaktionen, bei denen zwei Reaktanten Atome (Gruppen) "ersetzen", um zwei neue Produkte
zu bilden, werden Substitutionsreaktionen genannt.
• Nucleophile Substitution
• Nucleophile Acylsubstitution
9.2.4. Umlagerungsreaktionen
99
Übungsaufgaben:
1. Zeichnen Sie die konstitutionellen Skelettisomere von 8 C-Atom-
Kohlenwasserstoffen, die einen 5 C-Atom-Ring und keine Doppelbindungen
enthalten.
2. Markieren Sie das (die) chirale(n) Zentrum(e) von 1-Brom-2-methylcyclopropan.
3. Zeichnen Sie die Strukturformeln der beiden Isomere von 1-Brom-2-chlorethen.
4. Zeichnen Sie die tetraedrischen Darstellungen und bestimmen Sie die absolute
Konfiguration der Hexan-3-ol-Enantiomere. Zeichnen Sie auch die Formeln von
Fischer.
5. Benennen Sie die Verbindung und bezeichnen Sie die absolute Konfiguration.
6. Es gibt vier mögliche Stereoisomere von 3-Penten-2-ol Alkohol. Einer davon ist auf
dem Bild zu sehen. Zeichnen Sie die verbleibenden drei Stereoisomere und listen Sie
100 ihre Konfigurationen an der C-2- und C=C-Doppelbindung auf.
(2R, 3E)-3-Penten-2-ol
101
Glutathion Glutathiondisulfid
101
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
S10 SEMINAR 10.
N
HC
CH O
HN NH2
C C
O CH2 HC CH
2
NH C CH N
CH NH C CH2
O C CH2
CH2 O
CH2
10.1.1. Proteinnomenklatur
Die Aminosäuresequenz im Protein wird von links nach rechts geschrieben, und gemäß
Konvention ist die erste Aminosäure in der Sequenz links der N-Terminus (die mit der freien
-NH3+ -Gruppe) und die letzte Aminosäure rechts ist der C-terminus (die mit der freien
Gruppe COO-).
Der Name jeder Aminosäure in einem
102 Protein oder Peptid wird durch Drei-
Buchstaben-Abkürzungen oder Ein-
Buchstaben-Symbole angezeigt. Der Name
des Peptids hängt von der Anzahl und
Reihenfolge der Aminosäuren in der Kette
ab, wobei das Suffix -at (z. B. in Aspartat)
oder -in (z. B. in Glycin) durch das Suffix -il
Beispiel
Benennen Sie das Peptid im Bild und markieren Sie es mit Drei-Buchstaben- und Ein-
Buchstaben-Symbolen.
Lösung: Aspartyl-Glycyl-Tyrosin; Asp-Gly-Tyr; D G Y
103
103
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel
Ionische Formen des Glu-His-Cys-Tripeptids werden gezeigt. Bei pH 1,0 beträgt die
Gesamtladung des Moleküls +2. Ionisierende Gruppen sind gerundet. Wie hoch ist die
Gesamtladung des Tripeptids bei pH 7,0 und pH 13,0?
Lösung: Bei pH 7,0 beträgt die Gesamtladung des Peptids -1 und bei pH 13,0 -3.
104
• Primärstruktur
Entsteht als Sequenz oder genauer Sequenz von Aminosäuren, die durch Peptidbindungen zu
einer Polypeptidkette verbunden sind.
• Sekundärstruktur
Sie beschreibt die räumliche Anordnung des Peptidrückgrats,
die sich aus der Rotation der Seitenkette um die Peptidbindung
ergibt. Aufgrund der planaren Natur der Peptidbindung ist eine
freie Rotation nur zwischen den Gruppen N und α-C (Winkel fi,
ϕ) und α-C und C = O (Winkel psi, ψ) möglich. Aufgrund
sterischer Störungen haben die meisten Aminosäuren eine
Reihe möglicher (sterisch zulässiger) Winkelkombinationen ϕ.
Die Reihenfolge der Aminosäuren bestimmt die Reihenfolge
der Winkel ϕ und ψ, und ihre richtige Wiederholung führt zur
Bildung geordneter Sekundärstrukturen wie die α-Helix und
das β-Faltblatt.
α-Helix
In der α-Spule wird jeder Rest gleich weit gedreht, etwa 57° im
Winkel ϕ und 47° im Winkel ψ. Die volle Drehung (360°) der α-
Helix enthält ungefähr 3,6 Aminosäurereste. Jeder Rest erhöht
den Spulenabstand um 0,15 nm und jede volle Umdrehung um
0,54 nm. Die Stabilität der α-Helix wird durch
Wasserstoffbrücken zwischen der C=O-Gruppe des ersten und
der H-N-Gruppe des vierten Rests in der linearen
Aminosäuresequenz ermöglicht.
β-Faltblatt
105
Die Peptidketten in den β-Faltblatt sind gestreckt, nicht
verdreht, und die Aminosäurereste sind 0,35 nm voneinander
entfernt. Das Blatt wird durch Wasserstoffbrücken zwischen C
= O- und N-H-Gruppen verschiedener Polypeptidketten
stabilisiert. Die einzelnen Ketten im β-Faltblatt können parallel
105
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
(gleichgerichtet) oder antiparallel (in entgegengesetzte Richtungen gerichtet) sein.
Zufallsknäul
Die β – Kurve verbindet die antiparallelen Ketten im
β-Faltblatt, und die Struktur wird durch die
Wasserstoffbrücke zwischen dem ersten und vierten
Rest in der Kurve stabilisiert. Die Schlingen sind
unregelmäßig geformt, verbinden aber oft
angeordnete Sekundärstrukturen. Coil-Loop-Coil-
Proteineinheiten spielen eine wichtige Rolle als
DNA- bindende Domänen in Transkriptionsfaktoren
oder als Antikörper erkennende Epitope.
• Tertiärstruktur
Die Tertiärstruktur beschreibt einen Weg, wie man Sekundärstrukturen zu einer
dreidimensionalen Konformation eines Polypeptids zusammenzubaut. Polypeptide enthalten
mehrere verschiedene Sekundärstrukturen (α-Spulen, β-gefaltete Platten, Schleifen, Knäule),
und ihre räumliche Organisation ermöglicht die Entstehung von Domänen mit spezifischen
physikalischen oder chemischen Funktionen, wie Substrat- oder Ligandenverbindungen, -
verankerung an Zellmembranen, Transport auf bestimmte Zellorganellen,
Aktivitätsregulation usw.
• Quartäre Struktur
Die Quartärstruktur wird durch die Assoziation mehrerer Polypeptide gebildet, die mehrere
verschiedene Domänen enthalten. Eine Untereinheit, die einen Satz von Polypeptiden in der
106 Quartärstruktur eines Proteins bildet, wird als Protomer bezeichnet. Je nach Anzahl der
Protomeren können wir monomere, dimere und andere oligomere Proteine unterscheiden.
Je nachdem, ob sie gleiche oder unterschiedliche Polypeptidketten enthalten, unterscheiden
wir zwischen homo- oder hetero-oligomeren Proteinen. Untereinheiten in hetero-
oligomeren Proteinen werden mit griechischen Buchstaben (α, β, γ usw.) und ihre
Proteinhäufigkeit durch Zahlen im Index (α2β2γ) bezeichnet. Durch das Verbinden von
10.2. PROTEINANALYSE
Proteine und Peptide erfüllen eine Schlüsselrolle im Körper. Sie bauen das zellulare
Zytoskelett (α- und β-Tubulin) und die Muskelfasern (Aktin und Myosin) auf, beteiligen sich
an der Sauerstoffversorgung (Hämoglobin), katalysieren Stoffwechselreaktionen und
Energieproduktion als Enzyme (Enzyme der Glykolyse, Glykogenolyse, Citratzyklus, etc.),
Replikation und Transkription von Genen (DNA-Polymerase-Komplex), schützen den Körper
vor fremden Mikroorganismen (Immunglobuline) und bauen Biomoleküle ab (Ubiquitin).
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung im Organismus skizzieren sie lediglich die Veränderungen,
die wir mit normalen oder gestörten physiologischen Funktionen in Verbindung bringen. Im
Blutplasma finden wir eine Vielzahl von Proteinen (70 - 75 g/L), die aufgrund ihrer
Verfügbarkeit eingehend untersucht und in 3 Grundfraktionen unterteilt wurden: Albumine,
Globuline und Fibrinogene.
Tabelle 10.1. Plasmaproteine
Prozent Ort der
Plasmaproteine Funktion
im Plasma Synthese
Transport der FT3- und FT4-
Transtiretin
Hormone
reguliert den osmotischen Druck
Albumin 60%
Leber im menschlichen Plasma, den
Albumin
Transport von Fettsäuren und
Steroidhormonen
α-Antitrypsin Trypsin-Hemmung
α1-Globulin Lipoprotein Leber Transport von Lipiden und
(HDL) Vitaminen
Haptoglobin Hämoglobintransport
α2-Globulin Leber
Makroglobulin Proteasebindung, Zn2+ Transport
Lipoprotein Transport von Lipiden und
(LDL) 36% Vitaminen
Transferin Transport Fe 3+
β-Globulin Leber
Komplementaktivierung, ein
CRP Indikator für Entzündungen und
Gewebeschäden 107
IgG, IgA, IgM, lymphoide humorale Antikörper
γ-Globulin
IgD, IgE Organe
Fibrinogen Fibrinogen 4% Leber Blutgerinnung
107
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Vor der Isolierung einzelner Proteine muss die komplexe Mischung der Gesamtproteine in
Proteinfraktionen aufgetrennt und von unerwünschten Proteinen, Viren oder infektiösen
Proteinpartikeln wie Prionen gereinigt werden.
Klassische Verfahren der Entsalzung von Proteinen basieren auf der reduzierten Löslichkeit
des Proteins in einer Salzlösung wie Ammoniumsulfat. Durch dissoziierende Salze in einer
Proteinlösung binden sich Salzionen an saure und basische Aminosäuregruppen. Durch
Zugabe von Salz zur Lösung wird die Konzentration von Ionen erhöht, die dann
Wassermoleküle aus der Lösung binden, und die Zahl der Protein-Lösungsmittel
Wechselwirkungen verringern und die Zahl der Protein-Protein Wechselwirkungen erhöhen.
Dies verringert die Löslichkeit von Proteinen und fördert ihre Ablagerung. Verschiedene
Proteine sind unterschiedlich löslich und können einzeln aus dem Proteingemisch isoliert
werden. Der Nachteil dieser Methode ist die ungenügende Reinheit der aufgetrennten
Proteinfraktionen und die mögliche Kontamination mit kleineren Proteinen. Neuere
Methoden der Proteinisolierung und -reinigung basieren im Wesentlichen auf 3
grundlegenden methodischen Ansätzen: Elektrophorese, Ultrazentrifugation und
Chromatographie.
• Protein-Elektrophorese
Proteine können durch Elektrophorese basierend auf Ladungs- und Massenunterschieden
getrennt werden. Ihre Mobilität während der Elektrophorese hängt von der Stärke des
elektrischen Felds, der Gesamtladung des Proteins und der Permeabilität des Mediums oder
Trägers ab, durch das sie wandern. Die Gesamtladung des Proteins hängt vom pH-Wert der
Lösung ab, die während der Elektrophorese als Puffer verwendet wird. Bei pH < pI ist die
Gesamtnettoladung des Proteins positiv und das Protein wandert zum negativ geladenen
elektrischen Pol (Kathode). Wenn der pH > pI ist, wandert das negativ geladene Protein zur
positiven Anode. Die am häufigsten verwendeten Träger in der Proteinelektrophorese sind
Celluloseacetat oder Polyacrylamidgel, obwohl auch andere Varianten verwendet werden
(Filterpapier, Agarosegel, Stärkegel). Celluloseacetat wird häufig bei der Trennung von
Plasmaproteinen verwendet, die je nach Masse und Ladung in 5 elementare Fraktionen
aufgetrennt werden: Albumin, α1-, α2-, β- und γ-Globulin. Nach Beendigung der
108 Elektrophorese wird die Größe der Banden auf dem Träger mit einem Densitometer
gemessen, das die gemessenen Werte in Peaks im Diagramm umwandelt (Abbildung 10.3.).
Beispiel
Zeichnen Sie die Struktur und bestimmen Sie die Bewegungsrichtung des Lys-His-Cys-
Tripeptids während der Elektrophorese in pH 5,0 Puffer.
Lösung:
109
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Zur genaueren Isolierung einzelner Proteine wird eine zweidimensionale Elektrophorese
verwendet, bei der die Proteine zuerst aufgrund der Differenz der pI-Gelelektrophorese im
pH-Gradienten und dann auf SDS-PAGE in einer Richtung senkrecht zur Richtung des ersten
Elektrophorese aufgetrennt werden. Auf diese Weise ist es möglich, Proteine zu isolieren, die
sich in Masse und Ladung unterscheiden.
• Chromatographie
Chromatographie ist eine Methode, die die Trennung von Molekülen zwischen zwei Phasen
ermöglicht, mobil (mobil) und stationär (stationär). Je nach Zusammensetzung der mobilen
und stationären Phasen können Proteine chromatographisch auf Basis von Größe, Ladung
und Affinität zu Liganden, stationärer oder mobiler Phase getrennt werden. Dazu verwenden
wir Gel-Permeation, Ionenaustausch, Affinitäts-, Adsorptions- und
Verteilungschromatographie. Die Chromatographie kann auf Papier und einer dünnen
Celluloseschicht (Planare Chromatographie) oder in zylindrischen Behältern, die mit Körnern
aus Cellulose, Acrylamid oder Siliziumoxid gefüllt sind (Säulenchromatographie),
durchgeführt werden. Die mobile Phase ist meistens eine Lösung oder ein gasförmiges
Gemisch. Weitere Details zu diesen Methoden finden Sie im Seminar 8: Bioanalytische
Methoden in Chemie und Biochemie.
110
Gereinigte Proteine können verwendet werden, um die Zusammensetzung und Sequenz von
Aminosäuren zu analysieren. Die Aminosäurezusammensetzung kann nach Hydrolyse der
Peptidbindungen durch Erhitzen der Proteinlösung mit HCl bestimmt werden, um die
Aminosäuren aus der Peptidkette freizusetzen. Die Menge und Art der Aminosäuren in der
Phe-COO-
NH3+-Tyr-Gly-Arg-Phe-Lys-Gly-Asp-Lys-Trp-Arg-Cys-Leu-Lys-Met-Arg-Glu-Ile-Lys-Val-Ala-Lys-
Nach
Phe-COOSpaltung
- des gleichen Peptids durch Chymotrypsin werden 7 Peptide gebildet, da
Nach Spaltungdie
Chymotrypsin des gleichen Peptids
Peptidkette durch Chymotrypsin
auf der Carboxylseite werden 7 Aminosäure
der aromatischen Peptide gebildet,
spaltet.da
Chymotrypsin die Peptidkette auf der Carboxylseite der aromatischen Aminosäure spaltet.
Nach Spaltung des gleichen Peptids durch Chymotrypsin werden 7 Peptide gebildet, da
Chymotrypsin die Peptidkette auf der Carboxylseite der aromatischen Aminosäure spaltet.
NH +-Tyr-Gly-Arg-Phe-Lys-Gly-Asp-Lys-Trp-Arg-Cys-Leu-Lys-Met-Arg-Glu-Ile-Lys-Val-Lys-Phe-
3
NH3+-Tyr-Gly-Arg-Phe-Lys-Gly-Asp-Lys-Trp-Arg-Cys-Leu-Lys-Met-Arg-Glu-Ile-Lys-Val-Lys-Phe-
Ala-COO -
Ala-COO-
NH3+-Tyr-Gly-Arg-Phe-Lys-Gly-Asp-Lys-Trp-Arg-Cys-Leu-Lys-Met-Arg-Glu-Ile-Lys-Val-Lys-Phe-
Das Oligopeptidgemisch
Ala-COO - wurde durch Chromatographie gereinigt und dann nach einem von
Das
PehrOligopeptidgemisch
Edman entwickelten wurde durch Chromatographie
Verfahren sequenziert. Das gereinigt
Verfahrenund dann nach
beinhaltet dieeinem von
selektive
Pehr Edman des
Markierung entwickelten Verfahren
N-terminalen Endessequenziert.
des Peptids Das mit
Verfahren beinhaltet die selektive
Phenylisothiocyanat, um ein
Das Oligopeptidgemisch
Markierung wurde
des N-terminalen durch Chromatographie
Endes des Peptids gereinigt
mit sauren und dann nach
Phenylisothiocyanat, einem
um vonein
Phenylthiohydrantoin (PTH)-Derivat zu bilden. Unter leicht Bedingungen erfolgt die
Pehr Edman entwickelten
Phenylthiohydrantoin Verfahren
(PTH)-Derivat sequenziert. Das Verfahren beinhaltet die selektive
Abtrennung des PTH-Derivats von zu
derbilden. Unter leicht
Peptidkette sauren
und die Bedingungen
Identität erfolgt die
der abgetrennten
Markierung
Abtrennung des N-terminalen Endes des Peptids mit Phenylisothiocyanat, um ein
Aminosäure des
wirdPTH-Derivats von der Peptidkette
durch Chromatographie bestimmt.undDerdieEdman-Abbau
Identität derermöglicht
abgetrennten die
Phenylthiohydrantoin
Aminosäure (PTH)-Derivat
wirdkleinerer zu
durch Chromatographie bilden. Unter leicht sauren Bedingungen erfolgt die
Sequenzanalyse Peptide (max. 50bestimmt. Der Reihenfolge
Reste), deren Edman-Abbau im ermöglicht
Protein bleibtdie
Abtrennung des
Sequenzanalyse PTH-Derivats
kleinerer von der
Peptide der
(max. Peptidkette
50 Reste), und die Identität
deren Reihenfolge der abgetrennten
im Protein bleibt
jedoch unbekannt. Durch Vergleich Sequenz von Peptiden, die durch enzymatischen oder
Aminosäure
jedoch wird
unbekannt. durch Chromatographie bestimmt. Der Edman-Abbau ermöglicht die
chemischen Abbau Durch Vergleich
gebildet werden,der Sequenz
wird von Peptiden,von
die Primärstruktur dieProteinen
durch enzymatischen
bestimmt. oder
Sequenzanalyse
chemischen Abbau kleinerer
gebildetPeptide
werden,(max. 50 Primärstruktur
wird die Reste), deren vonReihenfolge
Proteinenim Protein bleibt
bestimmt.
111
jedoch unbekannt. Durch Vergleich der Sequenz von Peptiden, die durch enzymatischen oder
chemischen Abbau gebildet werden, wird die Primärstruktur von Proteinen bestimmt.
111
111
111
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel:
Bestimmen Sie die Aminosäuresequenz im Hexapeptid, das nach Trypsinverdau 2 Ala-Val-Arg-
und Tyr-Ser-Arg-Tripeptide und nach Chemotrypsin-Verdau das Ala-Val-Arg-Tyr-Tetrapeptid
und Ser-Arg-Dipeptid produziert.
Vorgehensweise: Identifizieren Sie die überlappenden Bereiche und schreiben Sie die Sequenz.
Ala-Val-Arg
Ala-Val-Arg-Tyr
Tyr-Ser-Arg
Ser-Arg
____________________
Lösung: Ala-Val-Arg-Tyr-Ser-Arg
112
Die Laborarbeit ist sehr wichtig und stellt einen unumgänglichen Teil Ihrer Ausbildung
dar. Die Untersuchungsbeobachtungen während der Übungen werden Ihnen helfen,
chemische und biochemische Prozesse und Prinzipien zu verstehen und das Basiswissen zu
erlangen. Darüber hinaus werden im Labor die Techniken und Fertigkeiten der Laborarbeiten
erworben. Dabei wird aufgrund der Versuche das untersuchungsbasierte
naturwissenschaftliche Denken gefördert.
Damit die Laborarbeit erfolgreich verlaufen kann, ist es wichtig, einige allgemeine Hinweise
zu berücksichtigen:
• Vor dem Beginn sorgfältige Auseinandersetzung mit jedem Versuch
Vor jeder Laborübung sollten alle Versuche, die durchgeführt werden, gründlich gelesen
sowie über die theoretischen Hintergründe nachgedacht werden. Falls es Unklarheiten
bezüglich der Versuchsdurchführung oder der theoretischen Grundlagen gibt, auf denen der
Versuch basiert, fragen Sie unbedingt bei dem Laborpersonal nach. Lassen Sie sich bitte
aufklären. Das mechanische Abhandeln der Versuche ergibt keinen Sinn, dabei werden nur
Zeit und teure Chemikalien verschwendet.
Außerdem sind Sie eine Gefahr für sich selbst und für die anderen Studierenden sowie für die
Mitarbeiter*innen im Labor, wenn Sie im Labor weder das Grundwissen über die
Versuchsdurchführung noch das Grundwissen über die dabei notwendigen
Schutzmaßnahmen besitzen.
• Selbstständigkeit und kritische Auseinandersetzung während der
Versuchsdurchführung
Im Labor ist es sehr wichtig, die Selbstständigkeit zu fördern und alle Versuche selbstständig
durchzuführen. Ausgenommen sind die Versuche, die in einer Gruppenarbeit organisiert sind.
Vor den Versuchen sollte alles bedacht werden, was sich auf die Messergebnisse auswirken
kann. Aufgrund der Theoriekenntnisse sollte die Ergebnisspannbreite eingeschätzt und mit
eigenen Messergebnissen verglichen werden.
• Organisation
Während der Laborarbeit steht eine ordentliche, saubere und strukturierte Vorgehensweise
an der ersten Stelle. Wenn Sie beispielsweise schmutzige Laborutensilien verwenden, werden
114
Sie falsche Ergebnisse erzielen. Die Untersuchungsbeobachtungen sollten ebenso ordentlich,
übersichtlich und in einer logischen Reihenfolge notiert werden.
115
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
16. In eine konzentrierte Säure darf nie Wasser zugefügt werden, da es zu einem heftigen
Spritzen der Flüssigkeit kommt. Die Säure wird in das Wasser unter ständigem Rühren
hinzugefügt.
17. Die Arbeit mit den Glasgegenständen sollte aufmerksam erfolgen, damit Verletzungen
der Hände oder anderer Körperbereiche durch die beim Zerbrechen entstandenen
Glasscherben vermieden werden. Falls doch etwas zerbricht, sollten Scherben
vorsichtig weggeräumt und das Laborpersonal benachrichtig werden;
18. Gegenstände aus einfachem Glas dürfen auf keinen Fall erwärmt werden, da diese
leicht zerbrechen!
19. Kleine entstandene Feuer werden mit nassen Tüchern oder Sand erstickt, während
für größere Feuer der Feuerlöscher verwendet wird;
20. Ihr Arbeitsplatz-(tisch) im Labor ist jederzeit sauber zu halten. Verschüttete
Chemikalien sollten sorgfältig weggewischt werden. Zunächst mehrfach mit einem
feuchten Tuch und danach mit dem trockenen Tuch abtrocknen. Auf keinen Fall sollte
Ihr Arbeitsplatz im Labor mit Ihrem Schutzkittel gereinigt werden;
21. Währen der Laborarbeit sollten die Hände oft gewaschen werden. Am Versuchsende
und beim Verlassen des Labors sind die Hände unbedingt mit Seife zu waschen!
KLEIDUNGSREGELN IM LABOR
1. Während der Laborarbeit müssen Studierende den Schutzkittel tragen, da dieser den
Oberkörper sowie die Arme schützt. Falls der Schutzkittel nicht eine Knielänge hat, ist
das Tragen einer Hose unabdingbar;
2. Das Schuhwerk im Labor muss von allen Seiten geschlossen sein. Im Labor ist das
Tragen von Sandalen, Halbschuhen und Schlappen untersagt;
3. Lange Haare müssen zusammengebunden werden;
4. Kontaktlinsen werden im Labor nicht getragen. Material, aus dem die Kontaktlinsen
bestehen, kann die leicht flüchtigen Chemikalien aus der Luft absorbieren und somit
die Augenreizungen hervorrufen, und die Chemikalienausdunstungen können einige
Kontaktlinsen irreversibel trüben. Im Falle, dass die Chemikalie ins Auge gelangt,
verhindert die Kontaktlinse das schnelle und effektive Ausspülen des Auges.
Stattdessen sollte im Labor die Brille getragen werden, die gleichzeitig als
Augenschutz gegen Chemikalienspritzer dient;
5. Während der Versuchsdurchführung ist das Tragen der Schutzbrille verpflichtend. Bei
der Durchführung von gefährlichen Versuchen, insbesondere wenn darauf in den
Versuchsbeschreibungen hingewiesen wird, wird das Gesicht mit einer Schutzmaske
116 bedeckt;
6. Das Schmucktragen im Labor ist nicht empfehlenswert. Einige Chemikalien, mit denen
gearbeitet wird, können den Schmuck dauerhaft beschädigen, während einige
Edelmetalle wie z.B. Platin als Katalysatoren fungieren;
117
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
13. Beim Öffnen der Chemikalienflaschen darf nur eine Flasche geöffnet werden. Wenn
mehrere Flaschen gleichzeitig geöffnet werden, kann es zur Verwechselung der
Stopfen kommen. Dies führt dann zur Verunreinigung der Chemikalien in den
Flaschen. Falls Sie aus Versehen mehrere Flaschen gleichzeitig öffnen, spülen Sie
sorgfältig alle Stopfen bzw. Deckel mit deionisiertem Wasser aus und trocknen Sie
diese ab. Wenn der Stopfen aus der Flasche entfernt wird, sollte er auf seiner
breiteren Basis auf dem Labortisch abgestellt werden;
118
• Lösungsvorbereitungen
Lösungen sind homogene Gemische aus zwei oder mehreren reinen Stoffen, wobei ein Stoff
in einem großen Überfluss vorkommt und als Lösungsmittel benannt wird. Die anderen
Stoffe, die nicht im Überfluss vorhanden sind, sind gelöste Stoffe. Die Moleküle der gelösten
Stoffe sind voneinander durch die große Anzahl der Moleküle des Lösungsmittels isoliert.
Daher bestimmt das Lösungsmittel die Eigenschaften der gelösten Stoffe in einer Lösung. Die
Fähigkeit der Lösung bestimmter Stoffe in einem Lösungsmittel nennt man Löslichkeit. Die
Basiseigenschaft aller Lösungen ist die homogene Zusammensetzung. Das bedeutet, dass in
der ganzen Lösung an jeder Stelle die gleiche Zusammensetzung vorherrscht. Von allen
Flüssigkeiten ist das Wasser das häufigste und das interessanteste Lösungsmittel. Die
Lösungen mit dem Lösungsmittel Wasser werden wässrige Lösungen genannt. Die Lösungen
mit einer großen Menge des gelösten Stoffes heißen konzentrierte Lösungen, während die
Lösungen mit einer kleinen Menge des gelösten Stoffes verdünnte Lösungen heißen.
119
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
langsam den Knopf der Mikropipette ganz bis zum Ende (bis zum zweiten Anschlag).
So wird das ganze Volumen herausgeführt. Bevor Sie den Knopf der Mikropipette
erneut loslassen, nehmen Sie die Pipettenspitze aus der Lösung heraus;
- Nach dem Pipettieren entsorgen Sie die Pipettenspitze in den dafür vorgesehenen
Behälter. Es dürfen auf keinen Fall mit derselben Pipettenspitze unterschiedliche
Lösungen pipettiert werden, da hierbei die Lösungen kontaminiert werden;
- Nach dem Pipettieren stellen Sie die Pipette in den Ständer. Die Pipetten dürfen sich
nicht am Tischrand befinden!
- Die Pipette wird mit der Pipettenspitze nach unten gehalten, insbesondere während
des Pipettiervorgangs. Sie darf nicht in die horizontale Lage gebracht oder mit der
Spitze nach oben gehalten werden, besonders nicht, wenn sich eine Flüssigkeit in der
Pipettenspitze befindet.
120
Diese gilt für Nichtelektrolyte, wobei π für osmotischen Druck (Pa), n für Stoffmenge (mol), V
für Volumen (m3), T für absolute Temperatur (K) und R für allgemeine Gaskonstante (R = 8,314
J K−1 mol−1) steht.
Die Lösungen verschiedener Nichtelektrolyten der gleichen Molarität zeigen gleichen
osmotischen Druck, da diese die gleichen Teilchenzahlen aufweisen. Es wurde experimentell
nachgewiesen, dass die Lösungen der Elektrolyte wegen der elektrolytischen Ionisierung
höheren osmotischen Druck aufweisen als die Lösungen der Nichtelektrolyte bei der gleichen
Konzentration.
Die Säuren, die Basen und die meisten Salze dissoziieren. Die dabei entstandenen Ionen
stellen wirkungsvolle aktive osmotische Teilchen dar. Bei schwachen Elektrolyten muss deren
Dissoziationsgrad berücksichtigt werden. Daher hat van`t Hoff für Elektrolytlösungen in die
Gleichung den Korrelationsfaktor i eingeführt.
Für den osmotischen Druck der Elektrolytlösungen gilt:
121
𝜋𝜋 = 𝑖𝑖 ∙ 𝑐𝑐 ∙ 𝑅𝑅 ∙ 𝑇𝑇
Den Zahlenwert für den Korrelationsfaktor berechnen wir wie folgt:
𝑖𝑖 = 1 + (𝜈𝜈 − 1) ∙ 𝛼𝛼
wobei v die Ionenzahl darstellt, die beim Ionisieren einer Verbindung entsteht, während α
den Dissoziationsgrad darstellt.
121
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Beispiel: NaCl → Na+ + Cl- v=2
Na2SO4 → 2 Na+ + SO42- v=3
Mg3(PO4)2 → 3 Mg2+ + 2 PO43- v=5
Dissoziationsgrad stellt das Verhältnis der dissoziierten Moleküle zu der Gesamtzahl der
Moleküle dar und kann den Wert von 0 (für Nichtelektrolyte) bis 1 (für vollständig dissoziierte
Elektrolyte) aufweisen.
Mit dem osmotischen Druck sind folgende Begriffe verbunden: isotonisch, hypotonisch und
hypertonisch,
π 1 = π 2 die Lösungen sind isotonisch (sie zeigen den gleichen osmotischen Druck)
π 1 > π 2 die Lösung 1 ist hypertonisch (sie hat den höheren osmotischen Druck) im
Vergleich zu der Lösung 2
π 1 < π 2 die Lösung 1 ist hypotonisch (sie hat den niedrigeren osmotischen Druck)
im
Vergleich zu der Lösung 2
122
Abbildung 1.1. Einfluss der hypertonischen, isotonischen und hypotonischen
Lösungen auf die lebendige Zelle
Genau aus diesen Gründen müssen z.B. die Tröpfchen für die Augen, Infusionen oder Spritzen
den gleichen osmotischen Druck wie die Zellflüssigkeit aufweisen. Sie müssen isotonisch sein.
Nach dem Sie die Masse von NaCl für die Herstellung der Lösungen unterschiedlicher
Konzentrationen berechnet haben, sollten Sie auch diese NaCl-Lösungen anfertigen, da Sie
diese für die Bestimmung der osmotischen Erythrozytenresistenz benötigen. Für die
Herstellung der Lösungen benötigen Sie die Waage, auf der Sie mithilfe des Wägeschälchens
die benötigte Menge abwiegen, sowie den Messkolben, in den die abgewogene Stoffmenge
überführt und mit Lösungsmittel, z.B. Wasser, bis zur Markierung aufgefüllt wird. Danach
wird der Messkolben durchgeschüttelt, damit die Lösung homogenisiert wird.
123
123
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Aufgabe 1.2: Bestimmen Sie die osmotische Erythrozytenresistenz in den unterschiedlich
konzentrierten NaCl-Lösungen mithilfe des Spektralphotometers
Tabelle 1.1.
Reagenzglas-Nr. 1 2 3 4 5 6
Massenkonzentration
9 g/L 7 g/L 5 g/L 4 g/L 3 g/L 0 g/L
NaCl (g/L)
Absorption bei
540 nm
Bereiten Sie 6 Reagenzgläser vor. Überführen Sie mithilfe der Pipette in jedes Reagenzglas
5 mL der passenden NaCl-Lösung (aufgrund der Daten aus der Tabelle 1.1.). Danach geben
Sie ebenso mithilfe der Pipette in jedes Reagenzglas je 0,1 mL Blut, schütteln Sie kurz durch
und lassen Sie alles für 30 min bei Zimmertemperatur stehen. Im Anschluss daran werden die
Lösungen für 5 min bei 2000 Umdrehungen/min zentrifugiert. Damit Sie den Hämolysegrad
bestimmen können, müssen Sie 2 mL von jedem Überstand in einzelne Küvetten geben und
die Absorptionen bei 540 nm messen. Die Messergebnisse sollten Sie in die Tabelle eintragen
sowie dazu eine grafische Darstellung anfertigen. Die x-Achse stellt die Massenkonzentration
der NaCl-Lösungen dar, während die y-Achse die Absorptionsmesswerte darstellt. Die dabei
entstandene Kurve sollte einen sigmoidalen Verlauf aufweisen. Im Laufe der engen
Konzentrationsabstände zeigt die Kurve einen steilen Abfall, was auf eine enge Spannbreite
der osmotischen Erythrozytenresistenz deutet. Die minimale Erythrozytenresistenz wird als
die Konzentration der NaCl-Lösung definiert, bei der die Hämolyse beginnt. Die maximale
Erythrozytenresistenz entspricht der NaCl-Konzentration, bei der die vollständige Hämolyse
vollendet ist. Die Bandbreite zwischen der minimalen und maximalen Resistenz nennt sich
die Resistenzbreite.
124
3. Wie hoch ist die Minimal- und wie hoch ist die Maximalresistenz der Erythrozyten?
125
125
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Aufgabe 1.3: Makroskopische Bestimmung der osmotischen und chemischen Hämolyse
Bereiten Sie 6 Reagenzgläser vor. In jedes Reagenzglas führen Sie 5 mL von den in der
untenstehenden Tabelle aufgeführten Lösungen zu. Die konzentrierte HCl noch nicht
zufügen. Danach geben Sie in jedes Reagenzglas je 2 Tröpfchen Blut zu und schütteln Sie gut
durch. In die Reagenzgläser 2, 4 und 6 sollte erst jetzt je 0,5 mL der konzentrierten HCl
hinzugefügt werden und der Inhalt sollte durchgeschüttelt werden. Beobachten Sie die
Reagenzgläser und notieren Sie in der Tabelle 1.2., wo eine osmotische und wo eine
chemische Hämolyse stattgefunden hat.
Tabelle 1.2.
Reagenzglas- Osmotische
Lösung Chemische Hämolyse
Nr. Hämolyse
1 5 mL H2O
2 5 mL dH2O + 0,5 mL HCl
3 5 mL 0,9% NaCl
4 5 mL 0,9% NaCl + 0,5 mL HCl
5 5 mL 5% NaCl
6 5 mL 5% NaCl + 0,5 mL HCl
Fragen:
1. Aus welchem Grund sind einige Lösungen braun geworden?
126
Unterschrift Unterschrift
______________________ _________________________
• pH-Lösung
Fast alle biologischen Prozesse sind von einem bestimmten pH-Wert abhängig. Der pH-Wert
stellt den negativen Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration dar. Da die pH-Skala die
logarithmischen Werte darstellt, bedeuten bereits geringe Unterschiede der pH-Werte große
Unterschiede der Wasserstoffionenkonzentration. Eine Lösung ist mit einem pH-Wert < 7
sauer, mit einem pH-Wert = 7 neutral und mit einem pH-Wert > 7 basisch.
Unterschiedliche Säuren sowie unterschiedliche Basen verhalten sich in wässrigen Lösungen
unterschiedlich. Das bedeutet, dass einige Säuren und Basen starke Säuren bzw. Basen sind,
während die anderen schwache Säuren bzw. Basen sind. So ist beispielsweise die Salzsäure
im Magen, HCl-Säure, eine starke Säure. Sie reagiert in einer wässrigen Lösung sehr sauer.
Dagegen ist die Essigsäure mit der gleichen Konzentration eine viel schwächere Säure als die
Salzsäure. Diese Eigenschaft beruht auf der Fähigkeit einer Säure, die Wasserstoffionen an
das Wasser abzugeben bzw. deren Fähigkeit zur Ionisierung (vgl. die Abbildung).
127
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
mit der Referenzelektrode verglichen wird. Die Referenzelektrode reagiert nicht auf die
Änderung der Wasserstoffionenkonzentration. Die Potentiale dieser Elektroden sind
maßgeblich durch deren Bau sowie von der zu messenden Elektrolytenart bestimmt. Als
Messelektrode wird am meisten eine Glaselektrode verwendet, während die
Kalomelelektrode als Referenzelektrode fungiert.
Die Glaselektrode zeigt auf der unteren Seite eine Auswölbung in der Form einer Glaskugel
mit einer dünnen Glasmembran, die nur für die Wasserstoffionen (H+) und Hydroxidionen
(OH-) durchlässig ist. Innerhalb des Röhrchens befindet sich ein Silberdraht, der mit einer
AgCl-Schicht überzogen ist und in einen Puffer mit bekanntem pH-Wert eingetaucht wird. So
befindet sich auf der inneren Seite eine bekannte Wasserstoffionenkonzentration, während
diese auf der Außenseite der Membran variiert.
Wegen der Konzentrationsdifferenz der Wasserstoffionen innerhalb und außerhalb der
Elektrode entsteht ein von dem pH-Wert abhängiges Potential. Mit einem pH-Meter können
die pH-Werte von verschiedenen Lösungen (viskose Lösungen, Farblösungen, Lösungen mit
Oxidations- und Reduktionsmitteln sowie die Lösungen der Schwermetalle und auch die
nichthomogenen Lösungen sowie Gewebe) ermittelt werden. Die Messbreite eines
pH-Meters umfasst Werte von 1 bis 12. Die Messung der pH-Werte mit so einem Gerät ist
sowohl sehr präzise als auch schnell (0,05 pH Einheiten).
Bereiten Sie 5 Reagenzgläser vor. Überführen Sie die Lösungen aufgrund der Daten aus der
untenstehenden Tabelle in die passenden Reagenzgläser, schütteln Sie diese durch. Tauchen
Sie das Indikatorpapier mithilfe der Pinzette in die Lösung ein, warten Sie ein paar Sekunden
und vergleichen Sie das Indikatorpapier mit der Skala, die dazu beigefügt wurde. Tragen Sie
alle Ergebnisse in die Tabelle ein.
Messen Sie im Anschluss daran die pH-Werte gleicher Lösungen mithilfe des pH-Meters. Vor
dem Beginn der Messung muss das pH-Meter kalibriert werden. Dieses erfolgt mithilfe der
Standardlösungen. Die Glaselektrode sollte vorsichtig in das Reagenzglas eingetaucht
werden. Warten Sie, bis das pH-Meter das Endergebnis angezeigt hat, und lesen Sie das
Ergebnis ab. Die Elektrodenspitze ist leicht zerbrechlich, daher sollten Sie darauf achten, dass
Sie mit der Spitze weder gegen die Wände noch gegen den Boden des Reagenzglases stoßen!
Alle Ergebnisse halten Sie in der Tabelle 2.1. fest. Nach jeder Messung muss die Elektrode mit
destilliertem Wasser ausgespült werden.
Tabelle 2.1.
Reagenzglas-Nr. 1 2 3 4 5
Destilliertes Wasser 5 mL 5 mL 5 mL
Leitungswasser - 5 mL - - -
HCl-Lösung - - 0,1 mL - -
CH3COOH-Lösung - - - 0,1 mL -
NaOH-Lösung - - - - 0,1 mL
pH ermittelt mithilfe des
Indikatorpapiers
pH ermittelt mithilfe des
pH-Meters
129
129
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Fragen:
1. Wie kommentieren Sie die Ergebnisse?
2. Welchen theoretischen pH-Wert hat das destillierte Wasser und welchen Wert haben Sie
ermittelt? Wie erklären Sie diesen Unterschied?
3. Welcher pH-Wert wurde bei der HCl-Lösung und welcher pH-Wert bei der CH3COOH-
Lösung ermittelt? Was sagen Ihnen diese Ergebnisse?
Aufgabe 2.2: Ermitteln Sie die pH-Werte verschiedener biologischer Lösungen und
verwenden Sie dazu das pH-Meter
Bestimmen Sie mithilfe des pH-Meters die pH-Werte der biologischen Lösungen, die in der
Tabelle aufgeführt sind. Die Glaselektrode sollte vorsichtig in jede biologische Lösung
130 eingetaucht werden. Warten Sie, bis pH-Meter das Endergebnis angezeigt hat, und lesen Sie
das Ergebnis ab. Notieren Sie die Ergebnisse in der Tabelle 2.2. und berechnen Sie die
Wasserstoffionenkonzentration.Tabelle 2.2.
• Puffersubstanzen
Puffersubstanzen sind Gemische schwacher Säuren und deren Salze sowie Gemische
schwacher Basen und deren Salze. Nach der Brönsted-Theorie sind Puffersubstanzen
Gemische aus einer schwachen Säure (Essigsäure, CH3COOH) und der konjugierten Base
dieser Säure (Acetation, CH3COO-), bzw. Gemische schwacher Basen (Ammoniumhydroxyd,
NH4OH) und der konjugierten Säure dieser Base (Ammoniumion, NH4+). Bei der Verdünnung
einer Pufferlösung mit Wasser ändert sich der pH-Wert kaum. Die Konzentration der
Wasserstoffionen wird durch die konjugierten Säure-Base-Paare ausgeglichen, während
andere Ionen (Natrium- oder Chloridionen) keine Auswirkung der pH-Werte haben.
Schwache Säure ionisiert in einer Wasserlösung schlecht (Protonendonator), sodass sie im
Gleichgewicht überwiegend im nichtionisierten Zustand vorkommt, während gleichzeitig das
Salz in der Regel vollständig dissoziiert ist. Aus diesem Grund der vollständigen Dissoziation
fungieren die Anionen als Puffersalze, welche dann die Rolle des Base-Teils in der
Pufferlösung übernehmen (Protonenakzeptoren).
In einer Wasserlösung ist Ka · Kb für jedes konjugierte Säure-Base-Paar gleich dem
Ionenprodukt des Wassers Kw.
Zu den wichtigen Puffersubstanzen zählen: Carbonat-, Phosphat-, Protein- und
Hämoglobinpuffer.
131
131
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Aufgabe 2.3: Herstellung eines Acetatpuffers
Geben Sie in ein Reagenzglas 4,5 ml der Essigsäure (c=0,1 mol/L) und 4,5 mL Natriumacetat-
Lösung (c=0,1 mol/L). Der Inhalt sollte durchgeschüttelt und in drei Reagenzgläser mit je 3 mL
überführt werden. In die Reagenzgläser 4 und 5 sollten Sie je 3 mL destilliertes Wasser geben.
Wie in der untenstehenden Tabelle 2.3. angegeben ist, sollten Sie die NaOH- und HCl-
Lösungen in die passenden Reagenzgläser mit Natriumacetat-Lösungen bzw. Wasser
zugeben. Bestimmen Sie die pH-Werte und tragen Sie diese in die Tabelle ein. Berechnen sie
die Änderungen der pH-Werte und notieren Sie dieses auch in der Tabelle 2.3.
Tabelle 2.3.
Reagenzglas-Nr. 1 2 3 4 5
NaOH-Lösung - 0,5 mL - 0,01 mL -
HCl-Lösung - - 0,5 mL - 0,01 mL
pH-Werte
Δ pH
Fragen:
1. Wie kommentieren Sie die Ergebnisse? Wo ist die Änderung der Werte groß und wo
nicht? Warum?
132
Wie in der Tabelle angegeben ist, sollten Sie 13 Reagenzgläser vorbereiten und
Na2HPO4-Lösung sowie KH2PO4-Lösung mithilfe der Pipette in die Reagenzgläser überführen.
Geben Sie, im Anschluss daran, je 2 Tröpfchen der Bromthymolblau-Lösung in die
Reagenzgläser und schütteln Sie gut durch.
Nach dem Sie die Skala vorbereitet haben, bereiten Sie erneut 2 Reagenzgläser der
Pufferlösung vor, die einen pH-Wert von 6,81 aufweist und in der Sie die
Phosphatpufferkapazität prüfen werden. Die Reagenzglasinhalte werden in je einen
Erlenmeyerkolben überführt. In den ersten Messkolben wird ____ mL 0.1 M HCl sowie zwei
Tröpfchen der Bromthymolblau-Lösung zugegeben (wegen der Volumenänderung).
Schütteln Sie alles gut durch und führen Sie den Inhalt in das Reagenzglas zurück. Vergleichen
Sie es mit der Sörensen-Skala und notieren Sie den neuen pH-Wert. 133
In den zweiten Erlenmeyerkolben sollten Sie _____ mL 0.1 M NaOH-Lösung sowie zwei
Tröpfchen der Bromthymolblau-Lösung (wegen der Volumenänderung) zugeben. Schütteln
Sie den Inhalt gut durch und überführen Sie nun auch diesen Inhalt in das Reagenzglas zurück.
Vergleichen Sie es mit der Sörensen-Skala und notieren Sie den neuen pH-Wert.
133
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Fragen:
1. Wie hoch ist ΔpH Phosphatpuffer nach der Zugabe von HCl? Berechnen Sie die
Pufferkapazität!
2. Wie hoch ist ΔpH Phosphatpuffer nach der Zugabe von NaOH? Berechnen Sie die
Pufferkapazität!
Unterschrift Unterschrift
134
Die/Der Studierende: Der/Die Übungsleiter*in:
______________________ _________________________
135
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
das chemische Gleichgewicht nicht. Die biologischen Katalysatoren wirken in lebenden
Organismen und werden Enzyme genannt.
Aufgabe 3.1: Die Abhängigkeit der Geschwindigkeit chemischer Reaktionen von der
Konzentration der Edukte
Mithilfe der Daten aus der untenstehenden Tabelle 3.1. sollten Sie die Lösungen vorbereiten,
von denen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Konzentration der
Edukte messen werden. Messen Sie zunächst in drei Bechergläser von 100 mL je 10 mL von
der Oxalsäure-Lösung ab, geben Sie 10 mL der Sulfatsäure dazu. Zum Abmessen sollten Sie
die Messgläser verwenden. Danach sollten Sie in das erste Becherglas 2 mL vom dH2O
zugeben, während Sie in das zweite Becherglas 1 mL vom dH2O hinzufügen. Am Ende wird in
jedes Becherglas die KMnO4-Lösung hinzugefügt (in das erste 1 mL, in das zweite 2 mL, in das
dritte 3 mL), die Becherinhalte werden durchgeschüttelt und die Zeit bis zum Farbverlust wird
sofort gemessen. Die gemessene Zeit zeigt, wie lange die Reduktion der ganzen Menge von
KMnO4 zu Mangan (II)-Ionen dauert. Die ermittelten Ergebnisse tragen Sie in die Tabelle 3.1
ein.
Tabelle 3.1.
Becherglas-Nr. 1 2 3
H2C2O4 10 mL 10 mL 10 mL
H2SO4 10 mL 10 mL 10 mL
dH2O 2 mL 1 mL -
KMnO4 1 mL 2 mL 3 mL
Zeit (s)
Die Ergebnisse sollen Sie graphisch darstellen. Die x-Achse steht für das Volumen der KMnO4-
Lösung in mL, während die y-Achse die Zeit in Sekunden repräsentiert.
136
Mithilfe der Daten aus der untenstehenden Tabelle 3.2. sollten Sie die Lösungen vorbereiten,
von denen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von dem pH-Wert messen
werden. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie in der letzten Aufgabe. Messen Sie zunächst in
drei Bechergläser von 100 mL je 10 mL von der Oxalsäure-Lösung ab. Danach geben Sie in das
erste Becherglas 9 mL vom dH2O und 1 mL von der H2SO4-Lösung, in das zweite 5mL vom
dH2O und 5 mL von der H2SO4 - Lösung und in das dritte nur 10 mL von H2SO4-Lösung zu.
Am Ende wird in jedes Becherglas je 3 mL von der KMnO4 - Lösung hinzugefügt, alles wird
schnell durchgeschüttelt und erneut wird die Zeit bis zum Farbverlust gemessen. Die
Ergebnisse werden in der Tabelle 3.2. festgehalten.
Tabelle 3.2.
Becherglas-Nr. 1 2 3
H2C2O4 10 mL 10 mL 10 mL 137
H2SO4 1 mL 5 mL 10 mL
dH2O 9 mL 5 mL -
KMnO4 3 mL 3 mL 3 mL
Zeit (s)
137
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Die Ergebnisse werden graphisch dargestellt, in dem Sie auf die x-Achse das Volumen H2SO4
-Lösung in mL und auf die y-Achse die gemessene Zeit in Sekunden eintragen.
Aufgabe 3.3: Die Abhängigkeit der Geschwindigkeit chemischer Reaktionen von der
Temperatur
Mithilfe der Tabelle 3.3 sollten Sie die Lösungen vorbereiten, bei den Sie die Geschwindigkeit
der chemischen Reaktionen in Abhängigkeit von der Temperatur messen werden.
In drei Bechergläser von 100 mL sollten Sie je 10 mL von der Oxalsäure und je 10 mL von der
Sulfatsäure zugeben und die Temperatur der Lösungen notieren. Danach sollten 3 mL von der
KMnO4 -Lösung in das erste Becherglas hinzugefügt und alles schnell durchschüttelt sowie die
Zeit bis zum Farbverlust gemessen werden. Das Ergebnis sollten Sie in der Tabelle 3.3.
festhalten. Wiederholen Sie die Vorgehensweise mit dem zweiten Becherglas. Allerdings wird
nach dem Durchmischen der Oxal- mit der Sulfatsäure die entstandene Lösung um 10 °C im
Vergleich zur gemessenen Temperatur des ersten Becherglases erwärmt. Nach dem
Erreichen der gewünschten Temperatur sollten Sie 3 mL von der KMnO4 -Lösung hinzufügen,
138 alles schnell durchschütteln sowie die Zeit bis zum Farbverlust der Lösung messen. Das
ermittelte Ergebnis notieren Sie in die Tabelle 3.2. Die Vorgehensweise sollte auch mit dem
dritten Becherglas wiederholt werden, wobei die Lösung um 20 °C im Vergleich zur
Temperatur im ersten Becherglas erwärmt wird. Nach dem Erreichen der gewünschten
Temperatur sollten Sie 3 mL von der KMnO4-Lösung hinzufügen, alles schnell durchschütteln
Zeit (s)
Die Ergebnisse werden graphisch dargestellt, in dem Sie auf die x-Achse die Temperatur in °C
und auf die y-Achse die gemessene Zeit in Sekunden eintragen.
Wie in der Tabelle 3.4 aufgeführt ist, sollten Sie die Lösungen durch Zugabe in jedes
Becherglas von je 10 mL der Oxalsäure und je 10 mL der Sulfatsäure vorbereiten. Unmittelbar
vor der Zugabe von der KMnO4-Lösung sollten 2-4 Tröpfchen der MnSO4 -Lösung in das erste
Becherglas und 2-4 Tröpfchen vom dH2O in das zweite Becherglas zugegeben werden. Die
139
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Lösungen sollten durchgeschüttelt werden und die Zeit bis zum Farbverlust gemessen
werden. Notieren Sie Ihre Ergebnisse in die Tabelle 3.4.
Tabelle 3.4.
Becherglas-Nr. 1 2
H2C2O4 10 mL 10 mL
H2SO4 10 mL 10 mL
MnSO4 2-4 Tröpfchen -
dH2O - 2-4 Tröpfchen
KMnO4 3 mL 3 mL
Zeit (s)
• Biologische Katalysatoren
Enzyme sind spezifische Biokatalysatoren der chemischen Reaktionen, die täglich in
metabolischen Prozessen stattfinden: Zersetzung der Nahrung, Muskeltätigkeit, Atmung,
Biotransformationen usw. Die Methoden zur Bestimmung der Enzymaktivität beruhen auf
der spezifischen Wirkung der Enzyme auf die Substrate und auf der Menge der entstandenen
Reaktionsprodukte, die viel größer ist, als die Menge der Enzyme selbst. Um die
Verlässlichkeit der Messergebnisse gewährleisten zu können, müssen optimale analytische
Bedingungen vorherrschen: pH-Wert, Temperatur, Substratkonzentration, Konzentration der
aktivierenden Stoffe und der Inhibitoren.
Katalase (Peroxidase) ist ein wichtiges Enzym, das in fast allen aeroben Organismen
vorhanden ist. Das Enzym katalysiert die Reaktionsspaltung vom Wasserstoffperoxyd zum
Sauerstoff und Wasser. Wasserstoffperoxyd entsteht als Produkt der metabolischen
Reaktionen und muss aufgrund seiner Schadwirkung aus der Zelle entfernt werden. Aufgrund
der Reaktionsgeschwindigkeit der Reaktionsspaltung von Wasserstoffperoxyd zählt die
140 Katalase zu den effektivsten Enzymen. Das Enzym zählt auch zu den antioxidativen Enzymen.
Katalase ist ein tetrameres Protein und jede Untereinheit besitzt prothetische Gruppe, die als
aktive Stelle fungiert (porphyrischer Ring mit dem Eisen-Ion). Katalase kommt insbesondere
in der Leber, in Peroxisomen und in den Erythrozyten vor.
Tabelle 3.5.
Reagenzglas-Nr. 1 2 3 4 5 6
V H2O2 (mL) 2 2 2 2 2 2
Kartoffel - + - - - -
Hähnchenleber - - + - - -
Frische Backhefe - - - + - -
Gekochte Kartoffel - - - - + -
Gekochte
- - - - - +
Hähnchenleber
Frage:
1. Wie deuten Sie das Ergebnis bzw. in welchen Reagenzgläsern konnten Sie die
Katalaseaktivität beweisen?
141
Unterschrift Unterschrift
Die/Der Studierende: Der/Die Übungsleiter*in:
_________________________ ___________________________
141
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Übung 4. Stofftrennung - 1
• Dialyse
Die Methode der Stofftrennung mittels einer semipermeablen Membrane wird als Dialyse
bezeichnet. Sie wird zur Trennung der hochmolekularen Stoffe (z.B. Proteine, Nukleinsäuren,
Polysaccharide) von den kleineren Molekülen sowie von den Teilchen, die durch Diffusion die
semipermeable Membrane passieren können (z.B. Na+, Cl-, Ca2+, Cl-, Urea, Kreatinin),
verwendet.
Die von den nicht kolloidalen Teilchen zu trennende Lösung wird in einen Dialysator
eingegeben. Das ist ein Gefäß mit einer semipermeablen Membrane, das in ein Bad mit
permanent fließendem destilliertem Wasser eingetaucht ist. Die Ionen sowie die kleinen
Moleküle diffundieren durch die semipermeable Membrane ins Wasser, bis sie von den im
Dialysegerät bleibenden Teilchen vollständig getrennt sind. Auf die Dialysegeschwindigkeit
wirken sich Ladungen, chemische Eigenschaften der funktionellen Gruppen, die Temperatur
und der pH-Wert aus.
Eine Dialyse beruht auf drei Grundprinzipien: Diffusion, Osmose und Ultrafiltration. Die
Diffusion ist das Passieren der gelösten Teilchen aus dem Gebiet der höheren Konzentration
in das Gebiet der niedrigeren Konzentration, bis zum Konzentrationsausgleich. Die Osmose
ist das Passieren des Lösungsmittels durch eine semipermeable Membrane aus einem Gebiet
mit der niedrigeren Konzentration ins Gebiet der höheren Konzentration, ebenso bis zum
Konzentrationsausgleich. Die Ultrafiltration ist der Prozess, bei dem sich der erhöhte Druck
auf der einen Seite der Membrane auf das Wasser und auf die gelösten Teilchen auswirkt,
sodass sowohl das Wasser als auch die gelösten Stoffe auf die andere Seite der Membrane
übergehen, bis der Druck auf beiden Seiten der Membrane ausgeglichen wird.
In der Medizin wird die Dialyse primär bei der Behandlung der Niereninsuffizienz verwendet,
142 wenn im Blut die Konzentration der Stickstoffcarbonaten (z.B. Urea) erhöht wird. Bei dem
Funktionsverlust der Nieren kommt es zu Störung im Säure-Basen-Gleichgewicht sowie zur
Störungen im Elektrolyten-Gleichgewicht (Anstieg von K+, Mg2+). Diese Dialyseart wird
Hämodialyse genannt, da in diesem Prozess das Blut dialysiert wird. In der Behandlung der
Niereninsuffizienz wird die Peritonealdialyse, Intensional-Perfusion und Kunstniere
verwendet. Alle genannten Dialysearten funktionieren aufgrund der Prinzipien der Diffusion
Aufgabe 4.1: Führen Sie Dialyse der Eiweißlösung des Eis in einer 5%-igen NaCl-Lösung
Bereiten Sie die Eiweißlösung in 5%-iger NaCl-Lösung (20 Tröpfchen vom Eiweiß in 10 mL der
NaCl-Lösung) vor und geben Sie diese in den Dialysator ein. Legen Sie vorher befeuchte
semipermeable Membrane auf den Dialysator, befestigen Sie diese mithilfe des
Gummibandes und legen Sie alles in das Becherglas mit destilliertem Wasser hinein. Lassen
Sie alles für 1 Stunde ruhen. Analysieren Sie nach dieser einen Stunde sowohl die Lösung im
Dialysator als auch die Dialysat-Lösung.
143
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Dialysat Analyse:
Weisen Sie Chlorid und Protein im Dialysat unter Einhaltung der gleichen Vorgehensweise
nach!
Fragen:
1. Welche Reaktionen waren positiv (im Dialysat, in der Lösung im Dialysator)? Wie erklären
Sie dieses?
2. Wenn Biuretreaktion negativ ausfällt, ist die Lösung blau. Woher kommt diese Farbe?
3. Was bedeutet Hämodialyse? Welche toxischen Stoffe müssen aus dem Blut entfernt
werden?
• Absorption
Absorption stellt die Grundeigenschaft der kolloidalen Lösungen dar. Bei der Absorption
werden Stoffe auf der Oberfläche der anderen Stoffe gesammelt, wobei die
Oberflächenenergie herabgesetzt wird und diese von der Temperatur sowie von der
Oberfläche des absorbierenden Stoffes abhängig ist. Da die kolloidalen Lösungen wichtige
Bestandteile der Zellen sind, spielt die Absorption in biologischen Prozessen eine wichtige
Rolle. Die absorbierenden Stoffe können entweder universell oder selektiv wirken. Aktive
Kohle ist ein universeller absorbierender Stoff, der bei verschiedenen Vergiftungen
angewandt wird, um die Absorption der giftigen Stoffe im Verdauungstrakt zu reduzieren.
2. Welcher absorbierende Stoff wird in der Medizin angewandt und welche Wirkung besitzt
dieser Stoff?
• Osmose
Osmose ist das Durchdringen eines Lösungsmittels durch eine semipermeable Membrane aus
dem Gebiet mit der kleineren Konzentration in das Gebiet mit der höheren Konzentration.
Das Lösungsmittel, wie z.B. Wasser, bewegt sich durch diese Membrane aus dem Gebiet der
höheren freien Energie zum Gebiet der kleineren freien Energie wegen der
Konzentrationsdifferenz der gelösten Teilchen (Ionen, kleine Moleküle). Wassermoleküle
neigen der Diffusion aus der Lösung mit der niedrigeren Konzentration der gelösten Teilchen
(hypotonische Lösung) in die Lösung mit der höheren Konzentration der gelösten Teilchen
(hypertonische Lösung). Als Membranen können Cellophan, Pergamentpapier, tierische Blase
sowie die Membranen, die für die gelösten Teilchen undurchlässig sind, verwendet werden.
Aufgabe 4.3: Weisen Sie die Osmose mithilfe der Tamanov-Untersuchung nach
145
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
2. Notieren Sie die dazu gehörige chemische Reaktion.
• Filtration
Filtration ist eine Trennmethode, bei der die festen Teilchen mithilfe eines Filters von der
Flüssigkeit getrennt werden. Auf dem Filter bleibt der feste Rückstand, während durch den
Filter die Flüssigkeit passiert (Filtrat). In Abhängigkeit von den zu trennenden Stoffen werden
unterschiedliche Lösungsmittel verwendet. Aufgrund der Poren werden Filterarten
unterschieden: einfache Filter mit Poren größer als 100 μm und Ultrafilter mit Porengrößen
von 1 bis 100 μm.
Aufgabe 4.4: Filtration einer richtigen Lösung, einer kolloidalen Lösung und einer
Suspension
Bereiten Sie aus dem normalen Filterpapier drei Filter vor, legen Sie diese in die Glastrichter
hinein (die Filter sollten Sie mit destilliertem Wasser befeuchten, damit sie besser an den
Trichterwände festhalten). Führen Sie damit die Filtration von der zuvor hergestellten
Methylenblau-Lösung, Berliner Blau-Lösung (kolloidale Lösung) sowie Aktivkohle-Suspension
durch. Beobachten Sie die gewonnen Filtrate!
Fragen:
1. Wie verhalten sich die untersuchten Lösungen?
Fragen:
1. Welche Fraktionen haben Sie nach dem Zentrifugieren erhalten?
2. Welche Arten des Zentrifugierens und welche Anwendung des Zentrifugierens kennen Sie
noch? 147
147
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
• Gelfiltration – eine Art der Chromatographie
Gelfiltration ist ein chromatographisches Trennverfahren zur Stofftrennung aufgrund der
Molekülgröße. Stationäre Phase ist ein Gel mit Poren definierter Größen. Das Auftragen der
zu trennenden Stoffe auf die Kolonne sowie das Ausspülen (Eluieren) hat als Folge, dass zuerst
im Eluat die größeren Moleküle erscheinen, während die kleineren Moleküle (kleiner als die
Gelporen) in die Gelporen eindringen und dort verbleiben. Je kleiner Moleküle sind, desto
größer das Hängenbleiben. Die verwendeten Gelarten in wässrigen Lösungen beinhalten oft
Dextran, Agarose oder Polyacrylamid. Die mobile Phase ist ein Lösungsmittel, die aus z.B.
Wasser oder aus einem anderen organischen Lösungsmittel besteht.
Tabelle 4.1.
Reagenzglas-Nr. 1 2 3 4 5 6 7
Positiv (+)
Protein
Negativ (-)
Positiv (+)
SO42-
Negativ (-)
Fragen:
1. Welche Moleküle sind zuerst die Kolonne passiert? Warum?
2. Notieren Sie die chemische Reaktion, die bei dem Nachweis der Sulfationen stattfindet.
149
Unterschrift Unterschrift
Die/Der Studierende: Der/Die Übungsleiter*in:
_________________________ _____________________
149
MEDIZINISCHE CHEMIE HANDBUCH FÜR SEMINARE UND LABORÜBUNGEN
Übung 5. Stofftrennung - 2
• Dünnschichtchromatographie
Die Dünnschichtchromatographie ist ein Trennverfahren auf einer dünnen Schicht eines
absorbierenden Stoffes (z.B. Silicagel, Zellulose), die auf eine feste Grundlage (stationäre
Phase) aufgetragen ist. Die mobile Phase ist ein Lösungsmittel oder ein Lösungsmittelgemisch
(z.B. Hexan, Aceton oder Alkohol). Mithilfe einer Kapillare wird die zu untersuchte Probe auf
die Platte (stationäre Phase) aufgetragen. Nach dem das Lösungsmittel, in dem die Probe
gelöst wurde, verdunstet ist, wird die Platte in das Lösungsmittel eingetaucht, dabei sollte die
aufgetragene Probe über dem Lösungsmittel bleiben. Aufgrund der Kapillarkräfte saugt sich
das Lösungsmittel in die stationäre Phase mit dem absorbierenden Stoff, löst die
aufgetragene Probe und bringt die Komponenten aus der Probe in verschiedenen
Geschwindigkeiten heraus. Das Chromatogramm wird getrocknet und mithilfe der
Chemikalien (Ninhydrin, Rhodamin) oder unter UV-Licht entwickelt. Danach werden Rf-Werte
berechnet. Unter dem Rf-Wert wird das Verhältnis von Laufstrecke der Substanz zur
Laufstrecke des Lösungsmittels (Laufmittels) verstanden.
5
𝑅𝑅 =
6
Diese Werte können zur Stoffidentifikation verwendet werden, allerdings unter strengen
Bedingungen. Oft wird diese Methode in der klinischen Chemie verwendet, da sie ein
einfaches Trennverfahren zur Trennung empfindlicher Substanzen, die für andere
Trennverfahren nicht geeignet sind, darstellt. Wichtige Anwendung für dieses
Trennverfahren ist die Identifikation der Giftstoffe in der Toxikologie.
150
Auf der TCL-Platte sollten Sie die Startlinie, 1 cm vom unteren Rand entfernt, und die
Frontlinie, 1 cm vom oberen Rand entfernt, mit dem Bleistift markieren. Tragen Sie vorsichtig
die Proben auf die Platte auf und lassen Sie diese trocknen, zunächst Standardprobe und
danach Untersuchungsproben mit einem Abstand von ca. 0,5 cm. Sie sollten die Platte
vorsichtig in das Becherglas mit der mobilen Ninhydrin-Phase hineinstellen. Wegen der
Kapillarkräfte läuft das Lösungsmittel der mobilen Phase durch die stationäre Phase und
transportiert die Aminosäuren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Wenn das
Lösungsmittel die Frontlinie erreicht hat (das dauert ca. 50 min), sollten Sie die Platte aus
dem Becherglas herausnehmen und unter Wärmeeinwirkung trocknen. Die
Aminosäurepositionen erkennen Sie aufgrund der Lilafärbung am Chromatogramm (oder
Gelbfärbung bei Prolin).
Berechnen Sie Rf -Werte für jede Aminosäure sowie für die Standardprobe, die aus vier in der
Tabelle 5.1. angeführten Aminosäuren besteht. Aminosäuren der Standardprobe sind
aufgrund der Rf -Werte aufgelistet, sodass die erste Aminosäure den höchsten Rf -Wert
aufweist.
Tabelle 5.1.
Rf Rf Probe Rf Probe Rf Probe
Standardprobe Probe 1 Probe 2 Probe 3
Standard 1 2 3
Leucin 1. 1. 1.
Valin 2. 2. 2.
Alanin 3. 3. 3.
Glycin 4. 4. 4.
151
151
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Fragen:
1. Welche Aminosäuren sind in den Untersuchungsproben nicht vorhanden?
Aufgrund seiner Struktur ist Hämoglobin ein aus viel Einheiten, 2 α und 2 β, aufgebautes
globuläres Protein. Prostätische Hämoglobingruppe ist die Häm-Gruppe, die aus
Protoporphyrin IX mit einem Eisenatom in der Mitte aufgebaut ist. Jede Einheit besitzt eine
prostätische Gruppe. Eisen kann in zwei Oxidationszuständen +2 (Ferro) und +3 (Ferri)
vorkommen. Eisenatom hat einen hexakoordinierten Bau, vier Bindungsstellen werden von
den Stickstoffatomelektronen aus den Pyrrol-Ringen aufgefüllt, während die fünfte Stelle von
den Stickstoffatomelektronen aus dem proximalen Histidin kommt und die sechste Stelle frei
bleibt. In beiden Zuständen zeigt Eisen die Neigung, Stoffe an die sechste freie koordinative
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Stelle zu binden. Kleine Moleküle oder Ionen wie CO, NO, H2S oder CN- besitzen höhere
Bindungsaktivität für die freie koordinative Stelle am Eisen als Sauerstoff und sind daher
toxisch. Hämoglobin mit dem gebundenen Sauerstoff wird Oxyhämoglobin genannt und
befindet sich im Arterienblut, während Deoxyhämoglobin diese sechste Stelle noch frei hat
und im Venenblut zu finden ist. Im Methämoglobin befindet sich Eisen im +3-Ionenzustand
Fragen:
1. Bringen Sie die Gelfiltration des Hämoglobins mit einer Zeichnung zum Ausdruck und
erklären Sie die Bedeutungen jedes Streifens.
153
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2. Jeden Streifen sollten Sie mit der dazugehörigen chemischen Reaktion erläutern.
• Spektralphotometrie
Spektralphotometrie ist eine optische Methode, die auf der Absorption der UV/VIS-Strahlen
beruht. Bei dieser Methode wird die Intensität des eingestrahlten Lichts (I0) mit der Intensität
des durchgelassenen Lichts (Ip). verglichen. Die Intensität des eingestrahlten Lichts wird
mithilfe der Referenzküvette, die die Blindprobe beinhaltet (nur Lösungsmittel), gemessen
und definiert. Die Skala des Geräts wird eingestellt, in dem die Intensität des eingestrahlten
Lichts einem Wert von T= 100 % bzw. A = 0 entspricht. Daher ist es möglich, die Intensität des
durchgelassenen Lichts (Ip) direkt als entsprechende Absorption und/oder Transmissionsgrad
abzulesen. Diese Methode wird am meisten zur quantitativen Analyse bzw. zur Bestimmung
der Masse, Menge oder Konzentration einer Verbindung in der Untersuchungsprobe
verwendet. Die Konzentration einer Verbindung in der Lösung kann am besten mithilfe der
Absorptionen bekannter verschiedener Konzentrationen von Standardlösungen dieser
Verbindung bestimmt werden. Aufgrund der bekannten Konzentrationen und deren
Absorptionen wird eine Linie erstellt und danach können die unbekannten Konzentrationen
dieser Verbindung nach der Messung mithilfe der Linie abgelesen werden. Als Wellenlänge
des eingestrahlten Lichts wird die Wellenlänge gewählt, die dem Absorptionsmaximum der
Probe entspricht, da dabei die Absorptionsänderungen in Bezug auf die
Konzentrationsänderungen größer und deutlicher sind.
Aufgabe 5.3 Bereiten Sie die blaue Galitzenstein-Lösung mit einer Konzentration von 1,0
mol/L vor.
Berechnung: Wie viel Gramm des blauen Galitzensteins müssen Sie abwiegen, um 50 mL der
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Lösung mit der Konzentration von 1 mol/L herzustellen?
Zeigen Sie in der Tabelle 5.2. auf, wie Sie 1 M Lösung des Galitzensteins verdünnen, um
Standardlösungen herzustellen: 0; 0,1; 0,2; 0,3; 0,4 und 0,5 mol/L.
Bereiten Sie aufgrund der untenstehenden Tabelle 5.2. die Reihe der Standardlösungen vor,
in dem Sie die Basislösung 1 M CuSO4 · 5 H2O mit destilliertem Wasser verdünnen. Berechnen
Sie, welches Volumen der Standardlösung und welches Volumen des Wassers Sie benötigen
und tragen Sie alles in die Tabelle ein. Nach dem Sie alle Lösungen vorbereitet haben, erhalten
Sie eine Lösung CuSO4 · 5 H2O unbekannter Konzentration (Probe Nr. 7). Überführen Sie je 2
mL von allen Lösungen in je eine Küvette und messen Sie die Absorption bei 635 nm aufgrund
der Blindprobe. Verwenden Sie für alle Lösungsabmessungen die automatische Mikropipette.
Tabelle 5.2.
Konzentration der Volumen der
Volumen dH2O / Absorption bei
Standardlösung Standardlösung
(mL) 635 nm
CuSO4 · 5 H2O / M CuSO4 · 5 H2O (mL)
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
Unbekannte
- -
Konzentration
Alle Ergebnisse sollten in der Tabelle 5.2 eingetragen werden. Bringen Sie auf dem 155
Millimeterpapier die Abhängigkeit der Konzentration der Lösung CuSO4 von der Absorption
zum Ausdruck und zeichnen Sie die Eichlinie. Mithilfe der Eichlinie bestimmen Sie die
Konzentration von CuSO4 · 5 H2O in der Probe 7 (Unbekannte Konzentration) und tragen Sie
diese in der Grafik ein.
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Die Konzentration von (CuSO4 · 5 H2O) in unbekannter Probe ist:
156
Unterschrift Unterschrift
Die/Der Studierende: Der/Die Übungsleiter*in:
_________________________ _____________________
Aufgrund der Tabelle 6.1. sollten Sie die Orientierungsuntersuchung durchführen, in dem
Sie in das Reagenzglas 5 Tröpfchen der Probe und die Chemikalien aus der Tabelle zugeben: 157
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Tabelle 6.1.
CHEMIKALIEN
2 Tröpfchen FeCl3
2 Tröpfchen Lösung AgNO3 Iodoform-
VERBINDUNG + 3 Tröpfchen
FeCl3 in Ammoniak Reaktion
NaOH
Ethanol Gelb Brauner Niederschlag - Safran-Geruch
Rotbrauner
Glycerol Gelb Niederschlag
- -
Formaldehyd Gelb Brauner Niederschlag Spiegel -
Aceton Gelb Brauner Niederschlag - Gelber Niederschlag
Phenol Lila - - -
Salicylsäure Lila - - -
Zitronensäure Zitronengelb - - -
Die positiven Nachweise in Ihren Proben sollten Sie mit den dazugehörigen chemischen
Reaktionen zum Ausdruck bringen.
In einem Reagenzglas mit 2,5 mL destilliertem Wasser sollten Sie 2,5 mL der Probe
resuspendieren. Geben Sie 1 ml von 0,2 M NaOH dazu und verrühren Sie alles. Geben Sie
danach 4 Tröpfchen KMnO4 dazu und beobachten Sie die Farbänderung. Kommentieren Sie
Ihre Ergebnisse und notieren Sie Ihre Beobachtungen.
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Glykogen und Dextrine liegen in Wasser in einem kolloidalen Zustand vor, während diese in
organischen Lösungsmitteln nicht löslich sind. Die Zellulose ist wasserunlöslich.
Auf 2 mL der Probe im Reagenzglas sollten Sie 2 mL 95 %-igen Alkohol zugeben. Sie sollten
den Reagenzglasinhalt durchschütteln und dann stehenlassen, bis es eventuell zur
Niederschlagsbildung kommt (wenn die Polysaccharide vorhanden sind). Den entstandenen
Niederschlag sollten Sie filtrieren. Sowohl im Niederschlag als auch im Filtrat sollten Sie einen
Test mithilfe der Lugolschen Lösung durchführen.
Lugolsche Reaktion: In 5 mL Probe (Niederschlag und Filtrat) geben Sie ein paar Tröpfchen
der Lugolschen Lösung. Die Farbänderung von der gelben in die blaue oder rote Farbe deutet
auf die Anwesenheit der Polysaccharide hin. Lugolsche Reaktion ist spezifisch für die
Polysaccharide. Die Reaktion beruht auf der Komplexbildung von dem vorhandenen
Polysaccharid mit Iod, bei der die Färbung entsteht. Stärke führt zu einer blauen Farbbildung,
während Glykogen zu einer roten Farbbildung führt.
Proteine können wir mit Ninhydrin-Reaktion nachweisen, bei der Ninhydrin an der freien
Amino-Gruppe addiert wird und dabei ein Farbstoff entsteht.
Auf 2 mL Probe sollten Sie 2 mL 0,2 %-ige Ninhydrin-Wasserlösung zugeben. Das Reagenzglas
sollte leicht erwärmt und die Farbänderung sollte beobachtet werden. In Anwesenheit der
freien Amino-Gruppe entwickelt eine Blau- oder Lila-Färbung.
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Unterschrift Unterschrift
Die/Der Studierende: Der/Die Übungsleiter*in:
_________________________ _____________________
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LITERATUR