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Bodenkenngrößen

4.1 Dichten und andere Kennzahlen


Der Raum zwischen den einzelnen Bodenkörnern wird als Porenraum bezeichnet.
Der Volumenanteil der Poren, d.h. das Verhältnis des Porenvolumens V p zum Ge-
samtvolumen V einer Bodenmasse wird als Porenanteil oder Porosität (porosity) n
bezeichnet:1
Vp
n= . (4.1)
V
Das Verhältnis des Porenvolumens zum Feststoffvolumen Vs (der Index s steht für
solid) heißt Porenzahl (void ratio) e:
Vp
e= . (4.2)
Vs
Aus V = Vp + Vs folgt
n e
e= bzw. n = . (4.3)
1−n 1+e
In der englischsprachigen Literatur wird auch das spezifische Volumen (specific vo-
lume) v = 1+e verwendet. v = V /Vs gibt an, wieviel Volumen eine Volumeneinheit
aus Korn einimmt.
Zur Bestimmung von n bzw. e wird die Trockenwichte γd (dry unit weight, der In-
dex d steht für dry) des Bodens ermittelt. Diese ergibt sich aus dem Gewicht G d der
getrockneten Bodenprobe geteilt durch das Volumen des Bodens (einschließlich Po-
ren). Mit der Wichte γs der Bodenkörner und n = (V − Vs )/V = (V − Gd /γs )/V
folgt
1
Sind die Poren des Bodens mit Wasser gesättigt, so befindet sich in einer Probe mit dem
Volumen V das Wasservolumen nV . Läßt man dieses Wasser abfließen, so verbleibt eine
Restwassermenge kapillar gebunden ans Korngerüst. Daher fließt nur die Wassermenge
n V aus. Die Größe n (< n) heißt die effektive Porosität.
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γd γs
n=1− bzw. e = −1 . (4.4)
γs γd
Das Trockengewicht Gd wird durch Trocknen (bis zur Gewichtskonstanz) im Ofen
bei 105◦ C ermittelt. Die Kornwichte γs schwankt bei den meisten Böden nur ge-
ringfügig. Bei Sanden liegt sie im Mittel bei γs = 26, 0 kN/m3 (entsprechend einer
Dichte von 2,65 g/cm3 ) und bei Tonen bei 26, 5 ± 2, 0 kN/m3 . Das Probenvolumen
V wird durch Verwendung eines Ausstechzylinders mit bekanntem Inhalt gegeben
(Abb. 4.1).

Abb. 4.1. Ausstechzylinder

Die Kornwichte γs wird dadurch bestimmt, daß in ein Gefäß (sog. Pyknometer, Abb.
4.2) mit bekanntem Volumeninhalt V eine bestimmte Menge trockenen und ausge-
stampften Bodenmaterials mit dem Gewicht Gd hineingegeben wird. Der Rest des
Volumens wird mit Wasser (Wichte γw ) ausgefüllt. Luftblasen werden durch Kochen
oder durch Anlegen von Vakuum entfernt. Anschließend wird das Gewicht G des so
gefüllten Pyknometers bestimmt. Aus G = Vw γw + Vs γs = (V − Vs )γw + Vs γs und
Gd = Vs γs läßt sich dann γs ermitteln.

Abb. 4.2. Kapillarpyknometer zur Bestimmung der Korndichte


4.1 Dichten und andere Kennzahlen 37

Es ist eine sehr wichtige Besonderheit von Böden (sowie aller Granulate), daß sie
in verschiedenen Lagerungsdichten auftreten können. Die Größen e und n variieren
zwischen den Grenzen emin (bzw. nmin ) und emax (bzw. nmax ). Diese Grenzen wer-
den für nicht-kohäsive Böden nach Konvention festgelegt und werden im Labor wie
folgt bestimmt: Zur Bestimmung der lockersten Lagerung (e max bzw. nmax ) wird
der trockene Boden in ein zylindrisches Gefäß mit Hilfe eines Trichters vorsichtig
hineingegeben. Zur Bestimmung der dichtesten Lagerung wird ein mit trockenem
Boden gefülltes Gefäß mit einer Schlaggabel gerüttelt. Bei größerem Anteil an Fein-
sand bzw. Schluff wird ein Rütteltisch verwendet.
Der Verdichtungsgrad eines Bodens läßt sich mit Hilfe der bezogenen Dichten I n
oder Ie angeben:
nmax − n emax − e
In = , Ie = . (4.5)
nmax − nmin emax − emin
Beide Kenngrößen haben die Werte 0 bei lockerster und 1 (bzw. 100%) bei dich-
tester Lagerung. Abstufungen werden als „locker“, „mitteldicht“ und „sehr dicht“
bezeichnet.
Der Porenraum kann teilweise oder ganz mit Wasser gefüllt sein. Der Wassergehalt
w (water content) ist das Verhältnis des Wassergewichts Gw zum Trockengewicht
Gd . Er wird bestimmt durch Wiegen vor und nach dem Trocknen einer Bodenprobe:
Gw
w= . (4.6)
Gd
Der maximale Wassergehalt wmax ergibt sich, wenn alle Poren mit Wasser gefüllt
sind. Mit Gw = γw Vp = γw nV und Gd = γs Vs = γs (1 − n)V ergibt sich wmax =
Gw /Gd zu
γw n γw
wmax = e = . (4.7)
γs 1 − n γs
Das Verhältnis des aktuellen Wassergehalts w zu wmax bzw. das Verhältnis des Was-
servolumens Vw zum Porenvolumen Vp wird Sättigungsgrad (degree of saturation)
S genannt:
w Vw
S= = . (4.8)
wmax Vp
Das Raumgewicht (Wichte, unit weight) γ einer feuchten Probe hängt vom Wasser-
gehalt ab:
γ = γd (1 + w) . (4.9)
Die Wichte γr eines gesättigten2 Bodens ergibt sich dann zu
γr = γd (1 + wmax ) = γd + nγw . (4.10)

2
In der Bodenmechanik ist meist Sättigung mit Wasser gemeint.
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Tabelle 4.1. Typische Werte für einige Bodenkennzahlen


γd γr
Boden n e wmax
(kN/m3 ) (kN/m3 )
Ton, weich 12 0,54 1,17 0,45 17
Ton, steif 17 0,35 0,53 0,20 20
Schluff (Quarz) 16 – 19 0,27 – 0,38 0,37 – 0,62 0,14 – 0,24 20 – 22
Schluff (Kalk) 16 – 20 0,23 – 0,38 0,30 – 0,62 0,12 – 0,24 20 – 22
Sand, locker 14 0,46 0,86 0,33 19
Sand, dicht 19 0,27 0,37 0,14 22
Grobkies 16 – 19 0,27 – 0,38 0,37 – 0,62 0,14 – 0,24 20 – 22

4.2 Dichtebestimmung in situ


Die Dichte des unmittelbar unter der Geländeoberfläche liegenden Bodens kann mit
einem Ausstechzylinder oder nach der Substitutionsmethode bestimmt werden: Ein
kleines Loch wird ausgegraben, der entnommene Boden wird gewogen, und das Vo-
lumen des Lochs wird durch Nachfüllen mit Wasser (unter Verwendung einer Folie)
bestimmt. Eine geringe Kohäsion ist erforderlich, damit die Wand des Loches stehen
bleibt. Andere Methoden der Dichtebestimmung in situ beruhen auf der Messung
der elektrischen Leitfähigkeit des Bodens oder auf der Messung des Eindringwider-
standes eingedrückter bzw. gerammter Sonden. Diese Methoden sind problematisch
hinsichtlich Eichung. Eine weitere Methode beruht auf der Absorption von radioak-
tiver Strahlung.
Die Bestimmung der Lagerungsdichte des Bodens in der Tiefe erfolgt anhand von
weitgehend ungestörten Proben aus Kernbohrungen. Solche Proben können nur dann
gewonnen werden, wenn der Boden eine Kohäsion hat (siehe Abschnitt 22 “Geotech-
nische Untersuchungen, Untergrunderkundung“). Die direkte Dichtebestimmung
von kohäsionslosem Boden in der Tiefe stellt immernoch ein kaum gelöstes Problem
dar. Eine Lösungsmethode besteht darin, den Boden in der unmittelbaren Umgebung
einer Sonde zu gefrieren und dann nach oben zu ziehen.

4.3 Schnellverfahren für die Bestimmung des Wassergehalts


Da die Ofentrocknung bei 105◦ C bis zur Gewichtskonstanz lang andauern kann
(insb. bei feinkörnigen Böden), wurden einige Schnellverfahren entwickelt:
Schnelltrocknung mit Infrarotstrahler: Bei jedem Boden ist die Entfernung zum
Infrarotstrahler so zu eichen, daß sich bei Gewichtskonstanz derselbe Wasserge-
halt ergibt wie bei Ofentrocknung bei 105◦ C.
Schnelltrocknung mit Elektroplatte oder Gasbrenner: Durch die höhere Tempe-
ratur (bis 400◦C) ergeben sich Wassergehalte, die um ca. 1 bis 2% höher als bei
Ofentrocknung bei 105◦C liegen.
4.4 Konsistenz 39

Abb. 4.3. Dichtebestimmung in situ mit Hilfe der Substitutionsmethode

Schnelltrocknung mit Mikrowellenherd: Es werden Temperaturen bis ca. 300 ◦C


erreicht, daher liegen die Wassergehalte um ca. 1 bis 2% höher als bei Ofen-
trocknung bei 105◦C.
Tauchwägung: Es wird dadurch das Volumen des Boden-Wasser-Gemisches fest-
gestellt. Durch Wägung wird die Masse dieses Gemisches bestimmt. Aus der
Kenntnis der Dichten ρw und ρs kann dann w ermittelt werden. Dasselbe Vorge-
hen erfolgt mit dem sog. Großpyknometer (“doppeltes Wiegen“).
Kalziumkarbidverfahren: Innerhalb einer Stahldruckflasche wird der Bodenprobe
eine bestimmte Menge Kalziumkarbid zugegeben. Dabei entsteht Acetylengas.
Seine Menge ist proportional zum Wassergehalt und wird über eine Druckmes-
sung bestimmt.
Luftpyknometerverfahren: Das Boden-Wasser-Gemisch (mit bekannter Masse)
befindet sich in einem geschlossenen Behälter. Durch Öffnen eines Hahns wird
eine Verbindung zu einem Druckluftbehälter hergestellt. Aus dem sich einstel-
lenden Luftdruck kann auf das Volumen der Luftporen und somit auf das Volu-
men des Boden-Wasser-Gemisches geschlossen werden. Mit bekannten Dichten
ρw und ρs läßt sich dann der Wassergehalt errechnen.

4.4 Konsistenz
Die Konsistenz bindiger Böden variiert sehr stark mit dem Wassergehalt. Je nach
Wassergehalt erscheint ein bindiger Boden als breiig oder flüssig (beim Pressen in
der Faust quillt er durch die Finger), weich bzw. plastisch bzw. bildsam (leicht knet-
bar), steif (schwer knetbar; er läßt sich aber in Röllchen von 3 mm Durchmesser aus-
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rollen, ohne zu zerbröckeln), halbfest (Röllchen zerbröckeln, aber mehrere Stücke


lassen sich zu einem Klumpen zusammenfügen) und fest bis hart. Die Wassergehalte
an den Übergangsgrenzen flüssig → plastisch, plastisch → steif und halbfest → fest
lassen sich durch (willkürliche aber sinnvolle) Konventionen definieren und bilden
nützliche Kennzahlen zur Charakterisierung bindiger Böden. Diese Wassergehalte
sind also Konsistenzgrenzen und wurden zuerst von ATTERBERG vorgeschlagen.
Daher heißen die Konsistenzgrenzen in der englischsprachigen Literatur Atterberg
limits.
Fließgrenze: Ein Schälchen wird mit Boden eines bestimmten Wassergehalts ge-
füllt. In den Boden wird eine Furche geritzt. Anschließend wird das Schälchen
solange geschlagen, bis sich die Furche schließt (Abb. 4.4). Die Anzahl der
Schläge (Schlagzahl) wird in einem Diagramm über den Wassergehalt w aufge-
tragen, und der Versuch wird mit anderen Wassergehalten wiederholt. Die Ver-
bindungskurve der Versuchspunkte im halblogarithmischen Diagramm ist eine
Gerade. Mit ihrer Hilfe kann man denjenigen Wassergehalt wL bestimmen, bei
der sich die Furche nach 25 Schlägen schließt (siehe Abb. 4.6). wL ist dann kon-
ventionsgemäß der Wassergehalt an der Fließgrenze (liquid limit), der Index L
steht für liquid. wL markiert den Übergang flüssig → plastisch.

Abb. 4.4. Gerät von C ASAGRANDE zur Be- Abb. 4.5. Bestimmung der Ausrollgrenze
stimmung der Fließgrenze wl wa

Ausrollgrenze: Röllchen von ca. 3 mm Durchmesser werden auf Filterpapier so-


lange ausgerollt, bis sie infolge Wasserentzug zerbröckeln (vgl Abb. 4.5). Ihr
Wassergehalt an der Ausrollgrenze (plastic limit) wP markiert den Übergang
plastisch (bildsam) → steif.
Schrumpfgrenze: Eine der Luft ausgesetzte wassergesättigte Tonprobe schrumpft,
d.h. ihr Volumen (bzw. die Porenzahl e) nimmt ab. Dabei ist die Abnahme der
Porenzahl proportional zur Abnahme des Wassergehalts (siehe Gleichung 4.7).
Erreicht der Wassergehalt die sog. Schrumpfgrenze wS (shrinkage limit), so wird
die Probe heller (Farbumschlag). Bei weiterer Verringerung des Wassergehalts
(durch Verdunstung) nimmt die Porenzahl kaum noch ab (siehe Abb. 4.7), und
die Probe ist nicht mehr gesättigt.
4.4 Konsistenz 41

Abb. 4.6. Zur Definition der Fließgrenze wL

Abb. 4.7. Zur Definition der Schrumpfgrenze wS

Als Plastizitätszahl (plasticity index) Ip bezeichnet man die Differenz wL − wP :

Ip = wL − wP . (4.11)

Ip kennzeichnet die Spanne des Wassergehaltes, bei der eine Probe bildsam bleibt.
Bei kleiner Plastizitätszahl können geringe Änderungen des Wassergehaltes große
Änderungen der Konsistenz herbeiführen.
Unter Bezugnahme auf den aktuellen Wassergehalt kann man die Konsistenzzahl I c
wie folgt definieren:
wL − w
Ic = . (4.12)
wL − wP
42 4 Bodenkenngrößen

Je nach Konsistenzzahl erhält dann der Boden folgende Bezeichnung 3:

Ic Bezeichnung
Ic < 0, 5 breiig
0, 5 < Ic < 0, 75 weich
0, 75 < Ic < 1 steif
w > ws halbfest
Ic > 1
w < ws fest

Die Konsistenz eines bindigen Bodens kann auch durch genormte Fallkegelversuche
bestimmt werden. Dabei wird ein Kegel, dessen Spitze die Probenoberfläche gerade
berührt, fallengelassen (abb. 4.8). Die Eindringtiefe d ist ein Maß für die Konsistenz
des Bodens (es gilt4 : d2 ∼ cu , vgl. Abschnitt über Scherfestigkeit).

30° Kegel 35 mm

40 mm 55 mm

Abb. 4.8. Fallkegelverfahren

3
Diese Konsistenz-Bezeichnungen gelten nur für aufbereitete Proben. Ungestörte bindige
Böden können festere Konsistenz aufweisen und erst nach vorangegangener Scherung auf-
weichen.
4
siehe D. Muir Wood and C.P. Wroth: The use of the cone penetrometer to determine the
plastic limit of soils. Ground Engineering 11, 3, 37 (1978); sowie E.R. Farell, B. Schuppe-
ner, B. Wassing: Fallkegelversuch – Ergebnisse der Studie des ETC5, Geotechnik 19, Nr. 4,
1996, 260-266.
4.4 Konsistenz 43

Die zu 1 (bzw. 100%) komplementäre Zahl heißt Liquiditätsindex Il :


w − wP
Il = = 1 − Ic . (4.13)
wL − wP
Der Typ der Tonminerale in einem Boden kann für sein Verhalten maßgeblich sein.
Deshalb ist es oft ratsam, die Tonminerale eines bindigen Bodens zu bestimmen. Dies
geschieht mit mineralogisch-chemischen Methoden, die hier nicht weiter betrachtet
werden. Eine einfach zu bestimmende Größe ist jedoch die Aktivität, definiert als
Ip
Aktivität = .
Gewichtsanteil (%) der Tonminerale
Tone aus Kaolinit haben eine niedrige Aktivität, während Tone aus Montmorillonit
(ein Tonmineral, das große Volumenänderungen je nach Wasseranlagerung aufweist)
eine hohe Aktivität haben:
Aktivität Bezeichnung
< 0, 75 inaktiv
0, 75 − 1, 25 normal
> 1, 25 aktiv
Die Dispersivität (Erosionsanfälligkeit) eines Tonbodens hängt im wesentlichen vom
Anteil der Natrium-Ionen relativ zum gesamten Salzgehalt im gesättigten Eluat eines
Tons ab. Da die hiermit verknüpften chemischen Untersuchungen in bodenmechani-
schen Labors üblicherweise nicht durchgeführt werden können, bedient man sich
folgender einfacher Versuche, um die Erosionsanfälligkeit eines Bodens zu bestim-
men:
Doppel-Aräometer Versuch (double hydrometer test): Es wird der Gewichtsanteil
von Bodenpartikeln < 0, 005 mm aus zwei Sedimentationsversuchen verglichen,
einem normalen Sedimentationsversuch (bei dem ein Mittel gegen Koagulation,
d.h. Verklumpung, zugegeben und die Suspension zuvor geschüttelt wurde) und
einem Sedimentationsversuch in destilliertem Wasser ohne vorheriges Schütteln.
Die Dispersivität wird dann durch folgenden Quotienten definiert:
%-Gew. < 0, 005 mm im destillierten Wasser
.
%-Gew. < 0, 005 mm im normalen Versuch
Bei einer Dispersivität von mehr als 35% ist der Boden als dispersiv zu bezeich-
nen.
Klumpen-Versuch (crumb test): Ein Klumpen von ca. 1 cm Durchmesser Boden
mit natürlichem Wassergehalt wird in einen Becher mit destilliertem Wasser ge-
stellt. Bildet sich allmählich eine kolloidale Wolke um den Klumpen herum, so
ist der Boden dispersiv.
Pinhole-Versuch: Eine Probe aus dem zu untersuchenden Boden wird verdichtet
und bekommt ein Loch von 1 mm Durchmesser. Man läßt dann destilliertes Was-
ser durch dieses Loch fließen. Ist der Boden dispersiv, so wird das Loch durch
Erosion aufgeweitet und das Wasser kommt gefärbt aus der Probe heraus. An-
dernfalls fließt klares Wasser aus der Probe heraus.
44 4 Bodenkenngrößen

Organische Beimengungen machen sich durch dunkle Färbung und durch modrigen
bzw. faulen Geruch bemerkbar. Sie können durch den sog. Glühverlust (=prozentua-
ler Gewichtsverlust einer trockenen Probe durch Glühen) erfaßt werden.
Zur Bestimmung des Kalkgehalts (=Gewichtsanteil an Kalziumkarbonat) wird eine
Probe mit verdünnter Salzsäure beträufelt. Je nach dem Grad des Aufbrausens läßt
sich der Kalkgehalt grob bestimmen.

4.5 Bodenklassifikation
Eine Menge (z.B. die Menge aller Böden) kann in Klassen zerlegt werden, wenn je-
des ihrer Elemente zu genau einer Klasse gehört. Elemente einer Klasse können als
zueinander äquivalent (gleichwertig) angesehen werden. So können Böden einer Bo-
denklasse als gleichwertig hinsichtlich eines Merkmales (z.B. Lösbarkeit) angesehen
werden. Z.B. unterscheidet man folgende Klassen hinsichtlich der Lösbarkeit:
Klasse 1 (Oberboden): Oberste Bodenschicht, die neben anorganischen Stoffen
Humus und Bodenlebewesen beinhaltet.
Klasse 2 (Fließende Bodenarten): Böden mit flüssiger oder breiiger Beschaffen-
heit (Ic < 0, 5).
Klasse 3 (Leicht lösbare Bodenarten): Nicht- bis schwachbindige Böden mit bis
zu 15% Korngröße kleiner als 0,06 mm und höchstens 30% Steinen, sowie or-
ganische Böden mit geringem Wassergehalt.
Klasse 4 (Mittelschwer lösbare Bodenarten): Wie bei Klasse 3, jedoch mit größe-
rem Feinanteil.
Klasse 5 (Schwer lösbare Bodenarten): Wie bei Klasse 3 und 4, jedoch mit grö-
ßerem Steinanteil.
Klasse 6 (Leicht lösbarer Fels und vergleichbare Bodenarten)
Klasse 7 (Schwer lösbarer Fels)
Auch die Benennung der einzelnen Bodenarten stellt eine Art von Klassifikation
dar, soll doch der Bodenname Schlüsse (wenn auch ungenaue) auf das Bodenver-
halten erlauben. Man richtet sich dabei in erster Linie nach der Kornverteilung und
benennt den Boden nach der gewichtsmäßig vorherrschenden Kornfraktion, wobei
nachgeordnet vertretene Fraktionen als Adjektive aufgeführt werden (z.B. „Sand,
kiesig, schluffig“ oder „Feinkies, grobsandig“). Man geht dabei davon aus, daß die
gewichtsmäßig vorherrschende Kornfraktion für das Verhalten des betreffenden Bo-
dens bestimmend ist. Allerdings können bei bindigen Böden die Schluff- und Ton-
anteile auch dann bestimmend sein, wenn sie nicht gewichtsmäßig überwiegen. Des-
halb werden für diese Böden die Wassergehalte an der Fließ- und Ausrollgrenze (w L
und wP ) herangezogen, und die Bodenbenennung erfolgt nach ihrer Einordnung im
sog. Plastizitätsdiagramm (siehe Abb. 4.9).
Die vielfältigen Bodenklassifikationen sind reine Konventionen und finden ihre
hauptsächliche Begründung in der Abrechnung von geotechnischen Arbeiten. Ihr
sonstiger Gebrauch wird in dem Maße abnehmen, wie das Bodenverhalten durch Ver-
suche und mathematische Beziehungen (Stoffgesetze) zutreffend beschrieben wird.
4.5 Bodenklassifikation 45

Abb. 4.9. Plastizitätsdiagramm nach DIN 18196

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