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Bodenkenngrößen
Die Kornwichte γs wird dadurch bestimmt, daß in ein Gefäß (sog. Pyknometer, Abb.
4.2) mit bekanntem Volumeninhalt V eine bestimmte Menge trockenen und ausge-
stampften Bodenmaterials mit dem Gewicht Gd hineingegeben wird. Der Rest des
Volumens wird mit Wasser (Wichte γw ) ausgefüllt. Luftblasen werden durch Kochen
oder durch Anlegen von Vakuum entfernt. Anschließend wird das Gewicht G des so
gefüllten Pyknometers bestimmt. Aus G = Vw γw + Vs γs = (V − Vs )γw + Vs γs und
Gd = Vs γs läßt sich dann γs ermitteln.
Es ist eine sehr wichtige Besonderheit von Böden (sowie aller Granulate), daß sie
in verschiedenen Lagerungsdichten auftreten können. Die Größen e und n variieren
zwischen den Grenzen emin (bzw. nmin ) und emax (bzw. nmax ). Diese Grenzen wer-
den für nicht-kohäsive Böden nach Konvention festgelegt und werden im Labor wie
folgt bestimmt: Zur Bestimmung der lockersten Lagerung (e max bzw. nmax ) wird
der trockene Boden in ein zylindrisches Gefäß mit Hilfe eines Trichters vorsichtig
hineingegeben. Zur Bestimmung der dichtesten Lagerung wird ein mit trockenem
Boden gefülltes Gefäß mit einer Schlaggabel gerüttelt. Bei größerem Anteil an Fein-
sand bzw. Schluff wird ein Rütteltisch verwendet.
Der Verdichtungsgrad eines Bodens läßt sich mit Hilfe der bezogenen Dichten I n
oder Ie angeben:
nmax − n emax − e
In = , Ie = . (4.5)
nmax − nmin emax − emin
Beide Kenngrößen haben die Werte 0 bei lockerster und 1 (bzw. 100%) bei dich-
tester Lagerung. Abstufungen werden als „locker“, „mitteldicht“ und „sehr dicht“
bezeichnet.
Der Porenraum kann teilweise oder ganz mit Wasser gefüllt sein. Der Wassergehalt
w (water content) ist das Verhältnis des Wassergewichts Gw zum Trockengewicht
Gd . Er wird bestimmt durch Wiegen vor und nach dem Trocknen einer Bodenprobe:
Gw
w= . (4.6)
Gd
Der maximale Wassergehalt wmax ergibt sich, wenn alle Poren mit Wasser gefüllt
sind. Mit Gw = γw Vp = γw nV und Gd = γs Vs = γs (1 − n)V ergibt sich wmax =
Gw /Gd zu
γw n γw
wmax = e = . (4.7)
γs 1 − n γs
Das Verhältnis des aktuellen Wassergehalts w zu wmax bzw. das Verhältnis des Was-
servolumens Vw zum Porenvolumen Vp wird Sättigungsgrad (degree of saturation)
S genannt:
w Vw
S= = . (4.8)
wmax Vp
Das Raumgewicht (Wichte, unit weight) γ einer feuchten Probe hängt vom Wasser-
gehalt ab:
γ = γd (1 + w) . (4.9)
Die Wichte γr eines gesättigten2 Bodens ergibt sich dann zu
γr = γd (1 + wmax ) = γd + nγw . (4.10)
2
In der Bodenmechanik ist meist Sättigung mit Wasser gemeint.
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4.4 Konsistenz
Die Konsistenz bindiger Böden variiert sehr stark mit dem Wassergehalt. Je nach
Wassergehalt erscheint ein bindiger Boden als breiig oder flüssig (beim Pressen in
der Faust quillt er durch die Finger), weich bzw. plastisch bzw. bildsam (leicht knet-
bar), steif (schwer knetbar; er läßt sich aber in Röllchen von 3 mm Durchmesser aus-
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Abb. 4.4. Gerät von C ASAGRANDE zur Be- Abb. 4.5. Bestimmung der Ausrollgrenze
stimmung der Fließgrenze wl wa
Ip = wL − wP . (4.11)
Ip kennzeichnet die Spanne des Wassergehaltes, bei der eine Probe bildsam bleibt.
Bei kleiner Plastizitätszahl können geringe Änderungen des Wassergehaltes große
Änderungen der Konsistenz herbeiführen.
Unter Bezugnahme auf den aktuellen Wassergehalt kann man die Konsistenzzahl I c
wie folgt definieren:
wL − w
Ic = . (4.12)
wL − wP
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Ic Bezeichnung
Ic < 0, 5 breiig
0, 5 < Ic < 0, 75 weich
0, 75 < Ic < 1 steif
w > ws halbfest
Ic > 1
w < ws fest
Die Konsistenz eines bindigen Bodens kann auch durch genormte Fallkegelversuche
bestimmt werden. Dabei wird ein Kegel, dessen Spitze die Probenoberfläche gerade
berührt, fallengelassen (abb. 4.8). Die Eindringtiefe d ist ein Maß für die Konsistenz
des Bodens (es gilt4 : d2 ∼ cu , vgl. Abschnitt über Scherfestigkeit).
30° Kegel 35 mm
40 mm 55 mm
3
Diese Konsistenz-Bezeichnungen gelten nur für aufbereitete Proben. Ungestörte bindige
Böden können festere Konsistenz aufweisen und erst nach vorangegangener Scherung auf-
weichen.
4
siehe D. Muir Wood and C.P. Wroth: The use of the cone penetrometer to determine the
plastic limit of soils. Ground Engineering 11, 3, 37 (1978); sowie E.R. Farell, B. Schuppe-
ner, B. Wassing: Fallkegelversuch – Ergebnisse der Studie des ETC5, Geotechnik 19, Nr. 4,
1996, 260-266.
4.4 Konsistenz 43
Organische Beimengungen machen sich durch dunkle Färbung und durch modrigen
bzw. faulen Geruch bemerkbar. Sie können durch den sog. Glühverlust (=prozentua-
ler Gewichtsverlust einer trockenen Probe durch Glühen) erfaßt werden.
Zur Bestimmung des Kalkgehalts (=Gewichtsanteil an Kalziumkarbonat) wird eine
Probe mit verdünnter Salzsäure beträufelt. Je nach dem Grad des Aufbrausens läßt
sich der Kalkgehalt grob bestimmen.
4.5 Bodenklassifikation
Eine Menge (z.B. die Menge aller Böden) kann in Klassen zerlegt werden, wenn je-
des ihrer Elemente zu genau einer Klasse gehört. Elemente einer Klasse können als
zueinander äquivalent (gleichwertig) angesehen werden. So können Böden einer Bo-
denklasse als gleichwertig hinsichtlich eines Merkmales (z.B. Lösbarkeit) angesehen
werden. Z.B. unterscheidet man folgende Klassen hinsichtlich der Lösbarkeit:
Klasse 1 (Oberboden): Oberste Bodenschicht, die neben anorganischen Stoffen
Humus und Bodenlebewesen beinhaltet.
Klasse 2 (Fließende Bodenarten): Böden mit flüssiger oder breiiger Beschaffen-
heit (Ic < 0, 5).
Klasse 3 (Leicht lösbare Bodenarten): Nicht- bis schwachbindige Böden mit bis
zu 15% Korngröße kleiner als 0,06 mm und höchstens 30% Steinen, sowie or-
ganische Böden mit geringem Wassergehalt.
Klasse 4 (Mittelschwer lösbare Bodenarten): Wie bei Klasse 3, jedoch mit größe-
rem Feinanteil.
Klasse 5 (Schwer lösbare Bodenarten): Wie bei Klasse 3 und 4, jedoch mit grö-
ßerem Steinanteil.
Klasse 6 (Leicht lösbarer Fels und vergleichbare Bodenarten)
Klasse 7 (Schwer lösbarer Fels)
Auch die Benennung der einzelnen Bodenarten stellt eine Art von Klassifikation
dar, soll doch der Bodenname Schlüsse (wenn auch ungenaue) auf das Bodenver-
halten erlauben. Man richtet sich dabei in erster Linie nach der Kornverteilung und
benennt den Boden nach der gewichtsmäßig vorherrschenden Kornfraktion, wobei
nachgeordnet vertretene Fraktionen als Adjektive aufgeführt werden (z.B. „Sand,
kiesig, schluffig“ oder „Feinkies, grobsandig“). Man geht dabei davon aus, daß die
gewichtsmäßig vorherrschende Kornfraktion für das Verhalten des betreffenden Bo-
dens bestimmend ist. Allerdings können bei bindigen Böden die Schluff- und Ton-
anteile auch dann bestimmend sein, wenn sie nicht gewichtsmäßig überwiegen. Des-
halb werden für diese Böden die Wassergehalte an der Fließ- und Ausrollgrenze (w L
und wP ) herangezogen, und die Bodenbenennung erfolgt nach ihrer Einordnung im
sog. Plastizitätsdiagramm (siehe Abb. 4.9).
Die vielfältigen Bodenklassifikationen sind reine Konventionen und finden ihre
hauptsächliche Begründung in der Abrechnung von geotechnischen Arbeiten. Ihr
sonstiger Gebrauch wird in dem Maße abnehmen, wie das Bodenverhalten durch Ver-
suche und mathematische Beziehungen (Stoffgesetze) zutreffend beschrieben wird.
4.5 Bodenklassifikation 45