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28.Öst.

Physikolympiade 2009

Bundeswettbewerb II, Wels

Theoretische Aufgabe aus Quanten- und Wärmephysik

Ein heißer Stern


Unsere Sonne, 150 000 000 km von uns entfernt, gilt astrophysikalisch als
relativ unscheinbarer Normalstern. Die Leuchtkraft der Sonne beträgt 4.1026 W,
ihre effektive Oberflächentemperatur 5700 K. Der Radius der Sonne beträgt
696000 km, die Masse 2.1030 kg.
Die Energiequelle in ihrem Innern ist seit ca. 70 Jahren bekannt, Kernfusion, 4
Protonen fusionieren zu Helium im so genannten p-p Zyklus.

Bei heißen Sternen erfolgt die Energieproduktion ebenfalls durch Kernfusion.

Der Ablauf ist jedoch anders, gebunden an Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff.

Dieser so genannte CNO – Zyklus wurde durch Behte und Weizsäcker im vorigen
Jahrhundert vorgeschlagen. Er arbeitet bei höheren Temperaturen effektiver als
der p-p – Zyklus.
Schema:

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Wir untersuchen einen heißen Stern, namens B-Wels, der vom CNO-Zyklus
„angetrieben“ wird.

Unser Stern ist 10x so massereich wie die Sonne, sein Radius ist 4,3 x der
Sonnenradius. Seine Leuchtkraft ist das 7100 fache der Leuchtkraft der Sonne.

Aufgaben
1) Unter der Annahme, dass unsere Sonne durch B-Wels ersetzt wird,
ist die „Solarkonstante“ von Sonne und B-Wels zu vergleichen.
Welche Auswirkungen hätte das auf die Erde ? Berechne dazu die
Oberflächentemperatur der Erde im Falle der Sonne bzw. im Falle
von B-Wels ( ohne Treibhauseffekte !)

2) Berechne die Effektivtemperatur von B-Wels, welche Auswirkungen


hätte das auf das Farbspektrum ? ( sowohl Sonne als auch B-Wels
können als Schwarzer Körper behandelt werden)

3) Berechne mit Hilfe des CNO-Zyklus den Massenumsatz in B-Wels.


( die Neutrinoenergie kann mit 0,9 MeV angenommen werden)

4) Sowohl Sonne als auch B-Wels befinden sich im hydrostatischen


Gleichgewicht

dP G⋅Mr ⋅ρ
=−
dr r2

Berechne ein Obergrenze für die Zentraltemperatur von Sonne sowie


von B-Wels.

Hinweis:

Zur Abschätzung kann angenommen werden:

Die mittlere Dichte des Sterns ist kleiner als seine Zentraldichte.

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Lösungsvorschlag:
1) Berechnung und Vergleich der Solarkonstanten

Leistungsdichte in 150000000 km: A = 4πr 2 = 2,827 ⋅ 10 23 m 2

L
Solarkonstante = Leuchtkraft pro Fläche sol =
A

Im Fall der Sonne: sol = 1410 W/m²

Im Fall von B-Wels: sol = 1,004.107 W/m²

Berechnung einer mittleren Erdtemperatur:

Wir verwenden das Strahlungsgesetz von Stefan-Boltzmann und nehmen


thermodynamisches Gleichgewicht an

Pein = π ⋅ R 2 erde ⋅ sol


Paus = σ ⋅ 4π ⋅ Rerde ⋅ T 4
2

Durch Gleichsetzen und Einsetzen der entsprechenden numerischen Werte


ergibt sich für die Sonne eine Temperatur von 280 K ( etwas zu hoch, da
1410 W nicht den Erdboden erreichen !)

Für den Fall von B-Wels ergibt sich eine Oberflächentemperatur von 2580 K

( Glashauseffekte braucht man hier nicht mehr zu berücksichtigen)

2) Berechnung der Effektivtemperaturen

Anwendung des Stefan - Boltzmann Gesetzes:

4
Lsonne A T
= sonne ⋅ sonne 4 Î TB-wels ca. 25200 K
LB − wels AB − wels TB − wels

( dieser real existierende Stern ist ein so genannter B-Spektraltyp, deswegen


das B im Namen )

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Bestimmung der „Farbe“:
Wir verwenden das Wiensche Verschiebungsgesetz: λ max ⋅ T = 0,002897 mK

Für die Sonne : Maximalabstrahlung bei 510 nm

Für B-Wels: Maximalabstrahlung bei 115 nm ( hartes UV !)

3) CNO – Zyklus

Aus der Grafik ergeben sich die einzelnen Reaktionsschritte, die


entsprechenden Reaktionszeiten werden hier nicht berücksichtigt, nur die
Energiebilanz.

H 11+C 126 → N 137


N 137→C 136 +e + + ν
H 11+C 136 → N 147
N 147 + H 11→O 158
O 158 → N 157+ e + + ν
N 157+ H 11→C 126 + He 42

Durch Aufsummieren aller Reaktionen erhält man:

4 ⋅H 11→ He 42 +2 ⋅ e + + 2 ⋅ν + ∆Q

( )
∆Q = 4 ⋅ 1,0072766⋅ 1,660566⋅10−27 − 4,0015064⋅ 1,660566⋅10−27 − 2 ⋅ 9 ⋅10−31 ⋅ 9 ⋅1016 = 3,9628⋅10−12 J

∆Q ≈ 24,7 MeV

Der Energieverlust durch die Neutrinoabfuhr und der Energiegewinn durch die
Vernichtungsstrahlung sind hier ungefähr gleich groß.

( Es sei darauf hingewiesen, dass die tatsächliche Energieerzeugungsrate


stark temperaturabhängig ist. Sie wird im Wesentlichen bestimmt von der
Reaktion: Stickstoff + Wasserstoff Î Sauerstoff)

Der Kohlenstoff arbeitet hier im Sinne eines Katalysators

Massenverlust pro Zyklus: 4,4172.10-29 kg

Zur Aufrechthaltung der Leuchtkraft von 2,84.1030 W sind ca. 7,2.1041 Zyklen
pro Sekunde notwendig.

Gesamtmassenverlust: 3,2 .1013 kg/s


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4) Abschätzung der Zentraltemperatur

∂P GM r ρ
=−
∂r r2

Zur Abschätzung werden grobe Mittelwerte für Radius, Masse und Dichte
verwendet, dP entspricht der Druckdifferenz von Zentrum und Oberfläche, dr
entspricht dem Radius

M
G⋅ ⋅ρ
Pz − Po 2 G⋅M 2
= → P ≈
2 ⋅ R4
z
R R2
4

2GM
Unter Beibehaltung der mittleren Dichte: Pz = ⋅ρ
R

Das Gas im Zentrum kann als ideal betrachtet werden:

ρz
Pz = ⋅ k ⋅ Tz
µ

2GMµ ρ
⋅ = Tz
Rk ρz

Der Quotient der Dichten ist kleiner als 1 Î

2GMµ
Tz <
Rk

Für die Molekülmasse µ wird hier die Protonenmasse genommen.

Tz < 1,1.108 K

( die tatsächliche Zentraltemperatur liegt bei 4.107 K)

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