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Strahlungsbilanz und

geographische Verteilung

von Christian Wolf

Strahlungsgesetze

Schwarzer Körper, Strahlungsgesetz von Planck

Definition Schwarzer Körper:


Ein Schwarzer Körper absorbiert alles Licht, das auf ihn einfällt, unabhängig von
der Frequenz.Er strahlt im thermischen Gleichgewicht die aufgenommene Leistung
vollständig wieder ab. In diesem Fall gilt für die gemessene Strahlungsleistung das
Plancksche Strahlungsgesetz:

2hc2
Bλ (λ, T ) =  hc

λ5 e KλT − 1

Es ergibt sich folgende Strahlungsverteilung

Abbildung 1: Strahlungsverteilung

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Stefan-Boltzmann Gesetz

Die gesamte Intensität der emittierten Strahlung beträgt

B(T ) = σT 4

mit der Stefan-Boltzmann-Konstante σ = 5, 67 · 10−8 mW


2K4

Wien’sches Verschiebungsgesetz

Das Wien’sches Verschiebungsgesetz gibt welche Wellenlänge bei gegebener Tem-


peratur mit größter Intensität ausgestrahlt wird.

λmax T = A = 2898µmK

Albedo

Die Albedo ist ein Maß für das Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also
nicht selbst leuchtenden Oberflächen. Sie wird bestimmt durch den Quotienten aus
reflektierter zu einfallender Lichtmenge.
Die durchschnittliche Albedo der Erde beträgt A = 0,3 .

Abbildung 2: Albedotabelle

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Die Oberfläche der Erde besteht aus verschiedenen Materialien, deshalb weißt sie
auch keine konstante Albedo auf. An den Polen liegt mehr Schnee, mit hoher Albedo,
am Äquator wird Wasser mit geringer Albedo angestrahlt.
Generell kann man folgende Faustregel aufstellen:
Am Äquator ist die lokale Albedo am kleinsten, in Richtung der Pole steigt sie an.

Abbildung 3: Globale Albedo der Erde

Einfache Energiebilanz

Die Sonne strahlt Energie auf die Erde ein. Ein Teil dieser Energie wird wieder
reflektiert (Albedo.) Somit lässt sich leicht die durchschnittliche auf die Erde ein-
fallende Strahlungsleistung L pro m2 berechnen.

Abbildung 4: Strahlungsbilanz1

E Sun (1 − A)πR2
L= = 240W m−2
4πR2
Unter der Annahme, dass die Erde sich in einem thermischen Gleichgewicht befin-
det, und mit Hilfe des Stefan-Boltzmann Gesetzes kann man die Temperatur der

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Erde T berechen.

Abbildung 5: Strahlungsbilanz2

E(1 − A) · πR2 = σT 4 · 4πR2


r
4 E(1 − A)
⇒T = = 254K

Diese Rechnung liefert eine durchschnittliche Temperatur auf der Erde von T =
254K, das entspricht −19◦ C.
Die gemessene mittlere Temperatur der Erdoberfläche beträgt 15◦ C oder 288K. Für
die Differenz zu dem aus der Solarkonstanten abgeschätzten Wert macht man den
Treibhaus-Effekt verantwortlich. Er berücksichtigt die IR-Absorption der Erdatmo-
sphäre.

Treibhauseffekt

Sonneneinstrahlung und die von der Erde abgegebene Strahlung haben weit von-
einander getrennte Wellenlängen.

Abbildung 6: Wellenlängenverteilung ein- und ausfallender Strahlung

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Tatsächlich weist das Sonnenlicht kein derartig glattes Strahlungsspektrum auf, son-
dern besteht aus vielen einzelnen Energiespektren.
Die in Abb. 6 angegebene Temperatur der Sonne TSun = 5780K ist nur die ef-
fektive Temperatur, die ein schwarzer Srahler haben müsste, um nach dem Stefan-
Boltzman-Gesetz die gleiche Strahlungsleistung zu haben.

Abbildung 7: Solarspektrum

Der Treibhauseffekt kommt zustande, indem man die Atmosphäre als zusätzliche
Schicht in die Strahlungsbilanz mit einbezieht.

Abbildung 8: Treibhauseffekt

Ein Teil der Sonneneinstrahlung wird nicht von der Atmosphäre absorbiert: τs E 0
Die Erde strahlt E g = σTg4 ab, wobei τt E g die Erdatmosphäre ungehindert passiert.
Die Atmosphäre strahlt wieder E a = σTa4 nach oben und unten ab.

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Es ergibt sich die Strahlungsbilanz über der Atmosphäre

E 0 = E a + τs E g

und am Boden
E g = E a + τs E 0
1 + τs
⇒ Eg = E0 , wobeiE g = σT 4
1 + τt
Die Atmosphäre ist fast durchlässig im sichtbaren Bereich (τs = 0, 9) und stark
absorbierend im infraroten Bereich (τt = 0, 2).
s
E 0 (1 + τs )
Tg = 4 = 286K
σ(1 + τt )

Schema der Gesamtstrahlungsbilanz

Auch die Verwendung des Treibhauseffekts stellt nur eine, wenn auch sehr gute,
Näherung der tatsächlichen Strahlungsvorgänge dar. Eine genauere Übersicht liefert
folgende Skizze.

Abbildung 9: Schema der Gesamtstrahlungsbilanz

Globale Strahlung

Als Globale Strahlung G bezeichnet man, die Strahlung, die insgesamt auf die Erde
einfällt.
Sie besteht aus zwei Komponenten:

• der direkten Sonneneinstrahlung I

• der diffusen StrahlungD

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Es gilt

G=I +D

Direkte Sonneneinstrahlung

Die direkte Strahlung I ist abhängig von dem Winkel θ, dem Winkel zwischen der
einfallenden Strahlung und dem Lot auf der Erdoberfläche.

I = I0 cos θ
wobei I0 die strärke der senkrecht einfallenden Strahlung ist.

Abbildung 10: Winkelabhängigkeit der direkten Sonneneinstrahlung

Diffuse Strahlung

Die diffuse Strahlung D entsteht durch Streuung in der Atmosphäre.


Anders als die direkte Strahlung kann sie auch bei bedecktem Himmel beobachtet
werden. Bei wolkenlosem Himmel und hoch stehender Sonne beträgt der Anteil der
diffusen Strahlung an der Gesamtstrahlung nur etwa 10%, bei bedecktem Himmel
verschwindet die direkte Sonneneinstrahlung, die gesamte Globalstrahlung besteht
nur aus diffuser Strahlung.

Geographische Verteilung der globalen Strahlung

Die globale Strahlung ist die Summe der direkten Sonneneinstrahlung und der dif-
fusen Strahlung.
Es ergibt sich folgende geographische Verteilung der globalen Strahlung:

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Abbildung 11: Zusammensetztung der Globalstrahlung

Globale Strahlungsbilanz

Die gesamte Strahlungsbilanz der Erde ist ausgeglichen, nicht jedoch die Bilanzen
der einzelnen Orte. Es gibt 2 Möglichkeiten:

• 1.Möglichkeit:
An dem entsprechenden Ort fällt mehr Strahlung ein, als abgegeben wird.
Die überschüssige Energie wird in Form von Wärme gespeichert. (positive
Nettostrahlung)

• 2.Möglichkeit:
Der Ort strahlt mehr Strahlung ab, als auf ihn einfällt. Der Ort kühlt ab.
(negative Nettostrahlung)

Die Strahlungsaufnahme eines Ortes ist abhängig von:

• der einfallenden Sonnenstrahlung (wird bestimmt durch Jahreszeit und geo-


graphische Breite)

• der Bewölkung, die Strahlung reflektiert

• und der Beschaffenheit der Erdoberfläche, die auch unterschiedliche Albedo


bewirkt

Die Strahlung die ein Ort abgibt, hängt ab:

• von der Wärme (Temperatur) der Erdoberfläche

• von der Art der Erdoberfläche (unterschiedliche Oberflächen - wie Sand, Was-
ser oder Wald - haben unterschiedliche Fähigkeiten langwellige Strahlung ab-
zugeben)

• Die Bewölkung beeinflusst die Ausprägung der Gegenstrahlung. So verursacht


eine geringe Bewölkung eine hohe effektive Ausstrahlung, da kaum Reflexion
statt findet.

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Abbildung 12: Globale Verteilung der einfallenden Strahlungsleistung

Abbildung 13: b: absorbierte , c: abgegebene, d: NettoStrahlung

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Folgen

Jeder Ort hat eine andere Strahlungsbilanz. Die polaren Regionen haben im langjähri-
gen Mittel ein Strahlungsdefizit, weil sie ein halbes Jahr lang gar keine Einstrah-
lung haben (Polarnacht). Die tropischen Regionen haben ein Strahlungs- und Ener-
gieüberschuss, weil sie das ganze Jahr über gleichmäßig stark beschienen werden.
Um die ungleiche Energieverteilung auf der Erde auszugleichen, muss Energie von
den niederen Breiten in die hohen Breiten transportiert werden.

Die Abhängigkeit der Nettostrahlung von der geographischen Breite zeigt auch fol-
gende Abbildung:

Abbildung 14: Abhängigkeit der Nettostrahlung

Dieser Energietransport ist die Ursache unseres Wetters:


Winde und Meeresströmungen

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Abbildungen entnommen aus

• Abb.1,4,5,6,8: Atmospheric Radiation: Molecules, Aerosols and Clouds (Lec-


ture 1)

• Abb.2: unbekannte Quelle

• Abb.3,12,13: José Pinto Peixoto,Abraham H. Oort: Physics of climate, Springer-


Verlag New York, LLC

• Abb.7: Fritz Möller: Einführung in die Meteorologie (Band 2),Bibliogr. Inst.Mannheim


+ Brockha, 1998

• Abb.9: L. Bergmann, C. Schaefer und W. Raith: Lehrbuch der Experimental-


physik, Band 7, Erde und Planeten, Walter de Gruyter, 2001

• Abb.10: Internetvorlesung, von W. Mauser, http://www.geographie.uni-muenchen.de

• Abb.11: W. Weischet: Einführung in die Allgemeine Klimatologie. B.G. Teub-


ner Stuttgart 1988

• Abb.13: http://www.m-forkel.de/klima/strahlungshshlt.html

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