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Studienkolleg (M-/ T-Kurs) – Chemie –

(BS) Kernchemie und Radioaktivität (Lösungen)

Radioaktivität (Nuklidstabilität) – Aufgabe 1 – (Übungen)

a) Woraus besteht α-Strahlung, β––Strahlung und γ-Strahlung?


Lösung:
α-Strahlen sind Materiestrahlen aus Helium-Kerne, also 42He.

β--Strahlen sind Materiestrahlen aus Elektronen, also 𝑒 − .

γ-Strahlen sind elektromagnetische Strahlen aus angeregten Kernzuständen.

b) Ab welcher Ordnungszahl sind die schweren Kerne α -Strahler?


Lösung:
Alle Nuklide ab Blei (Pb) sind instabile Radionuklide und ab hier kommt es vermehrt zu α-Strahlern,
also alle Kerne oberhalb 82Pb. Durch die Größe des Nuklides überwiegt die Elektrostatische
Abstoßung von weiter auseinanderliegenden Protonen über die starke Kernkraft; das Nuklid ist nicht
mehr stabil und Zerfällt.

c) Formulieren Sie je einen Kernprozess, für einen α –Strahler, einen β––Strahler, einen
β+ –Strahler sowie für einen K-Einfang (ε) und erläutern Sie welche
Voraussetzungen im Nuklid vorliegen, sodass es zu den jeweiligen Kernprozessen
kommt.
Lösung:
𝐴 𝐴−4 4 226 222
α-Zerfall: 𝑍X → 𝑍−2𝑌 + 2HE Bsp.: 88Ra → 86Rn + 42HE
(Erklärung siehe unter b)

𝐴 𝐴 137 137
β--Zerfall: 𝑍X → 𝑍+1𝑌 + 𝑒− Bsp.: 55Cs → 56Ba + 𝑒−

Zu diesem Zerfallstyp kommt es bevorzugt, wenn ein ungünstiges Verhältnis der Protonen zu
Neutronen vorliegt. In diesem Falle, wenn zu viele Neutronen im Nuklid vorliegen (oberhalb der
Stabilitätszone).

Zerfall: 𝐴𝑍X → 𝐴
𝑍−1𝑌 + 𝑒+ Bsp.: 40
19𝐾 → 40
18𝐴𝑟 + 𝑒+

Zu diesem Zerfallstyp kommt es bevorzugt, wenn ein ungünstiges Verhältnis der Protonen zu
Neutronen vorliegt. In diesem Falle, wenn zu viele Protonen im Nuklid vorliegen (unterhalb der
Stabilitätszone).

𝐴 𝐴 7
ε (K-Einfang): 𝑍X + 𝑒− → 𝑍−1𝑌 Bsp.: 4𝐵𝑒 + 𝑒 − → 73𝐿𝑖

Seltener Zerfallstyp, die Bedingungen sind aber ähnlich wie im oberen Fall, also, wenn ein ungünstiges
Verhältnis der Protonen zu Neutronen vorliegt. Meist, wenn deutlich zu viele Protonen im Nuklid
vorliegen.

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Kernchemie (Nuklidstabilität) – Aufgabe 2 – (Übungen)

Bei Kernreaktionen wird meist eine riesige Energie frei.

a) Definieren Sie die Begriffe Kernfusion und Kernspaltung und geben Sie jeweils
Beispiele mit Kerngleichungen an.
Lösung:
Unter Kernfusion versteht man die Verschmelzung leichter Atomkerne zu schwereren Kernen.
Kernfusion ist eine spezielle Form der Kernumwandlung, bei der Energie freigesetzt wird. Dieser
Prozess findet z.B. in Sternen statt. Hierbei werden z.B. die schwereren Elemente (bis Eisen) gebildet.

2
1H + 31H → 42HE + 10n

Durch Beschuss mit langsamen Neutronen können schwere Atomkerne (z. B. Uran, Plutonium) in
leichtere Atomkerne aufgespalten werden (Kernspaltung). Dabei wird viel Energie abgegeben
(Kernbindeenergie; Massendefekt) sowie wiederrum Neutronen freigesetzt. Somit kann es zu
Kettenreaktionen kommen. Es handelt sich also um den Zerfall eines schweren Kerns in zwei
leichtere Nuklide.

235
92U + 10n → 90
36Kr + 143 1
56Ba + 3 0n

b) Erklären Sie die Ursache und Herkunft der jeweiligen Energiefreisetzung unter
Verwendung der Abbildung möglichst genau?

Lösung:
Die Ursache für die Energiefreisetzung besteht in beiden Fällen in der Umformung von Masse in
Energie. Die Masse der Ausgangskerne ist größer als die Masse der entstehenden Kerne
einschließlich der freiwerdenden Neutronen oder anderen Nukleonen. Es tritt ein Massendefekt auf.
Die Verringerung der Masse als Energiefreiwerdung entspricht der Beziehung 𝑬 = 𝒎 ∙ 𝒄𝟐 .
Es werden in beiden Fällen Nuklide gebildet, die eine größere Stabilität haben, denn der
Energiebetrag, der dem Massendefekt entspricht, bestimmt die Kernbindungsenergie der einzelnen
Nuklide untereinander. Diese Kernbindeenergie pro Nukleon ist in der Abbildung gegen die
Massenzahl aufgetragen. Man sieht, dass die höchste Bindeenergie im Bereich von Eisen (Fe) liegt.
Hieran lässt sich ableiten, dass Kernspaltungen von schweren Kernen von rechts des Graphen in
kleinere Kerne bis theoretisch etwa Fe möglich, von links im Graphen kann durch Kernfusion bis etwa
Fe eine höhere Stabilität erreicht werden.
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Kernchemie (Massendefekt) – Aufgabe 3 – (Übungen)

Das Nuklid 230


90Th (Thorium) zerfällt durch α –Emission zu 88Ra (Radium).
226

Atommassen: 230
90Th = 230,033131 u 226
88Ra = 226,025406 u 4
2He = 4,002603 u

Material:
a) Welche Energie (in Joule und in MeV) wird frei? 𝑘𝑔 ∙ 𝑚 2
1𝐽 =
𝑠2

1𝑢 = 1,660540 ∙ 10−27 𝑘𝑔

𝑒𝑉 = 1,60218 · 10−19 𝐽

Lösung:
∆𝑚 = [𝐴𝑟 230 226 4
90Th ] − [𝐴𝑟 88Ra ] − [𝐴𝑟 2He ]
⇒ ∆𝑚 = (230,033131 − 226,025406 − 4,002603) 𝑢 = 0,005122 𝑢
𝐸 = 𝑚 ∙ 𝑐2 ⇒ ∆𝐸 = ∆𝑚 ∙ 𝑐 2

1𝑢 = 1,660540 · 10−27 𝑘𝑔; 𝑐 = 2,997925 · 108 𝑚/𝑠

∆𝐸 = (1,660540 · 10−27 𝑘𝑔/𝑢) ∙ (2,997925 · 108 𝑚/𝑠)2 = 1,49242 · 10−10 𝐽/𝑢

Eingesetzt: ∆𝐸 = 0,005122 𝑢 ∙ 1,49242 · 10−10 𝐽/𝑢 = 7,64 ∙ 10−13 𝐽

1,49242·10−10 𝐽/𝑢
In MeV: ∆𝐸 = ∆𝑚 ∙ 1,60218·10−19 𝐽/𝑒𝑉

Eingesetzt: ∆𝐸 = ∆𝑚 ∙ 931,494 · 106 𝑒𝑉/𝑢 = ∆𝑚 ∙ 931,494 𝑀𝑒𝑉/𝑢

𝑀𝑒𝑉
∆𝐸 = 0,005122 𝑢 ∙ 931,494 = 4,771 𝑀𝑒𝑉
𝑢

Es wird eine Energie von 7,64∙10-13 J (bzw. 4,771 MeV) frei.

a) Bestimmen Sie die Zerfallsreihe des 230


90Th (Thorium) und rekonstruieren Sie den
Zerfallsverlauf vom Mutternuklid dieser Reihe, wenn Sie als erstes von α–Zerfall ausgehen.
230 230
90Th ⟹ A=230 ⟹ 4
= 57,5 (𝑏𝑧𝑤. 57 + 𝑅𝑒𝑠𝑡 2)

Das Nuklid 230


90Th (Thorium) folgt der 4n+2-Reihe (Uran-Radium-Reihe). Das ursprüngliche
Mutternuklid ist 238 206 -
92U (Uran), das Endnuklid 82Pb . Bis zum Radium müssen 3 α und 2 β -Zerfälle
stattfinden.
238 234
92U → 90Th + 42HE (α-Zerfall)

234 234
90Th → 91Pa + −10e (β--Zerfall)

234 234
91Pa → 92U + −10e (β--Zerfall)

234 230
92U → 90Th + 42HE (α-Zerfall)

230 226
90U → 88Ra + 42HE (α-Zerfall)

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