100.

Ausgabe 100 (03/19)

Mai – Juli 2019
€ 6,50 (DE) • € 7,00 (EU)
ISSN 1619-9421

www.blickpunktmusical.de
AUSGAB
E

Der Mann mit dem Lachen

Opulentes Kunststück in Dresden
03

Jacob und Wilhelm – Weltenwandler in Hanau The Band in Berlin mit Interviews
806507

WIR in Hamburg Der Hase mit den Bernsteinaugen in Linz

4 195944

Jason Robert Brown in Concert in London Disneys Aladdin im Kino mit Interviews
EIN HAUCH VON VENUS
(ONE TOUCH OF VENUS)
Musical Comedy in zwei Akten
Musik von Kurt Weill | Gesangstexte von Ogden Nash
Buch von S. J. Perelman und Ogden Nash
Nach »The Tinted Venus« von F. Anstey
Deutsch von Roman Hinze
Ab 22. Juni 2019
an der Staatsoperette Dresden
Musikalische Leitung Peter Christian Feigel | Inszenierung Matthias Davids |
Bühnenbild Hans Kudlich | Kostüme Judith Peter | Licht-Design Guido Petzold
Choreografie Francesc Abós | Einstudierung Chor Thomas Runge
Venus Johanna Spantzel | Rodney Hatch Jannik Harneit |
Whitelaw Savory Christian Grygas | Molly Grant Winnie Böwe |
Taxi Black Marcus Günzel | Stanley Gerd Wiemer | Gloria Kramer Beate Korntner |
Mrs. Kramer Silke Richter | Zuvetli Markus Liske | Polizeileutnant Dietrich Seydlitz
Ballett, Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden
www.staatsoperette.de
ü
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29
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Inhalt
Ausgabe 100, Nr. 03/19, Mai – Juli 2019
… kurz vorweg
Liebe Leser,
wir freuen uns, Ihnen unsere 100. Aus-
gabe der blickpunkt musical präsentie-
ren zu können! Seit 10 Jahren – einem
Großteil der 17 Jahre, die das Fachma-
gazin auf dem Markt ist – gestalten wir
mit Ihnen gemeinsam die blickpunkt
musical. Das macht uns dankbar und
auch stolz. Lesen Sie außerdem, wie
einer unserer Redakteure den Beginn
seiner Arbeit für die blickpunkt musical
erlebte. Und falls Sie sich nicht mehr
an unsere Titelbilder erinnern, finden
Sie in der Heftmitte alle 100 Cover im
Blick. Doch wir ruhen uns nicht auf
vermeintlichen Lorbeeren aus, sondern
arbeiten weiter und freuen uns über
Ihre Anregungen und Kritik.
Auf 96 Seiten stellen wir Ihnen einen
bunten Querschnitt durch Musical-
schaffen im deutschsprachigen Raum
vor: zwischen Longrun-Produktion, Re-
pertoiretheater, Kammerspiel und Frei-
lichtbühne. Wir freuen uns über den
Mut der Stadttheater, Uraufführungen
auf die Bühne zu bringen – seien sie
emotionales, opulentes Glanzstück wie
unser Topthema, ein nachdenklicher
Blick in die Geschichte einer Familie,
spritzige musikalische Komödie oder
intelligentes, fantasievolles Spiel mit
Märchengeschichte – alles Original-
musicals.
Zuweilen wurden wir in dieser Aus-
gabe mit der Frage konfrontiert: Was
alles ist Musical? Manche Produktion
dehnt – zweifellos mit einem unter-
haltsamen Ansatz – die Grenzen aus.
Solange eine Geschichte mit Musical-
elementen erzählt wird, sind wir offen
für Neues und Grenzüberschreitendes.
Doch nicht immer ist die Einordnung –
Musical oder Entertainment? – einfach.
Fast wie in den 1950er Jahren erlebt
Musical- und auch der Musikfilm mit
Live-Performance ein Revival. Disney
hat es sich zum Ziel gesetzt, seine er-
folgreichen Zeichentrickfilme als Real-
verfilmungen für das heutige Publikum
noch greifbarer zu machen. Wir wei-
sen in dieser Ausgabe auf die gelun-
gene Umsetzung eines Märchens aus
»Tausendundeine Nacht« hin, ergänzt
durch Interviews mit Darstellern und
dem Komponisten.
Wir wünschen Ihnen nun viel Freu-
de beim Lesen der 100. Ausgabe
(03/2019).
Herzlichst, Ihr
Oliver Wünsch und die Redaktion der
blickpunkt musical
Titelfoto:
»Der Mann mit dem Lachen« Dresden
Foto: Stephan Floss
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Inhalt
100. AUSGAB
E
Topthema Vis-à-Vis
6 UA Der Mann mit dem Lachen 21 Übersetzerin Ruth Deny zu »The Band« Berlin
in der Staatsoperette Dresden 20 Heike Kloss über ihre Rolle als Zoe in »The Band« Berlin
Musicals in Deutschland 72 Mena Massoud über die Titelrolle im Disney-Film
»Aladdin«
30 Disneys Aladdin am Palladium Theater Stuttgart
73 Komponist Alan Menken über den Disney-Film »Aladdin«
26 Chess am Theater Regensburg 18 Laura Saleh über ihre Rolle als junge Zoe in »The Band« Berlin
22 DSE Cirque du Soleil Paramour 70 Naomi Scott über ihre Rolle als Jasmine im
in der Neuen Flora Hamburg Disney-Film »Aladdin«
32 Everyman am Theater Pforzheim
10 UA Jacob und Wilhelm – Weltenwandler blick.winkel
Brüder Grimm Festspiele Hanau 38 100 Ausgaben blickpunkt musical:
28 Jesus Christ Superstar Stephan Drewianka, Redakteur der ersten Stunde
im Theater am Marientor Duisburg
40 100 Titelseiten im Blick
16 DSE The Band am Theater des Westens Berlin
Rubriken
34 DEA Whistle Down the Wind
am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium Gießen
60 Einspielungen
14 UA WIR im Schmidtchen Hamburg 56 Premierenblick•
36 Neues aus Deutschland 94 Neu auf unitedmusicals.de, Ausblick &
Musicals in Österreich Impressum
52 DSE Be More Chill im MUK.theater Wien 26
46 Daddy Long Legs auf Tour im Brick-5 Wien
44 UA Der Hase mit den Bernsteinaugen
am Landestheater Linz
50 Evita am Stadttheater Klagenfurt
51 next to normal am Vienna‘s English Theatre
48 Wally: Emilie – Wiederaufnahme im Brick-5 Wien
54 Neues aus Österreich
Musicals in Europa
77 Edith Piaf und Marlene Dietrich
in der MAAG Halle Zürich
83 FEA Guys and Dolls am Théâtre Marigny Paris 77
82 UA Le Livre de la Jungle
im Grand Théâtre de la Ville Luxembourg
80 UA Resort am Konzert Theater Bern
78 CHEA Young Frankenstein
im Theater am Hechtplatz Zürich
76 Neues aus Europa
Musicals in den USA
86 Ain‘t Too Proud am Broadway
90 Be More Chill am Broadway
88 Kiss Me, Kate Revival am Broadway
84 Neues aus den USA 46
Musicals in Großbritannien
91 Neues aus Großbritannien
Konzert & Entertainment
92 An Evening With Jason Robert Brown and
Special Guests in London
62 Musicals in Concert – 25 Jahre Musical
im SI-Centrum Stuttgart
Film & Fernsehen
Abb. oben:
66 Aladdin als Disney-Realverfilmung 1. »Chess« Regensburg
74 Rocketman – Elton Johns musikalische Biographie Foto: Jochen Quast
2. »Edith Piaf und Marlene Dietrich – Das Musical« Zürich
Foto: Antonin Kratochvil
3. »Daddy Long Legs« Wien
Foto: Fabian Holoubek
5

Nichts ist so, wie es scheint
Uraufführung von »Der Mann mit dem Lachen« an der Staatsoperette Dresden
Abb. oben:
Gwynplaine (Jannik Harneit, Mitte)
offenbart dem Oberhaus (Ensemble)
sein wahres Gesicht
Foto: Stephan Floss
Der Mann mit dem Lachen
Frank Nimsgern / Alexander Kuchinka /
Tilmann von Blomberg
Staatsoperette Dresden
Kraftwerk Mitte
Uraufführung: 27. April 2019
Regie ........................ Andreas Gergen
Musik. Leitung .... Peter Christian Feigel
Arrangements &
Orchestrierung ........ Matthias Suschke,
Frank Nimsgern,
Peter Christian Feigel
Choreinstudierung ....... Thomas Runge
Choreographie .... Simon Eichenberger
Bühnenbild .................... Sam Madwar
Kostüme ........................... Uta Loher &
Conny Lüders
Sounddesign ....... Martin Wingerath &
Clemens Wannemacher
Gwynplaine ................. Jannik Harneit
Dea .............................. Olivia Delauré
Ursus ............................. Elmar Andree
Barkilphedro ............. Christian Grygas
Herzogin Josiane
Darnley ........................... Anke Fiedler
Dr. Hardquannone ...... Bryan Rothfuss
Anne Stuart, Königin
von England ................ Angelika Mann
Sarah Churchill .............. Anne Schaab
Gernardus ...................... Markus Liske
Aelfred ............................... Jürgen Mai
Lord Clancharlie ........... Hauke Möller
Vorleser der Königin /
Höfling ................. Friedemann Condé
Maler Michael Dahl .... Dietrich Seydlitz
Ballett & Chor
der Staatsoperette Dresden
ü 6
Topthema
V
ictor Hugo hat mit »Der Glöckner von Notre
Dame« und »Les Misérables« bereits zwei monu-
mentale Vorlagen geliefert, die nicht nur zu Filmen,
sondern auch Musicals inspiriert haben. 150 Jahre
nach dem Erscheinen seines epochalen Werkes »Der
Mann mit dem Lachen« (»L‘homme qui rit«) feierte das
gleichnamige Musical an der Staatsoperette Dresden
Uraufführung. Fast drei Jahre haben Komponist Frank
Nimsgern, Autor Tilmann von Blomberg und Liedtex-
ter Alexander Kuchinka an dem Auftragswerk – ange-
regt durch Intendant Wolfgang Schaller – gearbeitet,
ehe sie unter der Regie von Andreas Gergen ihr Kunst-
stück in die Freiheit entlassen haben. Die umfangrei-
che Arbeit hat sich gelohnt. Mit der Uraufführung ist
es ihnen erfolgreich gelungen, den Zuschauer in eine
historisch prahlerische Welt voller Licht und Schatten
zu entführen, ohne dass man das Gefühl bekommt,
von dieser erschlagen zu werden.
Ein Kunststück ist es deswegen, weil es Tilmann
von Blomberg geschafft hat, ein Werk von über 800
Seiten, welches sich auf einen Zeitraum von fünf Jahr-
zehnten erstreckt, so zu kürzen, dass eine bühnentaug-
liche Länge mit einer speziellen Würze an Dramaturgie
entstanden ist, ohne dabei die Historie oder die Kern-
aussagen Hugos essentiell zu verändern.
Die Geschichte beginnt mit einem gesprochenen
Prolog, der verwirrend erscheint, sich mit der Zeit
aber immer mehr in das Gesamtgefüge integriert und
die Erzählung komplettiert. Im Mittelpunkt steht
Gwynplaine (Jannik Harneit), dessen Gesicht als
Junge chirurgisch zu einem Dauergrinsen entstellt
wurde. Zurückgelassen im bitterkalten Wintersturm,
verdammt, zu sterben, erbarmt sich der Gaukler Ur-
sus (Elmar Andree) seiner. Ebenso nimmt er sich des
blinden Babys an, welches der Junge gefunden hat,
und nennt es Dea (Olivia Delauré). Beiden bringt er
das Schaustellerhandwerk bei und erfolgreich reisen sie
von Ort zu Ort. So landen sie 1705 in England auf
einem Londoner Jahrmarkt, auf dem sich das Volk
verlustiert. Obwohl zufrieden mit dem beschaulichen
Leben, träumt Gwynplaine von ›Oben‹, dem Licht und
der Wärme, die es verspricht, nicht willens, nur auf
seinen Platz verwiesen zu sein. Zumal eine hübsche,
wohlhabende Dame bei der letzten Vorführung seine
Aufmerksamkeit erregt hat. Einer sich erfüllenden Pro-
phezeiung gleich, wird er am nächsten Tag von Beam-
ten in Begleitung von einem Gerichtsdiener grundlos
verhaftet. Jedoch nicht, um im Tower von London zu
landen, sondern vielmehr, um in reich verzierten Ge-
mächern eines Schlosses von Barkilphedro (Christian
Grygas) über ›Die Wahrheit‹ seiner eigentlichen Her-
kunft aufgeklärt zu werden. So stellt sich heraus, dass
Gwynplaine der verlorene Sohn des ermordeten Lords
Clancharlie und Erbe eines unfassbaren Vermögens ist.
Gernardus (Markus Liske), einer der Räuber, erkannte
den Jungen von damals im »Lachenden Mann« wie-
der und beichtete für die Rettung seiner Seele die ver-
gangene Schandtat. Gwynplaine glaubt sich im sieb-
ten Himmel. Nur die wohlmeinende Zurückweisung
durch den Beamten der Admiralität, Ursus und Dea
auch in das Schloss zu holen, lässt ihn kurz zögern.
Selbige sind fassungslos von der Gefangennahme
ihres Sohnes und Geliebten. Wenig später werden sie
der Hexerei beschuldigt und von Barkilphedro aufge-
fordert, binnen einer Woche das Land zu verlassen. Auf
Gwynplaine bräuchten sie nicht warten, dieser sei tot.
Ursus glaubt, die Träumereien seines Ziehsohnes sei-
en dafür verantwortlich und ›Nur kein Ehrgeiz‹ rette
einen vor der Willkür der herrschenden Klasse.
Der neue Lord ahnt von alledem nichts, ist viel-
mehr von Stolz und Glück beseelt, nachdem er bei den
Streifzügen durch das Schloss auf einen alten Fami-
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

lienstammbaum stößt. Wenig später begegnet er der
Dame vom Jahrmarkt wieder, die sich als Herzogin
Josiane (Anke Fiedler), Halbschwester von Königin
Anne (Angelika Mann) und Treuhänderin seines Ver-
mögens, entpuppt. Diese offenbart ihm, dass sein Aus-
sehen ›Das ist, was mich erregt‹, und schlussendlich
verbringen sie eine leidenschaftliche Nacht miteinan-
der. Jener Umstand erfreut Englands Monarchin aufs
Äußerste und sie verkündet kurzerhand die Verlobung
der beiden. Ebenso soll Barkilphedro für seine uner-
müdlichen Mühen ein Adelstitel zuteilwerden, sobald
der neue Lord als Peer von England in das Oberhaus
eingeführt wurde.
Auf der Verlobungsfeier wird Gwynplaine ein Brief
zugesteckt mit der Warnung, dass nichts so ist, wie
es scheint, in dem um ein geheimes Treffen gebeten
wird. Im ersten Moment gerät das Schriftstück in Ver-
gessenheit, bis sein Diener Aelfred (Jürgen Mai) nach
dem Servieren des Abendessens scheinbar versehent-
lich eine alte Zeitung liegen lässt. In dieser steht, dass
sein Vater bis zuletzt ein überzeugter Republikaner ge-
wesen ist und nicht, wie sein neuer Freund behauptet
hat, ein ergebener Royalist. Daraufhin macht sich der
ehemalige Gaukler des Nachts auf den Weg zu Lon-
dons Richtplatz, wo er auf Dr. Hardquannone (Bry-
an Rothfuss) trifft, der Chirurg, der ihn als Kind so
furchtbar entstellt hat. Gegen eine Belohnung offen-
bart dieser ihm ›Die Mär, die man erzählt‹ und Gwyn-
plaine steht alsbald vor einem Scherbenhaufen. Erst
Dea vermag es, ihm sein inneres Gleichgewicht, Mut
und Entschlossenheit zurückzugeben. Denn ›Hässlich
ist, wer Böses tut‹.
Am Ende ist es Ursus, der für seine gute Handlung
zu Beginn des Stücks die wertvollste Belohnung er-
hält: eine vereinte Familie. Es ist nicht alles Gold, was
glänzt, und die wahren Reichtümer liegen oftmals im
Verborgenen.
blickpunkt musical 03/19,
ü Mai – Juli 2019
Topthema
Ein Kunststück ist das Werk auch deshalb, weil Abb. unten von oben links:
die Kompositionen von Frank Nimsgern, vielfältig 1. Barkilphedro (Christian Grygas, l.)
und harmonisch ineinander übergreifend, das Musi- warnt Gwynplaine (Jannik Harneit, r.)
vor unüberlegten Handlungen
cal zu einem überzeugenden Erlebnis werden lassen.
2. Königin Anne Stuart (Angelika
Neben den barocken Elementen, die die Zeit von Mann, vorne) erhält Zuspruch und
Königin Anne widerspiegeln, stechen ebenso rockige eine Massage von ihrer besten
an »Queen« erinnernde Melodien (›Ein Freak, ein Freundin Sarah Churchill (Anne
jämmerlicher Wicht‹) hervor. Bei den Hauptakteuren Schaab, hinten)
3. Gwynplaine (Jannik Harneit) fragt
finden sich motivartige Wiederholungen, die für einen
Dea (Olivia Delauré), was für eine
melodischen roten Faden sorgen und den Figuren zu- Art von Liebe sie für ihn empfindet
sätzliche Tiefe und musikalische Einzigartigkeit verlei- 4. ›Ich bin das Volk‹ – Gwynplaine
hen. Zwischen Anlehnungen an Oper, romantischer (Jannik Harneit, Mitte) bietet dem
und klassischer Orchestrierung, gepaart mit Klängen englischen Oberhaus (Ensemble)
aus Popmusik und modernem Musical, swingt man Paroli
Fotos (4): Stephan Floss
mit, wenn die Beamten der Admiralität bei ›Englands
Stolz‹ ihre Formulare abstempeln. Neben den klassi-
schen Instrumenten kommen auch Keyboard, E-Gi-
tarre, E-Bass und das Drum-Set zum Einsatz. Trotz
des bunten Mixes schafft es Nimsgern, in Zusammen-
arbeit mit Matthias Suschke, der für Orchestrierung
und Arrangement verantwortlich zeichnet, und Peter
Christian Feigel, der die musikalische Leitung inne-
hat, ein harmonisches Gesamtkunstwerk zu kreieren,
in dem den einzelnen Stimmen der Darsteller wie auch
dem Chor Rechnung getragen wird. Dieser rundet
die Atmosphäre noch einmal ab, indem er als griechi-
scher Chorus kommentiert und gleichzeitig mit in die
Handlung eingewoben ist.
Die Liedtexte von Alexander Kuchinka bilden das
Bindeglied zwischen Buch und Musik und passen sich
beidem in hervorragender Weise an. Der Sprachduk-
tus von Tilmann von Blomberg wird weitergeführt.
Dadurch werden Eigenarten der damaligen Zeit wie-
dergegeben und gleichzeitig alles so modernisiert, dass
man sich nicht nur inhaltlich sowie emotional mit den
Protagonisten identifizieren kann, sondern sich selbst
als Teil der Geschichte wiederfindet.
7

Abb. von oben links:
1. Ursus (Elmar Andree) freut sich
über den spanischen Quatrupel und
prüft ihn auf seine Echtheit
2. Die Geschichte nimmt mit einer
unheilvollen Verkündung ihren Lauf
(Ensemble)
3. Gwynplaine (Jannik Harneit, l.)
erkundet mit seinem Diener Aelfred
(Jürgen Mai, r.) das Schloss und
erblickt sich mit makellosem Gesicht
auf einer alten Darstellung des
Familienstammbaumes
4. Dea (Olivia Delauré) lässt sich
trotz ihrer Blindheit nicht die
Freude am Leben nehmen
Fotos (4): Stephan Floss
8 ü
Topthema
Andreas Gergen setzt bei der Inszenierung auf
opulente Bilder, die sowohl der Handlung als auch der
Musik in nichts nachstehen. Jeder und alles bekommt
seinen Raum und an passenden Stellen wird verdich-
tet. Das Bühnenbild von Sam Madwar unterstützt
dieses Vorgehen dahingehend, dass das Metallgerüst
gleichzeitig Handlungsort, Rahmen wie auch Tor
zu tieferen Geschehnissen ist. Durch die Drehbüh-
ne wechseln die Fassaden von jetzt auf gleich, Licht
und Projektionen lassen das Publikum lebendig am
Geschehen teilnehmen. Die Kostüme von Uta Loher
und Conny Lüders sind raffiniert einfach. Keine Kos-
tümschlacht, wie man es für die barocke Zeit erwarten
würde, sondern zeitlos geschnitten und ebenso wan-
delbar wie das Bühnenbild. Mit wenigen Zusätzen
wird aus dem Volk die Dienerschaft und aus Gwyn-
plaine dem Gaukler Gwynplaine der Lord. Die Cho-
reographie von Simon Eichenberger bindet das Ballett
der Staatsoperette Dresden wundervoll mit ein. Die
Bewegungen aller haben dabei eine Natürlichkeit,
die es dem Zuschauer möglich macht, direkt in das
Geschehen einzutauchen und sich als Teil des großen
Ganzen zu fühlen in spannender Erwartung, wie es
weitergeht und welche Geschichten hinter den Ge-
schichten noch verborgen liegen.
Die Darstellerriege setzt sich fast ausschließlich aus
dem eigenen Ensemble des Dresdner Operettenhauses
zusammen. Jannik Harneit brilliert als »Der Mann mit
dem Lachen«, Gwynplaine, in dem er jede Situation
und Emotion auf den Punkt genau darstellt und sie
nicht nur spielt, sondern lebt. Gesanglich erreicht er
jede Tonlage und im Duett ›Mit dir‹ mit Olivia De-
lauré (Dea) zaubern beide eine poetische, romantische
Stimmung, die berührt und dabei in keiner Weise dem
Kitsch verfällt. Elmar Andree (Ursus) hat keinerlei
Schwierigkeiten damit, die tiefen Töne volltönig dar-
zubieten. Es wirkt nicht gepresst, sondern zieht den
Zuhörer in seinen Bann, verbindet man den Klang
doch zum Teil mit den anderen Werken, die auf Hu-
gos Schaffen beruhen. Christian Grygas ist die Rolle
des Bösewichts wie auf den Leib geschneidert. Dabei
schafft er die Wandlung vom ehrenvollen Diener der
Königin und ratgebenden Freund Gwynplaines zum
rachedurstigen Mann, dessen traumatisches Kindheits-
erlebnis ihn auf diese dunklen Pfade führte, mühelos.
Als i-Tüpfelchen konnten Angelika Mann als un-
beirrte Monarchin Englands – die zur rechten Zeit
einen sehr trockenen, doch nicht weniger passenden
Humor anbietet – und Anke Fiedler als Herzogin Jo-
siane – die für ihre Ziele über Leichen gehen würde –
gewonnen werden.
Dass in der Zwischenzeit in London und Seoul
ebenfalls Musical-Adaptionen von »Der Mann mit
dem Lachen« spielten, zeigt, dass das Auftragswerk der
Staatsoperette Dresden aktueller ist denn je. Egal, in
welcher Epoche Hugos Werk spielt, so sind die Kern-
aussagen manchmal schon erschreckend klar auf die
heutige Zeit übertragbar und diese Mischung aus Ver-
gangenheit und Gegenwart einzufangen, ist allen Be-
teiligten vollauf gelungen.
Eva Baldauf
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
 #WeAreMusical

DAS MUSICAL BUCH

Titus Hoffmann
MIT DEN HITS VON Christian Struppeck
RAINHARD REGIE
FENDRICH Andreas Gergen
Foto VBW © Oliver Gast 2018

AUSTRIA .MUSICALVIENNA . AT

Wahre Magie! »Jacob und Wilhelm – Weltenwandler« uraufgeführt
bei den Hanauer Brüder Grimm Festspielen
Während Jacob Grimm (Jonas Hein, l.) Tredecima (Carolin Fortenbacher, 2.v.l.) zu erklären versucht, dass er die Märchen mit dem Buch
retten will, wird Wilhelm Grimm (Peter Lewys Preston, r. Mitte) von den Märchenfiguren (v.l.:) Dummling (Claudio Gottschalk-Schmitt),
Ilsebill (Luisa Rhöse), Pechmarie (Katharina Beatrice Hierl), Der böse Wolf (Lukas Haiser) festgenommen
Foto: Brüder Grimm Festspiele Hanau / Hendrik Nix
Jacob und Wilhelm –
Weltenwandler
Marc Schubring / Kevin Schroeder
Brüder Grimm Festspiele Hanau
Amphitheater Schloss Philippsruhe
Uraufführung: 10. Mai 2019
Regie ....................... Jan Radermacher
Co-Regie &
Choreographie ............ Bart De Clercq
Musikalische Leitung ... Pascal Kierdorf
Arrangements &
Orchestrierung ........... Markus Syperek
Bühnenbild ................ Tobias Schunck
Kostüme ............................. Ulla Röhrs
Maske ...................... Wiebke Quenzel
Licht ........................ Steven Stratford &
Oliver Ehmes
Ton ............................. Daniel Holland
Jacob Grimm ..................... Jonas Hein
Wilhelm Grimm .... Peter Lewys Preston
Tredecima .......... Carolin Fortenbacher
Thalia ................. Maria-Danaé Bansen
Marie Hassenpflug .... Janne Marie Peters
Dortchen Wild ................ Laura Pfister
Dummling ............................... Claudio
Gottschalk-Schmitt
Froschkönig u. a. .......... Nikko Forteza
Bohne / Sterntaler ......... Johanna Haas
Der böse Wolf / Ludwig
Hassenpflug .................... Lukas Haiser
Rapunzel / Pechmarie .......... Katharina
Beatrice Hierl
Ilsebill / Schwester ........... Luisa Rhöse
ü 10
Musicals in Deutschland
I n diesem Jahr feiern die Brüder Grimm Festspiele
Jubiläum: 35 Jahre. Was liegt da näher als ein Musi-
cal über ihre Namensgeber, die Brüder Jacob und Wil-
helm Grimm? Intendant Frank-Lorenz Engel kam ins
Gespräch mit Komponist Marc Schubring, der sich für
die Uraufführung von »Jacob und Wilhelm – Welten-
wandler« erneut mit Kevin Schroeder (Buch und
Liedtexte) zusammentat, mit dem er bereits 2017 die
Geschichte »Vom Fischer und seiner Frau« für die Fest-
spiele zum Leben erweckte. Damals gab es erstmals in
der Geschichte der Festspiele Live-Musik.
Passend zur Lebenszeit der Brüder Grimm, dem
frühen 19. Jahrhundert, spielt in diesem Jahr ein
Kammerorchester schwungvoll auf – bestehend aus
Piano (Pascal Kierdorf, Vitaliy Baran), Cello (Tobias
Schneider), Bass (Stefan Kreuscher), Reeds (Andreas
Pompe, Sven Pudil) und Schlagzeug (Thomas Elsner) –,
das ins Bühnenbild integriert ist. Am Premierentag
übernahm Markus Syperek, der auch für Arrange-
ments und Orchestrierung verantwortlich zeichnet,
selbst die Leitung. Die Musik von Marc Schubring
umspannt zwei Welten: die historische, bürgerliche der
Brüder Grimm und die fiktive der Märchen. Erstere
ist die Zeit von Wiener Klassik und früher Romantik,
die einerseits geprägt ist von Ludwig van Beethoven
und seinem bewussten, dramaturgischen Aufbau von
Musikstücken, andererseits durch Franz Schubert, der
auch für Kunstlied und Kammermusik steht. Schub-
rings Kompositionen folgen dem Stil der Zeit, einer
äußeren und inneren Dramaturgie und haben zugleich
etwas ungeheuer Leichtfüßiges, Spielerisches (›Die bei-
den Brüder Grimm‹, ›Dornröschen‹) an sich. Er leitet
gekonnt über zur Musik der Märchenwelt, bis hin zu
jazzig-funky Percussion-Klängen. In beiden Welten
ringen die Figuren in emotionalen Balladen mit ihrer
Situation (ein frühes Highlight im ersten Akt ist der
wunderbare Jonas Hein als Jacob Grimm mit ›Was
bleibt?‹). Für die thematische Tiefe, den fantasievollen,
intelligenten Wortwitz und so manche nachdenkliche
Momente sorgen die Dialoge und Liedtexte von Kevin
Schroeder. Musik und Text funktionieren wunder-
bar miteinander. Schroeder spielt respektvoll mit den
Märchentraditionen und ihren Figuren, bis hin zu
Urformen von der »Bösen Hexe« und der »Schlafen-
den Schönen im Wald«. Dazu zitiert er Musicals, die
bereits mit dieser Märchentradition spielten (»Into the
Woods«, »Grimm! – Die wirklich wahre Geschichte
von Rotkäppchen und ihrem Wolf«). Fast durchgehend
ist der komplexen Geschichte trotz ihrer verschiedenen
Ebenen gut zu folgen.
Im Mittelpunkt stehen die historischen Brü-
der Jacob und Wilhelm Grimm, die zu Beginn des
19. Jahrhunderts danach streben, die Literaturwissen-
schaft zu einer eigenen Geisteswissenschaft zu machen.
Der gefühlsbetonte, enthusiastische Wilhelm (authen-
tisch und mitreißend: Peter Lewys Preston) versucht,
seinen vernünftigen, korrekten Bruder Jacob (mit der
stärksten Rollenentwicklung: Jonas Hein) davon zu
überzeugen, dies mit dem Sammeln von Märchen
zu erreichen. Unterstützt wird er von Marie Hassen-
pflug (Janne Marie Peters), der hugenottisch-stämmi-
gen Märchenerzählerin aus Hanau, die in dem sog.
»Kränzchen«, einem kleinen bürgerlichen Salon der
Grimms in Kassel, wohin beide Familien gezogen sind,
die Geschichten, die ihr zugetragen wurden, weiter-
gibt. Janne Marie Peters zeigt Marie Hassenpflug als
starke Frau, die fragt: »Ist denn das einzige Glück der
Frau nur ihr Prinz?« (›Was soll ich sagen?‹) Gemeinsam
mit Henriette Dorothea (Dortchen) Wild (kabaret-
tistisch und liebenswert: Laura Pfister), die ebenfalls
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

aus einer hugenottischen Familie stammt, verkörpert
Hassenpflug die Märchentradition, in der die »Kinder-
und Hausmärchen« stehen. Viele Grimm-Märchen
sind europäischen Ursprungs, haben ihre Wurzeln
in Frankreich und Italien. Einige entstammen ihrer-
seits Sammlungen. So reichen die Wurzeln des ersten
»Aschenputtel«-Märchens in das Ägypten des 1. Jahr-
hundert vor Chr. zurück, aus dem sie der griechische
Historiker Strabo überlieferte.
Jacob ist skeptisch, er sieht sich nicht als »Märchen-
onkel« und soll vorerst Recht behalten. Als die Brüder
versuchen, den Vorstand der Universität Marburg zu
einer Förderung ihres Vorhabens zu bewegen, ern-
ten sie nur Spott für ihre »Clownerie«. Nach der Ab-
lehnung stoßen sie zu einer »Kränzchen«-Runde, zu der
auch Dortchen Wild gehört. Sie kümmert sich etwas
um den Männerhaushalt und ist in Wilhelm verliebt.
Dieser erwidert ihre Gefühle, schafft es aber nicht, ihr
das zu sagen. Stattdessen lobt er ihr ›Wurstbrot mit
Senf‹ (herrliches Kabinettstückchen). Marie hat von
einer alten Märchenerzählerin vor Marburg ein Käst-
chen erhalten, in dem sich angeblich diejenige Spin-
del befinden soll, an der sich einst Dornröschen stach.
Jacob hinterfragt den Sinn dessen, was sie tun. Darü-
ber kommt es zum Streit der Brüder. Vergessend, dass
er die Spindel in der Tasche hat, rennt Jacob fort und
sticht sich an dem magischen Objekt. Daraufhin stol-
pert er buchstäblich in die Märchenwelt und lernt die
bezaubernde Thalia (ebenso bezaubernd in Schauspiel
und Gesang: Maria-Danaé Bansen), die seine Gefühle
offenlegt (berührendes Duett: ›Wie in einem Traum‹),
kennen. Thalia trägt nicht nur den Namen der Muse
blickpunktü musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
der heiteren Dichtkunst, sondern ist auch die zentrale
Figur im französischen »Dornröschen«-Urmärchen.
Immer noch schläft sie, hin und wieder fällt sie ad hoc
schlafend zu Boden. In ihrem fantasievollen Kostüm
(Kostüme: Ulla Röhrs) vereinen sich ein Feenkleid
und die Ringelstrümpfe von Pippi Langstrumpf. Tha-
lia warnt Jacob mit einem Zitat aus »Into the Woods«
vor den Gefahren im Wald: ›Augen auf‹. Denn viele
Märchenfiguren sind dort einfach verschwunden.
Jacob erzählt bei der Märchenversammlung, dass sein
Bruder und er alle Märchen aufschreiben möchten,
um sie in einem Buch für die Ewigkeit vorm Vergessen
durch die Menschen zu bewahren. Seine gesetzte Spra-
che wirkt in der Märchenwelt antiquiert, denn dort
herrscht ein betont heutiger Jargon. Die mächtige
Hexe Tredecima (Carolin Fortenbacher) bringt es auf
den Punkt: Die Märchen sind schwach und glatt ge-
worden. In einer kraftvollen Musical-Arie fordert sie:
›Macht Märchen wieder mächtig‹, und warnt die an-
deren, dass der Fremde sie in ein Buch sperren will.
Carolin Fortenbacher schlägt den Zuschauer stimm-
lich und mit ihrem lust- und ausdrucksvollen Schau-
spiel in ihren Bann. Dabei bewegt sie sich mit einem
charakteristischen Rucken des Kopfes wie das eines
Geiers fort, was die unheimliche Wirkung der Maske
(Wiebke Quenzel) unterstreicht.
Jacob erkennt, dass sein enthusiastischer Bruder
Wilhelm mit seinen Änderungen zum Schönen, wie
zum Beispiel drei Extrazwergen, damit die Zahl rund
ist, einen unheilvollen Prozess in Gang gesetzt hat.
Wenn der Froschkönig lieber »den inneren Frosch an-
nehmen« möchte, anstatt von der Prinzessin an die
Abb. unten von oben links:
1. Gespannt schauen alle auf
die ›Dornröschen‹-Spindel (v.l.):
Ensemble (Johanna Haas, Luisa
Rhöse, Katharina Beatrice Hierl),
Dortchen Wild (Laura Pfister), Marie
Hassenpflug (Janne Marie Peters)
und Wilhelm Grimm (Peter Lewys
Preston), einzig Jacob (Jonas Hein,
hinten) blick kritisch
2. Wilhelm Grimm (Peter Lewys
Preston mit der Spindel) versucht
vergebens, seinen verärgerten Bru-
der Jacob (Jonas Hein) zur weiteren
Zusammenarbeit zu bewegen
3. Bei seiner Ankunft in der Mär-
chenwelt wird Jacob Grimm (Jonas
Hein) von der wütenden Bohne
(herrlich rotzig gespielt von Johanna
Haas) attackiert. Sie hat Angst, wie-
der zu platzen, wo sie das Tapfere
Schneiderlein gerade erst zusam-
mengenäht hat
4. Thalia (Maria-Danaé Bansen,
2.v.l.) stellt Jacob (Jonas Hein, l.)
den Märchenfiguren vor (ab 3.v.l.):
Ilsebill (Luisa Rhöse), Zwerg (Janne
Marie Peters), Dummling (Claudio
Gottschalk-Schmitt), Sterntaler
(Johanna Haas), Der böse Wolf
(Lukas Haiser), Rapunzel (Katharina
Beatrice Hierl), Froschkönig (Nikko
Forteza), Zwerg (Laura Pfister)
Fotos (1., 3., 4.): Brüder Grimm Festspie-
le Hanau / Hendrik Nix
Foto (2.): Brüder Grimm Festspiele
Hanau / Marco Krämer-Eis
11

Abb. von oben links:
1. Märchenversammlung mit Tre-
decima (Carolin Fortenbacher) und
(v.l.): Rapunzel (Katharina Beatrice
Hierl), Zwerg (Laura Pfister), Frosch-
könig (Nikko Forteza), Zwerg (Janne
Marie Peters), Dummling (Claudio
Gottschalk-Schmitt), Sterntaler
(Johanna Haas)
2. ›Spieglein, Spieglein‹ – Jacob
Grimm (Jonas Hein, l.) und Dort-
chen Wild (Laura Pfister, r.) blicken
entsetzt auf die durch Zauber
verwandelte Tredecima (Carolin
Fortenbacher, Mitte)
3. ›Wie im Traum‹ - Jacob Grimm
(Jonas Hein) und Thalia (Maria-
Danaé Bansen
4. Die Grimms und die beiden
Märchenerzählerinnen (v.l.): Jacob
Grimm (Jonas Hein), Wilhelm
Grimm (Peter Lewys Preston), Dort-
chen Wild (Laura Pfister) und Marie
Hassenpflug (Janne Marie Peters)
5. ›Mach Märchen wieder mächtig‹
– Tredecima (Carolin Fortenbacher)
verunsichert auch Rapunzel
(Katharina Beatrice Hierl, l.)
und den Dummling (Claudio
Gottschalk-Schmitt, r.)
Fotos (1., 2., 4., 5.): Brüder Grimm
Festspiele Hanau / Hendrik Nix
Foto (3.): Brüder Grimm
Festspiele Hanau / Marco Krämer-Eis
ü 12
Musicals in Deutschland
Wand geklatscht zu werden, Ilsebill zufrieden ist mit
dem, was sie hat, und der Böse Wolf lieber vegetarisch
lebt, dann funktionieren Märchen nicht mehr. Trede-
cima will Jacobs Fortgehen verhindern, aber mit Hilfe
des Gegenzaubers gegen den Fluch der Spindel – »der
wahren Liebe Kuss« – gelingt ihm die Flucht zurück
in seine Welt. Er ahnt nicht, dass Tredecima ihm
gefolgt ist.
Seit 2014 konzipiert Tobias Schunck die Bühne im
Amphitheater im Park von Schloss Philippsruhe. In
diesem Jahr ermöglichen, neben zwei schrägen Auf-
und Abgängen auf beiden Seiten der Holzbühne, in
der Mitte zwei gegeneinander laufende Drehscheiben
(die große mit 10, die kleinere oben drauf mit 5 Me-
tern Durchmesser) die flüssigen Szenenwechsel zwi-
schen den Welten. Mit Märchenzitaten beschriftete
Streifen – wie aus Seiten gerissen – hängen vom obe-
ren Rand herab. Diese finden sich auch in Ulla Röhrs
fantasievollen, äußerst ästhetischen Kostümen der
Märchenfiguren wieder. Zudem zeigt jedes Kostüm
in seiner Ausstattung und mit strukturellen Akzen-
ten das jeweilige Märchen an: Ilsebill mit Fischernetz,
Krönchen beim Froschkönig. Alles in der Welt der
Märchen ist in Farbe getaucht, auch das Licht (Steven
Stratford & Oliver Ehmes). Für die Märchenwesen er-
scheinen die Menschen schwarz-weiß, weil ihnen jede
Farbe fehlt. Auch das Haus der Brüder Grimm mit
der Bücherwand, die sich aus zwei Treppenelementen
zusammensetzt, ist »farblos«. Farbe kommt erst hin-
ein, als die Urhexe Jacob aus der Märchenwelt folgt.
Diese überzieht die Wohnung der Grimms mit gelbem
»Süßem Brei«, in dem auch Dortchen untergeht. Nicht
nur haben die Menschen die Märchen vergessen, son-
dern auch die Märchen Tredecima. Deshalb soll es
keine Märchen mehr geben, auch sie selbst will kein
Märchen mehr sein.
Inzwischen versucht Wilhelm, der ebenfalls in die
Märchenwelt gelangt ist, die Märchenfiguren zu be-
wegen, ihm dabei zu helfen, ihre Geschichten richtig-
zustellen. Weil Tredecima alle verunsichert hat, Thalia
verschwunden ist und der Dummling (mit Talent
und großer Spielfreude: Claudio Gottschalk-Schmitt)
dabei bleibt: ›Bücher machen mir Angst‹, wird Wil-
helm festgenommen und soll hingerichtet werden. Es
wirkt, als habe Choreograph und Co-Regisseur Bart
De Clercq für das Stück eine eigene choreographische
Sprache gefunden: mit Stampfen, einer Art Stocktanz
mit Hölzern und symbolischen Drehbewegungen der
Hände, welche die beeindruckende Wirkung nicht nur
dieser Szene verstärkt.
Am Ende ist es nicht ganz einfach, der Geschichte
zu folgen, weil die verschiedenen Ebenen und Welten
aufeinandertreffen und Flüche nur so über die Bühne
fliegen. Ihr fallen Marie Hassenpflug und die wieder-
gefundene Thalia zum Opfer. Doch Jacob entwirrt
im letzten Moment die Fäden, verwendet das ›Spieg-
lein, Spieglein‹ gegen die Hexe und erlöst Thalia. Der
Dummling überwindet seine Angst und erzählt als ers-
ter der Märchenfiguren Wilhelm sein Märchen, damit
er es 1:1 aufschreibt. Nachdem Letzterer Dortchen end-
lich seine Liebe gestanden hat, gelangt er durch »der
wahren Liebe Kuss« zurück in die Menschenwelt.
Wiedervereint, setzen die Grimms ihr Werk fort.
›Jacob und Wilhelm – Weltenwandler‹ ist ein
wunderbares Stück über die Kraft der Fantasie, die
Ängste überwindet und Welten verbindet.
Barbara Kern
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
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ü

Modernes Plädoyer für die Liebe
»WIR - Familie ist, was man draus macht!« uraufgeführt in Hamburg
Abb. oben:
Das Ensemble (v.l.: Veit Schäfer-
meier, Steffi Irmen, Kathi Damerow,
Janko Danailow, Charlotte Heinke)
in einer Tanzszene im DDR-Look
– da rockt die kleine Bühne des
Schmidtchen, sehr gut eingeleuchtet
mit neuer LED-Licht-Technik
Foto: Morris Mac Matzen
WIR – Familie ist, was
man draus macht!
Franziska Kuropka / Lukas Nimscheck
Schmidt Theater Hamburg
Schmidtchen Theater. Reeperbahn.
Uraufführung: 11. April 2019
Regie ...................... Lukas Nimscheck
Choreographie ............. Bart de Clercq
Musik. Einstudierung ...... Merlin Holler
Bühnenbild .................. Florian Bänsch
Kostüme ....................... Frank Kuder &
Norman Heidrich
Maske .................... Jutta Rogler-Paries
Sound- und Lichtdesign ........... Angelo
Spiegel & Hanno Petersen
Sabine ............................... Steffi Irmen
Natalie ... Charlotte Heinke / Jana Stelley
Magnus ................... Veit Schäfermeier
Christian .................... Janko Danailow
Kerstin / Schwester / Kellnerin /
Marianne ................... Kathi Damerow
Vater / Norman /
Beamter ......................... Robin Brosch
ü 14
Musicals in Deutschland
N ach dem »à la Schmidt Theater«-Manier typisch,
gewohnt recht lustigen und skurrilen Entree des
Theaterleiters Henning sitzt die versammelte »Publi-
kumsfamilie« im ausverkauften Schmidtchen und
wartet gespannt auf das neueste Produkt aus der
Feder von Franziska Kuropka und Lukas Nimscheck.
Nimscheck gibt mit dem »WIR«-Musical auch sein
Regiedebüt auf der Hamburger Reeperbahn und beide
verwirklichen mit ihrem Stück ein klein wenig eigene
Lebensgeschichte, wie sie in einem Interview mit dem
NDR berichtet haben. Das Duo wurde bereits im ver-
gangenen Jahr beim Deutschen Musical Theaterpreis
in der Kategorie »Beste Liedtexte« für »Jana & Janis
– Sag einfach Jein« ausgezeichnet und schafft es auch
jetzt, mit erfrischenden Einfällen zu begeistern.
So beginnt auch der Auftakt der neuen Musical
Comedy »WIR« frisch und modern und alle Darstel-
ler singen in ›Heute ist so ein Tag‹ um die Wette, dass
die Fetzen fliegen, wobei sie in immer neue Moment-
aufnahmen springen und das sehr flexibel einsetzbare
Bühnenbild von Florian Bänsch, bestehend aus vier
fahr- und drehbaren Element-Wänden, in immer neue
Konstellationen bewegen. Hierbei entsteht, selbst auf
der kleinen Schmidtchen-Bühne, eine gute Tiefenwir-
kung. Licht und Sound (Angelo Spiegel und Hanno
Petersen) umrahmen gut und lassen die Zuschauer
schnell in die kleine Geschichte des Abends eintauchen.
Haus bauen, Baum pflanzen, Kinder kriegen – was
für die meisten Paare selbstverständlich scheint, stellt
Christian, Magnus, Sabine und Natalie vor eine schier
unlösbare Aufgabe. Die beiden frisch verheirateten
Paare sind nämlich homosexuell, wünschen sich aber
nichts sehnlicher als ein Kind. In ihren Charakter-
eigenschaften könnten sie alle nicht unterschiedlicher
sein: Großbusige Feuerwehrfrau (Steffi Irmen) trifft auf
Yogalady (Charlotte Heinke) und Modezar Glööckler
in gutaussehend (Janko Danailow) auf stocksteifen
Steuerfachangestellten (Veit Schäfermeier) – so könn-
te auch eine Überschrift lauten, die die vier in ihrer
Konstellation beschreibt. Eine Auslandsadoption, eine
Samenspende oder gar Leihmutterschaft kommen für
alle beim Thema Kinderwunsch nicht in Frage und die
beste Freundin hat auch kein weiteres Interesse daran,
ihre gut laufende Karriere in ihrer Arztpraxis aufzu-
geben, um sich als Brutmutter in diesem Projekt zu
versuchen. In ihrer Verzweiflung wegen eines eigenen
Kindes suchen die Paare Rat im LGBT-(LesBiTrans)-
Begegnungszentrum und treffen dort, angeführt von
Kursleiter Norman, herrlich auf den Punkt gespielt
von Robin Brosch, mit all ihren Unterschiedlichkeiten
und Neurosen das erste Mal aufeinander. Norman und
seine Partnerin Marianne (Kathi Damerow) verbinden
mit dem ›Regenbogenlied‹ auf der Ukulele nicht nur
ihre eigenen Chakren und Leiber, sondern auch die
anwesenden Gruppenteilnehmer.
Nach Anlaufschwierigkeiten in der Privatwohnung
der Jungs angekommen, singen alle mit ›Bitterfeld‹ über
ihre Kindheit und schildern dem Zuschauer so längst
verdrängte Bilder der Vergangenheit. Später wird dann
auch die beste Freundin des Herrenpaares, Kerstin, über
das nun vereinbarte Vorhaben informiert: ein Kind zu
zeugen, mit dem Song ›Hier unter 4‹ über das Regenbo-
genfamilienprojekt. Kerstin (sehr unterhaltsam gespielt
von Kathi Damerow) ist zufällig auch die erfolgreichste
Gynäkologin am Platz. Wie praktisch!
Alles könnte nun so einfach sein, wäre da nicht das
Band der inneren elterlichen Verbindung in Richtung
Magnus‘ sehr strengem Vater. Ein gut gespielter Bruch,
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

im Gegensatz zum lustigen Öko-Norman zeigt hier
Robin Brosch nochmal sein schauspielerisches Talent
und seine Wandlungsfähigkeit.
Die beiden Paare durchwandern nun verschiedenste
Bilder und Lebensmomente auf dem Weg, sich geistig
mit einer Mutter- bzw. Vaterschaftsrolle auseinander-
zusetzen. Sie streiten und kämpfen dabei um die je-
weilige Position im Team und ihren ganz eigenen Platz
in dieser besonderen Konstellation eines auch für sie
neuen Familienmodells. Hinzu kommen die Neben-
schauplätze wie Selbstzweifel und der klassische Vater-
Sohn-Konflikt.
Kurz vor dem Ende des ersten Akts können sich
Sabine und Natalie während eines Besuchs bei der
Schwester davon überzeugen, wie anstrengend Kinder
sein können, und machen einen innerlichen Rückzie-
her vom Vorhaben, unbedingt sofort ein Kind haben
zu wollen.
Nach einem gemeinsamen Drogentrip zu Beginn
des zweiten Teils kommen sich die vier Hauptakteure
besonders körperlich nahe und es kann jetzt schon ver-
raten werden, dass am Ende die Liebe siegt und tat-
sächlich eine ganz besondere Familie entsteht. Auch
können elterliche Ängste, Vorgaben und Richtlinien
überwunden werden und die Charaktere spielen sich
aus der Abhängigkeit zu den eigenen Eltern frei.
Sie als Leser unseres Magazins sollten sich dieses
gelungene Off-Broadway-Stück auf dem Hamburger
Kiez nicht entgehen lassen, denn für den Zuschauer
bleibt die Stückentwicklung stets spannend: unter
welchem Druck und unter welchen gesellschaftlichen
Ideologien die Rollen stehen und wie sie sich zum Teil
erst stark unterordnen und dann entwickeln. Durch
die sehr gute Dialogregie und das spürbar hungrige
Regiedebüt von Lukas Nimscheck wird ein wahnsin-
niges Spieltempo erzeugt, das einfach Spaß macht.
Hierzu trägt auch die dynamische Choreographie von
Bart de Clercq bei. Er lässt nicht nur Christian (Janko
blickpunkt musical 03/19, Mai – üJuli 2019
Musicals in Deutschland
Danailow) ordentlich sexy tanzen, sondern bringt das Abb. unten von oben links:
ganze Ensemble in immer wieder neue und abwechs- 1. Sabine (Steffi Irmen, l.) und
lungsreiche Formationen. Die Kostüme (Frank Kuder Natalie (Charlotte Heinke, r.)
umgarnen Magnus (Veit Schäfer-
& Norman Heidrich) und Maske (Jutta Rogler-Paries)
meier, 2.v.r.) und Christian (Janko
sind sorgsam ausgewählt und treffen für jede Szene den Danailow, 2.v.l.) im Drogenrausch
richtigen Geschmack und unterstreichen dezent die ihrer Gefühle
Charaktere. Auch die Perücken überstehen die schnel- 2. Die Freunde (v.l.: Janko Da-
len Wechsel gut. nailow, Veit Schäfermeier, Steffi
Irmen, Charlotte Heinke) haben
Kathi Damerow ist am heutigen Abend allein in
die beste Freundin zu Besuch, Frau
vier, Robin Brosch in drei Rollen auf der Bühne. Die Doktor Kerstin (Kathi Damerow,
beiden Hauptrollen (Star des Abends ist die Hardcore- Mitte), die immer zu einem schlech-
lesbe Sabine, liebevoll gespielt von Steffi Irmen) sind ten Scherz aufgelegt ist
fast unentwegt auf der Bühne. Alle Darsteller über- 3. Erstmal wird geheiratet, denn das
zeugen insgesamt durch ihre enorme Spielfreude und darf die Regenbogengemeinde jetzt.
Das Brautpaar Natalie (Charlotte
extreme Wandlungsfähigkeit, – manchmal haarscharf
Heinke, l.) und Sabine (Steffi Irmen, r.)
an der Grenze zum Persönlichen, manchmal jedoch mit Robin Brosch als Beamter und
sehr emotional und unter die Haut gehend. Kathi Damerow als Kellnerin
Auch musikalisch (Musik und Buch: Franziska 4. Norman (Robin Brosch, r.)
Kuropka & Lukas Nimscheck) kommt »WIR« sehr ab- entführt in neue Liebessphären bei
seiner Kinderwunschgruppe (Veit
wechslungsreich daher.
Schäfermeier, Janko Danailow)
Einziger Wermutstropfen ist der fehlende Klang Fotos (4): Morris Mac Matzen
von Livemusik, da statische Playbacks verwendet wer-
den. Insgeheim fragt man sich, ob eine Dreier-Kombo
das betriebswirtschaftliche Ergebnis wirklich so über-
strapaziert hätte.
Dem Publikum und auch dem Rezensenten hat es
insgesamt sehr gut gefallen, besonders da das »WIR«-
Musical für die gesamte Gesellschaftsbandbreite ge-
macht wurde und nicht als Zeigefinger-Musical einer
Community daherkommt. Jeder Mensch hat Bedürf-
nisse und es geht um die menschliche Bedürfnispyra-
mide in Reinform, um den Wunsch nach Fortpflan-
zung und Wiedererkennung und um das einzig Wahre
den Menschen verbindende – um Liebe.
Dieser Abend verbindet Liebe mit sehr gut gemach-
tem Musiktheater.
Stefan Schön
15

Einfühlsame Geschichte aus dem Leben von Fans
»The Band« als deutschsprachige Erstaufführung im Theater des Westens Berlin
Abb. oben:
1. »The Band«: Die Geschichte von
fünf Schulfreundinnen dreht sich
rund um die Boygroup, aber der
Fokus liegt auf den Fans
Abb. unten:
2. Vier Freundinnen wiedervereint –
die fünfte im Herzen – (v.l.): Yvonne
Köstler, Laura Leyh, Heike Kloss,
Silke Geertz
Fotos (2): Stage Entertainment
16
Musicals in Deutschland
D ie Boygroup »Take That« beherrschte mit ihren
eignen Hits wie ›Back For Good‹ und Coverti-
teln wie ›How Deep Is Your Love‹ in den 1990ern die
Charts. Zugleich löste die Boyband einen ähnlichen
Hype bei ihren Fans aus wie ihrerzeit »The Beatles«.
Nicht nur Fans von »Take That« können jetzt mit
»The Band« ein Stück in die Vergangenheit reisen und
eine einfühlsame Geschichte aus dem Leben von fünf
Freundinnen auf der Bühne erleben. Denn in dem neuen
Musical von Tim Firth, das 2017 bereits erfolgreich in
Großbritannien uraufgeführt wurde, bilden zwar die
Songs der »Band« die Grundlage, aber in der Geschich-
te geht es um das »Band« der Freundschaft, das diese
Gruppe von Fans miteinander verbindet.
Das Jukebox-Musical oder vielmehr Rachel (schö-
ner Erzähleinstieg: Maria Arnold als junge, Silke
Geertz als ihre ältere Version) erzählt von fünf treuen
Fans und Schulfreundinnen in Nordwestengland
und vom Spaß und Ernst des Lebens. Rachel leitet
uns durch die Welt von »Top of the Pops«, Boybands,
Teenieschwärmereien und der Schule als Treffpunkt
der Freundinnen. Sie erzählt von ihrer großen Liebe,
der »Band«, und dem Leben mit ihr zwischen Fern-
sehshows und zerbrochenen Tellern ihrer sich strei-
tenden Eltern. Wen wundert es da, dass sie sich so in
die Musik vertieft, dass die Jungs für sie zum Greifen
nah und immer da sind? Witzig ist ihr morgendliches
Programm, bei dem die Jungs aus dem Kleiderschrank,
unter der Decke und von überall herkommen. In der
Schule trifft sie dann Debbie (Ruth Lauer), Heather
(Jara Maria Buczynski), Zoe (Laura Saleh) und Claire
(Kristin Heil). Eines Tages hat Debbie eine ganz be-
sondere Überraschung für die Mädchen: Sie hat im
Radio Karten für ein Konzert ihrer Lieblingsband ge-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
wonnen, zu dem sich alle fünf Mädchen gemeinsam
in die nächste Großstadt aufmachen. Vorher verspricht
Debbie Rachel mit einem »Luftballon-Ehrenwort« –
ein steigender Luftballon nimmt das Versprechen mit
in den Himmel – , dass sie die Band nach dem Konzert
treffen würden, kann dieses Versprechen aber leider
nicht einhalten. Dann verpassen die Mädchen auch
noch ihren letzten Zug nach Hause, feiern aber aufge-
putscht im Nachtbus weiter (›Relight My Fire‹ furios
mit Streitwagen und Pyrotechnik) und werden prompt
des Busses verwiesen. Sie müssen den Heimweg zu Fuß
fortsetzen und machen zwischendurch an einem be-
sonderen Platz, dem Steinfelsen, halt. Dort schwören
sie, sich nicht aus den Augen zu verlieren, und sprechen
über ihre Zukunftspläne. Doch eine von ihnen kommt
nicht zuhause an. Nach Debbies tödlichem Unfall
können die jungen Mädchen nicht mit ihren Gefühlen
umgehen und eine würdige Verabschiedung ihrer ver-
storbenen Freundin misslingt. Die Freundinnen ent-
fremden sich und die Musik ihrer Lieblingsband wird
zur schlechten Erinnerung.
25 Jahre später sitzt Rachel in ihrer Wohnung und
gewinnt im Radio Karten für die Wiedervereinigung
der »Band«. Sie nimmt Kontakt zu ihren ehemaligen
Freundinnen auf und nach einigen Zweifeln machen
sich Zoe (Heike Kloss), Claire (Yvonne Köstler), Heather
(Laura Leyh) und Rachel (Silke Geertz) auf die Reise
nach Prag zum Konzert.
So legt der erste Akt den Grundstein für Teil 2: Es
wird eine Reise in die Vergangenheit, zum Abend des
Unfalls und zu sich selbst. Am Ende der Reise haben
sie zwar das Konzert verpasst, aber eine wichtige Er-
kenntnis gewonnen. Die letzte Szene führt die Freun-
dinnen auf dem Steinfelsen wieder zusammen.

Die Geschichte wird einfühlsam erzählt. Debbies
tödlicher Unfall ist der Dreh- und Ankerpunkt der Ge-
schichte, wird jedoch nicht dargestellt, sondern nur er-
zählt und mit den Emotionen und Reaktionen der vier
Freundinnen und deren weiterem Leben verknüpft. Er
erscheint besonders tragisch, weil es sich um die junge,
lebenslustige Debbie handelt. Dennoch sprüht »The
Band« auch nur so vor Komik und Ideen. So gerät bei-
spielsweise die Ankunft der übrigen Freundinnen am
Flughafen zu einer witzigen Szene, in der sich bereits
einige Veränderungen offenbaren, mit Humor genom-
men werden und die Charaktere schlagfertig Sprüche
klopfen. Die Darsteller der älteren Frauen lösen dabei
ihre jungen Vorbilder nicht nur sinnbildlich ab. Im
zweiten Akt treffen sich die Teenies und die gestande-
nen Frauen im Nachtbus und versöhnen sich mit sich
selbst (›Back For Good‹). Debbie tritt später noch in
einer Art von durch Projektionen geschaffenem Bilder-
rahmen auf, um den Weg ihrer Freundinnen zu len-
ken. Zudem ziehen sich Symbole wie Luftballon-Eh-
renworte und Freundschaftsbändchen durch das ganze
Stück und schaffen noch ein paar Überraschungen in
der schlüssigen Handlung. Die kleinen Details machen
dieses Jukebox-Musical liebenswert.
Den passenden Rahmen für die Reise zu den jün-
geren Ichs bilden zahlreiche, teilweise überlappende
Konstruktionen mit Pinnwandnadeln, auf denen mal
Poster, mal das Flughafengelände, Backstein oder auch
der blaue Nachthimmel sowie die zum Kreuz verdreh-
ten Ts von »Take That« projiziert werden. Fahrbare
Showtreppen oder auch Boardingtreppen, ein Lauf-
steg, Turbinen, ein Spind und viele Requisiten mehr
machen »The Band« zum visuellen Erlebnis. Die Pas-
sagiersitze werden schnell heruntergeklappt und schon
tanzen Rachel & Co scheinbar auf den Flügeln des
Flugzeugs. Sicherlich auch ein Highlight ist die Sze-
nerie am Springbrunnen in Prag. Die Szenen wechseln
flüssig, indem einzelne Gegenstände auf der Drehbüh-
ne hereinfahren oder von den Darstellern von der Büh-
ne wegtransportiert werden.
Doch weitere Pluspunkte des Abends sind neben
der Technik die fünf jungen und vier älteren Frauen
sowie die »Band«: Alex Charles, Prince Damien, Tad-
deo Pellegrini, Helge Mark Lodder und Sario Solomon
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 17
Musicals in Deutschland
begeistern tanzend und singend in Konzertszenen,
springen aus dem Kleiderschrank, singen aus dem
Spind heraus und bezirzen Rachel, damit sie nach Prag
fährt. Sie werden aber auch gelungen im Hintergrund
oder als Personal am Flughafen eingesetzt (köstlich:
singende Statuen eines Denkmals in Prag). Tilman
Madaus als Rachels Freund Jeff und Daniel Rossmeisl
als sämtliche vorkommende Daves spielen ebenfalls
sympathische Rollen rund um das Mädchengespann.
Dessen Besetzung ist gelungen. Die fünf Schulgirls
und die älteren Fassungen können optisch und charak-
teristisch unterschieden werden. Die Rolle der Claire
bleibt erst etwas farblos, was wohl in erster Linie dem
Buch zuzuschreiben ist. Die jüngeren Mädchen ver-
sprühen Lebensfreude und Teeniefeeling, ohne bei
aller Aufgedrehtheit nervig zu wirken. Die 25 Jahre
später agierenden Frauen wirken trotz ihrer nicht ganz
so verlaufenen Lebensentwürfe hoffnungsvoll oder ge-
winnen zumindest einen wichtigen Teil ihres Lebens
wieder zurück. Sie spielen authentisch, natürlich-
normal und überzeugen sowohl in ausgelassener Par-
tystimmung als auch in Momenten des persönlichen
Tiefschlags oder der emotionalen Öffnung.
Die Charaktere singen eher weniger, als man es vom
Musical gewohnt ist. Die von der Band in passenden
Outfits und Choreographien dargebotenen Songs von
»Take That« fügen sich jedoch gut ein. Sie vermitteln
die Gefühle und Gedanken der Protagonisten in emo-
tionalen Momenten und werden von den Live-Musi-
kern kraftvoll gespielt. Man fühlt sich stellenweise wie
in einem Film mit musikalischer Untermalung. Dass
die Lieder im Original gelassen wurden, stört nicht. So
kann der ein oder andere vielleicht sogar besser in seine
Jugend oder Vergangenheit eintauchen und lautstark
mitsingen. Die Tontechnik ist noch ein kleines Man-
ko, aber eins steht fest: Bei »The Band« wäre ein Jeder
einerseits gern noch mal vierzehn und kann auf der an-
deren Seite den Sprung von der Kindheit zum erwach-
senen Menschen gut nachvollziehen und sich vielleicht
sogar ein Stück weit damit identifizieren. »The Band«
mag zwar kein hundertprozentiges Musical sein, aber
eine rundum gelungene Show, wenn man bereit ist,
sich darauf einzulassen.
Rosalie Rosenbusch
The Band
Diverse / »Take That« / Tim Firth
Songs in Originalsprache
Deutsche Dialoge von Ruth Deny
Stage Entertainment in Kooperation
mit David Pugh und Dafydd Rogers &
»Take That«
Theater des Westens Berlin
Deutschsprachige Erstaufführung:
11. April 2019
Regie ............ Kim Gavin & Jack Ryder
Musikalische Leitung ....... Shay Cohen
Music Supervision..... Ratan Julian Jhaveri
Orchestrierung .................. Steve Parry
Choreographie ................... Kim Gavin
Ausstattung ........................ Jon Bausor
Lichtdesign ......... Patrick Woodroffe &
Adam Bassett
Video Design ..................... Luke Halls
Sounddesign ............... Terry Jardine &
Nick Lidster
Rachel ............................. Silke Geertz
Claire .......................... Yvonne Köstler
Zoe .................................. Heike Kloss
Heather ............................. Laura Leyh
Junge Rachel .................. Maria Arnold
Junge Heather..... Jara Maria Buczynski
Junge Claire ...................... Kristin Heil
Junge Debbie ..................... Ruth Lauer
Junge Zoe ......................... Laura Saleh
Jeff .............................. Tilman Madaus
Every Dave .............. Daniel Rossmeisl
»The Band« ......... Alex Charles, Prince
Damien, Helge Mark Lodder,
Taddeo Pellegrini, Sario Solomon
In weiteren Rollen:
Sonny Grieveson, Martin Timmy
Haberger, Eric Hallengren,
Saskia Kästner, Katharina Lehmann,
Clara Mills-Karzel, Franziska Trunte,
Isabel Waltsgott
Abb. unten:
1. Die »Band« ist überall – (v.l.):
Taddeo Pellegrini, Prince Damien,
Alex Charles, Helge Mark Lodder,
Sario Solomon
Foto: Stage Entertainment
2. Die Ladies in jungen Jahren –
(v.l.): Debbie (Ruth Lauer), Claire
(Kristin Heil), Rachel (Maria
Arnold), Zoe (Laura Saleh), Heather
(Jara M. Buczynski)
Foto: Alex Otto Photographie

Der Quereinstieg war für mich schwer
Interview mit Laura Saleh, Darstellerin der jungen Zoe in »The Band«
blickpunkt musical: Sie haben für Ihr Alter eine
beeindruckende Vita. Sie sind Sängerin und
Gesangspädagogin und haben zuletzt in »Hair«
und »Nimmerwiedermehr – Das Kinderkran-
kenhaus in Rothenburgsort« auf der Bühne ge-
standen. Wie kam es zu Ihrem Engagement in
»The Band«?
Laura Saleh: Ich wollte schon immer Musical ma-
chen, das war ein Kindheitstraum von mir. Wäh-
rend des Abiturs habe ich mich aber für Popgesang
Foto: Reiner Nicklas
18
Vis-à-Vis
in Rostock beworben, was auch geklappt hat. Ich
habe dann Gesang im Hauptfach studiert. Nach
meinem Master in Klassikgesang habe ich mich
um Musical-Auditions bemüht, aber nebenbei
weiterhin Gesang und Tanz gemacht. Irgendwann
hatte ich die Chance auf einen Manager, was sich
aber schnell wieder erledigt hatte. Ich habe mich
dann selbstständig bei der ZAV (Zentrale Aus-
lands- und Fachvermittlung für Künstler, Anm.
d. Red.) beworben und bin seither in deren Kartei
und singe bei Auditions vor.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
blimu: Heike Kloss hat uns verraten, dass Sie für
die Audition vier Monologe erhalten hat und
sich zwei davon fürs Vorsingen aussuchen durfte.
Wie war es bei Ihnen?
LS: Wir jungen Darsteller haben eine fertige
Szene zugeschickt bekommen und mussten alle
Mädchenrollen lernen. Am Anfang war man
wie erschlagen, aber letztendlich ging es. In
der ersten Runde wurden die Rollen geswitcht.
Ziemlich schnell stand fest, dass ich die Rolle
der Streberin übernehmen soll. (lacht) Ich war
in der Schule haargenau so ein Mensch wie Zoe,
was die Produktion sehr gut erkannt hat. Ich
hatte gehofft, diese Vergangenheit hinter mir zu
lassen, und nun hat sie mich doch wieder ein-
geholt. (lacht) Für die zweite Runde haben wir
weitere Szenen bekommen und ich wurde tat-
sächlich noch einmal für die Rolle der Debbie
und als Cover der anderen Rollen eingeladen.
Aber ich war dann wieder sehr schnell Zoe, die
Streberin.
blimu: Wie viel Laura steckt in Zoe?
LS: Schon sehr viel. Ich bin auch ein Lehrerkind,
war immer Einserschülerin und habe es nicht
immer geschafft, für mich zu behalten, wenn ich
etwas besser wusste. (lacht) Auf dem Gymnasium
habe ich verdammt schnell gelernt, dass das
nicht so gut ankommt.
blimu: Ich denke, diese Eigenschaft wirkt sich
positiv auf Ihren Beruf als Gesangslehrerin aus?
LS: Ja, das tut sie tatsächlich. Mein Vater ist frei-
schaffender Musiker und meine Mutter Lehrerin
an einer Schule. Ich mache letztendlich eine Mi-
schung aus beidem. Ich unterrichte sehr gerne
an der Musikschule, aber ich habe gemerkt, dass
die Bühne viel mehr Spaß macht als der Unter-
richtsraum.
blimu: Wie reagieren Ihre Schüler auf Ihr
Bühnenleben?
LS: Ich habe meine Jobs an der Musikschule bis
auf einen aufgegeben, von dem ich jetzt ein hal-
bes Jahr pausiere. Viele der Schüler konnte ich
fürs Musical begeistern, sodass sie sich sehr für
mich gefreut haben und sogar zu den Vorstel-
lungen kommen. Viele waren aber auch ent-
täuscht, auch wenn sie es gerade von den jungen
Gesangslehrern gewöhnt sind, dass dieses für
Engagements pausieren oder kündigen.
blimu: Hat der Bereich Musical auch Beachtung
in Ihrem Unterricht gefunden?

LS: Vom Repertoire schon, von der Gesangstech-
nik selbst unterrichte ich eher Pop-Gesang. Für
die Musical-Technik bin ich gar kein Experte.
Da habe ich selbst Lehrer, um dies zu lernen.
Deswegen war auch der Quereinstieg für mich
sehr schwer, weil ich einfach nicht diese typische
Musicalstimme habe.
blimu: »Take That« trennte sich, als Sie vier Jah-
re alt waren. Neun Jahre später fand die Band
wieder zusammen (ohne Robbie Williams, An-
merk. d. Redaktion). Haben Sie eine Beziehung
zur Musik der Band?
LS: Tatsächlich war ich wirklich zu jung dafür.
Ich habe eher die »Backstreet Boys« und »No
Angels« gehört. Im Rahmen der Proben habe
ich aber gemerkt, dass ich doch fast jeden Song
kenne, diese aber nie mit der Band in Zusam-
menhang gebracht habe. Vor allem ›Back For
Good‹ mochte ich schon früher sehr.
blimu: Können Sie die Leidenschaft der Freun-
dinnen auf der Bühne für die Band nachvollzie-
hen, die ihre Jugend anhand von Liedern wie-
derbeleben?
LS: Ja. Ich hatte tatsächlich einen Flashback und
habe mich an die Mädels in meiner Schulzeit
»Take That« mit den Girls von »The Band« (v.l.): Junge Heather (Jara Maria Buczynski), Junge Claire (Kristin Heil), Gary Barlow,
Junge Rachel (Marie Arnold), Mark Owen, Junge Debbie (Ruth Lauer), Howard Donald und Junge Zoe (Laura Saleh)
Foto: Eventpress
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Vis-à-Vis
zurück erinnert. Als wir damals 15 Jahre alt wa-
ren, sind wir das erste Mal auf ein Festival ge-
fahren. Ich durfte eigentlich nicht mit. Meine
Freundinnen haben mir aber einfach ein Ticket
gekauft. Die Situation war so ähnlich wie in der
Geschichte des Musicals. Wir sind einfach zu
diesem Festival gefahren. Das war ein sehr prä-
gendes Erlebnis. Ich höre sehr gerne die Musik
aus den 1990er Jahren, weil ich mich dadurch an
meine Schulzeit erinnere. Ich kann total nach-
vollziehen, wie so etwas eine Gruppe zusam-
menhalten kann. Auch wenn man erwachsen ist
und diese Musik hört, muss man an die Vergan-
genheit denken.
blimu: Heike Kloss hat erzählt, dass zwischen
Ihnen sofort eine Verbindung bestand. Sie be-
schrieb dies mit den Worten: »Es ist so etwas wie
Liebe zwischen uns auf der Bühne.«
LS: Ja, das ist wirklich so. (lacht) Ich glaube
nicht, dass Heike Muttergefühle für mich hat,
aber sie übernimmt schon Verantwortung für
mich. Als wir uns einmal getroffen haben, fan-
den wir auch kein Ende. Wir verstehen uns ein-
fach sehr gut und sind uns ähnlich.
blimu: Wie groß war die Herausforderung für
Sie, die Songs von »Take That« zu singen?
ü 19
Laura Saleh
Die 27-jährige Laura Saleh wuchs in einem idyl-
lischen Dorf an der Ostsee auf. Sie belegte direkt
nach dem Abitur den Bachelorstudiengang Pop- und
Weltmusik mit Klassik/Fachrichtung Vokal in Rostock.
Im Februar 2017 beendete sie ihr Masterstudium für
Gesangspädagogik (Klassik) an der Hochschule für
Musik, Theater und Medien Hannover. Seither lehrt
sie an der Musikschule Tonicum in Leipzig und gibt
privaten Gesangsunterricht (Klassik/Pop). Laura Saleh
ist zudem als Sängerin bei der Electro-Latin-Rock-Band
»Catnip Police«, der »Tramp Cats Big Band« und der
Coverband »Sweet Temptations« aktiv. 2018 stand sie
in »Hair« als Sheila Franklin am Volkstheater Rostock
und in »Nimmerwiedermehr – Das Kinderkrankenhaus
in Rothenburgsort« als Schwester Eva in Hamburg auf
der Musical-Bühne. Zuletzt sang sie in Essen im En-
semble von »When Musical Meets History« von Sound
of Music – Concerts.
LS: Für uns Mädels ist die Stimmlage eigent-
lich viel zu tief, sodass das Mitsingen verdammt
schwer ist. Es ist wirklich eine Herausforderung.
Aber wir singen auch nur bei sieben Songs mit.
Ich höre, dass die Jungs an ihre Grenzen gehen,
was ich aber auch cool finde. Ich komme aus
dem Pop-Bereich und freue mich daher, wenn
Musical-Leute Pop singen.
blimu: Herzlichen Dank für das sehr heitere
Interview.
Das Interview führte Sandy Kolbuch

Es ist sehr entspannt, einfach nur mitsingen zu dürfen
Interview mit Heike Kloss über die Rolle der Zoe in »The Band – Das Musical«
blickpunkt musical: Sie waren 1998 in »Grease«
hier am Theater des Westens zu sehen. Schließt
sich der Kreis jetzt für Sie mit der Darstellung
der Zoe in »The Band – Das Musical«?
Heike Kloss: Der Kreis schließt sich in mehr-
facher Hinsicht. Zum einen kehre ich nach 20
Jahren hier an dieses Haus zurück – ich habe das
ein oder andere Musical gespielt, aber dies ist
verdammt lange her. Das letzte Stück spielte ich
2006. Es ist einfach toll, endlich wieder singen
und tanzen zu dürfen, wobei das Hauptgewicht
auf dem Schauspiel liegt. Tanzen könnte ich
aber auch nicht mehr so. (lacht) Man kommt ja
ins gewisse Alter. Es ist sehr entspannt, einfach
nur mitsingen zu dürfen. Das Musical erzählt
eine wunderschöne Geschichte. Hier schließt
sich der zweite Kreis, wenn vor allem wir älteren
Darsteller wieder an unsere Jugend anknüpfen.
Es ist sehr emotional, anhand der Geschichte
und der Musik wieder auf die Jugend zurück-
zublicken und dem nachzuspüren, was man
damals für Träume hatte. Es gibt in dem Stück
einen Moment, der für mich einfach nur ma-
gisch ist: ›Back for Good‹. Wir Frauen haben das
Konzert in Prag verpasst und dementsprechend
schlecht ist die Stimmung. Aber Rachel, die
diese Reise initiiert hat, fragt uns, ob wir nicht
sehen, dass wir genauso einen Moment erleben
wie damals mit 16, als wir phantastisch waren.
Anschließend steigen wir in einen Prager Nacht-
bus, in dem unsere 16-jährigen Ichs zu uns kom-
men. Das ist so magisch und wunderschön, dass
es einen selbst berührt. Tatsächlich war das eine
ganz tolle Selbsterfahrung, die wir während des
Probenprozesses machen durften.
blimu: Haben Sie persönlich einen Song, der Sie
in die eigene Jugend zurückversetzt?
HK: Das ist für mich Whitney Houstons ›Grea-
test Love of All‹. Wenn ich den Song heute höre,
kommen mir die Tränen, weil ich mit diesem
Lied so viele Jugendträume verbinde. Mit 16
Jahren ist man noch offen und saugt alle Erfah-
rungen wie ein Schwamm auf. Die Lieder aus
der Vergangenheit sind mit diesen Erfahrungen
behaftet.
blimu: Wie schaffen Sie es, jeden Abend spürbar
Emotionen auf die Bühne zu bringen?
HK: Immer, wenn ich Theater gespielt habe, war
dies in länger laufenden Produktionen oder bei
Ensuite der Fall. Es gibt Tricks: Man muss ver-
suchen, möglichst unbelastet in die Vorstellung
zu gehen – wirklich den Tag davor genießen,
erleben und abends auf der Bühne gucken, was
20
Vis-à-Vis
Foto: Steffi Henn
passiert. Aus dem Tag heraus kann man einen
Impuls nehmen, der das Schauspiel prägt.
blimu: Wurden Sie direkt für die Rolle der Zoe
gecastet?
HK: Das war bei den Auditions wirklich sehr cle-
ver gemacht. Den Leuten, die eingeladen waren,
hat man vier Monologe zugeschickt. Ich hatte
mir absichtlich nichts von der Show aus England
angesehen – habe es bis heute nicht. Ich wollte
die Monologe völlig auf mich wirken lassen und
habe mir dann zwei davon rausgesucht, die et-
was mit mir gemacht haben. Der eine Monolog
gehörte zu Rachel, die ja gar nicht mein Typ ist.
Und der andere war von Zoe, mit der ich tat-
sächlich sehr viel gemeinsam habe. Ich bin Mut-
ter zweier Töchter und da ergeben sich so viele
Parallelen. Wenn ich morgens meine Kinder
fertig mache, bevor sie zur Schule gehen, erin-
nert mich das an Zoe, wie sie ihre Freundinnen
antreibt. Ich kann eigentlich mich selbst spielen.
(lacht)
blimu: Ist es einfacher, eine Rolle zu spielen, die
dem eigenen Ich ähnlich ist, oder eine Rolle, die
meilenweit entfernt ist vom eigenen Ich?
HK: Ich, die Heike, bin nie auf der Bühne. Zoe
spricht ganz andere Texte als ich. Und ich weiß
nicht, ob ich jetzt mit genau diesen Frauen
befreundet wäre. Eine Frauenclique aus der
Jugendzeit habe ich auch nicht. Ich kann aber
schon sehr viel von der eigenen Persönlichkeit in
die Rolle einbringen und mache sie mir zu eigen.
blimu: Wie ist Ihre Beziehung auf der Bühne zu
ihrem jüngeren Ich – gespielt von Laura Saleh?
HK: Ganz toll! Ich war so überrascht, als ich
sie das erste Mal gesehen habe und als wir uns
dann alle als Paare in der Busszene gegenüber-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
standen. Es ist so unglaublich. Unser Habitus
ist sehr ähnlich, auch unsere Artikulation. Wir
verstehen uns sehr, sehr gut und können uns un-
glaublich lange in die Augen sehen, was bei der
Busszene sehr schön ist. Ich würde sagen, es ist
schon so etwas wie Liebe, was man da spürt.
blimu: Nach Ende der Laufzeit in Berlin werden
Sie das Stück nach München begleiten. Haben
Sie schon berufliche Pläne für die Zeit nach
»The Band – Das Musical«?
HK: Ich würde gerne wieder drehen. Ich habe
eine Zeit lang wegen meiner Kinder pausiert.
Jetzt bin ich wieder dabei, durchzustarten. Wenn
möglich, würde ich gerne hier in Berlin eine
Serie drehen.
blimu: Vielen Dank für das entspannte Inter-
view und alles Gute.
Das Interview führte Sandy Kolbuch
Heike Kloss
Durch ihre Mitwirkung in der RTL-Comedy-Serie »Alles
Atze« als Biene an der Seite von Atze Schröder wurde
Heike Kloss einem breiten Publikum bekannt. Im Fern-
sehen war sie u. a. in den Serien »Happy Birthday«,
»Nesthocker«, »Die Schule am See«, »Heiter bis töd-
lich: Alles Klara« und im »Tatort« zu sehen. Zu Beginn
ihrer Karriere wirkte sie in einigen Musicals mit, so in
»Cats« am Operettenhaus Hamburg, »Grease« am Ber-
liner Theater des Westens und im Bob Fosse-Musical
»Chicago« am Deutschen Theater in München. In den
USA arbeitete sie unter der Regie von Duke Ellingtons
Enkelin Mercedes Ellington in »Sophisticated Ladies«.
In Köln und Düsseldorf spielte sie in Alan Ayckbourns
Schauspiel-Komödie »Halbe Wahrheiten« und bei den
Nibelungen-Festspielen unter der Regie von Dieter
Wedel in dem Stück »Die Geschichte des Joseph Süß
Oppenheimer, genannt Jud Süß« und in »Das Vermögen
des Herrn Süß« verkörperte sie Gräfin von Grävenitz.
Im gleichnamigen Theaterstück nach Kürthys Kultroman
»Mondscheintarif« spielte sie die Heldin, u. a. in Ber-
lin an der Komödie am Kurfürstendamm. Die zweifa-
che Mutter Heike Kloss lebt in Berlin und gründete das
Unternehmen »Stars To Go«.

Die Songs sind Bestandteil der Geschichte, aber
sie erzählen nicht die Handlung
Übersetzerin Ruth Deny im Interview zu »The Band« im Berliner Theater des Westens
blickpunkt musical: Die Idee war, das britische
Flair von »The Band« auch auf die deutsche Büh-
ne zu bringen. Was war bei der Übersetzung die
größte Herausforderung?
Ruth Deny: Ich wollte natürlich nicht schon zu
Beginn sagen: »Wir können das nicht und wir
können das nicht ...« Die größte Herausforde-
rung war, dass wir keinen Akzent, Dialekt oder
Soziolekt hatten. Wir haben also den Flair mit
dem Vokabular, dem Set und den Kostümen
eingefangen. Bei den Mädchen handelt es sich
nicht um High-Society-Girls, sodass das Voka-
bular angepasst werden musste, ohne die Girls
dumm wirken zu lassen. Man muss sehr viel pro-
bieren und im engen Kontakt mit den Darstel-
lern sein. Ich habe jeden Tag Feedback bekom-
men, wenn etwas nicht passte und umgearbeitet
werden musste. Dabei hat mich sehr überrascht,
dass der britische Regisseur, der das einstudiert
hat, trotz der Sprachbarriere gemerkt hat, wenn
etwas nicht gepasst hat.
blimu: Es ist wirklich bemerkenswert, wenn das
englischsprachige Kreativteam ohne Deutsch-
kenntnisse merkt, dass etwas nicht passt.
RD: Ja, das merkt man tatsächlich am Tempo. Die
Kreativen kennen ja alle logischerweise das Stück
sehr gut. Doch das Zusammenspiel von Musik,
Bewegung, Schauspiel und der Eigenständigkeit
jedes einzelnen Darstellers ist jedes Mal anders.
Wir haben keine feste Schablone, in die alles ge-
drückt werden kann. Jeder Darsteller hat gewisse
Freiheiten, um etwas Eigenes zu gestalten.
blimu: Die Songs von »The Band« werden auch
in Deutschland in der Originalfassung zu hören
sein. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
RD: Es wäre ganz schrecklich gewesen, die Song-
texte zu übersetzen. Es geht ja auch nicht darum,
dass die Jungs erzählen, wie sie Mädchen ken-
nengelernt, sich verliebt haben oder am Schei-
deweg ihres Lebens stehen. Es geht darum, dass
die Mädchen und späteren Frauen diese Musik
in bestimmten emotionalen Situationen hören.
Da kann man die Musik nicht übersetzen. Die
Songs sind Bestandteil der Geschichte, aber sie
erzählen nicht die Handlung.
blimu: Bei »Mamma Mia!« wurden die Songs
übersetzt, bei »Tina – Das Musical« wurden nur
bestimmte Songs übersetzt ...
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Vis-à-Vis
RD: Ja, die zwei genannten Stücke bilden das
Gegenteil zu »The Band«. Bei »Tina – Das
Musical« war die Entscheidung sehr schwer.
Bei »Mamma Mia!« wollten viele nicht, dass die
Songs übersetzt werden. Bei »Wetten, dass..?«
musste der Cast während der Show auf Englisch
singen, weil Thomas Gottschalk nicht wollte,
dass die deutschen Songs gesungen werden. Die
»ABBA«-Songs sind strange, ebenso die deut-
schen Versionen. Alles ist überspitzt. Bei »The
Band« hingegen haben wir ganz straighte Boy-
band-Lovesongs.
blimu: Wer gibt vor, ob die Songs übersetzt wer-
den oder nicht?
RD: Der Wunsch nach Übersetzungen kommt
meist aus den Ursprungsländern. Denn diese
können sich gar nicht vorstellen, dass man sich
etwas anguckt, was man gar nicht versteht. Es
ist wirklich wahr.
Bei »The Band« handelt es sich meist um Love-
songs. Würde man diese übersetzen, gewänne
man nichts dabei. Es gab auch die Überlegung,
die gesamte Geschichte nach Deutschland zu
übertragen. Da hätte man sich nur entscheiden
müssen, ob man sie im Ruhrpott ansiedelt oder
die Jungs auf Tour schickt, wobei mit verschie-
denen Dialekten hätte gearbeitet werden müs-
sen. Das wäre aber hirnrissig gewesen. Hätten
wir die Story nach Deutschland verlegt, hätten
Foto: Petra Schramböhmer
wir alles umschreiben müssen. Dann wäre vom
Original überhaupt nichts mehr übriggeblieben. Ruth Deny
Das Britische ist halt begehrt und sollte erhalten Die Münchnerin wuchs in Südafrika und Malaysia auf.
bleiben, wie auch bei bei dem so liebenswerten Nach Abschluss ihres Studiums der Anglistik und Allge-
meinen Sprachwissenschaften übernahm sie 1988 erste
(und beliebten) »Kinky Boots«. Dialog-Übersetzungen für Kino- und TV-Produktionen.
Seit 2001 ist Ruth Deny Texterin für Coda Entertainment
blimu: Ist »The Band« das erste Stück, bei dem in München. Die meisten der von ihr übersetzten Fil-
me sind Blockbuster, dazu gehören: »Der mit dem Wolf
Sie einen festen Ort und feste Zeitangaben be- tanzt«, »Interview mit einem Vampir«, »Trainspotting«,
achten mussten? »Der talentierte Mr. Ripley«, »Scream«, »Der englische
Patient«, »Men in Black«, die »Herr der Ringe«-Trilogie,
»Ratatouille«, »Fluch der Karibik I und IV«, »Die Maske
RD: Ja, es hatte seine Tücken. Andererseits habe des Zorro«, »Die Legende des Zorro«, »Toy Story I und III«,
ich auch ein festes Gerüst, mit dem ich arbeiten Disneys »Oben«, »Der Hobbit: Eine unerwartete Reise«
kann. Ab und zu habe ich, nur ganz behutsam, und Disneys »Maleficent – Die dunkle Fee«.
Ruth Deny untertitelte Filme wie »Troja«, »Gran Torino«
mit einer Kleinigkeit das Konstrukt durchbro- und »Sweeney Todd«, schreibt regelmäßig Texte für Do-
chen. Unser Teenie-Magazin heißt beispiels- kumentarfilme und führt Regie bei Sprachaufnahmen.
weise »BRAVO«, weil man den englischen Ori- Seit einigen Jahren konzentriert sie sich auf die Überset-
zung von Musical-Dialogen, darunter »Mamma Mia!«,
ginaltitel hier nicht gekannt hätte. Aber das ist »42nd Street«, »Urinetown – Pinkelstadt«, »3 Musketiere«,
wirklich nur eine Kleinigkeit. »Ich will Spaß!«, »Tarzan – Disney«, »Wicked –
Die Hexen von Oz«, »Sister Act«, »Rocky – Das Musical«,
»Natürlich Blond«, »Sister Act«, »The Full Monty –
blimu: Vielen Dank für diesen kleinen Einblick Ganz oder gar nicht«, »Buddy – Die Buddy Holly
in Ihre Arbeit. Story«, »Rockville«, »Mary Poppins – Disney«, »Kinky
Boots«, »Aladdin – Disney«, »Anastasia« und nun
»The Band – Das Musical«.
Das Interview führten Sandy Kolbuch & Oliver Wünsch
ü 21

In der Flora wird geflogen
Deutschsprachige Europapremiere von »Cirque du Soleil Paramour« in Hamburg
Abb. oben:
Die Zwillinge fliegen in der Cleo-
patra-Szene weit über das Ägyp-
tische Film-Set hinaus und sorgen
für ein Raunen im Saal
Foto: Richard Termine
Abb. unten:
Akrobaten love tri-angle – Eine
Szene, die unter die Haut geht,
Akrobaten performen den Kampf
der beiden Männer um Indigo, wäh-
rend die Sänger im gleichen Kostüm
dazu singen
Foto: John Davis
22
Musicals in Deutschland
N ur noch wenige Leser werden sich daran erinnern,
wie vor 29 Jahren, zur Eröffnung des Theaters Neue
Flora Hamburg, Torten, Eier und Farbeimer auf die
Premierengäste flogen, als mit großem Tamtam dieser
Theaterbau mit dem Musical »Das Phantom der Oper«
in der Hansestadt eröffnet wurde. Die Gäste konn-
ten wegen der »umherfliegenden Gegenstände« nur
unter Polizeischutz das Theater erreichen. Autonome
Demonstranten versuchten damals, das aus ihrer
Sicht zu kommerzielle Haus zu verhindern und die
Betriebsabläufe zu stören.
Nicht nur außen, sondern auch im Inneren des
von den Architekten Uwe Köhnholdt und Konstantin
Kleffel errichteten schönen Theaters flog seitdem so ei-
niges durch das 14 Meter breite und 8,50 Meter hohe
imposante Bühnenportal oder durch den riesigen Zu-
schauerraum: Beim »Phantom« flog der große Lüster,
bei »Mozart!« waren es die Noten, bei »Dirty Dancing«
flog Baby Houseman in Johnnys Arme, »Vampire«
flogen aus ihren Gräbern und bei »Tarzan« die Affen
an Lianen hoch über den Köpfen der Zuschauer – den
krönenden Abschluss bildete in den letzten 4 Jahren
dann »Aladdin«, bei dem sogar ein echter fliegender
Teppich zum Einsatz kam. Nur »Titanic« hat es nicht
in in die Spektakelliste der »Musical Flug History« der
Neuen Flora geschafft und ist mit einem lauten Knall
einfach untergegangen.
Jetzt reiht sich »Cirque du Soleil Paramour« in die
Flugchronik des Hauses ein und empfängt bereits auf
seinem opulenten Produktionsplakat mit zwei fliegen-
den Artisten über einer abgelichteten Filmdiva seine
Zuschauer auf der großen Theatertreppe des Hauses
und weckt die Spannung auf das, was an diesem Abend
kommen soll.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Die Uraufführung von »Paramour« fand, nach vor-
geschalteten Previews, im Lyric Theatre am Broadway
am 25. Mai 2016 statt, und die Produktion lief dann in
New York ziemlich genau ein Jahr.
Für die Hamburger Europapremiere wurde an der
einen oder anderen Stelle noch einmal gefeilt und das
Ausstattungsspektakel (Kostüm und Maske großartig:
Philippe Guillotel und Nathalie Gagné) kommt nun
mit flottem Tempo als zeitgemäße Unterhaltung daher.
Bereits beim Betreten des Zuschauerraums schaut
man auf das Filmset, das später teils imaginär, teils real
in großer Detailverliebtheit daherkommt. Der Zuschauer
taucht durch die vielen Projektionen auf den Bühnenpor-
talen schnell in die goldene Ära der großen Hollywood-
Film-Schinken und die Zeit des Glamours ein.
Der kanadische Zirkus und sein Produktionsteam
laden diesmal zu ganz besonderen Filmarbeiten und
entführen mit ihrem 51-köpfigen Ensemble die Zu-
schauer in eine Welt voller Musik, Artistik, Liebe und
Poesie. In vielen Momenten verquickt die Regie (Sergio
Trujillo) die wirklich tolle Live-Kameratechnik mit ei-
nem real gebauten Bühnenbild mit der Illusion eines
Films, wie zum Beispiel in der Filmstreifenszene. Die
zimmerartigen Räume erinnern an Einzelbilder eines
Filmstreifens und verlangen den Darstellern, die sich
darin rasant und zum Teil kopfüber bewegen müssen,
ein enormes Timing ab, da diese Szene auch an Pro-
jektionen gekoppelt ist. So entstehen sehr vielseitige
und imposante Bilder, die einen sehr starken Kontrast
zum fulminanten Opening klassischer Bühnenbauart,
jedoch mit Tausenden von echten Glühbirnen zeigen.
Die aufwendig künstlerische Arbeit und die Kreativi-
tät dahinter, die diese Produktion alleine durch diese
großartigen Bilder schafft (Bühnenbild: Jean Rabasse),

sucht ihresgleichen und stimuliert das menschliche
Auge extrem.
Der Plot ist schnell erklärt: AJ Golden, gespielt von
Pasquale Aleardi, ist Hollywood-Regisseur und sucht
nach einem neuen Star für seinen nächsten Kino-
Hit, da seine eigentliche Hauptdarstellerin in einer
Drogenentzugsklinik gelandet ist und so für sein ge-
plantes Filmprojekt ausfällt. Als der junge Komponist
Joey (Anton Zetterholm) mit seiner Freundin Mildrid
(Vajèn van den Bosch) – später Indigo – gerade versucht,
seine Kompositionen bei den Filmstudios persönlich zu
platzieren, gelingt es beiden, dank eines Zufalls und
eines Sprühstoß‘ Parfum, die Aufmerksamkeit des Pro-
duzententeams auf sich zu ziehen, und sie steigen nach
ihrer Entdeckung groß ins Filmgeschäft ein.
In der ebenso ehrgeizigen wie schönen Schauspie-
lerin Indigo findet AJ seine neue Muse und er verliebt
sich in sie. Indigo allerdings hegt nicht nur Gefühle für
AJ – auch der junge Pianist Joey, der den Titelsong des
neuen Films komponiert, hat ihr Herz bereits erobert.
Joey liebt Indigo schon lange heimlich, gerät aber im-
mer mehr ins Abseits, da er mit seinem wohlhabenden
Mitstreiter AJ Golden im Battle um die schöne Indigo
nicht mithalten kann. Am Ende muss sich Indigo zwi-
schen Liebe und Erfolg entscheiden.
Auch wenn die Story aufgrund des angewandten
Konzepts und der Verquickung sämtlicher am Markt
vorhandenen Unterhaltungsstilistiken keine besonde-
re Tiefe erreicht, ist die Geschichte immer noch sehr
aktuell. Frauen wollen und können heutzutage alles
erreichen. Ihr Ziele sind: die perfekte Karriere leben,
Mutter und eine attraktive Liebhaberin sein, eine geist-
reiche Gesprächspartnerin abgeben – alles muss per-
fekt sein, eben nur nicht langweilig und auf gar keinen
Fall einfach eintönig und billig. Wenn diese Frauen
beim Streben nach Selbstverwirklichung dann in die
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
Fänge eines Mannes geraten, der es vielleicht nur be- Abb. unten von oben links:
dingt gut mit ihnen meint, manövrieren sie sich schnell 1. Hollywoods Pracht: AJ Golden
in eine ebenso missliche Lage wie die Filmdiva Indigo (Pasquale Aleardi) eröffnet den
Abend mit tausenden von Lichtern
im Stück »Paramour«. Jede Frau und auch jeder Mann
und fulminanter Showtreppe
kann sich zumindest am Ende der Vorstellung einmal 2. Indigo (Vajèn van den Bosch)
die Frage stellen, wie weit sie/er selbst bereit wäre, zu und Joey (Anton Zetterholm) haben
gehen, um Ruhm, Macht und finanzielle Unabhängig- starke Gefühle füreinander – fliegt
keit zu erreichen. Oder ob nicht doch die wahre Zufrie- die Liebe davon oder übersteht
diese das harte Filmbusiness?
denheit im kleinen, intimen Keim der Liebe steckt und
3. Die Artisten des Cirque du Soleil
nicht im Außen und in materiellen Dingen. lassen das Unmögliche möglich
Die 6-köpfige Band unter der Leitung von Klaus werden, hier hängen sie seitlich an
Wilhelm spielt die Kompositionen der Show von »Bob Laternen, bevor sie an ihnen herun-
& Bill« Guy Dubuc und Marc Lessard sehr schmis- terrauschen
Fotos (3): John Davis
sig und tritt am Abend der Medienpremiere insgesamt
sehr gut abgemischt und dynamisch auf (Ton: John
Shivers). Dem Redakteur persönlich gefällt der Klang
nicht so sehr, er empfand ihn in der Vorstellung als zu
computeranimiert. Die Musik durchdringt einen nicht
so, wie es wohl eine richtige Big Band oder ein großes
Liveorchester tun würde. Schade, dass immer mehr
auf ein großes Orchester verzichtet wird, können doch
die wahren Gefühle, die dieses gewisse musikalische
Kribbeln in der Bauchregion bewirken, nur mit vielen
echten Musikern und deren dazugehörenden Instru-
menten erzeugt werden.
Der Schweizer Pasquale Aleardi in der Rolle des AJ
Golden ist dem deutschen Fernsehpublikum bereits
als Kommissar Dupin aus der gleichnamigen ARD-
Serie in Spielfilmlänge und aus diversen Kinofilmen,
wie zum Beispiel »Männerherzen ... und die ganz große
Liebe« bekannt. Er spielt seine Rolle souverän und be-
geistert mit seiner sehr angenehmen, sonoren Sprech-
stimme und einer fokussierten Bühnenpräsenz. Es
wundert somit nicht, dass er bereits in der ebenfalls
schauspielerisch gelagerten Rolle des Anwalts Billy
Flynn im Musical »Chicago« am Broadway und in
ü 23
 Musicals in Deutschland

Cirque du Soleil Paramour –
Das Musical
»Bob & Bill« Guy Dubuc &
Marc Lessard / Andreas Carlsson
Deutsch von Daniel Große Boymann
Cirque du Soleil & Stage Entertainment
Theater Neue Flora Hamburg
Deutschsprachige Erstaufführung:
14. April 2019
Regie & Choreographie .... Sergio Trujillo
Musikalische Leitung ... Klaus Wilhelm
Musical Supervision .... Seth Stachowski
Akrobatik-Design &
Choreographie ............... Shana Carroll
Akrobatik-Performance-
Design ......................Boris Verkhovsky
Akrobatik-Performance-
Supervision ...................... Eric Heppel
Bühnenbild .................... Jean Rabasse
Rigging & Akrobatik-Equipment
Design ............................ Pierre Masse
Kostüme .................. Philippe Guillotel
Haardesign ................. Josh Marquette
Make-up .................... Nathalie Gagné
Lichtdesign ................. Howell Binkley
Projektionsdesign ..... Olivier Simola &
Christophe Waksmann
Sounddesign .................... John Shivers
AJ Golden ................. Pasquale Aleardi
Indigo ................ Vajèn van den Bosch
Joey ........................ Anton Zetterholm
Robbie ................. Patrick A. Stamme /
Sasha Di Capri
Gina .............................. Laura Panzeri
Buster ........... Aaron Sebastian Dewitz
In weiteren Rollen:
Ignacio Adarve, Tom Ammirati,
Andrew Atherton, Gasya Atherton,
Jack Cameron Atherton, Kevin Atherton,
Martin Charrat, Gabriel Christo, Gabriel
Costa, Mercedesz Csampai, Alastair
Davies, Jean-Philippe Deltell, Dmytro
Dudnyk, Thomas Evans, Tamás
Fischer, Calum Flynn, William Geary,
Roberto Freitas Griespach, Laura Hills,
Alessio Impedovo, Dorival Junco, Igor
Karpovich, Roman Karpovich, Rafal
Kaszubowski, Aleksandr Kochkin
(Dance Captain), Audrey Labeau,
Petter Linsky, Alessia Losavio, James
Douglas Mackie, Christopher Mc-
Greevy, Beatrice Mechilli, Guillaume
Mesmin, Philippe Normand-Jenny,
Sa´ra Paczolay, Amanda Carrero
Padrón, Jessica Scorpio, Anastasia
Shkandybina, Maksim Soprunow,
Paulo de Souza, Emil Korfitz Stenhøj,
Emilia Viglianesi, Robert Watson,
XL (Xiau-Ling) Wee, Thomasz Wilkosz
Stuttgart auf der Bühne stand. Das Timing seiner Sze-
nen stimmt in dieser Vorstellung auf den Punkt, denn
er entscheidet in seiner Rolle als Regisseur und Produ-
zent AJ, wann ein Applaus unterbrochen wird und die
Szene weitergeht.
Sein Gegenspieler, der um Indigos Liebe ringende
Jungkomponist Joey, wird gespielt von Anton Zetter-
holm, der den Hamburgern vielleicht noch als Tarzan
aus der Premierenbesetzung der gleichnamigen Show
und der Sat1-Castingshow »Ich Tarzan, Du Jane« ein
Begriff ist. Inzwischen spielte er unter anderem im
Londoner West End in »Les Misérables«. Zetterholm
singt die Höhen seiner Partie leicht, spielt seine Rolle
des Komponisten sehr leidenschaftlich und ist mit
ganzem Körpereinsatz auch in artistische Episoden
eingebunden.
Die Frau, um die sich alles dreht, ist die Filmdiva
Indigo. Vajèn von den Bosch, die schon als Kinderdar-
stellerin bei »Mary Poppins« in den Niederlanden auf
der Bühne stand, sticht an diesem Abend stimmlich
heraus. Sie verfügt für ihre jungen 21 Jahre über eine
außerordentlich starke Bühnenpräsenz und lässt mit
einer sehr schönen, vollen Wärme in ihrer Gesangs-
stimme aufhorchen. Hierbei stellt sie, nach Meinung
des Redakteurs, in ihrer gesanglichen Darbietung die
New Yorker Besetzung sogar in den Schatten! In den
Sprechszenen klingt die niederländische Note stark
durch und erinnert, ohne es böse zu meinen, ein wenig
an »Traumhochzeit« mit Linda de Mol.
Patrick A. Stamme mimt AJ Goldens Assistenten
Robbie mit »warmer Hingabe«. Er hat dabei ein sehr
gutes Gespür für Zwischentöne und sorgt so für den
einen oder anderen Lacher.
Laura Panzeri als Gina hat die undankbare Rolle
der Verflossenen übernommen, schafft es aber gut, in
den kleinen Momenten dieser eng geschnittenen Rolle
das rauszuholen, was geht. Lediglich die Verständlich-
keit ist aufgrund ihrer italienischen Note am heutigen
Abend auch nicht durchgängig gegeben.
Neben den Rollen kann »Paramour« mit einem
einzigartigen Team an Artisten und Tänzern auf-
warten, deren artistische und körperliche Leistungen
einem den Atem stocken lassen. Allen voran Buster
alias Aaron Sebastian Dewitz der als pantomimischer
Clown immer dann zum Einsatz kommt, wenn es um
die Darstellung von Gefühlen geht. Die erwachsenen
Zuschauer, die noch einen Hauch von Fantasie in sich
tragen, finden großen Gefallen an seiner Pantomime,
was sich auch am Spontanapplaus in seinen Solos zum
Ende der Pause zeigt.
Buster raubt den Zuschauern den Atem auf der
emotionalen Ebene, die »Atherton Twins« sind die Ar-
tisten, die wohl am längsten im Gedächtnis bleiben.
Diese Nummer ist sehr stark, denn es geht hier wieder
um große Höhe und um das Fliegen über den Köpfen
der Zuschauer, was, wie bereits eingangs beschrieben,
zu diesem Haus gehört wie der Helikopter zu »Miss
Saigon«. Mit ihren Strapatennummern wurden die
»Atherton Twins« bereits mehrfach weltweit ausge-
zeichnet, wobei diese Brüder eine nicht zu erklärende
Magie ausstrahlen, von der man sich am besten selbst
überzeugen sollte.
Die Show wechselt im Weiterführen der Story zwi-
schen Tanz (Choreographie: Sergio Trujillo und Shana
Carroll) mit den 16 verschiedenen Artistikkünsten,
wie z.B. Jonglage, Objektarbeit, Einrad-Kunst, Seilar-
tistik, die artistische Wippe, Trampolin oder ein im 2.
Akt bahnbrechender Trapeztango und Gesang ab. Das
Ensemble strotzt dabei vor Tanz- und Spielfreude. Spä-
testens zum Finale stehen dann auch alle Zuschauer
begeistert auf, da auch sie sich, angeregt von so viel
Bewegung, gerne bewegen wollen.
Bei »Paramour« kommen Musical, Artistik und
Hollywood in einer Show zusammen. Es ist ein wahres
Spektakel, das in einigen Momenten einer Reizüberflu-
tung nahekommt. Damit wird es sicher demjenigen Mu-
sicalfan nicht gerecht, der nur »das klassische Musical«
liebt und nicht offen ist für andere Wege. Und den
Zirkusfan, der eine Nummer nach der anderen erwar-
tet und keine Abweichungen durch Texte und Songs
duldet, wird es ebensowenig abholen.
Wenn man sich jedoch einlässt auf wunderschöne
Bilder, Melodien, mit Kraft gepaart, an einem Hauch
von Poesie, wird man mit einem Hochgefühl aus der
Flora in die Hamburger Nacht fliegen. Versprochen!
Es wird eben wieder geflogen in der Neuen Flora.
Dem Team, den Zwillingen und allen anderen Luft-
verrückten ist zu wünschen, dass sie dies vorerst länger-
fristig tun können. Always Happy Landing!
Stefan Schön

Abb. von links:

1. Der Showstopper des Abends
sind die magischen Zwillinge
(Andrew und Kevin Atherton). Ihr
Flug entführt in eine andere Welt
2. Akrobaten in der Bar-Szene, Dia-
bolo und Jonglage – es gibt immer
was zu sehen auf der großen Bühne
Fotos (2): Joan Marcus

24 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

 Tickets: 069 1340400 · frankfurt-ticket.de

Das Musical

10.05.– 27.07.19
AMPHITHEATER
Schloss Philippsruhe
ü
festspiele.hanau.de

Das Spiel ist größer als seine Spieler
»Chess« am Theater Regensburg
Abb. oben:
Alexander Molokov (Seymur
Karimov, r.) schreckt nicht davor
zurück, die Frau seines Champions
(Esther Baar) zur Manipulation
einzusetzen
Abb. unten:
Der kleine Frederick Trumper
(Ferdinand Käser) entdeckt schon
in jungen Jahren seine Liebe
zum Schach
Fotos (2): Jochen Quast
26
Musicals in Deutschland
D unkelheit. Wir blicken gebannt auf die zwei Män-
ner, die sich da auf der Bühne im Rampenlicht
reglos gegenübersitzen. Eine Zeit lang passiert nichts,
dann bewegt sich endlich einer der beiden und macht
den alles entscheidenden Zug.
So viel Spannung hätte man einem Stück über
Schach erst einmal gar nicht zugetraut. Das Musical
»Chess« ist eins der unbekannteren Stücke in der Thea-
terlandschaft. Es hatte bereits in den 1980ern im Londo-
ner Prince Edward Theatre seine Uraufführung und war
sogar eine Zeit lang am Broadway zu sehen. Nun wagt
sich das Theater Regensburg an dieses Stück über jene
Sportart, welche viele beinahe schon vergessen hatten.
Die Frage ist: Kann man das Publikum damit fesseln?
Die Story an sich bringt zumindest alles mit, was
ein packendes Drama haben muss: eine Liebesge-
schichte, das Streben nach Macht, die Frage nach
Loyalität und die Suche nach dem eigenen Glück.
Hinzu kommen, vor allem in dieser Inszenierung von
Christina Schmidt, viele aktuelle politische Bezüge,
die sogar laut und hell an die Portalseiten gebeamt
werden, um eindeutig klarzumachen, worum es hier
wirklich geht. Die Handlung beginnt damit, dass der
Amerikaner Frederick Trumper gegen den Russen Ana-
toly Sergievsky im finalen Spiel der Schachweltmeis-
terschaft antritt. Doch wie bei den meisten Sportarten
geht es hierbei lange nicht nur um das Spiel. Russland
gegen Amerika – klar, dass die Situation von den jewei-
ligen Delegationen genutzt wird, um politische Propa-
ganda zu betreiben. Und mittendrin befinden sich die
beiden Champions sowie deren Angehörige. Allerdings
bleibt es nicht alleine beim Kampf um den Weltmeis-
tertitel. Florence Vassy, Assistentin und Geliebte von
Frederick Trumper, verliebt sich in dessen Gegner. Die
beiden werden schließlich ein Paar. Dieser hat jedoch
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Frau und Kinder in der UdSSR, was die Situation nicht
gerade leichter gestaltet. Außerdem trägt Florence noch
einen ganz anderen inneren Konflikt mit sich, welcher
später schonungslos ausgenutzt wird. Letztendlich wer-
den alle Beteiligten selbst zu Schachfiguren im Kampf
zwischen zwei Parteien, die beide den größtmöglichen
Nutzen für sich herausziehen wollen. Das Schachspiel
an sich rückt dabei weit in den Hintergrund. »Chess«
ist zugleich eine Parabel, die auf unser aktuelles Zeit-
geschehen verweist – deshalb auch die Twittersprüche
von Trump und Putin an den Bühnenseiten. Inspiriert
wurde der britische Textdichter Tim Rice, nach dessen
Idee dieses Musical entstanden ist, vom Jahrhundert-
schachspiel im Jahre 1972 zwischen dem Amerikaner
Bobby Fischer und dem Russen Boris Wassiljewitsch
Spasski. Rice zog damals schon bewusst Parallelen
zum Ost-West-Konflikt, genauso, wie es auch jetzt in
Regensburg beabsichtigt ist.
Am Premierenabend scheint es ein bisschen zu dau-
ern, bis der Funke überspringt und man ganz in der
Geschichte angekommen ist. Denn bei der Handlung
gibt es erst einmal einiges zu erklären und zu erzählen,
bevor das eigentliche Drama losgehen kann. Wer ist
auf wessen Seite? Was sind die Ziele? Und wie ist die
momentane politische Lage? All das erfährt man in-
nerhalb der ersten 15 Minuten, während der Zuschauer
ein Lied nach dem anderen erwartet und sich fragt,
wann es denn nun losgeht mit dem wichtigen Spiel,
wegen dem alle so nervös sind.
Es braucht einfach ein bisschen, bis das Stück in
Schwung kommt. Auch, wenn musikalisch und tänze-
risch von Anfang an einiges geboten wird. Das Kreativ-
team um Regisseurin Christina Schmidt hat sich alle
Mühe gegeben, den Stoff kurzweilig auf die Bühne zu
bringen, was trotz komplexer Handlung gelingt.
 Musicals in Deutschland

Das beginnt schon bei der Besetzung. Für die
Hauptrollen lud sich das Theater Regensburg extra
Gäste ein: Ruud van Overdijk als Frederick Trumper
und Thomas Christ als Anatoly Sergievsky können bei-
de vor allem mit ihrem Gesang überzeugen. Genauso
wie die beiden Frauen in der Geschichte: Esther Baar
als betrogene Ehefrau und Christiana Wimber als
Geliebte, die für ihr Glück kämpft. Auch die traktie-
renden Nebenrollen sind mit Christian Schossig und
Seymur Karimov absolut passend verkörpert. Aller-
dings zeigt sich am Premierenabend bei vereinzelten
Darstellern auch etwas Unsicherheit mit der Sprache,
die man ihnen leider anmerkt und die teilweise zu
Verständnisschwierigkeiten führt.
Ansonsten bleibt jeder bei dem, was er am bes-
ten kann: Der Chor singt und die Tänzer setzen die
Handlung noch mal körperlich bebildernd um. Wobei
sich bei Letzterem die Frage stellt, ob es das wirklich
braucht, um die reinen Instrumentalpassagen zu füllen.
Denn absolut hörenswert und der größte mitreißende
Faktor ist vor allem die Komposition von Benny An-
dersson und Björn Ulvaeus, den beiden männlichen
Mitgliedern der Musikgruppe »ABBA«. Hier trifft sin-
fonisch-opernhafter auf pop-rockigen Sound: eine gute
Mischung aus bunten Shownummern, mitreißenden
Balladen und eindrucksvollem Ensemblegesang. Das
bekannteste Lied aus diesem Stück ist wohl ›One Night
in Bangkok‹, welches gemeinsam mit dem restlichen
Soundtrack vielleicht nicht mehr als eine schlichte kon-
zertante Aufführung braucht, um das Publikum zu er-
reichen. Das Orchester konnte unter der musikalischen
Leitung von Alistair Lilley jedenfalls vollends überzeu-
gen, obwohl das Velodrom als Spielstätte des Theaters
nicht die optimale Akustik für Livemusik bietet.
Bei den Kostümen (Susanne Ellinghaus) wird mit
viel Farbe, Glitzer und Accessoires aus dem Vollen
geschöpft, um auch etwas fürs Auge zu bieten – man
bleibt nicht nur bei naheliegendem Schwarz und Weiß.
Und mithilfe des Bühnenbildes und der Videos von
Frank Fellmann gelingt es sogar, ein minutenlanges
Schachspiel kurzweilig auf die Bühne zu bringen und
schnelle Handlungssprünge logisch zu inszenieren. So-
gar etwas Regen spielt mit. Auch, wenn nicht vollkom-
men klar wird, zu welchem dramaturgischen Zweck.
Das Fazit: Die Show ist definitiv unterhaltsam. Das
zeigen auch die partiellen Standing Ovations bei der
Premiere, die aber nicht unbedingt am Schachinteresse
und an der Spannung der Handlung liegen müssen.
Trotzdem wird an diesem Abend viel geboten. Ob man
damit in Regensburg einen großen Musical-Hit landen
kann, wird sich zeigen. »Chess« ist noch bis Juni 2019
zu sehen.
Magdalena Julia Simmel
Chess
Benny Andersson / Björn Ulvaeus /
Tim Rice
Deutsch von Kevin Schroeder
Theater Regensburg
Velodrom
Premiere: 16. März 2019
Regie ...................... Christina Schmidt
Musikalische Leitung &
Choreinstudierung .......... Alistair Lilley
Choreographie .............. Tamás Mester
Bühnenbild & Video .... Frank Fellmann
Kostüme ................ Susanne Ellinghaus
Licht ............................. Martin Stevens
Frederick Trumper .... Ruud van Overdijk
Anatoly Sergievsky ....... Thomas Christ
Florence Vassy ...... Christiana Wimber
Walter de Courcey .... Christian Schossig
Alexander Molokov .... Seymur Karimov
Der Schiedsrichter .... Brent L. Damkier
Svetlana Sergievskaya ....... Esther Baar
Viigand ......................... Tamás Mester
Der kleine Frederick .............. Benedict
Clemens Jacob / Ferdinand Käser
In weiteren Rollen:
Raimund Burgmeier, Myriam Chávez
de Kühner, Hyuna Cho-Schroeder,
Liliana Düstersiek, Maximilian Eisena-
cher, Maria-Magdalena Fleck, Ayumi
Futagawa, Sehoon Ha, Michael Haake,
Tobias Hänschke, Silke Heise, Gertrud
Judenmann, Mikhail Kuldyaev, Thomas
Lackinger, Kyu-Hyun Lee, Sang-Sun
Lee, Elena Lin, Beata Marti, Harald
Mück, Mert Öztaner, Jong-Il Park,
Katrin Poemmerl, Roman-Ruslan Sol-
tys, Laura Vögele, Arpad Vulkan
Es tanzen:
Simone Elliott, Tiana Lara Hogan /
Harumi Takeuchi, Rei Okunishi, Louisa
Poletti; Alessio Burani / Lucas Roque
Machado, Fabian Moreira Costa,
Péter Dániel Matkaicsek,
Tommaso Quartani
Statisterie, Opernchor, Extrachor &
Theater Regensburg Tanz

Abb. von oben links:

1. Anatoly Sergievsky (Thomas
Christ, l.) und Frederick Trumper
(Ruud van Overdijk, Mitte) kon-
kurrieren nicht nur um den Titel
des Schachweltmeisters, sondern
auch um Florence Vassy (Christiana
Wimber)
2. Alexander Molokov (Seymur Ka-
rimov, l.) macht Anatoly Sergievsky
(Thomas Christ, r.) klar, welche
Verantwortung auf ihm lastet
3. Frederick Trumper (Ruud van
Overdijk mit Theater Regensburg
Tanz) arbeitet nach der verlorenen
Weltmeisterschaft als TV-Moderator
Fotos (3): Jochen Quast

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 27


Auferstehung in vier Tagen
»Jesus Christ Superstar« im Theater am Marientor Duisburg
Abb. oben:
Kreuzigung und Auferstehung im
Licht – da kehren auch die Jünger
nach und nach zu Jesus (Patrick
Stanke, hängend) zurück, mit Maria
Magdalena (Dionne Wudu, 2.v.l.),
Petrus (Georg Mathias Leskovich,
4.v.l.), Simon (Benedikt Ivo, 3.v.r.)
und Ensemble
Foto: Sandra Reichel
Jesus Christ Superstar
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Semikonzertante Aufführung in
englischer Sprache
Wolfgang DeMarco
Theater am Marientor Duisburg
Premiere: 12. April 2019
Regie .................... Katja Thost-Hauser
Musikalische Leitung ..... Inga Hilsberg
Choreographie ................... Kati Farkas
Bühnenbild ......... Helmut Mühlbacher
Lichtdesign ............ Michael Grundner
Jesus ............................. Patrick Stanke
Judas .............. Andrea Matthias Pagani
Maria Magdalena ......... Dionne Wudu
Pontius Pilatus ... Christian Peter Hauser
Herodes ................ Ralph Morgenstern
Kaiaphas ................... Csaba Markovits
Annas .................. Mathias Schiemann
Petrus .......... Georg Mathias Leskovich
Simon ............................. Benedikt Ivo
Priester ........... Sebastian Jüllig, Robert
Stumpf
Soulgirls .................... Annina Hempel,
Marlene Jubelius, Celena Pieper
In weiteren Rollen:
Sofia Elena Coretti, Yoko El Edrisi
(Dance Captain), Isabell Fischer,
Christian Rosprim, Julian Schier
28
Musicals in Deutschland
A ls »ersten Schritt auf dem neuen Weg [...] in die
Zukunft« bringt Wolfgang DeMarco, Produzent
und neuer künstlerischer Direktor des Theaters am
Marientor, »Jesus Christ Superstar« auf die Bühne.
Das Duisburger Theater soll wieder eine Spielstätte für
Eigenproduktionen werden. Damit stehe »Jesus Christ
Superstar«, das am 12. April 2019 Premiere gefeiert
hat, symbolisch für »eine Art Auferstehung« des Hau-
ses. DeMarco betont fast stolz, es sei eine unglaubliche
Leistung des ganzen Teams und aller Abteilungen, die
Show innerhalb von nur vier Tagen seit Montag (mit
einer Generalprobe am Donnerstag) aufzubauen – in-
klusive technischer Einrichtung, Einstudierung der
Darsteller und Musiker. Unter dieser Prämisse muss
der Abend als eine reife Leistung bezeichnet werden!
Was das für die Darsteller bedeutet haben muss, da-
von bekam das Publikum nur hin und wieder einen
Eindruck. Und damit sind nicht kleinere Tonprobleme
gemeint, wie ein- bis zweimaliges Knistern oder ein zu
spät eingeschaltetes Mikrofon …
Patrick Stanke sticht mit seiner Verkörperung der
Titelrolle heraus, zum einen, weil er einer der besten
Sänger im deutschsprachigen Musical ist, zum ande-
ren, weil er die Rolle und seine Songs in mehrfachen
Interpretationen verinnerlicht hat. Doch selbst bei ihm
hat es bei der Premiere auch schwächere Momente ge-
geben. Zu den starken Momenten gehörten in jedem
Fall ein berührendes ›Poor Jerusalem‹ und sein bewe-
gendes ›Gethsemane‹.
Insgesamt wirkten alle bei der Premiere unterprobt.
Das war im ersten Teil auch Andrea Matthias Pagani
anzumerken, der teilweise hörbar angestrengt klang
und zwischen emotional starken Momenten und we-
niger ausgeprägtem Schauspiel wechselte. Im zweiten
Akt hat er sich deutlich besser eingesungen und insbe-
sondere in der Judas-Kuss-Szene ›The Arrest‹ und ›The
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
last Supper‹ funktioniert das Zusammenspiel zwischen
Stanke und ihm gut. Bewegend ist Paganis wahnsin-
nige, hysterisch lachende Reaktion auf seinen eigenen
Verrat, der in seinem Selbstmord mündet. Sein ›Super-
star‹ wird eine soulige, starke Nummer voller sarkas-
tischer Zwischentöne, unterstützt von den Soulgirls
Annina Hempel, Marlene Jubelius und Celena Pieper.
Stimmlich herausragend ist Dionne Wudu als Ma-
ria Magdalena, die mit ›I Don‘t Know How to Love
Him‹ bereits überzeugt, insbesondere aber im Duett
›Could We Start Again Please‹ mit Georg Mathias Les-
kovich als Petrus harmoniert und berührt.
Christian Peter Hausers ›Pilate‘s Dream‹ ist noch
eher schwach und auch in seiner Darstellung wirkt
Hauser anfangs unsicher. Ganz anders zeigt er sich
dann im zweiten Akt: stimmlich kraftvoll, berührt er
als exzentrischer und zugleich überforderter Vertreter
Roms, insbesondere auch in seinem Zusammenspiel
mit Stanke als Jesus.
Ralph Morgenstern verleiht seinem Herodes eine
gelangweilt, arrogante Attitüde. Dieser Herodes ist ein
Selbstdarsteller, der in Duisburg als Modedesigner Ha-
rald Glööckler auftritt, im schwarzen Plisseerock und
in Uniformjacke mit goldenen Epauletten, während
die Kostüme des Ensembles an Michael Jackson erin-
nern. Morgenstern überzeugt als Komödiant und in ei-
ner urkomischen Charleston-Kickline-Choreographie
von Kati Farkas als »Schmidtchen Schleicher mit den
elastischen Beinen«.
Gesanglich sticht Mathias Schiemann als erster
Priester Annas hervor. Er spielt diesen, behängt mit
Schmuck und Ringen an jedem Finger, wunderbar
schmierig. Opernsänger Csaba Markovits verfügt
zwar über den tiefen Bass, den man in der Rolle hören
möchte, aber sein Gesang bleibt auch aufgrund eines
starken Akzents unverständlich.

Gespielt wird diese semikonzertant englischspra-
chige Aufführung des Musicals von Andrew Lloyd
Webber und Time Rice auf einer Bühne, in deren
Mitte ein nach vorne hin gekipptes rundes Podest eine
schiefe Ebene bildet (Bühnenbild: Helmut Mühlba-
cher). Weitere Elemente sind Kisten, die vor allem bei
der Abendmahl-Tafel zum Einsatz kommen. In Katja
Thost-Hausers Inszenierung beginnt das Stück sogar
mit einer Abendmahlszene, die sich auflöst, während
Jesus (Patrick Stanke) und seine Jünger – mit Ausnah-
me von Judas (Andrea Matthias Pagani) – über die
Schräge hinter dem 12-köpfigen Orchester die zweite
Bühnenebene besteigen und die Bibelverse aus der
Bergpredigt etc. lesen, die auf einer Projektionswand
eingeblendet werden. Dort erscheinen im Lauf der
Aufführung hin und wieder Einblendungen, ansons-
ten bildet sie einen farbig getönten Hintergrund. Für
Licht und Farbe sorgt in Duisburg ein strahlend helles,
effektvolles Lichtdesign von Michael Grundner – so
etwa am Ende des 1. Akts, als die Szene beim Verrat
des Judas in höllisches Rot getaucht wird.
Die Musiker der Kölner Philharmonie unter Lei-
tung von Inga Hilsberg spielen engagiert und gekonnt,
trotzdem klingen manche Sequenzen nicht so voll,
wie man es von anderen Produktionen gewöhnt ist.
Das fällt insbesondere auf, weil einzelne Instrumente
herausstechen, wie das Saxophon (Pawel Kuterbach)
in ›Damned For All Time: Blood Money‹. Manchmal
klingt die Musik fast ein wenig synthetisch, als ob hier
Instrumente imitiert würden.
In vier Tagen Regieanweisungen und Choreogra-
phien (Kati Farkas) umzusetzen, ist insbesondere für
das fünfköpfige Ensemble (Sofia Elena Coretti [Dance
Captain], Yoko El Edrisi, Isabell Fischer, Christian
Rosprim, Julian Schier) keine leichte Aufgabe gewe-
sen. Doch die Auf- und Abgänge funktionieren, auch
wenn es manchmal noch an der Dynamik fehlt. Julian
blickpunkt
ü musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
Schier hebt sich gesanglich und durch die ausdrucks-
volle Umsetzung der Choreographie von Kati Farkas in
›Simon Zealotes‹ hervor.
Demjenigen, der das Musical schon häufiger gese-
hen hat, fallen einige Regieideen in der Umsetzung
durch das kleine Ensemble positiv auf: Als Judas ver-
achtend über Maria Magdalena spricht, reagieren die
Frauen in der Jüngerschaft unterschiedlich. Da ist so-
wohl Verärgerung als auch Zustimmung zu sehen. In
der Salbungsszene versucht nicht nur Maria Magda-
lena, Jesus Entspannung zu verschaffen, sondern auch
die anderen Frauen kommen, lassen sich von ihr Salbe
geben und tun den Jüngern Gutes. Als es eine bei Ju-
das versucht, schmiert er ihr mit höhnischem Lachen
die Salbe ins Gesicht, bevor er sich darüber aufregt,
dass Geld hier für Luxus verschwendet würde, anstatt
es den Armen zu geben. Auch dass Jesus seine Maria
Magdalena von der zionistisch eingestellten Gruppe
um Simon (Benedikt Ivo) wegzieht, damit sie nicht in
Gefahr gerät, und sie später den abseits weinenden Je-
sus tröstet, nachdem er Judas davongejagt hat, gehört
hierhin. Einfach und einleuchtend ist auch die Idee, Abb. oben:
dass die Anhänger, die sich gegen Jesus gewendet ha- ›I Don‘t Know How to Love Him‹ –
Maria Magdalena (Dionne Wudu)
ben, Kapuzen aufsetzen. Schade, dass es bei wenigen
mit dem schlafenden Jesus (Patrick
solcher Ansätze seitens der Regie bleiben musste. Stanke)
Das Finale wird dagegen nicht nur zu einem opti- Foto: Frank Altmann
schen Highlight, wenn Jesus in einen Kranz aus Licht
hinaufgezogen wird, der die Kreuzigung mit der Sym- Abb. unten von links:
1. Ein berührender Judas-Kuss
bolik der Auferstehung verbindet. Ob die Produktion
(Andrea Matthias Pagani, r.) für Jesus
von »Jesus Christ Superstar« mit der im Herbst geplan- (Patrick Stanke, l.)
ten Uraufführung von »Wallace – Das Musical« wirk- 2. Pontius Pilatus (Christian Peter
lich eine Auferstehung für das Theater am Marientor Hauser, r.) versteht Jesus (Patrick
bedeutet, ist abzuwarten. Wünschenswert wäre es, wenn Stanke) nicht
hier wieder ein fester Raum für Musical entstünde. 3. Herodes (Ralph Morgenstern,
Mitte mit Ensemble) hat genug von
seinem schweigenden Gast, Jesus
(Patrick Stanke, l.)
Barbara Kern Fotos (3): Sandra Reichel
29

Orientalische Disney-Magie
»Aladdin« im Stuttgarter Apollo Theater
›Arabische Nächte‹ in der erfundenen Stadt Agrabah verspricht
Dschinni (Maximilian Mann, Mitte, mit Ensemble) dem Publikum
Foto: Deen van Meer
Aladdin (Disney)
Alan Menken / Howard Ashman /
Tim Rice / Chad Beguelin
Deutsch von Kevin Schroeder,
Heiko Wohlgemuth & Ruth Deny
Stage Entertainment
Apollo Theater Stuttgart
Premiere: 21. März 2019
Regie & Choreogr. .... Casey Nicholaw
Associate Regie ................ Scott Taylor
Musikalische Leitung ... Leif Klinkhardt
Bühnenbild .................... Bob Crowley
Kostüme ....................... Jack Galloway
Ass. Costume Design .... Reto Tuchschmid
Lichtdesign .................... Natasha Katz
Aladdin ....................... Philipp Büttner
Dschinni ............... Maximilian Mann /
Tobias Weis
Prinzessin Jasmin .......... Nienke Latten
Dschafar ........................ Paolo Bianca
Kassar ............. Nicolas Boris Christahl
Babkak ............. Rafaël van der Maarel
Omar .............................. Robin Cadet
Jago .................................... Eric Minsk
Sultan ................................ Claus Dam
Razoul u.a. .............. Mark van Beelen
Wahrsagerin / Zofe ..... Harriet Millier /
Paola Fareri
Zofen ............................ Libby Sinclair,
Keoma Aidhen
Prinz Abdullah u. a. .... Devon Braithwaite
In weiteren Rollen:
Paolo Avanzini, John Baldoz, Clara Bélé-
nus, Megan Bew, Fabian Böhle, Ginevra
Campanella, Cristian Ciccone, Leon de
Graaf, Fabiana Denicolo, Marta di Giulio,
CJ Field, Samuel Hoi-Ming Chung, Salva-
tore Maione, Guillermo Martinez Ayala,
David Negletto, Swen Overman, Lazaro
Rojas Pérez, Raúl Martin Rodriguez, Mario
Saccoccio, Libby Sinclair, Andrew Waters
(Dance Captain)
ü 30
Musicals in Deutschland
D ie Karawane zieht weiter: Am 21. März feierte das
Disney-Musical »Aladdin« nach seiner deutsch-
sprachigen Erstaufführung in Hamburg (2015) jetzt
im Apollo Theater Stuttgart Premiere. Mit 51 Vier-
zigtonnern ist die sagenhafte Stadt Agrabah mit ihren
tanzenden Türmen und Hunderten von Kostümen
von Hamburg nach Stuttgart umgezogen.
»Aladdin« ist eine aufwendig gestaltete, farben-
frohe Show mit Akrobatik, orientalischen und bal-
kanesischen Tanzelementen, kombiniert mit Modern
Dance (›Arabische Nächte‹) und großer Steppnummer
à la »42nd Street«, die auch in Stuttgart ein tanzstarkes
Ensemble präsentiert. Die Handlung basiert lose auf
der Erzählung »Aladin und die Wunderlampe« aus der
Märchensammlung »Tausendundeine Nacht« und die
Optik folgt dem Disney-Animationsfilm von 1992.
Ein wichtiges Kennzeichen des Musicals ist die
Selbstironie, die das Musicalgenre, speziell das Disney-
Musical liebevoll »auf die Schippe nimmt«: Da ist Agra-
bah auch die Stadt der Kuschelballaden, in die man als
Fremder kommt und als Musicalfreund geht. Damit
entgeht Disney aber auch der Gefahr, dass sein Orient-
bild kritisch hinterfragt wird, betont Dschinni doch aus-
drücklich, dass Agrabah eine »frei erfundene« Stadt ist.
Bestimmt wird das Bühnenbild von Bob Crowley
durch die programmierten »tanzenden Türme«, die
automatisch wachsen, sich öffnen, Durchgänge freige-
ben, sodass Darsteller verschwinden können. Schwarze
Silhouetten und Arabesken-Ornamentwände, kom-
biniert mit farbig beleuchteter Operafolie, bilden den
Hintergrund des Bühnenbildes. Gegen die farben-
prächtigen orientalisch-indischen Kostüme (Jack Gal-
loway), die von Kopf bis Fuß reich bestickt und mit
Swarowski-Steinen besetzt sind, heben sich die mar-
tialischen Harnische der Palastwache ab, die an die
mongolischen Reiter Dschingis Khans denken lassen.
Ganz so abwegig ist das nicht, gilt doch Usbekistan als
Ursprungsland der Märchensammlung aus »Tausend-
undeine Nacht«.
»Aladdin« feierte 2014 am Broadway Premiere. Die
Liedtexte der deutschen Adaption erstellten Kevin
Schroeder und Heiko Wohlgemuth, die Dialoge Ruth
Deny. In Letzteren wurden für die Stuttgarter Premiere
die größten Änderungen, genauer lokale Anpassungen
und Aktualisierungen vorgenommen. Als angebliches
»berühmtestes Sternzeichen der Welt«, für das Agrabah
berühmt sei, hält Flaschengeist Dschinni (Maximilian
Mann), der zugleich zentraler Antrieb und Erzähler der
Geschichte ist, den Mercedes-Stern hoch. Der jewei-
lige Dschinni-Darsteller (Tobias Weis spielt die Rolle
alternierend) ist offenbar frei, den Text etwas zu variie-
ren. Auch die schwäbische Mundart und Anspielungen
auf den Standort finden sich im Stuttgarter »Aladdin«.
Als Aladdin seinen neuen Freund Dschinni überlistet,
sodass dieser ihn aus der Höhle befreit, ohne dass der
neue Meister der Lampe einen Wunsch opfern muss,
da nennt er ihn voll Hochachtung »Käpsele«, was so
viel wie »cleveres Kerlchen« meint.
Aladdin wird verkörpert von Philipp Büttner, der
den naiv, klugen Dieb mit sozialer Ader und Ambi-
tionen zu Höherem (›Stolz auf deinen Sohn‹) bereits in
Hamburg gespielt hat. Anfangs noch etwas unsicher
im Schauspiel wirkend, beweist Büttner spätestens ab
dem 2. Akt, dass er in der Rolle in den letzten Jahren
gewachsen ist und der Figur, auch im Zusammenspiel
mit der Stuttgarter Jasmin, Nienke Latten, liebenswert
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

schelmische Seiten abgewinnen kann. Nienke Latten,
die ihre Rolle ebenfalls schon in Hamburg gespielt hat,
sieht in den Kostümen der Disney-Prinzessin zwar stil-
echt künstlich aus, dennoch gelingt es ihr, der jungen
Frau, die ihr Leben selbst bestimmen will, anstatt ir-
gendwelchen Traditionen zu folgen, authentisch Profil
zu verleihen. Sie verfügt auch in den Höhen über eine
starke Belt-Stimme, die sehr gut mit Philipp Büttners
sanfter und eher warmer Stimmfarbe harmoniert.
Sein Debüt in der Rolle des Dschinni gibt Maximi-
lian Mann, der mit spürbarer Freude über die Bühne
wirbelt und seine Pointen als Dschinni an der Medien-
premiere bereits gut setzt. Eigens für die Rolle ließ er
seine Haarpracht fallen und macht auch ohne Fatsuit
als geistreicher, manchmal etwas überdrehter Fla-
schengeist eine präsente Figur. Das gilt auch für die
Cha-Cha-Cha- und Stepp-Schritte in der Jazz-Num-
mer in der Höhle der Wunder (›So ‘nen Kumpel hat-
test du noch nie‹). Hier hält er nicht nur eine – trotz
Aktualisierungen – veraltete Verkaufsshow ab, sondern
präsentiert eine ironische Disney-Hommage mit einge-
bauten Song-Zitaten (unter anderem aus »Die Schöne
und das Biest«, »Pocahontas« oder »Das Dschungel-
buch«). Alan Menken und Howard Ashman vereinen
in dieser Nummer, die immer wieder ein Highlight ist,
Hollywoodsound und Jazz der 1920/30er Jahre.
Eine Fehlbesetzung ist leider Paolo Bianca. Auch
wenn der Darsteller optisch in die Figur des bösen
Großwesirs Dschafar passt, so fehlt ihm das Charis-
ma, das die Rolle braucht. Leider unterstreicht sein
starker Akzent den lächerlich verkleideten Eindruck
auch noch. Dabei hätte er der Rolle im Stil eines ge-
fährlichen Mafiosi durchaus einen besonderen Touch
verleihen können. Eric Minsk hat die Figur des Jago
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
ebenfalls schon in Hamburg verkörpert und spielt mit Abb. unten von oben links:
traumwandlerisch sicherem Timing – manchmal et- 1. ›So ‘nen Kumpel hattest du noch
was überdreht, aber immer passend für den Gehilfen nie‹ – Dschinni (Maximilian Mann,
hinten l.) inszeniert für Aladdin
des Zauberers – seinen Herrn und Meister Dschafar
(Philipp Büttner, hinten r.) eine
stellenweise ungewollt an die Wand. Show vom Feinsten
Ein Lichtblick ist dagegen Claus Dam als Sultan, der 2. Aladdin (Philipp Büttner) findet
den gutmütigen Herrscher des Landes gegenüber Ham- die goldene Lampe in der Höhle
burg etwas stärker auftreten lässt, sodass die Auseinan- der Wunder
3. Der Straßendieb (Philipp Büttner)
dersetzungen mit seiner Tochter glaubhafter wirken.
und die verkleidete Prinzessin
Herrlich ergänzen sich im Zusammenspiel die drei kommen sich in den Straßen von
Freunde Aladdins, der verfressene Babkak (Rafaël van Agrabah näher
der Maarel), der ein wenig an Porthos aus »3 Musketie- 4. Verbotenerweise in den Gemä-
re« erinnert, der divenhafte, flinke Omar (Robin Ca- chern von Prinzessin Jasmin (Nienke
det) und der etwas mürrische Kraftprotz Kassar (Ni- Latten), versucht der vermeintliche
Prinz Ali (Philipp Büttner), sie für
colas Boris Christahl), der gegen Lactose allergisch ist.
sich zu gewinnen
Insbesondere Nicolas Boris Christahl beeindruckt mit 5. ›In meiner Welt‹ – Aladdin (Phi-
Bühnenpräsenz und Stimmfülle. Großen Spaß machen lipp Büttner) mit Prinzessin Jasmin
die Drei auch in der swingenden 1930er-Nummer: (Nienke Latten) auf dem fliegenden
›Wie gut wir uns versteh‘n‹ zusammen mit Dschinni Teppich voller Disney-Magie
Fotos (5): Deen van Meer
und Aladdin, in der sich alle über die Befreiung des
Flaschengeistes freuen. »Ein echter Ohrwurm« ist ne-
ben ›Arabische Nacht‹ und ›So‘nen Kumpel hattest Du
noch nie‹ – wie Dschinni richtig feststellt – auch ›Prinz
Ali‹, bei der wie in einer Hollywoodrevue Auftritte
hintereinander folgen. Das verlangt von den Darstel-
lern unzählige Umzüge. Zum Teil werden deshalb drei
Kostüme übereinander getragen, damit die Quick-
changes schneller gehen. ›In meiner Welt‹ ist eine der
besagten »Kuschelballaden« und bildet mehr oder we-
niger den Hintergrund einer der faszinierendsten Sze-
nen. Wenn der Teppich über den LED-Sternenhimmel
schwebt, dann ist das gelungene Disney-Magie.
Barbara Kern
ü 31

Einfallsreiche und opulente Inszenierung
»Everyman (Jedermann)« am Theater Pforzheim
Abb. oben:
Finaler Kampf – Die teuflischen
Mächte (Ballett, Kinderchor) mit
Devil (Philipp Werner) kämpfen
gegen die himmlischen Mächte (in
Weiß), die Everyman beschützen
Foto: Sabine Haymann
Everyman (Jedermann)
Günter Werno / Andy Kuntz /
Stephan Lill / Johannes Reitmeier
Songs in altenglischer Sprache
mit Übertiteln
Theater Pforzheim – Großes Haus
Premiere: 6. April 2019
Regie ....................... Philipp Moschitz
Musikalische Leitung ...... Philipp Haag
Chorleitung ...... Alexandros Diamantis
Choreographie ............ Sven Niemeyer
Ausstattung ......... Matthias Engelmann
Everyman ....................... Chris Murray
Death ............................... Andy Kuntz
God ...................... Solistin Kinderchor
Devil ........................... Philipp Werner
Paramour / Goods ......... Lilian Huynen
Mother / Good Deeds .... Lisa Wedekind
Cousin / Confession ...... Dennis Marr /
Ingo Wagner
Fellowship ...................... Ingo Wagner
Kindred / Angel ............. Anna Gütter /
Natasha Sallès
Steward ........................... Brian Garner
3 Cashgirls / Maids /
Soulguardians ......... Manuela Wagner,
Helena Steiner,
Anna Gütter / Natasha Sallès
In weiteren Rollen:
Delia Rachel Bauen, Christian Bock,
Marcella d‘Agostino, Madina Frey,
Simon Tobias Hauser, Elvin Karakurt,
Fabiana Christin Locke, Sarah K.
Martlmüller, Martina Oliveira, Naomi
Peil, Nikals Schurz, Alexander Sichel,
Edward Roland Serban
32
Musicals in Deutschland
F ast jeder kennt die Geschichte des »Jedermann« von
Hugo von Hofmannsthal, die alljährlich bei den
Salzburger Festspielen aufgeführt wird. Doch weniger
bekannt ist die Rockoper »Everyman« der Kaiserslaute-
rer Rockband »Vanden Plas«, die 2015 am Pfalztheater
in Kaiserslautern uraufgeführt wurde.
Auch sie erzählt die Geschichte des Everyman
(Jedermann), der egoistisch, kaltherzig und wenig
mitfühlend gegenüber seinen Mitmenschen ist, der es
liebt, zu feiern und in Saus und Braus zu leben, und
damit das Missfallen Gottes erweckt. Gott schickt des-
halb den Tod los, Everyman zu holen. Gnade soll ihm
nur erwiesen werden, wenn er seine Sünden bereut.
Doch auch der Teufel möchte Everyman zu sich holen.
Und so beginnt der Kampf um seine Seele zwischen
Himmel und Hölle.
Everyman nimmt die Drohungen des Todes
(Death) zunächst auf die leichte Schulter, obwohl auch
seine Mutter ihn ermahnt, mehr Gutes zu tun. Doch
arme Nachbarn, die ihn um Brot und Wasser bitten,
schickt er gnadenlos fort. Aber nach und nach muss
Everyman erkennen, dass es ihm immer schlechter
geht, denn der Teufel hat es schließlich ebenfalls auf
ihn abgesehen.
Als Everyman seine Freunde, die fröhlich mit ihm
feiern, bittet, ihn – wenn nötig – auf dem Weg zum
Jüngsten Gericht zu begleiten, bekommen diese es mit
der Angst zu tun. Niemand ist bereit, sich ihm auf die-
sem Weg anzuschließen. Selbst seine Mutter, die ihn
immer wieder ermahnt hat und die seine guten Taten,
von denen es viel zu wenige gab, personifiziert, ist mit
ihrer Kraft am Ende. Alleine und verängstigt bleibt
Everyman in seinem Lustgarten zurück und muss sich
Tod und Teufel stellen.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Nun ist die Rockoper »Everyman« im Theater Pforz-
heim angekommen. Mit vielen mutigen Ideen von Re-
gisseur Philipp Moschitz, tollen Bühnenbildern und
Kostümen von Matthias Engelmann und unglaublich
vielen Mitwirkenden ist dies wohl eine der größten und
aufwendigsten Produktionen des Theaters.
Fast 60 Personen stehen bei jeder Show auf der
Bühne: Neben den Solisten, dem Chor, Extrachor,
Kinderchor und dem Ballett des Theaters, der Badi-
schen Philharmonie unter der Leitung von Philipp
Haag und der Rockband »Vanden Plas« steht im Mit-
telpunkt des Geschehens ein charismatischer Chris
Murray als Everyman.
Für Hauptdarsteller Chris Murray ist es – nach
eigener Aussage – besonders wichtig, den Everyman
menschlich zu zeigen und Mitgefühl zu erwecken,
sodass sich auch das Publikum mit ihm identifizieren
kann und das Gefühl hat, ein bisschen »Jedermann«
zu sein.
Zusammen mit Andy Kuntz, dem Leadsänger der
Gruppe »Vanden Plas«, als Death und Philipp Werner
als Devil wirken hier drei großartige Stimmen und
Charaktere zusammen. Es ist eine wahre Freude, ihnen
zuzuhören und zuzuschauen.
Für die Rolle von God hat Moschitz bewusst Kin-
der ausgewählt, die die Botschaft vermitteln sollen,
dass Everyman mit seinem Verhalten die Zukunft der
nächsten Generation (Jugend) zerstört. Ein bisschen
wird man sofort an Greta Thunberg und die derzeiti-
gen Aktionen »Friday for Future« erinnert. In Pforz-
heim gibt es gleich vier Kinder, die sich die Rolle von
God teilen. Zur Premiere stand die wunderbare Amelie
Kunzmann auf der Bühne, die nicht nur die Rolle groß-
artig spielte, sondern auch im perfekten Englisch sang.

Denn »Everyman« wird in Altenglisch gesungen,
analog zur Originalversion von Hofmannsthal. Für die
Zuschauer werden deshalb deutsche Übertitel einge-
spielt (daher sind Sitzplätze ein bisschen weiter hinten
zu empfehlen).
Lilian Huynen, die wie Philipp Werner zum En-
semble des Theaters gehört, übernimmt temperament-
voll und stimmgewaltig gleich zwei Rollen: die der
Paramour (Buhlschaft) im ersten Teil und die Allego-
rie »Mammon« im zweiten Teil. Fantastisch sind dabei
auch ihre Kostüme in Rot und Schwarz.
Neben weiteren großartigen Mitgliedern des En-
sembles, wie Lisa Wedekind als Mother und Good
Deeds, muss man unbedingt das Ballett, welches die
sieben Todsünden verkörpert, erwähnen. Die Choreo-
graphien von Sven Niemeyer sind anspruchsvoll, bebil-
dern hervorragend den intensiven Abend und werden
von den Tänzern Johannes Blattner, Leon Damm, Elias
Bäckebjörk, Isaac di Natale, Evi von Wieren, Alba Va-
lenciano Lopez und Eleonora Pennacchini fantastisch
umgesetzt. Großartig insbesondere die Szene, in der
die Tänzer als die sieben Todsünden persönlich zusam-
men mit Devil den Everyman umtanzen, der jedoch
von den himmlischen Scharen abgeschirmt wird. Ein
bisschen Humor ist dabei im Spiel, wenn Everyman
die Gruppe der Tänzer auf der Flucht vor dem Teufel
rennend umrundet. Und wo sich vorher noch fast or-
gienhafte Szenen abspielten, wird es nun für Everyman
bitterernst.
Das Bühnenbild, ein überdimensionaler Blumengar-
ten, erinnert ein bisschen an Hieronymus Boschs »Gar-
ten der Lüste«. Die riesigen, übernatürlichen Blumen
lassen die Menschen unscheinbar und klein erscheinen.
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
Dazu kommen der alles überragende Regenbogen, an Abb. unten von oben links:
dem über 500 Glühbirnen leuchten, und eine mit Rasen 1. Death (Andy Kuntz) – Der Tod
ausgelegte Bühne. Wunderschön mystisch wirkt auch geht um
2. Der Tod (Andy Kuntz, l.) wartet
der Beginn des zweiten Teils, bei dem sich Everyman
auf Everyman (Chris Murray, r.)
und der Tod im blauen Nebel begegnen. 3. Everyman (Chris Murray) sucht
Die Kostüme des Ensembles, wie auch das Bühnen- verzweifelt nach Helfern, die für ihn
bild von Matthias Engelmann entworfen, sind bunt vor dem Jüngsten Gericht aussagen
und farbenfroh. Everyman dagegen wirkt im Anzug 4. Devil (Philipp Werner) und seine
Helfer (Ballett) versuchen, Every-
eher schlicht, Gott und seine Engel sind ebenso in
man zu holen
unschuldiges Weiß gekleidet wie der Tod im weißen 5. Auch seine Guten Taten/Good
Mantel mit einer Art Exoskelett auf dem Rücken. Da- Deeds (Lisa Wedekind, r.) können
gegen trägt der Teufel ein rötliches Kostüm und Ab- Everyman (Chris Murray, l.) nicht
satzschuhe statt eines Klumpfußes. mehr retten, da es viel zu wenige
Wie bei einer Rockoper, in der ein Sinfonie-Orches- waren
Fotos (5): Sabine Haymann
ter mit einer Rockband zusammenspielt, nicht anders
zu erwarten, ist die Musik fetzig, rockig und nicht un-
bedingt leise. Doch neben progressivem Rock und ei-
nem Hauch Heavy Metal gibt es auch schöne Balladen,
Andeutungen von Jazz und Rumba. Insgesamt eine
sehr spannende Mischung verschiedener Musikrich-
tungen. Dabei lässt es sich »Vanden Plas« – Günter
Werno (Klavier/Keyboards), Stephan Lill (Gitarre),
Torsten Reichert (Bass), Andreas Lill (Schlagzeug) –
nicht nehmen, bei jeder Vorstellung dabei zu sein und
mitzuspielen.
Insgesamt ist »Everyman« eine sehr aufwendige und
opulente Produktion – DIE Produktion der Spielzeit
am Theater Pforzheim –, ein Besuch lohnt sich auf je-
den Fall. Gratulation an Intendant Thomas Münster-
mann, Regisseur Philipp Moschitz und sein Team zu
15 Minuten Standing Ovations.
Ingrid Kernbach
ü 33

Jesus nur für Kinderaugen
Deutschlandpremiere »Whistle Down the Wind« in Gießen
Abb. oben:
›Egal was alle sagen‹ – Während die
Kinder (l.) an Jesus in der Scheune
glauben, wollen die Erwachse-
nen (r.) einen Mörder zur Strecke
bringen
Abb. unten.
Swallow (Daphne Przybilla, hinten)
und ihre Geschwister (Johanna
Peller, Inga Ströde), die sich nach
dem Tod der Mutter von ihrem Vater
entfremdet hatten, wachsen wieder
als Familie zusammen
Fotos(2): Stephan Drewianka
ü 34
Musicals in Deutschland
S ir Andrew Lloyd Webber (Musik) und Jim Stein-
man (Buch und Liedtexte) entwickelten das Musical
»Whistle Down the Wind« nach der Novelle von Mary
Hayley Bell und dem gleichnamigen Film von Richard
Attenborough und Bryan Forbes aus dem Jahre 1961.
Nach einer gefloppten Uraufführung am 12. Dezem-
ber 1996 in Washington wurde der geplante Broad-
way-Transfer auf Eis gelegt. 1998 produzierte Lloyd
Webber ein Konzeptalbum mit namhaften Künstlern,
die Songs seines Musicals als Popversionen vorstellten.
Mit Interpreten wie Bonnie Tyler, Boy George, Tom
Jones, Meat Loaf und »The Everly Brothers« wurde das
Interesse des Publikums geweckt, jedoch die Single
›No Matter What‹ von »Boyzone« toppte als Nummer-
1-Hit in 18 Ländern alle Erwartungen. Auch der Eröff-
nungssong der Olympischen Winterspiele in Nagano
mit der von 150 Kindern dargebotenen, japanischen
Fassung des Titels ›When Children Rule The World‹
war eine pfiffige Werbung für das Musical, das dann
am 1. Juli 1998 seine Londoner West-End-Premiere
feiern durfte. Nach rund 1000 Vorstellungen folgten
Tourneeproduktionen in England und Amerika. 2017
schrieb Nina Schneider eine deutsche Übersetzung, die
im Mai 2018 im Theater im Neukloster in der Wiener
Neustadt ihre deutschsprachige und österreichische
Erstaufführung erlebte.
Vom 5. April bis 14. April 2019 war »Whistle Down
the Wind« für 6 Vorstellungen erstmals zu Gast in
Deutschland, jedoch nicht als professionelle Stadt-
theater-Aufführung, sondern als Schulaufführung in
der frisch sanierten Turnhalle A am Landgraf-Ludwigs-
Gymnasium in Gießen. Die LLG-Musical-Company
führte 2013 bereits »Fame«, 2014 »Jekyll & Hyde« und
2016 »Natürlich Blond« auf und nahm sich für 2019
sehr ambitioniert eine echte Deutschlandpremiere vor.
Ein Lloyd-Webber-Musical von Schülern interpretiert?
Im Fall von »Whistle Down the Wind« liegt dieser Be-
zug ähnlich wie bei »Joseph and the Amazing Tech-
nicolor Dreamcoat« grundsätzlich nahe, denn Kinder
spielen in beiden Stücken eine zentrale Rolle.
Das Musical spielt 1959 in einer Kleinstadt in
Louisiana. Zwei Tage vor Weihnachten retten die
drei Geschwister Swallow, Brat und Poor Baby kleine
Kätzchen, die im Fluss in einem Sack zum Ertrinken
ausgesetzt wurden. Die Tiere trösten die Kinder etwas
über den Verlust ihrer Mutter hinweg. In der Scheune
verstecken sie die Kätzchen vor dem strengen Vater, der
die Erziehung der jüngeren Geschwister seiner ältesten
Tochter Swallow übertragen hat, die mit diesem Erbe
aber überfordert ist. Zu den Kindern stößt ein fremder
Mann, der an Füßen und Händen verwundet ist. Als
Swallow ihn nach seinem Namen fragt, bricht er mit
den Worten »Jesus Christus« ohnmächtig zusammen.
Die gläubig erzogenen Kinder sind begeistert, denn
wenn Jesus in ihrer Scheune ist, könnte er doch die
verstorbene Mutter durch ein Wunder auferstehen las-
sen. Die Kinder wollen Jesus gesund pflegen.
In der Welt der Erwachsenen macht die Nachricht
von einem aus der Strafanstalt entflohenen Mörder die
Runde. Alle suchen den Sträfling und wollen ihn zur
Strecke bringen.
Obwohl Swallow den Kleinen das Versprechen ab-
nimmt, nichts über Jesus in der Scheune zu verraten,
spricht sich das Gerücht schnell unter den Kindern he-
rum, die Jesus Geschenke bringen und dafür von ihm
Geschichten hören wollen. Statt Gleichnisse aus der
Bibel zu erzählen, berichtet Jesus von Spielern und Hu-
ren. Und Swallow bittet er um den Gefallen, ihm ein
Paket aus einem Versteck zu holen. Mit Hilfe ihres Kin-
derschwarms Amos, der sie auf seinem Motorrad mit-
nimmt, kann Swallow das Päckchen aus einem Eisen-
bahntunnel bergen, wird dabei aber fast von einem
Zug überrollt und von der Polizei gestellt. Trotzdem
kann sie das Paket schließlich bei Jesus abliefern, der
wirklich gerührt von ihrem Einsatz ist und Gefühle für
Swallow entwickelt. Als Lohn erwartet Swallow, dass
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
 Musicals in Deutschland

Jesus nun ihre Mutter zurückbringt, doch dieser kann
Poor Baby nicht einmal erklären, warum eins der Kätz-
chen sterben musste.
Candy, die von Amos wegen Swallows Tour versetzte
Freundin, berichtet den Erwachsenen vom fremden
Mann in der Scheune. Sofort sind die Erwachsenen
überzeugt, dass es sich um den gesuchten Mörder han-
deln muss, und rennen als wütender Mob zur Scheune,
die aber von allen Kindern bewacht wird. In der Scheu-
ne packt Jesus gerade eine Pistole aus dem Paket aus,
als Swallow diese betritt, um ihn vor dem Lynchmob
zu warnen. Im dramatischen Finale geht die Scheune
in Flammen auf und die Kinder feiern begeistert ihr
Weihnachtsfeuer. In der Brandruine findet die wieder-
doch wesentlich mehr als eine Schulaufführung ist.
Whistle Down the Wind
Das Bühnenbild von Mathis Görke ist unter der tech-
Andrew Lloyd Webber / Jim Steinman /
nischen Leitung von Paul Hermann dank der Video- Patricia Knop / Gale Edwards
projektionen auf zwei semitransparenten Vorhängen Deutsch von Nina Schneider
plastisch und lebendig, was insbesondere die Motor- LLG-Musical-Company Gießen
radszene bei ›Ein Kuss ist ein flüchtiger Augenblick‹ zu Landgraf-Ludwigs-Gymnasium –
Turnhalle A
einem sehenswerten Highlight macht. Deutsche Erstaufführung:
Ein 17-köpfiges Orchester wurde in der Turnhalle 5. April 2019
dort untergebracht, wo eigentlich die Turngeräte ver- Regie & Musik. Leit. ..... Martin Ballmeier
staut werden, und dann vor jedem Akt für ein gerich- Choreographie ............ Karin Ballmeier
tetes Sounddesign (Rouven Ziegler) mit geschlossenen Ausstattung &
Bühnenbild .................... Mathis Görke
»Garagentüren« vom restlichen Saal isoliert. Maske & Kostüme ....... Marijan Engeln
Gesanglich und schauspielerisch überzeugten Lichtdesign .................. Paul Hermann
Daphne Przybilla als Swallow (alternierend: Leah Sounddesign ............... Rouven Ziegler

vereinigte Familie aber keine Spur von dem fremden
Mann …
Nina Schneiders Übersetzung von »Whistle Down
The Wind« ins Deutsche ist sehr gut gelungen. Bei den
über 8 Minuten Balladen von Jim Steinman kommt so
etwas wie ein wohliges »Tanz der Vampire/Bat Out Of
Hell«-Feeling auf, während die Lloyd-Webber-typische
Hymne ›Flüster es dem Wind‹ oder das Kinder-gegen-
Erwachsene-Duell ›Egal was alle sagen‹ Gänsehaut
verursacht. Die Thematik christlicher Glaube gegen
Aberglaube, welcher durch einen Schlangenbeschwörer-
Sektenkult ebenfalls vertreten ist, wird überlagert von
der Frage, ob in heutiger Zeit nur naive Kinderaugen ei-
nen wiederkehrenden Heiland erkennen würden, wäh-
rend Erwachsene von Hass verblendet sind. Wem dies
als Zuschauer zu metaphorisch ist, der freut sich über
die Zusammenführung einer zerrütteten Familie.
Martin Ballmeier (Regie und musikalische Lei-
tung) stellte zusammen mit Karin Ballmeier (Choreo-
graphie), Lorena Glatthaar (Dance Captain), Katrin
Schwalb (Chorleitung und musikalische Einstudie-
rung) und einem engagierten Team aus aktuellen und
ehemaligen Schülern nach über 15-monatiger Pro-
benzeit eine Produktion auf die Beine, die mit einem
Durchschnittsalter von 17,4 Jahren aller Teilnehmer
Falkenstein), Denes Lich als Amos, Erik Radtke als
der Mann, Johanna Peller (alternierend: Franziska
Laun) als Brat, Inga Ströde als Poor Baby, Emily
Goer als Candy, Niels Berndt als Edward und Achim
Ströde als rockiger Radiosänger. Ein großes Lob
auch an alle Kinder der 6. und 7. Klassen, die mit viel
Spaß bei der Sache waren, harmonisch gesungen und
getanzt haben. Auch wenn sich bei Orchester und
Sängern eventuell mal ein schräger Ton dazwischen
mogelte, dürfen alle Mitwirkenden mit dem Ergebnis
mehr als zufrieden sein und zu Recht stolz auf ihr
Musical zurückblicken.
Es ist sehr erfreulich, dass dank des Engagements
der LLG-Musical-Company »Whistle Down the
Wind« endlich seine Deutschlandpremiere feiern durf-
te. Der Rahmen dazu war mehr als passend. Durch
den hohen Anteil an Kindern wird es in Deutschland
schwer bis unmöglich sein, dieses Stück auf einer
Stadttheater-Bühne oder gar als Longrun aufzuführen.
Es wäre schön, wenn sich andere Schulen dem Vorrei-
ter Gießen anschließen würden, damit es weiterhin
auch in Deutschland heißen kann: ›When Children
Rule the World‹!
Stephan Drewianka
Der Mann ......................... Erik Radtke
Swallow ................. Daphne Przybilla /
Leah Falkenstein
Brat .... Johanna Peller / Franziska Laun
Poor Baby ......................... Inga Ströde
Amos ................................ Denes Lich
Candy ............................... Emily Goer
Boone ............................ Mathis Görke
Edward ........................... Niels Berndt
Earl ..................... Jan Schulz-Nigmann
Solist / Radiosänger / Barkeeper /
Schlangenprediger ......... Achim Ströde
Elisabeth ......................... Anna Kaftan
Priester ..................... Jonas Blahowetz
Sheriff ......................... Berengar Hahn
Hilfssheriff ................... Florian Heiling
Ensemble/Tänzerinnen:
Marijan Engeln, Merle Engeln, Hannah
Falkenstein, Chantal Glatthaar, Lorena
Glatthaar (Dance Captain), Bermal
Göktepe, Julia Gutschow, Isabell Jün-
ger, Luise Keßler, Giulia Fabiana Klehm,
Lorena Krämer, Laura Krutsch, Sandra
Loburg, Mirjam Pack, Shania Stahl
Die Kinder:
Kamar Bahri, Judith Beck, Joshua Brett,
Leonie Crombach, Marie Luise Dörr,
Louis Fiedler, Lia Fischer, Silja Frey, Oli-
ver Gaßmann, Philipp Hofmann, Ame-
lie Hoyer, Jan Löschen, Bea Lott, Saskia
Mocha, Josefine Nink, Liv Sadeghol-
wad, Lena Schechtel, Emily Schmidt,
Johanna Schmidts, Anton Schnöbel,
Johanna Schwan, Selina Wacker

Abb. von links:

1. ›Ein Kuss ist ein flüchtiger
Augenblick‹ – Swallow (Daphne
Przybilla) verliebt sich in den Mann
(Erik Radtke)
2. Candy (Emily Goer) will mit ihren
Girls Amos (Denes Lich) verführen,
um mit ihm auf seinem Motorrad
die Kleinstadt zu verlassen
3. Der Mann (Erik Radtke), den die
Kinder für Jesus halten, bekommt
Geschenke von allen Kindern.
Fotos (3): Stephan Drewianka

ü musical 03/19, Mai – Juli 2019

blickpunkt 35

Neues aus Deutschland
zusammengestellt von der Redaktion
Europäische Erstaufführung »Atomic«
2020 in Wetzlar
Die Wetzlarer Festspiele zeigen in der Spielzeit
2020 in Zusammenarbeit mit der Goetheschule
Wetzlar die europäische Erstaufführung des aus-
tralischen Rock-Musicals »Atomic« von Philip
Foxman (Musik) und Danny Ginges (Text).
Das 2014 in Sydney uraufgeführte Musical
erzählt aus der Perspektive der beteiligten
Wissenschaftler die Geschichte hinter den
Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima und
Nagasaki, welche sich 2020 zum 75. Mal jähren.
Im Mittelpunkt steht Leó Szilárd, deutsch-unga-
rischer Physiker aus einer jüdischen Familie, der
am Labor von Einstein in Berlin forscht und nach
dem Reichstagsbrand nach England emigriert.
Dort entdeckt Szilárd die theoretischen Grund-
lagen der nuklearen Kettenreaktion. Nachdem
er in den USA davon erfährt, dass Niels Bohr
in Berlin ähnliche Entdeckungen gemacht hat,
fürchtet er, dass im Deutschen Reich an einer
Atomwaffe gearbeitet wird. Mit seinem Brief an
den Präsidenten beginnt das Manhattan-Pro-
jekt, an dessen Ende die Atombombe steht. Als
der Krieg in Europa mit Deutschlands Kapitu-
lation endet, setzt sich Szilárd gegen den Einsatz
der Waffe ein, doch die militärische Maschinerie
kann er nicht stoppen. Nach dem Krieg wendet
sich Szilárd von der Physik-Forschung ab und
wird eine zentrale Figur der Friedensbewegung.
»Atomic« war neben Sydney bereits in New
York, St. Louis, Denver und Perth zu sehen.
Die deutsche Übersetzung stammt von Julian
Goletzka (»Kifferwahn«).
Mit der Spielzeit 2020 übernimmt Evange-
lia Sonntag, zuvor Theaterleiterin am Berliner
Schlosspark Theater, die Intendanz der Wetz-
36 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Deutschland
larer Festspiele. Für die kommenden Jahre hat
sie sich als Ziel gesetzt, neben Rosengärtchen
und Lottehof neue Spielstätten zu entwickeln
und diese mit neuen Formaten zu bespielen.
Mehr auf: www.musicalgruppe.de
Evangelia Sonntag, die neue Intendantin
der Wetzlarer Festspiele
Foto: DERDEHMEL/Urbschat
»Bodyguard« 2019/2020 auf Europa-Tournee
Die deutsche Inszenierung der Musical-Show
von Alexander Dinelaris (Buch) nach einer Idee
von Lawrence Kasdan, der das Originaldreh-
buch für den Kinohit »Bodyguard« (1992) mit
Whitney Houston als Superstar Rachel Marron
und Kevin Costner als ihrem Bodyguard Frank
Farmer schrieb, beginnt noch dieses Jahr ihre
große Europa-Tournee.
Uraufführung feierte die Show mit den 16
schönsten Songs der Sängerin Whitney Hous-
ton (vom Soundtrack des Films und weite-
re Grammy-Hits) im Jahr 2012 am Adelphi
Theatre in London unter Regie von Alexander
Dinelaris und Thea Sharrock. Mehr als vier
Millionen Besucher in 12 Ländern (darunter:
Großbritannien, Niederlande, Österreich, USA,
Südkorea, Kanada, Italien, Australien, China,
Spanien und Frankreich) haben den emotio-
nalen Musical-Thriller inzwischen gesehen.
2015 erlebte das Publikum im Musical Dome
Köln die Deutschlandpremiere unter Regie von
Thea Sharrock. Die deutschen Dialoge stam-
men von Tobias Rohe. Im Musical Dome Köln
startet am 25. Oktober 2019 auch die erste von
Semmel Concerts durchgeführte Tournee im
deutschsprachigen Raum, die 2019/2020 durch
Deutschland, Österreich, die Schweiz und
Luxemburg gehen wird.
Als erste Tourstationen bekannt sind Köln (ab
24.10. im Musical Dome), München (ab 6.11. im
Deutschen Theater), Bremen (ab 15.01.2020 im
Metropol Theater), Bregenz (ab 05.02. im Fest-
spielhaus), Baden-Baden (ab 12.02. im Festspiel-
haus), Luxemburg (ab 19.02. in der Rockhall).
Mehr auf: www.bodyguard-musical.de
»End of the Rainbow« im August im
Zeltpalast Merzig
Das Schauspiel-Musical von Peter Quilter ist
eine Achterbahn der Gefühle: »Höchst witzig,
unterhaltsam und traurig« charakterisiert es
ganz gut. Es zeigt Szenen aus dem Leben der
amerikanischen Schauspielerin und Sängerin
Judy Garland, die in den 1930er und 1940er
Jahren ein Hollywood-Star war. Ihre Rolle
als Dorothy im weltbekannten »Der Zauberer

von Oz« brachte ihr den Durchbruch. Doch
das Musical gibt einen Einblick in die innere
Zerrissenheit des von der Filmindustrie aus-
gebeuteten Menschen zwischen Tabletten,
Bühne und dem Wunsch, geliebt zu werden.
Dabei geht es von den letzten Monaten im
Leben der Künstlerin aus, die Ende der 60er
Jahre für eine Serie von Comeback-Shows
im »talk of the town«-Nachtclub in London
gastierte. Begleitet von ihrem Manager und
neuen, mittlerweile fünften Verlobten Mickey
sowie ihrem Pianisten und engsten Vertrauten
Anthony, möchte sie es noch einmal wissen.
Doch sowohl ihre Alkohol- und Tablettensucht
als auch ihre Liebe zu dem 15 Jahre jüngeren
Mickey, der sie lediglich ausnutzt, werden ihr
zum Verhängnis …
Uraufgeführt 2005 am Sydney Opera House in
Australien und nachfolgend 2010 im Londoner
West End, feierte es seine deutschsprachige Erst-
aufführung 2011 in den Hamburger Kammer-
spielen und spielte danach in Berlin. Die deut-
sche Fassung stammt von Horst Johanning.
Vom 21. August bis 8. September ist »End of the
Rainbow« im Zeltpalast Merzig unter Regie von
Andreas Gergen, der auch das Bühnenbild ver-
antwortet, mit Kostümen von Ulli Kremer und
Video-Animationen von Sönke Feick zu sehen.
Vasiliki Roussi verkörpert die Rolle der Judy
Garland. Zu ihren Rollen gehören die großen
Frauenfiguren von Anita in »West Side Story«,
Sally Bowles in »Cabaret«, über Aldonza in
»Der Mann von La Mancha«, Lucy in »Jekyll
& Hyde«, Charity in »Sweet Charity«, Fosca in
»Passion« bis hin zu Edith Piaf im Stück von Pit
Holzwarth. Zuletzt spielte sie die Titelrolle in
der Uraufführung von »Die Hatzfeld« bei den
Schlossfestspielen Biedenkopf.
In weiteren Rollen sind Alexander Lutz als Anthony
und Benjamin Oeser als Mickey zu sehen.
Es spielt eine 6-köpfige Live-Band unter Leitung
von Ferdinand von Seebach (Klavier/Posaune):
Patrice Lerech (Trompete), Damien Prud‘homme
(Saxophon), Michael Bedersdorfer (Gitarre),
Jochen Lauer (Bass), Kevin Naßhan (Schlagzeug).
Mehr auf: www.musik-theater.de
Uraufführung »Der Name der Rose« zu
25 Jahre DomStufen-Festspiele Erfurt
Die DomStufen-Festspiele Erfurt wurden
1994 ins Leben gerufen und blicken auf 25 In-
szenierungen zurück. Zum Jubiläum kommt
die Uraufführung von »Der Name der Rose«
auf die Bühne. Ab der Premiere am 9. August
2019 bis zum 1. September ist der dramatische,
mittelalterliche Kloster-Thriller nach der gleich-
namigen Romanvorlage von Umberto Eco aus
dem Jahr 1980 auf den Domstufen zu sehen.
Bekannt wurde Ecos Werk vor allem durch die
Verfilmung von 1986 mit Sean Connery in der
Hauptrolle. Das Musical schrieben Gisle Kvern-
dokk (Musik) und Øystein Wiik (Buch und
Liedtexte). Aus ihrer Feder stammte bereits das
Luther-Musical »Martin L.«, welches 2008 Ur-
aufführung in Erfurt feierte. Die deutsche Fas-
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
ü 37
Musicals in Deutschland
DER
NAME
DER
R SE
Foto: Lutz Edelhoff
sung für »Der Name der Rose« erstellten Elke
Ranzinger und Roman Hinze.
Das Autorenduo, dem es gelang, die Rechte für
die musikalische Bearbeitung des Romans zu be-
kommen, führte gegenüber der Romanhandlung
Adso, der Ältere, die gereifte Fassung des jungen
Novizen, der den Klosterkrimi erlebt, als Erzähler
und Kommentator des Geschehens ein, der wich-
tige Informationen gibt, die im Spiel zu viel Zeit
beanspruchen würden. Als Novize begleitet er
seinen Lehrer, den Franziskanermönch William
von Baskerville, in ein einsam in den Bergen Ita-
liens gelegenes Kloster. Dort kommen führende
Köpfe des Franziskanerordens mit einer Gesandt-
schaft des Papstes zusammen, um brisante theo-
logische Fragen des Für und Wider der Armut
der Kirche zu diskutieren und damit gleichzeitig
Machtpositionen abzustecken. Angekommen,
wird von Baskerville von dem Abt gebeten, einen
mysteriösen Todesfall aufzuklären, der sich im
Kloster ereignet hat. In den folgenden Tagen
kommen weitere Mönche zu Tode, deren Ab-
leben die theologische Konferenz überschatten
und den Novizen mit menschlichen Abgründen
konfrontieren. Die Spuren führen seinen Lehrer
zu einem einmaligen Buch von Aristoteles mit
brisantem Inhalt und Thesen, die manche Ver-
treter der Kirche nicht für vertretbar halten. Von
Baskerville klärt die Morde auf, aber am Ende
geht die Bibliothek, in der ein blinder Biblio-
thekar das Werk hütete, in Flammen auf.
Regie führt Axel Köhler, früherer Intendant
der Oper Halle und Regisseur an der Semper-
oper sowie den Landesbühnen Sachsen u. a. von
»Jekyll & Hyde«. Jürgen Grimm hat die musi-
kalische Leitung, die Choreographien entwirft
Mirko Mahr, das Bühnen- bzw. Kostümbild
kreieren Frank Philipp Schlößmann und Judith
Adam, für das rechte Licht sorgt Florian Hahn
und den Chor leitet Andreas Ketelhut.
Yngve Gasoy Romdal (derzeit Titelrolle in
»Doktor Schiwago«, Martin Luther in »Martin
L.«) verkörpert William von Baskerville, Adso
von Melk, der Jüngere wird von Florian Minne-
rop (zuletzt Big Deal in »West Side Story«, Cliff
in »Cabaret«) gespielt, Ks. Máté Sólyom-Nagy
stellt sein älteres Alter Ego dar. In weiteren
Rollen sind: Eva Löser (Ein Mädchen), Björn
Christian Kuhn (Salvatore), Ks. Jörg Rathmann
(Jorge von Burgos), Inquisitor Bernardo
Gui (Rainer Zaun), Juri Batukov (Remigio von
Varagine), Stefan Poslovski (Abbone von Fossa-
nova), Axel Köhler (Malachia von Hildesheim),
Wolfgang Kaiser (Alinardo von Grottaferrata),
Nele Neugebauer (Venanzio von Salvemec).
Ergänzt wird der Cast durch den Opernchor des
Theaters Erfurt. Es spielt das Philharmonische
Orchester Erfurt.
Mehr auf: www.theater-erfurt.de
»Sister Act« und »Der Besuch der alten
Dame« 2020 in Tecklenburg
»Sister Act« und »Der Besuch der alten Dame«
als Deutschlandpremiere stehen für 2020 auf
dem Programm der Freilichtspiele Tecklenburg:
Show und Drama als die zwei Säulen des nächs-
ten Musicalsommers.
Seit seiner Uraufführung am Londoner West
End 2009 ist »Sister Act«, nach dem Film-Hit
von 1992 mit Whoopi Goldberg, auch als Musi-
cal ein Erfolg. Deutschsprachige Erstaufführung
feierte das Musical von Alan Menken, Glenn
Slater und Cheri & Bill Steinkellner am 2. De-
zember 2010 als Produktion der Stage Enter-
tainment am Operettenhaus in Hamburg unter
der Regie von Carline Brouwer mit dem Zu-
satz: ein himmlisches Musical. Ein Jahr später
war es erstmals am Wiener Ronacher zu sehen
und 2019 eroberte es die Schweizer Bühne. Die
deutschsprachige Fassung stammt von Kevin
Schroeder, Heiko Wohlgemuth, Michaela Ron-
zoni sowie Werner Sobotka und Ruth Deny.
»Der Besuch der alten Dame« entstand 2013 als
Schweizer Produktion der Thunerseespiele in
Kooperation mit den Vereinigten Bühnen Wien.
Das Musical von Moritz Schneider, Michael
Reed, Wolfgang Hofer und Christian Strup-
peck basiert auf dem gleichnamigen Drama
von Friedrich Dürrenmatt aus dem Jahr 1958.
Nach der Schweizer Uraufführung am 16. Juli
2013 auf der Thunerseebühne, unter Regie von
Andreas Gergen, feierte es am 19. Februar 2014
in einer überarbeiteten Fassung seine öster-
reichische Erstaufführung unter gleicher Lei-
tung im Ronacher Theater in Wien.
Mit der Produktion der Freilichtspiele Tecklen-
burg erlebt es im Juli 2020 seine deutsche
Premiere wiederum als Open-Air-Ereignis.
Mehr auf: www.freilichtspiele-tecklenburg.com

Zur 100. Ausgabe der blickpunkt musical
Von 1 bis 100: Erinnerungen vom Redakteur der ersten Stunde, Stephan Drewianka
Im Hauptberuf als Chemiker sucht Dr. Stephan Drewianka nach dem enzymatischen
Schlüssel-Schloss-Prinzip – auch wenn das Eckige nicht in das Runde passt
Foto: Jana Wenderoth
Abb. unten:
»Historische« Ausgabe 2 der
blickpunkt musical von 2002 mit
den Interviewpartnern Nicolaus
Hagg und Natacza Boon aus »Falco
Meets Amadeus«
38
100 Ausgaben blickpunkt musical
N och lange bevor jede Musical-Premiere in den
sozialen Medien auseinandergenommen wurde
oder jeder Texthänger eines Darstellers von You-Tube-
Influencern oder Bloggern kritisiert wurde, erstellte
ich 1999 meine eigene Homepage zum Thema Mu-
sical. Trotzdem staunte ich nicht schlecht, als ich im
Frühjahr 2002 eine E-Mail von Martin Burkhardt
aus Hamburg mit folgendem Wortlaut erhielt: »Hallo
Stephan, wir möchten gerne eine neue Musical-Zeit-
schrift für Deutschland herausbringen. Könntest Du
Dir vorstellen, für uns als freier Redakteur zu arbeiten?
Du musst nur Ja sagen.« Ich antwortete mit »Ja, ABER
ich habe doch gar keine journalistische Ausbildung
…« und darauf kam: »Uns gefallen Deine Kritiken auf
Deiner Homepage. Dieser freche, aber faire Stil ist genau
das, was wir uns für die Zeitschrift vorstellen.« Warum
sollte ich dieses Angebot dann nicht annehmen?
Meine erste Aufgabe lautete sogleich: »Geh‘ nach
Oberhausen, schau Dir ›Falco Meets Amadeus‹ an,
schreib‘ eine Kritik, und wenn Du schon mal da
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
bist, führe für Ausgabe 2 noch ein Interview mit den
Hauptdarstellern Nicolaus Hagg und Natacza Boon.
Und mach ein paar Bilder von den Interviewpartnern,
die brauchen wir auch.« Ist klar! Was frage ich denn
zwei Darsteller eines Stückes, das ich noch nicht ge-
sehen hatte? Und dann noch 45 Minuten lang. Da
hatte der angehende Redakteur plötzlich Panik und
Lampenfieber. Aber was soll‘s, ab ins kalte Wasser. Vor
Ort begann ich mein Interview mit der Einleitung:
»Ich mache das hier zum ersten Mal. Wenn ich Fragen
stelle, die zu persönlich oder frech sind, bitte einfach
ignorieren.« Das Interview verlief locker, die Darsteller
waren nett und freundlich und die Fotos waren so gut,
dass eins der Bilder gleich das Titelmotiv von Ausgabe
2 der neugeborenen blickpunkt musical wurde.
Mit so viel Rückenwind ging es munter wei-
ter mit einem ausführlichen Bericht zur »Sound of
Music«-Geschäftseröffnung in Essen, bei denen ich
Kurzinterviews mit Jesper Tydén, Annika Bruhns,
Anna Montanaro, Léon van Leeuwenberg, Felix Mar-
tin, Jerzy Jeszke, Bettina Meske und Sascha Th. G.
Krebs führen durfte. Und für Ausgabe 4 plauderte
ich schon sehr locker mit Uwe Kröger. Anders als bei
meiner Musical-Homepage öffneten sich mir für das
Print-Medium blickpunkt musical plötzlich Türen, die
dem normalen Musicalfan verschlossen blieben. 2005
durfte ich einen ausführlichen Backstage-Bericht zur
»Aida – Disney«-Inszenierung im Colosseum Theater
Essen inklusive Interview mit Hauptdarstellerin Flo-
rence Kasumba (ja, das ist die Dame, die jetzt auch in
»The First Avenger: Civil War«, »Black Panther«, »Won-
der Woman« und »Avengers: Infinity War« mitspielt)
schreiben. Da stand ich mit meiner tollen System-
kamera auf einer relativ dunklen Bühne und durfte
den Fight-Call, bei dem die Kampf-Choreographie mit
den am Abend spielenden Darstellern millimetergenau
einstudiert wurde, fotografieren. Das Ergebnis waren
nur unterbelichtete und verwackelte Bilder. Wütend
verließ ich das Theater und kaufte mir noch am selben
Nachmittag meine erste Spiegelreflex-Kamera, damit
ich in Zukunft professionellere Fotos schießen konn-
te. Und im Selbststudium wurden meine Bühnenfotos
mit den Jahren(!) immer besser.
Mein persönliches blimu-Highlight war ein Inter-
view mit Pia Douwes, das ich während meines Sommer-
urlaubs in Holland in Rotterdam zur Uraufführung
von »3 Musketiers« führen durfte. Es war ein Samstag-
nachmittag, mir wurden 30 Minuten Interviewzeit
direkt vor Vorstellungsbeginn versprochen, doch
»Milady de Winter« kam 10 Minuten später und muss-
te an der Stagedoor noch Küsschen an Fans verteilen,
sodass ich schon dachte, das Interview wird extrem
kurz. Als ich dann mit den Worten begann: »Ich habe
im Internet ein wenig recherchiert und festgestellt,
dass Sie Vegetarierin, eine gute Tiefseetaucherin und
Großnichte von Doris Day sind. Aber mehr habe ich
nicht über die Privatperson Pia Douwes gefunden« und

darauf die Antwort bekam: »Und das ist auch gut so!«,
dachte ich schon, jetzt ist das Interview zu Ende. Doch
mit Fragen zu Country-Musik (ihrer Lieblingsmusik)
und einem Japan-Konzert zu »10 Jahre Elisabeth« ent-
lockte ich der Ex-Kaiserin von Österreich so manches
intime und persönliche Detail. Nach über 1 Stunde
kurzweiligem Plaudern kam plötzlich die Durchsage,
Frau Douwes müsse sich jetzt dringend für ihren Auf-
tritt in der bereits seit 45 Minuten laufenden Show vor-
bereiten. Als ich das Interview niederschrieb, kamen
14 DIN A4-Seiten raus, von denen 6 Seiten in zwei
Ausgaben der blickpunkt musical abgedruckt wurden.
Während meiner Arbeit für die Zeitschrift hat die
blimu nach Martin Burkhardt über Michaela Flint bis
Oliver Wünsch dreimal den Herausgeber gewechselt.
Mit Stolz darf ich sagen, dass ich seit 100 Ausgaben in
(fast) jeder Ausgabe mit 1-7 Berichten und zahlreichen
Fotos vertreten bin (in dieser Ausgabe also gleich mal
meine Premierenkritik zu »Whistle Down the Wind«
lesen!). Egal ob Backstage bei »Die Schöne und das
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 39
100 Ausgaben blickpunkt musical
Biest« (bei der ich die Maske verlassen musste, damit ich Abb. unten von oben links:
nicht das Geheimnis der Prinz-zu-Biest-Verwandlung 1. Jan Ammann und Milica
ausplaudern konnte), bei der »Hairspray«-Premiere in Jovanović in »Show Boat« in Bad
Hersfeld 2013 auf dem Titel der
Köln (bei der ich in einer Sitzreihe mit der »Kelly Fa-
Ausgabe 65
mily« saß, die wirklich lautstark Maite Kelly feierte), 2. Anna Montanaro in der Urauf-
dem Besuch der neuen »Starlight Express«-Version zum führung »Carmen – Ein deutsches
30-Jahre-Jubiläum in Anwesenheit von Komponist Musical« bei den Bad Hersfelder
Sir Andrew Lloyd Webber (der recht begeistert seiner Festspielen 2010 – Titel der Ausgabe 47
3. Uwe Kröger mit Solo-CD, das
generalüberholten Show Applaus spendete) oder dem
Interview dazu erschien in Ausgabe 4
Interview mit »Miss Saigon«-Schöpfer Claude-Michel Fotos (3): Steffan Drewianka
Schönberg (bei dem er nach nur 7 Minuten von der
Presseleitung zum nächsten Interview weitergereicht
wurde), habe ich im Auftrag der blimu wirklich viel
erleben dürfen. Als promovierter Chemiker ist mein
Hobby »Musical« eine spannende Abwechslung an
jedem Wochenende und ich freue mich auf die nächs-
ten 100 Ausgaben meiner Lieblings-Musical-Zeit-
schrift in den kommenden 17 Jahren, wenn ich zur
200. blimu als Musical-Grufti meinen 68. Geburtstag
feiere. Bis dahin: Viel Spaß beim Lesen!
 100 Ausgaben blickpunkt musical

40 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

 100 Ausgaben blickpunkt musical

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 100 Ausgaben blickpunkt musical

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 100 Ausgaben blickpunkt musical

04

4 195944 805500
Ausgabe 79 (06/15) Ausgabe 80 (01/16)
Ausgabe 77 November 2015 – Januar 2016 Januar – März 2016

Nr. 04/15, Juli – September 2015 € 5,50 (DE) • € 6,00 (EU) € 5,50 (DE) • € 6,00 (EU)
zweimonatlich ISSN 1619-9421 ISSN 1619-9421

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€ 5,50 (DE)
CHF 7,50 (CH) • € 6,00 (EU)

www.blickpunktmusical.de • ISSN 1619-9421

Mit Poster:
»Der geheime Garten«

Lotte
ein Wetzlarer Musical

Something Rotten!
Broadway-Vielfalt

Romeo & Julia

in Thun

Bend It Like Beckham

im West End

In den Heights
in Wien

Bussi – Das Munical

Thomas Hermanns Liebe stirbt nie Aladdin
im Gespräch Bewegendes Phantom II am Hamburger Elbufer Orientalische Disney-Magie in Hamburg

06
Cabaret

4 195944 805500

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Ragtime in Braunschweig Mozart! wieder in Wien Bodyguard in Köln Pia Douwes' Träume in Fürth
io senza te in Zürich Cyrano in Bielefeld Hedwig and the Angry Inch in Linz Call Me Madam in Mersch, Luxemburg
Faszinierendes Theater in Bad Hersfeld Spring Awakening am Broadway Kinky Boots in London Allegiance am Broadway wonder.land in London

Ausgabe 81 (02/16) Ausgabe 82 (03/16) Ausgabe 83 (04/16) Ausgabe 84 (05/16) Ausgabe 85 (06/16)
März – Mai 2016 Mai – Juli 2016 Juli – September 2016 September – November 2016 November 2016 - Januar 2017
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ISSN 1619-9421 ISSN 1619-9421 ISSN 1619-9421 ISSN 1619-9421 ISSN 1619-9421

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MIT
KINO/TVL
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Sammelkarten zu
»Der Medicus« Fulda
Sammelkarten zu
»Tanz der Vampire« Berlin

Hair Don Camillo & Peppone Der Medicus Ludwig2 Schikaneder

Hippie Life ist Kult in München Musikalische Weltgeschichte in St. Gallen Streben nach heilendem Wissen in Fulda Mutiges Revival an historischem Ort Theater-Liebe siegt in Wien
02

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next to normal in Dortmund Gil Mehmert über Musical-Regie Teil 1 Einstein in Hof Gil Mehmert über Musical-Regie Teil 2 Artus – Excalibur in Tecklenburg Stephen Schwartz zu »Schikaneder« Wien 9 to 5 in Merzig Crest of the Royal Family in Tokio Big Fish in München Imagine This in Münster
Grand Hotel in Linz Einstein im Autorengespräch Evita in Wien Carmen la Cubana in Paris My Fair Lady in Bad Hersfeld Highway to Hellas in Bad Gandersheim Ein Mann ohne Bedeutung in Georgsmarienhütte Jekyll & Hyde in Zwingenberg Sunset Boulevard in Dortmund Sweeney Todd in Braunschweig & Regie-Interview
Katharine Mehrling zu »Evita« in Wien Mrs Henderson Presents in London Dracula in Leipzig Sunset Boulevard in London Mathias Edenborn zu »Liebe stirbt nie« The Threepenny Opera in London Barbara Obermeier zu »Footloose« in Amstetten Anastasia in Hartford & Regie-Interview Andreas Gergen zu »Spamalot« in Salzburg Chasing Rainbows in Connecticut

Ausgabe 86 (01/17) Ausgabe 87 (02/17)

Januar – März 2017 März – Mai 2017
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Mit
Saison
vorsch
au
16/17
Teil 2

Nostradamus Ghost
Visionäres Theater in Innsbruck Grenzenlose Liebe in Linz

Love Story in Aachen Tarzan reloaded in Oberhausen Préludes in Linz Tanz der Vampire in St. Gallen
La La Land Musical im Kino Half a Sixpence im West End Die Schöne und das Biest im Kino Linie 1 in Gelsenkirchen
Luna in Perchtoldsdorf bei Wien Dear Evan Hansen am Broadway Grimm! in Wien The Girls im West End

100.
Ausgabe 100 (03/19)
Ausgabe 96 (05/18) Mai – Juli 2019
September – November 2018
€ 6,50 (DE) • € 7,00 (EU)
€ 6,00 (DE) • € 6,50 (EU)
ISSN 1619-9421
ISSN 1619-9421
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AUSGAB
E

Inkl.
au
vorsch
Saison 19
2018/20

Carmen la Cubana Der Mann mit dem Lachen

Feurige Deutschlandpremiere in Köln
Bonnie & Clyde in Baden
Hair in Bad Hersfeld
Die Rache der Fledermaus in Winterthur
Opulentes Kunststück in Dresden
Carline Brouwer zu »Anastasia«
Jacob und Wilhelm – Weltenwandler in Hanau The Band in Berlin mit Interviews
Sunset Boulevard in Brüssel
WIR in Hamburg Der Hase mit den Bernsteinaugen in Linz
Fun Home in London
Jason Robert Brown in Concert in London Disneys Aladdin im Kino mit Interviews

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli

ü 2019 43

Ein Literaturerfolg findet den Weg auf die
Musicalbühne »Der Hase mit den Bernsteinaugen« uraufgeführt in Linz
Abb. oben:
Edmund de Waal (Christof
Messner, r.) beobachtet seine
Verwandten aus der Ferne (v.l.): Eli-
sabeth von Ephrussi (Anaïs Lueken),
ihr Vater Viktor von Ephrussi (Ric-
cardo Greco) und Junger Iggie von
Ephrussi (Gernot Romic) müssen
sich trennen
Abb. unten:
Edmund de Waal (Christof Messner)
mit einer Netsuke
Fotos(2): Reinhard Winkler
44
Musicals in Österreich
A m Schauspielhaus des Linzer Landestheaters fand
die Uraufführung von »Der Hase mit den Bern-
steinaugen« mit Musik von Thomas Zaufke und Buch
sowie Liedtexten von Henry Mason statt. Mason hat
das Stück auch inszeniert, das auf einem internationa-
len Bestseller von Edmund de Waal basiert, welcher bei
der Uraufführung anwesend war.
Bei Edmund de Waals 2010 veröffentlichtem Ro-
man »The Hare with the Amber Eyes: a Hidden In-
heritance« handelt es sich um die Familiengeschichte
des Autors. Er entstammt der jüdischen Wiener Fami-
lie von Ephrussi, die während des Zweiten Weltkriegs
Österreich verlassen musste. Als Leitmotiv dient eine
Sammlung von kostbaren japanischen Schnitzfiguren
aus Elfenbein, die man Netsuke nennt und die als
Gegengewicht an einem japanischen Kleidungsstück
dienen. Sie gehörten der Familie von de Waals Groß-
mutter, Elisabeth von Ephrussi. Das Stück beginnt
in London, wo Edmund de Waal (Christof Messner)
gemeinsam mit seiner Frau Sue ( Anaïs Lueken) und
ihren drei Kindern lebt. Eines Tages kommt eine uner-
wartete, große Lieferung an. Darin befinden sich 264
Netsuke, die de Waal von seinem kürzlich verstorbe-
nen Großonkel Iggie von Ephrussi geerbt hat. Von hier
an beginnt ein neues Abenteuer für ihn. Er beschließt,
sich auf die Spuren seiner Familie zu begeben und diese
in Form eines Romans zu dokumentieren. Musikalisch
wird diese Szene mit der Nummer ›Familie/Geschich-
te‹, die zwar sehr gut als Eröffnungsnummer funktio-
niert, aber leider viel zu lang ist, untermalt. In den
folgenden Szenen wird immer wieder mit Gegenwart
und Vergangenheit gespielt. Bei den Szenen, die nicht
in der Gegenwart spielen, sieht man Edmund de Waal
als Beobachter, teilweise mit seinem Großonkel Iggie
(William Mason), oder aber wie in einer anderen Szene
mit seiner Großmutter Elisabeth (Anaïs Lueken), wo-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
bei hier beide Ebenen (Gegenwart und Vergangenheit)
aufeinandertreffen – ein sehr berührender Moment. In
anderen Fällen fungiert de Waal als Erzähler, um diese
komplexe Geschichte genauer zu erläutern.
Die erste Station bringt uns nach Odessa. Dort be-
gegnen wir Charles Joachim »Großpapi« von Ephrussi
(Carsten Lepper), welcher sich im Lauf des 19. Jahr-
hunderts einen Namen im Getreidehandel gemacht
hat, und Viktor von Ephrussi (Riccardo Greco), die
das Geschäft nach Europa importieren. Die Fami-
lie von Ephrussi wird in kürzester Zeit die einfluss-
reichste Bankiers-Familie Europas. Die nächste Sta-
tion führt nach Paris. Hier stehen die Brüder Jules
und Ignace als Erben des Von-Ephrussi-Imperiums.
Währenddessen genießt Charles das Leben mit sei-
ner Louise Cahen d‘Anvers (Hanna Kastner), mit der
er gemeinsam Kunstwerke sammelt: darunter auch
264 japanische Netsuke. In Wien beginnt die Ge-
schichte, spannender zu werden, und hier verstehen
wir auch Edmund de Waals Verwandtschaft mit der
Von-Ephrussi-Familie, begegnen Edmunds Urgroß-
vater Viktor von Ephrussi. Er ist mit Emmy (Myrthes
Monteiro) verheiratet und hat drei Kinder: Elisabeth
(Edmunds Großmutter), Gisela (Angela Waidmann )
und Iggie (Gernot Romic), von dessen älterer Version
wird Edmund später die Netsuke-Sammlung erben!
Die wertvolle Netsuke-Sammlung erhalten Viktor
und Emmy als Weihnachtsgeschenk von Charles
aus Paris. Der Erste Weltkrieg naht und bringt nur
Schwierigkeiten: Während Viktor einen Großteil sei-
nes Vermögens verliert, träumt Elisabeth von einem
Studium und Iggie zeigt kein großes Interesse an den
Familiengeschäften, sondern strebt eine Karriere in
der Modewelt an. Nach dem Krieg bringt Emmy ei-
nen Sohn namens Rudolf zur Welt. Elisabeth studiert
Jura und Iggie zieht nach Paris. Unter den Nazis sind
 Musicals in Österreich

die von Ephrussi – genauso wie alle anderen jüdischen
Familien – in Wien nicht mehr sicher.
Der zweite Akt beginnt mit Viktor und Emmy, die
gemeinsam mit Sohn Rudolf im Palais Ephrusssi zu-
rückgeblieben sind. Ihr gesamtes Leben wurde von den
Nazis zerstört: Viktor und Rudolf werden von der Ge-
stapo vorübergehend festgenommen. Emmy und Vik-
tor gelingt es, dank Tochter Elisabeth, die ein Gut in
der damaligen Tschechoslowakei besitzt, aufs Land zu
fliehen. Währenddessen erhält Sohn Rudolf ein Visum
für die USA. Das Palais Ephrussi steht quasi leer und
wird von den Engländern als Quartier benutzt. 1946
kehrt Elisabeth in ihr einstiges Heim, das Haus der
Familie, zurück und findet die Zofe Anna vor, welche
über all die Jahre dortgeblieben ist. Diese übergibt ihr
die Netsuke Sammlung, die sie vor den Nazis versteckt
hat.
In Tunbridge Wells, wo Elisabeth inzwischen lebt,
trifft sie nach vielen Jahren auch ihren Bruder Iggie
wieder. Er ist inzwischen groß im Getreidehandel und
möchte mit seinem Partner Jiro nach Japan auswan-
dern. Elisabeth beschließt, ihrem Bruder die Netsuke
zu überlassen. Aus diesem Grund gelangt die Samm-
lung Jahre später von Japan nach London zu Edmund
de Waal. Das Buch ist fertig geschrieben und es wird
zurück in die Gegenwart geschwenkt: Edmund de
Waal kehrt zu seiner Familie zurück.
Diese dreistündige Produktion von »Der Hase mit
den Bernsteinaugen« bringt viel Schönes mit sich, wie
beispielsweise mit Christof Messner einen fantasti-
schen Darsteller für die Rolle des Edmund de Waal.
Er begeistert mit vielen Facetten auf schauspielerischer
Ebene und zeigt sich dabei sehr authentisch. Des Wei-
teren ist Anaïs Lueken gleich in zwei Rollen zu sehen:
einerseits als Edmunds Ehefrau Sue, wobei sie in dieser
Rolle vor allem mit ihrer grandiosen Stimme punktet,
und andererseits als seine Großmutter Elisabeth, hier
glänzt sie vor allem im Schauspiel. Gernot Romic be-
geistert als Junger Iggie vor allem stimmlich. Beson-
ders berührend ist die Szene, wo er mit seinem Partner
Jiro (Wei-Ken Liao ) tanzt und dann auf einmal der
Alte Iggie erscheint, den Autor William Mason selbst
nicht nur sehr authentisch verkörpert, sondern auch
ausdrucksstark singt.
Henry Mason ist es durchaus gelungen, diesen auf-
wendigen Stoff auf die Bühne zu bringen. Man kann
der komplizierten Handlung sehr gut folgen (und das
ist bei diesem Stoff wirklich eine Herausforderung).
Das Geschehen auf der Bühne läuft teilweise sehr
schnell ab, mit vielen Szenenwechseln. Das Bühnen-
bild bleibt meistens unverändert. Bestehend aus meh-
reren weißen Kästen, wirkt es etwas nackt. Wären da
nicht großartige Projektionen von Valentin Huber,
würde man nicht mehr wissen, wo die Handlung ge-
rade stattfindet. Auf einer Leinwand wird immer der
Ort des jeweiligen Geschehens projiziert, um dem Zu-
schauer das Verfolgen zu erleichtern. Dennoch wirkt
es, besonders am Anfang, ein wenig verwirrend, bis
man das Konzept versteht, aber insgesamt ist das hier
eine schöne, gut funktionierende Produktion.
Thomas Zaufke hat für dieses Stück schöne, ein-
gängige Musik komponiert. Es sind teilweise Revue-
Elemente dabei, wo man sich eher große dramatische
Balladen vorstellen kann. Die Musik erinnert dadurch
großteils an ein Familienmusical, aber am wichtigs-
ten: Sie funktioniert wunderbar mit dem Libretto von
Henry Mason. Es ist nur schade, dass auch die musika-
lischen Szenen so schnell wechseln.
Die Choreographien stammen von Francesc Abós,
der für dieses hohe Szenentempo schwungvolle, teils
revueartige Choreographien geschaffen hat.
Diese Uraufführung von »Der Hase mit den Bern-
steinaugen« ist auf jeden Fall einen Besuch nach Linz
wert, auch wenn drei Stunden wirklich lange sind, aber
offensichtlich sind sie auch notwendig, um diese span-
nende Familiengeschichte zu erzählen.
Ludovico Lucchesi Palli
Der Hase mit den
Bernsteinaugen
Thomas Zaufke / Henry Mason
Landestheater Linz
Schauspielhaus
Uraufführung: 6. April 2019
Regie ............................ Henry Mason
Musik. Leitung ..... Christopher Mundy
Choreographie ............. Francesc Abós
Ausstattung .......................... Jan Meier
Licht ............................. Helmut Janacs
Video .......................... Valentin Huber
Edmund de Waal ...... Christof Messner
Sue Chandler / Elisabeth
von Ephrussi .................. Anaïs Lueken
Alter Iggie von Ephrussi /
Manet ....................... William Mason /
Klaus Brantzen
Charles von Ephrussi.... Carsten Lepper
Louise Cahen d‘Anvers .... Hanna Kastner
Viktor von Ephrussi..... Riccardo Greco
Emmy von Ephrussi .... Myrthes Monteiro
Jiro Sugiyama ................. Wei-Ken Liao
Anna (Zofe) /
Lemaire ............... Ariana Schirasi-Fard
Junger Iggie von Ephrussi /
Degas............................ Gernot Romic
Edmond de Goncourt /
Steinhäusser .......... Jan Nikolaus Cerha
Rudolf von Ephrussi / Stefan /
Monet ........................... Florian Stanek
Renoir / Gestapo-
Offizier ................... Christian Fröhlich
Ellen / US-Offizierin .... Lynsey Thurgar
Junge Gisela ........... Angela Waidmann
Matthew de Waal /
Kleiner Charles .... Gabriel Federspieler /
Clemens Herndler
Ben de Waal /
Kleiner Jules ................... René Unger /
Nepomuk Pichler
Kleiner Ignace /
Kleiner Iggie ............. Matthias Körber /
Wendelin Burgstaller
Kleine Elisabeth /
Kleiner Hitler ........ Magdalene Baehr /
Miriam Hollerweger
Anna de Waal /
Kleine Gisela ............ Elisabeth Baehr /
Selma Spitzer

Abb. unten von oben links:

1. Edmund de Waal (Christof Mess-
ner, l.) mit seinem Großonkel Iggie
von Ephrussi (Klaus Brantzen, r.),
von dem er die Netsuke-Sammlung
erbt
2. Zwei von Ephrussi mit großen
Ambitionen: Viktor (Riccardo Greco)
und Charles (Carsten Lepper)
3. Sehr sympathisch: der junge Iggie
von Ephrussi (Gernot Romic) und
seine Schwester Elisabeth (Anaïs
Lueken)
Fotos (3): Reinhard Winkler

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 45


Jerusha Abbott und Jervis Pendleton
sind in Österreich angekommen
»Daddy Long Legs« auf Österreich Tournee
Abb. oben:
Jerusha Abbot (Marie-Luise
Schottleitner, vorne) ist glücklich,
Jervis Pendleton alias Mr Smith
(Benedikt Karasek) liest aufmerksam
ihre lebendigen Briefe
Foto: Fabian Holoubek
Daddy Long Legs
Paul Gordon / John Caird
Deutsch von Marie-Luise Schottleitner &
Martin Fischerauer
Marie-Luise Schottleitner
Brick-5 Wien
Wien-Premiere: 26. April 2019
Regie .............................. Rita Sereinig
Musikalische Leitung /
Klavier .................... Walter Lochmann
Bühnenbild ...... Daniel Sommergruber
Kostüme ................. Katharina Kappert
Jerusha Abbott ................. Marie-Luise
Schottleitner
Jervis Pendleton ....... Benedikt Karasek
46
Musicals in Österreich
D as 2009 uraufgeführte Musical mit einem Buch
von John Caird und Musik sowie Liedtexten von
Paul Gordon ist nach Kalifornien, New York, London
und Japan nun endlich im deutschsprachigen Raum
angekommen. Nach einer deutschsprachigen Erstauf-
führung 2018 am Theater Bielefeld übersetzten für die
österreichische Erstaufführung, die am 14. Februar
2019 am Theater im Neukloster in Wiener Neustadt
gefeiert wurde, Marie-Luise Schottleitner und Martin
Fischauer das Musical. Schottleitner schlüpft auch in
die weibliche Hauptrolle der Jerusha Abbott und leitet
diese Produktion, die aktuell in ganz Österreich gas-
tiert, darunter auch am 26. April im Wiener Brick-5.
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Roman
der amerikanischen Journalistin Jean Webster und
erzählt die Geschichte von dem Waisenkind Jerusha
Abbott und ihrem Geldgeber, Jervis Pendleton, den sie
nur ein Mal ganz kurz gesehen hat, allerdings nur in
Form seines Schattens. Deshalb nennt sie ihn liebevoll
»Daddy Long Legs«. Jerusha ist die erste junge Dame,
die dank der Finanzierung ihres Gönners aufs College
gehen kann. Dieser gibt sich als ein gewisser Mr Smith
aus und fordert von ihr, monatlich in Briefen über ihre
Fortschritte zu erfahren, aber begegnen möchte er ihr
zunächst nicht. Im Lauf der Zeit verliebt er sich in
Jerusha, die sich zu einer ambitionierten, jungen Frau
entwickelt. Sie ahnt allerdings nicht, dass Mr Smith
hinter Jervis Pendleton steckt. Dieser ist schließlich der
Onkel einer Mitstudentin, zu dem sie, bei scheinbar
zufälligen Begegnungen, eine große Zuneigung fasst.
Neben einer bezaubernden Liebesgeschichte spricht
dieses Stück unter anderem das Thema Frauenrechte
an. Es zeigt auch, wie aus einem Waisenkind eine
erfolgreiche Schriftstellerin wird, so wird auch das
Thema Hoffnung angesprochen, möglicherweise mit
der Aussage: dass nichts unmöglich ist im Leben.
Paul Gordons wunderbare Musik besteht aus vie-
len schönen Balladen, die sich fantastisch zu dieser be-
wegenden Geschichte ergänzen. Besonders gelungen
ist das Lied ›Der Schlüssel zum Glücklichsein‹, das im
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Original ›The Secret of Happiness‹ heißt – die Über-
setzung von Schottleitner und Fischerauer funktioniert
selbst bei diesem sehr bekannten Titel einwandfrei.
Interpretiert wird er von Marie-Luise Schottleitner, die
wunderschön singt. Schottleitner verleiht der Rolle der
Jerusha Abbott etwas kindlich Naives und sehr Weib-
liches. Die Rolle des Jervis Pendleton verkörpert Bene-
dikt Karasek. Er singt mit einer klaren, einfühlsamen
Stimme und zeigt sich schauspielerisch von einer etwas
ernsteren Seite, spielt teilweise sehr berührend.
Die vielseitige Rita Sereinig inszenierte die öster-
reichische Erstaufführung dieses bezaubernden Musi-
cals, die als Tourproduktion unterwegs ist. Es gelingt
ihr, dieses Stück mit wenigen Mitteln auf die Bühne
zu bringen. Das Bühnenbild von Daniel Sommergru-
ber besteht aus einem Schreibtisch, Bücherregalen und
einer Kiste. Die schönen, eleganten, zeitgemäßen Kos-
tüme kreierte Katharina Kappert.
Im Fokus des Stücks stehen eindeutig die beiden
Protagonisten und selbstverständlich ihr Briefaus-
tausch. Die beiden Darsteller sind die ganze Zeit auf
der Bühne, interagieren aber kaum miteinander. So
bekommt man Einblicke in die Gefühlswelt der jewei-
ligen Figur, aber es ist nicht immer einfach, dieserart
eine Geschichte zu erzählen, zu folgen.
Walter Lochmann, ein echtes Urgestein in der
österreichischen Musicalszene, übernimmt die musika-
lische Leitung und ist auch am Klavier zu hören. Seine
kleine Band wird komplettiert von Wilfried Modlik an
der Gitarre und Katharina Steininger am Cello.
Es ist schön zu sehen, dass internationale Kammer-
musicals, wie etwa »Daddy Long Legs«, nicht nur an
den großen Häusern, sondern im passenden, intimen
Rahmen gezeigt werden. Da kann man wirklich hof-
fen, dass dieses Stück noch öfter im deutschsprachigen
Raum gespielt wird. Marie-Luise Schottleitner und ihr
Team haben es geschafft, das Musical nach Österreich
zu holen, und setzen ein Zeichen für eine mögliche
Off-Szene, die bis dato eher zu kurz kam.
Ludovico Lucchesi Palli
 LUISENBURG
F E S T S P I E L E
WUNSIEDEL
GREASE
DAS ROCK ’N’ROLL
MUSICAL
28.06. – 11.08.
Buch, Musik und Liedtexte von
JIM JACOBS & WARREN CASEY

Außerdem:
Deutsche Erstaufführung
MADAGASCAR
Ein musikalisches Abenteuer
29.05. – 11.08.

ZUCKER
Ein Musical über eine süße
Reise zwischen Hamburg
und Wunsiedel
16. – 18.08.

Foto © Florian Miedl

www.luisenburg-aktuell.de
karten@luisenburg-aktuell.de
ü | Tel. 09232/602 162

Auf den Spuren der Musen von Egon Schiele
und Gustav Klimt Wiederaufnahme von »Wally: Emilie« in Wien
Abb. oben:
Wally (Florine Schnitzel) und
Emilie (Lena Weiss) zeigen sich
nachdenklich
Foto: Monika Saulich
Wally: Emilie
Barbara »Babsea« Schutting /
Julia Marie Wagner
Brick-5 Wien
Wiederaufnahme-Premiere:
22. März 2019
Regie .................... Julia Marie Wagner
Musik. Leitung, Arrangements &
Klavier .... Barbara »Babsea« Schutting
Licht ..................................... Ingo Kelp
Emilie ................................ Lena Weiss
Wally ........................ Florine Schnitzel
48
Musicals in Österreich
N ach der ersten, komplett ausverkauften Spielse-
rie im Herbst 2018 kehrt nun das Schauspiel mit
Musik »Wally: Emilie« von Julia Marie Wagner (Regie,
Text, Produktion) und Barbara »Babsea« Schutting
(Musik & Songtexte, Musikalische Leitung) für drei
Vorstellungen zurück ins Brick-5.
Wie der Titel schon verrät, handelt es sich hier um
ein Stück über Wally Neuzil und Emilie Flöge, die be-
kanntlich Musen von Egon Schiele und Gustav Klimt
waren. Da es sich um ein biographisches Stück handelt,
hier ein paar Hintergrundinformationen: Emilie Flöge
wurde am 30. August 1874 geboren und lernte den
1862 geborenen Gustav Klimt im Jahre 1891 kennen.
Ihre Schwester Helene war mit Gustav Klimts Bruder,
Ernst Klimt, verheiratet. Im Jahre 1895 schreibt Klimt
erstmals an Emilie. Das Interessante ist, dass 400 sei-
ner Schriftstücke bis heute erhalten geblieben sind. Im
Jahre 1904 wird der Modesalon »Schwestern Flöge« im
Casa Piccola eröffnet, in dem Emilie als künstlerische
Leiterin fungiert.
Wally Neuzil, geboren im August 1894, lernte Egon
Schiele im Jahre 1911 kennen. Die damals 16-jährige
Neuzil zieht mit ihm nach Krumau und ist ab diesem
Moment sein Modell und seine Lebensgefährtin. Wäh-
rend Schiele im Jahre 1915 Edith Harms heiratet, kon-
zentriert sich Neuzil ganz auf ihre Ausbildung als Kran-
kenpflegerin und arbeitet ab 1917 in Dalmatien. Noch
im selben Jahr stirbt sie mit nur 23 Jahren an Scharlach.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Ein Jahr später stirbt Gustav Klimt an den Folgen ei-
nes Schlaganfalls. Egon Schiele und seine schwangere
Ehefrau sterben im Oktober 1918 an der Spanischen
Grippe. Schiele wurde nur 28 Jahre alt. 20 Jahre später
sperrt der Salon Flöge seine Pforten zu. Emilie Flöge
stirbt aber erst im Jahre 1952 mit 77 Jahren.
Das Stück ist als fiktives Treffen der beiden jungen
Damen aufgebaut und gewährt in sieben Szenen und
Liedern – sowie einem Prolog und Epilog – Einblicke
in das Leben dieser beiden Künstler der Wiener Mo-
derne aus der Perspektive der beiden Musen. Es gibt
keine richtige Handlung, vielmehr ist dieses Stück als
Versuch, das Leben zweier Damen in Szenen und Lie-
dern darzustellen, zu betrachten. Doch dieser Versuch
ist durchaus gelungen. Wenn man den Raum betritt,
sieht man die beiden Darstellerinnen am Boden be-
ziehungsweise auf einer Truhe liegen, das Bühnenbild
besteht aus Lampen, einem Teppich und Stühlen. In
der ersten Szene stürzen sich die beiden auf Zeitungs-
artikel über sich selbst und lesen diese vor. Die Szenen
zeigen verschiedene Aspekte des Lebens an der Seite
von Egon Schiele und Gustav Klimt, aber eine chro-
nologische Handlung gibt es nicht, auch weil man sich
hier auf eine Art Reise begibt und dabei das Leben der
beiden Damen von Anfang an bis zum Ende ihrer Tage
betrachtet. Es ist nicht immer einfach, den Texten zu
folgen, auch weil die Darstellerinnen gelegentlich in
andere Rollen schlüpfen, wie etwa in der Szene ›Nackt‹,

in der Florine Schnitzel (die sonst die Rolle der Wally
Neuzil spielt) die Rolle von Egon Schiele einnimmt
und Lena Weiss (die sonst die Rolle der Emilie Flöge
spielt) in die Rolle eines Kunden schlüpft, um darzu-
stellen, wie sich Schiele verhalten hat. Somit ergibt das
dann im Endeffekt schon einen Sinn, aber im ersten
Augenblick wirkt es eher verwirrend.
Als Emilie Flöge ist Lena Weiss zu sehen. Sie spielt
anfangs noch etwas übertrieben, entwickelt sich aber
im Lauf des Stücks sehr gut. Sie bringt eine gewisse
Härte mit und singt fantastisch. Florine Schnitzel
verkörpert Wally Neuzil. Sie zeigt sich eher sanft und
begeistert mit ihrer klaren Stimme. Gemeinsam har-
monieren beide sehr schön, ganz besonders auf musi-
kalischer Ebene.
Diese tiefgründigen Szenen werden durch Lieder der
Songwriterin »Babsea« ergänzt. Alle Songs werden in
englischer Sprache gesungen, weil sich die Songwriterin
– laut Programmheft – in dieser Sprache am wohlsten
fühlt. Das ist ja schön und gut, aber es stellt sich schon
die Frage, warum bei einem Stück über zwei Österrei-
cherinnen die Lieder auf Englisch sein müssen. Den-
noch sind diese Lieder so emotional und passen so gut
zur Handlung, dass es einem als Zuschauer egal wird.
Des Weiteren ist das Stück so geschrieben, dass
man auch ohne Englischkenntnisse dem Geschehen
gut folgen kann, weil die Lieder nur als Ergänzung
fungieren, aber nicht wie im konventionellen Musical
die Handlung weiterbringen. Vom Stil her finden sich
hier gefühlvolle Balladen mit tiefgründigen Texten
wie ›Who Is She‹ bis hin zu Up-tempo-Nummern wie
›Unconditional Devotion‹. Die Musik erinnert an die
Tradition der amerikanischen Songwriter des 21. Jahr-
hunderts.
Die Band besteht aus Marion Feichtner (Cello), Teresa
Müllner (Percussion) und die Songwriterin »Babsea«
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Österreich
(Klavier), die auch die musikalische Leitung über-
nimmt. Diese Musikerinnen schaffen es, einen ganz
besonderen Klang herzustellen, der zur Atmosphä-
re des Stücks sehr gut passt. Die Musik klingt zwar
modern und gar nicht an die damalige Zeit angelehnt,
dennoch hat man das Gefühl, dass die Emotionen der
Szenen mit der Musik noch eine Spur verstärkt wer-
den, ganz egal, ob das jetzt eine Ballade oder eine Up-
tempo-Nummer ist. Es ist interessant, zu sehen, wie die
Lieder hier einerseits abseits der Handlung des Stücks
funktionieren, aber dann im Kontext des Geschehens
wunderbar eingeflochten sind.
Zeitgleich zur Wiederaufnahme ist eine CD mit al-
len Titeln erschienen. Als besonderes »Zuckerl« befin-
det sich darauf als Bonus Track der Prolog-Titel ›Who
Is She‹, gesungen von der Songwriterin selbst.
Julia Marie Wagner, die nicht nur für den Text,
sondern auch für die Inszenierung zuständig ist, hat
einen sehr interessanten Stoff dramatisiert. Sie arbei-
tet mit wenigen Mitteln und dennoch gelingt es ihr
mit Hilfe von der eingängigen Musik der Songwrite-
rin »Babsea«, auf Kitsch zu verzichten und sich viel
mehr auf das Dasein einer Muse zu konzentrieren
und das bewegte Leben von Egon Schiele und Gustav
Klimt aus der Perspektive der beiden Musen zu erzäh-
len. Die junge Autorin hat hier eine neue Form des
Theaters geschaffen. Sie erzählt eine fiktive Geschich- Abb. oben:
Florine Schnitzel als Wally Neuzil
te, in diesem Falle das Treffen von Wally und Emi-
lie, um die Thematik »Muse«, speziell in der Zeit von Abb. unten von oben links:
Egon Schiele und Gustav Klimt, zu verdeutlichen. 1. Lena Weiss als Emilie Flöge
Dabei verwendet sie die Musik einer Songwriterin, in 2. In der ersten Szene lesen Wally
englischer Sprache, wodurch es ihr gelingt, die Emo- Neuzil (Florine Schnitzel) und
tionen zu verstärken. Emilie Flöge (Lena Weiss) aus der
Zeitung
3. Die beiden Musen Wally (Florine
Schnitzel) und Emilie (Lena Weiss)
Ludovico Lucchesi Palli Fotos (4): Monika Saulich
ü 49

Was für ein Zirkus!
»Evita« am Stadttheater Klagenfurt
Abb. oben von links:
1. Che (Edward Hall) verachtet
die eiskalte Berechnung
Evitas (Annemieke van Dam)
2. Ein Traumpaar: Evita
(Annemieke van Dam) und
Juan Perón (Nigel Casey)
Fotos(2): Arnold Pöschl
Evita
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
In der Originalproduktion
von Harold Prince
In englischer Sprache
mit deutschen Übertiteln
Stadttheater Klagenfurt
Premiere: 2. Mai 2019
Regie ................................ Aron Stiehl
Musik. Leitung ......... Mitsugu Hoshino
Choreinstudierung &
Einstudierung der Singakademie
»Carinthia« ................. Günter Wallner
Choreographie ................. Otto Pichler
Ausstattung ................ Friedrich Eggert
Eva Perón ................ Sophie Springer &
Ann Mandrella (Gesang) /
Annemieke van Dam
Che .................................. Edward Hall
Juan Perón ....................... Nigel Casey
Magaldi ...................... Ramin Dustdar
Perons Geliebte /
Dance Captain .......... Paulina Plucinski
In weiteren Rollen:
Elisabeth Blutsch, Bernadette Fröhlich,
Rudolf Andreas Giglberger, Albert-Jan
Kingma, Robert Lankester, Salvatore
Marchione, Anja Štruc
Chor des Stadttheaters Klagenfurt &
Singakademie »Carinthia«
50
Musicals in Österreich
D as Stadttheater Klagenfurt zeigt aktuell das Kult-
musical »Evita« von Andrew Lloyd Webber und
Tim Rice, in englischer Sprache, in einer Inszenierung
von Aron Stiehl. Über die Handlung des Klassikers,
der in den 1990ern auch erfolgreich verfilmt wurde,
muss nicht viel gesagt werden. Auch die Musik von
Andrew Lloyd Webber ist bekannt und gefüllt mit
vielen bekannten Titeln wie ›Oh What a Circus‹ oder
einer der berühmtesten Titel des englischen Kompo-
nisten, ›Don‘t Cry For Me Argentina‹. Des Weiteren
muss man schon sagen, dass das Stück relativ oft im
deutschsprachigen Raum gespielt wird. Das Besondere
an der Klagenfurter Inszenierung ist, dass sie erstens in
englischer Sprache präsentiert wird und zweitens auf
der Originalproduktion von Harold Prince basiert.
Für diese Produktion wurden internationale Dar-
steller engagiert, darunter Nigel Casey als Juan Perón,
Edward Hall als Che, Ramin Dustdar als Magaldi,
Paulina Plucinski als Peróns Geliebte. Für die Titelrolle
konnte man Publikumsmagnet Annemieke van Dam
gewinnen. Diese hat zwar noch die Premiere spielen
können, aber in der besuchten Vorstellung vom 5. Mai
2019, die hier besprochen wird, musste Ann Mandrella,
die diese Rolle bereits in Dortmund verkörpert hat,
einspringen. Mandrella sang von der Seite, während
die Regieassistentin Sophie Spring als Eva Perón auf
der Bühne zu sehen war. Überdies brachte Ann Man-
drella die Partie in deutscher Sprache, was bei einer
an sich englischsprachigen Aufführung eher schwierig
ist. Das Zusammenkommen von Original und Über-
setzung wirkte störend. Doch es ist verständlich, dass
Mandrella in so kurzer Zeit, die englische Fassung
nicht einstudieren konnte.
Edward Hall als Che wirkt, speziell im ersten Akt,
stimmlich etwas unrund. Bei einigen Stellen klingt er
gepresst, insbesondere bei ›Oh What a Circus‹, was be-
dauerlich ist. Im zweiten Akt bessert sich seine Dar-
bietung. Nigel Casey dagegen präsentiert sich hier mit
sehr klarer, solider Stimme und zeigt sich auch dar-
stellerisch der Rolle entsprechend. Es ist nur schade,
dass das Duett ›I‘d Be Surprisingly Good For You‹
aufgrund des Einspringens von Ann Mandrella zwei-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
sprachig gesungen wird, weil es als Einheit sicherlich
ein Highlight gewesen wäre. Es muss dennoch gesagt
werden, dass Ann Mandrella das hier großartig mach-
te. Sie sang mit viel Gefühl und einer echten Sensibili-
tät für diese Rolle, auch wenn sie nicht auf der Bühne
stand.
Ramin Dustdar brilliert als Magaldi. Den be-
rühmten Titel ›On This Night of a Thousand Stars‹ singt
er mit starker Stimme und seine Interpretation gehört
zu den musikalischen Highlights dieser Inszenierung.
Als Peróns Geliebte bringt die junge Darstellerin Pauli-
na Plucinski mit einer eher poppig angelegten Stimme
ihr ›Another City in Another Hall‹, aber dennoch mit
viel Gefühl. Am Ende des Liedes wird sie von Che auf
einem Gepäckträger davongetragen. Das wirkt sehr
effektiv und direkt. Das durchaus starke Ensemble be-
steht aus Elisabeth Blutsch, Bernadette Fröhlich, Anja
Štruc, Rudolf Andreas Giglberger, Albert-Jan Kling-
ma, Robert Lankester und Salvatore Marchione.
Friedrich Eggert zeichnet für das Bühnenbild ver-
antwortlich, das offenbar von griechischer Mythologie
inspiriert ist und primär aus einem großen Tempel mit
einem Podest besteht. Nur in der letzten Szene, kurz
vor Evitas Tod, verwandelt sich der Tempel in eine
Art Box mit einem Fenster in der Mitte. Auch wenn
das Bühnenbild durchaus mit dem mittigen Podest als
Blickpunkt funktioniert, hätte dieser Produktion ein
wenig mehr Abwechslung gut getan. Dafür sind die
Kostüme, die ebenfalls Eggert entworfen hat, teilweise
zu farbig, so erscheint etwa Magaldi bei seinem großen
Solo komplett in Pink gekleidet.
Unter der musikalischen Leitung von Mitsugu
Hoshino spielt das Kärntner Sinfonieorchester, das
diese legendäre Musik von Andrew Lloyd Webber mit
viel Schwung und Kraft intoniert.
Aron Stiehls Inszenierung ist solide, mit wenig
Überraschungen, aber dafür einer großteils sehr guten
Besetzung. Auch Otto Pichlers Choreographien las-
sen sich sehen. Es ist schön, dass dieses Stück auch im
deutschsprachigen Raum in englischer Sprache funk-
tioniert.
Ludovico Lucchesi Palli
 Musicals in Österreich

Große Gefühle mit einem preisgekrönten Stück

»next to normal« am Vienna‘s English Theatre

J edes Jahr bringt das Vienna‘s English Theatre ein

Musical mit seinem Jugendensemble, dem Young
V.E.T., auf die Bühne. Dieses Jahr fiel die Wahl auf
das mit zwei Tony Awards und dem Pulitzer Prize
ausgezeichnete Stück »next to normal«, mit Musik
von Tom Kitt und Buch sowie Liedtexten von Brian
Yorkey. Im deutschsprachigen Raum wurde das Mu-
sical bereits in Fürth, unter anderem mit Pia Douwes
als Diana Goodman, und am Landestheater Linz mit
Kristin Hölck in derselben Rolle gespielt. Dort wurde
das Stück in deutscher Sprache präsentiert, jetzt wird
es erstmals in englischer Sprache an einem Wiener
Theater gespielt.
Erzählt wird die Geschichte von Diana Goodman,
einer Ehefrau und Mutter, die unter bipolarer Stö-
rung leidet. Das Stück zeigt, wie sie mit dieser schwe-
ren Krankheit umgeht, wie der frühe Tod des Sohnes
Gabe, der ihr immer wieder als Illusion erscheint, sie
immer noch verfolgt und die Familie mit der gesamten
Situation lebt.
In der Rolle der Diana Goodman ist Suzanne Carey
zu sehen, die dem Wiener Publikum aus Produktionen
wie »Sister Act« oder der Uraufführung von »Tanz der
Vampire« bekannt ist. Sie singt nicht nur wunderbar
mit ihrer sanften Sopranstimme, sondern zeigt sich
hier sehr emotional und sorgt dabei für die eine oder
andere Träne. Ihre große Ballade ›I Miss the Moun-
tains‹ interpretiert sie wunderschön und sorgt dabei für
einen echten Gänsehaut-Moment. Dianas Ehemann
Dan Goodman wird von Kevin Perry verkörpert. Die-
ser harmoniert nicht nur sehr gut mit Suzanne Carey,
sondern erweist sich in jeder Hinsicht als höchst ta-
lentiert. Zum Abschluss des ersten Aktes singt er zu-
sammen mit Helena Lenn als Tochter Natalie Good-
man bewegend den Titel ›Light‹. Lenn war im Vorjahr
auch bei »Dogfight« zu sehen und punktet nicht nur
mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und schau-
spielerischem Talent, sondern auch weil sie akzentfrei
auf Englisch singt und spielt. Dafür, dass Englisch
nicht ihre Muttersprache ist, stellt das wirklich eine
tolle Leistung dar. Ebenfalls bravourös macht sich
Kilian Berger als Gabe, der ebenfalls nicht in seiner
Muttersprache singt und spielt, aber kaum etwas davon
erkennen lässt. Anfangs wirkt er stimmlich noch ein
wenig unsicher, was sich jedoch im Lauf des Stücks
immer mehr bessert. Seine Darbietung von ›I‘m Alive‹
ist absolut hörenswert. In der Doppelrolle Dr. Fine/Dr.
Madden ist Alex Wadham zu sehen. Das ist am An-
fang ein wenig verwirrend, weil Diana zu einem neuen
Arzt wechselt, nachdem die Therapie des ersten Arztes
nichts gebracht hat. Doch Dr. Madden bleibt schließ-
lich ihr Arzt und bildet eine relativ zentrale Figur im
Stück, daher vergisst man, dass es derselbe Darsteller
ist. Wadham singt mit ausdrucksstarker Stimme, ganz
speziell bei den rockigen Halluzinationen von Diana,
auch wenn es nur kurze musikalische Einlagen sind. In
die Rolle des Henry, Natalies Freund, schlüpft Caleb F.
Siems, der hier rollengerecht singt und spielt.
Unter der musikalischen Leitung von Ariana Pulla-
no spielt eine fünfköpfige Band – Helen Jean Russell
(Keyboard), Lisanne Altrov (Geige), Gabriel Gómez
(Gitarre), Benjamin Siffert (Bass) und Johnny Pulla-
no (Schlagzeug) – Tom Kitts wunderbare, pop/rocki-
ge Musik, die nicht nur ins Ohr geht, sondern auch
wunderbar zur Dramaturgie des Stücks passt.
Wie in den vorigen Jahren wird auch diese Produk-
tion von Adrienne Ferguson inszeniert. Gemeinsam
mit ihrem fantastischen Ensemble gelingt es ihr, dieses
wunderschöne Stück mit viel Dramatik und Gefühl
auf die Bühne zu bringen. Das Bühnenbild stammt
ebenfalls erneut von Richard Panzenböck, der auch
zum Regieteam gehört. Diesmal besteht es aus bunten
Wänden, die das Aussehen von Ziegeln haben.
Diese Produktion gehört auf jeden Fall zu den Höhe-
punkten für die Spielzeit 2018/2019 des Hauses. Es
ist unglaublich, mit wie viel Gefühl hier gespielt wird,
und es ist vor allem schön, dass dieses Stück endlich
auch in englischer Sprache in Wien aufgeführt wird.
Ludovico Lucchesi Palli
Abb. oben von links:
1. ›Who‘s Crazy/My Psychophar-
mocolist and I‹ – Diana Goodman
(Suzanne Carey, Mitte l.) mit Dr.
Fine (Michael Wadham, Mitte r.)
und dem übrigen Ensemble von
»next to normal«
2. Nur Illusion oder echt? Dr. Mad-
den (Alex Wadham, l.) als schreien-
der Rockstar und Diana Goodman
(Suzanne Carey) bei ihrem neuen
Therapeuten
Fotos(2): Reinhard Reidinger / V.E.T
next to normal
Tom Kitt / Brian Yorkey
Vienna‘s English Theatre
Young V.E.T
Premiere: 6. Mai 2019
Regie .................... Adrienne Ferguson
Co-Regie &
Bühnenbild ......... Richard Panzenböck
Musikalische Leitung ... Ariana Pullano
Lichtdesign ................. David Strickner
Diana Goodman ......... Suzanne Carey
Dan Goodman .................. Kevin Perry
Gabe Goodman .............. Kilian Berger
Natalie Goodman ........... Helena Lenn
Henry .......................... Caleb F. Siems
Dr. Fine / Dr. Madden .... Alex Wadham
Gabe als Baby ............... Aurelia Fieber

blickpunkt musicalü 03/19, Mai – Juli 2019 51


Ein Two Player Game in Wien
»Be More Chill« als deutschsprachige Erstaufführung in Wien
Abb. oben:
Jeremy (Lucca Kleimann, l.) be-
kommt im Spital Besuch von sei-
nem Vater (Martin Berger, 2.v.l.) und
Michael (Alex Doevendans, 2.v.l.),
beobachtet von Rich (Clemens
Bauer, r.)
Foto: Rolf Bock
Be More Chill
Joe Iconis / Joe Tracz
Deutsch von Werner Sobotka
Musik und Kunst Privatuniversität
der Stadt Wien (MUK)
MUK.theater
Deutschsprachige Erstaufführung:
3. Mai 2019
Regie ........................ Werner Sobotka
Musik. Leitung ............ Christian Frank
Choreographie ................ Nina Tatzber
Bühnenbild .......... Petra Fibich-Patzelt
Kostüme ................... Elisabeth Gressel
Jeremy Heere ............. Lucca Kleimann
Michael Mell .......... Alex Doevendans
Christine Canigula .... Deike Darrelmann
Der SQUIP ....... Thomas Wegscheider
Chloe Valentine ......... Vivienne Dejon
Brooke Lohst .............. Anna Overbeck
Rich Goranski ............. Clemens Bauer
Jenna Rolan .............. Julia Sturzlbaum
Jake Dillinger ................. Timo Tatzber
Mr Heere / Mr Reyes ..... Martin Berger
Scary Stockboy .......... Malcolm Henry
In weiteren Rollen:
Alisson Bonnefoy, Alexander
Findewirth, Lea Gordin, Malcolm
Henry, Paolo Möller, Kathrin
Schreier, Sarina Wagner
52
Musicals in Österreich
S tudierende des zweiten und dritten Jahrgangs
»Musikalisches Unterhaltungstheater« präsentieren
eine kleine Sensation: die europäische Erstaufführung
des Erfolgsmusicals »Be More Chill«, das bereits 2015 in
New Jersey uraufgeführt wurde und nach einer erfolg-
reichen Spielserie am Off-Broadway nun seit März 2019
auch am Broadway zu sehen ist (siehe diese Ausgabe).
Das Stück, mit Musik und Liedtexten von Joe Iconis
und einem Buch von Joe Tracz, basiert auf dem gleich-
namigen Roman von Ned Vizzini. Die Geschichte ist
für den europäischen Raum schon eher amerikanisch,
würde aber sicherlich auch hierzulande ankommen,
schließlich sind Themen wie Mobbing oder Freund-
schaft und das Gefühl, »dazugehören zu wollen«, uni-
verselle Themen, die auch immer aktuell sein werden.
Im ersten Akt lernt man Jeremy Heere (Lucca
Kleimann) kennen. Er ist ein gewöhnlicher Schüler
an einer High School und nicht besonders beliebt. Er
wohnt mit seinem alleinerziehenden Vater (Martin
Berger), der von Zuhause aus arbeitet und meistens
keine Hose anhat, zusammen. Jeremy wird in der
Schule oft auf den Arm genommen – vor allem von
dem beliebten Schüler Rich (Clemens Bauer) – und
ist eher ein Außenseiter. Sein einziger Freund ist der
nerdige Michael Mell (Alex Doevendans), der in den
1990er Jahren stehengeblieben ist und ebenfalls ge-
hänselt wird. Während Michael das nichts ausmacht,
stört es Jeremy, zumal er für Christine Canigula
(Deike Darrelmann) schwärmt. Ihretwegen wird er
sogar Mitglied in der Theater-AG, aber Christine geht
lieber mit Richs ebenfalls beliebtem Freund Jake Dil-
linger (Timo Tatzber). Eines Tages wird Jeremy mit
Rich konfrontiert, der ihm von einer Art Wunderpille
namens SQUIP (aus dem englischen: »super quan-
tum unit intel processor«) erzählt, mit der dieser es
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
geschafft habe, so beliebt zu werden. Der SQUIP ist
eine Art Computer, der sich ins Gehirn implantiert und
dem Benutzer sagt, was er zu tun hat. Jeremy ist von
dieser Idee fasziniert und sucht den Dealer in einem
Kaufhaus auf und kauft die Wunderpille. Sobald er
diese zu sich nimmt, erscheint der SQUIP (Thomas
Wegscheider) in Gestalt einer Person, die an Keanu
Reeves in »Matrix« erinnert. Diese Figur wird Jeremy
von nun an dabei helfen, beliebter zu sein, auch wenn
Jeremy zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, welche
Nebenwirkungen dies haben und wie hoch der Preis
sein wird, den er zahlen muss. Im Lauf des zweiten
Aktes übernimmt SQUIP die Kontrolle der gesamten
High School. Jetzt offenbart sich auch, dass es nicht so
einfach ist, sich wieder von ihm zu lösen. Das einzige
Mittel, das gegen ihn hilft, ist roter Dr. Pepper, der aber
schon lange nicht mehr auf dem Markt zu finden ist.
Nur Michael, der bekanntlich in den 1990ern verhaftet
ist, besitzt noch eine Dose von dem koffeinhaltigen Ge-
tränk. Nach einem Brand bei einer Party wacht Jeremy
im Krankenhaus neben Rich auf. Er bekommt Besuch
von seinem Vater, der zum ersten Mal eine Hose trägt
und verspricht, Jeremy in Zukunft ein besserer Vater
zu sein. Jeremy sieht ein, dass es immer Einflüsse von
außen geben wird und er sein Leben selbst in die Hand
nehmen muss. Der SQUIP überlebt zwar, aber es ge-
lingt Jeremy, ihn ab jetzt zu ignorieren.
Die Musik von Joe Iconis ist poppig, mit rockigen
Einflüssen, und geht sehr schnell ins Ohr. Kein Wunder,
dass die Cast Aufnahme aus dem Jahr 2015 so erfolg-
reich ist und es inzwischen sogar eine Aufnahme der
Broadway-Produktion gibt. Man könnte zwar meinen,
dass die Musik sehr typisch für ein Teenie Musical ist,
und das stimmt in gewisser Weise auch, aber sie funktio-
niert und geht, wie gesagt, sehr schnell ins Ohr.

Werner Sobotka hat dieses Stück ins Deutsche über-
setzt und inszeniert. Die Übersetzung ist gelungen, der
Wortwitz ist geblieben und sogar die Liedtexte funk-
tionieren einwandfrei auf der Musik – eher eine Selten-
heit bei Adaptionen in die deutsche Sprache.
In die Rolle des Jeremy Heere schlüpft Lucca Klei-
mann, der bereits die Titelrolle in »Odysseus fährt irr«
verkörperte. Er singt mit einer klaren Stimme, verfügt
über eine starke Bühnenpräsenz und spielt handwerk-
lich sehr überzeugend. Als Michael Mell begeistert Alex
Doevendans mit seiner »nerdigen« Art und harmoniert
sehr schön mit Lucca Kleimann bei dem gemeinsamen
Duett ›Two Player Game‹. Des Weiteren beweist er bei
›Michael sitzt im Bad rum‹ nicht nur, dass er ein tol-
ler Sänger ist, sondern auch, dass er komödiantisches
Talent besitzt. In der Rolle der Christine, in die sich
Jeremy unsterblich verliebt, ist Deike Darrelmann
zu sehen, die ebenfalls bereits in der letzten Produk-
tion zu sehen war. Sie überzeugt hauptsächlich durch
ihre schöne Stimme. Die Rolle des SQUIP wird von
Thomas Wegscheider gespielt, der eine fulminante
Bühnenpräsenz besitzt und diese Rolle großartig singt
und spielt. Als einziger Gast schlüpft Martin Berger
gleich in zwei Rollen: einerseits verkörpert er Jeremys
Vater Mr Heere, andererseits ist er als Mr Reyes, der
die Theatergruppe an der High School leitet, zu erleben.
Die Rollen könnten nicht unterschiedlicher sein. Seine
Rolle als Jeremys Vater ist ernster und tiefgründiger.
Hier bewegt er auch stimmlich stark mit dem ›Hosen
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Österreich
Song‹, während er in der Rolle des Schauspiellehrers, Abb. unten von oben links:
der eine Zombie-Version von Shakespeares »Sommer- 1. Jeremy (Lucca Kleimann) und
nachtstraum« inszeniert, sein komödiantisches Talent Michael (Alex Doevendans) spielen
ein ›Two Player Game‹
einsetzen kann.
2. Michael (Alex Doevendans) singt
Werner Sobotka, der speziell für seine Komödien während der Party ›Michael sitzt im
bekannt ist, beweist erneut ein perfektes Gefühl für Bad rum‹
Timing und schafft es, mit dieser Produktion zu be- 3. Jeremy (Lucca Kleimann, r.)
rühren. Das Bühnenbild, bestehend aus beleuchteten streitet mit seinem Vater (Martin
Berger, l.), wird aber dabei vom
Raumteilern, mit einer automatischen Tür in der Mitte
SQUIP (Thomas Wegscheider, Mitte)
und zentral positionierten Alltagsobjekten, stammt gesteuert
von Petra Fibich-Patzelt. Für eine Produktion dieser 4. Die Theatergruppe, v.l.: Jenna
Größenordnung ist so etwas wirklich großartig. Ober- (Julia Sturzlbaum), Rich (Clemens
halb davon spielt die 7-köpfige Band unter der musi- Bauer), Christine (Deike Darrel-
kalischen Leitung von Christian Frank. Gebildet wird mann), Brooke (Anna Overbeck)
und Chloe (Vivienne Dejon), rund
sie aus Studierenden des Studiengangs »Jazz«, mit Aus-
um Mr Reyes (Martin Berger, l.),
nahme natürlich von Michael Schnack, der am Key- führt ihr Stück auf
board und Vocoder (Gerät zur Codierung und Über- Fotos (4): Rolf Bock
tragung von Sprache) zu hören ist und zugleich im
Programmheft als Bandleader angeführt wird.
Neben dem großartigen, stimmgewaltigen Ensem-
ble gehören die Choreographien zu den Höhepunkten
dieser Produktion. Diese stammen von Nina Tatzber
und sind schwungvoll, kreativ und eignen sich ideal
für die poppige Musik von Joe Iconis. Abschließend
muss gesagt werden, dass das Ensemble tänzerisch
fantastisch ist und diese zum Teil komplexen Choreo-
graphien bravourös meistert.
Ludovico Lucchesi Palli
ü 53

Neues aus Österreich
zusammengestellt von der Redaktion
Uraufführung »Die Schattenkaiserin« am
Tiroler Landestheater
In der Spielzeit 2019/2020 präsentiert das Ti-
roler Landestheater die Uraufführung von »Die
Schattenkaiserin« mit Premiere am 28. Septem-
ber 2019. Das Musical von Jürgen Tauber und
Oliver Ostermann (Musik) und Susanne Feli-
citas Wolf (Libretto) – unter Verwendung von
Motiven von Autor Bernhard Aichner – ist ein
Beitrag zum Maximilianjahr 2019 und Auf-
tragswerk, unterstützt vom Tiroler Land und der
Stadt Innsbruck.
Vor 500 Jahren starb Maximilian I., der Kaiser
aus dem Geschlecht der Habsburger, den eine be-
sondere Liebe mit dem Land Tirol verband. Das
Historienmusical erzählt die Geschichte seiner
zweiten Ehefrau Bianca Maria Sforza, die voller
Hoffnung und Sehrnsucht in eine von ihrem rei-
chen Onkel vermittelte Ehe geht, aber von ihrem
Gatten, der noch an seiner früh verstorbenen
Frau Maria von Burgund hängt, zurückgestoßen
wird. Ihre kindliche Anhänglichkeit ist ihm
fremd und er fühlt sich in seinem Freiheitsdrang
behindert. Als ungeliebte Frau führt seine neue
Frau ein Leben im Schatten und stirbt 1510
kinderlos, krank und vereinsamt in Innsbruck.
Vor diesem tragischen Hintergrund zeichnet das
Musical ein farbiges Sittengemälde rund um den
»letzten Ritter« Habsburgs.
In der symphonisch angelegten Musik verbinden
sich klassische wie zeitgenössische Elemente mit
spätmittelalterlichen Stilzitaten.
Intendant Johannes Reitmeier führt Regie mit
musikalischer Leitung von Hansjörg Sofka.
Die Choreographien kreiert Randy Diamond
und die Ausstattung liegt in den Händen von
Michael D. Zimmermann.
Mehr auf: www.landestheater.at
»Thrones!«
54 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Österreich
Deutschsprachige Erstaufführung von
»Thrones!« im Kabarett Simpl
Ein Fantasy-Mittelalter – am Schluss sind alle
tot – Musical, so nennen die Leute vom Kaba-
rett Simpl die Musical-Parodie von Chris Grace,
Zach Reino, AI Samuels, Nick Semar und Dan
Wessels, die sie ab 20. November 2019 auf die
Bühne bringen.
Was tun, wenn deine Freundin gerade von ihrer
großen Liebe verlassen wurde? Soll man sie trös-
ten? Ihr beistehen? Oder gemeinsam das Finale
von »Game of Thrones« schauen? Vielleicht fin-
det sie Aufmunterung bei Mord, Inzucht und
Hinrichtungen?
Aber was, wenn sie »Game of Thrones« noch
nie gesehen hat? Nichtschauen kommt nicht in
Frage. Also bleibt nur eines: Vorspielen. Acht
Staffeln in zwei Stunden. Mit allem, was dazu
gehört: Pferde, Schwerter, weiße Zombies und
grünes Feuer. Und weil man nichts davon im
Wohnzimmer vorrätig hat, nimmt man eben,
was man so findet. Nur: Wie macht man auf die
Schnelle einen Drachen?
Jon Schnee, Hodor, Daenerys, der Khal, Jamie
Lannister und Arya Stark singen, tanzen und
morden, was das Zeug hält.
Die deutsche Fassung erstellten Sigrid Hauser
(Liedtexte) sowie Joachim Brandl und Michael
Niavarani (Buch). Regie führt Nicolaus Hagg,
Arrangements und musikalische Leitung ver-
antwortet Christian Frank und die Choreo-
graphien kreiert Simon Eichenberger.
In insgesamt 53 Rollen spielen Caroline Frank,
Ariana Schirasi-Fard, Julia Edtmeier, Joachim
Brandl, Peter Lesiak und Georg Leskovich.
Mehr auf: www.neu.simpl.at
Galakonzerte mit Kunze & Levay-Musicals
im Herbst in China
Kürzlich wurde verkündet, dass das Rain-
hard-Fendrich-Musical »I Am From Austria«
ab Herbst 2019 erstmals in Japan zu sehen sein
wird. Zudem steht eine Kooperation mit dem
Shanghai Culture Square Theatre fest, in dem
erstmals vom 20. bis 22. September 2019 eine
Reihe von Galakonzerten mit den Liedern aus
»Elisabeth«, »Mozart!« und »Rebecca« statt-
finden werden, besetzt mit den renommierten
Künstlern der Vereinigten Bühnen Wien: u. a.
Pia Douwes, Mark Seibert, Roberta Valentini,
Drew Sarich und Oedo Kuipers. Komponist
Sylvester Levay wird die Konzerte in großer
Orchesterbesetzung höchstpersönlich dirigie-
ren. Das Autorenteam Kunze & Levay sieht das
»Musicalkonzert in China […] als Beitrag zur
Verständigung auf emotionaler Ebene. Wir sind
stolz darauf, dass unsere Werke zwischen Europa
und Asien eine kulturelle Brücke schlagen.«
Mehr auf: www.musicalvienna.at
»Brigadoon« halbszenisch und »Cabaret«
an der Wiener Volksoper
Die Spielzeit 2019/2020 beginnt mit der Pre-
miere von »Cabaret« am 14. September 2019.
Regie führt Gil Mehmert, die Choreographie
verantwortet Melissa King, das Bühnenbild
Heike Meixner, die Kostüme Falk Bauer und
das Licht Michael Grundner. In einer span-
nenden Konstellation spielt Bettina Mönch
als Sally Bowles eine Rolle, in der sie unter Gil
Mehmert bereits bei den Bad Hersfelder Fest-
spielen begeisterte. Ruth Brauer-Kvam ver-
körpert den Conférencier und Jörn-Felix Alt
den amerikanischen Autor Clifford Bradshaw,
der sich in das Berliner Showgirl verliebt. In
weiteren Rollen sind Dagmar Hellberg (Fräu-
lein Schneider), Robert Meyer (Herr Schultz),
Johanna Arrouas (Fräulein Kost), Peter Lesiak
(Ernst Ludwig), Jakob Semotan (Max), Mat-
thias Trattner (Piccolo) und die Kit-Kat-Girls/
Boys: Jurriaan Bles, Marianne Curn, Martin
Enenkel, Maximilian Klakow, Kevin Perry,
Paulina Plucinski, Anja Štruc, Katharina Woll-
mann, Eva Zamostny zu sehen.
Am 1. Dezember feiert eine halbszenische In-
szenierung von »Brigadoon« in englischer Spra-
che, mit deutschen Übertiteln Premiere.
Drei mittelmäßig erfolgreiche Broadway-Shows
hatte das Duo Lerner & Loewe bereits vorgelegt,
bevor es seinen ersten Triumph erlebte: Für
»Brigadoon«, uraufgeführt im März 1947 am
Ziegfeld Theatre am Broadway, hatte sich der
österreichisch-stämmige Komponist Frederick
(»Fritz«) Loewe einer deutschen Sage erinnert, in
 Musicals in Österreich

Greco (2014), Anaïs Lueken (2015), Myrthes

Monteiro (2018), Carsten Lepper (2018) und
Christof Messner (2018) verlassen zum Ende
der Saison das Ensemble. Daniela Dett (Gast)
wird nach einer Karenzzeit zurück ins Ensem-
ble kommen. Die Neuzugänge, die unter 700
Bewerbern ausgewählt wurden, sind David
Arnsperger (Titelrollen in »Jekyll & Hyde«,
»Dracula«, »Das Phantom der Oper«), Kars-
ten Kenzel (Hauptrollen in »Love Story«, »Das
Dschungelbuch«, »Der kleine Horrorladen«),
Sanne Mieloo (Haupt- und tragende Rollen
in »Tanz der Vampire«, »Natürlich Blond«,
»Mozart!«), Lukas Sandmann (spielte in »Sister
Act«, »Dogfight«, »next to normal«) und Celina
dos Santos (schließt 2019 ihr Studium an der
MuK in Wien ab, spielte in »Grimm!«, »Die
Relativitätstheorie«). Sie haben bereits mit den
Proben zu »Sister Act« begonnen, das am 7. Sep-
tember 2019 die Spielzeit 2019/2020 eröffnen
wird.

»We Are Musical – The Next Generation«

am 24. Juni im Ronacher Theater
Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) und die
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt
Wien (MUK), beides Unternehmen der Wien
Holding, präsentieren am 24. Juni 2019 das
dritte Mal in Folge ein gemeinsames Konzert
Ben Connor als Tommy und Rebecca im Zeichen der Nachwuchsförderung. Die jun-
Nelsen als Fiona in »Brigadoon« gen Künstler der MuK erhalten die Möglich-
Foto: Johannes Ifkovits / Volksoper Wien
keit, sich auf der großen Bühne dem Publikum
vorzustellen. Dabei treffen die möglichen Stars
der ein verwunschenes Dörfchen nur alle hun- (Stuart Cameron), Maximilian Klakow (Sandy von morgen auf etablierte Musicaldarsteller, die
dert Jahre zum Leben erwacht. Dean) und Lauren Urquhart (Jane Ashton). ehemals Absolventen der Akademie waren: Lisa
Textdichter Alan Jay Lerner verlegte die be- Die Rolle des Erzählers übernimmt Christoph Antoni, Patricia Nessy und Lukas Perman. Die
zaubernde Märchenhandlung in die schotti- Wagner-Trenkwitz. Zuschauer erwartet ein abwechslungsreicher Ein-
schen Highlands: Die amerikanischen Touris- Mehr auf: www.volksoper.at blick in die Welt des Musicals. Werner Sobotka
ten Tommy und Jeff geraten nach Brigadoon, (Regisseur und stellvertretender Studiengang-
das auf keiner Karte verzeichnet ist. Tommy Musical Ensemble Linz mit fünf neuen leiter für »Musikalisches Unterhaltungstheater«)
verliebt sich in Fiona und verlässt sie schweren Gesichtern führt durch das Programm, dessen Interpreten
Herzens, als er das Geheimnis des Ortes erfährt. In diesem Jahr steht ein größerer Wechsel im von einer 7-köpfigen Live-Band unter der Lei-
Doch die Liebe von Fiona und Tommy bewirkt Musicalensemble Linz an. Ariana Schirasi- tung von Peter Uwira begleitet werden.
ein Wunder … Fard (seit 2012 am Landestheater), Riccardo Mehr auf: www.musicalvienna.at bzw. www.muk.ac.at.
Mit Songs wie ›Almost Like Being in Love‹, ›The
Heather on the Hill‹, ›I‘ll Go Home With Bonnie
Jean‹, ›Come to Me, Bend to Me‹ und ›There But
For You Go I‹ ist »Brigadoon« das erste Meister-
werk der späteren Schöpfer von »My Fair Lady«
und »Gigi«.
Noch bekannter wurde das fantasievolle Mu-
sical mit den Melodien von Frederick Loewe
durch die Verfilmung von Vincente Minnelli im
Jahr 1954 mit Gene Kelly als Tommy und Cyd
Charisse als Fiona.
Unter dem Dirigat von Lorenz C. Aichner, mit
szenischer Einrichtung von Rudolf Klaban,
Choreographien von Florian Hurler und Chor-
einstudierung von Thomas Böttcher, spielen in
Wien Ben Connor (Tommy Albright), Rebecca
Nelsen (Fiona MacLaren), Jeffrey Treganza (Jeff
Douglas), Sarah Schütz (Meg Brockie), Vernon
Die neuen Darsteller des Musical Ensemble Linz: (v.l.): Karsten Kenzel,
Jerry Rosen (Andrew MacLaren), Juliette Khalil Lukas Sandmann, Celina dos Santos, David Arnsperger, Sanne Mieloo
(Jean MacLaren), Peter Kirk (Charlie Dalrymple), Foto: Sakher Almonem
Oliver Liebl (Harry Beaton), Jakob Semotan

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 55

 Premierenblick

Premieren Juni & Juli 2019

Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Informationen finden Sie auf www.unitedmusicals.de

1001 Nacht
Bijan Azadian / Sahand Aghdasi
SVA-Musical & Musiktheater Berlin
Kulturstall Schloss Britz
Uraufführung: 14. Juni 2019
schloss-gutshof-britz.de
Breaking Free – A Tribute to Queen
»Queen« / Verena Koch
Songs in englischer Sprache
Musical Theatre Academy (MTA)
Mühlviertler Musicalwochen
Sport- und Veranstaltungshalle Bad Leonfelden
Premiere: 18. Juli 2019
Der Graf von Monte Christo
Frank Wildhorn / Jack Murphy
Deutsch von Kevin Schroeder
Felsenbühne Staatz
Österreichische Erstaufführung: 26. Juli 2019
www.felsenbuehne-staatz.at

Aida www.badleonfelden.at Der kleine Horrorladen

Elton John / Tim Rice / Linda Woolverton /
Robert Falls / David Henry Hwang
Deutsch von Michael Kunze
Freilichtspiele Schwäbisch Hall
Premiere: 13. Juli 2019
www.freilichtspiele-hall.de
Anatevka
Jerry Bock / Sheldon Harnick / Joseph Stein
Deutsch von Rolf Merz & Gerhard Hagen
Naturtheater Reutlingen
Wasenwald-Festspiele
Premiere: 15. Juni 2019
www.naturtheater-reutlingen.de
Anatevka
Jerry Bock / Sheldon Harnick / Joseph Stein
Deutsch von Rolf Merz & Gerhard Hagen
Michael Gore / Dean Pitchford / Lawrence D. Cohen
Mecklenburgisches Staatstheater
Deutsch von Martin Wessels-Behrens, Judith Behrens
Schlossfestspiele Schwerin
Premiere: 21. Juni 2019
www.mecklenburgisches-staatstheater.de
Artus – Excalibur
Frank Wildhorn / Robin Lerner / Ivan Menchell
Deutsch von Nina Schneider
Schlossfestspiele Zwingenberg
Schlosshof
Premiere: 31. Juli 2019
www.schlossfestspiele-zwingenberg.de
Backbeat – Die Beatles in Hamburg
»The Beatles« / Iain Softley / Stephen Jeffreys
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von Dagmar Windisch
Würtembergische Landesbühne Esslingen
Schauspielhaus
Premiere: 6. Juni 2019
www.wlb-esslingen.de
Big Fish
Andrew Lippa / John August
Deutsch von Nico Rabenald
Theater unter den Kuppeln Leinfelden-Echterdingen
Premiere: 15. Juni 2019
www.tudk.de
Blues Brothers
Diverse / Stephan Brauer
Volkstheatersommer Rostock
Halle 207
Uraufführung: 29. Juni 2019
www.volkstheater-rostock.de
Blues Brothers
Diverse / Axel Poike
Erzgebirgische Theater- und Orchester Ges.
Annaberg-Buchholz
Greifenstein-Festspiele
Uraufführung: 27. Juli 2019
www.winterstein-theater.de
56
Alan Menken / Howard Ashman
Cabaret Deutsch von Michael Kunze
John Kander / Fred Ebb / Joe Masteroff
Waldbühne Kloster Oesede Georgsmarienhütte
Deutsch von Robert Gilbert
Premiere: 28. Juni 2019
Musikfestival Steyr
www.waldbühne.com
Schlossgarten Schloss Lamberg
Premiere: 25. Juli 2019
www.musikfestivalsteyr.at
Der Mann von La Mancha
Mitch Leigh / Joe Darion / Dale Wasserman
Deutsch von Robert Gilbert
Carmen – Das Musical
Schlossfestspiele Ettlingen
Frank Wildhorn / Jack Murphy / Norman Allen
Schlosshof
Deutsch von Thomas Borchert
Premiere: 4. Juli 2019
Musicalsommer Winzendorf
www.schlossfestspiele-ettlingen.de
Steinbruch
Deutschsprachige Erstaufführung: 27. Juni 2019
www.musicalsommer-winzendorf.at
Der Medicus – Das Musical
Dennis Martin / Wolfgang Adenberg / Christoph Jilo
Carrie – Das Musical Spotlight Musicals
Schlosstheater
Premiere: 13. Juli 2019
& Timothy Roller www.spotlight-musicals.de
Stage School Hamburg
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
F1rst Stage Theater
Premiere: 17. Juni 2019 Diverse / Michael Fajgel
carriedasmusical.de Brüder Grimm Festival Kassel
Uraufführung: 4. Juli 2019
Chess www.brueder-grimm-festival.com
Benny Andersson / Björn Ulvaeus / Tim Rice
Songs in englischer Sprache Die Dreigroschenoper
Deutsche Dialoge von Kevin Schroeder
Halbszenische Aufführung Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
Landestheater Linz Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau
Musiktheater – Großer Saal Stadthallengarten Görlitz
Premiere: 8. Juni 2019 Premiere: 22. Juni 2019
www.landestheater-linz.at www.g-h-t.de
Chicago (Tour) Die Dreigroschenoper
Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
John Kander / Fred Ebb / Bob Fosse
In englischer Sprache Theater & Orchester Heidelberg
Marguerre-Saal
BB Promotion, Barry & Fran Weissler, David Ian in
Verbindung mit Showtime Management Premiere: 23. Juni 2019
Musical Dome Köln www.theaterheidelberg.de
Premiere: 4. Juni 2019
www.bb-promotion.com Die Dreigroschenoper
Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
Chicago
Theater an der Rott Eggenfelden
John Kander / Fred Ebb / Bob Fosse Premiere: 27. Juni 2019
Deutsch von Erika Gesell & Helmut Baumann
www.theater-an-der-rott.de
DomPlatzOpenAir Magdeburg
Premiere: 14. Juni 2019
Die Päpstin
www.theater-magdeburg.de
Dennis Martin / Christoph Jilo
Das Wirtshaus im Spessart Spotlight Musicals
Musicalsommer Fulda
Franz Grothe / Günther Schwenn / Willy Dehmel / Schlosstheater
Curt Hanno Gutbrod Premiere: 14. Juni 2019
Comödie Dresden www.spotlight-musicals.de
Elbschloss Übigau
Premiere: 5. Juli 2019
www.comoedie-dresden.de
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
 Premierenblick

Premieren Juni & Juli 2019

Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Informationen finden Sie auf www.unitedmusicals.de

Doktor Schiwago Fly Me to the Moon Im weißen Rössl

Lucy Simon/ Michael Korie / Amy Powers / Diverse / Rita Sereinig / Alexander Hauer Ralph Benatzky / Robert Gilbert /
Michael Weller Hans Müller-Einigen / Erik Charell
Sommerspiele Melk
Deutsch von Sabine Ruflair & Jürgen Hartmann
Wachauarena TMC – The Musical Company
Freilichtspiele Tecklenburg Uraufführung: 10. Juli 2019 Burg Seevetal
Freilichtbühne Premiere: 15. Juni 2019
www.wachaukulturmelk.at
Premiere: 26. Juli 2019
www.themusicalcompany.de
www.freilichtspiele-tecklenburg.de Funny Girl
Jule Styne / Bob Merrill / Isobel Lennart Jeanne d‘Arc
Don Camillo & Peppone Deutsch von Heidi Zerning Maricel Wölk
Dario Farina / Michael Kunze
Bad Hersfelder Festspiele Theater Lüneburg – Großes Haus
Freilichtspiele Tecklenburg Stiftsruine Konzertante Uraufführung: 13. Juni 2019
Freilichtbühne Premiere: 12. Juli 2019 www.theater-lueneburg.de
Premiere: 21. Juni 2019
www.bad-hersfelder-festspiele.de
www.freilichtspiele-tecklenburg.de Jesus Christ Superstar
Grease Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
DraCOOLa – Showbiss Warren Casey / Jim Jacobs Deutsch von Anja Hauptmann
Diverse / Pat & Thomas Kunze Deutsch von Frank Thannhäuser Theater Nordhausen & Loh-Orchester Sondershausen
Freilichtbühne Herdringen Luisenburg-Festspiele Wunsiedel Schlossfestspiele Sondershausen – Lustgarten
Uraufführung: 22. Juni 2019 Premiere: 28. Juni 2019 Premiere: 21. Juni 2019
www.flbh.de www.luisenburg-aktuell.de www.theater-nordhausen.de

Drachenherz Hair Jesus Christ Superstar

Wolfgang Böhmer / Peter Lund Galt MacDermot / Gerome Ragni / James Rado Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Nico Rabenald & Walter Brandin Deutsch von Anja Hauptmann
Neuköllner Oper Berlin
Premiere: 13. Juni 2019 Burgfestspiele Jagsthausen Theater Vorpommern
Götzenburg – Burghof Ahoi – Mein Hafenfestival
www.neukoellneroper.de Wiese Hansa-Gymnasium Stralsund
Premiere: 21. Juni 2019
Premiere: 28. Juni 2019
Ein Hauch von Venus www.burgfestspiele-jagsthausen.de
www.theater-vorpommern.de
Kurt Weill / Ogden Nash / Sidney Joseph Perelman
Hair
Deutsch von Roman Hinze Jesus Christ Superstar
Galt MacDermot / Gerome Ragni / James Rado
Staatsoperette Dresden Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Nico Rabenald & Walter Brandin
Kraftwerk Mitte Deutsch von Anja Hauptmann
Premiere: 22. Juni 2019 Gandersheimer Domfestspiele
Staatstheater Augsburg
Premiere: 5. Juli 2019
Freilichtbühne am Roten Tor
www.staatsoperette.de
www.gandersheimer-domfestspiele.de Premiere: 29. Juni 2019

Elisabeth www.theater-augsburg.de
Heidi
Sylvester Levay / Michael Kunze
Konzertante Aufführung
Norberto Bertassi / Norbert Holoubek Joseph and the Amazing
Vereinigte Bühnen Wien
teatro Technicolor Dreamcoat
Stadttheater Mödling
Ehrenhof des Schloss Schönbrunn Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Uraufführung: 17. Juli 2019
Premiere: 5. Juli 2019 Deutsch von Heinz Rudolf Kunze
www.teatro.at
www.musicalvienna.at Musicalgruppe der Goetheschule Wetzlar
Wetzlarer Festspiele – Rosengärtchen
Emil und die Detektive Heiße Ecke Premiere: 13. Juni 2019
Martin Lingnau / Thomas Matschoß / Heiko Wohlgemuth www.wetzlarer-festspiele.de
Marc Schubring / Wolfgang Adenberg
Freilichtbühne Bellenberg
Freilichtbühne Bökendorf
Premiere: 2. Juni 2019
Premiere: 20. Juli 2019 Kohlhiesels Töchter – Das Musical
www.freilichtbuehne-bellenberg.de Shay Cohen / Michael Chadim / Hans Dieter Schreeb
www.freilichtbuehne-boekendorf.de
Freilichtbühne Hallenberg
Evita Hello, Dolly! Uraufführung: 16. Juni 2019
Jerry Herman / Michael Stewart www.freilichtbuehne-hallenberg.de
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Robert Gilbert
Deutsch von Michael Kunze
Theater Ulm
Frankenfestspiele Röttingen La Cage aux Folles
Burghof der Burg Brattenstein Jerry Herman/ Harvey Fierstein
Wilhelmsburg
Premiere: 13. Juni 2019 Deutsch von Erika Gesell & Christian Severin
Premiere: 7. Juni 2019
www.frankenfestspiele.de Deister-Freilicht-Bühne Barsinghausen
www.theater-ulm.de
Premiere: 8. Juni 2019
Ewig jung Ich war noch niemals in New York www.deister-freilicht-buehne.de
Udo Jürgens / Gabriel Barylli / Christian Struppeck
Erik Gedeon
Thunerseespiele Lazarus
Freilichtspiele Schwäbisch Hall
Premiere: 10. Juli 2019 David Bowie / Enda Walsh
Neues Globe
Premiere: 21. Juni 2019 www.thunerseespiele.ch Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von Peter Torberg
www.freilichtspiele-hall.de
Deutsches Theater Göttingen
Premiere: 15. Juni 2019
www.dt-goettingen.de

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 57


Premieren Juni & Juli 2019
Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Informationen finden Sie auf www.unitedmusicals.de
Love Me Tender
Elvis Presley / Stephen Oremus / Joe DiPietro
Deutsch von Benjamin Baumann
Theater Plauen / Zwickau
Freilichtbühne am Schwanenteich Zwickau
Premiere: 30. Juni 2019
www.theater-plauen-zwickau.de
Madagascar
George Noriega / Joel Someillan / Kevin Del Aquila
Deutsch von Christian Poewe
Waldbühne Kloster Oesede Georgsmarienhütte
Premiere: 2. Juni 2019
www.waldbühne.com
Monty Python‘s Spamalot
John Du Prez / Eric Idle
Deutsch von Daniel Große Boymann
Theater Trier
Quadrathof des Bischöflichen Priesterseminars
Premiere: 8. Juni 2019
www.theater-trier.de
My Fair Lady
Frederick Loewe / Alan Jay Lerner
Deutsch von Robert Gilbert
Theater Donauwörth
Freilichtbühne am Mangoldfelsen
Premiere: 22. Juni 2019
www.freilichtbuehne-donauwoerth.de
Rock of Ages
Diverse / Chris D‘Arenzio
Deutsch von Holger Hauer
Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel
Parkbad Süd
Premiere: 14. Juni 2019
www.westfaelisches-landestheater.de
Saturday Night Fever
Robert Stigwood / Bill Oakes
In der neuen Version von Ryan McBryde
Deutsch von Anja Hauptmann
Burgfestspiele Bad Vilbel
Premiere: 13. Juni 2019
www.kultur-bad-vilbel.de
Saturday Night Fever
Robert Stigwood / Bill Oakes
In der neuen Version von Ryan McBryde
Deutsch von Anja Hauptmann
Emsländische Freilichtbühne Meppen
Premiere: 29. Juni 2019
www.freilichtbuehne-meppen.de
Shrek
Jeanine Tesori / David Lindsay-Abaire
Deutsch von Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth
Uckermärkische Bühnen Schwedt
Odertalbühne
Premiere: 8. Juni 2019
www.theater-schwedt.de
Shrek
Jeanine Tesori / David Lindsay-Abaire
Deutsch von Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth
Naturtheater Reutlingen
Premiere: 21. Juni 2019
www.naturtheater-reutlingen.de
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Premierenblick
Singin‘ in the Rain
Nacio Herb Brown / Arthur Freed /
Betty Comden / Adolph Green
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von Roman Hinze
Theater Lüneburg – Großes Haus
Premiere: 29. Juni 2019
www.theater-lueneburg.de
Spatz und Engel
Diverse / Daniel Große Boymann / Thomas Kahry
Gandersheimer Domfestspiele
Festspielbühne
Premiere: 21. Juni 2019
www.gandersheimer-domfestspiele.de
Spring Awakening
Duncan Sheik / Steven Sater
Deutsch von Nina Schneider
In Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück
Theater Hagen – Großes Haus
Premiere: 15. Juni 2019
www.theaterhagen.de
The Addams Family
Andrew Lippa / Marshall Brickman / Rick Elice
Deutsch von Anja Hauptmann
Burgfestspiele Jagsthausen
Götzenburg – Burghof
Premiere: 5. Juni 2019
www.burgfestspiele-jagsthausen.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Clingenburg Festspiele Klingenberg am Main
Clingenburg
Premiere: 7. Juni 2019
www.clingenburg-festspiele.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
In englischer Sprache mit Untertiteln
Oldenburgisches Staatstheater – Großes Haus
Premiere: 21. Juni 2019
www.staatstheater.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Burgfestspiele Mayen
Bühne im Burghof
Premiere: 29. Juni 2019
www.burgfestspiele-mayen.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Musicalsommer Amstetten
Johann Pölz Halle
Premiere: 17. Juli 2019
www.avb.amstetten.at
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Titanic – The Musical (Tour)
Maury Yeston / Peter Stone
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
BB Promotion in Verbindung mit Danielle Tarento,
Steven M. Levy, Vaughan Williams &
Mayflower Theatre, Southampton
Deutsches Theater München
Premiere: 16. Juli 2019
www.deutsches-theater.de
Traumschiff
Diverse / Christian Deix / Olivier Lendl
Kultursommer Laxenburg
Franzensburg
Uraufführung: 16. Juni 2019
www.kultursommerlaxenburg.at
Traumschöff – Seekrank vor Glück
Diverse / Ingmar Otto
Kammertheater Karlsruhe
Uraufführung: 13. Juli 2019
www.kammertheater-karlsruhe.de
West Side Story (Tour)
Leonard Bernstein / Stephen Sondheim /
Arthur Laurents / Jerome Robbins
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Opera Australia, GWB Entertainment & BB Group
Musical Dome Köln
Premiere: 25. Juni 2019
www.bb-promotion.com
Wir sind mal kurz weg
Diverse / Bärbel Arenz / Tilmann von Blomberg
Theater Paderborn
Open Air vor der Stadtbibliothek
Premiere: 8. Juni 2019
www.theater-paderborn.de
Wir sind mal kurz weg
Diverse / Bärbel Arenz / Tilmann von Blomberg
Theater Heilbronn
Premiere: 18. Juli 2019
www.theater-heilbronn.de
Hinweis der Redaktion
Der Premierenblick basiert auf Informationen, die wir
von den Theatern in Deutschland, Österreich und der
Schweiz erhalten. Leider erreichen uns nicht alle Ter-
mine und Informationen rechtzeitig oder diese sind bei
Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht. Premie-
ren, die bei Redaktionsschluss nicht oder mit zu wenig
Informationen vorliegen, können leider nicht berück-
sichtigt werden.
Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit, jedoch bitten wir alle Theater, uns
frühestmöglich mit Informationen zu den bevorstehen-
den Premieren zu versorgen. Damit wir Ihre Premieren
im August und September in der kommenden Ausgabe
berücksichtigen können, bitten wir Sie um Zusendung
der Termine sowie Angaben zu Autoren, Komponisten
und Übersetzung bis zum 10. Juni 2019 an
redaktion@blickpunktmusical.de.
 MUSICAL HIGHLIGHTS
BB PROMOTION GMBH, BARRY & FRAN WEISSLER DAVID IAN in association with SHOWTIME MANAGEMENT present Opera Australia, GWB Entertainment and BB Group present

DER ORIGINAL
BROADWAY-KLASSIKER
DAS ORIGINAL BROADWAY-MUSICAL

04.–16.06.19 · MUSICAL DOME KÖLN 25.06. - 03.07.19

Musical Dome Köln
18.–23.06.19 · ALTE OPER FRANKFURT
25.–30.06.19 · CAPITOL THEATER DÜSSELDORF 06. - 14.07.19 · Berlin
03.–13.07.19 · ADMIRALSPALAST BERLIN Staatsoper Unter den Linden
16.07.–04.08.19 · MUSIKTHEATER LINZ 16.07. - 04.08.19
06.–11.08.19 · DEUTSCHES THEATER MÜNCHEN Semperoper Dresden

www.chicago-musical.com www.westsidestory.de

TICKETS: 01806 - 10 10 11 · www.bb-promotion.com

ü
(0,20 €/Anruf aus dem Festnetz,
Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf)
Mit Unterstützung von sound of music
Einspielungen
zusammengestellt von Birgit Bernds, Stephan Drewianka, Barbara Kern,
Lisa-Maria Mehrkens und Rosalie Rosenbusch
Anastasia
CD zur deutschsprachigen Erstaufführung in
Stuttgart
Zur deutschen Fassung des Musicals »Anasta-
sia« (Stephen Flaherty, Lynn Ahrens, Terrence
McNally) mit Liedtexten von Wolfgang Aden-
berg ist eine Studio-Cast-Aufnahme erschienen.
Anja sehnt sich danach, zu erfahren, wer sie ist
(›Im Traum‹) und was ihre Träume bedeuten
(›Im Dezember vor Jahren‹, ›Reise durch die
Zeit‹). Judith Caspari bezaubert und berührt mit
ihrer klaren Stimme. Anja gerät an die Schwind-
ler Dimitri und Wlad (›Was man redet in St.
Petersburg‹), die ihre Ähnlichkeit mit Anasta-
sia benutzen, um an die Belohnung der Zaren-
mutter zu kommen (›Dann seh‘n wir mal‹, ›Wir
können nur gewinnen‹ – Dimitri). Milan van
Waardenburg nimmt gesanglich und mit seiner
hörbaren Spielfreude für sich ein. Der patrioti-
sche Inspektor Gleb (›Die Newa fließt‹/›Doch‹
mit Reprise) soll verhindern, dass Anja in Paris
ankommt. Mathias Edenborn macht kleine
Sprachschwierigkeiten durch seinen emotio-
nalen, stimmgewaltigen Vortrag wett. In der
Sehnsuchtsstadt ›Paris‹ trifft Wlad seine Lilly
wieder: ›Die Gräfin und der Bürgersmann‹ mit
dem herrlichen Tango-Duett zwischen Thorsten
Tinney und Jacqueline Braun. Die Zarenmutter
glaubt nicht mehr an Anastasias Rückkehr:
›Schließ die Tür‹ wird bewegend interpretiert
von Daniela Ziegler. Am Ende steht Anjas Ent-
scheidung aus Liebe: ›Unter all den Menschen‹
mit dem unschuldigen Liebes-Duett zwischen
van Waardenburg und Caspari, ›Wir können nur
gewinnen‹ – Anja).
60
Einspielungen
Foto: Stage Entertainment / Johan Persson
Nur wenige Songs (u. a. ›Gerüchte überall‹ und
›Ein Alptraum‹) fehlen. Mit musikalischen Über-
gängen wird die märchenhafte Geschichte klar
verständlich vermittelt. Flahertys wunderschöne
Melodien rühren teilweise schon von der Film-
vorlage her. Dazu kommt eine tragikomische
Geschichtsstunde über die Folgen des kommu-
nistischen Machtwechsels in Russland (›Was
man redet in St. Petersburg‹), die melancholische
Vaterlandsliebe (›Mein Land‹ mit russischem
Chorgesang) und das Leben des Adels im Exil:
›Land, das einmal war‹ mit der wunderbaren
Jacqueline Braun und dem starken Ensemb-
le, das die lebendigen Tanzszenen des Stückes
erahnen lässt.
24 Titel
66 min 33 sec
Digipack mit 44-seitigem
Booklet mit allen Beteiligten,
Songliste mit Rollenzuord-
nung, allen Songtexten und
Produktions- und Studiofotos
Die Mädchen von Oostende
Ein Musical von Rory Six
Das neue, im Februar 2019 uraufgeführte Mu-
sical von Rory Six erzählt eine auf historischen
Berichten basierende Geschichte im Kontext
des Ersten Weltkrieges im durch Deutsch-
land besetzten Belgien. Historischer Ort des
Geschehens ist der belgische Ort Oostende,
die Heimat von Rory Six. Die musikalischen
Arrangements mit Violine, Klavier und Akustik-
gitarre verleihen der persönlichen Geschichte
auch einen intimen Charakter. Schöne, teilweise
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
melancholische Melodien kennzeichnen die
Musik. Zuweilen klingt sie fast heiter gegen den
Inhalt der Texte (›Dass das die Zukunft bringt‹),
dann wieder wie ein Requiem (›Gibt es einen
Gott?‹). Die Darsteller der um Liebe, Hoffnung
und ums Überleben Kämpfenden sind Studen-
ten und ehemalige Studierende der Musik und
Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Diese
zeigen ihre ausgebildeten Stimmen mit wenigen
Einschränkungen und vermitteln die Gefühle
der Protagonisten: ob Lisa Radl als Mariette voll
Vehemenz über ›Das Alsjeblieftmädchen‹ singt
oder Celina Dos Santos als Germaine in ›Komm
Soldat‹ ein wenig verträumt, ein wenig kokett
den Soldaten ihre Dienste für ein Brot oder an-
deres anbietet. Auch Simon Stockinger (›Lass
uns träumen‹) und Thomas Wegscheider (›Das
Abendrot‹) überzeugen mit eher nachdenklich-
oder auch tragisch-romantischen Liedern.
12 Titel + 2 Bonus Tracks
38 min 08 sec
Doppel-Jewel-CD-Case mit
4-seitigem Booklet mit allen
Beteiligten und Bildern
mit Fischern
Older But Not Wiser – Tour
»Musical Tenors« live mit Band
Sechs Jahre nach ihrem letzten Auftritt als
»Musical Tenors« wollten es Jan Ammann,
Christian Alexander Müller, Mark Seibert und
Patrick Stanke noch einmal wissen und starte-
ten im Herbst 2018 ihre »Older But Not Wi-
ser«-Tour durch mehrere Städte in Deutschland
und Österreich. Wie auch schon 2012 erschien
zur Tour eine CD, auf der diesmal alle Songs
des Programms zu finden sind. Doch Sound of
Music – Concerts setzte noch einen oben drauf
und erstellte von dem Konzert im Ebertbad in
Oberhausen einen Live-Mitschnitt. Mit meh-
reren Kameras gefilmt, fängt die Aufnahme die
Atmosphäre bei den Konzerten sehr gut ein und
überzeugt auch tontechnisch.
Viele der Songs wiederholen sich gegenüber
2012, erscheinen jedoch in neuem Gewand.
Wurde ›Die unstillbare Gier‹ damals noch von
Jan Ammann alleine gesungen, kommt sie dies-
mal als Duett mit Mark Seibert daher. Aber
nach wie vor trumpfen die vier Musicaldarsteller
vor allem mit ihrem ausgefeilten vierstimmigen
Gesang auf (Arrangements: Mario Stork). Songs
wie ›Limelight‹ aus dem selten gespielten Musi-
cal »Gambler«, ›This Is the Moment‹ aus »Jekyll
& Hyde« oder ›Am Ende bleiben Tränen‹ sorgen
für Gänsehautmomente.
Einige neue Lieder haben es auch auf die Dop-
pel-CD geschafft: Mark Seibert bringt ›Der

letzte Vorhang‹ aus »Schikaneder« mit, Jan Am-
mann singt mit ›Leuchtturm‹ eines seiner Lieb-
lingslieder, Patrick Stanke und Christian Alex-
ander Müller rühren im Duett von ›Bring ihn
heim‹ aus »Les Misérables« zu Tränen. Wechsel-
ten auf der Tour die weiblichen Special Guests,
ist hier Roberta Valentini zu hören und zu sehen,
die sich mit einem stimmgewaltigen ›Ich gehör‘
nur mir‹ als Elisabeth zwischen den Männern
behaupten kann. Somit kann für diese CD und
DVD nur eine Empfehlung ausgesprochen wer-
den, denn beide sind für Musical- und Musik-
liebhaber ein Genuss.
DVD: 28 Kapitel getrennt
nach Akten
CD 1: 14 Titel, 71 min 33 sec
CD 2: 14 Titel, 72 min 16 sec
Doppel-Jewel-CD-Case mit
8-seitigem Booklet (identisch
bei DVD) mit allen Beteiligten,
Songlisten mit Solistenangaben
und Konzerfotos der Künstler
Mean Girls
Original Broadway Cast Recording
Wer »Heathers« mag, wird auch dieses überdrehte
High-School-Musical über die Herrschaften und
Machenschaften im Spiel zwischen Auf- und Ab-
stieg in der Hackordnung der Oberschulen lieben.
Es paaren sich dynamische, flippige Musik von Jeff
Richmond mit satirisch-bissigen sowie schonungs-
los ehrlichen Liedtexten von Nell Benjamin. Auf
der CD finden sich bis auf einige wenige Aus-
nahmen alle Musiknummern von »Mean Girls«.
Auch einige Dialoge sind zu hören, die beim Ver-
stehen der Handlung helfen. Genaues Hinhören
oder auch Nachlesen der Texte im Booklet wird
empfohlen: Sie könnten sonst den ein oder ande-
ren ironischen Kommentar oder Witz verpassen
(etwa den Raubtiervergleich in ›Apex Predator‹
oder die zuckersüße Selbstdarstellung der Queen
Bee und ihrer zwei Hofdamen in ›Meet the Plas-
tics‹). Die bombastische Musik setzt sich aus Rock,
Popballade, jazzigen oder swingenden Elementen
und sogar Rap-Parts zusammen. Erika Henning-
sen als Schulneuling Cady Heron überzeugt von
Anfang an stimmlich und legt sich wie die dyna-
mische Musik voll ins Zeug, und lässt mal Ver-
wirrung und Melancholie, mal Kraft, Wut und
Rachegelüste spüren. Taylor Louderman als High-
School-Queen Regina George bietet Cady Paroli:
Anspieltipp ist das ausbruchartig vorgetragene
›World Burn‹. Ebenfalls stimmlich stark ist Ash-
ley Park als Regina 2, Gretchen Wieners, die in
›What‘s Wrong With Me?‹ berührt. Abwechslung
zur Frauenpower bietet die angenehme Stimme
von Grey Henson als Damien Hubbard in dieser
alles andere als langweiligen Aufnahme.
21 Titel
67 min 01 sec
Jewel-CD-Case mit 36-seitigem
Booklet mit allen Beteiligten,
Produktionsfotos, Infos des
Kreativteams zur Entstehung
des Stücks, alle Liedtexte
blickpunkt musical
ü 03/19, Mai – Juli 2019
Einspielungen
Vision of You
Rob Fowler & Sharon Sexton
Rob Fowler und Sharon Sexton kreierten 2017
zur Londoner Uraufführung von »Bat Out
of Hell« die Rollen von Falco und Sloane.
Inspiriert vom emotionalen Auf und Ab ihrer
Rollen und der stimmlichen Harmonie auf der
Bühne, entstand dieses Album. Es besteht aus
11 Duetten, die verschiedene Facetten der Liebe
thematisieren. Sie erzählen von unerwiderter
oder unmöglicher Liebe, ambivalenten und
großen Gefühlen, Verlust und Wiederfinden.
Die Songs könnten auch von Falco und Sloane
gesungen sein und scheinen Einblick in deren
Vergangenheit zu geben. In der sparsamen
Klavierbegleitung werden die beiden Stimmen
gut herausgestellt. Um den Bezug zu verstärken,
klingen sogar Melodien von Meat Loaf an. Mit
starken Stimmen, teils neuen Harmonien und
klarer Textverständlichkeit machen sich Fowler
und Sexton die bunte Liedermischung aus Mu-
sical, Film und verschiedenen Musikgenres zu
eigen. Highlights hervorzuheben fällt schwer,
denn hörenswert sind alle Titel. Besonders
empfehlenswert sind ›Falling Slowly‹ (»Once«),
›Only Us‹ (»Dear Evan Hansen«), ›Always
Remember Us This Way‹ (»A Star Is Born«)
oder ›Against All Odds‹ (Phil Collins).
11 Titel
40 min 51 sec
Digipack mit allen Beteiligten,
Kurzbiographien und Fotos
der Solisten; ohne Booklet
VIVID Grand Show
Aus dem Friedrichstadt Palast
Die neue Show des Friedrichstadt-Palast Berlin
entführt wieder einmal in fremde Welten und baut
ihre Musik (Arne Schumann, Dave Kochanski, Jas-
min Shakeri, Josef Bach) rund um eine Geschichte
über Selbstfindung und Selbstbestimmung. Basie-
rend auf Drum‘n‘Bass und elektronischen Klän-
gen, wird sie oftmals mit Streichinstrumenten
erweitert oder mit Rock-Parts weitergeführt. Wer
die Show nicht gesehen hat, versteht die Hand-
lung allein durch die Aufnahme eher weniger,
auch wenn Gefühle und beispielsweise ein Kampf
erahnt werden können. Andreas Bieber als The
Entertainer und Devi-Ananda Dahm als die Pro-
tagonistin R‘eye übernehmen Liedtexte von Kim
Sanders und Jasmin Shakeri und stechen heraus.
Wirklich berührend ist der Pop-artige Schlusstitel
›Vivid‹, gesungen von Devi-Ananda Dahm: R‘eye
hat in dieser »Eine Liebeserklärung an das Leben«,
so der Untertitel der Show, ihren Weg und zu sich
selbst gefunden. Sie akzeptiert all die Farben, die
sie ausmachen.
14 Titel
69 min 42 sec
Papp-Case mit allen Be-
teiligten; ohne Booklet
Mit Unterstützung von sound of music
EPisch
Die 5 Song EP von Frank Logemann
Der hohe Bariton und Rocktenor Frank Loge-
mann (Musicaldarsteller und Film-/TV-Schau-
spieler) legt ein Mini-Album, auch Extended
Play genannt, mit fünf eigenen Songs und groß-
teils auch Liedtexten vor. Logemann war bereits
Musiker, bevor er sang, und begleitet sich selbst
an der Gitarre. Weitere Musiker sind Jürgen
Scholz (an der Gitarre in ›Ich geb‘ Dich nie
wieder her‹) und Christian Niehus (am Bass in
›Zu alt für diesen Scheiß‹ und ›Ich gab dir mein
Leben‹). Logemann spielt mit seiner Stimme
in verschiedenen Tonlagen (wie in ›Wenn Du
jetzt gehst‹) und Stilrichtungen: von rauchiger
Tiefe, die gut zu dem Wetter- oder besser vom
Leben-gegerbten Gesicht auf dem Plattencover
passt, bis zu hohen Stimmparts, die mit weniger
oder mehr Druck gesungen werden. ›Ich gab dir
mein Leben‹ klingt funky, mit Electro-beton-
ten Teilen. Anspieltipps sind ›Zu alt für diesen
Scheiß‹ – wegen des Trotzes und der Lebendig-
keit des Songs – und die Rock-Ballade ›Ganz
ohne dich‹ mit einem Text von Tetje Mierendorf.
5 Titel
18 min 12 sec
Papp-Case mit Dankesworten
an alle Beteiligten und Foto
des Künstlers; ohne Booklet
My First Love
Solo-Album von Nico Müller
Auf seinem neuen Cross-Over-Album präsen-
tiert »Adoro«-Mitglied Nico Müller seine sehr
persönlichen Top 10 aus Musical, Film, Klassik
und Pop. Frank Nimsgern arrangierte die Songs
mal minimalistisch, mal bombastisch und mit
›Can You See the Light‹ aus »Elements« ist auch
ein Lied aus seiner Feder dabei. Passend zu Mül-
lers klassisch gefärbter Interpretation sind die
Highlights des Albums: ›Anthem‹ aus »Chess«,
›Ich warte hier auf Dich‹, der neue Filmsong aus
der Realverfilmung von »Die Schöne und das
Biest«, und ›The Prayer‹ aus dem Animations-
film »Das magische Schwert« in zweisprachiger
Version mit »Dracula«-Duett-Partnerin Rebecca
Soumagné, welcher in dieser Form berühmt
geworden ist durch Andrea Bocelli und Céline
Dion. Spannend auch ›Into the West‹ aus »Der
Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs« und
der Klassiker ›Music Was My First Love‹, der
wie der Robin-Williams-Song ›I Will Talk and
Hollywood Will Listen‹ und ›Broken Vow‹ zu
den Pop-Hymnen gehört. ›Highland Cathedral‹
und insbesondere ›Amore perduto‹ decken das
klassische Fach ab. Mit nur 10 Songs auf dem
Silberling ist die Spielzeit bedauerlich kurz.
10 Titel
39 min 19 sec
Digipack mit allen Be-
teiligten und Fotos des
Künstlers; ohne Booklet
61

25 Jahre Musical in Stuttgart – Musical in Concert
Benefizkonzert zugunsten der Aktion »Herzenssache« anlässlich des Jubiläums
Abb. oben:
›Proud Mary‹ als Zugabe einer
besonderen musikalischen Chal-
lenge mit (v.l.): David Jakobs,
Ana Milva Gomes, Laith Al-Deen,
Cassandra Steen, Maximilian Mann,
Sabrina Weckerlin, Max Mutzke
und Moderatorin Jana Kübel
Abb. unten:
Philipp Poisel mit ›Hungry Eyes‹
Fotos (2): Ben Pakalski
62
Konzert & Entertainment
E s war ein ganz besonderer Anlass und es war ein
ganz besonderes Konzert, das die Zuschauer in den
Kulissen von »Anastasia« im restlos ausverkauften Pal-
ladium Theater erleben durften. Denn so eine Kombi-
nation gab es bisher noch nie – Top-Musiker der deut-
schen Szene trafen auf hochkarätige Musicaldarsteller.
Dabei wussten die sechs Akteure ein paar Wochen
vorher noch nicht, was sie da erwarten würde. Eingela-
den hatte Maximilian Mann, der derzeit als Dschinni
in Disneys »Aladdin« in Stuttgart auf der Bühne steht,
als seine Gäste Ana Milva Gomes, David Jakobs und
Sabrina Weckerlin.
Mit-Moderatorin Jana Kübel vom SWR lud die
Top-Musiker Cassandra Steen, Laith Al-Deen und
Max Mutzke ein. Außerdem hatte Philipp Poisel einen
kurzen Auftritt, war aber nicht Teil der Challenge.
In einem kurzen Pressetermin am Vormittag erklär-
ten Simone Linhof (Konzept Stage) und Ralf Schaedler
(Casting Direktor Stage Entertainment) die Challenge.
Die Idee war, dass jeweils Pärchen gebildet wurden aus,
nennen wir es mal, »Popsänger« und »Musicaldarstel-
ler«, und jeder sich einen Titel wünschen durfte, den
der andere dann singen musste. In kurzen Gesprächen
wurden auch die einzelnen Mitwirkenden vorgestellt.
Begleitet wurde das Ganze von der hervorragenden
Big Band des SWR unter der Leitung von Hans-Peter
Zachary. Dieser verriet, dass die Herausforderung für
ihn vor allem darin bestand, alle gewünschten Titel für
die Big Band umzuarrangieren. Die Mühe hat sich ge-
lohnt, wie sich am Abend schnell zeigte.
Der eigentliche Anlass war das Jubiläum, das die
beiden Stuttgarter Musicaltheater dieses Jahr feiern.
Seit 25 Jahren werden in Stuttgart Musicals gespielt.
Genau am 2. Dezember 1994 feierte »Miss Saigon« im
Apollo Theater Premiere und blieb mit über 2.000 Vor-
stellungen bisher auch das erfolgreichste Stück.
Am 5. Dezember 1997 feierte im Palladium Theater
Disneys »Die Schöne und das Biest« Premiere. Die ge-
rade laufenden Musicals mitgezählt, wurden insgesamt
26 Stücke aufgeführt, wobei »Tanz der Vampire« ins-
gesamt dreimal und »Mamma Mia!« zweimal mitge-
rechnet sind. Dabei sagt die Statistik, dass inzwischen
nur wenige Stücke länger als ein Jahr gespielt werden,
was im Hinblick auf die Produktionskosten schon ein
bisschen traurig ist.
Auch hat es schon des Öfteren Benefizveranstaltun-
gen gegeben, bei denen sich die Darsteller der gerade
laufenden Musicals stark engagiert haben, doch was da
am 8. April 2019 stattfand, gab es so noch nie.
Eröffnet wurde der Abend schwungvoll von Maxi-
milian Mann mit dem Titel ›So ‘nen Kumpel hattest du
noch nie‹ (»Aladdin«). Zusammen mit Jana Kübel ging
es dann auch gleich zur Sache: Über Video wurde das
Kennenlernen der Challenge-Partner eingespielt. Als
erstes Paar traf Ana Milva Gomes auf Max Mutzke. Be-
vor die beiden ihre Wunschtitel bekannt gaben, erzähl-
te Mutzke noch kurz, dass er als Jugendlicher mal in
einem Musical mitgewirkt und Schlagzeug gespielt hat.
Und eine sehr junge, ambitionierte Sängerin, die die
anderen wegen ihres Ehrgeizes neckten, wutentbrannt
von der Bühne rannte und draußen über ihre Mitspieler
schimpfte. Dumm dabei nur, dass ihr Headset noch an
war und drinnen alle sie hören konnten.
Von Gomes wünschte sich Mutzke den Titel ›Fame‹
aus dem gleichnamigen Musical, während diese von
ihm ›Proud of Your Boy‹ (»Aladdin«) hören wollte. Für
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

Ana Milva Gomes war ›Fame‹ ein Leichtes und sie heiz-
te ordentlich ein. Ganz anders Max Mutzke, der das
Lied ›Proud of Your Boy‹ sehr gefühlvoll und sanft sang
und damit schon ein paar Zuschauer zu Tränen rührte.
Es sollten nicht die letzten sein an diesem Abend.
Das zweite Paar des Abends waren Cassandra Steen
und David Jakobs. Steen hatte Jakobs als Quasimodo
bei der Premiere von »Der Glöckner von Notre Dame«
in Stuttgart gesehen und dieser kannte natürlich die
Musik von Cassandra Steen und ihre Band »Glashaus«.
Auf Wunsch von Jakobs sang Steen für ihn einen
Song von Queen aus »We Will Rock You« – kein ganz
leichter Auftrag, doch nach einigem Probieren ent-
schied sie sich für ›Bohemian Rhapsody‹. Seine Ansa-
ge: »Hauptsache, du machst Ramba-Zamba.«
Für Jakobs war es dagegen eine relativ leichte Auf-
gabe, Steens Wunsch nach ›Draußen‹ (»Der Glöckner
von Notre Dame«) zu erfüllen. Allerdings, so meinte er
scherzhaft, sei es doch ungewohnt, das Lied ohne die
Show und aufrecht stehend zu singen. Noch dazu in
Begleitung der SWR-Big Band.
Die dritte Paarung des Abends war Sabrina Wecker-
lin und Laith Al-Deen, der zum Kennenlern-Termin
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Konzert & Entertainment
angereist war und zunächst vergeblich nach seinem Abb. unten von oben links:
Challenge-Partner suchte. Weckerlin war noch auf 1. Maximilian Mann eröffnete mit
Tournee. So endete seine Suche im Probenraum, wo er einem Song, der wie das Motto des
Abends klang: ›So ‘nen Kumpel
mit einem Videogruß überrascht wurde. Sabrina We-
hattest du noch nie‹
ckerlin wünschte sich von ihrem unbekannten Partner 2. Cassandra Steen mit ›Bohemian
aus »Tina – Das Tina Turner-Musical« den Song ›Proud Rhapsody‹
Mary‹. Es stellte sich heraus, dass sich beide Künstler 3. David Jakobs mit ›Draußen‹
bereits von einem Auftritt im Legoland kannten, und 4. Sabrina Weckerlin mit ›Always
Remember Us This Way‹ mit den
das Publikum erfreute sich an der Story ihres ersten
Musikern der SWR-Big Band, die
Zusammentreffens: Sabrina Weckerlin bedankte sich den Abend begleiteten
an dem Abend im Legoland bei Playmobil, wunderte Fotos (4): Ben Pakalski
sich sehr, warum alle schwiegen, bis Laith Al-Deen ihr
zuflüsterte, sie seien doch im Legoland. Al-Deen hatte
sich von seinem »Musicalstar« das wunderschöne Lied
›Always Remember Us This Way‹ von Lady Gaga aus
dem Musikfilm »A Star Is Born« gewünscht, das je-
doch wie gemacht für Weckerlins großartige Stimme
war. Mit ›Proud Mary‹ rockte Al-Deen dann zum Ende
des ersten Teils die Bühne. Das begeisterte Publikum
hielt nichts mehr auf den Sitzen und es wurde fleißig
»rollin‘ rollin‘« mitgesungen.
Mit viel Swing eröffnete die SWR-Big Band (ge-
gründet 1951) den zweiten Teil des Benefizkonzertes,
ü 63

Abb. von oben links:
1. Laith Al-Deen mit ›Proud Mary‹ –
im Hintergrund Hans-Peter Zachary,
der Leiter und Arrangeur der SWR-
Big Band
2. Ana Milva Gomes und
Laith Al-Deen
3. Max Mutzke mit ›Somewhere‹
4. Sabrina Weckerlin mit ›Let It Go‹
Fotos (4): Ben Pakalski
ü 64
Konzert & Entertainment
dessen Erlös dem Verein »Herzenssache« zugutekam.
Der Verein wurde 2000 gegründet und unterstützt
momentan 900 Projekte, angefangen von Streetwor-
kern bis hin zum Kinderhospiz in Stuttgart. Philipp
Poisel gehört mit zu den aktiven Unterstützern. Er
steuerte aus »Dirty Dancing« den Titel ›Hungry Eyes‹
bei. Allerdings war seine Interpretation etwas gewöh-
nungsbedürftig, obwohl Cassandra Steen unterstüt-
zend mitsang.
Fröhlich erklärte Maximilian Mann: »Das war‘s für
heute, ab jetzt kommen die Zugaben.« Und da er als
Dschinni für das Erfüllen von Wünschen zuständig
ist, begann nun tatsächlich ein Wunschkonzert: Der
erste Wunsch von Maximilian Mann war gleich ein
richtiger Knaller. Aus dem Film »The Color Purple«
wünschte er sich von Ana Milva Gomes das Lied ›I Am
Here‹. Sie interpretierte es so herzzerreißend, dass viele
Zuschauer zu Tränen gerührt waren und diese wun-
derbare Interpretation mit minutenlangem Applaus
und stehenden Ovationen belohnten. Gefragt, welche
Rolle sie gerne einmal spielen möchte, antwortete Go-
mes: »Elisabeth. Aber dafür habe sie leider die falsche
Hautfarbe.« Doch heutzutage sollte dies ja wohl kein
Thema mehr sein. Sie hätte auch gerne bei »Aladdin«
mitgespielt, doch dafür sei sie ein bisschen zu alt. Da-
für durfte sie zusammen mit David Jakobs ›In meiner
Welt‹ singen.
Danach stellte Jana Kübel die etwas heikle Frage:
ob jemand schon mal Texthänger auf der Bühne hat-
te und was man dagegen tun könne? Für Maximilian
Mann eine besondere Situation: »Mein Gehirn schaltet
aus. Das muss komplett runtergefahren werden. Das
dauert dann ca. 15 Sekunden und dann geht es wieder.
Aber in der Zwischenzeit schaue ich meinen Spielpart-
ner verzweifelt an.«
Es folgte eine kurze Geschichte über Leonard Bern-
stein, dem Komponisten der »West Side Story«, aus der
Max Mutzke ›Somewhere‹ zum Besten gab, und Jana
Kübel stellte verwundert fest, dass Maximilian Mann
nur sehr ruhige Nummern ausgesucht habe, denn er
sei doch eher der »Headbanging«-Typ. Um ihr zu zei-
gen, dass er nicht nur auf langsame Titel steht, war sein
nächster Wunsch auch prompt ›Hammer to Fall‹ (»We
Will Rock You«), gesungen von Cassandra Steen und
David Jakobs.
Mit dem nächsten Song ging nicht nur für die Mo-
deratoren ein Wunsch in Erfüllung, sondern auch für
Sabrina Weckerlin und ihre Fans. Sie sang den wun-
derschönen Song ›Let It Go‹ (»Frozen«). Ganz nebenbei
ließ Sabrina auch anklingen, dass sie die Rolle gerne
spielen würde und es sogar schon ein Hashtag dafür
gäbe.
Mit ›Come Alive‹ aus »The Greatest Showman«, ge-
sungen von allen Mitwirkenden, ging ein großartiger
Abend zu Ende. Doch eine allerletzte Zugabe forder-
te das begeisterte Publikum noch und so rockten alle
noch einmal mit ›Proud Mary‹ die Bühne.
Was für ein großartiger Abend zugunsten einer
guten Sache! Eigentlich möchte man nur ZUGABE
rufen.
Ingrid Kernbach
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
KUPFERSAAL LEIPZIG WOLF-FERRARI-HAUS OTTOBRUNN
19.12.2019 • 19.30 Uhr 0 6 . 1 1 . 2 0 1 9 • 1 9 . 3 0 U h r
Tickets unter www.soundofmusic.de Tickets unter www.soundofmusic.de

FILHARMONIE FILDERSTADT KONZERTHAUS SOLINGEN

11.11.2019 • 19.30 Uhr 2ü 7 . 1 0 . 2 0 1 9 • 1 7 . 0 0 U h r
Tickets unter www.soundofmusic.de Tickets unter www.soundofmusic.de

Arabische Nächte
Disneys Zeichentrickklassiker »Aladdin« wird real
Aladdin (Mena Massoud) hält die begehrte Wunderlampe in seinen Händen
Foto: © Disney Enterprises / Daniel Smith
Aladdin
Walt Disney Studio Motion Pictures
Kinostart: 23. Mai 2019
FSK 12
Länge: 128 Minuten
Regie ............................... Guy Ritchie
Drehbuch .................... John August &
Guy Ritchie
Kamera ........................... Alan Stewart
Filmschnitt ................... James Herbert
Score ............................. Alan Menken
Liedtexte ................. Howard Ashman,
Benj Pasek, Justin Paul, Tim Rice
Orchestrierung /
Arrangements ..... Christopher Benstead
Composer
Trailer Music ............... Dylan C. Jones
Choreographie .................. Jamal Sims
Setdesign ............................ Tina Jones
Produktionsdesign .... Gemma Jackson
Kostüme ................ Michael Wilkinson
Hair & Make-up ....................... Kat Ali
Sound Design ................. Luke Gentry
Produzenten ........... Kevin De La Noy,
Marc Platt, Jonathan Eirich, Dan Lin
Jasmine ........................... Naomi Scott
Aladdin ....................... Mena Massoud
Genie ................................. Will Smith
Jafar .......................... Marwan Kenzari
Prince Anders ........... Billy Magnussen
Iago (Stimme) .................... Alan Tudyk
Dalia ............................. Nasim Pedrad
Sultan ...................... Navid Negahban
Hakim ............................. Numan Acar
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Film & Fernsehen
I m Jahr 1992 brachte Walt Disney die Geschichte von
dem Taschendieb Aladdin, der die Sultanstochter
Jasmine heiratet, auf die Kinoleinwand. 27 Jahre spä-
ter, nachdem der Wüstenheld bereits im gleichnamigen
Musical die Zuschauer am Broadway, im West End
und im deutschsprachigen Raum (aktuell in Stuttgart)
in seinen Bann gezogen hat, bringt Regisseur Guy
Ritchie (»King Arthur«) das Abenteuer als Real-Live-
Action ins Kino. Der Film beginnt mit arabischen
Klängen und zeigt ein beeindruckendes Schiff, das
über die Weltmeere segelt. Von einem kleinen Boot aus
bestaunen zwei Kinder das Schiff, bis ihr Vater ihnen
von einer unglaublichen Geschichte berichtet, die sich
einst im Orient zugetragen hat. Die Kamera fliegt
zu ›Arabian Nights‹ über die Stadt Agrabah und ver-
eint die bekannten Figuren der Geschichte: Affe Abu,
Aladdin, Sultan, Tiger Rajah, Prinzessin Jasmine und
Großwesir Jafar. In der Stadt treibt Taschendieb Alad-
din (Mena Massoud) mit seinem langfingrigen Affen
Abu sein Unwesen. Sie flüchten vor den Wachen des
Palastes, während Prinzessin Jasmine (Naomi Scott),
unerkannt von den Bewohnern Agrabahs, durch die
Stadt wandelt. Als sie armen Kindern Brot schenkt, das
sie selbst nicht bezahlen kann, bringt sie sich in eine
brenzlige Situation. Aladdin kommt hinzu und lenkt
die Aufmerksamkeit auf sich, bevor er mit Jasmine
flüchtet. ›One Jump Ahead‹ lautet sein Rat, während er
mit ihr durch die Stadt und über die Dächer flieht. Die
beschleunigte Sequenz, die einer Comic-Szene gleich
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
kommt, wird dem temporeichen Song optisch gerecht.
Während Aladdin der jungen Frau seine ärmliche
Unterkunft zeigt, schmiedet Großwesir Jafar einen
finsteren Plan, um an eine von ihm begehrte Wunder-
lampe zu kommen, die sich in einer Tigerkopf-Schatz-
höhle befindet – ein Ort, den nur ein »ungeschliffener
Diamant« betreten darf. Nachdem Jasmine wieder ins
Schloss zurückgekehrt ist, kann Aladdin sie nicht ver-
gessen. Heimlich schleicht er sich in den Palast, wo
Jasmine gerade einen potenziellen Ehemann – Prince
Anders (Billy Magnussen) – kennenlernen muss. Jas-
mine ist ›Speechless‹, da sie auf ihr Dasein als Prin-
zessin reduziert wird. Sie fühlt sich im Palast gefangen
und träumt von der großen Freiheit, die der Sultan ihr
verwehrt. Als Aladdin plötzlich vor ihr steht, ist sie von
seiner Art, wie er die Welt sieht, verzaubert. Sie nimmt
ihm das Versprechen zu einem nächtlichen Ausflug ab,
doch Aladdin wird von den Palastwachen gefangen ge-
nommen. Um seine Freiheit wiederzuerlangen, muss er
für Jafar die Höhle betreten und ihm die verzauberte
Wunderlampe bringen. In der Höhle kann Aladdin
nur schwer den Schätzen widerstehen. Gerade, als er
die Lampe erreicht, berührt Abu einen der verbotenen
Schätze, worauf die Höhle einzustürzen beginnt.
Mit Hilfe eines fliegenden Teppichs, den Aladdin
zuvor unter einem Felsbrocken befreit hat, retten sie
sich ins Innere der Höhle. Erst einmal in Sicherheit,
sind Aladdin und Abu jedoch in der Höhle gefangen.
Gedankenverloren reibt Aladdin an der Lampe und

befreit einen Flaschengeist, der ihm drei Wünsche in
Aussicht stellt. In der großartigen Revue-Nummer
›Friend Like Me‹ präsentiert sich Genie (Will Smith)
als Meisterwerk. Er bietet Aladdin einen Deal an und
trickst sich dabei selbst aus, als er alle aus der Höhle
befreit. Aladdin wünscht sich, Jasmine ebenbürtig zu
sein, und erfährt ein gelungenes Makeover: Als ›Prince
Ali‹ kehrt er mit einer großen Entourage zum Palast
zurück. Mit seinen großzügigen Gaben gewinnt er
schnell die Gunst des Sultans, stößt aber bei Jasmine –
die ihn zunächst nicht erkennt – auf Ablehnung. Erst
nach einem gemeinsamen Tanz, bei dem Genie Alad-
din wie eine Marionette tanzen lässt, wird sie auf ihn
aufmerksam.
Während Genie Jasmines Hofdame Dalia – poin-
tiert gespielt von Nasim Pedrad – bezirzt, lässt sich die
Prinzessin bereitwillig von Aladdin auf seinem fliegen-
den Teppich »entführen«. Durch ihn lernt sie ›A Whole
New World‹ kennen. Die Romanze zwischen ihnen
wird mit einem Kuss besiegelt. Doch das Glück währt
nicht lange, da Jafar Aladdin hinter seiner Maske er-
kennt und ihm nach dem Leben trachtet. Nachdem
Genie den falschen Prinzen in letzter Sekunde retten
kann, verbündet er sich mit Aladdin und Jasmine, um
Jafar zu stürzen. Doch dieser nutzt seine magischen
Fähigkeiten, um den Sultan auf seine Seite zu ziehen.
blickpunkt
ü musical 03/19, Mai – Juli 2019
Film & Fernsehen
Es gelingt ihm, an die Wunderlampe zu kommen und Abb. unten von oben:
als neuer Meister des Flaschengeistes dessen Kräfte für 1. Flaschengeist Genie (Will Smith)
seinen finsteren Plan zu nutzen. Jasmine wächst über beschwört Aladdin (Mena Massoud):
›Friend Like Me‹
sich hinaus und erkennt, dass sie nie wieder ›Speech-
2. Aladdin (Mena Massoud) und
less‹ sein will, während sie einen Plan ersinnt, um Jafars Jasmine (Naomi Scott) fliehen vor
Macht zu untergraben, bei dem Aladdin ihr beisteht. den Palastwachen auf den Straßen
Die bekannte und beliebte Disney-Fassung der von Agrabah: ›One Jump Ahead‹
Geschichte aus der Märchensammlung »Tausendund- 3. Straßenräuber Aladdin (Mena
Massoud) berichtet dem Flaschen-
eine Nacht« um einen orientalischen Taschendieb
geist Genie (Will Smith) von seinem
brachten Ron Clements und John Musker 1992 als großen Traum
Zeichentrickfilm auf die Kinoleinwand. Guy Ritchie, Fotos (3): © Disney Enterprises /
der nicht nur die Regie für »Aladdin« übernahm, son- Daniel Smith
dern auch gemeinsam mit John August an dem Dreh-
buch gearbeitet hat, erfüllt mit dem Film nicht nur
sich selbst einen Traum. »Ich habe fünf Kinder und
meine Frau ist ein großer Disney-Fan. Für sie habe ich
diesen Familienfilm gemacht. Denn wenn sie glück-
lich sind, bin ich es auch.«, verriet er auf der Presse-
konferenz anlässlich des Filmstarts in Berlin. Dass der
Film mit viel Liebe und Leidenschaft entstanden ist,
merkt man von der ersten bis zur letzten Minute. Nicht
nur die gigantischen Kulissen, die den nahen Osten
dank Produktionsdesignerin Gemma Jackson direkt
auf die Kinoleinwand zaubern, versprühen mystisches
Flair. Auch die liebevoll inszenierten Dekorations-
gegenstände, wie die legendäre Wunderlampe oder der
67

Abb. oben von oben links:
1. Jasmine (Naomi Scott) und
Aladdin (Mena Massoud) im
Basar von Agrabah
2. Jasmine (Naomi Scott)
3. Dalia (Nasim Pedrad) ist die beste
Freundin und Vertraute von
Prinzessin Jasmine (Naomi Scott)
4. Die Beziehung zwischen dem
Sultan (Navid Negahban) und
seiner Tochter Jasmine (Naomi
Scott) ist innig
5. Jafar (Marwan Kenzari) verfolgt
einen finsteren Plan
Fotos (5): © Disney Enterprises /
Daniel Smith
68
Film & Fernsehen
magische Schlangenkopfstab von Jafar, verhelfen dem
einstigen Zeichentrickabenteuer nun zu neuem Leben.
Untermalt und getragen wird die Geschichte von dem
Score und den einzigartigen Songs von Alan Menken,
welche er bereits in den 1990er Jahren gemeinsam mit
Howard Ashman schrieb. Neben einer Überarbeitung
der bekannten Titel ›Arabian Nights‹, ›Friend Like
Me‹ und ›Prince Ali‹ sind auch neue Titel zu hören.
Vor allem ›Speechless‹, der in Zusammenarbeit mit
dem Oscar-prämierten Songwriter-Duo Benj Pasek
und Justin Paul (»La La Land«) entstand, verleiht dem
Realfilm eine ganz besondere Note. In der modernen
Fassung wächst Jasmine über sich hinaus, setzt sich
über alle Hindernisse hinweg, um als neue Herrscherin
ihr Reich in eine glorreiche Zukunft zu führen. In der
Rolle der starken Prinzessin ist Naomi Scott (»Power
Rangers«, TV-Serie »Terra Nova«) zu sehen, die bereits
seit früher Kindheit singt und tanzt. Sie präsentiert
Jasmine als starke Frauenfigur, die den kindlichen
Zuschauern in der Neuzeit vor Augen führt, dass
Frauen in einer noch immer von Männern dominier-
ten Welt ihre Selbstverwirklichung erringen können.
Auch Aladdin, der typgerecht mit Charme und Mut
zum Slapstick-Humor von Mena Massoud (TV-Serien
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
»Open Heart«, »Jack Ryan«) verkörpert wird, lässt die
Botschaft verlauten, dass äußerer Schein nie die inne-
ren Werte überdecken kann. An der Seite der zwei ta-
lentierten Darsteller glänzt der 50-jährige Will Smith,
der in den 1990ern mit der Comedy-Serie »Der Prinz
von Bel Air« bekannt wurde, als blauer Flaschengeist.
Erstaunlicherweise ist Genie, ebenso wie die Tiere
und der fliegende Teppich, ein hundertprozentiger
CGI-Charakter aus dem Computer, für den Will
Smith per Motion Capture agierte. Alle real gefilmten
Eindrücke von Smith wurden von den CGI-Artisten
zu 100% am Computer kreiert.
Neben den vielen kleinen, intimen Momenten be-
geistert »Aladdin« besonders durch große Sequenzen,
die als Hommage an das goldene Zeitalter Hollywoods
verstanden werden können. Wenn Prince Ali in einer
schier unendlichen Parade mit animierter Elefanten-
herde und rund 1000 Statisten auf dem Palastgelände
erscheint oder wenig später in einer schillernd-bunten
Tanzszene die Aufmerksamkeit auf sich zieht, fühlen
sich nicht nur die ganz großen Disney-Fans im Him-
mel ihrer Träume.
Sandy Kolbuch
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ü

Mein Charakter hat sich im Laufe der Zeit verändert
Interview mit Naomi Scott über ihre Rolle der Jasmine in »Aladdin«
Foto: © Disney / Folioscope / Hanna Boussouar
blickpunkt musical: Wie haben Sie sich gefühlt,
als Sie erfahren haben, dass Sie eine Disney-Prin-
zessin werden, und was bedeutet dies für Sie?
Naomi Scott: Der Auditionprozess hat sich sehr
in die Länge gezogen. Als ich die Zusage bekam,
schlief ich gerade. Mein Ehemann musste mich
wecken. Es war so surreal. Die Möglichkeit,
einen Charakter aus einem Zeichentrickfilm
zum Leben zu erwecken, ist so aufregend, weil
man den Raum hat, die Figur neu zu erschaffen.
Es sind 27 Jahre vergangen, seit der Zeichen-
trickfilm auf die Kinoleinwand kam. Besonders
mein Charakter hat sich im Lauf dieser Zeit ver-
ändert. In unserem Film wird Jasmine zur An-
führerin ihres Landes. Sie präsentiert während
des Films ihre Führungskraft, muss sich aber
zuerst auf eine Reise begeben, um ihre Stimme
zu finden. Es ist so wichtig, kleinen Kindern
dies vor Augen zu führen, damit sie verstehen,
warum sie die Anführerin werden soll. Aladdin
unterstützt sie in ihrem Vorhaben. Jeden Tag am
Set habe ich an meine kleinen Cousins und die
kleinen Kinder in meinem Umfeld gedacht und
ü 70
Vis-à-Vis
mir überlegt, was ich ihnen vermitteln will. Ich
hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ich
Jasmine spielen will. Für das Kinopublikum von
2019 war es wichtig, die Geschichte zu moderni-
sieren. Jasmine ist nicht perfekt und sie muss sich
vielen Herausforderungen stellen. Zu Beginn des
Films ist sie aufgrund ihrer Situation verzweifelt.
Mit dem Song ›Speechless‹ wird deutlich, wie
sehr sie sich wünscht, ihren Kampf zu gewinnen.
blimu: Haben Sie als Kind davon geträumt,
Prinzessin zu werden?
NS: Für mich war es nie wichtig, ob Jasmine
oder auch Mulan Prinzessinnen waren. Mir sind
die Charaktere immer im Kopf geblieben wegen
dem, was sie getan haben, oder der Frage, ob sie
Führungsqualitäten besaßen. Eine Prinzessin
kann sich immer nur in dem Kontext zeigen, in
dem sie sich befindet. Jasmine ist sich bewusst,
dass sie von einer königlichen Familie abstammt.
Die Frage ist aber: Wer ist sie darüber hinaus?
Und zu welcher Reise muss sie aufbrechen, um
dies herauszufinden?
blimu: Der Song ›Speechless‹ ist so kraftvoll und
wunderschön. War es leicht für Sie, den richti-
gen Ton für Jasmine zu finden?
NS: Tatsächlich war es für mich leicht, den
richtigen Ton zu finden, weil der Song dies
einfach hergibt. Der Text und der Moment, in
dem Jasmine den Song singt, repräsentieren das
universelle Thema des Films. Die Zuschauer
können nachvollziehen, wie sich Jasmine fühlt,
wenn ihre Wünsche kein Gehör finden. Ich
habe während des Drehs an all die Frauen ge-
dacht, die mich inspirieren, und habe versucht,
dies in die Rolle einfließen zu lassen. Den ersten
Teil des Songs singe ich im Film komplett live.
Den zweiten Teil singe ich, wenn ich die Stufen
hinabsteige, ebenfalls live und wechsele erst an-
schließend ins Playback. Die Tatsache, dass wir
einen Großteil der Songs wirklich live gesungen
haben, hat uns den Zugang zu den Charakteren
vereinfacht. Die erste Performance von ›Speech-
less‹ ist sehr intim und ich bin froh, dass wir ihn
so inszeniert haben. Wir haben mit dem Ton-
ingenieur Simon Hayes zusammengearbeitet,
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

der bereits bei dem Film »Les Misérables« dafür
sorgte, dass alle Live-Aufnahmen so unglaublich
klingen.
blimu: Welches ist Ihre Lieblingsszene?
NS: Von der Position des Zuschauers aus ist es die
»Jam-Yam-Szene« mit dem Comic-Genie. Diese
Szene ist so brillant, weil sie so unglaublich lustig
ist. Auch liebe ich jede einzelne Szene, bei der
Nasim Pedrad, die Dalia spielt, zu sehen ist. Sie
bringt mich immer zum Lachen. Sie ist eine un-
glaubliche Schauspielerin, aber auch Autorin.
blimu: Wie fühlt es sich an, sich selbst auf der
Leinwand zu sehen?
NS: Der Film ist so gigantisch, dass man ihn ein-
fach nur genießen kann. Ich habe mich komplett
in der Geschichte verloren, als ich ihn gesehen
habe. Beim ersten Angucken war ich einfach nur
begeistert, aber erst beim zweiten Mal konnte
ich mich wirklich bewusst darauf einlassen. Ich
liebe diesen Film, weil er sehr viel Spaß bereitet.
Dabei vereint er so vieles miteinander: einen
Song, eine Actionszene ... es geschieht ständig
etwas anderes.
(v.l.): Alan Menken, Naomi Scott und Mena Massoud
Foto: © Disney / Folioscope / Hanna Boussouar
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
ü 71
Vis-à-Vis
blimu: Aufgrund welchen Aspekts wollten Sie
Teil des Projekts sein?
NS: Ich habe es schon immer geliebt, zu sin-
gen. Musik war immer ein Teil von mir und ich
konnte mir nie vorstellen, etwas komplett ande-
res zu tun als das. Als ich mir Gedanken dar-
über machen musste, was ich beruflich einmal
machen will, hatte es immer mit Musik zu tun.
Außerdem habe ich großen Spaß am Schauspiel,
daran, mich als jemand anderes zu zeigen.
blimu: Die Beziehung zwischen Jasmine und
dem Sultan ist sehr innig. Wie war die Be-
ziehung zwischen Ihnen und Ihrem Filmvater
am Set?
NS: Ich liebe die Art und Weise, wie Navid
Negahban seine Rolle spielt. Er verleiht dem
Sultan so viel Gewicht. Man sieht die Liebe,
die er für seine Tochter empfindet. Er hält sie
nicht zurück, weil er sie hasst, sondern weil er sie
vor der Welt beschützen will. Jasmine weiß dies
und ist nicht sauer auf ihn und macht ihm dies
auch deutlich, indem sie ihn nicht anschreit,
sondern ihn bei der Hand nimmt und ihm ihre
Vision der Zukunft aufzeigt. Wenn sie ihm ihre
Führungsqualitäten offenbart, erkennt man in
seinen Augen, dass er dies anerkennt. Wenn er
ihr am Ende seinen Ring überreicht, ist dies ein
enorm emotionaler Moment, in dem ich mich
mit ihm verbunden fühle.
Das Interview führte Sandy Kolbuch
Naomi Scott
Die britische Schauspielerin Naomi Scott (*6. Mai 1993)
wurde als Tochter einer aus Uganda stammenden Inde-
rin und eines Briten in London geboren. Sie sang mit der
»Bridge Church Youth Band« und trat mit dem Schul-
chor auf. Popsängerin Kéllé Bryan aus der Girlgroup
»Eternal« wurde auf Scotts Gesangstalent aufmerksam.
Scott schaffte es mit ihrem Talent in die Disney-Chan-
nel-Serie »Life Bites« (2009). 2010 erhielt sie die Rolle
der Mohini »Mo« Banjaree im Disney-Channel-Origi-
nal-Movie »Lemonade Mouth – Die Geschichte einer
Band«, in dem sie eine Sängerin spielte. Im selben Jahr
wurde ihr eine Rolle in der Science-Fiction-Serie »Terra
Nova« bestätigt. Nach der Einstellung der Serie zog
sich Scott ein Jahr aus dem Fernsehgeschäft zurück.
Im August 2014 erschien ihr Debütalbum »Invisible
Division«. 2015 spielte sie Gastrollen in »Lewis – Der
Oxford Krimi« sowie in »Der Marsianer – Rettet Mark
Watney«. Im Juli 2017 wurde Naomi Scott für die Rolle
der Jasmine in »Aladdin« bestätigt. Ende des Jahres wird
sie zudem in »Charlie‘s Angels« zu sehen sein.

»Aladdin« ist eine Hommage an das goldene
Zeitalter von Hollywood Komponist Alan Menken im Interview
blickpunkt musical: »Aladdin« gibt Ihnen die
Chance, zu der Musik zurückzukehren, die Sie
vor über 30 Jahren geschrieben haben. Welche
Updates haben Sie Ihrer Musik verpasst?
Alan Menken: Als ich herausfand, dass der neue
»Aladdin« ein Guy-Ritchie-Film wird, fragte
ich mich, wie das wohl aussehen wird. Guy und
ich waren uns einig, dass der Score sehr tempo-
reich werden muss. ›Arabian Nights‹ stand
gleich als Einstiegsnummer in die Geschichte
fest, während der Marktplatz der Stadt gezeigt
wird. Zudem musste ein neuer Song für Jasmine
gefunden werden, mit dem sie sich Gehör ver-
schaffen kann.
blimu: ›Speechless‹ ist der neue, spektakuläre
Song in »Aladdin«. Verraten Sie uns mehr da-
rüber?
AM: Beim Zeichentrickfilm »Aladdin« haben
wir eine Liebesgeschichte erzählt. Dann kamen
wir mit der Geschichte an den Broadway und
haben einen ganz anderen Typ von Jasmine für
die Bühne kreiert. Für den Film sind wir zu den
Wurzeln der Figur zurückgekehrt, haben ihr
aber neue Aspekte hinzugefügt. In Zusammen-
arbeit mit Benj Pasek und Justin Paul, die unter
anderem Songs für »La La Land«, »The Greatest
Showman« und »Dear Evan Hansen« ge-
schrieben haben, entstand die Idee, dass Jasmine
zur Kämpferin wird und über sich hinauswächst.
Das war unsere Motivation. Schwierig war die
Platzierung des Songs im Film. Zuerst haben wir
den Song ans Ende des Films gestellt, dies war
aber zu spät. Dann packten wir ihn an den Be-
ginn, fanden es aber zu früh. Daher entschieden
wir uns schließlich, den Song in zwei Teilen zu
platzieren. Im ersten Teil drückt Jasmine damit
aus, dass sie nicht weiter »sprachlos« sein will,
und im zweiten, dass sie es nie wieder sein will.
blimu: Sie besitzen mittlerweile acht Oscars.
AM: Ja. Die Musik für die Filme war weg-
weisend. Daher war ich in der glücklichen Lage,
dass mein Musikstil mit dem Geschmack von
Disney übereinstimmte. Ich hegte immer den
Wunsch, nicht nur die Songs, sondern auch den
Score zu schreiben. Das Resultat war immer
bedeutungsvoller, als ich es erwartet habe. Für
mich ist das ein unglaublicher Segen. Heute,
viele Jahre später, schaue ich zurück und finde es
noch immer surreal.
blimu: Wenn Sie den Auftrag für ein neues
Projekt bekommen, wie tief tauchen Sie in die
Kultur der Geschichte ein?
ü 72
Vis-à-Vis
© Disney / Folioscope / Hanna Boussouar
AM: Ich tauche so tief wie möglich ein. Das
Konzept für »Aladdin« war eine Hommage
an das goldene Zeitalter von Hollywood. Wir
blicken auf den mystischen Orient. Dadurch
erklärt sich diese Besonderheit des Scores. Es
war ein Impuls, den Howard Ashman und ich
damals hatten, als wir die Musik für »Aladdin«
schrieben. Der Mix der verschiedenen Genres
ist ausschlaggebend für den Erfolg der Scores.
Man taucht in das Umfeld der jeweiligen Ge-
schichte ein und verwendet bekannte musika-
lische Codes wie orientalische Rhythmen oder
Instrumente, die der Zuschauer einordnen und
genießen kann. Zu Beginn jedes Songs hat man
das Gefühl, zu wissen, worum es geht. Man hört
einen Ton und denkt, ah, jetzt geht es um ein
gebrochenes Herz oder ähnliches. Ich versuche
immer, den Score für das Publikum so klar wie
möglich zu definieren.
blimu: Beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise.
AM: Ein Projekt ist eine Abfolge von Ereignissen,
die in einer bestimmten Reihenfolge passieren.
Als erstes frage ich mich, ob ich die Geschichte
mit Musik erzählen kann. Wenn dies der Fall
ist, suche ich nach einem Vokabular, mit dem
ich die Geschichte musikalisch erzählen kann.
Dann versuche ich, herauszufinden, in welche
Richtung sich die Songs bewegen sollen. Jeder
Song soll im Idealfall die Geschichte voran-
bringen und dazu ein spezifisches Vokabular
nutzen. Danach suche ich nach Möglichkeiten,
jeden Song zu einem unterhaltsamen Moment
zu machen. Im Idealfall arbeite ich mit jeman-
dem zusammen, mit dem ich meine Ideen dis-
kutieren kann. Wenn bereits Dialoge bestehen,
kann man diese nutzen, um in den Song ein-
zusteigen. Stehen noch keine Dialoge fest, ver-
suche ich selbst, einen Einstieg zu finden. Auch
die Charaktere und das, was man bereits über sie
weiß, sind wichtig, um die Eigenart des Songs
festzulegen. Ebenso wichtig ist das Tempo.
Wenn ich all dies herausgefunden habe, beginne
ich damit, auf meinem Piano zu spielen. Manch-
mal hilft es dabei, wenn man schon einen Titel
im Kopf hat. Feedback ist auch immer wichtig.
Das Interview führte Sandy Kolbuch
Alan Menken
Der amerikanische Komponist Alan Menken (*22. Juli
1949) gewann bereits acht Oscars für seine Songs zu
den Disney-Filmen »Arielle, die Meerjungfrau«, »Die
Schöne und das Biest«, »Aladdin« und »Pocahontas«.
Darüber hinaus erhielt er weitere Nominierungen für
seine musikalische Gestaltung der Filme »Der kleine
Horrorladen«, »Der Glöckner von Notre Dame«, »Her-
cules« und »Verwünscht«. Im Musicalbereich ist Men-
ken sowohl für die Bühnenversionen der Disney-Filme
als auch für die Versionen von »King David«, »Sister
Act« und »Newsies« bekannt. Für das Realfilm-Musical
»Die Schöne und das Biest« lieferte er erneut die Songs,
die er mit neuen Kompositionen ergänzte. Für den Zei-
chentrickfilm »Aladdin«, der 1992 in die Kinos kam,
schrieb Menken den Score, den er für die gleichnamige
Realverfilmung überarbeitete und ergänzte.
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

Mit »Aladdin« kam ich schon als Baby in
Berührung Mena Massoud über seine Rolle als Aladdin
blickpunkt musical: Sie sind in Ägypten geboren
und in Kanada aufgewachsen.
Mena Massoud: Ja, das stimmt. Ich bin in Kairo
geboren. Mit dreieinhalb Jahren bin ich mit mei-
ner Familie nach Toronto gezogen. Mit dem Film
»Aladdin« kam ich schon als Baby in Ägypten in
Berührung, weil meine Schwestern ihn immer
wieder gesehen haben. Bewusst wahrgenommen
habe ich den Film erst in Toronto, weil wir ihn
dort immer zusammen angesehen haben.
blimu: Wie haben Ihre Schwestern reagiert, als
sie hörten, dass Sie Aladdin verkörpern werden?
MM: Sie waren sehr glücklich darüber. Wir
haben eine sehr enge Verbindung zu dem
Zeichentrickfilm. Es ist einer der wenigen Filme,
mit denen ich aufwuchs, der unsere Kultur und
unser Aussehen präsentiert.
blimu: Wie populär ist in Ägypten die Geschich-
te von Aladdin im arabischen Kontext?
MM: Die Geschichte kennt jeder. Meine El-
tern kennen die Erzählung, die nichts mit dem
Zeichentrickfilm zu tun hat. Sie haben diese
immer wieder erzählt. Es gibt so viele ver-
schiedene Variationen der Geschichte. Wenn man
die Originalversion aus »Tausendundeine Nacht«
liest, existiert die Figur des Jafar beispielsweise
nicht. Es gibt einen dunklen Magier, der eine
Rolle spielt, aber er ist doch ganz anders als Jafar.
blimu: Wie kam es dazu, dass Sie die Titelrolle
bekommen haben?
MM: Als Kind hatte ich den Film sehr oft ge-
sehen und so bewarb ich mich sofort, als ich von
der Audition für den Film erfuhr. Nachdem ich
über vier Monate nichts gehört hatte, war ich
enttäuscht, weil ich davon ausging, dass jemand
anderes die Rolle bekommen hatte. Dann erfuhr
ich aber, dass ich noch im Rennen bin, und auf
einmal ging alles sehr schnell. Ich flog ein paar-
mal nach London und traf mich am Set mit dem
Regisseur Guy Ritchie zu weiteren Auditions.
Und dann wurde mir die Rolle zugesagt.
blimu: Welches ist Ihre Lieblingsszene aus dem
Zeichentrickfilm?
MM: Ich denke, das ist die Szene zu ›Friend Like
Me‹. Wenn Genie das erste Mal aus der Lampe
kommt und diesen Song – mit der Stimme von
Robin Williams – performt, ist das ein groß-
artiger Moment, der mich dazu inspiriert hat,
Schauspieler zu werden.
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Vis-à-Vis
© Disney / Folioscope / Hanna Boussouar
blimu: Können Sie sich mit Aladdin identi-
fizieren?
MM: Ja, absolut, weil seine Reise der meinen
sehr ähnlich ist. Als ich auf der Highschool war,
unterschied ich mich von den anderen Schülern.
Ich aß zuhause anderes Essen als sie, ich sprach
mit meinen Eltern eine andere Sprache, die
ihnen fremd war. Ich wurde von meinem Um-
feld immer beäugt. Aladdin, der die Einwohner
von Agrabah bestiehlt, ist eine Art Außenseiter,
was ich nachvollziehen kann. Ich war immer
sehr schüchtern, wenn es darum ging, Mädchen
anzusprechen. Das haben wir also gemeinsam.
(lacht)
blimu: Wann wussten Sie, dass Sie Schauspieler
werden wollen?
MM: Eigentlich schon sehr früh. Aber meine El-
tern brachten mir bei, dass dies nur ein Hobby
ist. Ich entschloss mich also dazu, Mathematiker
zu werden. Eines Tages saß ich in meiner Klasse
für Infinitesimalrechnung, der Dozent schrieb
Formeln an die Tafel und sprach über die Un-
endlichkeit – da wusste ich, dass ich dies nicht
für den Rest meines Lebens machen kann. Also
wechselte ich an die Theaterschule und nahm an
einer Audition teil. Pro Jahr werden nur dreißig
Schüler angenommen und ich sagte mir, wenn
ich einen Platz bekomme, dann ist dies ein Zei-
chen des Universums, dass ich es wirklich tun
muss. Und ich hatte Glück.
blimu: »Aladdin« ist der erste Film, bei dem Sie
gleichzeitig singen, tanzen und schauspielern.
Was war für Sie die größte Herausforderung?
ü 73
MM: Ja, für diesen Film musste ich mehr tun
als jemals zuvor. In der Theaterschule wurde ich
auch für vier Jahre im Musical unterrichtet. Ich
habe bereits verschiedene Genres gespielt, aber
ich musste mich noch nie auf solch ein Pensum
fokussieren wie bei dieser Rolle. Es ist eine Sache,
in einem Raum zu stehen und zu singen. Wenn
man aber verschiedene Dinge zur gleichen Zeit
miteinander kombinieren muss, wird es schwer.
Für die Tanzszene musste ich die Choreographie
sehr gründlich lernen. Im Film muss es aber
so aussehen, als ob ich nicht weiß, was ich tue,
und Genie mich lenkt. Choreographie-Assistent
Nicky Andersen hat mir sehr bei der Tanzszene
geholfen. Jamal Sims, der Chefchoreograph, hat
eng mit uns zusammengearbeitet. Ein Großteil
der Schritte stammen aber von Naomi (Scott)
und mir. Wir beide fanden es sehr wichtig, dass
die Figuren während des Tanzes eine echte Ver-
bindung zueinander aufbauen.
Das Interview führte Sandy Kolbuch
Mena Massoud
Darsteller Mena Massoud wurde in Kairo, Ägypten (*17.
September 1991) geboren und wuchs in Markham (On-
tario), Kanada, auf. Der Absolvent des renommierten
Theaterprogramms der Ryerson University hatte seinen
ersten Auftritt 2011 in einer Episode der TV-Serie »Niki-
ta«. Anschließend trat er in mehreren großen Film- und
Fernsehproduktionen auf, darunter »Combat Hospital«
(2011), »King« (2012), die Mystery-Drama-Fernsehserie
»Open Heart« sowie »Saving Hope«. Einem breiten Pu-
blikum wurde Massoud durch die Rolle des Tarek Kassar
in »Tom Clancy‘s Jack Ryan« (2018) bekannt. Bereits im
Juli 2017 wurde angekündigt, dass er die Titelrolle des
Aladdin in dem von Guy Ritchie inszenierten Live-Ac-
tion-Remake des Disneyklassikers von 1992 verkörpern
wird.

Vom schüchternen Arbeiterklavierwunder
zum »Rocketman«
Abb. oben:
Elton John (Taron Egerton) ist der
›Rocket Man‹ im Club Troubadour
Foto: David Appleby
© 2018 Paramount Pictures
Rocketman
Paramount Pictures Germany
USA/GB 2019
Kinostart: 30. Mai 2019
FSK 12
Länge: 121 Minuten
Regie .......................... Dexter Fletcher
Drehbuch .............................. Lee Hall
Kamera .................. George Richmond
Filmschnitt .................... Chris Dickens
Filmmusik ............ Matthew Margeson
Arrangements &
Orchestrierung ................... Ben Foster
Music Supervision.................. Ian Neil
Choreographie .............. Adam Murray
Setdesign .......................... Judy Farr &
Kimberly Fahey
Produktionsdesign ..... Marcus Rowland &
Peter Francis
Kostüme .............................. Julian Day
Hair & Make-up ................... Elizabeth
Yianni-Georgiou
Special Effects .... Dafydd Meirion Owen
Sound ............................... John Hayes
Produzenten ..... Adam Bohling, David
Furnish, David Reid,
Matthew Vaughn
Ausführender Produzent ..... Elton John
Elton John ..................... Taron Egerton
Reggie Dwight (Kind).... Matthew Illesley
Reggie Dwight (Teenager)..... Kit Connor
Sheila Eileen, seine
Mutter ............... Bryce Dallas Howard
Stanley, sein Vater .... Steven Mackintosh
Ivy, seine Großmutter ..... Gemma Jones
Fred, Freund der Mutter .... Tom Bennett
Ray Williams .................. Charlie Rowe
Bernie Taupin, Songtexter .... Jamie Bell
John Reid, sein Freund ............ Richard
Madden
Renate. Blauel .... Celinde Schoenmaker
Dick James ............... Stephen Graham
und viele mehr
74
Film & Fernsehen
S eit mehr als 40 Jahren begeistert der britische Sänger,
Komponist und Pianist Sir Elton John mit seiner
einzigartigen Stimme und seinen eigenwilligen Kon-
zerten. Nicht zuletzt durch die Songs, die er für die Mu-
sicals »Aida«, »The Lion King«, »Billy Elliot« und »Les-
tat« schrieb, wird er weltweit gefeiert. Dexter Fletcher,
der im vergangenen Jahr mit »Bohemian Rhapsody«
das Leben von Musiker-Legende Freddie Mercury
auf die Leinwand brachte, widmet sich jetzt mit der
meisterhaften Filmbiographie »Rocketman« dem un-
glaublichen Leben des exzentrischen Musikers, der von
Königin Elisabeth II. als Commander in den »Order
of the British Empire« aufgenommen und als Knight
Bachelor in den britischen Adelsstand erhoben wurde.
In einem roten Federkleid und mit einer Teufels-
kappe auf dem Kopf erscheint Elton John (Taron Eger-
ton) aufgebracht bei einer Therapierunde, in der er all
seine schlechten Eigenschaften offenlegt. Die Probleme
seiner Sucht liegen in der Vergangenheit. Die Stand-
Up-Musicalnummer ›The Bitch Is Back‹ transportiert
die Geschichte in die 1950er Jahre, wo der kleine
Reginald (Reggie) Kenneth Dwight (Matthew Illesley)
fröhlich mit den Nachbarn auf der Straße tanzt, bis ihn
seine entnervte Mutter Sheila (Bryce Dallas Howard)
ins Haus ruft. Dort hofft er, die Leidenschaft für die
Musik mit seinem Vater Stanley (Steven Mackintosh)
teilen zu können. Dieser verweigert ihm jedoch jeg-
liche Nähe, was den Jungen schmerzt (›I Want Love‹).
Nur seine Großmutter Ivy (Gemma Jones) erkennt
sein Talent und fördert es mit Liebe und Zuspruch.
Mit elf Jahren beginnt Reggie Dwight ein Studium
an der Londoner Royal Academy of Music. Nachdem
sein Vater ohne ein Wort des Abschieds die Familie
verlassen hat, findet Reggie im Studium der Musik
Ruhe und Kraft. Die Beziehung seiner Mutter zu Fred
(Tom Bennett), dem Inhaber einer Musikbar, erweist
sich für Reggie (nun Kit Connor) als Segen, da er nun
auch durch sie erstmals Unterstützung erfährt und in
der Bar auftreten darf. Fred teilt mit dem Teenager die
Leidenschaft für die Musik von Elvis Presley, die den
Rock‘n‘Roll in sein Leben bringt.
1965 schließt Reggie die Schule ab und feiert mit
Gleichaltrigen das Leben: ›Saturday Night‘s Alright
For Fighting‹, bevor er mit Studienkollegen die Band
»Bluesology« gründet. Bald wird er der Band über-
drüssig und will alleine durchstarten. Auf der Suche
nach einem Manager stößt er auf das neugegründete
Plattenlabel »Liberty Records«, bei dem ihn Ray Wil-
liams (Charlie Rowe) 1967 mit dem Songtexter Bernie
Taupin (Jamie Bell) bekanntmacht, der einen fähigen
Komponisten sucht. Die Männer schwimmen auf einer
Wellenlänge. Gemeinsam schreiben sie Songs, während
eine innige Freundschaft entsteht. Nach ihrem ersten
gemeinsamen Hit ›Border Song‹ bringen sie die Alben
»Honky Château« und »Goodbye Yellow Brick Road«
heraus, die in den Charts platziert werden. Bernie ak-
zeptiert Reggies Homosexualität, bleibt aber nur ein
enger Freund, auch wenn Reggie sich mehr wünschen
würde. Ihre enge, freundschaftliche Beziehung wird
durch ›Your Song‹, der erste gemeinsame Top-Ten-Hit
in Großbritannien und den USA, symbolisiert.
Mit seinem Auftritt in dem amerikanischen Club
Troubadour (›Crocodile Rock‹) erspielt Elton John
sich und seinem Freund positive Kritiken, die den
Erfolg fördern. Mit nur 23 Jahren gelingt Reggie, der
seinen Namen in Elton John geändert hat, der große
Durchbruch. Privat scheint er sein Glück mit John
Reid (Richard Madden) gefunden zu haben, der ihn
als Lebenspartner und Manager unterstützt. Konzerte
in großen Hallen folgen. Zwei Jahre später ist Elton
John Multimilliardär und am Ende seiner Kräfte. Der
Erfolg droht, ihm über den Kopf zu wachsen. Als er
sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennt, besinnt er
sich seiner Wurzeln und will sich mit seinem Vater aus-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

söhnen. Doch dieser schenkt seine Liebe seinen zwei
kleinen Söhnen, die er von Hollywood und somit von
ihrem großen Halbbruder fernhalten will. Als Elton
John seiner Mutter seine Homosexualität beichtet,
reagiert sie distanziert. Einen Streit mit der Plattenfirma
und die Entfremdung von John Reid versucht er, durch
Drogen und Alkohol zu vergessen. Die Folgen einer
Überdosis führen ihn kurzzeitig zur Besinnung (›Take
Me to the Pilot‹), bevor die Exzesse erneut zu seinem
Lebensinhalt werden. Aufnahmeleiterin Renate Blauel
(Celinde Schoenmaker) erkennt seine gebrochene Seele
und weiß, sie zu heilen. Elton John fühlt sich mit ihr
verbunden, doch ihre Ehe scheitert nach kurzer Zeit:
›Sorry Seems to Be the Hardest Word‹. Erneuter Stress
und privater Ärger zwingen den gefeierten Star in die
Knie. Nach einem Herzinfarkt ist er dazu gezwungen,
sich seinen Problemen und Süchten zu stellen. Die
Aufarbeitung der Vergangenheit ist eine Wohltat für
den geschundenen Sänger, der mit Hilfe seines besten
Freundes Bernie einen erneuten Zugang zur Musik fin-
det. Gestärkt und mit einem neuen Lebensplan kehrt
Elton John auf die Bühne zurück: ›I‘m Still Standing‹.
Elton John hat Matthew Vaughn, mit dem er sich
während seiner Zusammenarbeit an »Kingsman: The
Golden Circle« angefreundet hat, die Verfilmung sei-
nes Lebens anvertraut. Drehbuchautor Lee Hall fasst
die Höhen und Tiefen von Elton Johns Karrierebeginn
zu einer epischen Musikodyssee voller Spannung und
Unterhaltung zusammen. Untermalt mit neuen Ver-
sionen der größten Hits der Ikone, erstreckt sich die
Geschichte von der frühen Kindheit des Sängers, über
die problematische Jugend bis hin zu seinem Absturz.
Der Film zeigt mit aller Konsequenz die Kehrseite des
Ruhms: anhand von Musicalsequenzen, Tonstudio-
aufnahmen, Konzertmitschnitten und privaten Ein-
blicken. »Rocketman« nimmt den Zuschauer mit auf
eine Reise durch das Leben des Stars, gespickt mit all
den bekannten Songs, die in Konzertszenen live per-
blickpunkt musical
ü 03/19, Mai – Juli 2019
Film & Fernsehen
formt werden, in emotionalen Momenten als innere Abb. unten von oben links:
Stimme zur Verdeutlichung dienen oder als Score 1. Elton John (Taron Egerton) fühlt
den Hintergrund bilden. Taron Egerton, den Elton sich zu John Reid (Richard Madden)
hingezogen, der ihm eine große
John ebenfalls bei den Dreharbeiten zu »Kingsman:
Karriere verspricht
The Golden Circle« kennenlernte, tritt in dessen 2. Elton John (Taron Egerton) nimmt
Fußstapfen und verkörpert die wichtigsten und prä- ›Your Song‹ auf
gendsten Lebensmomente mit Bravour. Egerton spielt 3. Elton John (Taron Egerton) und
nicht nur Elton John, sondern lebt die Rolle regel- seine Freunde: ›Saturday Night‘s
Alright (For Fighting)‹
recht – nicht zuletzt durch die Performance der Songs,
4. Elton John (Taron Egerton) im
die er mit der Genehmigung von Elton John neu ein- Showkostüm
gesungen hat! In den Kostümen von Julian Day, die Fotos (1., 3., 4.,): Gavin Bond
der Originalgarderobe von Elton John nachempfunden © 2018 Paramount Pictures
Foto (2.): David Appleby
sind, präsentiert sich Egerton als exzentrische Stil- © 2018 Paramount Pictures
ikone, aber auch als gebrochener Mann, dessen Leben
von Drogen und Alkohol bestimmt ist. Mit pointierter
Mimik und Gestik gelingt es ihm, Elton John in einem
Moment als euphorische Frohnatur zu präsentieren
und im nächsten Moment dessen gesamten Schmerz
auf die Leinwand zu bringen, was den Zuschauer für
ihn einnimmt. Neben dem beeindruckenden Schau-
spiel glänzt Egerton mit seiner stimmgewaltigen Per-
formance, bei der hohe und tiefe Töne akkurat sitzen
und für Gänsehautmomente sorgen. Der Darsteller
macht sich die bekannten Songs zu eigen und haucht
ihnen zugleich neues Leben ein.
Der Abspann des Films wird von dem Musikvideo
zu ›I‘m Still Standing‹ gekrönt, das die Macher mit
Egerton als detailgenaue Kopie des Originals von 1983
nachgedreht haben. Zudem werden den Zuschauern
Bilder aus dem Archiv von Elton John präsentiert,
die die Ähnlichkeit zu den Darstellern der Filmrollen
einprägsam präsentieren. Wer sich bis zu diesem Film
nie mit dem musikalischen Werk von Elton John aus-
einandergesetzt hat, wird es spätestens nach diesem
Film tun, der im kommenden Jahr mehr als nur einen
Oscar verdient hätte.
Sandy Kolbuch
75

Neues aus Europa
zusammengestellt von der Redaktion
»Les Misérables«, das Original, im Januar
2020 in Zürich
Die englischsprachige UK- & Irland-Tour des
Musicals von Claude-Michel Schönberg &
Alain Boublil macht vom 21. Januar bis 23.
Februar Station im Theater 11 in Zürich. In
der Produktion von Cameron Mackintosh in
einer Inszenierung von James Powell spielen die
Hauptrollen: Killian Donnelly (Jean Valjean),
Nic Greenshields (Javert), Katie Hall (Fantine),
Martin Ball (Thénardier), Sophie-Louise Dann
(Mme Thénardier), Harry Apps (Marius), Tegan
Bannister (Éponine), Will Richardson (Enjol-
ras) und Bronwen Hanson (Cosette). Nament-
liche Rollen spielen auch Mary-Jean Caldwell
(Factory Girl), Jordan Simon Pollard (Factory
Foreman / Lesgles), Lee Ormsby (Bamatabois /
Claquesous), Brian James Leys (Bishop of
Digne / Brujon), Ruben Van Keer (Grantaire),
Michael Burgen (Babet), Helen Aylott (Old
Woman), Jamie Birkett (Madame), Keoni
Blockx (Prouvaire), Zac Hamilton (Courfeyrac),
Teleri Hughes (Wig Maker), Leo Miles (Mont-
parnasse), Shane O‘Riordan (Feuilly), Aaron
Pryce-Lewis (Combeferre) auf der Bühne. In
weiteren Rollen sind Joseph Anthony, Nicho-
las Carter, Danny Colligan, Nicholas Corre,
Megan Gardiner, Matt Harrop, Jessie Hart,
Ruby Lyon, Corrine Priest, Janne Snellen und
Emma Warren zu sehen.
Niederländische Erstaufführung von
»Jeanne D‘Arc«
Seit 21 Jahren findet im Sommer im Buytenpark
Theater in Zoetermeer, Niederlande eine Open-
Air-Aufführung durch die Storytellers Foun-
dation statt. Im letzten Jahr zeigte das Theater
»The Pirate Queen«. Am 10. Juli feiert Maricel
Wölks aktuelles Musical (mit zusätzlicher Musik
von Thomas Lange) in einer niederländischen
Fassung von Sebastiaan Smits, der auch Regie
führt, seine szenische Freilicht-Erstaufführung.
Erzählt wird die Geschichte des Bauernmäd-
chens, das sich zum Anführer der französi-
schen Armee im Kampf gegen die Engländer
hocharbeitet. Jeanne gewinnt das Vertrauen
von König Charles VII. und erringt in Orleans
einen großen Sieg über die Engländer. Aber die
etablierten Mächte misstrauen Jeanne und glau-
ben nicht an ihre Mission. Irgendwann wird sie
Opfer von Betrug und Täuschung am Hof und
der Hexerei beschuldigt.
76
Musicals in Europa
Musikalische Leiterin ist Monique van Gils, die
Arrangements erstellten Thomas Dorsch sowie
Timo Pronk. Joseph Lamain verantwortet das
Bühnenbild und Miny Kleiterp sowie Gerna
Smits die Kostüme. Die Choreographie kre-
ieren Bregje van Beek und Mandy Teunissen,
die Kampf-Choreographie Remi van Etteger.
Es spielt ein 16-köpfiges Orchester unter dem
Dirigat von Emile Chappin.
Alternierend spielen der rote und der blaue Cast,
einige Rollen sind nur einmal besetzt. In den
Hauptrollen sind zu sehen: Merle van der Steen /
Iris Langenberg (Jeanne D‘Arc) und Kenneth
Fens / Nick Dijkstra (Jean de Metz), Wessel
von Stuijvenberg (Dauphin / Koning Charles),
Renate Sonneveld / Solveig van Wijngaarden
(Yolande von Anjou), Milan van Weelden (Her-
tog van Bedford), Kevin van der Leeuw (Le Tre-
mouille), Peter Huizing (Philipp III. van Bour-
gondie), Mitchell van Rijn (La Hire) und Patrick
Bruijstens (Bischop Pierre Chauchon).
»Anastasia« im niederländischen
Scheveningen
Nach Spanien und Deutschland wird das Musi-
cal von Stephen Flaherty (Musik), Lynn Ahrens
(Liedtexte) und Terrence McNally (Buch) nach
dem Animationsfilm von 1997 seine nieder-
ländische Erstaufführung im AFAS Circus-
theater Scheveningen feiern.
Tessa Sunniva van Tol (Titelrolle von »The
Little Mermaid« in den Niederlanden, Jane in
»Tarzan« in Deutschland) verkörpert Anja, die
Milan van Waardenburg als Dimitri mit Judith Caspari als Anja in
der deutschsprachigen Erstaufführung von »Anastasia« in Stuttgart
Foto: Johan Persson
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
junge Frau auf der Suche nach ihrer Vergangen-
heit und ihrem Platz im Leben. Milan van
Waardenburg (Dimitri in »Anastasia« in Stutt-
gart, Quasimodo in »Der Glöckner von Notre
Dame«) spielt den Betrüger, der mit Anja das
große Geld machen möchte, aber Gefühle für
sie entwickelt. René van Knooten (zuletzt Che
in »Evita«, Hauptrollen in »Aida«, »Die Schöne
und das Biest«, »Les Misérables«) übernimmt
die Rolle des Gleb, der verhindern will und
soll, dass Anastasia wieder auf der Bühne des
Lebens erscheint. Sein Vater gehörte zu denen,
die die Zarenfamilie Romanov hinrichteten.
Die Rolle der Zarenmutter Maria Feodorovna,
die eine Belohnung für das Finden ihrer En-
kelin ausgesetzt hat, spielt Gerrie van der Klei
(Hauptrollen in »42nd Street«, »La Cage aux
Folles«, »Annie«). Ellen Everswurde verkörpert
Lily, Gräfin und Zofe der Zarenmutter, die
eine alte Liebe mit Dimitris Spießgesellen Vlad
verbindet, der von Ad Knippels (Hauptrollen
in »Ciske de Rat«, »Mamma Mia!«, »The Full
Monty«) verkörpert wird.
Neben zahlreichen Songs aus der Filmvorlage,
die ebenfalls Stephen Flaherty und Lynn Ahrens
schrieben, wurden für die US-Uraufführung 15
weitere Songs komponiert. Nach der Spielzeit
am Broadway ist das Musical auf Tour durch die
USA und Kanada, es läuft erfolgreich in Spanien
und in Deutschland ist es in Stuttgart noch bis
Ende des Jahres zu sehen. Weitere Produktio-
nen, unter anderem in Korea, Japan, Mexiko,
Australien und Brasilien sind in Planung.

Spatz und Engel
»Edith Piaf und Marlene Dietrich – Das Musical« in der MAAG Halle in Zürich
S patz und Engel sind die Kosenamen von Edith Piaf
und Marlene Dietrich, die die beiden Sängerinnen
gegenseitig nutzten. Zudem ist »Spatz und Engel« der
Titel eines Musiktheaters mit den Songs von Edith
Piaf und Marlene Dietrich, für das Daniel Große Boy-
mann und Thomas Kahry die Dialoge erarbeiteten.
Das Schauspiel mit Musik erlebte am 17. September
2013 am Burgtheater in Wien seine Uraufführung und
wurde von TSW Musical, dem Produzenten der Walen-
see-Bühne, ab dem 30. Oktober 2015 einige Wochen
lang auf einer Tournee durch die Schweiz gespielt. Das
Stück wurde danach weiterentwickelt, um es nun unter
dem Titel »Edith Piaf und Marlene Dietrich – Das Mu-
sical« als Neuinszenierung vom 3. bis zum 7. April 2019
in der MAAG Halle in Zürich zu präsentieren.
Unter der einfühlsamen Regie von Stanislav Moša
zeigen Eveline Suter als Edith Piaf und Sylvia He-
cken-dorn als Marlene Dietrich in den episodenhaften
Schauspielszenen überzeugend die Höhen und Tiefen
in der Liebesbeziehung der beiden so gegensätzlichen
Diven. Marlene Dietrich, der »Blaue Engel«, ent-
stammt einer preußischen Offiziersfamilie. Edith Piaf,
der »Spatz von Paris«, wuchs auf den Straßen der fran-
zösischen Hauptstadt auf, wo sie als Straßensängerin
entdeckt wurde.
Eveline Suter und Sylvia Heckendorn interpretieren
gekonnt die zahlreichen bekannten Songs der Sänge-
rinnen. Dabei werden sie bestens von Gaudens Bieri
(Dirigent und Pianist), Mario von Holten (Drums),
Thomas Weber (Akkordeon), Michael Wyss (Tenor-
und Sopransaxophon, Querflöte) und André Pousaz
(Kontrabass) begleitet. Die Musiker sind auf der rech-
ten Bühnenseite zu sehen. Das spartanische, variable
Bühnenbild von Petr Hloušek besteht aus zwei großen
Schrankkoffern, Tisch, Stühlen, Bett. Je nach Szene
sind im Bühnenhintergrund Videoprojektionen zu
sehen, die die verschiedenen Handlungsorte (Theater-
saal, Hotelzimmer, Krankenhauspark) zeigen. Die ele-
ganten Kostüme von Andrea Kučerová erinnern an die
Bühnengarderobe der Diven.
In den zahlreichen Nebenrollen verkörpern Hans
Neblung, Vanessa Finja Rudolf, Adrian Burri und
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Europa
Eveline Bürgi glaubwürdig Liebhaber, Moderatoren
und Krankenschwestern von Edith Piaf und Marlene
Dietrich. Die Frauen lernen sich Ende der 1940er Jahre
Abb. oben:
1. Marlene Dietrich (Sylvia
Heckendorn, l.) kümmert sich
fürsorglich um die kranke
auf der Toilette eines Nachtclubs in New York kennen. Edith Piaf (Eveline Suter, r.)
Wobei Marlene Dietrich (Sylvia Heckendorn) die 2. Marlene Dietrich (Sylvia
unter starken Selbstzweifeln leidende Edith Piaf (Eveli- Heckendorn, r.) und Edith
ne Suter) während eines Spaziergangs durch New York Piaf (Eveline Suter, l.) lernen sich
tröstet (›Wenn die beste Freundin‹). Rasch kommen sich in New York kennen
Fotos (2): Antonin Kratochvil
die Frauen näher. Die kühle, sehr disziplinierte Mar-
lene Dietrich unterstützt die labile, leidenschaftliche,
spontane Edith Piaf bei ihrer Karriere in Amerika.
Später umsorgt Marlene Dietrich fürsorglich auch die
alkoholkranke Edith Piaf, die nach dem Tod ihres
Lebenspartners, Boxweltmeister Marcel Cerdan, völlig
den Lebensmut zu verlieren droht.
›Mon dieu‹ widmet Edith Piaf eben diesem Marcel
Cerdan, der bei einem Flugzeugabsturz stirbt. Am Un-
glückstag tritt die gebrochene Edith Piaf trotzdem auf:
Eveline Suter lässt mit großer Stimme und Intensität die
tiefe Trauer der Edith Piaf im Theatersaal spürbar wer-
den. Jahre später heiratet Edith Piaf den Sänger Jacques
Pills. Marlene Dietrich ist Trauzeugin. Aus Dank
schenkt Edith Piaf ihr das Lied ›La Vie en Rose‹. Doch
dann erscheint Edith Piaf auf Grund ihrer Drogen-
exzesse nicht zu den Proben für ein gemeinsames Kon- Edith Piaf und Marlene
zert, bezeichnet ihre deutsche Freundin im Alkohol- Dietrich – Das Musical
rausch als »Führer«. Enttäuscht wendet sich Marlene Diverse / Daniel Große Boymann/
Dietrich daraufhin von der Freundin ab. Nachdem Thomas Kahry / David Winterberg
Songs in Originalsprache
sie jedoch zufällig aus der Presse erfahren muss, dass
Edith Piaf wegen ihrer Drogensucht im Krankenhaus TSW Musical
MAAG Halle Zürich
liegt, reist sie zu ihr. Die Frauen versöhnen sich. Edith Premiere: 3. April 2019
Piaf stirbt mit nur 47 Jahren am 11. Oktober 1963,
Regie ........................... Stanislav Moša
Marlene Dietrich überlebt die Freundin um viele Jahre, Musikalische Leitung .... Gaudens Bieri
bis sie mit 91 Jahren 1992 in Paris stirbt. Bühnenbild ..................... Petr Hloušek
Die aufschlussreiche Neuinszenierung des Musicals Kostüme ................... Andrea Kučerová
Maske ................... Sandra Wartenberg
erinnert nicht nur an die großartigen Lieder der be- Lichtdesign ................... David Kachlir
rühmten Chanteusen, wie zum Beispiel ›Sag mir wo die Sounddesign .............. Radek Odehnal
Blumen sind‹, ›Milord‹, ›Non, je ne regrette rien‹, sondern Edith Piaf ........................ Eveline Suter
weckt ebenso den Wunsch, sich intensiver mit dem Leben Marlene Dietrich .... Sylvia Heckendorn
und Werk der Künstlerinnen auseinanderzusetzen. In weiteren Rollen:
Eveline Bürgi, Adrian Burri,
Hans Neblung, Vanessa Finja Rudolf
Martina Friedrich
ü 77

Der letzte Erbe der Frankensteins
Schweizer Erstaufführung von »Young Frankenstein« in Zürich
Abb. oben:
Frau Blücher (Anikó Donáth, l.),
Inga (Isabelle Flachsmann, 2.v.l.),
Igor (Fabio Romano, r.) beobachten
wie Dr. Frederick Frankenstein
(Flavio Dal Molin, 2.v.r) das Monster
(Eric Hättenschwiler, liegend) zum
Leben erweckt
Foto: Christian Knecht, vasistas.ch
Young Frankenstein
Mel Brooks / Thomas Meehan
Deutsch von Frank Thannhäuser &
Iris Schumacher
Co-Produktion von
Just4Fun Entertainment und
Theater am Hechtplatz Zürich
Schweizer Erstauf.: 4. Mai 2019
Regie ...................... Dominik Flaschka
Musikalische Leitung &
Arrangements .............. Sonja Füchslin
Choreographie ............. Jonathan Huor
Bühnenbild &
Lichtdesign ....... Simon Schmidmeister
Kostüme ........................... Björn Bugiel
Maske ................... Sandra Wartenberg
Videos .... Julia Morf, Christian Knecht,
Markus Ludstock
Sounddesign .................. Mathias Kilga
Dr. Frederick
Frankenstein ............. Flavio Dal Molin
Das Monster / Victor von
Frankenstein u. a. .... Eric Hättenschwiler
Inga u. a. ............. Isabelle Flachsmann
Frau Blücher ................. Anikó Donáth
Elisabeth Benning ........... Martina Lory
Igor .............................. Fabio Romano
Ziggy /
Graf Dracula u. a. .... Gregor Altenburger
Inspektor Kemp u. a. ..... Reto Mosimann
Dorfbewohner, Studenten, Tänzer u. a.:
Lavdrim Dzemailji, Kimi Fiebig, Tobias
Gerber, Dijana Vidovic / Marisa Jüni
78
Musicals in Europa
M
el Brooks‘ Musical »Young Frankenstein« ist
eine Horrorfilmparodie. Doch bevor das Musi-
cal unter der Regie der US-Amerikanerin Susan Stro-
man am 8. November 2007 im Hilton Theatre in New
York uraufgeführt wurde, kam 1974 die gleichnamige
Filmparodie von Mel Brooks in die Kinos. Mel Brooks
ist ein US-amerikanischer Komiker, Schauspieler,
Theaterproduzent, Drehbuchautor und Regisseur.
Gemeinsam mit Thomas Meehan verfasste er die Bü-
cher für die Musicals »Young Frankenstein« und »The
Producers«. Für beide Musicals komponierte Mel
Brooks die Musik und erarbeitete die Songtexte. An der
Oper Halle war am 18. Mai 2013 die deutschsprachige
Erstaufführung des Musicals »Young Frankenstein«
in der Adaption von Frank Thannhäuser und Iris
Schumacher zu sehen. Die Schweizer Erstaufführung
fand am 27. April 2019 unter der Regie von Dominik
Flaschka im Theater am Hechtplatz in Zürich statt.
Beim Betreten des Theatersaals werden die Zu-
schauer durch eine Videoprojektion auf dem Bühnen-
vorhang auf den Handlungsort des Musicals ein-
gestimmt. Von lautem Donnergrollen begleitet,
schlagen Blitze in den Turm einer düsteren Burg ein.
Diese Burg steht in einem transsylvanischen Dorf, in
dem die Bewohner feierlich Victor von Frankenstein
beerdigen. Die Menschen freuen sich über den Tod
des letzten Familienmitglieds derer von Franken-
stein, da damit die Ära der Monster, die Victor von
Frankenstein kreierte, beendet ist. Diese Monster
ängstigten die Dorfbewohner und verletzten auch den
Inspektor gefährlich. Daraufhin wurde er in Adlis-
wil in der Schweiz operiert, wo der Enkel Victors von
Frankenstein lebt. An der Universität in Zürich wollen
die Studenten von dem erfolgreichen Neurobiologen
Dr. Frederick Frankenstein wissen, ob er mit Victor
von Frankenstein verwandt ist, der aus Leichenteilen
Monster erschaffen hat. Energisch distanziert sich
Frederick Frankenstein von den Forschungen seines
Großvaters.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Trotzdem reist er nach Transsylvanien, um die Erb-
schaftsangelegenheiten des Verstorbenen zu regeln.
Flavio Dal Molin überzeugt in der Rolle des lebens-
fremden, ehrgeizigen Wissenschaftlers Frederick
Frankenstein. In Rumänien wird er auf dem Bahnhof
von einem Buckligen im schwarzen Zwergenumhang,
der sich als Igor vorstellt, begrüßt. Der unangenehme
Igor (Fabio Romano), der seinen Buckel mal auf der
rechten oder linken Seite trägt, erinnert an Koukol aus
dem Film und der Musicalproduktion »Der Tanz der
Vampire« von Roman Polanski. In Mel Brooks‘ Mu-
sical finden sich viele Anspielungen auf Horrorfilme
über Dracula oder den Schwarz-Weiß-Film »Franken-
stein« aus dem Jahr 1931. Auch das Bühnenbild von
Simon Schmidmeister bezieht sich in der Gestaltung
des Labors von Victor von Frankenstein auf diesen
Film. Zugleich gelingt es durch die Videoprojektionen
von Julia Morf, Christian Knecht und Markus Lud-
stock, Tiefe auf der kleinen Bühne im Theater am
Hechtplatz zu erzeugen und schnelle Szenenwechsel in
der pointenreichen Komödie zu ermöglichen. Die ele-
ganten und originellen Kostüme hat Björn Bugiel ent-
worfen. Vor der Bühne findet die Band ihren Platz. Die
Musiker begleiten unter der musikalischen Leitung der
Pianistin Sonja Füchslin hervorragend die Darsteller.
Mit viel komödiantischem Können gestalten diese die
oft schrägen, klischeehaften Figuren sowie die zwei-
deutigen Dialoge und Songtexte mit ihren sexuellen
Anspielungen. Auf der rasanten Fahrt im Heuwagen
wird Frederick Frankenstein von der dümmlichen,
blonden Inga (Isabelle Flachsmann) im Dirndl durch
eindeutige Posen in Verlegenheit gebracht. Im Schloss
stellt sich die strenge Haushälterin Frau Blücher
(Anikó Donáth) den Gästen vor. Jeder Auftritt von
Frau Blücher wird von Pferdewiehern begleitet. Zu sei-
nem Erstaunen entdeckt der junge Frankenstein in der
Bibliothek des Großvaters die Bücher »Papa Moll« und
»Heidi«. Dominik Flaschka baut in seiner Inszenierung
viele Bezüge zur Schweiz ein, lässt Frederick und seine
 Musicals in Europa

Braut Elisabeth Benning miteinander Schweizer-
deutsch reden, verteilt Seitenhiebe auf nationale und
internationale Politiker sowie aktuelle Lifestyletrends.
In den eindrücklichen Choreographien von Jona-
than Huor lassen sich ab und an Bezüge zum Musical
»Der Tanz der Vampire« entdecken. Wenn in der Biblio-
thek des Schlosses Frederick in einem Alptraum seine
Ahnen erscheinen, erinnert diese Tanzszene an ›Ewig-
keit‹. Hier mahnt in dieser Traumszene der Geist Vic-
tors von Frankenstein seinen Enkel, dem Ruf des Blutes
zu folgen. Daraufhin entdeckt dieser im Geheimlabor
des Schlosses Victors Aufzeichnungen über seine erfolg-
reichen Versuche, totem Gewebe Leben einzuhauchen.
Sofort beginnt der Nachwuchs, mit Hilfe von Frau
Blücher, Igor und Inga, die Erschaffung eines Mons-
ters. Doch beim Besorgen des Gehirns passiert Igor ein
Missgeschick. Mit viel Slapstick organisiert Igor statt
des bestellten Hirns eines Wissenschaftlers das Hirn
eines nicht so klugen Mannes, wie sich erst nach der
Erweckung des Monsters herausstellt. Die schwer-
fällige Kreatur (Eric Hättenschwiler) würgt seinen Er-
schaffer und kann nur mit Mühe besänftigt werden.
Zugleich ahnen die besorgten Dorfbewohner, dass auf
dem Schloss ein neues Monster erschaffen wird, wel-
ches Frau Blücher frei lässt, da sie an den gutmütigen
Charakter der Kreatur glaubt. Trotzdem verjagen die
verängstigten Dorfbewohner das Monster im turbulen-
ten Finale des 1. Aktes. Ebenso temporeich startet der
zweite Akt, indem alle das verschreckte Monster jagen.
Im Labor verführt Inga Frederick Frankenstein mit
den Worten »Spül mal dein Hirn ins Klo«. Wobei die
Verliebten nur knapp der Entdeckung durch Elisabeth
(Martina Lory), Fredericks egozentrischer, schriller
Verlobten, entgehen.
In der Hütte eines Eremiten finden Inga und
Frederick das Monster. Sie sperren es im Schlosskeller
ein, wo Frederick das Ungeheuer mit dem Ziel unter-
richtet, einen Mann von Kultur aus ihm zu machen.
Den Erfolg des Unterrichts präsentiert Frederick im
Theater. Dabei lässt er das Monster vorsichtig drei
Schritte vorwärtslaufen. In einem glanzvollen Auftritt
mit dem Ensemble beweist das Monster sein Talent
in Stepptanz. Diese großartige Showszene bildet den
Höhepunkt des zweiten Aktes.
Ein Kurzschluss erschreckt das Monster. Auf seiner
Flucht nimmt er Elisabeth mit, die sich im Wald von
ihm verführen lässt. Ein Feuerwerk über dem Versteck
der Liebenden verrät viel. Igor entdeckt die Verliebten
im Wald und nötigt das Monster, nach Hause zurück-
zukehren. Im Labor will Frederick mit einer eigenen
Erfindung seine eigene Intelligenz in das Gehirn des
Monsters transferieren. Während des Vorgangs stür-
men die Dorfbewohner das Labor, nehmen Frederick
gefangen, da sie glauben, er sei schuld am angeblichen
Tod von Elisabeth. Unter dem Galgen bekennt sich
Frederick zum Erbe der Familie von Frankenstein,
worauf er gehängt wird. Zeitgleich ist das Monster im
Labor erwacht und eilt zum Richtplatz. Die Kreatur
hat sich in einen kultivierten Menschen verwandelt.
Auf Grund der transferierten medizinischen Kennt-
nisse kann er seinen Schöpfer wieder zum Leben
erwecken.
Das Musical lebt von den unverhofften Wendun-
gen, von Slapstick, ausgehend von dem frechen Sprach-
witz. Die packende Inszenierung von Dominik Flasch-
ka wird vom Publikum begeistert aufgenommen.
Trotz Klamauk verweist »Young Frankenstein« auf
die aktuelle Forschung in der Humangenetik: Trans-
plantationsmedizin bis zur Entwicklung humanoider
Roboter.
Martina Friedrich
Abb. unten von oben links:
1. Inga (Isabelle Flachsmann, l.),
Frau Blücher (Anikó Donáth, 2.v.l.)
und Dr. Frederick Frankenstein (Fla-
vio Dal Molin, r.) staunen über die
ersten Schritte des Monsters (Eric
Hättenschwiler, 2.v.r.)
2. Das Monster (Eric Hättenschwiler, l.)
erschreckt die Dorfbewohner
(Lavdrim Dzemailj) und Igor (Fabio
Romano, r.)
3. (v.l.): Tänzerin (Marisa Jüni), Frau
Blücher (Anikó Donáth), Dr. Frede-
rick Frankenstein (Flavio Dal Molin),
das Monster (Eric Hättenschwiler),
Inga (Isabelle Flachsmann), Tänzer
(Lavdrim Dzemailji) und Tänzerin
(Kimi Fiebig) beim Auftritt im Theater
in Transsylvanien
4. Inga (Isabelle Flachsmann, l.) und
Igor (Fabio Romano, r.) beobachten
den Intelligenztransfer zwischen
dem Monster (Eric Hättenschwiler,
2.v.l.) und Dr. Frederick Franken-
stein (Flavio Dal Molin, 2.v.r.)
Fotos (4): Christian Knecht, vasistas.ch

blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019 ü 79


Die Folgen eines Bergsturzes
Uraufführung von »Das Resort« am Konzert Theater Bern
Abb. oben:
Ha (Grazia Pergoletti, 3.v.r.) erläutert
Andy (Gabriel Schneider, r.), Karl
(Bernhard Schneider, 2.v.r.), Sebastian
(Nico Delpy, 4.v.r.), Charda (Floren-
tine Krafft, 5.v.r.), John C. (Stefano
Wenk, 2.v.l.), Frau Merther (Irina
Wrona ,l.) das Forschungsprojekt
Foto: Annette Boutellier
Das Resort – Ein Singspiel
über das tragische Ende
der Selbstoptimierung
Elia Rediger / Jürg Halter
Konzert Theater Bern
Vidmar 1
Uraufführung: 4. April 2019
Regie ............................. Antje Schupp
Musikalische Leitung ......... Ken Mallor
Bühnenbild ................ Christoph Rufer
Kostüme ..................... Diana Ammann
Licht .............................. Rolf Lehmann
Video .... Jonas Mettler & Michael Ryffel
Sebastian, Concierge ........ Nico Delpy
John C., CEO eines
Weltkonzerns ................ Stefano Wenk
Andy, Künstler ....... Gabriel Schneider
Charda, Psychologin und
Politikwissensch. ........ Florentine Krafft
Karl, Arbeitsloser ..... Bernhard Schneider
Mustafa, Küchenhilfe ........ Luka Dimic
Frau Merther, Vorstandsmitglied
eines Technologie-
Unternehmens ................. Irina Wrona
Ha, chinesischer Integrations-
Wissenschaftler ........ Grazia Pergoletti
80
Musicals in Europa
A
m 4. April 2019 wurde »Das Resort – Ein Sing-
spiel über das tragische Ende der Selbstoptimie-
rung« am Konzert Theater Bern uraufgeführt. Der
Berner Schriftsteller, Musiker, Performancekünstler
Jürg Halter und der Musiker und Komponist Elia Re-
diger arbeiten für dieses Stück erstmalig zusammen.
Jürg Halter thematisiert in den phrasenhaften Dia-
logen und Songtexten Klimawandel, Neofaschismus
sowie aktuelle Trends, wie zum Beispiel Vegetarismus.
In der eingängigen Komposition vereint Elia Rediger
Elemente der elektronischen Musik, Pop, Rap, orien-
talische Volksmusik und Jazz. Ein Ohrwurm fehlt.
Diese Musik wird von neun Instrumentalisten des
Fortschritts-Orchesters – Fióna-Aileen Kraege (Violi-
ne), Matteo Burci (Kontrabass), Gábor Horváth (Kla-
rinette, Flöte), Norihito Nishinomura (Fagott sowie
das Otamatone, ein japanischer Musik-Synthesizer
in Form einer Achtelnote), Milko Raspanti (Trom-
pete), Stanley Clark (Posaune, Tuba), Mihaela Despa
(Marimba, Perkussion), Nicolas Stocker (Schlagzeug,
Drumcomputer), Luk Zimmermann (Gitarre) – unter
der musikalischen Leitung von Ken Mallor an Piano
und Synthesizer präsentiert. Die hervorragenden Mu-
siker sitzen auf der rechten Hälfte der kleinen Schau-
spielbühne hinter einem weißen Bartresen, der von
einer dunkelgrauen Figur des Atlas, der eine goldene
Weltkugel trägt, flankiert wird. Die linke Bühnenhälf-
te wird von einer Wendeltreppe dominiert, deren Form
der Doppelhelix einer DNA gleicht. Christoph Rufer
entwarf das eindrückliche Bühnenbild.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
»Man gewöhnt sich an alles.« Mit diesem Slogan
begrüßt der androgyne Sebastian (Nico Delpy), der als
Concierge in dem Luxusresort »Fortschritt« mit inte-
grierter Entzugsklinik arbeitet, die Zuschauer. Zugleich
stellt er die Gäste und das Personal der Klinik vor: zu-
nächst John C. (Stefano Wenk), 45-jähriger CEO eines
Weltkonzerns, der sich heimlich in der Klinik von seiner
Kokain- und Sexsucht kurieren möchte. Der 30-jährige
Künstler Andy (Gabriel Schneider) hat ein Reisestipen-
dium erhalten, um über ein kapitalismuskritisches Pro-
jekt zu schreiben. Die schlafmittelabhängige Psycho-
login und Politikwissenschaftlerin Charda (Florentine
Krafft) und der alkoholkranke, arbeitslose Lagerist Karl
(Bernhard Schneider) erhoffen sich ebenfalls Heilung.
Als Küchenhilfe arbeitet der radikalisierte Mustafa
(Luka Dimic) im Resort. Er ist aus Algerien geflohen,
hat die Lehre abgebrochen. Die grün-liberale Feminis-
tin Frau Merther (Irina Wrona) aus Berlin-Kreuzberg
ist Vorstandsmitglied eines Technologieunternehmens.
Sie ist offen für Erbgutwissenschaft, wünscht sich ein
Kind mittels einer Samenspende und hält sich mit Yoga
fit. Die Leiterin des Resorts ist die eine Maske tragende,
roboterhaft wirkende, chinesische Integrationswissen-
schaftlerin Ha (Grazia Pergoletti).
Durch einen gewaltigen Bergsturz werden die Gäste
und das Personal in den Schweizer Alpen von der Welt
abgeschnitten, sodass eine isolierte Situation in der
Art von Thomas Manns »Der Zauberberg« entsteht.
Zudem funktioniert das Internet nicht. Geschockt
versuchen die Gäste vergebens, mit ihren Smartphones

den Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Stattdessen
erläutert der agile Sebastian, der sich später als Klon
outet, dem Theaterpublikum in seinem Song, dass er
im Weltuntergang einen alternativen Neuanfang sieht.
Zudem sei der Mensch ein Auslaufmodell. Zeitgleich
kann das Publikum auf einer Projektionswand, die
hinter dem Orchester steht, Videoprojektionen von
Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Hochwasser se-
hen. Doch das fehlende Internet hat auch seine po-
sitive Seite. Plötzlich kommen Charda und Andy ins
Gespräch. Wobei Andy Charda im Song erklärt, dass
er als Künstler mit dem Geld von Stiftungen um die
Welt reist, damit er später in seinen Texten Kritik am
reichen Mann üben kann. Charda erläutert in ihrem
Lied, dass sie von Selbstzweifeln geplagt wird, sich
haltlos fühlt. Dagegen findet CEO Karl: »Zahlen sind
meine Romantik, Gewinn ist mein Kick.«
Im geheimen Labor nutzt Ha die Patientendaten für
die Forschung, da sie auf der Suche nach dem ewigen
Menschen ist, nach dem vollkommenen Gen, das sich
selbst reproduziert. Dies hat sie im Blut eines Kindes
gefunden, welches in den Alpen im Eis liegt. Ha offen-
bart den staunenden Gästen, dass der unvollkomme-
ne Mensch bald Geschichte sein wird. So fühlt man
sich entfernt an Dürrenmatts »Die Physiker« erinnert.
Am Ende des ersten Aktes äußert Frau Merther ihren
dringenden Wunsch nach einem Kind. Zudem will sie
als Feministin unabhängig von den Männern leben.
Diese braucht sie nur für die Samenspende, weil sich
ganz ohne Mann ihr Kinderwunsch nicht erfüllen
kann. An dieser Stelle sei erwähnt, dass für Frauen in
Ländern mit sehr guten Betreuungsmöglichkeiten für
blickpunkt musical 03/19, Mai
ü – Juli 2019
Musicals in Europa
Kinder im Vorschulalter, Ganztagsschulen die beruf- Abb. unten von oben links:
liche Selbstverwirklichung trotz Familie und eigenen 1. Sebastian (Nico Delpy, r.) betreut
Kindern selbstverständlich ist. Zudem entlastet die Frau Merther (Irina Wrona, l.)
2. (v.l.): Frau Merther (Irina Wrona),
finanzielle Unabhängigkeit der Frauen die Männer in
Charda (Florentine Krafft), Ha (Gra-
ihrer Rolle als Familienernährer. zia Pergoletti), Mustafa (Luka Dimic)
Zu Beginn des zweiten Aktes planen John C. und erleben den zweiten Bergsturz
Ha, einen neuen Menschen zu erschaffen. Dabei finan- 3. Ha (Grazia Pergoletti) auf dem
ziert der faschistoide John C. das Forschungsprojekt Weg ins Forschungslabor
4. Frau Merther (Irina Wrona, r.)
von Ha. Da Ha durch den Bergsturz keine neuen Ver-
offenbart John C. (Stefano Wenk,
suchsratten ordern kann, will sie die Gäste für die Ver- l.) und Ha (Grazia Pergoletti, Mitte)
suche opfern. Doch ehe es so weit kommt, wünscht ihren Kinderwunsch
sich Frau Merther ein Kind von John C. Fotos (4): Annette Boutellier
Charda flieht mit Andy aus dem Resort, da die
Verliebten eine gemeinsame Zukunft planen. In den
Bergen stürzt Andy ab, die trauernde Charda kehrt ins
Resort zurück. Im Finale des zweiten Aktes zerstört ein
zweiter Bergsturz das Resort, tötet alle Gäste sowie das
Personal und vernichtet das Genlabor.
Unter der ideenreichen Regie von Antje Schlupp
versuchen die Schauspielerinnen und Schauspieler mit
intensivem Spiel und großem Können, den plakativen
Figuren etwas Charakter einzuhauchen. Dabei geben
die Songs etwas von ihrem Inneren preis, bringen aber
nicht die Geschichte voran. Zudem geben die durch
Jürg Halter klischeehaft angelegten Personen dem
Publikum keine Möglichkeit der Identifikation. Die
Frage, weshalb die Figuren süchtig wurden, bleibt un-
geklärt. Außerdem ist es respektlos, Suchtkranke, die
tatsächlich ärztliche Hilfe benötigen, der Lächerlich-
keit preiszugeben, wie es in diesem Stück geschieht.
Martina Friedrich
81

Bizarre Dschungelwelt
Uraufführung von »Livre de la Jungle – Jungle Book« in Luxemburg
Abb. oben von links:
1. Mowgli (Yuming Hey) lebt gerne
mit den Tieren des Dschungels
2. Tiger Schir Khan (Roberto Jean)
und Elefant Hathi (Aurore Deon)
Foto: Lucie Jansch
Le Livre de la Jungle –
Jungle Book
»CocoRosie«
Songs in englischer Sprache
Dialoge in französischer Sprache
Production Théâtre de la Ville Paris
zusammen mit Les Théâtres de la
Ville de Luxembourg
Grand Théâtre de Luxembourg
Uraufführung: 26. April 2019
Regie, Ausstattung &
Lichtdesign .................. Robert Wilson
Musik. Leitung .... Douglas Wieselman
Kostüme ................... Jacques Reynaud
Sounddesign ...................... Nick Sagar
Make-up Design .......... Manu Halligan
Elefant Hathi .................. Aurore Deon
Tiger Schir Khan ............. Roberto Jean
Schakal Tabaqui / Eine Frau /
Schlange Kaa.................... Naïs El Fassi
Wolf Akela ............................ Gaël Sall
Wölfin Rakscha .............. Nancy Nkusi
Pantherin Bagheera ......... Olga Mouak
Bär Balu ........ François Pain-Douzenel
Ein Affe / Ein Jäger ................... Jo Moss
Menschenjunge Mowgli .... Yuming Hey
82
Musicals in Europa
A ls das von Robert Wilson inszenierte Musical »The
Black Rider« 1997 in Luxemburg gespielt wurde,
kamen viele Zuschauer nach der Pause nicht wieder.
Wilson galt damals schon als Regisseur mit innovati-
ven Ideen, ein Image, das ihm bis heute anhängt. Nur
hat er seinen Stil im Wesentlichen nicht verändert. Er
kehrte dreimal nach Luxemburg zurück mit eigenen
Inszenierungen für das Große Theater der Stadt Lu-
xemburg: »Two Lips and Dancers and Space« (2004),
»Oh les beaux jours« (2008) und dieses Jahr mit »Le
Livre de la Jungle – Jungle Book«, das zusammen mit
dem Théâtre de la Ville Paris produziert wurde. Wil-
sons Stück wurde im Vorfeld nicht als neues Musical
des Klassikers von Rudyard Kipling präsentiert, gehört
aber in diese Kategorie. Die instrumentale Musik und
die englischen Lieder stammen von dem Komponistin-
nen- und Sängerinnen-Duo »CocoRosie«, das aus den
Schwestern Sierra und Bianca Casady besteht. Beide
haben bereits mit Wilson gearbeitet und »Peter Pan«
(2013, Berlin), »Pushkin‘s Fairy Tales« (2015, Moskau)
und »Edda« (2017, Oslo) kreiert.
Der Schriftzug »Jungle« wird auf den Vorhang pro-
jiziert, ehe Elefant Hathi (Aurore Deon), eine Frau
in einem weißen Kleid und mit großen angeklebten
Ohren, den Kopf herausstreckt und den ›Captivity
Song‹ singt. Zu ›Hide and Seek‹ werden die Protago-
nisten der Show vorgestellt: Tiger Schir Khan (Ro-
berto Jean), Schakal Tabaqui (Naïs El Fassi), Wolf
Akela (Gaël Sall), Wölfin Rakscha (Nancy Nkusi),
Pantherin Bagheera (Olga Mouak), Bär Balu (François
Pain-Douzenel), ein Affe (Jo Moss) und der in Rot ge-
kleidete Menschenjunge Mowgli (Yuming Hey). Letz-
terer stimmt das Lied ›The Forest Is Alive‹ an, ehe Balu
in einem karierten Kostüm sich als ›Treehugger/Tier-
schützer‹ ausgibt.
Hathi erzählt die Geschichte auf Französisch, aber
auf seine Worte folgt nicht deren visuelle Umsetzung,
sondern lose zusammenhängende Szenen: Der »kleine
Mann« wird von Schir Khan beansprucht. Bei ›I Love
Everything About You‹ himmeln Akela und Rakscha
einander an, ehe der Klan der Wölfe den Jungen unter
seinen Schutz stellt. Bagheera erzählt, dass sie in Ge-
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
fangenschaft bei den Menschen geboren wurde und
das Zeichen des Halsbandes trägt (›Mother Where
Did You Go?‹). Nach etwa elf Jahren ist aus Mow-
gli ein Jugendlicher geworden (›You Ain‘t Got Shit
on Me‹). Es folgt sein melodiöses Lied ›Heart of the
Jungle‘s Sake‹, ehe er erstmals eine Frau (Naïs El Fassi)
und einen Jäger (Jo Moss) sieht. Mowgli bleibt aber im
Dschungel, wo er in einen Kampf mit Schir Khan ver-
wickelt wird und diesen tötet. Danach verlässt er den
Wald und fährt übers Meer. Doch er kehrt in den Ur-
wald zurück und trifft kurz auf die Schlange Kaa (von
Naïs El Fassi animiert) mit dem ›Snake Rap‹. Mowgli
muss sich als Fast-Erwachsener zwischen der Welt der
Menschen und dem Dschungel entscheiden. Er sieht
sich als ›King of the Jungle‹ und sein Entschluss steht
damit fest. Zum Finale singen alle vom ›Law of the
Jungle‹.
Wer sich hier eine innovative Fassung des
Dschungelbuchs erwartet, wird ebenso enttäuscht sein
wie jene, die ihre Kinder mit ins Theater nahmen in der
Hoffnung, Disney-Flair mit nach Hause zu nehmen.
Die spärliche Ausstattung, von Wilson selbst kreiert,
besteht aus alten TV-Schirmen, die aufgestapelt den
Hügel des Wolfsclans darstellen. Ein Telefonmast und
ein Schild mit der Aufschrift »Dead End« zeigt den
Raum der Menschen an.
Die einzelnen Protagonisten stolzieren zu der Musik
mit roboterähnlichen Bewegungen über die Bühne
oder fuchteln nur mit den Armen herum. Man wird
den Eindruck nicht los, dass Wilson seit Jahren immer
dasselbe auf der Bühne zeigt, was alles andere als in-
novativ oder originell ist. Außerdem hat er vermieden,
die Geschichte mit visuellen Mitteln zu erzählen, und
so muss man Hathi genau zuhören.
Einige Lieder wie ›Law of the Jungle‹, ›Heart of the
Jungle‘s Sake‹ und ›Hide and Seek‹ finden Gefallen.
Andere Songs klingen diffus oder ganz einfach kit-
schig. Stimmlich überzeugt das ganze Ensemble, ohne
dass ein Darsteller oder eine Darstellerin irgendwie
heraussticht.
Christian Spielmann

Spielsüchtige und die Heilsarmee
»Guys and Dolls« erstmals in Paris
M it »Guys and Dolls« hat Direktor Jean-Luc
Choplin binnen kurzer Zeit die dritte
Musical-Erstaufführung ins Théâtre Marigny geholt.
Stephen Mear inszenierte und choreographierte die
Show von 1950 ganz klassisch. Wieder wurde in engli-
scher Sprache gesungen (mit französischen Übertiteln).
Rahmen, die in verschiedenen Farben leuchten,
hängen über der Bühne und stellen die Skyline des
New York der 1930er Jahre dar. Die Darsteller tanzen
eine Choreographie zu ›Runyonland‹ – als Hommage
an den Autor Damon Runyon, auf dessen Geschichten
die Show basiert. Die Spieler Nicely-Nicely Johnson
(Joel Montague), Benny Southstreet (Matthew When-
nell-Clark) und Rusty Charlie (Jack North) stimmen
das Lied ›Fugue for Tinhorns / Fuge für Angeber‹ an.
Nathan Detroit (Christopher Howell) verdient sein
Geld mit illegalen Würfelspielen, sogenannten »Crap
Games«. Seit 14 Jahren ist er mit der Nachtklub-Sängerin
Adelaide (Ria Jones) verlobt. Diese Gesamt-
situation nervt Adelaide, hat sie ihrer Mutter doch be-
reits geschrieben, dass sie ein Paar sind und fünf Kin-
der haben. Um nicht ins Visier der Polizei zu geraten,
unter anderem von Lieutenant Brannigan (Ian Gareth
Jones), wechselt Nathan den Austragungsort der Spiele.
Er braucht 1000 Dollar als Kaution, um eine Garage
zu mieten. So geht er spontan eine Wette mit Sky Mas-
terson (Matthew Goodgame) ein. Er wettet, dass die-
ser es nicht fertigbringt, eine fremde Frau zu bewegen,
mit ihm nach Havanna zu fliegen. In diesem Moment
defiliert die Heilsarmee an ihnen vorbei, und Nathan
deutet auf Sarah Brown (Clare Halse) als seine Wahl.
Sky bringt mit all seinem Charme die ernsthafte Sarah
ins Wanken, zumal er ihr verspricht, zwölf reuige Sün-
der in ihre Mission zu bringen. Goodgame und Halse
singen in dieser Szene das herrliche ›I‘ll Know‹, und Sky
küsst Sarah, fängt sich aber eine Ohrfeige von ihr ein.
Im Nachtklub besingt Adelaide mit ›A Bushel and a
Peck‹ (Der Titel bezieht sich auf den Ausdruck »I love
you bushel and a peck«, was übersetzt »Ich liebe dich
maßlos« bedeutet) ihre Liebe zu Nathan, der sich vor
der Hochzeit drückt. Als General Cartwright (Rachel
Izen), die Leiterin der Heilsarmee, droht, die Mission
zu schließen, willigt Sarah in die Reise nach Kuba ein.
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in Europa
Hier geht sie unter dem Einfluss von Rum aus sich he-
raus. Sky und Sarah verlieben sich (›I‘ve Never Been in
Love Before‹) und er gesteht ihr, wie es zu seiner Bitte
kam. Als Nathan die Abwesenheit von Sarah bei der
Heilsarmee bemerkt, nutzt er die Missionsstation für
ein Glücksspiel, zu dem sich noch Big Jule (Gavin Wil-
kinson) und Harry the Horse (Ross McLaren) gesellen.
Als Sky mit Sarah heimkehrt und sie mitten in eine
Polizeirazzia geraten, glaubt Sarah, dass Sky sie nur
nach Kuba gelockt hat, um die Mission als neue Spiel-
stätte zu etablieren, und wendet sich von ihm ab.
Sky ist wütend auf Nathan und hofft, dass alle
Spieler ihn in die Mission begleiten werden. Doch
er muss in einem Kanalisationsschacht um ihre Teil-
nahme würfeln: sein ›Luck Be a Lady‹ ist der Evergreen
des Musicals. Sarah und Cartwright staunen nicht
schlecht, als Sky mit seinen Kumpanen auftaucht.
Joel Montague singt den Ohrwurm ›Sit Down, You‘re
Rockin‘ the Boat‹, mit dem Nicely-Nicely erklärt, wes-
halb er seine Sünden bereut. Nathan erzählt davon, wie
er seine Wette verloren hat, und Sarah erkennt, dass Sky
sie wirklich liebt. Endlich willigt Nathan in die Hoch-
zeit mit Adelaide ein. Sky trägt die Uniform der Heils-
armee, als Nathan seiner Adelaide in der Missions-
station das Jawort gibt.
Regisseur Mear beließ das Musical samt Tanz-
szenen im Stil der 1950er Jahre. Das Bühnenbild (Peter
McKintosh) besteht lediglich aus den Rahmen, dem
Eingang zur Mission und in der Würfelszene aus ein
paar dicken Kanalisationsrohren. McKintoshs Kostü-
me sind den 1930er Jahren angepasst.
Die Lieder von Frank Loesser – ›The Oldest Esta-
blished‹, das Titellied ›Guys and Dolls‹, ›If I Were a
Bell‹, ›Marry the Man Today‹ und ›Sue Me‹ – klingen
immer noch wunderbar. Aus dem starken Ensemble
stechen Ria Jones (Adelaide) mit ihrer hohen und Clare
Halse (Sarah) mit ihrer glasklaren Stimme hervor.
Hervorragend singen und spielen Christopher Howell
(Nathan), Matthew Goodgame (Sky) und Joel Mon-
tague (Nicely-Nicely). Die Pariser Fassung von »Guys
and Dolls« zeigt sich als überragende Show.
Christian Spielmann
ü 83
Abb. oben von links:
1. Sarah (Clare Halse) und Sky
Masterson (Matthew Goodgame)
2. Adelaide (Ria Jones, Mitte) und
die Tänzerinnen des Hot-Box-Clubs
in Hühner-Kostümen
3. Die Spieler (v.l.): Benny Souths-
treet (Matthew Whennell-Clark),
Nathan Detroit (Christopher
Howell) und Nicely-Nicely
Johnson (Joel Montague)
Foto: Julien Benhamou
Guys and Dolls
Frank Loesser / Abe Burrows /
Jo Swerling
In englischer Sprache mit
französischen Übertiteln
Théâtre Marigny Paris
Französische Erstaufführung:
13. März 2019
Regie & Choreographie .... Stephen Mear
Musik. Leitung ............ James McKeon
Ausstattung ............... Peter McKintosh
Licht ................................ Tim Mitchell
Sky Masterson .... Matthew Goodgame
Sarah Brown ..................... Clare Halse
Nathan Detroit ..... Christopher Howell
Adelaide .............................. Ria Jones
Nicely-Nicely Johnson .... Joel Montague
Benny Southstreet / Joey ....... Matthew
Whennell-Clark
Rusty Charlie ..................... Jack North
Lieutenant Brannigan ......... Ian Gareth
Jones
Big Jule ..................... Gavin Wilkinson
Harry the Horse ............ Ross McLaren
Arvide Abernathy ............ Barry James
General Cartwright .......... Rachel Izen
Agatha ..................... Delycia Belgrave
Calvin ............................ Brendan Cull
Liver Lips Louie ............. Adam Denma
Martha ................. Emily Goodenough
Margie ..................... Joanna Goodwin
Angie the Ox .......... Thomas-Lee Kidd
Mimi ............................... Bobbie Little
Jackson the Jock .......... Louis Mackrodt
Society Max ............. Robbie McMillan
Betsy ..................................... Jo Morris
Mabel ......... Alexandra Waite-Roberts

Neues aus den USA
zusammengestellt von Richard C. Norton
Z um Ende der Broadway-Saison 2018/19 wer-
fen wir einen Blick auf die nächste Saison.
Das Angebot an kommenden Shows ist durch
die begrenzte Verfügbarkeit von Veranstaltungs-
orten für die Musicals eingeschränkt.
Anwärter für den Broadway 2020
2020 wird Meredith Willsons »The Music
Man«, mit Hugh Jackman als Harold Hill und
Sutton Foster als Marian Paroo, an den Broad-
way zurückkehren. Produzent Scott Rudin hat
einen Großteil des Kreativteams, das kürzlich
bei seiner Wiederaufnahme von »Hello, Dolly!«
mitgewirkt hat, erneut vereint. Dazu gehören
Regisseur Jerry Zaks, Choreograph Warren
Carlyle, Bühnen- und Kostümbildner Santo
Loquasto sowie Jonathan Tunick (neue Or-
chestrierungen). Die Previews finden ab dem 9.
September statt, eröffnet wird das Stück am 22.
Oktober 2020 in einem Shubert-House, welches
noch genannt werden wird.
Beginnend mit den regionalen Theatern, stellen
wir Anwärter für den Broadway vor:
Das neue Musical »Chasing Rainbows: The
Road to Oz« zeichnet das frühe Leben von
Frances Gumm, besser bekannt als Judy Gar-
land, die als Dorothy im MGM-Film »The Wi-
zard of Oz« zur Legende wurde, nach. Neue
Tryouts finden vom 26. September bis 27. Ok-
tober 2019 im Papermill Playhouse in Milburn,
New Jersey statt. Das Musical wurde bereits
2016 im Goodspeed-Opernhaus in East Had-
dam, Connecticut uraufgeführt (vgl. blimu
06/2016). Buchautor Marc Acito greift auf be-
stehende Songs aus dem Musikkatalog von EMI /
Feist Robbins zurück und gesellt sich zu den
Newcomern David Libby (Musikarrangements)
und Tina Marie Casamento (Originalkonzept).
Denis Jones zeichnet für Regie und Choreo-
graphie verantwortlich.
»The Flamingo Kid« (Buch und Liedtexte von
Robert L. Freedman, Musik von Scott Frankel
[»Grey Gardens«]) wird unter der Leitung von
Darko Tresnjak die Saison an der Hartford
Stage eröffnen. Basierend auf dem Film von
1984, folgt das Stück den Abenteuern von Jeff-
rey, einem 18-jährigen Jungen, der im Sommer
1963 im privaten Strandclub El Flamingo eine
ganz neue Welt entdeckt. Tresnjak und Freed-
man arbeiteten bereits gemeinsam an »A Gentle-
man‘s Guide to Love and Murder«, welches 2012
Weltpremiere an der Hartford Stage feierte und
2014 den Tony Award für das »Beste Musical«
erhielt. Zum Cast gehören Marc Kudisch, Liz
Larsen, Lesli Margherita, Adam Heller und der
unbekannte Jimmy Brewer als junger Held.
Anstatt der für den 26. September 2018 an-
gekündigten US-Uraufführung von »Unmasked«
ü 84
Musicals in den USA
Die Cast von »Chasing Rainbows: The Road to Oz« in East Haddam 2016
Foto: Diane Sobolewski
von Andrew Lloyd Webber, unter der Leitung Sag Harbor NY, haben die Autoren das Werk
von John Doyle, fand am 29. November 2018 überarbeitet und einen ungewöhnlichen Schritt
ein öffentlicher Workshop im Londoner The unternommen: Vor einer weiteren Produktion
Other Palace in Großbritannien statt. Vom 30. bringen sie bei Ghostlight Records eine mit Stars
Januar bis 1. März 2020 wird das Stück ins New gespickte Studio Cast Aufnahme mit Kate Bald-
Jerseys Papermill Playhouse, unter der Leitung win, Gavin Creel und Ashley Park heraus.
von Laurence Connor, zurückkehren.
Für das Frühjahr (28. Mai bis 28. Juni 2020)
hat Papermill mit »The Wanderer« ein weiteres
Jukebox-Musical von Charles Messina (Buch)
angekündigt, welches von der Musik von Dion
DiMucci inspiriert ist. Die Regie übernimmt
Kenneth Ferrone.
»Paradise Square« ist ein weiterer Anwärter.
Das ambitionierte, neue Musical, das von den
Liedern von Stephen Foster inspiriert wurde,
spielt Mitte des 19. Jahrhunderts im Five
Points-Viertel (ein Armenviertel im Süden von
Manhattan, New York City, das zwischen ca.
1820 und 1885 bestand, Anm. d. Red.), wo Afro-
amerikaner und Irisch-Amerikaner auf engstem
Raum lebten. Bereits vor dem Tryout im Winter Zu dem neuen Musical »Swept Away« in-
2019 im Berkeley Repertory vor den Toren von spirierte »The Avett Brothers« (Folk-Rock-Song-
San Francisco war die Rede von einer Laufzeit writer) das eigene Werk und insbesondere ihr
in New York. Drei Librettisten (Craig Lucas, 2004 erschienenes Album »Mignonette«. Die
Marcus Gardley, Larry Kirwan), drei Choreo- Uraufführung findet im Juni 2020 im Berkeley
graphen (einschließlich Bill T. Jones) und Moisés Repertory unter der Leitung von Michael Mayer
Kaufmans Regie führten zur Kritik an einem (»Green Day‘s American Idiot«, »Spring Awake-
mangelnden Fokus. Der Produzent ist Garth ning«, »Hedwig and the Angry Inch«) statt. Für
Drabinsky (»Ragtime«). das Buch zeichnet John Logan (»Red«, »Moulin
»The Man in the Ceiling«, das neue Musical Rouge«) verantwortlich, der eine haarsträubende
von Jules Feiffer, basiert auf dessen eigenem Geistergeschichte verspricht.
Roman und enthält eine Partitur von Andrew Britney Spears ist der aktuelle Popstar, deren
Lippa (»The Addams Family«, »The Wild Party«). musikalischem Werk ein Broadway-Musical mit
Nach bisher gemischten Kritiken für die Pre- dem Titel »Once Upon a One More Time« ent-
miere im Mai 2017 im Bay Street Theatre in springt. Es geht um eine Gruppe von Märchen-
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

prinzessinnen – ein bunter Mix aus Schnee-
wittchen, Aschenputtel und der guten Fee –,
die Spears-Klassiker wie ›Oops I Did It Again‹,
›Lucky‹, ›Circus‹ und ›Toxic‹ zum Besten geben.
Unter der Regie von Kristin Hangii (»Rock of
Ages«) wird dieses Musical vom 29. Oktober
bis 1. Dezember 2019 im Nederlander Theatre
in Chicago uraufgeführt, bevor es im Früh-
jahr 2020 an den Broadway kommen soll. Das
Buch stammt von Jon Hartmere (»Bare: A Pop
Opera«).
Neues vom Off-Broadway
New Yorks Off-Broadway-Spielstätten spon-
sern weiterhin ehrgeizige neue Musicals. Das
Playwrights Horizons, das die Karriere von
William Finn (»In Trousers« und »March of
the Falsettos«) sowie Sondheims »Sunday in
the Park With George« gefördert hat, kün-
digt zwei neue Musicals an: »A Strange Loop«
(Musik, Buch und Liedtexte von Michael R.
Jackson) ist eine Inszenierung von Stephen
Brackett (»Be More Chill«). Das Musical, das
mit einer siebenköpfigen Besetzung auf die
Bühne kommt, handelt von dem Black-Queer
(Trans)-Musicalautor namens Usher, der seinen
Brotberuf hasst und ein Musical über einen
Black-Queer-Musicalautor namens Usher
schreibt, der seinen Brotberuf hasst und statt
dessen ein Musical usw. (Previews ab 24. Mai,
Premiere am 17. Juni, geplante Laufzeit bis 7.
Juli 2019).
Am 14. Februar 2020 zeigt das Playwrights Ho-
rizons die Uraufführung von »Unknown Sol-
dier« mit Musik und Liedtexten von Michael
Friedman sowie Buch und Liedtexten von Da-
niel Goldstein. Regie führt Trip Cullman. Es
geht um eine Frau, die während des Aufräumens
im Haus ihrer Großmutter das Foto eines un-
bekannten Soldaten findet. Eine Entdeckungs-
reise über drei Generationen hinweg wird durch
den Fund eingeläutet. Nach begeisterten Kriti-
ken im letzten Sommer beim Williamstown Fes-
tival in Massachusetts spielen Estelle Parsons,
Die Cast von »Octet«
Foto: Joan Marcus
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli
ü 2019
Musicals in den USA
Derek Klena, Jessica Phillips, David Greenspan
und Lauren Worsham.
Die Uraufführung von Dave Malloys (»Natasha,
Pierre and the Great Comet of 1812«) neuem
A-capella-Musical »Octet« wird unter der Regie
von Annie Tippe im Signature Theatre zu sehen
sein. Die Spielzeit geht vom 30. April bis 16.
Juni 2019.
Im Sommer startet »Lizzie – The Musical« mit
Shannon O‘Boyle als Lizzie, Eden Espinosa
(Emma) und Ciara Renée (Alice). Es erzählt die
ungeklärten Axt-Morde von Lizzie Borden an
ihrer Mutter und ihrem Stiefvater im 19. Jahr-
hundert. Das Stück vereint die Musik von Ste-
ven Cheslik-DeMeyer und Alan Stevens Hewitt,
die Liedtexte stammen von Cheslik-DeMeyer
und Tim Maner, welcher auch das Buch ge-
schrieben hat. Die Produktion wird von Victoria
Bussert mit Choreographie von Jaclyn Miller
am The Irene Diamond Stage des The Pershing
Square Signature Center inszeniert (Previews ab
19. Juli, Premiere am 5. August, geplante Spiel-
zeit bis 29. September 2019).
MCC Theatre zeigt die Uraufführung von »The
Wrong Man« mit Buch, Musik und Liedtexten
des Singer-Songwriter Ross Golan unter Regie
von Thomas Kail und mit musikalischer Leitung
sowie Gesangsarrangements und Orchestrie-
rungen von Alex Lacamoire (»Hamilton«). Die
Geschichte: Der falsche Mann trifft die falsche
Frau zur falschen Zeit am falschen Ort. In Reno,
Nevada, wird Duran für einen Mord angeklagt,
den er nicht begangen hat. Geplante Spielzeit ist
vom 18. September bis 27. Oktober 2019.
Das New York Shakespeare Festival Public
Theatre, mit dem unter anderem »Hamilton«,
»A Chorus Line« und »Hair« auf die Bühne
kamen, zeigt David Cale in seinem Ein-Perso-
nen-Musical »We Are Only Alive for a Short
Amount of Time«, begleitet von einem 6-köpfi-
gen Orchester. Die Show reflektiert Kindheits-
erinnerungen an das Erwachsenwerden. Bei
dieser musikalischen Erinnerung an Hoffnung,
Familie und Transzendenz führt Robert Falls
Regie (Geplante Spielzeit ist vom 13. Juni bis 14.
Juli 2019).
Disney Productions lädt die Öffentlichkeit vom
31. August bis 8. September 2019 im Delacorte
Theater im Central Park zur Entwicklung der
Produktion von »Hercules« ein.
Das CSC (Classic Stage Company)-Reper-
toire-Theater hat angekündigt, dass sein künst-
lerischer Leiter John Doyle im kommenden Juni
2020 in einem intimen Off-Broadway-Haus
in der East 13th Street eine Wiederaufnahme
von Stephen Sondheims und John Wedimans
»Assassins« inszenieren wird.
Die folgenden Stücke werden im American
Repertory Theatre in Cambridge, Massachu-
setts, spielen, wo Diane Paulus‘ »The Gershwins‘
Porgy and Bess«, »Pippin« und »Waitress« Urauf-
führung feierten:
»Six«, das Rockmusical über die Frauen von
Heinrichs VIII., macht nach seiner Urauf-
führung am Arts Theatre im West End einen
überraschenden Sprung in die USA. Das von
Toby Marlow und Lucy Moss unter Regie von
Moss und Jaime Armitage verfasste Stück spielt
vom 21. August bis 27. September 2019 im Loeb
Drama Centre, Cambridge, Massachusetts. Die
mehrfachen musikalischen Bearbeitungen des
Themas (Richard Rodgers & Sheldon Harnicks
in »Rex«, Leslie Bricusse in »Kings and Clowns«)
sind bisher meist gescheitert – mögen Toby,
Lucy und Jamie mehr Glück damit haben!
»Moby Dick«, dessen Geschichte auf Herman
Melvilles Klassiker basiert, wurde von Dave
Malloy adaptiert (Buch, Musik, Liedtexte, Or-
chestrierung) und wird unter Regie von Rachel
Chavkin vom 3. Dezember 2019 bis 12. Januar
2020 zu sehen sein.
Der Broadway-Musikklassiker »1776« von 1969
wird vom 22. Mai bis 28. Juni 2020 von Diane
Paulus wiederbelebt und inszeniert wird. Das
Buch stammt von Peter Stone, Musik und Lied-
texte von Sherman Edwards.
Musical auf der Leinwand
Warner Brothers hat die Rechte für die Ver-
filmung von Lin-Manuel Mirandas und Quiara
Alegría Hudes‘ »In the Heights« erworben.
Miranda selbst spielte anfangs am Broadway den
Inhaber einer Bodega in Washington Heights,
der zu Reichtum kommt und das Viertel ver-
lassen will. Doch der Abschied wird ihm von
seinen Freunden und den kulturellen Wurzeln
schwer gemacht. Im Film wird Anthony Ramos
die Rolle des Usnavi de la Vega übernehmen.
Das Musical gewann vier Tony Awards und be-
reitete Miranda den Weg für »Hamilton«.
dt. von Sandy Kolbuch
85

Auferstehung: »The Temptations«
»Ain‘t Too Proud: The Life And Times of The Temptations« am Broadway
Abb. oben:
David Ruffin (Ephraim Sykes, vorne
Mitte mit Ensemble) verlangt eine
Extrastellung in der Truppe
Foto: Matthew Murphy
Ain‘t Too Proud
»The Legendary Motown Catalog« /
Dominique Morisseau
Imperial Theatre New York
Broadway-Premiere: 21. März 2019
Direction ....................... Des McAnuff
Music Direction &
Arrangements ............ Kenny Seymour
Orchestrations .......... Harold Wheeler
Choreography ............... Sergio Trujillo
Fight Direction ................ Steve Rankin
Scenic Design ................... Robert Brill
Costume Design ........... Paul Tazewell
Hair & Wig
Design ................. Charles G. LaPointe
Lighting Design ........... Howell Binkley
Projection Design ........... Peter Nigrini
Sound Design ..... Steve Canyon Kennedy
Otis Williams ............... Derrick Baskin
Paul Williams ............. James Harkness
Melvin Franklin ....... Jawan M. Jackson
Eddie Kendricks .............. Jeremy Pope
David Ruffin ................. Ephraim Sykes
Dennis Edwards ............... Saint Aubyn
Lamont ........................ Shawn Bowers
Richard Street .... E. Clayton Cornelious
Johnnie Mae / Mary
Wilson ............ Taylor Symone Jackson
Berry Gordy ....................... Jahi Kearse
Al Bryant / Norman
Whitfield ............ Jarvis B. Manning Jr.
Shelly Berger ............... Joshua Morgan
Josephine ..................... Rashidra Scott
Mama Rose / Florence Ballard /
Tammi Terrell ................ Nasia Thomas
Smokey Robinson .... Christian Thompson
Diana Ross ....... Candice Marie Woods
86
Musicals in den USA
A in‘t Too Proud: The Life And Times of The Tempta-
tions«: Das sind zweieinhalb Stunden bester Unter-
haltung – eine aufregende Non-Stop-Fahrt voller R&B-
Popmusik, und das ist ein überschäumendes Fest für das
amerikanische Jukebox-Musical in ausgereifter Form.
Es ist das Beste seit »Jersey Boys«, das eine ganze Genera-
tion von Jukebox-Musicals nach sich zog. Passenderwei-
se ist auch bei »Ain‘t Too Proud« der Regisseur wieder
Des McAnuff, der schon 2005 die »Jersey Boys« zum
Erfolg (Tony und Olivier Awards) geführt hat. Nach ei-
nem erst kürzlich gelandeten Fehlschlag mit »Summer«,
dem Biographie-Musical über Donna Summer, meldet
er sich wieder zurück in der Riege der Top-Regisseure.
Die Geschichte der Gesangsband »The Tempta-
tions« – von 1960 bis heute – wird in der Art eines
Memory-Spieles durch den Gründer und einzigen
noch Lebenden des Original-Quintetts erzählt: Otis
Williams (der die Rechte für den Namen der Grup-
pe hält) wird losgelöst und unterkühlt von dem coo-
len Derrick Baskin gespielt. Williams beginnt mit der
Zeit, in der er im Zentrum von Detroit auf die schiefe
Bahn geraten war. Nach einer Gefängnisstrafe tut er
sich mit Melvin Franklin zusammen (gespielt vom
geschmeidigen Bariton Jawan M. Jackson). Vervoll-
ständigt wird das Quintett durch den egozentrischen
David Ruffin (Energiebündel Ephraim Sykes), den sen-
siblen Paul Williams (sexy Tenor James Harkness) und
den jungenhaften Eddie Kendricks (dargestellt vom
sanften, im Falsett singenden Jeremy Pope, der zuletzt
in »Choir Boy« zu sehen war).
Wahrheitsgetreu und geradlinig folgt die Geschichte
dem privaten und beruflichen Weg der »Temptations«
– Jobs in den Clubs von Detroit, der erste Vertrag bei
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Motown unter Barry Gordy (Jahi Kearse), Kämpfe mit
dem künstlerischen Management, Beziehungshöhen
und -tiefen (Hochzeiten / Seitensprünge / Scheidungen),
Suchtmittel-Missbrauch, berufliche Missgunst (spezi-
ell seitens der »The Supremes«), künstlerische Egos, der
Weg vom Black R&B bis in die Top 40, Rassismus und
Rassentrennung wie in den Südstaaten, der Erfolgs-
druck, das Auseinanderfallen und die nervenaufrei-
bende Wiedervereinigung der Gruppe.
So einiges davon klingt nach den üblichen Show-
biz-Geschichten. Doch genau das macht die leichte
Schärfe von Dominique Morisseaus Buch aus. Als
Autorin des dreiteiligen Zyklus‘ »The Detroit Projects«
kennt sie die dramatischen Umstände – weiß um die
Gebietsstreitigkeiten, Wohnungsnöte und um die dra-
matischen afroamerikanischen Erfahrungen –, aber
vernünftigerweise übertreibt sie ihre Darlegung nicht.
Sie stellt Williams‘ Erzählung in einen sozialen Kon-
text, der auch politische Ereignisse wie Martin Luther
Kings Ermordung und den Vietnam-Krieg nicht aus-
lässt. Wer dicht genug an der Bühne sitzt, kann in ei-
ner kurzen Szene, die in den 1960ern spielt, erkennen,
dass Melvin Franklins Mutter ein Exemplar von James
Baldwins »Go Tell It On the Mountain« umklammert.
Morisseau lässt Williams einfach seine Geschichte
erzählen, völlig sachlich, direkt an das Publikum ge-
richtet und vom Herzen kommend. Weder beschönigt
Morisseau etwas, noch verschleiert sie Gefühle. Sie
versucht nicht, aus der Geschichte von »The Tempta-
tions« mehr zu machen, als es wirklich war, denn in
»Ain‘t Too Proud« geht es vor allem um Gesang und
Tanz. Und wie! Gemeinsam mit dem Choreographen
Sergio Trujillo verwebt McAnuff Williams‘ Geschich-

ten nahtlos mit fast drei Dutzend Musiknummern
voller umwerfender Choreographien, die einfach nur
unterhaltsam sind. Die Songs, alle aus dem legendären
Motown-Katalog, sind keine Reproduktionen: Das
sind die Hits der afroamerikanischen Gesangsband,
die mit ihren umwerfenden, im Ohr hängen bleiben-
den Melodien zum Mitsingen verführt. Sie kommen in
neuer Orchestrierung für eine 18-köpfige Band daher,
und sind dabei so geschickt arrangiert, dass sie gleitend
von einer Szene zur nächsten überleiten.
Ebenso ist auch Trujillos Choreographie keine Kopie
der Tanzschritte, die »The Tempts« (wie sie sich gerne
selbst nennen) ebenso berühmt wie ihre Songs mach-
ten. Trujillo hat ihre Tanzschritte neu interpretiert, so-
dass die ihnen eigene Theatralität zu einem nicht enden
wollenden, überwältigenden Strom der coolsten und
geschmeidigsten Bewegungen wird, die zur Zeit am
Broadway zu sehen sind. Wenn man sich die originalen
»The Temptations« auf Youtube anschaut, wird man
schnell erkennen, dass jene nie so gut tanzen konnten
wie dieses Ensemble – aber das macht nichts. Die Cho-
reographien in »Ain‘t Too Proud« verdanken wir trotz-
dem den Original-Tanzschritten der »Temptations«,
und zugleich sind sie eine Hommage an die Auftritt-
stradition schwarzer Künstler, wie sie diese Formation
gemeinsam mit anderen afroamerikanischen Künst-
lern hervorgebracht haben. Michael Jackson hat nicht
alle Tanzschritte selbst erfunden.
Besonders bemerkenswert ist es, dass die Darstel-
ler nicht nur als Gruppe brillieren, sondern zusätzlich
jeder Einzelne seine Rolle mit individuellen Bewegun-
gen und eigenem Gesangsstil interpretiert. Jede Dar-
bietung des Quintetts, ebenso wie auch die »neuen«
Bandmitglieder, die nach dem Ausscheiden eines
blickpunkt musical 03/19,
ü Mai – Juli 2019
Musicals in den USA
Gründungsmitgliedes hinzu kamen, wird mit ganz
eigener Persönlichkeit gefüllt.
Alle berühmten, harmonischen »The Temptations«-
Songs sind dabei: Von ›Ain‘t Too Proud to Beg‹ (1966),
mit dem die Show beginnt, bis zu ›My Girl‹ (1964),
›Get Ready‹ (1966), ›I Wish It Would Rain‹ (1967),
›Cloud Nine‹ (1969) und ›Ball of Confusion (That‘s
What the World Is Today)‹ (1970). Schlauerweise sind
die Titel nicht chronologisch eingebaut, sondern glei-
ten mehr oder weniger themenbezogen in Williams‘
Erzählungen hinein, ebenso geschmeidig wie die nie-
mals endende Fußarbeit. Jede Nummer wird perfekt
dargeboten, wobei zwei Titel besonders herausragen:
Einerseits ›Papa Was a Rollin‘ Stone‹, bei dem der Kir-
chenchor der »Tempts« auf hippen Großstadt-Funk
trifft, andererseits das gefühlvolle ›Just My Imagination
(Running Away With Me)‹, mit dem Jeremy Pope in
der Rolle des Eddie Kendricks die beste jemals gehörte
Interpretation dieses berühmten Songs abliefert.
Ein Großteil der Handlung spielt auf einer Konzert-
bühne, sodass das Bühnenbild (Robert Brill) nur mit
minimalistischen Requisiten einen Konferenzraum
oder das Aufnahmestudio andeutet. Eine Drehbühne
in der Mitte trägt das Ensemble von Szene zu Szene.
Das Kostümdesign (Paul Tazewell) ist bewusst einfach
gehalten – im allgemeinen zeitgemäß, aber doch in
gedämpften Farben und gemäßigtem Stil.
In »Ain‘t Too Proud« dreht sich, wie Williams erklärt,
alles um die Auftritte der führenden Band in der Ge-
schichte der R&B-Musik«. In »Ain‘t Too Proud« hört die
Musik niemals auf. Und auch der Tanz nicht.
Von Dan Dwyer
dt. von Beate Luszeit
Abb. unten von oben links:
1. Die legendären »The Tempta-
tions« (v.l.): David Ruffin (Ephraim
Sykes), Melvin Franklin (Jawan M.
Jackson), Eddie Kendricks (Jeremy
Pope), Otis Williams (Derrick
Baskin) und Paul Williams (James
Harkness)
2. Eddie Kendricks (Jeremy Pope,
Mitte l.) mit Diana Ross (Candice
Marie Woods, Mitte r.) und Kollegen
gemeinsam bei der Aufnahme der
»The Motortown Revue« 1963
3. Treffen auf »The Supremes« mit
(Mitte v.l.): Florence Ballard (Nasia
Thomas), Mary Wilson (Taylor
Symone Jackson), Diana Ross (Can-
dice Marie Woods)
4. »The Tempations« (v.l.): Otis
Williams (Derrick Baskin), Eddie
Kendricks (Jeremy Pope), Melvin
Franklin (Jawan M. Jackson), David
Ruffin (Ephraim Sykes) und Paul
Williams (James Harkness) sind Teil
der berühmten »The Motortown
Revue«-Konzert-Tournee
Fotos (4): Matthew Murphy
87

Ein reines Vergnügen
Revival von »Kiss Me, Kate« am Broadway
Abb. oben:
›Too Darn Hot‹ – Der herausragende
James T. Lane (vorne Mitte)
in der Rolle des Paul führt das
Ensemble von »Kiss Me, Kate« an
Foto: Joan Marcus
Kiss Me, Kate
Cole Porter / Sam & Bella Spewack /
Amanda Green
Roundabout Theatre Company
Studio 54 New York
Premiere: 14. März 2019
Direction ............................. Scott Ellis
Music Direction.......... Paul Gemignani
Orchestrations ........... Larry Hochman
Dance Arrangements ...... David Chase
Choreography ............. Warren Carlyle
Fight Direction ........... Rick Sordelet &
Christian Kelly-Sordelet
Set Design ................. David Rockwell
Costume Design .............. Jeff Mahshie
Hair & Wig Design .......... David Brian
Brown
Make-up Design .... Christian McCulloch
Lighting Design ........... Donald Holder
Sound Design .................. Brian Ronan
Kate / Lilli Vanessi .............. Kelli O‘ara
Petruchio / Fred Graham .....Will Chase
Lois Lane / Bianca ..... Stephanie Styles
Lucentio / Bill Calhoun .... Corbin Bleu
Harry Trevor / Baptista .... Mel Johnson Jr.
Hattie ....................... Adrienne Walker
Paul .............................. James T. Lane
Harrison Howell ......... Terence Archie
First Man ........................ John Pankow
Second Man .... Lance Coadie Williams
ü 88
Musicals in den USA
D as jüngste Revival des Musical-Comedy-Klas-
sikers »Kiss Me, Kate« ist ein reines Vergnügen.
Randvoll mit herrlichen Songs von Cole Porter, ist
es ein beglückendes Beispiel des Goldenen Zeitalters
der amerikanischen Musical Comedy. Dabei erhebt es
sich, kraftvoll inszeniert von Scott Ellis und feinsinnig
modernisiert, über alle bisherigen Wiederaufnahmen.
»Kiss Me, Kate« wurde 1948 uraufgeführt und
war 1949 der Gewinner des allerersten Tony Award
im Bereich »Bestes Musical«. Die Backstage-Musical-
Geschichte dreht sich um den Geschlechterkampf
zwischen der Theaterdiva Lilli Vanessi und ihrem ego-
manischen Macho-Ex-Mann Fred Graham, der eine
Musical-Version von Shakespeares »Taming of the
Shrew/Der Widerspenstigen Zähmung« inszeniert,
produziert und in ihr mitspielt. Fred jagt immer noch
den Frauen nach, während Lilli mit einem bekannten
General der US-Armee liiert ist. Lilli spielt in »Shrew«
die Rolle der Katharina, während Fred den Petruchio
verkörpert. Ihre Streitigkeiten hinter der Bühne spie-
geln sich in den derben Konflikten ihrer Charaktere
auf der Bühne wider. Bill Calhoun, der aufgrund sei-
ner Spielsucht Probleme mit einem Gangster hat, spielt
Lucentio. Seine Angebetete Lois Lane, die Bianca
spielt, ist nicht nur in Bill verliebt. Eifersucht erhitzt
die Gemüter und es kommt zu Schlägereien. Als zu-
dem auch noch die Schläger des Gangsters auftauchen,
bricht die Hölle los, bevor die Partner Frieden schlie-
ßen und die Liebe siegt. Hier droht kein Spoiler Alarm.
»Kiss Me, Kate« ist eines der bekanntesten Stücke in
der Geschichte der Musical Comedy.
Das neu hinzugefügte Material spiegelt nicht nur
die veränderte gesellschaftliche Situation (der Zeit)
wider, sondern trägt auch der Besetzung der Lilli mit
Kelli O‘Hara, der Vorzeige-Sopranistin des Broadway
(6-mal Tony-nominiert und ausgezeichnet für das
wundervolle Revival von »The King and I«), Rechnung.
Die Persönlichkeit von Miss O‘Hara ist zu freundlich,
um zu Lilli/Katharinas männermordendem Weibsbild
zu passen.
Die zusätzlichen Texte verderben das wunderbar
kluge Original-Buch von Sam und Bella Spewack
nicht. Kelli O‘Hara erschafft vielmehr eine Katharina,
die, während sie noch voller Gift und Galle ist, zudem
eine Frau ist, der Unrecht angetan wurde. Ihr gegen-
über zeigt Fred eine Sensibilität, die in dieser Rolle
meistens nicht zum Ausdruck kommt. Die Darstellung
liegt in den Händen von Will Chase, der immer als
zuverlässig gilt und oftmals unterschätzt wurde – bis
zu dieser Rolle. Diese Produktion entzieht sich einem
allzu offensichtlichen Sexismus. Zu einer Beziehung
gehören immer noch zwei.
O‘Haras Sopran ist formvollendet: Bei ihrem virtu-
osen Solo ›I Hate Men‹ kann er seine Bandbreite voll
entfalten und bei der Ballade ›So in Love‹ besticht seine
Klarheit. Diese Produktion von »Kiss Me, Kate« ist vor
allem Kelli O‘Haras Show und sie unterstreicht diesen
Anspruch in dem weniger bekannten, aber herrlichen
›I Am Ashamed That People Are So Simple‹, vor dem
Finale. Will Chase ergänzt O‘Hara stimmlich ausge-
zeichnet, insbesondere in ihrem Duett ›Wunderbar‹. In
seiner Reprise von ›So in Love‹ im 2. Akt bringt er be-
wegend die zärtliche Seite des Machos zum Ausdruck.
Bei ihrem Debüt als Lois Lane und Bianca stiehlt
Stephanie Styles nahezu allen zweimal die Show – mit
›Tom, Dick or Harry‹ und ›My Heart Belongs to Dad-
dy‹, zwei von Porters frechsten Nummern. Ihr Partner
ist der dynamische Corbin Bleu in der Doppelrolle von
Bill Calhoun / Lucentio, dessen Fußarbeit hier genauso
überwältigt wie schon einige Jahre zuvor in »Holiday
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

Inn«. Warren Carlyles einfallsreiche Choreographien
gehören – zusammen mit O‘Haras Gesang – zu den
Hauptvorzügen dieses Revivals. In dem Showstopper
›Too Darn Hot‹, der den 2. Akt eröffnet, erzeugen die
Tanznummern hochgradige Gänsehaut. Es handelt
sich um eine der mitreißendsten, kraftstrotzendsten
Tanznummern, die in den letzten Jahren am Broadway
zu sehen waren. Angetrieben wird das Ensemble von
zwei der fähigsten Tänzer, dem wundervollen James T.
Lane und der grandiosen Adrienne Walker, begleitet
von Corbin Bleu.
Die neuen Orchestrierungen des unermüdlichen
Larry Hochman durchtränken Cole Porters Songs
mit neuer Energie. Das gilt insbesondere für die Eröff-
nungsnummer ›Another Op‘ning, Another Show‹, die
blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Musicals in den USA
Hochman so arrangiert hat, dass er mit einem Medley
einen Ausblick auf die Partitur gibt. David Rockwell
und Jeff Mahshie, die das letzte Revival von »She Loves
Me« mit ihrem Bühnen- und Kostümbild zum Brodeln
brachten, wenden auch hier wieder ihre Magie an. Die-
ses »Kiss Me, Kate«-Revial belebt den märchenhaften
Look der Musical Comedy der 1950er Jahre wieder.
Sein Gesang und Tanz versetzen uns mit schwindel-
erregendem Vergnügen in das Goldene Zeitalter des
Broadway zurück.
Wegen der positiven Resonanz wurde die Spielzeit
gerade bis 30. Juni 2019 verlängert. (Anm. d. Red.)
Dan Dwyer
dt. von Barbara Kern
ü 89
Abb. unten von oben links:
1. Lois Lane (Stephanie Styles) mit
Bill Calhoun (Corbin Bleu)
2. Fred Graham (Will Chase)
3. ›I Hate Men‹ – Lilli Vanessi in der
Rolle Kate (Kelli O‘Hara)
4. ›Wunderbar‹ – Lilli Vanessi (Kelli
O‘Hara) und Fred Graham (Will
Chase) schwelgen in alten Zeiten
5. Aus einer Tanzprobe entsteht die
Gänsehautnummer ›Too Darn Hot‹
6. ›Tom, Dick or Harry‹ – Lois Lane
in der Rolle der Bianca (Stephanie
Styles, Mitte) mit ihren Freiern (v.l.):
Will Burton, Rick Faugno und Bill
Calhoun als Lucentio (Corbin Bleu)
Fotos (6): Joan Marcus

Sei dir selbst treu!
»Be More Chill« feiert Broadway-Premiere
Abb. oben:
Jeremy (Will Roland, 3.v.r.)
schwärmt für Christine (Stephanie
Hsu, 2.v.r. mit Ensemble)
Foto: Maria Baranova
Be More Chill
Joe Iconis / Joe Tracz
Lyceum Theatre New York
Broadway-Premiere: 10. März 2019
Direction ................. Stephen Brackett
Music Direction & Vocal
Arrangements............... Emily Marshall
Music Supervision &
Orchestrations .............. Charlie Rosen
Choreography ................. Chase Brock
Fight Direction ......... J. David Brimmer
Set Design ................... Beowulf Boritt
Costume Design ....................... Bobby
Frederick Tilley
Hair & Wig Design ............ Dave Bova
Lighting Design ........... Tyler Micoleau
Projection Design .... Alex Basco Koch
Sound Design ................ Ryan Rumery
Jeremy Heere ................... Will Roland
Michael Mell .............. George Salazar
Christine Canigula ....... Stephanie Hsu
The SQUIP .......................... Jason Tam
Rich Goranski .......... Gerard Canonico
Chloe Valentine ........... Katlyn Carlson
Jenna Rolan ..................... Tiffany Man
Brooke Lohst ................ Lauren Marcus
Jake Dillinger ................. Britton Smith
Mr Heere / Mr Reyes /
Scary Stockboy ........ Jason Sweettooth
Williams
In weiteren Rollen:
Cameron Bond, Anthony Chatmon II
(Dance Captain), Morgan Siobhan
Green, Troy Iwata, Talia Suskauer,
Joel Waggoner
90
Musicals in den USA
M an muss nicht zur Zeit der Millenials geboren
sein, um das neue Musical »Be More Chill« wirk-
lich zu verstehen, aber es hilft, wie an der enthusias-
tischen, bewundernden Reaktion des weitestgehend
U30-Publikums zu sehen ist. Basierend auf Ned Viz-
zinis Roman von 2004, adaptiert von Joe Tracz und
ausgestattet mit fast zwei Dutzend Songs mit Musik
und Texten von Joe Iconis, ist es eine Mischung aus der
zeitlosen faustischen Legende, einem Hauch Science-
Fiction und einer Anti-Drogen-Kampagne.
Der hormonell überladene Jeremy ist der Loser der
Highschool. Jeremys Alltag im vorstädtischen New
Jersey ist ätzend: Nach dem Tod der Mutter kommt
er nicht mehr mit seinem Vater zurecht. In der Schule
schwärmt er für die süße, verrückte Christine. Um ihr
nah zu sein, tritt er dem Dramaclub bei, der Shake-
speares »Ein Sommernachtstraum« als Zombieversion
aufführt. Christine hat nur Augen für den Klassen-
schönling. Frustriert, dass er bei Christine nicht lan-
den kann, lässt sich Jeremy auf Klassenkamerad Richs
Lösung ein: SQUIP (Super Quantum Unit Intel Pro-
cessor), eine graue Pille, die sich selbst ins Gehirn im-
plantiert und dem Benutzer sagt, wie er sich verhalten
soll, um erfolgreich zu sein. Jeremy wird von nun an
von dem Computerprogramm SQUIP kommandiert
und schlingert unstet zwischen seinem alten und neuen
Selbst hin und her. Als es zu einer Tragödie kommt,
kann Jeremy sich selbst und seine Highschool-Welt von
der SQUIP-Herrschaft befreien.
Dieses Märchen, mit der Botschaft »Sei dir selbst
treu«, ist ziemlich chaotisch, vermutlich hat der Autor
Tracz es genau so gewollt. Das Stück ist gewürzt mit
einer Portion Satire und einer ordentlichen Dosis Pop-
kultur. Die Kostüme von Bobby Frederick Tilley erin-
nern an Karohosen von Dolce & Gabbana. Das typi-
sche Konsumverhalten von Teenagern wird aufgezeigt:
Weibliche Charaktere benutzen Lipbalm von »eos«
und shoppen bei »Forever 21«. Obwohl sich das Stück
gegen Drogen ausspricht, ist die in »Be More Chill«
dargestellte Drogenkultur ausgeklügelt: »Mountain
Dew«, durch das SQUIP aufgenommen wird, ist eine
der Limonaden mit dem höchsten Koffeingehalt und
sehr beliebt unter Drogenkonsumenten. Und »Moun-
tain Dew Red«, das Gegenmittel für SQUIP, ist als
verbotene Substanz gekennzeichnet.
ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Iconis‘ sich wiederholende Songs wirken monoton,
er lieferte schon bessere Arbeiten mit einem tragba-
reren Thema, wie das charmante Musical »The Black
Suits« über eine Garagenband oder das affektierte,
urkomische »Broadway Bounty Hunter«. Dennoch
liebt das Publikum die Pop-Rock-Songs von »Be More
Chill«. Das Musical, welches 2015 Uraufführung im
Two River Theatre in New Jersey feierte, gewann, wie
die meisten von Iconis‘ Werken, schnell eine loyale
Fangemeinde.Die Musik ist lauter als nötig, doch die
Produzenten passen sich ihrem Publikum an.
Die zahlenmäßig kleine Besetzung performt ener-
getisch (teils frenetisch) in einem enormen Tempo,
das Regisseur Stephen Brackett vorgibt. Will Ro-
land (»Dear Evan Hansen«) in der Hauptrolle des
Jeremy beweist, dass er die stimmliche Power besitzt.
Stephanie Hsu (»SpongeBob SquarePants«) hat als
Christine ein perfektes Timing für Komik. Jason
Tam, von Keanu Reeves inspiriert, holt als SQUIP
das Beste aus seiner Rolle als Computer (und nicht
als echter Teufel wie in Goethes »Faust«) heraus. Am
reizvollsten ist George Salazar als Rich, der mit dem
unerwartet schrulligen Solo ›Michael in the Bath-
room‹ den erinnerungswürdigsten Song der Show
präsentiert. Hut ab vor Jason Sweettooth Williams,
der mit Iconis bereits in »Broadway Bounty Hunter«
zusammengearbeitet hat und hier nun Jeremys Vater,
den Highschool-Schauspiel-Lehrer und einen wei-
teren verrückten Charakter spielt, für seine lobens-
werte Vielseitigkeit. Er ist bezaubernd im Duett mit
Salazar, als sie sich in ›The Pants Song‹ in ihrer Sorge
um Michael verbünden.
Der ewig einfallsreiche Beowulf Boritt entwarf
das Bühnenbild, eine cartoonartige, bunte Mischung
von Popkultur-Requisiten. Die Kostüme erreichen in
der ›Halloween‹-Szene, die den 2. Akt eröffnet, haar-
sträubende Formen. »Be More Chill« schließt unter
dem Jubel des Publikums mit dem massentauglichen
Song ›Voices in My Head‹, den einige Stammbesucher
bereits gut zu kennen scheinen. Das Theater riecht
nach Lipgloss und Kaugummi, und das nicht nur im
übertragenen Sinne.
Dan Dwyer
dt. v. Lisa-Maria Mehrkens

Neues aus Großbritannien
zusammengestellt durch die Redaktion
»Amour« als britische Erstaufführung im
Off-West-End
Im Charing Cross Theatre fand kürzlich eine
Sneak Preview für das neueste Londoner Musi-
cal »Amour« statt, das am 2. Mai britische Erst-
aufführung feierte und bis zum 20. Juli 2019
dort zu sehen sein wird.
»Amour« erzählt von dem Beamten Dusoleil,
der im Paris der 1950er Jahre lebt und Briefe an
seine Mutter schreibt, während er um Isabella
wirbt, die von ihrem Ehemann eingesperrt wird.
Dann erlangt Dusoleil die Fähigkeit, durch
Wände zu gehen.
Vorlage des Musicals von Michel Legrand
(Musik) und Didier van Cauweleart bildet die
Novelle »Le Passe-muraille« (1943) von Marcel
Aymé. Unter diesem Titel wurde das Chanson-
Musical 1997 im Théâtre Bouffes-Parisiens
in Paris auch uraufgeführt. Die Broadway-
Premiere fand erst 2002 in der englischen
Übersetzung von Jeremy Sans unter dem Titel
»Amour« im Music Box Theatre statt, kam aber
über 17 Vorstellungen nicht hinaus, obgleich
es für 5 Tony Awards nominiert war, darun-
ter auch als »Bestes Musical«. In der deutschen
Fassung von Edith Jeske feierte das Stück 2012
unter dem Titel »Ein Mann geht durch die
Wand« am Theater im Rathaus in Essen seine
deutschsprachige Erstaufführung. Es spielten
Studierende und Absolventen der Folkwang
Universität der Künste.
Die Londoner Premiere wurde von Hannah Chis-
sick inszeniert unter musikalischer Leitung von
Jordan Li-Smith, mit Choreographie von Matt
Cole und Ausstattung von Adrian Gee Jahnson.
»The Bridges of Madison County« als
britische Erstaufführung der Menier
Chocolate Factory
Das Musical von Jason Robert Brown (Musik
und Liedtexte) und Marsha Norman (Buch)
basiert auf dem Roman von Robert James Wal-
ler und wurde mit Clint Eastwood und Meryl
Streep bewegend verfilmt. Die Broadway-Premi-
ere von 2014 wurde für die »Beste Musik« und
die »Beste Orchestrierung« mit je einem Tony
Award ausgezeichnet. Die deutschsprachige
Erstaufführung fand 2017 am Theater Trier in
der Fassung von Wolfgang Adenberg statt.
Die Menier Chocolate Factory zeigt vom 13. Juli
bis 14. September die britische Erstaufführung
mit Jenna Russel (»Merrily We Roll Along«,
»Fun Home«) in der Rolle der Francesca, die
im Mittleren Westen der USA auf einer Farm
lebt, nachdem sie nach dem Krieg einem GI
von Italien in die USA gefolgt ist. Sie hat zwei
Kinder und ihr Tagesablauf ist geregelt und vor-
herbestimmt, bis der GEO-Fotograf Robert auf
blickpunkt musical 03/19,
ü Mai – Juli 2019
Musicals in Großbritannien
Das Ensemble der Broadway-Premiere von »The Bridges of Madison County« 2014
Foto: Joan Marcus
der Farm auftaucht, um nach dem Weg zu den
überdachten Brücken von Madison County zu
fragen, und sich eine zärtliche Liebesgeschichte
zwischen beiden entwickelt.
Regie führt Trevor Nunn und die musikali-
sche Leitung sowie Musical Supervision hat
Tom Murray. Die Ausstattung verantwortet Jon
Bausor, Videodesign Tal Rosner, Lichtdesign
Tim Lutkin und Sounddesign Gregory Clarke.
West-End-Transfer von »The Secret Diary
of Adrian Mole Aged 13 3/4«
Die Hit-Produktion von Curve Leicester und
der Menier Chocolate Factory wird in diesem
Sommer vom 15. Juni bis 12. Oktober im Am-
bassador Theatre im Londoner West End laufen.
Das Musical von Pippa Cleary (Musik und Lied-
texte) und Jake Brunger (Buch und Liedtexte)
basiert auf Sue Townsends Romanreihe über den
jungen Intellektuellen Adrian Mole, der in den
1980er Jahren in Leicester aufwuchs. Das gehei-
me Tagebuch von Adrian Mole dokumentiert
die täglichen Dramen und Missgeschicke im
Leben eines 13-jährigen Jugendlichen.
Luke Sheppard führt Regie und die musikali-
sche Leitung hat Mark Collins. Es orchestrierte
Paul Herbert. Die Choreographie stammt von
Rebecca Howell, die Ausstattung von Tom Ro-
gers und das Lichtdesign von Howard Hudson.
Alle Kinder in der Besetzung sind zwischen 12
und 14 Jahre alt und teilen sich die Rollen von
Adrian, Pandora, Barry und Nigel.
Der Cast besteht aus Amy Ellen Richardson
(Pauline), Andrew Langtree (George), Ian Tal-
bot (Bert Baxtor), John Hopkins (Mr Lucas /
Mr Scruton), Lara Denning (Miss Elf / Doreen
Slater), Rosemary Ashe (Oma).
Konzertante Aufführung von
»The Clockmaker‘s Daughter«
Nach dem Tryout am Landor Theatre im Jahr
2015 erschien im Februar 2019 ein Studio-
Album (vgl. Rubrik »Einspielungen« in blimu
02/2019) des neuen Musicals »The Clockmaker‘s
Daughter« mit Ramin Karimloo im Cast. Die
Autoren Michael Webborn und Daniel Finn
bezeichnen ihr Stück als »Musical Faerytale«.
Am 16. Juni 2019 findet in der Cadogan Hall
unter Regie von Webborn selbst und musikali-
scher Leitung von Mark Hedges eine konzertan-
te Aufführung des Musical-Märchens statt, für
das es noch ein Casting geben wird. Fest stehen
bereits Fra Fee (»The Ferryman«), Christine Alla-
do (»Hamilton«), welche bereits auf dem Album
die Rolle der Constance singt, Lauren James Ray
(»Wicked«), Graham Hoadly (»Mary Poppins«)
und Wendi Peters (»Salad Days«).
Im Mittelpunkt steht das Leben in der fiktiven,
irischen Stadt Spindlewood. Dort wohnt der
kinderlose Uhrmacher Abraham, der nach dem
Tod seiner Frau in einer Erfindung Trost sucht:
Er baut eine Puppe, die er Constance nennt und
als seine Tochter betrachtet.
91
 Konzert & Entertainment
Jason Robert Brown erobert London
»An Evening With Jason Robert Brown and Special Guests« am Theatre Royal Haymarket
Abb. oben:
Jason Robert Brown offenbart
zwischen den Songs Hintergrund-
D er preisgekrönte Komponist Jason Robert Brown
ist mit neuem Album »How We React and How
We Recover«, welches im Juni 2018 erschienen ist, und
infos und wirkt dabei sehr
charismatisch bekannten Songs aus seinen Musicals »The Last Five
Foto: Danny Kaan Years«, »Songs For a New World«, »Parade«, »The Bridges
of Madison County«, »13« und »Honeymoon in Vegas«
nach London zurückgekehrt, um dort gemeinsam mit
Carrie Hope Fletcher (»Heathers«, »Les Misérables«),
Tyrone Huntley (»Memphis«, »Dreamgirls«) und Rachel
Tucker (»Wicked«, »Come From Away«) am Theatre
Royal Haymarket am 31. März 2019 im Rahmen der
Konzertserie »Sunday Encounters« aufzutreten.
Das Konzert, eine Produktion von Fane Produc-
tions, wurde mit dem Titel »Hope« aus »How We React
and How We Recover« eröffnet. Hier zeigt sich Brown
von seiner politisch nachdenklichen Seite. Dieser
Song, wie er danach auch erwähnt hat, ist kurz nach-
dem Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt
wurde, entstanden. Es folgte eine atemberaubende
Darbietung von ›It All Fades Away‹ aus »The Bridges of
Madison County«. Brown begann acappella und dann
folgten die Musiker. Dabei ging der dramatische Song
richtig unter die Haut. Die dritte Nummer war wie-
der ein Titel aus dem neuen Album: Die schwungvolle
Latino-Nummer ›Melinda‹ hatte er ursprünglich für
ein geplantes Musical geschrieben, aber er kommt, wie
er im Vorfeld erwähnte, nicht weiter. Im Vergleich zum
Album erklang diese Nummer an dem Abend musi-
kalisch etwas reduziert präsentiert, war aber dennoch
ein Hörgenuss, vor allem weil sich Brown am Klavier
austoben konnte.
92 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019
Der erste Gast des Abends war Tyrone Huntley.
Er sang zunächst eine soulige, berührende Version
von ›The Hardest Hill‹ aus dem neuen Album des
Gastgebers. Während Jason Robert Brown auf dem
Album eher eine Singer/Songwriter-Nummer im Stil
von Billy Joel daraus gemacht hat, gelang es Tyrone
Huntley, eine soulige Ballade daraus zu machen, die
dank seiner einfühlsamen Interpretation Gänsehaut
bewirkte. Browns ›King of the World‹ sang Huntley
dagegen mit kraftvoller Stimme. Schade, dass es keine
weiteren Songs aus »Songs For a New World« zu hören
gab. Als nächstes folgte dafür ein echter Klassiker, der
bei keinem Konzert von Jason Robert Brown fehlen
darf: ›I Could Be in Love With Someone Like You‹.
Der Titel war ursprünglich für das Stück »The Last
Five Years« gedacht, wurde aber dann durch ›Shiksa
Goddess‹ ersetzt. An diesem Abend wurde er von dem
Komponisten persönlich gesungen und gehörte zu den
komödiantischeren Nummern des Programms.
Der zweite Gast von Jason Robert Brown war
West-End-Star Rachel Tucker, aktuell in »Come From
Away« zu sehen. Als erste Nummer sang sie ›Another
Life‹ aus »The Bridges of Madison County«. Sie bot den
Song sehr gefühlvoll dar, auch wenn er offensichtlich
nicht ganz zu ihrer Stimmlage passt. Tucker sang noch
zwei weitere Titel, bevor es dann in die Pause ging: ein
atemberaubendes ›You Don‘t Know This Man‹ aus »Pa-
rade« sowie die fetzige Up-tempo-Nummer ›Invisible‹
aus dem Album »How We React and How We Reco-
ver«. Bei der letzten Nummer konnte Tucker sich so
richtig austoben und zeigen, was sie stimmlich drauf

hat. Ein echter Genuss, um dann gut gelaunt in die
Pause zu gehen.
Der zweite Teil wurde mit einem Lied aus dem
Stück »Honeymoon in Vegas« mit dem Titel ›I Love
Betsy‹ eröffnet. Dieser wurde von Jason Robert Brown
höchstpersönlich dargeboten. Es folgte der dritte und
letzte Gast des Abends: die charismatische Carrie
Hope Fletcher, die zuletzt an diesem Haus im Musical
»Heathers« zu sehen war. Sie begann mit der einzigen
Nummer des Abends aus »13«, mit welcher sie auch auf
ihrem Debütalbum »When the Curtain Falls« zu hö-
ren ist: ›What It Means to Be a Friend‹. Diese poppige
Hommage an die Freundschaft interpretierte sie mit
klarer, wunderschöner Stimme. Die nächste Darbie-
tung mit dem Titel ›I‘m a Part of That‹ wurde ebenfalls
von Fletcher gesungen und bildete wiederum die ein-
zige Nummer des Abends aus Browns Erfolgsmusical
»The Last Five Years«. Beim Anhören konnte man sich
Fletcher tatsächlich in der Rolle der Cathy vorstellen.
Bei Fletchers nächstem Songvortrag handelte es sich
um eine kleine Sensation: Sie sang ›Cassandra‹ aus dem
Stück »The Connector«, an welchem Brown momentan
schreibt, eine tolle Up-tempo-Nummer, die für Flet-
chers Stimme sehr geeignet ist. Da darf man gespannt
sein, wie das gesamte Stück klingen wird. Brown sang
im Anschluss die berührende Ballade ›Fifty Years
Long‹, die er für eine Versteigerung geschrieben hat-
te. Gewidmet war sie einem Paar, das zu diesem Zeit-
punkt den 50. Hochzeitstag feierte. Hier zeigte sich
Brown wieder sehr gefühlvoll.
Bevor es dann zum großen Finale des Abends kam,
holte Brown seine illustren Gäste für jeweils noch
einen Song auf die Bühne: Zunächst sang Tucker ei-
nen Song namens ›He Forgave Me‹, welcher aus »The
Bridges of Madison County« gestrichen wurde. Hier
konnte Tucker nicht nur beweisen, was sie stimmlich
blickpunkt musical
ü 03/19, Mai – Juli 2019
Konzert & Entertainment
drauf hat, sondern auch ihre komödiantische Seite Abb. unten von oben links:
zeigen. Für eine Überraschung sorgte auch Tyrone 1. Tyrone Huntley begeistert mit
Huntley mit der nächsten Nummer. Üblicherweise seiner souligen Stimme
2. Rachel Tucker zeigt sich energisch
singt Brown zum Abschluss ›Someone to Fall Back on‹,
und stimmgewaltig
ein durchaus beliebter Titel aus seinem Album »Wea- 3. Jason Robert Brown singt und
ring Someone Else‘s Clothes«. An diesem Abend sang begleitet sich selbst am Klavier
Huntley diesen Song und brachte ihn mit viel Gefühl 4. Carrie Hope Fletcher (r.) begeis-
dar. Eher ungewöhnliche Countrystimmung gab es bei tert mit ihrer ausdrucksstarken Stim-
me und musikalischen Bandbreite
›Mr Hopalong Heartbreak‹, der beliebten Nummer aus Fotos (4): Danny Kaan
»Urban Cowboy«. Für diesen Vortrag holte Brown sich
die junge Carrie Hope Fletcher zurück auf die Bühne
– ein echter Ohrwurm, der noch dazu energiegeladen
von Fletcher dargeboten wurde. Als Finale gab es noch
ein Mal Jason Robert Brown alleine, mit ›Wait Till
You See What‘s Next‹, das ursprünglich für die Revue
»Prince of Broadway« geschrieben wurde und als letzter
Titel auf dem Album »How We React and How We
Recover« zu hören ist. Somit hatte er mit dem ersten
Titel aus dem Album begonnen und schloss mit dem
letzten Titel daraus das Programm. Nach Standing
Ovations und viel Applaus gab es mit ›All Things in
Time‹ – aus dem soeben erwähnten Album – noch eine
atemberaubende Zugabe.
Jason Robert Brown gelingt es, mit seiner Musik –
egal ob für ein Stück oder nicht – zu berühren. Er be-
sitzt einen einzigartigen Stil und bringt in seinen Kon-
zerten auch viel Charisma mit ein. Bei allen Liedern
saß er selbst am Klavier. An diesem Abend im Thea-
tre Royal Haymarket wurde er von Adam Goldsmith
(elektrische und akustische Gitarre), Chris Marshall
(Percussion) und Don Richardson (Electric Upright
Bass und Kontrabass) begleitet, Musiker, die es ge-
schafft haben, seinen Songs zum Teil einen besonders
intimen Schliff zu geben.
Ludovico Lucchesi Palli
93
Neu auf unitedmusicals.de
»Jacob und Wilhelm – Weltenwandler«
Foto: Sabine Dries

– Hanau
Interview mit Kevin Schroeder & Marc Schubring
Am 10. Mai 2019 feierte das Musical von Marc Schubring (Musik)
und Kevin Schroeder (Text) Uraufführung bei den Brüder Grimm
Festspielen. Erfahren Sie: 1.) weshalb ein Musical über die Brüder
Grimm etwas Magisches hat: »Wir wollten über Märchen, Träume
und Fantasie schreiben.« 2.) wie es zur Zusammenarbeit beider
kam und wie diese zwischen Autor und Komponist abläuft. 3.) was
die Brüder Grimm Festspiele einem Autorenteam für besondere
Möglichkeiten bieten. Und vieles mehr.

»Der Mann mit dem Lachen« – Dresden

Foto: Ingrid Kernbach

Fotostrecke von der Hauptprobe

Am 27. April 2019 feierte »Der Mann mit dem Lachen« von Frank
Nimsgern (Musik), Alexander Kuchinka (Liedtexte) und Tilmann von
Blomberg (Buch) unter Regie von Andreas Gergen Uraufführung
an der Staatsoperette Dresden. Unsere Fotografin durfte bei einer
Hauptprobe erste Eindrücke mitnehmen, die wir ihnen gerne zeigen.

»This Is the Greatest Show« – Konzerttournee

Foto: Dita Vollmond

2020
Kurzbericht und Galerie zum Casting in Oberhausen
2020 bringt Semmel Concerts gemeinsam mit Sound of Music – Con-
certs »This Is the Greatest Show« auf Tour durch Deutschland und
nach Österreich. Damit wird die Reihe »Die größten Musical Hits aller
Zeiten« fortgesetzt. Angelehnt an den berühmten Filmtitel »The Grea-
test Showman«, stehen die großen Musikfilme im Mittelpunkt des
Programms. Am 8. April 2019 wurden im Colosseum Theater in Essen
das Konzertkonzept vorgestellt und Jan Ammann, Mark Seibert, Mi-
chaela Schober und Roberta Valentini als Hauptinterpreten verkün-
det. Zudem fand eine erste Audition für das Gesangsensemble statt.

Die nächste Ausgabe der blickpunkt musical erscheint im Juli 2019 mit den ersten Produktionen der
Freilichtsaison. Das Werk zweier großer französischer Chansons-Interpreten steht im Hintergrund einer
Uraufführung. Sein Tryout erlebt ein 1001-Nacht-Musical. Gleich zwei Freilichtbühnen bringen nacheinander
ein tierisches Comedy Musical zur deutschsprachigen Erstaufführung. Erstmals in Deutschland und auch auf
einer großen Freilichtbühne zu sehen ist eine musikalische Komödie voller Herz und Sarkasmus, in der Kirche
und Kommunismus sich schlagen und dann doch gemeinsame Sache machen. Open-Air-Premiere feiert eine
freche, tanzbegeisterte Göre, die zum Ziegfeld-Star wird, bei einer weiteren steht ein Tanz mit den Medien im
Mittelpunkt eines kriminellen Tanzmusicals.

Impressum
UM Verlag und Medien GmbH Bildredaktion Redakteure jeweils um ein weiteres Jahr.
Jenaer Str. 29 Birgit Bernds Eva Baldauf, Birgit Bernds, Stephan Ermäßigte Abonnementpreise für Schüler
10717 Berlin birgit.bernds@umverlag.de Drewianka, Dan Dwyer(USA), Martina unter Zusendung eines Nachweises und
Friedrich(CH), Barbara Kern, Ingrid Kern- Anerkennung durch den Verlag. Näheres
Abonnements bach, Sandy Kolbuch, Ludovico Lucchesi auf www.blickpunktmusical.de oder tele-
Tel. 030/50 59 69 59 Marketing/Anzeigen Palli(AT), Lisa-Maria Mehrkens, Richard fonisch 030/50 59 69 59.
Fax 030/9 20 37 21 29 Oliver Wünsch (V.i.S.d.P) C. Norton(USA), Sandra Reichel, Rosalie
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Herausgeber und Verlag Tel. 030/50 59 69 59 Julia Simmel, Christian Spielmann, Oliver Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion,
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94 ü blickpunkt musical 03/19, Mai – Juli 2019

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Uraufführung in Erfurt

Kuss der Spinnenfrau in Baden bei Wien Musicalsommer in Fulda

Shrek in Schwedt/Oder Doktor Schiwago und Don Camillo & Peppone in Tecklenburg
Anatevka in Schwerin Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel
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ü
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In diesem Heft 20
4 Im Namen der Rose in Erfurt
2 Jesus Christ Superstar in Augsburg
6 Kuss der Spinnenfrau in Baden bei Wien
8 Shrek in Schwedt/Oder
10 Anatevka in Schwerin
12 Musicalsommer in Fulda
14 Premieren
15 Frankenfestspiele Roettingen
17 Felsenbühne Staatz
19 Musicalsommer Winzendorf
20 Don Camillo & Peppone, Doktor Schiwago 6 22
und Das Dschungelbuch in Tecklenburg
22 Grease und Zucker in Wunsiedel
23 Burgfestspiele Mayen
27 Sound of Music-Concerts
28 BB Promotion

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Sechs Ausgaben
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blickpunkt
ü musical Sommerspezial 2019 3
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»Der Name der Rose«
vom Buch über den Film auf die Domstufen zu Erfurt
Domplatz-Panorama
Foto: Lutz Edelhoff
Der Name der Rose
Øystein Wiik / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elke Ranzinger &
Roman Hinze
Theater Erfurt
DomStufen-Festspiele
Uraufführung: 9. August 2019
Regie ................................. Axel Köhler
Musikalische Leitung ..... Jürgen Grimm
Chorleitung ................ Andreas Ketelhut
Choreographie ................... Mirko Mahr
Bühnenbild .... Frank Philipp Schlößmann
Kostüme ........................... Judith Adam
Licht ................................ Florian Hahn
Dramaturgie ...................... Arne Langer
William von
Baskerville .......... Yngve Gasoy Romdal
Adso von Melk,
der Ältere .......... Ks. Máté Sólyom-Nagy
Adso von Melk,
der Jüngere ............... Florian Minnerop
Ein Mädchen ......................... Eva Löser
Remigio von Varagine ........ Juri Batukov
Salvatore .............. Björn Christian Kuhn
Abbone von
Fossanova .................... Stefan Poslovski
Jorge von Burgos ...... Ks. Jörg Rathmann
Bernardo Gui,
Inquisitor .......................... Rainer Zaun
Malachia von
Hildesheim ........................ Axel Köhler
Alinardo von
Grottaferrata ............... Wolfgang Kaiser
Venanzio von
Salvemec .................. Nele Neugebauer
und weitere
Opernchor des Theaters Erfurt
Philharmonisches Orchester Erfurt
4 ü
Erfurt
G roße Themen und große Stoffe stehen alljährlich
auf dem Spielplan der Domstufen-Festspiele, und
das sind nicht immer nur große Opern: 2019 werden
die Domstufen wieder zur Musical-Bühne. Umberto
Ecos »Der Name der Rose« ist einerseits eine mittelalter-
liche Kriminalgeschichte und setzt sich andererseits mit
der Rolle der Kirche als Vermittler zwischen Gott und
dem Menschen auseinander. Ein majestätischer Kloster-
berg bildet die eindrucksvolle Kulisse für die spannende
und bewegende Handlung – welcher Spielort wäre dafür
geeigneter als die Erfurter Domstufen?
Der 1980 erschienene Roman »Der Name der Rose«
wurde zu einem Welterfolg. Dessen Verfilmung von
1986 machte diesen Mittelalter-Krimi international
noch weiter bekannt. Eine ganze Welle von dadurch in-
spirierten Historienromanen und -filmen folgte.
Dem norwegischen Autorenduo Wiik & Kverndokk
ist es gelungen, die Vertonungsrechte für Ecos Roman
zu bekommen. Es galt dabei, den sehr umfangreichen
Roman so zu komprimieren, dass die Handlung inner-
halb eines Theaterabends erzählbar wird. »Deshalb wer-
den wir Adso den Älteren als Erzähler einführen, der
während des gesamten Abends auf der Bühne anwesend
ist. Er erzählt die Geschichte, kommentiert das Gesche-
hen und treibt die Handlung dadurch voran, dass er
dem Publikum Fakten vermittelt, die sonst viel Zeit in
Anspruch nehmen würden« (Øystein Wiik). Dadurch
wird sichergestellt, dass neben der Kriminalgeschichte
auch die philosophischen, poetischen und kontempla-
tiven Aspekte des Romans Berücksichtigung finden. In
Erfurt hatten die beiden Autoren bereits 2008 mit dem
Musical »Martin L.« unter Beweis gestellt, dass sie ein
für die Domstufen maßgeschneidertes Werk zum Erfolg
führen können.
Der Regisseur Axel Köhler, der sowohl an der Dresd-
ner Semperoper als auch bei den Seefestspielen im öster-
reichischen Mörbisch erfolgreich inszenierte, betont das
Besondere der Erfurter Open-Air-Bühne:
»Das Bühnenbild muss sich einerseits in die Archi-
tektur einfügen, andererseits aber den Zuschauer in
eine sinnliche Welt der Phantasie entführen. Es geht bei
uns – anders als im Buch – um die Suche nach der Sinn-
lichkeit. Aber auch nach Unterhaltung, ohne dass es
gleich flach wird.«
Dr. Arne Langer
Chefdramaturg Theater Erfurt
Ein Ausschnitt aus der »Familien-Geschichte« der
Kirche
»Wer 2000 Jahre alt ist, hat viel zu erzählen. Wer eine
weltweit verbreitete Familie hat, wird nochmals in sei-
nen Erfahrungen weiter und größer. So geht es mir mit
der katholischen Kirche: Ich stehe in einem Zusammen-
hang, den ich nicht immer zu verantworten habe, aber
der zu meiner »Familiengeschichte« dazu gehört. Um-
berto Eco schrieb den Roman »Der Name der Rose«.
Die noch weiter verbreitete Filmversion setzt das Buch
aber nur teilweise ins Bild. Als dem Domkapitel das
Ansinnen des Theaters Erfurt mitgeteilt wurde, diesen
Roman in ein Musical umzusetzen, war die Frage: Wird
der Roman oder der Film als Grundlage genommen?
Die Aussage war damals eindeutig: Die Grundlage bie-
blickpunkt musical Sommerspezial 2019
 Erfurt Anzeige

tet der Roman. Im Roman werden Themen vorgestellt,

die im Mittelalter die Kirche innerlich erschüttert haben.
Dazu gehört die Frage nach der Armut und nach dem
Zulassen wissenschaftlicher Erkenntnisse. Diese theologi-
schen Fragen haben sich damals auch als kirchenpoliti-
sche Fragen entwickelt und waren dadurch dem Glauben
nicht förderlich. Tatsache ist, dass die Kirche heute Geld
zurücklegen muss, um z. B. die Mitarbeiter gerecht ent-
lohnen zu können, um die Altersversorgung der Priester
und den Erhalt der Kirchengebäude zu sichern und um
die caritativen Aufgaben leisten zu können, zu denen sich
die Kirche verpflichtet hat.
Die Frage, ob Naturwissenschaft einen Einfluss auf
die Theologie hat, beantworten wir heute positiv. Die na-
turwissenschaftlichen Erkenntnisse fordern besonders bei
ethischer Relevanz die Theologie heraus. Ich denke dabei
z. B. an Organtransplantation und Genforschung. Es ist
gut und hilfreich, wenn hier in Erfurt und in Jena durch
die Universitäten ein fruchtbarer Austausch der Theolo-
gie mit anderen Wissenschaften erfolgen kann, um diese
neuen Themen sachgerecht diskutieren zu können.
Wenn ich diese Hintergründe kenne, bin ich heute
froh, dass Kirche sensibel geworden ist für diese Themen
und versucht, einen guten Umgang damit zu haben, der
der Glaubwürdigkeit der Kirche nicht abträglich ist, son-
dern sie auch in neue Gestalt bringt, die zukunftsfähig
ist. Es wäre daher wünschenswert, wenn alle, die das
neue Musical ansehen und erleben, sich über diese Hin-
tergründe informieren und damit die Ernsthaftigkeit der
Fragen erkennen, die sogar zu Mord geführt haben. Viel-
leicht gelingt es auch, eine gewisse Dankbarkeit dafür zu
empfinden, dass diese Zeiten und Auseinandersetzungen
im Wesentlichen überwunden sind und zu einem neuen
Denken und Handeln geführt haben, das der Frohen
Botschaft Jesu entspricht.«

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Dompropst

Abb. oben von links:

Theater Erfurt – DomStufen-Festspiele 1. Yngve Gasoy Romdal
Vorverkauf Foto: Karim Khawatmi
Kassen auf dem DomStufen-Gelände ab eine Stunde vor 2. Björn Christian Kuhn
DOMSTUFEN-FESTSPIELE IN ERFURT 2019 Veranstaltungsbeginn Foto: Falk Wenzel
3. Máté Sólyom-Nagy
Kasse am Theater Erfurt am Theaterplatz 1 Foto: Lutz Edelhoff
Theater Erfurt über Eingang Martinsgasse 4. Florian Minnerop
Foto: Claudia Hauf
DomStufen-Festspiele Mo - Fr.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Domplatz Sa: 10.00 bis 14.00 Uhr Abb. unten:
99084 Erfurt So und Feiertag: geschlossen Erfurter Dom mit Bühnenbild
Tel.: +49 361 22 33 155 Foto: Lutz Edelhoff
Fax: +49 361 22 33 167 Tel: +49 361 22 33 155 (Mo bis Sa, 10-18 Uhr)
E-Mail: vorverkauf@theater-erfurt.de Fax: +49 361 22 33 167
Website: www.domstufen-festspiele.de E-Mail: vorverkauf@theater-erfurt.de
Post: Theater Erfurt, Theaterplatz 1, 99084 Erfurt
Vorstellungen Online-Buchung: www.domstufen-festspiele.de
Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr
09.08. (Premiere) / 10.08. / 11.08. / 13. bis 18.08. / 20. bis Anreise
25.08. / 28.08. bis 01.09.2019 Durch seine zentrale Lage genießt Erfurt eine Reihe infrastruk-
tureller Vorzüge: Flughafen, ICE-Anbindung, Autobahnkreuz.
Preise Die Stadt ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in der Mitte
PREMIERE FR & SA SO - DO Deutschlands. Die Anbindung an die Eisenbahnmagistralen
Normal 85,00 Euro 80,00 Euro 65,00 Euro Hamburg-Berlin-Halle/Leipzig-München und Dresden-Erfurt-
ermäßigt 75,00 Euro 70,00 Euro 55,00 Euro Frankfurt-Wiesbaden sowie die Mitte-Deutschland-Schienenver-
Studierende 30,00 Euro 30,00 Euro 30,00 Euro bindung Ruhrgebiet-Kassel-Erfurt-Chemnitz ermöglicht es, Erfurt
Kind, Schüler 20,00 Euro 20,00 Euro 20,00 Euro schnell und unkompliziert aus ganz Deutschland zu erreichen.

Ermäßigungen Die DomStufen-Festspiele finden am Fuße des Dombergs

Der ermäßigte Preis gilt bei Vorlage eines entsprechenden Aus-
weises für Senioren, Menschen mit Behinderung und Inhaber
eines Sozialausweises der Stadt Erfurt oder anderer Städte.
Der Studentenrabatt gilt für Studierende, Auszubildende und
Bundesfreiwilligendienstleistende bis einschließlich 26 Jahre
bei Vorlage eines entsprechenden Ausweises.
auf dem Domplatz statt. Sie sind auch bequem zu Fuß vom
Erfurter Hauptbahnhof zu erreichen. Die Haltestelle »Domplatz
Süd« ist vom Bahnhof per Stadtbahnlinie 4 zu erreichen. Aus
anderen Richtungen (und auch vom Hauptbahnhof aus) ist die
Haltestelle »Domplatz Nord« per Stadtbahnlinie 3 oder 6 zu
erreichen.

blickpunkt musical Sommerspezial

ü 2019 5
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Sieg von Liebe, Würde und Fantasie über

Brutalität und Verrat »Kuss der Spinnenfrau« am Stadttheater Baden

Kuss der Spinnenfrau

John Kander / Fred Ebb /
Terrence McNally
Deutsch von Michael Kunze
Bühne Baden
Stadttheater
Premiere: 3. August 2019
Regie ........................ Werner Sobotka
Musik. Leitung .......... Christoph Huber
Choreographie ............ Natalie Holtom
Bühnenbild ............... Karl Fehringer &
Judith Leikauf
Kostüme ................ Friederike Friedrich
Light Design ........... Michael Grundner
Molina ............................. Drew Sarich
Valentin ........................ Martin Berger
Aurora, die
Spinnenfrau ................. Ann Mandrella
Molinas Mutter ............. Andrea Huber
Marta .......................... Elisabeth Ebner
Gefängnisaufseher .... Franz Josef Koepp
Esteban, Gefängniswärter .... Artur Ortens
ai-Beobachter ................ Beppo Binder
Marcos, Gefängniswärter ... Tamim Fattal
Gabriel / Gefangener .... David Alejandro
Rodriguez
Fuentes / Gefangener .... Peter Knauder
Gefangener ..................... Thiago Fayad
Gefangener ................ Carlo Schiavone

6 ü blickpunkt musical Sommerspezial 2019

 Baden bei Wien Anzeige

D ie Bühne Baden hat sich in den letzten Jahren mit beispielhaften Musicalinszenierungen
im Sommer einen guten Ruf in der Musical-Szene aufgebaut: Die letztjährige Inszenierung
von »Bonnie & Clyde« mit Superstar Mark Seibert und Dorina Garuci in den Hauptrollen
wurde zu einem wahren Publikumshit und war restlos ausverkauft.
Auch dieses Jahr hat der neue künstlerische Leiter der Bühne Baden, Michael Lakner, einen Broad-
way-Hit auf seinem Spielplan stehen: »Kuss der Spinnenfrau (Kiss of the Spider Woman)« von
John Kander (Musik), Terrence McNally (Buch) und Fred Ebb (Gesangstexte). Gespielt wird die
deutsche Fassung von Michael Kunze.

Traum und Wirklichkeit

Der homosexuelle Schaufensterdekorateur Molina sitzt in einer lateinamerikanischen Diktatur
in Haft. Sein neuer Zellengenosse ist der Widerstandskämpfer Valentin. Folter und Demütigung
bestimmen das Leben im Gefängnis. Molinas Devise zum Überleben lautet, sich eine schöne
Scheinwelt herbeizuträumen. Nach anfänglicher Verweigerung lässt Valentin sich darauf ein. Im
Mittelpunkt der glamourösen Fantasien steht die verführerische Diva Aurora, die in ihrer Rolle als
Spinnenfrau zugleich auch eine tödliche Macht verkörpert.
»Kuss der Spinnenfrau« ist ein Stück über den Sieg von Liebe, Würde und Fantasie über Brutalität
und Verrat. Die Musik wird dominiert von lateinamerikanischen Rhythmen und konfrontiert den
Glamour der filmischen Träume Molinas mit der schmerzvollen Vergegenwärtigung von Angst,
Gewalt und Liebessehnsucht.
Das Musical gilt neben »Cabaret« und »Chicago« als das beeindruckendste Werk des Erfolgsduos
John Kander und Fred Ebb. Die Uraufführung fand am 20. Oktober 1992 am Shaftesbury The-
atre im Londoner West End statt und erlebte 922 Vorstellungen. Sie wurde mit mehreren Tony
Awards ausgezeichnet, darunter unter anderem als »Bestes Musical«, für die »Beste Partitur« und
das »Beste Libretto«.

Freiheit und Gefangenschaft

Michael Lakner, der künstlerische Leiter der Bühne Baden, hat für die Spielzeit 2018/19 das Spiel-
zeitmotto »Freiheit und Gefangenschaft« ausgesucht. Mit der Wahl dieses großen Broadwaymu-
sicals schließt das Theater den thematischen Bogen, der letzten Herbst mit »Fidelio«, Ludwig van
Beethovens großer Befreiungsoper, begonnen hat.
Die Bühne Baden ist in Musicalkreisen längst bekannt dafür, längst bekannt dafür, dass regelmäßig
Musicals auf die Bühne gebracht werden, die nicht unbedingt zu den Blockbustern gehören. Mit
dieser gelungenen Spielplanpolitik gelingt es Lakner immer wieder, einen besonderen Anreiz für
Musical-freundInnen zu schaffen, nach Baden zu kommen und selten gespielte Stücke zu sehen.

Badener Erstaufführung
Lakner ist es gelungen, für die Badener Erstaufführung eine veritable Starbesetzung zu engagieren:
Unter der Regie von Werner Sobotka wird Publikumsliebling Drew Sarich den homosexuellen
Molina spielen, sein Gefängnisgenosse Valentin wird von Martin Berger dargestellt. Aurora, die
Spinnenfrau, spielt Ann Mandrella und Marta wird von Elisabeth Ebner verkörpert.

Foto: Lukas Beck Bühne Baden

Bühne Baden
Theaterplatz 7 Vorverkauf
A - 2500 Baden Kiosk hinter dem Stadttheater
Tel.: +43 22 52 22 522 Di - Fr: 10.00 bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 18.00
Fax: +43 22 52 22 522 / 200 Uhr
E-Mail: ticket@buehnebaden.at Sa: 10.00 bis 13.00 Uhr
Website: www.buehnebaden.at Tel: +43 22 52 22 522
E-Mail: ticket@buehnebaden.at
Vorstellungen Online-Buchung: www.buehnebaden.at
Vorstellungsbeginn 19.30 Uhr: 03.08. (Premiere),
08.08., 10.08., 14.08., 18.08., 20.08., 21.08., Die Abendkasse in der Sommerarena bzw. im
28.08., 30.08. Stadttheater ist eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Vorstellungsbeginn 18.00 Uhr: 01.09. geöffnet.

Preise
Tickets in 7 Kategorien von 19,50€ bis 64,00€
Ermäßigungen
Kinder, Jugendliche, SchülerInnen und StudentInnen
bis zum vollendeten 26. Lebensjahr erhalten mit
gültigem Ausweis eine Ermäßigung von 50%, Kur-
gäste der Stadt Baden erhalten unter Vorweis der
Gästekarte eine Ermäßigung von € 2,00 pro Karte,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten 10% Ermäßigung
(max. 2 Karten).
Gruppenermäßigungen:
5% Ermäßigung (10-19 Karten), 10% Ermäßigung
(20-49 Karten), 20% Ermäßigung (ab 50 Karten)
Anreise
Per Auto:
Von der A2 kommend, Abfahrt Baden (Richtung
Zentrum) und den Hinweisschildern Stadttheater/
Sommerarena und Casino folgen. Theaterbesuche-
rInnen können kostenpflichtig in der Garage des
Casinos Baden parken.
Per Bus: (ab Wien)
Fahrt Wien Oper bis Casino Baden. Die Fahrtzeit
beträgt ca. 45 Minuten.
Per Bahn: Badener Bahn (Wiener Lokalbahn)
Die Wiener Lokalbahn fährt zwischen Wien Oper
und Baden Josefsplatz.

blickpunkt musical Sommerspezial 2019 ü 7

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Ein Oger erobert die Uckermark

Uckermärkische Bühnen bringen »Shrek – Das Musical« (TYA-Version) ab
dem 8. Juni auf die Freilichtbühne in Schwedt/Oder

Shrek – Das Musical

Jeanine Tesori / David Lindsay-Abaire
Deutsch von Kevin Schroeder &
Heiko Wohlgemuth
Uckermärkische Bühnen Schwedt
Odertalbühne
Premiere: 8. Juni 2019
Regie .................................. Lars Franke
Inszenierung der Originalproduktion
am Broadway ................... Jason Moore
Musikalische Leitung & Foto: Udo Krause
Einstudierung .................. Tilman Hintze
Choreographie ......... Eliza Hołubowska
Bühnenbild ............... Frauke Bischinger
Kostüme (teilw. Leihgabe d.
Musiktheaters Danuta Baduszkowa,
I t looks like a big, fat hit«, schrieb USA Today nach
der »Shrek«-Uraufführung, und tatsächlich entwi-
ckelte auch das Musical jenen Sog, der dem legendären
zahlreiche ungebetene Gäste bekommt: Die von dem bö-
sen Herrscher Farquaad aus der Stadt Duloc vertriebenen
Märchenwesen dringen in Shreks ruhiges Zuhause ein.
Gdynia) ................ Frauke Bischinger &
Jerzy Rudzki Film mehrere Fortsetzungen sicherte. Am Broadway Er macht sich auf den Weg, um sich bei Farquaad zu
Dramaturgie .................. Felix Gattinger lief die Show 441-mal, große Tourneen und zahlreiche beschweren, doch dieser verpflichtet ihn dazu, erst ein-
Produktionsleitung ............... Alexandra-
Magdalena Heinrich
Folgeproduktionen schlossen sich an. Im West End lief mal die Prinzessin Fiona aus ihrer Gefangenschaft zu be-
Regieassistenz ... Alexandra-Magdalena »Shrek – The Musical« in den Jahren 2011 bis 2013. freien. Dabei ist ein geschwätziger Esel eine mehr oder
Heinrich, Andrea Rudolf, Bald danach erreichte dieses unterhaltsame Musical weniger große Hilfe. Viele Hürden sind zu überwinden,
Jessica Lange (FSJK),
Leonie Thyroke (FSJK)
auch Deutschland – die große Düsseldorfer Produktion Abenteuer zu bestehen, bis Fiona sich schließlich ent-
Inspizienz ...................... Babette Hesse startete 2014 und gastierte anschließend in mehreren puppt als – nun ja, dreimal dürfen Sie raten ...
Soufflage ........................ Andrea Rudolf Städten im deutschsprachigen Gebiet. Das Erfolgsgeheimnis von »Shrek« ist das selbstiro-
Shrek .......................... Dominik Müller Nun kommt der Oger auf die Schwedter Oder- nische Grundkonzept. Die Saga parodiert einerseits die
Fiona ...................... Paulina Wojtowicz talbühne! Im Juni wird Ensemblemitglied Dominik bekanntesten Märchen unseres Kulturkreises und ist an-
Esel ......................... Michael Kuczynski
Farquaad / Wache / Müller die grüne Maske aufsetzen und mit kolossalem dererseits doch selbst ganz klar ein Märchen. Die Moral
Ritter ......................... Ireneusz Rosiński Gebrüll durch den Sumpf tanzen. Für die mächtigen »Sei du selbst, steh zu dir selbst entgegen den üblichen
Drache / Mama Bär / Dekors ist Frauke Bischinger verantwortlich, die fast alle Erwartungshaltungen, trotz deiner Schwächen« schlägt
Animateur ...................... Lisa Rothhardt
Hexe / blauer Vogel / großen Musicalproduktionen in den Uckermärkischen wiederum den Bogen zu unserem Alltag, zu unserer
Animateur .............. Katarzyna Kunicka Bühnen ausstattet, darunter »Amore mio – Das Figaro- Realität.
Gingy / Wache / Ritter ..... Kinga Stańko komplott«, »Die Schatzinsel« und das Pop-Musical
Peter Pan / Animateur /
Ritter ...................... Patrycja Brzezińska »Luther – Zwischen Liebe, Tod und Teufel« zum Refor- Shrek – Das Musical
Wolf / Thelonius / Bischof / mationsjubiläum 2017. Für »Shrek« hat sie den erfah- (TYA-Version)
Zwerg ........................ Conrad Waligura renen Musiktheaterregisseur Lars Franke nach Schwedt Nach dem gleichnamigen
Schwein 1 /
Animateur ................ Łukasz Gocławski mitgebracht. Die beiden waren bereits mehr als einmal DreamWorks-Animationsfilm
Schwein 2 / Animateur .......... Jan Popis ein erfolgreiches Team. Die Chemie stimmt also, und und dem Buch von William Steig
Schwein 3 / beide freuen sich schon sehr, wenn es endlich losgeht Buch und Gesangstexte: David Lindsay-Abaire
Animateur .............. Joshua Edelsbacher
Pinocchio / Animateur / und sie gemeinsam die hochamüsante Geschichte auf Musik: Jeanine Tesori
Young Fiona ............... Sabrina Pankrath die Odertalbühne bringen. Originalproduktion am Broadway von DreamWorks
Hässliches Entlein / Der Held der Geschichte ist der große Oger namens Theatricals und Neal Street Productions
Animateur ............. Ines Venus Heinrich
Baby-Bär / Teen Fiona / Shrek. Er ist ein hässliches Geschöpf, das niemand mag Deutsch von Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth
Animateur ........................ Monika Kijek und der selbst niemanden mag. Mit sieben Jahren von Regie Lars Franke
Tänzer ........... Sebastian Zemankiewicz, den Eltern in die große, weite Welt entlassen, lebt er seit- Inszenierung der Originalproduktion am Broadway:
Bartosz Wilniewicz
dem in einem Sumpf für sich alleine – bis er eines Tages Jason Moore

ü 8 blickpunkt musical Sommerspezial 2019

 Schwedt/Oder Anzeige

Fiona Styner (vorn im Bild, Maskenbild-

nerin in den ubs) und Christina Opitz
(Chefmaskenbildnerin in den ubs) beim
Vorbereiten der Perücken
Foto: Udo Krause

Schauspielerin Ines Venus Heinrich (r.)

und Frauke Bischinger (Bühnenbild/
Kostüme) bei der Anprobe des Kostüms
»Hässliches Entlein«
Foto: Sandra Kobelt

Frank Martin (Theatermaler in den ubs)

arbeitet in der Werkstatt am Bühnenbild
Foto: Reiko Pieper

Uckermärkische Bühnen Schwedt – Odertalbühne

Uckermärkische Bühnen Schwedt – Odertalbühne Vorstellungen Anreise
Berliner Straße 46/48 Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr Per Auto:
16303 Schwedt/Oder 8. (Premiere) / 9. / 14. / 15. / 22. / 28. / 29. Juni Aus Richtung Berlin: Autobahn A11
Telefon: +49 33 32 538 104 5. / 6. / 12. / 13. / 19. / 20. Juli (Abfahrt Joachimsthal) weiter auf der B2
Telefax: +49 33 32 538 132 Vorstellungsbeginn: 15.00 Uhr Aus Richtung Neubrandenburg: Autobahn A20 bis
Website: www.theater-schwedt.de 23. / 30. Juni Kreuz Uckermark, weiter auf der B166
Aus Polen: Grenzübergang Schwedt B166 Richtung Innen-
Ticketpreise Vorverkauf stadt / Grenzübergang Rosow B2 Richtung Schwedt /
Premiere VIP.................................................... 33€ Telefonisch über Kasse: Grenzübergang Pomellen A11 bis Kreuz Uckermark,
Premiere PK1................................................... 26€ Telefon: +49 33 32 538 111 weiter auf B166
Weitere Vorstellungen VIP................................ 30€ Telefax: +49 33 32 538 119 Kostenfreie Parkplätze (auch für Busse) vorhanden
Weitere Vorstellungen PK 1.............................. 24€ Öffnungszeiten Theaterkasse:
Di - Fr: 12.00 – 20.00 Uhr Per Bahn: Mit dem Regionalexpress 3 bis Schwedt /
Ermäßigungen Oder, Bahnhof, ca. 15 Minuten Fußweg
Ermäßigte Karten zum Preis von 13€ für Schüler, Aus- Die Abendkasse öffnet 2 Stunden vor Beginn der
zubildende, Studenten, Rentner, Arbeitslose, Vorstellungen. Reservierte Karten sind 1 Woche nach
Vorruheständler, Schwerbeschädigte, Sozialhilfe- Eingang der Bestellung abzuholen. Nicht abgeholte
empfänger und Sozialpassinhaber nach Vorlage Karten gehen nach Ablauf dieser Frist in
des Ausweises den Freiverkauf bzw. werden in Rechnung gestellt.
Für die Inanspruchnahme von Ermäßigungen ist beim
Kauf der Eintrittskarten ein entsprechender Online unter: www.theater-schwedt.de
Nachweis vorzulegen. Saalplanbuchung möglich

blickpunkt musical
ü Sommerspezial 2019 9
ü
ü
Anzeige
Musicalsommer Fulda 2019
14. Juni bis 28. August 2019 – Erstmals mit zweiter Spielstätte am Domplatz Fulda
Die Päpstin
Musik, Libretto,
Liedtexte ...................... Dennis Martin
Liedtexte, Libretto ......... Christoph Jilo
spotlight musicals
Musicalsommer Fulda
Schlosstheater
Premiere: 14. Juni 2019
Regie .......................... Stanislav Moša
Regie Wiederaufnahme .... Christoph Jilo
Musikalische Leitung ...... Carsten Rupp
Musikarrangement .... Frank Hollmann
Choreographie .................. Julia Poulet
Bühnenbild ............. Christoph Weyers
Kostüme ................... Andrea Kucerová
Maske ....................... Elke Quirmbach
Lichtdesign .................... Pia Virolainen
Sounddesign ......... Maximilian Becker
Produktionsleitung .......... Peter Scholz
Johanna ................. Sabrina Weckerlin
Gerold .......................... Mark Seibert /
Dennis Henschel /
Sascha Kurth – Walk-in Cover
Anastasius ................ Christian Schöne
Aeskulapius ....... Reinhard Brussmann
Arsenius / Ratgar .................. Léon van
Leeuwenberg
Vater / Papst ..... Andreas Lichtenberger
Fulgentius / Rabanus ...... Lutz Standop
Gudrun .......................... Caroline Zins
Marioza / Richild .... Larissa Windegger
Lothar ........................ Marcus G. Kulp
Raben ................... Jenny Schlensker &
Sascha Laue
In weiteren Rollen:
Michael Beck, Juliane Bischoff, Giulia Fabris,
Farid Halim, Denys Magda, Andre Naujoks,
Stephan R. Przywara, Jenny Schlensker
(Dance Captain), Michelle Tönnies, Isabel
Trinkaus, Marjeta Urch, Chadi Yakoub
Extra Ensemble:
Jörg Alt, Torsten Paul, Katharina
Peregudov, Doreen Sommer, Julia Vilmar
ü 12
Fulda
D er Musicalsommer Fulda hat sich zum erfolgreichs-
ten Bühnenfestival Hessens entwickelt. Als Allein-
stellungsmerkmal europaweit werden nur Stücke ge-
spielt, die exklusiv in Fulda komponiert und produziert
wurden. Darüber hinaus sind praktisch alle Shows im-
mer ausverkauft und auf der größten deutschen Ticket-
plattform (eventim.de) haben die Fuldaer Stücke die bes-
ten Kundenbewertungen aller Musicals in Deutschland.
Das Erfolgsrezept ist begründet auf einer Mischung aus
Starbesetzung auf der Bühne, hochwertiger Bühnenaus-
stattung, dem sehr komfortablen Schlosstheater, einem
unschlagbarem Preis-Leistungsverhältnis und der wun-
derschönen Stadt Fulda mit ihren konkurrenzlosen tou-
ristischen und gastronomischen Angeboten.
Wie bereits in 2018 wird erneut eine große Vielfalt
geboten. Ab dem 14. Juni 2019 stehen gleich drei Mu-
sicals auf dem Spielplan:
»Die Päpstin – Das Musical« (14. Juni bis 6. Juli)
Wilde Barbarenhorden bedrohen Mitteleuropa. Die
Pest wütet und kaum ein Weg ist sicher. Ein Leben
zählt wenig, vor allem das einer Frau. Eine spannende,
mittelalterliche Geschichte von höchstem Unterhal-
tungswert in einer Produktion auf Top-Niveau: Die
Romanvorlage der amerikanischen Autorin Donna
W. Cross verkaufte sich millionenfach in Deutschland
und auch die Musicalversion konnte bisher bereits über
350.000 Besucher begeistern.
»Der Medicus – Das Musical« (13. Juli bis 4. August)
England vor über 1000 Jahren – der junge Rob Cole
wird zur Waise und schließt sich als Lehrling einem
fahrenden Bader an. Schon bald entdeckt er seine Gabe
und entwickelt den unbändigen Wunsch, Medicus zu
werden. So macht er sich auf eine gefährliche Reise, um
im persischen Isfahan bei Ibn Sina, dem Arzt aller Ärzte,
zu lernen. Da es Christen zu dieser Zeit untersagt ist,
an arabischen Universitäten zu studieren, muss er sich
als Jude ausgeben, was ihn zu einem gefährlichen Ver-
steckspiel zwingt. Er erforscht streng verbotene Bereiche
der Medizin und riskiert dabei sein Leben. Seine Be-
stimmung gibt ihm die Kraft und den Mut, weiter an
der Verwirklichung seines Traums zu arbeiten. Er wird
Vertrauter des Schahs, kann seine wahre Identität aber
blickpunkt musical Sommerspezial 2019

niemandem anvertrauen. In diesem spannenden Um-
feld findet er nicht nur die Liebe seines Lebens, sondern
schlussendlich auch zu sich selbst. Eine packende Ge-
schichte über die Koexistenz der Kulturen und die Macht
von Wissen und Liebe.
Nach den erfolgreichen Gastspielen in München und
Hameln kehrt »Der Medicus« wieder nach Fulda zurück,
wo in den vergangen drei Jahren über 200 Shows am
Stück vor ausverkauftem Haus gespielt wurden.
»Bonifatius – Das Musical« (22. bis 28. August)
Im Jahr 2019 feiert die Stadt Fulda ihr 1275. Jubiläum.
Als Highlight des Festjahres kommt das Musical über
den Stadtgründer nach neun Jahren Pause wieder
auf die Bühne. Es wird unter der Regie von Stefan
Huber in einer spektakulären Inszenierung vor je-
weils 4300 Zuschauern zur größten Musicalpremiere
2019 in Deutschland. Die Bühne wird über 52 Meter
breit sein und das 30-köpfige Profiensemble wird von
den Kölner Symphonikern mit 40 Musikern und ei-
nem Konzertchor mit über 100 Sängern unterstützt.
Die Domfassade wird durch spezielle Videoprojektio-
nen des Oscar-Preisträgers Sven Sauer illuminiert und
auch das weitere Kreativteam um den Choreographen
Danny Costello, den mehrfachen Bühnenbildner des
Jahres Timo Dentler oder die norwegische Licht-
designerin Pia Virolainen werden für grandiose Bild-
welten sorgen.
Foto: W. Winkler
blickpunkt musical Sommerspezial 2019
Fulda
Und auch der Musicalsommer 2020 wirft schon seine
Schatten voraus! Am 19. Juni wird »Robin Hood – Das
Musical« uraufgeführt, welches Weltstar Chris de Burgh
zusammen mit Dennis Martin exklusiv für spotlight
musicals komponiert.
Infos und Tickets: 0661 – 25 00 80 90 oder
www.musicalsommer-fulda.de
Musicalpauschalen unter: 0661 102 18 12
ü 13
Anzeige
Der Medicus
Musik, Libretto,
Liedtexte ...................... Dennis Martin
Liedtexte, Libretto ...... Christoph Jilo &
Wolfgang Adenberg
Zusätzliche Musik ............. Marian Lux
spotlight musicals
Musicalsommer Fulda
Schlosstheater
Premiere: 13. Juli 2019
Regie ............................ Holger Hauer
Regie Wiederaufnahme .... Christoph Jilo
Musikalische Leitung ...... Carsten Rupp
Musikarrangement .... Michael Reed &
Roy Moore
Choreographie .................. Kim Duddy
Bühnenbild ............. Christoph Weyers
Kostüme ........................... Ulli Kremer
Maske ....................... Elke Quirmbach
Lichtdesign .................... Pia Virolainen
Sounddesign ......... Maximilian Becker
Produktionsleitung .......... Peter Scholz
Rob Cole ...................... Sascha Kurth /
Kristian Lucas
Mary Cullen .................... Johanna Zett
Ibn Sina .................... Ethan Freemann
Karim ....................... Christian Schöne
Mirdin ........................... Kristian Lucas
Bader / Quandrasseh.... Sebastian Lohse
Fara ................................. Sharon Rupa
Mutter ............................ Caroline Zins
Cullen / Grosswesir .............. Léon van
Leeuwenberg
In weiteren Rollen:
Michael Beck, Thomas Christ, Adam Cooper,
Stephen Dole, Giulia Fabris, Farid Halim,
Sascha Laue, Denys Magda, Andre Naujoks,
Stephan R. Przywara, Jenny Schlensker
(Dance Captain), Nicole Sydow, Michelle
Tönnies, Marjeta Urch, Andrea Viggiano,
Larissa Windegger, Chadi Yakoub
Extra Ensemble:
Jörg Alt, Torsten Paul
Bonifatius
Musik, Liedtexte,
Libretto ........................ Dennis Martin
Buch ...................... Zeno Diegelmann
spotlight musicals
Musicalsommer Fulda
Domplatz
Premiere: 22. August 2019
Regie ............................. Stefan Huber
Musikalische Leitung ...... Inga Hilsberg
Choreographie ........... Danny Costello
Bühne & Kostüm ......... Timo Dentler &
Okarina Peter
Maske ....................... Elke Quirmbach
Lichtdesign ................... Pia Virolainen
Projektionen ..................... Sven Sauer
Produktionsleitung .......... Peter Scholz
Bonifatius ........... Reinhard Brussmann
Sturmius ......................... Friedrich Rau
Alrun ..................... Sabrina Weckerlin
Willibald ............ Alexander von Hugo
Bischof Gewillip .......... Frank Winkels
Radbod ............ Andreas Lichtenberger
Luitger ........................ Karsten Kenzel
Karlmann ...................... Simon Staiger
Pippin ........................... Tom Schimon
Lioba .............................. Anke Fiedler
Lullus / Karl Martell /
Papst / Gesandter ............. Max Gertsch
Mutter ........................ Juliane Bischoff
In weiteren Rollen:
Veronica Appedu, Joyce Diedrich, Fabio Diso,
Rahel Fuhrimann, Milena Sophia Hagedorn,
Farid Halim, Heiko Herzeg, Judith Jandl, Robert
Johansson, Elisabeth Köstner, Pablo Martinez,
Lucas Mayer, Luciano Mercoli, Katrin Merkl
(Dance Captain), Jenny Schlensker, Anton
Schweizer, Jack Widdowson

Premierenvorschau
Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr.
Aida
Elton John / Tim Rice / Linda Woolverton /
Robert Falls / David Henry Hwang
Deutsch von Michael Kunze
Freilichtspiele Schwäbisch Hall
Premiere: 13. Juli 2019
www.freilichtspiele-hall.de
Anatevka
Jerry Bock / Sheldon Harnick / Joseph Stein
Deutsch von Rolf Merz & Gerhard Hagen
Waldbühne Ahmsen
Premiere: 25. Mai 2019
www.waldbuehne-ahmsen.de
Anatevka
Jerry Bock / Sheldon Harnick / Joseph Stein
Deutsch von Rolf Merz & Gerhard Hagen
Naturtheater Reutlingen
Wasenwald-Festspiele
Freilichtbühne
Premiere: 15. Juni 2019
www.naturtheater-reutlingen.de
Anatevka
Jerry Bock / Sheldon Harnick / Joseph Stein
Deutsch von Rolf Merz & Gerhard Hagen
Mecklenburgisches Staatstheater
Schlossfestspiele Schwerin
Alter Garten
Premiere: 21. Juni 2019
www.mecklenburgisches-staatstheater.de
Artus – Excalibur
Frank Wildhorn / Robin Lerner / Ivan Menchell
Deutsch von Nina Schneider
Schlossfestspiele Zwingenberg
Schlosshof
Premiere: 31. Juli 2019
www.schlossfestspiele-zwingenberg.de
Franz Grothe / Günther Schwenn / Willy Dehmel /
Big Fish
Andrew Lippa / John August
Deutsch von Nico Rabenald
Theater unter den Kuppeln
Leinfelden-Echterdingen / Stetten
Freilichtbühne
Premiere: 15. Juni 2019
www.tudk.de
Blues Brothers
Diverse / Stephan Brauer
Volkstheatersommer Rostock
Halle 207
Uraufführung: 29. Juni 2019
www.volkstheater-rostock.de
Blues Brothers
Diverse / Axel Poike
Erzgebirgische Theater- und Orchester Ges.
Annaberg-Buchholz
Greifenstein-Festspiele
Uraufführung: 27. Juli 2019
www.winterstein-theater.de
14
Premierenblick
Bonifatius Der Medicus – Das Musical
Dennis Martin / Zeno Diegelmann Dennis Martin / Wolfgang Adenberg / Christoph Jilo
Spotlight Musicals Spotlight Musicals
Musicalsommer Fulda Musicalsommer Fulda
Domplatz Schlosstheater
Premiere: 22. August 2019 Premiere: 13. Juli 2019
www.bonifatius-musical.de www.spotlight-musicals.de
Breaking Free – A Tribute to Queen Der Name der Rose
»Queen« / Verena Koch Øystein Wiik / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elke Ranzinger & Roman Hinze
Musical Theatre Academy (MTA)
Mühlviertler Musicalwochen
Theater Erfurt
Sport- und Veranstaltungshalle Bad Leonfelden
Domstufen Festspiele
Premiere: 18. Juli 2019
Uraufführung: 9. August 2019
www.badleonfelden.at
www.theater-erfurt.de
Cabaret
John Kander / Fred Ebb / Joe Masteroff Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
Deutsch von Robert Gilbert Diverse / Michael Fajgel
Musikfestival Steyr Brüder Grimm Festival Kassel – Park Schönfeld
Schlossgarten Schloss Lamberg Uraufführung: 4. Juli 2019
Premiere: 25. Juli 2019
www.brueder-grimm-festival.com
www.musikfestivalsteyr.at
Die Dreigroschenoper
Carmen – Das Musical Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
Frank Wildhorn / Jack Murphy / Norman Allen
Theater Senftenberg
Deutsch von Thomas Borchert
Amphitheater
Musicalsommer Winzendorf Premiere: 25. Mai 2019
Steinbruch
www.theater-senftenberg.de
Deutschsprachige Erstaufführung: 27. Juni 2019
www.musicalsommer-winzendorf.at
Die Dreigroschenoper
Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
Chicago
John Kander / Fred Ebb / Bob Fosse
Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau
Stadthallengarten Görlitz
Deutsch von Erika Gesell & Helmut Baumann
Premiere: 22. Juni 2019
DomPlatzOpenAir Magdeburg
www.g-h-t.de
Premiere: 14. Juni 2019
www.theater-magdeburg.de
Die Dreigroschenoper
Kurt Weill / Bertolt Brecht / Elisabeth Hauptmann
Das Wirtshaus im Spessart
Theater an der Rott Eggenfelden
Curt Hanno Gutbrod
Premiere: 27. Juni 2019
www.theater-an-der-rott.de
Comödie Dresden
Elbschloss Übigau
Premiere: 5. Juli 2019 Die Päpstin
Dennis Martin / Christoph Jilo
www.comoedie-dresden.de
Spotlight Musicals
Der Graf von Monte Christo Musicalsommer Fulda
Schlosstheater
Frank Wildhorn / Jack Murphy
Premiere: 14. Juni 2019
Deutsch von Kevin Schroeder
www.spotlight-musicals.de
Felsenbühne Staatz
Österreichische Erstaufführung: 26. Juli 2019
www.felsenbuehne-staatz.at
Die Schatzinsel – Das Musical
Dennis Martin / Christoph Jilo / Wolfgang Adenberg
Der kleine Horrorladen Erzgebirgische Theater und Orchester Ges.
Annaberg-Buchholz
Alan Menken / Howard Ashman
Greifenstein-Festspiele
Deutsch von Michael Kunze
Premiere: 18. August 2019
Waldbühne Kloster Oesede Georgsmarienhütte
www.winterstein-theater.de
Premiere: 28. Juni 2019
www.waldbühne.com
Doktor Schiwago
Lucy Simon/ Michael Korie /
Der Mann von La Mancha Amy Powers / Michael Weller
Mitch Leigh / Joe Darion / Dale Wasserman Deutsch von Sabine Ruflair & Jürgen Hartmann
Deutsch von Robert Gilbert
Freilichtspiele Tecklenburg
Schlossfestspiele Ettlingen Freilichtbühne
Schlosshof Premiere: 26. Juli 2019
Premiere: 4. Juli 2019
www.freilichtspiele-tecklenburg.de
www.schlossfestspiele-ettlingen.de
ü blickpunkt musical Sommerspezial 2019
Premiere, 27. Juni Premiere, 4. Juli

ü

Premierenvorschau
Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr.
Don Camillo & Peppone
Dario Farina / Michael Kunze
Freilichtspiele Tecklenburg
Premiere: 21. Juni 2019
www.freilichtspiele-tecklenburg.de
DraCOOLa – Showbiss
Diverse / Pat & Thomas Kunze
Freilichtbühne Herdringen
Uraufführung: 22. Juni 2019
www.flbh.de
Elisabeth
Sylvester Levay / Michael Kunze
Konzertante Aufführung
Vereinigte Bühnen Wien
Ehrenhof des Schloss Schönbrunn
Premiere: 5. Juli 2019
www.musicalvienna.at
Emil und die Detektive
Marc Schubring / Wolfgang Adenberg
In Kooperation mit der Grundschule Röttingen
Frankenfestspiele Röttingen
Premiere: 17. Mai 2019
www.frankenfestspiele.de
Emil und die Detektive
Marc Schubring / Wolfgang Adenberg
Freilichtbühne Bökendorf
Premiere: 2. Juni 2019
Martin Lingnau / Thomas Matschoß / Heiko Wohlgemuth
www.freilichtbuehne-boekendorf.de
Emil und die Detektive
Marc Schubring / Wolfgang Adenberg
Bad Hersfelder Festspiele
Stiftsruine
Premiere: 11. August 2019
www.bad-hersfelder-festspiele.de
Evita
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Michael Kunze
Theater Ulm
Wilhelmsburg
Premiere: 7. Juni 2019
www.theater-ulm.de
Ewig jung
Erik Gedeon
Freilichtspiele Schwäbisch Hall
Neues Globe
Premiere: 21. Juni 2019
www.freilichtspiele-hall.de
Fly Me to the Moon
Diverse / Rita Sereinig / Alexander Hauer
Sommerspiele Melk
Wachauarena
Uraufführung: 10. Juli 2019
www.wachaukulturmelk.at
Funny Girl
Jule Styne / Bob Merrill / Isobel Lennart
Deutsch von Heidi Zerning
Bad Hersfelder Festspiele
Stiftsruine
Premiere: 12. Juli 2019
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www.bad-hersfelder-festspiele.de
Premierenblick
Grease
Warren Casey / Jim Jacobs
Deutsch von Frank Thannhäuser
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
Premiere: 28. Juni 2019
www.luisenburg-aktuell.de
Hair
Galt MacDermot / Gerome Ragni / James Rado
Deutsch von Nico Rabenald & Walter Brandin
Burgfestspiele Jagsthausen
Götzenburg – Burghof
Premiere: 21. Juni 2019
www.burgfestspiele-jagsthausen.de
Hair
Galt MacDermot / Gerome Ragni / James Rado
Deutsch von Nico Rabenald & Walter Brandin
Gandersheimer Domfestspiele
Festspielbühne
Premiere: 5. Juli 2019
www.gandersheimer-domfestspiele.de
Heidi
Norberto Bertassi / Norbert Holoubek
teatro
Stadttheater Mödling
Uraufführung: 17. Juli 2019
www.teatro.at
Heiße Ecke
Freilichtbühne Bellenberg
Premiere: 20. Juli 2019
www.freilichtbuehne-bellenberg.de
Hello, Dolly!
Jerry Herman / Michael Stewart
Deutsch von Robert Gilbert
Frankenfestspiele Röttingen
Burghof der Burg Brattenstein
Premiere: 13. Juni 2019
www.frankenfestspiele.de
Höchste Zeit
Diverse / Carsten Gerlitz / Tilmann von Blomberg /
Katja Wolff
Musiktheater Brandenburg
Sommerkomödie im Oderbruch
Hof-Theater Bad Freienwalde
Premiere: 2. August 2019
www.musiktheater-brandenburg.de
Ich war noch niemals in New York
Udo Jürgens / Gabriel Barylli / Christian Struppeck
Thunerseespiele
Seebühne
Premiere: 10. Juli 2019
www.thunerseespiele.ch
Im weißen Rössl
Ralph Benatzky / Robert Gilbert /
Hans Müller-Einigen / Erik Charell
TMC – The Musical Company
Burg Seevetal
Premiere: 15. Juni 2019
www.themusicalcompany.de
ü blickpunkt musical Sommerspezial 2019
Irma la Douce
Marguerite Monnot / Alexandre Breffort
Deutsch von Hanns Bernhardt & Ivo Kohorte
Theater und Orchester Neubrandenburg / Neustrelitz
Schauspielhaus Neubrandenburg
Premiere: 24. Mai 2019
www.theater-und-orchester.de
Jacob und Wilhelm – Weltenwandler
Marc Schubring / Kevin Schroeder
Brüder Grimm Festspiele Hanau
Amphitheater Schloss Philippsruhe
Uraufführung: 10. Mai 2019
www.festspiele.hanau.de
Jesus Christ Superstar
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Anja Hauptmann
Theater Nordhausen & Loh-Orchester Sondershausen
Schlossfestspiele Sondershausen – Lustgarten
Premiere: 21. Juni 2019
www.theater-nordhausen.de
Jesus Christ Superstar
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Anja Hauptmann
Theater Vorpommern
Wiese Hansa-Gymnasium Stralsund
Premiere: 28. Juni 2019
www.theater-vorpommern.de
Jesus Christ Superstar
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Anja Hauptmann
Staatstheater Augsburg
Freilichtbühne am Roten Tor
Premiere: 29. Juni 2019
www.theater-augsburg.de
Joseph and the Amazing
Technicolor Dreamcoat
Andrew Lloyd Webber / Tim Rice
Deutsch von Heinz Rudolf Kunze
Musicalgruppe der Goetheschule Wetzlar
Wetzlarer Festspiele – Rosengärtchen
Premiere: 13. Juni 2019
www.wetzlarer-festspiele.de
Kohlhiesels Töchter – Das Musical
Shay Cohen / Michael Chadim / Hans Dieter Schreeb
Freilichtbühne Hallenberg
Uraufführung: 16. Juni 2019
www.freilichtbuehne-hallenberg.de
La Cage aux Folles
Jerry Herman / Harvey Fierstein
Deutsch von Erika Gesell & Christian Severin
Deister-Freilicht-Bühne Barsinghausen
Premiere: 8. Juni 2019
www.deister-freilicht-buehne.de
Love Me Tender
Elvis Presley / Stephen Oremus / Joe DiPietro
Deutsch von Benjamin Baumann
Theater Plauen / Zwickau
Freilichtbühne am Schwanenteich Zwickau
Premiere: 30. Juni 2019
www.theater-plauen-zwickau.de
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UNTER
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STERNEN

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Premierenvorschau
Diese Premierenübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Informationen finden Sie auf www.unitedmusicals.de
Madagascar
George Noriega / Joel Someillan / Kevin Del Aguila
Deutsch von Christian Poewe
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
Deutschsprachige Erstaufführung: 29. Mai 2019
www.luisenburg-aktuell.de
Madagascar
George Noriega / Joel Someillan / Kevin Del Aquila
Deutsch von Christian Poewe
Waldbühne Kloster Oesede Georgsmarienhütte
Premiere: 2. Juni 2019
www.waldbühne.com
Monty Python‘s Spamalot
John Du Prez / Eric Idle
Deutsch von Daniel Große Boymann
Theater Trier
Quadrathof des Bischöflichen Priesterseminars
Premiere: 8. Juni 2019
www.theater-trier.de
My Fair Lady
Frederick Loewe / Alan Jay Lerner
Deutsch von Robert Gilbert
Theater Donauwörth
Freilichtbühne am Mangoldfelsen
Premiere: 22. Juni 2019
www.freilichtbuehne-donauwoerth.de
Natürlich Blond
Laurence O‘Keefe / Nell Benjamin / Heather Hach
Deutsch von Heiko Wohlgemuth,
Kevin Schroeder & Ruth Deny
Freilichtbühne Coesfeld
Premiere: 18. Mai 2019
www.freilichtbuehne-coesfeld.de
Rock of Ages
Diverse / Chris D‘Arenzio
Deutsch von Holger Hauer
Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel
Parkbad Süd
Premiere: 14. Juni 2019
www.westfaelisches-landestheater.de
Saturday Night Fever
Robert Stigwood / Bill Oakes
In der neuen Version von Ryan McBryde
Deutsch von Anja Hauptmann
Burgfestspiele Bad Vilbel
Premiere: 13. Juni 2019
www.kultur-bad-vilbel.de
Saturday Night Fever
Robert Stigwood / Bill Oakes
In der neuen Version von Ryan McBryde
Deutsch von Anja Hauptmann
Emsländische Freilichtbühne Meppen
Premiere: 29. Juni 2019
www.freilichtbuehne-meppen.de
Shrek
Jeanine Tesori / David Lindsay-Abaire
Deutsch von Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth
Uckermärkische Bühnen Schwedt
Odertalbühne
Premiere: 8. Juni 2019
ü www.theater-schwedt.de
Premierenblick
Shrek
Jeanine Tesori / David Lindsay-Abaire
Deutsch von Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth
Naturtheater Reutlingen
Wasenwald-Festspiele
Freilichtbühne
Premiere: 21. Juni 2019
www.naturtheater-reutlingen.de
Sommer, Sonne, 79
Diverse / Klaus Peter Nigey
Sommerfestspiele Dinkelsbühl
Freilichtbühne am Wehrgang
Uraufführung: 28. Mai 2019
www.landestheater-dinkelsbuehl.de
Spatz und Engel
Diverse / Daniel Große Boymann / Thomas Kahry
Landestheater Detmold
Hoftheater im Innenhof
Premiere: 17. Mai 2019
www.landestheater-detmold.de
Spatz und Engel
Diverse / Daniel Große Boymann / Thomas Kahry
Gandersheimer Domfestspiele
Festspielbühne
Premiere: 21. Juni 2019
www.gandersheimer-domfestspiele.de
The Addams Family
Andrew Lippa / Marshall Brickman / Rick Elice
Deutsch von Anja Hauptmann
Burgfestspiele Jagsthausen
Götzenburg – Burghof
Premiere: 5. Juni 2019
www.burgfestspiele-jagsthausen.de
The Black Rider
Tom Waits / William S. Burroughs
Deutsch von Wolfgang Wiens
Mainfranken Theater Würzburg
Efeuhof des Rathauses
Premiere: 23. Mai 2019
www.theaterwuerzburg.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Clingenburg Festspiele Klingenberg am Main
Clingenburg
Premiere: 7. Juni 2019
www.clingenburg-festspiele.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Burgfestspiele Mayen
Bühne im Burghof
Premiere: 29. Juni 2019
www.burgfestspiele-mayen.de
The Rocky Horror Show
Richard O‘Brien
Songs in englischer Sprache
Deutsche Dialoge von
Frank Thannhäuser & Iris Schumacher
Musicalsommer Amstetten
Johann Pölz Halle
Premiere: 17. Juli 2019
www.avb.amstetten.at
Traumschiff
Diverse / Christian Deix / Olivier Lendl
Kultursommer Laxenburg
Franzensburg
Uraufführung: 16. Juni 2019
www.kultursommerlaxenburg.at
Wir sind mal kurz weg
Diverse / Bärbel Arenz / Tilmann von Blomberg
Theater Paderborn
Open Air vor der Stadtbibliothek
Premiere: 8. Juni 2019
www.theater-paderborn.de
Zucker
Paul Graham Brown / Birgit Simmler
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
Uraufführung: 16. August 2019
www.luisenburg-aktuell.de
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Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion, Übersetzung in
fremde Sprachen, Mikro-verfilmung und elektronische
Verarbeitung sowie jede andere Art der Wiedergabe nur
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dem Fall die Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt
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blickpunkt musical Sommerspezial 2019
 JÉRÔME BERG & BENEDIKT KARASEK
PRÄSENTIEREN

m
MUSICALSOMMER
W INZENDORF
INTENDANZ MARIKA LICHTER

Jack
Murphy
Lyrics
Carmen
27.06.2019 - 21.07.2019
Das Musical
www.musicalsommer-winzendorf.at
CARMEN - DAS MUSICAL MIT MUSIK VON FRANK WILDHORN LYRICS VON JACK MURPHY BUCH VON NORMAN ALLEN ORIGINAL ORCHESTRATION VON KIM SCHARNBERG
VOCAL/DANCE ARRANGEMENTS VON KOEN SCHOOTS ADDITIONAL ARRANGEMENTS VON ADRIAN WERUM DT.ÜBERSETZUNG VON THOMAS BORCHERT
WINZENDORF ORCHESTRATION VON LIOR KRETZER

ü
Anzeige Tecklenburg

Italien – Russland – Dschungel

Eine ›musical‹ische Reise der Freilichtspiele Tecklenburg

W enn zwei Sturköpfe einen Streit austragen, dann

ist eine ganze Kleinstadt mit beteiligt. Selbst die
Stimme Jesu kann den aufgebrachten Pfarrer Don Camil-
lo nicht mehr besänftigen, wenn er an die Pläne seines
Gegners Peppone denkt, der als kommunistischer Bürger-
meister für eine bessere Sozialordnung eintritt. Eigentlich
wollen beide das Gleiche, nur die Wege sind anders.
Aus einem Erfolg der Filmgeschichte wird das lebendige
und oft komische Musical »Don Camillo & Peppone«.
Wir sind eben in Italien, und hiervon ist auch die Musik
inspiriert. Ob in Balladen, rebellischen Chorpassagen
oder lyrischen Momenten, Abwechslung ist angesagt.
Dynamik und starke Emotionen, bis die Fäuste fliegen.
Eben typisch Italien. Dazu gehört neben aller Leichtig-
keit und dem Dolcefarniente aber auch eine Botschaft:
Die Starrheit von Ideologien und Machtansprüchen
entspricht nicht mehr unserem Denken. Starrheit im
Konflikt verhindert den Blick auf den Menschen, er ist
das Zentrum, nicht die abstrakte Idee.
Wie Don Camillo und Peppone aus dieser Geschichte
herauskommen, das sollten Sie erleben. Am Ende geht
es – wie immer im Leben – nur durch Solidarität.
21-mal können Sie dieses Musical bei uns erleben,
mit einer Spitzenbesetzung sowie dem großen Chor und
Orchester der Freilichtspiele.
Bei »Doktor Schiwago« tun wir einen tiefen Blick
in die Seele Russlands und in das Herz und das Denken
Jurij Schiwagos. Er ist Arzt und Dichter, Ehemann und
Liebhaber. Er gerät zwischen die Fronten einer revoluti-
onären Epoche, wird zum Spielball politischer Konstel-
lationen. Und doch bleibt er ein Liebender.
Wie in dem berühmten Film steht die Entwicklung
der Liebe zu Lara im Zentrum des Musicals. Nach einer
flüchtigen Begegnung entwickelt sich aus der Zusam-
menarbeit zwischen Arzt und Schwester in den Laza-
retten der Kampfplätze eine stürmische Liebe voller
Dramatik. Ein Mann zwischen zwei Frauen, ein Mann
vor dem Hintergrund politischer Veränderungen. Ein
Mann als Hauptfigur eines Musicals, dessen Psyche in
ihrer Vielschichtigkeit seziert wird. Und das in einem
gewaltigen Epos, das tief in die russische Seele und Mu-
sik eindringt. Melancholie und Dramatik als Gefühlsap-
pell, auch an die Zuschauer.
Traditionell engagieren wir die besten Musicaldar-
steller nach Tecklenburg, dazu erleben Sie 20-mal den
großen Chor und das Live-Orchester. Dies alles vor dem
Panorama einer einzigartigen Geschichte, nämlich der
eines Arztes, der im Strudel der Ereignisse nicht den
Glauben an die Liebe verliert, auch wenn sie zwei Frauen
gleichzeitig gilt.
In unserem Kinder- und Familienmusical »Das
Dschungelbuch« ist ein Kind allein auf einer Lich-
tung im Dschungel. So beginnt die berühmte Ge-
schichte um Mogli, den »kleinen Frosch«. Ein Men-

Freilichtspiele Tecklenburg
Schlossstr. 7
49545 Tecklenburg
Telefon: +49 54 82 22 02 27
Telefax: +49 54 82 12 69
E-Mail: info@buehne-te.com
Website: www.freilichtspiele-tecklenburg.de
Vorstellungen »Don Camillo & Peppone«
Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr
21.06. (Premiere) / 22.06. / 28.06. / 29.06. / 05.07. /
06.07. / 12.07. / 13.07. / 19.07. / 20.07. / 01.08. /
02.08. / 10.08. / 15.08. / 16.08. / 24.08.
Vorstellungsbeginn: 19.00 Uhr
30.06. / 07.07. / 14.07. / 11.08. / 25.08.
Vorstellungen »Doktor Schiwago«
Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr
26.07. (Premiere) / 27.07. / 03.08. / 08.08. / 09.08. /
17.08. / 22.08. / 23.08. / 29.08. / 30.08. / 31.08. /
06.09. / 07.09. / 13.09. / 14.09.
Vorstellungsbeginn: 19.00 Uhr
28.07. / 04.08. / 18.08. / 01.09. / 08.09.
Vorstellungen »Das Dschungelbuch«
Vorstellungsbeginn: 15.00 Uhr
19.05. (Premiere) / 26.05. / 02.06. / 09.06. / 16.06. /
23.06. / 30.06. / 07.07. / 14.07. / 21.07. / 28.07. /
04.08. / 11.08. / 18.08. / 25.08.
Vorstellungsbeginn: 10.00 Uhr
26.06.
Vorstellungsbeginn: 16.00 Uhr
12.06. / 19.06. / 26.06. / 03.07. / 10.07. / 17.07. /
24.07. / 31.07. / 07.08. / 14.08. / 21.08. / 28.08.
Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr
07.08.
Freilichtspiele Tecklenburg
Preise »Don Camillo & Peppone« und »Doktor Schiwago«
PK I 45 € Last-Minute-Bestellung:
PK II 40 € Nutzen Sie in der Hauptsaison unseren Last-Minute-
PK III 35 € Service und sichern Sie sich die besten Plätze per Tele-
Nummerierte Plätze - die Plätze der PK I und II sind fon. Vorbestellungen innerhalb von drei Tagen vor dem
überdacht Vorstellungstag müssen bis spätestens eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn an der Hauptkasse abgeholt sein.
Preise »Das Dschungelbuch«
8 € für Kinder und Erwachsene – Freie Platzwahl
Anreise
Vorverkauf Mit dem Auto:
Geschäftsstelle der Freilichtspiele Tecklenburg Es stehen mehrere Parkplätze zur Verfügung, jeweils
Schlossstr. 7 etwa 5 – 15 Minuten Fußweg zur Freilichtbühne.
49545 Tecklenburg
Telefon: +49 54 82 22 02 27 Mit der Bahn:
Telefax: +49 54 82 12 69 Sie können am Bahnhof in Tecklenburg in der Nähe
E-Mail: info@buehne-te.com des Restaurants »Fabula« aussteigen, müssen dann
aber den steilen Berg hoch!
Online
Unter www.freilichtspiele-tecklenburg.de. Bei Hinter- Mit dem Bus:
legung der Karten, liegen diese in der Geschäftsstelle Steigen Sie bitte an der Haltestelle »Stadtbussteig« aus.
der Freilichtspiele Tecklenburg, Schloßstr. 7, 49545 Das ist oben im Ort und befindet sich hinter der gro-
Tecklenburg, zur Abholung bereit. ßen Bäckerei. Von dort sind es 10 Minuten bequemer
Fußweg bis zur Bühne.
Gruppenbestellungen: Sie möchten von Osnabrück aus mit dem Bus zur Frei-
Gruppen ab 21 Personen erhalten auf alle Preisklassen lichtbühne anreisen? Kein Problem! Steigen Sie in den
eine Ermäßigung von 10 %, bei »Das Dschungelbuch« FreizeitBus der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS)
7 €. Nach Erhalt der Bestellnummer muss die Bezah- ein und Sie kommen sicher und bequem zum Musical.
lung innerhalb von 8 Tagen erfolgen. Nach Eingang der Weitere Informationen und die aktuellen Fahrzeiten
Zahlung senden wir die Tickets zu. bekommen Sie unter www.freizeitbus.com
Restkartenverkauf:
30 Minuten vor Vorstellungsbeginn an Schüler, Aus-
zubildende und Studenten zum Preis von 20 Euro (bei
Verfügbarkeit!)

ü 20 blickpunkt musical Sommerspezial 2019


Foto: Stefan Grothus
schenkind im Lebensraum wilder Tiere. Tiere, die ihm
Schutz bieten, aber auch andere, die dem Jungen gefähr-
lich werden könnten. Balu, Baghira und viele Freunde
begleiten Mogli auf seinem Weg, wenn da nicht Shir
Khan oder Kaa wären, die ihm das Leben schwer ma-
chen. Immer wieder muss die Versammlung der Tiere
entscheiden, wie es mit Mogli weitergeht. Wird er im
Dschungel bleiben können, als Außenseiter, als Frem-
der und zugleich als Freund? Fragen, die unser Musical
beantworten wird.
blickpunkt musical Sommerspezial 2019
Tecklenburg
Erst erzählen wir, wie Mogli aufwächst, lernt, sich be-
hauptet, dann mit Freunden und Feinden zusammenlebt
und als Folge viele Konflikte bestehen muss. All das in einem
großen Musical mit vielen neuen Songs, mal heiter, mal etwas
traurig, aber spätestens, wenn die Affenbande eingreift, dann
bestimmen viel Power und Rhythmus die Bühne.
Sie können »Das Dschungelbuch« als Familien-
Musical mit einer großen Besetzung, fantasievollen Kos-
tümen und einem stimmungsvollen Bühnenbild insge-
samt an 29 Terminen erleben.
ü 21
Anzeige
Don Camillo & Peppone
Dario Farino / Michael Kunze
Freilichtspiele Tecklenburg
Freilichtbühne
Premiere: 21. Juni 2019
Regie ........................ Andreas Gergen
Musikalische Leitung ... Giorgio Radoja
Choreographie ....................... Till Nau
Bühnenbild ......................... Jens Janke
Kostüme .......................... Karin Alberti
Die alte Gina,
Erzählerin ................. Barbara Tartaglia
Don Camillo ............ Thomas Borchert
Peppone ........................ Patrick Stanke
Gina, ein junges
Mädchen ................... Milica Jovanović
Mariolino ..................... Dominik Hees
Filotti, Ginas Vater ............. Kevin Tarte
Nonno, Ginas
Großvater ............ Sebastian Brandmeir
Laura Castelli,
Lehrerin .................... Femke Soetenga
Dottore, Dorfarzt ..... Jan Altenbockum
In weiteren Rollen:
Dominique Aref, Alexandra Hoffmann,
Eva Kewer, Jennifer Kohl, Esther-Larissa
Lach, Janina Niehus, Celena Pieper,
Tamara Peters, Florian Albers,
Zoltán Fekete, David Hammann,
Andrew Hill, Mathias Meffert,
Wolfgang Postlbauer, Nicolai Schwab,
Julian Schier, Michael Thurner
Doktor Schiwago
Lucy Simon / Michael Korie /
Amy Powers / Michael Weller
Nach dem Roman von Boris Pasternak
Deutsch von Sabine Ruflair &
Jürgen Hartmann
Freilichtspiele Tecklenburg
Freilichtbühne
Premiere: 26. Juli 2019
Regie ............................ Ulrich Wiggers
Musikalische Leitung ....... Tjaard Kirsch
Choreographie ................ Zoltán Fekete
Kostüme ........................... Karin Alberti
Jurij Andréitsch Schiwago,
Arzt und Dichter .............. Jan Ammann
Larissa Guichard,
genannt Lara .............. Milica Jovanović
Viktor Komarovskij,
Rechtsanwalt ...... Bernhard Bettermann
Pawel Antipov, genannt Pascha /
Strelnikow ..................... Dominik Hees
Antonina Gromeko, genannt
Tonia ................. Wietske van Tongeren
Anna Iwanowna Gromeko,
Tonias Mutter ................. Bettina Meske
Alexander Gromeko,
Tonias Vater ........................ Kevin Tarte
Janko ........................... Nicolai Schwab
Liberius ........................... Florian Soyka
In weiteren Rollen:
Florian Albers, Jan Altenbockum,
Dominique Aref, Sophie Blümel,
Zoltán Fekete, David Hammann,
Andrew Hill, Alexandra Hoffmann,
Eva Kewer, Jennifer Kohl, Esther-Larissa
Lach, Mathias Meffert, Jörg Neubauer,
Tamara Peters, Celena Pieper,
Wolfgang Postlbauer, Julian Schier,
Nicolai Schwab, Bosse Vogt
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Die Luisenburg-Festspiele Wunsiedel –
ein ernstzunehmender neuer Player
Musicals stehen in diesem Sommer im Mittelpunkt der Festspiele
»Zucker«
Foto: Florian Miedl
Zucker
Ein Musical über die süße Reise von
Hamburg nach Wunsiedel
Paul Graham Brown / Birgit Simmler
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
Uraufführung: 16. August 2019
Regie ................................. Marc Krone
Musik. Leitung ...... Paul Graham Brown
Musikdramaturgie .......... Philipp Riedel
Choreographie ...... Simon Eichenberger
Bühnenbild ...................... Karel Spanek
Kostüme ........................ Marion Hauer
1. Regie-Assistenz ............. Sven Prüwer
2. Regie-Assistenz ......... Matthias Kirsch
Franzi, Spionin
wider Willen ........... Marina Granchette
Elisabeth »Eli« Brandenburg ... Sanny Luis
Bürgermeister
Dr. Georg Schmidt ...... Frank Logemann
Richard Claudet ............. Björn Schäffer
Stadtrat Reissinger ............. Mark Weigel
Heinrich Merck ............... Patrick Miller
Franzis Vater .................. Georg Münzel
Bayrischer Inspektor /
Pfarrer .......................... Gunnar Frietsch
Richters,
Zuckersiedemeister .......... Enrico Treuse
Mutter ......................... Angelina Arnold
Christian Schmidt,
Kutscher ........................ Jendrik Sigwart
Wilhelm Schmidt ........ Janko Danailow
Sekretärin ............ Carmen Wiederstein
Gspusi .................... Nadine Lauterbach
Ensemble:
Sophia Ferri, Lisa Joch,
Lillian Maandag, Anastasia Troska
22
Wunsiedel
D ie Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel werden un-
ter ihrer künstlerischen Leiterin Birgit Simmler
mehr und mehr zum Hotspot für das ambitionierte
Musical im Open-Air-Theater.
So konnten die Luisenburg-Festspiele mit »Madagascar
– Ein Musikalisches Abenteuer« eine deutschsprachige
Erstaufführung erobern, die nach dem gleichnamigen
DreamWorks-Film als Familienmusical für Zuschauer
jeden Alters konzipiert ist und auf der Luisenburg den
ganzen Sommer zu sehen sein wird.
Als einzige Bühne in Deutschland zeigen die Fest-
spiele dieses Jahr den Rock‘n‘Roll-Klassiker »Grease«
als flottes Tanzmusical im augenzwinkernden Retro-
und 50er-Jahre-Look. Lucas Baier, der bereits in »Dirty
Dancing« als Robbie zu erleben war, spielt den coolen
Danny. Die musikalische Leitung liegt bei Prof. Michael
Schnack vom Konservatorium in Wien.
Mit der Premiere von »Zucker« (Buch von Birgit
Simmler, Musik von Paul Graham Brown) macht Birgit
Simmler ihre Ankündigung wahr, neue Musicals zu
entwickeln. »Zucker« nimmt als Uraufführung eine
wahre Episode aus der Geschichte des Fichtelgebirges
auf und formt sie zu Musiktheater in großer Besetzung.
Sanni Luis, die erste deutschsprachige Fantine in »Les
Misérables«, spielt eine der wichtigen Hauptrollen im
neuen Stück und Simon Eichenberger verantwortet die
Choreographie.
Weitere Musicals bekannter und neuer Schreib- und
Komponistenteams sind in der Entwicklung. Dafür
bereiten die Luisenburg-Festspiele ihre eigene Autoren-
werkstatt vor.
ü blickpunkt musical Sommerspezial 2019
Die Luisenburg-Festspiele mit ihren bis zu 150.000
Besuchern im Jahr sind ein perfekter Gradmesser für
den Publikumserfolg neuer Musicals. Die Eröffnungs-
premiere 2018, eine neue Musicalfassung von »Das
Dschungelbuch« (Buch von Birgit Simmler, Musik von
Paul Graham Brown und Regie/Choreographie von
Simon Eichenberger) erzielte aus dem Stand einen neuen
Publikumsrekord und durchbrach die 50.000-Zuschauer-
Marke.
Die Luisenburg-Festspiele werden auch gezielt
Uraufführungen neuer Musicals nachspielen, die an an-
deren Orten Premiere hatten.
Zeitgleich mit der Premiere von »Zucker« veranstal-
ten die Festspiele ein hochkarätig besetztes internationa-
les Symposion, das sich intensiv den Fragen der Zukunft
des Musicals und dem Musicalschaffen widmen wird.
»Zukunft des Theaters oder Ausverkauf der Kultur«
lautet die provokante Frage, die die Experten aus dem
In- und Ausland und ein sachverständiges Publikum
beantworten werden. Als internationale Gäste sind un-
ter anderem Charles Miller (GB), Ryan Scott Oliver
(USA), Øystein Wiik und Gisle Kverndokk (NOR),
Albert Guinovart (ESP) sowie Ondřej Soukup (CZ)
und Alessio Imberti (I) zu erleben.
Die Luisenburg-Festspiele lassen gegen eine Teil-
nahmegebühr eine begrenzte Anzahl von Interessier-
ten zu. Mehr Informationen und Anmeldung unter:
www.luisenburg-aktuell.de
 Wunsiedel Anzeige

Madagascar –
Ein musikalisches Abenteuer
George Noriega / Joel Someillan /
Kevin Del Aguila
Deutsch von Christian Poewe
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
Deutschsprachige Erstaufführung:
29. Mai 2019
Regie ........................... Anatol Preissler
Musikalische Leitung ....... Phillip Riedel
Choreographie ................... Kerstin Ried
Bühnenbild .................... Thomas Pekny
Kostüme ........... Marrit van der Burgt &
Karen de Meijer
1. Regie-Assistenz ......... Cesca Carnieer
2. Regie-Assistenz ......... Matthias Kirsch
Alex, der Löwe .................... Stefan Reil
Marty, das Zebra .............. Mark Weigel
Melman, die Giraffe .... Christian Bindert
Gloria, das
Nilpferd .................. Nadine Lauterbach
King Julien Lemur / Zeke /
Kapitän / Polizist ............ Torsten Ankert
Maurice Lemur /
Mason ............. Sandra Maria Germann
Skipper Pinguin / Kellner /
Lemur ............... Christopher Dederichs
Kowalski Pinguin /
Fossa-Anführer ...................... Jan Rogler
Rico Pinguin /
Lars Lemur ................... Anne-Mette Riis
Private Pinguin / Mort ...... Melanie Dull
Cover Marty / Cover Kowalski /
»Grease« »Zucker« Ensemble .......................... Adrian Burri
Foto: Florian Miedl Foto: Florian Miedl Zelda / Candy Hammerbeine / Alte
Dame / Lynn Lemur /
Ensemble ........................ Katharina Abt
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel Ensemble:
Fides Groot Landeweer, Yuri Yoshimura
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel Vorverkauf
95632 Wunsiedel Tel.: +49 9232 602 162
E-Mail: karten@luisenburg-aktuell.de
Tel.: +49 9232 602 162 Website: www.luisenburg-aktuell.de/programm/karten
E-Mail: karten@luisenburg-aktuell.de oder über
Website: www.luisenburg-aktuell.de Tourist-Info Wunsiedel, Jean-Paul-Str. 5, 95632 Wunsiedel Grease
Mo - Fr: 8.00 bis 17.00 Uhr
Vorstellungen »Grease« Sa: 9.00 bis 12.00 Uhr Das Rock‘n‘Roll Musical
Vorstellungsbeginn 20.30 Uhr Pro telefonischer oder schriftlicher Bestellung über die Tourist- Warren Casey / Jim Jacobs
28.06. (Premiere) / 05.07. / 06.07. / 16.07. / 18.07. / 26.07. / Information wird eine Bearbeitungsgebühr von 4,- € erhoben. Deutsch von Frank Thannhäuser
27.07. / 02.08. / 06.08. / 07.08. / 10.08. / 11.08.
Vorstellungsbeginn 15.00 Uhr Unsere Abendkasse öffnet 90 Minuten vor dem Beginn der Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
29.06. / 06.07. / 14.07. / 20.07. / 04.08. Vorstellung. Premiere: 28. Juni 2019
Vorstellungen »Zucker« Regie ........................ Peter Hohenecker
Vorstellungsbeginn 20.30 Uhr Anreise Musik. Leitung ....... Michael Schnack &
16.08. (Premiere) / 17.08. / 18.08. Per Auto: Philipp Riedel
Vorstellungen »Madagascar« Mit dem Auto erreichen Sie die Luisenburg-Festspiele und Choreographie ................... Anita Holm
Vorstellungsbeginn 10.00 Uhr die Festspielstadt Wunsiedel im Fichtelgebirge über die A 9 Bühnenbild ................ Manuela Weih &
29.05. (Premiere) / 06.06. / 26.06. / 27.06. / 10.07. Nürnberg-Berlin, Ausfahrt 39, Bad Berneck / Himmelkron, Ralf Schenk
Vorstellungsbeginn 10.30 Uhr oder nach Ideen von Peter Hohenecker
02.07. / 03.07. / 04.07. / 07.07. / 09.07. / 14.07. / 18.07. / über die A 93 Regensburg-Hof, Ausfahrt 13, Marktredwitz Kostüme ...................... Josephin Berger
21.07. / 28.07. / 03.08. / 04.08. / 11.08. Nord. 1. Regie-Assistenz ............. Sven Prüwer
Vorstellungsbeginn 15.00 Uhr Nach den Ausfahrten folgen Sie der B 303. Die Abzweigung 2. Regie-Assistenz ......... Matthias Kirsch
30.05. / 01.06. / 08.06. / 09.06. / 15.06. / 20.06. / 23.06. von der B 303 nach Wunsiedel, zum Labyrinth und zu den
Vorstellungsbeginn 20.30 Uhr Festspielen ist gut ausgeschildert. Danny ................................ Lucas Baier
07.06. / 01.08. Sandy ..................................... Lisa Radl
Auf der Luisenburg sind ausreichend Parkplätze vorhanden, die Eugene ........................... Björn Schäffer
Preise für »Grease« und »Zucker« gegen eine Gebühr von 3,- € genutzt werden können. Johnny Casino .............. Jendrik Sigwart
Kategorie 1 41-55€ Vom Parkplatz aus gehen Sie circa 5 Minuten zu Fuß einen Patti ................. Fides Groot Landeweer
Kategorie 2 36-52€ kleinen Anstieg hinauf zum Theatergebäude. Kenickie ........................ Nico Schweers
Kategorie 3 29-45€ Ist Ihnen das zu mühsam oder nicht möglich, steht Ihnen gegen Doodie ............. Christopher Dederichs
Kategorie 4 20-36€ eine geringe Gebühr ein Kleinbus-Service zur Verfügung, der Roger .................................... Jan Rogler
Preise für »Madagascar« Sie im Anschluss auch gerne wieder zum Parkplatz bringt. Frenchi / Ensemble ..... Anastasia Troska
Kinder 8€ Jan / Ensemble ................. Melanie Dull
Erwachsene 20-36€ Per Bahn: Marty ............................. Yuri Yoshimura
Alle Preise inkl. Förderbeitrag 6,- € (1,-€) und Der nächste Bahnhof ist Marktredwitz, ca. 10 km von Wun- Chacha ........................ Josephine Kindl
zzgl. ggf. anfallender Vorverkaufs- und Systemgebühren. siedel und den Festspielen entfernt. Leider vom Fern- und Rizzo ........................... Anne-Mette Riis
Schnellbahnnetz »abgehängt« und ohne direkte Verbindung Mrs Linch ........ Sandra Maria Germann
Ermäßigungen zur Luisenburg. Vince / Teenage Angel .... Torsten Ankert
Kinder, Schüler, Studenten, Bundesfreiwilligen-/ Sonny ............................... Adrian Burri
Sozialdienstleistende: 7,- € Bei Einschränkungen
Schwerbehinderte (ab 50 GdB): 5,- € Wenn Sie in Ihrer Mobilität eingeschränkt sind, melden Sie sich Tanzensemble:
Gruppen ab 25 Personen: 3,- €; bitte an, damit wir Sie unterstützen und Ihnen den barriere- Katja Frank, Lorena Marie Leitert,
Gruppen ab 80 Personen auf Anfrage freien Weg ins Theater zeigen können. Ewa Panikowska, Johanna Preiß,
Ermäßigungen sind nicht kombinierbar. Emma Preiß, Anna Schug

blickpunkt musical Sommerspezial

ü 2019 23
02. JUNI BIS
24. AUGUST

2019

Schauspiel von Theresa Sperling

Ein Projekt des Jugendklubs der Burgfestspiele

E TRA
Gastspiele, Comedy und vieles mehr…

Termine, Infos und Kartenvorverkauf:

Bell Regional, Touristikcenter www.burgfestspiele-mayen.de

tickets@touristikcenter-mayen.de
ü
Ticket-Hotline: 02651-494942
 JAHRBUCH TECKLENBURG 2018
MIT EXKLUSIVEN FOTOS

HARDCOVER NUR 24,90 €

Bestellung über www.blickpunktmusical.de
oder per Telefon 030 50596959

Besuchen Sie unseren Stand bei den Freilichtspielen Tecklenburg

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19.12.2019 • 19.30 Uhr 0 6 . 1 1 . 2 0 1 9 • 1 9 . 3 0 U h r
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FILHARMONIE FILDERSTADT KONZERTHAUS SOLINGEN

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 MUSICAL HIGHLIGHTS
BB PROMOTION GMBH, BARRY & FRAN WEISSLER DAVID IAN in association with SHOWTIME MANAGEMENT present Opera Australia, GWB Entertainment and BB Group present

DER ORIGINAL
BROADWAY-KLASSIKER
DAS ORIGINAL BROADWAY-MUSICAL

04.–16.06.19 · MUSICAL DOME KÖLN 25.06. - 03.07.19

Musical Dome Köln
18.–23.06.19 · ALTE OPER FRANKFURT
25.–30.06.19 · CAPITOL THEATER DÜSSELDORF 06. - 14.07.19 · Berlin
03.–13.07.19 · ADMIRALSPALAST BERLIN Staatsoper Unter den Linden
16.07.–04.08.19 · MUSIKTHEATER LINZ 16.07. - 04.08.19
06.–11.08.19 · DEUTSCHES THEATER MÜNCHEN Semperoper Dresden

www.chicago-musical.com www.westsidestory.de

TICKETS: 01806 - 10 10 11 · www.bb-promotion.com

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