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Reim: Definition, 8 Reimarten


+ Beispiele
Luisa Stickeler (Fachredakteurin)

In Gedichten und anderen Textformen ist der


Reim ein nahezu unentbehrliches Stilmittel.
Reime verleihen ihnen einen bestimmten
Rhythmus oder Klang. Was ein Reim genau ist,
welche Reimarten es gibt und wie du das
richtige Reimschema bestimmst, erfährst du in
diesem Artikel.

Schon seit tausenden Jahren ist der Reim ein


beliebtes Stilmittel. So nutzten ihn die
Chinesen bereits einige Jahrhunderte vor
Christus. Seither hat er die unterschiedlichsten
Formen angenommen und maßgeblichen
Literatur, Musik und andere Kunstformen
beeinflusst.

Definition: Was ein Reim ist

Was ein Reim ist

In der Spätantike setzte sich in germanischen


Dichtungen der Stabreim durch, der sich in
seiner Verwendungsweise stark von der
heutigen Definition eines Reims abgrenzt.

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Der Stabreim ähnelt eher einer Alliteration, da


der Reim sich hier durch die selben
Anfangsbuchstaben der am stärksten
betonten Wörter in einem Vers definiert.

Heute wird ein Reim nicht mehr durch die


Anfangsbuchstaben eines Wortes bestimmt,
sondern vor allem durch seine Endsilbe, die
genau wie die Endsilbe eines anderen Wortes
klingen sollte. Der Reim wird also durch einen
gleichen Klang beschrieben.

Dieser gleiche Klang kommt meist am Ende


eines Verses zum Tragen, kann aber auch in
der Mitte oder am Anfang eines Verses
vorherrschen. Der Reim zieht sich meist über
zwei Verse, allerdings kann der gleiche Reim
auch in einer ganzen Strophe und sogar in
einem kompletten Gedicht vorkommen.

Im Gegensatz dazu finden sich Reime


manchmal auch innerhalb eines Verses, was als
Binnenreim bezeichnet wird. Stehen die sich
reimenden Wörter direkt hintereinander im
Vers, handelt es sich um einen Schlagreim.

Reime kommen jedoch nicht nur in Gedichten


zum Einsatz. Auch in Songtexten werden sie
häufig verwendet. Vor allem die Musikrichtung
Rap bedient sich am Reim als Stilmittel und
nutzt dafür zahlreiche Reimschemata.

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Vielleicht musstest du im Deutschunterricht


oder Studium sogar schon einmal einen
Liedtext analysieren, statt einem Gedicht.
Dabei gibt es zahlreiche Parallelen zu einer
Gedichtanalyse.

Tipps und Tricks für eine gute


Gedichtanalyse findest du hier.

Der Reim als Gedicht

Der Reim ist nicht nur ein Stilmittel, das


du vor allem in der Lyrik findest. Auch ein
kleines Gedicht kann als Reim bezeichnet
werden. Bei solch einem Gedicht handelt
es sich zumeist nur um einen Ein- oder
Zweizeiler, der sich durch einen Reim
auszeichnet. Sprichwörter sind
beispielsweise oft in Reimen geschrieben.

Beispiele sind:

"Morgenstund hat Gold im Mund."

"Besser stumm als dumm."

"April, April, der weiß nicht, was er


will."

"Geld regiert die Welt."

"Was du heute kannst besorgen, das


verschiebe nicht auf Morgen"

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Reiner Reim versus unreiner Reim

Reiner Reim versus unreiner Reim

Allgemein lassen sich Reime in reine und


unreine Reime unterteilen. Bei einem reinen
Reim ist der Klang der sich reimenden Wörter
genau gleich, die Laute nach dem zuletzt
betonten Vokal sind also identisch wie bei
"Haus" – "Maus" und "wohnen" – "lohnen".

Bei einem unreinen Reim dagegen stimmen


die Laute nach dem betonten Vokal nur
teilweise überein. So unterscheidet sich auch
der Klang der sich reimenden Wörter ein
wenig, beispielsweise in der Betonung.
Dennoch klingen die Wörter ähnlich.

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Das liegt daran, dass unreine Reime oft mit


ähnlich klingenden Konsonanten, Umlauten
und Vokalverbindungen gebildet werden. So
wird beispielsweise ein "d" mit einem t-Laut
gereimt ("Freude" – "heute") oder ein "ü" mit
einem i-Laut ("hin" – "kühn").

Auch Vokalverbindungen wie "äu" und "ei"


werden als unreiner Reim miteinander gereimt
("Geläute" – "Weite"). Meist fallen solche
unreinen Reime kaum auf. Als störend werden
sie vor allem dann empfunden, wenn die
Vokale verschieden lang betont werden wie
bei "Rat" – "hat".

Hier findest du Tipps für eine gelungene


Interpretation und ein Beispiel für eine
Textanalyse.

Erweiterter Reim

Erweiterter Reim (+ Beispiele)

Bei einem erweiterten Reim bezieht sich der


Gleichklang nicht nur auf die Endsilbe, auch
die Silben davor können bereits ähnliche Laute
enthalten. Besonders häufig tritt dabei der
Doppelreim auf, bei dem sich auch die
vorletzte betonte Silbe bereits reimt. Ein
Beispiel dafür ist:

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"Die Abendwinde wehen,


Ich muß zur Linde gehen,"

(aus Clemens Brentanos Gedicht "Die


Abendwinde wehen", 1834)

Demgegenüber steht der vokalische


Halbreim, der sozusagen eine abgeschwächte
Variante des Doppelreims bildet. Denn auch
hier reimen sich zwei Silben, allerdings ist eine
davon unbetont ("licht war" – "sichtbar").

Mehrfachreim
Eine Erweiterung des Doppelreims bildet der
Mehrfachreim, bei dem sich nicht nur zwei
betonte Silben reimen können, sondern auch
mehr. Ein ziemlich einfacher Reim ist dagegen
der identische Reim, bei dem sich für den Reim
einfach dasselbe Wort noch einmal 
wiederholt, beispielsweise:

"Uns ward erst die Liebe Leben;


Innig wie die Elemente
Mischen wir des Daseins Fluten,
Brausend Herz mit Herz.
Lüstern scheiden sich die Fluten,
Denn der Kampf der Elemente
Ist der Liebe höchstes Leben
Und des Herzens eignes Herz."

(Strophe aus Novalis’ "Das Lied der Toten"


von 1800)

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Schüttelreim

Die Reimform Schüttelreim

Schwieriger lässt sich der sogenannte


Schüttelreim bilden, bei dem die
Anfangskonsonanten der beiden zuletzt
betonten Silben miteinander ausgetauscht
werden. Dies äußert sich wie folgt:

"Es klapperten die Klapperschlangen,


Bis ihre Klappern schlapper klangen."

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"Ich fuhr mit meinem Leiterwagen,


Wo Steine und so weiter lagen."

Waise
Als Waise wird eine Verszeile bezeichnet, die
sich mit keinem anderen Vers des Gedichts
reimt. Sie steht also für sich alleine, während
die umliegenden Verse jeweils einen sich
reimenden Gegenpart haben, beispielsweise:

"Will mir die Hand noch reichen,


Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!"

(Dritte Strophe des Gedichts "Der gute


Kamerad", 1809 von Ludwig Uhland)

Kadenzen
Kadenzen spielen beim Reimen eine
wesentliche Rolle. Eine Kadenz bezieht sich
immer auf die letzten Silben eines Verses. Da
sich das gereimte Wort in den meisten Fällen
ebenfalls am Ende des Verses befindet,
beschreibt sie also auch den Reim an sich.

Die Kadenz bezeichnet die Anzahl der Silben,


die nach der letzten betonten Silbe im Vers
vorhanden sind. Unterscheiden kannst du
dabei zwischen der männlichen, weiblichen
und mitunter reichen Kadenz.

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Männliche Kadenz: Bei der männlichen


oder auch stumpfen Kadenz endet der
Vers auf eine betonte Silbe.

Weibliche Kadenz: Bei der weiblichen


Kadenz folgt auf die betonte Silbe eine
weitere unbetonte.

Reiche Kadenz: Bei der reichen Kadenz


schließt der Vers mit mehreren
unbetonten Silben ab.

Alle wichtigen rhetorischen Mittel findest


du hier leicht verständlich mit Beispielen
erklärt.

Reimschema bestimmen: Reimarten


+ Beispiele

Reimschema bestimmen: 8 Reimarten +


Beispiele

Reime können sich in ganz unterschiedlichen


Arten und Schemata äußern, die den Klang
und die äußere Form eines Textes maßgeblich
beeinflussen. Wir stellen die Wichtigsten vor,
damit du das Reimschema eines Gedichts
schnell und einfach bestimmen kannst.

Paarreim
Der Paarreim ist wohl das geläufigste und
einfachste Reimschema. Dabei befindet sich
der Reim immer in zwei aufeinander
folgenden Reimen, wodurch ein Reimpaar
entsteht. Gekennzeichnet wird das Schema
wie folgt: aabb ccdd.

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"Es gibt zwei Sorten Ratten:


Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.

Sie wandern viele tausend Meilen,


Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf."

(ersten Strophen aus dem Gedicht "Die


Wanderratten" von Heinrich Heine aus dem
Jahr 1869)

Kreuzreim

Der Kreuzreim ist eine beliebte Reimart

Auch der Kreuzreim beziehungsweise


Wechselreim ist eine beliebte und vielfach
verwendete Reimform, die vor allem bei
Gedichten mit einer geraden Verszahl
Anwendung findet. Das Reimschema äußert
sich folgendermaßen: abab.

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"Könnt mich auch sonst mit schwingen


Übers grüne Revier,
Hatt ein Herze zum Singen
Und Flügel wie ihr.

Flog über die Felder,


Da blüht’ es wie Schnee,
Und herauf durch die Wälder
Spiegelt’ die See."

(erste Strophen aus dem Gedicht "An die


Waldvögel" von 1839 von Joseph Freiherr
von Eichendorff)

Umarmender Reim

Umarmender Reim mit Beispiel

Auch der umarmende Reim ist ein bekanntes


Reimschema, das in zahlreichen Gedichten
Verwendung findet. Bekannt ist er außerdem
unter den Namen umfassender oder
umschließender Reim.

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Dabei wird ein Paarreim von einem anderen


Reim eingeschlossen. Der eingeschlossene

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