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Exkurs zur Interdependenz: Heterogenes Oligopol (mit Cournot-

und Bertrand-Lösung)

Zunächst gehen wir von nur 2 Unternehmen aus, die ähnliche, aber nicht
identische Produkte bzw. Dienstleistungen anbieten. Absprachen gibt es
nicht, Kapazitätsbeschränkungen auch nicht. Zur Vereinfachung gehen wir
auch von linearen Nachfragefunktionen aus. Die Marktanteile ergeben sich
nicht nur aus den Preisen sondern auch aus Unterschieden in Dingen wie
Design, Leistungsfähigkeit, Haltbarkeit des Produktes jedes Unternehmens
(oder anderen Produkteigenschaften).
Wir gehen im Folgenden also von einem heterogenen Angebotsoligopol
aus. Es sollen folgende Nachfragefunktionen für die Produkte x1 und x2
der Unternehmen U1 und U2 gelten:

(1) x1 = 12 – 2 p1 + p2
(2) x2 = 12 – 2 p2 + 0,5 p1

Oder auch

p1 = 6 – 0,5 x1 + 0,5 p2 mit p2 = 6 + 0,25 p1 – 0,5 x2


p2 = 6 – 0,5 x2 + 0,25 p1 mit p1 = 6 + 0,5 p2 – 0,5 x1

Das ergibt:

p1 = 6 – 0,5 x1 + 0,5 (6 + 0,25 p1 – 0,5 x2) sowie


p2 = 6 – 0,5 x2 + 0,25 (6 + 0,5 p2 – 0,5 x1)

Und umgeformt ergeben sich folgende Nachfragefunktionen:

0,875 p1 = 9 – 0,5 x1 – 0,25 x2


0,875 p2 = 7,5 – 0,5 x2 – 0,125 x1

bzw.
(1’) p1 = 10,286 – 0,57 x1 – 0,286 x2
(2’) p2 = 8,57 – 0,57 x2 – 0,143 x1

Die Fixkosten seien für beide jeweils gleich, also KF1 = KF2 = 10.
Die variablen Kosten seien: KV1 = 0,5 x1 und KV2 = 1 x2.
Daraus ergeben sich die Umsatz- und Gewinnfunktionen:
Gewinn = Umsatz (Erlös) minus Kosten

G1(x)= (10,286 – 0,57 x1 – 0,286 x2) x1 – 0,5 x1 – 10 sowie


G2(x)= (8,57 – 0,57 x2 – 0,143 x1) x2 – x2 – 10.

bzw.

G1(x)= 9,786 x1 – 0,57 x12 – 0,286 x2 x1 – 10 sowie


G2(x)= 7,57 x2 – 0,57 x22 – 0,143 x1 x2 – 10.

Oder nach dem Preis umgeformt:

G1(p) = (12 – 2 p1 + p2) p1 – 0,5 (12 – 2 p1 + p2) – 10 sowie


G2(p) = (12 – 2 p2 + 0,5 p1) p2 – (12 – 2 p2 + 0,5 p1) – 10.

Daraus ergibt sich:

G1(p) = 13 p1 – 2 p12 + p2 p1 – 0,5 p2 – 16 sowie


G2(p) = 14 p2 – 2 p22 + 0,5 p1 p2 – 0,5 p1 – 22.

Wie lassen sich nun die Gewinnmaxima der Unternehmen und die damit
verbundenen Mengen und Preise errechnen?

Klar ist, dass eine Interdependenz besteht: Das Handeln (Mengen- oder
Preissetzung) des einen Unternehmens beeinflusst das Handeln des
anderen Unternehmens.

Annahme sei nun: Das Handeln des jeweils anderen Unternehmens wird
als Datum angesehen (also als unabhängig von eigenen Handlungen).

Wenn der Preis der Handlungsparameter ist sprechen wir vom Bertrand-
wettbewerb (nach dem Ökonomen Joseph Bertrand), wenn die Menge der
Handlungsparameter ist, spricht man vom Cournot-Wettbewerb (nach dem
Ökonomen (Antoine-Augustin Cournot). Die sich ergebenden
Gleichgewichte (Optimalmengen, Optimalpreise, Maximalgewinne) sind
im Übrigen nicht identisch.

Wir errechnen nun die Optima nach Cournot und Bertrand:


1. Die Cournot-Wettbewerbs-Lösung sieht die Menge als
Handlungsparameter (Ableitung nach x)

Hier erfolgt die Ableitung nach der Menge, also:


G1/x1 = 0 sowie
G2/x2 = 0 sind die notwendigen Bedingungen!

G1/x1 = 9,786 – 1,14 x1 – 0,286 x2 = 0 sowie


G2/x2 = 7,57 – 1,14 x2 – 0,143 x1 = 0

Daraus ergeben sich optimale Reaktion, d.h. optimale Mengensetzungen


bei gegebener Mengensetzung des jeweils anderen Unternehmens. Die
Reaktionsfunktionen lauten:

R1: x1 = 8,584 – 0,251 x2 bzw. x2 = 34,2 – 3,984 x1


R2: x2 = 6,64 – 0,1254 x1 bzw. x1 = 52,934 – 7,974 x2

Der Schnittpunkt der beiden Reaktionsfunktionen stellt das Gleichgewicht


dar (die Werte sind leicht errechenbar, s.u.):

x1 R1 R2

65

55

45

35

25

15

5 x2

-5 0 1 2 3 4 5 6 7

Durch Gleichsetzen [8,584 – 0,251 x2 = 52,934 – 7,974 x2] und Einsetzen erhält
man die x-Werte. Es ergibt sich durch Einsetzen in die obigen Funktionen:
x2* = 5,74; x1* = 7,14; p1* = 4,57; p2* = 4,28; U1* = 32,66; U2* = 24,55;
K1* = 13,57; K2* = 15,74; G1* = 19,09; G2* = 8,81
2. Die Bertrand-Wettbewerbs-Lösung sieht den Preis als
Handlungsparameter (Ableitung nach p)
Hier erfolgt die Ableitung nach dem Preis, also:
G1/p1 = 0 sowie
G2/p2 = 0 sind die notwendigen Bedingungen!

G1/p1 = 13 – 4 p1 + p2 = 0 sowie
G2/p2 = 14 – 4 p2 + 0,5 p1 = 0

Daraus ergeben sich optimale Reaktion, d.h. optimale Preissetzungen bei


gegebener Preissetzung des jeweils anderen Unternehmens. Die
Reaktionsfunktionen lauten:

R1: p1 = 3,25 + 0,25 p2 bzw. p2 = –13 + 4 p1


R2: p2 = 3,50 + 0,125 p1 bzw. p1 = –28 + 8 p2

Der Schnittpunkt der beiden Reaktionsfunktionen stellt das Gleichgewicht


dar (die Werte sind leicht errechenbar, s.u.):

p1
13

11 R1 R2

-1 0 1 2 3 4 5

-3
p2
-5

Durch Gleichsetzen [3,25 + 0,25 p2 = –28 + 8 p2] und Einsetzen erhält man die
x-Werte. Es ergibt sich durch Einsetzen in die obigen Funktionen:
p1* = 4,03; p2* = 4,26; x2* = 6,22; x1* = 7,52; U1* = 32,00; U2* = 25,09;
K1* = 13,76; K2* = 16,22; G1* = 18,24; G2* = 8,87
Man hat bezüglich des Vergleichs von Bertrand- und Cournot-Wettbewerb
folgendes herausgefunden:

1. Der Marktpreis ist bei Cournot-Konkurrenz immer größer als bei


Bertrand-Konkurrenz.
2. Die Ausbringungsmengen der Unternehmen sind bei Bertrand-
Konkurrenz immer größer als bei Cournot-Konkurrenz.
3. Die Unternehmensgewinne sind im Cournot-Modell immer größer als
im Bertrand-Modell.
4. Die Konsumentenrente ist bei Bertrand-Konkurrenz immer größer als
bei Cournot-Konkurrenz.
5. Die soziale Wohlfahrt ist im Bertrand-Modell immer grˆfler als im
Cournot-Modell.
6. Je unterschiedlicher die Produkte sind (größere Produktdifferenzierung),
desto kleiner sind die Ergebnis-Unterschiede zwischen den Strategien.
Man nähert sich dem Monopolfall an.
7. Je kleiner die Unterschiede zwischen den Produkten sind (kleine
Produktdifferenzierung), desto stärker nähern sich die Ergebnisse dem
homogenen Markt an (größere Konsumentenrente, kleinere
Produzentenrente).

Literatur:

Alle industrieökonomischen und mikroökonomischen Lehrbücher kann


man heranziehen sowie auch:
http://doczz.com.br/doc/1217762/handout--cournot--bertrand-oligopol-mit-
differenzierten-g...
oder auch:
http://economicscience.net/files/lec9-1x3_0.pdf

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