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Mikroökonomie

5 Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot


Prof. Dr. Andreas Landmann
Themen
 Welche Zusammenhänge bestehen zwischen
Marktformen und ökonomischer Effizienz?
 Vollkommene Konkurrenz als Idealtyp und als
näherungsweise Beschreibung von einigen Märkten
 Entscheidungsparameter der Unternehmen: Preis
und/oder Produktionsmengen
 Von welchen Größen werden die Entscheidungen über
Produktionsmengen bei vollkommener Konkurrenz in der
kurz- und langfristigen Betrachtung bestimmt?
 Wie bestimmen sich die Gewinne in kurz- und langfristiger
Sicht?

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Marktform nach Anzahl der Anbieter
 Monopol (ein Anbieter)
 Oligopol (wenige Anbieter)
 Polypol (sehr viele kleine Anbieter)

Vollkommene Konkurrenz
 sehr viele kleine Anbieter (Polypol)
 ein homogenes Gut
 freier Marktzugang

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Bestimmung der Marktstruktur durch
Konzentrationsindizes
Konzentrationsrate (oder –koeffizient) KR (i)
 kumulierter Marktanteil der größten i = 3; 6; 10; 25; 50; ...
Unternehmen

Herfindahl (auch Herfindahl-Hirschman) Index


 Absoluter Konzentrationsgrad (abhängig von Anzahl der
Merkmalsträger und Ungleichverteilung der Merkmalswerte)
 𝐻 = σ𝑛𝑖=1 𝑥𝑖2 , wobei xi der Marktanteil [in %] von
Unternehmen i ist.
 Der Marktanteil wird meistens in Umsatz- oder Outputanteilen
gemessen.
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 Obergrenze: Monopol H = 100∙100 = 10.000
 Untergrenze: Alle Unternehmen haben den gleichen
100
Marktanteil
𝑛
100 100 100
H = ( 𝑛 )² + ( )²
𝑛
+…+ ( )²
𝑛

n Unternehmen
𝑛 ∙ 10.000
=
𝑛²
10.000
=
𝑛
 Beispiel: 5 Unternehmen mit gleichen Umsatzanteilen von xi =20%
10.000
H = 20² + 20² + 20² + 20² + 20² = 5 ∙ 400 = 2.000 = 5

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Konzentration der Anbieter nach
Produktionswerten in Deutschland, 2009

Produktionsbereich n H KR(6)
Veredelung von Tabakerzeugnissen 1 10.000,0
Tapeten 15 1.867,2 95,0
Zement 33 1.122,9 76,4
Speiseeis 35 3.435,9 94,4
Kaffee und Tee, Kaffee-Ersatz 62 708,3 56,2
Kraftwagen und Kraftwagenmotoren 97 1.956,5 95,5
Verleger von Computerspielena) 291 1.195,7 71,6
Bier 301 452,8 45,6
Sitzmöbel, Teile für Möbel 538 138,3 21,0
Apothekena) 20.979 1,3 1,0
Hotels, Gasthöfe und Pensionena) 42.094 18,9 8,3
Quellen: Monopolkommission, Hauptgutachten 2010/11, Anlage A, Tabellen A.1 und A.2
a) Konzentration der Unternehmen nach Umsätzen
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Ziel des Unternehmens: Gewinnmaximierung
 Alternativen:
• Umsatzmaximierung
• Maximierung des Aktienkurses (Shareholder Value)

Gewinnfunktion
Gewinn = Preis x Menge – Fixkosten – variable Kosten
 Produktion mit nur einem variablen Faktor (Arbeit):
Gewinn = Erlös – Fixkosten – Lohnsatz x Arbeitseinsatz
π = Pq – co – wL

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 Bei vollständiger Konkurrenz ist aus der Sicht des
einzelnen Unternehmens der Preis fix, d.h. er verändert
sich nicht, wenn das einzelne Unternehmen seine
Produktionsmenge verändert.
 Da das Unternehmen klein ist, haben seine
Produktionsentscheidungen auch keine Auswirkungen auf
die Faktorpreise.
 Der Lohn w ist konstant.

ത − 𝑐0 − 𝑤𝐿
𝜋 = 𝑃𝑞 ഥ

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 Erlös ത
𝐸 = 𝑃𝑞

𝑃𝑞
 Durchschnittserlös (DE ) 𝑞
= 𝑃ത

𝜕 𝑃𝑞
 Grenzerlös (GE ) 𝜕𝑞
= 𝑃ത
 Gewinn
 Beispiel: Produktionsfunktion q = 10 ∙ L 0,3
Fixkosten von c0 =10 und Lohnsatz von w =15; Preis von P =10
Arbeitsinput Output Erlös Kosten Gewinn
L q 10q 10+15L  = 10q -10 -15L
0 0,00 0,00 10 -10,00
1 10,00 100,00 25 75,00
2 12,31 123,11 40 83,11
3 13,90 139,04 55 84,04
4 15,16 151,57 70 81,57
5 16,21 162,07 85 77,07
6 17,12 171,18 100 71,18
7 17,93 179,28 115 64,28
8 18,66 186,61 130 56,61
9 19,33 193,32 145 48,32
10 19,95 199,53 160 39,53
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Erlöse und Kosten in Abhängigkeit von der
Produktionsmenge

200
Erlös
Kosten
150

100

50

0
0 5 10 15 20
Output

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ത − 𝐶(𝑞)
Maximierung der Gewinnfunktion 𝜋 = 𝑃𝑞
 Ableitung der Gewinnfunktion nach dem Output
𝜕𝜋 𝜕𝐶
= 𝑃ത − = 0
𝜕𝑞 𝜕𝑞
𝜕𝐶
 Daraus folgt: ത
𝑃=
𝜕𝑞
 Bedingung für Gewinnmaximum:

Preis = Grenzkosten

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Graphische Bestimmung des optimalen Outputs
und des Gewinns menti.com:
Preis GK 2301 8874
60
(€ pro
Einheit)
 Umfrage Prod.fkt.
50 Entgangener Gewinn Entgangener Gewinn
bei q3 < q* bei q2 > q*
D A
40 DE=GE=P
TDK
C B
30 VDK

q1 : GE > GK und Bei q*: GE = GK


q2: GK > GE20und und P > TDK
q0: GK = GE aber   (P - AC) x q*
GK sinken
10 oder ABCD

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Quelle: Pindyck & q0 q1 q *
q2 Output
Rubinfeld, S.396

 Maximaler Gewinn:
(P-TDK )∙q*, entspricht dem Rechteck ABCD
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Angebotskurve eines Unternehmens
 Graphisch erhält man die Angebotskurve eines
Unternehmens dadurch, dass man jeweils Schnittpunkte der
Preisgeraden mit der Kurve der Grenzkosten bestimmt
Langfristige Angebotskurve
 Teil der Grenzkostenkurve (GK), der oberhalb der Kurve der
durchschnittlichen Gesamtkosten (TDK) verläuft
 Gewinn ist positiv
Kurzfristige Angebotskurve
 Teil der Grenzkostenkurve, der oberhalb der Kurve der
durchschnittlichen variablen Kosten (VDK) verläuft
 Verlust der Produktion ist geringer als der Verlust aus den
konstanten Kosten
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Schließungsbedigung
Pq - co – wL< - co
𝑤𝐿
P< 𝑞
(durchschnittliche variable Kosten)

Quelle: Pindyck &


Rubinfeld, S.401

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Aggregierte Marktangebotskurve aller
Unternehmen

Die kurzfristige Angebotskurve der Branche


ergibt sich durch horizontale Addition der Quelle: Pindyck & Rubinfeld
Angebotskurven der Unternehmen (9. Aufl.), S.344
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Beispiel: Angebotskurve im Strommarkt

Quelle: Bundesnetzagentur, 2018 (Smard.de); Auswirkungen des Merit-Order-Verfahrens

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Quelle Pindyck & Rubinfeld, S.410

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Langfristige Outputentscheidung eines
Unternehmens
Markteintritt und Marktaustritt
 Es gibt solange Markteintritte, bis der ökonomische Gewinn
gleich null ist
 Unterschied zwischen ökonomischem Gewinn und
buchhalterischem Gewinn: Der ökonomische Gewinn ist null,
aber der buchhalterische wird nicht unbedingt null sein
 Im langfristigen Gleichgewicht werden keine übermäßigen
Gewinne erwirtschaftet
 Das eingesetzte Kapital wird angemessen, d.h. entsprechend
seines Risikos, verzinst; für die unternehmerische Leistung
gibt es eine angemessene Entlohnung
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 Beispiel: Ein- und Austritt im internationalen Schiffsverkehr
• Nur wenige Schifffahrtslinie bedienen einzelne Routen, aber
es gibt sehr starken Ein- und Austritt
• Grund: praktisch keine versunkene Kosten
• In Kanada gab es in einer 2-Jahres Periode auf den 9
wichtigsten Schifffahrtsstrecken zu Anfang der Periode 373
angebotene Schifffahrtsverbindungen
• In den zwei Jahren kamen 152 neu dazu und 109
Verbindungen schieden aus

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Quelle: Pindyck & Rubinfeld, S.413

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Langfristiges Angebot einer Branche
a) konstante Faktorkosten

Quelle: Pindyck & Rubinfeld, S.419

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b) zunehmende Faktorkosten

Quelle: Pindyck & Rubinfeld, S.421

Lektüre in Pindyck & Rubinfeld: Kapitel 8

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