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Industrielle Produktion
M.Sc.-Studiengang MBW, 2. Semester, SS 2018
3. Produktionstheorie
Thema
1. Grundbegriffe der industriellen Produktion
2. Produktionsstrategie
3. Produktionstheorie
7. Wiederholung
S. 2
3. Produktionstheorie
3.1 Produktionsfunktionen
3.2 Produktionskosten
3.3 Produktivität
S. 3
Produktionsfunktionen – Bindeglied
zwischen Produktionsinput und -Output
Produktionsfunktionen bilden die Abhängigkeit der Produktionsmenge
(Primärbedarf) von den Produktionsfaktoren ab:
S. 4
Produktionsfunktionen – Bindeglied
zwischen Produktionsinput und -Output
S. 5
Klassen von Produktionsfunktionen
Beispiel I
Die Stahlbau AG produziert Spezialstähle für die Baubranche. Den Markt bedient sie aus
ihrem Stammwerk in Bochum, in dem seit Jahren alle Produktionskennzahlen systematisch
dokumentiert werden. Das Controlling der Stahlbau AG hat aus diesen Kennzahlen folgende
Produktionsfunktion für die jährlichen Produktionsmengen ermittelt:
mit:
𝑌 = Jährliche Produktionsmenge in Tonnen [t/Jahr]
𝛼 = 0,4
𝐶 = Jährliche Kapitalkosten für Betriebsmittel [€/Jahr]
𝐿 = Jährliche Arbeitsstunden [Ah/Jahr]
𝑏 = Skalenfaktor in [t/(Ah€)]
In ihrer Wachstumsstrategie setzt die Stahlbau AG auf einen Personalaufbau und eine
Anlagenmodernisierung. Sie plant dazu, die Arbeitsstunden und Kapitalkosten jeweils um
10% zu steigern.
Fragen
1. Um wieviel Prozent steigt die jährliche Produktionsmenge infolge der geplanten
Arbeitsstunden- und Kapitalkostenerhöhungen?
2. Um wieviel Prozent müsste 𝐶 steigen, wenn eine angenommene Produktionsmengen-
steigerung um 10% allein durch eine Anlagenmodernisierung erreicht werden soll?
S. 6
Klassen von Produktionsfunktionen
Lösung
Mit 𝛼 = 0,4 müssen die Kapitalkosten also um den Faktor 1,1 , ≈ 1,269 steigen,
entsprechend einer Steigerung um ca. 27%.
S. 7
Klassen von Produktionsfunktionen
Beispiel II
Konditormeister Leckermaul hat ein neues Plätzchenrezept entwickelt. Für ein Blech Plätzchen benötigt
er 3 Eier, 500g Mehl, 250g Butter, 250g Zucker, 1/8l Milch, 1 TL Salz, 1 Vanilleschote, 2EL Marmelade,
ein Fläschchen Zitronenaroma und 50g Puderzucker.
In seinen Vorräten findet der Konditor 12 Eier, 3 kg Mehl, 1kg Zucker, 1kg Butter, 2l Milch, 500g Salz, ein
Glas Erdbeermarmelade, 3 Vanilleschoten, 10 Fläschchen Zitronenaroma und 250g Puderzucker.
Frage
Wie viele Bleche seines neuen Plätzchenrezeptes kann Konditormeister Leckermaul aus seinen
Vorräten herstellen?
Lösung
Die Herstellung der neuen Plätzchen von Konditormeister Leckermaul
ist durch die Zahl der Vanilleschoten auf drei Bleche begrenzt.
S. 8
Übersicht Klassen von Produktionsfunktionen
Substitutionale Limitationale
Produktionsfunktion Produktionsfunktion
Eigenschaften
Ein Produktionsfaktor kann durch einen anderen oder Die Produktionsfaktoren stehen in einem festen
die Kombination von anderen Produktionsfaktoren Verhältnis zueinander und zur Produktionsmenge.
ersetzt (substituiert) werden. Die Produktionsmenge ist auf den Produktions-
Die Produktionsmenge kann durch veränderte faktor mit dem kleinsten Faktorverhältnis limitiert
Einsatzmengen nur eines Faktors bei Konstanz der (Engpassfaktor).
übrigen Faktormengen beeinflusst werden.
L Isoquanten
C
Isoquanten
Prozessgerade
Capital
L
Labour
S. 9
Homogenität und Skalenerträge
Linear-homogen Nichtlinear-homogen:
Konstante Skalenerträge Veränderliche Skalenerträge
Beispiel: überlinear-homogen,
zunehmende Skalenerträge
Bildquelle: Wikipedia.org
S. 10
Gründe für die Entstehung von
Skalenerträgen
Effizienzgewinne durch
Lerneffekte (Prozesse, Mitarbeiterqualifikation)
Spezialisierung
Technischen Fortschritt
Höhere Wirkungsgrade großer Produktionssysteme
Gleichmäßigere Auslastung der Produktion
Bessere Fixkostenverteilung
Einkaufsmacht (Materialkosten, Fremdleistungen)
S. 11
Elastizität der Cobb-Douglas-Funktion
Aufgabe
Bestimmen Sie die partiellen Elastizitäten für 𝐶 und 𝐿 zur Cobb-Douglas-Funktion !
Lösung
Die Exponenten der Größen 𝐶 und 𝐿 entsprechen gerade den jeweiligen partiellen Elastizitäten. Sie sind
insbesondere unabhängig von 𝐶, 𝐿.
Aufgabe 2
Ermitteln Sie mit Hilfe der partiellen Elastizitäten am Beispiel der Stahlbau AG die notwendige prozentuale
Zunahme des Kapitaleinsatzes 𝐶, um eine Erhöhung der Outputmenge 𝑌 von 10% zu erzielen. Vergleichen
Sie Ihr Ergebnis mit der Lösung aus dem vorderen Aufgabenteil und erklären Sie die Differenz!
Lösung
- Es ist = ⋅ = ⋅ = 10% ⋅ = 25%, gegenüber 26,9% aus Aufgabenteil 2.
, ,
- Erklärung Die Elastizität bezieht sich auf differentiell kleine Änderungen. Je größer die Änderungen der
beteiligten Größen, desto weniger genau lassen sich die Auswirkungen dieser Änderungen mit Hilfe der
Elastizität abschätzen. Das Ergebnis hängt allerdings nicht vom Absolutwert der Größen 𝐶, 𝐿 ab!
S. 12
3. Produktionstheorie
3.1 Produktionsfunktionen
3.2 Produktionskosten
3.3 Produktivität
S. 13
Stückkostensenkung durch
(Fix-)Kostendegression
Fallbeispiel
In einer Serienfertigung wird für 100.000€ eine Maschine gekauft, um wöchentlich im Einschichtbetrieb
50.000 Teile zu fertigen. Die Maschine wird von zwei Fertigungsmitarbeitern mit einer Wochenarbeitszeit
von jeweils 40h bedient, die Einsatzzeit der Maschine beträgt 35h pro Woche. Die Kosten für Kauf und
Betrieb der Maschine ergeben einen Maschinenstundensatz von 13,43€, die Personalkosten liegen bei 75€
pro Arbeitsstunde.
In einer Massenfertigung werden 30Mio. € in eine hochautomatisierte Fertigungsstraße investiert, um
wöchentlich im Dreischichtbetrieb 20.000.000 Teile zu fertigen. Die Fertigungsstraße ist pro Woche 126h
im Betrieb, sie wird pro Schicht von 200 Mitarbeitern mit einer Wochenarbeitszeit von jeweils 40h bedient.
Der Maschinenstundensatz für die Fertigungsstraße beträgt 1.119€, die Personalkosten liegen wieder bei
75€ pro Arbeitsstunde.
Für beide Fertigungen betragen die Materialkosten 2,5 Cent pro Stück.
Aufgabe: Bestimmen Sie die Stückkosten für die Serien- und Massenfertigung!
Lösung:
Für die Serienfertigung zur wöchentlichen Fertigungsmenge 𝑥 = 50.000 Teile betragen die Stückkosten
, €/ ⋅ ⋅ ⋅ €/ Cent € . € Cent Cent Cent Cent
k 𝑥 = + 2,5 = + 2,5 = 12,9 + 2,5 = 15,4
. . Stk. . . Stk. Stk. Stk. Stk.
Für die Massenfertigung zur wöchentlichen Fertigungsmenge 𝑥 = 20.000.000 Teile betragen die Stückkosten
. €/ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ €/ Cent . € . . € Cent Cent Cent Cent
k 𝑥 = + 2,5 = + 2,5 = 9,7 + 2,5 = 12,2
. . . Stk. . . . Stk. Stk. Stk. Stk.
S. 14
Kostenverläufe
Kosten Degressive
Kosten
Lineare
Kosten
Progressive
Kosten
Sprungfixe
Kosten
(Absolut)
fixe Kosten
Regressive
Kosten
Beschäftigung
Produktionskostenentwicklung an der
Kapazitätsgrenze
Auswirkungen einer Produktionsauslastung an der Kapazitätsgrenze
Unmittelbar steigende Personalkosten durch
Überstunden-, Nachtschicht- und Feiertagszuschläge
Zunahme von Krankheitsausfällen
Einsatz von Leiharbeitnehmern
Mittelbar steigende Personalkosten durch Produktivitätsverluste infolge der
Abordnung von Stammbelegschaft zur Einarbeitung von Leiharbeitnehmern
(Anfänglich) geringeren Produktivität der Leiharbeitnehmer
Verringerung der Produktionsmengen durch
Qualitätsfehler infolge der geringeren Mitarbeiterqualifikation
Geringere Maschinenverfügbarkeit infolge vernachlässigter Instandhaltung
Steigerung der Maschinenkosten durch teure Ad-Hoc-Reparaturen infolge
vernachlässigter Instandhaltung
S. 16
U-Form der (kurzfristigen)
Stückkostenfunktion
k(x)
Zunehmende Erreichen der
Skalenerträge Kapazitäts-Grenzen
Menge
S. 17
Kurz- und langfristige Stückkosten
(Kapazitätsgrenze)
Finde mit
S. 20
Analyse von Kostenfunktionen
Skalenerträge und die Elastizität der Kostenfunktion
Skalenerträge bedeuten: Die Stückkosten sinken mit der Produktionsmenge ⟺ 𝑘 𝑥 < 0
𝑲,𝒙
Beispiele:
Die lineare Kostenfunktion 𝐾 𝑥 = 𝐾 + 𝑘 ⋅ 𝑥 ist inelastisch!
Degressiv verlaufende Kostenfunktionen sind inelastisch!
Außerdem:
Im Minimum 𝑥 der Stückkostenfunktion 𝑘(𝑥) gilt , .
Das Minimum der Stückkosten bildet den Übergang zu elastischem Kostenverhalten
(𝜀 , > 1) und damit zu negativen Skalenerträgen.
S. 21
Beispiel: Die ertragsgesetzliche
Kostenfunktion
K K : Ertragsgesetztlicher Gesamtkostenverlauf
Kv I II III IV
Kv : variable Kosten
Kf K K’ : Grenzkosten
K’ Kf : Fixe Gesamtkosten
k
k : Durchschnittskosten
kv
kv : Variable Durchschnittskosten
W
Kv
K’
k
Kf
kv
x
xa xb xc
S. 22
Beispiel: Die ertragsgesetzliche
Kostenfunktion
Fahrstrahl zu
𝑘 𝑥
Fahrstrahl zu
𝑘 𝑥
Betriebsminimum Betriebsoptimum
S. 23
3. Produktionstheorie
3.1 Produktionsfunktionen
3.2 Produktionskosten
3.3 Produktivität
S. 24
Formalziel Produktivität
S. 25
Arbeitsproduktivität
Frage 1
Wie bestimmen Sie die Arbeitsproduktivität 𝑃 aus der gegebenen Cobb-Douglas Produktionsfunktion?
Antwort 1
- 𝑃 als Teilproduktivität ist Output durch Arbeitsinput: 𝑃 = =𝑏⋅𝐶 ⋅𝐿 ⋅𝐿 =𝑏⋅𝐶 ⋅𝐿 =𝑏⋅ .
- Die Größe 𝐶/𝐿 nennt man Kapitalintensität: Sie beschreibt, wieviel Kapital pro Arbeitsstunde für
Betriebsmittel eingesetzt wird.
Frage 2
Was passiert mit der Arbeitsproduktivität, wenn Sie 𝐶 und 𝐿 im gleichen Maß erhöhen?
Antwort 2
- An der Produktivität ändert sich nichts. Es erhöht sich zwar der Output (linear-homogen), aber die
Mitarbeiter arbeiten nicht produktiver.
- Die Produktivität steigt nur, wenn die Kapitalintensität 𝐶/𝐿 erhöht wird, indem entweder produktivere
Betriebsmittel zum Einsatz kommen oder indem Prozesse optimiert und Mitarbeiter so qualifiziert werden,
dass weniger Mitarbeiter bei gleichem Betriebsmitteleinsatz erforderlich sind.
- Aber: Die produktivitätssteigernde Wirkung des Kapitaleinsatzes ist abnehmend:
S. 26
Arbeitsproduktivität im
gesamtwirtschaftlichen Kontext
Wachstum der
Quelle: ifW (2017), KIELER BEITRÄGE ZUR WIRTSCHAFTSPOLITIK: Produktivität in Deutschland – Messbarkeit und Entwicklung, Ausgabe 12/2017 S. 27
Arbeitsproduktivität im
gesamtwirtschaftlichen Kontext
Quelle: ifW (2017), KIELER BEITRÄGE ZUR WIRTSCHAFTSPOLITIK: Produktivität in Deutschland – Messbarkeit und Entwicklung, Ausgabe 12/2017 S. 28
Arbeitsproduktivität im
gesamtwirtschaftlichen Kontext
BIP
Prozentuales Wachstum der
Arbeitsproduktivität
Quelle: ifW (2017), KIELER BEITRÄGE ZUR WIRTSCHAFTSPOLITIK: Produktivität in Deutschland – Messbarkeit und Entwicklung, Ausgabe 12/2017 S. 29
Inhaltsübersicht
Thema
1. Grundbegriffe der industriellen Produktion
2. Produktionsstrategie
3.
4.
Produktionstheorie
7. Wiederholung
S. 30