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Lebewesen aus einer Zelle Besondere Leistungen verschiedener eukaryotischer Einzeller

Vom Einzeller zum Vielzeller − ein Denkmodell


Einzeller sind Organismen, die – wie der Name sagt – nur aus einer einzigen Zelle bestehen. Ihre Aus-
3. Aufgrund des Aufbaus (differenzierte Zellen, stattung gewährleistet aber alle Lebensfunktionen. Es sind keine Organe wie bei mehrzelligen Tieren
Arbeitsblatt Seite 21 Plasmabrücken) und der Fortpflanzung (ge-
schlechtlich, ungeschlechtlich) gilt Volvox als
vorhanden; man spricht vielmehr von Organellen. Die Einzelzelle differenzierte sich jedoch im Lauf der
Übergangsform zwischen Kolonie und echter Stammesgeschichte immer stärker, sodass heute bei vielen einzelligen Arten eine große Komplexität des
1. Amöbe: Sie hat keine feste Gestalt („Wechsel-
tierchen“). Sie bildet Scheinfüßchen zur Fort-
Vielzelligkeit. Zellbaus besteht.
4. Bei der Differenzierung entstehen auch Zellen,
bewegung und zum Umfließen von Nahrungs-
die sich zu Keimzellen entwickeln und nur die-
partikeln. Diese werden in Nahrungsvakuolen
se leben in der nächsten Generation weiter. Mit
eingeschlossen, verdaut und Unverdauliches
Volvox trat die erste „natürliche Leiche“ in der
wird wieder über die Zelloberfläche ausge-
Stammesgeschichte auf.
schieden. Die Vermehrung erfolgt durch Zwei-
teilung. Trockenheit überleben die Einzeller –
wenn sie ausreichend Zeit haben, eine schüt-
zende Hülle aufzubauen – in einem Mögliche Experimente
Ruhestadium.
Paramecium: Das Wimperntierchen bewegt
Die „Wimmelwelt im Wassertropfen“ ergibt sich aus
sich mithilfe der mehr als 10 000 Wimpern, die
einem Heuaufguss, durch Aufwuchs auf Objektträ-
auch Nahrungspartikel an das Mundfeld her-
gern (die längere Zeit im Teich hingen) oder in
anstrudeln. Die Nahrungsvakuolen durchlaufen
Planktonproben aus Kleingewässern (KREMER,
die Zelle auf festgelegten Bahnen und Reste
S. 89)
werden am Zellafter ausgeschieden. Eindrin-
gendes Wasser wird über die pulsierenden
Vakuolen nach außen befördert. Ein Großkern
dient zur Steuerung der Zellfunktionen, der Literaturhinweise
Kleinkern ist bei der geschlechtlichen Fort-
pflanzung (Konjugation) von Bedeutung. In der KREMER, B.: Das große Kosmos-Buch der Mikro-
Größenvergleiche von
Einzellern mit einem
Regel vermehren sich die Einzeller durch skopie. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2002
Nadelkopf Querteilung. MEHLHORN, H., RUTHMANN, A.: Allgemeine Proto-
Euglena: Der spindelförmige Körper wird von zoologie. Urban & Fischer Verlag, München
einer elastischen Zellhaut umgeben. Die lange Amöbe Pantoffeltier Euglena
1993
Geißel am Vorderende zieht den Zellkörper bei RICHTER, K., ROST, J. M.: Komplexe Systeme.
der schraubenförmigen Fortbewegung hinter Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M.
sich her. Der Fotorezeptor an der Geißelbasis 2002
dient zusammen mit dem roten Augenfleck zur RÖTTGER, R.: Wörterbuch der Protozoologie. Sha-
Lichtorientierung. Mit den Chloroplasten bildet ker Verlag, Aachen 2001
Euglena stärkeähnliche Stoffe und speichert VATER-DOBBERSTEIN, B., HILFRICH, H.G.: Versuche
sie. Im Dunkeln gehalten, bauen einige Eugle- mit Einzellern. Kosmos- Franckh'sche Verlags-
naarten die Chloroplasten ab und ernähren handlung, Stuttgart 1982
sich wie Paramecium. Die Vermehrung erfolgt
durch Längsteilung.
Chlamydomonas: Die ovale Zelle liegt in einer
Gallerthülle und ist von einer festen Zellwand Medienhinweise
umgeben. Der becherförmige Chloroplast um-
gibt den Zellkern. Zwei lange Geißeln dienen Protozoen – Aus der Welt der Einzeller; VHS-
der Fortbewegung. Durch den Augenfleck er- Kassette Best.-Nr. 180140; www.hagemann.de
folgt die Lichtorientierung. Reservestoffe wer- FWU 4202229 Einzeller: Arbeitsvideo / 4 Kurzfilme
den in Pyrenoiden abgelagert. Die Grünalge (Amöbe, Augentierchen, Pantoffeltierchen)
teilt sich bei der ungeschlechtlichen Fortpflan- FWU 4201657 Pantoffeltierchen
zung zweimal innerhalb ihrer Hülle. Die vier FWU 4201658 Pantoffeltierchen: Nahrungsauf-
Zellen bleiben solange zusammen, bis die ge- nahme, Verdauung und Ausscheidung
meinsame Gallerthülle platzt. FWU 4201669 Vom Einzeller zum Vielzeller
Gonium: Bei der Mosaikgrünalge bleiben bis zu FWU 4202390 Parasiten und Zoonosen – Erreger-
16 noch nicht spezialisierte, chlamydomonas- übertragung von Tieren auf den Menschen
ähnliche Zellen zusammen (Zellkolonie). Sie (Arbeitsvideo, 5 Kurzfilme)
sind zum koordinierten Geißelschlag fähig. http://www.mikrobiologischer-garten.de (zahlreiche Chlamydomonas Gonium Volvox
Volvox: Eine große Zahl zusammenarbeitender Bilder und weitergehende Informationen)
und differenzierter Zellen steht über Plasma-
brücken in Verbindung (Informations- und
Stoffaustausch). Körperzellen dienen der Fort- Aufgaben
bewegung und Ernährung, Fortpflanzungszel-
len können sich teilen und Tochterkugeln bil- 1. Nennen Sie wesentliche Kennzeichen (Aufbau, Lebensweise) der dargestellten Einzeller bzw. Zellko-
den, aber auch Eizellen und Spermien entwi- lonien.
ckeln.
2. Die farblose Form von Euglena ernährt sich 2. Euglena wird als Augentierchen bezeichnet, kann sich bei ausreichender Belichtung aber autotroph
heterotroph wie tierische Zellen. Der Wechsel ernähren. Welcher Widerspruch in der Lebensweise ergibt sich zum deutschen Namen?
zur autotrophen Ernährung stellt den Einzeller
zu den Grünalgen (pflanzliche Form). Die deut- 3. Welche Sonderstellung nimmt Volvox unter den oben dargestellten Arten ein?
sche Bezeichnung „Augentierchen“ ist daher
nicht zutreffend. 4. Der Preis der Zelldifferenzierung im Vielzeller ist der Tod des Individuums. Nehmen Sie zu dieser
Aussage Stellung.

20 © Als Kopiervorlage für den eigenen Unterrichtsgebrauch freigegeben. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2011 21

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