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Zellbiologie 1

Zellbiologie

03.09.20
Zellbiologie 2

Organisationsstufen

Biotop
Verschiedenen Tieren und Pflanz bilden zusammen
mit ihrer Umwelt an einem Ort einen Lebensraum

Populationen
Alle Lebewesen der gleichen Art in einem Biotop.

Organismus
Weitgehend selbständig lebensfähige Einheit.
Bei Einzeller besteht der Organismus nur aus einer
Zelle.

Organe
Teil eines Organismus mit bestimmter Funktion
Ein Organ wird meist aus mehreren Geweben
gebildet.

Gewebe
Verband von gleichartigen Zellen, die sinnvoll
zusammenarbeiten.

Zellen
Einfachste Struktur, die selbständig
lebensfähig sein kann.

Organellen
Zellbestandteile mit bestimmter Aufgabe

Teilchen
Atome oder Moleküle

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Das Mikroskop
Anfänge der Mikroskopie
Ab dem 17. Jahrhundert war das Mikroskop soweit
entwickelt, dass man damit Zellen sichtbar machen
konnte. Dennoch wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts
die Zelltheorie formuliert. Sie ist die Basis für das
Grundlegende Verständnis der Biologie, als Lehre des
Lebendigen. Bis dahin konnten nämlich viele Phänomene
wie Wachstum, Fortpflanzung oder Krankheiten
(Infektionen, Krebs, Wundheilung) nicht schlüssig erklärt
werden.

Auflichtmikroskop von Robert Hooke

Linsen verändern den Einfallswinkel!

Der Begriff Auflösungsvermögen bezeichnet die Unterscheidbarkeit feiner Strukturen, also z. B. den
kleinsten noch wahrnehmbaren Abstand zweier Punkte. Das Auflösungsvermögen des blossen
Auges beträgt unter idealen Bedingungen etwa 1 mm auf 3–6 Meter. Es wird durch den Abstand
der einzelnen Sehsinneszellen bestimmt.

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Tierische und pflanzliche Zellen

tierische Zelle pflanzliche Zelle

1 Zellkern 4 Chloroplasten

2 Grundplasma 5 Zellwand

3 Zellmembran 6 Vakuole

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Umgang mit dem Schulmikroskop

Objekt Zu betrachtender Gegenstand, der für das menschliche Auge zu klein ist. Sollte
sehr dünn und durscheinend sein.
Objektträger Kleine Glasplatte, auf der das Objekt in den Strahlengang des Mikroskops gelegt
wird.
Grob- und Durch Drehen am Grobtrieb kann der Objekttisch gehoben und gesenkt werden.
Feintrieb Dadurch wird das Objekt in den Fokus gebracht. Mit dem Feintrieb kann dieser
noch genauer eingestellt werden, resp. können einzelne Bildebene innerhalb des
Objekts betrachtet werden. Achtung: Der Grobtrieb wird zum Fokusieren nur mit
der kleinsten Vergrösserung gebraucht. Nach dem Wechseln zu einem grösseren
Objektiv darf nur noch der Feintrieb gebraucht werden, da sonst die Gefahr
besteht, dass das Objektiv den Objektträger durchstösst und das Objekt zerstört.
Objektiv Objektseitige Linse (oder Linsensystem), erzeugt ein vergrössertes, reelles
Zwischenbild des Objekts. Durch drehen am Revolver werden die verschiedenen
Objektive in den Strahlengang gefügt.
Okular Augenseitige Linse (oder Linsensystem), vergrössert das reelle Zwischenbild (->
virtuelles Bild), sitzt locker im Tubus (Gefahr des Herausfallens!).
Irisblende Reguliert die Menge des einfallenden Lichts
Kondensor Linsensystem zwischen Lichtquelle und Objekt zum Zweck, möglichst viel Licht
einzufangen und das Objekt gleichmässig auszuleuchten

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Regeln zum Mikroskopieren


- Tragen Sie das Mikroskop immer aufrecht und mit 2 Händen (... Stativ und Sockel )
- Legen Sie das Präparat auf den Objekttisch, schalten Sie das Licht an und zentrieren Sie das Objekt
im Licht.
- Starten Sie mit der ... kleinsten Vergrösserung: Fokussieren Sie mit dem ... Grobtrieb,
stellen Sie mit dem ... Feintrieb noch genauer scharf.
- Bevor Sie zur nächst grösseren Vergrösserung wechseln, müssen Sie eine geeignete Stelle des
Objekts auswählen und dieses in das Zentrum des Gesichtsfeldes rücken. Geeignete Stellen liegen
meist am Rand des Präparates, wo die Zellen nur einschichtig sind.
- Nach dem Wechsel zur grösseren Vergrösserung nur noch mit dem ... Feintrieb
scharfstellen!

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Pflanzliche Zellen: Chloroplasten im Moosblättchen


Präparat herstellen
Laubmoose haben sehr dünne, fast durchsichtige Blättchen und sind daher für diese Untersuchung
besonders geeignet.

- Bereiten Sie einen Objektträger mit einem


Tropfen Wasser vor.

- Zupfen Sie (mit einer Pinzette) ein Blättchen einer


Moospflanze ab

- Legen Sie das Blättchen direkt in den


Wassertropfen.
- Halten Sie ein Deckglas an den Rand des
Wassertropfens und lassen Sie es fallen. Dadurch
sollten Luftblasen vermieden werden.

Aufgaben
- Beschreiben Sie die Form der Chloroplasten. oval-rundlich, grün

- Wo in der Zelle befinden sich die Chloroplasten? randständig

- Schätzen Sie die Grösse der Chloroplasten ab. 1-10 Micrometer

Quellen: www.carlroth.com, 21.10.18, www.phywe-ru.com, 22.10.18

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Fotosynthese
Das Leben auf der Erde wird von der Sonnenenergie angetrieben. Die Pflanzen verknüpfen mithilfe
von Lichtenergie Kohlendioxid (CO2) aus der Luft zu Traubenzucker (Glucose, C6H12 O6). Glucose
enthält somit die umgewandelte Sonnenenergie in chemischer Form (organische Moleküle). Diesen
Vorgang nennt man Fotosynthese.

Das Experiment von Joseph Priestley

Maus unter der Wenn alles O2 Gibt man aber auch


aufgebraucht ist, Priestley fand heraus,
Glocke nimmt O2 auf noch eine Pflanze
stirbt die Maus dass Pflanzen O2
und gibt CO2 ab dazu, dann überlebt
abgeben, welche die
die Maus.
Tiere zum Atmen
brauchen und diese
CO2 abgeben, welche
die Pflanzen
brauchen.

Durch die Fotosynthese sind im Glucose-Molekül zwei Dinge gebunden: …


(Sonnen-)Energie Kohlenstoff
Die Fotosynthese ist damit der wichtigste biologische Prozess.

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Laubblatt
Das Laubblatt ist das Assimilationsorgan der Pflanze (Ort der
Fotosynthese). Durch seine flächenhafte Form werden die
Lichtabsorption und der Gasaustausch (CO2-Aufnahme und O2-
Abgabe) begünstigt. Gleichzeitig stellt es auch eine grosse
Transpirationsfläche dar. Die Transpiration (Verdunstung von
Wasser) in den Laubblättern ist die antreibende Kraft für die
Wasser- und Mineralsalzaufnahme über die Wurzel.

Im Mikroskop zeigt sich, dass Laubblätter aus mehreren


Gewebeschichten aufgebaut sind. Jede Gewebeschicht besteht
aus einer oder mehreren Zellschichten und erfüllt eine ganz
spezifische Funktion.

Palisadengewebe
Die Zellen des Palisadengewebe sind langgestreckt und mit ihrer Längsachse rechtwinklig zur
Epidermis orientiert. Sie liegen wie Pfähle ("Palisaden") nebeneinander. Normalerweise liegt das
Palisadengewebe auf der Blattoberseite. Etwa 80% der Chloroplasten eines Blattes liegen im
Palisadengewebe; die Photosynthese findet also hauptsächlich im Palisadengewebe statt. Da die
Zellen längs und rechtwinklig zur Epidermis angeordnet sind, wird der Lichteinfall in die tieferen
Schichten des Blattes weniger durch Querwände behindert. Das Palisadengewebe kann ein- oder
mehrschichtig sein.

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Hauptfunktion: … Fotosynthese

Schwammgewebe
Unterhalb des Palisadengewebes liegt das Schwammgewebe. Es besteht aus unregelmässigen
Zellen, die grosse Zwischenzellräume freilassen und dadurch dem Gewebe eine schwammartige
Struktur verleihen. Kohlendioxid, Sauerstoff und Wasserdampf treten durch die Spaltöffnungen ins
Blatt ein bzw. treten aus. Diese Gase können durch die Zwischenzellräume diffundieren. Die
Zwischenzellräume bilden also den Verbindungsraum zwischen allen Zellen des Blattinneren und
den Spaltöffnungen.

Hauptfunktion: … Gas- und Wasserdampfaustausch innerhalb des Blattes

Epidermiszellen
Die Epidermiszellen eines Blattes grenzen lückenlos aneinander. In
der Aufsicht haben sie eine puzzle-artige Struktur. Dadurch ist die
Konktaklinie mit der Nachbarzelle gross. Dies macht sie reissfest
gegenüber mechanischer Belastung, z.B. durch den Wind.
Ausserhalb dieses einschichtigen Abschlussgewebes liegt eine
dicke Wachsschicht (Cuticula). Diese Schicht schützt das Laubblatt
vor zu starker Verdunstung. Spaltöffnungen können auf beiden
Seiten des Blattes vorkommen, normalerweise sind sie jedoch
zahlreicher auf der Blattunterseite.

Hauptfunktion: … Abschlussgewebe

Spaltöffnung
Je zwei bohnenförmige Schliesszellen, die in der Mitte einen Spalt aussparen, bilden die
Spaltöffnungen der Epidermis. Der offene Spalt verbindet die Aussenluft mit Zwischenzellräumen
des Blattes. Die Spaltöffnungen ermöglichen und regulieren je nach Sonneneinstrahlung und
Wasserangebot den Gas- und Wasserdampfaustausch des Blattes mit der Umgebung.

Hauptfunktion: … Regulation des Gas- und Wasserdampfaustauschnach aussen

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Herbstfärbung der Blätter

Pflanzen stellen sich jetzt auf den Winter ein


Die sommergrünen Laubgehölze in unseren Breiten werfen im Herbst die Blätter ab, um sich auf
den winterlichen Wassermangel einzurichten. Über ihre Blätter verdunsten sie nämlich ständig
einen großen Teil des durch die Wurzeln aufgesogenen Wassers – bei einer hundertjährigen
Rotbuche etwa 400 Liter pro Tag. Wenn im Winter der Boden gefriert, entsteht so genannte
Frosttrocknis, denn der Wassernachschub bleibt aus, und Bäume und Sträucher können nicht mehr
genug Wasser aufnehmen. Die Pflanzen würden langsam austrocknen, wenn sie nicht einfach ihrer
Blätter entledigen und dadurch die Wasserabgabe wirksam stoppen.

Das Abwerfen der Blätter ist ein durch Abnahme von Tageslänge und Temperatur induzierter und
durch Phytohormone gesteuerter Vorgang. Nach neueren Forschungen scheint dabei das Gas
Äthylen als hormoneller Wirkstoff im Spiel zu sein. Im Blattstiel wird ein Trenngewebe
ausgebildet, dessen Zellen sich durch Verschleimen der Mittellamellen und Sichabrunden
voneinander lösen, so dass schließlich das Blatt aufgrund seines eigenen Gewichts abfällt. Ein
Abschlussgewebe aus Kork verschließt die Wunde und schützt vor Wasserverlust und dem
Eindringen von Pflanzenschädlingen.

Entsorgung gespeicherter Umweltgifte


Der Blattabwurf ist nicht nur ein wirksamer Verdunstungsschutz, sondern hat noch weitere Vorteile
für die Pflanzen: Er entsorgt giftige Stoffwechsel-Endprodukte und – heutzutage besonders von
Bedeutung – gespeicherte Umweltgifte. Auch halten kahle Bäume der Schneelast besser stand.

Auch immergrüne Pflanzen wie die meisten Nadelhölzer werfen ihre Blätter ab. Allerdings nicht
regelmäßig im Herbst, sondern kontinuierlich die eine oder andere Nadel. So bleibt eine Nadel der
Kiefer etwa fünf Jahre, der Fichte bis zu sieben Jahre und der Tanne sogar bis zu elf Jahre am
Zweig. Dass die Nadelbäume nicht regelmäßig im Winter blattlos sind, liegt am effektiven
Verdunstungsschutz ihrer Nadeln. Die schmalen Blätter haben eine kleine Oberfläche. Die
Ausgänge ihrer Spaltöffnungen sind verengt und eingesenkt, so dass eine Wasserabgabe stark
eingeschränkt ist. Außerdem sind die oberen Epidermiszellen nach außen hin dickwandig, und
zusätzlich schützt eine Wachsschicht vor stärkerem Feuchtigkeitsverlust.
Durch vielfältige Umwelteinflüsse kommt es immer wieder zu vorzeitigem Laubfall. Die Blätter
sind dann noch grün, häufig aber auch braun gefärbt. In längeren Hitzeperioden vertrocknen die
Blätter. Auch erhöhte Bodenfeuchtigkeit führt zum Verwelken, weil die Wurzeln faulen und kaum
noch Wasser aufnehmen. Schadstoffe im Boden und in der Luft, wie etwa die Chlorid-Ionen aus
dem Streusalz oder Stickoxide in Autoabgasen, schwächen die Pflanzen und lassen die Blätter
schon im Sommer von den Bäumen fallen. Durch extreme Witterungsverhältnisse und durch
Umweltgifte geschwächte Bäume sind besonders anfällig für Pilzbefall und Schadinsekten wie
Miniermotten, was ebenfalls vorzeitigen Blattfall bewirkt. Wenn Esche, Erle und Holunder grüne
Blätter abwerfen, ist das allerdings normal, denn sie verfärben sich nicht.

Farbwechsel durch Verlagerung des Blattgrüns


Das leuchtende Farbenspiel des Herbstes – Pappeln werden goldgelb, Ahornblätter leuchten in Gelb
und Orange, Roteichen fallen durch ihr Feuerrot auf – hängt zum einen damit zusammen, dass
Nährstoffe abgebaut und wichtige Elemente wie Stickstoff, Phosphor, Eisen und Kalium in den
Stamm verlagert werden, in erster Linie beruht es aber auf einer Änderung des Mengenverhältnisses
der Blattfarbstoffe.

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Im Frühling und Sommer überwiegt der grüne Blattfarbstoff, das für die Photosynthese
unabdingbare Chlorophyll. Er überdeckt die anderen Pigmente. Um einen Verlust dieses für die
Pflanze sehr wichtigen Farbstoffs zu verhindern, zerlegt sie ihn im Herbst fast vollständig in
kleinere Bestandteile, die sie aus dem Blatt herauszieht und bis zum nächsten Frühjahr, wenn die
neue Blattgeneration wieder Chlorophyll benötigt, in Zweig, Stamm oder Wurzel deponiert. Durch
den Wegfall des Blattgrüns können nun die anderen Pigmente voll zur Geltung kommen. Die
Karotinoide (gelb, orange, rot), die Xanthophylle (gelb) und die Anthocyane (rot, violett, blau)
verursachen die beeindruckende herbstliche Laubfärbung. Braun als Farbe tritt erst beim Absterben
des Blattes auf. Ursache ist die Oxidation von Gerbstoffen zu braunen Farbstoffen (Phlobaphene).

Gelbrote Färbung schützt vor Sonnenlicht


Herbstliche Blattverfärbung bietet uns nicht nur ästhetischen Genuss, sie dient auch als
Sonnenschutz. Das behaupten Bill Hoch und seine Kollegen von der amerikanischen Universität
Wisconsin-Madison im Fachblatt „Tree Physiology“. Zu viel Sonnenlicht kann Blätter schädigen.
Besonders empfindlich reagieren sie im Herbst, denn dann sind sie durch Abtransport wichtiger
Nährstoffe bereits geschwächt. Bevor sie aber abfallen und solange noch Photosynthese in ihrem
Gewebe stattfindet, also energiereicher Traubenzucker produziert wird, schützt die Pflanze diesen
lebenswichtigen biochemischen Prozess, indem sie unmittelbar unter der Oberfläche ihrer Blätter
den Farbstoff Anthocyanin produziert. Er färbt die Blätter gelbrot und sorgt dafür, dass die Wirkung
des Sonnenlichtes abgeschirmt und so das lichtempfindliche Chlorophyll nicht angegriffen wird.

Gerade amerikanische Forscher haben wohl Anlass, sich näher mit der Laubverfärbung zu
beschäftigen, denn der Herbst im Nordosten der USA und in Kanada ist besonders sonnenreich.
Besonders farbenprächtig ist dort auch das Blättermeer. Unsere Bäume produzieren weniger
Farbstoffe. Es ist häufiger bewölkt, so dass sich ein intensiverer Sonnenschutz zumeist erübrigt.
www.nabu.de, 20.8.18

1. Welcher Nachteil hätte ein Baum, wenn er seine Blätter im Herbst nicht abstossen würde?
- Die Pflanzen würden langsam austrocknen.

2. Welche Vorteile gewinnt die Pflanze durch den Blattfall?


- Sie entsorgt giftige Stoffwechsel-Endprodukte und gespeicherte Umweltgifte.
- Auch halten kahle Bäume der Schneelast besser stand.

3. Lassen alle unsere Bäume ihre Blätter fallen?


- Auch immergrüne Pflanzen wie die meisten Nadelhölzer werfen ihre Blätter ab.
Allerdings nicht regelmäßig im Herbst, sondern kontinuierlich.

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4. Wie machen es die Nadelbäume?


- effektiven Verdunstungsschutz: kleine Oberfläche. Die Ausgänge ihrer Spaltöffnungen
sind verengt und eingesenkt, so dass eine Wasserabgabe stark eingeschränkt ist. Außerdem sind
die oberen Epidermiszellen nach außen hin dickwandig.

5. Wie „weiss“ der Baum, dass es Zeit für den Blattfall ist?
- Das Abwerfen der Blätter ist ein durch Abnahme von Tageslänge und Temperatur
induzierter und durch Phytohormone gesteuerter Vorgang.

- Gas Äthylen als hormoneller Wirkstoff


6. Welche a) chemischen und b) biologischen Prozesse laufen vor dem Blattfall in der Pflanze ab?

chemisch:
- dass Nährstoffe abgebaut
- wichtige Elemente wie Stickstoff, Phosphor, Eisen und Kalium in den Stamm verlagert
werden
- Um einen Verlust des Chlorophylls zu verhindern, zerlegt sie ihn kleinere
Bestandteile, die sie aus dem Blatt herauszieht und bis zum nächsten Frühjahr, wenn die
neue Blattgeneration wieder Chlorophyll benötigt, in Zweig, Stamm oder Wurzel deponiert

biologisch:
- Im Blattstiel wird ein Trenngewebe ausgebildet, dessen Zellen sich durch
Verschleimen der Mittellamellen und Sichabrunden voneinander lösen

(- Abschlussgewebe aus Kork verschließt die Wunde.)

f) Was genau macht die Blattverfärbung aus?


- Änderung des Mengenverhältnisses der Blattfarbstoffe
- Durch den Wegfall des Blattgrüns können die anderen Pigmente voll zur Geltung
kommen.

- Ursache ist die Oxidation von Gerbstoffen zu braunen Farbstoffen

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Die Pilze
Pilze sind die am einfachsten gebauten Eukaryoten, d.h. sie haben einen Zellkern. Weil sie
heterotroph sind, müssen sie organische Stoffe von Pflanzen als Nahrung aufnehmen.

Merkmale von Pilzen


- gehören zu den Eukaryoten
- sind heterotroph
- besitzen eine Zellwand aus Chitin
- sind einzellig oder mehrzellig
- sind wichtige Zersetzer von totem, organischen Stoffen
- leben mit vielen Pflanzen in Gesellschaft (z.B. Mykorrhiza-Pilze, Flechten)

Was man üblicherweise als Pilz bezeichnet, ist nur ein kleiner Teil davon, der Fruchtkörper. Bei
vielen Waldpilzen ist er in Hut und Stiel gegliedert. An der Unterseite des Hutes erkennt man meist
Lamellen oder Röhren.

Pilze bilden für ihre Fortpflanzung und die Vermehrung Sporen. Diese wachsen zu Hyphen aus,
welche ein unterirdisches weit verzweigtes Pilzgeflecht (Mycel) bilden. Es gibt zwei verschiedene
Arten von Hyphen ( + und - ). Die äusserlich gleich aussehenden + Hyphen und – Hyphen wachsen

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aufeinander zu und ihre Endzellen verschmelzen miteinander. Ihre Zellkerne vereinigen sich
allerdings nicht (Paarkernmycel).(Keine Kernverschmelzung)
Bei günstiger Witterung (feucht, warm) wächst aus dem unterirdischen Mycel der oberirdische
Fruchtkörper, der innert kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen kann und dadurch grösser wird. In den
Ständerzellen des Hutes verschmelzen die beiden Kerne. Nach der Kernverschmelzung folgt die
Bildung der Sporen. Sie dienen der Verbreitung des Pilzes.

Grosse Vielfalt bei den Lebensformen der Pilze

Beispiele (key note Präsentation)

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Pilze als Zersetzer (Destruenten)


Viele Prokaryoten und Pilze ernähren sich von toten organischen Stoffen (Holz, Blätter, Leichen)
oder Kot. Dabei sondern sie Substanzen ab, welche die Inhaltsstoffe der toten Tieren und Pflanzen
so zersetzen, dass sie vom Pilz genutzt werden können. Vollständig zersetzte organische Stoffe
nennt man anorganische Stoffe. Sie werden von Pflanzen für ihr Wachstum wieder aufgenommen.
Dadurch schliesst sich der Stoffkreislauf.

Beispiel: Weissfäulepilz und Braunfäulepilz

Braunfäule
- die helle Zellulose wird
abgebaut
- übrig bleibt das dunkelbraune,
silbrig schilfrige, pulverbrüchige
Lignin (Holzstoff)
- brauner Würfelbruch
- Zerreiben zwischen den
Fingern ergibt braunes feines
Holzpulver.

Weissfäule
- das braune Lignin wird
abgebaut
- übrig bleibt die faserige
hellfarbene oder fast weiße
Zellulose
- Man kann das Holz nicht
zerreiben es bleibt faserig.

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Pilze als Symbionten (z.B. Mykorrhizen)


Als Mykorrhiza bezeichnet man die Symbiose von Pflanzenwurzeln mit Pilzen.

Symbiose ist ….. ein enges Zusammenleben zweier verschiedener Arten bei gegenseitigem Nutzen

Man schätzt, dass ca. 90% aller Blütenflanzenarten Mykorrhizen ausbilden, darunter die meisten
einheimischen Bäume und Sträucher oder Gräser, aber auch Kartoffeln, Tomaten u.v.m.

Für einige Pflanzenarten, z.B. die Erika-Gewächse, ist die Mykorrhiza unter extrem mineralsalz-
armen Standorten wie dem Hochmoor lebensnotwendig.

Orchideen sind überhaupt immer auf Mykorrhiza-Pilze angewiesen. Selbst ihre Samen keimen nur
in Anwesenheit des Pilzes.

Unter den Mykorrhiza - Pilzen gibt es solche, die gut alleine wachsen können und andere die kaum
ohne Pflanze auskommen. Zu den Mykorrhiza-Pilzen gehören viele bekannte Speisepilze, wie z.B.
Trüffel, Steinpilz und Giftpilze wie Fliegenpilz und Knollenblätterpilz.

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Flechten
- Pilz lagert in seinem Hyphengeflecht Grünalgen oder Cyanobakterien (= fotosynthese-betreibende
Bakterien) ein und bildet dadurch eine Symbiose.
- sehr widerstandsfähig
- wachsen an Baumstämmen, Steinen, Felsen, Hausdächer

Alge an Pilz: C-Verbindungen (Fotosyntheseprodukte), Cyanobakterien: zusätzlich N-Verbindungen

Pilz an Alge: Wasser, Mineralstoffe, Schutz vor Schadstoffe und Frass, Stabilität

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Zelltheorie 1838 v Mathias Schleiden f Pflanzen, v Schwann f Tiere

a) Lebewesen bestehen aus Zellen. Zellen sind die kleinste lebende Einheit

Wieso sind Zellen so klein?

Das Volumen nimmt in Verhältnis zur Oberfläche im Quadrat zu. Da über die
Oberfläche der Austausch von Stoffen und Information geschieht, reicht diese ab
einer bestimmten Grösse nicht mehr aus.

b) Zellen gehen immer aus bestehenden Zellen hervor.

Lebensdauer von Zellen


Rote Blutzellen 120 d
Leberzellen 10 – 15 d
Weisse Blutzellen (Leukozyten) 3 d
Schleimhautzellen des Dünndarms 1.5 d

75% der Zellen im menschlichen Körper werden jedes Jahr ersetzt.

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c) Leistungen eines Organismus sind die Leistungen seiner Zellen.

Enzymatische
Reaktionen

Aufnahme von
Regulation des Energie und
Stoffwechsels Umsetzung in
Arbeit

7 Funktionen, zu denen
Zellen fähig sind
Speicherung
von Reaktion auf
Information Umwelt

Synthese von
organischen Fortpflanzung
Molekülen

d) Alle Zellen stimmen in den Grundzügen ihres Aufbaus überein.

Eine Zelle besteht aus:


- Zellmembran
- Grundplasma (Zellflüssigkeit)
- Organellen

Pflanzlichen Zellen, Pilze und Bakterien sind zusätzlich noch von einer Zellwand umschlossen,
welche der Zelle Form gibt, sie schützt und stützt. Sie besteht bei Pflanzen hauptsächlich aus
Zellulose.

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Die Biomembran

Membranen umschliessen die Zelle und viele Organellen. Membranen durchziehen also das ganze
Zellplasma. Ihr Anteil an der wasserfreien Zellmasse kann bis zu 90% ausmachen.

Achtung: Umgangssprachlich versteht man unter einer Membran oft eine „gespannte Haut“ wie bei
einer Trommel. Dies passt nicht zu einer Biomembran. Beide haben aber gemeinsam, dass sie
verhältnismässig dünn sind.

Aufbau
Dicke einer Biomembran: 7 nm (7 Millionstel mm),
(d.h. Stapel 10'000 Biomembran ergeben eine Papierdicke)

Die Lipid-Moleküle bilden aufgrund ihrer amphiphilen Struktur eine Doppelschicht (hydrophile
Köpfe gegen aussen, lipophile Schwänze gegen innen).

Man stellt sich die Doppellipidschicht


als zähflüssiges Konstrukt vor, in der
viele Proteine wie Eisberge
schwimmen. Beide, Lipide wie
Proteine, können sich relativ frei
bewegen. Die Membran hat also eine
sehr veränderliche Struktur.
Die Zellmembran unterscheidet sich
im Bau von den Membranen im
Zellinneren durch
Kohlenhydrat-Moleküle, die auf der
Aussenseite der Membran an Eiweisse
oder Lipide
gebunden sind. Es sind kleine
Vielfachzucker-Moleküle. Sie dienen
als «Namensschilder» zur
Kennzeichnung der Zelle oder als
Antennen der Rezeptoren.
(Verantwortlich für
Abstossungsreaktion bei
Transplantationen.)

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Funktion von Membranen

Abgrenzung
gegen aussen

Beteiligen sich durch


eingelagerte Enzyme an Schafft Reaktionsräume im
Stoffwechselprozessen Zellinneren
(= Kompartimentierung)
Funktion von
Membranen

Vermittler zwischen Vergrössert die


Zellinnerem und Zelloberfläche durch feine
Zelläusserem Ausstülpungen

Grundplasma
Das Grundplasma (meist kurz einfach Plasma genannt)
besteht zur Hauptsache aus Wasser (70%) und etwa 10'000
verschiedene Proteinen und ist dadurch dickflüssig bis
gelartig. Die meisten Proteine sind Enzyme für die tausenden
von chemischen Reaktionen, die in der Zelle ablaufen.

Abb. aus Unterricht Biologie

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Zytoskelett
Das Zytoskelett ist ein Netzwerk von feinen Proteinfäden und –röhrchen im Zytoplasma von
eukaryotischen Zellen. Es stützt die Zelle und stabilisiert ihre innere Struktur. Bei Zellen ohne
Zellwand bestimmt das Zytoskelett die Form und ermöglicht auch Formänderungen. Es dient auch
der Bewegungen einzelner Organellen:

Motorproteine benützen das Zytoskelett als Schienen auf denen sie die Organellen transportieren.
Wie winzig kleine Beinchen schreiten die Motorproteine unter ATP-Verbrauch vorwärts. In
Muskeln ermöglichen das gegeneinander Verschieben von Mikrofilamenten das Verkürzen der
Muskelzellen. Die etwas dickeren Mikrotubuli (kleine Röhrchen) sind wichtig bei der Zellteilung.

Zellwand
Fast alle pflanzlichen
Zellen sind umgeben von
einer relativ starren
Zellwand, die
hauptsächlich aus
Zellulose besteht. Doch
die Zellen sind durch die
Zellwand nicht
vollständig von einander
getrennt. Die Zellwände
haben feine Poren. Über
diese tauschen Zellen
Stoffe und Informationen
aus. Junge Zellen bilden
zunächst eine noch
relativ elastische
Primärwand.
Nach dem Zellwachstum lagert sich ihr eine starrere Sekundärwand an. Eine dünne Mittellammelle
klebt benachbarte Zellen zu einem Zellverband zusammen. Wo die Zellwände nicht direkt
aneinander liegen, sind Hohlräume, die dem Gastransport durch die Pflanze dienen. Obwohl eine
Zellwand etwa 2000 mal so dick ist wie die Zellmembran, lässt sie meist kleine Moleküle wie Wasser
oder Ionen durch.
Durch die Einlagerung von Lignin (Holzstoff) wird die Stabilität der Zellwand weiter erhöht (vrgl.
über 100m hohe Mamutbäume). Bei dieser Verholzung stirbt aber die Zelle ab, übrig bleibt nur das
tote Gehäuse.

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Zellorganellen

Zellkern
Der Zellkern ist von einer doppelten Membran umschlossen. Diese Kernmembran ist von
zahlreichen Kernporen durchlöchert. Diese Öffnungen ermöglichen den Austausch von Stoffen aus
und in den Zellkern. Der Zellkern enthält den Grossteil der Erbinformation (DNA) einer Zelle. Wenn
sich eine Zelle teilt, muss sich zuerst der Zellkern teilen.

Der Zellkern hat folgende Aufgaben:


- Ort der Erbinformation
- Steuert die Entwicklung und die Aktivität der Zelle. Dabei gelangen die Befehle in Form von
mRNA durch die Kernporen aus dem Zellkern.
- Verdoppelt die Erbinformation vor der Zellteilung.

Ribosomen
Ribosomen bauen die Proteine zusammen. Die
Bausteine der Proteine sind Aminosäuren. Die
Ribosomen sind quasi die Baumaschinen, welche
die Aminosäuren miteinander zu Proteinen
verbinden. Als Bauanleitung dienen ihnen die
mRNA- Moleküle, die den Zellkern verlassen haben.
Ribosomen bestehen selber auch aus RNA und
Proteinen und sind im Gegensatz zu anderen
Organellen nicht von einer Membran umschlossen.

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ER
ER heisst mit vollem Namen Endoplasmatisches
Reticulum und bedeutet „Netzchen im inneren
Plasma“. Das ER ist ein Membransystem das die ganze
Zelle durchzieht. Dabei bilden die Membranen
flächige oder röhrenförmige Hohlräume. Das ER steht
mit anderen Organellen in Verbindung. Es ist
beispielsweise direkt mit der Kernmembran
verbunden.
Das ER dient neben der Synthese und er Verarbeitung
verschiedener Stoffe vor allem dem Transport von
Stoffen innerhalb der Zelle. Zellkern
Die Bereiche des ER, an dessen Membranflächen
Ribosomen gebunden sind und die im
elektronenmikroskopischen Bild ein "raues" Aussehen
haben, bezeichnet man als raues ER oder kurz rER.
ER
Drüsenzellen sind besonders stark vom ER
durchzogen.
Ribosomenfreie Abschnitte heissen glattes ER. Das
glatte ER synthetisiert vor allem Lipide für neue
Membranen. In tierischen Zellen stellt das ER auch
bestimmte Hormone her.

Dictyosomen (Golgi Apparat)


Dictyosomen sind wie das ER flache, membranumschlossen Räume. Nach ihrem Entdecker wird die
Gesamtheit aller Dictyosomen als Golgi-Apparat (sprich Golschi-Apparat) bezeichnet. In den
Dictyosomen werden die Stoffe, welche im ER produziert wurden, umgewandelt, gespeichert, in
sogenannten Golgi-Vesikel verpackt und weitertransportiert. Der Stofftransport zwischen ER, den
Dictyosomen und der Zellmembran erfolgt durch Abschnüren eines Vesikels am Start-Ort und
Verschmelzen des Vesikels mit der Membran am Zielort. Zu den Hauptprodukten gehören Stoffe,
die in pflanzlichen Zellen dem Aufbau der Zellwand dienen und von tierischen Zellen als Schleim
ausgeschieden werden. Die Produkte des ER werden, während sie den Golgi-Apparat passieren,
chemisch verändert.

Vesikel
Golgi-
Apparat

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Zellbiologie 26

Chloroplasten
Choloroplasten kommen nur in Pflanzenzellen vor. Sie enthalten den grünen Blattfarbstoff
Chlorophyll, der Wiesen und Wälder grün erscheinen lässt. Dieser Farbstoff ist befähigt, die Energie
des Sonnenlichts in Kohlenstoffketten zu binden. Dieser Prozess nennt man Fotosynthese. Die
Chloroplasten sind durch zwei Membranen abgegrenzt. Im Innern der Chloroplasten befindet sich ein
weiteres Membransystem mit einer grossen Oberfläche. Auch die übrigen Proteine für die
Fotosynthese sitzen auf diesen Membranen im Innern. Chloroplasten haben eigene DNA und eigene
Ribosomen.

Chloroplast

Mitochondrien
Mitochondrien sind ähnlich aufgebaut wie die Chloroplasten. Sie sind auch wichtige
Energieumwandler der Zelle. Beide besitzen eigene DNA und Ribosomen und sind von einer doppelten
Membran umschlossen. Die äussere Membran ist glatt, die innere zeigt dagegen zahlreiche
Einfaltungen. Diese Oberflächenvergrösserung bietet Platz für die Proteine der Zellatmung. Bei diesem
Stoffwechselvorgang wird Energie umgewandelt und in eine chemische, für alle Zellen nutzbare Form
umgewandelt: ATP
Zellen mit stark aktivem Stoffwechsel haben
besonders viele Mitochondrien, da sie viel
Energie brauchen. Leberzellen enthalten
beispielsweise über 1000 Mitochondrien,
manche Algenzellen dagegen nur ein
einziges.
Zellbiologie 27

Vesikel und Vakuolen

Abgabe/Aufnahme
von Stoffen

Vesikel und Vakuolen sind durch eine Membran begrenzte Bläschen bzw. Räume. Meist werden die
grösseren als Vakuole bezeichnet.
In Pflanzenzellen kommt es im Verlauf des Zellwachstums zur Bildung von Vakuolen. Dies geschieht
durch Zusammenfliessen verschiedener Vesikel. Auf diese Weise entsteht ein Gebilde, das nahezu die
ganze Zelle ausfüllt. Man nennt sie auch Zentralvakuole. Sie sorgt für den Innendruck der Zelle
(Turgor). Die Vakuole speichert daneben verschiedene Produkte des Stoffwechsels. In den Blüten
enthält sie zudem verschiedene Farbstoffe und in Wurzelzellen Proteine als Reservestoffe.

Transportvesikel
Die Transportvesikel haben eine geringe Lebensdauer. Sie bilden sich durch Abschnüren an der
Zellmembran, dem ER oder des Golgi-Apparates. Diese Vesikel sind adressiert und transportieren die
in ihnen eingeschlossenen Stoffe zu deren Zielort. Dort verschmelzen sie mit der Zielmembran und
übergeben so ihren Inhalt.

Nahrungsvakuole
Bei tierischen Zellen, die ja keine Zellwand
haben, können Vesikel auch zur Aufnahme
(und Verdauung) von Nahrung dienen, in dem
sich ein Vesikel einfach von der Zellmembran
abschnürt.

Lysosomen
Das sind spezialisierte Vesikel, die dazu
dienen, zelleigenes und zellfremdes Material
zu verdauen. Wenn die Zelle stirbt, geben die
Lysosomen ihre Verdauungsenzyme nach
aussen ab, so dass die Zelle sich selbst
verdaut. Pflanzliche Zellen enthalten keine
Lysosomen.
Zellbiologie 28

Bakterien
Bakterien sind sehr einfach gebaute, einzellige Lebewesen. Sie sind die wichtigste Gruppe unter den
Prokaryoten (Lebewesen ohne Zellkern).

Merkmale bakterieller Zellen


- kein Zellkern, keine membranumschlossene Zellorganellen
- Erbinformation (DNA) als ein einzelnes, ringförmiges Molekül
- Zellwand
- relativ klein: ca. 1/1000 - 1/100 mm,
- rasche Vermehrung durch Spaltung (Zweiteilung), können genetisches Material (Plasmide)
austauschen
- können Krankheitserreger (Therapie mit Antibiotika) sein.
- leben häufig mit anderen Lebewesen in Gesellschaft (z.B. Darmbakterien)
- kommen auch in extremen Lebensräumen vor (z.B. heisse Quellen)
- es gibt obligate Aerobier, obligate Anaerobier und solche, die je nach Sauerstoffangebot zwischen
beiden Formen wechseln können
Zellbiologie 29

Wachstum und Vermehrung

Zellkernäquivalent
In Protocyten (Bakterienzellen) befindet sich das Erbgut als ein einziges, ringförmige DNA-Molekül in
einem als Zellkernäquivalent bezeichneten Bereich der Zelle. Weil dieser Bereich nicht durch eine
Kernmembran abgegrenzt ist, spricht man nicht von einem eigentlichen Kern. Er ist aber von der
Funktion her gleichwertig (äqui-valent = gleich-wertig).

Spaltung
Zur Vermehrung müssen sich die Bakterien teilen. Dabei muss sich nicht nur die Zelle teilen, sondern
natürlich auch das DNA-Moleküle. Dafür muss es sich vorgängig repliziert (=verdoppelt) haben.

Bakterien können sich unter guten Umweltbedingungen sehr schnell vermehren. Viele Arten teilen
sich alle 1 -3 h. Ein E.coli Bakterium teilt sich unter optimalen Bedingungen sogar alle 20 Minuten.

Zeit (min) 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 420


Anzahl 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024
Vermehrungs- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 21
zyklen
20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 210 221

7h = 21 Vermehrungszyklen -> 2 21 =2’097’152


Ungehindertes Wachstum vorsausgesetzt, könnte sich ein einziges Bakterium
innerhalb von nur 3 Tagen zu einer Kolonie entwickeln, die schwerer ist als die Erde.
Auch die Vermehrungsrate von E.coli in unserem Darm ist beeindruckend. Täglich werden 2 x 1010
Bakterien mit dem Kot ausgeschieden, welche ersetzt werden müssen.

Das Wachstum jeder Bakterienpopulation wird jedoch durch Umwelteinflüsse auch immer wieder
eingeschränkt. Ursachen sind:

- Nährstoffmangel
- Platzmangel
- Anhäufung giftiger Stoffwechselprodukte der Bakterien selber
Zellbiologie 30

Viele Bakterien
können bei ungünstigen
Umweltbedingungen eine
zusätzliche, kräftige Wand
ausbilden und kapseln sich
als sog. Spore ab.
Bakteriensporen können
Jahre, ja sogar Jahrhun-
derte überdauern und
überleben extreme Tempe-
raturen von +90°C bis –
250°C (Weltraumbedingun-
gen). Sobald sich die
Umweltbedingungen
verbessern, keimt die
Spore zur aktiven Bakterie
aus.
Beispiele:
Cholerabakterien,
Milzbrand
-
Zellbiologie 31

Genetische Variabilität

Prokaryoten reproduzieren sich ausschliesslich asexuell, d.h. sie bilden keine Fortpflanzungszellen.
Dadurch sollte sich die Nachfolgegeneration eigentlich genetisch nicht von der Elterngeneration
unterscheiden. Dies trifft aber nicht zu. Die Gründe sind:
- häufige Mutationen: zufällige Kopierfehler bei der Replikation (Verdoppelung der DNA)

- Transformation: Bakterien nehmen DNA aus der Umwelt auf (Bsp. harmlose, nicht pathogene
Bakterien des Stammes Streptococcus pneumoniae verwandeln sich zum Erreger der
Lungenentzündung)

- Transduktion: Bakteriophagen (Viren) infizieren Bakterien.

- Konjugation: 2 Bakterienzellen verbinden sich über einen „Sex-Pilus“, so dass die eine Zelle der
anderen Zelle genetisches Material (DNA-Plasmid) überträgt.
Zellbiologie 32

Stoffwechsel-Besonderheiten bei Bakterien

Obligate Aerobier können ohne Sauerstoff (O2) nicht wachsen, für obligate Anaerobier ist O2 aber
giftig. Fakultativ Anaerobier nutzen O2, wenn er vorhanden ist, können aber in einer sauerstoffarmen
Umgebung auch überleben.

Cyanobakterien können sich selber mittels Sonnenergie ernähren, d.h. sie müssen keine Nahrung
aufnehme. Man sagt sie sind autotroph, wie auch die Pflanzen.

Merkmale von Cyanobakterien


- gehören zu den grössten Prokaryoten
- sind autotroph (Fotosynthese)
- werden manchmal etwas verwirrlich als Blaualge bezeichnet.
- bilden häufig fadenförmige Zellkolonien.
- leben z.T in Gesellschaft mit Pilzen als Flechten, kommen im Boden und Süsswasser vor.

Autotrophie (griech.: autotrophos = sich selbst ernährend)


- organische Stoffe (Kohlenhydrate) können aus anorganischen Stoffen (Wasser, Kohlendioxid)
aufgebaut werden
- Dazu wird meist Sonnenenergie benötigt (Fotosynthese)
- ist am grünen Blattfarbstoff (Chlorophyll) erkennbar

Heterotrophie (griech.: heteros = anders, trophe = Nahrung)


- organische Stoffe müssen als Energie- und Kohlenstofflieferanten aufgenommen werden.

Stickstoff-Fixierung
Manche Bakterien können den in der Luft reichlich vorhandene Stickstoff (N2) aufnehmen und
fixieren.
Rhizobien sind häufige und verbreitete Bodenbakterien. Ihre besondere Bedeutung liegt in ihrer Fähigkeit,
mit Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Leguminosen) eine mutualistische Symbioseeinzugehen.
Die Lebensgemeinschaft ist sehr eng und führt bei den Rhizobien zu umfassenden morphologischen und
physiologischen Veränderungen, bei den Pflanzen zur Ausbildung spezieller Organe. Rhizobien besitzen
die Fähigkeit, elementaren, molekularen Stickstoff (N2) zu binden, indem sie ihn zu Ammoniak (NH3) bzw.
Ammonium (NH4+) reduzieren und damit biologisch verfügbar machen. Dies ist ihnen jedoch nur in der
Symbiose mit Pflanzen möglich. Unter natürlichen Bedingungen können weder Leguminosen noch
Rhizobien allein molekularen Stickstoff fixieren. Diese Symbiose ist von großer sowohl biologischer als
auch wirtschaftlicher Bedeutung. (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Knöllchenbakterien, 2019)
Infizieren Stickstoff
fixierende Knöllchenbakterien eine Wurzel einer
Pflanze, so regen sie diese dazu an,
Leghämoglobin zu produzieren. Nicht infizierte
Wurzelteile produzieren den Stoff nicht.
(..)Leghämoglobin sorgt dafür, dass in den
Wurzelknöllchen eine sehr niedrige
Konzentration an freiem Sauerstoff besteht.
Dies ist essenziell wichtig für eine
funktionierende Symbiose mit den
Knöllchenbakterien. Der Nitrogenase-
Komplex der Bakterien ist höchstgradig
empfindlich gegenüber Sauerstoff, da dieser
schon in geringen Konzentrationen den
Komplex und somit
die Stickstofffixierung inaktivieren kann.
Zellbiologie 33

Chemisches Recycling
Die Natur ist davon abhängig, dass die chemischen Elemente einem ständigen Zyklus zwischen
belebten und unbelebten Bestandteilen der Umwelt durchlaufen. Die Bakterien spielen dabei eine
entscheidende Rolle.

Endosymbionten Theorie

Aufgrund biochemischer Untersuchungen


nimmt man heute an, dass einige Organellen,
die in den Zellen vieler Eukaryoten
vorkommen, ursprünglich eigenständige
Bakterien waren:

Chloroplasten und die Mitochondrien.

Diese Organellen zeichnen sich durch eine


Doppelmembran aus und enthalten eigene
DNA, die wie bei der Bakterien zirkuläre ist.
... dafür sind die Ergebnisse der rRNA-
Sequenzierung und die Organellproteine, die
eine stärkere Homologie zu den
Bakterienproteinen ausweisen, als zu den
Eukaryoten. Die Codons von Mitochondrion
und Chloroplast ähneln der Codon Usage der
Bacteria ebenfalls mehr.
Zellbiologie 34

Bakterien als „Freunde“


Ein Mensch besteht aus etwa 10 Billionen (1013) Zellen, auf und in ihm befinden sich etwa zehnmal so
viele Bakterien.

Darmflora
- 400 Bakterienarten helfen uns bei der Verdauung im Darm
- stellen Vitamine her, v.a. Vit B12
- Kot zu 1/3 aus toten oder lebenden Bakterien,
- Lauch/Kohl enthalten viel Schwefel -> schwefelige „Abgase“ oder Methangase der Bakterien!

Hautflora
- Harmlose Bakterien auf der Haut halten bösartige Bakterien (und Pilze) von der Haut ab
(Platzhalterfunktion)
- ernähren sich von Hautschuppen, Mineralstoffen und Lipiden
- zersetzen geruchslosen Schweiß in Buttersäure -> stinkt

(Kinder haben keine Hautbakterien, die Schweiß zersetzen; Männer und Frauen haben
unterschiedliche Hautbakterien)

Boden- und Gewässerbakterien


- zersetzen abgestorbenes organisches Material durch Gärung zu anorganischen Stoffen (CO2, O2,
Schwefel, Stickstoff und Phosphor).
- Bilden Symbiose mit Hülsenfruchtpflanzen: Knöllchenbakterien ermöglichen diesen Pflanzen die
Aufnahme von Stickstoff aus der Luft. (Bohnen, Erbsen und Soja sind daher sehr proteinreich)

Lebensmittelherstellung
Beispiele von Lebensmitteln, bei deren Herstellung Bakterien genutzt werden:
- Milchsäurebakterien für Joghurt, Sauerrahm, Sauerkraut, Salzgurken, Sauerteig etc.
- Rotschmierbakterien für Käse (Appenzeller, Tilsiter, Taleggio etc.)
- Essigsäurebakterien für Essig

Technik
- Forschung und Medizin (Herstellung von Medikamenten)
- Abwasserreinigung in Kläranlagen
- chemische Industrie (z.B. Abbau von Erdöl)
- Bioethanol aus verschiedenen Formen von Biomasse, jedoch umstritten, da grosser
Landschaftsverbrauch
- Beseitigung von rad.aktiv. Materials (z.B. Uran) aus Grundwasser
Zellbiologie 35

Bakterien als „Feinde“ (Krankheitserreger)


- verschiedene Streptokokken und Staphylokokken: Karies, Furunkel, Lungenentzündung,
Sinusitis, Sepsis
- Campylobakterien: Durchfall
- Salmonellen:
- Clostridien: Wundstarrkrampf
- Borrelien: Bakterielle Hirnhautenzündung
- Treponema pallidum: Syphilis
u.a.m.

Durch Sterilisation (erhitzen unter Druck auf über 120°C) oder mit Desinfektionsmittel (z.B. 96%
Alkohol) können die Krankheitserreger abgetötet oder stark dezimiert werden.

Antibiotikum
griech. „anti“ = gegen, anstelle; „bios“ = Leben

Antibiotika richten sich also gegen lebende Krankheitserreger in dem sie gezielt in den Stoffwechsel
der Bakterien eingreifen. Dies ist nur dort möglich, wo erhebliche Unterschiede zum menschlichen
Stoffwechsel bestehen:
Zellbiologie 36

Mit der Entdeckung des ersten Antibiotikums Penicillin aus einem Schimmelpilz durch Alexander
Fleming 1928 wurde ein bedeutender Durchbruch in der Medizin errungen. Viele bis dahin tödliche
Krankheiten wurden heilbar.
Nebenwirkungen
- Schädigung der Nützlinge: Darmflora, Hautflora (Platzhalterfunktion)
- Allergien bis hin zum anaphylaktischer Schock

Antibiotika-Resistenz
Durch spontane Mutation kann ein Bakterium zufälligerweise eine Resistenz gegen ein Antibiotikum
erlangen. Wird in seinem Lebensraum dieses Antibiotikum angewendet, so erweist sich seine neue
Eigenschaft als einen Selektionsvorteil. Alle übrigen Bakterien sterben und machen so den Platz frei für
sein ungehemmtes Wachstum.
In der Therapie ist es daher wichtig, sich genau an die Verordnung zu halten und Antibiotika generell
zurückhalten anzuwenden.
Zellbiologie 37

Die mitotische Zellteilung (Mitose)


„Kaum ein anderes Merkmal unterscheidet das Lebendige so deutlich von unbelebter Materie wie die
Fähigkeit der Lebewesen, Ihresgleichen hervorzubringen.“

Wachstum
Vielzellige Lebewesen entwickeln sich in der Regel aus einer einzigen Zelle:

Regeneration 1013 (entspricht etwa 45 Zellteilungen)


Von den 1013 Zellen eines erwachsenen Menschen sterben täglich ca. 2% ab und müssen in der
gleichen Zeit ersetzt werden. Das sind 100'000'000 Zellteilung pro Minute!

Zellteilungsaktivität
Bakterien und Einzeller teilen sich sehr schnell (1 – 2 h), menschliche Zellen brauchen 10 – 24 h für
eine Zellteilung. Dabei teilen sich die Zellen in den verschiedenen Geweben unterschiedlich häufig:
Darmepithelzellen sind einem ständigen Verschleiss ausgesetzt, so dass sie sich mehrmals täglich
teilen. Die Zellen des Herzmuskels und des Gehirns teilen sich hingegen nicht mehr.
Zellbiologie 38

Zellzyklus

Die Zeit von einer Zellteilung bis zum Punkt, in dem sich die gleiche Zelle ein weiteres Mal teilt, wird
als Zellzyklus bezeichnet.

Interphase: G1-Phase: DNA kann abgelesen werden


aktiver Zellstoffwechsel,
Organellenvermehrung
S-Phase: DNA Verdoppelung

G2-Phase: DNA ist verdoppelt

Mitosephase M-Phase: der Zellkern und DNA ist in ihrer Transportform


die Zellbestandteile werden (Chromosomen)
gleichmässig aufgeteilt. Es Erbinformation kann nicht mehr abgelesen
entstehen zwei neue Zellen werden,
kein Zellstoffwechsel

In einem vielzelligen Organismus haben die meisten Zellen ihre Teilungsfähigkeit eingestellt. Statt dass
sie nach der Teilung in die G1-Phase übergehen, verharren sie in der so genannten G0 Phase.

Ungefähre Dauer der Phasen des Zellzyklus bei menschlichen Körperzellen in Stunden:

Zelltyp Gesamtzyklus G1 S G2 M
Knochenmark 13 2 8 2 1
(Bildung von
Blutzellen)
Dickdarm 33 22 8 2 1
Haut 1000 989 8 2 1
Leber 10000 9989 8 2 1
Zellbiologie 39

Die Chromosomen

Die DNA ist im Zellkern in verschiedene, unterschiedlich lange Stücke geteilt. Während der Mitose-
Phase bilden diese DNA-Fäden ganz dicht verpackte Körperchen. In dieser Form lassen sie sich
anfärben. Man hat sie daher als Chromosomen bezeichnet.

Anzahl Chromosomen
pro Zelle
chromatos (griech.) = Farbe Mensch 46
soma (griech.) = Körper(chen) Hund 78
Weinbergschnecke 54
Drosophila 8
Spulwurm 2
Goldfisch 94

DNA - Verdoppelung
Damit nach der Zellteilung in den beiden Tochterzellen von jedem Chromosom wieder eine Kopie ist,
muss sich die DNA eines jeden Chromosoms der Mutterzelle vor der Mitose verdoppeln. Dies
geschieht in der S-Phase (S für Synthese der DNA). Dabei ändert sich an der Anzahl der Chromosomen
nichts. Die Chromosomen haben einfach vor der Mitose zwei Chromatide.

Nach der Mitose (in der neu gebildeten Tochterzelle) hat jedes Chromosom wieder nur ein Chromatid,
bis diese Tochterzelle zur Mutterzelle wird und sich selbst wieder teilt. Dann muss sich erneut jedes
Chromosom verdoppeln und erhält dadurch wieder zwei Chromatide.
Zellbiologie 40

Ablauf der Mitose

Am Ende der Interphase liegen in der In der Prophase beginnt sich die DNA In der Prometaphase löst sich die
Nähe des Zellkerns zwei Zentrosomen, zu verdichten, so dass einzelne Kernhülle auf und die Zentromosmen
die sich zuvor aus der Verdoppelung Chromosomen erkennbar werden. In wandern zu den beiden
eines Zentrosoms gebildet haben. diesem Stadium besteht jedes gegenüberliegenden Zellpolen. An den
Chromosom aus zwei identischen Zentrosomen bilden sich Spindelfasern,
Chromatiden. die sich an die Zentromere der
Chromosomen heften.

Die Chromosomen werden zur Die Anaphase beginnt sehr plötzlich. In der Telophase bilden sich die neuen
Zellmitte hin verlagert. Andere Fasern Die Spindelfasern verkürzen sich, so Tochterzellkerne. Die Chromosomen
(Polfasern) heften sich an die dass jedes Chromosom in seine beiden lockern ihre Spiralisierung. Die Teilung
Polfasern des gegenüberliegenden Chromatide getrennt wird. Gleichzeitig der Zellkerne (Mitose) ist dadurch
Pols. In der Metaphase sind alle werden die Polfasern länger und abgeschlossen. Meist beginnt damit
Chromosomen in der Zellmitte in einer schieben dadurch die Zellpole auch die Teilung des Zytoplasmas
Ebene, der Äquatorialebene, auseinander. Am Ende der Anaphase (Zytokinese), so dass kurz nach dem
angeordnet. Spindelfasern und befindet sich an jedem Zellpol der Ende der Mitose auch die beiden
Polfasern bilden die Mitosespindel. gleiche, vollständige Tochterzellen fertig sind.
Chromosomensatz.

➨ Es sind zwei identische Zellen entstanden!


Zellbiologie 41

Protisten
Protisten sind einzellige (oder wenigzellige) Eukaryoten, die pflanzliche, tierische oder pilzliche
Eigenschaften haben können, aber weder zu den Pflanzen, noch zu den Tieren oder Pilze gezählt
werden können.
Merkmale der Protisten
- relativ klein, einzellig
- haben einen Zellkern und andere membranumschlossene Organelle (Bsp. pulsierende Vakuole)
- sind autotroph (Phytoplankton), heterotroph oder können z.T. zwischen beiden Formen je nach
Licht- und Nährstoffangebot wechseln (Bsp. Euglena)
- können auf unterschiedliche Reiz (Licht, Berührung, Temperatur) reagieren
- leben in Wasser (Plankton) oder in anderen feuchten Lebensräumen
- können Krankheitserreger (Bsp. Plasmodium ->Malaria) sein.
- Leben häufig mit anderen Lebewesen in Gesellschaft (Bsp. Grünalgen -> Korallen)

Beispiel Amöben
Mit einer Grösse vom 0.5mm sind die Amöben gerade noch
erkennbar. Sie verändern ihre Gestalt ständig durch kleine
Ausstülpungen (Pseudopodien). Damit können sich die
Amöben fortbewegen und Nahrungspartikel (z.B. kleinere
Einzeller, Algen oder Pflanzenreste) umschliessen und
aufnehmen. Letzteres nennt man Phagozytose. Es entstehen
dabei kleine Bläschen (Nahrungsvakuole). Diese wandern ins
Zellinnere und verschmelzen dort mit anderen Bläschen,
welche Verdauungssäfte enthalten

Beispiel Pantoffeltier Paramecium


Paramecium ist von Tausenden von Wimpern bedeckt. Ihren
rhythmischen Schlag treibt die Zelle schraubenförmig durch
das Wasser. Wimpern um das Mundfeld strudeln Bakterien in
den trichterförmigen Zellmund. Nur hier ist Phagozytose
möglich. Die entstehenden Nahrungsbläschen verschmelzen
mit Verdauungsbläschen (vergl. Amöben) und bewegen sich
auf festen Bahnen durch die Zelle. Dabei wird die Nahrung
verdaut. Unverdauliche Nahrungsreste scheidet das
Paramecium am Zellafter durch Exocytose (= umgekehrter
Prozess der Phagozytose) aus. Ständig in die Zelle
eindringendes Wasser wird durch die pulsierende Vakuole
ausgeschieden.
Wimperntierchen können sich durch Konjugation, eine
besondere Form der geschlechtlichen Fortpflanzung,
vermehren.
Zellbiologie 42

Beispiel Euglena
Dieser Einzeller lebt normalerweise autotroph. Er besitzt
Chloroplasten und betreibt Fotosynthese. Bei längerer
Dunkelhaltung im Labor werden die Chloroplasten farblos oder
verschwinden ganz. Euglena ernährt sich dann heterotroph.
Euglena bewegt sich durch den Schlag der langen Geissel
vorwärts. Ganz in der Nähe seines Ursprungs kann man den
lichtempfindlichen, rot gefärbten Augenfleck erkennen. Damit
kann Euglena die Richtung des einfallenden Lichts
wahrnehmen und sich in diese Richtung bewegen.
Euglena hat ebenfalls eine pulsierende Vakuole. Sie vermehrt
sich ungeschlechtlich durch Längsteilung.

Vom Einzeller zum Vielzeller


Während Jahrmillionen gehörten einzellige Lebewesen zu den einzigen Bewohnern der Meere und
Süssgewässer. Im Plankton unserer Bäche und Seen findet man heute bei den Algen verschiedene
Organisationsformen, die sich in eine mehr oder weniger klare Entwicklungslinie einordnen lassen.
Dadurch lässt sich eine Hypothese ableiten, wie es vor Jahrmillionen vom Einzeller zu mehrzelligen
Tieren hat kommen können.

aber
teilen.
Zellbiologie 43

Aufgabe
Bringen Sie die hier beschriebenen Formen und ihre Leistungen in der Tabelle in eine sinnvolle
Reihenfolge und begründen Sie ihre Entscheidung.

Grösse in µm Reihenfolge bezüglich Höherentwicklung, inkl. Einzeller, Zellkolonie oder


Begründung Vielzeller? inkl. Zellzahl
20 µm 1. Chlamydomonas Einzeller
nur eine Einzelzelle, diese zeigt alle Lebensleistungen

80 µm 2. Gonium Zellkolonie aus 4-16


gleichartige Zellen in Gallerthülle, alle Zellen mit Zellen
gleichen Lebensleistungen

80 µm 3. Pandorina Zellkolonie aus 8-16


erste Unterschied zw. Zellen (z.B. Augenfleck: Zellen
unterschiedlich gross)

200 µm 4. Endorina Zellkolonie aus


zwei verschiedene Zelltypen, Fortpflanzung mittels 32 Zellen
spezialisierter Zellen

1mm 5. Volvox einfacher Vielzeller


Arbeitsteilung = Zelldifferenzierung (20'000 Z)
Mutterkugel stirbt ab!
Zellbiologie 44

Viren

Aufbau und Eigenschaften von Viren


Im Gegensatz zu Prokaryoten sind Viren keine Zellen. Sie bestehen nur aus einem Nukleinsäurefaden
(DNA oder RNA), der von einer Eiweisshülle umgeben ist. Komplizierter gebaute Viren sind zusätzlich
von einer Membran umhüllt. Der Nukleinsäurefaden enthält die Erbinformation. Da Viren keinen
eigenen Stoffwechsel haben, können sie sich nicht selbst vermehren. Indem sie ihre Erbinformation in
eine Wirtszelle (Bakterien oder Eukaryotenzelle) einschleusen, bringen sie diese dazu, infektiöse Viren
herzustellen. Bestimmte Viren, die Bakteriophagen, befallen auschliesslich Bakterien. Andere sind auf
Pflanzen oder Pilze spezialisiert. Im Menschlichen Körper sind sie als Erreger verantwortlich für
Krankheiten wie:
Grippe, Masern ,Krebs, Tollwut , FSME, AIDS

Ihre Grösse liegt mit 10 bis 300 nm nochmals deutlich unter der der Prokaryoten.
Zellbiologie 45

Vergleich von Viren und Zellen


Virus Zelle
Grösse 10 bis 300 nm 1’000-400'000 nm

Erbinformation DNA oder RNA DNA

Stoffwechsel fehlt vorhanden

Vermehrung nur in Wirtszelle durch Teilung

äußre Begrenzung Proteinhülle oder Lipidmembran


Lipidhülle

Die Vermehrung von Viren


Gelangt ein Virus in eine lebende Zelle, so bewirkt es, dass der Stoffwechsel dieser Zelle auf die
Bedürfnisse des Virus umgestellt wird. Man nennt die befallene Zelle Wirtszelle, weil sie den
eingedrungenen Erreger mit allem notwendigen Material versorgen muss (bewirten). Die Wirtszelle
produziert in vielfacher Ausfertigung die Proteine und Erbsubstanzen des Virus. Diese Virusbaussteine
lagern sich in der Wirtszelle zu zahlreichen neuen, vollständigen Viren zusammen. Die Wirtszelle
platzt, die Viren werden freigesetzt und können sofort neue Zelle befallen.

Beispiel Lytischer und lysogener Bakteriophagenzyklus

Bei temperenten Phagen führt die Infektion nicht immer zur Zerstörung der Wirtszelle. Sie können sich
auch im so genannten lysogenen Zyklus vermehren. Dabei wird die eingespritzte Phagen-DNA in das
Bakteriumchromosom eingebaut. Bei jeder Zellteilung wird die Phagen-DNA zusammen mit der
Bakterien-DNA verdoppelt. Auf diese Weise gelangt sie in sämtliche Abkömmlinge der Bakterienzelle.
Spontan oder ausgelöst durch äussere Einflüsse wird die „schlummernde“ Phagen-DNA irgendwann
aus dem Chromosom herausgeschnitten und lytischer Zyklus beginnt.
Zellbiologie 46

Grippevirus
Durch Husten oder Sprechen gelangen die Erreger der Grippe mit ganz kleinen Flüssigkeitströpfchen in
die Luft. Mitmenschen atmen die Krankheitserreger mit der Luft ein. Sie haben sich angesteckt
(Tröpfcheninfektion). Die Infektion wird zunächst gar nicht bemerkt. Nach mehreren Stunden, oft auch
erst bis 4 Tage später, treten die Anzeichen der Krankheit (Symptome) auf (Achtung: Nicht mit einer
starken Erkältung zu verwechseln):

starkes Fieber
Schüttelfrost
Kopf- und Gliederschmerzen
Appetitlosigkeit
Müdigkeit
Erkältungssymptome (Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Ohrenschmerzen)

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit heisst Inkubationszeit. Diese Zeit ist für
die Ausbreitung einer Krankheit besonders heimtückisch, da man sich noch gesund fühlt, dennoch
aber schon andere anstecken kann.
Die Infektionsgefahr ist dort am grössten, wo viele Menschen in engem Kontakt untereinander sind,
beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Schulen etc.

Epidemie und Pandemie


Werden während einer bestimmten Zeit an einem Ort besonders viele Menschen infiziert, spricht man
von einer (Grippe-)Epidemie. Finden Epidemien in verschiedenen Ländern und Kontinenten statt
spricht man von einer Pandemie.

Beispiele

Spanische Grippe 1918/1919


Aids ab 1983
SARS 2003/04
2006–09 Masernepidemie
2009 Schweinegrippe
Ebolavirus-Epidemie 2014–2015
Seit Mai 2015 Zika-Virus

Quellenangaben
- Neil A. Campbell und Jane B. Reece. 2011. Biologie. Pearson Schule. München
- Klett Natura Schweiz. 2007. Klett und Balmer Verlag AG. Zug
- Biologie Oberstufe Gesamtband. 2001. Cornelson Verlag. Berlin
- Linder Biologie Gesamtband. 2006. Schroedel Verlag GmbH. Braunschweig
- Biologie: Grundlagen und Zellbiologie. 2006. Compendio Bildungsmedien AG. Zürich

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