Sie sind auf Seite 1von 23

ZUSAMMENGESETZTER SATZ

Schwerpunkte für die Diskussion:


IV.1. Allgemeine Charakteristik des zusammengesetzten Satzes
IV.2. Die Satzverbindung
IV.3. Das Satzgefüge
IV.3.1. Satzgefüge mit dem Subjektsatz
IV.3.2. Satzgefüge mit dem Prädikativsatz
IV.3.3. Satzgefüge mit dem Objektsatz
IV.3.4. Satzgefüge mit dem Attributsatz
IV.3.5. Weiterführender Nebensatz
IV.3.6. Satzgefüge mit dem Lokalsatz
IV.3.7. Satzgefüge mit dem Temporalsatz
IV.3.8. Satzgefüge mit dem Modalsatz
IV.3.9. Satzgefüge mit dem Komparativsatz
IV.3.10. Satzgefüge mit dem Konsekutivsatz
IV.3.11. Satzgefüge mit dem Finalsatz
IV.3.12. Satzgefüge mit dem Kausalsatz
IV.3.13. Satzgefüge mit dem Konditionalsatz
IV.3.14. Satzgefüge mit dem Konzessivsatz
IV.3.15. Satzgefüge mit dem Restriktivsatz

IV.1. Allgemeine Charakteristik des zusammengesetzten


Satzes
Als einen zusammengesetzten Satz bezeichnet man den Satz, dessen
unmittelbare Konstituenten eine Subjekt-Prädikat-Struktur besitzen.
Nach der Art der Verbindung zwischen den unmittelbaren Konstituenten
eines zusammengesetzten Satzes und nach ihrer syntaktischen Funktion
unterscheidet man Satzverbindungen und Satzgefüge, auch Parataxe
und Hypotaxe genannt.
Die unmittelbaren Konstituenten eines zusammengesetzten Satzes nennt
man Teilsätze, den gesamten zusammengesetzten Satz dagegen
Ganzsatz.
Zusammengesetzte Sätze können einen großen Umfang erreichen, indem
sie mehrere Komponenten mit der prädikativen Struktur enthalten und
einen gemischten Charakter der Verbindung zwischen den Komponenten
aufweisen. Es können Satzgefüge mit mehrfacher Subordination von
verschiedenen Stufen sein, Satzgefüge mit mehreren gleichartigen und
gleichrangigen subordinierten Teilen, die untereinander durch
Koordination verbunden sind, sowie Satzverbindungen, die im Rahmen
der einzelnen koordinierend verbundenen Teile auch die Subordination
aufweisen. Beispiele :
mehrfache Subordination im Satzgefüge - Sie bemerkte nicht, dass der
Uhrmacher Krummbach eintrat, der im hinteren Teil des Kellers
wohnte.
Koordination gleichartiger und gleichrangiger subordinierter Teile eines
Satzgefüges - Als gestern früh die Sirenen heulten, als die Posten an
allen Straßen aus der Erde wuchsen, als das Gerücht von der Flucht
sich verbreitete, als dann mittags im nächsten Dorf ein richtiger Flücht -
ling gefangen wurde, da war auf einmal das Lager, an das man sich
längst gewöhnt hatte, gleichsam neu aufgebaut.
Subordination im Rahmen einer der Komponenten einer Satzverbindung -
Sein abgemagertes Gesicht wurde bleich, und er stotterte vor Aufregung,
als er sagte, dass er ein neues Lager entdeckte.
Der zusammengesetzte Satz ist eine Satzart ebenso wie der einfache
Satz. Daher gelten für ihn die Grundcharakteristiken des Satzes und
dessen Gesamtdefinition. Der zusammengesetzte Satz ebenso wie der
einfache Satz eine kommunikative Einheit, eine Äußerung oder
Bestandteil einer Äußerung. Wie jeder einfache Satz ist er auch durch
die Stimmführung einer abgeschlossenen Äußerung sowie durch
temporale und modale Bezogenheit auf die Wirklichkeit gekennzeichnet.
Im Gegensatz zum zusammengesetzten Ganzsatz besitzen die Teilsätze
trotz ihrer Subjekt-Prädikat-Struktur nicht die Charakterzüge einer
selbständigen Redeeinheit. Sie sind sowohl funktional und inhaltlich als
auch äußerlich unselbständig.
Die inhaltliche Unselbständigkeit der Teilsätze kennzeichnet man oft als
eine Erscheinung der Synsemantie. Die Begriffe "Autosemantika" und
"Synsemantika" sind schon bei der Einteilung der Wortarten
vorgekommen,
Als Autosemantika (d.h. Einheiten mit selbständiger Bedeutung)
bezeichnet man auf der Satzebene vollständige ein fache Sätze sowie
zusammengesetzte Sätze. Als Synsemantika gelten aber elliptische Sätze
und Teilsätze eines zusammengesetzten Satzes, weil sie nur in
Verbindung mit anderen Einheiten eine Äußerung bilden. Ein
zusammengesetzter Satz kann nicht auseinandergenommen werden, ohne
dass ein wesentlicher Teil seines Informationsgehaltes verlorengeht, was
von der Synsemantizität seiner Komponenten zeugt. Besonders eng ist
das Synsemantizitätsverhältnis in Satzgefügen mit einem Subjekt- und
Prädikativgliedsatz wie z.B.: Wer A sagt, muss auch В sagen. Am
losesten ist die Verbindung zwischen den Teilsätzen einer
Satzverbindung bei asyndetischer Anreihung. Der Synsemantizitätsgrad
ist hier oft nicht um vieles größer als bei der Anreihung selbständiger
einfacher Sätze: Der Frühling kommt, die Natur erwacht.
Die strukturelle Einheitlichkeit des zusammengesetzten Satzes wird
durch seine Stimmführung ausgedrückt. Jeder zusammengesetzter Satz
bildet eine rhythmisch-melodische Einheit. Jeder vorangehende Satz
wird mit dem nachfolgenden durch progrediente Tonführung verbunden.
Erst am Ende des letzten Teilsatzes sinkt die Stimme (terminale
Tonführung).
Im Satzgefüge wird die Abhängigkeit der Teilsätze noch durch die
Wortstellung im Gliedsatz, durch Konjunktionen und Relativwörter im
Gliedsatz, Korrelate und synsemantische Wörter im Hauptsatz geprägt.

IV.2. Die Satzverbindung


Die Satzverbindung beruht auf der Koordination gleichartiger und
gleichrangiger Teilsätze. Jeder von diesen Teilsätzen könnte als
selbständiger einfacher Satz fungieren.
Gestaltungsmittel der koordinierenden Verbindung in der Satzreihe sind:
1. Stimmführung;
2. koordinierende Konjunktionen und Konjunktionaladverbien, die eine
wesentliche Rolle beim Ausdruck der inhaltlich- logischen Beziehungen
zwischen den Teilsätzen spielen.
Die traditionelle Grammatik hat zwei Aspekte der Einteilung von
Satzverbindungen entwickelt:
1. nach der Art der Verbindung (asyndetisch und syndetisch verbundene
Satzteile);
2. nach dem logischen Verhältnis zwischen den Teilsätzen.
Die Arten der Verbindung der Teilsätze sind:
1. asyndetische Verbindung;
2. Verbindung der Teilsätze durch einfache und mehrteilige
Konjunktionen;
3. Verbindung der Teilsätze durch Konjunktionaladverbien: da, dann,
daher, sonst usw.
Nach ihrem logischen Verhältnis unterscheidet man:
1. Kopulativ verbundene Satzverbindungen. Die Teilsätze sind ihrem
Inhalt nach miteinander zeitlich oder räumlich verbunden, sie können
einander ergänzen und erklären. Bindewörter: und, auch, noch, außer -
dem, dabei, zwar, nämlich, sowohl-als auch, nicht nur-sondern auch,
bald-bald, erstens-zweitens, weder-noch usw.
2. Adversative Verbindung. Die Teilsätze werden einander
gegenübergestellt. Bindewörter: aber, doch, dagegen, trotzdem, oder,
nicht-sondern, entweder-oder usw.
3. Kausale Verbindung. Ein Teilsatz enthält die Begründung, die
Ursache der Handlung, die in dem anderen Teilsatz ausgedrückt ist.
Bindewörter: denn, doch, ja, nämlich usw.
4. Konsekutive Verbindung. Ein Teilsatz enthält die Folge der in einem
anderen Teilsatz ausgedrückten Handlung. Bindewörter : also, daher,
dadurch, damit, darum, deshalb, deswegen, folglich, infolgedessen
usw.

IV.3. Das Satzgefüge


Das Satzgefüge wird durch das Verhältnis der Subordination zwischen
seinen unmittelbaren Konstituenten gekennzeichnet, das dasselbe wie bei
der Wortfügung ist. Das Satzgefüge besteht mindestens aus zwei
Subjekt-Prädikat-Verbindungen, die durch Ungleichartigkeit,
Ungleichrangigkeit der Komponenten der syntaktischen Fügung
gekennzeichnet sind.
Der übergeordnete Satz, der Hauptsatz ist der strukturelle Grund stock
des Ganzsatzes. Seine Grundcharakteristiken stimmen mit denen des
Ganzsatzes überein. Der untergeordnete Satz, der Glied- oder Nebensatz
hat dagegen den syntaktischen Wert eines satzmäßig geprägten
Satzgliedes. Der Gliedsatz steht in unmittelbarer syntaktischer
Beziehung zu einem der Satzglieder des Hauptsatzes und ist mit dem
ganzen Hauptsatz durch dieses Satzglied verbunden.
Den strukturellen Gegensatz zwischen Haupt- und Gliedsatz veranschau -
lichen die Entfaltungs- und Reduktionstransformation.
Die Entfaltungstransformation wird an einem einfachen Satz
vorgenommen und besteht darin, dass eines der Satzglieder zu einer
Subjekt-Prädikat-Struktur, d.h. zu einer Satzrepräsentation entfaltet
wird: z.B.
Der Beschluss wird ausgeführt ----- Was beschlossen worden ist, wird
ausgeführt. (Das Subjekt wird in einen Gliedsatz verwandelt) Halte dein
Versprechen! ---» Halte, was du versprochen hast! Diese
Transformation zeigt, dass alle Satzglieder außer dem entfalteten
Satzglied den Hauptsatz konstituieren, während das entfaltete Satzglied
zu einem Gliedsatz wird.
Die Reduktionstransformation wird an einem Satzgefüge ausgeführt und
zeigt, dass immer der Gliedsatz in ein Satzglied transformiert werden
kann: Als es dunkel wurde, gingen wir nach Hause. --- Nach
Anbruch der Dunkelheit gingen wir nach Hause.
Von der traditionellen Grammatik wurden die Gliedsätze unter dem
Gesichtspunkt ihrer äußeren Merkmale, ihrer syntaktischen Funktion
und ihrer Semantik eingeteilt.
Von den äußeren Merkmalen des Gliedsatzes fanden zwei
Haupteigentümlichkeiten besondere Beachtung:
1. die Stellung der finiten Verbal form;
2. die Art der Anfügung des Gliedsatzes an den Hauptsatz.
Dementsprechend werden zwei Klassifikationen unterschieden.
I. Nach der Stellung der finiten Form:
1. Spannsatz (mit Endstellung des Finitums);
2. Stirnsatz (mit Anfangsstellung des Finitums);
3. Kernsatz (mit Zweitstellung des Finitums wie in der Aussageform
eines einfachen Satzes).
II. Nach der Anfügungsart:
1. Konjunktionalsätze (durch eine subordinative Konjunktion an den
übergeordneten Satz angefügt);
2. Relativsätze (durch ein Relativpronomen oder ein Relativadverb
an den übergeordneten Satz angefügt);
3. Konjunktionslose Gliedsätze (ohne Konjunktion bzw. Relativum an
den übergeordneten Satz angefügt).
Die Klassifikation der Gliedsätze nach der syntaktischen Funktion
unterscheidet :
1.Subjektsätze 4. Attributsätze
2. Prädikativsätze 5. Umstandssätze.
3. Objektsätze
Mit der syntaktischen Klassifikation der Gliedsätze vermischt sich die
sog. semantische Klassifikation, die am vollständigsten im Rahmen der
Umstandssätze entwickelt ist. Hier werden nach der allgemeinen
Bedeutung und nach der logischen Beziehung zum übergeordneten Satz
temporale, lokale, modale, kausale u.a. Umstandssätze unterschieden.
In der modernen Grammatik wird über diese Frage viel diskutiert.
Die Umstandssätze (Adverbialsätze) gliedern sich in:
Adverbialsätze des Ortes (Lokalsätze), Adverbialsätze der Zeit (Temporalsätze),
Adverbialsätze der Art und Weise (Modalsätze), Vergleichssätze (Komparativsätze),
Folgesätze (Konsekutivsätze), Adverbialsätze des Grundes (Kausalsätze), Adverbialsätze des
Zieles (Finalsätze), Bedingungssätze (Konditionalsätze), Einräumungssätze (Konzessivsätze),
Einschränkungssätze (Restriktivsätze)

IV.3.1. Satzgefüge mit dem Subjektsatz (Gegenstandssatz)


Der Subjektsatz erfüllt die Funktion des Subjekts im Satzgefüge. Er kann durch ein
Relativpronomen oder eine Konjunktion eingeleitet werden, er kann ein Nach- oder
Vordersatz sein. Relativsätze: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.Wer A sagt, muss auch В
sagen.
Im Hauptsatz kann das Korrelat der stehen:
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben. (J.W.Goethe)
Für die konjunktionalen Subjektsätze sind die Konjunktionen dass und ob typisch.
Wenn sie Nachsätze sind, so steht im Hauptsatz das Korrelat es:
Es wundert mich, dass er noch nicht da ist. Es ist ungewiss, ob er kommt.
Bei der Inversion fällt es aus:
Mich wundert, dass er noch nicht da ist. Wichtig ist, dass er kommt. Ob er kommt, ist völlig ungewiss.
Konjunktionale Subjektsätze sind üblich nach Hauptsätzen mit einem nominalen Prädikat, das die
Einschätzung, die Bewertung angibt.
Es ist schade (sicher, besser, klar, wahr, gewiss, merkwürdig, sonderbar, seltsam u.a.), dass er noch
nicht da ist.
Der Hauptsatz kann auch elliptisch sein: [ Es ist ] schade, dass du so spät kommst.
Asyndetische Subjektsätze sind selten: Es ist klar, er kommt nicht mehr.
Der konjunktionale Subjektsatz kann leicht zu einem Vordersatz werden: Ob man ihm vertrauen kann,
[ das ] ist ungewiss.
Die Wahl des Modus hängt vom Inhalt der Aussage ab. Wenn die Aussage eine objektive Feststellung
enthält, so erscheint der Indikativ. Soll ein Zweifel oder eine Annahme ausgedrückt werden, so kann
der Konjunktiv die subjektive Meinung betonen: Es wäre wünschenswert, dass sie zuerst ihre Thesen
vorlege.
Grammatische Synonyme der Subjektsätze sind Subjekte im einfachen Satz, durch Substantive,
substantivische Adjektive und Infinitivgruppen ausgedrückt: Wer stark ist, darf Optimist sein. ---- Der
Starke darf Optimist sein.
Der konjunktionale Subjektsatz kann durch den Infinitiv in der Funktion des Subjekts ersetzt werden:
Es hat keinen Sinn, dass man darauf all zu viel Zeit verwendet. ----- All zu viel Zeit darauf zu
verwenden, hat keinen Sinn.
Bei jeder Umformung werden die semantischen Akzente verschoben: ein einfaches Subjekt statt eines
Subjektsatzes verringelt den kommunikativen Wert des Subjekts.

IV.3.2. Satzgefüge mit dem Prädikativsatz


Der Prädikativsatz erfüllt die Funktion des Prädikativs. Er ist in der Regel ein Nachsatz und wird durch
die Konjunktionen das, als, als ob oder Relativpronomen eingeleitet. Im Hauptsatz erscheinen
Korrelate der, derjenige, so, es, das, z.B.: Relativsätze:
Der Junge will [das ] werden, was sein Vater ist.
Konjunktionalsätze: Das Traurige ist, dass das Kind mich all zu sehr an seinen Vater erinnert.
Es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen.
Asyndetische Verbindung kommt selten vor:
Der Hauptfehler war, ich hatte es mir zu lange überlegt.
In den Prädikativsätzen gebraucht man normalerweise den Indikativ, nur bei der Angabe einer
bevorstehenden Handlung oder einer Absicht erscheint der Konjunktiv:
Das Wichtigste ist, dass man zuerst einen Plan entwerfe.
In den durch als, als ob eingeleiteten Sätzen, die einen irrealen Vergleich enthalten, gebraucht man
ebenfalls den Konjunktiv.
Die Prädikativsätze drücken eine expressivere Hervorhebung des Satzsubjekts als einfache aus.
Vergleichen Sie: Die erste Bedingung ist die reifliche Überlegung ----- Die erste Bedingung ist, dass
man sich alles reiflich überlege.
Eine Mittelstellung zwischen dem einfachen und dem Satzgefüge nimmt die Infinitivgruppe ein:
Die erste Bedingung ist, alles reiflich zu überlegen.
Das Wichtigste ist, zuerst einen Plan zu entwerfen.
Für ein Satzgefüge mit einem Prädikativsatz findet sich keine synonymische Entsprechung in der Form
einer Satzreihe.

IV.3.3. Satzgefüge mit dem Objektsatz (Ergänzungssatz)


Der Objektsatz erfüllt die Funktion eines Objekts. Er wird durch die Konjunktionen dass, ob,
durch Relativpronomen und relative Fragewörter als Bindemittel eingeleitet. Möglich ist auch
asyndetische Verbindung. Die Stellung der Objektsätze ist frei.
Ich glaube nicht, dass du recht hast. Die Zukunft zeigt, ob du recht hast.
Sag mir, mit wem du umgehst, und ich sag dir, wer du bist (Sprichwort)
Die Objektsätze ersetzen nicht nur direkte, sondern auch indirekte Objekte, z.B. das
Dativobjekt:
Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. (Sprichwort)
Sehr hohe Gebrauchsfrequenz haben Objektsätze, die einem Präpositionalobjekt entsprechen;
dann erscheinen im Hauptsatz Korrelate in Form von Pronominaladverbien mit der durch die
verbale Valenz bedingten Präposition, sie können entweder obligatorisch oder fakultativ sein:
Er verlässt sich darauf, dass wir pünktlich sind. (Obligatorisches Korrelat)
Er bittet (darum), dass wir kommen. (Fakultatives Korrelat)
Die Objektsätze, die indirekte Rede enthalten, werden durch die entsprechenden Verben der
Redeeinleitung im Hauptsatz eingeführt:
Indirekte Aussage: Er sagte, er sei (ist) Deutschlehrer.
Indirekte Frage: Ich fragte, ob er Deutschlehrer sei (ist)
Indirekte Aufforderung: Er bat mich, ich möge einen Augenblick warten.
Die Wahl des Modus wird durch den Inhalt des Gliedsatzes bestimmt: nach den Prädikaten
im Hauptsatz, die eine subjektive Einschätzung bezeichnen, können im Gliedsatz Konjunktiv
I mit der Bedeutung der Möglichkeit, der Vermutung oder Konjunktiv II mit der Bedeutung
der Irrealität verwendet werden. In der indirekten Rede können alle Zeitformen des
Konjunktivs erscheinen:
Er meint, die Reise werde zwei Tage dauern.
Er verdient, dass man ihn auszeichne.
Er sagte, dass er noch niemals am Meer gewesen sei.
Satzgefüge mit einem Objektsatz haben viele synonymische Konkurrenzformen:
1) Das Satzgefüge mit einem Subjektsatz steht ihnen am nächsten. Je nach dem
Aufbau des Hauptsatzes erscheint der Gliedsatz als Subjekt oder Objekt: fehlt
im Hauptsatz das Subjekt, so vertritt dessen Stelle ein Gliedsatz; falls das Korrelat es
durch das Pronomen man ersetzt wird, verwandelt sich der Gliedsatz in einen
Objektsatz:
Es ist kaum zu glauben, dass er es allein schaffen konnte. - Satzgefüge mit einem Subjektsatz.
Man kann nicht glauben, dass ... - Satzgefüge mit einem Objektsatz.
2) Infinitivgruppe und Objektsätze sind oft austauschbar:
Ich erinnere mich nicht, dass ich das je gesagt habe.
Ich erinnere mich nicht, das je gesagt zu haben.
Er glaubte, dass er allein war. - Er glaubte allein zu sein. Die notwendige Vorbedingung für die
Austauschbarkeit ist die Bezogenheit auf dasselbe Subjekt.
3) Die Struktur Akkusativ + Infinitiv ist dem Objektsatz synonym:
Alle hörten, dass eine Explosion ertönte und sahen, wie schwarze Rauchwolken
aufstiegen. - Alle hörten eine Explosion ertönen und sahen schwarze
Rauchwolken aufsteigen.
Diese Umformung ist nur bei den Verben sehen, hören, fühlen, finden zulässig. Dann bieten
sich sogar mehrere Möglichkeiten der Umformung an:
Er sah, wie die Sonne aufgeht. - Er sah die aufgehende Sonne. - Er sah den Sonnenaufgang. - Er sah
die Sonne aufgehen.
Objektsätze von geringem Umfang sind durch ein einfaches Objekt ersetzbar: Er dachte
daran, dass er nach Kairo übersiedeln würde. - Er dachte an seine Übersiedlung nach Kairo.
Der Hauptsatz wird durch eine Präpositionalgruppe ersetzt, dadurch verwandelt sich das
Satzgefüge in einen einfachen Satz:
Man berichtet, dass... - Nach dem Bericht (laut Bericht)...
Er meint, dass... - Nach seiner Meinung (seiner Meinung nach)...

IV.3.4. Satzgefüge mit dem Attributsatz (Teilgliedsatz)


Da das Attribut ein Teilglied ist, nennt man Attributsätze Teilgliedsätze. Sie fungieren als
Bestimmungen zu einem Satzglied, das durch ein Substantiv oder ein substantivisches
Pronomen er, sie, jeder, niemand, etwas u.a. ausgedrückt ist.
Ist ein Attributsatz auf ein Substantiv bezogen, so wird er meist durch relative Bindewörter,
seltener durch Konjunktionen eingeleitet:
Die Gemäldegalerie Alte Meister, die das Zentrum der Dresdener Kunstsammlungen ist, wird
alljährlich von zwei Millionen Menschen besucht.
Die Relativpronomen der, welcher im Nominativ sind zugleich Bindewort und Subjekt des
Gliedsatzes. Sie kongruieren in Zahl und Geschlecht mit dem Bezugswort im Hauptsatz: das
Gemälde, das... der Meister, der... die Galerie, die ...
Die Relativpronomen im Dativ und Akkusativ treten als Objekte im Gliedsatz auf. Ihre
Kasusform wird durch die Valenz des Prädikats bestimmt, die Zahl und das Geschlecht
richten sich nach dem Bezugswort im Hauptsatz:
Dichter werden bei uns als Nachtigallen betrachtet, denen nur die Luft angehört. (H.Heine)
Die Relativpronomen im Genitiv sind Bestimmungen des Substantivs im Gliedsatz:
Die Sprache ist das Hauptmittel, mit dessen Hilfe die Menschen Informationen geben.
Die Relativpronomen verbinden sich mit Präpositionen: Das Thema, an dem er arbeitet, hat ihm
sein Betreuer vorgeschlagen. Statt der Verbindung Präposition + Pronomen setzt man
Pronominaladverbien, auch wo mit oder ohne Präposition: Das Thema, woran er arbeitet, ...
Die Arbeiter waren auf die Dachböden geklettert, von wo sie bequemer schießen konnten.
Eine besondere Art der Attributsätze wird durch wie eingeleitet. Im Nebensatz wird das
Bezugswort des Hauptsatzes in Form eines Personalpronomens wiederholt:
Oft erscheinen mir Gestalten, wie ich sie im Traum gesehen habe.
Die Technik des historischen Romans, wie sie Feuchtwanger entwickelt hatte, wurde viel diskutiert.
Der Attributsatz kann durch ein beliebiges relatives Fragewort eingeleitet werden:
Wir entwarfen einen genauen Plan, wo, wann und wie unsere Forschung beginnen
soll.
Konjunktionalsätze können wie Relativsätze in der Rolle eines Attributs stehen. Zu diesen
Attributsätzen rechnet man zunächst alle Konjunktionalsätze, die ein Korrelat als
Bezugselement im Trägersatz haben. Neben solchen Attributsätzen treten vor allem dass-
Sätze auf:
Ich bin der Überzeugung, dass uns der Friede erhalten bleibt. (Welcher Überzeugung?). Er hat den
Fehler, dass er jeden Abend ins Wirtshaus geht. (Welchen Fehler?)
Aber auch andere Konjunktionen können Attributsätze einleiten. Dies gilt zunächst für „ob":
Man warf die Frage auf, ob wirklich die Zeit dafür gekommen sei.
Die Ungewissheit, ob er kommt, beunruhigt mich.
Dies gilt aber auch für das finale „damit" und das temporale „als":
Die Sorgfalt der Tochter, damit alles zum Empfang der Mutter gut vorbereitet sei, ist bewundernswert.
(Welche Sorgfalt?)
Zur Zeit, als man noch hoch zu Pferde ausritt, ... (Zu welcher Zeit?)
In allen diesen Fällen leisten die Konjunktionalsätze das gleiche wie die Relativsätze in der
Rolle eines Attributs, nämlich die Verweisung umfangreicher Bestimmungen in die
Anschlussstellung.
Der Stellung nach sind die Attributsätze Nachsätze oder Zwischensätze, niemals jedoch
Vordersätze.
Die Verwendung des Modus hängt von dem Inhalt der Aussage ab. Der Konjunktiv kann
gebraucht werden:
1) Zum Ausdruck einer Absicht: Wir suchen ein Landhaus, das näher am Bahnhof liege.
2) Zum Ausdruck eines irrealen Vergleichs: Sie machte eine Miene, als ob sie überrascht
wäre. Er gab sich den Anschein, als habe er sich nichts gehört.
3) Zur Wiedergabe der indirekten Rede: Der Wissenschaftler sprach die Überzeugung aus,
dass der Versuch gelingen werde und somit seine Theorie bewiesen sei. Er hatte das Gefühl,
als stimme etwas nicht.
4) Der Konjunktiv II erscheint in den sog. negativen Attributsätzen, die entweder selbst
eine Negierung enthalten oder sich auf ein negiertes Substantiv beziehen: Es gibt
keinen, der diesen Menschen nicht hochachtete. Es gab keinen, der diesen Menschen nicht
hochgeachtet hätte.
Die Attributsätze besitzen mehrere funktionale Synonyme:
1) Das erweiterte Attribut im Vorfeld oder im Nachfeld des Bezugswortes: Die Berge, die
mit hohen Tannen bewachsen sind. - Die mit hohen Tannen bewachsenen Berge. - Die Berge,
mit hohen Tannen bewachsen... - Bewachsen mit hohen Tannen, erhoben sich ringsum die
Berge.
2) Das adjektivische Attribut: die Blume, die schön ist - die schöne Blume; das Auto, das
vorüberfährt - das vorüberfahrende Auto
3) Das Präpositionalattribut: das Buch, dessen Einband zerrissen ist - das Buch mit dem
zerrissenen Einband
4) Das Genitivattribut: das Buch, das dem Studenten gehört - das Buch des Studenten
5) Das Attribut, durch ein Adverb ausgedrückt: die Bemerkung, die vorhin fiel - die
Bemerkung vorhin
6) Das Infinitivattribut: der Wunsch, dass ihn alle bewunderten - der Wunsch, bewundert zu
werden.
7) Absonderungen aller Art erscheinen besonders oft als Konkurrenzformen der
Attributsätze. Sie verdichten den Inhalt einer Aussage: Der Himmel war stahlblau, ein
ganz flacher Himmel, nicht hoch, nur eben über das Meer gedeckt... Es waren starre Augen,
glanzlos und in die Ferne gerichtet.
Die Austauschbarkeit bringt immer stilistische und kommunikative Änderungen mit sich. Sie
ist nur in dem Fall möglich, wenn sich der Attributsatz auf ein Substantiv bezieht. Ist das
Bezugswort ein Pronomen, treten alle anderen Konkurrenzformen zurück. Kein anderer
Gliedsatz besitzt einen so mannigfachen Inhalt wie der Attributsatz. Er bietet eine beliebige
zusätzliche Information über den Gegenstand; er erläutert ihn näher in bezug auf seine
äußere oder innere Charakteristik, er kann lokale, zeitliche, kausale u.a. Beziehungen zum
Ausdruck bringen, einen Vergleich enthalten und indirekte Rede wiedergeben. Deshalb ist
der Attributsatz zahlenmäßig allen anderen Gliedsätzen überlegen.
Dank seinem Informationsreichtum berührt sich der Attributsatz inhaltlich mit anderen
Gliedsätzen: Die Stadt wo er wohnt, hat er nicht genannt (Attributsatz). - Wo er wohnt, hat er
nicht gesagt. (Objektsatz) Dort, wo er wohnt, ist jetzt Sommer. (Lokalsatz).
Die Tatsache, dass er kommt, freut uns (Attributsatz) - Dass er kommt, freut uns
(Subjektsatz).
In dem Augenblick, als der Krach ertönte, stürzte der Baum (Attributsatz) - Als der Krach
ertönte, stürzte der Baum (Temporalsatz).
Ich hatte das Gefühl, als ob ich alles im Schlaf sehe (Attributsatz) - Es kam mir vor (es war
mir), als ob ich das alles im Schlaf sähe (Subjektsatz)

IV.3.5. Weiterführender Nebensatz


Der weiterführende Nebensatz steht nicht für ein Satzglied des übergeordneten Hauptsatzes,
sondern bezieht sich auf den gesamten Hauptsatz. Einem Satzgefüge mit einem
weiterführenden Nebensatz liegen inhaltlich zwei koordinativ nebeneinanderstehende,
unabhängig voneinander existierende Sachverhalte zugrunde, von denen einer dem anderen
formal als subordinierter Nebensatz untergeordnet wird:
Er hat mich gestern besucht. Das hat mich sehr gefreut. -
Er hat mich gestern besucht, was mich sehr gefreut hat.
Da der weiterführende Nebensatz mit einem Relativum angeschlossen wird, wird er leicht mit
einem Attributsatz verwechselt:
Er arbeitet völlig selbständig, was mir besonders gefällt (weiterführender Nebensazu)
In diesem Geschäft gibt es nichts, was mir besonders gefällt (Attributsatz)
Er hat das Examen mit Auszeichnung bestanden, worüber sich seine Eltern sehr freuten
(weiterführender Nebensatz).
Ein Bildband ist sicherlich ein Geschenk, worüber er sich sehr freuen würde. (Attributsatz).
Im einzelnen lassen sich die weiterführenden Nebensätze durch folgende Merkmale
charakterisieren:
1) Die weiterführenden Nebensätze entsprechen keinem Satzglied oder Gliedteil des
übergeordneten Satzes, sind also auch nicht - wie die meisten anderen Nebensätze -in
ein Satzglied transformierbar.
2) Die weiterführenden Nebensätze sind platzfest und stehen obligatorisch nach dem
übergeordneten Satz.
3) Die weiterführenden Nebensätze sind hauptsatzfähig, d.h. in einen Hauptsatz
transformierbar. Alle weiterführenden Nebensätze haben Entsprechungen in
koordinativen Verknüpfungen mit Pronomen, Pronominaladverbien, aus denen
sie abgeleitet werden können.
4) Weiterführende Nebensätze beziehen sich nicht auf ein Wort im Hauptsatz, sondern auf
den gesamten übergeordneten Satz. Deshalb haben sie kein direktes Bezugswort im
Hauptsatz und ist auch kein Korrelat im übergeordneten Satz einfügbar.
Die typischen weiterführenden Nebensätze sind:
(1) mit was eingeleitete Relativsätze, die das Geschehen des übergeordneten Satzes
selbständig weiterführen oder kommentieren: Der Autor verwendete Volkslieder, was dem
Stück eine lyrische Note verlieh.
(2) Mit Pronominaladverbien eingeleitete Relativsätze, die ebenfalls das Geschehen des
Hauptsatzes selbständig weiterführen oder kommentieren: Er rettete mehreren
Hausbewohnern das Leben, wofür er eine Auszeichnung erhielt.
Die Gemeinsamkeit und das Wesen aller weiterführenden Nebensätze liegen in der
syntaktischen Verknüpfungsart, in der Art, wie die beiden Sätze inhaltlich koordiniert sind,
formal aber subordiniert werden.

IV.3.6. Satzgefüge mit dem Lokalsatz (Adverbialsatz des Ortes )


Adverbialsätze des Ortes erfüllen dieselbe Funktion wie das Adverbiale des Ortes und
bezeichnen dieselben räumlichen Beziehungen. Sie werden durch die relativen Fragewörter
wo, wohin, woher eingeleitet. Im Hauptsatz erscheinen meist Korrelate da, dort, hier, überall,
dorthin und andere Lokaladverbien:
Dort, wo noch vor kurzem Morast lag, werden jetzt wertvolle Pflanzen gezogen.
Überall, wohin mein Fuß mich trug, fand ich den gleichen Hass der Tyrannei. (Schiller)
Der Gliedsatz kann auch ein Nachsatz sein:
Wertvolle Pflanzen werden jetzt dort gezogen, wo früher Morast lag.
Als Konkurrenzform tritt der Attributsatz auf: Die Stadt, wo er geboren ist, liegt an der Spree.
Dies ist ein Attributsatz, weil er sich auf das Substantiv die Stadt bezieht und weil das
Fügewort wo durch in der (welcher) ersetzbar ist.

IV.3.7. Satzgefüge mit dem Temporalsatz (Adverbialsatz der Zeit)


Temporalsätze bezeichnen ebenso wie Adverbien der Zeit temporale Beziehungen. Sie
antworten auf die Fragen wann, seit wann, bis wann, wie lange, wie oft, weisen außerdem auf
Gleichzeitigkeit oder Nichtgleichzeitigkeit der Vorgänge hin. Sie werden durch
Konjunktionen eingeleitet, die den Zeitbezug präzisieren. Die Wahl der Konjunktion und der
Zeitform ist in den Temporalsätzen von großer Bedeutung.
Die Temporalsätze der Gleichzeitigkeit werden durch folgende Konjunktionen eingeleitet:
während, solange, als, wie, wenn, da.
Die Konjunktion während verleiht der Aussage die Nebenbedeutung der Gegenüberstellung:
Während bei uns das Schuljahr am 1. September beginnt, beginnt es in Japan im April.
Die Konjunktion als weist auf eine einmalige Handlung in der Vergangenheit, wie - auf eine
einmalige Handlung in allen zeitlichen Bereichen hin, wenn verwendet man bei der Angabe
einer einmaligen Handlung in der Zukunft und einer mehrmaligen Handlung in allen
Zeitbereichen: Ich drängte mich ans Fenster, als wir durch die Stadt fuhren - einmalige Handlung
in der Vergangenheit.
Ein Temporalsatz mit der Konjunktion wie ist gewöhnlich ein Vordersatz: Wie sie beim
Wirtshaus ankamen, pfiff in der Ferne schon der Zug (H. Mann) - einmalige Handlung in der
Vergangenheit: wie und als sind austauschbar.
Wenn bezieht sich auf eine einmalige Handlung in der Zukunft: Wenn du zurück bist, werde ich
schon nicht mehr in Odessa sein.
Im Gegensatz zu als und wie kann wenn einen mehrmaligen Vorgang in allen Zeitbereichen
bezeichnen, unterstützt durch: immer, oft, jedesmal, täglich u.a.:
Jedesmal (immer), wenn der Junge seinen Vater aufs Meer begleitete, war er glücklich.
Solange zeigt an, dass der im Gliedsatz angegebene Vorgang dieselbe zeitliche Dauer hat, wie
der Vorgang im Hauptsatz:
Solange er neben mir ging, war gleichsam die ganze Natur entzaubert. (H. Heine)
Nichtgleichzeitigkeit wird durch die Konjunktionen ehe, bevor, bis, nachdem, als, seit, seitdem,
sobald, kaum dass und entsprechende Zeitformen angegeben.
Ehe und bevor sind Synonyme, sie zeigen, dass der Vorgang im Gliedsatz dem Vorgang im
Hauptsatz nachfolgt:
Lerne gehorchen, bevor du andern befiehlst.
Bis bezeichnet die zeitliche Grenze für den Verlauf des Vorgangs im Hauptsatz:
Bleiben Sie hier, bis ich komme.
Ich werde arbeiten, bis es dunkel geworden ist.
In einem Satzgefüge mit den Konjunktionen ehe, bevor, bis haben die Zeitformen relative
zeitliche Bedeutung. Man gebraucht die Zeitformenpaare: Perfekt - Präsens (oder Futur);
Plusquamperfekt - Präteritum, falls die Vorgänge in beiden Teilsätzen durch eine größere
Zeitspanne voneinander getrennt sind. Folgen sie einander unmittelbar, so können in beiden
Teilsätzen gleiche Zeitformen stehen:
Sie hatte lange gewartet, bis das Tor aufgemacht wurde.
Ich werde nicht eher rufen, bis ich meine Arbeit zu Ende geschrieben habe - ein größerer
Zeitabstand.
Ich blieb also sitzen, bis sie wieder in der Tür erschien und auf mich zukam.
Bevor er etwas sagen konnte, machte man die Tür zu. - unmittelbare Folge.
Die Konjunktion nachdem weist unzweideutig darauf hin, dass der Vorgang im Nebensatz
früher stattgefunden hat, als der im Hauptsatz, als dagegen kann zweideutig sein und sowohl
Gleichzeitigkeit als auch Vorzeitigkeit bezeichnen; um die Bedeutung der Vorzeitigkeit zu
erhalten, bedarf es der Kontextstütze und des besonderen Zeitformengebrauchs:
Nachdem (als) er die Aufgabe erhalten hatte, machte er sich an die Arbeit.
Als ich in die Stadt gekommen war, suchte ich meine alte Schulfreundin auf.
Die Konjunktionen nachdem und als geben keinen Aufschluss über den zeitlichen Abstand
zwischen zwei Vorgängen, die Konjunktionen sobald und kaum dass dagegen vermitteln die
Information über den unmittelbaren Anschluss eines Vorgangs an den andern:
Sobald (kaum dass) die letzten Töne verklungen waren, brach stürmischer Beifall aus.
Die Konjunktionen seit und seitdem sind Synonyme. Beide geben den Beginn des Vorgangs
im Hauptsatz an und sind Antonyme zu der Konjunktion bis. Der Zeitformengebrauch wird
folgenderweise geregelt: wenn die Vorgänge im Hauptsatz und Nebensatz gleichzeitig
beginnen und verlaufen, stehen in beiden Teilsätzen dieselben Zeitformen:
Seit er sie liebt, ist er glücklich.
Wenn die Vorgänge nicht gleichzeitig stattfinden, stehen die relativen Zeitformenpaare:
Seitdem er weg ist, haben wir nichts von ihm gehört.
Der übliche Modus in den Temporalsätzen ist der Indikativ. In den Nebensätzen mit bis und
ehe kann das Präsens Konjunktiv die Bedeutung der Absicht betonen: Wir warten, bis der Zug
abfahre (abfährt).
Der Konjunktiv II kann bei dem negativen Sinn der Aussage erscheinen: Er wollte nicht
einwilligen, bis alle seine Forderungen erfüllt wären.
Als Konkurrenzformen der Temporalsätze erscheinen:
1) Präpositionalgruppen:
Während er arbeitet, will er nicht gestört werden. - Während seiner Arbeit will er nicht gestört werden.
Seitdem er abgereist ist, fühle ich mich einsam. - Seit seiner Abreise fühle ich mich einsam.
2) Partizipialgruppen. Die Gruppe mit dem Partizip II entspricht den
Temporalsätzen mit nachdem, als, die Gruppe mit dem Partizip I entspricht
den Temporalsätzen mit während:
Als (nachdem) er auf der Straße angelangt war, blieb er stehen, um Atem zu schöpfen. - Auf der Straße
angelangt, blieb er stehen...
Ich stellte, während ich die Koffer auspackte, die üblichen Fragen. - Ich stellte, meine Koffer
auspackend, die üblichen Fragen.

IV.3.8. Satzgefüge mit dem Modalsatz (Adverbialsatz der Art und Weise)
Adverbialsätze der Art und Weise (Modalsätze, Instrumentalsätze) erfüllen dieselbe Funktion
wie die Adverbialbestimmung der Art und Weise. Man unterscheidet positive und negative
Modalsätze. Die positiven Modalsätze zeigen, wie der Vorgang des Hauptsatzes verläuft,
unter welchen Umständen, auf welche Weise er verwirklicht wird. Der Modalsatz kann auch
den Zustand des Subjekts im Hauptsatz präzisieren. Die einleitenden Konjunktionen sind:
indem, wobei, dass mit dem Korrelat dadurch im Hauptsatz:
Und hinaus rauschte sie, indem sie die Schultern ein wenig empor zog und den Kopf zurückwarf. (Th.
Mann. Buddenbrooks)
Er nahm am Tisch Platz, wobei er seine Schwester verwundert ansah, (ebd.)
Wir retteten uns vor der Hitze dadurch, dass wir einen Sonnenschirm aufspannten.
Der vorherrschende Modus ist der Indikativ.
Die negativen Modalsätze stellen fest, dass irgendein den Vorgang des Hauptsatzes
begleitender und zu erwartender Umstand ausbleibt. Sie charakterisieren den Hauptsatz aus
negativer Sicht. Die einleitenden Konjunktionen sind ohne dass, statt dass. Der vorherrschende
Modus ist der Indikativ, sowie der Konjunktiv II; Präteritum in Bezug auf die Gegenwart und
Zukunft, Plusquamperfekt in Bezug auf die Vergangenheit.
Sie sprach, ohne dass sie mich dabei ansah.
Er schwieg, anstatt dass er eine klare Antwort gab.

IV.3.9. Satzgefüge mit dem Komparativsatz (Adverbialsatz des Vergleichs)


Die Komparativsätze können in drei semantische Gruppen eingeteilt werden:
1) Der Komparativsatz enthält einen realen Vergleich: beim gleichen Verhältnis der
Vorgänge oder Eigenschaften im Hauptsatz und Nebensatz gebraucht man die
Konjunktionen wie, sowie, denen im Hauptsatz die Korrelate so, ebenso entsprechen:
Sie lachte so herzlich, wie sie schon lange nicht gelacht hatte.
2) Der Komparativsatz enthält einen irrealen, gewöhnlich einen metaphorischen
Vergleich. Die Konjunktionen sind als ob, als, als wenn, wie wenn. Nach der
Konjunktion als hat der Hauptsatz die Stirnform. Der vorherrschende Modus ist der
Konjunktiv mit relativer Bedeutung: Der Himmel sah aus, als wäre er durchsichtiger
geworden. – Vorzeitigkeit. Die geschliffenen Fenstergläser strahlten so, als wären sie
Sonnen mit eigenem Licht. - Gleichzeitigkeit. Das Kind schneidet ein Gesicht, als würde es
bald weinen. - ein bevorstehender Vorgang.
3) Der Hauptsatz und der Nebensatz enthalten ein Proportionalverhältnis. Die
Fügemittel sind je im Nebensatz, desto, um so im Hauptsatz oder so ... so in beiden
Teilsätzen: Je mehr ich an meinem Thema arbeite, desto interessanter scheint es mir. So
stumm ihre Klage gewesen war, so stumm war der Trost.
Der Nebensatz ist in der Regel ein Vordersatz. Oft sind Proportionalsätze elliptisch: Je
früher, desto besser.

IV.3.10. Satzgefüge mit dem Konsekutivsatz (Folgesatz)


Der Folgesatz bezeichnet die Folge oder das Ergebnis des im Hauptsatz angegebenen
Vorgangs. Ebenso wie Modalsätze können die Folgesätze positiv und negativ sein. Sie sind
immer Nachsätze. Die einleitende Konjunktion der positiven Folgesätze ist dass, vom
Korrelat so begleitet, das Korrelat kann auch der Konjunktion unmittelbar vorangehen: so
dass. Andere Korrelate sind: genug, derart, dermaßen, dergestalt: Es fror so, dass der Schnee
knirschte. Der Raum war groß genug, so dass alle dort Platz nehmen konnten.
Die negativen Folgesätze sagen aus, dass die erwartete Folge ausbleibt. Die Konjunktion als
dass wird vom Korrelat zu begleitet. Der übliche Modus ist der Konjunktiv II (der Indikativ
ist auch zulässig):
Dieser Auftrag ist zu ehrenvoll, als dass ich ihn ablehnen könnte (kann). - Gegenwart. Die
Bedeutung des Nebensatzes ist: ich werde den Auftrag nicht ablehnen. Dieser Auftrag war zu
ehrenvoll, als dass ich ihn hätte ablehnen können (ablehnen konnte) - Vergangenheit.
Positive und negative Folgesätze stehen in reziproker Beziehung zueinander, d.h. sie sind
austauschbar:
Dieser Auftrag ist so ehrenvoll, dass ich ihn nicht ablehnen kann (= dass ich ihn annehmen muss).
Eine negative Folge kann auch in einem ohne dass-Satz enthalten sein, damit berühren sich
Folge- und Modalsätze:
Er arbeitet jahrelang an diesem Buch, ohne dass er fertig wird (= er wird damit noch immer nicht
fertig).

IV.3.11. Satzgefüge mit dem Finalsatz (Adverbialsatz des Zieles)


Der Finalsatz weist auf das Ziel, die Absicht des im Hauptsatz angegebenen Vorganges hin.
Die Konjunktionen sind: damit, auf dass, das.
Im Finalsatz kann Konjunktiv Präsens gebraucht werden, der die Möglichkeit oder die
Absicht betont: Man soll das Zimmer oft lüften, damit die Luft frisch und rein bleibe (bleibt).
Der Gärtner bindet die Birke an, damit sie gerade wächst (wachse).
Der Indikativ ist aber vorzuziehen.

IV.3.12. Satzgefüge mit dem Kausalsatz (Adverbialsatz des Grundes)


Der Kausalsatz enthält den Grund (die Ursache, die Begründung) des im Hauptsatz
genannten Vorgangs. Die Konjunktionen sind: weil, da, als (nach dem Komparativ), dass; die
Korrelate darum, deshalb, daher, so, auf Grund dessen. Die Konjunktionen weil, da sind
Synonyme, zwischen ihnen besteht jedoch ein feiner Unterschied. Der weil-Satz ist in
kommunikativer Hinsicht stärker belastet als ein da-Satz. Im weil-Satz steckt gewöhnlich das
Rhema der Aussage, deshalb ist der weil-Satz in der Regel ein Nachsatz. Der da-Satz enthält
meist das Thema, eine schon bekannte Tatsache, die als Begründung des im Hauptsatz
genannten Vorgangs angeführt wird; deshalb ist er oft Vordersatz:
Alle rissen die Fenster und Türen auf, weil die Hitze unerträglich war. Da die Hitze unerträglich war,
rissen alle die Fenster und Türen auf.

IV.3.13. Satzgefüge mit dem Konditionalsatz (Bedingungssatz)


Der Konditionalsatz weist darauf hin, unter welchen Bedingungen der im Hauptsatz genannte
Vorgang abläuft. Die Konjunktionen sind: wenn, falls, im Falle dass, sofern, mit denen die
Korrelate so, dann, in dem Falle gebraucht werden können.
Die Konditionalsätze teilt man in reale und irreale ein, je nach dem Sinn und dem
Gebrauch des Modus. In den realen Konditionalsätzen steht der Indikativ:
Wenn (falls) du dich beeilst, (dann, so) erreichst du den Zug.
Du erreichst den Zug, wenn du dich beeilst.
Du erreichst den Zug in dem Fall, wenn du dich beeilst.
Möglich ist auch asyndetische Verbindung; dann erfolgt eine Umstellung der Teilsätze: der
Nebensatz wird zum Vordersatz mit der Spitzenstellung des finiten Verbs (Stirnsatz): Beeilst
du dich, dann/so erreichst du den Zug. Im Hauptsatz kann der Imperativ stehen: Beeile dich, dann
erreichst du den Zug.
In den irrealen Konditionalsätzen gebraucht man den Konjunktiv II mit absoluter zeitlicher
Bedeutung:
Hätte ich jetzt die nötigen Bücher, so würde ich zu Hause arbeiten.
Hätte ich gestern die nötigen Bücher gehabt, so würde ich zu Hause gearbeitet haben
(so hätte ich zu Hause gearbeitet).
Im Hauptsatz und Nebensatz können verschiedene Zeitformen stehen, wenn die Vorgänge
verschiedene Zeitbezüge haben:
Wäre er im Winter nicht krank gewesen, so könnte er jetzt die Prüfungen mit besseren Zensuren
bestehen.
Die Konditionalsätze berühren sich mit den Temporalsätzen: Nur dann, wenn wir uns
anstrengen, werden wir Erfolg haben.

IV.3.14. Satzgefüge mit dem Konzessivsatz (Einräumungssatz)


Der Konzessivsatz weist auf ein Hindernis, einen Gegengrund für die Realisierung des im
Hauptsatz genannten Vorgangs hin; das Hindernis wird aber beseitigt oder überwunden. Die
Konjunktionen sind: obwohl, obgleich, obschon, ob auch, wenn gleich, wennschon, wenn auch,
auch wenn, trotzdem, ungeachtet dessen, es sei denn, wie dem auch sei, sei es auch.
Ich komme, obwohl ich viel zu tun habe. Ich komme, trotzdem ich erkältet bin.

IV.3.15. Satzgefüge mit dem Restriktivsatz (Einschränkungssatz)


Restriktivsätze nennen einschränkende Umstände, die für den Inhalt des Hauptsatzes
wirksam sind; sie grenzen den im Hauptsatz genannten Vorgang ein. Die Konjunktionen
sind: insofern, soweit, soviel, nur dass:
Nichts zeigt sich, soweit der Blick reicht.
Soviel ich weiß, arbeitet sie jetzt in einem Betrieb.
Die beiden Brüder gleichen sich, nur dass der eine etwas schlanker ist.
Soviel ich mich erinnere, findet sich dieses Zitat im Band 1.

Katalog der Schwerpunkte zur Vorbereitung auf die Prüfung

1. Die Einheiten und die Probleme der Syntax


2. Theorie der Valenz
3. Valenz und Wortarten
4. Theorie der Wortfügung
5. Das Wesen des Satzes
6. Probleme der Satzmodellierung
7. Zum Problem der Satzsemantik
8. Die Kategorie der Prädikativität
9. Regelmäßige Realisierungen des Satzmodells
10.Kommunikative Gliederung des Satzes
11.Zusammengesetzter Satz. Allgemeine Charakteristik
12.Die Satzverbindung
13.Das Satzgefüge
14.Der Subjektsatz
15.Der Prädikativsatz
16.Der Objektsatz
17.Der Attributsatz
18.Weiterführender Nebensatz
19.Der Lokalsatz
20.Der Temporalsatz
21.Der Modalsatz
22.Der Komparativsatz
23.Der Konsekutivsatz
24.Der Finalsatz
25.Der Kausalsatz
26.Der Konditionalsatz
27.Der Konzessivsatz
28.Der Restriktivsatz

Das könnte Ihnen auch gefallen