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Wirtschaftsmathematik

Finanzmathematik

Hochschule
für Wirtschaft und Gesellschaft
Ludwigshafen
Inhalt dieses Foliensatzes

Theorie Ergebnisse
Kreditvertrag und Sparvertrag Zinsformel
Vorschüssige und nachschüssige Endwert und Barwert
Zahlung
Prozentrechnung Aufzinsen und Abzinsen
Zinsen und Verzinsung
Einfache Verzinsung und
anteilige Verzinsung
Skonto und Lieferantenkredit
Zinseszins
Unterjährige Verzinsung
Stetige Verzinsung
Effektiver Jahreszins

2
Geldanlage und Kredit

Kreditvertrag
▪ Wenn Sie sich bei einer Bank Geld leihen, schließen Sie einen
Kreditvertrag ab, der eine bestimmte Zeit dauert. Dies ist die
Laufzeit.
▪ Am Ende müssen Sie nicht nur das geliehene Geld zurückzahlen,
sondern auch einen zusätzlichen Betrag. Das sind die Zinsen.
▪ Der Zins ist der Preis für das geliehene Kapital. Normalerweise ist
dieser Preis positiv.
Sparvertrag
▪ Ein Sparvertrag ist die Umkehrung eines Kreditvertrags.
▪ Wenn Sie Ihr Geld bei einer Bank anlegen, dann leihen Sie der Bank
Geld und erhalten dafür Zinsen.
▪ Je mehr Geld Sie anlegen und je länger Sie es anlegen, um so mehr
Zinsen erhalten Sie.
Geldanlage und Kredit

Laufzeit
▪ Wenn eine Geldanlage oder ein Kredit längere Zeit läuft, werden die
Zinsen nicht auf einmal bezahlt, sondern z.B. jährlich oder monatlich.
▪ Die Dauer zwischen zwei Zinszahlungen ist die Zinsperiode oder
kürzer Periode.
Zinszahlung
▪ Wenn die Zinsen immer am Anfang einer Zinsperiode bezahlt
werden, nennt man dies vorschüssig.
▪ Wenn die Zinsen immer am Ende einer Zinsperiode bezahlt werden,
nennt man dies nachschüssig.
▪ Immer, wenn Zahlungen zu unterschiedlichen Terminen anfallen,
spielt der Zins eine Rolle. Es ist deshalb nicht möglich Zahlungen zu
unterschiedlichen Terminen zu addieren/subtrahieren, sondern sie
müssen auf einen einheitlichen Zeitpunkt umgerechnet werden.
Geldanlage und Kredit

Beispiel: Endfälliger Kredit bzw. Kapitalanlage mit einer Laufzeit von 5


Jahren und nachschüssiger Zinszahlung
Einzahlung Erste Zins- Zweite Zins- Letzte Zinszahlung
des Geldes zahlung zahlung und Rückzahlung

0 1 2 … 4 5 Jahr

▪ Vorschüssiger Kredit / Anlage mit einer Laufzeit von n Perioden

0 1 2 … n–1 n Periode
Geldanlage und Kredit

▪ Sparvertrag
Bank

0 1 2 … n–1 n Periode
Sparer*in

▪ Kreditvertrag
Bank

0 1 2 … n–1 n Periode
Kreditnehmer*in
Zinsen

▪ Die Höhe der Zinsen wird in Prozent des angelegten oder


geliehenen Kapitals angegeben.

▪ Beispiel
▪ Ein Sparer möchte bei der Bank EUR 8.000 für 1 Jahr anlegen, die
Bank bietet ihm 4% Zinsen.
▪ Mathematisch sind 4% = 4Τ100 = 0,04
▪ Nach dem vereinbarten Jahr erhält der Sparer seine EUR 8.000
zurück und zusätzlich Zinsen in Höhe von 8.000 ⋅ 0,04 = 320 EUR,
insgesamt also EUR 8.320
Prozentrechnung

Bezeichnungen
▪ p: Zinsfuß, z.B. 4
▪ i: Zinssatz, z.B. 4% = 4Τ100 = 0,04
▪ Zinsfaktor 𝑞 = 1 + 𝑖, z.B. 1,04
▪ Anmerkungen
– 4% heißt 4 „pro Cent“, also „4 je 100“, das heißt für jeweils EUR 100
gibt es EUR 4 Zinsen.
– EUR 8.000 bestehen z.B. aus 8.000/100 = 80 Teilen zu jeweils
EUR 100 und für jeden dieser Teile gibt es 4 EUR Zinsen
– Zusammen also 8.000Τ100 ⋅ 4 = 80 ⋅ 4 = 320 EUR
▪ In Excel wird 4% automatisch als 4Τ100 = 0,04 gespeichert.
▪ In den meisten Rechnungen ist der Zinsfaktor q = 1 + i (z.B. 1,04)
wichtiger als der Zinssatz i (z.B. 4% = 0,04)
▪ Der Zinsfuß p eignet sich nicht gut zum rechnen und sobald man „%“
dahinter schreibt, ist man schon zum Zinssatz übergegangen.
Einfache Verzinsung

▪ Beispiel
▪ Ein Sparer möchte bei der Bank EUR 8.000 für 5 Monate anlegen, die
Bank bietet ihm 4% Zinsen bei einfacher Verzinsung
▪ Der Anteil des Jahres beträgt 𝐷𝑎𝑢𝑒𝑟 𝑣𝑜𝑛 5 𝑀𝑜𝑛𝑎𝑡𝑒𝑛
𝐷𝑎𝑢𝑒𝑟 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠
=
5⋅30
360
=
150
360
=
5
12
▪ Die Zinsen betragen
𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 = 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑠𝑎𝑡𝑧 ⋅ 𝐴𝑛𝑡𝑒𝑖𝑙 𝑑𝑒𝑠 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠
4 5 80⋅5
= 8.000𝐸𝑈𝑅 ⋅ ⋅ = 𝐸𝑈𝑅 = 133,33𝐸𝑈𝑅
100 12 3
▪ Anmerkung: Der Anteil des Jahres hätte auch als
𝐿𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡 𝑖𝑛 𝑀𝑜𝑛𝑎𝑡𝑒𝑛
berechnet werden können.
𝑍𝑎ℎ𝑙 𝑑𝑒𝑟 𝑀𝑜𝑛𝑎𝑡𝑒 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠
Einfache Verzinsung

▪ Wird ein Betrag für genau ein Jahr angelegt,


dann gilt: 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 = 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑠𝑎𝑡𝑧
▪ Wird ein Betrag für weniger als ein Jahr angelegt, dann gilt in der
Regel 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 = 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑠𝑎𝑡𝑧 ⋅ 𝐴𝑛𝑡𝑒𝑖𝑙 𝑑𝑒𝑠 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠
𝐷𝑎𝑢𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝐿𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡
bzw. 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛 = 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑎𝑙 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑠𝑎𝑡𝑧 ⋅
𝐷𝑎𝑢𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑠 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑠
▪ Oft wird dabei zur Vereinfachung die Dauer eines Monats mit 30
Tagen und die Dauer eines Jahres mit 360 Tagen geschätzt.
▪ In diesen Fällen spricht man von einfacher Verzinsung.
▪ In Buchstaben: Soll ein Kapital 𝐾0 für 𝑡 Tage zum Zinssatz 𝑖 angelegt
𝑡
werden, dann betragen die Zinsen 𝑍 = 𝐾0 ⋅ 𝑖 ⋅
360
und das Kapital zum Ende der Laufzeit
𝑡 𝑡
𝐾1 = 𝐾0 + 𝑍 = 𝐾0 + 𝐾0 ⋅ 𝑖 ⋅ = 𝐾0 ⋅ 1 + 𝑖 ⋅
360 360
▪ Wird ein Betrag für mehr als ein Jahr angelegt, dann kann zwar
ebenfalls die einfache Verzinsung gewählt werden, meistens wird
dann aber das Zinseszinsverfahren verwendet (das kommt später).
Einfache Verzinsung - Skonto

▪ Wir betrachten das folgende Beispiel:


– Ein Lieferant sendet Waren im Wert von EUR 1.000 an den Kunden.
– Vertraglich ist vereinbart, dass der Kunde die Waren innerhalb von 21
Tagen vollständig bezahlen muss.
▪ Der Lieferant macht dem Kunden folgendes Angebot
– Wenn der Kunde innerhalb von 7 Tagen bezahlt, muss er nur 98% des
Rechnungsbetrages bezahlen. Das nennt man Skonto.
▪ Warum macht der Lieferant dieses Angebot?
– Wenn er das Geld früher bekommt, kann er das Geld selbst wieder
verzinst anlegen (oder kann es anderweitig verwenden)
– Das Risiko, dass der Kunde innerhalb der 21 Tage nicht bezahlt (oder
überhaupt nicht bezahlt) wird reduziert.

11
Einfache Verzinsung - Lieferantenkredit

▪ Wir können die Situation auch als Lieferantenkredit betrachten:


– Der Rechnungsbetrag für Zahlung innerhalb von 7 Tagen beträgt EUR 980.
– Ein Zahlungsaufschub von weiteren 14 Tagen kann als Kredit des
Lieferanten in Höhe von EUR 980 an den Kunden betrachtet werden.
– Dafür wird eine zusätzliche Zahlung von EUR 20 fällig. Diese kann als Zins
für den Lieferantenkredit betrachtet werden.

12
Einfache Verzinsung - Lieferantenkredit

▪ Frage:
– Wie hoch ist der Zinssatz des Lieferantenkredits?
– Sollte der Kunde das Skonto nutzen, auch wenn er dafür kurzfristig sein
Konto überziehen muss?
▪ Ansatz: Bezeichnungen und Buchstaben (mathematisches Modell):
– In unserem Kreditmodell beträgt das Kapital des Lieferantenkredits
K 0 = 980 𝐸𝑈𝑅 (Rechnungsbetrag – Skonto)
– Die Zinsen betragen 𝑍 = 20 𝐸𝑈𝑅 und die Laufzeit beträgt 14 𝑇𝑎𝑔𝑒
𝑡
– Wir benutzen die Formel für die einfache Verzinsung: 𝑍 = 𝐾0 ⋅ 𝑖 ⋅ 360
▪ Lösung:
360⋅𝑍
– Aus der Formel ergibt sich K 0 ⋅ 𝑖 ⋅ 𝑡 = 360 ⋅ 𝑍 und damit 𝑖 = K0 ⋅𝑡
360⋅20
– Eingesetzt ergibt sich 𝑖 = 980⋅14 = 0,5247, also etwa 52,5%
– Ökonomische Interpretation: Ja, Das Skonto sollte genutzt werden, da der
Zinssatz höher ist als der Überziehungszins eines Girokontos.
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Zinseszins

▪ Wenn ein Betrag für mehrere Jahre angelegt wird, ist das Prinzip des
Zinseszins üblich.
▪ Die Zinsen, die im ersten Jahr anfallen, gehören im zweiten Jahr
bereits zum Anlagebetrag und werden wieder mitverzinst.
▪ Allgemein: Alle angefallenen Zinsen werden in den Folgejahren
wieder mitverzinst.
▪ Beispiel
▪ Ein Sparer möchte bei der Bank EUR 8.000 für 5 Jahre anlegen, die
Bank bietet ihm 4% Zinsen.
▪ Im ersten Jahr werden die EUR 8.000 einfach verzinst, so dass das
Kapital nach dem ersten Jahr EUR 8.320 beträgt.
▪ Im zweiten Jahr werden die EUR 8.320 verzinst.
▪ Die Zinsen betragen im zweiten Jahr 8.320 ⋅ 0,04 = 332,80 EUR
▪ Das Kapital beträgt nach dem zweiten Jahr 8.320 + 332,80 =
8.652,80 EUR, also mehr als bei der einfachen Verzinsung.
Zinseszins

▪ Für das 3. bis 5. Jahr des Beispiels brauchen wir Mathematik. Wir
beginnen mit einigen Bezeichnungen:
▪ p, i und q sind wie oben
▪ K0: Anfangskapital
▪ n: Anlagedauer in Zinsperioden
▪ Kn: Gesamtkapital nach n Zinsperioden
Außerdem:
▪ B: Barwert, bezeichnet auch das Anfangskapital
Der Barwert B wird vor allem bei komplizierten Finanzkonstruktionen interessant,
z.B. bei der Rentenrechnung (s.u.)
Zinseszins

▪ Wir rechnen das letzte Beispiel nochmal, dieses Mal


▪ mit Buchstaben:
▪ Ein Sparer möchte bei der Bank ein Kapital von 𝐾0 = 8.000 𝐸𝑈𝑅 für
eine Laufzeit von 𝑛 = 5 Jahren anlegen, die Bank bietet ihm einen
Zinssatz von 𝑖 = 4% = 0,04 der Zinsfaktor ist also 𝑞 = 1,04.
▪ Im ersten Jahr erhält der Sparer Zinsen in Höhe von 𝐾0 ⋅ 𝑖, sein
Kapital beträgt also nach einem Jahr
𝐾1 = 𝐾0 + 𝐾0 ⋅ 𝑖 = 𝐾0 ⋅ 1 + 𝑖 = 𝐾0 ⋅ 𝑞
▪ Wenn wir die konkreten Zahlen wieder einsetzen, ergibt sich damit
wieder 𝐾1 = 8.000 ⋅ 1,04 = 8.320 𝐸𝑈𝑅
Zinseszins

▪ Interessanter wird es im zweiten Jahr:


▪ Im zweiten Jahr wird der Betrag 𝐾1 verzinst,
▪ Die Zinsen betragen also 𝐾1 ⋅ 𝑖 und
▪ Das Kapital beträgt nach zwei Jahren
𝐾2 = 𝐾1 + 𝐾1 ⋅ 𝑖 = 𝐾1 ⋅ 1 + 𝑖 = 𝐾1 ⋅ 𝑞
▪ und wegen 𝐾1 = 𝐾0 ⋅ 𝑞 ist
▪ 𝐾2 = 𝐾0 ⋅ 𝑞 ⋅ 𝑞 = 𝐾0 ⋅ 𝑞2
▪ Wenn wir die konkreten Zahlen wieder einsetzen, ergibt sich wieder
𝐾2 = 8.000 ⋅ 1,042 = 8.652,80 𝐸𝑈𝑅.
▪ Unsere Rechnung scheint also zu stimmen, bis hierhin haben wir es
aber auch schon ohne Formeln geschafft…
Zinseszins

▪ Im dritten Jahr wird K2 verzinst. Wie oben ergibt sich


𝐾3 = 𝐾2 + 𝐾2 ⋅ 𝑖 = 𝐾2 ⋅ 𝑞 = 𝐾0 ⋅ 𝑞3
▪ Diese Rechnung lässt sich beliebig fortsetzen. Allgemein ergibt sich
nach der Gesamtlaufzeit von n Jahren ein Kapital von 𝐾𝑛 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛

Ergebnis
▪ Satz/Formel: Bei Zinseszinsrechnung ergibt sich 𝐾𝑛 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛
▪ Endlich können wir unser Beispiel zu Ende rechnen:
▪ Bei 𝐾0 = 8.000, 𝑖 = 4% = 0,04 und 𝑛 = 5 Jahre ergibt sich
▪ 𝑞 = 1,04 und
▪ 𝐾5 = 𝐾0 ⋅ 𝑞5 = 8.000 ⋅ 1,045 = 9.733,22 𝐸𝑈𝑅
Zinseszins

▪ Nachbetrachtungen:
▪ 1,045 = 1,2166539024, das lässt sich aber nicht mehr gut von Hand
(oder im Kopf) berechnen → gut, dass wir Taschenrechner und
Computer haben.
▪ Mit Excel lässt sich die genannte Formel z.B. folgendermaßen
berechnen, wobei 𝐾0 , q und n variiert werden können.
Aufzinsen

▪ Weitere Nachbetrachtungen
▪ Der Wert eines Geldbetrags hängt von der Zeit ab:
▪ Es ist besser, heute 8.000 EUR zu haben als erst in 5 Jahren 8.000
EUR zu haben, denn aus den 8.000 EUR von heute können mit
Zinsen (und Zinseszinsen) in 5 Jahren 9733,22 EUR werden.
▪ Durch die Formel 𝐾𝑛 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛 konnte berechnet werden, welchen
Wert die EUR 8.000 von heute in 5 Jahren besitzen werden, nämlich
den Endwert EUR 9733,22.
▪ Diese Rechnung nennt man aufzinsen: Man sagt, wir haben den
Betrag K0 aufgezinst, und erhalten dadurch den Betrag Kn.
▪ 𝑞𝑛 = 1 + 𝑖 𝑛 nennt man Aufzinsfaktor.
Aufzinsen

▪ Weitere Nachbetrachtungen
▪ 1. Wir sind von einer ökonomischen Fragestellung ausgegangen,
nämlich dem Preis des Geldes (VWL).
▪ 2. Wir haben ein mathematisches Modell entwickelt, bestehend aus
𝐾0 , p, i, q, n, K n und der Fragestellung „Wie kann ich K n berechnen?“
▪ 3. Wir haben das mathematische Modell gelöst (hurra!). Ergebnis ist
𝐾𝑛 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛
▪ 4. Wir haben uns überlegt, was das ökonomisch bedeutet, nämlich
dass ein bestimmter Geldbetrag heute mehr wert ist, als derselbe
Geldbetrag in der Zukunft (wenn der Zinsfuß positiv ist).
▪ Jetzt wo wir eine schöne Formel haben, können wir aber auch von
der Formel ausgehen, um uns weitere Fragestellungen zu
überlegen.
Weitere Fragestellungen

▪ In der Formel 𝐾𝑛 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛 kommen vier Werte vor.


▪ Wenn wir 𝐾0 , 𝑞 und 𝑛 kennen, können wir 𝐾𝑛 berechnen.
▪ Allgemeiner gilt aber: Wenn wir drei der vier Werte kennen, können
wir den vierten berechnen.
▪ Dies ist auch tatsächlich ökonomisch sinnvoll: Es ergeben sich die
folgenden ökonomischen Fragestellungen
Gegeben Gesucht Fragestellung
𝐾𝑛 , 𝑞, 𝑛 𝐾0 Wie viel Geld muss ich bei einem Zinsfaktor q heute
anlegen, um in n Jahren einen Endwert von Kn zu
bekommen?
𝐾0 , 𝐾𝑛 , 𝑛 𝑞 Wie hoch muss der Zinsfaktor sein, damit ich bei
einem Barwert/Anfangswert von K0 in n Jahren einen
Endwert von Kn bekomme?
𝐾0 , 𝐾𝑛 , 𝑞 𝑛 Wie lang muss ich mein Geld in Höhe von K0 bei
einem Zinsfaktor von q anlegen, um einen Endwert
von Kn zu erhalten?
Abzinsen

▪ Die Berechnung des Aufzinsens lässt sich einfach aber wirkungsvoll


umkehren.
Fragestellung: Anfangswert / Barwert
▪ Wieviel Geld muss ich heute anlegen, um in 5 Jahren 10.000 EUR
zu bekommen? bzw.
▪ Welchen Wert hat ein Betrag, der in 5 Jahren 10.000 EUR wert sein
soll, bereits heute?
▪ Anders gesagt: Wie groß ist der heutige Wert oder Anfangswert oder
Barwert K0 (wenn wir n, Kn und p kennen)?
Beispiel:
▪ Wieviel Geld muss ich bei 4% Zinsen heute anlegen, um in 5 Jahren
ein Kapital von K5 = EUR 10.000 zu erhalten?
Abzinsen

▪ Lösungsansatz
▪ Wir lösen die Formel K n = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛 nach 𝐾0 auf und erhalten K 0 = 𝐾𝑞𝑛𝑛
▪ Damit gilt:
𝐾𝑛
Satz/Formel: Bei Zinseszinsrechnung beträgt der Barwert K 0 =
𝑞𝑛
▪ Anwendung auf das Beispiel
▪ Gesucht ist der Barwert der EUR 10.000 bei 4% Zinsen über 5 Jahre:
▪ Anwendung der Formel: K 0 = 𝐾𝑞𝑛𝑛 = 10.000
1,04 5
=
10.000
1,216653
= 8.219,27 𝐸𝑈𝑅
▪ Ergebnis: Wenn ich in 5 Jahren 10.000 EUR haben und der Zinssatz
beträgt 4%, dann muss ich heute EUR 8.219,27 anlegen.
▪ Bezeichnungen
▪ Wir erhalten den Barwert durch abzinsen.
▪ 𝑞1𝑛 = 1
1+𝑖 𝑛
nennt man Abzinsfaktor.
Abzinsen

Weitere Fragestellungen (wie oben genannt):


▪ Zinsfaktor: Wie hoch muss der Zinsfaktor sein, damit ich bei einem
Barwert von K0 in n Jahren einen Endwert von Kn bekomme?
▪ Laufzeit: Wie lang muss ich mein Geld in Höhe von K0 bei einem
Zinsfaktor von q anlegen, um einen Endwert von Kn zu erhalten?
▪ Rechnungen
▪ Aus der Aufzinsformel K n = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛 erhalten wir 𝑞𝑛 = 𝐾𝐾𝑛.
0

𝐾𝑛
▪ Das können wir nach dem Zinsfaktor q auflösen: 𝑞 = 𝑛 𝐾0

▪ Alternativ können wir 𝑞𝑛 = 𝐾𝐾𝑛 nach der Laufzeit auflösen:


0
𝐾
𝐾𝑛 ln 𝐾𝑛 ln 𝐾𝑛 −ln 𝐾0
0
𝑛 = log 𝑞 = =
𝐾0 ln 𝑞 ln 𝑞
Weitere Fragestellungen

Wir erhalten:
Satz/Formeln: Bei Zinseszinsrechnung erhalten wir Zinsfaktor bzw.
𝑛 𝐾𝑛 ln 𝐾𝑛 −ln 𝐾0
Laufzeit durch 𝑞 = bzw. 𝑛 =
𝐾0 ln 𝑞

Beispiel mit Zahlen:


a) Mit K0 = 10.000 EUR, n = 5 und K5 = 12.000 EUR ist
𝑛 𝐾𝑛 5 12.000 5
𝑞= = = 1,2 = 1,037
𝐾0 10.000

Ich brauche also einen Zinssatz von mindestens 3,7%


b) Mit K0 = 10.000 EUR, Kn = 12.000 EUR und q = 1,03
(also i = 3% = 0,03) ist
ln 𝐾𝑛 − ln 𝐾0 ln 𝐾𝑛 /𝐾0 ln 1,2 0,18232
𝑛= = = = = 6,168
ln 𝑞 ln 𝑞 ln 1,03 0,029559
Es dauert dann also etwa 6 Jahre und 2 Monate.
Zinseszins

Übung / Weiteres Beispiel (8 min):


▪ Eine frischgebackene Großmutter möchte zur Geburt ihres ersten
Enkels Geld anlegen, damit dieser nach 20 Jahren studieren kann.
▪ Erster Fall: Sie hat EUR 50.000, die Bank bietet 3 Prozent Zinsen,
wieviel Geld steht nach 20 Jahren zur Verfügung?
▪ Lösung: Endwert-Berechnung mit K n = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑛
▪ Konkret: K 20 = 50.000 ⋅ 1,0320 = 50.000 ⋅ 1,80611 = 90.305,56
▪ Zweiter Fall: Sie möchte aber, dass dem Enkel nach 20 Jahren EUR
100.000 zur Verfügung stehen. Wieviel Geld müsste sie anlegen?
▪ Lösung: Barwert-Berechnung mit K 0 = 𝐾𝑞𝑛𝑛
▪ Konkret: K 0 = 100.000
1,0320
=
100.000
1,80611
= 55.367,58
Zinseszins

▪ Dritter Fall: Sie hat aber nur 50.000 EUR und beginnt mit der Bank
zu verhandeln. Wie hoch müssten die Zinsen sein, damit aus den
50.000 EUR nach 20 Jahren tatsächlich 100.000 EUR werden?
𝐾𝑛
▪ Lösung: Zinsfaktor-Berechnung mit 𝑞 = 𝑛 𝐾0

20 100.000
▪ Konkret: 𝑞 = 50.000
=
20
2 = 1,035

▪ Sie müsste also 3,5% Zinsen aushandeln.


▪ Vierter Fall: Die Bank bietet aber nur 3% Zinsen. Da muss der Enkel
eben ein wenig später studieren. Wie lange dauert es, bis aus den
50.000 EUR bei 3% Zinsen 100.000 EUR werden?
▪ Lösung: Laufzeit-Berechnung mit 𝑛 = ln 𝐾𝑛ln−ln
𝑞
𝐾0

▪ Konkret: 𝑛 = ln 100.000−ln
ln 1,03
50.000
=
11,5129−10,8198
0,029559
= 23,45 Jahre
Anteilige Verzinsung

▪ Anteilige Verzinsung Beispiel:


▪ Die Großmutter ärgert sich über die Bank und hebt ihre EUR 50.000,
die sie für 3% Jahreszins angelegt hatte, nach einem halben Jahr
wieder ab.
▪ Ergebnis: Sie bekommt Zinsen für ein halbes Jahr, also nicht 3%,
sondern nur 1,5%.
▪ Statt 0,03 ⋅ 50.000 = 1.500 𝐸𝑈𝑅 bekommt sie 0,03
2
⋅ 50.000 = 750 𝐸𝑈𝑅.
▪ Im Fall von Halbjahren zerlegen wir ein Jahr in 2 gleiche Teile. Diese
Anzahl nennen wir m = 2.
▪ Weitere übliche Möglichkeiten ein Jahres in m gleiche Teile zu zerlegen
sind z.B.
m = 4: Quartale sind jeweils 3 Monate: Jan-März, April-Juni, Juli-Sep, Okt-Dez
m = 12: Zerlegung des Jahres in 12 Monate
m = 360: Zerlegung des Jahres in 360 Tage
Anteilige Verzinsung

▪ Wird ein Jahr in m gleiche Teile geteilt, dann wird


𝑖
aus einem Jahreszinssatz i ein anteiliger Zinssatz von 𝑚
𝑖
und der zugehörige Zinsfaktor q = 1 + 𝑚
▪ Beispiel bei einem Jahreszins von i = 3% = 0,03
Zeitraum m i q
Quartal 4 0,0075 1,0075
Monat 12 0,0025 1,0025
Tag 360 0,0000833 1,0000833

▪ Allgemein entspricht die anteilige Verzinsung der einfachen Verzinsung


(s.o.)
Unterjährige Verzinsung

▪ Nochmal Beispiel Großmutter (Halbjahresverzinsung):


▪ Nach einem halben Jahr beträgt Ihr Kapital (EUR 50.000 zu i = 3%
Jahreszins bei halbjährlicher Verzinsung (m = 2)):
𝑖 3
𝐾1 = 𝐾0 ⋅ 1 + = 50.000 ⋅ 1 + = 50.000 ⋅ 1,015 = 50.750 EUR
2 𝑚 100⋅2

▪ Nach dem halben Jahr legt die Großmutter ihr Geld erneut an (z.B. bei
einer anderen Bank), bekommt aber wieder nur 3% Zinsen.
▪ Frage: Wie groß ist ihr Kapital am Ende des Jahres?
▪ Lösung: Die EUR 50.750 werden im zweiten Halbjahr wieder anteilig
(halbjährlich) verzinst mit Zinssatz 3Τ2 % = 0,015, also Zinsfaktor 1,015:
𝑖
K 1 = 𝐾1 ⋅ 1 + = 50.750 𝐸𝑈𝑅 ⋅ 1,015 = 51.511,25 𝐸𝑈𝑅
2 𝑚
Vergleich

Nachbetrachtung
▪ Vergleich: Wäre Großmutter bei der Jahresverzinsung geblieben,
hätte sie bekommen K1 = 𝐾0 ⋅ 𝑞 = 50.000 𝐸𝑈𝑅 ⋅ 1,03 = 51.500 𝐸𝑈𝑅
▪ Bei der Halbjährlichen Verzinsung kam mehr raus: EUR 51.511,25
▪ Begründung: Durch die halbjährliche Verzinsung wurde ein
Zinseszinseffekt in Anspruch genommen, d.h. die Zinsen des ersten
halben Jahres wurden im zweiten halben Jahr bereits mitverzinst.
▪ Je kürzer der Verzinsungszeitraum ist, desto stärker müsste dieser
Effekt ausfallen.
▪ Im Folgenden betrachten wir dies, ohne zwischendurch die Bank zu
wechseln.
Unterjährige Verzinsung

Unterjährige Verzinsung
▪ Wenn eine Geldanlage mehrfach im Jahr verzinst wird (mit Zinseszins),
dann nennen wir das unterjährige Verzinsung.
– Dabei tritt der im Beispiel beobachtete Zinseszinseffekt auf.
– In der Regel wird ein ein Jahr in 𝑚 gleich lange Zinsperioden aufgeteilt.
1
Jede dieser Zinsperioden dauert dann 𝑚 Jahr.
– Der Zinssatz i wird aber in der Regel immer noch als Jahreszins
angegeben (ebenso ggfs. der Zinsfuß p)
▪ Für eine Zinsperiode beträgt dann
𝑖
– der Zinssatz nur ein m-tel, also 𝑚,
𝑖
– und der Zinsfaktor 1 + 𝑚
Unterjährige Verzinsung

Unterjährige Verzinsung
▪ Eine Geldanlage mit unterjähriger Verzinsung kann auch mehrere Jahre
dauern.
– Die Laufzeit in Jahren bezeichnen wir dann mit j
– Die Anzahl der Zinsperioden bezeichnen wir weiterhin mit n
– Es gilt: 𝑛 = 𝑗 ⋅ 𝑚, egal, ob die Laufzeit 1,2,3,… oder z.B. 2,75 Jahre
beträgt.
▪ Auch die Zinseszinsformel 𝐸𝑛𝑑𝑤𝑒𝑟𝑡 = 𝐵𝑎𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑓𝑎𝑘𝑡𝑜𝑟 𝐿𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡 gilt
weiterhin, allerdings muss
– Der Zinssatz entsprechend der verkürzten Zinsperiode angepasst werden
i
zu 𝑚 und
– Als Laufzeit die Zahl der Zinsperioden 𝑛 = 𝑗 ⋅ 𝑚 verwendet werden (anstatt
der Anzahl der Jahre).
Unterjährige Verzinsung

▪ Unterjährige Verzinsung: Bezeichnungen


– weiterhin ist 𝑖 der Jahreszinssatz.
– Für unterjährige Verzinsung definieren wir außerdem
𝑖
𝑖𝑚 = → Zinssatz für eine Zinsperiode
𝑚
𝑖
𝑞𝑚 = 1 + 𝑖𝑚 = 1 + 𝑚 → Zinsfaktor für eine Zinsperiode
▪ Unterjährige Verzinsung: Berechnung
– Aus der Zinseszinsformel 𝐸𝑛𝑑𝑤𝑒𝑟𝑡 = 𝐵𝑎𝑟𝑤𝑒𝑟𝑡 ⋅ 𝑍𝑖𝑛𝑠𝑓𝑎𝑘𝑡𝑜𝑟 𝐿𝑎𝑢𝑓𝑧𝑒𝑖𝑡
ergibt sich direkt die
– Zinseszinsformel für unterjährige Verzinsung:
𝑗⋅𝑚
𝑗⋅𝑚 𝑖
𝐾𝑗⋅𝑚 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑚 = K 0 ⋅ 1 + 𝑖𝑚 𝑗⋅𝑚 = K 0 ⋅ 1 +
𝑚
Unterjährige Verzinsung

▪ Ergebnis der Berechnung ist die Formel


𝑗⋅𝑚 𝑗⋅𝑚 𝑖 𝑗⋅𝑚
𝐾𝑗⋅𝑚 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑚 = K 0 ⋅ 1 + 𝑖𝑚 = K0 ⋅ 1 +
𝑚
▪ Hier können wir außerdem 𝑛 = 𝑗 ⋅ 𝑚 setzen und erhalten:
Satz (unterjährige Verzinsung):
𝑗⋅𝑚 𝑗⋅𝑚 𝑖 𝑗⋅𝑚
– Variante 1: 𝐾𝑗⋅𝑚 = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑚 = K 0 ⋅ 1 + 𝑖𝑚 = K0 ⋅ 1 +
𝑚
𝑛 𝑖 𝑛
– Variante 2: K n = 𝐾0 ⋅ 𝑞𝑚 = K0 ⋅ 1 +
𝑚
▪ Anmerkung:
– Dies entspricht wieder der Zinseszinsformel, wobei n die Zahl der
Zinsperioden ist.
– Allerdings muss der Zinsfaktor passend zur Länge der Zinsperioden
gewählt werden.
Unterjährige Verzinsung

Beobachtung:
▪ Je öfter verzinst wird, desto mehr Geld kommt am Ende zusammen.
▪ Unsere Großmutter…
▪ … erhält von ihrer ersten Bank das Angebot der quartalsweisen
Verzinsung bei 3% Jahreszinsen. Wieviel Geld kommt nach 20 Jahren
zusammen (𝐾0 = 𝐸𝑈𝑅 50.000)?
▪ Lösung: Quartalsweise bedeutet unterjährig mit 𝑚 = 4. Außerdem ist
𝑗 = 20 und 𝑖 = 3%. Wir berechnen:
Zahl der Zinsperioden n = 𝑗 ⋅ 𝑚 = 20 ⋅ 4 = 80
3
Zinssatz 𝑖4 = = 0,0075 und Zinsfaktor 𝑞4 = 1 + 0,0075 = 1,0075
100 ⋅ 4
Mit der Zinseszinsformel ergibt sich
𝐾20⋅4 = 𝐾0 ⋅ 𝑞4 20⋅4 = 50.000 ⋅ 1,007580 = 50.000 ⋅ 1,81804398
= 𝐸𝑈𝑅 90.902,20
▪ Erinnerung: Bei jährlicher Verzinsung mit 3% kam raus: EUR 90.305,56
Unterjährige Verzinsung

Unsere Großmutter…
▪ … fordert jetzt eine tägliche Verzinsung - und bekommt diese auch
(i = 3% Jahreszinsen, K0 = EUR 50.000).
▪ Wieviel Geld kommt nach 20 Jahren zusammen?
▪ Lösung: 𝑚 = 365, 𝑛 = 20 ⋅ 365 = 7300, 𝑖 = 0,03

▪ Stündliche Verzinsung: 𝑚 = 365 ⋅ 24 = 8760, 𝑛 = 20 ⋅ 8760 = 175.200


▪ Ergebnis (Excel): Tägliche Verzinsung lohnt sich noch ein bisschen,
stündliche Verzinsung lohnt sich kaum noch.
Stetige Verzinsung

Stetige Verzinsung
▪ Wenn m riesengroß wird, steigt der Zins trotzdem nicht unendlich,
𝑖 𝑗⋅𝑚 𝑗
sondern gegen 𝐾𝑗,∞ = 𝐾0 ⋅ lim 1 + = 𝐾0 ⋅ 𝑒 𝑖 = 𝐾0 ⋅ 𝑒 𝑖⋅𝑗
𝑚→∞ 𝑚
▪ Man nennt dies stetige Verzinsung.
▪ Satz/Formel: Bei stetiger Verzinsung vermehrt sich ein Anlagebetrag
beim Zinssatz i innerhalb von j Jahren zu 𝐾𝑗,∞ = 𝐾0 ⋅ 𝑒 𝑖⋅𝑗
▪ Unsere Großmutter…
▪ … kommt also durch unterjährige Verzinsung maximal auf den Betrag
der stetigen Verzinsung. Bei i = 3%, 𝐾0 = 𝐸𝑈𝑅 50.000 und 𝑗 = 20
beträgt dieses Maximum
𝐾𝑗 = 𝐾0 ⋅ 𝑒 𝑖⋅𝑗 = 50.000 ⋅ 𝑒 0,03⋅20 = 50.000 ⋅ 1,8221188 = 𝐸𝑈𝑅 91.105,94
Nachbetrachtung und Ausblick

▪ Nachbetrachtungen und weitere Fragestellungen


▪ Stetige Verzinsung ist in der Praxis nicht relevant, aber
mathematisch interessant als Obergrenze der unterjährigen
Verzinsung.
▪ Unterjährige Verzinsung macht vor allem Sinn, wenn es um
Rentenrechnung geht (s.u.) und dabei meistens mit m = 12, also
monatlicher Verzinsung.
Effektiver Jahreszins

▪ Weitere Fragestellungen
▪ Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der (unterjährigen)
Verzinsung wird die Anlagesituation unübersichtlich und es entsteht
der Wunsch, unterschiedliche Anlagen vergleichen zu können.
▪ Für jede vorgegebene Anlage wird deshalb folgende Frage gestellt:
▪ Wie groß müsste der Jahreszins einer jährlich verzinsten Anlage
sein, um denselben Endwert wie die vorgegebene Anlage zu
erreichen?
▪ Bezeichnungen:
▪ Dieser Zins wird effektiver Jahreszins der vorgegebenen Anlage
genannt und mit p* (Zinsfuß), i* (Zinssatz) bzw. q* (Zinsfaktor)
bezeichnet.
▪ Unser nächstes Ziel ist es, den effektiven Jahreszins eines
unterjährig oder stetig verzinsten Sparvertrags zu berechnen.
Effektiver Jahreszins

▪ Unsere Großmutter…
▪ … erhält von einer weiteren Bank das Angebot, auf unterjährige
Verzinsung zu verzichten und dafür einen etwas höheren
Jahreszinssatz zu bekommen.
▪ Frage: Wie hoch muss der Jahreszinssatz sein, damit derselbe
Endbetrag herauskommt wie bei täglicher Verzinsung (effektiver
Jahreszins)?
▪ Lösungsansatz: Wie wir oben gesehen haben, vermehrt sich ein
Kapital 𝐾0 = 𝐸𝑈𝑅 50.000 bei 3% Zinsen und täglicher Verzinsung
innerhalb von 20 Jahren zu 𝐾𝑛 = 𝐸𝑈𝑅 91.103,69
▪ Bei jährlicher Verzinsung mit einem Zinsfaktor 𝑞 erhalten wir in 20
Jahren den Endwert 𝐾20 = 𝐾0 ⋅ 𝑞20
▪ Damit in beiden Fällen dasselbe herauskommt, muss also gelten
20 91.103,69
𝐾0 ⋅ 𝑞 20 = 91.103,69 und deshalb q = = 1,03045
50.000

▪ Der effektive Jahreszins beträgt also i* = 3,045%


Effektiver Jahreszins

▪ Im allgemeinen Fall…
▪ … müssen wir den Endwert einer unterjährig mit Zinssatz i
verzinsten Anlage mit dem Endwert einer jährlich verzinsten Anlage
vergleichen.
▪ Für den effektiven Jahreszinssatz i* muss deshalb gelten:
𝑗⋅𝑚
𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟𝑗äℎ𝑟𝑖𝑔 𝑖 𝑗äℎ𝑟𝑙𝑖𝑐ℎ
𝐾𝑗⋅𝑚 = 𝐾0 ⋅ 1 + = 𝐾0 ⋅ 1 + 𝑖 ∗ 𝑗 = 𝐾𝑗
𝑚
▪ Indem wir beide Seiten durch 𝐾0 teilen und dann noch die 𝑗-te
Wurzel ziehen, erhalten wir direkt den Zinsfaktor q* des effektiven
𝑖 𝑚
Jahreszinses 1 + = 1 + 𝑖 ∗ = 𝑞∗ und mit i∗ = 𝑞∗ − 1 auch den
𝑚
effektiven Jahreszinssatz.
▪ Satz/Formel: Der effektive Jahreszins einer unterjährig verzinsten
𝑖 𝑚
Anlage beträgt i∗ = 1+ −1
𝑚
Effektiver Jahreszins

▪ Unsere Großmutter…
▪ … rechnet nach:
▪ Bei i = 3% und m = 365 ist i = 0,03 und
m 365

i 0,03 365
1+i = 1+ = 1+ = 1,000082192 = 1,030453
m 365
▪ Die Formel liefert also einen effektiven Jahreszins von 3,0453% und
damit dasselbe Ergebnis, das wir oben berechnet hatten.
Effektiver Jahreszins

▪ Der effektive Jahreszins der stetigen Verzinsung…


▪ … kann berechnet werden, indem ebenfalls die jeweiligen Endwerte
𝑗äℎ𝑟𝑙𝑖𝑐ℎ
verglichen werden: 𝐾𝑗 = K0 ⋅ 1 + 𝑖 ∗ 𝑗 = 𝐾0 ⋅ 𝑒 𝑖⋅𝑗 = 𝐾𝑗,∞
▪ Wir teilen wieder beide Seiten durch K 0 , ziehen die 𝑗-te Wurzel und
erhalten 1 + 𝑖 ∗ = 𝑒 𝑖
▪ Satz/Formel: Der effektive Jahreszins einer stetig verzinsten Anlage
beträgt: i∗ = 𝑒 𝑖 − 1
Effektiver Jahreszins

Beobachtungen
▪ Der effektive Jahreszins hängt vom Zinsfuß und der Zinsperiode ab.
▪ Um zu sehen, was es bringt, hier zwei Tabellen:
– was wird aus
EUR 50.000 in
20 Jahren?

– wie hoch ist der


effektive
Jahreszins?
Wiederholung / Selbstkontrolle

▪ Die folgenden Rechnungen wurden in dem Foliensatz durchgeführt. Sie


sollten diese jetzt mit Hilfe der Formelsammlung auch selbst rechnen
können:
– Wieviel Zinsen bekommen Sie für EUR 8.000 bei 4% Zinssatz nach einem Jahr?
– Wieviel Zinsen bekommen Sie für EUR 8.000 bei 4% Zinssatz nach 5 Monaten?
– Wie hoch ist der Zinssatz des Lieferantenkredits bei einem Rechnungsbetrag von
EUR 1.000 und 2% Skonto für 14 Tage?
– Wie groß wird Ihr Kapital von EUR 8.000 nach 5 Jahren bei 4% Zinssatz mit
Zinseszins?
– Wieviel Geld muss ich bei 4% Zinsen heute anlegen, um in 5 Jahren ein Kapital
von K5 = EUR 10.000 zu erhalten?
– Wie hoch muss der Zinssatz sein, damit ich bei einem Barwert von EUR 10.000 in
5 Jahren einen Endwert von EUR 12.000 bekomme?
– Wie lang muss ich mein Kapital von EUR 10.000 bei einem Zinssatz von q = 3%
anlegen, um einen Endwert von EUR 12.000 zu erhalten?
Wiederholung / Selbstkontrolle

▪ Die folgenden Rechnungen wurden in dem Foliensatz durchgeführt. Sie


sollten diese jetzt mit Hilfe der Formelsammlung auch selbst rechnen
können:
– Wenn Großmutter zur Geburt ihres ersten Enkels EUR 50.000 bei 3% Zinsen
anlegt, wie hoch ist dann der Betrag zum Studienbeginn nach 20 Jahren?
– Wieviel Geld müsste sie anlegen, damit der Endbetrag EUR 100.000 beträgt?
– Wie hoch muss der Zinssatz sein, damit aus 50.000 EUR nach 20 Jahren
tatsächlich 100.000 EUR werden?
– Wie lange dauert es, bis aus 50.000 EUR bei 3% Zinsen 100.000 EUR werden?
– Wieviel Zinsen bekommt Großmutter für EUR 50.000 bei 3% in einem Halbjahr?
– Wie hoch ist das Kapital bei 3% Jahreszins aber halbjähriger Verzinsung nach
einem Jahr?
– Wie hoch ist das Kapital bei quartalsweiser Verzinsung nach 20 Jahren?
– Wie hoch ist das Kapital bei täglicher / stündlicher Verzinsung nach 20 Jahren?
– Wie hoch ist das Kapital bei stetiger Verzinsung nach 20 Jahren?
– Wie hoch muss der Jahreszinssatz i* sein (effektiver Jahreszins), damit bei
jährlicher Verzinsung derselbe Endbetrag herauskommt wie bei täglicher
Verzinsung mit i = 3% Jahreszins?

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