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Grundrechte

das Grundgesetz ist die Basis für unsere Rechte und Gesetze und hat Vorrang vor allen Rechtsnormen des Bundes und der
Länder
Grundrechte sind durch die Verfassung garantierte Rechte, die jedem Menschen zustehen

Grundgesetz
Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen
Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage
jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar
geltendes Recht.
Artikel 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt
und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese
Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung
von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und
Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.
Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind
unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein
Bundesgesetz.

Pflegerelevanz
Menschenwürde (Art. 1 GG): z.B. Selbstbestimmungsrecht bzgl. Zustimmung oder Verweigerung einer Behandlung,
Datenschutz und Schweigepflicht
Persönlichkeits- und Freiheitsrecht (Art. 2 Abs.1 GG): z.B. Behandlung ja/nein, freiheitsentziehende Maßnahmen
Recht auf körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG): z.B. Behandlung ja/nein
Verbot von Diskriminierung (Art. 3 Abs. 3 GG): z.B. Reha und Teilhabe, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung
Weisungsrecht und Delegation
Weisungsrecht
Arbeitgeber hat gegenüber der Pflegefachkraft das Weisungsrecht, d.h. nur er hat zu entscheiden, was sie zu tun und zu
lassen hat → geregelt durch den Arbeitsvertrag
um Willen mitzuteilen nutzt der Arbeitgeber z.B. Stationsleitungen oder andere Führungskräfte
ungeprüftes Befolgen der Weisungen kann strafbar sein oder andere negative Folgen haben
wenn PFK das Gefühl hat, dass Weisung falsch ist, sollte sie sich an Vorgesetzte wenden
PFK bekommt durch den Arbeitsvertrag Mindestschutz bei Handlungen → das gilt aber nicht für strafbare Handlungen
Bezugspersonen und Angehörige haben kein Weisungsrecht

Delegation
= bedeutet die Übertragung von Kompetenz und Verantwortung auf hierarchisch nachgeordnete Personen (Arzt → PFK)
nicht-delegationsfähig im Einzelfall delegationsfähig allgemein delegationsfähig

Aufgaben, die Ärzte persönlich Ärzte entscheiden, ob PFK nötige Maßnahmen erfordern keine Präsenz
erbringen müssen, aufgrund hohem Kompetenz hat, ist die Maßnahme des Arztes, nur die Kompetenz des
Schweregrad / hohem Risiko der Teil der Ausbildung, kann davon Pflegepersonals muss vorliegen
Maßnahmen ausgegangen werden, hier muss z.B. DK-Wechsel,
z.B. invasive Untersuchungen, trotzdem mögliches Risiko beachtet Verbandswechsel, einfache
OPs werden Messverfahren
z.B. Blutentnahme, Injektionen,
Infusionen

Anordnungsverantwortung Übernahmeverantwortung

Delegation

Instru ortung
ktions erantw
Überw - und rungsv
achun rchfüh
gspflic Du
ht

Arzt hat Anordnungsverantwortung und Instruktions- und Überwachungspflichten (Aufsicht, Kontrolle)


Pflegepersonal hat Übernahme- und Durchführungsverantwortung
Arzt trägt Gesamtverantwortung für Behandlung und Pflege des Patienten
juristische Probleme für Pflege dann, wenn unsorgfältig gearbeitet wurde oder PFK sich übernommen hat
Anordnung muss klar, eindeutig und schriftlich dokumentiert sein
PFK muss grundsätzlich ärztlicher Anordnung nachkommen, diese muss aber möglich und zumutbar sein → wenn nicht
gilt Weigerungsrecht
Ausnahme bei lebensrettenden Maßnahmen, wenn Weigerung ggf. unterlassene Hilfeleistung
Körperverletzung
laut Grundgesetz sollte jeder vor Verletzungen geschützt sein
§223 StGB: "Bestraft wird, wer "eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt."
jede üble, unangemessene Behandlung, die körperliches Wohlbefinden oder Unversehrtheit erheblich beeinträchtigt
keine Körperverletzung, wenn Rechtfertigungsgründe vorliegen → Einwilligung und Notwehr
Einwilligung: Person teilt mit, dass sie mit Maßnahme einverstanden i9st, dafür bedarf es ausführliche Aufklärung
mutmaßliche Einwilligung: Handeln nach mutmaßlichem Willen der Person
Einwilligung bei Kindern: ab 12 Jahren Entscheidungsfreiheit über Behandlung, <12 Jahre benötigt man
Einwilligung der Eltern
Nothilfe: wenn Leben / der Körper einer anderen Person bedroht sind und sofort Hilfe geleistet werden muss, um
größeren Schaden zu verhindern
Nothilfe gilt nicht, wenn Betroffene die Maßnahmen ausdrücklich abgelehnt hat!

fahrlässige Tötung
wenn Patienten aus Unachtsamkeit / nicht erfolgter Sorgsamkeit der PFK zu Tode kommen
nicht bewusste Tötung!

Schutz des freien Willens


freier Wille des Menschen muss respektiert werden
Ausnahme bei bestimmten Personengruppen:
Menschen < 18 Jahre
Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
Vertretungsmacht: Person kann mit Berechtigung wen andere vertreten
Vorsorgevollmacht: bevollmächtigt eine Person, sofort wichtige Entscheidungen zu treffen, wenn Betroffener dies nicht
mehr kann
Sterbehilfe
= bezieht sich auf die Unterstützung von Menschen, die unter unerträglichen Schmerzen leiden oder an einer unheilbaren
Krankheit leiden, bei ihrem Wunsch nach einem würdevollen und schmerzfreien Tod.

Tod aus juristischer Sicht: eine Tötung ist eine Verkürzung der Lebenszeit → es spielt keine Rolle, wie lang der Mensch
noch zu leben gehabt hätte
1. Zeitpunkt des Todes
a. Hirntod: Ausfall von Groß- und Kleinhirn, sowie Hirnstamm
b. Vitaltod: Herz- und Atemstillstand
c. biologischer Tod: irreversible Schädigung aller Organe und Gewebszellen
i. sichere Todeszeichen: Leichenstarre, Marmorierung
ii. Voraussetzung für Beerdigung / Einäscherung
2. Arten des Todes
a. natürlich: z.B. Altersschwäche, Erkrankung
b. unnatürlich: z.B. Fremd- oder Eigeneinwirkung (Behandlungsfehler, Suizid)
i. Ermittlungsverfahren zwingend notwendig

Arten der Sterbehilfe

aktive Sterbehilfe passive Sterbehilfe


gezielte Verabreichung eines tödlichen Mittels durch bezieht sich auf die Unterlassung oder den Entzug
einen Arzt oder eine andere Person, um das Leben von lebenserhaltenden Maßnahmen, um den
des Patienten zu beenden natürlichen Sterbeprozess zu ermöglichen
→ verboten → unter Auflagen zulässig

indirekte Sterbehilfe Beihilfe zum Suizid


bezieht sich auf eine medizinische Behandlung, bei hier wird dem Patienten ein Medikament
der das Risiko besteht, dass sie zum Tod des verschrieben, das er selbstständig einnehmen kann,
Patienten führen kann, jedoch nicht beabsichtigt ist um seinen eigenen Tod herbeizuführen
→ zulässig → straffrei außer bei geschäftsmäßiger Beihilfe

Die Sterbehilfe ist in Deutschland nach §217 Strafgesetzbuch (StGB) grundsätzlich verboten. Das Gesetz verbietet
die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung sowie die Hilfe zur Selbsttötung. Wer als Arzt oder Angehöriger
eines Gesundheitsberufs einem Patienten bei der Selbsttötung hilft, kann mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder
einer Geldstrafe bestraft werden.
Behandlungsfehler

Zivilrecht Strafrecht

hier geht es um Schadensersatz / Schmerzensgeld hier geht es um die Verantwortlichkeit einer PFK
aufgrund eines Behandlungsfehlers für den gegenüber dem Staat aufgrund eines
Patienten Behandlungsfehlers
keine Bestrafung → Patient bekommt Geld "echte" Bestrafung → Geld bekommt Staat
individuelles Interesse des Patienten im allgemeines Interesse = möglichst gute Pflege
Vordergrund

Haftung bei Behandlungsfehlern nach Zivilrecht

Behandlungsvertrag
Klinik Patient
Haftung auf Vertrag
Arbeitsvertrag kein Vertrag
innerbetrieblicher Schadesnausgleich Haftung aus Delikt
Pflegefachkraft

Haftung aus Delikt der Pflegefachkraft


Voraussetzungen:
1. das Recht des Patienten wurde durch PFK verletzt
a. Art der Verletzung
i. Körperverletzung (jede Behandlung)
ii. Gesundheitsverletzung (FEM)
iii. Verletzung des Lebens (Patient verstorben)
iv. Verletzung der Freiheit (psychische Verletzungen)
b. Vorliegen von Rechtfertigungsgründen
i. Notwehr/Nothilfe: gegenwärtiger Angriff / Abwehr im Verhältnis zum Angriff
ii. Notstand: Recht darf verletzt werden, wenn höherwertiges Recht so geschützt wird
iii. Einwilligung: Einwilligungsfähigkeit (klarer Verstand, Tragweite einer Entscheidung muss kognitiv erfasst
werden) nur nach ärztlicher Aufklärung, nicht altersabhängig (Rechtsfähigkeit)
c. Verschulden der Pflegefachkraft
i. Absicht: bewusst Schaden hinzufügen
ii. Vorsatz: Inkaufnahme
iii. Fahrlässigkeit: bewusst/unbewusst
Haftung der Klinik aus Vertrag
Voraussetzungen:
1. wirksamer Vertrag: Problem: Notfallpatient (faktischer Vertrag)
2. Pflichtverletzung: Behandlungsfehler (Risiken und Nebenwirkungen nach ärztlicher Aufklärung)
3. Verschulden der Klinik
a. eigenes: Organisationsverschulden (personelle Besetzung)
b. fremdes: Verschulden der PFK wird der Klink zugerechnet

Innerbetrieblicher Schadensausgleich (Regress)

Verschulden der PFK Wer muss bezahlen?

leichte Fahrlässigkeit (Alltagsfehler) Klinik

mittlere Fahrlässigkeit (Fehler, die nicht passieren sollten) i.d.R. halb Klinik, halb PFK

grobe Fahrlässigkeit (Vorsatz, Absicht) Pflegefachkraft (keine Haftpflichtversicherung)

Haftung bei Behandlungsfehlern nach Strafrecht


1. Grundsätze des Strafrechts
a. keine Strafe ohne Gesetz → StGB, aber auch andere (z.B. Medizinproduktedurchführungsgesetz MPDG)
b. Verhältnismäßigkeit der Strafe → Tat und Täter angemessene Strafe
2. Voraussetzungen einer Strafbarkeit
a. gesetzliche Regelung, die ein Verhalten bestraft
b. es liegt kein Rechtfertigungsgrund vor
c. Schuldfähigkeit
d. Verschulden → Grundsatz: nur Absicht / Vorsatz sind strafbar
i. Ausnahme: Fahrlässigkeit nur strafbar, wenn dies geregelt ist
Schweigepflicht(-verletzung)
= Verpflichtung, Informationen, die man im Rahmen der beruflichen Tätigkeit erhalten hat, vertraulich zu behandeln und nicht
weiterzugeben
§203 und §204 StGB: regeln die Verletzung und die Verwertung von Privatgeheimnissen
Schweigepflicht gilt für alle Informationen, die man im Rahmen der beruflichen Tätigkeit erhält, unabhängig davon, ob es
sich um medizinische, persönliche oder sonstige Daten handelt
Ausnahmen: in bestimmten Fällen gibt es Ausnahmen von der Schweigepflicht, z.B. wenn eine gesetzliche Meldepflicht
besteht (z.B. bei bestimmten Infektionskrankheiten) oder wenn eine Gefahr für das Leben oder die körperliche
Unversehrtheit einer Person besteht

nach Arbeitsrecht nach Strafrecht

gilt für jeden Arbeitsnehmer gilt für Angehörige der Heilberufe


bei Verletzung: Arbeitgeber kann Maßnahmen bei Verletzung: nur nach Strafantrag des Betroffenen
ergreifen (ermahnen, abmahnen, fristlos kündigen) kommt es zu einem Verfahren
Fahrlässigkeit genügt für Maßnahmen Absicht/Vorsatz erforderlich für Maßnahmen

Voraussetzungen für Schweigepflichtverletzung


1. fremdes Geheimnis = Umstände, die nur einem begrenzten Personenkreis bekannt sind → Datenschutz + private
Umstände
2. Offenbarung: an einen Dritten Unbefugten
3. anvertraut in der Eigenschaft als Angehöriger der Heilberufe (nicht als Privatperson)

Zulässigkeit
1. Einwilligung (Schweigepflichtentbindung)
2. Offenbarungsbefugnis (z.B. Daten für Krankenkasse)
3. Offenbarungspflichten (z.B. Info an Eltern, Betreuer, Infektionsschutz, Androhen einer schweren Straftat)
Freiheitsentziehende Maßnahmen
= Handlungen und Vorrichtungen, die einen Menschen an der Ausübung seines auch nur potentiellen Fortbewegungswillens
hindern und gegen seinen Willen durchgeführt werden
besondere Form der Gewalt
jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu bewegen → mit freiheitsentziehenden Maßnahmen wird diese Freiheit
eingeschränkt

Beispiele Voraussetzung ist, dass Gefahren nicht anders abgewendet


Anbringen von Bettgittern / werden können - es müssen schwerwiegende Gründe
Bettseitenstützen vorliegen. Ohne Einwilligung der betroffenen Person oder
Fixieren des Patienten mit Fixiergurten richterlichen Beschluss ist der Einsatz von FEM strafbar
Unterbringung in abgeschlossenen Zimmern nach §239 StGB. FEM dürfen nicht länger angewendet
oder in Zimmern, an deren Türen werden, als notwendig.
Trickschlösser angebracht sind
Einsatz von Zwangsjacken
Unterbringung in geschlossenen Stationen Folgen
Wegnehmen von Hilfsmitteln psychischer Stress, Angst, Depression
Sessel, in denen Patienten nicht von alleine Gefahr von Verletzungen, Sturz- und
aufstehen können, Stühle mit Strangulationsgefahr
Tischvorrichtung Unruhe, Aggression
Beruhigungsmittel ohne medizinische Fördern von Thrombose, Dekubitus, Kontraktur und
Notwendigkeit Pneumonie

Rechte, die mit FEM eingeschränkt werden


Recht auf körperliche Unversehrtheit: der Einsatz von FEM kann zu Verletzungen oder körperlichem Unwohlsein
führen
Recht auf Selbstbestimmung: der Einsatz von FEM kann die Selbstbestimmung eines Patienten einschränken und ihn
seiner Freiheit berauben
Recht auf Bewegungsfreiheit: der Einsatz von FEM kann die Bewegungsfreiheit des Patienten einschränken und ihn in
seiner Fähigkeit, sich zu bewegen und seine Umgebung zu erkunden, behindern
Recht auf Privatsphäre: der Einsatz von FEM kann den Patienten in seiner Fähigkeit einschränken, seine Privatsphäre
und Integrität zu wahren
Recht auf Würde: der Einsatz von FEM kann dazu führen, dass sich der Patient gedemütigt oder entmündigt fühlt
und seine Würde verletzt wird

§1906 Absatz 4 BGB


regelt genau, unter welchen Voraussetzungen der Einsatz der FEM zulässig ist
Strafgesetzbuch (StGB) § 239 Freiheitsberaubung
(1) Wer einen Menschen einsperrt oder auf andere Weise der Freiheit beraubt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder
mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Täter
1. das Opfer länger als eine Woche der Freiheit beraubt oder
2. durch die Tat oder eine während der Tat begangene Handlung eine schwere Gesundheitsschädigung des Opfers verursacht.
(4) Verursacht der Täter durch die Tat oder eine während der Tat begangene Handlung den Tod des Opfers, so ist die Strafe
Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.
(5) In minder schweren Fällen des Absatzes 3 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in minder schweren
Fällen des Absatzes 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1906 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei freiheitsentziehender


Unterbringung und bei freiheitsentziehenden Maßnahmen
(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, die mit Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur zulässig, solange
sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil
1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung des Betreuten die Gefahr besteht, dass
er sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder
2. zur Abwendung eines drohenden erheblichen gesundheitlichen Schadens eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine
Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff notwendig ist, die Maßnahme ohne die Unterbringung des Betreuten nicht
durchgeführt werden kann und der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen
Behinderung die Notwendigkeit der Unterbringung nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann.
(2) Die Unterbringung ist nur mit Genehmigung des Betreuungsgerichts zulässig. 2Ohne die Genehmigung ist die Unterbringung
nur zulässig, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist; die Genehmigung ist unverzüglich nachzuholen.
(3) Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind. 2Er hat die Beendigung der
Unterbringung dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn dem Betreuten, der sich in einem Krankenhaus, einem Heim oder einer
sonstigen Einrichtung aufhält, durch mechanische Vorrichtungen, Medikamente oder auf andere Weise über einen längeren
Zeitraum oder regelmäßig die Freiheit entzogen werden soll.
(5) Die Unterbringung durch einen Bevollmächtigten und die Einwilligung eines Bevollmächtigten in Maßnahmen nach Absatz 4
setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die in den Absätzen 1 und 4 genannten Maßnahmen ausdrücklich
umfasst. 2Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend.
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1906a Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen
Zwangsmaßnahmen
(1) Widerspricht eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff dem natürlichen
Willen des Betreuten (ärztliche Zwangsmaßnahme), so kann der Betreuer in die ärztliche Zwangsmaßnahme nur einwilligen,
wenn
1. die ärztliche Zwangsmaßnahme zum Wohl des Betreuten notwendig ist, um einen drohenden erheblichen gesundheitlichen
Schaden abzuwenden,
2. der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung die Notwendigkeit
der ärztlichen Maßnahme nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann,
3. die ärztliche Zwangsmaßnahme dem nach § 1901a zu beachtenden Willen des Betreuten entspricht,
4. zuvor ernsthaft, mit dem nötigen Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks versucht wurde, den Betreuten
von der Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme zu überzeugen,
5. der drohende erhebliche gesundheitliche Schaden durch keine andere den Betreuten weniger belastende Maßnahme
abgewendet werden kann,
6. der zu erwartende Nutzen der ärztlichen Zwangsmaßnahme die zu erwartenden Beeinträchtigungen deutlich überwiegt und
7. die ärztliche Zwangsmaßnahme im Rahmen eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus, in dem die gebotene
medizinische Versorgung des Betreuten einschließlich einer erforderlichen Nachbehandlung sichergestellt ist, durchgeführt
wird.
(2) Die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts.
(3) Der Betreuer hat die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme zu widerrufen, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen
sind. Er hat den Widerruf dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.
(4) Kommt eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht, so gilt für die Verbringung des Betreuten gegen seinen natürlichen
Willen zu einem stationären Aufenthalt in ein Krankenhaus § 1906 Absatz 1 Nummer 2, Absatz 2 und 3 Satz 1 entsprechend.
(5) Die Einwilligung eines Bevollmächtigten in eine ärztliche Zwangsmaßnahme und die Einwilligung in eine Maßnahme nach
Absatz 4 setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die Einwilligung in diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst.
2Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 3 entsprechend.
freiheitseinschränkende und freiheitsentziehende Maßnahmen

§1906 Absatz 1 BGB - freiheitseinschränkende


§1906 Absatz 4 BGB - freiheitsentziehende Maßnahmen
Maßnahmen
regelt unterbringungsähnliche Maßnahmen
regelt Unterbringung
wiederholt über längeren Zeitraum durchgeführt, um
darf für kurze Zeit durchgeführt werden
Fortbewegungsfreiheit einzuschränken
ist nur mit geringer Beeinträchtigung verbunden
bedarf richterlicher Genehmigung
keine richterliche Genehmigung nötig

Unterbringung = wenn ein rechtlich Betreuter Freiheitsentzug durch mechanische Vorrichtungen


gegen seinen Willen an einen anderen Ort verbracht Freiheitsentzug durch Medikamente (Sedierungen)
wird und dieser Ortswechsel mit einem
Freiheitsentzug verbunden ist

Grundsätzlich sind Fixierungen oder Sedierungen nur zulässig (§ 1906 BGB), wenn
die Gefahr besteht, dass der Betroffene aufgrund einer psychischen Krankheit, einer geistigen oder seelischen
Behinderung sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt oder
dies zur Durchführung einer Heilbehandlung erforderlich ist

keine richterliche Genehmigung notwendig


, wenn eine wirksame Einwilligung des Betroffenen zur Durchführung einer FEM vorliegt
setzt dessen Einwilligungsfähigkeit voraus
, wenn sie nicht regelmäßig oder nicht über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden
in Fällen von Notwehr und Nothilfe
in Eilfällen ist eine richterliche Genehmigung nicht vor der Durchführung einer FEM einzuholen, jedoch unverzüglich
nachzuholen
Betreuungsrecht
= eine rechtliche Betreuung ist eine vom Gericht angeordnete Maßnahme zum Schutz von Menschen, die aufgrund von
Krankheit, Behinderung oder Alter ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können.

Voraussetzungen nach "1896 BGB ff


Betreuung kann nur eingerichtet werden, wenn
Person aufgrund einer körperlichen, geistigen oder
psychischen Einschränkung nicht mehr in der Lage volljährig
ist, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln psychische Krankheit
es muss eine ärztliche Bescheinigung über die körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigung
Notwendigkeit einer Betreuung vorliegen vorübergehend oder auf Dauer
Betreuer darf nur für Aufgabenbereiche alleinige Besorgung seiner Angelegenheiten (ganz oder
eingesetzt werden, in denen Betreuung teilweise) nicht möglich
notwendig ist

Betreuungsverfahren gerichtliches Verfahren


die Betreuung ist das letzte Mittel, das Antrag des Betroffenen oder durch Anregung
herangezogen wird - zuvor werden andere Dritter
Möglichkeiten geprüft, wie z.B. Familie, Nachbarn, Beweiserhebung
Freunde → Antrag auf Betreuung persönliche Anhörung / Zeugenvernehmung
ärztliches Gutachten
Beschluss / Anordnung oder Ablehnung
Vorrang haben Vollmachten und Hilfen durch Festsetzung der Aufgabenkreise
Angehörige! Auswahl und Bestellung eines Betreuers

Pflichten des Betreuers Aufgaben des Betreuers


Treuepflicht gegenüber dem Betreuten, muss dessen Vertretung des Betreuten in allen Angelegenheiten,
Wünsche und Interessen berücksichtigen, ist die dieser nicht mehr selbst regeln kann
verpflichtet, regelmäßig Bericht über die Betreuung z.B. Verwaltung des Vermögens, Wohnungs-
zu erstatten und dafür zu sorgen, dass der Betreute und Pflegeangelegenheiten oder Vertretung
angemessen versorgt und betreut wird gegenüber Behörden und Institutionen

Kontrolle der Betreuung Ende der Betreuung


durch das Betreuungsgericht und das wenn die Voraussetzungen nicht mehr vorliegen
Betreuungsamt, das Gericht prüft regelmäßig, ob die oder der Betreute verstirbt
Betreuung noch notwendig ist und ob der Betreuer Betreuer ist verpflichtet, das Gericht über das
seinen Pflichten nachkommt Ende der Betreuung zu informieren

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