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ethische Prinzipien

nach Beauchamp & Childress

Autonomie Fürsorge Nichtschaden Gerechtigkeit

Prinzip der Autonomie


bezieht sich darauf, dass Patienten das Recht haben, ihre eigenen Entscheidungen (bezüglich ihrer medizinischen
Behandlung) zu treffen
bedeutet, dass Ärzte und medizinische Fachkräfte die Pflicht haben, Patienten umfassend über ihre medizinischen
Optionen aufzuklären und ihnen die Möglichkeit zu geben, informierte Entscheidungen zu treffen

Prinzip der Fürsorge


bezieht sich auf die Verpflichtung, das Wohl anderer zu fördern und zu schützen, insbesondere von Menschen, die
schutzbedürftig oder verwundbar sind
bedeutet, dass medizinische Fachkräfte eine Verpflichtung haben, für ihre Patienten zu sorgen und ihr Wohlbefinden
zu fördern → Sie müssen sorgfältig darauf achten, dass Patienten nicht unnötig leiden und dass ihre Behandlung
im Einklang mit den Bedürfnissen und Wünschen des Patienten steht

Prinzip des Nicht-Schadens


besagt, dass wir eine Verpflichtung haben, anderen nicht zu schaden und sicherzustellen, dass unsere Handlungen das
Wohlbefinden anderer nicht beeinträchtigen
bedeutet, dass medizinische Fachkräfte die Pflicht haben, Schäden oder Leid zu vermeiden oder zu minimieren, die
Patienten durch medizinische Eingriffe oder Behandlungen erleiden könnten → erfordert sorgfältige Abwägungen,
um sicherzustellen, dass die Vorteile einer Behandlung die Risiken und möglichen Nebenwirkungen nicht überwiegen

Prinzip der Gerechtigkeit


besagt, dass jeder Mensch ein Recht auf Gleichbehandlung und Gleichheit hat, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Religion
oder sozialer Stellung
bedeutet, dass medizinische Fachkräfte die Pflicht haben, die Ressourcen gerecht und fair zu verteilen, um
sicherzustellen, dass jeder Patient die bestmögliche Behandlung erhält → erfordert, dass medizinische Fachkräfte
ihre Entscheidungen auf objektive und transparente Kriterien stützen und auf Diskriminierung oder Vorurteile
verzichten

Dilemmata
Autonomie vs. Fürsorge: kann entstehen, wenn ein Patient eine Entscheidung trifft, die von den Pflegekräften als nicht
im besten Interesse des Patienten angesehen wird. Zum Beispiel kann ein Patient sich gegen eine lebensrettende
Behandlung entscheiden, was im Konflikt mit dem Fürsorgeprinzip steht
Autonomie vs. Nicht-Schaden: kann entstehen, wenn ein Patient eine Entscheidung trifft, die ein potenzielles Risiko für
seinen eigenen Gesundheitszustand darstellt, und die Pflegekräfte sich fragen, ob sie die Autonomie des Patienten
respektieren oder Maßnahmen ergreifen sollten, um den Patienten vor Schaden zu schützen
Fürsorge vs. Gerechtigkeit: kann entstehen, wenn es Ressourcenknappheit gibt und die Pflegekräfte entscheiden müssen,
welche Patienten prioritär behandelt werden sollen, was im Konflikt mit dem Prinzip der Fürsorge stehen kann
Freiheitsentziehende Maßnahmen
= Handlungen und Vorrichtungen, die einen Menschen an der Ausübung seines auch nur potentiellen Fortbewegungswillens
hindern und gegen seinen Willen durchgeführt werden
besondere Form der Gewalt
jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu bewegen → mit freiheitsentziehenden Maßnahmen wird diese Freiheit
eingeschränkt

Beispiele Voraussetzung ist, dass Gefahren nicht anders abgewendet


Anbringen von Bettgittern / werden können - es müssen schwerwiegende Gründe
Bettseitenstützen vorliegen. Ohne Einwilligung der betroffenen Person oder
Fixieren des Patienten mit Fixiergurten richterlichen Beschluss ist der Einsatz von FEM strafbar
Unterbringung in abgeschlossenen Zimmern nach §239 StGB. FEM dürfen nicht länger angewendet
oder in Zimmern, an deren Türen werden, als notwendig.
Trickschlösser angebracht sind
Einsatz von Zwangsjacken
Unterbringung in geschlossenen Stationen Folgen
Wegnehmen von Hilfsmitteln psychischer Stress, Angst, Depression
Sessel, in denen Patienten nicht von alleine Gefahr von Verletzungen, Sturz- und
aufstehen können, Stühle mit Strangulationsgefahr
Tischvorrichtung Unruhe, Aggression
Beruhigungsmittel ohne medizinische Fördern von Thrombose, Dekubitus, Kontraktur und
Notwendigkeit Pneumonie

Rechte, die mit FEM eingeschränkt werden


Recht auf körperliche Unversehrtheit: der Einsatz von FEM kann zu Verletzungen oder körperlichem Unwohlsein
führen
Recht auf Selbstbestimmung: der Einsatz von FEM kann die Selbstbestimmung eines Patienten einschränken und ihn
seiner Freiheit berauben
Recht auf Bewegungsfreiheit: der Einsatz von FEM kann die Bewegungsfreiheit des Patienten einschränken und ihn in
seiner Fähigkeit, sich zu bewegen und seine Umgebung zu erkunden, behindern
Recht auf Privatsphäre: der Einsatz von FEM kann den Patienten in seiner Fähigkeit einschränken, seine Privatsphäre
und Integrität zu wahren
Recht auf Würde: der Einsatz von FEM kann dazu führen, dass sich der Patient gedemütigt oder entmündigt fühlt
und seine Würde verletzt wird

§1906 Absatz 4 BGB


regelt genau, unter welchen Voraussetzungen der Einsatz der FEM zulässig ist
Strafgesetzbuch (StGB) § 239 Freiheitsberaubung
(1) Wer einen Menschen einsperrt oder auf andere Weise der Freiheit beraubt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder
mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Täter
1. das Opfer länger als eine Woche der Freiheit beraubt oder
2. durch die Tat oder eine während der Tat begangene Handlung eine schwere Gesundheitsschädigung des Opfers verursacht.
(4) Verursacht der Täter durch die Tat oder eine während der Tat begangene Handlung den Tod des Opfers, so ist die Strafe
Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.
(5) In minder schweren Fällen des Absatzes 3 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in minder schweren
Fällen des Absatzes 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1906 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei freiheitsentziehender


Unterbringung und bei freiheitsentziehenden Maßnahmen
(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, die mit Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur zulässig, solange
sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil
1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung des Betreuten die Gefahr besteht, dass
er sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder
2. zur Abwendung eines drohenden erheblichen gesundheitlichen Schadens eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine
Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff notwendig ist, die Maßnahme ohne die Unterbringung des Betreuten nicht
durchgeführt werden kann und der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen
Behinderung die Notwendigkeit der Unterbringung nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann.
(2) Die Unterbringung ist nur mit Genehmigung des Betreuungsgerichts zulässig. 2Ohne die Genehmigung ist die Unterbringung
nur zulässig, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist; die Genehmigung ist unverzüglich nachzuholen.
(3) Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind. 2Er hat die Beendigung der
Unterbringung dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn dem Betreuten, der sich in einem Krankenhaus, einem Heim oder einer
sonstigen Einrichtung aufhält, durch mechanische Vorrichtungen, Medikamente oder auf andere Weise über einen längeren
Zeitraum oder regelmäßig die Freiheit entzogen werden soll.
(5) Die Unterbringung durch einen Bevollmächtigten und die Einwilligung eines Bevollmächtigten in Maßnahmen nach Absatz 4
setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die in den Absätzen 1 und 4 genannten Maßnahmen ausdrücklich
umfasst. 2Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend.
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1906a Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen
Zwangsmaßnahmen
(1) Widerspricht eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff dem natürlichen
Willen des Betreuten (ärztliche Zwangsmaßnahme), so kann der Betreuer in die ärztliche Zwangsmaßnahme nur einwilligen,
wenn
1. die ärztliche Zwangsmaßnahme zum Wohl des Betreuten notwendig ist, um einen drohenden erheblichen gesundheitlichen
Schaden abzuwenden,
2. der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung die Notwendigkeit
der ärztlichen Maßnahme nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann,
3. die ärztliche Zwangsmaßnahme dem nach § 1901a zu beachtenden Willen des Betreuten entspricht,
4. zuvor ernsthaft, mit dem nötigen Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks versucht wurde, den Betreuten
von der Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme zu überzeugen,
5. der drohende erhebliche gesundheitliche Schaden durch keine andere den Betreuten weniger belastende Maßnahme
abgewendet werden kann,
6. der zu erwartende Nutzen der ärztlichen Zwangsmaßnahme die zu erwartenden Beeinträchtigungen deutlich überwiegt und
7. die ärztliche Zwangsmaßnahme im Rahmen eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus, in dem die gebotene
medizinische Versorgung des Betreuten einschließlich einer erforderlichen Nachbehandlung sichergestellt ist, durchgeführt
wird.
(2) Die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts.
(3) Der Betreuer hat die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme zu widerrufen, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen
sind. Er hat den Widerruf dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.
(4) Kommt eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht, so gilt für die Verbringung des Betreuten gegen seinen natürlichen
Willen zu einem stationären Aufenthalt in ein Krankenhaus § 1906 Absatz 1 Nummer 2, Absatz 2 und 3 Satz 1 entsprechend.
(5) Die Einwilligung eines Bevollmächtigten in eine ärztliche Zwangsmaßnahme und die Einwilligung in eine Maßnahme nach
Absatz 4 setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die Einwilligung in diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst.
2Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 3 entsprechend.
Bedeutung für die Pflege
für eine Fixierung hat immer eine ärztliche Anordnung vorzuliegen, bei 5- und 7-Punkt-Fixierung von über 30min, hat
eine richterliche Genehmigung vorzuliegen, ansonsten spätestens nach 24h
im Notfall kann eine FEM ohne AAO durchgeführt werden, es muss danach jedoch sofort der Arzt informiert
werden, der die Indikation prüft
eine FEM ist nicht widerrechtlich und es fehlt damit die Rechtswidrigkeit, wenn folgende Fälle vorliegen:
Einwilligung des Patienten, rechtfertigender Notstand oder richterlicher Beschluss
Kleidung des Betroffenen sollte nur nach Notwendigkeit entfernt werden, jedoch sollte der Patient nach gefährlichen
Gegenständen durchsucht werden
beim Durchführen von mechanischer Fixierung muss die Durchblutung, Sensibilität und Motorik gewährleistet sein
fixierte Patienten benötigen eine 1:1 Betreuung, da sie kontinuierlich überwacht werden müssen
jeder Schritt und die indizierende Situation muss ausführlich dokumentiert werden
Welcher Patient wurde fixiert?
Welcher Arzt hat Fixierung angeordnet?
Wer hat fixiert?
Von wann bis wann wurde fixiert?
Welche besondere Maßnahmen wurden während der Fixierung ergriffen?
Wann und wie wurde der Patient während der Fixierung beobachtet?
ggf. Formblatt!
sobald sich die ursprüngliche Indikation für eine FEM verändert, muss die FEM überdacht und ggf. wieder
abgesetzt/beendet werden
FEM dürfen nur so lange eingesetzt werden, wie diese zur Abwehr einer akuten Gefahr insbesondere für Leib und
Leben unbedingt erforderlich sind
der Patient ist jederzeit zu informieren, die Situation muss mit ihm nachgesprochen werden und er muss darüber in
Kenntnis gesetzt werden, dass die Maßnahme im Nachhinein vor Gericht angefochten werden kann

Arten von mechanischer Fixierung


1-Punkt-Fixierung: Bauchgurt
3-Punkt-Fixierung: Bauchgurt + diagonal Fixierung (re. Arm und li. Bein / li. Arm und re. Bein)
5-Punkt-Fixierung: Bauchgurt + Fixierung an allen 4 Extremitäten
7-Punkt-Fixierung: Bauchgurt + Fixierung an allen 4 Extremitäten + Brustfixierung + Stirnfixierung
freiheitseinschränkende und freiheitsentziehende Maßnahmen

§1906 Absatz 1 BGB - freiheitseinschränkende


§1906 Absatz 4 BGB - freiheitsentziehende Maßnahmen
Maßnahmen
regelt unterbringungsähnliche Maßnahmen
regelt Unterbringung
wiederholt über längeren Zeitraum durchgeführt, um
darf für kurze Zeit durchgeführt werden
Fortbewegungsfreiheit einzuschränken
ist nur mit geringer Beeinträchtigung verbunden
bedarf richterlicher Genehmigung
keine richterliche Genehmigung nötig

Unterbringung = wenn ein rechtlich Betreuter Freiheitsentzug durch mechanische Vorrichtungen


gegen seinen Willen an einen anderen Ort verbracht Freiheitsentzug durch Medikamente (Sedierungen)
wird und dieser Ortswechsel mit einem
Freiheitsentzug verbunden ist

Grundsätzlich sind Fixierungen oder Sedierungen nur zulässig (§ 1906 BGB), wenn
die Gefahr besteht, dass der Betroffene aufgrund einer psychischen Krankheit, einer geistigen oder seelischen
Behinderung sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt oder
dies zur Durchführung einer Heilbehandlung erforderlich ist

keine richterliche Genehmigung notwendig


, wenn eine wirksame Einwilligung des Betroffenen zur Durchführung einer FEM vorliegt
setzt dessen Einwilligungsfähigkeit voraus
, wenn sie nicht regelmäßig oder nicht über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden
in Fällen von Notwehr und Nothilfe
in Eilfällen ist eine richterliche Genehmigung nicht vor der Durchführung einer FEM einzuholen, jedoch unverzüglich
nachzuholen

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