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ZHDK
12./13.11.2022
Definition, Modelle
Klassifikation - Systeme
Spezifische Störungen
Basismodul Psychopathologie
Angst, unser Lebensthema
Wir alle haben Angst
"Es ist nicht das Ziel, keine Angst mehr zu haben, sondern
vielmehr, die Angst bewusst zu erleben, zu überprüfen, ob sie
ihre Berechtigung hat und entsprechend zu handeln." (Doris Wolf,
Psychotherapeutin)
Basismodul Psychopathologie
Übung
Wie zeigt sich die Angst?
Basismodul Psychopathologie
Furcht,
Phobie
Existenz-
ängste ANGST Signalängste
Gewissens-
ängste
Basismodul Psychopathologie
Jenseits von Psychopathologie
1. Angst (Furcht) ist eine primäre (Basis)Emotion.
3. Angst tritt als Folge davon, dass bestimmte äußere Situationen oder innere
Gegebenheiten instinktiv oder mental als gefährlich eingeschätzt werden.
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4. Die Funktion der Angst besteht darin, Strategien anzusteuern, die (innere Ang e:
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latei kommt
oder äußere) Gefahren überwinden können. n v
(= E i s c h e n A o m
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Bedr gustia
5. Als angemessene Reaktion auf eine tatsächliche oder vorgestellte Bedrohung ä ng n
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stellt die Angst einen notwendigen, wenn auch unangenehmen Bestandteil des
Lebens dar.
Basismodul Psychopathologie
Modelle
Basismodul Psychopathologie
Psychopathologische Modelle
biologisch
• psychodynamisch
behavioristisch
• kognitiv
humanistisch-existenziell
• soziokulturell
Basismodul Psychopathologie
Biologisches Modell
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Basismodul Psychopathologie
Panik und Furcht als neurophysiologische Systeme
(J. Panksepp, 1998)
Furchtsystem
Paniksystem - Reagiert auf äußere/innere
- Disstressempfindungen,
Bedrohungen
- (z.B. wenn kleine Kinder verlassen - ist mit Kampf und Flucht verbunden
werden) - Vorwiegend sympathisch
- Tiere aber auch Kinder aktivieren
- Neurophysiologische Strukturen:
„disstres vocalisations“, die wiederum bei
Locus coeruleus , PAG, Zentralkern
Erwachsenen Stress und
der Amyigdala (Rauchmelder des
„Handlungsdruck“ auslösen
Gehirns, van der Kolk), Hippokampus
- Distress wir durch Anwesenheit der
- Wichtigste Transmitter sind die
Mutter, Körperkontakt beendet.
Katecholamine; NA, Adren., Dopamin
- Bei langer Abwesenheit der Mutter wird
- Bei „Erfolg“ in einer Problemlösung
eine „freeze reaction“ (Totstellreflex)
werden Dopamin und Endorphine
ausgelöst, die mit hyperarousel aber mit
ausgeschüttet
„Muskelerstarrung“ verbunden ist. - Dopamin verändert die Genexpression
- Vorwiegend parasympathisch
von nachfolgenden NZ (BDNF) und
- Klinische Nähe zu Panikattacken
Bildung neuer Synapsen
- Neurophysiologische Strukturen: das
- Bei langer Aktivierung wird die HPA
periaquäduktale Grau, das laterale
(HHN)-Achse aktiviert: Hypothalamus-
Septum des lymbischen System, Gyrus
>CRF->Hypophyse->/ß-Endorphin /
cinguliPsychopathologie
Basismodul (bei Menschen)
ACTH->Kortisol ->Herunterregulierung
Psychodynamisches Modell
Basismodul Psychopathologie
Pathologische Angst
(P. Tillich)
Basismodul Psychopathologie
Behavioristisches (lerntheoretisches) Modell
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Basismodul Psychopathologie
Kognitives Modell
Basismodul Psychopathologie
Das ABC-Modell
A uslösende Situation
"Es sind nicht die Dinge
, die uns beunruhigen,
B ewertung
sondern die Meinung,
die wir von den Dingen
haben."
Epiktet
C onsequenzen
Basismodul Psychopathologie
Das ABC-Modell - Behandlung
A uslösende Situation
B ewertung "Es sind nicht die Dinge
, die uns beunruhigen,
C onsequenzen
sondern die Meinung,
die wir von den Dingen
haben."
Epiktet
D isput
E rfahrungen
Basismodul Psychopathologie
Humanistisch-existenzielles Modell
„Immer heisst es ‚Sitz‘, ‚Kusch‘, ‚Bei Fuss‘ – niemals ‚Denke‘, ‚Erfinde‘, ‚Sei du
selbst‘.“
Basismodul Psychopathologie
Angst im Buddhismus
Die Welt ist keine Welt des Seins, sondern des ständigen Werdens, in dem
es keine festen Substanzen und keine unumstößlichen Realitäten gibt.
Shunyata (Leerheit) bedeutet die Substanzlosigkeit aller Phänomene in
ihrer Abhängigkeit von bedingenden Faktoren: ihrem bedingten
Entstehen (Sanskrit: pratityasamutpada).
Angst ist eingebettet im Begriff dukkha (Leiden)
Dukkha entsteht durch Anhaften an:
- die Dualität, die rigide Ich-Nichtich-Trennung
- „das Manifeste“, die sichtbare Welt, „die Welt der tausend Dinger“
(Laotse), die ein Teilaspekt und letztendlich eine Täuschung ist (Maya).
Wo „Trennung“ ist, ist auch das Leiden da.
Basismodul Psychopathologie
Soziokulturelles Modell
Basismodul Psychopathologie
Diathese-Stress Erklärung
Menschen besitzen zuerst eine biologische,
psychologische oder soziokulturelle
Prädisposition für eine eine Störung und müssen
dann einer unmittelbaren psychischen Belastung
ausgesetzt sein, um bestimmte Formen gestörten
Erlebens und Verhaltens zu entwickeln
Basismodul Psychopathologie
Klassifikation - Systeme
Basismodul Psychopathologie
Aktuelle Diagnosesysteme
ICD-10 DSM-5
APA, 2018
WHO, Kapitel V
Basismodul Psychopathologie
DSM-IV – multiaxiales System
DSM-IV - Achsen
Achse I floride klinische Syndrome
Achse II Persönlichkeitsstörungen und
Geistige Behinderung
Achse III allgemeinmedizinische
Beschwerden
Achse IV Schweregrad psychosozialer
Probleme
Achse V GAF
Basismodul Psychopathologie
ICD-10 Kap. V
10 deskriptive 2-5-stellige Kategorien
c. F42: Zwangsstörung
Basismodul Psychopathologie
Angst als führendes Krankheitssymptom
(ICD)
F40.0-Agoraphobie
Basismodul Psychopathologie
F40.- Phobische Störungen
Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen, das Haus
zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen
Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen.
Eine Panikstörung kommt als häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder
zurückliegenden Episoden vor. Depressive und zwanghafte Symptome sowie
soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden.
Die Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige
Agoraphobiker erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen
meiden können.
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F40.00 ohne Angabe einer Panikstörung i ch m st a
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F40.01 mit Panikstörung
Basismodul Psychopathologie
F40.1 Soziale Phobie
Basismodul Psychopathologie
F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien
Basismodul Psychopathologie
Spezifische (isolierte) Phobien
A Aerophobie – Angst Luft zu verschlucken, Gase einzuatmen
… usw.
Basismodul Psychopathologie
F41.0 Panikstörung
(episodisch paroxysmale Angst)
Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die
Angst, wahnsinnig zu werden
Basismodul Psychopathologie
Teufelskreis der Angst
Körperliche
Symptome (z.B.
Herzklopfen)
Basismodul Psychopathologie
F41.1 Generalisierte Angststörung
Die Angst ist generalisiert und anhaltend.
Basismodul Psychopathologie
Verlauf von Angststörungen
ausgesprochen ungünstiger Spontanverlauf (Rückbildung
ohne Behandlung nur bei ca. 20%)
etwa 50% chronische, milde Verläufe mit dauernden
Symptomen
vom ersten Auftreten bis zur ärztlich gestellten Diagnose
vergehen zwischen 5 und 15 Jahre
Vermeidungsverhalten mit oft starker Einbusse an
Lebensqualität, Folgeerkrankungen wie Depression und
Sucht
Hohe Kosten wegen häufiger ärztlicher Konsultationen,
Arbeitsausfällen, Invalidisierung
Basismodul Psychopathologie
Behandlung von Angststörungen
Systematische Desensibilisierung
SD nach Wolpe ist eine Verhaltenstherapeutische
Standardmethode zum Abbau verschiedener Störungen,
insbesondere von pathologischen Ängsten.
Gehört zum Handwerkszeug eines jeden
Verhaltenstherapeuten
Basismodul Psychopathologie
DSM IV-Kriterien (APA, 1994):
Spezifische Phobie
A Durch die Anwesenheit oder die Erwartung eines spezifischen Objektes oder einer
spezifischen Situation ausgelöste Angst (z.B. Fliegen, Höhen, Tiere, Spritzen, Blut)
B Die Konfrontation mit dem spezifischen Stimulus löst fast immer eine unmittelbare
Angstreaktion aus, die die Form eines Angstanfalls annehmen kann.
C Die phobischen Stimuli werden vermieden oder mit starker Angst ertragen.
D Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben oder unvernünftig ist.
E Die Vermeidung oder die ängstlichen Erwartungen verursachen ausgeprägtes Leiden oder Merk
e:
beeinträchtigen die berufliche oder soziale Funktionsfähigkeit.
Es m
ü
F Die Angst oder die phobische Vermeidung steht nicht im Zusammenhang mit einer anderen Punk ssen alle
te er
füllt
psychischen Störung, z.B. nicht Angst vor Verunreinigung (Zwangssyndrom), Vermeidung sein!
von Hinweisreizen auf einen vergangenen schweren Stressor (posttraumatische
Belastungsreaktion), Vermeidung von sozialen Situationen aufgrund der Angst vor
Peinlichkeit (Sozialphobie), Angst vor einem unerwarteten Angstanfall (Paniksyndrom) oder
agoraphobische Vermeidung.
Basismodul Psychopathologie
Ziel der Behandlung
Den konditionierten Angstreiz von der Angstreaktion zu trennen und
ihn anstatt dessen mit Entspannung, die in der Therapie erlernt wird, zu
kombinieren:
CS CR
(Angstobjekt) (Angstreaktion)
CR (Entspannung)
Mit Hilfe der Entspannung, die in der Therapie erlernt werden soll,
soll erreicht werden, dass sich der Patient der angstauslö̈ senden
Situation bald stellen, kann ohne dabei noch eine subjektive
Erregung festzustellen.
Basismodul Psychopathologie
Phasen der Behandlung
1. Diagnostische Phase
2. Therapierationale
3. Progressive Muskelentspannung
5. Eigentliche SD-Sitzung
Basismodul Psychopathologie
1. Diagnostische Phase
Auflockerung, erstes Kennenlernen
Basismodul Psychopathologie
2. Therapierationale
Verrücktheit aufgreifen/validieren; Angst als etwas Natürliches
darstellen, deren Behandelbarkeit betonen
Individuelles Modell der Angst erstellen ("Schlüsselerlebnis"?)
Basismodul Psychopathologie
3. Die Progressive Muskelentspannung
nach Jacobson
Reziproke Hemmung:
Basismodul Psychopathologie
4. Das Angstthermometer
11 Situationen, nach dem Schweregrad der Angstreaktion
hierarchisch angeordnet.
100: Angstanfall
in Zehnerschritten je eine Situation nennen, die zunehmend
mehr Angst bereitet.
Das "gefüllte" Angstthermometer ist nun eine spezifische
Angsthierarchie.
Basismodul Psychopathologie
Beispiel Angstthermometer
10. Einen Film von einem Flugzeug sehen, das auf- und abwärts fliegt und in Schräglage geht.
20. In einem Privatflugzeug sitzen, das auf dem Boden steht und der Motor dreht sich im
Leerlauf.
30. In einem Privatflugzeug sitzen, das auf dem Boden steht und der Pilot begibt sich ans
Ende der Rollbahn.
40. In einem Privatflugzeug sitzen, das auf dem Boden steht und der Pilot lässt den Motor
aufheulen.
50. Mit einem Freund eine Reise in einem Linienflugzeug vorbereiten. Die Reise findet in drei
Monaten statt.
Basismodul Psychopathologie
Die eigentliche SD Sitzung
Angsthierarchie durchgehen
Basismodul Psychopathologie