Montag, 5.
Oktober 2009
Heute bei Denkmal-Kunst
Poetenpack und
eine Filmlegende
Das Abendprogramm des Festivals
• 19.15 Uhr, Kohlen-Hesse:
„Roms ergessener Feld ug:
Kaiser Ma imus Thra Kampf
um das Har horn im Jahr 236
n. Chr.“ heißt der Vortrag on
Dr. Michael Gesch inde (Nie-
dersächsisches Landesamt für
Denkmalpflege, Braun-
sch eig) und Dr. Petra Lönne
(Kreisarchäologin des Land-
kreises Northeim).
• 19.30 Uhr, Kino: Winfried
Glat eder präsentiert seine
Autobiographie „Paul und
ich“. Seit dem Kultfilm „Paul
und Paula“ gehörte Winfried
Glat eder u den beliebtesten
Schauspielstars der DDR. Bis-
sig und ironisch, aber auch
it ig und charmant berich-
tet Glat eder on seiner Nach–
kriegskindheit im Ostsektor
Berlins und den Anfängen sei-
ner Schauspielkarriere. Doch
auch spätere Querelen mit der
Stasi kommen ur Sprache.
1982 og Glat eder nach West-
Berlin.
Im Anschluss an die Lesung
ird der DEFA-Film „Die Le-
gende on Paul und Paula“im
Kino ge eigt.
• 19.30 Uhr, Dachboden
Destille: „Eine unge öhnliche
Begegnung“, Heiko Krutisch
re itiert Te te on Christian
Morgenstern und Daniil
Charms.
• 19.45 Uhr, Rotunde: „Die
13 Monate“, ein Liederabend
um Gedicht klus on Erich
Kästner mit dem Theater Poe-
Spielten beim Erntedank-Got-
tesdienst in der St. Blasius-Kir-
che: Die Formation „Blinde Mu-
siker München“. Foto: Hartmann
Bei den Gospels
wippten viele mit
Sieben blinde Musiker aus München spielten
beim Erntedankgottesdienst in St. Blasius
HANN. MÜNDEN. Der Gottes-
dienst in der St. Blasius-Kirche
um Erntedankfest stand im
Zeichen der Dankbarkeit und
der Musik. Und da schon Mar-
tin Luther die Musik für die
beste Gottesgabe hielt, ur-
den besondere Gäste eingela-
den: Ein Ensemble on sieben
blinden Musikern aus Mün-
chen, die die Gemeinde mit
Bläserintraden und mehrstim-
mig orgetragenen Gospels
begeisterten.
Das Septett ist bereits seit
ehn Jahren fest für den Neu-
jahrsempfang des ba rischen
Ministerpräsidenten enga-
giert, o es für die musikali-
schen Einlagen sorgt. Ihr um-
fangreiches Repertoire aus
eit über 2 Stücken beherr-
schen die Musiker aus dem
Kopf, as der Musik durchaus
gut tut. Die Gospels klangen
präsent, lebendig und or al-
Ein Filmleben zwischen Ost und
West: Winfried Glatzeder stellt
seine Autobiografie vor. Foto: nh
tenpack aus (Potsdam). In dem
Liederabend mit Gesang und
Piano erden die Gedichte
Kästners Liedern des Fin de
Siècle und des beginnenden
2 . Jahrhunderts gegenüber-
gestellt. Kästner porträtiert in
seinen Versen jeden Monat
des Jahres, der Z klus gipfelt
in der Frage nach einem drei-
ehnten Monat als Essen und
Utopie der orausgegangenen
ölf.
• 20.15 Uhr, Aegidiikirche:
Die Ja band Robinson, Frei-
tag & Caruso (Den Haag) spielt
in der Beset ung Piano, Kon-
trabass und Schlag eug Eigen-
kompositionen ischen Ein-
flüssen aus Minimal Music
und Folklore, ischen ausge-
fuchster Komposition und ge-
agter Impro isation.
• 22 Uhr, Keller Rosenhof: DJ
Albi.
lem die jüngeren Gottes-
dienstbesucher ippten mit
u dem besch ingten Rh th-
mus on „Ha e a nice da “.
Den Blinden Musikern Mün-
chen, so der Name der Grup-
pe, urde mit Applaus ge-
dankt. Die Musiker aren
auch beim Kunst-Festi al ak-
ti , Samstagabend spielten sie
in der Aegidienkirche, gestern
im Anschluss an den Auftritt
bei St. Blasius in der Refor-
mierten Kirche.
Auch für die Er ieherin Rosi
Behrend, die in diesem Gottes-
dienst nach 31 Berufsjahren
als Leiterin des Kindergartens
St. Aegidien erabschiedet
urde, sprach Pastorin de
Buhr-Böckmann den Dank der
Gemeinde aus. Viele ihrer ehe-
maligen Schüt linge aren
ugegen, um sich on Frau
Behrendt persönlich u erab-
schieden. (go)
Münden
Was in den Balken steckt
Künstlerin Charlotte Schütz hat sich mit dem Großbrand vom Mai 2008 beschäftigt
Das Thema
53 internationale Künstler
stellen beim Denkmal-
Kunst-Festival aus. Bei der
Fülle der Werke reicht der
Platz einer Zeitung nicht
aus, um einen erschöpfen-
den Überblick zu geben.
Statt dessen werfen wir in
unserer täglichen Reihe
„Mein Lieblingskunstwerk“
ganz persönlich Schlaglich-
ter auf Arbeiten aus dem
ganzen breiten Spektrum
des Festivals. Natürlich
sind auch alle anderen
Kunstwerke sehenswert –
machen Sie doch selbst
mal einen Rundgang!
VON KATJA RUDOLPH
HANN. MÜNDEN. Ein Feuer
kann Balken anfressen, Ein-
richtung erkohlen und gan e
Häuser erstören. Es kann
aber auch Geschichte auslö-
schen. Die persönliche Ge-
schichte on Menschen und
auch Teile der Baugeschichte
einer Stadt. Mit den Folgen des
Großbrands in der Mündener
Altstadt om Mai origen Jah-
HNA-SERIE
Mein Lieblings-
Kunstwerk
res beschäftigt sich die Künst-
lerin Charlotte Schüt , die
beim Denkmal-Kunst-Festi al
in der Kemenate im Stein erk
ausstellt.
Sechs Originalbalken des
stark beschädigten Hauses
Lange Straße 94 hat die gebür-
tige Mündenerin, die heute in
Wilhelmshausen lebt, or der
Mülldeponie retten können.
Sie sind eitgehend unbear-
beitet, und trot der starken
Verkohlung irken sie noch
erstaunlich stabil. Nur in der
Indianer aus dem Eisblock
Chris Hinze aus Cottbus eröffnete mit seiner Performance zehntägiges Kunst-Festival
VON GUIDO HARTMANN
HANN. MÜNDEN. Zu Beginn
seiner Performance am Freit-
gabend or dem Wassertep-
pich usste Chris Hin e auch
noch nicht, dass in dem 5
Kilo sch eren Eisblock ein ru-
hender Krieger auf seine Be-
freiung artete. Begleitet on
sphärischen Klängen rückte
der Performance-Künstler auf
dem Plat ischen St. Blasi-
us-Kirche und Rathaus dem
Eis mit einer Motorsäge u Lei-
be und schälte den Indianer-
kopf mit Irokesenfrisur he-
raus, be or er die scharfen
Ecken und Kanten des Krie-
gers schließlich mit einem
Schneidbrenner flambierte.
Der Eisblock hier u urde
on der Mündener Firma
Nordfrost gestiftet.
Der aus Cottbus stammen-
de Künstler und Musiker Hin-
e kam auf Einladung on Uta
on Schenck und Bernd De-
mandt, den Organisatoren
on „Denkmal! Kunst – Kunst
Denkmal!“, und eröffnete das
ehntägige Kunstfesti al mit
der ersten on et a 5 geplan-
ten Abend eranstaltungen, u
denen außer Performances
auch Lesungen, Kabarett und
Musikkon erte ählen. Die
Denkmäler, die hierfür als
Veranstaltungsorte dienen,
erden je eils täglich ab
Das Zuhause, das Geborgenheit bot wie ein Schneckenhaus ist
durch Feuer zestört: In verkohlte Balken des Hauses Lange Stra-
ße 94 hat Charlotte Schütz Vitrinen eingebaut. Mit dem ange-
schmorten Foto, Scherben und einem rotgetränkten Taschen-
tuch will sie auf die Spuren hinweisen, die der Großbrand auch
in der Seele der Menschen hinterlassen hat. Foto: Rudolph
Mitte der Balken, die Charlot- Betroffenen sagte, das Künstlerin, sei die schlimmste
te Schüt in ei Dreiergrup- Schlimmste sei, dass alle Fotos Art, die historische Bausub-
pen arrangiert hat, ist je eils erloren sind“, er ählt Char- stan u erstören – und das
ein kleine Glas itrine eingear- lotte Schüt , die das Ereignis Zuhause, das sie für die Men-
beitet. Sie gibt den Blick frei om Mai origen Jahres noch schen bedeutet, die darin oh-
auf das gesunde, un erbrann- heute erschüttert. Den mitge- nen. Kaum minder schlimm
te Hol im Innern. fühlten Schmer der Men- sei aber, enn Baudenkmäler
schen über die un ieder- mit der Abrissbirne dem Boden
Unwiederbringlich verloren bringlich erloren gegange- gleich gemacht erden, eil
„Was bleibt“, nennt die nen Erinnerungsstücke hat sie erfallen sind. „Die Fach-
Künstlerin die Gruppe der drei die 57-Jährige in ihrem Kunst- erkhäuser sind der Schat
Stelen, in denen sie ein ange- erk erarbeitet. on Hann. Münden“, sagt Char-
kokeltes Foto eines kleinen In der anderen Balkengrup- lotte Schüt . Mit ihrer Arbeit,
Mädchens mit Schleife auf pe „Zuhause“ sind in den Vitri- die sie in dem Gebäude aus
dem Kopf, erbrochenes Glas nen ein goldschimmerndes dem 13. Jahrhundert ausstellt,
und ein rotgetränktes Ta- Schneckenhaus, eine getrock- schafft sie die doppelte Rück-
schentuch präsentiert. Denn nete Blüte und eine Spinne u kopplung on Kunst und Denk-
as bleibt nach dem Brand, sehen. Sie stehen für das Posi- mal. Nicht nur durch die Atmo-
das ist nicht nur der äußere ti e, das Geborgene, das ein sphäre des Ausstellungsraums,
Schaden, sondern das sind Haus bedeutet, erklärt Char- sondern auch mit dem Kunst-
auch innere Ver undungen, lotte Schüt , die selbst in ei- erk selbst stellt sich der Be-
Ängste, tief empfundener Ver- nen Fach erkhaus groß ge- ug u den Baudenkmälern
lust. „In einem der Zeitungs- orden ist. her. Und das Ziel, diesen
berichte um Großbrand hat- Die ge altsame Zerstörung Schat u erhalten, ird umso
te ich gelesen, dass einer der durch Brandstiftung, findet die deutlicher.
19.3 Uhr ge-
öffnet sein.
Über 1
Mündener sa-
hen sich fas i-
niert trot Re-
gen etters
das Spektakel
an. „Wir
ren
rascht,
a-
über-
dass
trot des mie-
sen, schlech-
ten Wetters so
iele Men-
schen ka-
men!“ sagte
Mitorganisato-
rin Uta on
Schenck.
Mit dieser
Performance Schauspiel: Zuschauer vor dem hell
sollte auch das erleuchteten Eisblock, auf dem Foto
Thema „Was- rechts der Künstler mit seinem Werk.
Fotos: Hartmann/Siebert
ser“ in den
Mittelpunkt kommen – nicht
nur für die Dreiflüssestadt ein beiten aus Hol ,
ichtiger Stoff. Daher urde Stein und Bron e u
als Veranstaltungsort auch der be undern.
Wasserteppich ge ählt, o Ebenso bekannt
das kostbare Nass so ohl im mag ielen seine Al-
festen als auch im flüssigen ternati e-Rockband
Zustand betrachtet erden Sando sein, die in
konnte. Das Wetter umindest der DDR Kultstatus
schien diesen Gedanken un- erreichte und in der
terstüt en u ollen. Hin e neben Gesang
Der Künstler Chris Hin e und Gitarre auch
beschränkt sich bei seinen Ar- schon mal den Press-
beiten keinesfalls auf Eis: In lufthammer bedien-
seinen Ausstellungen sind Ar- te.
Dienstag, 6. Oktober 2009
2. Festival „Denkmal! Kunst - Kunst Denkmal!“
Heute bei Denkmal-Kunst
Fantastische Welten
Architektur, Kabarett, Musik und Literatur
Im Rahmenprogramm des Fes-
ti als heute:
„Über-set en“, Gesänge auf
sch ankendem Boden. Die
• 19.15 Uhr, Kohlen-Hesse: Musiker spielen mit dem Be-
„Historischer Ziegelbau in griff „überset en“: Sprache
Niedersachsen“, Vortrag on überset en, mit einem Boot
Dr. Michael Braune. Das Ge- überset en. Emigranten- und
bäude in der Ziegelstraße ur- Fährmannslieder, Stadtfolklo-
de 1742 erbaut. Seinen Namen re, Chansons, Liebeslieder und
erhielt es durch den Umstand, Tän e aus Osteuropa, Latein-
dass es sich 1 Jahre im Be- amerika, om Mittelmeer und
sit der Familie Hesse befand, aus dem nördlichen Wende-
die darin eine Kohlen- und kreis.
Baustoffhandlung betrieb. • 20 Uhr, Aegidiikirche: „Wenn
• 19.30 Uhr, Rotunde: Brigitte der Notenkopf errötet“, Kaba-
Schlegel-Schelling liest „Caro- rett Notenkopf (Dresden).
line Schlegel-Schelling, die Rom Hildebrandt (Gesang)
große Frau der Romantik“. und Jörg Lehmann (Kla ier)
• 19.45 Uhr, Reformierte Kir- gehen Fragen nach ie: Kann
che: Theater Roll agen, „Her- man eine italienische Buchsta-
mann und Dorothea“. Brun- bensuppe lesen? Was macht
hild und Jörg Falkenstein le- der Papst, enn er gerade
sen das Epos on Goethe mit nicht betet?
erteilten Rollen. Vater-Sohn- • 20.15 Uhr, Blasiuskirche:
Konflikt, Liebe auf den ersten „Händels Frauen“, Theater
Blick, Flucht und Vertreibung, Poetenpack. Musik eingebet-
Nächstenliebe und Standes- tet in Theater: Die Musikerin-
dünkel - in dem 2 Jahre al- nen erhalten plöt lich Besuch
ten Te t ist alles drin. om Meister persönlich. Hän-
• 20 Uhr, Keller Rosenhof: Das dels Frauen erden darge-
blaue Einhorn (Dresden), stellt on Heike Pichler-Trosits
(Sopran), Mecht-
hild Winter (Cem-
balo), Kristina
Gerlach (Violine)
und in die Rolle
on Georg Fried-
rich Händel
schlüpft der
Schauspieler An-
dreas Hueck.
• 20.15 Uhr, Rat-
haushalle: Ensche-
de Ja trio aus
den Niederlan-
den, das mit ei-
nem Mann Ver-
stärkung auftritt:
Rob Horsting (Pia-
no), Ulrich Went -
laff-Eggebert
(Kontrabass) und
Erik Poorterman
(Schlag eug) spie-
len gemeinsam
mit Herman
Nijkamp (Gesang,
Trompete, Flügel-
horn).
• 22.30 Uhr, Keller
Musik und Wortspiel: Das blaue Einhorn. Rosenhof: DJ Albi.
Fast alles kann zum
Schlagzeug werden
Das Duo „Unsere Lieblinge“ legte am
Sonntag im Rosenhof-Keller richtig los
D
as hat der Keller im Ro-
dern eine mitreißende Perfor-
senhof noch nicht er- mance, bei der usammen
lebt: Mit nicht mehr als ächst, as eigentlich nicht
Gesang, Trommel und Kontra- usammengehört.
bass interpretierten die ei Eine Performance, bei der
Musiker on „Unsere Lieblin- Stefan Noelle auch schon mal
ge“ mit richtig Spaß an der mit Trommelstöcken und -be-
Musik ihre nächtlichen Lieb- sen eine Ausflug ins Publikum
lingslieder in dieser eher macht, um auf Stühlen, Laut-
nüchternen Umgebung. So sprecherbo en, Weingläsern
urde aus Rock- und Schlager- oder dem Kontrabass seines
titeln und auch alten Volkslie-Partners Ale Haas u den
Rh thmus u Fluss, rauschend ie ein Was-
schlagen. Dabei
ird das Duo u
Rockband, Or-
chester, acapella-
Gruppe und Ja -
band-Quartett auf
einmal. Der Auf-
tritt gehörte ins
Rahmenpro-
grammd des
Denkmal-Kunst-
Festi als: Eine
kur eilige und
gekonnt dargebo-
tene Nacht ande-
rung, auf die sich
das begeisterte
Publikum nur u
Trommeln auf dem Kontrabass: Stefan Noel- gerne mitnehmen
le und Alex Haas. Foto: Becker ließ. (bf)
Münden
Wo Weis(s)heit wirkt
In den Räumen von Jutta Gottschalt dreht sich alles um eine Farbe, die keine ist
Das Thema
53 internationale Künstler
stellen beim Denkmal-
Kunst-Festival aus. Bei der
Fülle der Werke reicht der
Platz einer Zeitung nicht
aus, um einen erschöpfen-
den Überblick zu geben.
Statt dessen werfen wir in
unserer täglichen Reihe
„Mein Lieblingskunstwerk“
ganz persönlich Schlaglich-
ter auf Arbeiten aus dem
breiten Spektrum des Fes-
tivals. Natürlich sind auch
alle anderen Kunstwerke
sehenswert – machen Sie
doch selbst mal einen
Rundgang!
VON BETTINA SANGERHAUSEN
HANN. MÜNDEN. Weiß sind
Krankenhaus und Ar tkittel,
Schnee und Eis. Weiß sind
Kalk und Marmor. Kühle Din-
ge. Weiß sind das Kopfkissen,
das Kuscheltier, das Klei-
dungsstück. Weiß sind die
Weihnachtsengel, die Milch
für den Kaffee. Warme Dinge.
„Weis(s)heitsraum“ nennt
Jutta Gottschalt aus Göttingen
ihre Installation im Haus Koh-
len-Hesse. Die Kohlen, kohlra-
bensch ar , gaben den An-
stoß um eißen Projekt. Die
Künstlerin set t damit den
farblichen Gegenpol u dem,
as es früher in dem Münde-
ner Haus gab.
2 Wörter für weiß
Von blüten eiß bis käse-
eiß, on totenbleich bis
creme eiß, on grau eiß bis
antik eiß reicht die Farbpa-
lette. Dabei, so errät die
Künstlerin in ihrem „Weiß-
buch“, ist Weiß „die sichtbare
Ab esenheit jeder Farbe und
gleich eitig die Summe aller
Farben“. Eskimos kennen
über 2 Wörter für Weiß,
heißt es ischen all den
Weißtönen. Wörter und Wort-
Das Wasser gurrt und wispert
Gesang auf höchstem Niveau: Das Publikum ließ Aquabella nicht von der Bühne
E
in Erlebnis für die Sinne
ar der Auftritt des
Frauenquartetts „Aqua-
bella“ (schönes Wasser) mit
„Sonho Meu“ am Sonntag-
abend in der Blasiuskirche.
Schimmernd ie Wasser-
tropfen in der Sonne, erfri-
schend ie ein Glas Wasser an
einem heißen Sommertag,
quirlig sprudelnd ie eine
Quelle, plätschernd ie ein
Bach, mitreißend ie ein
serfall und beeindruckend ie
die Meere erkörperten die
Frauen ihre Lieder auf der
Bühne.
35 Besucher lauschten
dem A-capella-Gesang der ier
Frauen mit ihren aussagekräf-
tigen Stimmen und dem ho-
hen musikalischen Können,
ereint mit Anmut, Stol und
Sinnlichkeit.
Afro-kubanische Rhythmen,
sardischer Kehlkopfgesang
Das Programm bestand aus
Liedern aller Kontinente und
urde in über 2 Originalspra-
chen gesungen. Mit fast schon
h pnotisierender Leiden-
schaft so ie spannenden Ge-
Weiß gedeckter Tisch vor weißer Wand-Kunst: im „Weis(s)heitsraum“ gibt es viel zu entdecken.
spielereien sind der eite
Aspekt des „Weis(s)heitsrau-
mes“, der nicht nur eiß ist,
sondern auch eine Menge ei-
ser Aussprüche beherbergt.
Es gibt un ählige Details u
entdecken. Vielen ausrangier-
ten, gebrauchten Dingen hat
Gottschalt eine neue Form ge-
geben, hat sie in einen neuen
Zusammenhang gebracht. So
HNA-SERIE
Mein Lieblings-
Kunstwerk
ie die aufgeschriebenen
Sprich örter Zitate der Ver-
gangenheit sind, sind es auch
die Gegenstände selbst: Die
Spit endeckchen und Leinen-
hemden, die Kaffeekännchen
und der Nachttopf. Aus alter
Tapete erden neue Bilder.
Aus eißen Lebensmitteln
erden Kunstobjekte. Mu-
scheln ordnen sich u Stillle-
ben. Eine Knopfsammlung
iert, eiß in eiß, einen
Wandbehang. Jeder Knopf hat
eine Vergangenheit. Wem das
u iele Ein elheiten sind, der
set t sich einfach in einen der
bereitgestellten eißen Stüh-
le und lässt die Farbe auf sich
Aquabella mit Claudia Karduck, Bettina Stäbert, Marlis Schadler
und Bérangère Palix (von links) brachten klaren A-cappella-Ge-
sang in die Mündener St.-Blasiuskirche.
schichten on Menschen aus
ielen Ländern er auberte
das Quartett seine Zuhörer,
ent ündete ein Feuer erk
afro-kubanischer Rh thmen,
überraschte mit östlicher Mu-
sik, sardischem Kehlkopfge-
sang und Klicklauten der süd-
afrikanischen Xhosa-Sprache,
unterstüt t on unge öhnli-
chen, landest pischen Perkus-
Fotos: Sangerhausen
irken. Das nehmen die Besu- bleiben. Zur eit arbeitet sie an
cher oft an, sagt Jutta Gott- einem roten Spiegelsaal. Ihre
schalt, und einige schreiben Vision: Viele Räume, jeder in
ihre Erfahrungen in einem seiner eigenen Farbe, in die
ausgelegten Buch nieder. man nacheinander geht, um
Nach den ersten Tagen des u erfahren, ie eine Farbe
Festi als ist Jutta Gottschalt irkt. Über den eißen Raum
überrascht und erfreut, ie in- sagte ein Besucher: „Ich erde
tensi sich iele mit ihrem hier gan klar“.
Raum auseinander-
set en. Sinnsprü-
che erden nicht
nur gelesen, son-
dern auch abge-
schrieben, iele
kommen ein ei-
tes Mal - und sei es
nur, um einen ei-
ßen Gegenstand
um Tauschen mit-
ubringen: In ei-
nem Ständer ar-
ten Figuren und
Plüschtiere darauf,
gegen et as ande-
res erset t u er-
den. Sie ollte et-
as herstellen, as
nicht alle schon
machen, sagt Jutta
Gottschalt. In ihr
Kunst erk gehen
die Besucher mit- Hier darf getauscht werden: Wer Jutta Gott-
ten hinein. schalt einen weißen Gegenstand mitbringt,
Bei der Farbe darf einen anderen von diesem Ständer
Weiß soll es nicht nehmen.
Im Laufe des fast eistün-
digen Auftritts og die stimm-
ge altige Frauengruppe alle
Register. Treibender Rh th-
mus und sprühende Lebens-
freude lagen gan dicht beiei-
nander. Ihre Stimmen lach-
ten, streichelten, empörten
sich und drückten Gabe und
Hingabe ab echselnd aus, o-
bei die Frauen underbar mit-
einander harmonierten.
Mal charmant, mal theatra-
lisch, mit der richtigen Porti-
on Wit Charme und Sinnlich-
keit erklärten sie ihre ein el-
nen Stationen der Weltreise.
Bereit illig folgen die Besu-
cher an die irische Küste u
den dortigen Fischern oder
Foto: Siebert lauschten ersonnen dem Lie-
bes erben eines Neapolita-
ners.
sionsinstrumenten ie Djem- Am Ende holte das unauf-
bé, Udu oder Cajon. Außer- hörlich applaudierende Publi-
dem erfügt Aquabella über kum die Gruppe drei Mal ie-
ein immenses Repertoire an der urück auf die Bühne, um
Geräuschen ie raunen, gur- den traumhaften Abend mit
ren und ispern, die die Sän- seinen quellfrischen Arrange-
gerinnen ausschließlich mit ments in die Länge u iehen.
den Stimmbändern er eugen. Arrangements übrigens, die
Jenseits aller Routine hatten manchmal ährend langer
sie selbst einen unbändigen Bahnfahrten aus purem Zeit-
Spaß daran. ertreib entstehen. ( p )
Mittwoch, 7. Oktober 2009 Münden

2. Festival „Denkmal! Kunst - Kunst Denkmal!“

Heute bei Denkmal-Kunst

Die Beatles mal anders Auf dem Geld sitzen

Daniel Castiglione zeigt bei Kohlen-Hesse Werke aus Münzen und anderem Metall
und Kleist auf der Bühne
Mit Musik, Kabarett und Theater geht es weiter Das Thema
Das Begleitpro-
gramm des Denk- 53 internationale Künstler
mal-Kunst-Festi- stellen beim Denkmal-
als in Hann. Kunst-Festival aus. Bei der
Münden am Mitt- Fülle der Werke reicht der
och, 7. Oktober, Platz einer Zeitung nicht
im Überblick:
• 19 Uhr, Rotunde: aus, um einen erschöpfen-
„Die Napoleon- den Überblick zu geben.
Schlacht on Jena Stattdessen werfen wir in
und Auerstedt aus unserer täglichen Reihe
der Sicht der Ver- „Mein Lieblingskunstwerk“
undeten und
der Zi ilbe ölke- Beatles-Songs in neuem Gewand: Tok Tok ganz persönliche Schlag-
rung“, Vortrag Tok huldigen ihren musikalischen Vorbildern lichter auf Arbeiten aus
on Prof. Dr. Ha- heute ab 20 Uhr im Rosenhof-Keller. Foto:nh dem breiten Spektrum des
rald Went laff-Eggebert. des origen Jahrhunderts. Festivals. Natürlich sind
• 19.15 Uhr, Kohlen-Hesse: • 19.30 Uhr, Dachboden Destil- auch alle anderen Kunst-
„Bauhistorische Untersu- le: „Georg Kreisler trifft Hein
chung – Grundlage für kosten- Erhardt“. Beim Kabarett No- werke sehenswert – ma-
be usste Instandset ung“, ein tenkopf treffen der sch ar e chen Sie doch selbst mal
Vortrag on Dana Vogel und Humor on Georg Kreisler einen Rundgang!
Nina Lot . und die humoreske Leichtig-
• 20.15 Uhr, Aegidiikirche: Le- keit Hein Erhardts aufeinan-
ben und Werk Mascha Kalekos der. Die Sängerin und Schau- VON HELMUT KRISCHMANN
mit Liedern on Kurt Weill. spielerin Rom Hildebrandt
Das Theater Poetenpack stellt und der Pianist und Bühnen- HANN. MÜNDEN. Ein Stuhl
die Dichterin or, die in den partner Jörg Lehmann sind aus lauter Ein-Cent-Mün en. Filigran verschweißt: Daniel Castiglione hat aus Ein-Cent-Stücken einen Stuhl geschaffen. Er drückt
192 er Jahren ur Bohème in seit 2 6 ein kabarettistisches Ist der um Sit en oder nur damit ein Wortspiel aus: Auf dem Geld sitzen. Fotos: Krischmann
Berlin gehörte. Ihre Gedichte Duo. um Anschauen und Anfas-
sind ironisch, ärtlich, melan- • 19.45 Uhr, Reformierte Kir- sen, fragt sich der Besucher in sieben Jahre in einer Auto- tiglione einen Kontrapunkt in schenkt hat. Wenn er eine
cholisch und sarkastisch. Die che: „Stine“, die Kasseler der alten Werkstatt hinter erkstatt gearbeitet und dort der Ausstellung. Auf einer Idee ent orfen hat, ieht es
Lieder on Kurt Weill ertie- Schauspielerin Sabine Wa- Kohlen-Hesse an der Ziegel- Karosserien gesch eißt hat, sch ar en Vitrine steht ein den Göttinger auf Schrottplät-
fen dabei die Stimmung jener ckernagel liest aus dem Ro- straße. Nun, um Sit en ist Ausdruck geben. Sensenmann, der Ge atter e in der Region. Dort sucht
beiden Jahr ehnte am Anfang man on Theodor Fontane. das Kunst erk Daniel Casti- An der Wand lehnt eine Tod. Der Künstler ill damit und findet er die Metallteile,
• 20 Uhr, Keller Rosenhof: „A gliones nicht geeignet. Es Schaufel mit einem Stiel aus be usst machen, dass „ ir die er für seine Kunst braucht.
hard da s night“. Die Band steht für Wortspiele, die der Hol und einer Schippe aus alle sterben müssen“, und es
Tok Tok Tok huldigt den Künstler liebt. In diesem Fall kupfernen Mün en. „Das steht deshalb ichtig ist, das Leben Mehr auf www.hna.de
Beatles. Seit jeher ähle das ist es der Sat , „auf dem Geld fürs Geld schaufeln“, erläutert u leben.
Gespann Lennon/Mc Cartne der Enkel si ilianischer Groß- Freude am Leben ermittelt Weitere Fotos vom Kunst-
u den großen Song riting- HNA-SERIE eltern, die als Gastarbeiter in ein Gebilde aus Löffeln, Ga- Festival im Internet unter
Vorbildern der Sängerin To- den 196 er Jahren nach beln, Sieb und Schöpflöffel. www.hna.de/foto/muenden
kunbo Akinro und des Sa o- Mein Lieblings- Deutschland kamen. Die Gebrauchsgegenstände
phonisten Morten Klein. Mit Wem Castiglione die Vorlie- hat Castiglione so
dem Kon ertabend ollen sie kunstwerk be für Wortspiele erraten miteinander er-
den Vorbildern huldigen. hat, der ird rätseln, as es sch eißt, dass mit
• 20.15 Uhr, Blasiuskirche: sit en.“ Das Zahlungsmittel mit der filigran aus Schlüsseln Geschick die Mur-
„Der erbrochene Krug“, Das interessiert den 34-Jährigen in gesch eißten Kugel auf sich mel ihre Bahn fin-
Theater Poetenpack bringt das Zeiten, in denen durch Online- hat. „Schlüsselrolle“, klärt der det.
Poetenpack: Das Theater aus Stück on Heinrich on Kleist Banking Geld unsichtbar ge- Künstler auf. Bei näherem Z ei Frauen, die
Potsdam hatte am Montag auf die Bühne. orden ist. Papiergeld ist ar Hinsehen tauchen errostete in der Mittagspause
schon einen Auftritt in der Ro- • 22.30 Uhr, Keller im Rosen- um Anfassen, interessiert ihn Schlüssel auf, solche mit Bart, sich die Ausstel-
tunde. Foto: Siebert hof: Part mit DJ Albi. (tns) für seine Kunst aber nicht. Der lange, kur e, er ierte, lung ansahen, hat-
Schein – ob fünf oder 5 Euro schlichte. Castiglione: „Zu je- ten ihr Vergnügen
– sei ja an sich nichts ert, dem Schlüssel gehört eine mit dem Spiel. Die
sagt Castiglione, sondern ein Tür, u jeder Tür ein Leben.“ Murmelbahn ist
Tauschmittel. Die Mün e aber Und dann? eine Leihgabe, sie
bestehe aus Kupfer, einem Me- Dem lebensbejahenden, gehört Castigliones
tall, das einen Wert besit e. enn auch eitkritischen Aus- Onkel, dem er sie Ein Kugel aus Schlüsseln: „Schlüsselrolle“
Dem ill der Göttinger, der druck seiner Werke set t Cas- um Geburtstag ge- nennt der Göttinger Künstler dieses Werk.

Paula, Paul und das Leben

Eberlein steht Pate
Während die Besucher
durchs Kohlen-Hesse-Haus
flanieren, fliegen im Hof un-
aufhörlich die Späne: Martin
Schaub hat dort eine proviso-
rische Werkstatt eingerichtet.
Seit Beginn des Denkmal-
Kunst-Festivals in Hann. Mün-
den arbeitet er an einem Figu-
renpaar. Das Vorbild ist als
Foto an die Hauswand ge-
pinnt. Es ist die Skulptur Gus-
tav Eberleins, die in Münden
am Feuerteich steht – Gottva-
ter haucht Adam den Odem
ein. Eine kleinere, abgewan-
delte Version aus Holz schafft
der Rotenburger Bildhauer
während des Festivals. Die Fi-
gur des Gottvaters ist bereits
fertig, während Adam noch
darauf wartet, aus dem Holz-
klotz geschält zu werden.
(tns) Foto: Sangerhausen
Schauspieler Winfried Glatzeder las im Schiller-Kino aus seinem Buch „Paul und ich“
HANN. MÜNDEN. „Irgend-
ann hielt ich Angelica in den
Armen“, er ählt Winfried
Glat eder. Der Schauspieler
gab am Montagabend bei der
Lesung aus seinem Buch „Paul
und ich“ den über 1 Gästen
in den Schiller-Lichtspielen ei-
nen Eindruck on den Drehar-
beiten des DDR-Kultfilms „Die
Legende on Paul und Paula“.
Die Organisatoren des Kunst-
Festi als in Hann. Münden
hatten den renommierten
Film- und Theaterdarsteller,
der 1982 auf eigenen Wunsch
aus der DDR ausgebürgert
urde, u der Lesung eingela-
den.
Angelica Domröse und Win-
fried Glat eder spielten in
dem 1973 entstandenen Film,
für den Ulrich Plen dorf und
Heiner Caro das Drehbuch
schrieben und bei dem Caro
Regie führte, die Hauptrollen.
Die bittersüße Geschichte die-
ses Liebespaars – Paula stirbt
bei der Geburt ihres dritten
Kindes – be egt die Menschen
im ereinten Deutschland
noch heute, 36 Jahre danach.
Sonst ären nicht so iele Be-
sucher ins Schiller-Kino ge-
Arbeiter- und Bauern- eders. Weil er nicht ur NVA
staat, all das hat der ollte, musste Glat eder auf
or 64 Jahren im pol- „Schleich egen“ den Weg
nischen Sopot gebore- um Studium an der Film-
ne Schauspieler nie- hochschule in Babelsberg
dergeschrieben. schaffen.
Eine Anekdote Es gelang ihm mit Glück
muss er ählt erden: und Tricks, sich den An er-
Paul und Paula spie- bungs ersuchen der Stasi u
len auf einer „russi- iderset en. 1982 – Honecker
schen Liege“ eine Lie- persönlich habe seinen Aus-
bess ene. Der Regis- bürgerungsantrag genehmigt
seur ist nicht ufrie- – kam er mit der Familie in
den, sie proben ie- den Westen, ins Auffanglager
der und ieder. Dann Berlin-Marienfelde. Dort, o
klemmt sich Glat e- er nach dem Kriegsende schon
der den Daumen in einmal ar. Mit den Großel-
der Liege und er ieht tern und der Mutter.
Willkommen in Hann. Münden: Uta von das Gesicht schmer - Heute, 2 Jahre nach dem
Schenck, Mitorganisatorin des Kunst-
Festivals, überreichte Winfried Glatzeder
er errt. Reaktion des Mauerfall, sagt Glat eder: „Ich
eine Flasche Eisenbarth-Likör als kleines Regisseurs: „Win- bin glücklich darüber, dass
Dankeschön. Foto: Krischmann
fried, arum denn seit fast 65 Jahren on deut-
nicht gleich so?“ schem Boden kein Krieg aus-
kommen – ur Lesung und an- Seine Kindheit, der Tod des gegangen ist.“ Für die Münde-
schließenden Film orfüh- Vaters, der on den Russen de- ner hat er ein Kompliment pa-
rung. Dass die Geschichte tra- portiert urde und im Winter rat: Die Altstadt, das Fach-
gisch endet, dafür hat Glat e- 1994 in einem Eiskeller jäm- erk, der Dom (er meinte die
der eine Erklärung: „Paula merlich erfror, die Flucht mit St. Blasius-Kirche), das erinne-
musste sterben, damit die Un- Mutter und Großeltern auf re ihn an Quedlinburg. (kri)
sterblichkeit der Liebe nicht dem Leiter agen on Dan ig
erloren geht.“ nach Ostberlin; später, in den Winfried Glatzeder mit Ma-
Anekdoten on den Drehar- 195 er Jahren, das Heran- nuela Runge: „Paul und ich. Au-
beiten, der für ihn dornenrei- achsen in der DDR – all das tobiographie.“ Aufbau-Verlag,
che Weg um Schauspieler im gehört auch um Leben Glat- Berlin 2008.
Donnerstag, 8. Oktober 2009
Heute bei Denkmal-Kunst
Verführerisch mit Barockmusik: Das Theater Poetenpack bringt
den Frauenheld Casanova auf die Bühne.
Tanz des Lebens
und Gesang der Diva
Vortrag, Lesung und Konzerte im Abendprogramm
Das Begleitprogramm des Fes-
ti als heute:
• 19 Uhr, Rathaushalle: Kla-
ierkon ert mit Jeanne Marie
Golse (Frankreich)
• 19.15 Uhr, Kohlen-Hesse:
„Grabungen in Hann. Mün-
den“, Vortrag des Archäologen
und Hausforschers A el De-
mandt.
• 19.30 Uhr, Aegidiikirche:
„Lebenstan “, Solo-Tan per-
formance der Dresdner Tän e-
rin und Choreografin Theresa
Hackel. Dabei greift sie auf
Moti e der Künstlerin Diana
Hartung-Gräßer (Meurer-
Scheune) urück, die unter
dem Motto „Lebenstan “ ar-
beitet. Zum Tan gibt es eine
Li e-Musikinstallation on Ca-
thrin Wallner (Gesang, Flöte)
und Johannes Paul Gräßer
(Violine).
• 19.45 Uhr,
reformierte
Kirche: „Frau-
engeschich-
ten“, Sabine
Wackernagel
liest Geschich-
ten on Frauen Sabine
im allerbesten Wackernagel
Lebensalter.
Bilder, Texte, Videos
auch auf HNA online
C
arola Bodenstein sit t in
ihren Atelier auf Zeit auf
dem Dachboden der
Destille und malt: Augen ei-
er Menschen, die sich begeg-
nen. Wie das Bild heißen ird,
eiß sie noch nicht. Sie ist ja
noch nicht fertig. Die großfor-
matigen Gemälde, die sie beim
Kunstfesti al ausstellt, haben
ein großes Thema: Augen on
Menschen. Sie schauen den Be-
trachter an, um u ihn fragen:
Welche Augen schauen dich
an? Für sie, sagt die Künstlerin,
sind Augen „Spiegelbilder der
Atelier auf Zeit im Dachboden der Destille: www.hna.de/vi-
Malerin Carola Bodenstein. Foto: Krischmann deo
2. Festival „Denkmal! Kunst - Kunst Denkmal!“
Foto: nh
• 20 Uhr, Keller Rosenhof:
„Di adi adoo“, Christiane Ha-
gedorn & Band. In fünf Spra-
chen präsentiert die Sängerin
unge öhnliche Versionen be-
kannter Songs, dabei reicht
das Repertoire on der sinn-
lich- errauchten Ja ballade
bis u irtuosem Scat-Gesang
und die Reihe ihrer Vorbilder
on Marlene Dietrich über
Nina Hagen bis Björk. Beglei-
tet ird Christiane Hagedorn
dabei on ihrem Ja quartett,
das neben Piano, Bass Gitarre
und Schlag eug auch Sa o-
phon, Flöte, Akkordeon und
Tuba beherrscht.
• 20.15 Uhr, Blasiuskirche:
„Casano a - oder die Philoso-
phie der Verführung“, Schau-
spiel mit Barockmusik om
Theater Poetenpack
• 20.30 Uhr, Rotunde: „Du
erkorkst ja die Pointe“ (Blö-
deleien mit Tiefsinn), l rische
Sketche mit Wolfram Mucha
und Bernd P. R. Winter.
• 22.30 Uhr, Keller Rosenhof:
„Balladissimo“, der Kompo-
nist und Musiker Guntram
Pauli co ert am Ke board sei-
ne Lieblingshits der 6 er und
7 er-Jahre. (rud)
Seele.“ Eine eitere Ausstel-
lung „Police for Emotions“ (Po-
li ei der Gefühle) ist ur eit in
der Asklepiosklinik in Göttin-
gen u sehen.
Ü A
ber das Festi al Denk-
mal Kunst! Kunst Denk-
mal! finden Sie, liebe
Leserinnen und Leser, auch
auf der Homepage der HNA im
Internet mehrere Beiträge.
Das sind Fotostrecken über
Mehr auf www.hna.de
Werke on Künst-
lern, ferner Vi-
deos. Wir haben
die Künstler be-
gleitet, als sie sich
auf die Ausstel-
lung orbereitet
haben als auch
jet t - mittendrin -
im Kunstfesti al.
(kri)
Weitere Fotos
unter
www.hna.de/foto/
muenden
Videos unter
Münden
Aus wohliger Kinderzeit
Der Australier Dean Hills und seine gemalte Plüschtiergalerie in der Rotunde
Das Thema
53 internationale Künstler
stellen beim Denkmal-
Kunst-Festival aus. Bei der
Fülle der Werke reicht der
Platz einer Zeitung nicht
aus, um einen erschöpfen-
den Überblick zu geben.
Stattdessen werfen wir in
unserer täglichen Reihe
„Mein Lieblingskunstwerk“
ganz persönliche Schlag-
lichter auf Arbeiten aus
dem breiten Spektrum des
Festivals. Natürlich sind
auch alle anderen Kunst-
werke sehenswert – ma-
chen Sie doch selbst mal
einen Rundgang!
VON AXEL SCHMIDT
HANN. MÜNDEN. Dieses
trauliche Hasen-Paar in seinen
roten Kleidchen, das hätte ich
gern in meinem Arbeits im-
mer hängen – auch enn sei-
ne überdimensionale Größe
eine halbe Wand einnehmen
ürde. Hin und ieder hielte
ich stumme Z iesprache mit
den put igen Gesellen, ließe Wir sind bei Dir: Ernst und ruhig begegnen die Hasen dem Blick des Betrachters.
ihre ernsten Blicke auf mir ru-
hen, ürde mich erstanden
fühlen, in Gedanken ihre Pu- dertagen Tedd bär, Kuschel- telt haben. Und das kommt Projekt „Stadt-Sommer-Ate-
schelohren kraulen und noch hase und Stoffelefant ermit- an, umal Hills seit Mai im lier“ in der Rotunde arbeitete
und deshalb bereits iemlich
HNA-SERIE bekannt ist. Er ird gut be-
sucht, sein Publikum reagiert
Mein Lieblings- durch eg positi auf Pu-
muckl, Rabe und Häkelmänn-
Kunstwerk chen und ertraut dem Künst-
ler so manches gan Persönli-
ein Weilchen or mich hin che an.
sinnieren ... Hach, schöön!
Dean Hills, ihrem Schöpfer, Heimlicher Teddy im Schrank
ürde diese Reaktion gefal- Zum Beispiel, dass man u
len. Denn der australische Ma- Hause noch heimlich seinen
ler möchte mit seinen anrüh- alten, erschlissenen braunen
renden Figuren gan be usst Tedd aufbe ahre, as man
Kindheitsgefühle ecken, die sich aber nicht traue, eiter-
er in der rationalen Er achse- uer ählen. „Sie schämen sich
nen elt mit all ihren Z än- fast dafür“, staunt Hills, der
gen und mühsam errichteten solchen Besuchern rät: „Tut
Fassaden kaum noch u erken- das nicht. Freut Euch lieber
nen ermag: Vertrauen, Augen wie Spiegeleier: Dean Hills mit einem seiner Raben. Die ge- darüber, dass Ihr et as on
Schut , Geborgenheit – all die-
ses Wohlige, as uns in Kin-
räumige Rotunde mit ihrem hohen Dachkegel bildet den wir-
kungsvollen Rahmen für die großformatigen Gemälde. Fotos: Schmidt
Euren kindlichen Gefühlen
be ahren konntet.“
Kichern beim Erröten ist erlaubt
Musikalisches Kabarett vom Duo Notenkopf: Am roten Faden lästernd durchs Leben
VON BETTINA SANGERHAUSEN Doch der Piano- machen sie es andersrum –
mann singt auch und schon ist selbst ein Lied
lle reden über das Ren- selbst und beide ie „Alle meine Entchen“ bei-
ten-Eintrittsalter. Alle schaffen es, nur nahe unaussprechlich und
außer Notenkopf. Da ist mit Mimik und sch er u erstehen.
das Renten-Austrittsalter The- Gestik allein das Der ABC-Schüt e ist ein
ma. Wo kommen ir denn Publikum um Ki- höchst gefährlicher Soldat
hin, enn einer noch nach sei- chern u bringen. und der Duden empfiehlt sich
nem 9 . Geburtstag Rente be- Und das erschien als Hörbuch. Im Lokal kommt
ieht? Wo doch alle un er- oll ählig: Eiligst es beinahe um Eklat, eil der
schämter eise immer älter mussten noch italienischen Buchstabensup-
erden. Nein, irgend ann Stühle und Bänke pe die Vokale fehlen, und ein
muss Schluss sein, sagt das herbeigeschafft eingeset tes Komma ent-
Dresdner Kabarettduo und hat erden. schärft das Geständnis des ab-
damit am Dienstag die Lacher Weder derbe trünnigen Ehegatten („Ich
in der Ägidienkirche auf sei- Schenkelklopfer steh’ jet t auf, Y onne“). Für
ner Seite. noch böse Polit- die Eman ipation in der Pros-
Rom Hildebrandt und Jörg Satire herrschen titution irbt der Herr mit der
Lehmann kalauern sich ent- or, ielmehr prä- „Ich-AG für besondere Dienst-
lang der Farbe Rot durch das gen Wort it und leistungen“. Und er errät fei-
Auf und Ab des Lebens. Sie Ironie das Pro- end, dass er auch dann noch
nehmen die Dinge örtlich Ich-AG für besondere Dienstleistungen: Das gramm, immer ge innt, enn er sich mit der
und lassen Alltägliches kurios Kabarett-Duo Notenkopf amüsierte mit viel ieder gekonnt in Dame auf ein Einführungsan-
erscheinen. Sie erden auch Wortwitz und Musik. Foto: Sangerhausen Musik erpackt. gebot um Nulltarif einigt.
mal deftig, bremsen aber Dabei kann das „Wenn der Notenkopf errö-
glücklicher eise immer noch Duo durchaus garstig erden. tet“ ist der Titel des Pro-
gerade früh genug ab, be or toniert „Frau Hildebrandt“ die Et a im Lied über die Blumen- gramms, und der Titel trifft:
sie u tief unter die Gürtellinie ironischen Te te, ährend erkäuferin, die ihren Stand Nicht das pralle Rot erden er-
rutschen. „Herr Lehmann“ - so reden die im Autobahntunnel aufbaut. eugen die Akteure. Sie sind
Mal unschuldig trällernd, beiden einander fort ährend Statt Beamtendeutsch in eher Spe ialisten für das
mal kräftig mit Bluesröhre in- an - sie am Kla ier begleitet. Normalsprache u überset en schamhafte Erröten.
Freitag, 9. Oktober 2009
Heute bei Denkmal-Kunst
Sogar eine
Premiere ist drin
Heute gibt es bis Mitternacht Kunst, geöffnete
Geschäfte und Theater, Literatur und Musik dazu
Das Begleitprogramm des
Denkmal-Kunst-Festi als:
• 19 Uhr, Rathaushalle: Kon-
ert mit dem Hausener Kü-
chenchor. Das Repertoire
reicht on klassischem Lied-
gut bis u Pop- und Rocksongs.
„Bei uns ird gesungen as
Spaß macht“, lautet das Cre-
do.
• 19.30 Uhr, Rotunde: „Jeder-
mann – Fragmente“. Heiko
Krutisch hat aus dem Frag-
ment des Hugo on Hofmans-
thal mithilfe eiterer Ski en,
Tagebuch-Eintragungen und
Briefe eine spielbare Fassung
erarbeitet und ird sie – allein
in allen Rollen, auch als Musi-
ker – erstmals in der Rotunde
orstellen.
• 19.45 Uhr, Reformierte Kir-
che: „Kleider machen Leute“.
Das Theater Roll agen i-
demt sich der No elle on
Gottfried Keller: Der mittello-
se, aber gutgekleidete Schnei-
dergeselle Wen el ird erse-
hentlich für einen polnischen
Grafen gehalten. Zuerst ge-
lingt es ihm nicht, den Irrtum
auf uklären. Als er sich aber
in Nettchen erliebt und sie
sich in den ‚Grafen’, spielt
Wen el die Rolle eiter. Doch
sein Nebenbuhler ist misstrau-
isch ge orden und geht der
Sache nach.
• 20 Uhr, Aegidiikirche: Der
russische Komponist und Gei-
ger Ale ej Aigui und der deut-
sche Komponist und Pianist
Dietmar Bonnen haben ei
Ikonen der radikalen Rockmu-
sik neu interpretiert: Jimi
Hendri und Frank Zappa. Au-
ßerdem spielen sie Kurt-Weill-
Morten Klein am Saxophon und Sängerin Tokunbo Akinro bilde-
ten eine eindrucksvolle Einheit auf der Bühne.
Warme Stimme
im kalten Keller
Tok Tok Tok spielten im Rosenhof
A
hard da s night“ ar
der Titel des dritten Al-
bums der Beatles und
der des Beatles-Films on
1964. „A hard da s night“
heißt auch die Beatles-Tribute-
Tour der Band Tok Tok Tok,
die am Mitt och im Rahmen
des Denkmal-Kunst-Festi als
ihren Tourauftakt feierte. An
einem Ort, an dem Sängerin
Tokunbo Akinro noch nie am
Mikrofon stand, o sie aber
(Augen inkern!) schon im-
mer einmal singen ollte: in
einem Supermarkt.
Das Tok Tok Tok- Kon ert
fand im Keller des Rosenhofs
im ehemaligen Aldi-Markt
statt. Aber die ironische Be-
merkung da u möge man
nicht all u ernst nehmen, be-
eilte sich Tokunbo Akinro u
ersichern. Sie fühle sich ohl
in Hann. Münden und finde
2. Festival „Denkmal! Kunst - Kunst-Denkmal!“
Bringt eine Premiere in die Ro-
tunde: Heiko Krutisch mit sei-
ner Version von Hofmannsthals
Jedermann. Archivfoto: nh
Kompositionen.
• 20.15 Uhr, Dachboden Destil-
le: „Sonette“, Theater Poeten-
pack.
• 20.15 Uhr, Schiller-Lichtspie-
le: „Dinner for One“, ebenfalls
om Theater Poetenpack.
• 21 Uhr, Blasiuskirche: Moden-
schau, Han Schaaf (Milano)
• 22.30 Uhr, Keller Rosenhof:
Das E perimental Panama
Red Duo nimmt mit Geige und
Gitarre Rock, Ja , Soul oder
Blues und mischt das mit Klas-
sik, Oriental und Ps chedelic.
• Innenstadt: Die Denkmäler
des Kunst-Festi als und die Ge-
schäfte haben bis Mitternacht
geöffnet. In der Altstadt er-
den Aktionskünstler und die
Ja -Kapelle „Bra “ für ein
buntes Treiben sorgen.
Foto: Huck
die außerge öhnliche Locati-
on äußerst interessant.
Zum Beatles-Tribute-Kon-
ert aren 17 Zuschauer ge-
kommen, die gespannt der
armen, bemerkens erten
Stimme der deutsch-nigeriani-
schen Sängerin u lauschen.
Sie legte mit einer ja igen
Version des Beatles-Klassikers
„Eleanor Rigb “ los und og
die Zuschauer innerhalb kür-
ester Zeit in ihren Bann.
Da u klang ein schmeicheln-
des Sa ophon, das mit Tokun-
bo Akinro u erschmel en
schien.
Mit Beatles-Hits, bekannten
und eniger bekannten, Ei-
genkompositionen und einem
ständigen Dialog mit dem Pu-
blikum schaffte das Duo eine
entspannte und gemütliche
Atmosphäre in dem kalten
Raum. ( h)
Münden
Träume aus edlem Metall
Der Künstler Andreas Zech schweißt vor Augen der Zuschauer eine Frauenskulptur
Das Thema
53 internationale Künstler
stellen beim Denkmal-
Kunst-Festival aus. Bei der
Fülle der Werke reicht der
Platz einer Zeitung nicht
aus, um einen erschöpfen-
den Überblick zu geben.
Stattdessen werfen wir in
unserer täglichen Reihe
„Mein Lieblingskunstwerk“
ganz persönliche Schlag-
lichter auf Arbeiten aus
dem breiten Spektrum des
Festivals. Natürlich sind
auch alle anderen Kunst-
werke sehenswert – ma-
chen Sie doch selbst mal
einen Rundgang!
VON BELINDA HELM
HANN. MÜNDEN. Ein gra iler
Frauenkörper indet sich un-
ter sprühenden Funken, Me-
tall blit t in der Sonne. Ein Ad-
ler acht am Rande über das
Geschehen, da u erklingen
leise Vi aldis Jahres eiten. Der
Künstler Andreas Zech hat auf
dem Eisenmeurer-Gelände
sein persönliches Traums e-
nario geschaffen und präsen-
tiert anlässlich des Denkmal-
Kunst-Festi als seine Werke.
HNA-SERIE
Mein Lieblings-
Kunstwerk
Endlichkeit und Unendlich-
keit ist das Thema, mit dem
sich der Göttinger Künstler in
seiner aktuellen Arbeit ausei-
nanderset t, Metall sein be-
or ugter Werkstoff: Zech
sch eißt aus einem Drahtge-
rüst die Gestalt einer lebens-
großen Frau, den Blick um
Himmel gerichtet. Während
die Unterkonstruktion der
Verwandlung im Altarraum
HNA-Volontärin Belinda Helm beaufsichtigte für einige Stunden die Aegidiikirche
VON BELINDA HELM
I
hr bohrender Blick er-
folgt mich, senkt sich auf
mich herab, lässt mich
nicht aus den Augen. Ist sie
er eifelt? Traurig? Verbit-
tert? Ob ohl ihr Kopf nackt
ist, ist ihr schönes, stol es Ge-
sicht nicht entstellt. Dem
Mann, der sie fest in den Ar-
men hält, schenkt sie kaum
Beachtung. Das Paar sch ebt
im Raum, inmitten anderer Fi-
guren, engelsgleich.
Uta Sehr, eine Göttinger
Künstlerin, stellt hier beim
Denkmal-Kunst-Festi al ihre
Werke aus, lässt goldene Bil-
der mit schlichten eißlichen
Figuren on der Kirchendecke
baumeln. Ich löse sie heute für
ein paar Stunden ab, überneh-
me die Aufsicht, bin dafür er-
ant ortlich, dass sich die Be-
sucher trauen, den Raum u
entdecken und soll hin und
ieder eine CD laufen lassen,
die die Künstlerin mit einer
Rede besprochen hat.
Ein kühler Wind ug bahnt
sich immer ieder den Weg
durch das Mittelschiff der Ae-
gidiikirche, lässt die ielen
Ker en im Altarraum tan en.
Kalt ist es im Innern des mit-
telalterlichen Gotteshauses,
man kann die Feuchtigkeit rie-
chen, die sich beständig durch
Feuer und Flamme: Andreas Zech lässt den Schweißbrenner brizzeln.
Frauenskulptur aus normalem
Metall besteht, fertigt Zech die
die Hülle aus Edelmetall.
„Edelmetall bleibt, überdauert
Jahrhunderte, ohne dass der
Zahn der Zeit daran nagt.“
Gan anders das normale Me-
tall. Es ird er ittern, rosten
und schließlich ergehen.
In hundert Jahren iel-
leicht, schät t Zech, erde
also nur noch die Hülle der
Frau u finden sein. Ihr Inne-
res aber ird sich, so die Vor-
stellung des Künstlers, in der
Endlichkeit aufgelöst haben.
Der suchende Blick nach
oben s mbolisiert für
ihn die große Sinn-
frage: „Kommt da
noch as oder bleibt
überhaupt et as on
uns?“ Irgend ann, so
sagt er, ird die Figur
ohl die Ant-
ort darauf
issen. Dann,
enn er schon
lange nicht
mehr ist.
die Jahrhunderte alten Ge-
mäuer frisst. Die Farbe hängt
an manchen Stellen in großen
Lappen on den Wänden.
Viele Menschen sind es
nicht, die sich an diesem gol-
denen Oktobertag in das mitt-
ler eile ent idmete Gottes-
haus erirren. Immer ieder
bin ich mit den Bildern und
der Stille allein.
Aber nicht einsam: Die Fi-
guren er ählen ihre Geschich-
ten, on Leid, Trauer, on
Schmer und Freude. Trösten-
de Geschichten. „So ist das Le-
ben und ir müssen es neh-
Im Abschlussgespräch: Von links Volontärin Belinda Helm und
Künstlerin Uta Sehr.
„Werkstück“ nennt Zech
seine Frau bislang, ein Name
soll folgen, sobald die Figur
ihr endgültiges Gesicht hat.
Die komplette Skulptur ent-
steht ährend des Festi als,
Zech sch eißt or den Augen
der Besucher. „Das Gelände
am Eisenmeurer ist dafür ide-
al.“
Nicht selten sind Träume
Anlass für den 48-
jährigen Kün-
stler, um
Sch eißgerät
u greifen
und das im
men, ie es kommt“, hat Uta
Sehr mir bei der Übergabe des
Kirchenschlüssels erklärt. Vie-
le der Bilder handeln on der
Verabschiedung ihrer mittler-
eile erstorbenen, krebs-
kranken Freundin. Sie muss
sie sehr geliebt haben, denke
ich.
Die meisten Besucher
durchleben, so scheint es,
beim Betreten der Kirche eine
Metamorphose: Zunächst ru-
helos, die Kamera schon ge-
ückt, erlangsamen sich ihre
Schritte innerhalb eniger
Momente, die Blicke andern
Foto: Rudolf
Fotos: Helm
Schlaf Erlebte plastisch dar u-
stellen. Dabei, so sagt er, habe
er die Gestalt gan genau or
Augen. Und genauso soll das
Kunst erk dann auch später
aussehen. „Vor allem bei Ge-
sichtern bin ich sehr pinge-
lig“.“
Mehr auf www.hna.de
Der Zufall soll in Zechs Wer-
ken keine Rolle spielen. Oder
umindest erst dann, enn er
seine Arbeit abgeschlossen
hat. „Was Wind und Wetter
oder die Zeit anrichten, liegt
dann nicht mehr in meiner
Hand.“
Bis die Arbeit aber der
Natur überlassen ird,
übernimmt Vi aldi auf
dem Gelände am Eisen-
meurer den Wechsel der
Jahres eiten.
www.hna.de/video
Raum für Gedanken: Zech
mit einer Skulptur, die
seinem Gesicht nach-
empfunden ist.
langsamer durch den Raum,
iele nehmen sich Zeit, auf ei-
ner Kirchenbank die Atmo-
sphäre in sich auf unehmen.
Eine ältere Dame er ählt
mit ehmütigem Blick on ih-
rer Konfirmation und der
Trauung, die sie 196 in der
Aegidienkirche erlebte. Ein
kleines Mädchen mit Eis in
der Hand betrachtet mit gro-
ßen Augen aus ihrem Kinder-
agen die Bilder, artet ge-
duldig auf ihre Mama.
Die Sonne scheint mittler-
eile durch die Kirchenfens-
ter, spielt mit den Bildern, der
bohrende Blick der Frau er-
ändert sich, erliert das Be-
drohliche.
Als eine 4 -köpfige Reise-
gruppe plöt lich in die Kirche
einfällt, bin ich irritiert. Laute
Stimmen und das Klicken ie-
ler Kamera-Auslöser erdrän-
gen die schon ge ohnte Ruhe.
So schnell ie sie gekommen
sind, ersch inden sie. Ob sie
den Blick der sch ebenden
Frau bemerkt haben? Wohl
kaum. Ein enig erleichtert
nehme ich die Rückkehr der
Stille ar.
Als ich mich am frühen
Abend on Uta Sehr erab-
schiede, erfe ich noch ein-
mal einen Blick auf meine
sch ebende Freundin. Lächelt
sie et a? Ich glaube, ja.....
Samstag, 10. Oktober 2009
Verirrte Zeit: Das Tanzstück mit Caro Frank beginnt am heutigen
Samstag um 20 Uhr in der Aegidiikirche.
Heute und morgen beim
Denkmal-Kunst-Festival
Endspurt beim
Denkmal-Festival
Musik, Tanz und Theater am Wochenende
Z ei Programmänderungen
gibt es beim Denkmal-Kunst-
festi al am Wochenende: Aus
Krankheitsgründen muss der
Tangoabend am Samstag, 1 .
Oktober, ausfallen. Dafür tritt
das Geigen-Gitarren-Duo The
e perimental Panama Red ab
21 Uhr im Keller des Rosen-
hofs auf anstatt auf dem Dach-
boden der Destille.
Ebenfalls aus Krankheits-
gründen kann Prof. Kieso
nicht als Redner an der Ab-
schluss eranstaltung am
Sonntag, 11. Oktober, 16 Uhr
in der St. Blasius-Kirche teil-
nehmen. Er ird ertreten
on Prof. Manfred Gerner.
Das aktualisierte Programm
im Überblick:
Samstag, 1 . Oktober:
15 Uhr, Blasiuskirche: Offe-
nes Singen mit Gabriele Hass-
ler aus Bremen. Gabriele Has-
ler ist seit über 25 Jahren er-
folgreich als Sängerin und Ge-
sangsdo entin tätig und hat
sich unter anderem auf Offe-
nes Singen für große Gruppen
spe ialisiert. Unter ihrer An-
leitung geht es spielerisch
om Atmen, um Brabbeln
um Summen und um Tö-
nen.
19.15 Uhr, Rotunde: „Valen-
tin-Auslese“ mit dem Theater
Roll agen. Das Roll agen-
Theater spielt die besten S e-
nen on Liesl Karlstadt und
Karl Valentin.
19.15 Uhr, Hesse-Haus: „We-
der Nachtjacken iertel noch
Id ll: Wohnen, So ialstruktur
Himmel und Erde
Die Farben Blau und Ocker
bestimmen die Bilder von
Jean Marc Lafon. Im urigen
Kellergewölbe des Gästehau-
ses an der Tanzwerderstraße
zeigt er sie der Öffentlichkeit.
Das Blau symbolisiert den
Himmel und das Wasser, das
Ockerfarbene drückt minera-
lisches Gestein als Teil der Na-
tur aus. Himmel und Erde sind
2. Festival „Denkmal! Kunst - Kunst-Denkmal!“
Foto: privat/nh
und Leben in der Altstadt“,
Vortrag on Heinrich Lau.
20 Uhr, Aegidiikirche: „Ver-
irrte Zeit“, ein Tan stück mit
Caro Frank, Christian Dreher,
O e Volquart und Gerardo
Cotto.
21 Uhr, Keller im Rosenhof:
The e perimental Panama Red
Duo. Mit ps chedelisch lan-
gen, instrumentalen Tracks
oller satter Groo es ill das
Geigen-Gitarren-Duo (Miko
Mikulic /Rainer Ranis) sein
Publikum emotional berüh-
ren, mitreißen und be au-
bern.
Sonntag, 11. Oktober
14 Uhr, Kohlen-Hesse: Eine
Versteigerung on eißen Ge-
genständen aus dem
Weis(s)heitsraum om Jutta
Gottschalt beginnt um 14 Uhr.
Außerdem gibt die Künstlerin
gegen eine Spende Postkarten
ab, die sie ährend des Kunst-
festi als hergestellt und sig-
niert hat. Der Erlös fließt in
ihr nächstes Kunst-Projekt:
Ein Raum, der sich gan der
Farbe Rot idmet.
16 Uhr, Blasiuskirche: Ab-
schluss eranstaltung mit dem
Fach erk-E perten Prof. Man-
fred Gerner als Gastredner.
Anschließend gibt es die Mu-
sik-Performance „STYR“ mit
Gabriele Hasler, Dietmar Bon-
nen und Roger Hanschel. Sie
ist eng erknüpft mit Peter
Hölschers und Dietmar Bon-
nens Bild- und Klanginstallati-
ons-Trilogie. (bsh)
die Themen der abstrakten
Malerei des gebürtigen Fran-
zosen, der seit einigen Jahren
in Dänemark lebt und arbei-
tet, dort in Galerien ausstellt.
Beim Kunst-Festival in
Hann.Münden ist Lafon, der in
Paris Malerei studiert hat,
zum erstenmal. Das Foto zeigt
den Künstler vor einem seiner
Bilder. (kri) Foto: Krischmann
Münden
Skurriles im Totenkeller
Angelika Littwin-Pieper präsentiert Skulpturen in den Gewölben des Welfenschlosses
Das Thema
53 internationale Künstler
stellen beim Denkmal-
Kunst-Festival aus. Bei der
Fülle der Werke reicht der
Platz einer Zeitung nicht
aus, um einen erschöpfen-
den Überblick zu geben.
Stattdessen werfen wir in
unserer täglichen Reihe
„Mein Lieblingskunstwerk“
ganz persönliche Schlag-
lichter auf Arbeiten aus
dem breiten Spektrum des
Festivals. Natürlich sind
auch alle anderen Kunst-
werke sehenswert – ma-
chen Sie doch selbst mal
einen Rundgang!
VON EKKEHARD MAAß
HANN. MÜNDEN. Es riecht
muffig, nach feuchtem Mauer-
erk, enn man die 18 Stufen
um Totenkeller im Welfen-
schloss hinabsteigt. Der Name
lässt eine Gruft er arten, aber
eit gefehlt – tot ist hier nur
das Mauer erk. Die Künstle-
rin Angelika Litt in-Pieper
hat mit ihren skurrilen Skulp-
HNA-SERIE
Mein Lieblings-
Kunstwerk
turen dem Keller neues Leben
eingehaucht: ein Satire-Kabi-
nett des schrägen Humors tut
sich dem Betrachter auf.
Im Treppenaufgang ieht
der rot gekleidete Hand -
Mann an der Wand gleich die
Blicke auf sich. „Ich hänge ge-
rade fest im Totenkeller“,
heißt seine Botschaft und das
tut er auch im ahrsten Sinne
des Wortes. Es ist dieses ein-
deutig Doppeldeutige, das an
ielen on Litt in-Piepers Fi-
guren fas iniert.
Unten im Keller sit en dann
ei älteren Damen, dunkel,
Außer Spesen nichts gewesen
Das Theaterensemble Poetenpack spielte in der St.-Blasius-Kirche Casanova
HANN. MÜNDEN. Sie hießen
Nanetta, Martina, Leonilda
und Lucre ia. Sie alle aren
am Donnerstagabend in der
Blasiuskirche Mittelpunkt bei
der Aufführung „Casano a“.
Das Theaterensemble Poeten-
pack eigte das Stück im Be-
gleitprogramm des Kunstfesti-
als.
In der außerge öhnlichen
Mischung aus Schauspiel und
Musik schilderte der berühm-
te Frauenheld Giacomo Casa-
no a, gespielt on Andreas
Hueck, seine Lebenserinne-
rungen. Die Frauen – 12 Ge-
liebte soll er im Laufe seines
be egten Lebens gehabt ha-
ben – spielten dabei stets die
Hauptrolle.
Als größter Verführer der
Geschichte kannte sich Casa-
no a mit allen Spielarten on
Liebe, Lust und Leidenschaft
aus. Doch schließlich musste
auch er erkennen, dass sein
be egtes Leben nach Jahren
orbei ar und nichts eiter
als Erinnerungen blieben.
Schlechtes Essen, schlechte
Kon ersation, schlechte Ma-
nieren treiben ihn auf Schloss
Du , der let ten, trostlosen
Station seiner langen Lebens-
Zwei vornehme Damen mit „Perle“ und Schoßhündchen: Adel verpflichtet hat Angelika Littwin-Pie-
per ihre Arbeit betitelt.
ältlich, ornehm gekleidet ge-
nauso ie ihre „Perle“ – die
Hausdame. „Adel erpflich-
tet“, heißt es augen inkernd
und das bedeutet auch, dass
ihre Schoß-Möpse ornehm
gucken und Schmuck tragen.
Einer raucht elegant mit einer
Zigarettenspit e, einen ande-
ren iert noch ein kleines
Krönchen. Spit er kann man
das Thema Adel kaum noch
aufspießen.
Hat man den Ort des Ge-
schehens – den Totenkeller –
im Hinterkopf, irken die
drei Gra ien auch ie eine
Was sonst? Ein Armleuchter.
2 Fotos: Maaß
Der Lebemann und die Damen: Andreas Hueck als Casanova mit
den Musikerinnen Dóra Ombódi, Heike Pichler-Trosits und Mecht-
hild Winter.
reise. Dort in den dunklen Ge-
mächern und Gängen lauerte
Casano as schlimmster und
tödlicher Feind: die Lange ei-
le. Um gegen sie an ugehen,
blieb ihm nur die Möglichkeit,
sich die Abenteuer seines Le-
bens neu u ergegen ärti-
gen.
Persiflage auf eine Trauerge-
sellschaft, umal sie neben ei-
ner Maueröffnung oll Schutt
sit en, die an ein Grab erin-
nert. Aber daran habe sie bei
der Kon eption des Raumes
überhaupt nicht gedacht, sagt
Angelika Litt in-Pieper. Ihr
sei es bei der Arbeit allein um
das Thema Adel gegangen, so
die 67-jährige Künstlerin.
Im Totenkeller erscheint
ihre Arbeit aber auch in einem
neuen Licht. Dabei ist unklar,
ob in diesem Gemäuer des
Welfenschlosses jemals Tote
aufgebahrt aren. Es ird nur
in alten Listen immer so be-
eichnet.
Der zweite Blick
Gleich neben dem er-
meintlichen Grab ragt ein
Arm mit einer Ker e in den
Raum. „Du Armleuchter“,
scheint er u sagen. „Hier
musst du genau hinschauen,
der eite Blick hat es in
sich.“
Das gilt auch für eine Dar-
stellung des Liebesaktes in der
Wandnische gegenüber. Casa-
no a und seine Geliebte schei-
nen die Engelein über sich sin-
Foto: Siebert
Gekonnt und eindrucks oll
echselte Andreas Hueck on
der Rolle des ene ianischen
Lebemannes in die des on al-
lerlei Weh ehchen geplag-
ten, er eifelten Mannes,
der in keiner Weise mehr an
einen leidenschaftlichen Lieb-
haber erinnerte.
Foto: Rudolph
gen u hören. Aber die Putten
an der Wand über ihnen ha-
ben nichts Liebliches. Es sind
grinsende, fei ende Alt-Her-
ren-Gesichter, on denen ei
auch kleine Teufelshörner tra-
gen.
Hilfe scheint die „Traum-
deuterin“ daneben u erbit-
ten. Eine Frauen-Skulptur mit
edlen, feinen Gesichts ügen.
Aber je länger man sie be-
trachtet, desto er irrender
irkt ihr ieldeutiges Lächeln.
Jet t aber ieder nach oben.
Ab ins klare, helle Licht des
Tages.
Handy-Mann: „Ich häng hier im
Totenkeller fest.“
Seine amourösen Eskapa-
den mit den Sch estern Na-
nette und Martina, der jungen
Leonilda und der erführeri-
schen Lucretia schienen das
Publikum u amüsieren. Ge-
bannt folgten die Zuschauer
seinen Er ählungen. Mit aus-
geprägter Mimik und Gestik
unterstrich Hueck die ein el-
nen Rollen her orragend.
In seinen Abenteuern musi-
kalisch begleitet urde er on
den drei Musikerinnen Dóra
Ombódi (Tra ersflöte), Heike
Pichler-Trosits (Gesang) und
Mechthild Winter auf dem
Virginal, einem barocken Tas-
teninstrument. ( p )
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muenden sowie
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den. (tns)