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Karl Marx.
V on
P r o f . D r . W E R N E R SOM BART.
Trotz der Einw ände, die mein hochverehrter Lehrer A dolph W agner, G rund
legung, 3. A ufl., I. H. A. II, 28 I gegen diese von mir in der Polemik mit Julius W o lf
gewühlte Bezeichnung m acht, sehe ich mich nicht verarilafst, sie fallen zu lassen. Ich
bin erstaunt, dafs sich W a g n e r ;m diesem A usdruck, der der Lehre von Marx „wohl
eine von allen übrigen sozialistischen Systemen prinzipiell völlig abweichende Stellung
vindiziert/' überhaupt stöfst. Zunächst konzediert W a g n e r selbst, dafs wenn auch
„seines Erachtens doch nur teilweise und nur insofern'' der von mir betonte
„antiethisehe“ Charakter des Marx’schen Systems dieses z. B. von Rodbertus u. a.
imterschcidc. Aber auch davon abgesehen: m ir ist in keinem der bedeutenden
sozialistischen Systeme, vor allem nicht in dem von Rodbertus, eine Theorie der
ökonom ischen E n t w i c k l u n g — und das ist doch die Pointe bei Marx — be
kannt gew orden; denn die „metaphysische“ Geschichtstheorie von der Aufein -
anderfolgc organischer und kritischer Perioden kann doch hier nicht angezogen
werden. Und dafs sich Kodbcrtus und Marx w ie Feuer und W asser in ihrer
gesamten W ehauflassung unterscheiden, ist doch von W a g n e rs Mitarbeiter —
Dietzel — oft genug zu erweisen unternommen worden.
Zur Kritik des ökonomischen Systems von Karl Marx, 55/
I.
Im V orw orte zitm ersten Teile des dritten Bandes (S. Vf.)
bringt Engels die Passionsgeschiehte seiner Redaktionsarbeit:
sehr zum Nutz und From m en des Lesers. D enn aus der Be
schreibung des M arx’schen Nachlasses, der A rt und W e ise , wie
ihn Engels verarbeitet hat, gew innen w ir sehr brauchbare A n
haltspunkte zur B eurteilung der einzelnen Teile des W erks. Im
allgem einen hat für den dritten Band eine noch unvollkomm enere
M anuskripthintcrlassenschaft Vorgelegen als für den zweiten Band:
„nur ein noch dazu äufserst lückenhafter, erster E ntw urf1'. T rotz
dem ist das R edaktionsprinzip von E ngels scheinbar nicht ver
ändert w orden: es war vorw iegend von Rücksichten der Pietät,
nicht der Sache eingegeben.
A uch dieses Mal hat Engels so viel als m öglich von den A us
führungen seines Freundes in der ursprünglichsten Form zu be
nutzen sich angelegen sein lassen. E r teilt uns mit besonderer
B efriedigung m it, dafs auch in dem schwierigsten und wenigst
vollkom m en hintcrlassenen A bschnitte (dem fünften) es ihm „end
lich gelungen sei, a ll e irgendw ie zur Sache gehörenden A u s
sprüche des Verfassers im Text u n te rzu brin g en“ (S. IX ).
Ich weils nicht, ob diese M ethode der Bearbeitung die rich
tige gewesen ist, ja ob sie auch selbst aus Rücksichten der Pietät
geboten war. Sie hat dadurch dem Gesam tcharakter des W erkes
sicherlich geschadet. O b es nicht vielm ehr in den Intentionen
von Marx selber gelegen hätte, der W e lt unfertige Sachen vor
zuenthalten? O b es nicht vielm ehr d a ra u f angekom m en wäre,
die G run d zü g e des Systems herauszuschälen und uns in sinn-
gem älser Bearbeitung wozu doch E ngels wie noch kein Nach-
lafsverwalter vor ihm befähigt war — in vollendeter Fassung
vorzulegen. Meinetwegen hätten ja alle Exkurse, alle Vorarbeiten,
die sich in dem Marx'schen M anuskripte vorfanden, in der „Neuen
Z e it“ in extenso abgcdruckt werden können. N un ist alles in das
„K a p ital“ gepackt: fertiges neben h a lb fe rtig e m . nebensächliches
neben entscheidend wichtigem , Details neben G run dzügen. W e n n
M arx aus E nqueten seitenlange Exzerpte gem acht hat, so hat er es
doch sicherlich nur gethan, um sie zu verarbeiten, nicht um sie
abdrucken zu lassen, wie es nun geschehen ist. W e n n der
fünfte A bschnitt (Kredit- und Banklehre) der unvollkom m enste im
M anuskript war, so hätte er ruhig mit ein paar Sätzen resümiert
werden, in extenso aber, ohne irgendw o dem System A bbruch
zu thun, w egbleiben können. A b e r auch in der R edaktion der
37*
558 W e rn e r S o m h a rt,
sehe A g ita tio n w ird sich im dritten B ande nur wenig M aterial
gew innen lassen. A ber dieser U m stand kom m t der Theorie zu
gute. W a s den ersten zu einer so ergiebigen Fundgrube an
Schlagw örtern und R edew endungen für agitierende „G enossen“
macht, was ihn auch für den theorieentw öhnten, von der ,,rage
des faits“ ergriffenen EhirchschniUs-Nationalökonomen genieisbar
und lesenswert erscheinen Jiess: die häufigen deskriptiven und
historischen Exkurse, die D arstellung englischer Arbeiterzustände,
die kritische Geschichte der englischen Arbeiterschutzgesetz-
gebung und dergl. störte doch nur den Genuss an der E ntw icke
lun g der G edanken des Systems. D er dritte Band hat diesen,
vom S tand p unk t der Theorie unnützen Ballast nicht. D eshalb
w ird die Freude, die der Theoretiker bei der Lektüre des dritten
Bandes empfindet, trotz aller U nebenheiten, von denen ich sprach,
doch reiner, ungetrübter sein. Mir ist der neue Teil in seiner
A rt reichlich so lieb als der erste B and. Um somit das Fazit zu
ziehen: Die nationalökonom ische W issensch aft darf das E r
scheinen des dritten Bandes vom „ K a p ita l“ als ein freudiges
E reignis begrüfsen, das den literarischen H erbst 1894- für unser
Fach ausnahm sweise zu einem fruchtbaren gestaltet hat. W ie
man auch im m er zu den Ergebnissen der Marx'schen U nter
suchungen Stellu ng nehmen mag: w er überhaupt noch einen
Funken theoretischen Interesses im Leibe hat, wird nicht ohne
Befriedigung das Marx'sche System nun in dem dritten Bande
vor seinen A ug e n sich vollenden sehen.
Versuchen wir. uns über den In h a lt des dritten Bandes zu
unterrichten. Ich resümiere zunächst den G edankengang des
Verfassers ohne weitere Kritik. W e n n ich dabei ausführlicher
verfahre, als es wissenschaftlicher G e pflogenheit entspricht, so
geschieht es in dem Bewufstsein. dafs einem so systematisch
m ifsverstandenen A u to r wie Marx geg enüber eine verständliche
W iederg ab e seiner A usführungen oberstes G ebot ist.
II.
Die Gesam taufgabe für das dritte Buch war gegeben: hatte
das erste den Produktionsprozefs, das zweite den Zirkulations-
prozefs des K apitals dargestellt, so blieb zu erledigen, wie M arx
es ausdrückt, der G e s a in t p r o z e fs d e r k a p i t a l i s t i s c h e n
P r o d u k t i o n ; mit ändern W o rte n die D arstellung der e m p i r i
s c h e n G estaltung des kapitalistisch geordneten W irtsch afts
lebens. „In ihrer wirklichen B ew egung treten sich die K apitale
560 W e rne r S o m bart ,
I. 80c -f 20 v 20 50 90 i 70 92 22 pCt. 4- 2
Ü. 70 c -f- 30 v" 30 51 (11 I 81 103 22 . — 8
III. 60 c + 40v 40 51 131 ' 91 113 22 „ — -18
IV . 85 c -f- 15 v 15 40 40 55 77 22 „ + 7
V. 95 c -f- 5 v 5 10 20 j 15 37 22 „ -H7
III.
H aben wir so einen UeberbHck gew onnen über den Inh a lt
des dritten Bandes, so ist die nächste Frage, die sich uns a u f
drängt, diese: was bedeutet, was leistet dieser neue 'fe il für das
M a rx 'sc h e S y s t e m ? W ie aus unserem Resum e schon h erv o r
gegangen ist, werden sämtliche Seiten dieses Systems im dritten
Band berührt. W a s sich jedoch ganz naturgem äfs in den V o rd e r
gründ unseres Interesses drängt, ist die Kernfrage des ö k o n o
mischen Systems von K arl Marx: d ie W e r t- u n d M e h r w e r t - ,
somit auch K a p i t a l t h e o r i e . Sie sollte im dritten Bande ihren
A bschluls finden und auf die A usfüh ru ngen dieses Teils w urden
^ alle diejenigen vertröstet, die ihre Bedenken gegenüber den D a r
legungen. iusbesonderedesersten Buches nicht unterdrücken konnten.
Es ist bekannt, dafs man —- neben vielen anderen E inw än den
gegen die M arx’sche K apitaltheorie — als den gewichtigsten den
geltend machte: sie lasse die Thatsache eines gleichen K a p ita l
profits unerklärt, weil sie als einzig m ehrw ertbildend einen in
den verschiedenen Kapitalen verhältnism äfsig ungleich grofsen
Bestandteil, das variable K apital ansehe. Löst nun das dritte
Buch dieses sog. R ätse l? und wird dam it der H aupteinw and
gegen die Marx'sche K apitaltheorie hinw eggeräum t?
Ich glaube nun, dafs der dritte B and bei der ^M ehrzahl der
Leser eine und dieselbe W ir k u n g hervorbringen wird, die schon
die A ntw orten des K andidaten Jobscs a u f das hohe Prüfungs-
kkollegium ausübten: ein allgemeines S chütteln des Kopfes!
tAicliiv 1iir soz. Gesetzgeber, \
i, StntiMik. VII. 33
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!
572 W e r n e r So in h a r t,
k u s s i o n gewesen i^t, sondern immer nur irgend ein Phantom , das sich elcr be
treffende K ritiker vorgestelit halte. Es w äre m ir eine besondere Genugtuung,
w enn gerade Böhm seine oben angeführte. A nsicht nach Lektüre dieser Studie
modilizierte. Die Marx'sche Theorie mag w i d e r l e g b a r sein, aber w i d e r l e g t
i>t ?>ie n ic h t ,
38*
lebens keine Existenz hat. so hat er überhaupt keine Existenz?
Diese S c h lu ß fo lg e ru ng wäre übereilt. Es bleibt offenbar noch
eine Zufluchtsstätte für den gescheuchten W e r t: -das D e n k e n
d e s ö k o n o m i s c h e n T h e o r e t i k e r s , ln der T hat: will man
ein Schlagw ort zur Charakteristik des Marx'schen W er tes haben,
so ist cs dieses: s e in W c rt is t k e in e e m p i r i s c h e , s o n d e r n
e in e g e d a n k l i c h e T h a t s a c h e .
A ber dam it sind wir noch lange nicht am E nde unserer
Untersuchungen. Einstweilen noch ganz von der Frage a b
strahiert: welchen W e r t hat dieser W e rt? — es ist noch die
genauere Bestim m ung jener nur form alen C harakterisierung n o t
w endig.
Z unächst also: der W e rtb e g riff ist ein Hülfsmittel unseres
D enkens, dessen wir uns bedienen, um die Phänom ene des
W irtschaftslebens uns verständlich zu machen, er ist eine l o
gisch e 1) Thatsache. W a s hier die W e rtv orstellun g leistet ist
dieses; uns die als G ebrauchsgüter qualitativ verschiedenen
W a re n in quantitativer Bestim m theit erscheinen zu lassen.
Es ist klar, dafs ich dieses Postulat erfülle, damit, dafs ich
Käse, Seide und Stiefelwichse als Nur-Produkte abstrakt m ensch
licher A rbeit denke, und sie als A rbeitsm engen, deren Gröfse
durch das in ihnen enthaltene dritte, in Z eitlängen inefsbare
Gleiche bestimmt wird, nur quantitativ auf einander beziehe.->
A ehniich hat sich schon K o n r a d S c h m i d t („Neue Z e it“,
X I, I, 12) über die Bedeutung des M arx’schen W e rts geäufsert:
„Dieser W e rtb e g riff ist ............ für unser D enken u ne ntb e h r
lich, w enn es die qualitativ verschiedenen W a re n als kom m e n
surable Gröfsen, als welche sie sich im Austauschprozesse be-
thätigen (?), erkennen w ill.“ S ch m idt scheint m ir je doch die
W e rtv orstellun g auch in das Bewufstsein der T auschenden legen
zu wollen, w enn er dann fortfährt: „N ur als Gallerte in sich
gleicher, abstrakt menschlicher A rbeitszeit erscheinen die W a re n
selbst als vergleichbar, nur so begreift es sich, d a fs s ie b e im
1} Ich gebrauche diesen Terminus der K ürze wegen, obw ohl ich mir seiner
Mehrdeutigkeit im philosophischen Sprachgebrauch durchaus bewusst bin.
'*) Marx selbst spricht nirgends klip p und klar aus, dafs er den W e r t so
verstanden wissen wollte. Zahlreiche Stellen jedoch, an denen er den W e r t als
notwendiges Requisit der ökonomischen W issenschaft bezeichnet, an denen er
mittelst dos W ertes W arenm engen „gemessen“ w erden läfst etc., deuten darauf
hin, dafb er den W e r t in obigem Sinne verstanden wissen wollte. Ich verweise
uuf d<tu neuen Bande auf die Stellen III I, 313, 314; III U, 315, 376 f., 394 f.
A u s t a u s c h p r o z e fs in gewissen P roportionen einander g l e i c h
g e s e tz t w e r d e n k ö n n e n ."
W ill das bes-agen, dafs die W ertvorstellung bei den
'rauschenden vorausgesetzt werden mufs, um den V ollzug des
'Tauschaktes zu erklären? D ann würde der W e rt allerdings zu
einer „Bedingung wirtschaftlicher T h ä t i g k e i t “. W ä h re n d es
zuvor den Anschein hat, als wolle S ch m idt den W ertbegrifif
lediglich als „B ed ingung wirtschaftlichen D e n k e n s ” (ich w ähle
diese etwas inkorrekte W e n d u n g , um den antithetischen C h a ra k
ter zu dem Gerlach'schen A usdruck deutlicher hervortreten zu
lassen) aufgefafst wissen.
Es genügte aber seiner Z e it dieser verdienstliche, wenn auch
noch nicht völlig klare H inw eis Schrnidt's auf die Bedeutung des
W e rts bei Marx, um eine sehr lesenswerte E ntg egnu ng aus der
Feder H ugo Lande's hervorzurufun ja. a. O. S. 588). in der m it
E ntrüstung die S c h m id t’sehe D eutung des W erts, zurückgew iesen
w ird mit den W o rte n (S. 591): „Das W ertgesetz ist nicht, wie
Schm idt zu meinen scheint, ein Gesetz unseres D enkens, für
dieses unentbehrlich, um uns die qualitativ verschiedenen W a r e n
als kom m ensurable G röfsen erscheinen zu lassen. Das W e r t
gesetz ist vielmehr sehr realer N atur, es ist ein Naturgesetz
menschlichen H andelns, es ist nichts anderes als eine Seite des
Gesetzes der K o nku rrenz" u. s. w. So sehr anfechtbar die
weiteren A usführungen L a n d e 's a. O. sind und den jetzt im
dritten Bande des „K ap itals“ entwickelten G edanken viel w eniger
sich annähern als die S c h m id t'se h c n : darin hat L ande S c h m id t
gegenüber entschieden Recht, dafs das „W ertg esetz“ im Marx sehen
System d u r c h a u s d ie R o l l e e in e s „ N a t u r g e s e t z e s " (in dem
bekannten Marx'sehen Sinne) wenn auch nicht gerade eines N a tu r
gesetzes menschlichen H andelns spielt. Man vergleiche die fo l
genden Stellen (ich zitiere absichtlich nur aus dem dritten Bande»:
III L 156 . . „Das W ertgesetz beherrscht ihre (sc. der Preise»
B ew eg u ng .“ 188 . . „ W e rte , die hinter den Produktionspreisen
stehen und sie in letzter Instanz bestim m en." . . I I P 1 417 . .
„als . . Naturgesetz wirkt hier das Gesetz des W ertes . . und
dazu I I P , 297, 298, II D 1, 364, 396f„ 404, 405.
Besteht nun nicht ein unversöhnlicher W id e rsp ru c h zwischen
diesen beiden B ehauptungen: dais der „W e rt" bei Marx nur ein
„H ülfsm ittel des D enkens" sei und das „W ertgesetz" als „N atur
gesetz" das gesamte wirtschaftliche Dasein des Menschen in letzter
Instanz beherrsche? Ich glaube nicht.
576 W c rn e r S o m b a r t,
Sehen wir uns den „W e rtb e g riff“ näher an, Kr besteht darin.
da(s wir uns die W a re n in quantitativer Bestim mtheit und B e
ziehung zu einander vorstellen. A ber etwa als K örper, die schwel
e n d ? Nein, sondern als A r b e i t s p r o d u k t e : das aber ist nun
keineswegs gleichgültig, dass w ir unserer W ertv o rs te llu n g gerade
d i e s e n 1 n h alt geb en. Den n wi r ko nstati eren dam it, d a fs w ir d i e W a re n
als Produkte gesellschaftlicher Arbeit ansehen, die ö k o n o m i s c h
o b j e k t i v r e le v a n t e s t e T h a t s a c h e in ihnen. O ffenbar ist das
wirtschaftliche Dasein der Menschen, ist ihre materielle K u ltu r be
dingt durch das Q uantum wirtschaftlicher G ü te r, über die sic in
einem gegebenen Zeiträum e zu verfügen verm ögen, dieses aber
wiederum ist. von allen N ebenum ständen abgesehen, die Natur-
bedifjgungen gleichgesetzt,1) in der Hauptsache von der E ntw ick
lun g der gesellschaftlichen Produktivkraft der A rbeit abhängig.
Diese nun ist zunächst nur eine t e c h n is c h e Thatsache und
^om it qualitativ und quantitativ bestimmt: sie äufsert sich darin,
dafs eine besonders geartete, d. h. konkrete und individuelle
A rbeit eine Menge qualitativ bestimmter G ebrauchsgüter in g e
gebener Zeit zu erzeugen vermag. Mittels der W e rtv o rs te llu n g
nun lösche ich die qualitative Unterschiedlichkeit in der p ro d u k
tiven A rbeit aus. Indem ich also die W a re n als V erkö rp e ru ng
unterschiedloser, abstrakt gesellschaftlicher A rbeit denke,*2) thue
ich nichts anderes als den t e c h n is c h e n Begriff der P ro d u k
tivität oder Produktivkraft in eine adäquate ökonom ische F orm
y.u kleiden und ihn dam it für ö k o n o m i s c h e s Denken verw endbar
zu machen. D e r W e r t b e g r i f f i n m a t e r i e l l e r B e s t i m m t h e i t
b e i M a r x ist n i c h t s a n d e r e s a ls d e r ö k o n o m i s c h e A u s
d r u c k f ü r d ie T h a t s a c h c d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n P ro-
d u k t i v k r a f t d e r A r b e i t a ls G r u n d l a g e d e s w i r t s c h a f t
l i c h e n D a s e in s .
Und nun das ^ W e r t g e s e t z “? Dieses in formaler B estim m t
heit lautet: .D er W e rt der W a re beherrscht d ie w i r t s c h a f t
l i c h e n V o r g ä n g e — sc. in einer kapitalistischen W irtsc h a fts
o rd n u n g J?in letzter Insta nz“.
Setzen w ir für den W e r t die eben gefundene Begriffsbestim-
V' Es hatte den Anschein, als ob unter den Neueren H. Dietzel eine objekti
vistische R ich tun g in der ökonom ischen Theorie einschlagen w ürde (siehe seine
Besprechung' W ie s e rs in den Jahrbüchern für N.-Oek., N. F., Bd. 11, S. 161 f.).
ln seinen Schriften ist er jedoch im mer subjektivistischer geworden und Bührn-
Baw erk hat meines Erachtens vollständig recht (vg!. W e r l, Kosten und Grenz-
muzen, a. a. O ., Dritte Folge, 111, 325, 3361'.), wenn er Dietzel als einen halb
und halb bekehrten Grenznutzler anspricht, ebenso wie dev ausgezeichnete G e
kehrte recht- hat, wenn er zwischen der methodologischen Auflassung Menget'S
mul Ad. W ag n e rs keinen prinzipiellen Gegensatz findet.
Zur Kritik des Ökonomischen Systems von Karl M;irx, 593
die A rbeit der richtig gewählte Inh alt des W ertbe griffs? D. h. ist
die gesellschaftliche Produktivkraft bei konsequenter G edanken
folge ebenso sehr das P rinzip der objektivistischen N ational
ökonom ie, wie der N utzen das der S ubjektlvisten? W e n n ja :
sind die M arx’sche Bew eisführung, der systematische A ufbau,
die Schlussfolgerungen u. s. w. anfechtbar? D a n n erst wären die
einzelnen Teile der T heorie der R eih e nach zu prüfen.
Tragen diese Z eilen ein w enig dazu bei, die Marx-Kritik in
etwas geordnetere B ahnen einzulenken, so ist ihr Zw eck erfüllt.