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Berührungsspannungen und Ausschaltzeiten

beim Fehlerschutz mit automatischer


Ausschaltung

Autor(en): Biegelmeier, Gottfried

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Bulletin des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins, des


Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen = Bulletin de
l'Association Suisse des Electriciens, de l'Association des
Entreprises électriques suisses

Band (Jahr): 92 (2001)

Heft 23

PDF erstellt am: 09.02.2022

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-855787

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I
Berührungsschutz

Berührungsspannungen und Ausschaltzeiten


beim Fehlerschutz mit automatischer
Ausschaltung
Dieser Beitrag nimmt Stellung zum Entwurf für eine Revision der spiel Sturz von einer Leiter) sind in dieser
Definition enthalten. Elektrisierungen,
Norm IEC 60364-4-41 «Schutz gegen elektrischen Schlag». die nur eine Schreckreaktion verursachen,
Insbesondere kritisiert der Autor die in der Norm vorgeschlagenen sind davon ausgenommen (etwa
Berührungsströme von wenigen zehn
Ausschaltzeiten. Diese gewährleisten seiner Ansicht nach die Milliampere a.c. oder d.c.).
Personensicherheit nicht in ausreichendem Mass. Man kann vorbringen, Der schädliche elektrische Schlag ist
also dadurch gekennzeichnet, dass seine
dass die Ablösung der Schutzerdung durch Nullung bei uns
Wirkungen vorübergehend oder dauernd
schon lange im Gange ist und dass die Argumente des Autors für die Gesundheit von Menschen oder
Nutztieren beeinträchtigen können. Dies
unser Land daher kaum mehr relevant sind. Leider ist man in erfolgt in der überwiegenden Mehrzahl der
Europa noch lange nicht überall so weit, weshalb uns ein Fälle durch eine Schädigung der Herztätigkeit
Abdruck dieses Beitrages doch sinnvoll zu sein scheint. Der Leiter (bei Unfällen mit tödlichem
Ausgang meist durch Herzkammerflimmern)
der SEV-Ausbildung, Jost Keller, nimmt Stellung. oder durch starke unwillkürliche
Muskelreaktionen, die Sekundärunfälle verursachen

können.
Es ist naturgemäss schwierig, bei den
unwillkürlichen starken Muskelreaktionen
die Folgen zu beurteilen. Einige zehn
Milliampere a.c. oder d.c. verursachen
Für die Schutzmassnahmen gegen System (genullte Netze) werden keine eine starke Elektrisierung, die aber, wenn
elektrischen Schlag durch automatisches Angaben über höchstzulässige Ausschaltzeiten sie nur kurze Zeit dauert (zum Beispiel
Ausschalten stehen in den nationalen und für Kurzschlüsse L-PEN gemacht. Bruchteile von Sekunden) kaum zu
internationalen Normengremien Ausserdem wird versucht, zwischen einem Sekundärunfall führen (derartige
Ausschaltzeiten zur Diskussion, die in technischer Stromkreisen innerhalb und ausserhalb Elektrisierungen werden in [3] beschrieben).
und elektropathologischer Hinsicht von Gebäuden zu unterscheiden. In der Andererseits muss man bei einigen
fragwürdig sind. Tabelle I zeigt die Aus- Folge werden diese Vorschläge sowohl hundert Milliampere, auch bei
auf Grund des neuesten Wissensstandes Einwirkungszeiten von nur einigen Hundertstelsekunden,

Gottfried Biegelmeier der Elektropathologie, als auch hinsichtlich zum Beispiel damit rechnen,
technischer Gegebenheiten einer Kritik dass eine Person weggeschleudert wird.
schaltzeiten des neuesten internationalen unterzogen. Für die elektropathologischen Wirkungen
Entwurfes für eine Revision von IEC auf den Menschen finden sich in IEC
60364-4-41 «Schutz gegen elektrischen 60479 Teil 1
und 2 Angaben, wobei die
Schlag» [1], die für den Schutz von
Die Bedeutung der Ausschaltzeiten folgenden Bilder und 2 den neuesten
1

tragbaren elektrischen Betriebsmitteln für den schädlichen Stand des Wissens für a.c. 50/60 Hz und
(Stromkreise mit Steckdosen) elektrischen Schlag d.c. wiedergeben [4].
vorgeschlagen werden. Der schädliche elektrische Schlag Zur konventionellen Festlegung des
kann wie folgt definiert werden: elektro- Linienzuges c, unterhalb dem das Risiko
pathologische Wirkungen, die vorübergehend für das Auftreten von Herzkammerflimmern
Der Stein des Anstosses oder dauernd die Gesundheit eines vertretbar ist, kann Folgendes
Erstaunlich und sicherlich falsch ist, Menschen oder Nutztieres beeinträchtigen bemerkt werden.
dass dabei nicht zwischen TN- und TT- können. Der konstante Wert von 1 A für
Systemen unterschieden wird. Obwohl Anmerkung: Sekundärwirkungen, die Einwirkungszeiten kürzer als 0,2 s wurde aus
die Klassifizierung der Netzsysteme durch unwillkürliche starke Muskelreaktionen Tierversuchen mit Schweinen, Hunden
hinsichtlich der Erdungen [21 nicht eindeutig hervorgerufen werden (zum Bei¬ und Schafen abgeleitet, wobei von einer
Massnahmen des Fehlerschutzes
zugeordnet werden kann, wird in dieser Arbeit

das TN-System mit «Nullung» und das


TT-System mit «Schutzerdung» im
klassischen Sinn bezeichnet.
50 V < U0 S 120 V 120 V< Uo< 230 V 230 V < U0 < 400 V Uo>400 V
a.c. d.c. a.c. d.c. a.c. d.c. a.c. d.c
In dem genannten IEC-Entwurf [1]
wird für Endstromkreise mit 0,8 s 5s 0,4 s 5s 0,2 s 0,4 s 0,1 s 0,1 s
festangeschlossenen Betriebsmitteln und für

Verteilerstromkreise eine Ausschaltzeit von Tab. I


Höchstzulässige Ausschaltzeiten für Steckdosenstromkreise bis 32 A Nennstrom und tragbare Betriebsmittel

5 s genannt. Für Verteilungsnetze im TN- der Schutzklasse für TN- und TT-Systeme nach [1]
I

Bulletin SEV/VSE 23/01 23


I
Sicherheit

stellt werden. Dabei sind sowohl die


wahrscheinlichsten Stromwege, die beim
10000 Elektrounfall auftreten können, als auch
a b c die Grösse der Berührungsflächen und
5000 deren Zustand (trocken, wassernass, salz-
F 2000 nass) wesentlich, wozu dann noch weitere
" Gesichtspunkte, wie zum Beispiel
1000
0 der Prozentsatz der Population, der er-
=s
ta
500 fasst werden soll, zu beachten sind [5].
oto AC -1 AC- 5
AC -3 AC ;-4
01 Bei Vorhandensein mehrerer Einfluss-
cn 200
E
grössen, deren statistische Wahrscheinlichkeiten
tO
100 bekannt sind, muss eine
to
-C vernünftige Auswahl getroffen werden, um
o 50
zu realistischen Ergebnissen zu kommen.
20 Nimmt man zum Beispiel für die
Flimmerwahrscheinlichkeit die 1%-Werte der
10
0,1 0,2 0,5 1 2 5 10 20 50 100200 500 2000 10000 Population, dann sollten für die
Körperimpedanzen die Mittelwerte für die
Berührungsstrom /T[mA]
Berechnungen herangezogen werden. Es ist
ja zum Beispiel sehr unwahrscheinlich,
dass eine Person mit einem Herzen, dessen
Bild 1 Vereinfachte Zeit-Strom-Bereiche elektropathologischer Wirkungen für Wechselstrom 50/60 Hz
(Zonenbeschreibung siehe [4])
Flimmerschwelle an der 1%-Grenze
Die Linien a, b, c haben folgende Bedeutung:
liegt, auch eine Körperimpedanz hat, die
a Wahrnehmbarkeitsschwelle an der unteren Grenze der Population
b Loslassschwelle bzw. - für Zeiten unter etwa 2 s - obere Grenze für einen Bereich AC-2 bzw. DC-2, in dem hegt.
noch keine Dauerschäden auftreten Für die folgenden Überlegungen werden
c Schwelle, für die das Risiko für das Auftreten von Herzkammerflimmern als vertretbar angesehen wird. daher die 1%-Werte für das
Man erkennt ein oberes Niveau bei A für Einwirkungszeiten unter 0,2 s und ein unteres Niveau bei
1

Herzkammerflimmern verwendet und die


100 mA für a.c. bzw. 200 mA für d.c. für Einwirkungszeiten von 0,5 s bis 10 s.
statistisch am besten abgesicherten
50%-Werte für die Körperimpedanzen.
statistischen Wahrscheinlichkeit von 1% licher Muskelreaktionen untersucht, und Für Berührungsspannungen bis 230 V
der Population für das Auftreten von zwar abhängig von den Berührungsspannungen werden mittlere Berührungsflächen (ca.
Kammerflimmern bei Längsdurchströ- und Ausschaltzeiten unter Beachtung 1000 mm2) im trockenen, wassernassen
mungen während der vulnerablen der technischen Massnahmen beim und salznassen Zustand den Berechnungen
Herzperiode ausgegangen wurde. Schutz gegen elektrischen Schlag, wie sie zugrunde gelegt. Über 230 V verringern
Für die untere Schwelle von 100 mA in den Normen für die Errichtung von sich infolge des Hautdurchbruchs
a.c. für Zeiten länger als 0,5 s gilt dies Niederspannungsanlagen vorgesehen die Unterschiede der Körperimpedanzen
noch viel mehr, weil man zum Beispiel sind. in Bezug auf die Grösse und den Zustand
bei Schweineversuchen Werte gefunden Um von den Berührungsströmen auf der Berührungsflächen. Die Impedanzen
hat, die weit über 100 mA liegen. Allerdings die Berührungsspannungen schliessen zu nehmen dann zunehmend Werte an, die
verursachen Elektrisierungen mit können, müssen Überlegungen, die die etwa jenen grosser Flächen im salznassen
einer Berührungsstromstärke von I A Körperimpedanzen ZT betreffen, ange¬ Zustand entsprechen [5].
sehr starke unwillkürliche Muskelreaktionen,
auch wenn die Einwirkungszeit
nur wenige zehn Millisekunden beträgt. -
Man beachte bei den Bildern und 2 1
10000
a c in ' 7
I

auch, dass für Einwirkungszeiten unter 5000


0,2 s die Schwellenwerte für W 2000
Herzkammerflimmern für a.c. und d.c. mit
1000 mA gleich hoch sind, während bei t 1000
längeren Einwirkungszeiten von einigen (0
500 *
"O
Sekunden der Schwellenwert für Gleichstrom m
o>
DC -1 D c- k D 3 c0 1 4^

der Linie c mit 200 mA etwa doppelt 200


E
so hoch liegt wie für a.c. (100 mA). :0 100
Das heisst, dass für kurze Einwirkungszeiten
(Bruchteile von Sekunden) Gleichstrom 50
genauso gefährlich ist wie 20
Wechselstrom. Allerdings liegen dabei die

Schwellenwerte der Berührungsströme 10


0,1 0,2 2 5 10 20 50 100200 500
m2000

10000
0,5 1
so hoch, dass sie im allgemeinen nur bei
Hochspannungsunfällen erreicht werden Berührungsstrom /T[mA]
[4].
In der Folge wird daher das vertretbare Bild 2 Vereinfachte Zeit-Strom-Bereiche elektropathologischer Wirkungen für Gleichstrom
Risiko für das Auftreten von (Zonenbeschreibung siehe [4])
Herzkammerflimmern oder starker unwillkür¬ a, b, c: siehe Bild 1

24 Bulletin ASE/AES 23/01


I
Berührungsschutz

dann ergeben sich Berührungsströme, die


Stromweg Hand-Hand Hand-Füsse Hände-Füsse Hände-Rumpf aus Tabelle III zu ersehen sind.
(Hand-Fuss)
Man erkennt aus Tabelle III, dass
Berührungsflächen trocken abgesehen vom extremen Stromweg

Zt(50%)[Q] 11080 8310 5540 2770 Hände-Rumpf Herzkammerflimmern kaum


lT [mA] 5,5 7 11 22 zu erwarten ist, wenn die Stromflussdauer
im Sekundenbereich liegt. Auch
Berührungsflächen wassernass
Sekundärfälle sind bei normalen
ZT (50%) [Q] 6870 5150 3435 1717
Umgebungsbedingungen kaum zu erwarten.
h [mA] 8,5 11,5 17,5 35 Man sollte aber an der oberen Bereichsgrenze
Berührungsflächen salznass wegen der doch sehr starken und
2375 1780 1187,5
schmerzhaften unwillkürlichen
ZT (50%) [£Z] 593,75
Muskelreaktionen zumindest für Stromkreise mit

It [mA] 25 34 50 100 Steckdosen durch entsprechende


Anforderungen in den Normen zum Schutz
Tab. II Körperimpedanzen (50%) für verschiedene Stromwege bei mittleren Berührungsflächen, trocken, gegen elektrischen Schlag die
wassernass oder salznass, und Berührungsströme 1T für eine Berührungsspannung UT 60 V [5] Einwirkungszeit auf etwa eine Sekunde
einschränken.

Zur Vereinfachung werden bei den ohmiger als bei Schweissbildung, die Der Berührungsspannungsbereich von
Berechnungen die Körperimpedanzen
folgenden aber trotzdem mit Sicherheit die 120 V bis 230 V für Durchströmungszeiten
ZT für die Stromwege Hand-Hand Hautimpedanzen stark absenkt (Messungen unter 0,2 s
und Hand-Fuss als gleich angenommen. fehlen). Für die obere Bereichsgrenze t/T
Der Stromweg Hände-Rumpf bei 230 V und eine Durchströmungsdauer
normalenUmgebungsbedingungen führt von max. 0,2 s ist die Berechnung der
Berührungsspannungsbereiche dagegen nur zu Berührungsströmen von Berührungsströme /T einfach, da die
und Ausschaltzeiten einigen zehn Milliampere (Tabelle II). Körperimpedanzen nur mehr wenig vom
Der Berührungsspannungsbereich Diese verursachen zwar starke willkürliche Zustandder Berührungsflächen abhängen.
0 bis 60 V für Durchströmungszeiten Muskelreaktionen, das Risiko eines Man findet für die verschiedenen Stromwege
von einigen Sekunden Schadens durch einen Sekundärunfall Berührungsströme nach Tabelle IV.
Beginnend mit einer Sekunde liegt die kann aber als vertretbar angesehen werden. Man erkennt, dass die Ströme weit
Flimmerschwelle für den Menschen bei unter der Flimmerschwelle von 1000 mA
Durchströmungszeiten von einigen liegen, und damit ist bei 230 V kein
Sekunden konstant bei etwa 100 rnA. In Der Berührungsspannungsbereich von Kammerflimmern zu erwarten, wenn
diesem Berührungsspannungsbereich hängen 60 bis 120 V für Durchströmungszeiten innerhalb von 0,2 s ausgeschaltet wird.
die Körperimpedanzen wesentlich von einigen Sekunden Dies gilt umsomehr an der unteren
vom Zustand und der Grösse der Betrachtet man die obere Bereichsgrenze Bereichsgrenze von 125 V. Allerdings
Berührungsfläche ab (trocken, wassernass und von 120 V, wobei nur normale kommt es in jedem Fall zu starken
salznass [5]). Für die obere Bereichsgrenze Umgebungsbedingungen (trocken oder unwillkürlichen Muskelreaktionen, die
von 60 V ergeben sich die Werte wassernass) in Betracht gezogen werden, Sekundärunfälle auslösen können. Versagt
der Tabelle II.
Man erkennt, dass unter normalen
Umgebungsbedingungen (trocken oder
wassernass) bei Fehlerspannungen bis zu
60 V weder Kammerflimmern noch Stromweg Hand-Hand Hand-Füsse Hände-Füsse Hände-Rumpf
(Hand-Fuss)
unzulässige Muskelreaktionen entstehen,
wenn die Einwirkungszeiten bei einigen ZT (50%) [Q]* 4000 3000 2000 1000
Sekunden liegen. Für den ungünstigsten
h [mA] 30 40 60 125
Stromweg (Hände-Rumpf) könnte aber
bei salznassen Berührungsflächen bereits
Kammerflimmern entstehen. Das ist der Tab. IIIKörperimpedanzen ZT (50%) für verschiedene Stromwege bei mittleren Berührungsflächen, trocken
Grund, warum bei erschwerten oder wassernass, und Berührungsströme 1T für eine Berührungsspannung UT 120 V
Umgebungsbedingungen Schutzkleinspannung * Die Körperimpedanzwerte ZT (50%) werden den in IEC 60479-1 für UJ= 125 V angegebenen Werten gleichgesetzt.
als Fehlerschutz anzuwenden ist und Bei diesen Berührungsspannungen besteht in den Werten der Körperimpedanz zwischen trockenen und
wassermassen Berührungsflächen kein Unterschied mehr.
zwar mit Betriebsmitteln der Schutzklasse
III mit Basisschutz, da das Berühren
aktiver Teile, zum Beispiel bei einer
Berührungsspannung von 50 V, unter Stromweg Hand-Hand Hand-Füsse Hände-Füsse Hände-Rumpf
ungünstigen Bedingungen (enge, ieitfähige (Hand-Fuss)
Räume, Schweissbildung, niederohmige
ZT (50%) [H]* 2000 1500 1000 500
Stromwege, zum Beispiel Hände-Rücken)
bereits einen schädlichen elektrischen h [mA] 115 150 230 460
Schlag verursachen kann. Sicher
ist der salznasse Zustand (zum Beispiel Tab. IV Körperimpedanzen ZT (50%) für verschiedene Stromwege bei mittleren Berührungsflächen, trocken
Durchnässung mit Meerwasser) nieder- oder wassernass, und Berührungsströme /T für eine Berührungsspannung UT 230 V

Bulletin SEV/VSE 23/01 25


I
Sicherheit

Dieser Fehler wird immer wieder in


Stromweg Hand-Hand Hand-Füsse Hände-Füsse Hände-Rumpf
der Normung gemacht (Tabelle I, 120
(Hand-Fuss)
V-0,8 s, 230 V-0,4 s oder bei den
ZT (50%) [Q]* 950 715 475 235 ELV-Werten 50 V a.c. zu 120 V d.c.
/t [mA] 420 560 840 1700 [8]).
• Das Rechenbeispiel am Ende dieses
Tab. V Körperimpedanzen ZT (50%) für verschiedene Stromwege und Berührungsströme /T für eine Abschnittes zeigt deutlich das wesentlich
Berührungsspannung Uy 400 V geringere Risiko eines schädlichen
elektrischen Schlages bei der Nullung
verglichen mit der Schutzerdung.
die Schutzeinrichtung, kann es bei mit Überstrom-Schutzeinrichtungen zur Nähere Betrachtungen zeigen noch weitere

Durchströmungszeiten von über 0,2 s Fehlerausschaltung nach IEC 60364 wird entscheidende Vorteile, gegenüber
nicht nur zu schweren unwillkürlichen in der Folge kurz als Nullung und das TT- denen einige Nachteile, zum Beispiel
Muskelreaktionen, sondern auch sehr System mit Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen Fehler im Verteilungsnetz, kaum ins
schnell (innerhalb einer Sekunde) zum zur Fehlerausschaltung kurz als Gewicht fallen [9].
Herzkammerflimmern kommen. Schutzerdung bezeichnet. Für die folgenden
Betrachtungen wird ausserdem das Erkenntnis: Bei der Nullung liegen die
Der Berührungsspannungsbereich geerdete Drehstromnetz 3N ~ 400/230 V Fehlerspannungen und Teilfehlerspannungen
über 230 V vorausgesetzt. Folgende technische und damit auch die Berührungsspannungen
Bei Berührungsspannungen über Gegebenheiten stehen ausser
Frage: bei Körperschlüssen in
230 V kommt es zum Hautdurchbruch, Verbraucheranlagen im allgemeinen unter
der innerhalb von Bruchteilen von
• Bei Körperschlüssen in Verbraucheranlagen
dem halben Wert der Spannungen, die bei
Sekunden bis zu einigen Sekunden auftritt.
betragen die Fehlerspannungen
der Schutzerdung auftreten. Dazu kommt
Up, berührbaren Teilfehlerspannungen
Danach hängen die Körperimpedanzen die Spannungsabhängigkeit der
UFp und Berührungsspannungen
weder vom Zustand noch von der Grösse Körperimpedanzen beim Menschen, die bei
UT in Anlagen, in denen die
der Berührungsflächen, sondern nur mehr höheren Berührungsspannungen die
Nullung als Fehlerschutz angewendet
vom Stromweg im Körper ab. Die Berührungsströme noch zusätzlich vergrössert.
wird, in der Regel weniger als die
Hautimpedanzen liegen nur wenig über den Daher ist das Risiko eines schädlichen
Hälfte der Spannungen, die bei der
Werten, die bei grossen Berührungsflächen elektrischen Schlages bei der Schutzerdung
Schutzerdung auftreten. Dies wird in
im salznassen Zustand gemessen wesentlich höher als bei der
[6] ausführlich begründet. Die zum
werden. Aus Tabelle V sind die Nullung.
Verständnis notwendigen Begriffe und
Körperimpedanzen ZT für verschiedene Stromwege Als Bedingungen für die Ausschaltung
Definitionen können aus [7] entnommen
und die Berührungsströme /T für im Fehlerfall werden derzeit uneinheitlich
werden.
eine Berührungsspannung Up 400 V zu und irreführend für die Nullung
• Da die Körperimpedanzen spannungsabhängig
ersehen. höchstzulässige Schleifenwiderstände
sind, verursacht eine
Man erkennt, dass auch bei und für die Schutzerdung höchstzulässige
Berührungsspannung von UT 200 V a.c.
unter 0,2 s die elektropatho-
Einwirkungszeiten Erdungswiderstände in den Verbraucheranlagen
einen um ein Vielfaches höheren
logischen Wirkungen in jedem Fall einen
50 V. Die
festgeschrieben. Mit
Berührungsstrom als UT
schädlichen elektrischen Schlag verursachen,
einfache Projizierung der Spannungsverhältnisse
und dass damit das Risiko in
auf die Risiken eines elektrischen
keinem Fall vertretbar ist. Das heisst, dass
Schlages ist daher unzulässig.
für Berührungsspannungen über 230 V
ein schädlicher elektrischer Schlag durch

/ \
Begrenzung der Stromflussdauer auf
technisch mögliche Werte, das sind
einige zehn Millisekunden, nicht verhindert
werden kann. Für Verteilungsnetze,
die mit Systemspannungen über 230 V
/ Punkt 1
\ Punkt 2

gegen Erde (zum Beispiel die Netze itt <


PE

-
3x500 V oder 3N 690/400 V) arbeiten,
ist diese Erkenntnis von grosser praktischer ] Zt M] /t' Zt
2
Bedeutung für den Schutz gegen /1
I <
I z2 z2
elektrischen Schlag. ////// j////Z/Z

r
0,7m i

Der Fehlerschutz gegen • 10m — 5m <

schädlichen elektrischen UFP=45%UE


1

p-
L/FP=65%UE 1

Schlag \^=200V UE=L/F=;200V


Im Rahmen dieses Beitrages wird nur
der Fehlerschutz TN-System (Nullung,
Neutralleiter-Schutzerdung) und TT-Sys-
tem (Schutzerdung, Schutzleiter-Einzelerdung) Bezugserde
behandelt, da sie allgemeine
Bedeutung für den Schutz gegen elektrischen Bild 3 Spannungstrichter eines Fundamenterders innerhalb und ausserhalb eines Gebäudes. Fehlerspannung
Schlag besitzen. Das TN-System Uf 200 V und berührbare Teilfehlerspannungen Uff

26 Bulletin ASE/AES 23/01


I
Berührungsschutz

wobei Rsl der höchstzulässige Wert


Gedanken zum Artikel aus Schweizer Sicht (Limit) des Schleifenwiderstandes, Uo
die Systemspannung gegen Erde, /An der
Jost Keller, Leiter Sichere Elektrizität/Weiterbildung, SEV, 8320 Fehraitorf
Nennfehlerstrom der ersten Fehlerstrom-
Teil 4 unserer nationalen Installationsnorm NIN 2000 legt die Schutzmassnahmen
Schutzeinrichtungen (RCDs) netzseitig
fest. Die NIN 2000 basiert auf dem Cenelec-Dokument HD 384, welches
in der Verbraucheranlage und m der
sich seinerseits auf das IEC-Dokument 60364 abstützt. Zur Zeit wird die Norm
Ausschaltstromfaktor ist (für RCDs nach IEC
IEC 60364-4-41 von der WG 9 grundlegend überarbeitet; sie soll neu mit
61008 und 61009 gilt m 5. Bei anderen
«Schutz gegen elektrischen Schlag» überschrieben werden (entspricht dem
Auslösekennlinien ist m so zu wählen,
NIN-Kapitel «Schutz gegen zu hohe Berührungsspannung»), Um diese überarbeitete
dass die Auschaltung innerhalb von 0,2 s
Norm geht es dem Autor Gottfried Biegelmeier im vorliegenden Beitrag.
Damit Installationen und Betriebsmittel sicher verwendet werden können - und erfolgt).
Der Hauptpotenzialausgleich wird als
dies möglichst auch im Fehlerfalle - werden Schutzmassnahmen definiert, die
Massnahme des Fehlerschutzes klassifiziert
in der Regel, in gewissen Kombinationen angewendet, das gesetzte Schutzziel
(zum Beispiel in IEC 61140) und als
erfüllen. Biegelmeier hät sich an das Prinzip der Schutzkaskade: Basisschutz-
Alternative zur Nullung oder der Schutzerdung
Fehlerschutz-Zusatzschutz. Dabei soll jeweils die nächst höhere Schutzart den
in den Normen genannt. Tatsächlich
Schutz gewährleisten, wenn die tiefere versagt. Diese Philosophie liegt
kann der Hauptpotenzialausgleich
übrigens auch dem Standart IEC 61140 zugrunde, in dem die gemeinsamen
weder innerhalb noch ausserhalb von
Aspekte für Installation und Betriebsmittel bezüglich Schutz gegen elektrischen
Gebäuden sicherstellen, dass keine gefährlichen
Schlag definiert sind. Diese Koordination ist sehr wichtig; denken wir doch an
Berührungsspannungen auftreten.
die Problematik der Ableitströme von Geräten und den Einsatz von
Fehlerstromschutzschaltern
Bild 3 zeigt den Spannungstrichter eines
Fundamenterders, berechnet durch eine
Der Basisschutz, realisiert durch eine Isolation in fester oder gasförmiger Form
Computersimulation bei homogenem
(Kunststoffe, Gase, Luft etc.), wird bei der Überarbeitung von Kap. 41 nicht in
Erdreich. Man erkennt die hohen berührbaren
Frage gestellt. Anders verhält es sich mit dem Fehlerschutz. Dieser wird mittels
Teilfehlerspannungen auch innerhalb
automatischer Abschaltung (Leitungsschutzschalter, Sicherung) realisiert.
des Gebäudes. Wenn der Funda-
Diese Abschaltung hat zum Schutze von Personen möglichst schnell zu erfolgen.
menterder in schlechter leitendem
Die Abschaltzeiten der Schutzorgane sind vom Strom abhängig und in den
Erdreich eingebettet ist, das über besser
Strom-Zeit-Diagrammen ersichtlich. Der Strom wiederum ist abhängig von leitendem Erdreich liegt, dann liegen die
Parametern der Installation und des Netzes, d.h. der Netzform (TN, TT, IT).
Teilfehlerspannungen sogar noch höher
Professor Biegelmeier, der seit über 25 Jahren auf den Gebieten Schutztechnik
und Schutzmassnahmen sowie Elektropathologie arbeitet, befasst sich in ([8], Band 80).
Handelt es sich um eine
seinem Artikel mit diesen Ausschaltzeiten und den Netzformen. Zudem schlägt er
Verbrauchererdung in Form eines gestreckten
die Anwendung eines Faktors anstelle der Ausschaltzeiten vor. Der Artikel ist
Banderders entlang der Aussenmauer des
auch aus schweizerischer Sicht sehr interessant, obschon bei uns die Nullung,
Gebäudes, dann können innerhalb des
d.h. die Anwendung der Netzform TN, für die der Autor plädiert, erfolgreich und
Gebäudes gegen die Standfläche
fast ausschliesslich zur Anwendung kommt.
Teilfehlerspannungen auftreten, die nahe der vollen

Fehlerspannung Up liegen, obwohl


ein Hauptpotenzialausgleich vorhanden
und weiteren völlig willkürlichen lerspannungen die Ausschaltung der ist. Die in den Normen enthaltene
Festlegungen (zum Beispiel in IEC 61200-413) Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen innerhalb Aussage, dass innerhalb von Gebäuden bei

von Körperimpedanzen, «situations», von 0,2 s gefordert werden muss, gilt für vorhandenem Hauptpotenzialausgleich
«konventionelle Berührungsspannungsgrenzen» den höchstzulässigen Schleifenwiderstand die Berührungsspannungen nahezu Null
usw. wurde die Gefährdungsbeurteilung sind, ist daher nicht richtig.
dieser Massnahmen zum Rsl Uo/(5 • /An), Erkenntnis: Der Hauptpotenzialausgleich
Schutz gegen elektrischen Schlag völlig kann weder innerhalb noch ausserhalb
also für m der Wert 5, wobei U0 die
verzerrt. Obige Gleichung erweckt den von Gebäuden sicherstellen, dass
Systemspannunggegen Erde darstellt.
Eindruck, dass keine höheren keine gefährlichen Berührungsspannungen
Beim fünffachen Nennfehlerstrom
Berührungsspannungen als 50 V bei der Schutzerdung auftreten. Er ist daher nicht als
schalten ja Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen
auftreten, während in Wirklichkeit Massnahme des Fehlerschutzes, sondern
nur
nach IEC 61008 bzw. 61009
beim Körperschluss im Netz 3N als Zusatzschutz zu klassifizieren.
innerhalb von 0,2 s aus, und zwar
-400/230 V die berührbaren Zur Erläuterung der Unterschiede in
sowohl die übliche Bauart als auch die
Teilfehlerspannungen oft bei 200 V liegen. Ausserdem den Fehlerspannungen in einer genullten
Bauart S. und einer schutzgeerdeten Verbraucheranlage,
ist die Messung des Erdungswiderstandes
/?a der Verbraucheranlage im
Erkenntnis: Erdungswiderstände von die bei einem Körperschluss
bebauten Gebiet unmöglich oder jedenfalls Verbraucheranlagen RA sind im bebauten entstehen, soll das folgende Rechenbeispiel
Gebiet überhaupt nicht und ansonsten nur dienen, das eine Verbraucheranlage zeigt,
kostspielig.
Zur Vereinheitlichung wird daher mit grossem wirtschaftlichen Aufwand zu die über ein Freileitungsnetz mit Strom
vorgeschlagen, in Zukunft sowohl bei der messen. Dieser Umstand und weitere
versorgt wird (Bild 4).
schutztechnische Überlegungen legen
Nullung als auch bei der Schutzerdung Bild 4 oben zeigt die Verhältnisse bei
die Ausschaltbedingung auf Grund des nahe, auch bei der Schutzerdung einen der Nullung. Beim Kurzschluss im
Schleifenwiderstandes RSL über höchstzulässigen Schleifenwiderstand Verteilungsnetz an der Stelle A beträgt die
Ausschaltstromfaktoren m zu bestimmen. RSl für den Fehlerstromkreis als Fehlerspannung in der Verbraucheranlage
Näheres darüber findet sich in [10]. Da bei Schutzerdungsbedingung zu fordern.
36,5 V. Bei einem Körperschluss in der
der Schutzerdung wegen der hohen Feh¬ Rsl UQI (m • /An) Verbraucheranlage an der Stelle D tritt

Bulletin SEV/VSE 23/01 27


I
Sicherheit

während der Ausschaltzeit zwischen den


Betriebsmitteln die Spannung von 57,5 V
auf, die innerhalb kürzester Zeit
ausgeschaltet wird. Gegen die Bezugserde 400/230V 15 m, 3x2,5:
beträgt die Fehlerspannung 94 V, die durch £ 400 m, 4x702AI ff A B (z^oposm
die Form der Spannungstrichter innerhalb
der Gebäude meist nur mit weniger als
dem halben Wert wirksam wird (Bild 3).
a -QD 160kVA, B
5% 160A
LLLt 4x352
AI
63A
20A

16A
20m,4x62(g)

.*o£-20rn, 3x1,5-
c (Zi=0 058Q)

Q (z 1 Q 240Q)
7
Selbst wenn ausserhalb der Gebäude die
M6AT A -k

Standfläche des fehlerhaften Betriebsmittels


das Potenzial der Bezugserde hat, ist
©
bei Fehlerspannungen UF unter 100 V
und damit Berührungsspannungen Uj,
die meist noch niedriger sind, das Risiko
I
Z=0,04512


Z=0,22012

Z=0,22012
L1, L2, L3

N
PEN
eines schädlichen elektrischen Schlages Zr=0,21312 PE
i
vertretbar. Ra=2n
Rg-t-RA=712
;
ra=5Q
Anders ist es bei der Schutzerdung,
wie aus Bild 4 unten zu erkennen ist. Die
Fehlerspannung des PE-Leiters liegt in
der ganzen Anlage über 150 V bei einer
Ausschaltzeit von einigen zehn Millisekunden.
Dies kann zu starken Muskelreaktionen c Bezugserde
und damit zu Sekundärunfällen 14,5V PEN PE
führen. Besonders gefährlich wird die Verteilungsnetz Verbraucheranlage
Lage, wenn der Fl-Schutzschalter
versagt. Der Fehlerstrom, meist wenige Ampere

(in Bild 4 unten /F 33 A, weil WA


mit 5 Q sehr niedrig angenommen
wurde), reicht dann nicht aus, die 400/230V
l15iti, 3x2,52r-i-|
400 m, 4x702AI A [G B (Z,=0,10812)

LLL"
Überstrom-Schutzeinrichtungen zu betätigen,
und damit bleibt die hohe Fehlerspannung —GO 4x352
AI 20 m' 4x62
bestehen. Die Ergebnisse von
160kVA
5% 160A
—E3-
63A
a16A
(M) C (Z1=0,05812)

diesbezüglichen Feldmessungen werden in


^20 m, 3X1,5^ D (Z1=0,24012)
[11] beschrieben. Ein tödlicher Unfall,
der durch hohe Fehlerspannungen im TT-
System entstanden ist, wird in [12] einer Z=0,04512 z=0,22012 ©
genauen technischen Analyse unterzogen. -C=3- L1, L2, L3
b Z=0,22012 2,
Bild 4 zeigt eindrucksvoll, dass durch -CZZI —CZD- N
eine leitende Verbindung von Schutzleiter,
I
~a- PE

Verbrauchererdung und PEN-Leiter - fiB=212 RA=512

in Österreich Nullungsverbindung
genannt
-, also oft nur durch ein Stück
Draht, eine Verbraucheranlage von
Schutzerdung auf Nullung umgestellt und
dadurch die Sicherheit der Elektrizitätsanwendung
156V 164 V
wesentlich erhöht werden
kann.

Ausschaltung bei Nullung nach Bezugserde


Bild 4 oben:
Kurzschluss L-PEN in A (Verteilungsnetz): 66V
Kurzschlussstrom 450 A,
Ausschaltbedingung 7a 1,6x160 A N N
(Stationssicherung) 256 A eingehalten. In
Verteilungsnetz Verbraucheranlage
manchen Ländern wird im Verteilungsnetz
ein Ausschaltstromfaktor m= 2,5
gefordert. Die Ausschaltbedingung wäre
mit 400 A auch dann noch eingehalten.
Bild 4 Ausschaltströme und Fehlerspannungen des PEN-Leiters in einer Verbraucheranlage mit einer
Ausschaltzeit 10 s bis 2 min (Streubereich
aus einem Freileitungsnetz
Energieversorgung
der Schmelzsicherung in der
Oben: Prinzipielles Schaltbild und Spannungsteilung bei der Nullung; unten: Prinzipielles Schaltbild und
Transformatorenstation).
Spannungsteilung bei der Schutzerdung
Körperschluss L-PE in B a: Leiterlängen und Querschnitte; b: Widerstandswerte der Leitungen und Erdungen; c: Fehlerspannungen bei
(Verbraucheranlage): Kurzschlussstrom 310 A, einem Körperschluss in Punkt D; 1: Hausanschlussstelle; 2: Nullungsverbindung; 3: Fehlerstrom-Schutzeinrich-
Ausschaltbedingung /a 5x20A (Lei- tung

28 Bulletin ASE/AES 23/01


I
Berührungsschutz

tungsschutzschalter, Kennlinie B) In Verteilungsnetzen, in denen für die on electrical shock safety criteria, Toronto, 1983,
100 A eingehalten. Ausschaltzeit einige angeschlossenen Verbraucheranlagen die Pergamon Press, Toronto, 1984.
[4] H. Antoni, G. Biegelmeier, D. Kieback: Konventio¬
Millisekunden (Schnellauslösung des Nullung als Fehlerschutz angewendet nelle Grenzwerte mit vertretbarem Risiko für das
LS-Schalters). wird, können Ausschaltzeiten von Minuten Auftreten von Herzkammerflimmern bei elektrischen
Körperschluss L-PE in C bis zu einigen zehn Minuten als Durchströmungen mit Wechselstrom 50/60
(Verbraucheranlage): Kurzschlussstrom 370 A, vertretbares Risiko angesehen werden. Hz bzw. Gleichstrom. ESF-Bericht Nr. 3(2001),
Stiftung Elektroschutz
Ausschaltbedingung 7a 5xl6A 80A Gemeinnützige (ESF-
Der Vorschlag, einheitlich für die Nullung
Vienna), Wien.
(Schmelzsicherung, Kennlinie gL) und die Schutzerdung höchstzulässige [5] H. Bachl, G, Biegelmeier, R. Hirtler: Flächenab¬
eingehalten. Ausschaltzeit 0,2 bis 2 s (Streubereich Widerstände für die Fehlerschleifen hängigkeit der Körperimpedanzen vom
der Verteilersicherung). zu normen, vereinfacht die Handhabung Menschen. ESF-ßericht 2/2001,
gemeinnützige
Elektroschutz, Wien 2001.
Körperschluss L-PE in D der Normen für den Praktiker wesentlich. Privatstiftung

[6] Biegelmeier, K.-H. Krefter: TN- oder TT-System.


G.
(Verbraucheranlage): Kurzschlussstrom 230 A, Dabei will es der Zufall, dass für
Elektrizitätswirtschaft, Jg.99 (2000), H.4, S,49-57.
Ausschaltbedingung /a=5xl6 A 80 A Überstrom-Schutzeinrichtungen bei der Nullung [7] G. Biegelmeier: Schutz gegen elektrischen Schlag.
(Leitungsschutzschalter, Kennlinie B) und für Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen Bull. SEV/VSE 17/1999, S.37-42.
eingehalten. Ausschaltzeit einige bei der Schutzerdung für [8] G. Biegelmeier,G. Kiefer, K.-H. Krefter: Schutz in

Millisekunden (Schnellauslösung des LS- elektrischen Anlagen. Band 1, S.92 VDE-Schriften-


Verbraucheranlagen in der Regel der gleiche
reihe Band 80, VDE-Verlag GmbH (1996).
Schalters). Ausschaltstromfaktor m 5 angewendet werden [9] G. Biegelmeier, J. Groiss, A. Mörx, S. Wiborny:
kann. Die vorliegende Arbeit zeigt Normen für die Anwendung der Neutralleiter-
Ausschaltung bei der Schutzerdung nach auch, dass die Nullung (TN-System) als Schutzerdung (Nullung) als Fehlerschutz in
Bild 4 unten: zukunftssichere Massnahme des Niederspannungsanlagen. Österreichische
Zeitschrift für Elektrizitätswirtschaft, VEÖ-Journal
Körperschluss L-PE in D Fehlerschutzes für Installationen in Haushalt,
(1996) H.11, S.50-62.
(Verbraucheranlage): Fehlerstrom /F 33 A. Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie [10] G. Biegelmeier: Ganzheitsbetrachtungen zum
Ausschaltung durch die Fehlerstrom-Schutz- mit wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Fehlerschutz in Niederspannungsanlagen.
einrichtung innerhalb von einigen zehn Isolationsüberwachungssystem in gewissen Elektrizitätswirtschaft, Jg.99 (2000), H.11, S.48-51.
[11] G. Biegelmeier, 1. Groiss, R. Hirtler: Messung der
Millisekunden. Wenn die Fehlerstrom- Industrieanlagen) zur allgemeinen
Potentialverteilung im Fehlerfall bei
Schutzeinrichtung versagt, würde der LS- Anwendung empfohlen werden sollte. -
landwirtschaftlichen Betriebsstätten Vergleichsmessung
Schalter, Nennstrom 16 A, bei 33 A innerhalb TT-TN-Systeme. ESF-Bericht Nr. 1(1999), gemeinnützige
von einigen zehn Sekunden Referenzen Privatstiftung Elektroschutz (ESF-Vienna)
thermisch ausschalten, also für eine Wien.
[1] Revision IEC 60364-4-41: Schutz gegen elektri¬
[12] G. Biegelmeier, A. Mörx: Risikoverminderung
Fehlerspannung über 150 V zu spät, um einen schen Schlag. Dokument 64/WG 9/332-2001.
für Elektrounfälle, Elektrie (1996) H.9/10/11,
schädlichen elektrischen Schlag zu [2] IEC-Publ. 60364-3-1 (364-3-1):1973, Abschnitt S.334-346.
verhindern. 4.1.4.
[3] G. Biegelmeier: Report on the electrical impe¬

dance of the human body and on the behaviour Adresse des Autors
of residual current-operated earth-leakage Gottfried Biegelmeier, Prof. Ing. Dr. phil., Stiftung
Zusammenfassung circuit-breakers in case of direct contact for tensions Elektroschutz (ESF-Vienna), A-1195 Wien, esf-vien
Auf Grund neuen Wissens über die up to 200 V a.c., 50 Hz. Transactions: Symposium na@utanet.at
Wirkungen elektrischer Ströme auf
Menschen und Nutztiere und über Körperimpedanzen

sowie den Erfahrungen beim


Schutz gegen schädlichen elektrischen
Schlag können für den Fehlerschutz in
elektrischen Anlagen Fehlerspannungsgrenzen
und zugeordnete Ausschaltzeiten
festgelegt werden, für die das Risiko
eines schädlichen elektrischen Schlages
vertretbar erscheint. Es ist zu fordern,
dass für Fehlerspannungen, die durch
Körperschlüsse in Verbraucheranlagen
entstehen, bei t/F> 150 V a.c. die
Ausschaltung innerhalb von 0,2 s erfolgen
muss. Für Spannungen unter 50 V a.c.,
Tensions de contact et temps de
die in genullten Verbraucheranlagen als
berührbare Teilfehlerspannungen in der
coupure dans la protection de
Regel auftreten, wird die Ausschaltzeit défaut à coupure automatique
bedeutungslos, es genügen einige Sekunden Le présent article prend position quant au projet de révision de la norme CEI
oder Minuten. Die Grenzfälle am 60364-4-41 «Protection contre le choc électrique». L'auteur critique en particulier
Ende von Endstromkreisen, bei denen les temps de coupure proposés à la norme; à son avis, ceux-ci ne garantissent pas
Fehlerspannungen t/F voll als berührbare une sécurité suffisante des personnes. Ceux qui connaissent les conditions suisses
Teilfehlerspannungen t/FP möglich sind, diront que le remplacement de la terre de protection par la mise au neutre est en
aber immer unter der halben Netzspannung
cours depuis longtemps chez nous et que les arguments de l'auteur n'ont plus
gegen Erde liegen, bilden ein guère de sens pour notre pays. Malheureusement, on est bien loin d'en être arrivé
vertretbares Risiko, wobei ein
là dans toute l'Europe, aussi nous paraît-il néanmoins intéressant de publier cet
Ausschaltstromfaktor m 5 für Steckdosenstromkreise
article. Jost Keller, le chef de la formation à l'ASE, prend position à ce sujet.
(/„ 16A) eine Ausschaltung
innerhalb von einer Sekunde sicherstellt.

Bulletin SEV/VSE 23/01 29


Finanzthemen und gute Laune
vertragen sich bestens.
Entspannte Gespräche verlaufen konstruktiver. Das dem umfassenden Angebot an einfachen, transparenten
erleben auch Marco Hausamann, Geschäftsführer bei Dienstleistungen von Postfinance genau das
der Hans Saurer Kugellager AG in Arbon, und sein Richtige auswählen. Wir wollen nicht die Nr. 1 in der
Postfinance-Berater Martin Hersche immer wieder. Welt sein, sondern die Nr. 1 bei Ihnen. Rufen Sie für
Dank seinen Besuchen kennt Martin Hersche die Welt ein Gespräch einfach an. Telefon 0848 848 848.
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