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Herzschrittmachertherapie +

Elektrophysiologie

Schwerpunkt

Herzschr Elektrophys Thomas Beiert · Jan W. Schrickel


https://doi.org/10.1007/s00399-019-00650-1 Medizinische Klinik und Poliklinik II, Sektion Elektrophysiologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn,
Eingegangen: 28. August 2019 Deutschland
Angenommen: 11. Oktober 2019

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von


Springer Nature 2019 Katheterablation von
Herzrhythmusstörungen
Energieformen und biophysikalische
Grundlagen

Die invasive Elektrophysiologie bie- refraktären supraventrikulären Arrhyth- Kontakt im Vergleich zum Elektrode-
tet einerseits die Möglichkeit der mien zur gezielten AV-Knotenablation Gewebe-Kontakt zugrunde.
detaillierten intrakardialen Dia- [7, 22]. Seit dieser Zeit wurden sowohl Im Myokard folgen geladene Ionen
gnostik und erlaubt andererseits die Energieformen, als auch die Katheter wie Na+, K+ oder Cl– den repetitiven
unmittelbar eine therapeutische In- stetig weiterentwickelt. Im Rahmen die- Änderungen der Stromrichtung, so-
tervention mittels Katheterablation ser Übersichtsarbeit sollen die gebräuch- dass die elektromagnetische Energie
arrhythmogener Substrate. Ziel ei- lichsten Energieformen sowie deren bio- des Stroms in kinetische Energie der
ner solchen Ablation ist stets die physikalische Grundlagen näher erörtert Ionen umgewandelt und damit auch
lokalisierte irreversible Schädigung werden. Hitze erzeugt wird. Diese sog. Ohm-
eines Myokardareals, welches an der Erhitzung („ohmic/resistive heating“)
Initiation oder Aufrechterhaltung Radiofrequenzablation setzt sofort bei Einschalten des Stroms
der Arrhythmie essenziell beteiligt ein, wirkt jedoch aufgrund einer schnel-
ist. Dank der rasanten technischen Grundlagen len Abnahme der Stromdichte nur in
Entwicklung der letzten Jahre und den ersten 1–2 mm des Gewebes. Ei-
Jahrzehnte steht den Elektrophy- Die Radiofrequenz(RF)-Ablation stellt ne weiterführende Schädigung wird
siologen/-innen aktuell ein breites weiterhin den Goldstandard der kathe- durch Konduktion der generierten Hit-
Armamentarium unterschiedlichs- tergeführten Ablation dar. Sie basiert auf ze in tiefere Gewebeschichten erreicht
ter Energieformen und Katheter zur der Applikation eines Wechselstroms („thermal conduction“; . Abb. 1a). Die-
Verfügung. mit einer Frequenz zwischen 300 und ser Prozess läuft jedoch im Vergleich
1000 kHz. Bei diesen Frequenzen kommt zur Ohm-Erhitzung deutlich verzögert
Historie es zur gewünschten Erhitzung und letzt- ab, sodass effektive Temperaturen in
lich irreversiblen Schädigung des Ziel- 3–4 mm Gewebetiefe erst später erreicht
Die Entwicklung der Katheterablation, gewebes, jedoch nicht zur Stimulation werden [26]. Eine standardmäßige RF-
einem zentralen Pfeiler der modernen erregbarer Zellen mit der Gefahr der Ablation sollte entsprechend über min-
Therapie von Arrhythmien, basiert im Induktion von Kammerflimmern oder destens 60 s erfolgen. Analog zu dem
Grunde auf einer eher zufälligen Beob- Kontraktionen. Der Strom wird in der verzögerten Anstieg zeigt sich ebenso
achtung. Vedel et al. beschrieben 1979 Regel in unipolarer Konfiguration abge- ein langsamerer Abfall der Temperatur
das Auftreten eines permanenten AV- geben und fließt von der Katheterspitze nach Beendigung der RF-Applikation,
Blocks III° im Rahmen einer elektrophy- zur Neutralelektrode, die zuvor meist auf sodass es selbst nach Abschalten des
siologischen Untersuchung nach mehr- dem Rücken des Patienten angebracht RF-Stroms noch zu gewünschten, aber
facher externer elektrischer Defibrillati- wurde. Die höchste Stromdichte findet auch unerwünschten (akzidenteller AV-
on bei ventrikulären Tachykardien [25]. sich aufgrund der geringeren Größe im Block III°) Effekten kommen kann (ther-
Hier war es durch den Kontakt zwischen Bereich der Katheterspitze, sodass hier misches Latenz-Phänomen).
der Defibrillationselektrode und einem der thermische Effekt erzielt wird. Der Neben der zur Läsionsbildung bei-
am His-Bündel platzierten Katheter zu ei- überwiegende Anteil der Energie ver- tragenden und damit essenziellen ther-
ner lokalisierten endokardialen Applika- liert sich allerdings im Blut, und nur malen Konduktion in die Gewebetiefe
tion von Gleichstrom gekommen, resul- ein geringer Teil wird an das Myokard kommt es durch Konvektion über den
tierend in einem totalen AV-Block. Erste abgegeben. Dem liegen die bessere Leit- Blutfluss zu einer Kühlung der Katheter-
klinische Anwendung fand die Gleich- fähigkeit und die geringere Impedanz des spitze und der endokardialen Oberflä-
stromablation bei Patienten mit therapie- Blutes sowie der bessere Elektrode-Blut- che (. Abb. 1a). Entsprechend wird die

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Abb. 1 9 Schemati-
sche Darstellung der
Läsionsbildung eines
Standard-Radiofre-
quenz(RF)-Katheters (a),
eines gekühlten RF-Kathe-
ters (offenes System, b) und
eines Kryokatheters (c)

höchste Temperatur knapp unterhalb des skopisch lässt sich die Karbonisierung erlauben die verbesserten Kühlungsei-
Endokards erreicht, und die maximale durch Inspektion der Elektroden nach- genschaften die Abgabe einer höheren
Läsionsbreite ist intramural und nicht weisen. Leistung ins Gewebe, ohne einen kriti-
unmittelbar endokardial lokalisiert. Ein Neben der abgegebenen Leistung [W] schen Anstieg der Kathetertemperatur.
weiterer Anteil der durch die Ohm-Er- und der Elektrodentemperatur [°C] wird Bei fehlender Restriktion der Leistung
hitzung generierten Erwärmung geht an zusätzlich die Impedanz [Ω] des Ablati- sind entsprechend eine Zunahme der
die Ablationselektrode verloren und wird onskatheters überwacht. Bei einem guten Läsionsgröße und Steigerung der klini-
zum Temperatur-Monitoring herangezo- Katheter-Gewebe-Kontakt liegt die ge- schen Performance zu verzeichnen [9].
gen (. Abb. 1a). Der Ablationskatheter messene Impedanz zwischen 90–120 Ω. Eine Vergrößerung der Elektrodenspitze
wird nicht über den eigentlichen RF- Bei schlechtem Kontakt ist diese wegen bringt jedoch ebenso Nachteile mit sich:
Strom erhitzt, sondern nur über Kon- der geringeren Resistivität des Blutes Es kommt zu einer Verschlechterung
duktion der im Gewebe erzeugten Hitze. niedriger. Wie eingangs beschrieben, der lokalen Auflösung der abgeleiteten
Eine irreversible Schädigung des Myo- kommt es unter RF-Ablation zu einer Elektrogramme, einer größeren Variabi-
kards ist erst ab Temperaturen von ≥50 °C Übertragung kinetischer Energie auf ge- lität des Elektrode-Gewebe-Kontakts in
nachweisbar [16]. Bei der klassischen RF- ladene Ionen. Deren gesteigerte Mobilität Abhängigkeit der Katheterorientierung
Ablation wird eine Zieltemperatur von resultiert in einem leichten Abfall der und zu einer geringeren Flexibilität und
50–70 °C an der Elektrodenspitze über Impedanz (5–10 Ω) unter Ablation, wel- Mobilität bei der Kathetersteuerung.
eine Dauervon60 s angestrebt. Die Gewe- cher mit den Läsionsausmessern korre- Des Weiteren führt die Zunahme der
betemperatur liegt stets höher und soll- liert [2]. Bei gleichbleibendem Katheter- Elektrodengröße zu einer uneinheitli-
te zur Bildung einer permanenten Läsi- Gewebe-Kontakt kann durch Vergröße- chen Hitzeentwicklung mit der Gefahr
on einen Zielbereich von 50–90 °C errei- rung der Fläche der Neutralelektrode punktuell sehr hoher Temperaturen und
chen. Temperaturen >95 °C sind zu ver- und die damit einhergehende Reduktion damit einhergehend „charring“ („edge
meiden, da eine Verkochung des Gewe- der Impedanz eine höhere Stromdichte effect“).
bes mit Gasbildung eintreten kann. Wenn an der Katheterspitze erreicht werden. Neben der klassischen Beschichtung
eine solche intramurale Gasblase ruptu- mit Platin-Iridium werden auch goldbe-
riert, kommt es meist zu einem hörbaren Läsionsoptimierung schichtete Katheter klinisch angewendet
sog. „steam pop“. Bei Ruptur nach endo- (. Abb. 2a). Im direkten Vergleich führen
kardial können embolische Komplikatio- Mit dem Ziel, tiefere und größere Lä- diese zu einer Zunahme der Läsionstiefe
nen auftreten, bei der selteneren Ruptur sionen zu erreichen, erfolgten über die [13]. Die höhere thermische Kondukti-
nach epikardial besteht die Gefahr ei- Jahrzehnte unterschiedlichste Modifika- vität von Gold resultiert einerseits in ei-
ner je nach Größe des Defekts schwer tionen der RF-Katheter. ner besseren konvektiven Kühlung durch
zu beherrschenden Perikardtamponade. Eine der ersten Neuerungen stellte die den Blutfluss und andererseits in einer
Exzessive Temperaturen an der Elektro- Einführung von Kathetern mit größerer optimierten Energieübertragung auf das
denspitze können zur Verkochung von Elektrodenspitze dar. Aktuell werden Gewebe.
Blutplasma und damit zur Karbonisie- überwiegend Katheter mit einer 4 oder
rung und Koagelbildung an der Elektro- 8 mm Spitze verwendet (. Abb. 2a). Bei Gekühlte RF-Ablation
de („charring“) führen. Es kommt da- gleicher Leistung und Applikationsdau-
bei, nach einem kurzzeitigen Abfall um er generiert die größere Spitze eine Die Energieabgabe ins Gewebe und damit
≥10–20 Ω, zu einem sprunghaften An- kleinere Läsion, was sich auf eine ver- die Läsionsbildung werden bei der RF-
stieg der Impedanz und letztlich Abbruch besserte konvektive Kühlung durch den Ablation durch den Anstieg der Tempe-
des Stromflusses ins Myokard. Makro- Blutfluss zurückführen lässt. Allerdings ratur an der Katheter-Gewebe-Kontakt-

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Zusammenfassung · Abstract

fläche limitiert. Wie zuvor beschrieben, Herzschr Elektrophys https://doi.org/10.1007/s00399-019-00650-1


kann dies zum Teil durch Verwendung © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
größerer Elektroden überwunden wer-
den. Mit der gleichen Zielsetzung fin- T. Beiert · J. W. Schrickel
den gekühlte RF-Ablationskatheter sehr Katheterablation von Herzrhythmusstörungen. Energieformen
breite Anwendung [5, 8]. Die Kühlung und biophysikalische Grundlagen
des Katheters wird entweder über ein ge-
schlossenes (Zirkulation von NaCl-Lö- Zusammenfassung
sung nur innerhalb des Katheters) oder Die kathetergeführte Ablation von Herz- damit eine Zunahme der Läsionsausmesser.
rhythmusstörungen hat sich über die Jahre Als alternatives Verfahren hat sich die
ein offenes System (Austritt der NaCl- zu einem Eckpfeiler der modernen Therapie Kryoablation etabliert. Eine Kühlung des
Lösung über spezielle Poren im Bereich von supraventrikulären und ventrikulären Gewebes auf bis zu –80 °C bewirkt die
der Katheterspitze) erreicht (. Abb. 1b). Arrhythmien entwickelt. Ziel der Ablation Bildung intra- und extrazellulärer Eiskristalle
Trotz effektiverer Kühlung im Bereich des ist die permanente Schädigung eines und dadurch letztlich die Ausbildung einer
Katheter-Gewebe-Kontakts durch das of- Myokardareals, welches einen integralen klar umschriebenen Narbe. Das sog. Kryo-
Bestandteil des individuellen Arrhythmie- Mapping mit höheren Temperaturen ohne
fene System sind die generierten Läsio- mechanismus darstellt. Für die Arbeit im direkte Gewebszerstörung erlaubt eine
nen bei beiden Systemen vergleichbar elektrophysiologischen Katheterlabor stehen bessere Überprüfung der Sicherheit einer
[27]. Die gekühlte RF-Ablation ermög- unterschiedliche Katheter und Energieformen Ablation. Kryoenergie findet insbesondere
licht die Applikation von mehr Leistung zur Verfügung. Am weitesten verbreitet ist bei der Pulmonalvenenisolation (PVI) breite
ins Myokard, sodass höhere Gewebetem- die Radiofrequenz(RF)-Ablation, bei der Anwendung, durch Applikation mittels eines
durch Applikation eines Wechselstroms ballonbasierten Systems. Neben der PVI
peraturen und damit größere Läsionen an der Katheterspitze Hitze erzeugt und mit Hilfe eines Laserballons komplettieren
erreicht werden. Gleichzeitig sinkt das so ein arrhythmogenes Substrat zerstört als weitere, teils experimentelle Verfahren
Risiko für „charring“ und Koagelbildung wird. Hohe Temperaturen (>70 °C an der Ultraschall, Mikrowellenstrahlung und die
an der Katheterspitze. Im Vergleich zur Katheterspitze und >95 °C im Gewebe) stereotaktische Bestrahlung das Arsenal.
ungekühlten RF-Ablation ist die höchste bergen das Risiko für Koagelbildung sowie
„steam pops“ und sollten vermieden werden, Schlüsselwörter
Temperatur etwas tiefer intramyokardial wodurch die Stromabgabe limitiert wird. Eine Arrhythmie · Radiofrequenzablation ·
lokalisiert. Aus diesem Grund stellt bei Weiterentwicklung stellt die gekühlte RF- Kryoablation · Pulmonalvenenisolation ·
gekühlten Kathetern die gemessene Tem- Ablation dar. Diese ermöglicht die Applikation Laserballon
peratur an der Katheter-Gewebe-Kon- von mehr Leistung in das Gewebe und
taktfläche keinen suffizienten Surrogat-
parameter für die tatsächlich erzielte Ge-
webetemperatur dar. Als Flussraten ha- Catheter ablation of cardiac arrhythmias. Forms of energy and
ben sich beim offenen System 2 ml/min in biophysical principles
Ruhe, 10–17 ml/min während RF-Appli-
Abstract
kation und 20–30 ml/min bei Ablationen Catheter ablation of cardiac arrhythmias the transfer of more power to the tissue
>30 W etabliert. has evolved over the years and has become and thereby increases the dimensions
a cornerstone in the modern treatment of of the lesions. Cryoablation represents
various supraventricular and ventricular a valuable alternative. Cooling of tissue to
Neuere Entwicklungen –80 °C causes the intra- and extracellular
arrhythmias. The goal of ablation is to
permanently damage myocardium that is formation of ice crystals, finally resulting in
Zum Erreichen einer dauerhaften, trans- critically involved in the individual arrhythmia a dense circumscribed scar. The cryomapping
muralen Läsion ist ein guter Kontakt mechanism. Different catheters and forms procedure grants improved surveillance of
zwischen Katheter und Zielgewebe es- of energy are available. Radiofrequency (RF) the safety of ablation. Cryoenergy is very
senziell. Dieser ließ sich zunächst le- ablation is most common. Application of popular for pulmonary vein isolation (PVI)
an alternating current at the catheter tip using the cryoballoon. In addition to the laser
diglich über das taktile Gefühl beim
induces heating of tissue and, thus, leads balloon that is established for PVI, ultrasound,
Handling des Katheters sowie indirekt to ablation of a targeted arrhythmogenic microwaves, and stereotactic irradiation
über die gemessene Impedanz oder substrate. High temperatures (>70 °C at the complete the arsenal.
die fluoroskopisch visualisierte Kathe- catheter tip and >95 °C within the tissue)
terbewegung beurteilen. Mittlerweile bear the risk of coagulum formation and Keywords
steam pops and should be avoided, which Arrhythmia · Radiofrequency ablation ·
gibt es zwei unterschiedliche Systeme,
limits power application. The evolution Cryoablation · Pulmonary vein isolation · Laser
die eine direkte Messung des Anpress- of irrigated RF ablation catheters enables balloon
drucks, entweder über eine eingebaute
®
Präzisionsfeder (SmartTouch , Biosense
Webster, Irvine, CA, USA) oder fiber-op-
tisch (TactiCathTM, Abbott, Chicago, IL,
USA) ermöglichen. Die TOCCASTAR-
Studie konnte zeigen, dass ein optimaler
Anpressdruck von ≥10 g mit einer effek-

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über eine kleine Öffnung austritt. Bei der


Expansion eines realen Gases kommt es
zu einem schnellen Temperaturabfall an
der Spitze des Ablationskatheters (Joule-
Thomson-Effekt), wodurch dem Gewebe
Energie in Form von Wärme entzogen
wird.
Bei 0 bis –20 °C Gewebetemperatur
kommt es zur Bildung von extrazellu-
lärem Eis, der Entstehung eines hyper-
osmolaren Milieus und einer Schrump-
fung der Zellen. Dieser Zustand ist über
eine Dauer von 30–60 s reversibel. Bei
längerer Dauer kommt es im Rahmen
des Wiedererwärmens zu einer Umkehr
der beschriebenen Parameter, was letzt-
lich zu Schwellung und Platzen der Zel-
Abb. 2 8 a 4-mm-Platin-Iridium und 8 mm Gold-Radiofrequenz(RF)-Ablationskatheter. b 4-mm-
Kryokatheter vor und nach Kühlung auf –80 °C in einem Bad aus NaCl
len führen kann. Unterhalb von –40 °C
ist die Bildung intrazellulärer Eiskristal-
le zu verzeichnen, die nicht unmittelbar
tiveren Pulmonalvenenisolation (PVI) AI helfen einzelne Läsionen besser zu die Zellmembran, sondern insbesonde-
einhergeht [19]. Werte >40 g sollten aus charakterisieren. re Mitochondrien schädigen. Der Effekt
Sicherheitsgründen (Perforationsrisiko) Eine weitere Neuerung auf dem Ge- wird durch eine Rekristallisierung wäh-
vermieden werden. In der SMART-AF- biet stellt die High-Power-Short-Durati- rend des Auftauens verstärkt (intrazellu-
Studie wurde beobachtet, dass die Patien- on(HPSD)-RF-Ablation dar [12, 20, 21]. läre Eiskristalle brechen und reformieren
ten bei denen der Anpressdruck ≥80 % Hierbei soll durch eine sehr kurzzeiti- sich zu größeren Kristallen, besonders im
der Zeit in einem vom Untersucher ge Abgabe einer hohen Leistung (bis zu Temperaturbereich von –20 bis –25 °C).
präspezifizierten Arbeitsbereich lagen, 90 W für 4 s) über neu entwickelte Ka- Die so erreichte Zerstörung der Zellen
seltener Vorhofflimmerrezidive aufwie- theter das Verhältnis zwischen resistiver stellt den führenden Mechanismus der
sen [15] und eine kürzlich erschienene Erhitzung und thermischer Konduktion Kryoablation dar [1]. Zusätzlich kann bei
Metaanalyse beschreibt ein besseres zu Gunsten ersterer verschoben werden. der Läsionsbildung auch eine ischämi-
klinisches Outcome sowie kürzere Fluo- Durch die kurzzeitige, hohe resistive Er- sche Komponente durch den Verschluss
roskopie- und Untersuchungsdauer bei hitzung kommt es zur transmuralen Lä- kleinster Gefäße beobachtet werden.
der Anwendung eines Anpressdruck- sionsbildung, wohingegen aufgrund der Bei einer festen Friertemperatur er-
gesteuerten RF-Katheters zur PVI [14]. verminderten thermischen Konduktion reicht die Läsionsgröße unter Kryoabla-
Um einzelne Ablationsläsionen noch in die Gewebetiefe Affektionen benach- tion ein Plateau nach etwa 5 min. Auch
detaillierter beschreiben zu können, barter Strukturen und damit potentielle die Anzahl der Frier-Tau-Zyklen spielt ei-
wurden verschiedene Parameter abgelei- Komplikationen vermieden werden. Eine ne wichtige Rolle bei der Läsionsbildung.
tet. Das Produkt aus Anpressdruck und detaillierte klinische Evaluation im Sin- Tse und Kollegen konnten zeigen, dass
Zeit, das Force-Time-Integral (FTI), ne randomisiert kontrollierter Studien ist ein zweimaliges Frieren über 5 min eine
sollte >400 gs betragen, um optimale aktuell noch ausstehend. größere Läsion generiert als ein einzel-
Läsionen zu generieren [10, 23]. Die er- ner Zyklus über 5 min, wohingegen die
gänzende Hinzunahme der abgegebenen Kryoablation zweimalige Kryoapplikation für 2,5 min
Leistung und anschließende unterschied- zu vergleichbaren Läsionen führt [24].
liche Wichtung der 3 Parameter resultiert Grundlegendes Da die Peripherie der Läsion als letzte
im sog. Ablation-Index (AI). Niedrige gekühlt wird und die wärmsten Tempe-
Werte des AI sind ein Hinweis auf unzu- Nach RF stellt die Kryoapplikation die raturen aufweist, ist die Wahrscheinlich-
reichende Ablationsläsionen und daraus am zweithäufigsten verwendete Energie- keit für einen nur reversiblen Schaden
resultierende frühzeitige PV-Rekonnek- form bei kathetergeführten Ablationen in diesem Bereich am höchsten, sodass
tionen, wobei sowohl AI als auch FTI dar (. Abb. 1c and 2b). Die Schädigung sichunterKryoablation erstspät manifes-
an die unterschiedlichen Regionen bzw. des Zielgewebes erfolgt über ein schnel- tierende Effekte häufig erholen. Die an-
Wanddicken der Pulmonalvenen ange- les Abkühlen auf bis zu –80 °C, was über haltende Ablation eines arrhythmogenen
passt werden sollten (AI ≥ 370 posterior ein spezielles Design der Katheter er- Substrats bei Kryoablation ist anzuneh-
und inferior; AI ≥ 480 anterior und Dach; reicht wird. Die Katheterspitze beinhaltet men, wenn der Effekt früh während des
[4]). Zusätzliche Parameter wie FTI oder eine Evaporationskammer, in die hoch- Frier-Zyklus, meist innerhalb der ersten
komprimiertes Gas (in der Regel NO) 30 s, nachweisbar ist [18].

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Mittels Kryoablation generierte Läsio- abgesenkt, um die irreversible Schädi- Mikrowellenstrahlung
nen zeigen im Vergleich zur RF-Ablation gung des Myokards hervorzurufen.
scharf abgrenzbare Narben, die eventu- Die Aussendung von Mikrowellen über
ell, aufgrund einer geringeren Neigung Kryoballon unterschiedlich geformte Antennen sti-
zur spontanen Depolarisation im Nar- muliert die Oszillation von Dipolen (ins-
benrandbereich, ein reduziertes proar- Zur Applikation von Kryoenergie im besondere Wassermoleküle), wodurch
rhythmogenes Potenzial aufweisen. Ul- Rahmen einer PVI stehen zusätzlich elektromagnetische zu kinetischer Ener-
trastrukturell kommt es zu keiner De- ballonbasierte Systeme zur Verfügung. gie umgewandelt wird, um das Gewebe
naturierung oder Kontraktur von Kol- Die breiteste Anwendung findet hier- über Reibung zu erhitzen. Anwendung
lagen, die extrazelluläre Kollagenmatrix bei der 28 mm Arctic Front Advance findet die Mikrowellenstrahlung bislang
und damit die Integrität des Gewebes Katheter (Medtronic, Minneapolis, MN, insbesondere bei der chirurgischen Vor-
bleibt erhalten. Ferner zeigen Kryoläsio- USA) mit gegenüber dem Vorgänger- hofflimmerablation (MAZE-Prozedur;
nen deutlich weniger Thrombusauflage- modell deutlich verbesserten Kühlungs- endo- und epikardiale Applikation).
rungen, da nur eine vergleichsweise ge- eigenschaften und einer vergrößerten
ringe Schädigung des Endothels erfolgt. Kühlungsfläche (nahezu gesamte distale Bestrahlung
Unter Ablation bildet sich eine Eis- Hälfte des Ballons). Kürzlich konnte die
schicht (. Abb. 2b) und der Katheter Nichtunterlegenheit einer PVI mittels Eine sich noch in Entwicklung befindli-
friert am Gewebe fest (Kryoadhärenz). Kryoballon im Vergleich zum Gold- che Strategie zur nichtinvasiven Therapie
Die dadurch bedingte hohe Katheter- standard, der antralen RF-Ablation, von Arrhythmien stellt die stereotakti-
stabilität reduziert einerseits eventuelle nachgewiesen werden [11]. sche Bestrahlung (25–35 Gy) arrhythmo-
Kollateralschäden durch „brushing“ des gener Substrate mit Induktion myokar-
Katheters bei Atmung und Herzschlag Weitere Energieformen dialer Fibrose dar. Es konnten bereits ers-
und ermöglicht andererseits die Appli- te vielversprechende Ergebnisse bei Pati-
kation unter laufender Arrhythmie oder Laser enten mit therapierefraktären ventriku-
programmierter Stimulation. Es besteht lären Tachykardien erzielt werden [3].
nicht die Gefahr einer Dislokation des Die lasergeführte Ablation basiert auf
Katheters bei plötzlicher Terminierung Absorption der Photonenenergie eines Fazit für die Praxis
der Tachykardie. fokussierten, monochromatischen, pha-
senkohärenten Laserstrahls. Dadurch 4 Die RF-Ablation stellt den Goldstan-
Kryo-Mapping werden Chromophore in Vibration ver- dard der kathetergeführten Ablation
setzt, was letztlich über Absorption der dar.
Die Durchführung eines Kryo-Mappings Energie durch das Gewebe zu dessen 4 Zur Generierung einer effektiven RF-
erlaubt die Überprüfung der Sicherheit Erhitzung führt. Mit Hilfe eines bal- Läsion ist im Gewebe eine Zieltem-
und Effektivität einer Ablation. Das Map- longestützten Katheters inklusive eines peratur von 50–90 °C für ca. 60 s zu
ping erfolgt in 2 Schritten: Zunächst wird integrierten Endoskops ist die visuell erreichen.
der Katheter auf eine bezüglich Gewebs- gesteuerte segmentale Laserablation der 4 Die Verwendung gekühlter RF-
schädigung unterschwellig niedrige Tem- Pulmonalvenen mit zur RF-Ablation Katheter ermöglicht die Abgabe von
peratur von –30 °C abgekühlt, wodurch vergleichbaren Ergebnissen möglich [6]. mehr Leistung ins Gewebe und damit
es zur Induktion einer reversiblen Funk- die Generierung größerer Läsionen.
tionsstörung elektrisch aktiver Struktu- Ultraschall 4 Zur Vermeidung von „steam pops“
ren kommt. Treten während dieses Zeit- sollten die Zieltemperaturen an der
raums unerwünschte Effekte auf, z. B. ei- High-intensity focused ultrasound (HI- Elektrodenspitze von 55–70 °C (un-
ne signifikante Verlängerung der AV-Zeit FU) eignet sich ebenfalls zur Durchfüh- gekühlte RF-Ablation) bzw. 40–45 °C
bis hin zum AV-Block III° bei der Abla- rung einer PVI mit Hilfe eines ballonba- (gekühlte RF-Ablation) nicht über-
tion von AV-Knoten-Reentry-Tachykar- sierten Systems. HIFU (5–8 MHz) kann schritten werden.
dien (AVNRT), kann die Therapie um- auf spezifische Gewebetiefen fokussiert 4 Die punktuelle Kryoablation bietet
gehend abgebrochen werden, ohne dass werden und entfaltet seine Wirkung in ein größeres Maß an Sicherheit und
eine permanente Schädigung eintritt (Si- erster Linie über mechanische Hyper- wird häufig bei einer AVNRT-Ablation
cherheit). thermie. Es bestehen allerdings deutliche oder parahisären akzessorischen
In Ergänzung ist auch die Testung Sicherheitsbedenken aufgrund einer ver- Leitungsbahn angewendet.
möglich, ob der gewünschte Effekt be- gleichsweise hohen Rate an Phrenikuspa- 4 Die Kryoballon-geführte PVI ist weit
reits erreicht wurde, z. B. Verlust der In- resen und teils fatalen atrioösophagealen verbreitet und als gleichwertig ge-
duzierbarkeit einer AVNRT oder eines Fisteln [17]. genüber der RF-Ablation anzusehen.
Echos unter programmierter Stimulati- 4 Der Laserballon ermöglicht die endo-
on (Effektivität). Im Anschluss wird die skopisch visuell geführte segmentale
Temperatur auf bis zu –80 °C für 4–8 min PVI mit guten Langzeitergebnissen.

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Schwerpunkt

4 Weitere Energieformen (Ultraschall, of standard and large-tip catheter electrodes. (Permanent intra-hisian atrioventricular block
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Mikrowellenstrahlung, stereotakti- 10. Kautzner J, Neuzil P, Lambert H et al (2015) Arch Mal Coeur Vaiss 72(1):107–112
sche Bestrahlung) finden noch keine EFFICAS II: optimization of catheter contact 26. Wittkampf FH, Simmers TA, Hauer RN et al
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Einhaltung ethischer Richtlinien irrigated-tip radiofrequency ablation catheters.
Europace 11(5):565–570
14. Macle L, Frame D, Gache LM et al (2019) Atrial
Interessenkonflikt. T. Beiert hat Vortragshonorare fibrillation ablation with a spring sensor-irrigated
und Reisestipendien von den Firmen Abbott, Bio- contact force-sensing catheter compared with
tronik, Boehringer Ingelheim, Pfizer und Medtronic other ablation catheters: systematic literature
erhalten und J.W. Schrickel hat Vortragshonorare und review and meta-analysis. BMJ Open 9(6):e23775
Reisestipendien von den Firmen Abbott, BioSense 15. Natale A, Reddy VY, Monir G et al (2014) Paroxysmal
Webster, Biotronik, Medtronic, Boehringer Ingelheim, AF catheter ablation with a contact force sensing
Daiichy-Sankyo, Bayer und Pfizer erhalten. catheter: results of the prospective, multicenter
SMART-AF trial. J Am Coll Cardiol 64(7):647–656
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine 16. Nath S, Lynch C, Whayne JG et al (1993) Cellular
Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. electrophysiological effects of hyperthermia on
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort isolated guinea pig papillary muscle. Implica-
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Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie

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