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Elektrophysiologie
Schwerpunkt
Die invasive Elektrophysiologie bie- refraktären supraventrikulären Arrhyth- Kontakt im Vergleich zum Elektrode-
tet einerseits die Möglichkeit der mien zur gezielten AV-Knotenablation Gewebe-Kontakt zugrunde.
detaillierten intrakardialen Dia- [7, 22]. Seit dieser Zeit wurden sowohl Im Myokard folgen geladene Ionen
gnostik und erlaubt andererseits die Energieformen, als auch die Katheter wie Na+, K+ oder Cl– den repetitiven
unmittelbar eine therapeutische In- stetig weiterentwickelt. Im Rahmen die- Änderungen der Stromrichtung, so-
tervention mittels Katheterablation ser Übersichtsarbeit sollen die gebräuch- dass die elektromagnetische Energie
arrhythmogener Substrate. Ziel ei- lichsten Energieformen sowie deren bio- des Stroms in kinetische Energie der
ner solchen Ablation ist stets die physikalische Grundlagen näher erörtert Ionen umgewandelt und damit auch
lokalisierte irreversible Schädigung werden. Hitze erzeugt wird. Diese sog. Ohm-
eines Myokardareals, welches an der Erhitzung („ohmic/resistive heating“)
Initiation oder Aufrechterhaltung Radiofrequenzablation setzt sofort bei Einschalten des Stroms
der Arrhythmie essenziell beteiligt ein, wirkt jedoch aufgrund einer schnel-
ist. Dank der rasanten technischen Grundlagen len Abnahme der Stromdichte nur in
Entwicklung der letzten Jahre und den ersten 1–2 mm des Gewebes. Ei-
Jahrzehnte steht den Elektrophy- Die Radiofrequenz(RF)-Ablation stellt ne weiterführende Schädigung wird
siologen/-innen aktuell ein breites weiterhin den Goldstandard der kathe- durch Konduktion der generierten Hit-
Armamentarium unterschiedlichs- tergeführten Ablation dar. Sie basiert auf ze in tiefere Gewebeschichten erreicht
ter Energieformen und Katheter zur der Applikation eines Wechselstroms („thermal conduction“; . Abb. 1a). Die-
Verfügung. mit einer Frequenz zwischen 300 und ser Prozess läuft jedoch im Vergleich
1000 kHz. Bei diesen Frequenzen kommt zur Ohm-Erhitzung deutlich verzögert
Historie es zur gewünschten Erhitzung und letzt- ab, sodass effektive Temperaturen in
lich irreversiblen Schädigung des Ziel- 3–4 mm Gewebetiefe erst später erreicht
Die Entwicklung der Katheterablation, gewebes, jedoch nicht zur Stimulation werden [26]. Eine standardmäßige RF-
einem zentralen Pfeiler der modernen erregbarer Zellen mit der Gefahr der Ablation sollte entsprechend über min-
Therapie von Arrhythmien, basiert im Induktion von Kammerflimmern oder destens 60 s erfolgen. Analog zu dem
Grunde auf einer eher zufälligen Beob- Kontraktionen. Der Strom wird in der verzögerten Anstieg zeigt sich ebenso
achtung. Vedel et al. beschrieben 1979 Regel in unipolarer Konfiguration abge- ein langsamerer Abfall der Temperatur
das Auftreten eines permanenten AV- geben und fließt von der Katheterspitze nach Beendigung der RF-Applikation,
Blocks III° im Rahmen einer elektrophy- zur Neutralelektrode, die zuvor meist auf sodass es selbst nach Abschalten des
siologischen Untersuchung nach mehr- dem Rücken des Patienten angebracht RF-Stroms noch zu gewünschten, aber
facher externer elektrischer Defibrillati- wurde. Die höchste Stromdichte findet auch unerwünschten (akzidenteller AV-
on bei ventrikulären Tachykardien [25]. sich aufgrund der geringeren Größe im Block III°) Effekten kommen kann (ther-
Hier war es durch den Kontakt zwischen Bereich der Katheterspitze, sodass hier misches Latenz-Phänomen).
der Defibrillationselektrode und einem der thermische Effekt erzielt wird. Der Neben der zur Läsionsbildung bei-
am His-Bündel platzierten Katheter zu ei- überwiegende Anteil der Energie ver- tragenden und damit essenziellen ther-
ner lokalisierten endokardialen Applika- liert sich allerdings im Blut, und nur malen Konduktion in die Gewebetiefe
tion von Gleichstrom gekommen, resul- ein geringer Teil wird an das Myokard kommt es durch Konvektion über den
tierend in einem totalen AV-Block. Erste abgegeben. Dem liegen die bessere Leit- Blutfluss zu einer Kühlung der Katheter-
klinische Anwendung fand die Gleich- fähigkeit und die geringere Impedanz des spitze und der endokardialen Oberflä-
stromablation bei Patienten mit therapie- Blutes sowie der bessere Elektrode-Blut- che (. Abb. 1a). Entsprechend wird die
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
Schwerpunkt
Abb. 1 9 Schemati-
sche Darstellung der
Läsionsbildung eines
Standard-Radiofre-
quenz(RF)-Katheters (a),
eines gekühlten RF-Kathe-
ters (offenes System, b) und
eines Kryokatheters (c)
höchste Temperatur knapp unterhalb des skopisch lässt sich die Karbonisierung erlauben die verbesserten Kühlungsei-
Endokards erreicht, und die maximale durch Inspektion der Elektroden nach- genschaften die Abgabe einer höheren
Läsionsbreite ist intramural und nicht weisen. Leistung ins Gewebe, ohne einen kriti-
unmittelbar endokardial lokalisiert. Ein Neben der abgegebenen Leistung [W] schen Anstieg der Kathetertemperatur.
weiterer Anteil der durch die Ohm-Er- und der Elektrodentemperatur [°C] wird Bei fehlender Restriktion der Leistung
hitzung generierten Erwärmung geht an zusätzlich die Impedanz [Ω] des Ablati- sind entsprechend eine Zunahme der
die Ablationselektrode verloren und wird onskatheters überwacht. Bei einem guten Läsionsgröße und Steigerung der klini-
zum Temperatur-Monitoring herangezo- Katheter-Gewebe-Kontakt liegt die ge- schen Performance zu verzeichnen [9].
gen (. Abb. 1a). Der Ablationskatheter messene Impedanz zwischen 90–120 Ω. Eine Vergrößerung der Elektrodenspitze
wird nicht über den eigentlichen RF- Bei schlechtem Kontakt ist diese wegen bringt jedoch ebenso Nachteile mit sich:
Strom erhitzt, sondern nur über Kon- der geringeren Resistivität des Blutes Es kommt zu einer Verschlechterung
duktion der im Gewebe erzeugten Hitze. niedriger. Wie eingangs beschrieben, der lokalen Auflösung der abgeleiteten
Eine irreversible Schädigung des Myo- kommt es unter RF-Ablation zu einer Elektrogramme, einer größeren Variabi-
kards ist erst ab Temperaturen von ≥50 °C Übertragung kinetischer Energie auf ge- lität des Elektrode-Gewebe-Kontakts in
nachweisbar [16]. Bei der klassischen RF- ladene Ionen. Deren gesteigerte Mobilität Abhängigkeit der Katheterorientierung
Ablation wird eine Zieltemperatur von resultiert in einem leichten Abfall der und zu einer geringeren Flexibilität und
50–70 °C an der Elektrodenspitze über Impedanz (5–10 Ω) unter Ablation, wel- Mobilität bei der Kathetersteuerung.
eine Dauervon60 s angestrebt. Die Gewe- cher mit den Läsionsausmessern korre- Des Weiteren führt die Zunahme der
betemperatur liegt stets höher und soll- liert [2]. Bei gleichbleibendem Katheter- Elektrodengröße zu einer uneinheitli-
te zur Bildung einer permanenten Läsi- Gewebe-Kontakt kann durch Vergröße- chen Hitzeentwicklung mit der Gefahr
on einen Zielbereich von 50–90 °C errei- rung der Fläche der Neutralelektrode punktuell sehr hoher Temperaturen und
chen. Temperaturen >95 °C sind zu ver- und die damit einhergehende Reduktion damit einhergehend „charring“ („edge
meiden, da eine Verkochung des Gewe- der Impedanz eine höhere Stromdichte effect“).
bes mit Gasbildung eintreten kann. Wenn an der Katheterspitze erreicht werden. Neben der klassischen Beschichtung
eine solche intramurale Gasblase ruptu- mit Platin-Iridium werden auch goldbe-
riert, kommt es meist zu einem hörbaren Läsionsoptimierung schichtete Katheter klinisch angewendet
sog. „steam pop“. Bei Ruptur nach endo- (. Abb. 2a). Im direkten Vergleich führen
kardial können embolische Komplikatio- Mit dem Ziel, tiefere und größere Lä- diese zu einer Zunahme der Läsionstiefe
nen auftreten, bei der selteneren Ruptur sionen zu erreichen, erfolgten über die [13]. Die höhere thermische Kondukti-
nach epikardial besteht die Gefahr ei- Jahrzehnte unterschiedlichste Modifika- vität von Gold resultiert einerseits in ei-
ner je nach Größe des Defekts schwer tionen der RF-Katheter. ner besseren konvektiven Kühlung durch
zu beherrschenden Perikardtamponade. Eine der ersten Neuerungen stellte die den Blutfluss und andererseits in einer
Exzessive Temperaturen an der Elektro- Einführung von Kathetern mit größerer optimierten Energieübertragung auf das
denspitze können zur Verkochung von Elektrodenspitze dar. Aktuell werden Gewebe.
Blutplasma und damit zur Karbonisie- überwiegend Katheter mit einer 4 oder
rung und Koagelbildung an der Elektro- 8 mm Spitze verwendet (. Abb. 2a). Bei Gekühlte RF-Ablation
de („charring“) führen. Es kommt da- gleicher Leistung und Applikationsdau-
bei, nach einem kurzzeitigen Abfall um er generiert die größere Spitze eine Die Energieabgabe ins Gewebe und damit
≥10–20 Ω, zu einem sprunghaften An- kleinere Läsion, was sich auf eine ver- die Läsionsbildung werden bei der RF-
stieg der Impedanz und letztlich Abbruch besserte konvektive Kühlung durch den Ablation durch den Anstieg der Tempe-
des Stromflusses ins Myokard. Makro- Blutfluss zurückführen lässt. Allerdings ratur an der Katheter-Gewebe-Kontakt-
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
Zusammenfassung · Abstract
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
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Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
Mittels Kryoablation generierte Läsio- abgesenkt, um die irreversible Schädi- Mikrowellenstrahlung
nen zeigen im Vergleich zur RF-Ablation gung des Myokards hervorzurufen.
scharf abgrenzbare Narben, die eventu- Die Aussendung von Mikrowellen über
ell, aufgrund einer geringeren Neigung Kryoballon unterschiedlich geformte Antennen sti-
zur spontanen Depolarisation im Nar- muliert die Oszillation von Dipolen (ins-
benrandbereich, ein reduziertes proar- Zur Applikation von Kryoenergie im besondere Wassermoleküle), wodurch
rhythmogenes Potenzial aufweisen. Ul- Rahmen einer PVI stehen zusätzlich elektromagnetische zu kinetischer Ener-
trastrukturell kommt es zu keiner De- ballonbasierte Systeme zur Verfügung. gie umgewandelt wird, um das Gewebe
naturierung oder Kontraktur von Kol- Die breiteste Anwendung findet hier- über Reibung zu erhitzen. Anwendung
lagen, die extrazelluläre Kollagenmatrix bei der 28 mm Arctic Front Advance findet die Mikrowellenstrahlung bislang
und damit die Integrität des Gewebes Katheter (Medtronic, Minneapolis, MN, insbesondere bei der chirurgischen Vor-
bleibt erhalten. Ferner zeigen Kryoläsio- USA) mit gegenüber dem Vorgänger- hofflimmerablation (MAZE-Prozedur;
nen deutlich weniger Thrombusauflage- modell deutlich verbesserten Kühlungs- endo- und epikardiale Applikation).
rungen, da nur eine vergleichsweise ge- eigenschaften und einer vergrößerten
ringe Schädigung des Endothels erfolgt. Kühlungsfläche (nahezu gesamte distale Bestrahlung
Unter Ablation bildet sich eine Eis- Hälfte des Ballons). Kürzlich konnte die
schicht (. Abb. 2b) und der Katheter Nichtunterlegenheit einer PVI mittels Eine sich noch in Entwicklung befindli-
friert am Gewebe fest (Kryoadhärenz). Kryoballon im Vergleich zum Gold- che Strategie zur nichtinvasiven Therapie
Die dadurch bedingte hohe Katheter- standard, der antralen RF-Ablation, von Arrhythmien stellt die stereotakti-
stabilität reduziert einerseits eventuelle nachgewiesen werden [11]. sche Bestrahlung (25–35 Gy) arrhythmo-
Kollateralschäden durch „brushing“ des gener Substrate mit Induktion myokar-
Katheters bei Atmung und Herzschlag Weitere Energieformen dialer Fibrose dar. Es konnten bereits ers-
und ermöglicht andererseits die Appli- te vielversprechende Ergebnisse bei Pati-
kation unter laufender Arrhythmie oder Laser enten mit therapierefraktären ventriku-
programmierter Stimulation. Es besteht lären Tachykardien erzielt werden [3].
nicht die Gefahr einer Dislokation des Die lasergeführte Ablation basiert auf
Katheters bei plötzlicher Terminierung Absorption der Photonenenergie eines Fazit für die Praxis
der Tachykardie. fokussierten, monochromatischen, pha-
senkohärenten Laserstrahls. Dadurch 4 Die RF-Ablation stellt den Goldstan-
Kryo-Mapping werden Chromophore in Vibration ver- dard der kathetergeführten Ablation
setzt, was letztlich über Absorption der dar.
Die Durchführung eines Kryo-Mappings Energie durch das Gewebe zu dessen 4 Zur Generierung einer effektiven RF-
erlaubt die Überprüfung der Sicherheit Erhitzung führt. Mit Hilfe eines bal- Läsion ist im Gewebe eine Zieltem-
und Effektivität einer Ablation. Das Map- longestützten Katheters inklusive eines peratur von 50–90 °C für ca. 60 s zu
ping erfolgt in 2 Schritten: Zunächst wird integrierten Endoskops ist die visuell erreichen.
der Katheter auf eine bezüglich Gewebs- gesteuerte segmentale Laserablation der 4 Die Verwendung gekühlter RF-
schädigung unterschwellig niedrige Tem- Pulmonalvenen mit zur RF-Ablation Katheter ermöglicht die Abgabe von
peratur von –30 °C abgekühlt, wodurch vergleichbaren Ergebnissen möglich [6]. mehr Leistung ins Gewebe und damit
es zur Induktion einer reversiblen Funk- die Generierung größerer Läsionen.
tionsstörung elektrisch aktiver Struktu- Ultraschall 4 Zur Vermeidung von „steam pops“
ren kommt. Treten während dieses Zeit- sollten die Zieltemperaturen an der
raums unerwünschte Effekte auf, z. B. ei- High-intensity focused ultrasound (HI- Elektrodenspitze von 55–70 °C (un-
ne signifikante Verlängerung der AV-Zeit FU) eignet sich ebenfalls zur Durchfüh- gekühlte RF-Ablation) bzw. 40–45 °C
bis hin zum AV-Block III° bei der Abla- rung einer PVI mit Hilfe eines ballonba- (gekühlte RF-Ablation) nicht über-
tion von AV-Knoten-Reentry-Tachykar- sierten Systems. HIFU (5–8 MHz) kann schritten werden.
dien (AVNRT), kann die Therapie um- auf spezifische Gewebetiefen fokussiert 4 Die punktuelle Kryoablation bietet
gehend abgebrochen werden, ohne dass werden und entfaltet seine Wirkung in ein größeres Maß an Sicherheit und
eine permanente Schädigung eintritt (Si- erster Linie über mechanische Hyper- wird häufig bei einer AVNRT-Ablation
cherheit). thermie. Es bestehen allerdings deutliche oder parahisären akzessorischen
In Ergänzung ist auch die Testung Sicherheitsbedenken aufgrund einer ver- Leitungsbahn angewendet.
möglich, ob der gewünschte Effekt be- gleichsweise hohen Rate an Phrenikuspa- 4 Die Kryoballon-geführte PVI ist weit
reits erreicht wurde, z. B. Verlust der In- resen und teils fatalen atrioösophagealen verbreitet und als gleichwertig ge-
duzierbarkeit einer AVNRT oder eines Fisteln [17]. genüber der RF-Ablation anzusehen.
Echos unter programmierter Stimulati- 4 Der Laserballon ermöglicht die endo-
on (Effektivität). Im Anschluss wird die skopisch visuell geführte segmentale
Temperatur auf bis zu –80 °C für 4–8 min PVI mit guten Langzeitergebnissen.
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
Schwerpunkt
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Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie