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Inhalt
1. Die Generationenlücke 3
2. New Retail aus China 13
3. Der Kunde bestimmt 18
4. Mit allen fünf Sinnen Einkaufen 27
5. Individualität und Nachhaltigkeit 34
6. Showrooming, Abos und Services 43
7. Erlebnis-Einzelhandel 52
8. Erlebnis-Stores 61
Über den Autor 74
ZUKUNFT DES EINKAUFENS 75
Impressum 75
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ZUKUNFT DES EINKAUFENS
Whitepaper: Der Handel im Jahr 2025
1. Die Generationenlücke
Jedes Jahr veröffentlichen Berater und Agenturen Prognosen über die Zukunft des Handels. Sie
basieren auf Prognosen und empirischen Studien, Statistiken und Technologietrends. Das Jahr
2020 terminiert in vielen der Veröffentlichungen die Visionen für den Handel der Zukunft. Aber
wie sieht es danach aus, wie sieht der Handel 2025 aus? Was sind die wichtigsten Trends und
zukünftigen Handelsmodelle? Womit müssen sich der stationäre und der Online-Handel heute
beschäftigen, um in 2025 weiter bestehen zu können? Und auch die Frage: Welche Erwartungen
haben jüngere Käufer verglichen mit älteren Käufergruppen? Gibt es eine Generationenlücke im
Handel 2025? Wie kaufen digitale Käufer versus traditionelle Käufer ein?
Digitale Käufer im Alter von 18-37 Jahren haben andere Erwartungen an das Einkaufserlebnis
als traditionelle Käufer (größer 38 Jahre). Sie nutzen vor allem Technologien, um ihre Customer
Journey komfortabler zu gestalten. Die andere Käufergruppe fokussiert sich auf andere
Verfahren, um das gewünschte Produkt zum richtigen Preis zu finden. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie von Boston Retail Partners (BRP).
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Aber auch jeder Schritt der Einkaufsreise bietet dem Handel eine weitere Möglichkeit, mit dem
Kunden in Kontakt zu treten. So kann die persönliche Beziehung gestärkt werden, um Umsatz
und Kundenbindung zu steigern. Die neuen Möglichkeiten der Customer Journey zeigt auch das
Buch: „Digital Connection – die bessere Customer Journey mit smarten Technologien„.
Während die Einkaufsreise je nach Kunde, Produkt und sogar Saison variiert, gibt es
Ähnlichkeiten innerhalb der Generationengruppen. Digitale Käufer haben höhere Erwartungen
an das Einzelhandelserlebnis als traditionelle Käufer und nutzen gerne fast jede Technologie,
die ihren Recherche- und Kaufprozess angenehmer macht.
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Dabei recherchieren 97% der digitalen Käufer und 90% der traditionellen Käufer online, bevor sie
ein stationäres Geschäft besuchen. Dabei konzentrieren sich digitale Käufer stärker auf die
Priorisierung ihrer Einkäufe. Demgegenüber fokussieren sich traditionelle Käufer auf Preise und
Rabatte:
Digitale Käufer neigen dazu, sich In-Store-Technologien zu wünschen, die ein personalisiertes
Einkaufserlebnis ermöglichen. Fünfundsechzig Prozent wünschen sich personalisierte
Empfehlungen, während 61% eine kuratierte Auswahl an Produkten von Stylisten wünschen und
60% Empfehlungen basierend auf den bereits gekauften Produkten, die zuhause im Schrank
hängen.
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Digitale Kunden sind daran interessiert, die technologiegestützte Kontrolle über ihr
Einkaufserlebunis im stationären Geschäft zu haben: Dabei sagen 87% aus, dass Self-Service-
Optionen es ihnen ermöglichen, ihre eigene Erfahrung zu kontrollieren. Und 71% erwarten
automatische Abhol- und Retourenprozesse. Im Gegensatz dazu sagen nur sechzig Prozent der
traditionellen Käufer, dass Self-Service-Optionen es ihnen ermöglichen, ihre eigene Erfahrung zu
kontrollieren. Dem gegenüber sagen 49% , dass automatisierte Retouren schön, aber nicht
notwendig sind, und 41% sagen, dass automatisierte Pickups schön, aber nicht notwendig sind.
Die umfängliche Übersicht zum Einsatz von Technologien für den Käufer im Rahmen der
Customer Journey diskutiert das Buch: „Digital Connection – die bessere Customer Journey mit
smarten Technologien„.
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Betrachtet man die Einstellung zur Lieferung von Produkten, so entscheiden sich digitale Käufer
eher für ein Geschäft, das auf der Lieferung am selben Tag basiert (77% vs. 60%). Und die
traditionellen Käufer entscheiden sich eher für ein Geschäft mit kostenloser Lieferung (86%
gegenüber 84%).
Im Allgemeinen ist es wahrscheinlicher, dass digitale Käufer Feedback über ein gutes oder
schlechtes Einkaufserlebnis geben als die älteren. 65 % der digitalen Käufer und 49 % der
traditionellen Käufer werden sich an einen Einzelhändler wenden, um Feedback über ein
außergewöhnliches Einkaufserlebnis im Geschäft zu erhalten. Und 61% der digitalen
Verbraucher und 29% der traditionellen Verbraucher werden ein außergewöhnliches
Einkaufserlebnis in Social Media teilen.
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Laut der BRP-Umfrage werden 61% der Käufer zwischen 18 und 37 Jahren eine positive
Erfahrung in Social Media machen. Dies ist nur bei 29 % der 38+ Käufer wahrscheinlich. Wenn
es um eine negative Erfahrung geht, wenden sich 56% der Digitalverbraucher an soziale
Plattformen, um sie zu nutzen, während nur 27% der traditionellen Verbraucher Beschwerden
äußern. Die Studie weist darauf hin, dass fast zwei Drittel aller Käufer angaben, dass sie nach
einer schlechten Erfahrung ganz und gar nicht mehr bei einem Einzelhändler einkaufen würden.
igitale Käufer (18-37 Jahre) „erforschen“ Produkte vor dem Kauf und suchen nach
D
Verbraucherbewertungen, um fundiertere Kaufentscheidungen zu treffen. Bei der
Auswahl eines Shops wünschen sich 65 % personalisierte Empfehlungen zu erhalten.
Darüberhinaus bevorzugen 65 % die Möglichkeit, über eine mobile Wallet oder Händler-
App zu bezahlen. Und, die schnelle Lieferung am selben Tag ist ein Grund für 77% dieser
Käufergruppe ein stationäres Geschäft auszuwählen. Zudem sind die digitalen Käufer
eher geneigt, Feedback über Social Media zu geben. So kommunizieren sie
außergewöhnliche als auch unbefriedigende Einkaufserlebnisse.
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raditionelle Käufer (ab 38 Jahre) konzentrieren sich beim Einkauf auf die
T
Produktverfügbarkeit und wettbewerbsfähige Preise. Beim Einkauf nach Produkten
entscheiden sich 63% für ein Geschäft, in dem die Verkäufer direkt nicht vorrätige
Produkte bestellen können. Obwohl sie toleranter bezüglich des Lieferzeitpunktes wählen
sie eher Geschäfte mit kostenloser Lieferung (86%) als ein Geschäft, das diesen Service
nicht anbietet. Traditionelle Käufer geben selten Feedback über Social Media über ihr
Einkaufserlebnis. Sie kontaktieren den Händler direkt insbesondere bei unbefriedigenden
Erfahrungen.
Zu guter Letzt
Abschließend bleibt festzustellen, für es den stationären Handel wichtig ist, die Unterschiede
zwischen den Käufergenerationen zu kennen. Digitale Käufer schätzen Automatisierung und
Technologie zur Unterstützung des Kaufprozesses. Die traditionellen Käufer setzen auf
persönliche Kundenbetreuung, Verfügbarkeit der Produkte und Werbeaktionen. In anderen
Beiträgen haben wir schon zu den unterschiedlichen Käufergenerationen berichtet (Die
Generation Z entdeckt den stationären Handel).
Einzelhändler, die alle diese Käufer erfassen wollen, sollten ihre Zielgruppen kennen. Sie sollten
Käuferinformationen über die Einkaufstrends ihrer Zielgruppe gewinnen. Und diese sollten sie
anschließend bewerten: Wie und wo können sie ihre Dienstleistungen verbessern, um diese
Käufer zu bedienen.
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Über New Retail haben wir bereits an anderer Stelle berichtet: „New Retail: Was sich die Kunden
vom stationären Handel wünschen?“
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Der Unterschied zwischen ursprünglichen Handel und Online-Handel und dem New Retail liegt
in der Erkenntnis, dass der stationäre Handel nicht nur noch wichtig ist, sondern auch für den
Bestand von Marken, Einzelhändlern, Marktplätzen und Verbrauchern von entscheidender
Bedeutung ist.
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Hema ist ein breit sortierter Supermarkt mit Schwerpunkt auf Frische bis hin zu lebenden
Fischen, die „fangfrisch“ eingekauft werden können. Beim Einkaufen können die Käufer
entscheiden, ob der ausgewählte Fisch in den Einkaufskorb wandert oder vom Koch im
Supermarkt frisch zubereitet wird, um diesen dann zuhause zu verspeisen. Oder der Käufer
kann den Fisch auch direkt bei Hema essen.
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Die Käufer, die allerdings im Umkreis von drei Kilometern eines Hema-Supermarktes wohnen,
müssen nicht unbedingt ins Geschäft kommen. Hema liefert ihre Online-Bestellung innerhalb
von 30 Minuten.
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Kundenorientierung („customer centricity“), das heißt den Kunden, seine Wünsche und
Bedürfnisse in den Vordergrund stellen
Bequemlichkeit („convenience“), das heißt jedem Punkt der Einkaufsreise für den Kunden
angenehm und komfortabel gestalten, sei es die Produktsuche, die Beratung durch die
Verkäufer, das Entdecken von Angeboten oder das Bezahlen und den Checkout
Individualisierung („customization“), das heißt jeden Punkt der Einkaufsreise für den
Kunden so gestalten, als wäre er individuell für ihn gemacht.
Kundenbeitrag („contribution“), das heißt das Kundenfeedback über soziale Medien und
andere Kommunikationskanäle ermöglichen und daraus permanent Verbesserungen
ableiten
Wenn Sie das Thema New Retail interessiert und Sie es vertiefen möchten, dann lesen Sie das
aktuelle Buch „New Retail: Born In China Going Global – How Chinese Tech Giants are changing
Global Commerce“ von Ashley Galina Dudarenok und Michael Zakkour. Es bietet detaillierte
Einblicke in die wichtigsten technologischen und kommerziellen Veränderungen in China und
sagt voraus, wie sich diese auf den Rest der Welt auswirken werden.
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In der kommenden Zeit wird nur der Händler erfolgreich sein, der sein Angebot im Hinblick auf
Zeitersparnis (Comfort), zusätzlichen Komfort (Convenience) und Erlebnis (Experience) für die
Käufer*innen verbessert. Und das gilt Online wie Offline. Doch das ist leichter gesagt als getan,
unterscheiden sich doch die Bedürfnisse der Kunde*innen, die sich heute nicht mehr einfach in
homogene Zielgruppen aufteilen lassen.
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Der Wiederkäufer
Er liebt es, Zeit in Geschäften zu verbringen und sich inspirieren zu lassen. Er schaut eigentlich
nur, ist aber gewillt zu kaufen, wenn ihm etwas gefällt, was er sieht. Mal kauft er etwas, dann
wieder längere Zeit nicht. Der Wiederkäufer ist zwar mit dem Geschäft vertraut, kauft jedoch
dort nur unregelmäßig ein. Wie lässt sich der Wiederkäufer zu Käufen animieren? Das
funktioniert am besten über das Anzeigen von Neuheiten, beliebte Produkte oder der zuletzt
gekauften oder auch angesehenen Produkte sowie dem Vorschlag passender Upselling-
Produkte. Auch die Ausgabe und Nutzung einer Kundenkarte kann zu vermehrten Käufen
anregen. Hinzu können Werbekampagnen, die an den Kunden*innen geschickt werden, dabei
helfen ihn fester an das Geschäft zu binden.
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Dem Handel bieten sich hierzu vielfältige Möglichkeiten: Er muss nur die entsprechenden Daten
auswerten. Kundenbedürfnisse lassen sich aus Kaufhistorie, Angaben zu Umtausch und
Reklamationen oder aus Anfragen herausfiltern. 91 Prozent der Konsumenten sind eher geneigt
Marken von Herstellern zu kaufen, die relevante Angebote und Empfehlungen erkennen,
erinnern und liefern. Markenhersteller müssen weg von Kommunikation hin zu Dialog und
Gespräch.
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Aber Einzelhändler können nicht einfach Technologien einsetzen und dabei nicht die
Problembereiche der Kunden*innen beim Einkauf lösen:
Lange Kassenschlangen: 57% der Kunden*innen erleben dies, aber nur 35% der Händler
glauben, dass es ein Problem ist
rodukte sind nicht vorrätig: 55% der Kunden*innen erleben dies, aber nur 39% der
P
Händler glauben, dass es ein Problem ist
ange Wartezeiten im Kundenservice: 42% der Kunden*innen erleben dies, aber nur 36%
L
der Händler glauben, dass es ein Problem ist
Nicht hilfreiche/nicht informierte Mitarbeiter: 38% der Kunden*innen erleben dies, aber
nur 20% der Händler glauben, dass es ein Problem ist
Lieferung am selben Tag (75%)
Die Möglichkeit, von einem Mobiltelefon zu kaufen (63%) und die Möglichkeit, von einer
Smartwatch zu kaufen (50%)
Amazon Alexa Unterstützung (56%)
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Die Erwartungen des zukünftigen Kunden haben wir auch in dem Beitrag „New Retail: Was sich
die Kunden vom stationären Handel wünschen“ beschrieben.
Käufer*innen haben in den letzten Jahren mehr Einfluss und Macht gewonnen – und werden
diese nicht mehr zurückgeben. Käufer*innen werden immer anspruchsvoller. Die Messlatte für
ein hervorragendes individuelles Kundenerlebnis, die Customer Experience, wird immer höher.
Wer dieses erfüllt, wird belohnt. Händler, die nicht nur Services von der Stange anbieten und
liefern, werden einen höheren Umsatz generieren. Service und die Priorisierung der
Kundenbedürfnisse bilden für große und kleine Händler einen Wettbewerbsvorteil von
wachsender Bedeutung. Denn Kunden*innen, die nach dem Kaufabschluss eine durchgängig
positive Erfahrung machen, behalten die Marke und den Händler in guter Erinnerung – und
kommen gerne wieder.
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Zukunft des Einkaufens hat bereits in Beiträgen die Multisensorik behandelt: Die 3 Basics beim
Einsatz von Multisensorik am POS.
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Allerdings gibt es auch positive Beispiele: Versace setzt konsequent auf helle und kräftige
Farben um eine selbstbewusste und extrovertierte Persönlichkeit zu vermitteln. Armani verfolgt
einen raffinierteren, unaufdringlicheren und zeitlosen Ansatz. Der Juwelier Hearts on Fire
hingegen ist dunkel und geheimnisvoll mit Scheinwerfern, die auf wandmontierte Vitrinen
gerichtet sind, die das Funkeln und Feuer des Diamanten verstärken.
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Einer der wichtigsten visuellen Hinweise, die die meisten stationären Einzelhändler ignorieren,
ist, wenn zu viele Produkte ausgestellt sind. Dabei werden Produkte meist übersehen und den
Käufern*innen nichts geboten, das sie wirklich ansehen und genießen können. Die Konsistenz
der visuellen Umsetzung ist entscheidend und dies zeigt sich bei Marken vom Produktdesign
über Visual Merchandising bis hin zum gesamten Ladenerlebnis.
Nicht nur das, sondern auch das Berühren von etwas kann andere Sinne im Einkaufserlebnis
aktivieren. Die Haptik einer legendären Coca-Cola-Flasche erinnert an den Geschmack von
Cola. Ebenso lädt der körperförmige Flakon des Parfums Jean Paul Gaultier zum Anfassen ein,
da er konsequent zur Persönlichkeit dieser sinnlichen, hochsexualisierten Marke passt. Einmal
in der Hand, ein Spritzer des Parfums am Handgelenk, besiegelt den Deal, indem er den
Geruchssinn aktiviert.
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Multisensorik: Geruch
Geruch ist der einzige Sinn, der eine direkte Verbindung zum limbischen Teil des Gehirns hat
und sich mit Emotionen beschäftigt. So können Erinnerungen geweckt werden, die mit einer
Emotion verbunden sind. Im Handel finden wir den Umgebungsduft, den Produktduft oder auch
zufällige Düfte.
Starbucks ist ein typisches Beispiel, wo Duft und Kaffeearoma in den Filialen, eingesetzt wird,
um die Kunden*innen zum Bleiben und Verzehr von verschiedenen Kaffeeangeboten zu
animieren. Auch Parfüm wird vielerorts eingesetzt, um ein Markenerlebnis zu schaffen und die
Markengeschichte zu untermauern. ScentAir, ein Unternehmen, das
Duftmarketingdienstleistungen für Einzelhändler bereitstellt arbeitet für Marken und
Einzelhändler wie Under Armour, Ashley Furniture und Piaget anbietet. Sie werben mit dem
Slogan: Wenn Sie möchten, dass Kunden in Ihrem Geschäft bleiben und auch wiederkommen,
müssen Sie ihnen etwas geben, woran sie sich erinnern können.
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So aktivieren Wrangler Jeans positive Gefühle im Zusammenhang mit Country-Musik, indem sie
Musikvideos im Shop präsentieren. Eine weitere Marke, die den Sound strategisch aktiviert, ist
Burberry. Burberry Acoustic ermöglicht es aufstrebenden Bands, ihre Musik online oder in
Burberry Stores zu präsentieren.
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Die digitale Welt und digital erfüllt die rationaleren Bedürfnisse: schneller und einfacher und die
Menschen behalten die Kontrolle. Aber Menschen benötigen auch Emotionen und Erlebnisse,
die in der Regel nicht durch die digitalen Erfahrungen gedeckt werden. Sie benötigen
zwischenmenschliche Erlebnisse, wirkliche Interaktionen und eben sensorisches Erleben. Um
das auszugleichen, suchen der Mensch heute und in der Zukunft das Analoge.
Die Relevanz des Themas wird zunehmen, und zwar nicht nur im stationären Einzelhandel,
sondern in vielen weiteren Servicebereichen. Viele Menschen wissen nur nicht, wie sie
sensorische Erlebnisse wahrnehmen können oder achten nicht darauf. Doch erste Tendenzen
zeigen, dass sich Menschen wieder mit der realen Umwelt verbinden möchten.
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Letztendlich sind die Trends im Handel eine Antwort auf Kundenveränderungen und
Kundenanforderungen. Es sind Antworten auf die Art und Weise, wie wir Menschen leben,
arbeiten und sozialisieren.
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Aber sehr oft verändert sich der Kunde, genau wie Technologie, schneller als der Handel
reagiert. Daher ist es wichtig, dass sich der Handel permanent mit den Kunden
auseinandersetzt und verfolgt, wie Sie ihr Leben auch in Zukunft gestalten und leben.
Die Trends basieren auf dem Studium zahlreicher Studien und Artikel zum Thema „Handel der
Zukunft“ und „Einkaufen in der Zukunft“. Besonders hervorzuheben ist die jüngste
Veröffentlichung von QVC: „Living 2038: Wie lebt Deutschland übermorgen?“.
Allerdings liegt der Wunsch nach Differenzierung und etwas Besonderem im Naturell des
Menschen. Daher muss auch das gekaufte Produkt unterschiedlich sein. Es wird zum Mittel, die
eigene Individualität auszudrücken. Es gibt bereits heute einen Markt für Anbieter, die sich
ausschließlich damit beschäftigen, individualisierte Produkte zu produzieren, seien es nun
Handy-Cover oder Müsli-Sorten.
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Während sie sich früher vielleicht auf die physischen Standorte von Handelspartnern verlassen
mussten, um neue Märkte zu erschließen, expandieren Marken beim Online-Shopping aus
eigener Kraft. Sie machen es auch möglich, dass die Marken die wichtigen Kundenbeziehungen
direkt pflegen. Für die Kunden*innen ist das eine Aufwertung: Direkt beim Produzenten zu
kaufen heißt individuell und gezielt zu einzukaufen.
Unter anderem zum Thema Personalisierung haben können Sie sich auch unser Whitepaper
„Wege aus der Vergleichbarkeit – Erlebnis, Personalisierung, Bequemlichkeit“beziehen .
Eine Studie von Packaging Innovations und ThePackHub ergab, dass von 335 führenden
Markeninhabern, Einzelhändlern, Lieferanten, Agenturen und Verpackungsprofis 63,7% der
Meinung sind, dass personalisierte Verpackungen den Umsatz steigern, und 52,8% glauben,
dass Personalisierungsprojekte einen positiven Einfluss auf die Kundenbindung haben.
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I m KIKOiD Store von KIKO Milano in Mailand personalisieren Kundinnen ihren Lippenstift.
Über einen Touchscreen wird der gewünschte Lippenstiftton gewählt, die Kappe und
Buchstaben und Symbole ausgewählt, die eingraviert werden sollen. Das fertige Design
graviert anschließend ein Roboter in den Lippenstift.
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Nutella bietet seinen Fans regelmäßig die Möglichkeit, ein Glas mit eigenen Namen oder
Satz zu personalisieren. Diese sind dann sowohl in Partnergeschäften wie auch online
erhältlich. Eine interessante Idee, um den Menschen die Marke näher zu bringen. Seinen
Namen auf einem Produkt zu sehen, macht einen automatisch mehr zum Eigentümer.
Weitere Beispiele für personalisierte Verpackungen finden sich unter folgendem Link.
Nach 2025 werden die Konsumenten ganz selbstverständlich zu kreativen Co-Designern der
Produkte. Dabei geht es nicht nur um personalisierte Produkte, wie wir sie heute bereits kennen:
Kund*innen wünschen sich, dass Kleidung in Zukunft automatisiert nach Maß für sie hergestellt
werden. Ein Trend, der auch dabei helfen könnte, Überproduktionen in der Modeindustrie zu
vermeiden. Eine Schlüsseltechnologie ist hier der 3D-Druck sein. Zum Beispiel Adidas: Das
Unternehmen stellt mit dem Future Craft 3D einen Sportschuh her, dessen Zwischensohle sich
dank 3D-Druck ganz individuell an die persönlichen Bedürfnisse anpasst.
Mehr Personalisierung, als sie das Start-up The Fabric liefert, gibt es nicht. Denn die Designer-
Kleidung ist ausschließlich digital konzipiert. Perfekt zugeschnitten auf den Träger, die das
Kleidungsstück als individuellen Filter über dem eigenen Körper nur online präsentieren kann.
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Der Fokus auf Nachhaltigkeit geht so weit, dass eine echte Veränderung bestimmter
Geschäftsmodelle – wie der Mode – zu beobachten ist. Der Verkauf von Second-Hand-Kleidung
boomt und ist in den letzten drei Jahren laut GlobalData 21-mal schneller als der
Einzelhandelsmarkt gewachsen.
Und die Kunden verlangen bessere, umweltfreundlichere Alternativen. 88% der Verbraucher sind
einem Unternehmen mit nachhaltigen Praktiken treuer gegenüber. Das Thema haben wir schon
einmal in einem anderen Artikel „Einkaufen 2036 (5): Shopping im Angesichts von
Ressourcenknappheit und Ethik“ angesprochen.
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Und natürlich sind Unternehmen wie Rent the Runway schon lange Pioniere des Rent-and-
Return-Modells. Tatsächlich bietet Rent the Runway seine Dienstleistungen als Plattform an,
damit Marken einen Teil ihres Inventars zur Miete bereitstellen können.
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Die Kleiderei in Hamburg bietet bereits personalisiertes Leihen statt Kaufen an. Mehr als 10.000
Kleidungsstücke stehen dort zur Wahl. Mit einem Leih-Abo von 49 Euro monatlich schickt die
Kleiderei vier Kleidungsstücke direkt nach Hause. In der Subscription-Economy wird Luxus
bezahlbar. Einfach nur abonnieren ohne selbst zu besitzen.
Detailliert haben wir uns in dem Beitrag „Leben 2038: Was bedeutet das für den Handel ? (2)“
auseinandergesetzt.
Obwohl Mietmodelle ihre eigenen Nachhaltigkeitsprobleme haben, wie zum Beispiel Reinigung
und Transport, deuten Änderungen im Lebensstil der Konsumenten wie auch bei den
Kaufgewohnheiten darauf hi, dass sich dieser Trend weiter entwickeln wird.
Daneben finden sich in Zeitschriften, Büchern und im Internet unzählige Anleitungen zum
Selberbauen. Autoren oder Blogger zeigen Produkte, die anschließend jeder selbst zu Hause
nachmachen kann. Es wird genäht, gekocht, geschnitzt und geklebt. Selbstgemacht wird alles
was benötigt wird, gefällt und Spaß macht.
Obi hat in der Kölner Innenstadt aktuell an der Breite Straße ein neues Format eröffnet. „Create
by Obi“ ist ein Konzeptstore, in dem sich alles um Selbstbaumöbel und entsprechende
Dekoration dreht. Das Ladendesign ist modern und spricht eindeutig ein jüngeres
Stadtpublikum an.
Im Schaufenster steht ein Kerzenständer, der im Geschäft in einem Selbstbau-Set erhältlich ist.
Dieser lässt sich mit wenigen Handgriffen selbst zusammenbauen. Fertige Möbel werden in
Wohn- oder Kinderzimmer nachempfundenen Kojen präsentiert. Bauanleitungen und
entsprechende zugeschnittene Materialien dazu werden bestellt und gekauft. Im
Untergeschoss des Geschäftes ist eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der Kunden selbst Hand
anlegen können. Hier werden auch Workshops angeboten werden.
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Die maximale handlungsbezogene Individualisierung ist zwar nur dann gegeben, wenn selbst
entworfene Produkte nach den eigenen Präferenzen auf ganz persönliche Art und Weise
hergestellt werden. Allerdings fertigen die „Selbermacher“ keine exakten Kopien an, sondern
eine persönliche Variante des vorgestellten Objektes. Abweichungen bei der Fertigung in
Handarbeit erhöhen dabei den Unikatcharakter.
Ein Beispiel für einen Online-Marktplatz ist Etsy. Die Plattform bietet nicht nur die Möglichkeit
mit Bastlern in Kontakt zu treten, sondern auch die Chance eine direkte Verbindung zu echten
Designern aufzunehmen. Die Plattform ist für Konsument*innen attraktiv, weil nicht nur
ungewöhnliche Produkte, Kunst- und Designobjekte angeboten werden. Nein, es wird das
Gefühl vermittelt, eine nach Kund*innenwünschen gestaltete, Spezialanfertigung zu erhalten.
Die Chance zur aktiven Selbstverwirklichung fällt bei den Marktplätzen im Vergleich zum DIY-
Trend jedoch geringer aus, da die Kund*innen am Herstellungsprozess nicht beteiligt sind.
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Ausblick
Wodurch wird der Handel und das Einkaufen in der Zukunft, in den Jahren ab 2025 beeinflusst?
Es gibt viele Faktoren, die das Einkaufen und den Konsum dann bestimmen. Aber es sind im
wesentlichen die Sehnsucht nach Individualisierung und die Nachhaltigkeit, die eine Rolle
spielen. Weitere Faktoren werden in weiteren Artikeln angesprochen. Doch eines ist schon jetzt
klar:
onsum und Einkaufen wird der Spiegel des Selbst und Produkte und Services werden
K
immer persönlicher.
er Mensch wird immer selbstbestimmter und kreativer. Das wird sich in der Nachfrage
D
nach Produkten und Materialen zeigen, die die Käufer*innen kaufen, weiterverarbeiten
und daraus neue Produkte kreieren. Es zeigt sich die neue Lust am Selbermachen.
esitz wir nicht mehr in den Vordergrund gestellt. Es werden Produkte gemietet und
B
geliehen. Es geht um das Nutzen statt um das Besitzen. Sharing-Dienstleistungen
werden verstärkt nachgefragt.
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Aber auch der tradierte Einzelhändler Nordstrom in den USA beweist in fünf Standorten, das
das Konzept auch bei ihm funktioniert.
Hierzulande versucht die Otto-Tochter Bonprix mit einem ähnlichen Ansatz nicht nur
kostengünstiger zu sein, sondern auch ausgabenfreudigere Kunden anzusprechen, die größere
Durchschnittsbestellungen tätigen und häufiger einkaufen. Bonprix ist stolz auf den neuen
digitalen Pilot-Store fashion connect. Er bietet – assistiert von der Bonprix-App – bequemstes
mobiles Shopping, geräumige und digital vernetzte Umkleidekabinen, einen edlen Click &
Collect-Bereich und einiges mehr für die Smartphone-Kundin. Ware gibt es nur noch als
Einzelstücke zu sehen. Anschließend wird bestellt per Scan zum Beispiel in die Umkleidekabine
oder am intelligenten Spiegel in der Umkleidkabine.
Ein detaillierterer Beitrag zum Bonprix Fashion Connect-Store findet sich in dem Artikel
„Fashion Connect – Bonprix Future Store in Hamburg„.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, das bei dem Showrooming-Konzept das Beste aus dem
physischen Einzelhandel und dem Online-Handel vereint wird. Daher wird das Konzept auch oft
als „Offline-Online-Komplementarität“ bezeichnet.
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Zusätzlich zum Angebot gehören auch Attraktionen: In einem digitalen Cockpit können
Besucher*innen die Zukunft des Automobils erleben und zwar so, wie sich Samsung das
vorstellt. In der Station „Galaxy Graffiti“ verwandelt sich das Smartphone Samsung S10 in eine
Sprühdose, mit der auf einem 10 Meter breiten Bildschirm gezeichnet werden kann. An einem
„Nachrichtenbaum“ dürfen Kund*innen per Augmented Reality Botschaften für andere
hinterlassen. Bei 3D Me erstellen Besucher*innen kleine 3D-Abbilder ihrer selbst. Auch das
Thema Smart Home spielt in der Samsung Produktpalette eine große Rolle. Ein Wohnzimmer
zeigt, welche Möglichkeiten der Konzern hier anbietet.
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Deshalb müssen Unternehmen – vom Individualverkehr, dem Einzelhandel über Medien und
Software bis hin zur produzierenden Industrie – über Abonnentenmodelle lukrative,
kontinuierliche und individuelle Kundenbeziehungen aufbauen. Jedes Unternehmen sollte sich
die Wünsche und Bedürfnisse seiner Kunden ansehen und dann eine Dienstleistung schaffen,
die diesen Kunden anhaltenden Wert bietet.
Zur Sharing- und Abo-Modellen im Handel finden sich weitere Ausführungen in dem Beitrag
„Leben 2038: Was bedeutet das für den Handel? (2)„.
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Ein eindrucksvolles Beispiel der Nutzung von Subscription Modellen in ECommerce in den USA
zeigt auch folgende Grafik.
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Dazu liefert Spotify, ein Early Adopter des Abonnementgeschäftsmodells, ein gutes Beispiel.
Erst jüngst kündigte er an die Merchandising-Partnerschaft zu erweitern, um Künstlern den
Verkauf von Beauty-Produkten zu ermöglichen. Dies ist eine dramatische, aber innovative
Abkehr von seinem Kerndienst des Musik-Streaming. Es ist klar, dass Spotify Customer Insights
nutzt, um neue Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen, die parallel zu ihrem bestehenden
Kundenstamm von Interesse sind.
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Ein weiteres Indiz dafür, dass es um die Servicequalität im deutschen Einzelhandel nicht gut
bestellt ist: Rund ein Viertel der Konsumenten wären bereit, Preisaufschläge für
selbstverständliche Services wie eine zuverlässige Lieferung oder eine kompetente Service-
Hotline zu zahlen.
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Sicherlich lässt sich die Liste der erfolgreichen Beispiele fortsetzen. Sie sollten den Handel
inspirieren und zum Umdenken anregen.
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7. Erlebnis-Einzelhandel
Aktuelle Technologien haben die Art und Weise wie die Menschen einkaufen verändert. Denn
mit den Technologien kaufen Kunden*innen wann immer sie wollen und sie kaufen was immer
sie wollen. Hinzu kommt das ortsunabhängige Einkaufen. Das bedeutet in letzter Konsequenz
ändert sich der Zweck des stationären Geschäftes. Früher war der stationäre Handel der Ort,
um sich Produkte und Waren anzusehen und einzukaufen. Daher wird das Erlebnis und der
Erlebniseinkauf zum wichtigsten Differenzierungskriterium für den stationären Handel
gegenüber dem Online-Handel. Geschäfte sind bestrebt, ihren Kund*innen Dinge zu bieten, die
sich nicht so einfach online abbilden und wiederholen lassen. Die Schaffung interessanter und
ansprechender Erlebnisse steht ganz oben auf der Liste des erfolgreichen Einzelhandels. Der
Erlebnis-Einzelhandel und Einkaufserlebnisse bestimmen den Handel und das Einkaufen in
2025.
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Die genannten Merkmale charakterisieren den Erlebnis-Einzelhandel. Aber bei all diesen
Merkmalen ist der Erlebnis-Einzelhandel nicht gleich dem Erlebnis-Einzelhandel. Es gibt
unterschiedliche Ausprägungen und Varianten.
Erfolgreiche Marken wie Roots haben viel in die Entwicklung von Erlebnis-Stores in den
Metropolen wie New York, Boston und Los Angeles investiert. Warum? Weil sicherlich dort die
entsprechenden Kund*innen zu finden sind. Ein durchdachtes Shop-Design, das authentische
Bilder anbietet, ist der Schlüssel zur Beherrschung benutzergenerierter Inhalte im Geschäft.
Ein weiteres Beispiel für ein erfolgreiches Geschäft des Erlebnis-Einzelhandels ist das Geschäft
von Caspar in New York.
Pete Trentacoste von Casper beschreibt ihren Ansatz für den Erlebnis-Einzelhandel
folgendermaßen: „We try to make the stores and the space itself beautiful and inspire good
looking pictures, but we’ll never put a hashtag on the wall“. Umgesetzt ist dieser Ansatz in
Casper’s New Yorker Erlebnis-Geschäft.
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Die Boston Consulting Group hat in einer Studie festgestellt, dass Marken, die sich auf
Engagement und Personalisierung konzentrieren, ihren Umsatz um 6% bis 10% steigern. Der
Einkauf in einem Geschäft wird nicht mehr von der Notwendigkeit bestimmt etwas zu kaufen.
Es geht vielmehr um das Gefühl der Entdeckung und der Begeisterung, etwas Neues zu finden
und zu erleben. In-Store Erfahrungen, die die Sinne eines Kunden aktivieren, führen zu einer
stärkeren emotionalen Bindung an die Marke und ihre Produkte oder Dienstleistungen.
Unabhängig vom Vertriebskanal legt Lush besonderen Wert auf ein einzigartiges
Einkaufserlebnis für seine Besucher. In den Filialen ist es möglich alle Produkte
auszuprobieren. Zudem werden die Geruchssinne durch einen starken Seifenduft aktiviert. Eine
App soll das besondere Einkaufserlebnis des „Stöbern und Ausprobierens“ aufgreifen.
Es besteht die Möglichkeit Produkte “nach Stimmung” zu erwerben. Dazu wurden Kategorien
entsprechend unterschiedlicher Stimmungslagen wie z.B. „ruhig“ oder „glücklich“ erstellt.
Außerdem bietet die App die Möglichkeit, Zugang zu ausführlichen Informationen rund um die
Inhaltsstoffe der Produkte zu bekommen.
Dazu müssen Kund*innen über bereitgestellte Mobiltelefone im Store nur ein Foto von dem
eingepackten Produkt machen. In Großbritannien bietet die Marke einen “Lush Concierge-
Service” an – einen sprachbasierten Einkaufsassistenten, dem Kund*innen Fragen zur
Verfügbarkeit von Produkten oder zum Standort der nächsten Filiale, stellen können. Die
Vermischung von In-Store- und Online-Erfahrung soll es Kund*innen leicht machen, vielfältig mit
der Marke zu interagieren.
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Der Erlebnis-Einzelhandel schafft Räume, die gar nicht wie Geschäfte aussehen oder
funktionieren. Er nutzt sie, um die Marke zum Leben zu erwecken. Jedes Geschäft wird mit
einzigartigen Skulpturen und Installationen gefüllt. Die Menschen können die Geschäfte auch
nur besuchen, um zu fotografieren oder zu erkunden, was sie wiederum mit der Marke vertraut
macht.
Sogar der Geruch und der Soundtrack sind an jedem Ort unterschiedlich, was den Besuch jedes
Ladens zu einem Erlebnis macht. Indem sie sich von den Konventionen dessen lösen, was ein
traditionelles Geschäft ist, können Marken den Kunden ein wirklich ansprechendes Erlebnis
bieten, das sie zum Kauf anregt.
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Beim Betreten des Geschäftes werden die Kund*innen von einer Reihe von Fahrrädern begrüßt,
die sich vor einem Hintergrund befinden, der an die üppigen, gepflasterten Straßen der
Provence erinnert. Der Raum dient auch als Rückzugsort von der sommerlichen Hitze –
Besucher können sich an entspannenden Handmassagen und provenzalischen Leckereien
erfreuen, personalisierte Souvenirs für diejenigen kreieren oder Artikel wie S’well
Wasserflaschen kaufen.
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Tatsächlich sind die besten Events an die Identität der Marke gebunden, wie z.B. eine
Buchhandlung, die Autorengespräche führt oder eine Sportmarke, bei der Top-Player
auftauchen, um Autogramme zu geben. Sie fühlen sich wie eine authentische Erweiterung und
helfen, ein Ökosystem um ein Unternehmen herum zu schaffen, anstatt wie ein offensichtlicher
und gefälschter Versuch, eine Verbindung herzustellen. Ganz klar ist, Veranstaltungen geben
den Kunden Anlass, außerhalb ihres normalen Kaufverhaltens vorbeizuschauen. Und sie helfen,
stärkere Bindungen zu schaffen, die Ihre Marke im Gedächtnis behalten.
Und die Kameras, die um den Basketball-Court platziert sind, zeichnen die Spielaktivitäten der
Kund*innen aus verschiedenen Perspektiven auf. Das geschieht ebenso am Laufband. Die
Filmsequenzen ermöglichen es den Nike-Mitarbeitern eine Analyse. So können sie die besten
Nike-Schuhe den Kund*innen vorschlagen. Zusätzlich kann der Kunde das Filmmaterial auf
seinem Online-Nike Account ansehen und über die sozialen Medien teilen.
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An anderer Stelle habe ich schon einmal über Lululemons Store berichtet und geschrieben:
„Customer Experience bei Lululemon durch innovative Store-Technik„.
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Anders als ein traditioneller Einzelhändler lebt b8ta nicht vom Warenumsatz. Vielmehr werden
Hersteller eingeladen, im Showroom ihre Produkte auszustellen. Dafür stellt b8ta den Raum und
das Interieur sowie eine technische Ausstattung und Personal. Für diesen Retail-Service erhebt
b8ta von den Herstellern eine monatliche Platzierungsgebühr, die pro laufenden Meter oder
Tisch abgerechnet wird.
Zusätzlich sind alle Standorte mit hochauflösenden 3D-Kameras ausgestattet. Sie beobachten
unentwegt, wie die Kunden mit den Produkten interagieren. Neben jedem Produkt liegt ein
Tablet, über das sich die Kunden informieren können.
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Es ist sogar möglich, Preise zu vergleichen und Rezensionen zu lesen, ganz wie beim
Onlineshopping. Auch Beratung gibt es. Mitarbeiter in schwarzen T-Shirts führen
Beratungsgespräche. Nach jedem geben sie auf dem Tablet ein, was der Kunde wissen wollte
und welche Kommentare er geäußert hat. Die Hersteller haben Zugang zu allen Daten und
können live verfolgen, wie viele Kunden in welchem Laden Interesse an ihrem Produkt zeigen.
Über andere Retail-as-a-Service-Formate haben wir bereits umfassend in dem Beitrag „Retail-
As-A-Service: Chance für stationäre Händler?“ berichtet.
Als Ergebnis sind die Erfahrungen und Erlebnisse Beweggründe, warum Kund*innen ein
Geschäft wieder besuchen. Ob es sich um Unterhaltung, soziale Interaktion, Entdeckung,
Komfort oder etwas anderes handelt, der Einzelhändler muss in Zukunft etwas Besonderes
bieten. Und darauf aufbauend das Erlebnis anbieten. Denn Menschen sind soziale Wesen. Sie
suchen nach permanenter Belohnung und Erfüllung. Und das genau gibt ihnen der Erlebnis-
Einzelhandel.
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8. Erlebnis-Stores
Erlebnis-Stores – so geht Einkaufen in 2025. Das zeigen uns heute schon einige ausgewählte
Geschäfte in den Großstädten. Der Zweck des stationären Geschäftes wird sich verändern.
Denn früher war der stationäre Handel der Ort, um sich Produkte und Waren anzusehen und
einzukaufen. Aber der steigende Online-Handel macht es notwendig, den Zweck des
stationären Einzelhandels zu überdenken. Und zwar in Richtung Erlebnis und Erlebniseinkauf.
Das wird zum wichtigsten Differenzierungskriterium gegenüber dem Online-Handel.
Vielerorts treffen wir auf Geschäfte , die schon heute bestrebt sind, ihren Kund*innen Dinge zu
bieten, die sich nicht so einfach online abbilden und wiederholen lassen. Denn sie schaffen
einzigartige und teilbare Erlebnisse. Und sie stimulieren die Sinne der Kund*innen. Daneben
befriedigen sie die verschiedenen Erwartungen und Bedürfnisse. Darüberhinaus bieten sie
verschiedenste Dienstleistungen an.
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Kuratiertes Produktangebot
Das Produktangebot stammt aus den Bereichen Kleidung und Accessoires, Schuhe und Beauty
und Home. Zusätzlich wird den Kund*innen ein Wellness- und Spa-Bereich geboten.
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Erweiterte Serviceleistungen
Zusätzlich bietet ein Click-und-Collect-Service bietet den Kund*innen die Abholung der online
bestellten Produkte. Daneben gibt es eine 3-Stunden-Lieferung. Hinzu kommt einen
Änderungsschneiderei und die Beratung durch persönliche Stylisten. Die Verkäufer*innen sind
mit Tablets unterwegs, um dort Produkte abzufragen, für die Kunden zu bestellen oder auch
einfach an jedem Punkt des Geschäftes eine Erfrischung für die Kund*innen zu bestellen.
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Oder die Beauty Lounge bietet Pflege-Behandlungen und Event-Stylings für Haare und Make-up.
Daneben gibt es eine eigene Bar, zusätzliche Maniküre- und Styling-Plätze, einen eigenen
Friseursalon und eine neue Duftbar für Duftberatungen.
Zusätzlich können Kund*innen mit Hilfe der innovativen App „Douglas Beauty Booking“ ohne
zeitraubende Terminabsprachen den Besuch beim Lieblingsstylisten bequem und einfach
online buchen. Das Angebot bezieht sich auf mehr als 100 Partner im Stadtgebiet von Berlin,
unter anderem Udo Walz, Shan Rahimkhan oder Dennis Creuzberg.
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Digitale Services
Schließlich positioniert sich die Berliner Filiale auch als bislang „digitalstes“ Douglas-Geschäft:
Unter anderem dient ein separater „Influencer Room“ als Rückzugsort für Social-Medial-Stars, in
dem sie ihren Content zur Beauty School in Ruhe produzieren können. Weiterhin können
Kunden, die ihre Beauty-Produkte lieber online einkaufen, ihre Bestellungen ab sofort in der neu
eingerichteten Click & Collect-Station ohne Wartezeit abholen.
Zusammenfassend besteht das Mischkonzept aus einem Concept Store, Beratung und
dazugehöriger Lounge. Insgesamt auf circa 1.500 Quadratmeter Fläche in der Innenstadt von
Düsseldorf bietet er jungen und etablierten Marken Gelegenheit, ihre Produkte zu inszenieren.
Dabei sind die 20 Marken und Produkte kuratiert und abgestimmt und unterstützen die globalen
Megatrends wie Gesundheit, Nachhaltigkeit und New York.
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Zum Start vertreten sind Vitra für Wohn- und Büromöbel, Kerbholz mit Uhren und Sonnenbrillen
und Bang & Olufsen mit Unterhaltungselektronik. Oder die Kund*innen stoßen auf Stryve samt
sportlicher Produktpalette und um Handtücher etc. ergänzt, während Otto Wilde Steakgrills
anbietet. Ergänzend dazu stellen Mitarbeiter die Produkte vor, erklären sie und beraten bei
Bedarf die Kund*innen. Zusätzlich erhöht die Lounge den Erlebnisfaktor und lädt zu Events und
Workshops ein oder präsentiert Kunst oder Ergebnisse aus Kooperationen.
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Genau das ist der Ansatz von _blaenk: Mit ausgewählten, trendigen Produkten sowie kleinen
Events wie Workshops, Tastings und Ähnlichem im Store ein neues Shopping-Erlebnis zu
etablieren.
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Anmerkung der Redaktion: Dieses Whitepaper ist vor der Corona-Krise entstanden und
berücksichtigt daher nicht die jüngsten Entwicklungen, die durch diese Krise entstanden
sind.
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Was aber immer bleiben wird: Der Konsument ist ein Mensch, der emotional reagiert und
unterbewusst handelt, sonst wäre er ja der berühmte “Homo Oeconomicus”, den es bekanntlich
nicht gibt.
Wir sind der festen Überzeugung, dass die stationären Händler, die es geschafft haben, sich neu
zu erfinden, eine große Zukunft haben. Diese Zukunft zu beschreiben ist Inhalt von ZUKUNFT
DES EINKAUFENS. Wir fördern die Diskussion und Weiterentwicklung von Handelskonzepten
und innovativen Ideen, begleiten unsere Kunden auf ihrem Weg, schaffen ein öffentliches
Bewusstsein und helfen Händlern und Konsumenten, die Chancen der Digitalisierung zu
ergreifen.
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Impressum
ZUKUNFT DES EINKAUFENS Rehme, Scholz, Wunderlich GbR
Rather Kirchplatz 11
40472 Düsseldorf
Deutschland
Telefon: +49 (0) 175/2418886
info@zukunftdeseinkaufens.de
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