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DIN EN 1561:2012-01

Nationales Vorwort
Diese Europäische Norm (EN 1561:2011) wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 190 „Gießereiwesen“
erarbeitet, dessen Sekretariat vom DIN (Deutschland) gehalten wird.

Für die deutsche Mitarbeit ist der Arbeitsausschuss NA 036-00-01 AA „Gusseisenwerkstoffe“ des Normen-
ausschusses Gießereiwesen (GINA) verantwortlich.

Änderungen

Gegenüber DIN EN 1561:1997-08 wurden folgende Änderungen vorgenommen:

a) in der Einleitung zusätzliche Erläuterungen hinsichtich der Kombination der maßgebenden Wanddicke
und der Zugfestigkeit und ein neues Bezeichnungssystem für Gusseisen durch Nummern gegeben;

b) in Tabelle 1 die Mindestwerte für die Zugfestigkeit erhöht, die nun für verschiedene Typen von
gegossenen Proben gelten und auf drei Bereiche der maßgebenden Wanddicke reduziert, kleiner oder
gleich 40 mm bzw. 50 mm, 50 mm bis 100 mm und 100 mm bis 200 mm;

c) in Tabelle 2 die Mindestwerte der Brinellhärtewerte auch auf drei Bereiche der maßgebenden Wanddicke
reduziert;

d) in Tabelle 3 Größe und Typ der Proben hinsichtlich der eingeführten maßgebenden Wanddicke den
technologischen Erkenntnissen angepasst;

e) den Anhang B mit der Gegenüberstellung von Werkstoffbezeichnungen für Gusseisen mit Lamellen-
graphit nach EN 1560 und ISO/TR 15931 aufgenommen;

f) im Anhang D, die erwarteten Werte für die Zugfestigkeit, für Gussstücke bei einer maßgebenden
Wanddicke größer als 50 mm, erhöht;

g) im Anhang E, Beispiele zur Erläuterung der Beziehung zwischen der Wanddicke und den mechanischen
Eigenschaften eingefügt;

h) die Keildruckprüfung, Anhang F aufgenommen.

Frühere Ausgaben

DIN DVMA 109: 1933-09


DIN 1691: 1928-04, 1929-08, 1933-07, 1942-08, 1949x-11, 1964-08, 1985-05
DIN 1691 Bbl: 1964-08
DIN 1691 Bbl 1: 1985-05
DIN 50108: 1947-01, 1950-10, 1967-01
DIN 50109: 1947-01, 1950-10, 1962-02, 1968-03, 1989-04
DIN EN 1561: 1997-08

2
EUROPÄISCHE NORM EN 1561
EUROPEAN STANDARD
NORME EUROPÉENNE Oktober 2011

ICS 77.080.10 Ersatz für EN 1561:1997

Deutsche Fassung

Gießereiwesen —
Gusseisen mit Lamellengraphit

Founding — Fonderie —
Grey cast irons Fontes à graphite lamellaire

Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 17. September 2011 angenommen.

Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzten Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum des CEN-CENELEC oder bei jedem CEN-
Mitglied auf Anfrage erhältlich.

Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache gemacht und dem Management-
Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.

CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen,
Portugal, Rumänien, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn, dem Vereinigten
Königreich und Zypern.

EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG


EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION

Management-Zentrum: Avenue Marnix 17, B-1000 Brüssel

© 2011 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Ref. Nr. EN 1561:2011 D
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten.
DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Inhalt Seite

Vorwort ................................................................................................................................................................3
Einleitung .............................................................................................................................................................4
1 Anwendungsbereich .............................................................................................................................5
2 Normative Verweisungen ......................................................................................................................5
3 Begriffe ...................................................................................................................................................5
4 Bezeichnung ...........................................................................................................................................6
5 Bestellangaben ......................................................................................................................................6
6 Herstellung .............................................................................................................................................7
7 Anforderungen .......................................................................................................................................7
7.1 Kennzeichnende Eigenschaften...........................................................................................................7
7.2 Zugfestigkeitseigenschaften ................................................................................................................7
7.3 Härteeigenschaften................................................................................................................................9
7.4 Graphitstruktur.......................................................................................................................................9
8 Probenahme ........................................................................................................................................ 10
8.1 Allgemeines ......................................................................................................................................... 10
8.2 Proben für den Zugversuch ............................................................................................................... 10
8.3 Probestücke für die Härteprüfung .................................................................................................... 15
9 Prüfverfahren ...................................................................................................................................... 15
9.1 Zugversuch .......................................................................................................................................... 15
9.2 Brinellhärteprüfung ............................................................................................................................ 16
9.3 Graphitstruktur.................................................................................................................................... 17
9.4 Alternative Prüfverfahren ................................................................................................................... 17
10 Wiederholungsprüfungen .................................................................................................................. 17
10.1 Notwendigkeit für Wiederholungsprüfungen .................................................................................. 17
10.2 Gültigkeit der Prüfung ........................................................................................................................ 17
10.3 Nichtübereinstimmende Prüfergebnisse ......................................................................................... 17
10.4 Wärmebehandlung von Probestücken und Gussstücken .............................................................. 18
11 Prüfbescheinigung ............................................................................................................................. 18
Anhang A (informativ) Zusätzliche Angaben zu mechanischen und physikalischen Eigenschaften ..... 19
Anhang B (informativ) Gegenüberstellung der Werkstoffbezeichnungen von Gusseisen mit
Lamellengraphit nach EN 1560 und ISO/TR 15931 [13] ................................................................... 21
Anhang C (informativ) Zusätzliche Angaben zum Zusammenhang zwischen Härte und
Zugfestigkeit ........................................................................................................................................ 22
Anhang D (informativ) Richtwerte für die Zugfestigkeit von Proben aus den vom Gussstück
entnommenen Probestücken ............................................................................................................ 24
Anhang E (informativ) Zusätzliche Angaben zum Zusammenhang zwischen Zugfestigkeit, Härte
und Wanddicke von Gussstücken aus Gusseisen mit Lamellengraphit ...................................... 25
Anhang F (informativ) Keildruckprüfung ....................................................................................................... 28
Anhang G (informativ) Wesentliche technische Änderungen zwischen dieser Europäischen Norm
und der vorherigen Ausgabe ............................................................................................................. 31
Literaturhinweise ............................................................................................................................................. 32

2
DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Vorwort
Dieses Dokument (EN 1561:2011) wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 190 „Gießereiwesen“ erarbeitet,
dessen Sekretariat vom DIN gehalten wird.

Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung
eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis April 2012, und etwaige entgegenstehende nationale
Normen müssen bis April 2012 zurückgezogen werden.

CEN [und/oder] CENELEC nimmt bzw. nehmen keine Stellung zur Rechtmäßigkeit, zur Gültigkeit und zum
Anwendungsbereich dieser Patentrechte.

Dieses Dokument ersetzt EN 1561:1997.

Im Rahmen seines Arbeitsprogramms hat das Technische Komitee CEN/TC 190 die CEN/TC 190/WG 5
„Grauguss und Gusseisen mit Vermiculargraphit“ beauftragt, die EN 1561:1997 zu überarbeiten.

Anhang G enthält ausführliche Angaben zu wichtigen technischen Änderungen zwischen der vorliegenden
Europäischen Norm und der vorherigen Ausgabe.

Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden


Länder gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland,
Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg,
Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei,
Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich und Zypern.

3
DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Einleitung
Diese Europäische Norm beschreibt Gusseisen mit Lamellengraphit, das in zwei Gruppen unterteilt ist, die
durch die jeweilige Zugfestigkeit oder Härte bestimmt werden.

Die Eigenschaften des Gusseisens mit Lamellengraphit sind abhängig von der Form und Verteilung des
Graphits sowie dem Gefüge der Grundmasse.

In der vorherigen Ausgabe der EN 1561 basierte die Bezeichnung durch Kurzzeichen auf der Mindestzug-
festigkeit, die an getrennt gegossenen Probestücken mit einem Durchmesser von 30 mm ermittelt wurde. In
Tabelle 1 der vorherigen Ausgabe waren die entsprechenden verbindlichen Mindestwerte für die Zugfestigkeit
angegeben, die für die maßgebende Wanddicke bis 300 mm eines angegossenen Probestücks erhalten wer-
den sollte.

Für Gussstücke, die vor dem Erscheinen dieser Norm konstruiert wurden, dürfen für Gusseisensorten mit
Lamellengraphit Werte für die Zugfestigkeit aus getrennt gegossenen Probenstücken mit einem Durchmesser
von 30 mm angesetzt werden, unabhängig von der maßgebenden Wanddicke.

Für diesen Fall gelten die verbindlichen Mindestwerte für die Zugfestigkeit, wie in der vorherigen Ausgabe
dieser Norm (EN 1561:1997) im Anhang A, Tabelle A.1 (fettgedruckte Zahl in der Werkstoffbezeichnung)
festgelegt.

In der vorliegenden Ausgabe der EN 1561 basiert die Bezeichnung durch Kurzzeichen auf der Mindestzug-
festigkeit, die an einem gegossenen Probestück zu ermitteln ist, dessen Durchmesser der maßgebenden
Wanddicke des Gussstücks entspricht. Das gilt für eine maximale maßgebende Wanddicke von 50 mm.

Im Vergleich zur vorherigen Ausgabe der vorliegenden Norm wurde für die maßgebenden Wanddicken von
50 mm bis 200 mm die Beziehung mit den 30 mm getrennt gegossener Probestücke aufgegeben und anstelle
dessen wurden angegossene Probestücke mit einer dem maßgebenden Wanddickenbereich entsprechenden
Größe festgelegt. Zusätzlich wurden die in diesen angegossenen Probestücken zu erhaltenden Eigenschaften
bei Mindestzugbeanspruchung erhöht.

In dieser Norm ist ein neues Bezeichnungssystem durch Nummern angegeben, wie in EN 1560 [1] festgelegt.

ANMERKUNG Das Bezeichnungssystem durch Nummern basiert auf der Struktur und den Regeln nach
EN 10027-2 [2] und bezieht sich damit auf das europäische Benummerungssystem für Stahl und andere Werkstoffe.

Die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffs können an bearbeiteten Proben aus folgenden
Probestücken bewertet werden:

 getrennt gegossene Probestücke;

 parallel gegossene Probestücke;

 angegossene Probestücke;

 aus einem Gussstück entnommene Probestücke.

Die Härte des Werkstoffs kann auch am Gussstück bewertet werden.

Allerdings ist die Zugfestigkeit oder die Härte für viele Anwendungen nicht die einzige interessierende oder
bestimmende Eigenschaft. Andere mechanische oder physikalische Eigenschaften können für die
Verwendung von Gusseisen mit Lamellengraphit ausschlaggebend sein, wie z. B. Wärmekapazität,
Temperaturleitfähigkeit, Dämpfungsvermögen, Ermüdung durch Temperaturwechselbeanspruchung.

Deshalb enthält Anhang A (informativ) zusätzliche Informationen, die für die Entwickler von Gussstücken von
Interesse sind.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

1 Anwendungsbereich
Diese Europäische Norm legt die Eigenschaften von unlegiertem und niedrig legiertem Gusseisen mit
Lamellengraphit für Gussstücke fest, die in Sandformen oder Formen mit vergleichbarem thermischen
Verhalten hergestellt wurden.

Diese Europäische Norm legt die kennzeichnenden Eigenschaften von Gusseisen mit Lamellengraphit fest,
hinsichtlich entweder

a) der Zugfestigkeit von gegossenen Probestücken; oder


b) der Härte, gemessen am Gussstück oder an einem angegossenen Probestück.
Wenn zwischen dem Hersteller und dem Käufer vereinbart, kann eine Kombination aus Zugfestigkeit nach
Möglichkeit a) und Härte nach Möglichkeit b) festgelegt werden.

Diese Europäische Norm legt sechs Sorten des Gusseisens mit Lamellengraphit fest, deren Klassifizierung
auf der Zugfestigkeit beruht, die an bearbeiteten Proben aus gegossenen Probestücken gemessen wird
(siehe Tabelle 1), und sechs Sorten des Gusseisens mit Lamellengraphit, deren Klassifizierung auf der Bri-
nellhärte beruht (siehe Tabelle 2).

Diese Europäische Norm behandelt nicht die technischen Lieferbedingungen für Gusseisen mit
Lamellengraphit; siehe dafür EN 1559-1 [3] und EN 1559-3 [4].

Diese Europäische Norm gilt nicht für Gusseisen mit Lamellengraphit, das für Rohre und Formstücke nach
EN 877 [5] verwendet wird.

2 Normative Verweisungen
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die Anwendung dieses Dokuments erforderlich. Bei datierten
Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte
Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).

EN 10204, Metallische Erzeugnisse — Arten von Prüfbescheinigungen

EN ISO 945-1, Mikrostruktur von Gusseisen — Teil 1: Graphitklassifizierung durch visuelle Auswertung
(ISO 945-1:2008)

EN ISO 6506-1, Metallische Werkstoffe — Härteprüfung nach Brinell — Teil 1: Prüfverfahren


(ISO 6506-1:2005)

EN ISO 6892-1, Metallische Werkstoffe — Zugversuch — Teil 1: Prüfverfahren bei Raumtemperatur


(ISO 6892-1:2009)

3 Begriffe
Für die Anwendung dieses Dokuments gelten die folgenden Begriffe.

3.1
Gusseisen mit Lamellengraphit
Gusswerkstoff, basierend auf Eisen und Kohlenstoff, wobei der Kohlenstoff überwiegend in Form von blätt-
rigen (lamellaren) Graphitpartikeln vorliegt
ANMERKUNG 1 Gusseisen mit Lamellengraphit ist auch als Grauguss bekannt und weniger unter dem Namen
lamellares Graphitgusseisen.

ANMERKUNG 2 Die Form, Verteilung und Größe des Graphits sind in EN ISO 945-1 festgelegt.

3.2
Probestück
repräsentative Materialmenge des Gusswerkstoffs, einschließlich getrennt gegossener Probestücke, parallel
gegossener Probestücke und angegossener Probestücke

5
DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

3.3
getrennt gegossenes Probestück
Probestück, das in einer separaten Sandform zur selben Zeit wie die Gussstücke und unter repräsentativen
Fertigungsbedingungen gegossen wird

3.4
parallel gegossenes Probestück
Probestück, das in einer Form neben dem Gussstück mit einem gemeinsamen Eingusssystem gegossen wird

3.5
angegossenes Probestück
Probestück, das unmittelbar mit dem Gussstück verbunden ist

3.6
maßgebende Wanddicke
kennzeichnende Wanddicke des Gussstücks, festgelegt für die Bestimmung der Größe der Probestücke, für
die die mechanischen Kennwerte gelten

4 Bezeichnung
Der Werkstoff muss entweder durch das Werkstoffkurzzeichen oder durch die Werkstoffnummer bezeichnet
werden, wie in Tabelle 1 bzw. Tabelle 2 angegeben.

Bei Probestücken, die dem Gussstück entnommen werden, wird am Ende der Bezeichnung durch das
Werkstoffkurzzeichen der Buchstabe C hinzugefügt.

ANMERKUNG Ein Vergleich der Sortenbezeichnungen der EN 1561 mit den Sorten der ISO Norm für Gusseisen mit
Lamellengraphit (ISO 185:2005) [6] ist in Anhang B angegeben.

5 Bestellangaben
In der Bestellung muss auf unmissverständliche Weise festgelegt sein, ob die am gegossenen Probestück ge-
messene Zugfestigkeit oder die am Gussstück gemessene Brinellhärte die kennzeichnende Eigenschaft dar-
stellt. Wenn das nicht der Fall ist, muss der Hersteller den Werkstoff entsprechend dessen Zugfestigkeit ein-
ordnen.

Die folgenden Angaben müssen vom Käufer gemacht werden:

a) die Nummer dieser Europäischen Norm;

b) die Werkstoffbezeichnung;

c) die maßgebende Wanddicke;

ANMERKUNG 1 Für Gussstücke, die vor dem Erscheinen dieser Norm konstruiert wurden, kann die Information
bezüglich der maßgebenden Wanddicke entfallen.

d) jegliche speziellen Anforderungen.

Sämtliche Anforderungen müssen zwischen dem Hersteller und dem Käufer zum Zeitpunkt der Annahme der
Bestellung vereinbart sein, z. B. technische Lieferbedingungen nach EN 1559-1 und EN 1559-3.

ANMERKUNG 2 Bei der Festlegung einer Kombination aus Zugfestigkeit und Härte wird empfohlen, die Angaben in
Anhang E heranzuziehen.

Für Gussstücke, die vor dem Erscheinen dieser Norm konstruiert wurden, werden zur Prüfung der
Mindestzugfestigkeit der festgelegten Gusseisensorte mit Lamellengraphit, getrennt gegossene Probestücke
mit einem Durchmesser von 30 mm angewendet. Die Bestellung muss die Dokumentnummer und das
Ausgabejahr der vorherigen Europäischen Norm (EN 1561:1997) enthalten.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

6 Herstellung

Sofern nichts anderes mit dem Käufer vereinbart wurde, bleibt das Herstellungsverfahren für das Gusseisen mit
Lamellengraphit um die festgelegten mechanischen Eigenschaften zu erreichen dem Hersteller überlassen.

Der Hersteller muss sicherstellen, dass für die in der Bestellung festgelegte Werkstoffsorte die Anforderungen
dieser Norm erfüllt werden.

Alle Vereinbarungen zwischen dem Hersteller und dem Käufer müssen bei der Bestellung festgelegt werden.

ANMERKUNG Bei Gusseisen mit Lamellengraphit für spezielle Anwendungen dürfen die chemische Zusammen-
setzung und die Wärmebehandlung Gegenstand einer Vereinbarung zwischen Hersteller und Käufer zum Zeitpunkt der
Annahme der Bestellung sein.

7 Anforderungen

7.1 Kennzeichnende Eigenschaften

In der Bestellung muss auf unmissverständliche Weise festgelegt sein, ob die an einer Probe aus einem
gegossenen Probestück gemessene Zugfestigkeit oder die am Gussstück gemessene Brinellhärte die kenn-
zeichnende Eigenschaft ist. Wenn das nicht der Fall ist, muss der Hersteller den Werkstoff entsprechend
dessen Zugfestigkeit einordnen.

7.2 Zugfestigkeitseigenschaften

7.2.1 Allgemeines

Die Eigenschaftswerte gelten für Gusseisen mit Lamellengraphit, das in Sandformen oder in Formen mit ver-
gleichbarem wärmetechnischen Verhalten gegossen wurde. Wenn die Werte Gegenstand einer Änderung
sind, auf die sich in der Bestellung geeinigt wurde, können sie für Gusstücke gelten, die durch ein anderes
Verfahren erhalten wurden.

Die Eigenschaften bei Zugbeanspruchung sind von der Wanddicke abhängig, wie in Tabelle 1 gezeigt.

ANMERKUNG Zugversuche erfordern fehlerfreie Proben während der Prüfung, um eine unverfälschte einachsige Zug-
belastung sicherzustellen.

7.2.2 Aus gegossenen Probestücken durch mechanische Bearbeitung hergestellte Proben

Die Zugfestigkeitseigenschaften der sechs Sorten von Gusseisen mit Lamellengraphit, festgelegt durch die
Zugfestigkeit, müssen mit den Anforderungen nach Tabelle 1 übereinstimmen, wenn sie nach 9.1 unter
Anwendung der aus gegossenen Probestücken nach Tabelle 3 durch mechanische Bearbeitung hergestellten
Proben gemessen worden sind. Die maximale Zugfestigkeit der Sorte entspricht dem Mindestwert plus
100 MPa.

7.2.3 Proben, die aus einem Gussstück entnommenen Probestücken durch mechanische
Bearbeitung hergestellt wurden

Sofern zutreffend, müssen sich der Hersteller und der Käufer auf Folgendes einigen:

 die Stelle(n) am Gussstück, an der das (die) Probestück(e) zu entnehmen ist (sind);

 den Mindestwert oder den zulässigen Wertebereich für die Zugfestigkeitseigenschaften (siehe
Tabelle D.1 zur Information).

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

ANMERKUNG 1 Die Eigenschaften und die Mikrostruktur der Gussstücke sind nicht einheitlich, da sie von der
Komplexität des Gussstücks und der Schwankung in ihrer Abschnittsdicke abhängig sind.

ANMERKUNG 2 Die Eigenschaften bei Zugbeanspruchung von Proben, die aus einem Gussstück entnommen wurden,
werden nicht ausschließlich durch die Werkstoffeigenschaften beeinflusst (Gegenstand dieser Norm), sondern auch durch
den lokalen Zustand des Gussstücks (nicht Gegenstand dieser Norm).

Tabelle 1 — Zugfestigkeitseigenschaften des Gusseisens mit Lamellengraphit, gemessen an Proben,


die aus gegossenen Probestücken durch mechanische Bearbeitung hergestellt wurden

Werkstoffbezeichnung Maßgebende Wanddicke Zugfestigkeit a


t Rm

einzuhaltende Werte in
gegossenen Probestücken
mm MPa
Kurzzeichen Nummer ! d min.

EN-GJL-100 5.1100 5 40 100

2,5 b 50 150
EN-GJL-150 5.1200 50 100 130
100 200 110

2,5 b 50 200
EN-GJL-200 5.1300 50 100 180
100 200 160

5b 50 250
EN-GJL-250 5.1301 50 100 220
100 200 200

10 b 50 300
EN-GJL-300 5.1302 50 100 260
100 200 240

10 b 50 350
EN-GJL-350 5.1303 50 100 310
100 200 280

ANMERKUNG 1 Die Werkstoffbezeichnung ist unabhängig von der Art des gegossenen Probestücks.
ANMERKUNG 2 Für ein hohes Dämpfungsvermögen und Temperaturleitfähigkeit ist der Werkstoff
EN-GJL-100 (5.1100) der Geeignetste.
ANMERKUNG 3 Die fettgedruckten Zahlen geben die Mindestzugfestigkeit an, der das Kurzzeichen
der Sorte zugeordnet ist. Die Werte beziehen sich auf den Durchmesser eines Gussstücks im Rohguss-
zustand entsprechend dem zutreffenden Bereich der maßgebenden Wanddicke nach Tabelle 3.
ANMERKUNG 4 Bei maßgebenden Wanddicken über 200 mm müssen sich der Hersteller und der
Käufer auf die Art und die Größe des Probestücks sowie die zu erhaltenden Mindestwerte einigen.
a Wenn die Zugfestigkeit als kennzeichnende Eigenschaft festgelegt ist, muss die Art der Probestück
(siehe 8.2) auch in der Bestellung angegeben sein. Ist sie nicht angegeben, liegt es im Ermessen des
Herstellers, die Art des Probestücks zu bestimmen.
b Dieser Wert ist als untere Grenze in den Bereich der maßgebenden Wanddicke eingeschlossen.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

7.3 Härteeigenschaften
Die Brinellhärtewerte der durch Härte definierten sechs Sorten von Gusseisen mit Lamellengraphit müssen
den Werten in Tabelle 2 entsprechen, wenn sie nach 9.2 gemessen werden. Diese Klassifizierung ist grund-
sätzlich anzuwenden, wenn die Bearbeitbarkeit oder der Verschleißwiderstand von Bedeutung sind.

Wenn ein Gussstück auf Grundlage der Härte bestellt wird, müssen die maßgebende Wanddicke und die
Prüfstelle vereinbart werden.

Die Mindestwerte und die Höchstwerte der Brinellhärte für die vom Hersteller festgelegte maßgebende Wand-
dicke sind für die in der Bestellung angegebenen Gussstücke bindend.

ANMERKUNG Bei einer maßgebenden Wanddicke t ! 100 mm sind die Sorten nicht nach der Härte eingeteilt.

Ist es nicht möglich, das Prüfverfahren nach Brinell nach EN ISO 6506-1 anzuwenden, dürfen alternative
Prüfverfahren angewendet werden, die mit der Brinellhärte korrelierende Werte haben müssen.

Tabelle 2 — Brinellhärte von Gussstücken aus Gusseisen mit Lamellengraphit

Maßgebende
Werkstoffbezeichnung Brinellhärte a, b
Wanddicke
t HBW
mm
Kurzzeichen Nummer ! d min. max.

EN-GJL-HB155 5.1101 2,5 c 50 – 155

2,5 c 50 115 175


EN-GJL-HB175 5.1201
50 100 105 165

5c 50 135 195
EN-GJL-HB195 5.1304
50 100 125 185

5c 50 155 215
EN-GJL-HB215 5.1305
50 100 145 205

10 c 50 175 235
EN-GJL-HB235 5.1306
50 100 160 220

20 c 50 195 255
EN-GJL-HB255 5.1307
50 100 180 240

ANMERKUNG 1 Angaben über den Zusammenhang zwischen Brinellhärte und Zugfestigkeit sind in
Anhang C und Angaben über den Zusammenhang zwischen Brinellhärte und maßgebender Wanddicke sind in
Anhang E angegeben.
ANMERKUNG 2 Die fettgedruckten Zahlen geben die Höchstwerte der Brinellhärte an, der das Kurzzeichen
der Sorte zugeordnet ist.
a Bei jeder Sorte nimmt die Brinellhärte mit zunehmender Wanddicke ab.
b Wenn zwischen Hersteller und Käufer vereinbart, darf für eine vereinbarte Stelle des Gussstücks einem
engeren Härtebereich zugestimmt werden, vorausgesetzt, er ist nicht enger als 40 HBW. Ein Beispiel dafür
könnten Gussstücke in Großserienfertigung sein.
c Dieser Wert ist als untere Grenze in den Bereich der maßgebenden Wanddicke eingeschlossen.

7.4 Graphitstruktur

Wenn sich über die Graphitstruktur geeinigt wurde, ist die Prüfung nach 9.3 durchzuführen.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

8 Probenahme

8.1 Allgemeines
Probestücke müssen aus dem gleichen Werkstoff bestehen, der für die Herstellung der (des) Gussstücke(s)
verwendet wurde, das (die) sie repräsentieren.

Unterschiedliche Arten von Probestücken (getrennt gegossene Probestücke, angegossene Probestücke,


parallel gegossene Probestücke, aus dem Gussstück entnommene Probestücke) können in Abhängigkeit von
der Masse und der maßgebenden Wanddicke des Gussstücks verwendet werden.

Wenn erforderlich, ist der Typ des Probestücks zwischen dem Hersteller und dem Käufer zu vereinbaren.
Sofern nichts anderes vereinbart wurde, bleibt die Auswahl dem Hersteller überlassen.

Wenn die Masse des Gussstücks 1 000 kg und dessen Dicke 50 mm übersteigen, sollten vorzugsweise ange-
gossene Probestücke verwendet werden; die Maße und die Stelle des Probestücks müssen zwischen dem
Hersteller und dem Käufer zum Zeitpunkt der Annahme der Bestellung vereinbart sein.

Sämtliche Probestücke müssen angemessen gekennzeichnet sein, um die vollständige Rückverfolgbarkeit auf
die Gussstücke, die sie repräsentieren, sicherzustellen.

Wenn eine Wärmebehandlung angewendet wird, um die Werkstoffeigenschaften zu ändern, müssen die
Probestücke in derselben Weise wie die Gussstücke, die sie repräsentieren, wärmebehandelt werden.

8.2 Proben für den Zugversuch

8.2.1 Größe der gegossenen Probestücke

Die Größe des Probestücks muss in Übereinstimmung mit der maßgebenden Wanddicke des Gussstücks
sein, wie in Tabelle 3 angegeben.

Werden andere Größen verwendet, müssen sowohl diese als auch der zu erhaltende Mindestzugwert
zwischen dem Hersteller und dem Käufer vereinbart werden.
Tabelle 3 — Typen und Größe der gegossenen Probestücke sowie die Größe der Proben für den
Zugversuch in Bezug auf die maßgebende Wanddicke des Gussstücks

Maßgebende Typ der gegossenen Probestücke Bevorzugter


Wanddicke Durchmesser
Angegossen Angegossen der Probe für
t Getrennt Parallel den
Typ 1 Typ 2
mm
Zugversuch a

! d (siehe Bild 1) (siehe Bild 1) (siehe Bild 2) (siehe Bild 3) d


mm
– 10 I I 10
10 20 II II 20
b b
20 35 III III 32
35 50 IV IV 32
50 100 30 mm 30 mm 20
c c
100 200 50 mm 50 mm 32
a Andere Durchmesser entsprechend Tabelle 4 können zwischen dem Hersteller und dem Käufer vereinbart werden. Sofern nicht
anders vereinbart, ist der bevorzugte Durchmesser für die Probe zu verwenden.
b Ist nicht zu verwenden.
c Der Durchmesser der gegossenen Probestück, der Durchmesser der Probe für den Zugversuch und die zu erhaltende Mindest-
zugfestigkeit müssen zwischen dem Hersteller und dem Käufer vereinbart werden.

Sofern nicht anders vereinbart, liegt die Auswahl des Typs des Probestücks im Ermessen des Herstellers.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

8.2.2 Häufigkeit und Anzahl der Prüfungen

Probestücke, die für den Werkstoff repräsentativ sind, müssen mit der Häufigkeit in Übereinstimmung mit der
fertigungsbegleitenden Qualitätssicherung, die der Hersteller anwendet, hergestellt werden oder nach
Vereinbarung mit dem Käufer.

Ist eine fertigungsbegleitende Qualitätssicherung oder jegliche andere Vereinbarung zwischen dem Hersteller
und dem Käufer nicht vorhanden, muss mindestens ein gegossenes Probestück für den Zugversuch mit einer
zwischen dem Hersteller und dem Käufer zu vereinbarenden Häufigkeit hergestellt werden, um die Werkstoff-
sorte zu bestätigen.

8.2.3 Getrennt gegossene Probestücke

Die Probestücke müssen abgetrennt in Sandformen unter den kennzeichnenden Herstellungsbedingungen


gegossen werden.

Das wärmetechnische Verhalten der Formen, die zum Gießen der getrennt gegossenen Probestücke
verwendet werden, muss mit dem des Werkstoffs der Formen vergleichbar sein, die zum Gießen der
Gussstücke verwendet werden. Die Formen können so ausgelegt sein, dass das Gießen mehrerer
Probestücke gleichzeitig möglich ist.

Die Probestücke müssen die Anforderungen nach Bild 1 erfüllen.

Die Probestücke müssen bei einer Temperatur von < 500 °C aus der Form entnommen werden.

ANMERKUNG Durch die Vereinbarung zwischen dem Hersteller und dem Käufer können Probestücke bei einer
Temperatur von ! 500 °C aus der Form entnommen werden, wenn die Gussstücke ebenfalls bei dieser höheren
Temperatur entnommen werden.

Probestücke mit anderen Maßen und nach anderen Gießverfahren hergestellte Probestücke dürfen zwischen
dem Hersteller und dem Käufer vereinbart werden, um Eigenschaften besonderer Gussstücke zu repräsentieren
(die zu erwartenden Werte der Zugfestigkeit sind in Bild E.1 angegeben).

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Maße in Millimeter

Maße Typ
I II III lV
d (2/0) 15 30 45 75
La In Abhängigkeit von der Länge der Probe
D (/5) 40 50 70 105
H t 40 t 50 t 60 t 90
A t 40 t 50 t 60 t 90
Bevorzugter Durch-
messer d der Probe
10 20 32 32
für den Zugversuch
(siehe Tabelle 4)
a L muss so gewählt werden, dass eine Probe mit den Maßen nach Bild 5 aus der Probestück
hergestellt werden kann.

Die Mindestdicke der Sandform um die Probestücke muss


 40 mm für Typ I und Typ II,
 80 mm für Typ III und Typ IV
betragen.

Bild 1 — Getrennt oder parallel gegossene Probestücke

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8.2.4 Parallel gegossene Probestücke

Parallel gegossenen Probestücke sind repräsentativ für gleichzeitig gegossene Gussstücke und auch für alle
anderen Gussstücke mit einer ähnlichen maßgebenden Wanddicke aus derselben Prüfeinheit.

Wenn mechanische Eigenschaften für eine Serie von Gussstücken gefordert wurden, die zu der gleichen
Prüfeinheit gehören, sind die parallel gegossenen Probestücke in der (den) letzten Gussform/en zu gießen.

Die Probestücke müssen die Anforderungen nach Bild 1 erfüllen und müssen vertikal oder horizontal mit
einem passenden Einfüllsystem gegossen werden.

8.2.5 Angegossene Probestücke

Angegossene Probestücke sind repräsentativ für die Gussstücke, an denen sie angegossen sind, und auch
für alle weiteren Gussstücke mit einer ähnlichen maßgebenden Wanddicke aus der gleichen Prüfeinheit.

Bestehen Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften für eine Serie von Gussstücken, die zur
gleichen Prüfeinheit gehören, muss ein oder mehrere angegossene(s) Probestück(e) mit der letzten gefüllten
Form gegossen werden.

Die Probestück muss im Wesentlichen entweder die im Bild 2 oder die im Bild 3 abgebildete Form aufweisen
sowie die darin abgebildeten Maße.

Die Länge L ist entsprechend der Länge der Probe und der Einspannvorrichtung zu bestimmen.

ANMERKUNG Zwei mögliche Größenkombinationen sind im Bild 2 und im Bild 3 dargestellt, wobei die Option mit
größeren Abmessungen der Probestücke in Klammern gezeigt ist. Die kleinen Größenkombinationen werden für
Gussstücke mit Wanddicken unter 100 mm, die großen Größenkombinationen für Gussstücke mit Wanddicken gleich oder
größer 100 mm verwendet.

Der Typ, die Maße und die Stelle des angegossenen Probestücks müssen zwischen dem Hersteller und dem
Käufer zum Zeitpunkt der Annahme der Bestellung vereinbart sein, unter Berücksichtigung der Form des
Gussstücks und des laufenden Betriebs, um jede nachteilige Auswirkung auf die Eigenschaften des
angrenzenden Werkstoffs zu verhindern. Liegt keine derartige Vereinbarung vor, muss der Hersteller über den
Typ des Probestücks entscheiden, die an einer repräsentativen Stelle am Gussstück zu ermitteln ist.

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Maße in Millimeter

ANMERKUNG Siehe Tabelle 3 und 8.2.5 für die ANMERKUNG Siehe Tabelle 3 und 8.2.5 für die
Bedeutung der Werte in Klammern. Bedeutung der Werte in Klammern.

Bild 2 — Angegossenes Probestück: Typ 1 Bild 3 — Angegossenes Probestück: Typ 2

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8.2.6 Aus dem Gussstück entnommene Probestücke

Zusätzlich zu den Werkstoffanforderungen können der Hersteller und der Käufer erforderliche Eigenschaften
(siehe Tabelle D.1 für nähere Angaben) an angegebenen Stellen im Gussstück vereinbaren. Diese Eigen-
schaften müssen durch Prüfung der Probe aus Probestücken, die dem Gussstück an diesen angegebenen
Stellen entnommen wurden, bestimmt werden.

Der Hersteller und der Käufer müssen den Durchmesser dieser Proben vereinbaren.

Wird vom Käufer keine Anordnung angegeben, können die Stelle, an der die Probestücke entnommen werden
sollen sowie der Durchmesser der Probe vom Hersteller bestimmt werden.

8.3 Probestücke für die Härteprüfung

Die Härteprüfungen können an getrennt gegossenen Probestücken, wie in 8.2 beschrieben, durchgeführt
werden.

Alternativ darf die Brinellhärteprüfung, wenn zwischen Hersteller und Käufer vereinbart, an einer Probe
(angegossene Probe zur Prüfung der Brinellhärte) durchgeführt werden, die, wie in Bild 4 dargestellt,
angegossen ist. Lage, Größe und Form der angegossenen Probe zur Prüfung der Brinellhärte müssen
zwischen dem Hersteller und dem Käufer zum Zeitpunkt der Annahme der Bestellung vereinbart werden.

Zur Durchführung der Brinellhärteprüfung wird die Probe von dem Gussstück entfernt, an der Trennfläche
geschliffen und anschließend an der geschliffenen Fläche geprüft.

Maße in Millimeter

Legende
1 Oberfläche des Gussstücks

Bild 4 — Beispiel für eine angegossene Probe zur Prüfung der Brinellhärte

Wenn das Gussstück wärmebehandelt ist, darf die Probe zur Prüfung der Brinellhärte nicht vom Gussstück
entfernt werden, bevor die Wärmebehandlung abgeschlossen ist.

9 Prüfverfahren

9.1 Zugversuch

Der Zugversuch ist nach EN ISO 6892-1 durchzuführen, unter Verwendung einer Probe, die mit Bild 5
übereinstimmt.

Die Maße der Probe müssen mit den Maßen in Tabelle 4 übereinstimmen. Die Probenköpfe dürfen z. B. ent-
weder mit Gewinde ausgeführt oder glatt sein, um sie auf die Einspannvorrichtung abzustimmen.

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Legende
a mit Gewinde
b glatt

Bild 5 — Probe für den Zugversuch

Tabelle 4 — Maße der Probe für den Zugversuch


Maße in Millimeter
Gewindetyp Gewindelänge Durchmesser d1 Gesamtlänge
Durchmesser für Probe mit für glatte des Probe mit
da Gewinde b d2 Ls b
Enden b Gewinde

6 r 0,1 M10 13 8 46
8 r 0,1 M12 16 10 53
10 r 0,1 M16 20 12 63
12,5 r 0,1 M20 24 15 73
16 r 0,1 M24 30 20 87
20 r 0,1 M30 36 23 102
25 r 0,1 M36 44 30 119
32 r 0,1 M45 55 40 143
ANMERKUNG Lp ! Ls, entsprechend der Einspannvorrichtung.

a Die Querschnittsfläche So ist zu berechnen.


b Empfohlene Maße.

9.2 Brinellhärteprüfung

Die Brinellhärteprüfung, sofern erforderlich, muss an einer am Gussstück vereinbarten Stelle entsprechend
den Anforderungen nach EN ISO 6506-1 durchgeführt werden.

Ist die Anwendung der Brinellhärteprüfung nach EN ISO 6506-1 nicht möglich, können alternative Prüfver-
fahren verwendet werden, die mit der Brinellhärte korrelierende Werte besitzen.

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9.3 Graphitstruktur

Die Graphitstruktur, sofern gefordert, muss nach EN ISO 945-1 bestimmt werden.

9.4 Alternative Prüfverfahren

Wenn zwischen dem Hersteller und dem Käufer vereinbart, können alternative Prüfverfahren verwendet
werden, die gleichwertige Ergebnisse für die Zugfestigkeit, die Brinellhärte und die Graphitstruktur liefern.

Durch Vereinbarung zwischen dem Hersteller und dem Käufer kann die in Anhang F beschriebene Keildruck-
prüfung als Alternative zum Zugversuch angewendet werden.

10 Wiederholungsprüfungen

10.1 Notwendigkeit für Wiederholungsprüfungen

Wiederholungsprüfungen sind durchzuführen, wenn eine Prüfung als ungültig bewertet wird (siehe 10.2).

Wiederholungsprüfungen dürfen durchgeführt werden, wenn ein Prüfergebnis nicht die festgelegten Anfor-
derungen für die festgelegten Sorten erfüllt (siehe 10.3).

10.2 Gültigkeit der Prüfung

Eine Prüfung ist ungültig, wenn:

a) eine fehlerhafte Montage der Probe auftritt oder Fehler beim Betrieb der Prüfmaschine auftreten;

b) eine fehlerhafter Probe vorliegt, aufgrund von falschem Gießen oder falscher Bearbeitung;

c) Gussfehler in der Probe vorhanden sind, die nach dem Bruch sichtbar werden.

In den vorstehend genannten Fällen ist eine neue Probe vom gleichen Probestück zu nehmen oder von einem
Vergleichsprobestück, das zur gleichen Zeit gegossen wurde, um die ungültigen Prüfergebnisse zu ersetzen.

Das Ergebnis der Wiederholungsprüfung ist zu verwenden.

10.3 Nichtübereinstimmende Prüfergebnisse

Wenn ein beliebiges Prüfergebnis, das aus anderen Gründen als in 10.2 angegeben, nicht mit den festge-
legten Anforderungen übereinstimmt, muss der Hersteller die Möglichkeit haben, Wiederholungsprüfungen
durchzuführen.

Wenn der Hersteller Wiederholungsprüfungen durchführt, müssen für jede nicht bestandene Prüfung zwei
Wiederholungsprüfungen durchgeführt werden.

Wenn bei beiden Wiederholungsprüfungen Ergebnisse erzielt werden, die den festgelegten Anforderungen
entsprechen, ist der Werkstoff als übereinstimmend mit der vorliegenden Europäischen Norm anzusehen.

Wenn bei einer oder beiden Wiederholungsprüfungen Ergebnisse erzielt werden, die den festgelegten
Anforderungen nicht genügen, gilt der Werkstoff nicht als übereinstimmend mit dieser Europäischen Norm.

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10.4 Wärmebehandlung von Probestücken und Gussstücken

Sofern nicht anders festgelegt, kann im Fall von Gussstücken im Rohgusszustand, deren mechanische Eigen-
schaften nicht in Übereinstimmung mit der vorliegenden Europäischen Norm sind, eine Wärmebehandlung
durchgeführt werden.

Im Fall von Gussstücken, die einer Wärmebehandlung unterzogen wurden und für die die Prüfergebnisse
nicht zufriedenstellend sind, muss es dem Hersteller gestattet sein, die Gussstücke und die repräsentativen
Probestücke einer erneuten Wärmebehandlung zu unterziehen. In diesem Fall müssen die Probestücke
dieselbe Anzahl von Wärmebehandlungen erhalten wie die Gussstücke.

Wenn die Prüfergebnisse, die an einer Probe, die aus erneut wärmebehandelten Probestücken hergestellt
wurde, zufriedenstellend sind, müssen die erneut wärmebehandelten Gussstücke als übereinstimmend mit
den festgelegten Anforderungen dieser Europäischen Norm betrachtet werden.

Es dürfen nicht mehr als zwei Wärmebehandlungszyklen durchgeführt werden.

11 Prüfbescheinigung
Wenn vom Käufer verlangt und dies mit dem Hersteller vereinbart wurde, muss der Hersteller für die Produkte
die entsprechende Prüfbescheinigung nach EN 10204 ausstellen.

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Anhang A
(informativ)

Zusätzliche Angaben zu mechanischen und physikalischen Eigenschaften


Angaben zu mechanischen Eigenschaften sind in Tabelle A.1 enthalten. Angaben zu physikalischen Eigenschaften sind in Tabelle A.2 enthalten. Sofern
zwischen dem Hersteller und dem Käufer zum Zeitpunkt der Annahme der Bestellung vereinbart, können alternative Prüfverfahren angewendet werden,
z. B. Keildruckprüfung zur Beurteilung der Zugfestigkeit.

Tabelle A.1 — Mechanische Eigenschaften in gegossenen Probestücken mit 30-mm-Rohgussdurchmesser


Werkstoffbezeichnung a
EN-GJL-150 EN-GJL-200 EN-GJL-250 EN-GJL-300 EN-GJL-350 Literaturhinweise
Formel- (5.1200) (5.1300) (5.1301) (5.1302) (5.1303)
Merkmal SI-Einheit
zeichen Grundgefüge
ferritisch/
perlitisch —
perlitisch
Zugfestigkeit Rm MPa 150 bis 250 200 bis 300 250 bis 350 300 bis 400 350 bis 450
0,1%-Dehngrenze Rp0,1 MPa 98 bis 165 130 bis 195 165 bis 228 195 bis 260 228 bis 285 [6]
Dehnung A % 0,8 bis 0,3 0,8 bis 0,3 0,8 bis 0,3 0,8 bis 0,3 0,8 bis 0,3 [7]
Druckfestigkeit MPa 3,40 u Rm 3,18 u Rm 3,01 u Rm 2,87 u Rm 2,75 u Rm [8]
0,1%-Stauchgrenze MPa 195 260 325 390 455 [6]
Biegefestigkeit MPa 1,82 u Rm 1,73 u Rm 1,66 u Rm 1,60 u Rm 1,54 u Rm [8]
Scherfestigkeit MPa 170 230 290 345 400 [8]
Torsionsfestigkeit MPa 1,36 u Rm [8]
Elastizitätsmodul b E GPa 78 bis 103 88 bis 113 103 bis 118 108 bis 137 123 bis 143 [9]
Poisson-Zahl v — 0,26 0,26 0,26 0,26 0,26 [7]
Biegewechselfestigkeit MPa 0,46 u Rm [8]
Zug-Druck-Wechselfestigkeit MPa 0,34 u Rm [8]
Torsionswechselfestigkeit MPa 0,38 u Rm [8]
Bruchzähigkeit KIc MPa ˜ m1/2 12 17 20 19 17 [10]

ANMERKUNG 1 MPa entspricht 1 N/mm2.


a Bei besonderen Anforderungen an die Bearbeitbarkeit oder an die magnetischen Eigenschaften wird EN-GJL-100 (5.1100) eingesetzt. Die geforderten Eigenschaften können über eine
gefügeändernde Wärmebehandlung erreicht werden. EN-GJL-100 (5.1100) ist hier nicht aufgeführt.
b Abhängig von Menge und Ausbildungsform des Graphits sowie von der Belastung. Die Spannungs-Dehnungskurve von Gusseisen mit Lamellengraphit ist auch bei kleinen Dehnungen
nicht linear. Daher wird der Elastizitätsmodul als Steigung der Tangente im Ursprung der Spannungs-Dehnungs-Kurve definiert.

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Tabelle A.2 — Physikalische Eigenschaften in gegossenen Probestücken mit 30-mm-Rohgussdurchmesser

Werkstoffbezeichnung a
Formel-
Merkmal SI-Einheit EN-GJL-150 EN-GJL-200 EN-GJL-250 EN-GJL-300 EN-GJL-350 Literaturhinweise
zeichen
(5.1200) (5.1300) (5.1301) (5.1302) (5.1303)

Dichte U t/m3 7,10 7,15 7,20 7,25 7,30 —


Spezifische Wärmekapazität
zwischen 20 °C und 200 °C c J/(kg ˜ K) 460 [11]
zwischen 20 °C und 600 °C 535
Thermischer
Längenausdehnungskoeffizient
zwischen 100 °C und
D µm/(m ˜ K) 10,0 [11]
20 °C
11,7
zwischen 20 °C und 200 °C
13,0
zwischen 20 °C und 400 °C
Wärmeleitfähigkeit
bei 100 °C 52,5 50,0 48,5 47,5 45,5
bei 200 °C 51,0 49,0 47,5 46,0 44,5
O W/(m ˜ K) [11]
bei 300 °C 50,0 48,0 46,5 45,0 43,5
bei 400 °C 49,0 47,0 45,0 44,0 42,0
bei 500 °C 48,5 46,0 44,5 43,0 41,5
Spezifischer elektrischer
U : ˜ mm2/m 0,80 0,77 0,73 0,70 0,67 [11]
Widerstand
Koerzitivfeldstärke Ho A/m 560 bis 720 [11], [12]
Maximale Permeabilität µ µH/m 220 bis 330 [11], [12]

Hystereseverluste bei B 1T J/m3 2 500 bis 3 000 [11], [12]


a Bei besonderen Anforderungen an die Bearbeitbarkeit oder an die magnetischen Eigenschaften wird EN-GJL-100 (5.1100) eingesetzt. Die geforderten Eigenschaften können über eine
gefügeändernde Wärmebehandlung erreicht werden. EN-GJL-100 (5.1100) ist hier nicht aufgeführt.

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Anhang B
(informativ)

Gegenüberstellung der Werkstoffbezeichnungen von Gusseisen mit


Lamellengraphit nach EN 1560 und ISO/TR 15931 [13]

Der vorliegende informative Anhang vergleicht die Werkstoffbezeichnungen von Gusseisen mit
Lamellengraphit der standardisierten Sorten, basierend auf dem EN und ISO Bezeichnungssystem.

Tabelle B.1 — Werkstoffbezeichnungen von Gusseisen mit Lamellengraphit — Klassifizierung


basierend auf mechanischen Eigenschaften, gemessen an den aus gegossenen Probestücken
gearbeiteten Proben

EN 1561:2011 — Tabelle 1 EN 1561:1997 — ISO 185:2005 —


Tabelle 1 Tabelle 1
Kurzzeichen Nummer Nummer Bezeichnung
EN-GJL-100 5.1100 EN-JL1010 ISO185/JL/100
EN-GJL-150 5.1200 EN-JL1020 ISO185/JL/150
EN-GJL-200 5.1300 EN-JL1030 ISO185/JL/200
EN-GJL-250 5.1301 EN-JL1040 ISO185/JL/250
EN-GJL-300 5.1302 EN-JL1050 ISO185/JL/300
EN-GJL-350 5.1303 EN-JL1060 ISO185/JL/350

Tabelle B.2 — Werkstoffbezeichnungen von Gusseisen mit Lamellengraphit — Klassifizierung


basierend auf der Härte

EN 1561:2011 – Tabelle 1 EN 1561:1997 — ISO 185:2005 —


Tabelle 1 Tabelle 1
Kurzzeichen Nummer Nummer Bezeichnung
EN-GJL-HB155 5.1101 EN-JL2010 ISO185/JL/HBW/155
EN-GJL-HB175 5.1201 EN-JL2020 ISO185/JL/HBW/175
EN-GJL-HB195 5.1304 EN-JL2030 ISO185/JL/HBW/195
EN-GJL-HB215 5.1305 EN-JL2040 ISO185/JL/HBW/215
EN-GJL-HB235 5.1306 EN-JL2050 ISO185/JL/HBW/235
EN-GJL-HB255 5.1307 EN-JL2060 ISO185/JL/HBW/255

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Anhang C
(informativ)

Zusätzliche Angaben zum Zusammenhang zwischen Härte und


Zugfestigkeit

C.1 Einführung
Härte und Zugfestigkeit sowie der Elastizitätsmodul und der Gleitmodul einer bestimmten Sorte des Guss-
eisens mit Lamellengraphit stehen in angenäherter Beziehung zueinander. Ein Anstieg des Wertes einer der
Eigenschaften hat meistens einen Anstieg der Werte der anderen Eigenschaften zur Folge, [13] bis [15].
Gusseisen mit Lamellengraphit unterteilt sich naturgemäß in eine Familie oder Serie von Sorten mit
unterschiedlicher relativer Härte.

C.2 Relative Härte


Es besteht die folgende empirische Beziehung zwischen der Brinellhärte (HBW) und der Zugfestigkeit:

HBW RH u (A  B u Rm) (C.1)

Dabei ist

A konstant;
B konstant;
Rm die Zugfestigkeit;
RH die relative Härte.

Üblicherweise verwendete Werte für die Konstanten sind:

A 100
B 0,44 [15]

Der Faktor RH schwankt zwischen 0,8 und 1,2 (siehe Bild C.1).

Aufgrund der Schwankung der relativen Härte ist es schwierig, in einer Norm definitive Grenzen sowohl für die
Zugfestigkeit als auch für die Härte anzugeben. Weitere Einzelheiten zur relativen Härte werden in der ange-
geben Literatur [16] bis [23] erörtert.

Der Faktor RH wird im Wesentlichen von den Rohstoffen, vom Schmelzverfahren und von der metallurgischen
Bearbeitung beeinflusst. Innerhalb ein und derselben Gießerei können diese Einflüsse annähernd konstant
gehalten werden. Der Hersteller kann deshalb sowohl die Härte als auch die entsprechende Zugfestigkeit
angeben.

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Legende
Y Brinellhärte, HBW
X Zugfestigkeit Rm, MPa
1 Relative Härte, RH

Bild C.1 — Beziehung der relativen Härte (RH) zwischen Brinellhärte und Zugfestigkeit von Gusseisen
mit Lamellengraphit

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Anhang D
(informativ)

Richtwerte für die Zugfestigkeit von Proben aus den vom Gussstück
entnommenen Probestücken

Tabelle D.1 — Richtwerte für die Zugfestigkeit von Proben aus den vom Gussstück entnommenen
Probestücken

Werkstoffbezeichnung Maßgebende Wanddicke Zugfestigkeit a


t Rm

erwartete Werte im
Gussstück
mm MPa
Kurzzeichen Nummer ! d min.
2,5 b 50 135
EN-GJL-150C 5.1200 50 100 120
100 200 110
2,5 b 50 180
EN-GJL-200C 5.1300 50 100 160
100 200 145
5b 50 225
EN-GJL-250C 5.1301 50 100 200
100 200 185
10 b 50 270
EN-GJL-300C 5.1302 50 100 245
100 200 220
10 b 50 320
EN-GJL-350C 5.1303 50 100 290
100 200 260
ANMERKUNG 1 Für maßgebende Wanddicken von mehr als 200 mm müssen der Hersteller und
der Käufer den Typ und die Größe der Probestücke sowie die zu erhaltenden Mindestwerte
vereinbaren.
ANMERKUNG 2 Wenn der Käufer zu erhaltende Mindestwerte für die mechanischen
Eigenschaften an angegebenen Stellen des Gussstücks verlangt, sind diese Werte mit dem Her-
steller zu vereinbaren.
a Diese Spalte liefert nur Richtwerte hinsichtlich der wahrscheinlichen Schwankungen in der Zugfestigkeit für
verschiedene Wanddicken der Gussstücke, wenn ein Gussstück mit einfacher Form und einheitlicher Wand-
dicke in gegebenem Gusseisenwerkstoff mit Lamellengraphit gegossen wird. Bei Gussstücken mit ungleich-
mäßiger Wanddicke oder Gussstücken, die Löcher aufweisen, stellen die Tabellenwerte nur Näherungs-
werte der wahrscheinlichen Zugfestigkeit in verschiedenen Bereichen dar, und die Gestaltung des Guss-
stücks sollte auf der gemessenen Zugfestigkeit in entscheidenden Teilen des Gussstücks basieren.
b Dieser Wert ist als untere Grenze in den Bereich der maßgebenden Wanddicke eingeschlossen.

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Anhang E
(informativ)

Zusätzliche Angaben zum Zusammenhang zwischen Zugfestigkeit, Härte


und Wanddicke von Gussstücken aus Gusseisen mit Lamellengraphit

Bild E.1 enthält zusätzliche allgemeine Angaben über den zu erwartenden Zusammenhang zwischen Mindest-
zugfestigkeit und Wanddicke. Bild E.2 enthält Angaben über die durchschnittliche Brinellhärte und die Wand-
dicke von Gussstücken.

Es können nicht alle Gussstücke in Werkstoffhärtebereichen entsprechend Tabelle 2 in allen Wanddicken herge-
stellt werden, was sich in Bild E.2 widerspiegelt. Um den Anforderungen jedes Härtebereichs zu entsprechen,
kann mehr als eine Werkstoffsorte in Abhängigkeit von der damit verbundenen Wanddicke verwendet werden.

Dies zeigt die Wichtigkeit, eine Vereinbarung zwischen Hersteller und Käufer hinsichtlich der Festlegung der in
den Gussstücken geforderten Härte und auch hinsichtlich der Stelle, an welcher die Härteprüfung durchgeführt
werden sollte, zu treffen.

BEISPIEL A Bei einem Gussstück mit einer maßgebenden Wanddicke von 40 mm wird die Sorte EN-GJL-300 ausge-
wählt. Für diesen Bereich des Gussstücks ist ein Richtwert für die Mindestzugfestigkeit von 270 MPa festgelegt (siehe
Tabelle D.1). Für dasselbe Gussstück kann in einem Bereich von 10 mm eine Mindestzugfestigkeit von 346 MPa, und in
einem Bereich von 80 mm eine Mindestzugfestigkeit von 238 MPa erwartet werden (siehe Bild E.1).

BEISPIEL B Für ein Gussstück mit einer maßgebenden Wanddicke von 120 mm wird die Sorte EN-GJL-300 ausge-
wählt. Für diesen Bereich des Gussstücks ist ein Richtwert für die Mindestzugfestigkeit von 220 MPa festgelegt (siehe
Tabelle D.1). Für dasselbe Gussstück kann in einem Bereich von 80 mm eine Mindestzugfestigkeit von 250 MPa, und in
einem Bereich von 200 mm eine Mindestzugfestigkeit von 212 MPa erwartet werden (siehe Bild E.1).

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EN 1561:2011 (D)

Legende
Y Zugfestigkeit Rm, MPa
X Wanddicke, mm
1 siehe Beispiel B
2 siehe Beispiel A

Bild E.1 — Zusammenhang zwischen den Mindestwerten der Zugfestigkeit und der Wanddicke einfach
geformter Gussstücke

BEISPIEL C Bei Gussstücken mit einer maßgebenden Wanddicke von 40 mm wird die Sorte EN-GJL-HB195 ausge-
wählt. Für diesen Bereich des Gussstücks ist eine durchschnittliche Härte von 165 HBW festgelegt (siehe Tabelle 2). Für
dasselbe Gussstück kann in einem Bereich von 10 mm eine durchschnittliche Härte von 197 HBW, und in einem Bereich
von 80 mm eine durchschnittliche Härte von 150 HBW erwartet werden (siehe Bild E.2).

BEISPIEL D Bei Gussstücken mit einer maßgebenden Wanddicke von 120 mm wird die Sorte EN-GJL-HB195 ausge-
wählt. Für diesen Bereich des Gussstücks ist eine durchschnittliche Härte von 150 HBW festgelegt (siehe Tabelle 2). Für
dasselbe Gussstück kann in einem Bereich von 40 mm eine durchschnittliche Härte von 173 HBW, und in einem Bereich
von 160 mm eine durchschnittliche Härte von 145 HBW erwartet werden (siehe Bild E.2).

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Legende
Y Brinellhärte HBW 30
X Wanddicke, mm
1 siehe Beispiel D
2 siehe Beispiel C

Bild E.2 — Zusammenhang zwischen den Durchschnittswerten der Brinellhärte und der Wanddicke
einfach geformter Gussstücke

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Anhang F
(informativ)

Keildruckprüfung

F.1 Allgemeines
Der vorliegende informative Anhang legt das Verfahren für die Keildruckprüfung [25] von Gusseisen mit
Lamellengraphit als alternatives Prüfverfahren für die Zugfestigkeit fest.

F.2 Kurzbeschreibung
Bei der Prüfung wird eine Probe dem Druck von zwei spitzen, parallel gegenüberliegenden Keilen ausgesetzt,
was durch rechtwinklige Zugspannungen in der Probe zum Bruch führt, wie in Bild F.1 dargestellt.

a) 3D-Perspektive b) 2D-Perspektive

Bild F.1 — Grundlage der Keildruckprüfung

F.3 Symbole
Die in diesem Anhang verwendeten Symbole sind in Tabelle F.1 aufgelistet.

Tabelle F.1 — Symbole

Symbol Bezeichnung Einheit


d0 Breite oder Durchmesser der Probe mm
D1 Bruchlänge mm
t Dicke der Probe mm
Fm Höchstkraft N
RmW Keildruckfestigkeit MPa
Rm Zugfestigkeit MPa
k Korrekturfaktor für die Dicke MPa

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

F.4 Prüfeinrichtung

F.4.1 Allgemeines

Gewöhnliche Prüfmaschinen für den Zugversuch, die mit einem Prüfgerät für die Keildruckprüfung ausge-
stattet sind oder eine geeignete Prüfmaschine für die Keildruckprüfung können verwendet werden.

Ein Beispiel eines Prüfgeräts für die Keildruckprüfung ist in [25] abgebildet.

F.4.2 Genauigkeit der Prüfeinrichtung

Das kraftmessende System der Prüfmaschine sollte nach EN ISO 7500-1 [26] kalibriert werden und
mindestens der Klasse 1 zugehörig sein.

F.4.3 Keile

Die zulässigen Maßabweichungen bei der Parallelität der Keile, bei einer Keillänge von 40 mm, sollten sowohl
waagerecht als auch senkrecht höchstens 0,1 mm betragen.

Im Allgemeinen beträgt der Keilwinkel 90° r 30' und der Radius an der Spitze des Keils 0,15 mm bis 0,20 mm.

Die Keile werden normalerweise aus vergütetem Stahl mit erhöhter Streckgrenze und einer Härte von
(740 r 40) HV [(62 r 2) HRC] hergestellt.

ANMERKUNG Abhängig vom Keilwinkel und -radius werden an vergleichbaren Proben unterschiedliche Werte für die
Keildruckfestigkeit erhalten.

F.5 Probe
Die Keildruckprüfung kann an einer Probe durchgeführt werden, die aus einer aus dem Gussstück ent-
nommenen Probestück oder aus einem gegossenen Probestück hergestellt wird.

Die Keildruckprüfung ermöglicht die Prüfung der Festigkeit eines Bauteils selbst mit geringen Wanddicken.

Die Ergebnisse können jedoch nur verglichen werden, wenn die Maße der Proben identisch sind.

Es wird empfohlen eine Probe mit nach Tabelle F.2 übereinstimmenden Maßen zu verwenden.

Tabelle F.2 — Probe für die Keildruckprüfung

Breite a oder Durchmesser (d) 20,0 mm r 0,1 mm


Dicke (t) 6,0 mm r 0,1 mm
zulässige Maßabweichung bei der
d 0,1 mm
Parallelität der Dicke b
Oberflächenrauheit c Rz d 25 Pm
a Die Mindestlänge beträgt 20 mm; bei Mehrfachprüfungen können längere Proben verwendet
werden.
b Dicke und Parallelität beeinflussen die Ergebnisse wesentlich; deshalb ist es von
Bedeutung, die geforderten Toleranzen zu berücksichtigen, um die parallele Krafteinwirkung
sicherzustellen.
c Entspricht ungefähr den Rauheits-Gütestufen 1S1, A1 oder 2S2 nach EN 1370 [27].

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EN 1561:2011 (D)

F.6 Verfahren

 Für jedes gegossene Probestück oder jedes Gussstück müssen mindestens drei Prüfungen durchgeführt
werden.

 Sofern nicht anders festgelegt, ist die Prüfung bei einer Umgebungstemperatur zwischen 10 °C und
35 °C durchzuführen.

 Die Spannungszunahmegeschwindigkeit sollte zwischen 2 MPa/s und 10 MPa/s liegen.

 Wird eine lange Probe Mehrfachprüfungen unterzogen, sollte der Abstand zur vorherigen Keil-Auflage-
linie mindestens 10 mm betragen.

F.7 Bewertung
Für jede Prüfung ist die Keildruckfestigkeit wie folgt zu berechnen:

RmW Fm/(t u d1) in MPa (F.1)

Aus den Einzelergebnissen ist die durchschnittliche Keildruckfestigkeit zu berechnen und die Anzahl der
Prüfungen ist im Prüfbericht zu vermerken.

F.8 Zusammenhang zwischen Keildruckfestigkeit und Zugfestigkeit


Die Zugfestigkeit Rm steht in Wechselbeziehung zur Keildruckfestigkeit RmW entsprechend der allgemeinen
linearen Gleichung:

Rm a RmW  b in MPa (F.2)

Dabei ist

a konstant;

b konstant.

Die Regressionskoeffizienten hängen hauptsächlich von der Geometrie der Probe, dem Keilwinkel, dem
Keilradius und den Herstellungsbedingungen ab.

Es ist notwendig herstellerspezifische Gleichungen aufzustellen.

Zusätzliche Angaben sind in [25] zu finden.

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EN 1561:2011 (D)

Anhang G
(informativ)

Wesentliche technische Änderungen zwischen dieser Europäischen


Norm und der vorherigen Ausgabe

Tabelle G.1 — Wesentliche technische Änderungen zwischen dieser Europäischen Norm und der
vorherigen Ausgabe

Abschnitt/Absatz/Tabelle/Bild Änderung
Erläuterung hinsichtich der Kombination der maßgebenden Wanddicke
Einleitung und der Zugfestigkeit und ein neues Bezeichnungssystem für Gusseisen
durch Nummern
mindestens erforderliche mechanische Eigenschaften gelten für
verschiedene Typen von gegossenen Probestücken und sind für drei
7.2.2, Tabelle 1
Bereiche der maßgebenden Wanddicke angegeben, d 50 mm, 50 mm bis
100 mm und 100 mm bis 200 mm
mindestens erforderliche Zugfestigkeit, die in gegossenen Probestücken
7.2.2, Tabelle 1
zu erhalten ist, für die maßgebende Wanddicke ! 50 mm erhöht
die einzuhaltenden Brinellhärtewerte sind jetzt für zwei Bereiche der
7.3, Tabelle 2
maßgebenden Wanddicke angegeben, d 50 mm und 50 mm bis 100 mm
Größe und Typ der erforderlichen gegossenen Probestücke hinsichtlich
8.2.1, Tabelle 3
der eingeführten maßgebenden Wanddicke
Informativen Anhang für die Gegenüberstellung von
Anhang B Werkstoffbezeichnungen für Gusseisen mit Lamellengraphit nach
EN 1560 und ISO/TR 15931 hinzugefügt
erwartete Werte für die Zugfestigkeit in Gussstücken wurden für die
Anhang D
maßgebende Wanddicke > 50 mm erhöht
Einfügung von Beispielen zur Erläuterung der Beziehung zwischen
Anhang E
Wanddicke und mechanischen Eigenschaften
ein informativer Anhang wurde hinzugefügt, der die Keildruckprüfung
Anhang F
beschreibt
ANMERKUNG Die in Bezug genommenen technischen Änderungen umfassen die wesentlichen technischen Ände-
rungen der überarbeiteten Europäischen Norm, wobei es sich jedoch nicht um eine vollständige Liste aller Änderungen
der vorherigen Ausgabe handelt.

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DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

Literaturhinweise

[1] EN 1560, Gießereiwesen — Bezeichnungssystem für Gusseisen — Werkstoffkurzzeichen und Werk-


stoffnummern

[2] EN 10027-2, Bezeichnungssysteme für Stähle — Teil 2: Nummernsystem

[3] EN 1559-1, Gießereiwesen — Technische Lieferbedingungen — Teil 1: Allgemeines

[4] EN 1559-3, Gießereiwesen — Technische Lieferbedingungen — Teil 3: Zusätzliche Anforderungen an


Eisengussstücke

[5] EN 877, Rohre und Formstücke aus Gusseisen, deren Verbindungen und Zubehör zur Entwässerung
von Gebäuden — Anforderungen, Prüfverfahren und Qualitätssicherung

[6] ISO 185:2005, Grey cast irons — Classification

[7] Nechtelberger, E.: Österreichisches Gießerei-Institut. Report A-No, 18 670. Leoben 1973

[8] Klubberg, F., Beiss, P., Broeckmann, C.: Schwingfestigkeit von Gusseisen mit Lamellengraphit.
Gießerei-Praxis 60 (2009) 5, S. 153-158

[9] Engineering data on grey cast irons — SI units. G. N. J. Gilbert. 2nd rev. ed. publ. British Cast Iron
Research Association. Alvechurch/Birmingham 1977

[10] Speidel, M. O.: Z. Werkstofftechn. 12 (1981) No. 11, p. 387-402

[11] Angus, H. T.: Cast iron — Physical and engineering properties. 2nd ed. London: Butterworths 1976

[12] Dietrich, H.: Gießerei, technisch-wissenschaftliche Beihefte, 14 (1962) No. 2, p. 79-91

[13] ISO/TR 15931, Designation system for cast irons and pig irons

[14] Collaud, A.: Gießerei, technisch-wissenschaftliche Beihefte, 6 (1954) No. 14, p. 709-726; (1955)
No. 15, p. 767-799

[15] Sy, A. de; Eeghem, J. van: Giesserei 47 (1960) No. 12, p. 315-323

[16] Weis, W.; Orths, K.: 34. Internationaler Giessereikongress. Paris 1967. Report No. 11; siehe auch
Gießereiforschung 21 (1969) No. 3, p. 113–124

[17] MacKenzie, J. T.: Foundry 74 (1946) No. 10, p. 88-93, 191, 194

[18] Patterson, W.: Gießerei 45 (1958) No. 14, p. 385-387

[19] Patterson, W.; Döpp, R.: Gießerei 47 (1960) No. 7, p. 175-180

[20] Patterson, W.; Döpp, R.: Gießerei 60 (1973) No. 2, p. 32-39

[21] Döpp, R.: Gießerei 66 (1979) No. 2, p. 40-43

[22] Bauer, W.; Nechtelberger, E.: 55. International Foundry Congress Moskva 1988. Moskva 1988; siehe
auch Gießerei-Rundschau 35 (1988) No. 11/12, p. 10-15

[23] Motz, J. M.: Gießerei 69 (1982) No. 18, p. 485-492

32
DIN EN 1561:2012-01
EN 1561:2011 (D)

[24] Motz, J. M.: Gießerei 74 (1987) No. 7, p. 214-221

[25] BDG-Richtlinie (VDG-Merkblatt) P340, Keildruckprüfung — Gusseisen mit Lamellengraphit, Gusseisen


mit Vermiculargraphit

[26] EN ISO 7500-1, Metallische Werkstoffe — Prüfung von statischen einachsigen Prüfmaschinen —
Teil 1: Zug- und Druckprüfmaschinen — Prüfung und Kalibrierung der Kraftmesseinrichtung
(ISO 7500-1:2004)

[27] EN 1370, Gießereiwesen — Bestimmung der Oberflächenqualität

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