Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
7 Optische Drehung
Methoden der
2.2.7 gen erhalten wird. Im SI-System ist die spezifische
Physik
Drehung [αm]Tλ definiert als der Drehwinkel, ange-
Optische Drehung geben in Radiant (rad), einer Lösung von 1 kg
Substanz in 1 m3 Lösung, gemessen bei einer
Schichtdicke von 1 m bei der Temperatur T und
Die Polarimetrie als Verfahren zur Bestimmung
der Wellenlänge λ.
der optischen Drehung gehört zu den chiroptischen
Verfahren, die auf der Wechselwirkung zwischen Das Arzneibuch verwendet die sog. konventionelle
polarisierter elektromagnetischer Strahlung und Definition, die die spezifische Drehung [α] 20
D bei
chiralen Substanzen beruhen und zur Charakteri- einer Temperatur von 20 °C und der Wellenlänge
sierung der Stereochemie von Verbindungen die- 589,3 nm (D-Linie des Natriumlichts) bestimmt.
nen. Die Polarimetrie ist die Messung der Drehung Diese ergibt sich nach:
der Ebene von linear polarisiertem Licht. In der α
Regel werden Lösungen vermessen, das Phäno- D =
[α] 20 (Gl. 1)
c×l
men wird aber auch z. B. bei Kristallen beobachtet.
Siehe auch Lit.1). α = Drehwinkel gemessen in Grad (°) bei 20 °C
bei 289,3 nm
Allgemeine Grundlagen c = Konzentration der Substanz von 1 g/ml
l = Schichtdicke der Küvette 1,00 dm
Die Fähigkeit von Substanzen, die Polarisations-
ebene von eingestrahltem linear polarisiertem Einheit ist (°) ∙ ml ∙ dm–1 ∙ g–1. Da diese Einheit
Licht zu drehen, wird als optische Aktivität be- unhandlich ist, gibt das Arzneibuch nur den Zah-
zeichnet. Wird die Ebene des auf den Betrachter lenwert ohne Einheit für die spezifische Drehung
zukommenden Lichtstrahls im Uhrzeigersinn ge- an. Die in der Literatur häufig anzutreffende An-
dreht, spricht man von rechtsdrehend und verwen- gabe mit der Einheit Grad (°) ist falsch.
det in der Nomenklatur das Präfix (+), während bei Da sich nur wenige Substanzen in Konzentratio-
Drehung entgegen dem Uhrzeigersinn von links- nen von 1 g/ml lösen, wird üblicherweise die Kon-
drehend gesprochen und das Präfix (–) verwendet zentration auf Volumina von 100 oder 1000 ml be-
wird. zogen. Wird die Konzentration in g pro 1000 ml
Optische Aktivität wird bei chiralen Verbindungen angegeben, muss mit dem Faktor 1000 multipli-
beobachtet, d. h. bei Verbindungen mit stereogenen ziert werden:
Elementen wie Chiralitätszentren, Chiralitäts- 1000 ⋅ α
achsen oder Chiralitätsebenen. Enantiomere dre- D =
[α] 20 (Gl. 2)
c⋅l
hen die Ebene des polarisierten Lichts um den
gleichen Betrag entweder nach links oder nach Bei einer Konzentration in g pro 100 ml muss in
rechts. Diastereomere weisen unterschiedliche Gleichung 2 der Faktor 100 statt 1000 eingesetzt
Drehwerte und Drehrichtungen auf. Optisch inak- werden. Für die Angabe der spezifischen Drehung
tive Substanzen führen wie Racemate zu keiner ist immer das Lösungsmittel mitanzugeben, da die
Drehung der Polarisationsebene des Lichts. spezifische Drehung vom verwendeten Lösungs-
Die optische Drehung ist der Winkel α in Grad (°), mittel abhängt.
um den die Schwingungsebene linear polarisierten Die spezifische Drehung unverdünnter Flüssigkei-
Lichts beim Durchgang durch die Lösung einer ten ergibt sich nach:
Substanz gedreht wird. Der Wert ist abhängig von α α
der Wellenlänge des linear polarisierten Lichts, der D =
[α] 20 = (Gl. 3)
ρ20 ⋅ l d 20
20 ⋅ l
Temperatur, der Schichtdicke der durchstrahlten
Probe und im Falle von Lösungen von der Konzen- α = Drehwinkel gemessen in Grad (°)
tration sowie dem Lösungsmittel (genau genommen ρ20 = Dichte der Flüssigkeit in g ∙ cm3
dem Brechungsindex des Lösungsmittels) und bei d 20
20
= relative Dichte der Flüssigkeit
wässrigen Lösungen auch dem pH-Wert. l = Schichtdicke der Küvette (1,00 dm)
Die Messung kann auch bei anderen Wellenlängen Helligkeit auf Teilflächen des Sichtbereichs ermit-
oder Temperaturen sowie Küvettenmaßen erfol- telt. Da das menschliche Auge maximale Dunkel-
gen. Abweichende Temperatur und Wellenlänge heit nur schwer einschätzen kann, arbeitet man mit
werden bei der spezifischen Drehung entsprechend der sog. Halbschattenmethode, bei der der Sichtbe-
25
angegeben, z. B. [α] 580 für die Messung bei 25 °C reich im Okular in Bereiche unterteilt ist, die auf
und der Wellenlänge von 580 nm. gleiche Helligkeit eingestellt werden. Dabei wird
ein zusätzliches Element in den Strahlengang ein-
gebracht, das die Ebene des im Polarisator erzeug-
Apparatur ten Lichts um einen bestimmten Winkel dreht, so-
dass dieser bei paralleler Stellung von Polarisator
Die Messung der optischen Drehung erfolgt im
und Analysator dunkler oder heller erscheint.
Prinzip mit zwei Polarisatoren, wobei der erste zur
Beim Halbschattenpolarimeter nach Laurent, das
Erzeugung des linear polarisierten Lichts und der
Grundlage vieler kommerzieller Geräte ist, wird
zweite als Analysator dient. Polarisiertes Licht
eine dünne Quarzplatte (Laurent-Platte, λ/2-Quarz-
kann aus polychromatischem Licht mit Hilfe von
platte) meist in der Mitte des Strahlengangs zwi-
Prismen, die aus optisch anisotropen Medien auf-
schen Polarisator und Probenküvette platziert, so-
gebaut sind, z. B. dem Nicolschen Prisma oder
dass im mittleren Bereich des Sichtfensters die Po-
dem Glan-Thomson-Prisma, sowie mit Polarisa-
larisationsebene des Lichts um einen zusätzlichen
tionsfiltern oder Polarisationsfolien erhalten wer-
Winkel verdreht ist und eine Dreiteilung mit heller
den. Als Lichtquelle dient eine Natriumdampflam-
oder dunkler Mitte beobachtet wird (Abb. 1).
pe, in kommerziellen Geräten häufig auch eine
Dreht man den Analysator so, dass der hellere Teil
LED-Leuchte unter Verwendung eines Filters zur
des Sichtbereichs dunkler wird, hellt sich der zu-
Erzeugung des monochromatischen Lichts von
vor dunklere Teil auf; bei Drehung des Analysators
589 nm. Meist liegen Polarisator und Analysator in
um 360 ° erscheinen dann die Bereiche des Sicht-
gekreuzter Stellung (um 90 °), in diesem Fall ge-
felds in zwei Stellungen gleich hell und in zwei
langt kein Licht zum Betrachter. Bringt man eine
Stellungen gleich dunkel. Die dunklere Halbschat-
optisch aktive Substanz zwischen den Polarisato-
tenstellung wird vom menschlichen Auge am bes-
ren ein, so fällt Licht durch den gekreuzten Analy-
ten wahrgenommen und daher zum Nullabgleich
sator, sodass dieser um einen anderen Winkel als
herangezogen. Wird eine optisch aktive Substanz
90 ° bzw. 270 ° gedreht werden muss, um den ein-
in die Probenküvette eingebracht, so hellen sich
fallenden Lichtstrahl auszublenden. Die Differenz
Bereiche des Sichtfelds in Abhängigkeit des
des Winkels zur ursprünglichen gekreuzten Stel-
Drehwinkels auf, die durch eine erneute Drehung
lung des Analysators entspricht der optischen Dre-
des Analysators kompensiert werden. Die Diffe-
hung der Probe. Alternativ kann auch mit parallel
renz der Winkel des Analysators zum Nullabgleich
ausgerichtetem Polarisator und Analysator gear-
entspricht der optischen Drehung der Probe. Die
beitet und die maximale Helligkeit zur Auswer-
Ablesegenauigkeit von Halbschattenpolarimetern
tung herangezogen werden.
liegt bei 0,1 bis 0,05 °.
Bei den einfachen, manuellen Halbschattenpola-
rimetern wird die optische Drehung mit Hilfe der
Grafik
Methoden der
Physik
Abb. 1: Schematischer Aufbau und Funktionsweise eines Halbschattenpolarimeters nach Laurent; bei paralleler
Stellung des Analysators A zum Polarisator P bzw. zum Bereich des Laurent-Plättchens Q erscheint der jeweils
andere Sichtfeldbereich dunkler. Nur wenn der Winkel des Analysators zur Schwingungsebene des Lichts von
Polarisator und Laurent-Plättchen gleich ist, erscheinen alle Sichtfeldbereiche gleich dunkel. Zur Auswertung
wird meist die Stellung des Analysators genutzt, bei der beide Strahlen maximal gesperrt werden und das Sicht-
feld somit maximal dunkel erscheint (untere Reihe ganz rechts).
Bei lichtelektrischen, automatischen Polarimetern quelle, welche die erforderliche Wellenlänge von
werden ein Polarisator und ein gekreuzter Analy- 589 nm oder eine andere in der Monographie vor-
sator eingesetzt. Die Helligkeit des Lichtstrahls geschriebene Wellenlänge liefert. Bei polychroma-
nach Durchgang durch die Probe wird mit Hilfe tischen Lichtquellen kann Licht der erforderlichen
einer Fotozelle gemessen und ein Elektromotor Wellenlänge mit Hilfe von Prismen oder Filtern er-
dreht den Analysator, bis wieder maximale Dun- zeugt werden. Obwohl die Wellenläge der Natrium-
kelheit erreicht ist. Die Anzeige des Drehwinkels linie 589,3 nm beträgt, schreibt das Arzneibuch
erfolgt in der Regel digital. Moderne Polarimeter 589 nm vor, da Licht dieser Wellenlänge bei Gerä-
verwenden einen zwischen Probenküvette und ten erhalten wird, die keine Natriumdampflampe
(fixiertem) Analysator platzierten Faraday-Modu- verwenden, was in kommerziellen Geräte meist
lator, um die durch eine optisch aktive Substanz der Fall ist. In der Regel wird mit einer 1,00-dm-
verursachte Drehung der Polarisationsebene des Küvette gearbeitet. Das Detektionssystem muss
Lichts zu kompensieren. Der Modulator besteht eine Ablesegenauigkeit von mindestens 0,01 ° zu-
aus einem von einer Magnetspule umgebenen lassen (sofern in der Monographie nichts anderes
Glasstab. Beim Anlegen einer Spannung wird die vorbeschrieben ist). Diese wird in der Regel nur
Ebene des durch den Stab geleiteten Lichtstrahls von lichtelektrischen Polarimetern erreicht. Das
in Abhängigkeit von der Höhe und Polarität der zur Temperierung verwendete System muss eine
Spannung gedreht. Die Regulation wird über die Ablesegenauigkeit der Temperatur von 0,1 °C er-
Lichtintensität gesteuert, die auf eine Fotozelle lauben und die Küvette auf ± 0,5 °C der anforder-
fällt, sodass die mechanische Steuerung des Ana- ten Temperatur (meist 20 °C) temperieren. Das
lysators nicht erforderlich ist. In modernen Gerä- Element kann im Gerät verbaut sein (z. B. ein
ten mit Faraday-Modulator kann eine Messunsi- Peltier-Element) oder die Temperierung kann mit
cherheit von ≤ 0,001° erreicht werden. Hilfe eines Umlaufkryostaten erfolgen.
Das Arzneibuch fordert zur Messung der optischen
Drehung Polarimeter mit einer geeigneten Licht-
Literatur
1) Rücker/Neugebauer/Willems.
Darreichungsformen
Allgemeine Angaben Die einzelnen Bereiche der Mundhöhle charakteri-
sieren erhebliche Unterschiede hinsichtlich des
Zubereitungen zur Anwendung in der Mundhöhle Resorptionsvermögens. Dieses ist abhängig von
haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung der Dicke und Keratinisierung der Schleimhaut
gewonnen, wenn auch die meisten Arzneimittel und dem Grad ihrer Durchblutung. Die sublingua-
nach wie vor peroral verabreicht werden. Sie wer- le Region hat die größte Durchlässigkeit für Arz-
den zur lokalen Therapie von Erkrankungen der neistoffe, eine etwas geringere hat die buccale. Der
Mundhöhle oder des Rachenraums eingesetzt; au- Gaumen ist am wenigsten durchlässig.
ßerdem eignet sich der Mund-Rachen-Raum – ins- Die Applikation von Wirkstoffen in der Mundhöh-
besondere bei buccaler oder sublingualer Applika- le kann in drei Kategorien1, 2), durch die Aufnah-
tion – zur Erzielung einer systemischen Wirkung men von Schmelzfilmen in vier Kategorien unter-
ohne Beeinflussung durch Magen-Darm-Trakt und teilt werden:
First-pass-Effekt in der Leber. – Lokale Applikation: Der Wirkstoff soll in der
Mundhöhle oder im Rachenraum freigesetzt
Die in dieser Monographie beschriebenen Schmelz-
werden, er kann seine Wirkung lokal in der
filme gehören zu den orodispersiblen Arzneifor-
Mundhöhle und im Rachenraum entfalten, oder
men. Einer der wichtigsten Anwendungsvorteile
er wird in der Mundhöhle resorbiert.
dieser Darreichungsformen ist, dass sie in der
– Sublinguale Applikation: Der Wirkstoff gelangt
Mundhöhle innerhalb von Sekunden zerfallen, also
über die Schleimhaut des Zungenuntergrundes
nicht als Ganzes geschluckt werden müssen und
zur Resorption und entfaltet eine systemische
ohne Wasser eingenommen werden können. Damit
Wirkung. Die relativ permeable und gut durch-
sind sie eine ideale Arzneiform insbesondere für
blutete Schleimhaut unter der Zunge ist ein
unterwegs, für Kinder, Ältere und Patienten mit
günstiger Applikationsort für Arzneistoffe, die
Schluckbeschwerden.
schnell resorbierbar sind und rasch wirken sol-
Zur Anatomie und Physiologie der Mundhöhle len. Für Applikationssysteme mit verlängerter
siehe Lit.1–3). Die die Mundhöhle auskleidende Wirkstofffreisetzung ist die sublinguale Appli-
Schleimhaut besteht aus mehreren unterschiedlich kation nicht geeignet, da durch den ständigen
aufgebauten Gewebeschichten (mehrschichtiges, Speichelfluss keine immobile Mucusschicht zur
unverhorntes Plattenepithel). Die oberste Schicht Fixierung einer Arzneiform vorhanden ist.
ist eine aus mehreren Zelllagen bestehende, etwa – Buccale Applikation: Durch transmukosale Re-
0,2 bis 0,6 mm dicke Deckschicht. Die Zellen ih- sorption aus der Backentasche soll eine systemi-
rer untersten Zelllage (Basalschicht) befinden sich sche Wirkung erzielt werden. Die buccale
ständig in Teilung. Sie wandern zur Oberfläche Schleimhaut ist zwar weniger durchlässig als die
und verändern sich dabei. Nach ein bis zwei Wo- sublinguale, sie ist aber von einer relativ immobi-
chen sind die Epithelzellen an der Oberfläche ab- len Mucusschicht bedeckt und der Speichelfluss
geschilfert und werden von Zellen aus der Basal- ist in dieser Region geringer. Das macht die buc-
schicht ersetzt. Auf diese Weise erneuert sich die cale Applikation für Arzneiformen, die ein Haften
Schleimhaut kontinuierlich. Unter der Basalzell- am Freigabeort erfordern, geeigneter.
schicht folgt die Lamina propria aus relativ locke- – Als alternative perorale Darreichungsform,
rem Bindegewebe mit Blutgefäßen, Nerven und durch die die Einnahme und das Schlucken von
Zellen des Immunsystems; außerdem sind hier die großen Darreichungsformen wie Tabletten oder
Endstücke der Speicheldrüsen lokalisiert. Kapseln vermieden werden kann.
mikrobiell anfällige Zubereitungen benötigt. Wer- den Produkte mit hauptsächlich therapeutischen,
den sie eingesetzt, müssen neben der Kompatibili- daneben auch kosmetischen Funktionen bezeich-
tät mit allen weiteren Bestandteilen auch die pH- net. Sie dienen vorwiegend der Prophylaxe von
Optima sowie der Geschmack der verwendeten Zahn- und Zahnfleischerkrankungen wie Karies,
Substanzen beachtet werden. Gingivitis und Parodontitis und der Beseitigung
Darreichungsformen
oder Überdeckung von Mundgeruch. Darüber hin-
aus werden sie auch zur Therapie von Erkrankun-
Gurgellösungen gen der Mundschleimhaut eingesetzt, beispiels-
weise bei Mukositis (Stomatitis) nach Chemothe-
Gurgellösungen wirken in der Regel an anderen rapie und Bestrahlung13).
Zielorten als Mundwässer, teilen jedoch mit diesen
viele Gemeinsamkeiten; einige Handelspräparate Im DAC werden unter „Mundspülungen“ mehrere
sind daher auch als Gurgel- und Mundwässer de- Mukositis-Zubereitungen beschrieben und disku-
klariert. Gurgellösungen dienen zur Prophylaxe tiert12).
oder Behandlung von Entzündungen des Rachen- Neuere Mundwässer und Mundspüllösungen ent-
raums während Mundwässer bei ihrer Anwendung halten als antiseptische Wirkstoffe gegen Plaque-
in Kontakt mit der Mundschleimhaut und den Bakterien z. B. Cetylpyridiniumchlorid, Chlor-
Zahnoberflächen treten. hexidin, Hexetidine, als Wirkstoffe gegen Zahn-
steinbildung spezielle Zinkverbindungen und als
Wirkstoffe zur Remineralisierung des Zahnes Flu-
Mundwässer oride und Fluorid-abspaltende Verbindungen10, 11).
Der Begriff „Mundwässer“10, 11) wird meist für Darüber hinaus können Harze, Adstringenzien
Produkte verwendet, die im Rahmen der Mundhy- (z. B. Aluminiumlactat oder Zinksalze) sowie
giene sowohl kosmetische als auch therapeutische Zahnfleisch und Mundschleimhaut pflegende Sub-
Funktionen erfüllen. Aromatisierte Mundwässer stanzen (α-Bisabolol, Vitamin A, Salbei u. a.) ent-
waren in der Vergangenheit lediglich zur Erfri- halten sein11).
schung des Mund- und Rachenraums und zur Ver- Die heute verwendeten Mundwässer10, 11) sind ge-
besserung des Mundgeruchs konzipiert; heute wer- brauchsfertige, wässrige, oft eingefärbte, meist
den auch Formulierungen angeboten, die Teilauf- auch Ethanol- und/oder 2-Propanol-haltige Lösun-
gaben der Zahnpflege übernehmen. gen. Zusätzlich zu den Wirkstoffen enthalten sie
Mundwässer im engeren Sinne sind konzentrierte Hilfsstoffe, die für die Formulierung und den Er-
Ethanol-, 2-Propanol- und/oder 1,2-Propandiol- halt der Wirkstoffaktivität im Vehikel erforderlich
haltige Lösungen, die in der Regel vor der Anwen- sind. Feuchthaltemittel (z. B. Glycerol, Sorbitol,
dung mit Wasser verdünnt werden. Mundwässer in Xylitol) verhindern ein Austrocknen der Mund-
ihrer einfachsten Form enthalten hauptsächlich spüllösungen, besonders am Flaschenverschluss
ätherische Öle und Aromastoffe zur Erfrischung während der Lagerung, und geben ihnen „Körper“.
des Mund- und Rachenraums und zur Bekämpfung Schaummittel oder Tenside werden bis ca. 1 %
von Mundgeruch. Aromaöle werden in Konzentra- zur Solubilisierung der Aroma- und Wirkstoffe
tionen bis ca. 5 % in Mundwasserkonzentraten und verwendet. Da die Tenside in der Mundhöhle auch
bis zu 0,5 % in gebrauchsfertigen Mundwässern verschluckt werden können, müssen sie schleim-
eingesetzt. Für die häufig verwendeten Pfeffer- hautverträglich, toxikologisch unbedenklich und
minzöle aus Mentha piperita oder M. arvensis ist geschmacksneutral sein. Toxikologisch und kli-
der hohe Mentholgehalt typisch, der eine kühlende nisch geprüft und als unbedenklich eingestuft ist
Frische vermittelt11). Gebrauchsfertige Lösungen das in Zahnpflegemitteln weltweit verwendete
werden ebenfalls gelegentlich Mundwässer ge- Natriumlaurylsulfat. Daneben werden nichtioni-
nannt, aber meist zur Differenzierung als Mund- sche Tenside wie Polysorbate [z. B. Polyoxy-
spüllösungen bezeichnet. ethylen(20)sorbitanmonolaurat], Polyethylengly-
Die Ph. Eur. macht allerdings von dieser Unter- col-Derivate von hydriertem Rizinusöl (z. B. PEG-
scheidung keinen Gebrauch. Das NRF spricht von 40 Hydrogenated Castor Oil) oder Poly(oxypro-
Mundspülungen12). Als Mundspüllösungen10) wer- pylen)-poly(oxyethylen)-Blockpolymere (Pluro-
nics®) eingesetzt. Der Zusatz von Konservierungs- Eugenol, Vitamin A und Pflanzenextrakte aus
mitteln und antimikrobiell wirksamen Stoffen sollte Aloe, Arnika, Calendula, Hamamelis, Myrrhe,
zum Schutz des Verbrauchers auf ein Minimum be- Rosmarin und Salbei. Gerbstoffe in den Pflanzen-
schränkt werden. Am häufigsten werden die Ester extrakten oder auch adstringierende Stoffe wie
der p-Hydroxybenzoesäure, Sorbinsäure oder Ben- Aluminiumlactat sind ebenfalls an der entzün-
zoesäure und ihre Salze eingesetzt. Ein gebräuchli- dungshemmenden Wirkung beteiligt11).
ches Süßungsmittel für Zahn- und Mundpflegemit-
tel ist das Natriumsalz des Saccharins, es ist im Ge-
gensatz zu Zucker nicht kariogen. Zum Färben von Lösungen und Suspensionen
Mundspüllösungen kommen nur wasserlösliche or- zur Anwendung in der Mund-
ganische Farbstoffe wie Patentblau V, Chinolingelb
und Cochenillerot zum Einsatz10). höhle
Den oralen Wirkstofflösungen oder Suspensionen
wird eine Reihe von Hilfsstoffen zugesetzt, welche
Lösungen zur Anwendung am die Löslichkeit, den Geschmack und die Applika-
Zahnfleisch tion verbessern sowie die Haltbarkeit gewährleis-
ten.
Die Mundhöhle ist natürlicherweise von Mikroor-
ganismen bevölkert. Bakterien können sich aber an Die meist wasserhaltigen, flüssigen, oralen Arznei-
Oberflächen von Zähnen anheften, wodurch der formen sind anfällig für mikrobielle Kontamina-
Plaquebildung Vorschub geleistet wird. Plaque ist tion. Um die Präparate während Lagerung und Ver-
die Hauptursache von Zahnfleischreizungen und brauch vor dem Verderb zu schützen, müssen sie
Entzündungen. Plaque-Bakterien geben neben konserviert werden. Dabei können einzelne Aro-
Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und Karies mastoffe mit antibakteriellen Eigenschaften unter-
verursachen, auch Stoffwechselprodukte ab, die in stützend wirken6). Einschlussverbindungen mit
den Zahnfleischsaum eindringen und zu Irritatio- Cyclodextrinen zur Löslichkeitsverbesserung, Ge-
nen führen. Diese äußern sich in Schwellungen, schmacksüberdeckung und Stabilisierung sind be-
Rötungen bis hin zu Blutungen des Zahnfleisches schrieben.
und schließlich im enzymatischen Abbau des Bin- Gewisse Bedeutung hat auch die Solubilisierung
degewebes zwischen Zähnen und Zahnfleisch. Ei- mittels Tensiden.
ne ungezielte Behandlung der gesamten Mundhöh- Liegt der optimale Wirkungsbereich einer Sub-
le mit Antibiotika würde das „Biotop Mundhöhle“ stanz in einem bestimmten pH-Bereich, bei Nysta-
negativ beeinflussen, da neben pathogenen Kei- tin-Suspensionen beispielsweise bei pH 4 bis 6,
men auch die physiologische Mundflora zerstört sollte dieser, wenn mit Stabilität und Verträglich-
werden könnte. Mit Applikatoren können Lösun- keit vereinbar, durch Pufferung eingestellt werden.
gen oder halbfeste Zubereitungen gezielt auf Lokal anzuwendende Nystatin- oder Amphoteri-
begrenzte Bereiche des Zahnfleisches appliziert cin-B-haltige Suspensionen spielen bei der Be-
werden, wodurch lokal eine höhere Wirkstoffkon- handlung von Mundsoor (z. B. Nystatin Lederle®,
zentration, insbesondere in Zahnfleischtaschen, Ampho-Moronal®) eine Rolle. Die betroffenen
erreicht werden kann. Untersuchungen zur Sen- Partien sollten dabei möglichst lange mit dem
kung der Postextraktions-Bakteriämie zeigten, Wirkstoff in Berührung kommen. Neben Suspensi-
dass Mundspülungen die subgingivale Plaque nur onen sind Lutschtabletten geeignet, die im Mund
unzureichend erreichen, während dies bei geziel- zergehen und so lange auf die befallenen Stellen
tem Aufsprühen möglich war14). Durch den Einsatz einwirken können3).
von Gelen und Pasten kann die Haftfähigkeit der
Zubereitung und dadurch ihre Verweil- und Ein-
wirkungsdauer erhöht werden. Ergänzend zu der Halbfeste Zubereitungen zur
sorgfältigen Reinigung als bestem Zahnfleisch-
schutz können entzündungshemmende Stoffe ein- Anwendung in der Mundhöhle
gesetzt werden. Es sind dies u. a. Wirkstoffe der Halbfeste Zubereitungen werden hauptsächlich in
Kamille wie Bisabolol und Chamazulen, außerdem Form von hydrophilen Gelen und Pasten als Pro-
Pflanzliche
Drogen
Allgemeine Angaben um durch rasche und schonende Destillation zu ei-
ner guten Qualität zu kommen.
In der Ph. Eur. 9.5 wurden die Identitätsprüfun-
Heutzutage werden im Wesentlichen zwei Qualitä-
gen A (DC) und B (GC) sowie die Reinheitsprü-
ten gehandelt, Lavendelöl 40/42 (Mont Blanc, bas
fung „Chromatographisches Profil“ modifiziert.
titrage) und das teurere Lavendelöl 50/52 (Bareme,
Die Ph. Eur. beschreibt auch Lavendelblüten und haut titrage); die Zahlen bezeichnen den Esterge-
Speiköl (Lavandula latifolia); siehe auch die zu- halt.
gehörigen Kommentare.
Produktionsstätten liegen in Südfrankreich, auch
in Norditalien, auf der Iberischen Halbinsel, dem
Definition Balkan und in Osteuropa. Echte Lavendelöle sind
teuer und werden häufig verfälscht1), vorzugsweise
Stammpflanze: Siehe den Kommentar zu Laven- mit dem wesentlich billigeren Lavandinöl (aus
delblüten (Ph. Eur.). L. x intermedia Emeric ex Loisel., siehe unter „In-
haltsstoffe“ und den Kommentar zu Lavendelblü-
Gewinnung: Zur Gewinnung des Öls werden die ten, Ph. Eur.) oder mit acetyliertem Lavandinöl.
Blüten und die oberen Stängelteile zur Blütezeit Auch werden andere natürliche Öle mit hohem Li-
geerntet, möglichst bei Sonnenschein, um trockene nalylacetat- oder Linaloolgehalt zugemischt (z. B.
Ware zu erhalten. Das Pflanzenmaterial wird un- das Japanische Shiuöl und Petitgrainöl) oder auch
mittelbar danach einer Wasserdampfdestillation synthetisches oder semisynthetisches Linalool und
mit separat erzeugtem Wasserdampf unterworfen, Linalylacetat.
Grafik
Lavandulol und α-Terpineol (steigende Reten- wichtige Rolle spielt (siehe unter „Inhaltsstoffe“),
tionszeit). Bei anderen ätherischen Ölen wer- wäre es sinnvoll, zusätzlich zu prüfen, ob sich dem
den im Rahmen der Identitätsprüfung keine Cineol-Peak nicht auch ein β-Phellandren-Peak
Pflanzliche
Drogen
quantitativen Forderungen gestellt, sondern nur überlagert, was häufig vorkommt; β-Phellandren
die Identifizierung der charakteristischen Peaks ist in fast allen ätherischen Ölen enthalten.
vorgenommen. Der große Vorteil der GC ist, dass sie auch eine
simultane quantitative Bestimmung aller Ölkom-
Prüfung auf Reinheit ponenten erlaubt. Sie erfolgt durch Peakflächen-
ermittlung und Normalisierung der Peakflächen
Optische Drehung: Obwohl Linalylacetat (1) und (100-%-Methode). Die Peak-Identifizierung wird
Linalool (2) im Lavendelöl jeweils in hoher Kon- durch das mitgelieferte Chromatogramm des Refe-
zentration und in hoher Enantiomerenreinheit vor- renzöls (Lavendelöl HRS) vorgenommen.
kommen [(R)-Linalylacetat > 98 %; (R)-(−)-Lina-
Die Auswahl der quantitativ zu bestimmenden Öl-
lool > 94 %4, 5)], ist der Drehwert des Öls mit
komponenten ist sinnvoll; die meisten sind im Öl
−12,5 bis − 7 ° eher niedrig. Dies hängt damit zu-
mit über 1 % enthalten. Die Zuordnung von La-
sammen, dass das optische Drehvermögen der bei-
vandulylacetat und Lavandulol (mindestens 0,2 %
den Enantiomere gering ist im Vergleich etwa zu
bzw. 0,1 %) ist etwas problematisch, da es sich um
dem anderer Terpene, z. B. den Enantiomeren von
sehr kleine Peaks handelt, an deren Stelle im
Carvon und Limonen. Damit kommt dieser Prü-
Chromatogramm auch andere Spurenkomponenten
fung auch keine sehr große Bedeutung für die Er-
des Öls einen Peak erzeugen könnten. Dies müsste
kennung von Verschnitten zu. Etwaige Zumi-
eigentlich mittels Massenspektrometrie (GC/MS-
schungen von racemischen Gemischen oder von
Kopplung) jeweils zuverlässig abgeklärt werden.
reinen (S)-(+)-Enantiomeren von Linalylacetat
Die beiden Substanzen sind aber für das Echte La-
oder Linalool wirken sich deshalb nur gering auf
vendelöl charakteristisch und wurden deshalb mit
den Drehwert des Öls aus.
aufgenommen.
Säurezahl: Die Bestimmung der Säurezahl wird Chirale Reinheit: Diese Reinheitsprüfung für Li-
in den Arzneibüchern nur bei wenigen ätherischen nalylacetat (1) und Linalool (2) ist eine Qualitäts-
Ölen gefordert. Sie muss normalerweise unter 1,0 prüfung, bei der die enantioselektive GC eigesetzt
liegen. Bei esterhaltigen Ölen (also auch bei La- wird; sie ist bei Lavendelöl besonders wichtig, da
vendelöl) könnten durch unsachgemäße Behand- es als teures Öl häufig verfälscht wird (siehe unter
lung die Ester hydrolysieren und die dabei frei „Gewinnung“). Untersuchungen an Labor-destil-
werdende Säure die Säurezahl des Öls erhöhen, lierten Ölen und Handelsölen mit multidimensio-
was der Ölqualität abträglich wäre. Früher war für naler GC haben gezeigt, dass an der Enantiome-
Lavendelöl ein höherer Wert von höchstens 2,0 renreinheit von Linalylacetat und Linalool mögli-
zugelassen, mittlerweile wurde er wie bei den an- che Verfälschungen erkannt werden können1, 11).
deren ätherischen Ölen auf höchstens 1,0 abge- Ein Beurteilungsschema auf Basis der Enantiome-
senkt. Dies entspricht, umgerechnet auf Essigsäu- renreinheit wird wie folgt vorgeschlagen11):
re, einem Säuregehalt von 0,1 %10).
– authentisch: (R)-(−)-Linalylacetat (−LA)
Chromatographisches Profil: Eine Kapillarsäule > 98 %, (R)-(−)-Linalool (−L) > 94 %
von 60 m Länge erfüllt alle Anforderungen an die – verdächtig: – LA 98 bis 95 % und − L 94 bis 85 %
Trennung kritischer Komponentenpaare. Dies sind – verfälschst: – LA < 95 % und −L < 85 %
im Lavendelöl Linalool (2) und Linalylacetat (1) Gemessen an diesen Vorgaben ist die Anforderung
sowie α-Terpineol und Lavandulol sowie Terpinen- des Arzneibuchs in Bezug auf die chirale Reinheit
4-ol und Lavandulylacetat. Letztere dienen zur des Linalylacetats sehr hoch, in Bezug auf Lina-
Überprüfung des Trennsystems, sie müssen mit lool etwas geringer. Die stationäre Phase für diese
einer Auflösung von 1,4 fast bis zur Basislinie ge- Prüfung ist nicht genau vorgegeben, gefordert wird
trennt sein (Basislinientrennung 1,5). Da bei der nur eine modifizierte β-Cyclodextrin-Phase. Sie
Abgrenzung von Lavendelöl gegenüber dem billi- muss in jedem Fall die Enantiomere des Linalyl-
geren Lavandinöl der Gehalt an 1,8-Cineol (7) eine acetats und des Linalools – beide werden in der
Referenzlösung als Isomerengemisch eingesetzt – nung „BGB-174“ vertrieben wird, oder die modi-
trennen können und eine Abtrennung von Borneol fizierte β-Cyclodextrin-Phase der Lit.11).
möglich machen, weswegen der Referenzlösung E. Stahl-Biskup
auch Borneol zugesetzt wird. So kommt z. B. die
Säule aus Lit.1) in Betracht, die unter der Bezeich-
Homöopathische
Zubereitungen
homoeopathicas
Grafik
lösen mit Wasser extrahiert, der Extrakt auf dern die Fluoreszenz jedoch nicht. Zuletzt wird
Kieselgel getrennt. Naphtholgelb (Martiusgelb, die DC mit Anisaldehyd-Reagenz, einem Uni-
nicht Naphtholgelb S!) und Sudanrot werden versalreagenz, besprüht. Nach dem Erhitzen
als Referenzsubstanzen aufgetragen; sie sind der DC-Platte erkennt man die ursprünglich
nicht in der Droge enthalten, sondern dienen gelben Zonen der Crocine als blaugrüne bis vi-
nur zur Lokalisation der Zonen auf der DC- olettblaue Zonen (Bildung von Triphenyl-
Platte. Da die Crocine leuchtend gelbe Zonen methanfarbstoffen; die Farben können variie-
bilden, wird die DC-Platte zunächst im Tages- ren). Die unter dem UV-Licht fluoreszenz-
licht ausgewertet. Unterhalb der Naphtholgelb- mindernde Zone des Picrocrocins färbt sich
Zone sind drei Crocine sehr deutlich zu erken- deutlich rot- bis rotviolett, wechselt jedoch
nen (RF 0,08; 0,25; 0,42). Die tabellarische Ab- nach einiger Zeit die Farbe nach blau. Safranal
bildung in der Ph. Eur. benennt nur die unterste lässt sich nur schwach blau anfärben. Weitere
und zugleich stärkste Zone als Crocin. Dabei blaue Zonen sind zu erkennen, vor allem nahe
handelt es sich um A-Crocin (2), das aufgrund der Front. Farbige Abbildungen finden sich in
der beiden Disaccharidreste das polarste Cro- Lit.5).
cin ist. Auch oberhalb der Naphtholgelb-Zone E. Es ist nicht bekannt, welche Substanzen mit
können noch zwei gelbe Crocine (RF 0,55; Diphenylboryloxyethylamin („Naturstoffre-
0,70) zu erkennen sein, die in der Abbildung agenz“) erfasst werden. Auf dem Filterpapier
der Ph. Eur. nicht eingezeichnet sind. Crocetin ist die Probe nicht immer eindeutig. Besprüht
(1), die freie Säure, liegt mit seiner gelben man eine mit der Methode C hergestellte DC-
Zone ungefähr auf der Höhe der Sudanrot- Platte mit Naturstoffreagenz, erhält man eine
Zone, ist aber kaum zu erkennen. fluoreszierende Zone ungefähr in der Mitte der
Danach wird die DC-Platte unter UV-Licht bei Platte (RF 0,45).
254 nm betrachtet. Damit lassen sich auf der
Höhe der Zonen von Naphtholgelb und Sudan- Andere Identitätsprüfungen: Die Crocine (2 bis
rot deutlich fluoreszenzmindernde Zonen er- 6), Crocetin, Picrocrocin und die cis-Crocine (Um-
kennen. Erstere (RF 0,53) wird in Lit.4) dem lagerungsprodukte der Crocine) lassen sich mittels
Picrocrocin (7) zugeordnet; die obere Zone HPLC nachweisen und quantitativ bestimmen; da-
dem Safranal (8; RF 0,88). Die gelben Zonen für kann entweder eine RP-18-Phase (2,5 μm) oder
der Crocine sind zwar zu erkennen, sie min- eine monolithische RP-18-Phase verwendet wer-
den6). Eine GC-MS-Methode ermöglicht den im sichtbaren Bereich bei einer Wellenlänge von
Nachweis und die Quantifizierung der flüchtigen 440 nm vermessen. Wird der geforderte Grenzwert
Homöopathische
Zubereitungen
Komponenten6). nicht erreicht, könnten Narbenschenkel anderer
Crocus-Arten zugemischt sein, die kaum Farbstoffe
enthalten, z. B. die von C. albiflorum, C. speciosus
Prüfung auf Reinheit oder von C. variegatus. Makroskopisch und mi-
Färbevermögen: Mit Wasser werden die wasser- kroskopisch lässt sich dies nur schwer erkennen.
löslichen Crocine aus der Droge extrahiert und die
Farbintensität der Lösung spektralphotometrisch E. Stahl-Biskup
Die Ph. Eur. führt auch das Hydrochlorid und Darstellung: Siehe den Kommentar zu Codein-
– ebenso wie die USP, JAP und INTERN – das phosphat-Hemihydrat (Ph. Eur.).
Codeinphosphat-Hemihydrat auf. Die USP be-
schreibt außerdem das Sulfat. Stabilität/Lagerung: Siehe den Kommentar zu
In der Ph. Eur. 9.5 wurde der Titel der Monographie Codeinphosphat-Hemihydrat (Ph. Eur.).
geändert, um den Hydratationsgrad anzugeben, so- Unverträglichkeiten: Bromid, Iodid
wie die HPLC-Methode der Prüfung auf verwandte
Substanzen durch ein UHPLC-Verfahren ersetzt, Synonyme: 3-Methylmorphin, Morphin-3-methyl-
das weitere, neu in die Transparenzliste aufgenom- ether
mene Verunreinigungen erfasst. Die Prüfung des
Trocknungsverlusts ist nun Teil der Identifikation Arzneibuchnamen: Codeine (USP), Codeine
der Substanz. Außerdem wurde die Farbindikator- Monohydrate (INTERN)
Grafik
Abb. 1: IR-Spektrum von Codein-Monohydrat in KBr (1,16 mg in 212 mg; Substanz ca. 15 h bei 105 °C getrocknet)
Grafik
G. Scriba
Pharmakologische
Eigenschaften
Siehe den Kommentar zu Codeinphosphat-
Hemihydrat (Ph. Eur.).
Literatur
1) B. van Bockstael et al., Ann. Pharm. Franc. 49,
272–277 (1991). 2) N. R. Ayyangar, S. R. Bhide,
U. R. Kalkote, J. Chromatogr. 519, 250–255 (1990).
5)
= etwa 1170 bis 1290) . (−)-Pimobendan schmilzt
das rechtsdrehende Enantiomer1, 2). Das Arznei-
buch beschreibt das Racemat. bei etwa 162 °C unter Zersetzung, der Drehwert be-
D = − 324,6 ° (c = 1; Methanol)
trägt [α] 25 4)
Aufgrund der ausschließlichen Anwendung am
Tier wurde mit der Ph. Eur. 9.5 der Titel der Mo- 1 g Pimobendan löst sich in etwa 5 ml Dimethyl-
nographie geändert und die Grenzwerte der ver- formamid, 400 ml Methanol, 700 ml Aceton und
wandten Substanzen angepasst. 4000 ml Chloroform5). Die Substanz ist praktisch
unlöslich in Wasser.
CAS-Nr.: 74150–27–9 (Racemat)
118428–37–8 [(−)-Pimobendan]
118428–27–9 [(+)-Pimobendan] Prüfung auf Identität
PubChem-Nr.: CID 4823 Vgl. Abb. 1.
Eigenschaften Gehaltsbestimmung
Pimobendan (6) ist ein weißes bis schwach gelbli- Bei der Titration im wasserfreien Milieu mit
ches Pulver. Die Substanz schmilzt unter Zerset- Perchlorsäure unter potentiometrischer Endpunkt-
zung bei 239 bis 244 °C. Pimobendanhydrochlorid anzeige wird vermutlich der Imidazol-Stickstoff in
schmilzt bei 311 bis 314 °C unter Zersetzung3). Position 3 protoniert.
Grafik
Grafik
Grafik
P
Abb. 1: IR-Spektrum von Pimobendan in KBr (0,875 mg in 200 mg)